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Full text of "Herpetologia europaea; eine systematische Bearbeitung der Amphibien und Reptilien welche bisher in Europa aufgefunden sind"

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FOR EDVCATION 
FOR SCIENCE 


LIBRARY 
OF 


THE AMERICAN MUSEUM 
OF 


NATURAL HISTORY 

















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Herpetologia europaea 


Eine systematische Bearbeitung der 
Amphibien und Reptilien 


welche bisher in Europa aufgefunden sind 


Von 


Dr. Egid Schreiber 


k. k. Schulrat in Görz 
Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage 


Mit 188 in den Text eingedruckten Holzschnitten 





Jena 


Verlag von Gustav Fischer 
1912 








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Von E. Dacque in München. 
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von La: n. (Geologis und paläontologische Abhan ungen. Heraus- 
on E. Koken. Suppl.-Bd. 1.) 19071908. _ Preis: 160 Mark. 
fahallavorseichnis Bones ik Beh ante Bun 2. Be- 
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 schriebenen Arten. Anhang: Einzelaufzählung des Materials. Kay 4. Rekonskal 


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re . Bi Ba.1IT], Heft2.) 1896. Preis: 9 Mark. 


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päischen Dinosaurier der Dalin ter sich. Kap. 6. Vergleichung der triassischen 
und der jüngeren Theropoden. “Rn. 7. Das Verhältnis der Theropoden zu den 
Sauropoden. Ei 8. Das allais der Theropoden zu den Orthopoden. B: 
Die Beziehungen der Dinosaurier zu anderen Reptilien. Kap. 10. Die Entw ck- 






_ lung der Dinosaurier. Verzeichnis der benutzten Literatur. 


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Bad. vi. “Hertt) 1 02. IE ne Preise 24 Mark 


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| Zeitschrift für Natur- 
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t SB m, 1896. Brain, 
(Pelias berus Merr.). 
| | Teil I: Die Entwick- 
urche bis, zum Schlusse des Aue ‚Von 
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Eine systematische Bearbeitung der Amphibien und Reptilien, 
welche bisher in Europa aufgefunden sind 


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Eine systematische Bearbeitung der Er | | 
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welche bisher in Europa aufgefunden sind 


Von 


Dr. Egid Schreiber 


k. k. Schulrat in Görz 
Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage 


Mit 188 in den Text eingedruckten Holzschnitten 





Jena 


Verlag von Gustav Fischer 
1912 


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Vorrede zur ersten Auflage. 


Obwohl die herpetologische Literatur heutzutage bereits ein ziem- 
lich reiches Material darstellt, so fehlt es doch bisher an einem 
Werke, welches die europäischen Amphibien und Reptilien ausschließ- 
lich und in eingehender Weise behandelt, und während in den anderen 
Gebieten der Zoologie fast durchgängig jedermann leicht zngängliche 
monographische und faunistische Bearbeitungen vorhanden sind, ist 
die auf Kriechtiere und Lurche bezügliche Literatur in einer solchen 
Menge von größeren und kleineren Werken, Spezialabhandlungen 
und Reisebeschreibungen zerstreut, daß eine schon ziemlich ansehn- 
liche Bibliothek dazu gehört, will man nur die zur Bestimmung der 
europäischen Tiere der genannten Klassen nötigen Behelfe gehörig bei- 
sammen haben. Die Beschaffung so ausgedehnter literarischer Hilfs- 
mittel ist aber teils wegen der Kostspieligkeit, teils wegen der Ent- 
fernung von größeren Bibliotheken nur den wenigsten möglich, ab- 
gesehen davon, daß gerade die wichtigsten dieser Quellen nicht ın 
unserer Muttersprache geschrieben und dadurch auch nicht immer 
jedermann zugänglich sind. Daher mag es auch kommen, daß die 
Beschäftigung mit Herpetologie sich im allgemeinen noch keiner so 
weiten Verbreitung erfreut, wie sie es der Natur der Sache nach 
wohl verdiente, da gewiß schon mancher, der sich vielleicht mit 
lebhaftem Interesse den hieher gehörigen Tieren zuwandte, die Sache 
schon in den ersten Anfängen wieder aufgeben mußte, weil er die 
Unmöglichkeit einsah, mit den ihm zu Gebote stehenden Hilfsmitteln 
mitunter selbst die allergewöhnlichsten Vorkommnisse scharf und 
sicher — wenn überhaupt — bestimmen zu können. 

In Anbetracht dieser Umstände habe ich es unternommen, die 
. bisher in Europa beobachteten Amphibien und Reptilien in einer be- 
sonderen Bearbeitung zusammenzustellen. Obwohl schon seit Jahren 
mit dem Studium der Herpetologie beschäftigt, ward mir die endliche 
Ausführung dieser Arbeit namentlich dadurch ermöglicht, daß mir 
die reichhaltigen Sammlungen des kaiserl. zoologischen Kabinettes 
in Wien in liberalster Weise zur Verfügung gestellt wurden, und kann 


VI Vorrede. 


ich im Namen der Wissenschaft nicht umhin, hiefür sowohl dem 
Direktor, Herrn Regierungsrat Dr. Redtenbacher, wie nicht ' 
minder dem Custos, Herrn Dr. Alois Rogenhofer, meinen 
wärmsten Dank öffentlich auszusprechen; da ich dabei zugleich 
durch freundliche Zusendungen und Mitteilungen meiner Korrespon- 
denten aus den verschiedensten Teilen Europas unterstützt wurde, 
so sah ich mich dadurch in die Lage versetzt, mit wenigen Aus- 
nahmen fast alle unserer Fauna angehörenden Kriechtiere und Lurche 
in einer solchen Anzahl in Natura zu untersuchen, daß ich ein zur 
ersprießlichen Durchführung des mir vorgesetzten Zweckes hin- 
reichendes Material zusammenbrachte. 

Die Hauptaufgabe, die ich mir in dieser Arbeit gestellt habe, 
liegt teilweise bereits in dem oben Gesagten ausgesprochen; es soll 
dieselbe die Bestimmung aller bisher in Europa aufgefundenen Am- 
phibien und Reptilien in einer leichten und sicheren Weise ermög- 
lichen und nicht nur den Anfänger in das Studium der Herpetologie 
einführen, sondern auch dem Fachmanne in zweifelhaften Fällen als 
Nachschlagebuch dienen. Es war daher vor allem mein Augenmerk 
darauf gerichtet, die einzelnen Gattungen und Arten durch möglichst 
scharfe und hervortretende Merkmale festzustellen, ein Umstand, der 
mir von um so größerer Bedeutung erschien, als in vielen Werken 
darauf nur allzu wenig Gewicht gelegt wird, indem die daselbst an- 
geführten Charaktere entweder dadurch, daß sie zu allgemeiner Natur 
sind oder aber nur auf minder hervortretenden Eigenschaften und 
Merkmale gegründet erscheinen, eine sichere und genaue Bestimmung 
ungemein erschweren. Daher habe ich auch bei den Reptilien haupt- 
sächlich auf die Bedeckungen des Körpers Rücksicht genommen, 
weil die davon hergenommenen Kennzeichen, unter gehöriger Be- 
achtung ihrer manchmal vorkommenden Veränderlichkeit, in den 
meisten Fällen hinreichende und leicht sichtbare Anhaltspunkte 
bieten, um dadurch die Bestimmung mit der gehörigen Schärfe und 
Leichtigkeit zu erreichen; aus eben dem Grunde räumte ich auch 
der in vielen Werken fast allein zur Einteilung benutzten Bezahnung 
nur eine sehr untergeordnete Rolle ein, da dieselbe als praktisches 
Bestimmungsmittel nur selten zu verwenden ist, indem die darauf 
gegründeten Unterscheidungen wegen der Kleinheit der Zähne häufig 
nur an gut macerierten Schädeln beobachtet werden können. Die 
größtenteils nach der Natur von mir selbst gefertigten, dem Texte 
beigegebenen Zeichnungen dürfen endlich auch mit dazu beitragen, 
die Kenntnis der einzelnen Formen zu fördern und zu erleichtern, 
sowie anderseits die am Ende jedes einzelnen Abschnittes über die 
geographische Verbreitung durchgeführten Auseinandersetzungen auf 


Vorrede. VII 


manche bisher nicht beachtete Verhältnisse in der Verteilung der 
hieher gehörigen Tiere aufmerksam machen und als ein Erstlings- 
versuch einer herpetologischen Geographie unseres Weltteiles selbst 
in weiteren wissenschaftlichen Kreisen nicht ohne Interesse sein 
dürften. 

Was nun die Lösung der mir gestellten Aufgabe betrifft, so 
habe ich es an redlicher Bemühung nicht fehlen lassen, dieselbe nach 
meinem besten Können und Wissen zu vollführen, und wenn noch 
manches hie und da mangelhaft, oder unvollständig erscheint, so mag 
dies mehr in der Natur der Sache, als in Fahrlässigkeit von meiner 
Seite gelegen sein. Denn trotz der geringen Zahl der hier abzuhan- 
delnden Arten wird der Fachmann die Schwierigkeit einer derartigen 
Arbeit nicht verkennen. Schon der Umstand, daß die Beschäftigung 
mit Herpetologie noch immer keine sehr allgemeine ist, setzte der 
Durchführung meiner Arbeit manches Hindernis entgegen, indem die 
Beschaffung des dazu unumgänglich nötigen Materiales oft sehr 
schwer zu erreichen war. Eine zweite wohl nicht minder große 
Schwierigkeit ergab sich in der Benttzung der diesbezüglichen Li- 
teratur. Wenn mir auch die meisten zu meinen Studien erforderlichen 
Quellen zu Gebote standen, so ist doch die Natur eben dieser Quellen 
nur zu oft eine derartige, daß sie einer erfolgreichen Benutzung 
häufig die größten Hindernisse in den Weg legte; denn sehr viele 
herpetologische Schriften leiden an dem Fehler, daß sie statt der 
Spezies Individuen beschreiben, wobei noch der große Übelstand hin- 
zutritt, daß gewöhnlich nur die gerade bei Kriechtieren und Lurchen 
meist so wenig Bedeutung habende Färbung und Zeichnung als ein- 
ziges Merkmal hervorgehoben wird, wogegen die so wichtigen Ver- 
hältnisse der Körperbedeckung sehr häufig gar nicht, oder nur in 
ganz ungenügender Weise erwähnt werden. Daher nimmt auch die 
Synonymik in keinem Zweige der Naturgeschichte so ungeheuerliche 
Dimensionen an, wie in der Herpetologie, und ist die Schwierigkeit, 
aus den äußerst lückenhaften und oberflächlichen Beschreibungen 
älterer Autoren die betreffende Art mit Sicherheit herauszufinden, 
wirklich eine oft kaum zu bewältigende. Wenn ich demungeachtet 
versucht habe, in den meisten Fällen den diesbezüglichen Namen und 
Beschreibungen eine meiner Ansicht entsprechende Deutung zu geben, 
so mag dies bei vielen Arten eben nur als ein Versuch angesehen 
werden, dessen vollkommenes Gelingen nur demjenigen möglich sein 
wird, welcher in der günstigen Lage ist, von Fall zu Fall die zu den 
Beschreibungen gehörenden Originalien zu vergleichen. 

So hätte ich denn die Grundsätze auseinandergesetzt, die mich 
bei der Durchführung dieser Arbeit leiteten, und indem ich dieselbe 


VIII Vorrede. 


hiemit einem billig urteilenden Publikum übergebe, hege ich den 
aufrichtigsten Wunsch, daß sie mit dazu beitragen möge, das Studium 
der Herpetologie in weiteren Kreisen zu fördern und zu verbreiten. 


Salzburg, im Oktober 1874. 


Der Verfasser. 


Vorrede zur zweiten Auflage. 


Wenn ich in dem Vorworte zur ersten Auflage dieses Werkes 
den Wunsch aussprach, daß dasselbe das Studium der Herpetologie 
in weiteren Kreisen fördern und verbreiten möge, so kann ich zu 
meiner Befriedigung konstatieren, daß ich mich ın dieser Hoffnung 
nicht getäuscht habe. Die Beschäftigung mit diesem Zweige der 
Zoologie ist seit dieser Zeit eine im hohen Grade ausgedehnte und 
erfreuliche geworden, und wenn man das zum Schlusse angefügte 
Literaturverzeichnis durchgeht, so wird man dieser meiner Behaup- 
tung nur beistimmen können. Eben hiedurch ist aber auch die 
Bedeutung meiner ersten Auflage fast hinfällig geworden und haben 
die stets fortgesetzten Forschungen und Beobachtungen auf diesem 
Gebiete zu soviel neuen Entdeckungen und Gesichtspunkten geführt, 
daß mir eine zweite, dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft 
entsprechende Auflage dringend geboten schien. 

So habe ich mich denn zum Schlusse meiner wissenschaftlichen 
und wohl auch meiner Lebenstätigkeit überhaupt daran gemacht, eine 
Umarbeitung meiner Herpetologie zu verfassen, teils um diesen Teil 
der Naturkunde den ihm derzeit gebührenden Platz zu verschaffen, 
teils um auch alles, was in neuerer Zeit in diesem Fache geleistet ward, 
in einem Ganzen übersichtlich zusammenzufassen. 

An gediegenen Vorarbeiten hiezu, sowie auch an eigenen Studien 
und Beobachtungen hat es in den letzten 37 Jahren wahrhaftig nicht 
gefehlt und wenn die von mir daraus gezogenen Resultate auch nicht 
allerorts ihre Zustimmung finden dürften, so liegt dies eben in der 
individuellen Auffassung des einzelnen, die ja je nach dem Gesichts- 
punkte des Betreffenden nicht immer dieselbe ist. 

Das Schwierigste bei gegenwärtiger Arbeit war wohl die Be- 
grenzung der Spezies, über welche bei den Herpetologen durchaus 


Vorrede. 12% 


noch keine Übereinstimmung besteht und bezüglich deren ich 
namentlich bei meinen älteren Fachgenossen mitunter auf argen 
Widerspruch gefaßt bin. Ich bin aber auch einer von diesen älteren, 
ja höchst wahrscheinlich der derzeit älteste Herpetologe und hat eben 
meine langjährige, über zwei Menschenalter umfassende Beschäfti- 
gung mit den hieher gehörigen Tieren, sowie die unausgesetzte 
Beobachtung der Lebensweise und Verbreitung derselben die in 
diesem Buche vertretenen Ansichten gezeitigt. 

Übrigens kann ich bezüglich der Artentrennung nicht umhin, 
meine Verwunderung darüber zu äußern, daß man in neuerer Zeit 
bei einzelnen Gattungen eine sehr weitgehende Aufstellung von 
allgemein anstandslos anerkannten Spezies vorgenommen hat, wäh- 
rend man sich dagegen bezüglich weit reichhaltigerer Genera ent- 
schieden ablehnend verhält. Ich will hier nur für den ersten Fall 
auf die Gattungen Rana und Vipera, für den letzteren auf die Lacerten 
hinweisen. Von diesen sind manche bisher noch vielfach als Varie- 
täten aufgefaßte Formen ganz unzweifelhaft mehr untereinander 
verschieden, als manche Braunfrösche und Ottern, eine Differenz, 
welche bei Rücksichtnahme auf Lebensweise und Vorkommen noch 
schärfer hervortritt. Wenn hiebei mitunter auch Übergangsstücke 
vorkommen, so ist dies bei allen noch in der Differenzierung begriffenen 
Gattungen der Fall, und glaube ich, daß jeder Form, die sich in 
ihren Hauptmerkmalen ständig herausgebildet hat und als solche 
erhält, die Artcharaktere zugesprochen werden müssen, wenn auch 
noch hie und da einzelne Zwischenglieder übrig geblieben sind. 
Sagt doch Boulenger selbst, daß manche der in seiner letzten 
Arbeit über die westpaläarktischen muralis - Formen noch als Varie- 
täten bezeichneten Lacerten ebensogut auch als eigene Arten be- 
trachtet werden könnten, und wenn ich dieselben, um die Unmasse 
der in eine Spezies vereinigten Eidechsen zu sondern, schließlich 
artlich trenne, so wird mir dies der berühmte obgenannte Autor 
wohl auch nicht gar zu sehr verargen, zumal in diesen Wust von 
Formen doch einmal eine gewisse Ordnung gebracht werden mußte. 
Ob ich dabei immer das Richtige getroffen, ist freilich Ansichtssache 
und werden spätere Forschungen und Entdeckungen meine hier 
niedergelegten Auffassungen jedenfalls noch in mancher Richtung 
modifizieren. 

Ein Umstand, welcher diese zweite Auflage von der ersten vor- 
teilhaft unterscheiden dürfte, ist die weitgehende Berücksichtigung 
der biologischen Verhältnisse, welche mir die vielen seit 1875 über 
die Lurche und Kriechtiere gemachten Beobachtungen ermöglichten 
und die manchem eine willkommene Beigabe sein wird. In dieser 


3,4 Vorrede. 


Richtung habe ich namentlich den ausgezeichneten Arbeiten Joh. 
v. Fischers, des Meisters der Terrarienkunde, vieles entnommen, 
aber auch den Veröffentlichungen und brieflichen Mitteilungen 
meiner fachmännischen Freunde, namentlich der Herren v. Be- 
drıiaga, Brauner, Lindholm;,v.Mehely Bora 
Müller, v. Tomasini,: Veith, Werner und: 
terstorff wertvolle Beiträge zu verdanken; da ich überdies 
die meisten der hier beschriebenen Arten lebend hielt und viele im 
Freien beobachtet habe, so war ich auch selbst in der Lage, die Sitten 
und Gewohnheiten derselben kennen zu lernen. Desgleichen waren 
die letztgenannten Verhältnisse der gegenwärtigen Arbeit insoferne 
von Nutzen, als ich auf Grund deren imstande war, fast alle Spezies 
nach lebenden Stücken zu beschreiben, während ich zum Zwecke 
der ersten Auflage für viele Arten nur konservierte Exemplare zur 
Verfügung hatte. 

Schließlich fühle ich mich noch gedrängt allen, die mir bei Ab- 
fassung dieses Werkes durch Rat und Tat an die Hand gingen, hier 
im Namen der Wissenschaft meinen herzlichsten und verbindlichsten 
Dank auszusprechen; vor allem fühle ich mich aber gegenüber dem 
Senckenbergischen Museum zu Frankfurt a. M. ver- 
pflichtet, das mir in jeder Richtung in liberalster Weise entgegenkam 
und durch Zusendung seltener oder mir unbekannter Arten meinen 
Studien eine nicht hoch genug anzuschlagende Förderung ange- 
deihen ließ. | 

Und so übergebe ich denn diese zweite Auflage einem billig 
denkenden Publikum in der Hoffnung, daß es eine nicht minder 
freundliche Aufnahme finden möge als die erste. 


Görz, im Jänner IQI2. 


Der Verfasser. 


I. Abteilung. 


Amphibien. 


Schreiber, Herpetologia europaea. 





Einleitung. 


Die Amphibien oder Lurche sind Wirbeltiere, deren Blut keine 
selbständige Temperatur, sondern die ihrer jeweiligen Umgebung be- 
sitzt; sie werden daher auch wechselwarme Vertebraten genannt. 
Dieselben machen fast ausnahmslos eine Verwandlung (metamor- 
phosis) durch, indem deren Jungen von den ausgebildeten Individuen 
mehr oder weniger verschieden sind und erst im Laufe ihrer Ent- 
wicklung allmählich die Gestalt der letzteren annehmen. Ist diese 
Verschiedenheit so groß, daß die jugendlichen Formen — namentlich 
anfangs — mit den vollendeten kaum eine Ähnlichkeit zeigen, so ist 
die Verwandlung eine vollkommene (Anura), stimmt aber das 
Junge mit dem verwandelten Tiere der Hauptsache nach schon mehr 
oder weniger überein und beschränkt sich dessen Verschiedenheit vor- 
nehmlich auf die Atmungsorgane, so ist die Metamorphose eine un- 
vollkommene (Urodela). In beiden Fällen werden die stets im 
Wasser lebenden und durch Kiemen atmenden Jungen Larven 
(larvae), im ersteren auch Kaulquappen /(gyrini) genannt. 

Der Körper zeigt in seiner Gesamtheit bei den zwei Ordnungen, 
welche die europäischen Mitglieder dieser Klasse enthalten, eine ziem- 
lich abweichende Form und Gestaltung. Während er bei den einen 
mehr gestreckt und eidechsenartig und mit einem wohl ausgebildeten 
Schwanze versehen ist (Urodela), erscheint er bei den anderen mehr 
verkürzt und scheibenförmig, ohne Spur eines Schwanzes, wenigstens 
im ausgebildeten Zustande (Anura ). 

In allen Fällen können aber an demselben stets drei Hauptteile, 
nämlich Kopf (caput), Rumpf (truncus) und Gliedmaßen oder 
Beine (membra)) unterschieden werden. 

Der vom Rumpfe nicht oder nur wenig gesonderte Kopf ist fast 
immer ziemlich breit, mit nach vorne zu mehr oder weniger ver- 
rundeter oder stumpf abgestutzter Schnauze. Die Augen sind 
meistens gut ausgebildet und gewöhnlich stark vorstehend, nur 
selten mehr klein oder selbst von der allgemeinen Körperhaut über- 
zogen, ihre Lider meist wohl entwickelt und längsgespalten, das 
untere das obere an Größe in der Regel bedeutend übertreffend; 
auch zeigt sich am Innenwinkel des Auges noch eine kleine, unbeweg- 
liche Falte, die sogenannte Nickhaut. Das Ohr ist bald durch 
das offen zutage tretende Trommelfell deutlich sichtbar, bald durch 
die über letzteres hinweggehende Körperhaut mehr oder weniger, 

I* 


4 Einleitung. 


öfters auch ganz verborgen; äußere Ohrmuscheln sind niemals vor- 
handen. Die kleinen Nasenlöcher liegen meist nach vorn und sind 
unmittelbar nach abwärts hinter dem Oberkiefer in die Rachenhöhle. 
geöffnet, woselbst sie als innere Nasenöffnungen oder Cho- 
anen deutlich sichtbar sind. Das Maul ist fast immer weit ge- 
spalten und hinter die Augen verlängert, bald vollkommen zahnlos, 
bald in einem oder auch in beiden Kiefern sowie im Gaumen bezahnt. 
Die Gaumenzähne stellen in den meisten Fällen zwei Reihen oder 
Gruppen vor, welche entweder nach rückwärts über die Länge des 
Gaumens hinziehen, oder bald hinter, bald zwischen den inneren 
Nasenlöchern quergestellt sind. Alle Zähne sind übrigens immer sehr 
klein, ragen nur wenig aus den Weichteilen hervor und sind im all- 
gemeinen weniger durch das Gesicht, als vielmehr durch das Gefühl 
oder das Geräusch, wenn man etwa mit der Schneide eines Messers 
darüber hinfährt, zu erkennen. Die Zunge, welche mitunter durch 
ihre vollständige Verwachsung mit dem Boden der Mundhöhle zu 
fehlen scheint, zeigt in ihrer Form und Größe, sowie in der Art und 
Weise ihrer Befestigung mancherlei, für die Systematik sehr wichtige 
Unterschiede. Niemals ist sie, wie dies sonst bei Wirbeltieren ge- 
wöhnlich der Fall ist, bloß hinten befestigt, sondern, wie schon erwähnt, 
entweder in ihrer ganzen Fläche an den Boden der Mundhöhle fest- 
gewachsen, oder durch ein über die Mitte der Unterseite hinziehendes 
Längsband, oder nur mit ihrem vorderen Teile, seltener durch einen 
zentralen Stiel befestigt, so daß sie in dieser Weise selten vorn, häufig 
jedoch an den Seitenrändern oder in ihrem hinteren Teile frei er- 
scheint; oft ist letzterer in eine Art Scheide zurückgezogen, welche 
durch eine sich vom Boden der Mundhöhle abhebende Hautfalte 
gebildet wird. 

Der vor den Augen liegende Teil des Kopfes wird Schnauze 
(rostrum) oder Gesicht (facies), der zwischen denselben. befind- 
liche Stirn (frons) oder Interokularra um (spatium interoculare), 
der hinter denselben gelegene Hinterkopf (occput) oder 
Scheitel (vertex) und die Unterseite des Kopfes Kehle (gula) 
genannt. Der gegenseitige Abstand der Nasenlöcher wird als Inter- 
nasalraum (sdatium internasale) bezeichnet. Die Seiten der 
Schnauze, die sogenannte Zügelgegend (regio frenalis), geht 
entweder unmerklich in die Oberfläche derselben über, oder ist von 
letzterer durch eine bald mehr bald weniger deutliche Kante, die 
Schnauzenkante (canthus vostralis), getrennt. Endlich ist noch 
am Hinterende der Kehle mitunter eine deutliche Querfalte, die sog. 
Kehlfalte (plica gularıs) zu bemerken. 

Der Rumpf ist bei den gestreckten Formen meist ziemlich walzig 
und gleich dick, bei den verkürzten Formen hingegen gewöhnlich 
nach rückwärts merklich eingezogen, seitlich häufig mehr oder weniger 
bauchig verdickt oder aufgetrieben und unten abgeplattet. 

Die Beine zeigen einen sehr verschiedenen Grad der Ausbildung 
und während sie bei den niedersten Formen so verkümmert sind, 
daß sie als Gehwerkzeuge nur eine untergeordnete Rolle spielen, 
sind sie bei anderen gut, ja mitunter sogar zu Sprungorganen ent- 
wickelt. Die Zahl der Zehen wechselt von zwei bis fünf und ist an 


Einleitung. 5 


den Vorderbeinen meist geringer als an den hinteren; Nägel sind 
niemals vorhanden. 

! Die Haut ist stets nackt und fast'immer mehr oder weniger 
feucht, bald glatt, bald rauh, sehr häufig mit Drüsen versehen, die 
entweder nur als einfache Poren erscheinen, oft aber auch über die 
Oberfläche des Körpers hervorragen und in der Gestalt von Körnern 
oder Warzen die Kontinuität der Haut bald mehr, 
bald weniger unterbrechen. Mitunter treten solche 
Drüsen zu größeren Gruppen oder Haufen zu- 
sammen, in welchem Falle sie dann einzelne, über 
die Oberfläche des Körpers gewöhnlich stärker her- 
vortretende Anschwellungen bilden, unter denen 
namentlich zwei an den Kopfseiten in der Öhr- 
gegend befindliche Wülste besonders auffallen und 





mit dem Namen der Ohrdrüsen oder Paro- Bien 
tiden belegt werden. 
F > B 5 z > Salamandra atra 
Alle diese Drüsen sondern ein meist milchiges, Tanz. 
zähes, an der Luft gerinnendes klebriges Sekret „ Ohrdrüsen (Paro- 
ab, welches einerseits dazu dient, die Haut feucht tiden). 


und geschmeidig zu erhalten, anderseits durch 

seine giftigen Eigenschaften für die sonst vollkommen wehrlosen 
Tiere ein nicht zu unterschätzendes Schutzmittel gegen die Angriffe 
ihrer Feinde abgibt. Diese Ausscheidung, aus welcher mittelst 
Phosphormolybdänsäure eine kristallinische, in Wasser und Alkohol 
lösliche organische Base, das sog. Salamandrin und Phry- 
nin, gewonnen werden kann, verhält sich kleineren Wirbeltieren 
gegenüber als ein direkt auf die Nervenzentren wirkendes scharfes 
Gift, wirkt aber auch auf größer@ Tiere, namentlich auf die Schleim- 
häute oder unmittelbar in das Blut gebracht, schädigend und ätzend 
und ist mitunter auch durch einen unangenehmen Geruch widerlich. 
In seinen Wirkungen ist dieses Drüsensekret ein dem Strychnin oder 
Aconitin ähnliches, starkes Gift, das epileptische Krämpfe, Hem- 
mungen der Herztätigkeit, ja selbst den Tod verursachen kann, 
so daß mitunter Hunde, welche Kröten totbeißen oder apportieren, 
darüber eingehen können. Die Ausscheidung dieses Drüsensaftes 
ist nicht immer gleich stark, in der Wärme und in südlichen Gegenden 
sowie zur Brunstzeit intensiver und in größerer Menge oft den Amphıi- 
bien selbst verderblich. Wenn übrigens auch die Lurche dem Men- 
schen gegenüber als durchaus harmlos und ungefährlich zu betrachten 
sind, so hat man es bei Hantierungen mit diesen Tieren doch zu ver- 
meiden, mit den Händen Augen, Mund- und Nasenhöhlen oder 
offene Wunden zu berühren, weil hiedurch, wenn auch absolut keine 
Gefahr, so doch immerhin an den betreffenden Teilen ein heftiges 
Brennen und Jucken und eine kleine, allerdings bald von selbst 
schwindende Entzündung hervorgerufen wird. 

Außerdem ist die Lederhaut der Amphibien noch reich an Pig- 
menten, von denen namentlich das Schwarz sehr häufig ist, während 
noch ein weißer, gelber und metallischer Farbstoff eine mehr unter- 
geordnete Rolle spielen. Durch Zusammenziehung und Ausdehnung 
der diese Pigmente enthaltenden, ästigen Hautzellen (Chromato- 


6 Einleitung. 


phoren) werden die verschiedenen, oft sehr schnell und auffallend 
wechselnden Farbentöne dieser Tiere hervorgebracht, Es sind daher 
die Lurche nicht nur nach Alter, Geschlecht und Jahreszeit häufig 
verschieden gefärbt, sondern sie können auch unter dem Einfluß 
des Nervensystems ihre Farbe oft in kurzer Zeit gänzlich ändern, 
indem verschiedene Temperaturgrade, Schreck, Lichtreiz und äußere 
Umgebung auf diese Tiere derart wirken, daß sie infolgedessen ganz 
verschiedene Färbungen annehmen. Sehr häufig kommt es nament- 
lich vor, daß sich die Amphibien: bezüglich des Kolorites der Um- 
gebung anpassen und auf diese Weise mit letzterer übereinstimmende, 
sog. harmonische oder Schutzfarben annehmen. 

Bei den meisten Lurchen ist übrigens die Haut sehr dünn, so daß 
durch dieselbe eine Verdunstung des im Körper enthaltenen Wassers 
leicht stattfinden kann, weshalb dieselben auch vorwiegend im Wasser 
oder an feuchten Örtlichkeiten leben und in der Trockenheit meist 
bald sterben. Demungeachtet treten nicht selten stellenweise mehr 
oder weniger starke Verdickungen der Oberhaut auf, welche als horn- 
artige Körner, Warzen oder selbst Dornen einzelne Partien des 
Körpers bedecken. - 

Mitunter weist die Haut auch periodische Wucherungen auf, 
welche in Gestalt von Kämmen, Leisten und Schwimmlappen be- 
sonders zur Fortpflanzungszeit und im männlichen Geschlechte 
auftreten, nach Ablauf der Brunst aber wieder resorbiert werden 
und verschwinden. 

Mit Ausnahme der Winterszeit wird die Haut der Amphibien 
in der Regel allmonatlich gewechselt, wobei die sich an einzelnen 
Körperstellen ablösende oder platzende Haut durch energische Be- 
wegungen und unter Zuhilfenahme des Mundes und der Beine nach 
und nach abgestreift und öfters auch von dem betreffenden Tiere 
verschlungen wird. 

Die nicht im Wasser lebenden Lurche halten sich bei Tage meist 
verborgen und kommen nur des Abends oder nachts, wenn der Boden 
und die ihn überziehende Pflanzendecke durch den Tau befeuchtet 
sind, mitunter wohl auch bei Regenwetter heraus. In trockenen 
und dürren Landstrichen fehlen die hieher gehörenden Tiere meist 
gänzlich, während sie in wasserreichen Gegenden gewöhnlich in 
Menge zu finden sind, woselbst sie aber nur durch die ihnen zu- 
sagenden Lebensbedingungen, keineswegs aber durch einen ihnen 
durchaus fremden Geselligkeitstrieb zusammengeführt werden. 

Alle Amphibien sind Raubtiere, welche stets nur lebende Beute, 
namentlich Insekten, nackte Schnecken und Würmer, mitunter auch 
kleinere Wirbeltiere ergreifen und ganz verschlingen. Während der 
kalten sowie auch während der heißen, regenlosen Zeit ziehen sie 
sich zurück, indem sie sich entweder in den Schlamm der Gewässer 
vergraben oder am Lande an geeigneten Orten verkriechen. 

Die meisten Lurche sind eierlegend und nur wenige gebären 
lebendige Junge (Salamandra). Die Eier werden fast immer ins Wasser 
abgesetzt, bald einzeln unter Steine und an Wasserpflanzen (Urodela), 
bald in größeren Massen durch eine Gallerte zu Klumpen oder Schnüren 
verbunden (Anura); nur ausnahmsweise werden dieselben von dem 


Einleitung. 7 


Männchen bis zum Auskriechen am Lande herumgetragen (Alytes). 
In der Regel suchen jedoch beide Geschlechter zur Fortpflanzungs- 
zeit das Wasser auf, teils, um die Eier oder den Samen daselbst ab- 
zulegen, teils um erstere zu befruchten. Eine der Begattung der 
höheren Wirbeltiere analoge Vereinigung der Geschlechter findet nur 
ausnahmsweise statt (Euproctus, Salamandra). Die Befruchtung ist 
entweder eine innere, indem das Weibchen den von dem Männchen 
ausgeschiedenen Samen in seine Kloake aufnimmt (Urodela), oder 
eine äußere, indem das auf dem Weibchen sitzende Männchen den 
austretenden Laich mit den Samen übergießt (Anura). 

Die lebendig geborenen Jungen sind den vollendeten Tieren in 
der Haupftorm ziemlich gleich, haben aber fast immer noch äußere 
Kiemen und werden daher auch in der Regel ins Wasser abgesetzt, 
wo sie eine, allerdings nur unvollkommene Metamorphose durch- 
machen. DBei den eierlegenden Amphibien erscheinen jedoch die 
Jungen von den Alten fast ausnahmslos mehr weniger, oft ganz be- 
deutend verschieden, indem sie einen bald mehr fischartigen, bald 
wieder mehr rundlichen oder elliptischen Körper besitzen, der stets 
einen durch Hautflossen gesäumten Ruderschwanz, aber, wenigstens 
in der ersten Zeit der Entwicklung, niemals eine Spur von Gliedmaßen 
zeigt. Die Atmung dieser Larven findet, wenigstens anfangs, aus- 
schließlich durch Kiemen statt, welche aber mit fortschreitender 
Entwicklung der Lungen allmählich zurückgehen und nach voll- 
endeter Ausbildung der letzteren ganz verschwinden. Die Kiemen 
selbst können entweder innere oder äußere sein und stehen 
letztere gewöhnlich in Form dreier kamm- oder baumförmiger Büschel 
zu jeder Seite des Halses ab; bei niederen Formen sehr wohl aus- 
gebildet und lange bleibend, sind sie bei den höheren Typen sehr klein 
und äußerst vergänglich. Was endlich die Bildung der Beine betrifft, 
so erscheinen selbe niemals zu gleicher Zeit, indem bald das vordere, 
bald das hintere Paar in der Entwicklung vorangeht. 

Die Nahrung der Amphibienlarven besteht anfangs entweder 
aus Pflanzenstoffen und verwesenden organischen Substanzen, die 
sie häufig mit dem Schlamme des Grundes aufnehmen, oder aus den 
kleinsten tierischen Organismen, die sie meist schwimmend erhaschen. 
Mitunter werden auch im Wasser faulende Pflanzen oder Tierleichen 
benagt oder von denselben kleine Stücke abgezupft, späterhin er- 
nähren sich die noch in der Verwandlung begriffenen Lurche aus- 
schließlich von kleineren Tieren, die sie in der Regel ganz verschlingen. 

Da die Amphibien schon im Ei und ebenso während ihrer Ent- 
wicklung mannigfachen Zufälligkeiten und Gefahren ausgesetzt sind 
und besonders im Jugendzustande viele Feinde haben, so geht ein 
großer Teil der Brut schon vor der erreichten Reife zugrunde und 
können daher die Amphibien die in ihren Reihen angerichteten Ver- 
heerungen nur durch große Fruchtbarkeit ausgleichen, ohne welche 
sie im Kampfe ums Dasein bald von der Erde verschwinden würden. 
Es ist daher auch die Anzahl der gelegten Eier eine um so bedeutendere, 
- je mehr Gefahren diese und die daraus geschlüpften Jungen ausgesetzt 
sind, so daß deren Zahl mitunter in die Tausende geht. Damit steht 
auch im Zusammenhange, daß die Weibchen fast immer größer sind 


8 Einleitung. 


als die Männchen, ja bei großer Fruchtbarkeit die letzteren oft um 
mehr als das Doppelte übertreffen. 

Die vielen, den jungen Lurchen drohenden Gefahren mögen wohl 
auch die Ursache sein, daß gewöhnlich nur erwachsene Tiere gefangen 
werden, während entwickelte Junge wegen ihrer versteckten oder 
vielleicht vorwiegend nächtlichen Lebensweise im allgemeinen nur 
selten anzutreffen, ja bei manchen Arten nur ausnahmsweise zu 
finden sind. 

Im erwachsenen Zustande leben die Amphibien vorwiegend 
am Lande und wird das Wasser gewöhnlich nur zum Behufe der 
Fortpflanzung, die in der Regel gleich nach dem Erwachen aus dem 
Winterschlafe stattfindet, aufgesucht. 

Weil das Salz diesen Tieren das ihnen zum Leben so notwendige 
Wasser entzieht, so können dieselben auch nur im Süßwasser leben 
und stellt daher das Meer ihrer Verbreitung ein unüberwindliches 
Hindernis entgegen. Aber auch ausgedehnte Strecken trockenen 
Landes können sie wegen ihres ständigen Bedürfnisses nach Feuchtig- 
keit und namentlich wegen ihrer auf das Wasser angewiesenen Ent- 
wicklung nicht überschreiten und ist daher ein Vorkommen derselben 
‘an durch wasserlose Gegenden getrennten Orten wohl nur durch 
zufällige Verschleppung des Laiches durch Wasservögel zu erklären. 

Die meisten Amphibien vertragen die Gefangenschaft gut, dauern 
in derselben, unter ihrer natürlichen Lebensweise entsprechende 
Verhältnisse gebracht, viele Jahre lang aus und können auch einen 
ziemlich hohen Grad von Zahmheit erreichen; viele Arten können 
selbst zur Fortpflanzung gebracht werden. 

Die Mitglieder dieser Klasse zerfallen in zwei Ordnungen, welche 
durch nachstehende Merkmale scharf voneinander geschieden werden 
können: 

I. Körper gestreckt, eidechsenartig, Schwanz stets wohl ent- 
wickelt; Beine ziemlich gleich lang. Stets beide Kiefer und der 
Gaumentbezabat” 5:9 au WE 1. Ordng.  Ureodeiı 

2. Körper verkürzt, scheibenförmig, Schwanz vollkommen fehlend. 
Hinterbeine merklich länger als die vorderen. Unterkiefer 
RENT ER RR SE LENE 2. Ordng. Anura. 


I. Ordnung. Urodela. 


Corpus elongatum, caudatum, pedibus subaequalibus instructum. 


Der Körper ist stets verlängert, oft sehr bedeutend, fast aalartig, 
meist jedoch nur mäßig gestreckt, eidechsenartig, auf der Oberseite 
entweder gerundet oder schwach niedergedrückt, auf der Unterseite 
bald mehr bald weniger abgeflacht, in seiner ganzen Erstreckung 
entweder ziemlich gleich dick oder in der Mitte des Rumpfes etwas 
bauchig erweitert. Der Kopf ist in der Regel verhältnismäßig breit 
und platt, bei den aalartigen Formen mehr gestreckt, mit gewöhnlich 
deutlich verrundeter, selten mehr stumpf abgestutzter, hechtartiger 
Schnauze. Die Augen sind meist zurückziehbar, ziemlich groß und 
vorstehend und mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen 
(Salamandridae), manchmal aber auch mehr klein und mitunter 
selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen (Proterdae). Die 
Ohröffnung ist äußerlich niemals sichtbar. Die fast immer sehr weit 
nach vorne gerückten, kleinen Nasenlöcher gehen stets unmittelbar 
durch, so daß sich die inneren Nasenlöcher ganz vorne am Gaumen, 
gleich hinter dem Rande des Oberkiefers befinden. Die gewöhnlich 
mit Warzen besetzte, fleischige Zunge zeigt ebenfalls sehr verschiedene 
Grade der Ausbildung, sowie auch die Art ihrer Befestigung bei den 
einzelnen Gattungen mannigfaltig abändert. Stets sind beide Kiefer 
sowie auch der Gaumen mit Zähnen versehen, die am letzteren 
meistens in zwei von vorne nach rückwärts ziehende Längsreihen 
gestellt sind. Weit seltener kommt es vor, daß dieselben in bürsten- 
artigen Haufen auf den Gaumenbeinen stehen (Spelerpes). Die stets 
in der Vierzahl vorhandenen Beine sind mitunter kümmerlich und 
kurz, stets ziemlich, oft auch sehr weit voneinander entfernt und 
niemals so kräftig entwickelt, daß sie imstande wären den Körper 
frei vom Boden zu erheben, die vorderen von den hinteren an Länge 
und Stärke im allgemeinen nur wenig verschieden. Die Zehen 
wechseln von zwei bis fünf, obwohl ihre Zahl unter vier in der Regel 
nur selten herabgeht. Ihre Ausbildung und Beschaffenheit kann 
übrigens sehr wechseln, doch sind sie gewöhnlich kurz und stumpf, 
an Länge untereinander nicht sehr verschieden und meistenteils 
frei, nur ausnahmsweise mit Hautsäumen oder Schwimmhäuten 
versehen und immer vollkommen nagellos. Der Rumpf geht stets 
unmittelbar in den Schwanz über, welcher den Körper an Länge 
nur selten übertrifft, öfters aber auch hinter demselben zurückbleibt. 
Die Kloake ist stets längs gespalten, am hinteren Ende des Rumpfes 
vor der Schwanzwurzel gelegen. Die Haut ist namentlich bei den 
im Wasser lebenden Tieren öfters glatt, häufiger jedoch, besonders 


Io Urodela. 


während des Landlebens, wie mit sehr feinen Sandkörnern mehr 
weniger dicht besetzt (chagrintert), oder durch hervorstehende größere 
Körner und Warzen rauh und uneben. 

Fast alle Urodelen leben zur Fortpflanzungszeit im Wasser, 
in welches sie entweder ihre Eier oder ihre Jungen absetzen. Die 
sonst einander ziemlich ähnlichen Geschlechter zeigen ın der Brunst- 
periode, die in der Regel im Frühjahre eintritt, oft bedeutende Ver- 
schiedenheiten, indem sich namentlich bei den Männchen nicht selten 
eine Art Hochzeitskleid entwickelt, das, abgesehen von meist hellerer 
und lebhafterer Färbung, häufig noch in sehr ausgezeichneten Haut- 
wucherungen, wie Kämmen, Schwimmhäuten u. dergl. besteht. 

Die Befruchtung ist stets eine innere, indem in der Regel das 
brünstige Männchen einen mehr weniger kegelförmigen, gallert- 
artigen Samenträger (Spermatophor) mit auf dessen Spitze 
befindlicker Samenmasse (Sperma) am Boden des Wassers 
absetzt, von welchem dann das darüber hinwegschreitende Weib- 
chen mit den Kloakenlippen den Samen abhebt, der hierauf in die 
innen befindlichen Samentaschen (Receptacula seminis) 
eindringend, daselbst aufgespeichert wird und zur Befruchtung der 
später austretenden Eier dient. Diesem Akte gehen oft lange 
Paarungsspiele (Schwanzwedeln, Umschlingungen) seitens 
des Männchens voraus!). 

Die auf diese Art befruchteten Eier werden meist einzeln, nur 
selten in kleinen Gruppen, im Wasser an und unter Steine, am häufig- 
sten aber an Pflanzen abgelegt und sind daher ebenso wie die daraus 
sich entwickelnden mehr weniger zerstreut lebenden Jungen sowohl 
unter als zwischen den Steinen, als auch in dem dichten Gewirre der 
Wasserpflanzen vor Feinden ziemlich geborgen und sicher, daher 
auch die Fruchtbarkeit hier weitaus geringer ist, als bei der nächst- 
folgenden Ordnung. Die Periode des Eierlegens dauert meist ziem- 
lich lange, oft Monate hindurch, daher man später oft Larven von 
sehr ungleicher Größe und verschiedenem Entwicklungsgrade zur 
selben Zeit und an demselben Orte untereinander antreffen kann. 

Bei spät ausgekrochenen Jungen und ungünstiger Witterung 
kommt es mitunter auch vor, daß die Larven ihre Verwandlung in 
einer Saison nicht zum Abschlusse bringen, sondern überwintern 
und ihre vollendete Ausbildung erst im zweiten Jahre erreichen. 
Derlei Fälle gehören namentlich in Gebirgsgegenden nicht zu den 
Seltenheiten. 

Die Urodelenlarven sind im ganzen mehr gestreckt und fisch- 
artig und haben zu jeder Seite des Halses drei äußere, große, büsche- 
lige oder baumartig verästelte Kiemen, die erst in den letzten Stadien 
ihrer Entwicklung resorbiert werden und verschwinden. Die aus 


l) Nach Knauer (Naturg. d. Lurche, pag. 226) geht bei den Tritonen die 
Befruchtung in der Weise vor sich, daß das Männchen seinen Samen der Kloake des 
Weibchens zuspritzt, und sagt derselbe dann später (Zeitschr. f. Realschulw. 1878, pag. 
633) abermals, dies wiederholt gesehen zu haben. Mir ist so etwas noch niemals vor- 
gekommen und habe ich auch eine derartige, von allem über die Fortpflanzung der 
Urodelen bisher Bekannten so auffallend abweichende Beobachtung in der ganzen 
Literatur nirgends erwähnt gefunden. 


Proteidae. 7 


den Eiern auskriechenden sind anfangs ganz fußlos und erhalten 
zuerst die vorderen und dann die hinteren Gliedmaßen ;; der Schwanz 
ist stets seitlich stark zusammengedrückt (kompreß), oben und 
unten mit hohem Flossensaum versehen (Ruderschwanz). 

Bei den lebendig gebärenden Arten sind die Jungen den Alten 
schon ziemlich ähnlich und kommen bereits mit vollkommen aus- 
gebildeten Gliedmaßen zur Welt, haben aber, falls sie ım Wasser 
abgesetzt werden, noch große, äußere Kiemen und einen Ruder- 
schwanz, während die am Lande Geborenen den Eltern in jeder 
Beziehung gleichen. 

In seltenen Fällen kommt es auch vor, daß mitunter bei ein- 
zelnen Individuen die Larvenform ständig bleibt und man manch- 
mal ganz erwachsene und geschlechtsreife Tiere findet, die noch alle 
Merkmale der Larven zeigen. Man nennt diese eigentümliche Er- 
scheinung die Neotenie und die betreffenden Tiere neote- 
nische. Dieses Zurückbleiben auf der Jugendform scheint nament- 
lich durch den Wohnort der bezüglichen Larven verursacht zu sein, 
welche, wenn sie unter Verhältnissen leben, wo sie nicht aus dem 
Wasser herauskönnen, auch ständig dem flüssigen Elemente angepaßt 
bleiben und infolgedessen auch die Attribute der Larve behalten. 

Außer der Fortpflanzungszeit leben die Urodelen — mit Aus- 
nahme der mit bleibenden Kiemen versehenen Arten — am Lande, 
woselbst sie sich unter Moos, Steinen, in Erdhöhlen und alten 
Bäumen und dergl. verkrochen halten und gewöhnlich nur des Nachts 
oder bei Regenwetter herauskommen, um ihrer vorwiegend aus 
Würmern und Insekten bestehenden Nahrung nachzugehen. An den- 
selben Örtlichkeiten halten sie auch ihren Winterschlaf, der übrigens 
kein sehr tiefer ist, da sie bei milder Witterung selbst mitten im 
Winter manchmal außerhalb ihrer Verstecke, ja selbst im Wasser, 
angetroffen werden. 

Die Schwanzlurche zerfallen in zwei Familien, welche sich 
durch nachfolgende Merkmale leicht auseinanderhalten lassen: 

1. Augen von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Hals- 
seiten mit äußeren Kiemen, Schwanz viel kürzer als der aal- 
artig verlängerte Körper . . .'. . 1. Fam. Proteidae. 

2. Augen frei, mit längsgespaltenen Lidern. Halsseiten ohne 
äußere Kiemen, Schwanz meist ziemlich von der Länge des 
gewöhnlich nur mäßig gestreckten Körpers 

2. Fam. Salamandridae. 


1. Familie. Proteidae. 


Oculi sub cute latentes. 
Collum ad latera branchtis liberis instructum. 


Der Körper ist gestreckt, aalartig, mit schwachen, weit aus- 
einandergerückten Beinen. Die Augen sind von der allgemeinen 
Körperhaut überzogen, die Halsseiten mit je drei äußeren Kiemen 
versehen. Der stark zusammengedrückte Ruderschwanz ist viel 
kürzer als der übrige Körper, durch einen oberen und unteren Flossen- 


12 Proteidae. 
saum zweischneidig, am Ende stumpf zugespitzt oder verrundet. 
Die Haut ist glatt. 

Die hieher gehörigen Tiere, welche in Europa nur durch eine 
einzige Gattung vertreten sind, halten sich während ihrer ganzen 
Lebenszeit im Wasser auf. 


I. Gattung. Proteus. 


Laurenti Synops. reptil., pag. 35. V. (1768). 
Hypochthon Merrem Syst. amphib. pag. 188. Io (1820). 


Os parvum, vix tertiam capıtıs hartem conlingens. 
Palmae tridactylae, plantae didactylae. 


Der Körper ist schlank, mit glatter, durchscheinender Haut 
bedeckt, auf welcher mitunter einzelne Poren in Form von kleinen, 
grauen Pünktchen sichtbar sind, was besonders bei solchen Exem- 
plaren der Fall ist, die durch längere Zeit der Einwirkung des Lichtes 
ausgesetzt waren. Der Kopf, welcher vor der Ansatzstelle der Kie- 
men seine größte Breite erreicht, ist meistens ziemlich lang, von 
mehr oder weniger birn-, kegel- oder dreieckiger Form, an den Seiten 
in der Augengegend bald ohne, häufiger jedoch mit mehr oder weniger 
tiefer und deutlicher Ausbuchtung. Die Schnauze ist nach vorne 
zu hechtartig abgeplattet, bald lang, bald kurz, meist ziemlich breit, 
seltener schmal und am Ende fast immer deutlich abgestutzt, nur 
ausnahmsweise stumpf kegelförmig zugespitzt. Die Augen sind 
sehr klein, durch die allgemeine Körperhaut nur als dunkle Punkte 
oft ziemlich deutlich, manchmal aber auch kaum merkbar durch- 
scheinend und so ziemlich am Ende des ersten Kopfdrittels gelegen. 
Da dieselben bei jüngeren Tieren gewöhnlich viel deutlicher her- 
vortreten, als bei alten, so scheint eine allmähliche Verkümmerung 
und Rückbildung derselben mit zunehmendem Wachstum zu er- 
folgen. Die oft schwer unterscheidbaren Nasenlöcher sind längs- 
gespalten, liegen unmittelbar über der Schnauzenspitze und sind 
nach oben gerichtet. Die Mundspalte ist klein, kaum ein Drittel 
der Kopflänge betragend, die Oberlippe in ihrem ganzen Umfange 
den Rand des Unterkiefers bedeckend. Die ebenfalls kleine, nach 
hinten breiter werdende Zunge ist etwa herzförmig und vorne, teil- 
weise auch an den Seiten frei. Die Gaumenzähne stehen in zwei 
nach hinten schwach divergierenden, die Form eines umgekehrten 
V mit abgerundeter Spitze nachahmenden Reihen. Die großen 
Kiemen sind fast immer länger oder kürzer gestielt, meist ast- oder 
büschelförmig und über dem Stiele bald stärker, bald schwächer 
verästelt, oft mit sehr zarten, oft aber auch mit ziemlich groben 
Verzweigungen, nur in seltenen Fällen ungestielt und kammförmig. 
Eine Kehlfalte tritt meist nur nach längerem Liegen in Weingeist 
hervor. Der Rumpf ist zylindrisch, durchaus gleich dick und nament- 
lich bei konservierten Stücken oft ziemlich deutlich der Quere nach 
geringelt. Die Kloake ist beim Männchen mehr als um ihre Länge 
von der Verbindungslinie der Hinterbeine entfernt, mit vorne deut- 


Proteus. 13 
lv 
lich wulstigen Lippen, beim Weibchen hingegen flach und kaum 
mehr als um ihre Länge von den hinteren Gliedmaßen abstehend. 
Die Vorderbeine sind von den hinteren sehr weit entfernt, erstere 
mit drei, letztere mit zwei unvollständig ausgebildeten Zehen, von 
diesen vorne die mittlere, hinten die äußere die längste. Alle Beine 
sind übrigens kurz und schwach und an den Schwanz angelegt, 
erreichen die hinteren bei dem Männchen mit dem Kniegelenk nicht 
die Kloake, während sie beim Weibchen weiter nach rückwärts ragen. 
Der Schwanz ist kürzer als der Rumpf, mit beim Männchen hoher, 
am Ende breit und stumpf verrundeter, beim Weibchen dagegen 
mit im letzten Viertel erniedrigter, nach hinten mehr zugespitzt 
verlaufender Saumflosse. 
Die einzige Art dieser Gattung lebt in den unterirdischen Ge- 
wässern des Karstgebirges. 


1. Proteus anguinus: Carneo-diaphanus, rostro acuminato depresso,; 
branchiis utringque tribus. — Long. 20—30 cm. 


Proteusanguinus Laur. Synops. reptil. pag. 37. 35, tab. IV, fig. 3 
(1768). — Siren Anguina Shaw. Gener. zool. III, pag. 608, tab. 139 
(1802). —Hypochthon Laurentii Merr. Syst. amphib. pag. 188. I 
(1820).. — Phanerobranchus platyrhynchus Leuck. Isis 
liter. Anz. pag. 260. 2 (1821). — Hypochthon anguinus Tschudi 
Classificat. Batrach. pag. 97 (1839). 


Die Farbe des Tieres ist im allgemeinen sehr veränderlich und 
hängt teils mit dem Standorte, teils auch mit zufälligen äußeren 
Einflüssen zusammen; namentlich wirkt das N 
Licht verdunkelnd, und Stücke, die frisch ge- — 
fangen eine ganz helle Fleischfarbe zeigen, \ 
werden oft nach verhältnismäßig kurzem Auf-  , 
enthalte im Freien ganz dunkelviolett oder > 
schwarzblau. Die Grundfarbe ändert vom 717, 
reinen oder schmutzigen Gelblichweiß durch Be 
Rötlichweiß oder Fleischrot bis ins Violette in ji 
allen möglichen Zwischenstufen ab. Sehr häufig 
finden sich auf dieser Grundfarbe mehr oder weniger abgehobene, bald 
kleinere, bald größere, bald regelmäßige, bald unregelmäßige Punkte 
oder Flecken von gelblicher, graulicher oder rötlicher Farbe, die 
entweder dichter oder auch sparsamer über den ‚ganzen Körper 
verteilt sind, und mitunter sich vergrößernd zu wolkenartigen 
Flecken zusammenfließen. Die Schnauze, die Kehle und die Kloaken- 
gegend, desgleichen der Oberarm und der Unterschenkel sowie die 
Zehen und Sohlen sind in der Regel heller, oft weißlich gefärbt; am 
Bauche scheinen die Eingeweide dunkel durch. Übrigens sind alle 
diese Farbenverschiedenheiten fast nur bei lebenden Stücken zu be- 
obachten, während Weingeistexemplare gewöhnlich weißlich fleisch- 
farben sind. Die Kiemen sind im Leben meist hell blutrot, nament- 
lich wenn das Tier unter Wasser ist und ausschließlich durch die- 
selben atmet; an der Luft hingegen, wo ihre Tätigkeit durch die Lungen 
ersetzt wird, erscheinen sie bedeutend bleicher. Zwingt man das 





Proteus anguinus Laur. 


14 Proteidae. 


Tier beständig unter Wasser zu bleiben, so nehmen die Kiemen an 
Umfang bedeutend zu, während sie im Gegenteile sehr klein und 
fast rudimentär werden, wenn man die dem Tiere gebotene Wasser- 
menge auf ein sehr geringes Maß reduziert. Demungeachtet gelingt 
es nicht, durch Unterbindung dieser Kiemenstummel das Geschöpf 
gänzlich an die Luftatmung zu gewöhnen, da in diesem Falle sofort 
stets der Tod eintritt. — Sehr große Stücke erreichen eine Länge 
von nahezu 30 cm, obwohl das gewöhnliche Ausmaß 20 bis 25 cm 
selten überschreitet. 

Diese Art wurde zuerst 175I bei Kleinhäusel, gelegentlich einer 
durch die Unz verursachten Überschwemmung des Mühltales in fünf ° 
Stücken gefangen und bereits 1761 von Steinberg in seiner 
„Nachricht über den Zirknitzer See‘ als eine bisher unbekannte 
Fischart erwähnt. Seitdem haben sich zahlreiche andere Fundorte 
ergeben, und kennt man gegenwärtig bereits über vierzig Stellen, 
wo sich das Tier findet. Den eigentlichen Wohnplatz bilden die 
unterirdischen Gewässer des Karstgebirges, wo die Proteen wahr- 
scheinlich in noch unerforschten Tiefen leben und daselbst ihre erst 
neuerdings erforschte Entwicklung durchmachen. Die Stellen, an 
denen man das Tier in den Höhlen findet, sind stets mehr oder weniger 
tiefe Tümpel mit schlammigem Grunde, und scheinen weniger der 
eigentliche Wohnplatz desselben zu sein, als vielmehr Plätze, wo das 
Tier durch Steigen der unterirdischen Gewässer hingeführt und bei 
deren Sinken zurückgeblieben ist. Denn nicht selten kommt es vor, 
daß bei Überschwemmungen oder bedeutender Anschwellung der 
unterirdischen Gewässer Proteen auch an die Oberfläche gespült 
werden, wo sie dann außerhalb der Höhlen in Nähe ihrer Mün- 
dungen oder an mit den ausströmenden Wassern in Verbindung 
stehenden Stellen zurückbleiben. 

Am häufigsten findet man die Olme in Krain, wo sie besonders 
in der Magdalenen- und Kleinhäuslergrotte (hier an zwei Stellen) 
mitunter in Menge angetroffen werden. Die anderen bisher be- 
kannten Fundorte sind: die Höhle bei Sittich, aus der sie zuweilen 
im Sommer nach starken Regengüssen mit dem Wasser heraus- 
gespült werden; die Quelle bei Vir, zwischen Sittich und St. Veit; 
die Quelle der Rupnitza bei Rupa, eine Stunde von Vir; der Bach 
Shushiz nächst Shiza bei Töplitz; die Quelle Shetebäh bei Laas, in 
der Nähe, wo die Unz in unterirdische Tiefen verschwindet; die Höhle 
von Potiskavz nächst Strug unfern Reifnitz; die Höhle von Kumpolje 
unfern Gutenfeld. Ferner finden sich Proteen noch bei Verd am 
Ursprung der Laibach; zu Beden an der Unz nächst Lase bei Jacobo- 
vitz, beim Austritte des Flusses; bei Ober-Planina und Haasberg, 
sowie in den Wasserlachen gegen Maunitz; zu Klein-Podljuben 
bei Petane am Bache Podok; bei Waltendorf an der Gurk; bei Kar- 
lovza nächst Waltendorf; bei Gradizh am Ursprunge des Gurkflusses; 
im Bache Globozhez bei Grintovz nächst Sagraz an der Gurk; zu 
Studenz bei Seisenberg an der Gurk; in der Grotte und den Wasser- 
lachen von Leutsch; zu Altenmarkt bei Weichselburg am Vishniza- 
Bache; in den Zisternen und Wasserlachen von Dol und Grisha bei 
St. Veit nächst Sittich, an vier verschiedenen Stellen; bei Palzhje 


Proteus, 15 


in der Nähe der Poik; in der St. Canzianer Grotte; bei Oberalben, 
Joshetovajna und in den sogenannten Seefenstern des Laibacher 
Moores, sowie auch in den Wassergräben, die mit dem Laibachflusse 
zusammenhängen; ebenso werden die Tiere bei Weissenstein nächst 
Sagraz hinter Unter-Blato zuweilen ausgeworfen; im österreichischen 
Küstenlande finden sich Proteen in den wohl mit unterirdischen 
Wasserläufen des Karstes zusammenhängenden Zisternen von Sa- 
grado, Gradisca, Selz, Ronchi und Monfalcone!), sowie in der Grotte 
dei Schiavi am Monte Comero bei Triest, dann bei Pollazzo und im 
Schachte von Caprano bei Albona in Istrien, endlich noch in Dal- 
“matien, und zwar bei Gradisca und Verlika, ferner im Bache Gorizizza 
bei Sinj und in einer Quelle an der Narenta, an der Grenze der Herze- 
gowina; dann in letzterer selbst bei Gabella nahe der dalmatischen 
Grenze und im ärarischen Forstgebiet Ljubuski in einer Quelle 
und in Topoljak vrela bei Studenci sowie in der Höhle von Ottoschaz 
in Croatien. — Alle Angaben über das Vorkommen von Olmen außer- 
halb der hier erwähnten Örtlichkeiten bedürfen noch des fachmänni- 
schen Beweises; desgleichen ist das Tier in der Adelsberger Grotte 
bisher noch nicht beobachtet worden. 

Wie schon erwähnt, finden sich die Proteen gewöhnlich in unter- 
irdischen, stehenden Wassertümpeln mit tonigem Grunde, sehr 
häufig auch an der Mündung von Höhlen, wo sie namentlich nach 
starken Regengüssen mit den heraustretenden Hochwassern ausge- 
spült werden. Obwohl sich die Tiere ausschließlich im Wasser auf- 
halten, so sollen sie doch, nach Aussage der Grottenführer, zuweilen, 
namentlich beim Herannahen eines Gewitters, das Wasser verlassen 
und am Ufer im feuchten Schlamme mit unbeholfenen, aalartigen 
Bewegungen herumkriechen, was aber wohl nur bei plötzlichem Fallen 
des Wassers am Trockenen zurückgebliebene Stücke sein dürften. 
Die Nahrung besteht in kleinen Crustaceen, Würmern und dergleichen, 
doch können die Tiere in der Gefangenschaft bei öfterem Wasser- 
wechsel auch ohne Speisung Jahre lang ausharren. 

Über die Fortpflanzung des Olmes kann noch immer nichts 
Bestimmtes gesagt werden, da gefangene Tiere ebensowohl eierlegend 
als auch lebendiggebärend sind und im Freileben wohl nur einer 
dieser Vorgänge als Norm vorkommen dürfte; da ersteres nament- 
lich nach vorgenommenem Wasserwechsel stattfindet, so liegt die 
Vermutung nahe, daß die hierdurch verursachte Störung sowie 


!) Nahe dem letztgenannten Orte ward vor Jahren in einem Steinbruche eine 
 Wasserader angeschlagen, aus welcher mit dem hervorbrechenden Wasserschwalle 
etliche 60 Proteen herausgeschwemmt wurden. — Die Angabe vom Vorkommen der 
Olme in der „Grotta dei cani‘‘ bei Monfalcone scheint auf einem Irrtum oder einer 
Verwechselung zu beruhen, da besagte kleine Höhle vollkommen trocken und wasser- 
leer ist. 

Merkwürdig ist auch der Umstand, daß die Tiere in der Wippach und im Timavo, 
zwei zwischen Laibach und Triest unmittelbar aus dem Karst hrevortretenden Flüssen, 
noch niemals gefunden wurden, obwohl sie in der ganzen herumliegenden Gegend 
ab und zu nicht selten sind. Die für den ersteren Fluß angegebenen Proteen haben 
sich, wie mich der eigenhändige Fang überzeugte, sämtlich als ‚, Petromyzon Planeri‘ 
erwiesen und dürfte dieser, mit dem Olme oberflächlich allerdings ziemlich ähnliche 
Fisch vielleicht auch anderweitig zu irrigen Angaben über die Verbreitung von Proteus 
Anlaß gegeben haben. 


16 Proteidae. 


der damit verbundene plötzliche Temperaturwechsel die Gefangenen 
zur Ablage der Eier veranlaßt habe, die sie sonst vielleicht noch bis 
zur vollen Ausreife in sich behalten hätten. Es könnte daher das 
in der Gefangenschaft ab und zu beobachtete Eierlegen vornehmlich 
darin begründet sein, daß es im Aquarium äußerst schwer ist, stets 
dieselbe gleichmäßig niedrige Temperatur zu erhalten und daß dann 
größere Schwankungen oder rasche Veränderungen derselben eine 
Art Frühgeburt herbeiführen mögen. Daß diese Ansicht manches 
für sich hat, beweist auch eine Mitteilung Kammerers, nach 
welcher die in einem fünf Meter unter der Erde befindlichen und 
beständig mit Hochquellwasser gespeisten, etwa zwölf Quadratmeter 
großen Tümpel der biologischen Versuchsanstalt in Wien gehaltenen 
Proteen wiederholt lebende Junge zur Welt gebracht haben. Da hier 
das Wasser stets dieselbe Temperatur hat und auch anderweitige 
Störungen kaum vorkommen, so haben daselbst die Olme auch keine 
Veranlassung, sich ihrer Nachkommenschaft vorzeitig in Eiform zu 
entledigen; es liegt daher nach diesen Beobachtungen ein hoher 
Grad von Wahrscheinlichkeit vor, daß auch im Freileben das Lebendig- 
gebären die normale Art der Fortpflanzung ist. 

Die gefangen in Aquarien gehaltenen Tiere treten zeitlich im 
Frühjahre, gewöhnlich schon Mitte Februar, in Brunst, und läßt 
sich diese beim Männchen durch Anschwellung der Kloake und Er- 
höhung des Schwanzsaumes, beim Weibchen durch merkliche Zu- 
nahme des Körperumfanges und die durch die Bauchwand sicht- 
baren Eier erkennen. Letztere werden dann im April oder Mai in 
Gruppen auf die Unterseite von Steinen angeklebt. Die Zahl der von 
einzelnen Weibchen bisher erhaltenen Eier schwankt von 12 bis 56. 
Selbe haben etwa II—ı2 mm im Durchmesser und stellen eine voll- 
kommen farblose, glashelle Gallertkugel vor, die in einer ebensolchen, 
nur etwas dichteren, 5—6 mm dicken Hülle den schwach sphäroidi- 
schen, etwa 4 mm großen gelblich- oder milchweißen Dotter einschließt. 
Die Art der Befruchtung konnte bei der großen Schwierigkeit der 
einschlägigen Beobachtungen bisher noch nicht festgestellt werden. 
Die erst nach 13 Wochen ausschlüpfenden Larven sind beim Ver- 
lassen der Eier etwa 22 mm lang und im ganzen den Erwachsenen 
schon ziemlich ähnlich; nur zieht sich über die 3 letzten Viertel des 
Rückens bis zur Schwanzspitze ein hoher, ganzrandiger Flossen- 
saum ununterbrochen hin und die Hinterbeine sind noch ganz ein- 
fache, kurze Stummel von denen sich die Zehen erst in der zweiten 
Woche abgliedern. Desgleichen sind diese Larven auf der ganzen 
Oberseite mit zahlreichen, bräunlichen Pünktchen besetzt, was 
wohl auf die Einwirkung des Lichtes während der Beobachtung 
zurückzuführen ist, da die Embryonen im Eie, solange sie im Dunkeln 
gehalten werden, vollkommen pigmentlos sind. Die Kiemen sind 
im Verhältnis nicht größer, als bei erwachsenen Tieren; sehr auf- 
fallend sind bei diesen Jungen die Augen, welche als kreisförmige, 
unten mit einem senkrechten Spalt versehene schwarze Punkte 
deutlich und scharf hervortreten. 

Was die lebendig geborenen Jungen betrifft, so kommen die- 
selben manchmal noch in der Eihülle, manchmal aber auch ohne 


Proteus. 17 


diese, zur Welt. Die gewöhnliche Zahl der auf einmal geworfenen 
scheint zwei zu sein; doch hat man auch schon nur eins, ausnahms- 
weise wieder selbst drei beobachtet, die dann in diesem Falle viel 
kleiner, in jenem aber viel größer als gewöhnlich waren. Beim Gebär- 
akte hängt das Weibchen mit nach unten gebogenem Vorder- und 
Hinterteile auf der Oberfläche des Wassers; der Wurf findet in der 
Regel im Oktober statt. Die Neugeborenen sind ıo bis 12 cm lang. 

Über die Lebensweise des Proteus im Freien kann eigentlich 
nichts gesagt werden, da man seine wahren Wohnstätten nicht 
kennt und alle zufällig gefangenen Tiere ausschließlich als durch 
Hochwasser oder andere Vorkommnisse verschleppte Irrlinge an- 
zusehen sind. Warum durch solche Zufälligkeiten nur große oder 
mittlere, niemals aber jüngere Stücke oder gar Larven herausbeför- 
dert werden, ist ein bisher ungelöstes Rätsel; jedenfalls befinden 
sich die eigentlichen Wohnplätze dieser Tiere an von Menschen 
noch nicht erreichten Orten. 

Wenn man frischgefangene Olme auf ihren Mageninhalt unter- 
sucht, so findet man, daß derselbe größtenteils aus kleinen Würmern 
sowie aus den in den unterirdischen Gewässern des Karstes lebenden 
Flohkrebsen (N yphargus stygius Schiödte) besteht. Übrigens dürften 
auch in den Höhlenwassern vorkommende, oft winzig kleine Tiere 
und in dieselben fallende oder von außen hineingeschwemmte Lebe- 
wesen für die Olme eine genügende Nahrung geben. 

So zart die Proteen auch aussehen, so vertragen sie doch die 
Gefangenschaft sehr gut und sind verhältnismäßig selbst ziemlich 
zählebig, so daß beispielsweise aus ihrem Behälter entkommene 
und durch Vertrocknung oder durch zu warmes oder abgestandenes 
Wasser schon scheinbar tot gefundene Tiere nach Einlegen in kaltes 
und reines Wasser fast immer in kurzer Zeit wieder aufleben und 
bald wieder ihre ehemalige Frische und Munterkeit erlangen. Sogar 
in ganz kleinen Gefäßen, wie Einmachgläsern u. dergl., halten sie 
sich selbst ohne Nahrung oft jahrelang, ohne dabei manchmal sogar 
merklich abzumagern. 

Die Hauptsache bei der Haltung dieser Tiere ist, daß sie stets 
mit reinem Brunnenwasser versehen sind, das in kleineren Behältern 
besonders in der wärmeren Jahreszeit öfters, bei allenfalls entstehender 
Trübung oder in demselben angetroffenen Unreinigkeiten aber 
sofort zu erneuern ist. Weil die unterirdischen Gewässer des Karstes 
eine sehr beständige, nur geringen Schwankungen (von 5—7° R) 
unterworfene Temperatur zeigen, so ist auf diesen Umstand gebührende 
Rücksicht zu nehmen, der Behälter daher möglichst kühl zu stellen 
und überdies das Tageslicht durch Umhüllung desselben mit dunklem 
Papier oder Stoff abzuhalten. Übrigens vertragen die Olme auch 
höhere Temperaturen von über 20° C ganz gut und gedeihen und 
wachsen dann sogar besser als in zu kaltem Wasser; das beste ist 
freilich die Wärme desselben stets auf gleicher Stufe zu erhalten, 
was aber in Aquarien nur schwer durchführbar ist; in diesem Falle 
hat man auch die meiste Aussicht von den Gefangenen lebende Junge 
zu bekommen. Desgleichen geht die Wiedererzeugung verloren 
gegangener Körperteile in warmem Wasser leichter und schneller 

Schreiber, Herpetologia europaea. 2 


18 Proteidae. 


vor sich, wobei sich an den Füßen nicht selten die bei den Salaman- 
driden vorkommende Normalzahl von 4 oder 5 Zehen bildet. Da in 
ihren natürlichen Aufenthalten keine Pflanzen wachsen, so ist das 
Hineingeben von solchen ins Aquarium auch nicht nötig, abgesehen 
davon, daß selbe im Finsteren ohnedies nicht gedeihen . würden. 
Der Boden des Behälters kann mit verrundeten Kalksteinen von 
Bohnengröße aus einem Fluß- oder Bachbette belegt werden. Ganz 
kleine Steinchen sind zu vermeiden, da diese mitunter von den Tieren 
verschlungen werden und ihnen dann durch Verstopfung des Darm- 
kanales leicht den Tod bringen können. Auch eine unterseits hohle, 
aus Tuffsteinen hergestellte Insel ist empfehlenswert, da sich die 
Olme gerne unter derselben verkriechen. Sollten die Tiere in Brunst 
geraten, was an den früher erwähnten Anzeichen leicht erkannt 
werden kann, so ist täglich, namentlich des Morgens, auf der Unter- 
seite der am besten abhebbaren Inseldecke oder anderweitiger im 
Aquarium hohl liegender Steine fleißig nach Eiern nachzusehen 
und selbe dann in einem anderen passenden Gefäße unterzubringen, 
weil sowohl diese sowie auch die eventuell auskriechenden Larven 
gerne von den Alten gefressen werden. Beim Wasserwechsel sind 
die Eier oder Larven vorerst in ein, mit dem von ihnen bewohnten 
Wasser gefülltes Gefäß zu geben und samt diesem in das frische 
Wasser zu stellen,‘ damit die niedrigere Temperatur des letzteren 
sich dem ersteren nur allmählich mitteilt, da ein zu rascher Tem- 
peraturwechsel diesen zarten Wesen leicht verderblich werden kann. 
Hat dann das innere Wasser die Temperatur des äußeren angenommen, 
so kann man den Inhalt des ersteren anstandslos in das letztere um- 
leeren. Wenn sich die Tiere wohlbefinden, so halten sie sich meist 
ziemlich ruhig oder mit langsam schlängelnden Bewegungen kriechend 
oder herumschwimmend am Boden des Gefäßes oder unter Steinen 
auf; werden sie aber unruhig und trachten aus dem Wasser heraus- 
zukommen, so ist dies ein Zeichen, daß letzteres entweder zu warm 
oder nicht mehr genügend lufthaltig ist, und hat man dann dasselbe, 
wenn die Tiere nicht in Kürze eingehen sollen, sofort zu erneuern. 

Als Nahrung kann man kleine Flohkrebse sowie die leicht zu 
beschaffenden Cyeclops- und Daphnia-Arten, Wassermilben (Hy- 
drachna) und die in stehenden Gewässern oft massenhaft vorkom- 
menden Rotwürmer (Tubifex rivulorum) verwenden, die alle von 
den Olmen gerne gefressen werden. Da die genannten Tiere aber 
meist in sumpfigen und faulenden Pfützen und Lachen leben, so 
hat man selbe nicht so, wie sie sind, den Proteen vorzuwerfen, sondern 
das nach Hause gebrachte Futter vorerst in klarem und frischem 
Wasser zu reinigen, mittelst eines feinen Siebes herauszufischen und 
dann erst den Proteen zu geben. Stets reiche man übrigens den Tieren 
nur so viel, als sie auf einmal fressen, da etwa abgestorbene Futter- 
tiere sehr leicht in Fäulnis geraten und die geringste Verunreinigung 
des Wassers den Olmen fast immer in kurzer Zeit den Tod bringt. 

Ich habe mich übrigens zur Fütterung mit Vorteil auch des 
rohen Fleisches bedient, das ich in wurmartige, etwa 2 cm lange und 
ı mm dicke Streifen geschnitten, mit der Pinzette gefaßt oder an 
eine lange Nadel gespießt, den Tieren vorhalte. Dieselben gewöhnen 


Proteus. 19 


sich oft sehr bald an diese Art der Nahrung und kommen dann trotz 
ihrer Blindheit schon aus ziemlicher Entfernung dem hineingehaltenen 
Fleische zugeschwommen, um es zu ergreifen. 

In der genannten Weise gepflegt ist Proteus eines der dank- 
barsten Aquarientiere und hält, wenn man sich dabei nichts ver- 
sieht, Dezennien lang aus. Wenn das Wasser zu warm wird oder zu 
viele organische Stoffe enthält, entstehen am Körper oder auch an 
den Kiemen oft Schimmelbildungen, die aber bei sofortigem Hin- 
eingeben des Tieres in kaltes und reines Wasser fast immer schon 
nach wenigen Tagen verschwinden. 


Da Stücke von verschiedenen Standorten manche lokale Eigentümlichkeiten 
zeigen, so hat Fitzinger!) diese verschiedenen Formen zu sieben gesonderten 
Arten erhoben, für deren nähere Unterscheidung nee Übersicht dienen mag: 

I. Kiemen gestielt, astförmig oder büschelig E 

Kiemen ungestielt, kammförmig, lang, etwas nach vorn und aufwärts gerichtet, 

stark verästelt und sehr zart verzweigt. Kopf kurz, birnförmig, an den Seiten 

in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze kurz, breit abgestutzt. 

Augen kaum sichtbar, vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels liegend. 

Schwanz unter !/,, mit sehr hoher, am Ende breit zugerundeter Saumflosse. — 

Weißlich rosafarben, mit sehr kleinen, hochroten Punkten dicht übersäet. In 

der Mitte der Schnauze ein schwach angedeuteter, weißlicher Fleck. Gegen 

30o cm. — Rupa... nr Ana SERMESNE, 

2. Augen höchstens bis in die hintere Grenzlinie des ersten Kopfdrittels gerückt - 

Augen hinter der vorderen Grenzlinie des zweiten Kopfdrittels gelegen und 

kaum sichtbar. Kopf lang, dreieckig, an den Seiten nicht eingebuchtet. Schnauze 

lang, sehr breit, abgestutzt. Kiemen von mittlerer Länge, büschelig, nach 
rückwärts gerichtet, sehr lang gestielt, über dem Stiele sehr stark verästelt und 
grob verzweigt. Schwanz 1/,, mit niederer, am Ende stumpf zugerundeter 

Saumflosse. — Schmutzig violett-fleischfarben, mit kleinen, unregelmäßigen, 

bisweilen zusammenfließenden, schmutzig gelben ‚Flecken gesprenkelt. Von 

der Schnauzenspitze bis ans Auge jederseits eine undeutliche, schwärzlich graue 

Binde. In der Mitte über der Schnauze ein verloschener weißlicher Fleck. 

25 bis 28 cm. — Beden .... . Xanthostietus. 

3. Augen vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels: Kopf lang, Schnauze 
breit, abgestutzt. Kiemen kurz, nach rückwärts gerichtet, über dem Stiele 

grob verzweigt. Schnauzenmitte mit verloschenem weißlichen Fleck . 

- Augen in der Mitte dieser Linie . 
4. Kopf an den Seiten in der Augengegend sehr seicht eingebuchtet, Hast dreieckig. 

Schnauze kurz. Augen deutlich sichtbar. Kiemen fast büschelförmig, kurz 

gestielt, über dem Stiele ziemlich stark verästelt. Schwanz unter %,, mit sehr 


niedriger, am Ende stumpf zugespitzter Saumflosse. — Schmutzig fleischfarben, 
graulich gewölkt und mit kleinen, unregelmäßigen, schmutzig gelben Flecken 
spärlich besetzt. 25 bis 28 cm. — Kleinhäusler Grotte . . . . . Haidingeri. 


Kopf an den Seiten nicht eingebuchtet, dreieckig. Schnauze lang. Augen 
wenig sichtbar. Kiemen astförmig, langgestielt, über dem -Stiele stark ver- 
ästelt. Schwanz 13, mit niederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. — 
Schmutzig fleischfarben, mit sehr kleinen graulichen Punkten dicht übersäet. 
Von der Schnauzenspitze bis an jedes Auge eine undeutliche, schwärzlich graue 
Binde. 22.5 cm. — Magdalenengrotte . . . 0...) baurenti. 
5. Kopf lang, an den Seiten in der Augengegend mehr oder weniger tief einge- 
buchtet; Schnauze kurz, abgestutzt. Kiemen kurzgestielt, astförmig, nach 
rückwärts gerichtet, über dem Stiele zart verzweigt. Kopf in der Mitte über 
der Schnauze mit schwach angedeutetem, weißlichem Fleck . . . 
Kopf an den Seiten in der Augengegend nicht eingebuchtet, lang, kegelförmig, 
mit sehr langer, schmaler, stumpf zugespitzter Schnauze. Augen wenig sichtbar. 
Kiemen kurz, astförmig, nach rückwärts gerichtet, kurz gestielt, über dem 
Stiele ziemlich stark verästelt und fein verzweigt. Schwanz unter 1;, mit ziem- 


1) Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. d. Wissensch. Wien 1850. 
2% 


oa 


20 Salamandridae. 


lich hoher, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. — Rötlichweiß. 23.8 cm. 
— Sinj und Narenta . . . . .. Carrarae. 
6. Kiemen über dem Stiele ziemlich stark verästelt und ziemlich lang. Kopf seit- 
lich ziemlich tief eingebuchtet, fast birnförmig. Schnauze breit. Augen wenig 
sichtbar. Schwanz unter 1, mit hoher, am Ende stumpf zugerundeter Saum- 
flosse. — Fleischfarben, mit sehr kleinen, rötlich weißen Punkten dicht übersäet. 
28 cm. — Vir.. . . Schreibersii. 
Kiemen über dem Stiele sehr schwach verästelt, kurz. "Kopf birnförmig, seit- 
lich in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze ziemlich schmal. 
Augen sehr deutlich sichtbar. Schwanz nahezu 1, mit niederer, am Ende 


zugespitzt gerundeter Saumflosse.. — Schmutzig gelblichweiß, mit kleinen, 
unregelmäßigen, schwefelgelben Flecken sparsam besetzt. 26.9 cm. — Kum- 
polje‘ und Hotiskayz m. We ae EN een a 1 


2. Familie. Salamandridae. 


Oculi liberi, palbebrati. 
Collum ad latera branchiis liberis aut apertura branchiali 
destitutum. 


Der Körper ist im allgemeinen gestreckt, eidechsenartig, meist 
ziemlich schlank und gleich dick, seltener mehr plump und gedrungen. 
Der Kopf ist stets ziemlich groß, mehr weniger breit und flach, die 
Schnauze bald stumpf zugespitzt, froschartig, häufiger jedoch ziem- 
lich breit zugerundet, oft sehr kurz, krötenartig. Die gewöhnlich 
großen, wohlausgebildeten Augen ragen meist stark vor, und sind 
stets mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen. Die kleinen 
Nasenlöcher stehen gewöhnlich an der Spitze der Schnauze, und 
sind nur selten mehr nach hinten gegen die Augen zu gerückt. Sehr 
verschieden ist die Beschaffenheit der Zunge, die weniger in ihrer 
Form, als in der Art und Weise ihrer Anheftung wechselt, und in 
letzterer Beziehung zur Unterscheidung der Gattungen oft wichtige 
Anhaltspunkte bietet. Ihre Gestalt ist meist mehr oder weniger 
rundlich, bald kreisförmig, bald länglich oval oder rhombisch, meist 
wohl entwickelt, ziemlich groß und deutlich unterscheidbar, nur 
ausnahmsweise klein und knopfförmig und wenigstens teilweise frei. 
Ihre Befestigung ist meistens in der Weise bewerkstelligt, daß sie 
mittelst eines längs ihrer Unterseite hinziehenden, bald schmäleren, 
bald breiteren Längsbandes angeheftet ist, so daß sie nur an den 
Rändern in größerer oder geringerer Ausdehnung frei ist. Seltener 
kommt es vor, daß die Zunge in der Mitte ihrer Unterseite auf einem 
meist ziemlich dünnen und langen, kontraktilen Stiele aufsitzt, so daß 
sie dann etwa die Gestalt eines Pilzes besitzt, dessen Scheibe entweder 
an den Rändern rund herum vollkommen frei ist (Spelerpes), oder 
aber an der vorderen Spitze festgewachsen erscheint (Chioglossa). 
Sowohl der Ober- als auch der Unterkiefer sind immer bezahnt. 
Außerdem besitzt auch der Gaumen fast immer zwei, sehr selten 
vier (Spelerpes) Reihen oder Gruppen von Zähnen, die gewöhnlich 
von den inneren Nasenlöchern an nach hinten gegen den Rachen 
ziehen, und entweder mehr weniger parallel sind, oder aber in ihrer 
ganzen Erstreckung, oder auch nur teilweise divergieren. Der Hals 
ist meistens, wenn auch nicht gerade eingeschnürt, so doch ziemlich 


Salamandridae. 21 


deutlich unterscheidbar, manchmal aber auch allerdings so kurz, 
daß der Hinterkopf fast unmittelbar an der Wurzel der Vorderbeine 
anliegt. Sehr oft ist die Unterseite des Kopfes vom Halse durch 
eine mehr oder weniger deutliche Ouerfalte, die sogenannte Kehl- 
falte, geschieden. Der im ganzen ziemlich walzenförmige Rumpf 
ist von oben häufig bald mehr, bald weniger niedergedrückt, seine 
Seiten oft mit quergestellten Runzeln oder Eindrücken versehen, 
die sich mitunter auch auf die Unterseite und den Schwanz fort- 
setzen und eine manchmal ziemlich deutliche Ringelung darstellen. 
Die ziemlich gleichlangen Beine sind stets in der Vierzahl vorhanden, 
die vorderen mit vier, die hinteren fast immer mit fünf, nur aus- 
nahmsweise ebenfalls mit vier Zehen (Salamandrina). Diese sind 
gewöhnlich frei, nur selten am Grunde durch schwache Interdigital- 
membranen verbunden (Spelerpes), die hinteren bei den Männchen 
mitunter zur Paarungszeit mit Hautsäumen oder selbst mit Schwimm- 
häuten versehen. Der wohl entwickelte, kräftige Schwanz ist ge- 
wöhnlich ziemlich lang, bald fast drehrund und kegelförmig, häufiger 
jedoch von den Seiten mehr oder weniger zusammengedrückt und 
zweischneidig. Die Haut ist im Leben stets weich und fast immer 
feucht, entweder vollkommen glatt, häufiger jedoch durch feinere 
oder gröbere Körner chagriniert, nicht selten auch durch mehr oder 
weniger erhabene, von Drüsenöffnungen durchbohrte Warzen oder 
Runzeln im hohen Grade rauh und uneben. Derlei Bildungen finden 
sich namentlich an den Rumpfseiten und in der Ohrgegend, wo sie 
oft als sehr deutliche Wülste und Anschwellungen erscheinen, die 
bei manchen Gattungen (Salamandra) schon im Leben sehr aus- 
gesprochen sind, bei vielen jedoch erst nach längerem Liegen in 
Weingeist ersichtlich werden, sowie überhaupt die Drüsenbil- 
dungen durch die vom Alkohol bewirkte Zusammenziehung der 
Haut nach und nach viel schärfer und deutlicher aus derselben her- 
vortreten. 

Die meisten Salamandrinen sind eierlegend, nur wenige gebären 
lebendige Junge. Letztere erleiden stets eine, wenn auch oft nur 
teilweise, Metamorphose, die in seltenen Fällen schon im Mutter- 
leibe vollendet wird (Salamandra atra). Bei den laichenden Arten, 
deren Entwicklung bis jetzt bekannt ist, werden die Eier ausnahmslos 
ins Wasser abgesetzt, was auch für die lebendig geworfenen Jungen 
gewöhnlich als Regel gilt. Letztere, die bis zum Verlust ihrer Kiemen 
im Wasser bleiben, haben im ganzen schon so ziemlich die Gestalt 
der Alten, und besitzen bereits bei ihrer Geburt vier vollkommen 
entwickelte Beine. Aber auch bei den eierlegenden Arten ist die 
Verschiedenheit zwischen den Alten und Jungen nicht so groß, wie 
bei den ungeschwänzten Amphibien, indem auch hier die Larven 
eine gestreckte, schon ziemlich molchartige Gestalt haben und sehr 
frühzeitig Beine bekommen, und zwar, wie schon erwähnt, die 
vorderen stets eher als die hinteren. In allen Fällen jedoch bilden 
die Augenlider eine einzige, das ganze Auge ringförmig umgebende 
Falte, und der von der Seite stark ruderförmig zusammengedrückte 
Schwanz ist oben und unten mit einem häutigen Flossensaum um- 
geben. 


22 Salamandridae. 


Diese Familie ist in Europa durch fünf!) Gattungen vertreten, 
deren Unterscheidung durch nachfolgende Übersicht erleichtert 
werden mag: 


I. Hinterfüße fünfzehig. 


2. Gaumen nur mit 2 von vorne nach hinten ziehenden Zahn- 
reihen °). 


3. Schwanz, wenn auch seitlich oft etwas zusammengedrückt, 
so doch niemals scharf und zweischneidig. Zunge seitlich 
und hinten mehr oder weniger frei. 


4. Zunge vorne angeheftet und außerdem noch in der 
Mittean einem langen, dünnen Stiele befestigt. Gaumen- 
zähne nach vorne die inneren Nasenlöcher nicht über- 
ragend. Parotiden fehlend. Schwanz an der Basis 
zylindrisch, gegen das Ende zu kompreß, beim er- 
wachsenen Tiere viel länger als der übrige, sehr schlanke 
und fast walzenförmige Körper. 

4. Gatt. Chioglossa Barb. 


4'. Zunge längs der ganzen Mittellinie durch ein Längsband 
an den Boden der Mundhöhle befestigt. Gaumenzähne 
nach .vorne zu die inneren Nasenlöcher meist deutlich 
überragend. Parotiden stark und wulstig vortretend. 
Schwanz nie länger als der übrige, ziemlich plumpe 
Körper. . . ... 5. Gatt.. Sala man drasiesrr 


3'. Schwanz wenigstens nach hinten zu seitlich stark zu- 
sammengedrückt und scharf zweischneidig. 
3. Gatt.: Tritte mas 


2'. Gaumen mit 2 hinter den inneren Nasenlöchern schief vor- 
beiziehenden Querreihen und außerdem noch mit 2 im hinteren 
Teile der oberen Mundhöhle stehenden Längsgruppen von 
Zähnen. Zunge pilzförmig, rund herum frei, in der Mitte auf 
einem zentralen Stiele angewachsen. Finger und Zehen am 
Grunde mit derben Spannhäuten. Schwanz drehrund, kürzer 
als. der: übrige Körper. . .. I: Gatt. .Spelerpes u 


I’. Alle 4 Füße vierzehig. Zunge hinten und an den Seiten frei. 
Gaumenzähne in 2 vorn parallelen, hinten winkelig auseinander- 
tretenden Längsreihen. Körper schlank; Schwanz dünn, länger 
als der übrige Körper. . . 2. Gatt. Salamandrina Fitz. 


1) Die in der I. Auflage pag. 67 beschriebene Gattung Bradybates Tschudi hat 
sich als ein junger Triton Waltli herausgestellt. 

2) Wenn auch die Gaumenzähne sehr klein und unscheinbar sind, so treten 
sie doch dadurch, daß sie auf zwei erhabenen Knochenleisten stehen, meist ziemlich 
deutlich hervor. Sollten sie, was übrigens nur selten der Fall ist, schwer zu sehen 
sein, so genügt es, das Tier ı bis 2 Stunden im Trocknen liegen zu lassen, wo dann 
durch Zurücktreten der Weichteile die die Zähne tragenden Knochenleisten bald sehr 
scharf und deutlich sichtbar werden. Übrigens führt das Betupfen der betreffenden 
Mundstelle mittelst eines in Ätzkalilösung getauchten Pinsels noch schneller zum 
Ziele. 


Spelerpes. 23 


I. Gattung. Spelerpes. 


Rafinisque Atlant. Journ. I, pag. 22 (1832). 
Geotriton Tschudi Classific. d. Batrach. pag. 93 (1839). 


Dentium palatinorum series quatuor, duae anteriores trans- 
verse, duae posteriores per longitudinem dispositae. 

Lingua plana, circularis, pedunculo gracili extensili medio 
tantum affıxa. 

Corpus gracile, cauda terete eo breviore. 

Cutis glabra. 


Der Körper ist ziemlich schlank, mit vollkommen glatter Haut, 
der Rumpf gestreckt, walzig, nach vorne mäßig verdickt. Die Paro- 
tiden sind nicht ausgebildet. Die Zunge ist stets mehr oder weniger 
rundlich, ziemlich flach und am Rande ringsum vollkommen frei, so 
daß sie eine etwa pilzförmige Scheibe bildet, die in der Mitte ihrer 
Unterseite auf einem dünnen, im Leben kontraktilen Stiele aufsitzt. 
Noch bezeichnender ist die Bezahnung, welche allein schon genügt, 
um diese Gattung von allen anderen Urodelen Europas auf den ersten 
Blick zu unterscheiden. Während nämlich sonst im Gaumen stets 
nur zwei von vorn nach rückwärts ziehende Zahnreihen unterschieden 
werden können, findet man bei Spelerpes vier Gruppen von Zähnen, 
wovon zwei Reihen in schräger, gewöhnlich schwach bogiger Richtung 
hinter den inneren Nasenlöchern vorbei gegeneinander ziehen, so 
daß sie mitsammen einen sehr stumpfen Winkel bilden, dessenSchen- 
kel sich aber in der Mitte nicht berühren. Außer diesen Zahnreihen 
(den eigentlichen Gaumenzähnen) finden sich im hinteren Teile des 
Rachens noch anderweitige Zähne (die Sphenoidalzähne), welche 
im hinteren Teile der Gaumenmitte auf zwei parallelen, nach rück- 
wärts schwach erweiterten und durch einen schmalen Zwischenraum 
getrennten Platten in großer Anzahl gehäuft stehen. Die vorderen 
Querreihen sind von den hinteren Zahngruppen durch einen großen 
Zwischenraum getrennt. Die Vorderfüße sind vier-, die hinteren 
fünfzehig, die Zehen selbst durch Spannhäute miteinander verbunden. 
Der drehrunde Schwanz ist ziemlich dünn, am Ende scharf zugespitzt, 
ohne Spur eines Hautsaumes. 

Von den zahlreichen Arten dieser Gattung findet sich nur eine 
einzige im südlichen Europa, woselbst sie unter Steinen und Moos, 
in faulem Holze und dergleichen namentlich in gebirgigen Gegenden 
angetroffen wird. 


1. Spelerpes fuseus: Supra fuscus, lineis maculisque rubescentibus 
plus minusve distinctis ; subtus cinereus aut fuliginosus, albo 
sparsus ; digitis posticis semipalmatis. — Long. 7,9—I0,5 cm. 


Geotriton fuscus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II, tab. 84, fig. 4 
(1832). — Salamandra Genei Schleg. Abbild. neuer od. unvollst. 
bek. Amphib. pag. 122, tab, 39, fig. 5—7 (1837). — Geotriton Genei 
Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 94, tab. 5, fig. 3 (1839). — Speler- 
pes fuscus Strauch Revis. d. Salamandr. pag. 83, 77 (1870). 


24 Salamandridae. 


Der Körper ist schlank, der fast zylindrische Rumpf bei mageren 
oder in starkem Alkohol konservierten Stücken mitunter mit mehr 
oder weniger deutlichen queren Kostalfurchen versehen. Der Kopf ist 
auffallend groß, in der Augengegend viel breiter als der Rumpf, mit 
nach hinten schwach verjüngtem, langen Halsteil, seine Länge (von 
der Schwanzspitze bis zur Kehlfalte gemessen) etwa 2 %mal im Rumpfe 
enthalten. Die stark vorstehende, am Ende verrundet abgestutzte 
Schnauze ist kaum länger als der flache Interokularraum der Quere 
nach mißt, letzterer nach vorn verengt und daselbst etwa so breit 
wie ein oberes Augenlid. Die Schnauzenkante ist, namentlich bei 
festländischen Stücken, ziemlich gut sichtbar, die Seiten des Vorder- 
kopfes fallen schief nach außen und unten ab, daher die Schnauze 
erweitert erscheint. Die an deren Spitze seitlich stehenden Nasenlöcher 
sind an Größe nach dem Alter sehr verschieden, und während sie bei 
ganz jungen Stücken so enorm entwickelt sind, daß ihr Durchmesser 





Fig. 3. 
Spelerpes fuscns Bonap. g Gaumenzähne, s Sphenoidalzähne, kA Hinterfuß von unten. 


mitunter sogar den des Interokularraumes übertrifft, nehmen sie mit 
zunehmendem Alter allmählich an Größe ab und werden schließlich 
bei erwachsenen Tieren zu ganz kleinen Öffnungen, die voneinander 
weiter als von dem Vorderwinkel des Auges entfernt sind und höher 
als der Unterrand des letzteren über der Mundspalte liegen. Vorn 
und unter denselben zeigen sich namentlich bei jüngeren Tieren 
2 dieselben begrenzende hügelige Anschwellungen, die aber im Alter 
oft undeutlich werden oder auch ganz verschwinden. Die Augen sind 
groß, stark vorstehend, etwas schief gegeneinander nach vorn ge- 
richtet, mit unten winklig ausgeschnittener Pupille. Vom Hinter- 
rande der Augen bis zur Kehlfalte zieht in schwachem Bogen eine 
deutliche Längsfurche. Oberhalb derselben entspringen, ebenfalls 
vom Hinterrande des Auges ausgehend, 2 schief nach oben und 
hinten ziehende, am Hinterkopf verschmelzende Auftreibungen, die 
am Scheitel einen nach hinten dreieckig zugespitzten vertieften 


Spelerpes. 25 


Raum einschließen und nach außen ebenfalls von schiefen nach rück- 
wärts gerichteten Furchen begrenzt sind. Die Mundspalte ist hinter 
den Augen schwach bogig nach abwärts geschwungen. Oft zeigt sich 
hinter dem Halse zwischen dem Ansatz der Vorderbeine eine rinnen- 
artige Vertiefung, die als mehr oder weniger deutliche Mittelfurche 
manchmal über den ganzen Rücken fortgesetzt ist; desgleichen 
laufen auch in der Schultergegend 2 mitunter ziemlich weit über die 
Rückenseiten sichtbare Längsfalten hin. Alle diese Wülste und 
Falten treten aber gewöhnlich nur bei mehr abgemagerten oder längere 
Zeit in Alkohol gelegenen Exemplaren hervor, während sie bei leben- 
den und wohlgenährten Stücken oft kaum oder auch gar nicht zu 
bemerken sind. Der ziemlich dicke Schwanz ist etwas kürzer als der 
übrige Körper, vollkommen drehrund, gegen sein zugespitztes Ende 
nur sehr allmählich verjüngt und unten mit einer mehr oder weniger 
deutlichen, stumpfen Kante versehen, die namentlich gegen die Spitze 
zu und im männlichen Geschlecht besser hervortritt; auch ist bei 
letzterem die Schwanzwurzel deutlich verdickt. Die sehr lang ge- 
spaltene Kloake, die etwa ein Siebentel der ganzen Schwanzlänge 
einnimmt, ist weit nach hinten gelegen und stellt einen schmalen, 
von straffen Rändern begrenzten Schlitz dar, der beim Männchen 
viel weiter von der Schwanzbasis entfernt ist als beim Weibchen. Die 
Beine sind schlank und dünn, die hinteren nicht viel stärker. als die 
, vorderen; die Hand- und Fußflächen auffallend groß und vollkommen 
glatt. Die Finger und Zehen sind kurz, dick und abgeplattet, in ihrer 
ganzen Länge ziemlich gleichbreit, am Ende abgestutzt, erstere nur 
am Grunde, letztere bis zur Hälfte mit derben Spannhäuten verbunden 
auch zeigen Finger und Zehen unterseits an der Spitze knopf- oder 
tellerförmige Anschwellungen. An den Händen ist der dritte Finger 
der längste, an den Füßen sind die dritte und vierte, sowie die zweite 
und fünfte Zehe ziemlich gleich lang. 

Die Grundfarbe der Oberseite kann im Leben von gelblich, durch 
braun, bis nahezu ins schwärzliche in verschiedenster Weise abändern; 
nicht selten zeigt dieselbe, namentlich bei dunkleren Stücken, einen 
mehr oder weniger ausgesprochenen Anflug von lila. Diese Grund- 
farbe wird jedoch fast immer durch zahlreiche, bei dunklen Stücken 
grauliche, gelbliche oder selbst rötliche, bei hellen Exemplaren aber 
bräunliche oder schwärzliche Flecken von sehr abwechselnder Form 
und Größe so stark zurückgedrängt, daß sie als solche oft gar nicht 
mehr zu erkennen ist und das Tier dann durch das dichte Gemisch 
hellerer und dunklerer Makeln im ganzen ein etwa schmutzig ocker- 
gelbes Kolorit zeigt. Da namentlich die lichteren Flecken gegen den 
Schwanz zu gerne und immer häufiger zusammenfließen, so erscheint 
letzterer meist vorwiegend hell gefärbt. Desgleichen bilden die dunklen 
Flecken mitunter im Nacken eine bald mehr, bald weniger deutliche 
V-förmige Zeichnung und zeigen überdies noch oft die Tendenz am 
Rücken zu 3 unregelmäßigen Längsreihen oder, besonders bei sehr 
großen Stücken, auch zu unvollständigen Querbinden zusammen- 
zutreten. Außerdem zeigt die Oberseite in der Regel noch eine Art 
von Puderung oder Bestäubung, die aus zahlreichen kleinen, bronze- 
glänzenden Metallflimmerchen besteht, welche nicht selten zu kleineren 


26 Salamandridae. 


oder größeren Flecken und Bändern zusammentreten und nament- 
lich auf Kopf und Schwanz die Grundfarbe oft nahezu verdrängen. 
Die Rumpfseiten sind öfters mit zerstreuten, weißlichen, gegen den 
Bauch zu häufigeren und zu unregelmäßigen Sprenkeln und Linien 
verfließenden Punkten besetzt; desgleichen finden sich auch manch- 
mal an der Seitenlinie des Körpers mehr oder weniger unregelmäßig 
strichartige, aus weißlichen Schüppchen gebildete Flecken, die sich 
oft der Länge nach vereinen und meist auf die Hinterschenkel und 
den Schwanz fortsetzen. Die Beine sind gewöhnlich heller, sonst 
aber wie der übrige Körper gezeichnet. Die stets lichtere Unterseite 
ist gelblich oder bräunlich, mit weißlichem oder lilafarbigem Anfluge 
und hellerer Kehle, nur ausnahmsweise einfarbig, meist aber mit 
sternartigen silbergrauen Flecken, die besonders am Unterkopfe 
häufig sind und mitunter schnörkelartig zusammenfließen. In man- 
chen Fällen läßt der Bauch noch eine allerdings nur schwach hervor- 
tretende, dunkle Marmorierung erkennen. Die Pupille ist nach oben 
zu goldig. 

Die oben erwähnte metallische Bepuderung ist übrigens schon 
im Leben und selbst bei einem und demselben Individuum sehr 
wechselnd und veränderlich und verschwindet im Tode und bei kon- 
servierten Exemplaren wohl immer; bezüglich der beidenGeschlechter 
scheint in der Färbung und Zeichnung kein Unterschied zu bestehen. 
Im Alkohol nehmen die gelben Flecken oft eine rötliche Farbe an. 
Das Tier ist durch den Mangel der Lungen merkwürdig und wird bei 
demselben die Lungenatmung durch die Schlund-( Bocco-pharingeal-) 
Atmung ersetzt; die Hautatmung scheint von keiner Bedeutung 
zu sein. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa Io cm. 

Die Jungen sind im ganzen von den Alten in der Färbung nicht 
sehr verschieden, nur daß namentlich die Körperseiten gewöhnlich 
mehr dunkel sind, während der in der Regel gelbliche oder mit 2 derlei 
Längsbinden versehene Rücken meist mit zahlreichen, oft in mehr 
oder weniger regelmäßigen Längsreihen stehenden schwarzen Punkten 
besetzt und die metallische Bestäubung minder ausgebildet ist. Bei 
ganz kleinen Stücken sind die Oberarme ganz, die Oberschenkel 
namentlich rückwärts hellgelblich und die am Rücken mehr zer- 
streuten dunklen Sprenkel auf der Oberseite des Schwanzes meist 
so gehäuft, daß er öfters ganz bräunlich mit schwachem Metallglanz 
erscheint. Die Unterseite ist dunkel kaffeebraun mit weißlicher 
Puderung, die an der Kehle am dichtesten, am Schwanz hingegen 
am sparsamsten und endlich verschwindend ist. 

Bei Individuen, die etwa ein Drittel ihrer Größe erreicht haben, . 
zeigen die Rückenseiten oft eine Anzahl größerer oder kleinerer, aus 
schüppchenartigen Atomen bestehender unregelmäßiger gelblicher 
oder ziegelroter Makeln, die mitunter auch zu Längsreihen verfließen. 
Desgleichen zeigen sich manchmal auf der helleren, gelb und schwarz 
gesprenkelten Oberseite schwarze Punkte oder Fleckenreihen, von 
denen namentlich 2 seitlich vom Hinterrande der Augen ausgehen, 
gegen den Nacken zu oft bis zur Berührung konvergieren, und dann 
von da aus schwach bogig divergierend über den Rücken bis zur 


Spelerpes. 27 


Schwanzwurzel hinziehen, während eine dritte, aber meist weniger 
scharfe, zwischen diesen über die Vertebralgegend verläuft. Der 
Schwanz ist oberseits gewöhnlich rötlichgelb mit dunkelbrauner Be- 
stäubung, der Oberarm rötlichgelb, die Hinterbeine dunkelbraun. 
Nach neueren Beobachtungen!) ist Spelerpes lebendig gebärend; 
die Jungen werden im Frühjahr oder auch im Sommer am Lande 


abgesetzt und machen — von der allmählichen Rückbildung der 
auffallend großen Nasenlöcher abgesehen — keinerlei Verwandlung 
durch. 


Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich beschränkte. Der 
westlichste Punkt, wo dieselbe vorkommt, ist der südöstlichste Winkel 
Frankreichs, wo sie in den See-Alpen in der Umgegend von Nizza 
und Mentone zuerst auftritt. Von hier aus verbreitet sich unser Tier 
nach Piemont, hier besonders in den Tälern des oberen Po und seiner 
Nebenflüsse Stura und Tanaro hausend. Weiter von hier nach Li- 
gurien ziehend, ist die Art daselbst namentlich um Genua und Spezzia 
sehr häufig; dann dem Verlaufe der durch die Provinzen Massa, 
Carrara und Lucca streichenden apuanischen Alpen folgend geht 
Spelerpes durch Etrurien und das obere Toskana bis in die Marken 
hinein, woselbst er noch in den askolanischen Bergen vorkommt. 

Der Wohnbezirk des Höhlenmolches erstreckt sich sonach von 
den See-Alpen und den Küsten des Mittelmeeres längs des ganzen 
Meerbusens von Genua in südöstlicher Richtung durch den Apennin 
quer über Italien bis zur Adria. — Außerdem kommt Spelerpes noch 
in Sardinien vor, wo er besonders um Inglesias, Nurri, Barbagıa, 
Sassari und Luras angetroffen wird. Die Angabe Scarpas, daß das 
Tier auch bei Udine in Friaul vorkommt, dürfte wohl auf einen Be- 
stimmungsfehler oder auf ein verschlepptes Stück zurückzuführen sein. 

Die in Rede stehende Art bewohnt ausschließlich das Gebirge, 
wenn sie in demselben manchmal auch ziemlich tief, mitunter selbst 
bis zum Meeresstrande herabgeht. Hier hält sie sich am liebsten 
an steinigen, feuchten und bemoosten Orten, wie die Salamander 
in dunklen Verstecken: hohlen Bäumen, Felsritzen, unter Rinden, 
Steinen und ähnlichen Schlupfwinkeln auf, die sie bei Tage nur 
ausnahmsweise und bei Regenwetter, sonst aber nur des Nachts 
verläßt, um ihrer hauptsächlich aus kleinen Gliedertieren bestehenden 
Nahrung nachzugehen. Mit Vorliebe hält sich das Tier auch in Höhlen 
auf und viele scheinen letztere ihr ganzes Leben lang überhaupt 
nicht zu verlassen. Hier, sowie in den Gesteinsritzen, findet man 
sie gewöhnlich an den Wänden der Kalkfelsen kleben, im Wasser 
werden dieselben niemals angetroffen. Im Freien begegnet man 
ihnen nur im Frühjahr und im Herbste, während man sie in Höhlen 
zu jeder Jahreszeit finden kann. Es sind äußerst langsame und 
unbeholfene Tiere, die ihre Beute nur mittelst ihrer fast auf Körper- 
länge herausschnellbaren Zunge, ähnlich wie das Chamaeleon, erlangen 
können. Die Bewegungen dieser Zunge, welche klebrig, von milch- 
weißer Farbe und wie bei den Schlangen mit ihrem Stiele in eine 
Scheide zurückziehbar ist, sind aber viel schneller, als bei dem ob- 


I) Berg, Der Erdtriton im Aquarium. Zoolog. Gart. 1893. pag. 367. 


28 Salamandridae. 


genannten Reptile, so daß das herausgeschleuderte Organ nur momen- 
tan als heller Schein bemerkt werden kann. 

In der Gefangenschaft bedürfen die Spelerpes einer sorgsamen 
Pflege und muß namentlich auf Abhaltung größerer Wärme, stärkeren 
Lichtes, besonders aber der direkten Sonnenstrahlen, sowie auf 
beständig feuchte Atmosphäre in ihren Behältern Bedacht genommen 
werden; doch ist hierbei auch auf hinreichenden Luftzutritt zu achten, 
da sich sonst leicht Schimmelbildungen entwickeln, die den Tieren 
fast immer verderblich werden. Es sind deshalb auch Einmach- 
gläser zur Haltung nicht zu empfehlen, da selbe, wenn unbedeckt, 
im Innern bald austrocknen, wenn aber zugedeckt, wegen mangelnder 
Ventilation leicht Schimmel aufkommen lassen. Am besten ist 
Spelerpes auf einer Unterlage sandfreier Gartenerde, die zum 
eventuellen Verkriechen mit hohlliegenden Steinen und Rinden- 
stücken sowie mit Moosdecken belegt, und öfters mit einer feinen 
Brause bespritzt wird, zu halten. Scharfkantige Steine und ander- 
weitige schneidige und spitze Gegenstände sind tunlichst zu ver- 
meiden, da sichkdie äußerst zarthäutigen Tiere daran leicht verletzen 
und dann eingehen können. Aus demselben Grunde ist auch das 
Hineingeben zu vieler Futtertiere auf einmal zu unterlassen, weil 
diese, wenn nicht gleich gefressen, auf den Molchen herumkriechen 
und sie hierdurch ebenfalls verletzen können; deshalb ist es auch am 
besten die Tiere nur für sich, und nicht mit anderen Amphibien 
in demselben Terrarium vereint, zu halten. Obwohl sie im Freien 
niemals im Wasser gefunden werden, so ist doch ein Wasserbecken 
hineinzugeben, da sie namentlich vor der Häutung oft gerne längere 
Zeit in demselben verweilen. Damit die des Schwimmens unkundigen 
und sehr unbeholfenen Tiere aber nicht ertrinken, darf dieses Gefäß 
nur ganz seicht sein und durch hineingelegte Steine, Muschelschalen 
und dergleichen Gelegenheit zum leichten Herauskriechen geben. 
Im Terrarium halten sie sich übrigens am liebsten an den Glasflächen 
auf, an denen sie, mit weit ausgespreizten Beinen und der ganzen 
Unterseite fest angeklebt, namentlich tagsüber, meist unbeweglich 
sitzen. Ähnlich wie bei den Laubfröschen scheinen die auf der Unter- 
seite der Zehenspitzen befindlichen Erweiterungen als Haftscheiben 
zu wirken und der auch. mit der ganzen Fläche aufliegende Bauch 
das Festhalten zu erleichtern. 

Um den Käfig im Hochsommer vor übermäßiger Wärme zu 
schützen, ist derselbe zu dieser Zeit mit feuchten Tüchern zu umhüllen 
und womöglich auch ein stärkerer Luftzug herzustellen, denn bei 
der Temperatur von 20° C gehen die Tiere meistens schon ein. Im 
Winter ist selbstverständlich das Bedürfnis nach Lüftung und An- 
feuchtung ein weit geringeres und kann auf ein Minimum reduziert 
werden; doch darf man auch während der warmen Jahreszeit in 
dieser Richtung des Guten nicht zu viel tun, da namentlich ein über- 
mäßiger Grad von Feuchtigkeit ebenfalls verderblich werden kann. 
Sehr empfehlenswert ist es im Sommer das ganze Terrarium einfach 
in einen Keller zu stellen, wo sich die Molche bei der daselbst herr- 
schenden Dunkelheit, Feuchtigkeit und niedrigeren Temperatur 
in ihrer natürlichen Lebensweise sehr entsprechenden Verhältnissen 


Salamandrina, 29 


befinden und am leichtesten und ohne viele Mühe über die heiße 
Zeit hinweggebracht werden können. Ja der Umstand, daß mit- 
unter in Kellern zufällig entkommene Spelerpes oft nach langer Zeit 
in voller Körperfülle und bestem Wohlsein wieder aufgefunden 
werden, beweist, daß sich die Tiere hier nahezu wie zu Hause fühlen 
und es ihnen auch an entsprechender Nahrung nicht mangelt, so daß 
man fast dem Freihalten derselben in Kellern das Wort reden könnte, 
wenn nicht hierdurch die für den Forscher so wichtige und interessante 
Beobachtung bedeutend erschwert würde, obwohl man bei einer 
größeren Zahl von Gefangenen immerhin in der Lage sein wird, ein- 
zelne in ihrem Tun und Lassen ab und zu, namentlich zur Nachtzeit, 
zu belauschen und zu überraschen. 

Wenn viele Tiere beisammen sind, so liegen sie im Winter oder 
auch wenn es anfängt in ihrem Behälter trocken zu werden, gerne 
in Menge zu Klumpen geballt ineinander verschlungen. 

Als Futter sind für die Höhlenmolche, die wegen ihrer Stumpf- 
sinnigkeit weder scheu noch zutraulich genannt werden können, alle 
möglichen weichen Gliedertiere und deren Larven, natürlich von 
entsprechender Größe zu verwenden. Am liebsten werden Spinnen 
und Fliegen genommen, welch letztere namentlich leicht zu beschaffen 
sind und von den Gefangenen mittelst ihrer Zunge mit großer Sicher- 
heit und Geschicklichkeit herabgeklatscht werden. Ameisen sind 
absolut zu vermeiden, da selbe wohl genommen werden, aber dem 
fressenden Tiere, wahrscheinlich infolge der abgesonderten Ameisen- 
säure, fast sofort den Tod bringen; Regenwürmer werden nur ungerne 
verzehrt. 

Werden die hier gegebenen Vorschriften genau berücksichtigt, 
so hält Spelerpes die Gefangenschaft jahrelang aus; beim Bezug 
der Tiere hat man selbe womöglich im Frühjahre oder Herbste zu 
verlangen, da sie sonst in der wärmeren Jahreszeit unterwegs leicht 
zugrunde gehen. 


2. Gattung. Salamandrina. 
Fitzinger neue Classificat. d. Reptil. pag. 4I, 2 (1826). 
Seiranota Barnes Sillim. Amer. Journ. of scienc. and art. XI, pag. 278 (1826). 
Dentium palatinorum series antice parallelae, postice valde 
divergentes. 
Lingua magna, antice angustata, apice affıxa,. posterius late- 
ribusque libera. 
Palmae plantaeque tetradactylae. 
Parotides indistinctae. 
Cutis dense et subtiliter granosa. 


Der Körper ist schlank, ziemlich gerundet, am Rücken etwas 
flach gedrückt, mit längs der Mittellinie desselben bis zum Schwanz- 
ende durch die Hautdecken deutlich vortretender Wirbelsäule. Der 
Kopf ist platt, mit sehr kurzer, zugerundeter Schnauze, in der Augen- 
gegend am breitesten, von da nach hinten zwar allmählich, aber sehr 
deutlich halsförmig verengt, die Parotiden selbst nach langem Liegen 


30 Salamandridae. 


in Weingeist kaum sichtbar. Die ziemlich großen Nasenlöcher sind 
rund, weit nach vorn gegen die Schnauzenspitze inmitten eines er- 
habenen, glatten, ringförmigen Wulstes gelegen; die dazwischen- 
liegende Schnauzenspitze ist schmal, etwas vorstehend, seitlich von 
den Ringwülsten der Nasenlöcher durch eine Längsfurche getrennt. 
Die Augen sind groß und vorstehend, der zwischen ihnen liegende 
Teil des Kopfes dadurch mehr oder weniger vertieft erscheinend. 
Die Schnauzenkante ist, obwohl stumpf, doch sehr deutlich, die 
Seiten des Kopfes sind, namentlich in der Zügelgegend, fast senk- 
recht abfallend. Die Zunge ist groß und flach, nach vorn merklich 
verschmälert, im allgemeinen von etwa eiförmiger oder selbst herz- 
förmiger Gestalt; ihre Spitze ist stets vollkommen abgerundet, ihr 
hinterer Teil erscheint jedoch bald bogig, bald gerade abgestutzt 
und dabei durch seitliches Vortreten oft nahezu viereckig; sie ist 
durch ein von vorn bis zur Mitte reichendes Längsband an den Boden 
der Mundhöhle befestigt, daher an den Seiten und auch rückwärts 
in ziemlicher Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorn 
parallele, hinten aber stark auseinandertretende Reihen, welche in 
ihrer Gesamtheit etwa die Form eines umgekehrten Y (A) darstellen 
und nach vorn zu die inneren Nasenlöcher nicht überragen. Die 
Beine sind schwach, seitlich etwas zusammengedrückt, die Füße 
vorn und hinten mit vier ziemlich kurzen, deutlich abgeplatteten 
Zehen. Der Schwanz ist stets länger als der Körper, dünn und viel 
niedriger als der Rumpf, von den Seiten anfangs nur sehr wenig, 
nach hinten aber mehr zusammengedrückt, unten mit einer vom 
After bis zur Spitze ziehenden glatten Hautleiste. Der ganze Körper 
ist oben und unten mit ziemlich dicht stehenden Körnchen besetzt, 
deren jedes einer kleinen Hautdrüse entspricht, die nur an den Sohlen 
fehlen, und zwischen den Augen sehr zerstreut stehen. 

Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa an 
feuchten Orten, namentlich in der Nähe von Brunnen, Quellen und 
dergleichen in ähnlicher Weise, wie unser gemeiner Salamander. — 
Über Fortpflanzung und Entwicklung ist noch nichts bekannt. 


1. Salamandrina perspieillata: Supra nigra, opaca, verticis hitura 
rufescenti; abdomine albido aut miniaceo, nigro-maculato; 
pedibus caudaque infra ruberrimis. — Long. 7.9—IO0.5 cm. 


Salamandra terdigitata Bonnat. Tabl. encyclop. method. 
Erpetol. pag. 64, tab. 12, fig. 2 (1789). — Salamandra ttridactyla 
Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 261 (1803). —Molgetridactylus 
Merr. Syst. amphib. pag. 188, ıı (1820). — Salamandra perspi- 
cillata Savi Mem. Bibl. ital. XXII, pag. 228 (1823). — Salaman- 
drina perspicillata Fiting. neue Classificat. d. Reptil. pag. 66 
(1820). — Seiranota condylura Barn. Sillim. Amer. Journ. of 
science. and art. XI, pag. 278 (1826). — Seiranota perspicillata 
Bonap. Amph. europ. pag. 66, 83 (1839). 


var. a) Supra saltem postice verrucis rubescentibus, in maculas plus 
minusve confluentibus adspersa. 
var. b) Subtus, capite excepto, yubra, fere concolor. 


Salamandrina. 31 


var. c) Subtus pedibus caudaque rubris, abdomine albo vel griseo 
favescente saepius nigro-maculato. 

var. d) Ut b, sed abdomine ad latera albo-nigroque variegato. 

var. e) Corpore toto rubro (Lucca). 

var. f) Corpore toto flavescente. 


Der Kopf ist mittelgroß, etwas länger als breit, bei jungen Tieren 
etwa 21%, bei älteren 3—31%, mal im Rumpfe enthalten, die auffallend 
kurze Schnauze nach vorne schnell verengt, an ihrem verrundeten 
Ende in der Mittellinie mit einer vorspringenden Kante und zwei 
danebenliegenden grübchenartigen Vertiefungen versehen. Der Ober- 
kiefer steht kaum vor, die bei jungen etwas größeren Nasenlöcher 
sind voneinander etwa ebenso weit wie vom Vorderrande der Augen, 
vom Oberlippenrande jedoch weiter als letztere entfernt, diese etwas 
schief gegeneinander gerichtet. Der Interokularraum ist breiter als 
das obere Augenlid und als der Abstand des Auges vom Nasenloch. 





Fig. 4. 
Salamandrina perspicillata Savi, 


Der Mund ist bis weit hinter die Augen gespalten, Lippensäume sind 
keine vorhanden, die Kehlfalte fehlt. Die ziemlich dicke Zunge ist 
nahezu doppelt so lang als breit und nimmt die Hälfte des Mund- 
höhlenbodens ein. Der nur selten schwach bauchig verdickte, beim 
Weibchen meist etwas längere Rumpf zeigt eine deutliche Seiten- 
kante, welche dadurch zustande kommt, daß die durch die Haut 
deutlich sichtbaren Rippen mit ihren Enden die Körperdecke beim 
Übergange vom Rücken zu den Seiten in Form einer Reihe hinter- 
einander liegender Höcker auftreiben, die dann jederseits eine den 
Rücken von den Seiten sondernde Längskante bilden. Die verhältnis- 
mäßig langen, mehr tritonenartigen Beine sind schlank und schwach, 
die hinteren wenig stärker als die vorderen, an allen die Innenzehe 
die kürzeste, die dritte die längste. Schwimmhäute und Interdigital- 
membranen fehlen. Die Handflächen und Fußballen sind mit je 
zwei wenig hervortretenden Höckern, einem sehr kleinen (manchmal 
auch fehlenden) an der Basis der ersten und einem größeren, deut- 
licheren unter der vierten Zehe versehen. Der beim Männchen 
etwas längere Schwanz ist pfriemenförmig, nach hinten sehr all- 
mählich verjüngt und in eine dünne Spitze ausgezogen, oben mit 
einer stumpfen Mittelkante. Die Kloake ist beim Weibchen von 
flachen, beim Männchen von etwas wulstigen Lippen begrenzt; die 
Haut ist derb, matt und trocken. 


32 Salamandridae. 


Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen ein mattes Schwarz, 
welches aber namentlich an den hervorragenden Körperteilen einen 
mehr oder weniger deutlichen, rotbraunen Grundton durchscheinen 
läßt. Dies tritt besonders an dem hinteren Teile des Rumpfes hervor, 
der überdies nicht selten noch mit rötlichweißen oder rötlichbraunen 
Wärzchen besetzt ist, die mitunter so zahlreich auftreten, daß sie 
durch Zusammenfließen oft mehr oder weniger dicht gedrängte, 
manchmal bis ins Rosenrote gesteigerte Flecken bilden. In Aus- 
nahmsfällen finden sich sogar ganz einfarbige, oben und unten gleich- 
mäßig gelblich oder rot gefärbte Stücke. Der Kopf zeigt hinten 
fast immer einen bald größeren bald kleineren rotgelben Fleck, 
dessen Form und Ausbildung übrigens nicht sehr beständig ist. Bei 
typischen Exemplaren zeigt derselbe die Gestalt eines Hufeisens 
oder eines nach vorne zu offenen, gleichschenkligen Dreiecks, dessen 
Konvexität oder Spitze nach hinten gerichtet erscheint, während 
die gegen die Augen gerichteten Schenkel an ihren Enden gewöhn- 
lich mehr oder weniger verdickt sind und auf diese Weise eine Art 
brillenförmiger Zeichnung darstellen. Nicht selten kommt es jedoch 
vor, daß diese Brillenflecken durch teilweises oder selbst gänzliches 
Zusammenfließen nur einen einzigen, stumpf dreieckigen Flecken 
bilden, während in anderen Fällen wieder die ganze Zeichnung auf 
einen kleinen, am Hinterhaupte stehenden Bogen oder Halbmond 
oder auf einen die Augenlider deckenden Flecken reduziert erscheint. 
Dieser Fall kommt namentlich bei ganz jungen oder sehr alten Stücken 
vor, ja manchmal fehlt die Kopfzeichnung ganz oder ist nur durch 
einige verwischte und undeutliche Konturen schwach angedeutet; 
gewöhnlich ist sie aber auch auf das obere Augenlid und auf die 
Schnauzenkante fortgesetzt. Unmittelbar vor der Häutung sehr 
trübe und oft kaum zu bemerken, erscheint dann die Zeichnung 
nach dem Hautwechsel in weißlicher Farbe, die sich später ins Gelb- 
liche, Fleischfarbene, Rötliche oder Bräunliche umsetzt. Mitunter 
zeigen auch andere Partien des Kopfes und der Schultergegend der- 
artige unregelmäßige Makeln und ist besonders die Schnauze häufig 
durch gelbliche und bräunliche Flecken gemarmelt. Bei ganz jungen, 
eben verwandelten Tieren bemerkt man an dem hellen Kopfflecken 
oft eine schwarze Einfassung, die übrigens auch bei erwachsenen 
nach längerem Liegen in Weingeist hervortritt. Desgleichen weist 
auch der Hals sehr häufig jederseits eine helle Schrägbinde auf sowie 
ebenfalls die im Früheren erwähnte Seitenlinie meist eine Reihe 
rötlicher Warzen oder Makeln, die auch auf den Schwanz fort- 
setzen. Die Pupille ist schwarz mit stellenweise eingestreuter 
Goldpuderung. Die Kehle ist schwarz, nach vorne gegen den Kinn- 
winkel zu stets mit ziemlich großen, weißlichen Flecken, welche durch 
Vermehrung und Erweiterung oft zusammenfließen und häufig die 
Vorderhälfte, manchmal auch einen größeren Teil der Kehle vor- 
herrschend oder ganz hell färben. Der vor der Häutung schmutzig 
grauliche oder gelbliche Unterleib wird nach derselben schön weiß 
oder hochrot und zeigt besonders an den Seiten bald größere, bald 
kleinere, bald voneinander getrennte, bald wieder zusammenfließende 
schwarze Flecken, die mitunter aber auch ganz fehlen können. Das 


Salamandrina. 33 


Schwarz der Oberseite erstreckt sich an der Schwanzwurzel in Form 
eines dreieckigen Fleckens fast immer mehr oder weniger, oft bis 
zum wechselseitigen Zusammenfließen gegen die Kloake nach ab- 
wärts. Letztere, sowie die Unterseite der Beine und des Schwanzes 
sind im Leben schön feuerrot — im Weingeist schwefelgelb oder 
weißlich —, welche Farbe sich, obwohl meist minder lebhaft, auch 
auf die Oberseite der Zehen erstreckt. In manchen Fällen zieht 
sich das Rot der Unterseite an den betreffenden Körperteilen auch 
mehr oder weniger auf die Oberseite hinauf, so daß der Schwanz 
namentlich an den Seiten und besonders in seiner hinteren Hälfte, 
oft auch oben teilweise oder fast ganz rot erscheint, und nur in der 
Mitte von einer nach hinten schmäler werdenden Längsbinde, häufig 
nur an der Wurzel, durchzogen wird; dasselbe ist dann gewöhnlich 
auch mit den Beinen der Fall, so daß die Grundfarbe an denselben 
oft nur in Gestalt kleiner Flecken zurückbleibt oder auch ganz ver- 
schwindet; an letzteren, sowie an den Schwanzseiten sind überdies 
noch öfters mehr oder weniger weißliche Körner oder Wärzchen zu 
bemerken. — In seltenen Fällen nımmt die helle Färbung so über- 
hand, daß das ganze Tier mehr oder weniger, ausnahmsweise sogar 
ganz gelb oder rot wird. 

Die Jungen sind von den Alten kaum verschieden, nur sind sie 
oben gewöhnlich mehr ins Rostbraune geneigt und ist der Schwanz, 
da auf demselben die schwarzen Warzen immer seltener werden, 
viel heller und gegen die Spitze fast immer ganz rot; der Bauch ist 
entweder ganz schmutzig weiß oder wenigstens viel blasser rot als bei 
Erwachsenen. | 

Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 7 bis 
8 cm, die Weibchen sind in der Regel größer und kräftiger als die 
Männchen. 

Die Vermehrung der Salamandrina geschieht durch Eier; über 
die dem Laichen wahrscheinlich vorangehende Begattung sowie 
über die Samenablage ist noch nichts bekannt. Zur Zeit der Eier- 
ablage, die von Anfang März bis Ende April stattfindet, verlassen 
die Weibchen ihre Schlupfwinkel und begeben sich ins Wasser, um 
dort die für das Laichen geeigneten Plätze aufzusuchen. Als solche 
werden mit Vorliebe mehr langsam fließende Bäche mit vor zu starker 
Strömung geschützten Becken und Tümpeln gewählt, in denen man 
sie dann zu der Zeit häufig am Grunde des Wassers antrifft, woselbst 
sie behufs Ablage der Eier meist mehrere Stunden lang verweilen. 
Die etwa hirsekorngroßen, halb weißlich und halb gelblich gefärbten 
Eier werden in der Regel einzeln in langen Zwischenräumen gelegt 
und bleiben durch ihre Gallerthülle an Steinen, Pflanzen und anderen 
am Grunde des Wassers liegenden Gegenständen kleben. Auch wird 
der Laich besonders gerne an solchen Stellen abgesetzt, wo er durch 
allfällig eintretendes Hochwasser nicht so leicht weggeführt werden 
kann, daher namentlich unter hohl liegende Steine. Das Austreten 
jedes Eies wird von dem hierbei gewöhnlich an Steine angeklammerten 
Weibchen mit heftigen Krümmungen des Körpers und lebhaften 
Schwingungen des Schwanzes begleitet. Bleibt das Weibchen wäh- 
rend des Laichens längere Zeit an derselben Stelle sitzen, so kleben 

Schreiber, Herpetologia europaea. 3 


34 Salamandridae. 


wohl auch mehrere Eier zusammen und geben dann zur Bildung 
von schnur- oder klumpenförmigen Laichmassen Veranlassung. Das 
Auskriechen der Jungen erfolgt etwa nach 20—22 Tagen. 

Die durch den Besitz von nur 4 Zehen leicht kenntlichen Larven 
sind sonst denen der Tritonen sehr ähnlich. Sie sind frisch ausge- 
krochen etwa 7 mm lang, gelblich oder licht bräunlich und mit schwärz- 
lichen Flecken gesprenkelt oder genetzt. Die Kiemen sind gelblich, 
die Beine goldglänzend, das Kloakenrohr milchweiß; die fast bis 
zum Nacken reichende Rückenflosse ıst sehr hoch, am mehr als 
körperlangen Schwanz wenigstens oben höher als die betreffende 
Muskelpartie. Bei fortschreitendem Wachstum werden sie durch 
Zurücktreten der dunklen Sprenkelung allmählich immer heller, 
während die Seiten einen lebhaften Goldglanz annehmen. 

Salamandrina ist wie die vorhergehende Gattung durch den Mangel 
der Lungen ausgezeichnet, die nur andeutungsweise vorhanden sind. 

Diese zierliche Art gehört ausschließlich der Fauna Italiens an 
und kommt daselbst an den dem Mittelmeere zugekehrten West- 
abhängen des Apennin von Ligurien an bis zu dessen südlichsten 
Ausläufen in Calabrien vor; am häufigsten scheint sie um Genua 
in den nach der See hin geöffneten Tälern zu sein, unter denen nament- 
lich die Valle di San Barnaba als ergiebiger Fundort bekannt ist. — 
Die irrtümliche Ansicht, daß das Tier auch in Sardinien vorkommt, 
dürfte dadurch entstanden sein, daß ältere Autoren mit der Angabe 
Sardinien nicht die ‚Insel‘, sondern das einstige ‚Königreich Sar- 
dinien‘‘ gemeint hatten. ! 

Salamandrina ist ein Gebirgstier, das namentlich an den unteren 
Abhängen der Berge sowie in Talschluchten, wo es häufiger auf mehr 
ruhige Wasserläufe stößt, seinen Aufenthalt nimmt. In der Nähe 
von Bächen und den davon gebildeten Becken und Tümpeln ist das- 
selbe besonders unter den ausgewaschenen, von überhängenden 
Pflanzen bedeckten Uferrändern zu finden, woselbst es, meist ın 
Mehrzahl zu ganzen Knäueln verschlungen, vorzugsweise im Früh- 
jahre häufig angetroffen wird. Im Wasser sieht man das Tier nur 
zur Laichzeit, und auch da, wie es scheint, nur im weiblichen Ge- 
schlechte; stets wird nur fließendes, niemals stehendes Wasser auf- 
gesucht. Im Freien werden die Salamandrinen nur im Frühlinge 
und Herbste angetroffen, wo sie hauptsächlich abends oder zur 
Regenzeit langsam herumkriechend gesehen werden. Sonst und 
auch des Tages über halten sie sich, außer den schon genannten 
Örtlichkeiten noch unter Moos, größeren Steinen, in von Pflanzen 
überwucherten Felsspalten, unter Baumwurzeln und faulem Holz, 
in hohlen Stämmen, unter abgefallenem Laube u. dergl. verkrochen, 
in welchen Verstecken sie auch den Winter und die heiße Sommerzeit 
zubringen. In dieser Periode verfällt das Tier in einen lethargischen 
Zustand, der viel intensiver ıst, als im Winter, denn während im 
letzteren aufgefundene meist ziemlich lebhaft und munter sind, 
zeigen sich die während der heißen Jahreszeit aus ihrer Verborgenheit 
aufgestöberten Individuen vollkommen apathisch und unbeweglich 
und in einen vollständigen festen Sommerschlaf versunken. Diese 
Erscheinung hängt wohl mit der zu dieser Periode in dem baumlosen 


Salamandrina. 35 


und kahlen Apennin herrschenden großen Dürre und Trockenheit 
zusammen, infolge deren dann bei Tieren, denen Kühle, Schatten 
und Feuchtigkeit unentbehrliche Existenzbedingungen sind, die 
Lebenstätigkeit auf das Minimum herabgesetzt wird. Übrigens 
scheinen auf den ersten Blick oft auch außer der Sommerzeit erbeutete 
Stücke zu schlafen, da das Tier die Gewohnheit hat, wenn es entdeckt 
und ergriffen wird, sich tot zu stellen. Nicht selten wird Salamandrına 
sogar in Gärten angetroffen, wo sie an der Nordseite der dieselben 
einschließenden Mauern in der lockeren Erde unter Moos und Genist 
oft zu Dutzenden beisammen gefunden wird. Beim Aufnehmen 
versucht es das Tier manchmal, in ähnlicher Weise wie die Anuren, 
sich durch Ausspritzen seines Harnes zu verteidigen. Das von der 
Haut ausgeschiedene Sekret ist, abweichend von den anderen Am- 
phibien, nicht milchig, sondern farblos und wird hiedurch der ganze 
Körper wie mit einer Art Hauch oder Reif überzogen, der mehr eine 
ölartige Beschaffenheit zu haben scheint, da das hiervon bedeckte 
Tier im Wasser vollkommen trocken bleibt. Die giftige Eigenschaft 
dieser Ausscheidung ist daraus zu ersehen, daß beim Liegen einer 
toten Salamandrina in einem nicht zu großen Wassergefäß die dasselbe 
bewohnenden kleineren Tritonen u. dergl. in kurzer Zeit absterben. 
Die Nahrung besteht aus kleinen Gliedertieren, die mit der rasch 
hervorgestreckten, klebrigen Zunge erhascht, dem Munde zugeführt 
werden; das Schlingen selbst geht mit großer Anstrengung vor sich. 

Obwohl frische Exemplare ziemlich zählebig sind und Quälereien 
oder selbst schweren Verletzungen nicht so leicht unterliegen, ist 
Salamandrina in der Gefangenschaft doch sehr heiklich und hält 
nur bei sorgfältiger Pflege aus. Namentlich während der Häutung 
gehen die zarten Tiere leicht ein und sind auch einige Zeit nach der- 
selben noch sehr empfindlich; schon ein bloßes Halten in der Hand 
kann in wenigen Minuten tödlich wirken. Salamandrina darf nicht 
zu feucht und nicht zu trocken, nicht zu kalt und nicht zu warm, 
nicht zu hell und nicht zu dunkel gehalten werden und ist es daher 
begreiflich, daß es nicht immer so leicht ist, bezüglich der genannten 
Verhältnisse stets das richtige Maß zu treffen. Auch gehen frisch 
eingesetzte Tiere oft ziemlich schwer, mitunter auch gar nicht ans 
Fressen heran und hungern sich dann selbstverständlich bald zutode. 
Am besten sind sie in ganz niedrigen Terrarien zu halten, da sie in 
solchen das ihnen hineingegebene Futter am leichtesten zu erhaschen 
vermögen: Die Nahrung kann hier vorzugsweise aus ihrer Flügel 
beraubten Stubenfliegen, sowie aus kleinen, frisch gehäuteten Mehl- 
würmern und anderen Insekten von entsprechender Größe und deren 
Larven bestehen ; auch Spinnen und Ameisen werden gerne genommen. 
Desgleichen ist eine Abwechslung in der Nahrung zu empfehlen, da 
bei zu großer Einförmigkeit derselben das Fressen nicht selten ein- 
gestellt wird. Im Terrarium liegen sie bei Tage gewöhnlich gesellig 
ineinander verschlungen in ihren Verstecken, aus denen sie behufs 
Aufsuchung ihrer Nahrung meist erst in der Dämmerung hervor- 
kommen. Die übrigens langweiligen und stumpfsinnigen Tiere igno- 
rieren ihren Pfleger vollkommen, können aber, einmal eingewöhnt, 
bei entsprechender Pflege jahrelang erhalten werden. 


35 


36 Salamandridae. 


3. Gattung. Triton!). 


Laurenti Synops. reptil. pag. 37, VI (1768). 
Molge Merrem Syst. amphib. pag. 185. 9 (1820). 
Oiacurus Leuckart Isis XIV, pag. 260. 3 (1821). 


Dentium palatinorum series intra nares internas ıwncipientes 
postice divergentes. 


Lingua mediocris, lateribus libera. 


Cauda compressa, anceps, corpori longiütudine plerumque sub- 
aequalıs. 


Der Körper ist gestreckt, bald schlank, bald mehr weniger 
gedrungen, der Rumpf in der Mitte namentlich bei Weibchen oft 
schwach bauchig erweitert. Der mittelgroße Kopf ist an der Schnauze 
bald stumpf froschartig zugespitzt, bald breit krötenartig gerundet. 
Die Augen sind bald mehr bald weniger groß und vorstehend, mit 
goldener oder metallisch gelber Iris. Die Ohrdrüsen sind im Leben 
nur selten sichtbar, treten jedoch bei einigen Arten nach längerem 
Liegen im Weingeist besonders nach hinten zu oft ziemlich deutlich 
hervor. Die mäßig große Zunge ist meist rundlich oder eiförmig, 
nur ausnahmsweise rhombisch und stets mit der Mittellinie ihrer 
Unterseite derart an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, daß 
sie gewöhnlich nur an den Seiten, selten auch am Hinterrande frei ist. 
Bei manchen Arten ist sie nach rückwärts in einen kurzen, stielartigen 
Anhang verschmälert, der unter eine scheidenartige Hautfalte hinein- 
reicht. Die Gaumenzähne bilden stets zwei ziemlich gerade oder 
kaum merkbar geschwungene Reihen, die etwa von den inneren Nasen- 
löchern beginnend nach rückwärts ziehen, und meist nach hinten 
zu bald mehr, bald weniger divergieren, oft aber auch in einem 
größeren oder geringeren Teil ihrer Erstreckung ganz oder nahezu 
parallel sind. Die Kehlfalte ist entweder deutlich vorhanden, kann 
aber auch mitunter ganz fehlen. Der selten mehr als körperlange 
Schwanz ist am Ende stets zugespitzt, von den Seiten mehr weniger 
stark zusammengedrückt, am Ober- und Unterrande wenigstens 
in seinem hinteren Teile immer scharf und schneidig. Die Beine 
sind mittelmäßig, die hinteren manchmal zwar nicht stark, aber doch 
deutlich verlängert, die vorderen mit vier stets freien, die hinteren 
mit fünf, bei Männchen zur Brunstzeit manchmal mit Hautsäumen 
oder Schwimmhäuten versehenen Zehen. Die Haut ist entweder 
vollkommen glatt, oft aber auch durch hervorragende Körner und 
Warzen mehr oder weniger rauh und uneben. Die Oberseite des 
Kopfes zeigt häufig vertiefte Drüsenpunkte, die namentlich bei 


1) Bezüglich des Gattungsnamens Triton stimme ich vollkommen mit Wol- 
terstorff überein, daß derselbe ganz unbeanstandet statt des in neuerer Zeit 
hierfür verwendeten Namens Molge wieder in seine alten Rechte eingesetzt werden 
kann. Nachdem der apokryphe Gattungsname Triton Linne als undeutbar längst 
fallen gelassen ward, hat Laurenti 1768 diesen Namen für die Molche in Anwen- 
dung gebracht. Wenn derselbe nun auch 1808 von Montfort für eine Schnecken- 
gattung gebraucht wurde, so hat letzterem gegenüber Laurenti offenbar das 
Prioritätsrecht, und dies um so mehr, als die betreffende Gasteropodengattung von 
Link schon 1806 mit dem Namen Tritonium belegt ward. 


Triton. 37 


Weingeistexemplaren deutlich hervortreten und gewöhnlich in un- 
regelmäßige Längsreihen geordnet sind. Solche Punktreihen sind 
besonders von der Schnauzenspitze über die Augen hin, sowie auch 
in der Zügelgegend (zwischen Nasenloch und Auge) bemerkbar. 

Bei vielen Arten besitzt das Männchen zur Paarungszeit einen 
bald niederen, häufig aber auch sehr hohen Hautkamm, der auf oder 
hinter dem Kopfe beginnend über die Mittellinie des Rückens hin- 
zieht, und entweder mit oder ohne Unterbrechung auf den Schwanz 
fortsetzt, demselben dann eine breite Lanzettform erteilend. Der 
freie Rand dieses Kammes kann entweder ganz, oder auch, nament- 
lich am Rücken, mehr oder weniger ausgeschnitten, gewellt oder 
gezackt sein. Auch zeigt sich im männlichen Geschlechte die Kloake 
zur Paarungszeit an den Rändern stark wulstig verdickt und an- 
geschwollen, manchmal in einen an der Spitze geöffneten, kegel- 
förmigen Fortsatz ausgezogen. Manchmal tritt in dieser Periode 
aus dem vorderen und hinteren Winkel derselben ein Büschel zarter 
und blasser, kontraktiler, faden- oder borstenförmiger Gebilde hervor, 
die als Träger für die Ausführungsgänge der Kloake dienen. 

Die Tritonen legen ihre Eier gewöhnlich einzeln ins Wasser, 
am häufigsten zwischen mit den Hinterbeinen zusammengebogene 
und durch einen aus der Kloake abgesonderten Schleim aneinander 
geklebte Blätter oder in Ast- und Blattwinkel. Nur in der Gefangen- 
schaft kommt es vor, daß sie ihren Laich manchmal in kurzen Schnüren 
absetzen, was namentlich dann der Fall ist, wenn ihre Behältnisse 
keine Pflanzen enthalten. Die Laichzeit dauert im allgemeinen 
sehr lange, ist übrigens bei verschiedenen Arten und selbst bei einer 
und derselben Spezies nach Klima und Standort verschieden. Da 
die Tiere das Ende ihrer Entwicklung meist erst im Spätsommer 
erreichen, so bringen sie das erste Jahr ihres Lebens fast ausschließ- 
lich im Wasser zu. Die ausgebildeten Tritonen verlassen jedoch häufig 
schon nach der Brunstzeit, fast ausnahmslos aber im Herbste das 
Wasser, um sich am Lande unter größeren Steinen, Moos, umgestürzten 
Baumstrünken und dergleichen zu verkriechen, welche Schlupfwinkel 
sie während der kalten Jahreszeit auch als Winterquartiere benutzen, 
im Sommer jedoch des Abends und namentlich des Morgens ver- 
lassen, um am Lande nach Nahrung auszugehen. Während des 
Wasseraufenthaltes kommen sie ab und zu an die Oberfläche, um 
durch die Nasenlöcher frische Luft aufzunehmen, wogegen sie die 
ihres Sauerstoffes schon beraubte Luft in Form aufsteigender Blasen 
durch den Mund ausstoßen. Alle Arten sind, namentlich im erwachse- 
nen Zustande, gewaltige Räuber, welche sich nicht nur von Krusten- 
tieren, Würmern, Insekten und dergleichen nähren, sondern auch 
verhältnismäßig große Tiere, ja ihre eigenen Jungen sowie kleinere 
Gattungsverwandte überfallen und ganz verschlingen. Leiden sie 
an Nahrung Mangel, so fallen sie sich auch gegenseitig an, beißen 
sich die Schwänze ab oder verstümmeln sich in anderer Weise. Übri- 
gens werden verloren gegangene Teile durch die mitunter sehr große 
Reproduktionskraft dieser Tiere oft bald wieder ersetzt, obwohl 
sich in dieser Hinsicht die einzelnen Arten sehr verschieden verhalten; 
denn während z. B. bei Triton cristatus in Verlust geratene Schwanz- 


38 Salamandridae. 


oder Kammstücke, ganze Gliedmaßen, Teile der Kiefer und selbst 
das Auge in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder ersetzt werden, ist 
dies bei anderen Arten gewöhnlich selbst mit ganz unbedeutenden 
Verletzungen nicht der Fall. Durch höhere Temperatur der Luft 
und des Wassers, sowie durch reichliche Nahrung wird übrigens 
diese Reproduktion gefördert, auch ist sie bei Larven noch mehr aus- 
gebildet als bei schon entwickelten Tieren und scheinen erstere von 
dem eventuellen Verluste der Kiemen und anderer Körperteile über- 
haupt gar keine Notiz zu nehmen, da sie verletzt all ihren Lebens- 
verrichtungen in derselben Weise wie früher nachgehen. 

Die Jungen führen eine fast ausschließlich terrestrische Lebens- 
weise und begeben sich erst nach erlangter Geschlechtsreife ins 
Wasser. 

Die Larven sind frisch ausgeschlüpft fischähnlich, mit bewim- 
perten äußeren Kiemenbüscheln und zwei vor denselben stehenden, 
fädchenartigen und sich später verästelnden gestielten Haftorganen; 
die Beine fehlen, über den Oberkörper und Schwanz zieht sich ein 
wohlausgebildeter, hoher Flossensaum. Sie hängen dann mittelst 
der soeben erwähnten Haftorgane an Pflanzen, Steinen u. dergl. fest 
oder liegen auch frei am Grunde des Wassers. Im ganzen wenig 
lebhaft, schwimmen sie gewöhnlich nicht herum, sondern pflegen 
meist längere Zeit ruhig an ein und derselben Stelle zu verweilen, 
um ab und zu durch eine plötzliche, ruckweise Bewegung ihren Platz 
zu wechseln. Die relativ früh hervorbrechenden Gliedmaßen, von denen 
die vorderen als kleine Stummel mit rudimentären, noch kaum ge- 
sonderten Zehen mitunter schon wenige Tage nach dem Ausschlüpfen, 
die hinteren dagegen meist erst 3—4 Wochen später erscheinen 
sind sehr lang und schlank. Die Nahrung der noch unverwandelten 
Molche ist ausschließlich animalisch und besteht anfangs vorwiegend 
aus Flohkrebsen (Cyclops, Daphnia), Rotwürmern (Tubifex) und 
Mückenlarven, bei weiterem Heranwachsen dann allmählich aus 
immer größeren Tieren. Nach dem Erscheinen der Hinterbeine 
werden gewöhnlich die Kiemen resorbiert und es tritt die Lungen- 
atmung ein. 

Die meisten Tritonen vertragen die Gefangenschaft sehr gut 
und dauern in entsprechenden, mit einer Insel zum Verkriechen 
ausgestatteten Aquarien viele Jahre lang aus. Letztere müssen, 
um das Herauskriechen der Tiere zu verhüten, mit einem senkrecht 
nach innen stehenden Rande oder mit einem Drahtdeckel versehen 
sein. Will man frisch gefangene zur Fortpflanzung bringen, so 
empfiehlt es sich die betreffenden Stücke zeitlich im Frühjahre, 
womöglich gleich bei ihrem ersten Erscheinen, zu sammeln, damit 
sie sich, bevor sie in die Brunst treten, zuerst an ıhren neuen Aufent- 
halt gewöhnen; schon brünstig gefangene Tiere stellen häufig die 
Eiablage ein und sind, wenigstens in demselben Jahre, oft überhaupt 
nicht mehr dazu zu bringen, und auch die Männchen legen in diesem 
Falle fast immer ihre Hochzeitsattribute ab. 

Die Gefangenen können mit Fliegen, Regenwürmern und ent- 
sprechend geschnittenen Streifen rohen Fleisches leicht gefüttert 
werden; doch muß man letztere, an eine lange Nadel gespießt oder 


Triton. 3 9 


in der Pincette gehalten, den Tieren, wenigstens anfangs, vor der 
Schnauze hin und her bewegen, da sie sonst nicht so leicht gesehen 
und aufgenommen werden. 

Die Tritonen sind sehr schwer auseinander zu halten, da deren 
Artcharaktere mit wenigen Ausnahmen erst bei erwachsenen Indi- 
viduen und selbst hier nur zur Brunstzeit und vorzugsweise im männ- 
lichen Geschlecht hervortreten, während junge oder selbst ältere 
Tiere außer der Brunstzeit und namentlich am Lande gefangene 
oft nur schwierig zu deuten sind. Es ist daher angezeigt das Sammeln 
der Molche womöglich im Frühjahre und im Wasser vorzunehmen, 
da man zu der Zeit nicht nur beide Geschlechter beisammen, sondern 
auch die Männchen im vollen Hochzeitskleide findet und dann die 
richtige Bestimmung meist keinen Schwierigkeiten unterliegt. 

Da übrigens die Tritonen häufig ein mehr oder weniger be- 
schränktes, oft sogar sehr lokales Vorkommen haben, so wird in 
zweifelhaften Fällen die Berücksichtigung des Fundortes mitunter 
‚ auch einen brauchbaren Anhaltspunkt bieten können. 

Die nachstehende Tabelle soll es versuchen, die Bestimmung 
der unserem Faunengebiete angehörenden Arten zu ermöglichen. 


A. Kopf mit dunklen Längsbinden, von denen wenigstens eine 
durch das Auge ziehende immer scharf und deutlich hervor- 
tritt; Schnauze mit 3 Längsfurchen. Haut glatt oder höchstens 
fein chagriniert. Hinterfüße des brünstigen Männchens mit 
gelappten oder durch Schwimmhäute verbundenen Zehen. 

I. Gaumenzähne nach hinten mäßig divergierend, Kopf mit 
sehr deutlichen Porenreihen, Kehle meist gefleckt. Männchen 
zur Brunstzeit mit Rückenkamm und gelappten Hinterzehen. 
I. Rücken des brünstigen Männchens flach und durch 

deutliche Längswülste von den Rumpfseiten geschieden. 
Kamm immer ganzrandig . meridionalis Bouleng. 
2. Rumpf in beiden Geschlechtern stets vollkommen ver- 
rundet, ohne oder mit kaum merkbaren Seitenkanten. 
Rücken und Schwanz des brünstigen Männchens mit 
hohem, welligem, mit vorstehenden Kerben oder Zacken 
versehenem Kamm . . . wur vulgatis’Binne: 
II. Gaumenzähne nach hinten stark divergierend, Kopf mit 
kaum merkbaren Porenreihen, Kehle ungefleckt. Brünstiges 
Männchen mit oben verflachtem, von drei Längsleisten 
durchzogenen Rumpfe und durch Schwimmhäute ver- 
bundenen Hinterzehen. Schwanzende plötzlich verrundet 
abgestutzt, mit zur Brunstzeit frei hervorragendem Endfaden 
palmatus Schneid. 
B. Kopf ohne dunkle Längsbinden. 
III. Männchen zur Brunstzeit mit deutlichem Rückenkamm. 
3. Bauch gefleckt; Haut weich, porös und schwammig, 
durch zahlreiche Körner und Warzen rauh und uneben. 
Männchen zur Brunstzeit mit hohem, welligen oder 
zackigen Kamm. Kehlfalte deutlich. 
a) Kamm mehr oder weniger gesägt oder gezähnelt. 


Salamandridae. 


aa) Kamm fein gezähnelt, Gaumenzähne in nach hinten 
nur mäßig divergierenden Reihen Blasıi De !’Isle. 
bb) Kamm tief und grob gesägt; Gaumenzähne in 
nahezu parallelen, nur ganz hinten schwach diver- 
gierenden Reihen . ... . . cristatus Laur. 

b) Kamm zwar wellig, aber vollkommen ganzrandig. Gau- 
menzähne nach hinten mäßig divergierend. Unterseite 

‘ dunkel mit weißlichen Punkten marmoratus Latr. 

4. Bauch einfarbig, gelb oder rötlich. Haut glatt oder 
höchstens fein chagriniert. 

c) Gaumenzähne in geraden, nach hinten schwach diver- 
gierenden Längsreihen. Schienen stark zusammen- 
gedrückt, nach hinten zu fast schneidig und beim 
Männchen daselbst mit bogigem, ziemlich breiten, bis 
gegen den Daumen reichenden Hautsaum. Kamm 
zur Brunstzeit sehr hoch, den senkrechten Durchmesser 
des Rumpfes oft merklich übertreffend, zwischen den 
Hinterbeinen stark erniedrigt, am Rücken spitz drei- 
eckig gesägt. Körper nach unten zu mit heller, scharf 


dunkel begrenzter Längslinie . . . vittatus Jen. 
d) Gaumenzähne in geschweift bogigen, nach hinten stark 
divergierenden Längsreihen. Schienen verrundet. 


Männchen mit niedrigem, durchaus gleich hohen, 

ganzrandigen und zwischen den Hinterbeinen nicht 

erniedrigten Kamm. Körper nach unten fast immer 

mit einer Reihe schwarzer, auf hellem Streifen stehender 

Punktes: 3: 00 2m Me Ralpestrisge 
IV. Männchen stets ohne Rückenkamm. 

5. Rücken verflacht, von den Körperseiten mehr oder weniger 
scharf geschieden. Rumpf daher verrundet viereckig. 
Schwänz wenigstens beim Männchen zur Brunstzeit mit 
vorstehendem Dorn oder Endfaden. 

e) Rückenmitte mit deutlicher Längsleiste. 

cc) Gaumenzähne nach hinten mäßig divergierend, 
Schnauze mit 3 Längsfurchen, Oberlippensaum 
schwach entwickelt, Rücken stark verflacht mit 
scharf vortretenden Seitenkanten. Bauch orange, 
beim Männchen einfarbig, beim Weibchen mit 
schwarzen Seitenpunkten. Kloake rundlich, beim 
Männchen samt den Hinterfüßen schwarz. 
Schwanz allmählich zugespitzt, beim brünstigen 

Männchen mit langem Endfaden 
Montandoni Bouke. 
dd) Gaumenzähne nach hinten stark divergierend, 
Schnauze mit einer Längsfurche, Oberlippensaum 
sehr stark entwickelt. Rücken des brünstigen 
Männchens mäßig verflacht mit stumpfen oder 
selbst fehlenden Seitenwülsten. Bauchseiten mit 
großen, dunklen Flecken. Kloake des brünstigen 
Weibchens kegelförmig, in beiden Geschlechtern 


Triton. 41 


samt den Hinterfüßen nicht geschwärzt. Schwanz- 

ende verrundet mit kurzem Dorn . . Boscae Lat. 

f) Rückenmitte mit deutlicher Längsfurche. Gaumen- 
zähne vorne parallel, nach hinten schwach bogig diver- 
gierend. Schwanzende plötzlich verrundet mit kurzem 


Faden. 


.italicus Peracca. 


6. Rumpf vollkommen verrundet, ohne Seitenkanten. Kopf 
niedergedrückt; Schwanz einfach zugespitzt, ohne End- 


faden. 


g) Kopf viel länger als breit, nach hinten mehr oder 
‚weniger halsartig verengt. Augen ziemlich vorstehend. 
Kloake meist kegelförmig, Schwanz greiffähig. 
ee) Mund bis weit hinter die Augen gespalten, Ferse 


des Männchens mit sporenartiger Hervorragung, 
Kehlfalte fehlend. 


a) 


Parotiden deutlich, Augen nach oben gerückt. 
Zunge groß, fleischig, fast den ganzen vorderen 
Teil der Mundhöhle ausfüllend, hinten etwas 
frei. Haut zur Brunstzeit glatt oder wenigstens 
ohne Körner. Männchen an den Schienen mit 
großem, verrundet zusammengedrückten Höcker 
und zur Brunstzeit mit kegelförmiger, nach 
unten und hinten kreisförmig geöffneter Kloake. 
Hinterzehen sehr kurz, abgeplattet, plump, 
dick und breit mit kaum sichtbaren Phalangen. 
Schwanz ungesäumt, kürzer als der übrige 
Körper. Kehle ungefleckt, rostfarben 
montanus Savi. 
Parotiden fehlend, Augen mehr seitlich; Zunge 
klein, an den Seiten frei. Haut im ganzen 
glatt und nur mit zerstreuten, kegelförmigen 
sandartigen Körnern namentlich zu Seiten des 
Rumpfes und der Schwanzwurzel besetzt. 
Männchen an der Ferse mit kleiner, konisch 
zugespitzter, fast fingerartiger Hervorragung 
und zur Brunstzeit mit stumpf kegelförmiger, 
nach hinten und oben kreisrund geöffneter 
Kloake. Hinterzehen schlank, lang und zylin- 
drisch, mit sehr deutlicher Gliederung. Ein 
nach hinten stark kompresser und ziemlich 
spitz auslaufender, niedriger, zur Brunstzeit 
beiderseits fein gesäumter Ruderschwanz. Kehle 
unregelmäßig dunkel gefleckt. Rusconii Gene. 


ff) Mundspalte den Hinterrand der Augen kaum über- 
ragend, Ferse ohne spornartige Hervorragung. 
Zunge klein, rhombisch elliptisch, vorne kaum 
vom Boden der Mundhöhle abgehoben, seitlich in 
geringer Ausdehnung frei. Körper plump, mit 
sand- oder dornartigen Körnern dicht besetzt. 
Augen seitlich, wenig vorstehend, Kehlfalte vor- 


42 Salamandridae. 


handen. Zehen ziemlich kurz, dick und abgeplattet. 
Schwanz höchstens körperlang, nach hinten 
schwach kompreß mit ziemlich dickem, stumpf 
verrundetem Ende. Kloake beim brünstigen 
Männchen halbkugelförmig, nur in der Hinter- 
hälfte gespalten, beim Weibchen kegelförmig, 
nach hinten und unten geöffnet. . asper Dug. 

h) Kopf kurz, krötenartig, nach hinten nicht halsartig 
verengt und daselbst in seiner ganzen Breite dem 
plumpen Rumpfe angefügt, die Backengegend mehr 
oder weniger aufgetrieben. Augen klein, flach gewölbt 
und wenig vorstehend. Kloake flach. Zunge fast 
kreisförmig, dick und klein, seitlich und hinten frei. 
Gaumenzähne in fast parallelen, durch einen breiten 
Zwischenraum getrennten, die inneren Nasenlöcher 
nach vorne meist etwas überragenden Reihen. Kehl- 
falte tief. Körper dicht warzig, Rumpfseiten mit 
einer Reihe größerer, roter oder orangegelber, durch die 
Rippenspitzen emporgehobener Höcker. Schwanz min- 
destens körperlang, nach hinten kompreß, beiderseits 
mit niedrigem, oben oft kaum merkbaren Flossen- 
saum. Vorderbeine des Männchens mit Brunst- 
schwielen 1.1 BRILLE ES SM ER 


1. Triton Waltli: Dentium palatinorum series subparallelae, remotae 
ultra nares internas plus minusve prolongatae. Caput breve, 
depressum, collo destituto, plica gulari distincta. Cauda corpore 
longior. Cutis granulosa, serie verrucarum majorum ad latera. — 
Long. 15—22 cm. 


Pleurodeles Waltli Michah. Isis XXIII, pag. 195, tab. II (1830). 
— Salamandra pleurodeles Schlegel Abb. neuer od. unvollst. 
bek. Amphib. pag. 122, tab. 39, fig. 2, 3 (1837). -_ Bradybates ven- 
tricosus Tschudi Classificat. d. Batrach. in Mem. de la soc. d. scienc. 
natur. de Neuchätel pag. 91, tab. II, fig. 2. juv. (1839,.— Salamandra 
ma jor Gray Griffith. Animal Kingdom, IX. Syn. pag. 106. — Pleuro- 
deles ventricosus Schinz Europ. Fauna II, pag. 64 (1840). — 
Pleurodeles exasperatus Dum. Bibr. Erpetol. genen 
pag. 73 (1854). — Molge Waltli Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 27 
(1882). — Triton pleurodeles Schultze Amphib. europ. (1892). — 
Triton Waltlii Wolterst. Triton d. Untergat. Euproct, pag. 44. 15 
(1902). 


Der Körper ist kräftig und gedrungen, beim Männchen schlan- 
ker, beim Weibchen plumper, dicker und länger, ziemlich depreß, 
stets breiter als hoch. Der sehr niedrige Kopf ist beim Männchen 
etwas länger als breit, mit fast abgestutzter Schnauze, beim Weib- 
chen hingegen viel breiter, vorn sehr flach krötenartig gerundet. 
Sein hinterer Teil legt sich meist in seiner ganzen Breite an den Rumpf 
an, seine Oberseite ist in der Jugend sehr schwach gewölbt, bei älteren 
Stücken platt, bei sehr alten namentlich oft sogar deutlich der Länge 
nach vertieft, mit beim Männchen weniger, beim Weibchen meist 
sehr deutlich und stark aufgetriebener, parotidenartiger Backen- 


Triton. 43 


gegend; die Schnauzenkante tritt nur wenig oder auch gar nicht 
hervor. Die Nasenlöcher sind sehr klein, von Gestalt einer mit ihrer 
Konkavität nach rückwärts gekehrten bogigen Ritze und ganz nach 
vorne an die Schnauzenspitze gerückt. Die verhältnismäßig kleinen 
Augen sind länglich oval, ziemlich flach gewölbt und nur wenig vor- 
stehend, die beiden Augenlider in Größe und Bildung einander voll- 
kommen gleichend. Der Internasalraum ist schmäler als der Inter- 
okularraum und kommt etwa der Entfernung der Nasenlöcher von 
den Augen gleich, diese von dem Oberlippenrande weiter abstehend 
als jene. Die Oberlippe ist namentlich bei jüngeren Tieren nach 
hinten zu stark über den Unterkiefer herabreichend, die Mundöffnung 
selbst etwas kleiner als die Mundspalte, indem eine im Mundwinkel 
befindliche derbe Haut die vollständige Entfernung beider Kiefer 
voneinander verhindert. Die dicke, fleischige Zunge ist verhältnis- 
mäßig klein, rundlich, meist nahezu kreisförmig, vorn ziemlich breit 
angeheftet, hinten und an den Seiten jedoch in hinreichender Aus- 
dehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei im allgemeinen ziem- 
lich gerade und parallel verlaufende Reihen, die voneinander durch 
einen breiten Zwischenraum getrennt sind, und nach vorn schwach 
zusammenneigend die inneren Nasenlöcher daselbst bald mehr, 
bald weniger überragen. Übrigens treten diese Zahnreihen nur wenig 
hervor, so daß sie hier schwerer zu sehen und in ihrem Verlaufe zu 
verfolgen sind, als bei irgendeinem anderen europäischen Urodelen. 
Der Hals ist nicht unterscheidbar, der Kopf auf seiner Unterseite 
durch eine meist sehr tiefe und deutliche Kehlfalte vom Rumpfe 
geschieden. Die Beine sind kurz und stämmig, die vorderen fast 
unmittelbar hinter dem Kopfe eingefügt, die hinteren kaum länger 
aber deutlich dicker, diese mit fünf, jene mit vier flachgedrückten, 
freien Zehen, wovon an den Vorderfüßen die zwei mittleren, an den 
Hinterfüßen die dritte und vierte voneinander hinsichtlich der Länge 
nicht stark verschieden sind. Die Handteller und Fußsohlen haben 
zwei kleine, bald mehr, bald weniger deutliche Höcker. Der Schwanz 
ist bei jungen Tieren etwa körperlang, streckt sich jedoch mit zu- 
nehmendem Alter immer mehr, so daß er bei Erwachsenen das Aus- 
maß des Körpers stets stark überschreitet. An der Basis noch ziem- 
lich dick und durch eine seichte Abplattung von oben fast undeutlich 
viereckig, erscheint er bald seitlich zusammengedrückt, nach hinten 
sehr allmählich verschmälert, am Ende in eine ziemlich stumpfe 
Spitze ausgehend; er ist stets deutlich niedriger als der Rumpf, und 
beiderseits mit einem sehr schmalen Flossensaum umgeben, der beim 
Weibchen oft kaum zu unterscheiden ist, und überhaupt auf der 
Oberseite häufig nur an der Schwanzwurzel hervortritt, während er 
auf der Unterschneide viel besser ersichtlich ist und gegen den After 
zu schwach leistenartig verdickt erscheint. Die Kloake ist flach 
oder nur schwach wulstig verdickt, die Haut namentlich auf der 
Oberseite des Körpers mit zahlreichen, dicht aneinanderstehenden 
Warzen besetzt, welche bei älteren Tieren an der Spitze häufig horn- 
artig verdickt und glänzend sind und um das Auge herum bis gegen 
den Hinterkopf eine die flache Stirn ziemlich scharf begrenzende 
Bogenreihe bilden; der Bauch ist mit hintereinanderliegenden feinen 


44 Salamandridae. 


Querrunzeln versehen. Stets findet sich an den Seiten des Rumpfes 
eine Reihe größerer Höcker, die oft in schief nach hinten und unten 
ziehende, mitunter mehr weniger dreieckig zugespitzte Querwülste 
übergehen. Diese Höcker befinden sich stets an jenen Stellen, wo die 
Leibesdecken an die Rippen stoßen, und werden durch letztere im 
Tode wegen der durch Weingeist bewirkten Einschrumpfung der Haut 
nur noch stärker hervorgetrieben. In sehr starkem Alkohol kann die 
Zusammenziehung der Körpermasse oft so weit gehen, daß wenn da- 
bei der Rumpf zugleich gebogen ist, die freien Rippenenden durch die 
aus beiden Ursachen entstehende Spannung oft durch die Haut hin- 
durchgepreßt werden und als feine nadelartige Spitzen manchmal aus 
den oberwähnten Höckern hervorragen; in seltenen Fällen kann diese 
Erscheinung auch schon bei lebenden Tieren beobachtet werden. 
Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein schmutziges 
Ockergelb, das bald mehr ins Graue, bald mehr ins Rote, häufig 
auch ins Braune, Olivenfarbige oder selbst Schwärzliche übergeht. 
Jüngere Stücke sind gewöhnlich heller, mit zu- 
nehmendem Alter wird jedoch die Färbung immer 
dunkler; auch mag hierbei der Aufenthalt des Tieres 
in oder außer dem Wasser wahrscheinlich ebenso 
von Einfluß sein, wie bei anderen Tritonen. Im 
allgemeinen sind die Männchen vorwiegend gelblich 
oder bräunlich, während die Weibchen häufiger ins 
Graue geneigt erscheinen. Die Unterseite ist in 
der Regel heller als die Oberseite, der ganze Körper 





= Eh Y. überdies noch mit gewöhnlich ziemlich kleinen, un- 
ve " regelmäßig gerundeten schwärzlichen Flecken be- 


setzt, die aber nur bei helleren Stücken deutlicher 
hervortreten und auf der Unterseite wegen des hier lichteren Grundes 
sich meist besser abheben als am Oberkörper. Obwohl diese Flecken 
meist ziemlich isoliert stehen, so kommt es doch auch nicht selten 
vor, daß sie bald mehr bald weniger zusammenfließen, was aus- 
nahmsweise selbst so weit gehen kann, daß sie die Grundfarbe 
teilweise oder fast ganz verdrängen. Der untere Flossensaum des 
Schwanzes und die Zehenspitzen sind fast immer heller, gelblich. 
Die zahlreichen Körperwarzen erscheinen, wenigstens bei älteren 
Stücken, in der Regel an der Spitze von einer schwarzen, horn- 
artıg glänzenden Verdickung gekrönt, welche Körner sich bei sehr 
großen Exemplaren auch auf die Unterseite erstrecken. Die durch 
die anstoßenden Rippenenden hervorgetriebenen Seitenhöcker sind 
gewöhnlich mehr oder weniger orangefarben, die Sohlen und Zehen 
unten zwar mehr oder weniger gerunzelt, sonst aber glatt und 
kaum mit Spuren von Warzen. / 
Die Männchen sind außer dem verhältnismäßig längeren Schwanz 
noch daran zu erkennen, daß sie zur Paarungszeit an der Unter- 
seite der Oberarme deutliche Brunstschwielen haben, die, sowie die 
Innenhälfte der Vorderarme und die Handteller, mit dunkelbraunen 
Warzen besetzt sind. 
Die Jungen sind von den Alten durch hellere, meist ins Ziegel- 
rote neigende Oberseite und fast immer einfarbige Unterseite ver- 


Triton. 45 


schieden; auch sind die Warzen und Hautkörner hier minder ent- 
wickelt. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 15 bis 
26 cm, doch sah ich auch Stücke, welche fast das Ausmaß von 40 cm 
erreichten. 

Triton Waltli ist nahezu das ganze Jahr hindurch brünstig und 
geht der Eiablage eine Art Paarung, die stets im Wasser stattfindet, 
voraus. Zu dem Ende drängt sich das Männchen derart von hinten 
unter das schwimmende Weibchen, daß es seinen Kopf zwischen 
den Vorderbeinen desselben durchzwängt und diese mit seinen nach 
oben hakenförmig gekrümmten gleichnamigen Gliedmaßen von oben 
und rückwärts aus umklammert, wobei ihm die früher erwähnten 
Brunstschwielen das Festhalten erleichtern. Auf diese Weise kommt 
das Männchen vollständig unter das Weibchen so zu liegen, daß 
die Bauchseite des letzteren dem Rücken des ersteren aufliegt. Das 
Männchen schwimmt dann mit dem Weibchen am Rücken oft 
stunden-, ja mitunter selbst tagelang unter wiederholten lebhaften 
Bewegungen und Drehungen im Wasser umher. Während so das 
Weibchen vom Männchen krampfhaft festgehalten wird, sucht letz- 
teres ab und zu durch Drehungen des Körpers seine Kloake an die 
des Weibchens zu pressen. Dieses bleibt übrigens den stürmischen 
Umarmungen des Männchens gegenüber vollkommen gleichgültig 
und läßt sich, ohne dagegen in irgendwelcher Weise zu reagieren, 
die längste Zeit geduldig herumschleppen, bis endlich das Männ- 
chen, wohl der Indifferenz seiner Umworbenen überdrüssig, dieselbe 
verläßt und sich nach einer anderen Gefährtin umsieht, um diese 
dann in gleicher Weise wie die verlassene zu behandeln. Vor der 
Samenablage wird gewöhnlich ein Bein freigegeben und macht dann 
das Männchen eine derartige Biegung, daß seine Kloake unter die 
Schnauze des Weibchens zu liegen kommt, welch letzteres nun in 
dieser Lage noch so lange herumgeschoben wird, bis endlich un- 
mittelbar vor dessen Schnauze die Ablage des Samenkegels statt- 
findet. Hierauf dreht das Männchen seine Gefährtin so lange im 
engen Kreise herum, bis deren Geschlechtsöffnung über den Sper- 
matophor zu stehen kommt, von dem es dann die Samenmasse in 
die erweiterte Kloake aufnimmt. 

Der Rippenmolch legt unter allen Tritonen verhältnismäßig die 
kleinsten und meisten Eier und erinnert in dieser, sowie auch in 
mancher anderen Hinsicht viel an den bekannten Axolotl. Die 
Eier selbst haben kaum 2 mm im Durchmesser, mit der sie umhül- 
lenden losen Gallerthülle aber 8—ı0o mm; sie werden in kleinen, 
unregelmäßigen Gruppen oder Klumpen auf Steine oder Wasser- 
pflanzen abgesetzt und beträgt die Anzahl der von einem einzigen 
Weibchen gelegten oft über 1000. Anfangs halb schwarz und halb 
weiß nehmen sie bald eine blaßgelbliche Färbung an; ihre Entwick- 
lung geht ungemein rasch vor sich, da sie längstens nach 2 Wochen, 
zur warmen Jahreszeit aber schon mitunter nach 5—6 Tagen aus- 
kriechen. 

Die Larven haben anfangs einen auffallend kurzen, den Kopf 
kaum an Länge übertreffenden Rumpf, der namentlich nach oben 


46 Salamandridae. 


hin seitlich stark zusammengedrückt, nach unten aber bauchig ver- 
dickt und vom Kopfe deutlich gesondert ist; am Rücken zeigt sich 
ein sehr hoher, im Nacken entspringender und schon an der Schwanz- 
wurzel stark aufsteigender Flossensaum. Der Schwanz geht in eine 
oft lange und dünne, doch niemals fadenförmige Spitze aus. Mit 
zunehmendem Wachstume ändern sich nun diese Verhältnisse der- 
art, daß der Rumpf allmählich an Länge zu- und an Höhe abnimmt 
und sich zugleich seine scharfe Sonderung vom Kopfe immer mehr 
verwischt. Bei erwachsenen Larven ist der Kopf breit und plump, 
fischartig, übrigens minder flach und abschüssig, als bei dem ausge- 
bildeten Tiere und nur zwischen den Augen deutlich niedergedrückt. 
Von den drei großen Kiemenbüscheln ist das mittlere das kürzeste, 
während das untere und längste bis hinter das Ellenbogengelenk 
reicht; die tiefe Kiemenspalte ist in der Mitte nach vorn gebuchtet. 
Die Mundöffnung ist verhältnismäßig klein, indem die Lippenränder 
etwa nur zur Hälfte frei, nach hinten zu aber verwachsen sind und 
als breite Hautfalte bis zum Rande des Unterkiefers herabhängen. 
Der Rumpf ist seitlich mehr zusammengedrückt, die Spitze der 
Rippen — wenigstens-bei Weingeistexemplaren — als kleine, kegel- 
förmige Hervorragungen meist deutlich bemerkbar. Der etwa körper- 
lange Schwanz ist hoch, seitlich sehr stark zusammengedrückt, 
lanzettförmig spitz auslaufend, sein Flossensaum namentlich ober- 
seits sehr hoch und nach vorne niedriger werdend über den Rücken 
bis zum Nacken ziehend, woselbst er in eine gegen die Augen ver- 
laufende öfters undeutliche Furche übergeht. Die Beine und Zehen 
sind sehr stark zusammengedrückt, letztere vollkommen frei. Die 
Haut ist fast glatt. Die Färbung der Larven ist weißlich oder licht 
gelblich, mit zahlreichen, aus Punkten bestehenden graulichen oder 
bräunlichen Flecken, die aber nur die Oberseite des Körpers bedecken, 
während die Unterseite einfarbig weißlich bleibt. Mit fortschrei- 
tendem Wachstum werden die Tiere dann meistens und allmählich 
dunkler, was dadurch zustande kommt, daß sich teils der Grundton 
verdüstert, teils wieder die Flecken durch Vermehrung, Vergröße- 
rung oder Zusammenfließen die Hauptfarbe mehr oder weniger ver- 
drängen und zurücktreten machen. 

Die Größe der eben verwandelten Tiere beträgt etwa 6—Io cm. 

Das Vorkommen von Triton Waltli ist in Europa auf den süd- 
westlichen Teil der Pyrenäischen Halbinsel beschränkt und kann 
dessen Verbreitung etwa durch eine Linie bezeichnet werden, welche 
von Ferrol in Galicien in südöstlicher Richtung über Escorial, Madrid 
und Toledo schief durch Mittelspanien bis nach Cartagena in Süd- 
spanien hinabreicht. Während das Tier östlich von der besagten 
Grenzlinie nicht mehr gefunden wird, nimmt, wie aus eben dieser 
Linie ersichtlich ist, das von ihm bewohnte Areal von Norden nach 
Süden an Ausdehnung rasch zu, was auch von der Häufigkeit des- 
selben gesagt werden muß, welche im südlichen Portugal und An- 
dalusien ihren Höhepunkt erreicht; ins Gebirge scheint die Art nicht 
hoch hinauf zu gehen. — Außer Europa kommt das Tier auch in 
dem gegenüberliegenden Marokko vor und zeichnen sich die daher 
stammenden Stücke durch ihre besondere Größe .aus. 


Triton. 47 


Abweichend von den anderen Arten seiner Gattung bringt 
Triton Waltli den größten Teil seines Lebens im Wasser zu, in dem 
er zu jeder Jahreszeit angetroffen wird. Nur ab und zu scheinen 
einzelne Stücke das nasse Element zu verlassen und unter größeren 
Steinen und anderen das Austrocknen verhütenden Schlupfwinkeln 
eine Art Sommerschlaf zu halten. Sein Aufenthalt sind Teiche und 
tiefere Tümpel, namentlich aber Zisternen, in denen er oft in großer 
Menge vorkommt. In letztere, die in seiner Heimat gewöhnlich in 
Gärten zur Deckung des nötigen Wasserbedarfes angelegt werden, 
gelangt er entweder zufällig bei deren Füllung aus natürlichen Ge- 
wässern, oder er sucht sie auch im Sommer als die während der 
heißen und trockenen Jahreszeit allein noch übrig gebliebenen Wasser- 
ansammlungen absichtlich auf. Da diese Zisternen stets vertikale 
und häufig auch mehr oder weniger glatt gemauerte Wände haben, 
so können die da hinein geratenen Tiere sehr häufig nicht mehr 
heraus und sind dann gezwungen, ihr ganzes Leben daselbst zuzu- 
bringen. Indem sie sich hier auch fortpflanzen und ihre Verwand- 
lung durchmachen, erklärt sich hieraus auch der Umstand,, daß 
unter diesen Verhältnissen so oft neotenische Exemplare gefunden 
werden, da eben die Jungen, weil sie das Wasser nicht verlassen 
können, dem Leben in demselben angepaßt bleiben und daher trotz 
der erlangten vollkommenen Größe und Geschlechtsreife die Kiemen 
nicht verlieren. 

Die Gefangenschaft verträgt unsere Art besser als irgendein 
anderer Molch und kann dieselbe in größeren Aquarien und Wasser- 
becken auch zur Fortpflanzung gebracht werden. Eine Pflege ver- 
langen die Tiere so gut wie gar nicht und dauern sie unter den be- 
schränktesten und bescheidensten Verhältnissen Dezennien lang aus. 
Natürlich befinden sie sich bei größerer Fürsorge auch entsprechend 
besser. Hiezu gehört vor allem ein nicht zu kleines Aquarium mit 
reinem, frischem und ziemlich tiefem Wasser, sowie auch eine Insel, 
unter der sie sich namentlich tagesüber gern verkriechen, die sie 
mitunter aber auch besteigen, um darauf längere Zeit ruhig und 
apathisch liegen zu bleiben, was namentlich im Sommer öfters der 
Fall ist. Da die Tiere die einzigen Molche sind, welche an senk- 
rechten Glaswänden nicht emporkriechen können, so ist ein Ent- 
kommen derselben, wenn der Wasserstand dem Rande nicht zu nahe 
ist und namentlich wenn sie einmal eingewöhnt sind, nicht zu be- 
fürchten. Sie sind außerordentlich gefräßig und können mit rohem 
Fleische leicht erhalten werden, das sie sowohl in als auch außer dem 
Wasser stets begierig annehmen. Doch muß man sich hüten, sie 
allzu reichlich zu füttern, weil sie in diesem Falle häufig Wunden 
bekommen, an denen sie dann eingehen. Wegen ihrer großen Ge- 
fräßigkeit ist auch ein Zusammenhalten mit anderen, namentlich 
wertvolleren Arten, nicht geraten, da sie sich gerne an denselben 
vergreifen; nur der vollkommen wehr- und harmlose Olm bleibt 
merkwürdigerweise unbehelligt. 
| Pleurodeles exasperatus Dum. ist nur auf ein älteres, außer 
Wasser befindliches Exemplar gegründet. 


4 8 Salamandridae. 


2. Triton asper: Dentium palatinorum series postice valde divergentes. 
Lingua parva, lateribus sublibera. Parotides nullae. Plica 
gularis distincta. Digiüti breves, depressiusculi. Cutis granoso- 
verrucosa. — Long. IO—I6 cm. 


Triton glacialis Philippi. Seance de l’Acad. Montpell. pag. 20 
(1847). — Hemitriton repandus Duges Rech. zool. Urod. Fr. 
Ann. scienc. natur. 3. ser. Zool. XVII. pag. 257 (1852). — Hemitriton 
cinereus Dug&s l. c. pag. 263, pl. I, fig. 14, 15. — Hemitriton 
punctulatus Dugesl.c. pag. 265, pl. I, fig. 18. — Hemitriton 
Bibroni Dugesl.c. pag. 265 pl.I, fig. 19,,2.— Tritonpyrenaeus 
Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX. pag. 139 (1854). — Triton cinereus 
Dum. Bibr. 1. c. pag. 151. — Triton repandus Dum. Bibr.]l. c. 
pag. I5I tab. 106 fig. 2. — Triton puncticulatus Dum. Bibr. 
l. c. pag. 152 tab. Io2 fig. 4, tab. 106 fig. . — Triton Bibroni. Dum. 
Bibr. 1. c. pag. 153. — Euproctes Rusconi Dum. Bibr. l. c. pag. 
158. part. — Calotriton punctulatus Gray Proced. zool. Soc. 
Lond. pag. 139 (1858). — Triton platycephalus Strauch Revis. 
Salam. Mem. Acad. Petersb. VII tab. XVI. part. (1860). — Euproctes 
pyrenaeus Lataste Liste espec. Batrac. anour et urod. Fr. Rev. intern. 
Sienc. natur. II pag. 493 (1880). — Molge aspera Bouleng. Catal. 
Batr. grad. a. ap. Coll. Brit. Mus. pag. 8, 24 (1882). — Triton asper 
Schultze Amph: europ. (1892). 


mas. Regio analıis convexa, nuptliae tempore hemisphaerica. Cauda 
religuo corpore longıor. 

fem. Regio analis subconica aut pyriformis. Cauda corpori sub- 
aequalıs. 


Typus. Supra sordide olivaceus vel nigrescens, aut concolor aut 
maculis flavescentibus notatus. Subtus aurantiacus (5) vel cro- 
ceus (9), abdomine ad latera nigro-maculato. Cutis mediocriter 
rugosa aut glabra (9). 


var. Olivaceus aut cinereo-rufescens, obscure maculatus. Corpore ma- 
jore et robustiore verrucis numerosis saepius spiniformibus sca- 
berrimo. 
Hemitriton rugosus Duges Rech. zool. Urod. Fr. Ann. scienc. 
natur. 3. ser. Zool. XVII. pag. 264 pl. I fig. 16, ı7 (1852). — Hemi- 
triton asper Dugesl.c. pag. 266, pl. Ifig. 21,22.— Triton rugo- 
sus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX pag. 150 (1854). — Molge aspera 
var. rugosa Bedriaga On the Pyren. Newt. Proceed. zoolog. soc. Lond. 
pag. 154 (1895). 


juv. Supra dilute cinereus, flavo-maculatus; subtus aurantiacus. 


Der Körper ist ziemlich plump und kräftig, am Rücken flach 
gewölbt und nicht selten mit einer mehr oder weniger vertieften, 
zwischen den Hinterbeinen oft furchenartigen Vertebrallinie. Der 
Kopf ist groß und flach, länger als breit, nach rückwärts nicht stark, 
aber immerhin deutlich halsförmig verengt, mit seitlichen, mittel- 
großen, länglich eiförmigen und mäßig vorstehenden Augen. Der 
Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid, die Ohrdrüsen 
fehlen. Die manchmal verrundete, häufiger aber mehr oder weniger 
deutlich abgestutzte Schnauze ist in der Zügelgegend vertieft, daher 
die Schnauzenkante stets merkbar. Die kleinen Nasenlöcher sind 
ganz an die Spitze der Schnauze gestellt und kommt ihr gegenseitiger 


Triton. 49 


Abstand mindestens dem Interokularraum gleich. Die Mundspalte 
ist auffallend kurz und reicht namentlich beim Weibchen kaum über 
den hinteren Augenwinkel hinaus. Die kleine, rhombisch elliptische 
Zunge ist vorne kaum vom Boden der Mundhöhle abgehoben, an 
den Seiten in geringer Ausdehnung frei. Die zwischen den inneren 
Nasenlöchern beginnenden Gaumenzähne bilden 2 kaum merkbar 
geschwungene, nach hinten stark divergierende Reihen, welche zu- 
sammen etwa die Form eines umgekehrten V (A) nachahmen. Die 
im Leben fast immer deutliche Kehlfalte geht bei präparierten 
Stücken durch Zusammenziehung des Konservierungsmittels häufig 
verloren. Die Kloake ist beim Männchen während der Brunst fast 
halbkugelförmig aufgetrieben und nur in ihrer hinteren Hälfte ge- 
spalten, beim Weibchen hingegen mehr birn- oder glockenförmig, 


vo 





\ 


Triton asper Dag. a. Kloake des brünstigen Männchens, b. des Weibchens. 


Fig. 6. 


mit nach unten und hinten gerichteter Spitze, deren Ende die kleine 
Längsspalte trägt. Bei Musealstücken namentlich erscheint sie’ ın- 
folge der durch das konservierende Medium bedingten Kontraktion 
oft als langgezogener Kegel weit nach hinten und unten vorsprin- 
gend; übrigens zeigt auch das Männchen nach der Paarungszeit 
mitunter eine mehr kegelförmige Kloake. Der auffallend stämmige 
Schwanz ist dick und erst gegen sein Ende stärker komprimiert, 
beim Männchen kürzer, beim Weibchen etwa ebenso lang wie der 
übrige Körper, sein kurz zugespitztes Ende wenigstens im Leben 
stets mehr oder weniger nach abwärts gekrümmt; er ist oben mit 
einer bald hinter der Wurzel beginnenden, unten jedoch erst gegen 
die Spitze hervortretenden kielartigen Mediankante versehen. Die 
nur bei brünstigen Weibchen manchmal glatte Haut trägt in der 
Regel zahlreiche Warzen und sandartige Körner, die nicht selten 
kegel-, ja oft sogar dornartig ausgezogen sind. Diese Körner sind 
gleich nach der Häutung hell, nehmen aber später, namentlich beim 
Schreiber, Herpetologia europaea. 4 


50 Salamandridae. 


Landaufenthalte und vorzugsweise gegen die Spitze zu eine immer 
dunklere, oft sogar tief schwarze, glänzende Färbung an. Sie be- 
stehen ausschließlich aus Oberhautgebilden, da sie bei der Häutung 
an der losgelösten Epidermis hängen bleiben. Der Bauch und die 
Unterseite der Beine sind dagegen ziemlich glatt. Die beim Männ- 
- chen kräftigeren Beine haben kurze, ziemlich dicke und schwach 
abgeplattete Finger und Zehen; die Handballen und Fußsohlen 
zeigen keine Höcker. 

Die Färbung des Körpers kann von einem schmutzigen Hell- 
gelb durch Graubraun und Olivengrün bis ins Schwarze in mannig- 
facher Weise wechseln; dabei kann das Tier einfarbig bleiben oder 
durch bald dunklere, bald hellere Flecken verschiedentlich gezeichnet 
erscheinen. Über die Mitte des Körpers läuft, namentlich bei nicht 
ganz ausgewachsenen Tieren, häufig ein. meist ziemlich unschein- 
barer, gelblicher Längsstreif. Die Färbung des Rumpfes geht auch 
noch auf die Seiten des Bauches über, der je nach Alter, Geschlecht 
und Form besonders längs seiner Mittelzone mehr oder weniger in- 
tensiv gelb, orange oder selbst feuerrot gefärbt sein kann. Alle diese 
Färbungen sind übrigens auch bei einem und demselben Tiere, je 
nachdem es sich im Wasser oder am Lande aufhält, mannigfachen 
Änderungen unterworfen; im ersteren Falle sind Farbe und Zeichnung 
gewöhnlich greller und lebhafter, doch ist in dieser Richtung auf der 
Oberseite bezüglich der Geschlechter kein Unterschied zu bemerken. 

Bei der als Triton. pyrenaeus bezeichneten Form ist die Ober- 
seite vorherrschend schmutzig olivengrün oder grau, und zwar vom 
hellsten Aschfarben bis zum dunkelsten Schwarzgrau gefärbt. Die 
meisten dieser Tiere sind einfarbig, doch kommen auch solche vor, 
die mit mehr oder weniger intensiv gelben Makeln von sehr ver- 
schiedener Form, Anzahl und Ausdehnung gezeichnet sind, welche 
Flecken entweder zerstreut und isoliert bleiben, oder aber, und nament- 
lich am Rücken zu einer meist unregelmäßigen Längsbinde zusammen- 
fließen. Am Schwanze sind diese Makeln gewöhnlich weit schärfer 
als am Rumpfe und zeigt jener, besonders bei dunklen sonst selbst 
einfarbigen Stücken oben fast immer eine derlei helle Mittellinie. 
Doch sind, wie gesagt, gezeichnete Tiere viel seltener und kommen 
namentlich lebhaft zitronengelb gefleckte im vorgerückten Alter 
wohl nur ausnahmsweise vor. Unterseits sind Kehle, Bauchmitte 
und Schwanzschneide beim Männchen lebhaft gelb, beim Weibchen 
feuerrot, die helle Bauchzone jederseits von einer Reihe schwarzer 
Makeln begrenzt. Der Körper ist, hauptsächlich an den Rumpf- 
und Schwanzseiten mit sandartigen, oft mit einer schwarzen Spitze 
versehenen Körnern besetzt. 

Der Triton rugosus der Autoren hingegen ist in der Regel gelblich 
olivenfarben oder graubraun, seltener schwärzlich, bei hellerer Fär- 
bung oft oben und unten mit schwärzlichen, bei dunklerer Grund- 
farbe nur ausnahmsweise mit kaum hervortretenden lichteren Flecken 
versehen und zeigt unterseits niemals die grellen Tinten der voran- 
gehenden Form. Die Oberseite ist mit zahlreichen, am Ende dunkleren 
Körnern übersäet, die an den Kopf- und Schwanzseiten am größten 
und daselbst dornartig ausgezogen sind. 


Triton. 51 


Bei beiden Formen, die übrigens nach den bisherigen Erfahrungen 
nicht untereinander vorzukommen scheinen, ist die Kloake im männ- 
lichen Geschlechte dunkel, beim Weibchen dagegen mit dem Bauche 
übereinstimmend gefärbt. 

Junge Tiere sind auf hellgrauem Grunde gelb gefleckt, unterseits 
orangefarben. 

Die Gesamtlänge wechselt von etwa I0o—ıI6 cm; letztere Maße 
erreicht jedoch nur die Rugosus - Form und erlangt dieselbe durch 
die bedeutende Größe, den breiten und platten Kopf, sowie durch 
die starke Rauhigkeit der Haut eine gewisse Ähnlichkeit mit Triton 
Waltli, von dem sie übrigens in allen Fällen durch die Stellung der 
Gaumenzähne leicht und sicher unterschieden werden kann. 

Triton asper tritt gleich im ersten Frühjahre in die Brunst, 
sobald das Eis in den ihm zum Aufenthalte dienenden Gewässern 
geschmolzen ist. Zu der Zeit schwellen dann die Kloakenlippen an 
und die Unterseite zeigt grellere Tinten. Der Eiablage geht eine 
Art Begattung voraus. Wie bei der vorigen Art drängt sich das Männ- 
chen unter das Weibchen, umschlingt dasselbe am Ende des Rumpfes 
von unten nach oben mit dem kräftigen Greifschwanz und umarmt 
dasselbe zugleich mit einem Vorderbeine, wobei die Kloaken beider 
Tiere dicht aneinander zu liegen kommen. Zugleich reibt das Männ- 
chen mit seinen Hinterbeinen den Kloakenkegel und mit seiner 
Schnauze den Körper des Weibchens, es auf diese Weise zum Ent- 
gegenkommen reizend, bis endlich der Spermatophor ausgestoßen 
wird, von dem dann das Weibchen den Samen aufnimmt. Der 
Geschlechtstrieb ist namentlich bei den Männchen sehr heftig und 
kommt es nicht selten vor, daß brünstige Individuen in Ermanglung 
von Weibchen sich nicht nur an Männchen ihrer eigenen, sondern 
auch an Molchen anderer Art vergreifen und mit ihnen Begattungs- 
versuche anstellen ; man trıfft daher oft mehrere Männchen zu Klum- 
pen verschlungen und zusammengeklammert an, in ihrem Paarungs- 
triebe sich gegenseitig festhaltend. Die Brunst dauert übrigens so 
ziemlich die ganze wärmere Jahreszeit hindurch und kann man im 
Hochsommer ebensogut wie im Frühjahre paarungslustige Männchen 
treffen. Infolgedessen findet auch die Eiablage sowie das Auskriechen 
der Larven zu sehr verschiedenen Zeiten statt und findet man daher 
an ein und derselben Lokalität oft sich begattende Paare, Eier und 
Larven von sehr mannigfaltiger Größe kunterbunt durcheinander; 
von letzteren kommen die spät ausgekrochenen in demselben Jahre 
nicht mehr zur Entwicklung und müssen daher unter dem Eise über- 
wintern. Die Eier werden einzeln in sehr kurzen Zwischenräumen 
oft schon während der Begattung gelegt und bleiben an Steinen 
haften; sie haben fast die Größe einer kleinen Erbse und einen weiß- 
lich- oder grünlichgelben Dotter. 

Die Larven sind grau oder olivenbraun mit sehr feinen gelblichen 
Punkten und oft noch mit ebensolchen größeren Makeln besetzt. 
Die Schwanzschneiden sind gelb, der Flossensaum dunkel punktiert, 
der in der Mitte gelbe Bauch dunkelbraun gesprenkelt. Die Färbung 
der Larven ist übrigens auch nach deren Aufenthalt verschieden 
und kommen im seichten Wasser gewöhnlich helle und deutlich 


4* 


52 Salamandridae. 


gefleckte, im tiefen dagegen meist ungefleckte, dunkle, ja selbst 
ganz schwarze Tiere vor. Sehr kleine Larven ‚sind übrigens stets 
gelblich mit braungrauen Punkten und weißlicher Unterseite; die 
Größe ausgewachsener beträgt etwa 6 cm. 

Diese Art ist bisher nur in den Pyrenäen nachgewiesen, woselbst 
sie bis zu 2300 m Meereshöhe in Gebirgsseen und den damit zusammen- 
hängenden Wasserläufen, hier namentlich in von ihnen gebildeten 
Tümpeln und Seitenbuchten, allenthalben häufig und wie es scheint, 
die ganze warme Jahreszeit hindurch vorkommt. Im Mittelgebirge 
finden sich die Tiere weit seltener, obwohl sie hier, offenbar durch 
Hochwasser herabgeschwemmt, mitunter noch in 700 m absoluter 
Höhe angetroffen werden; sie halten sich ausschließlich auf Stein- 
grund auf, während Wasseransammlungen mit Schlamm- oder Sand- 
boden absolut vermieden werden. Den Tag bringen sie mit Vorliebe 
unter und zwischen den Steinen zu, während sie abends oder bei 
Nacht häufiger im Freien zu sehen sind, da sie zu der Zeit ihrer aus 
Insekten, Schnecken und Würmern bestehenden Nahrung nachgehen 
oder dem Fortpflanzungsgeschäfte obliegen. In sehr forellenreichen 
Gewässern trifft man-sie in der Regel nicht an, wahrscheinlich wohl 
deshalb, weil die räuberischen Fische die ihnen gegenüber vollkommen 
wehrlosen Molche nicht aufkommen lassen. Sie schwimmen stoß- 
weise, wie andere Urodelenlarven und durchmessen daher nur kurze 
Strecken. Ihr Fang ist im ganzen nicht leicht, da sie in den Zwischen- 
räumen der den Boden der Gewässer bedeckenden Steine und Fels- 
trümmer zahlreiche und sichere Schlupfwinkel besitzen, ın denen 
sie bei Annäherung des Netzes sofort blitzschnell auf Nimmerwieder- 
sehen verschwinden. Leichter gestaltet sich der Fang am Lande, 
wenn man die Tiere am Ufer in entsprechenden Verstecken auf- 
sucht, woselbst man immerhin noch eine ziemliche Anzahl erbeuten 
kann. 

In der Gefangenschaft sind diese Molche ziemlich heiklich. Ent- 
sprechend ihrem natürlichen Aufenthalte, wo die von ihnen bewohnten 
Gewässer im günstigsten Falle Mitte Juni, oft aber auch erst in der 
zweiten Hälfte des Juli auftauen und vorzugsweise durch Gletscher 
und Schneeschmelzen gespeist werden, verlangen sie. stets frisches 
und kaltes Wasser, das eine Temperatur von 8° C womöglich nicht 
übersteigen soll, daher der Aufenthalt in den gewöhnlichen Aquarien 
ihrer Lebensweise im reinen und eisigen Gebirgswasser durchaus 
nicht entspricht. Sie gehen infolgedessen bald zugrunde, wenn nicht 
beständig für Zufuhr frischen und kalten Wassers gesorgt wird. Der 
Boden des Aquariums ist am besten mit reinem Flußkies zu bedecken, 
Pflanzen sind, da sie in ihren natürlichen Wohnplätzen meist auch 
nicht vorkommen und das Wasser leicht verunreinigen können, 
nicht einzusetzen. Überhaupt ist auf Reinlichkeit die größte Sorg- 
falt zu verwenden, da die Tiere bei dem geringsten Versehen in dieser 
Richtung leicht Geschwüre bekommen, an denen sie gewöhnlich 
eingehen. Das Aquarium soll nicht zu klein sein, der Wasserstand 
etwa I2—I5 cm betragen. Eine mit vielen Schlupfwinkeln versehene 
Felseninsel ist absolut notwendig, da sich die Tiere besonders am 
Tage und außer der Brunstzeit gerne in dieselbe verkriechen und oft 


Triton. 5 3 


lange Zeit, mitunter in den sonderbarsten Stellungen, darauf ver- 
weilen. Sie sind außer der Paarungszeit ziemlich träge und vielleicht 
auch deshalb weit weniger gefräßig als andere Arten; am vorteil- 
haftesten kann man sie mit Fliegen, Regenwürmern und rohem 
Fleisch ernähren; zur Fortpflanzung bringt man sie in der Gefangen- 
schaft nur schwer. Wegen der agressiven Eigenschaften der Männ- 
chen empfiehlt es sich, diese Art nicht mit anderen Urodelen zusammen- 
zuhalten. 

Das Tier sollte eigentlich Triton glacialis heißen, da es unter 
diesem Namen unstreitig das erstemal von De Philippi im Jahre 
1847 in den Seances de l’Academie du Montpellier erwähnt wurde. 
Da sich aber in neuerer Zeit die Bezeichnung asper schon allent- 
halben eingebürgert hat, so will ich die dermalen übliche Benennung 
durch Einführung einer neuen nicht wieder umstoßen. 


3. Triton montanus: Dentium palatinorum series postice valde diver- 
gentes. Lingua laterıbus libera ampla, subovata, emissilis. Paro- 
tides distinctae. Plica gularıs nulla. Digiti breviusculi, basin 
versus dilatatı. Cutis subglabra. — Long. 8$—II cm. 

Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. I. Reptil. 
pag. 84. part. (1829). — Megapterna montana Savi Nuovo Giorn. 
lete... No, ro2; tab. ZVI (1838). — Euproctus platycephalus 
Bonap. Amph. europ. pag. 68, 88. part. (1839).. — Pelonectes platy- 
cephalus Fitzing. Syst. reptil. pag. 33. part. (1843). — Euproc- 
tus Rusconii Dum. Bibr. Erpet. gener. IX, pag. 159. part. (1854). 
— Triton platycephalus Strauch Revis. Salam. M&m. Acad. 
Scienc. Petersb. VIII. Ser. vol. XVI. No. 4, pag. 35. part. (1870). — 
Euproctus montanus Giglioli Ann. Mus. Civ. Stor. nat. Gen. 
vol. XIII, pag. 579 (1878). — Molge montana Bouleng. Catal. 
Batrach. grad. Brit. Mus. pag. 23 (1882). — Triton montanus 
Schultze Amph. europ. (1902). 


mas. Trbris posticis prominentia compressa rotundata instructis. Regio 
analıs nuptiae tempore conica, apıce aperta. 
fem. Tibiis posticıs laevibus. Regio analis subconvexa, subtus aperta. 


Typus. Supra fuscus vel sordicte olivaceus, maculis pallidioribus 
lineaque flavescente vertebrali saepe notatus,; subtus diaphanus, 
carneo-grisescens, aut concolor aut obsolete obscuro-punctatus. 


var. a) Supra olivaceus, maculis virescentibus lineaque media flaves- 
cente institutus,; subtus grisescens, albo-sparsus. 

var. b) Supra aeneo-virens, lineis obscuris irregularıler variegatus,; 
subtus fuscescens, punctis plurrimis albo-margaritaceıs. 

var. c) Supra fuscescens, linea vertebrali aurantiaca fasciaque pallidiore 
ad latera notatus,; subtus grisescens, albo-sparsus. 

juv. Supra nigro-fuscus, maculis viridibus lemniscatıs. Regıo palpe- 
bralis aurato-notata, linea dorsali aurantiaca. 


In Habitus und Größe etwas an Triton alpestris erinnernd. — 
Der Kopf ist groß, viel länger als breit, von den Augen nach rück- 
. wärts namentlich beim Männchen merklich halsförmig verschmälert, 


54 Salamandridae. 


sein vorderer Teil platt, die hintere Partie aber durch die gut ent- 
wickelte Scheitelmuskulatur und die namentlich im männlichen 
Geschlechte merklich vortretenden Ohrdrüsen mehr erhöht. Die 
mit ziemlich deutlicher Seitenkante versehene, vorne flach verrundete 
Schnauze ragt etwas über den Unterkiefer vor, Lippensäume und 
Kehlfalte fehlen. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes 
Augenlid und etwa ebenso groß wie der Internasalraum, die kleinen, 
schmal eiförmigen Augen sind vollkommen seitlich gestellt, vom 
Oberlippenrande nicht viel weiter als die Nasenlöcher entfernt, welch 
letztere ziemlich groß und nahe der Schnauzenspitze gestellt sind. 
Die schwach geschwungene Mundspalte ist weit hinter die Augen 
verlängert. Die zwischen den Choanen beginnenden Gaumenzähne 
bilden zwei, in ihrer vorderen Erstreckung nebeneinander laufende, 
später aber auseinander tretende Reihen, in der Weise etwa die Form 





Bier, 


Triton montanus Savi, Männchen. a. Fersenhöcker. 


eines umgekehrten Y (A) nachahmend; doch sollen sie manchmal 
auch gleich von ihrem Beginne an in spitzem Winkel divergieren. 
Die große und fleischige Zunge ist rundlich, fast den ganzen Vorderteil 
des Mundhöhlenbodens ausfüllend, seitlich sowie hinten frei; sie kann 
ziemlich weit herausgeschlagen werden. Der im ganzen ziemlich 
schlanke Rumpf ist verrundet, beim Männchen oft oberseits etwas 
verflacht, nach. rückwärts besonders beim Weibchen etwas bauchig 
erweitert. Die Vertebrallinie ist, namentlich nach hinten zu, oft 
schwach furchenartig vertieft. Die Kloake ist beim Männchen 
schlauch- oder kegelförmig, mit nach hinten und unten gerichteter 
runder Öffnung, beim Weibchen dagegen nur zur Brunstzeit schwach 
angeschwollen und mit der Öffnung nach unten sehend, sonst aber 
flach und längsgespalten. Der Schwanz ist ziemlich dick, an der 
Wurzel breiter als hoch, im hinteren Drittel zusammengedrückt 
und erniedrigt, mit ziemlich breit verrundeter Spitze und stets kürzer 
als der übrige Körper; ein Flossensaum ist nur während der Laichzeit 


Triton. 55 


gegen sein Ende zu schwach angedeutet. Die Vorderbeine sind etwas 
kürzer als die hinteren, letztere beim Männchen an der Innenseite 
der Schienen gegen die Ferse zu mit einer scheibenförmig zusammen- 
gedrückten, außen gerundeten Hervorragung versehen. Die Zehen 
sämtlicher Beine sind kurz und abgeplattet, nach der Basis zu er- 
weitert. Die glatte oder äußerst fein chagrinierte Haut ist nament- 
lich bei konservierten Tieren durch zahlreiche lineare, sich mannigfach 
schneidende Impressionen in bald größere, bald kleinere flach warzen- 
förmige Felder geteilt und unterseits so fein, daß man die Eingeweide 
durchschimmern sieht. Größere, aus der Haut mehr hervortretende 
Körner, wie etwa bei den zwei vorigen Arten, fehlen durchaus. 

Die Färbung und Zeichnung dieser Art ändert vielfältig ab und 
ist besonders nach dem Standorte oft sehr verschieden. Am häufigsten 
zeigt die Oberseite ein helleres oder dunkleres Grau- oder Olivenbraun, 
das oft durch bald mehr bald weniger zahlreiche, entweder isolierte 
oder auch verfließende, aber nur schwach hervortretende schmutzig 
weißliche Punkte oder Flecken derart unterbrochen wird, daß bald 
die letztere Färbung, bald wieder die Grundfarbe vorherrscht. Über 
den Rückenfirst zieht eine auch ziemlich unscheinbare düster gelb- 
liche oder rostbraune Mittellinie, die aber niemals auf den Kopf 
übertritt. Die Unterseite ist grau oder bräunlich, bald einfarbig 
bald und zwar häufiger mit zahlreichen weißen Punkten gesprenkelt. 
Frisch gehäutete oder noch im Wasser lebende Tiere zeigen gewöhn- 
lich oben ein unreines, schwach metallglänzendes Grün, das, außer 
dem oberwähnten Rückenstreif, noch von dunkleren, bräunlichen 
oder schwärzlichen Punkten und Marmelflecken unterbrochen wird. 
Jüngere Stücke sind nicht selten am Kopfe mit lebhaft grünen oder 
gelben, goldig schimmernden Flecken versehen, die besonders häufig 
vor und hinter den Augen, sowie auch im Mundwinkel stehen. Diese 
Flecken erhalten sich jedoch nur ausnahmsweise im weiblichen 
Geschlechte auch bei erwachsenen Tieren, während sie sonst bald 
ihren Metallglanz verlieren und mit zunehmendem Alter in der Regel 
matt und blaßgrün werden. — Sehr häufig wieder ist die Oberseite 
olivenfarben mit mehr oder weniger abgehobenen, übrigens sehr ver- 
änderlichen grünen Flecken, die am Rücken mitunter in Querreihen 
stehen und am Schwanze am größten sind; gegen den Bauch zu 
werden diese Flecken meist heller und fließen gerne zu Längsbinden 
zusammen. Über den Rücken zieht eine gelbliche oder orangefarbige 
Linie, die braune Kopfmitte sendet ebensolche Seitenäste gegen die 
Augen hin. Die Beine sind hellbraun und grün gezeichnet, die Zehen 
ebenso geringelt; der Bauch zeigt namentlich an den Seiten weiße 
Perlflecken. — Bei anderen Stücken verdrängen die oft dunkel- 
metallisch grünen Flecken mitunter die Grundfarbe so sehr, daß diese 
nur mehr in Form unregelmäßig geschlängelter dunkler Linien 
erhalten bleibt. Die Unterseite ist in diesem Falle gewöhnlich braun 
. gefärbt. — Endlich kommt noch eine im ganzen ziemlich einförmig 
braune Form vor, bei welcher der Körper, außer der orangegelben 
Rückenlinie, noch von einer helleren Seitenbinde durchzogen wird. 

Die Jungen sind im allgemeinen von den Alten wenig verschieden 
und findet man unter ihnen ebensogut dunkle und einfarbige, wie 


5 6 Salamandridae. 


helle und lebhaft gefleckte und marmorierte Formen. Doch ist der 
Rückenstreifen fast immer sehr grell, zitronen- oder orangegelb und 
metallische Flecken und Puderungen weit häufiger als bei Erwachsenen 

Die Länge des Tieres beträgt etwa 8—ıo cm. 

Bei der Paarung wird das Weibchen vom Männchen mit dem 
Munde am Schwanze gepackt, mit dem Greifschwanze am Ende des 
Rumpfes umschlungen und zugleich an der Schwanzbasis von den 
scheibenförmigen Hervorragungen der Hinterbeine festgehalten. 
Indem nun das Männchen die weibliche Kloake reibt, tritt nach etwa 
10—20 Minuten dauernder Begattung aus der unter der weiblichen 
Afteröffnung gelagerten Kloake des Männchens der glashelle Sper- 
matophor aus, der gewöhnlich zwischen dessen Sohlen liegen bleibt 
und so dem Weibchen direkt das Abheben der darin enthaltenen 
Samenmassen gestattet. Die Eier werden meist einzeln, seltener 
mehrere zusammen, an von der Strömung möglichst geschützten 
Wasserstellen auf die Unterseite von Steinen abgelegt. 

Die meist ziemlich walzenförmigen, von Querfurchen durch- 
zogenen Larven zeichnen sich durch das Fehlen des Rückenkammes 
und durch kurzen, mit mäßig hoher, am Ende breit zugerundeter 
Flosse versehenen, Schwanz aus. Die fast gleich langen Kiemen 
sind dick, sehr kurz gestielt und knapp nebeneinander gelegen. Der 
Körper ist anfangs .hellgelb, fein schwarz punktiert; da aber die 
schwarzen Punkte mit fortschreitendem Wachstume immer zahl- 
reicher und ausgedehnter werden, so wird hierdurch die Grundfarbe 
immer mehr verdrängt, bis endlich das Schwarz zu letzterer wird 
und das ursprüngliche Gelb nur mehr in Fleckenform zurückbleibt. 
In diesem Alter tritt dann auch die orangerote Rückenlinie auf und 
die Seiten sind mit einem lebhaften Goldglanze übergossen. — Übri- 
gens hat das hier Gesagte nur bezüglich der im tiefen Wasser lebenden 
Larven seine Gültigkeit, da die Färbung derselben im allgemeinen 
mit dem Wasserstande zusammenhängt. Während nämlich im tiefen 
Wasser wohnende Larven, namentlich wenn sie schon größer sind, 
mit Ausnahme des gelben Rückenstreifens, stets dunkel, oft sogar 
nahezu schwarz erscheinen, hellen sie sich im seichten Wasser all- 
mählich auf, so daß das Schwarz in Braun oder ÖOlivenfarben, das 
Grau oder Gelbgrau in Gelbbraun, das Grünliche in ein reines und 
gesättigtes Grün übergeht. Man findet daher im Freien ebensogut 
oft dunkle als auch helle Larven, da diese, je mehr sich die Lungen 
auf Kosten der Kiemen entwickeln, wenn es die Verhältnisse ge- 
statten nach und nach immer seichtere, ihnen das Atemholen leichter 
machende Stellen aufsuchen und infolgedessen ein immer lichteres 
Kolorit erhalten. — Die Zeitdauer.der Entwicklung ist für die ein- 
zelnen Larven nach der Temperatur und Höhenlage ihres Wohnortes 
verschieden. 

Trıton montanus bewohnt ausschließlich die gebirgigen Teile 
von Korsika und gelangt nur durch allfällige Verschwemmung in die 
Niederungen, mitunter selbst bis in die Küstenstriche herab. Hier 
wird er jedoch fast immer nur in Larvenform angetroffen, ein Um- 
stand, der vermuten läßt, daß die Tiere nur im Eizustande so weit 
herabgelangen und unter den für Hochgebirgsbewohner nicht günsti- 


Triton. 57 


gen klimatischen Verhältnissen daselbst gewöhnlich schon vor Be- 
endigung ihrer Metamorphose eingehen. 

Während der Brunstzeit, welche jährlich zweimal, im Frühling 
und im Herbst, stattfindet, lebt das Tier bis zu 2260 m Meereshöhe 
in dem klaren und kalten Wasser von Bergseen, Fluß- oder Bach- 
läufen sowie in den von letzteren gebildeten Buchten und Tümpeln, 
welche es das erstemal schon gleich nach der Schneeschmelze auf- 
sucht, um selbe bei Eintritt der warmen Jahreszeit wieder zu ver- 
lassen und mit dem Landaufenthalte zu vertauschen. Die ersten 
Herbstregen locken es dann wieder hervor und es begibt sich zum 
zweitenmal ins flüssige Element, um abermals zur Fortpflanzung 
zu schreiten; die Entwicklung der Larven scheint jedoch stets noch 
in derselben Saison zum Abschlusse zu gelangen. Während andere 
Tritonen auch während ihres Wasseraufenthaltes, namentlich bei 
Nacht, öfters ans Land gehen, scheint dies bei unserer Art nicht der 
Fall zu sein, da sie zu der Zeit, gewaltsam aufs Trockene versetzt, 
sogar sehr bald eingeht. 

Der Fang dieser Molche ist ziemlich schwierig und wenig ergiebig, 
da dieselben zur Brunstzeit nicht wie ihre Gattungsverwandten 
gesellig und in Menge lebhaft und liebewerbend herumschwimmen, 
sondern nur am Grunde des Wassers unter Steinen paarweise. an- 
einander geklammert anzutreffen sind. Man muß sich daher bei 
der Suche nach denselben auf das Umkehren der Steine verlegen, 
was übrigens auch noch sehr behutsam und mit großer Vorsicht 
zu geschehen hat, damit die beim Abheben eines Steines aufge- 
deckten Tiere nicht sofort durch die Strömung hinweggeschwemmt 
werden. 

Während des Landaufenthaltes zeigt diese Art in ihrem Vor- 
kommen viele Ähnlichkeit mit Salamandra atra, indem sie zu der Zeit 
wie diese in morschen Stämmen, unter losen Baumrinden, Steinen, 
Wurzelwerk und dergleichen oft gesellig und in größerer Anzahl 
beisammen gefunden wird, daselbst wahrscheinlich eine Art Sommer- 
schlaf haltend, da die Tiere bei ihrem Wiedererscheinen im Herbst 
gewöhnlich sehr abgemagert sind. Weil sich übrigens das Wasser- 
und das Landleben dieser Molche nach der Temperatur der von 
ihnen bewohnten Örtlichkeit richtet, so kann man sie beispielsweise 
in höheren Lagen noch zu einer Zeit in Wasser finden, zu der sie ın der 
Niederung dasselbe längst verlassen haben. 

In der Gefangenschaft sind Montanus ähnlich wie die voran- 
gegangene Art zu halten; nur pflegen sie erst nach längerer Zeit zur 
Annahme der Nahrung zu schreiten, welche wenigstens anfangs 
am besten aus Fliegen besteht, die sie gewöhnlich nicht mit den 
Kiefern ergreifen, sondern nach Art der Froschlurche mit ıhrer 
vorstreckbaren Zunge herabklatschen. Nach und nach können sie 
dann auch an rohes Fleisch oder Kalbsleber gewöhnt werden. Da die 
Tiere, sofort in tiefere Aquarien eingesetzt, fast immer ertrinken, so 
sind sie anfangs in seichtes Wasser zu geben, in welchem man ihnen 
durch hineingelegte größere Steine das Herausklettern ermöglicht 
und das Erreichen der Insel erleichtert. Jüngere sind am besten in 
entsprechend eingerichteten Feucht-Terrarien zu halten. 


5 8 Salamandridae. 


4. Triton Rusconii: Dentium palatinorum series postice modice 
divergentes. Lingua lateribus libera parva, antice dılatata, 
postice sensim attenuato-prolongata. Parotides plicaque gularis 
nulla. Digiti gracıiles, subeylindrici. Cutis sparsim albo-granu- 
lata. — Long. II—I4 cm. 


Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. pag. 84. 
part. (1829),. — Euproctus Rusconi Gene Synops. Reptil. Sardin. 
pag. 28. zo tab. Ifig. 3,4, 5 (1839,.— Pelonectesplatycephalus 
Fitzing. Syst. Reptil. I pag. 33 (1843). — Euproctus platycepha- 
lus Gray Catal. specim. Amph. Coll. Bit. Mus. pag. 24 (1850). — Triton 
platycephalus Strauch Revis. Salam. Mem. Acad. sc. Petersb. 
VIII T. XVI No. 4 pag. 35. part. (1870). — Molge Rusconi Bouleng. 
Catal. Batrach. grad. pag. 24 (1882). — Triton Rusconi Schultze 
Amph. europ. (1892). 


mas. Tibris posticis tuberculo prominenti calcaratis. Regio analıs in 
conum, apertura apicali caudae basım versus hiantem, producta. 

fem. Tibris posticis laevibus. Regio analis convexa aut conica, apertura 
apicalı nuptiae tempore subtus hiante. 


Typus: Supra sordide olivaceus vel fuscescens, linea vertebrali ma- 
culisque corporis albidis aut flavescentibus,; subtus albidus, nigro- 
punctatus, pedibus, caudae acıe anoque flavescentibus. 


var. a) Dorso maculis biseriatis interdum in fascias transversas con- 
fluentibus. 

var. b) Maculis dorsalibus in fasciam irregularem, dentato-repandam 
cONMNexis. 

var. c) Nigro-olivaceus, fere concolor. 

juv. Dilute flavescens aut virescens. Corpore ad latera fusco-adsperso 
maculıs obscure limbatis, dorso linea vertebrali ferruginea. Subtus 
plerumque flavus, concolor. 


Eine durch den großen, auffallend niedrigen Kopf sowie durch 
die platte, hechtartig vorgezogene Schnauze leicht kenntliche Art. 

Der Körper ist schlank, der beim Männchen etwas verflachte 
Rumpf beim Weibchen verrundet und mitunter selbst schwach 
bauchig erweitert. Der Kopf ist merklich länger als breit, höchstens 
dreimal in der Rumpflänge enthalten, vom Mundwinkel an nach 
rückwärts deutlich halsförmig verengt. Der Interokularraum ist 
schmal, etwa der Breite eines oberen Augenlides gleichkommend 
und schmäler, oder höchstens so ‚breit wie der Internasalraum. Die 
verhältnismäßig kleinen Augen stehen nicht sehr vor und sind etwas 
schief nach vorne gegen einander gerichtet. Parotiden und Kehlfalte 
fehlen. Die Schnauzenseiten fallen schief nach außen und unten ab, 
die Zügelgegend ist etwas vertieft, daher die Schnauzenkante schwach 
angedeutet. Die Mundspalte ist groß, nach rückwärts über die 
Augen hinaus verlängert, die Oberlippe beim Männchen mit gut 
entwickeltem Hautsaum. Die dünne Zunge ist klein, etwa den dritten 
Teil der Mundhöhle ausfüllend, von gestreckt birnenförmiger Gestalt, 
vorne ganz mit dem Boden der Mundhöhle verschmolzen, seitlich 
frei, nach hinten allmählich in einen langen Fortsatz verschmälert. 
Die Gaumenzähne stehen in zwei nach rückwärts schwach ausein- 


Triton. 59 


andertretenden vorne manchmal parallelen und zwischen den inneren 
Nasenlöchern entspringenden Reihen. Die Kloake bildet beim 
Männchen zur Brunstzeit einen an der Spitze mit runder Öffnung 
versehenen, stumpfen Kegel, dessen frei nach hinten vorragendes 
Ende nach aufwärts gegen die Schwanzwurzel gerichtet ist. Beim 
Weibchen wird die Kloake zu der Zeit länglich kegelförmig und ist 
ihre ebenfalls an der Spitze gelegene Öffnung nach hinten und unten 
gekehrt. Nach der Paarung wird die fast ihrer ganzen Länge nach 
mit der Schwanzwurzel verwachsene Kloake beim Männchen stumpfer 
und kürzer, beim Weibchen dagegen mehr flach konvex. Der an der 
Basis gerundet vierseitige, im weiteren Verlaufe aber sehr dünn und 
scharf werdende Schwanz ist an der etwas erniedrigten Wurzel 
beim Männchen mehr, beim Weibchen etwas weniger bogig nach 
aufwärts gekrümmt, verschmälert sich allmählich nach rückwärts 
und läuft endlich in eine abgerundete Spitze aus. Er ist im allge- 





Fig. 8. 


Triton Rusconi Gene. a. Schwanz des Männchens, 5b. rechtes Hinterbein desselben 
mit dem Fersenhöcker, c. von unten, d. Kloake des brünstigen Männchens, e. des 
Weibchens. 


meinen sehr niedrig, in der Jugend kürzer als im Alter, bei Erwachsenen 
mindestens die Hälfte der ganzen Körperlänge betragend. Zur 
Brunstzeit sind die Schwanzschneiden mit einem niedrigen, welligen 
Hautsaume versehen, der oben höher und beim Männchen an der 
Spitze gekerbt, sonst aber wie unten ganzrandig ist. Die Vorder- 
beine sind schlank, die hinteren etwas kräftiger, die Finger und Zehen 
ziemlich lang, mehr weniger zylindrisch oder etwas abgeplattet, bis 
zur Spitze fast durchaus gleich dick und deutlich gegliedert. Die 
Handballen und Fußsohlen haben keine Höcker. Beim Männchen 
ist die Außenseite der Hinterschienen stark dreieckig erweitert, 
wodurch ein höckerartiger Vorsprung entsteht, der mitunter nach 
rückwärts bis an die Fußwurzel reicht, oft spornartig über dieselbe 
hinausragt und fast wie ein sechster Finger aussieht. Die im Wasser 
glänzende, in der Landtracht aber matte Haut trägt namentlich 
an den Rumpf- und Schwanzseiten knochenartige, ziemlich zerstreut 
stehende, runde, kegelförmige oder selbst dornartige Körner, die 
entweder mit der Haut gleichfarbig, weit häufiger aber heller, gelblich 


60 Salamandridae. 


oder weißlich, ja bei frisch gehäuteten Wasserstücken oft sogar horn- 
artig durchscheinend sind; die Unterseite ist im ganzen glatt. 

Die Färbung der Oberseite ist gewöhnlich ein helleres- oder 
dunkleres Braun oder Graubraun, das bei in bedeutenden Höhen 
lebenden großen Stücken mitunter bis zum Braunschwarz abändern 
kann. Über die Mitte des Körpers zieht, meist schon am Hinter- 
haupte beginnend, fast immer eine hellere, gelbliche oder bräunliche 
Längslinie. Die am häufigsten vorkommenden typischen Stücke 
sind in der Regel unregelmäßig gelblich oder bräunlich gefleckt oder 
gemarmelt, wobei bald die eine, bald die andere Färbung sowohl als 
Grundton, als auch fleckenbildend auftreten kann. Nicht selten 
treten übrigens diese Flecken so wenig hervor, daß die Tiere im ganzen 
so ziemlich den Eindruck der Einfarbigkeit machen; oft sind aber 
auch die Farben scharf voneinander gesondert, wodurch dann die 
Tiere mehr oder weniger bunt und lebhaft gefärbt erscheinen und 
wenn, was namentlich zur Brunstzeit der Fall ist, die Flecken grün- 
lich sind, fast etwas an Triton marmoratus erinnern. Bei manchen 
Stücken stehen die hellen Rückenmakeln in zwei Längsreihen, die 
entweder abwechselnd oder einander gegenübergestellt sind und in 
letzterem Falle mitunter zu hintereinanderstehenden Querbinden 
verfließen. Sind hingegen die alternierenden Flecken derart ver- 
größert und erweitert, daß sie in der Rumpfmitte mehr oder weniger 
zusammenstoßen, so wird hierdurch eine über die ganze Oberseite 
des Rückens hinziehende unregelmäßige Zackenbinde gebildet. Der 
Kopf ist häufig, namentlich im vorderen Teile, heller gefärbt oder 
zeigt neben den Nasenlöchern oder auf den Augenlidern gelbliche 
Flecken; seine Seiten haben öfters dunkle Punkte, die nicht selten 
in mehr weniger deutliche vom Nasenloch durch das Auge ziehende 
Frenal- und Postokularstreifen zusammenfließen, welche gewöhnlich 
nach unten zu hell gesäumt sind. Zur Paarungszeit sind die grünen 
Rückenflecken oft noch mit metallischem Puder besäet. Unterseits 
sind Kehle, Beine, Kloake und Schwanzbasis gelblich, der Bauch 
grau- oder gelblichweiß, mit beim Männchen zahlreichen, beim 
Weibchen oft mehr oder weniger verschwindenden schwarzen, ziem- 
lich gleich großen rundlichen Flecken, die teilweise auch auf Beine 
und Kehle übergehen und am Unterleibe manchmal zu Längsreihen 
verfließen. 

Im Landleben verdunkeln sich die Farben, das Hellbraun und 
Grün geht in Graubraun und Graugrün über, die schon im Wasser 
dunkel gewesenen Partien werden fast schwarz, das Gelb oder Weiß- 
gelb der Unterseite wird schmutzig grau oder gelbbraun. 

Ganz junge Tiere sind hell bräunlich, oft ins Grüne geneigt, 
der Rücken mit rötlichbrauner Mittellinie und sowie die Schwanz- 
seiten mit gelblichen, bräunlichen oder grünlichen, mehr oder weniger 
dunkel umrandeten Flecken. Die Unterseite ist meist einfarbig 
hellgelb. 

Die Totallänge des Tieres wechselt zwischen Io und I4 cm; sehr 
große Stücke kommen aber nur in höheren Lagen vor. 

Die Paarung von Triton Rusconi erinnert in mancher Beziehung 
an die der Eidechsen. Wie bei diesen packt auch hier das Männchen 


Triton. 61 


das Weibchen mit dem Maule am Rumpfe, biegt seinen Körper so 
unter den des Weibchens, daß beide Kloakenöffnungen aneinander- 
kommen, umklammert es dann mit seinem Greifschwanz und hält 
es überdies noch mit den bespornten Hinterbeinen fest. Bei Austritt 
des Spermatophoren gelangt dann der Same entweder direkt in die 
weibliche Kloake, oder wird, an ihr hängen bleibend, erst später von 
derselben aufgenommen. Nach den bisherigen Beobachtungen 
scheint die Paarung zweimal im Jahre, im Juni und September, 
stattzufinden. Die Eier, welche mit der sie einschließenden Gallert- 
kugel über 5 mm im Durchmesser haben, werden in geringer Anzahl 
einzeln an geschützte Orte unter Steinen abgesetzt und brauchen 
etwa einen Monat zu ihrer Entwicklung. 

Die Larven sind mäßig schlank, zylindrisch oder abgeflacht, 
mit 12—I4 Querfurchen am Rumpfe und verhältnismäßig kurzen, 
stämmigen Beinen. Die Kiemen sind ziemlich kurz, der höchstens 
körperlange Schwanz dick, erst im letzten Drittel kompreß; der 
Rücken hat in seiner Hinterhälfte einen kurzen Hautsaum, der auf 
dem am Ende zugespitzten Schwanz in eine hohe Flosse übergeht. 
Die Oberseite ist hellbraun, mit mehr oder weniger zahlreichen 
dunklen Punkten oder Flecken, welche die Grundfarbe oft teilweise, 
mitunter selbst ganz verdrängen. Die Unterseite ıst gelblich, die 
Bauchseiten oft dunkel bepudert. 

Diese Art findet sich ausschließlich auf Sardinien, wo sie nament- 
lich die im Zentrum und im Norden der Insel gelegenen Berge, haupt- 
sächlich aber das Gebirgsmassiv des Monte Genargentu bewohnt, 
daselbst bis zu I8oo m Seehöhe emporsteigend. Durch Hochwasser 
ab und zu von seinen eigentlichen Wohnplätzen herabgeschwemmt, 
werden die Tiere mitunter auch in niederer gelegenen Örtlichkeiten 
angetroffen, doch scheinen ihnen dieselben nicht so zuzusagen, da 
sie hier niemals die Größe ihrer in höheren Lagen lebenden Genossen 
erreichen. Sie halten sich zur Paarungszeit in fließenden Gewässern, 
in Quell- und Felsentümpeln sowie in Seen auf, sıch hier von Insekten, 
vorzugsweise aber von ins Wasser gefallenen Raupen ernährend. 
Am Lande sind sie gewöhnlich unter Steinen, Baumrinden, hohlen 
Stämmen u. dergl., aber auch meistens in der Nähe von Gewässern, 
verkrochen; doch trifft man sie auch zur Zeit ihres Wasseraufenthaltes 
nachts häufig herumkriechend an, wo sie dann wahrscheinlich auf 
Nahrung ausgehen. — Zur eventuellen leichteren Auffindung des 
Tieres mag bemerkt werden, daß dasselbe von den Eingeborenen 
„Jrotta marina‘‘ genannt wird. 

Da Triton Rusconii mit den zwei vorigen Arten im Vorkommen 
und in der Lebensweise übereinstimmt, so ist er auch in der Gefangen- 
schaft wie diese zu behandeln und wird daher in dieser Richtung 
auf das über dieselben Gesagte verwiesen. Außer beständig frischem 
und reinem Wasser ist Kühle und Schatten eine Lebensbedingung, 
da sie die Einwirkung direkter Sonnenstrahlen namentlich zur warmen 
Jahreszeit absolut nicht vertragen, abgesehen davon, daß hiedurch 
leicht das Wasser über die ihnen zuträgliche Temperatur erhöht 
wird. Da die Tiere, gleich anfänglich in tieferes Wasser eingesetzt, 
leicht ertrinken, so empfiehlt es sich dieselben zuerst in seichtes Wasser 


62 Salamandridae. 


zu geben, das durch hineingelegte größere Steine und Felsbrocken 
ein Herauskriechen sowie das Besteigen der Insel erleichtert. Haben 
sie sich einmal eingewöhnt und das Ufer aufzusuchen gelernt, so 
kann man dann allmählich den Wasserstand erhöhen und sie schließ- 
lich auch in tieferem Wasser halten. Während sie bei Tage mit Vor- 
liebe auf der Insel verkrochen bleiben und zu der Zeit auch selten 
fressen, entwickelt sich des Abends und bei Nacht ihre eigentliche 
Tätigkeit. Da gehen sie gewöhnlich und gerne ins Wasser, schwim- 
men lebhaft in demselben oder laufen auch eidechsenartig mit ziem- 
licher Schnelligkeit am Boden des Aquariums herum, das brünstige 
Männchen nicht selten mit weitgeöffnetem Maule nach einem Weib- 
chen jagend. Die Fütterung kann am besten mit Regenwürmern, 
teilweise auch mit Fliegen und rohem Fleisch geschehen, das man 
ihnen abends ins Wasser wirft. Doch muß man sich hüten, von letz- 
terem zu große Stücke zu schneiden, da sie selbe mit besonderer 
Vorliebe ergreifen, sie aber nach vergeblichen Schlingversuchen 
häufig wieder ausspeien und dann, wahrscheinlich durch die An- 
strengung erschöpft, oft durch längere Zeit nichts zu sich nehmen. 
Desgleichen werfe man ihnen ja nicht mehr vor, als voraussichtlich 
auf einmal gefressen wird, da im Wasser liegen bleibende Nahrungs- 
partikel dasselbe durch ihre Zersetzung verunreinigen und den Tieren 
hierdurch verderblich werden können; es ist daher gut, einige Zeit 
nach der Fütterung nochmals nachzusehen und etwa zurückgeblie- 
bene Bissen herauszunehmen. Die Molche fressen, einmal einge- 
wöhnt und richtig gehalten, meist ziemlich gut und zeichnen sich 
namentlich die Weibchen durch große Gefräßigkeit aus. Da die Tiere 
auch an vertikalen Glaswänden mit Leichtigkeit emporklettern, so 
ist das Aquarium mit einem Deckel oder noch besser mit einem 
vorspringenden Rande zu versehen; hat man dasselbe mit einer 
Glasscheibe bedeckt, so ist während der heißeren Jahreszeit durch 
öfteres Abheben derselben für genügenden Luftwechsel zu sorgen. 

Bei schlechter Haltung werden diese Molche bald krank, be- 
kommen Geschwüre und offene Wunden, sowie namentlich häufig 
blasige Auftreibungen an der Schwanzspitze, die dann über kurz 
oder lang mit dem Abfallen derselben und bald darauf mit dem Tode 
des betreffenden Stückes enden. Allfällig ertrunkene Exemplare 
kann man, wenn sie nicht schon zu lange im Wasser gelegen sind, 
manchmal noch dadurch retten, daß man sie rücklings auf feuchtes 
Löschpapier legt und ihnen durch schwaches Streichen von rück- 
wärts nach vorne das Wasser herausdrückt. Zur Fortpflanzung 
sind die Tiere in der Regel nicht zu bringen und ist es meines Wissens 
bisher nur einmal den rastlosen Bemühungen Wolterstorffs 
gelungen, in der Gefangenschaft von dieser Art Eier zu erhalten 
und zum Auskriechen zu bringen. — Die geistigen Fähigkeiten 
unseres Tieres stehen auf einer sehr niedrigen Stufe. 


3. Triton Boscae: Dentium palatinorum series postice valde divergentes. 
Lingua mediocris, rotundata, lateribus libera. Caput supra medio 
sulcatum. Parotides plicaqgue gularis distinctae. Truncus ro- 


Triton. 63 


tundato-quadratus. Cauda humilis corpore longior, apice bre- 
viter mucronata. Cutis subglabra. — Long. 7—9,5 cm. 


Triton parisinus Bosca Catal. rept. anfib. observad. Esp. Portug. 
e isl. Balear. pag. 30. 62 (1877). — Pelonectes Boscai Lataste 
Diagn. d’un nouv. Batrac. urod. d’Eur. Rev. Int. scienc. t. III pag. 275 
(1879). — Triton palmatus var. Boscai Boettg. Amphib. aus 
Südportug. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. Bd. LII, pag. 497 (1879). — 
Cynops Boscai Matazzo Santos Sur le tetard du ‚„Cynops (Pelo- 
nectes) Boscai‘ Journ. Scienc. Math. Phys. Nat. Acad. Lisboa t. XI pag. 99 
(1890). — Molge Boscae Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 18 
(1882). — Triton B’oscae Schultze Amph. europ. pag. (1892). 


mas. Supra flavo-fuscus, maculis parvis nigrescentibus irregurariter 
notatus; regio analis convexa. 
fem. Supra fusco-virens, maculis evanescentibus,; regio analıs sub- 
conica. 
juv. Supra obscure olivaceus vel nigrescens. 
Triton Maltzani Boettg. Zeitschr. f. ges. Naturw. 3. IV pag. 516. 


Der Körper ist ziemlich schlank, der Kopf etwa um ein Drittel 
länger als breit, von den Augen nach rückwärts kaum verschmälert, 
in der Mitte mit deutlicher, aber seichter Längsfurche, der sich, 





Fig. 9. 


Triton Boscae Lat., Männchen, a. Querschnitt durch die Körpermitte, db. Schwanz- 
ende, ce Kloake des Weibchens. 


namentlich bei konservierten Stücken, meist noch zwei neben den 
oberen Augenlidern hinziehende zugesellen. Da die Zügelgegend 
stark vertieft ist, hebt sich die Schnauzenkante gut ab; längs dieser 
und der oberen Augenlider sowie in der Zügelgegend stehen flache 
größere Poren. Der Oberkiefer ragt vor, der Lippensaum ist beson- 
ders zur Brunstzeit stark entwickelt. Die mehr kleinen, länglich 
eiförmigen Augen sind ziemlich seitlich gestellt, der Interokular- 
raum breiter als ein oberes Augenlid und als der Internasalraum. 
Augen und Nasenlöcher sind von der Mundspalte ziemlich gleich 
weit entfernt, Ohrdrüsen und Kehlfalte deutlich. Die Zunge ist 
mittelgroß, rundlich, seitlich in ziemlicher Ausdehnung und auch 


D 


64 Salamandridae. 


hinten etwas frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorne genäherte 
oder auch parallele, nach hinten aber stark divergierende Reihen. 
Der Rumpf ist am Rücken mehr oder weniger verflacht und daher 
von etwa gerundet viereckigem Querschnitt, seine Seiten nament- 
lich zur Brunstzeit zwar ziemlich scharf, doch niemals leistenartig 
hervortretend; in der Mitte zieht ein durch die vorragende Wirbel- 
säule gebildeter, wenigstens bei Weingeiststücken stets deutlich vor- 
springender Längswulst hin. Die Kloake ist beim Männchen halb- 
kugelig gewölbt und ihrer ganzen Länge nach gespalten, beim Weib- 
chen dagegen zur Brunstzeit mehr kegelförmig nach hinten vor- 
stehend, mit an der Spitze gelegener kleiner Öffnung. Die schlanken 
Beine haben vollkommen freie Zehen, die nahezu zylindrisch und 
gegen die Spitze etwas verschmälert sind. Der stets mehr als die 
Körperhälfte betragende Schwanz ist niedrig, zweischneidig, mit 
äußerst kurzem und dickem Flossensaum, sein plötzlich verrundetes 
oder schwach ausgeschweiftes Ende mit einem kurzen, beim Weib- 
chen oft fehlenden vorstehenden Faden versehen. Die Haut ist 
während des Wasserlebens glatt und schlüpfrig, am Lande aber 
matt samtartig oder fein chagriniert. fi 

In Färbung und Zeichnung zeigt Boscae viel Ähnlichkeit mit 
vulgaris, von dem er sich jedoch durch das Fehlen des Kammes 
und die stets ungelappten Zehen, sowie durch die Bildung der Schwanz- 
spitze immer scharf unterscheidet. Die Oberseite ist beim Männchen 
mehr oder weniger gelbbraun, beim Weibchen in der Regel dunkler 
und mehr olivenfarben, der Kopf in beiden Geschlechtern stets 
heller; Nacken, Rumpf und Schwanz sind mit namentlich beim 
Männchen deutlichen und ziemlich regelmäßig gerundeten dunk- 
leren, oft schwärzlichen und mitunter gereihten Flecken besetzt, die 
nach unten zu größer und wegen der daselbst heller werdenden 
Grundfarbe schärfer abgehoben werden. Beim meist dunkleren 
Weibchen treten jedoch diese Flecken nur wenig hervor oder können 
selbst ganz fehlen, zumal sich auch der Grundton hier nach unten 
kaum erhellt und die gelbe Bauchmitte nur durch eine schmale, 
etwas hellere Seitenzone von der dunklen Rumpffarbe geschieden 
ist. Oft zieht auch über den Rücken bis auf die Schwanzwurzel 
ein gelbbrauner Längsstreif hin, der, wenn auch häufig fehlend oder 
undeutlich, so doch am Nacken gewöhnlich angedeutet ist. Die an 
den Seiten manchmal mit einzelnen schwarzen Punkten besetzte 
Kehle ist mehr schmutzig gelb, der Bauch hingegen, sowie am 
Schwanze beim Männchen nur die Wurzel, beim Weibchen aber 
die ganze untere Schneide sind lebhaft safrangelb. In der Regel 
ist die Unterseite einfarbig und sind allfällig dennoch vorkommende 
Flecken gewöhnlich nur an den Bauchseiten vorhanden, daselbst oft 
eine mehr oder weniger regelmäßige Längsreihe bildend. Die Rumpf- 
färbung ist von der des Bauches durch einen hellen, weißlichen oder 
gelblichen, schwach metallglänzenden Streifen getrennt, der, vom 
Mundwinkel ausgehend, seitlich bis an die äußerste Schwanzspitze 
hinzieht. Die Kloake ist beim Männchen in der Hinterhälfte ge- 
schwärzt, beim Weibchen dagegen meist einfarbig, gelb. Die Beine 
sind oben und unten wie der Körper gefärbt. Unter der Lupe be- 


Triton. 65 
trachtet ist überdies die ganze Oberseite mit zahlreichen schwarzen 
Atomen besetzt, die namentlich beim Weibchen mitunter an der 
Kehle zu rundlichen Fleckengruppen zusammentreten. 

Beim Landaufenthalte verdunkelt sich die Grundfarbe und 
treten dann die schwarzen Makeln nur wenig oder auch gar nicht 
mehr hervor. Solche Tiere sind dann oben meist tief schwarzgrau, 
mit schmutzig gelben, oft aber gegen die Mitte ziegelroten, seitlich 
schwarzfleckigem Bauch. In der Konservierungsflüssigkeit wird dann 
die dunkle Fleckenzeichnung nach einiger Zeit meist wieder schwach 
sichtbar. — Eine ähnliche Färbung zeigen gewöhnlich auch die 
Jungen. 

Vollkommen ausgewachsene Stücke können mitunter bis 9,7 cm 
Gesamtlänge erreichen. 

Bezüglich seiner Vermehrung und Entwicklung scheint Boscae 
von den mitteleuropäischen Arten nicht verschieden zu sein. Die 
runden Eier sind halb weißlich und halb braun gefärbt, von einer 
länglichen Gallerthülle umgeben. Die ziemlich schlanken Larven 
haben sehr lange, die Rumpfmitte weit überragende Kiemen, die 
fein verästelt und lang gefranst sind. Der Rumpf ist mit II—ı2 
Quer- und zwei mehr oder weniger ausgesprochenen Längsfurchen, 
sowie mit einem hohen, schon vor der Rückenmitte beginnenden 
Flossensaume versehen, der Schwanz länger als der übrige Körper, 
am Ende in eine lange, fadenförmige, aber nicht abgesetzte Spitze 
ausgezogen. Die hell- oder olivenbraune Oberseite ist mit zahlreichen 
dunkleren Pünktchen ziemlich gleichmäßig übersäet, desgleichen sind 
auch die Kiemen dicht dunkel bepudert. Über die seitliche Längs- 
furche laufen I—2 Reihen hellerer Flecken bis auf die Schwanzwurzel 
hin, an der Grenze des Rumpfes und Bauches stehen gereihte kreide- 
weiße Punkte und Striche; die Unterseite ist durchscheinend oder 
weißlich. Etwas ältere Larven mit schon mehr reduzierten Kiemen 
sind oben hellbraun mit rötlichen Sprenkeln, unten einfarbig 
gelblich. 

Mitunter behält das Tier auch im erwachsenen Zustande die 
Larvenform bei. Solch neotenische Stücke sind von den normal 
ausgebildeten hauptsächlich durch die noch vorhandenen, obwohl 
viel kürzeren Kiemen und den hohen, deutlich flossengesäumten 
Schwanz, aber ohne Fadenanhang, verschieden. Sie sind oben oliven- 
braun und mit zahlreichen hellen Punkten gesprenkelt; gegen den 
Bauch zu stehen einzelne dunklere, aber wenig scharfe Flecken. 
Die Unterseite ist gewöhnlich blasser als bei ihren lungenatmenden 
Genossen. 

Diese Art bewohnt ausschließlich die Pyrenäische Halbinsel und 
zwar, soweit bis jetzt bekannt, nur den zentralen und westlichen 
Teil derselben. In letzterem kommt sie von Galicien durch ganz 
Portugal bis an die Südküste allenthalben häufig vor, in Spanien 
dagegen scheint sie den Duero nach Norden nicht zu überschreiten, 
südlich bis Sevilla und östlich etwa bis zum vierten Grade ö. L. zu 
reichen; die östlichsten mir bekannten Fundorte sind Madrid, To- 
ledo und Ciudad-Real; in vertikaler Richtung steigt das Tier etwa 
bis I400 m Meereshöhe empor. 

Schreiber, Herpetologia europaea. 5 





66 Salamandridae. 


In der Lebensweise scheint Triton Boscae ebenfalls von seinen 
mitteleuropäischen Verwandten kaum abzuweichen, nur daß er mit 
Vorliebe klares Wasser zum Aufenthalte wählt und dasselbe, mit 
Ausnahme des Hochsommers, das ganze Jahr hindurch nicht ver- 
läßt. Im Vergleich zu unseren Molchen ist er mehr ruhig und lang- 
sam und schwimmt, wohl wegen des niedrigen Ruderschwanzes, 
lange nicht so gewandt und elegant wie die ihm ähnlichen dalmatus 
und mertidionalıs. 

Aus dem Gesagten ergibt sich auch das Verhalten gegenüber 
von Gefangenen, obwohl selbe bezüglich der Fütterung ziemliche 
Schwierigkeiten machen, da sie in der Regel nur Lebendes anrühren 
und daher nicht leicht zur Annahme von Regenwurmstücken oder 
rohen Fleisches zu bringen sind, abgesehen davon, daß ihnen auch 
dieses Futter, für die Dauer gereicht, nicht wohl bekommt. Wer 
Boscae längere Zeit im guten Wohlsein erhalten will, muß sich für 
seine Pfleglinge unbedingt nach natürlicher Nahrung umsehen, bei 
welcher sich dieselben allein wohlbefinden und gedeihen. Als solches 
Futter empfehlen sich und sind noch am leichtesten zu erhalten ge- 
wisse Fliegenlarven und Würmer. Erstere, und zwar solche aus der 
Familie der Schnaken (Culicıdae) bekommt man am sichersten, 
wenn man sich um in Bottichen oder Trögen längere Zeit, nament- 
lich in der Sonne stehendes Wasser umsieht, in welchem sie oft ın 
Masse zu haben sind. Man findet da die dickköpfigen, mit schnel- 
lenden Bewegungen herumschwimmenden Larven und die frei im 
Wasser hängenden Puppen manchmal in großer Menge beisammen 
und kann sie mit einem feinen Teesiebe leicht herausfischen. Noch 
weniger Umstände macht der Fang der sog. Strudelwürmer (Tubifex 
rivulorum Lam.), welche in faulenden Pfützen und Wassergräben 
oft zusammenhängende rote Flecken bilden und daselbst häufig in 
großer Anzahl erbeutet werden können. Man schöpft zu dem Ende 
ganze Klumpen dieser Tiere samt dem Schlamm heraus, wirft sie 
zu Hause vorerst in reines Wasser und aus demselben dann, wenn 
sie gründlich gewaschen sind, in das Aquarium. — Gefangene Bos- 
cae häuten sich mitunter auch am Lande, was bei Tritonen im all- 
gemeinen seltener vorkommt. 


6. Triton Montandoni: Dentium palatinorum series postice valde di- 
vergentes. Lingua majuscula, ovata, lateribus libera. Parotides 
parum, plica gularis sat distinctae. Caput trısulcatum. Truncus 
rotundato-quadratus, subtus aurantiacus, concolor. Cutis sub- 
glabra (aguaticus) aut verrucosa (terrestris). — Long. 8—10,5 cm. 

Triton Montandoni Bouleng. Descript. esp. nouv. Trit. Bull. 


Soc. zool. France V, pag. 157 (1881). — Molge montandoni Bou- 
leng. Catal. Batr. grad. pag. 17 (1882). 


mas. Dorsum deplanatum lateribus distincte carinatum. Cauda nup- 
tiae tempore in filum acuminatum sensim producta. Regio analıs 
pedesque postici nigri. 

fem. Truncus subrotundatus, cauda filo terminali destituta. Regio 
analis pedesque ventri concolores. 


Triton. 67 


In Größe und Aussehen an Triton alpestris erinnernd, mit dem 
er auch bezüglich seines Vorkommens im Gebirge und teilweise in 
der Färbung übereinstimmt. 

Der Körper ist ziemlich kräftig, der oben flache Kopf etwas 
länger als breit, von den Augen nach rückwärts nur wenig verengt, 
die vorne breit gerundete, mit gut hervortretender Seitenkante ver- 
sehene Schnauze von drei deutlichen Längsfurchen durchzogen, 
deren mittlere gerade ist, während die seitlichen bogig längs der 
Innenseite der Augenlider verlaufen. In den letzteren, sowie in der 
vertieften Zügelgegend sind nabelartige, größere Drüsenporen zu be- 
merken. Die eiförmigen Augen sind ziemlich groß und mäßig vor- 
springend, vollkommen seitlich und fast vertikal gestellt, der schwach 
gewölbte Interokularraum breiter als ein oberes Augenlid und viel 
breiter als der Internasalraum. Die am Ende der Schnauzenkante 
stehenden Nasenlöcher sind von der Mundspalte weiter als die Augen 
entfernt. Die Schnauzenspitze ragt 
wenig vor, der Oberlippensaum ist zur 
Brunstzeit gut entwickelt. Die Ohr- 
drüsen treten nur schwach, die Kehl- 
falte aber (wenigstens im Leben) deut- 
lich hervor. Die länglich rundliche 
Zunge ist seitlich in bedeutender Aus- 
dehnung und auch am Hinterrande 
etwas frei. Die vorne oft bis zur 
Parallelität genäherten Gaumenzähne 
treten hinten ziemlich stark ausein- 
ander, so daß sie meist die Form eines 
umgekehrten Y (A) bilden; ausnahms- 
weise zeigen sie übrigens manchmal 
auch nur einen einfach winkeligen Ver- une 
lauf. Der Rumpf ist beim Männchen, Triton Montandoni Boulg. a. Quer- 
wenigstens zur Brunstzeit, oben* deut- een NE NEN rer 
lich verflacht mit beiderseits des BE a 
Rückens mehr oder weniger leisten- 
artig vorspringender Längskante, im ganzen also von etwa gerundet 
vierseitigem Querschnitt, desgleichen ist auch die Mittelfirste in 
Form einer verrundeten Leiste deutlich erhaben. Beim Weibchen 
ist dagegen der Rumpf verrundet und treten die obgenannten 
Kanten und Leisten desselben höchstens bei schlecht genährten 
Individuen etwas hervor. Die Kloake ist wulstig aufgetrieben und 
längsgespalten, die Beine sind schlank, die Hinterfüße beim 
brünstigen Männchen mit kaum merkbaren Hautsäumen versehen. 
Der Schwanz ist kräftig, beim Männchen hoch, lanzettförmig, am 
Ende allmählich zugespitzt und daselbst in einen langen, nicht ab- 
gesetzten, nach rückwärts dünner werdenden, seitlich flachgedrückten 
Faden ausgezogen, der beim Verlassen des Wassers verschwindet 
und beim Weibchen, dessen Schwanz verhältnismäßig länger, aber 
viel niedriger ist, ganz fehlt. Die im Wasser mehr glatte Haut 
wird außerhalb desselben ziemlich rauh und körnig. 

Die Färbung der Oberseite kann vom hellen Lehmgelb durch 

5* 





68 Salamandridae. 


Braun oder Grüngelb bis ins Graue oder tief Olivengrüne wechseln. 
Der Kopf ist oben und an den Seiten dunkel punktiert, die übrige 
Oberseite mit sehr veränderlichen, besonders beim Männchen und 
im Wasser oft bis zur Verdunkelung des Körpers zunehmenden 
ebensolchen Flecken und Marmorierungen versehen, die zu Seiten 
der gewöhnlich etwas helleren Rückenzone noch am beständigsten 
sind, namentlich beim Weibchen meist zu unregelmäßig zackigen 
Längsbinden zusammenfließen und auch auf den Schwanz über- 
treten. Ebensolche Flecken zeigen auch die Rumpfseiten und die 
Beine und zwar erstere um so mehr, je weniger deren am Rücken 
stehen und umgekehrt. Unten ist in beiden Geschlechtern die Kehle 
lehmgelb, der Bauch hingegen lebhaft orange- oder safrangelb ge- 
färbt. Das Gelbrot der Unterseite ist von der dunkleren Färbung 
der Rumpfseiten scharf abgegrenzt und setzt sich auch, und zwar 
beim Männchen bis zu etwa zwei Drittel, beim Weibchen hingegen 
bis zum Ende des Schwanzes fort. Das letzte Drittel der unteren 
Schwanzschneide ist beim Männchen ungefleckt, weißlich, darüber 
mit blaßblauem Längsstreif, während deren vorderer Teil meist senk- 
recht stehende schwarze Makeln trägt. Ebensolche, aber viel klei- 
nere und meist rundliche Flecken, säumen die rote untere Schwanz- 
schneide des Weibchens. Die Beine sind unterseits ebenfalls gelb, 
aber weit weniger lebhaft als der Bauch, gefärbt. Beim Männchen 
sind die Hinterfüße und der Kloakenhügel schwarz. 

Die Weibchen sind meist heller, weniger lebhaft gefärbt und 
gezeichnet, nicht selten ganz einfarbig gelblich oder olivenbraun, 
obwohl auch hier die Rückenseiten häufig die schon oberwähnte 
Reihe oder Längsbinde schwarzer Flecken zeigen. Die Bauchseiten 
haben gewöhnlich je eine Reihe schwarzer Punkte, die Kloake sowie 
die Hinterfüße sind gelb. In manchen Varietäten den weiblichen 
alpestris sehr ähnlich, kann es von denselben doch durch die erhabene 
Rückenkante stets leicht und sicher unterschieden werden. 

Außerhalb des Wassers hellt sich die Grundfarbe auf und die 
Zeichnungen werden undeutlicher, so daß die Färbung der Oberseite 
mehr oder weniger lehm- oder grüngelb, ja mitunter selbst braun 
oder ziegelrot erscheint. — Die Jungen sind im allgemeinen ähnlich 
wie die Weibchen gefärbt. — Die Länge des erwachsenen Tieres 
beträgt 8—Io cm. 

Über das Benehmen der Art zur Zeit der Fortpflanzung ist noch 
nichts bekannt, doch dürfte sie wahrscheinlich in dieser Richtung 
mit alpestris übereinstimmen. Die Eier werden entweder einzeln 
oder in kleinen Klumpen und kurzen Schnüren zwischen Wasser- 
pflanzen abgelegt; sie sind bräunlich und von einer etwa 3—4 mm 
langen und 2,5 mm dicken Gallertkugel umschlossen. 

Die Larven, welche mit denen von alpestris oft zusammen vor- 
kommen, sind von letzteren durch den viel kleineren und schmächti- 
geren Körper, durch ein aus rundlichen gelblichen Flecken gebildetes 
Seitenband und dem durchaus gleich hohen Flossensaum des plötzlich 
kurz winkelig endenden Schwanzes immer leicht zu unterscheiden. 
Sie sind anfangs hell gelblich oder grünlich braun und mit zahlreiche 
dunklen, die Grundfarbe nahezu verdrängenden Atomen besäet. 


Triton. 69 


Die oberwähnte gelbliche Fleckenreihe beginnt hinter den Kiemen, 
biegt ober den Hinterbeinen zum Schwanzkörper hinauf, und wird 
nur durch das Fehlen des Pigmentes an den betreffenden Stellen 
gebildet. Später werden die Larven allmählich, namentlich gegen 
oben zu, dunkler und es erscheint beiderseits der Vertebrallinie je 
eine Reihe gelblicher Flecken, welche sich nach und nach durch Ver- 
größerung und Zusammenfließen zu einer die ganze Dorsalzone und 
den Oberteil des Schwanzes einnehmenden, gelblichen, nach außen 
gefransten Mittelbinde vereinigen. Nach unten ist dieses Rücken- 
band von einem braunen Saume begrenzt, der sich später in das 
längs der Körperseiten hinziehende dunkle Seitenband verwandelt. — 
Wenn die Larven von Montandoni und alpestris gemeinsam vorkom- 
men, so halten sich letztere mehr im offenen Gewässer, erstere hin- 
gegen lieber an den mit Schilf bewachsenen Uferrändern auf; am 
Ende ihrer gegen drei Monate dauernden Entwicklung haben sie etwa 
die Größe von 27 mm erreicht. 

Triton Montandoni gehört dem Osten Europas an und ward 
zuerst von Montandon in Rumänien, und zwar bei Borsteni 
im Barnaria Tale und um Sinaia an der Grenze Siebenbürgens ge- 
funden; später ward er von M&hely auch für den ganzen Zug 
der östlichen Karpaten, vom Tömöscher bis zum Vereczker Paß, 
nachgewiesen und in jüngster Zeit endlich noch von Hauptmann 
Hoffmann für Galizien und selbst für das Odergebirge konsta- 
tiert, dort in 450—500 m Meereshöhe im Quellengebiete des Dnjestr 
an den nördlichen Ausläufern des Karpatischen Waldgebirges in von 
weidendem Vieh in den nassen Sumpfboden eingetretenen Löchern 
sehr häufig vorkommend. Bei Stary Samber, südwestlich von 
Lemberg, traf Genannter auch Bastarde von Montandont mit vulgaris 
an; dieselben hatten einen 2 mm hohen Rückenkamm und einen noch 
längeren Schwanzfaden als Montandoni, waren am Rücken stark, 
am orangefarbigen Bauch aber gar nicht gefleckt und nur an den 
Seiten des letzteren mit großen schwarzen Makeln besetzt. 

In vertikaler Richtung geht die in Rede stehende Art bis gegen 
800 m Meereshöhe hinauf. Seine Wohnplätze sind meist im Walde 
gelegene Tümpel, in denen er gemeinschaftlich mit Triton alpestrıs 
stellenweise ziemlich häufig vorkommt; doch vermeidet er gern 
höhere Lagen und wird daher vorwiegend am Fuße der Berge und in 
den Tälern angetroffen. Entsprechend den klimatischen Verhält- 
nissen seiner Heimat kommt er im Frühjahre ziemlich spät, in der 
Regel erst Mitte April, zum Vorschein, obwohl man einzelne Stücke 
mitunter schon Ende März finden kann. Die Weibchen erscheinen 
erst knapp vor der Fortpflanzungszeit, stets 3—4 Wochen später als 
die Männchen und stehen den letzteren an Zahl merklich nach. Die 
Brunstzeit dauert von Ende April bis anfangs Mai, die Nahrung 
besteht im Freien aus Würmern, kleinen Krustentieren sowie Insekten 
und deren Larven. Gegen Mitte Juni gehen sie ans Land und werden 
dann dort, wie andere Molche, unter Steinen, losen Baumrinden 
und in ähnlichen Schlupfwinkeln gefunden. Sobald die ersten Herbst- 
regen eintreten, suchen sie abermals das Wasser auf, welches sie nun 
bıs zum nächsten Frühjahre nicht wieder verlassen. Entgegen ihren 


70 Salamandridae. 


Gattungsverwandten bringen sie den Winter nicht am Lande, sondern 
nach Art der Frösche eingewühlt im Schlamme der Gewässer zu. 

Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kommt es nicht selten 
vor, daß einzelne Larven ihre Verwandlung nicht im ersten Jahre 
beenden können und noch im unentwickelten Zustande unter dem 
Eise überwintern, so daß man dann im Frühjahre neben den alten 
Tieren oft auch ziemlich erwachsene Larven antrifft. Diese vorjähri- 
gen Larven sind von den später auskriechenden, abgesehen von ihrer 
Größe, schon durch die Färbung auffallend verschieden, indem 
während des Winters sowohl das schwarze Pigment als auch die gelb- 
lichen Seitenflecken verschwinden und sie daher viel heller sind als 
ihre jüngeren Genossen. 

Gefangen hält sich Montandoni vorwiegend am Lande auf, das 
er oft jahrelang nur behufs der Häutung, die aber auch manchmal 
am Trockenen stattfindet, verläßt. Wenn man schon in der Land- 
tracht befindliche Tiere ins Wasser gibt, ohne ihnen die Möglichkeit 
zu gewähren herauszukommen, so gehen sie gewöhnlich bald ein. 
Ihre Ernährung ist etwas schwieriger, als die anderer Molche, indem 
sie nicht so gern, wie ihre meisten Verwandten, ans Futter gehen und 
bezüglich des letzteren auch ziemlich heiklich und wählerisch sind. 
Am leichtesten kann man sie noch zur Annahme von Fliegen bewegen, 
welche überhaupt ihre Lieblingsspeise sind und gewöhnlich mit der 
etwas vorstreckbaren Zunge ergriffen werden. An Regenwürmer 
und rohes Fleisch sind sie nur schwer zu gewöhnen und ist noch zu 
bemerken, daß sie bei ausschließlichem Genuß des letzteren an brandig 
werdender Schwanzspitze häufig erkranken. 


7. Triton italieus. Dentium palatinorum series antıce parallelae et 
approximatae postice divergentes. Lingua latersbus libera majus- 
cula, subovata, antice attenuata. Parotides parum, plica gularıs 
sat distinctae. Truncus rotundato-quadratus sulco vertebrali 
conspicuo instructus. Abdomen maculatum. Cutis glabra (aquat.) 
aut subtillime granulosa (terrestr.). Cauda nuptiae tempore 
mmucronata. — Long. 4,6—7,4 cm. 


Molge italica Peracca Descriz. nuova spec. Trit. ital. Boll. Mus. 
Zool. u. Anat. Torino XIII No. 317 (1878). — Triton taeniatus 
Giglioli Elenco Mammif. ucelli u. Rett. part. (1880). — Triton vul- 
garis subsp. meridionalis Camerano Monogr. Anf. urod. ital. 


part. (1884). 


mas. Dosum deplanatum lateribus subcarinatum. Regio analıs con- 
vexa postice atrata. 


fem. Truncus subrotundatus. Regio analis subconica, concolor. 


Der Körper ist beim Männchen ziemlich schlank, beim Weibchen 
hingegen etwas mehr gedrungen, der Kopf nicht viel länger als breit, 
seine Länge etwa dreimal in der des Rumpfes enthalten, von den 
Augen nach hinten ziemlich gleich breit, oben von der Seite gesehen 
von vorne nach rückwärts ziemlich geradlinig, der Quere nach hinten 
schwach, vor den Augen aber stark gewölbt. Die Schnauze ist kurz, 
vorne breit zugerundet, oben in der Mitte mit einem seichten Längs- 


Triton. TEE 


eindruck und über der sehr schwach ausgeprägten Seitenkante mit 
einer unregelmäßigen Doppelreihe von Poren, die sich auch noch 
auf die Stirne längs der Augenlider hinzieht. Die Augen sind ziemlich 
groß und vorstehend, der Interokularraum etwa doppelt so breit 
wie ein oberes Augenlid, die Parotiden nur schwach angedeutet, der 
Lippensaum gut entwickelt, die Kehlfalte (wenigstens im Leben)‘ 
sehr deutlich. Die längs der Mittellinie angewachsene Zunge ist 
mäßig groß, von etwa ausgeschweift eiförmiger Gestalt, nach vorne 
verschmälert, nach rückwärts in einen bandartigen Fortsatz ver- 
längert. Die Gaumenzähne bilden zwei vorne genäherte und pa- 
rallele, nach hinten ziemlich stark bogig auseinandertretende Reihen. 
Der im Durchschnitt gerundet vierseitige Rumpf ist am Rücken 
deutlich abgeflacht und längs der Mitte mit einer mehr oder weniger 
ausgesprochenen Vertebralfurche, seitlich hingegen mit je einer, 
beim Männchen mehr, beim Weibchen weniger hervortretenden 
Längskante und an den Seiten mit 
zahlreichen feinen linienförmigen Quer- 
furchen versehen. Die Kloake ist beim 
Männchen etwa halbkugelig, beim 
Weibchen mehr kegelförmig und nach 
abwärts gerichtet, der Rand derselben 





mit feinen, zur Mündung senkrechten sep 2 
QOuerstreifen besetzt. Der beiläufig 
die halbe Körperlänge betragende b ereeeen 


Schwanz ist auffallend niedrig und an 

besitzt in beiden Geschlechtern oben 7,iton italicus Peracca. a. and 
und unten einen schwachen Haut- querschnitt des CS, b. Schwanzende 
saum sowie an seinem ziemlich plötz- ‚des Weibchens. 

lich verrundeten Ende einen sehr 

kurzen Dorn; seine beiden Ränder sind nach hinten nur schwach 
konvergierend, ja beim Weibchen nahezu parallel. Die Beine sind 
schlank, alle vier gleich lang, die Finger und Zehen frei oder höch- 
stens die letzteren beim Männchen zur Brunstzeit mit der Spur eines 
Hautsaumes versehen. Handballen und Fußsohlen zeigen je zwei 
kleine, aber sehr deutliche Tuberkel, deren äußerer stärker ist als 
der innere. Die im Wasser glatte Haut wird am Lande fein warzig. 

In Färbung und Zeichnung weisen die Tiere nach Geschlecht 
und Jahreszeit manche Verschiedenheit auf. 

Das Männchen ist oben bald heller, bald dunkler grünlichbraun 
oder olivenfarben, und während der Kopf stets einfarbig bleibt, zeigt 
der Rücken häufig bald mehr bald weniger dunkelbraune, unregel- 
mäßig verteilte Punkte. Die messinggelben Seiten sind mit unregel- 
mäßig runden, dunkel olivenbraunen oder bleigrauen Flecken besetzt, 
die namentlich am Schwanze sehr groß und gewöhnlich schwarz 
werden; doch kommen mitunter auch Stücke vor, bei denen die ganzen 
Seiten mit zahlreichen, kleinen derlei Punkten mehr oder weniger 
übersäet sind; bei minder gefleckten Seiten ist daselbst der Metall- 
glanz besonders hervortretend. Der Rumpf zeigt außerdem eine, 
vom Hinterrande der Augen entspringende, allerdings nicht sehr 
scharf ausgesprochene grünlichgelbe oder porzellanweiße Laterallinie; 


> Salamandridae. 


die Unterschneide des Schwanzes ist weißgelb. Die Kehle ist lebhaft 
ockergelb, ungefleckt oder höchstens seitlich und an der Kehlfalte mit 
spärlichen schwarzen Punkten versehen, der stets hellere Bauch 
dottergelb, mit ziemlich großen, rundlichen, entweder unregelmäßig 
zerstreuten oder in zwei seitliche meist regelmäßige Längsreihen 
gestellten schwarzen Punkten besetzt, der Kloakenwulst hinten und 
seitlich geschwärzt. Bei manchen Männchen dehnt sich zur Brunst- 
zeit die weiße Lateralbinde auch bis zu den Bauchseiten aus, so daß 
dann das Gelb nur auf die Mitte des Unterleibes beschränkt bleibt. 
Die Beine sind oben wie der Rücken, unterseits samt den Sohlen 
weißlich oder gelblich gefärbt, die Finger mehr oder weniger deutlich 
schwarz geringelt. 

Das Weibchen ist oben heller oder dunkler olivenbraun, oft 
fein bleigrau punktiert, mit unregelmäßig gereihten, oft zu einer 
Zackenbinde zusammenfließenden schwarzen Punkten oder Flecken 
längs der Seitenleisten. Der dem Rumpfe gleichfarbige Schwanz zeigt 
größere, schwarze, oft in zwei übereinanderstehende Parallelreihen 
geordnete rundliche Punkte über der unteren Schneide. Die betreffs 
der Färbung von der Oberseite scharf abgegrenzte Unterseite ist wie 
bei dem Männchen beschaffen, nur daß mitunter am Bauche statt 
der runden oft mehr oder weniger schnörkelartige sowie auch ganze 
oder unterbrochene Ringflecke auftreten. Die untere Schwanz- 
schneide ist ockergelb, ungefleckt. Manchmal kommen auch Weib- 
chen vor, die mit Ausnahme des Schwanzes in der Färbung ganz den 
Männchen gleichen und von diesen nur noch durch die helle, höchstens 
an der Basis jederseits mit einer wenig bemerkbaren dunklen Makel 
versehene Kloake verschieden sind. Endlich weisen noch beide 
Geschlechter zur Brunstzeit nicht weit von dem Auge in der Schläfen- 
gegend einen sehr konstanten, gelblichen Fleck auf. 

Italicus ist unstreitig der kleinste aller europäischen Molche, 
indem er gewöhnlich nur 5—7 cm lang ist, und die größten und ältesten 
Stücke höchstens ein Ausmaß von 8 cm erreichen; ın der Gefangen- 
schaft wachsen sie übrigens nach Wolterstorff unter günstigen 
Verhältnissen auch bis zu 8 cm heran. — In Zisternen, wo sie nicht 
leicht ans Land kommen können, werden nicht selten auch erwachsene 
mit noch ganz gut entwickelten Kiemen gefunden. 

Diese Art vertritt den in Norditalien vorkommenden Trıton 
meridionalis im Südosten der Halbinsel, indem sie etwa vom 42° N. B. 
an durch Molise, das Capitanato, Apulien und die Basilicata bis 
nach Calabrien hinab auf der Ostseite der Apenninen an geeigneten 
Stellen allenthalben häufig angetroffen wird; sie lebt in Zisternen, 
Bewässerungsgräben sowie in den gegen die Seeküste gelegenen 
Sümpfen und Tümpeln. Da letztere bei Eintritt der wärmeren 
Jahreszeit schnell austrocknen, so steht den im März ausgekrochenen 
Larven zu ihrer Entwicklung eine verhältnismäßig nur kurze Zeit 
zu Gebote, woraus sich vielleicht auch die geringe Größe der daselbst 
vorkommenden Stücke erklärt. In Zisternen, wo die Tiere meist 
über dauernde Wasseransammlungen verfügen, scheinen sich dieselben 
auch noch später fortzupflanzen, da man daselbst im Frühjahre 
nicht selten überwinterte Larven antrifft. In vertikaler Richtung 


Triton. 7 3 


steigt italicus etwa bis zu 830 m Meereshöhe hinauf; bezüglich seiner 
Lebensweise dürfte er von den nächsten Gattungsverwandten kaum 
verschieden sein, wenigstens habe ich in dieser Richtung an meinen 
Gefangenen nichts Abweichendes und Erwähnenswertes bemerkt. 


8. Triton palmatus: Dentium palatinorum series postice valde diver- 
gentes. Caput trisulcatum pororum seriebus vix distinctis. Trun- 
cus rotundato-quadratus. Cauda apice subtruncata in processum 
tenuem, filiformem subito producta. Cutis glabra. Long. 6,5— 
9,2 cm. 

Salamandra palmata Schneid. hist. amphib. I pag. 72. 8 (1799). 
— Salamandra palmipes Latr. Salam. de France pag. 31, 35. 7 
tab. VI, fig. A. B (1800). — Molge palmata Merr. Syst. amphib. 
pag. 186, 5 (1820). — Triton palmatus Tschudi Classificat. Ba- 
trach. pag. 95 (1839). — Lissotriton palmipes Bell A History 
of Brit. Rept. ed. II pag. 154 (1839). — Lophinus palmatus Gray 
Catal. of amphib. II, pag. 28, 2 (1850). — Triton minor Higginbotom 
On the Brit. Tritons, Ann. Mag. Nat. Hist. vol. XII, pag. 369, pl. XVI, 
fig. 8, 9 (1853). — Triton helveticus Leydig Molche d. würtemb. 
Fauna, pag. 58 (1867). 

mas. Olivaceus vel fuscescens, maculis crebris obscuris irregularıter 
sparsus; dorso medio subcristato lateribus linea elevata instructo; 
caudae processu valde prolongato; plantis nigrescentibus digıtıs 
palmatıs. 

fem. Livida aut pallide olivacea, maculis obscuris minimis interdum 
sparsa; dorso lineis elevatis minus conspicuis,; caudae filo multo 
breviori,; plantis pallescentibus digitis liberıs. 

Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. I, pag. 80, tab. 
XII, fig. ı (1829). 

juv. Supra lurido-flavescens, obscuro-adspersus, laenia fuscescentt 

ad latera; infra abdomine medio aureo, caudae acie aurantvaca. 


Der Körper ist ziemlich schlank, mehr oder weniger vierseitig 
oder verrundet, der Kopf länger als breit, von den Augen nach rück- 
wärts deutlich halsartig verengt, oben mit drei nach vorne konver- 
gierenden Längsfurchen und (sowie in der Zügelgegend) mit längs der 
Schnauzenkante und der oberen Augenlider hinziehenden, meist 
aber erst unter der Lupe gut hervortretenden nabelartigen Drüsen- 
punkten versehen. Die nach vorne mehr froschartig zugespitzte 
Schnauze fällt ziemlich steil ab und zeigt an den Seiten eine gut 
sichtbare Kante. Die Augen sind groß, mäßig vorragend, länglich 
eiförmig, etwas schief nach vorne gegeneinander gerichtet und so- 
wohl unter sich als auch von der Schnauzenspitze ziemlich weit 
entfernt. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid 
und breiter als der Internasalraum. Die mittelgroßen Nasenlöcher 
sind von ovaler Form und stark nach oben an die Schnauzenspitze 
gerückt. Der Oberlippensaum ist zur Brunstzeit gut ausgebildet. 
Die Zunge ist klein, seitlich frei, von verrundet rhombischer oder 
elliptischer Gestalt. Die Parotiden sind kaum, die Kehlfalte 
(wenigstens im Leben) meistens gut ausgesprochen. Die Gaumen- 


74 Salamandridae. 


zähne bilden zwei in ihrer vorderen Hälfte oft ziemlich genäherte, 
nach rückwärts aber stets stark auseinandertretende Reihen, welche 
zusammen etwa die Form eines umgekehrten Y (A) oder weit ge- 
öffneten V (A) nachahmen. Der etwa körperlange, an der Wurzel 
verdickte und zugerundete, nach rückwärts aber deutlich zusammen- 
gedrückte und allmählich an Höhe abnehmende Schwanz ist an 
seinem Ende gerundet zugespitzt oder mehr abgestutzt, ja mit- 
unter selbst herzförmig ausgerandet und mit einem aus seinem 
hintersten Teile scharf abgesetzt hervorragenden, fadenförmigen 
Anhang versehen, der je nach Geschlecht und Jahreszeit, nach 
Alter und Individuum bald kürzer bald länger, bald gerade bald 
an seinem Ende nach aufwärts gekrümmt erscheint. Die Körper- 
haut ist glatt. 
Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen gelblich oder oliven- 
braun, nicht selten mit schwachem Goldglanz, mit dunklen Flecken, 
Strichen oder Punkten bald 
mehr, bald weniger gezeich- 
net. Die Unterseite ist blaß- 
orange, wenigstens in ihrer 
Mitte fast immer ungefleckt, 
die Flossenhaut des Schwan- 
zes lichter als bei irgend 
einer anderen Art, seine frei 
hervorragende Spitze stets 
schwärzlich. 
Das Männchen besitzt 

im Hochzeitskleide eine über 
die Rückenmittehinziehende 
erhabene Kante oder Leiste, 
Triton palmatus Schneid. a Schwanzspitze, die sich in Ausnahmefällen 

b Hinterfuß des brünstigen (. zu einem niedrigen, aber 

immer ganzrandigen Kamm 

erhebt und erst am Schwanze zu einem ziemlich hohen, stets ganz- 
randıgen Flossensaum ausbildet, demselben dann eine breite Lanzett- 
form erteilend. Auch zeigt sich, selbst bei durchaus wohlbeleibten 
Exemplaren, zu beiden Seiten des mehr oder weniger abgeflachten 
Rückens je eine deutlich leistenartig vorspringende, den Dorsolateral- 
wülsten der Anuren entsprechende Längskante. Der Schwanzfaden ist 
namentlich zur Brunstzeit sehr entwickelt und kann mitunter bis 
zu 6 mm Länge erreichen. Auch sind zu letztgenannter Zeit an den 
Hinterfüßen die Zehen bis zu ihrer Spitze durch eine zwischen den 
Fingern tief eingebuchtete Schwimmhaut verbunden, und die stark 
wulstig vorspringende Kloake zeigt an ihrer Spitze nach außen zu 
deutliche Warzen. Die Grundfarbe der Oberseite ist im Leben 
gewöhnlich heller oder dunkler oliven- oder schwarzbraun, am Kopfe 
meist etwas lichter als am Rumpfe. An den Seiten des Schwanzes 
geht die Färbung fast immer ins Rotbraune über, was gewöhnlich 
auch auf der Mitte des Rückens der Fall ist, während die daran 
grenzenden Körperseiten dunkler erscheinen, gegen den Bauch zu 
oft ziemlich scharf abgegrenzt weißlich oder weißgelb werden, und 





Fig. 12. 


Triton. 7 5 


dann allmählich in das Orange der Bauchmitte übergehen. Die weiß- 
lichen Seitenpartien zeigen oft, namentlich am Halse, einen sehr 
ausgesprochenen Metallglanz. Über der Wurzel der Hinterbeine 
hebt sich ein hellerer, senkrecht stehender Flecken fast immer 'sehr 
gut ab. Die für die vorige Art so charakteristischen Kopfbinden 
sind hier meist viel weniger ausgeprägt, indem sie bei dunklen Stücken 
meist gar nicht sichtbar, bei helleren hingegen durch unregelmäßige 
Flecken oder Marmelstreifen ersetzt oder ganz in kleine Punkte und 
Schnörkeln aufgelöst erscheinen. Nur der Augenstreifen ist fast 
immer vorhanden und zeigt sich namentlich in seinem Durchzuge 
durch das Auge meist sogar schärfer und ausgesprochener als bei 
den verwandten Arten. Am Rumpfe sind die Flecken niemals so 
gleichförmig und regelmäßig verteilt, wie bei vulgaris, und während 
sie bei diesem meist nicht sehr zahlreich und dabei fast immer ziem- 
lich gleich groß und oft auch in deutliche Längsreihen gestellt sind, 
treten sie bei falmatus in viel größerer Anzahl auf, sind immer viel 
kleiner, und wenigstens am Rumpfe stets ohne alle Ordnung bunt 
durcheinander gestellt, gegen den Bauch hin mitunter zu unregel- 
mäßigen Längsstreifen oder Marmelflecken zusammenfließend. Nur 
am Schwanze erscheinen diese Flecken gewöhnlich in eine obere 
und eine untere oft zusammenfließende Längsreihe geordnet, zwischen 
denen an der Wurzel oft noch der Anfang einer dritten Reihe zu be- 
merken ist. Übrigens sind sämtliche Körperflecken meist nur bei 
helleren Stücken gut sichtbar, während sie bei dunkleren meist viel 
weniger ausgesprochen, oder selbst gar nicht wahrnehmbar sind. 
Der Schwanz besitzt zwar nach unten zu auch oft eine bläuliche 
Binde, doch zeigt dessen untere Schneide höchstens nur eine schwache 
Spur von Orange und ist von der Wurzel bis zur Spitze breit hell, 
weißlich. Überhaupt ist der ganze Schwanz bei dieser Art viel durch- 
scheinender und heller als bei irgendeinem anderen Triton, so daß bei 
günstiger Beleuchtung die größeren Blutgefäße als rote Streifen längs 
dessen Mitte nicht selten ganz deutlich erkannt werden können. Die 
meist ziemlich hellgelblichen Vorderbeine sind schwarz gefleckt und 
gemarmelt, die Hinterbeine namentlich gegen die Füße zu, oft aber 
auch ganz, dunkel, schwärzlich. Die Kehle und der Bauch sind fast 
immer ungefleckt, und höchstens der letztere zeigt mitunter nach 
den Seiten zu einzelne dunkle Flecken oder Tupfen. Die Kloaken- 
wülste sind ganz schwarz oder schwarzblau. 

Das Weibchen ist von dem Männchen schon durch die Körper- 
form ziemlich leicht unterscheidbar. Der Leib ist bei ihm bedeutend 
gestreckter, der Bauch mehr aufgetrieben, gerundeter und dicker, 
die erhabenen Kanten zu Seiten des Rückens viel weniger oder auch 
gar nicht ausgeprägt, der Kopf verhältnismäßig plumper und größer 
als beim anderen Geschlechte. Der im ganzen viel niedrigere Schwanz 
zeigt an seinen Enden nur eine sehr kurze, meist nur einen Millimeter 
lange freie Spitze, die zuweilen sogar ganz fehlt, und selbst in ihrer 
höchsten Ausbildung die Länge von 2 mm wohl kaum jemals über- 
schreitet. Die Zehen der Hinterfüße sind vollkommen frei, ohne 
Spur von häutigen Erweiterungen oder Anhängen; doch findet sich 
hier an den Fußballen nach außen zu eine dem Männchen fehlende 


76 Salamandridae. 


warzenartige Hervorragung, welche gleichsam die Spur eines sechsten 
Fingers bildet. Diese Eigentümlichkeit, verbunden mit dem Bau 
des Schädels!) und der unvollkommenen Ausbildung des Rücken- 
kammes bringen diese Art in einige Beziehung zu der südeuropäischen 
Untergattung Eufroctus. Die Färbung ist im ganzen meist heller, 
licht olivenbraun oder ockergelb, seltener schwärzlich, bald ziemlich 
einfarbig, bald durch mehr oder weniger, aber stets sehr kleine schwarze 
Punkte unregelmäßig gesprenkelt, der Rücken von den Seiten häufig 
durch eine mitunter auch auf den Schwanz fortgesetzte wellige, oft 
sehr stark gekerbte oder gebuchtete dunkle Binde mehr oder weniger 
deutlich geschieden. Der Bauch, sowie auch manchmal die zwei 
ersten Drittel der unteren Schwanzschneide sind hier viel lebhafter 
orange als beim Männchen; dieselbe Färbung zeigt auch die Kloake, 
die höchstens an den Rändern in seltenen Fällen geschwärzt ist. 
Die Hinterfüße sind, namentlich an den Sohlen, hell, sämtliche Beine 
in der Färbung von einander überhaupt nicht verschieden. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 6 bis 9 cm. — Nach 
der Laichzeit bildet sich die frei hervorragende Schwanzspitze mehr 
oder weniger zurück, so daß sie dann bedeutend kürzer erscheint 
oder selbst auch ganz verschwindet. Die Körperfarbe verdunkelt 
sich, während die Mittellinie des Rückens namentlich beim Weibchen 
oft eine ziemlich lebhaft gelbe Färbung erhält. In dieser Form sind 
die Männchen meist nur an der dunklen Farbe der Kloake und der 
Hinterfüße zu kennen. Das frischgefangene Tier sollnachDumeril 
beim Berühren einen starken Moschusgeruch entwickeln, eine Behaup- 
tung, die ich nach meinen Erfahrungen nicht bestätigen kann. Junge 
Stücke sind auch hier den Weibchen ähnlicher als den Männchen, 
lassen sich aber durch die soeben genannten Merkmale ihrem Ge- 
schlechte nach meist ziemlich sicher bestimmen. 

Trıton palmatus lebt mit Vorliebe in klarem, langsam fließenden 
Wasser; stehende Wasseransammlungen werden wenn möglich ver- 
mieden und scheinen ihm auch nicht besonders gut zu bekommen, 
da er in letzteren immer geringere Dimensionen zeigt, als im ersteren. 
In Frankreich scheint er mehr in der Ebene vorzukommen, die er bis 
an die Meeresküste bewohnt, an welcher er mitunter selbst noch im 
Brackwasser angetroffen wird. In Deutschland und der Schweiz 
hingegen bewohnt er waldige Berge, in denen er stellenweise bis 850 m 
Meereshöhe emporsteigt. Im Frühjahr kommt er ziemlich zeitig, 
gewöhnlich im März oder April, in mehr südlichen und ebenen Ge- 
genden oft schon anfangs Februar aus seinen Winterquartieren 
heraus und begibt sich dann gleich zur Fortpflanzung ins Wasser. 
Er zeichnet sich dann durch besondere Raschheit und Eleganz in 
seinen Bewegungen aus, in welcher Hinsicht er vielleicht von keinem 
seiner Gattungsverwandten übertroffen wird. Wenn das Männchen 
ein ihm passendes oder standhaltendes Weibchen gefunden hat, so 
postiert es sich demselben meist Kopf an Kopf gegenüber, beschnup- 
pert es häufig und macht mit dem umgebogenen Schwanz wiederholt 

I) Der Pfocessus orbitalis ist hier mit dem os tympani durch einen knöchernen 


Fortsatz verbunden. Dasselbe zeigen außer Euproctus Grav. auch noch Triton vittatus 
Jen. und Triton Waltli Mich. 


Triton. : 77 


wellenförmige oder schlängelnde Bewegungen, bis endlich der Sperma- 
tophor austritt. Gleich nach der Aufnahme des Samens beginnt das 
Weibchen mit der Eierablage, die etwa 3—4 Wochen lang dauert. 
Die Eier werden fast immer einzeln und mit Vorliebe in Algengewirr 
oder auch zwischen mit den Hinterfüßen umgebogene und dann zu- 
sammengeklebte Blätter von Wasserpflanzen und dergleichen gelegt 
und stets möglichst gut verborgen; sie sind etwa anderthalb Milli- 
meter groß, gewöhnlich gelblich weiß, manchmal aber auch grau oder 
_ braun, haben samt der sie umschließenden mehr ins eiförmige nei- 
genden Gallerthülle etwas über 2 mm Durchmesser und kommen 
je nach der Temperatur der Luft und des sie umschließenden Wassers 
nach 2—4 Wochen zur Reife. Die Larven messen beim Verlassen 
des Eies gegen 8 mm, wachsen verhältnismäßig ziemlich langsam 
und erreichen bis zu ihrer vollendeten Entwicklung, die im Durch- 
schnitt vier Monate dauert, ein Ausmaß von I8—30 mm; mitunter 
sollen aber auch Larven bis zu 58 mm Gesamtlänge gefunden worden 
sein. Die Verwandlung ist je nach der Gunst der Verhältnisse ge- 
wöhnlich im Juli oder August, manchmal aber erst auch im Sep- 
tember abgeschlossen. Da diese Art im Verlaufe einer Saison zweimal 
in Brunst tritt, so kommt es nicht selten vor, daß an ein und derselben 
Stelle Larven von sehr verschiedener Größe, ja selbst noch Eier zu- 
sammen und durcheinander angetroffen werden; auch kann es ge- 
schehen, daß spät ausgekommene Larven unter dem Eise über- 
wintern und ihre Metamorphose erst im nächst darauf folgenden Jahre 
zum Abschlusse bringen. 

Die Larven sind schlank, nach vorne etwas bauchig, mit einem 
schon vor der Körpermitte beginnenden, mäßig hohen Rücken- 
kamm und I3 Querfurchen an den Rumpfseiten versehen; der Inter- 
okularraum ist etwa von der doppelten Breite eines oberen Augen- 
lides und des Internasalraumes; die breitstieligen Kiemen, deren 
oberste die größte, sind lang gefranst; der höchstens körperlange 
Schwanz ist ziemlich hoch, am Ende mehr oder weniger verrundet 
oder auch zugespitzt; die Vorderbeine sind etwas länger als die hinte- 
ren. Betreffs der Färbung sind die Larven oben hell bräunlichgelb, 
dunkel bestäubt und beiderseits mit einer nach oben zu eingekerbten 
und gut abgegrenzten, nach unten aber allmählich in die Leibesfarbe 
übergehenden braunen Längsbinde und einem dunklen Rücken- 
strich, im Leben an den Körperseiten mit einer Reihe gelblicher 
Punkte und schwachen Silberflecken längs der beiden Rückenleisten 
versehen. Die rötlich gelben Kiemen sind grau gesprenkelt. Mit 
zunehmendem Wachstum werden die Tiere allmählich dunkler und 
endlich olivenbraun. Die Unterseite ist anfangs weißlich, später 
gelblich mit schwachem Metallglanz, die Kehle farblos. — In manchen 
Fällen schließt die Entwicklung der meisten Larven derselben Lo- 
kalität zu gleicher Zeit ab und kann man dann oft ganzen Zügen 
eben das Wasser verlassender kleiner Molche begegnen. Die jungen 
Tiere verbringen die erste Zeit ihres Lebens im Trockenen unter der 
Erde und brauchen bis zur Erlangung der Geschlechtsreife mindestens 
zwei Jahre. Die eigentliche Heimat dieser Art scheint Frankreich 
zu sein, wo sie so ziemlich allerseits verbreitet sein dürfte, 


78 Salamandridae. 


und z. B. um Paris die häufigste Tritonart ist. Von hier aus dringt 
sie nordwestlich bis nach England und das westliche Schottland, 
nördlich bis Belgien vor. Im Osten tritt Jalmatus durch Luxemburg 
sowie die südwestlichen und nördlichen Teile der Schweiz nach 
Deutschland über, wo er in Baden und Württemberg, desgleichen in 
der Rheinprovinz und in Westfalen vorkommt. Aus den Rhein- 
gegenden zieht sich dann die Verbreitung nordöstlich in das Main- 
und Wesergebiet hin und wird unser Molch hier im Taunus, Spessart, 
im Thüringerwald und im Weserbergland, sowie im Harz gefunden, 
nördlich bis Harburg bei Hamburg hinaufgehend, welches der bisher 
bekannte nördlichste Fundort in Deutschland ist. Nach Süden dringt 
das Tier von Frankreich aus nicht weit vor, da es wenigstens derzeit 
nur aus dem Norden Spaniens und in Portugal bis Porto hinab mit 
Sicherheit nachgewiesen ist!). Alle anderen Angaben über das Vor- 
kommen dieser Art auf der Pyrenäischen Halbinsel dürften auf 
einer Verwechslung mit Triton Boscae beruhen, die aus den anderen 
Teilen des südlichen Europas hingegen auf meridionalis zu be- 
ziehen sind. 

Palmatus verträgt die Gefangenschaft in mit einer Insel und 
nicht zu sparsamem Pflanzenwuchs ausgestatteten Aquarien sehr 
gut und bedarf zu seiner Haltung keiner besonderen Pflege, er kann 
mit kleinen Gliedertieren, Regenwürmern und rohem Fleisch ge- 
füttert werden. 


9. Triton meridionalis: Dentium palatinorum series antice subparallelae 
postice modice divergentes. Caput trisulcatum pororum seriebus 
distinctis. Truncus rotundato-quadratus, cutis glabra. — Long. 
6—9 cm. 

- Salamandra exigua Rusconi Am. d. Salam. pag. 28, tab. I (1821). 
— Triton palmatus Bonap. Fauna ital. c. fig. (1839). — Triton 
lobatus Bonap. Il. c.c. fig. (1839). — Triton punctatus De 
Betta Mem. Ist. Ven. XI, pag. 546, tab. 25 (1864). — Triton taenia- 
tus var. schreib. Progr. St..Gymn. Salzb. pag. 13 (1872). — Triton 
taeniatus De Betta Fauna Ital. Rett. Anf. pag. 89 (1874). - Triton 
taeniatus var. orientalis Tourneville Bull. Soc. Zool. France 
IV, pag. 82 (1879). — Triton paradoxus Bedrg. Bull. Soc. Nat. 
Moscou. pag. 287 (1881). —Molge vulgaris var. meridionalis 
Bouleng. Catal. Batrach. grad. Coll. Brit. Mus. pag. 16 (1882). — Molge 
vulgaris subsp. Kapelana Mehely Herpet. Verh. d. Meczekgeb. 
u. d. Kap. Ann. Mus. nation. Hung. III, pag. 277 (1905). — Triton 
vulgaris subsp. meridionalis Wolterstrf. Zool. Anz. XXIX, 
No. 5 (1905). 

mas. Dorsum nuptiae tempore deplanatum lateribus distincte carinatıs, 
crista vertebrali supra anum non interrupta plerumque humali, 
integra. Digiti postici lobati, cauda longe acuminata aut ın 
fılum compressum sensim producta. — Supra et subtus maculıs 
rotundatis nigrescentibus irregulariter sparsus, ventre medio 


1) Die portugiesische Form, welche sich von den typischen Stücken auffallend 
durch ihre geringe Größe unterscheidet, hat Wolterstorff, ohne sie bisher 
näher zu beschreiben, in den Compt. rend. du. 6. Congr. intern. de Zool. Sess. de 
Berne pag. 259 (1905) mit dem Namen Sequeirai bezeichnet. — In den Pyrenäen 
geht palmatusnach demselben Autor bis 1800 m hinauf. 


Triton. 79 


aurantiaco, capite taeniis obscuris antice convergentibus 7. Caudae 
pars inferior supra marginem miniaceum nigro-maculata taenia 


coerulescente. 
fem. Truncus subrotundatus linea vertebrali elevata, digiti postici 
simplices, cauda breviter acuminata. — Supra vix maculata, 


subtus punctata, capitis taenia oculari ac labiali nec non vilta 
corporis laterali obscurioribus. 
juv. Supra lividus, fascia laterali obscuriore. 
Triton abdominalis Bibr. Bory de St. Vinc. Exped. scient. More&e 
III, pag. 78, tab. XV, fig. 4, 5 (1832). — Triton exiguus Bonap. 
rc. c# gr (1839); 
var. a) Ut supra, sed ventre immaculato (Dalmat.). 
var. b) Ut typus, sed ventre plerumque pallide flavescente et cauda 
rotundato-truncata nuptiae tempore in filum compressum subito 
producta, in maribus parte inferiore coerulescente et nigro-limbata. 
— Long. 6—7 cm (Graecia). 
Molge vulgaris subsp. meridionalis Mehely l.c. pag. 374 


(1905). — Triton vulgaris subsp. graeca forma corcy- 
rensis Wolterst. Wochenschr. f. Aquar. u. Terrarkunde V, pag. 23 


(1908). 
var. c) UÜt supra, sed ventre et nuptiae tempore cauda maris margine 
inferiore plerumque laete aurantiacıs. — Long. 7—9 cm (Dalmat., 
Montenegro, Herzegov.). 
Triton vulgaris subsp. graeca forma Tomasinii Wolterst. 
l. c. pag. 23 (1908). 


Eine lange verkannte und namentlich mit der vorigen häufig 
verwechselte Art, von der sie übrigens außer der Zahnstellung schon 
durch die gelappten Hinterzehen des brünstigen Männchens leicht zu 
unterscheiden ist. 

Der Körper ist schlank, mit schmalem, flachen, von den Seiten 
mehr oder weniger scharf gesonderten Rücken. Der niedrige und 
flache Kopf ist länger als breit, von den Mundwinkeln nach rückwärts 
schwach halsförmig verengt und mit drei namentlich bei der Wasser- 
form scharf ausgesprochenen, nach vorne konvergierenden Längs- 
furchen versehen, deren mittlere vorne ziemlich tief, zwischen den 
Augen hingegen ganz seicht ist und am Scheitel in einer etwa rhom- 
bischen Grube endet. Oben längs der Augen sowie seitlich in der 
Zügelgegend sind schon mit freiem Auge unregelmäßige Längs- 
reihen genabelter Drüsenpunkte zu bemerken. Die Schnauze ist 
kurz, etwa von der Länge des Auges, nach vorne ziemlich schnell 
verrundet zugespitzt, die Zügelgegend kaum vertieft, die Schnauzen- 
kante stumpf aber immerhin deutlich. Die Augen sind ziemlich 
groß, aber wenig vorstehend, vollkommen seitlich gestellt, der 
Interokularraum breiter als ein oberes Augenlid und als der Inter- 
‚ nasalraum; die ziemlich großen Nasenlöcher sind rund und an das 
Vorderende der Schnauzenkante gestellt. Die Mundspalte ist klein, 
den Hinterwinkel der Augen kaum überragend, der Oberlippensaum 
gut entwickelt, die etwa verrundet rhombische oder elliptische Zunge 
mittelgroß und seitlich frei. Parotiden und Kehlfalte sind nicht 


80 Salamandridae. 


unterschieden. Die Beine sind schwach und ziemlich lang, die 
hinteren kräftiger als die vorderen, der Schwanz beträgt etwa die 
Hälfte der gesamten Körperlänge, die Haut ist glatt. 

Die Oberseite kann von einem schmutzigen Hellgelb durch 
alle Nuancen von Braun bis ins dunkelste Olivenfarben in mannig- 
facher Weise abändern, ist nur höchst selten einfarbig, sondern fast 
immer mit flecken- oder bindenartigen dunklen Zeichnungen ver- 
sehen, die Bauchmitte orange oder rötlich. Die im pflanzenarmen, 
namentlich mit tonigem Grunde versehenen Wasser befindlichen 
Tiere sind gewöhnlich viel heller als die in dicht verwachsenen Tüm- 
peln und Gräben lebenden. Die untere Schwanzschneide ist stets 
heller als der Muskelteil desselben. 

Das Männchen ist zur Brunstzeit am Rücken verflacht und 
längs der Seiten dieser dorsalen Abplattung mit je einer scharf ab- 
gehobenen mehr oder 
weniger hohen drüsi- 
gen Längsleiste ver- 
sehen. Desgleichen be- 
sitzt dasselbe in der 
Vertebrallinie eine im 

Nacken beginnende 
Leiste, die sich nur 
sehr allmählich zu 
einem häutigen, am 
Rücken meist noch 
sehr niedrigen, nur 
höchst ausnahmsweise 
hohen, Kamm ent- 
wickelt, der über den 
Hinterbeinen am steil- 
sten ist und ohne 
Unterbrechung in den 
beiderseits ziemlich 





r = gleich hohen Schwanz- 

te saum übergeht. Dieser 

Kamm ist fast immer 

Fig. 13. vollkommen ganzran- 

Triton meridionalis Boulg. S. a Rumpfquerschnitt, dig, oder höchstens 
b Typus, ce Schwanzende der graeca Form. oben manchmal mit 
schwachen Spuren 


einer welligen Ausbuchtung versehen. Das Schwanzende ist bei 
der typischen Form entweder einfach lang zugespitzt, oder auch, 
aber nur sehr allmählich, in einen mehr oder weniger langen, zu- 
sammengedrückten und beiderseits gesäumten Faden ausgezogen. 
Die Vorderbeine sind auffallend lang und dünn, an der Wurzel der 
ersten und letzten Zehe aller vier Füße steht ein sehr deutlicher 
Höcker und ragt namentlich der innere von der Seite gesehen fast 
spornartig vor, so daß er einigermaßen an die analoge Bildung von 
Triton Rusconi erinnert. Auch sind in diesem Geschlechte die Hinter- 
zehen zur Brunstzeit stets und häufig sehr breit gelappt, deren Haut- 


Triton. 81 


säume im letzteren Falle nicht selten übereinander gestülpt und oft 
selbst die nagelartig vorstehenden Zehenspitzen überragend, ja mit- 
unter zieht sich die Schwimmhaut der Außenzehe als allmählich 
niedriger werdender Hautsaum sogar über die Schienen bis zu den 
Knien hinauf. — Der Kopf zeigt in der Regel sieben schwarze, nach 
vorne konvergierende Längsbinden, von denen eine über die Mitte 
desselben, eine jederseits längs der Augen, eine beiderseits durch 
dieselben gegen die Wurzel der Vorderbeine zu und endlich eine 
jederseits auf der Oberlippe hinziehen. Der Körper ist mit nicht sehr 
großen aber meist ziemlich zahlreichen rundlichen schwarzen Flecken 
besetzt, die sich auch noch mindestens längs der Oberseite des Schwanz- 
körpers hinziehen; dieselben sind meistens ziemlich unregelmäßig 
verteilt und nur längs der Seitenkanten und gegen den Bauch zu 
öfters gereiht. Der zwischen den Längskanten gelegene Teil des 
Rückens zeigt gewöhnlich keine oder nur spärliche Makeln, dagegen 
besitzt die Mittelfirste eine Reihe schwarzer Flecken, die gegen den 
Schwanz zu höher, aber allmählich undeutlicher werden. Eine ähn- 
liche Reihe größerer, aber entfernter stehender senkrechter Flecke 
zeigt auch der untere Flossensaum des Schwanzes und eine dritte 
: Reihe kleinerer, mehr genäherter und runder Makeln zieht am Ober- 
rande des Schwanzkörpers hin. Im Nacken findet sich bei lebenden 
Tieren häufig ein kurzer, mennigroter Medianstrich und über der 
Einlenkung der Hinterbeine ein schmaler weißlicher Vertikalfleck. 
Die stark kugelig angeschwollene Kloake ist in der Hinterhälfte 
geschwärzt, was teilweise auch bei den Fußsohlen und Zehen der 
Fall ist. Der untere Saum der Schwanzflosse zeigt fast immer, 
wenigstens an der Basis, eine lebhaft rote Schneide und über derselben 
einen bald mehr, bald weniger ausgesprochenen milchweißen oder 
hellblauen Längsstreif; der eventuelle Endfaden ist mit dem Schwanz- 
körper übereinstimmend gefärbt. 

Bei dem mehr plumpen und gedrungenen Weibchen ist der 
Rücken viel weniger verflacht, von den Rumpfseiten nicht scharf 
gesondert, mit ganz schwachen oder auch gar nicht ausgesprochenen 
Lateralkanten, so daß er in zwar deutlichem, aber verrundet stumpfen 
Winkel in die Körperseiten übergeht. Über die Vertebralgegend 
zieht sich eine I—2 mm hohe deutlich vortretende Leiste hin, die 
nach hinten etwas ansteigend unmittelbar in den niedrigen oberen 
Schwanzflossensaum übergeht. Die Beine sind kürzer und stämmiger, 
die Höcker auf Hand- und Fußballen schwächer, oft. kaum merkbar, 
die Säume der Zehen schmal und nur am Außenrande der fünften 
Zehe stärker und auch auf die Fußwurzel fortgesetzt. Der Schwanz 
ist einfach zugespitzt und meistens etwas kürzer als Kopf und Rumpf 
zusammengenommen. — Die Färbung ist im ganzen ziemlich ein- 
tönig, gewöhnlich heller als bei den Männchen; die für letztere so 
charakteristischen schwarzen Makeln fehlen ganz oder sind kaum 
angedeutet, und meistens nur am Schwanze als aus kleinen Punkten 
bestehende Längsreihen bemerkbar; dagegen ist an den Rumpfseiten 
eine dunkle, etwas wellige oder nach außen zackige Längsbinde sehr 
häufig vorhanden. Der bei dem andern Geschlechte meist sehr 
deutliche helle Strichfleck über den Hinterbeinen fehlt in der Regel 


Schreiber, Herpetologia europaea. 6 


82 Salamandridae. 


ganz oder tritt nur wenig hervor; dasselbe ist gewöhnlich auch mit 
der roten Nackenlinie der Fall, obwohl man mitunter auch Weibchen 
antrifft, bei welchen dieselbe über den ganzen Rücken hinzieht. 
Von den beim Männchen vorhandenen sieben Kopfbinden sind nur 
die durch das Auge und über die Oberlippe hinziehenden erhalten; 
zwischen beiden zeigt sich in der Schläfengegend ein helleres Band. 
Der wenigstens bei. küstenländischen Stücken nach oben zu mehr 
oder weniger silber-, ja selbst goldglänzende Bauch ist nur ausnahms- 
weise ungefleckt, sondern in der Regel durch ganz kleine schwarze 
Punkte gesprenkt, die auf der Kehle noch kleiner werden oder auch 
vollkommen fehlen. Die am Rande strahlig gefurchte Kloake und 
die Zehen sind nicht geschwärzt, die Bauchmitte und die untere 
Schwanzschneide orangefarben. 

Am Lande werden die Tiere dunkler und treten infolgedessen 
die schwarzen Flecken und Bindenzeichnungen weniger hervor, 
so daß sich dann beide Geschlechter in der Tracht ziemlich gleichen; 
die Jungen sind ähnlich wie die Weibchen gefärbt, die Größe beträgt 
7—9 cm. 

Diese hier beschriebene Form kommt vom Südrande der Alpen 
an einerseits durch ganz Ober- und Mittelitalien bis etwa zum 42. 
Breitegrad, anderseits vom Tarnowanerwalde und Wippachtale in 
Unterkrain durch das ganze österreichische Küstenland bis nach 
Kroatien hinein vor. In Italien ist sie auf der adriatischen Seite 
weit häufiger als auf der mediterranen, im Küstenlande steigt sie 
bis gegen I000 m Meereshöhe empor. Obwohl hier ziemlich allgemein 
verbreitet, trifft man diesen Molch in den Karstgebieten des genannten 
Landes, wohl wegen des hier herrschendenWassermangels, im ganzen 
nur sehr selten an, da man daselbst oft tagelang reisen kann, ohne 
auf eine natürliche Wasseransammlung zu stoßen. Um den Haus- 
tieren in diesen Gegenden das zur Tränke unentbehrliche Wasser 
zu verschaffen, werden von den Landleuten einzelne der hier häufig 
vorkommenden kesselförmigen Vertiefungen, die sog. Dolinen, mit 
Lehmerde ausgeschlagen und als Sammelbecken für das Regenwasser 
hergerichtet. In diesen Tümpeln, von den Einheimischen Kau’s (Kal) 
genannt, findet man ab und zu eine spärliche Amphibienfauna und 
darunter auch unsere Tritonen, obwohl auch nicht allerorten, da 
viele dieser Wasserbehälter bei lange anhaltender Dürre und großer 
Hitze austrocknen und deshalb auch nur selten mit Wasserpflanzen 
bestanden sind, daher von den Molchen oft nur zu vorübergehendem 
Aufenthalte gewählt werden, abgesehen davon, daß sie ihnen zur 
Eierablage meist keine Gelegenheit bieten, daher sie bei länger 
dauerndem Regen wohl weiter ziehen um geeignetere Wohn- und 
Laichplätze zu suchen. 

Eine zweite, bisher nur im südlichen Dalmatien, in Montenegro 
und der Herzegowina sowie auf Korfu und Santa Maura gefundene 
Form ward von Wolterstorff als subsp. graea beschrieben. 
Dieselbe zeigt im allgemeinen die Körperbildung und Färbung der 
Stammform, unterscheidet sich aber von derselben wesentlich durch 
die Bildung des Schwanzes; derselbe ist nämlich am Ende plötzlich 
verrundet abgestutzt und zur Brunstzeit beim Männchen in einen 


Triton. 83 


4-5, beim Weibchen dagegen nur gegen 2 mm langen, deutlich 
abgesetzten Fadenfortsatz ausgezogen. Hiervon werden wieder 
zwei Rassen unterschieden, von denen die größere, am Festlande 
vorkommende, in der Regel am Bauche und auf der Unterschneide 
des Schwanzes unter dem bläulichen Längsbande intensiv orangerot 
ist und von Wolterstorff als forma Tomasinii bezeichnet 
ward, während die kleinere, bisher nur von den griechischen Inseln 
Korfu und Santa’ Maura bekannte Varietät, die forma corcyrensis 
Wolterst., unterseits meist ganz blaß rötlich oder fast weißlich ist 
und der Unterrand der Schwanzflosse unter dem bläulichen Silber- 
bande gewöhnlich nur Spuren von orangegelb, dagegen aber einen 
schwarzen Saum zeigt. 

Auf Santa Maura sollen nach Werner die Weibchen viel 
häufiger als die Männchen sein, was übrigens auch mit dem Zeitpunkt, 
in welchem die betreffenden Tiere gesammelt wurden, zusammen- 
hängen mag, da nach meinen Erfahrungen gerade bei dieser Art 
das Erscheinen der beiden Geschlechter nicht selten um 2—3 Wochen 
auseinander liegt. 

Meridionalis lebt mit Vorliebe in frei gelegenen, der Sonne aus- 
gesetzten und mit reichlichem Pflanzenwuchs bestandenen Tümpeln 
und Wassergräben; das fließende Wasser und den Wald scheint er 
zu meiden. Unter allen unseren Molchen ist der in Rede stehende 
die im Frühjahre zuerst hervorkommende Art, und werden die Tiere 
oft schon in der ersten Hälfte des Februar in noch teilweise mit Eis 
bedeckten Gewässern in Menge angetroffen. Die Männchen erscheinen 
in der Regel früher als die Weibchen und überwiegen an Anzahl die 
letzteren um das Doppelte. Bei nur einigermaßen günstiger Witterung 
treten sie sofort in Brunst, die übrigens bis in den April hinein dauert. 
Das Männchen zeichnet sich zu der Zeit durch besondere Lebhaftig- 
keit aus, fährt mit wedelndem Schwanze und gebogenem Rücken 
um das Weibchen herum, stößt ab und zu blitzschnell auf dasselbe los, 
beriecht es am ganzen Körper oder reibt es mit der Schnauzenspitze. 
Der Kloakenwulst ist dann weit geöffnet, dessen Lippen breit aus- 
einanderstehend und der dieselbe säumende borstenartige Papillen- 
kranz deutlich abstehend. 

Die Eier werden in gewöhnlicher Weise an und zwischen Wasser- 
pflanzen gelegt. Die in der Regel im Mai auskriechenden Larven 
sind hell braungelb, mit großen, schwarzen, vorne metallisch braun 
oder silberglänzenden Augen, deren Längsdurchmesser etwa der 
Breite des Interokularraumes entspricht; dieselben sind schief nach 
rückwärts gestellt und haben, da sie nach innen konvex sind, eine 
mehr halbmondförmige Gestalt. Die erweiterten Kopfseiten hinter 
den Augen, die kurzen senkrecht oder fast nach vorne abstehenden 
Kiemen sowie die äußerst dünnen Vorderbeine sind nahezu farblos. 
Unter der Lupe zeigen sich Körper und Schwanzflossen mit äußerst 
- feinen schwarzen Atomen bestreut. Die etwa zwischen den Kiemen 
beginnende Rückenflosse wird nach rückwärts höher als der Körper 
und läuft am Schwanze allmählich in eine sehr feine aber nicht ab- 
gesetzte Spitze aus. Die anfangs noch kleinen Kiemen werden 
bald groß und abstehend, deren innerster Ast ist der längste, der 

6* 


g 4 Salamandridae. 


äußerste der kürzeste, fast nur ein Drittel so lang wie ersterer; die 
Kiemen sind dann wie der Körper gefärbt, jedoch ohne schwarze 
Atome, welche nach und nach anderwärts immer deutlicher werden, 
während zugleich auch die Hinterbeine hervortreten; doch ist das 
Tier auch zu dieser Zeit noch so durchsichtig, daß man nicht nur 
das Pulsieren des Herzens und den Darmkanal, ja in letzterem selbst 
die Zahl und Form der verspeisten Mückenlarven durch die Leibes- 
wände ganz deutlich unterscheiden kann. Später fangen dann an 
die Kiemen und der Hals ins Rötliche zu ziehen, desgleichen werden 
auch die Rumpfseiten mehr bräunlich rot und die daselbst gestandenen 
schwarzen Sprenkeln verlieren sich und verdichten sich längs der 
Flossen zu größeren, undeutlich gereihten Punkten. Wenn die Larve 
etwa drei Viertel ihrer Größe erreicht hat, werden die dann hoch 
aufstehenden Kiemen schön blutrot, und der immer mehr braungelb 
werdende Körper ist allenthalben mit kleinen schwarzen Punkten 
gesprenkelt, die durch das Auge schon eine deutliche Binde und zu 
seiten der Flossen besonders am Schwanze Längsreihen bilden. 
Wenn dann die Kiemen allmählich eingehen und nur mehr die Haupt- 
stummel kaum zur Hälfte mit wenigen kurzen Fransen besetzt sind, 
ziehen sich auch die bisher zerstreuten schwarzen Punkte immer mehr 
zu größeren Flecken und namentlich zu einem zerfressenen Lateral- 
streifen zusammen, der bis zur sehr scharfen Schwanzspitze hinläuft. 
Hat die Larve etwa die Länge von 30 mm erreicht, so ist ihre Ver- 
wandlung abgeschlossen und der junge Molch verläßt das Wasser, 
in dessen Nähe er sich dann unter Steinen, Algenlagen und Schilf- 
genist verkriecht. 

Neotenische Stücke sind mir nicht bekannt, im Gegenteil gingen 
mir alle Jungen, denen nach abgeschlossener Metamorphose die 
Möglichkeit ans Land zu gehen entzogen ward, im Wasser sofort ein. 
Auch die erwachsenen Tiere verlassen nach Vollendung des Fort- 
pflanzungsgeschäfts ausnahmslos das Wasser. 

Die geographische Verbreitung ist, wie schon erwähnt, nach den 
zwei Hauptformen verschieden. Die graeca-Rasse kommt in der 
Herzegowina namentlich um Bilek und Avtovac, in Dalmatien um 
Teodo und Castelnuovo vor, und zwar vom Meeresufer an bis über 
1000 m Höhe hinauf stellenweise sehr häufig. Abweichend von der 
Stammform lebt dieselbe nach ihrem Entdecker Tomasini da- 
selbst in Quelltümpeln und den davon abfließenden Rinnsalen, also 
auch in kalten und mitunter sehr rasch fließenden Gewässern, in 
denen sich die Molche nicht nur stromabwärts, sondern auch strom- 
aufwärts mit fischartiger Gewandtheit und Schnelligkeit bewegen. 
Wo das Wasser ab und zu tiefere Tümpel und ruhigere Buchten 
bildet, halten sich die Tiere längere. Zeit auf, wohl um daselbst dem 
Fortpflanzungsgeschäft zu obliegen. Merkwürdig ist noch der Um- 
stand, daß im Sumpfe von Bokanjacko blato bei Zara, etwa 50 m 
über dem Meere, junge, jedenfalls im Vorjahre ausgekommene Tiere 
im Frühjahre sehr häufig, später aber daselbst nicht mehr zu finden 
sind. Gegen Kälte sind sie wenig empfindlich, da sie in den Tief- 
lagen keinen Winterschlaf halten und überhaupt nur vom November 
bis März im Wasser, ja nicht selten sogar unter dem Eise lebhaft 


Triton. . 8 5 


herumschwimmend gesehen werden; in der Ebene sind sie auch in 
Drainagegräben häufig und um Bilek kommen sie nach Veith den 
ganzen Sommer hindurch im Wasser vor. — Nach dem Gesagten 
ist es daher sehr wahrscheinlich, daß diese Form in Dalmatien und 
der Herzegowina in allen westbalkanischen mediterranen Sümpfen 
zu Hause ist. 

Die Gefangenschaft verträgt diese Art selbst unter den be- 
scheidensten Verhältnissen sehr gut und hält dieselbe bei nur einiger 
Pflege leicht jahrelang in Aquarien aus. Reichlicher Pflanzenwuchs 
ist zu ihrem Wohlbefinden unbedingt nötig. Die Fütterung macht 
keine Sorge, indem die Tiere außer rohem Fleisch auch alles, was 
sie überhaupt bewältigen können, selbst harte Käfer, wie beispiels- 
weise Gyrinen, verschlingen, letztere allerdings nur wenn sie tot im 
Wasser liegen, da sie den lebenden wohl eifrig nachstellen, ihrer aber 
wegen deren Schnelligkeit nicht habhaft werden können; ja, als ich 
in einem von Goldfischen und meridionalis gemeinsam be- 
wohnten Behälter erstere mit Brotkrumen fütterte, kam es wiederholt 
vor, daß auch einzelne Molche auf diese losgingen und sie auffraßen. 


10. Triton vulgaris: Dentium palatinorum series postice modice diver- 
gentes. Caput supra trisulcatum pororum seriebus valde distinctis, 
bruncus rotundatus. Cauda sensim deuminata. Cutis glabra. — 
Long. 6,3—7,5 cm. 


Lacerta vulgaris Linne Syst. nat. pag. 206. 25 (1758). — La- 
certa aquatica Linne Syst. nat. pag. 370 (1766). — Lacerta 
palustris Linnel.c. pag. 370. part. (1766). — Triton palustris 
Laur. Synopr. reptil. pag. 39, 145 (1768). — Triton parisinus 
Laur. 1. c. pag. 40. 45 (1768). — Gekko triedrus Meyer Synopr. 
reptil. pag. 24, 6 (1795). — Salamandra taeniata Schneid. hist. 
amphib. I, pag. 58, 3 (1799. — Salamandra palustris Schneid. 
l. c. pag. 60, 4 (1799). — Salamandra abdominalis Latr. Salam. 
de France pag. 29 u. 50, tab. V, fig. 4 (1800). — Salamandra punc- 
tata Latr.1.c. pag. 53 tab. VI, fig. 6 (1800). — Lacerta triton 
Retz. Fauna suec. I, pag. 288 (1800). — Lacerta maculata Shaw 
Gener. zool. III, pag. 304, tab. 83 (1802). — Salamandra elegans 
Daud. hist. nat. rept. VIII, pag. 255 (1803). —Molge cinerea Merr. 
Syst. amphib. pag. 185, 3 (1820). — Molge punctata Merr.l.c. pag. 
186, 4 (1820). — Lacerta taeniata Wolf in Sturm’s Fauna III, 
tab. a, b. c (1828). — Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool. 
Vratisl. I, pag. 76, ı, tab. XI, fig. I1—5, tab. XII, fig. ı (1829). — Sala- 
mandra Lacepedii Andrzejowsky Mem. soc. imp. nat. Moscou, 
II, pag. 345, 4 (1832). — Triton nycthemerus Bonap. Iconogr. 
fauna ital. tab. fig. 5 (1832). — Triton agquaticus Flem. Brit. 
anim. pag. 158. 7 (1838). — Triton vulgaris Flem.l.c. pag. 158, 8 
(1838). — Lissotriton punctatus Bell. Brit. reptil. pag. 132, 
c. fig. (1839). — Triton lobatus Tschudi Classificat. Batrach. 
pag. 95 (1839). — Triton palmatus Schinz Europ. Fauna II, pag. 61 
(1840). — Lophinus punctatus Gray Catal. of amph. pag. 27. I 
(1850). — Triton punctatus Dug. Rech. zool. Urod. France. Ann. 
Sc. nat. 3. ser, Zool. 1X VII, pag. 257, 269 tab. I, fig.‘ 25, 26 (r852). — 
Triton laevis Higginbottom Brit. Trit. Ann. Mag. Nat. Hist. XII, 
pag. 369, tab. XVI, fig. 6, 7 (1853). — Pyronicia punctata Gray 
Proc. Zool. Sec. Lond. pag. 187 (1858). - Triton taeniatus Leydig 
Molche d. Württemb. Fauna pag. 50 tab. IV, fig. ı, 3, 5, 7. tab.V, fig. 13, 14 
(1867). — Molge vulgaris Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 14 
(1882). 


86 Salamandridae. 


mas. Olivaceus vel brunneus, maculis rotundis nigris undique sparsus ; 
capite taeniıs nıgris antice convergentibus notato ; crista dorsali 
crenulata et valde elevata a cervicibus usque ad caudae apicem 
non interrupta ; digitis posticis lobatis. 
fem. Levida vel grisescens, dorso ad latera fasciis undulatis notato ; 
corporis maculis capitisque taeniis paullum conspicuis ; crista 
dorsali obsoleta ; digitis posticis simplicibus. 
juv. Cervino fuscus, subtus flavescens, in medio aurantiacus, Punctis 
nıgris varıs adspersus. Cauda corpore breviori ad basin tereti 
apice subcompressa, acie inferiore miniata. 
Salamandra exigua Laur. Synops. reptil. pag. 4I, 58, tab. III, 
fig. 4 (1768). — Lacerta Salamandra z Gmel. Linn. syst. nat. I, 
pag. 1067 (1790). 
var. Ut typus, sed Q fascia laterali destituta, supra maculis parvis 
dense sparsa, ventre in medio praecipue submaculato. 


Triton vulgaris var. Kammereri wWolterst. Ub. neue Tri- 
tonenform. Österr. Zoolog. Anzeig. XXXI, No. 23 (1907). 


Der Körper ist im allgemeinen ziemlich schlank und verrundet, 
höchstens bei schlecht genährten Exemplaren manchmal zu Seiten 
des Rückens mit stumpfer Längskante. Der Kopf ist mehr schmal, 
















FÜR 
\ j 





Fig. 14. 
Triton vulgaris Linne. a.Rumpfquerschnitt, 5 Hinterfuß des brünstigen (I. 


froschartig, etwas länger als breit, mit kurzer, verrundet zugespitzter 
Schnauze, etwa in der Augengegend am breitesten, von da nach rück- 
wärts kaum merkbar verengt, oberseits mit 3 nach vorne konver- 
gierenden Längsfurchen, die aber während des Wasseraufenthaltes 
und bei wohlgenährten Stücken häufig mehr oder weniger verwischt 
sind, was namentlich oft bei der mittleren der Fall ist. In der kaum 
vertieften Zügelgegend sowie oberseits über der ziemlich deutlichen 
Schnauzenkante und längs der Augenlider sind unregelmäßige Reihen 
größerer Poren zu bemerken. Die wenig vorstehenden Augen sind 


Triton. 87 


ziemlich groß und seitlich gestellt, der Interokularraum etwa doppelt 
so breit wie die schmalen oberen Augenlider und auch viel breiter 
als der Internasalraum. Die Mundspalte ist klein, unter dem hinteren 
Augenwinkel endend, Parotiden kaum bemerkbar, die Kehlfalte fehlt. 
Die Zunge ist ziemlich klein, dick und gewölbt, im Leben von rund- 
licher Gestalt, bei Weingeistexemplaren durch Einschrumpfung oft 
mehr rhombisch, ihr Hinterteil in einen mehr oder weniger deutlichen 
stielartigen Anhang fortgesetzt, der in eine vom Boden der Mund- 
höhle abgehobene, scheidenartige Hautfalte hineinreicht. Die Gaumen- 
zähne stehen in zwei nach rückwärts nur mäßig auseinandertretenden 
Reihen, die zusammen etwa die Figur eines umgekehrten V bilden. 
Zwischen Kopf und Rumpf ist eine deutliche, halsartige Einschnürung 
zu bemerken. Der Rumpf ist bei wohlgenährten Exemplaren voll- 
kommen verrundet und zeigt höchstens nach längerem Fasten, bei- 
spielsweise wenn die Tiere eben ihre Winterquartiere verlassen haben, 
jederseits des Rückens eine mehr oder weniger deutliche Längskante, 
die aber nur verrundet stumpfwinklig und niemals als hervorragende 
Leiste scharf abgehoben ist. Der etwa körperlange Schwanz ist nach 
rückwärts sehr allmählich in eine feine, oft lange Spitze ausgezogen, 
die jedoch von seinem Ende niemals scharf abgesetzt ist, wie bei 
palmatus. Die Haut ist meist ganz glatt. 

Die Färbung ist im allgemeinen oben mehr oder weniger braun 
oder olivengrün, bald mehr ins Gelbe, bald mehr ins Graue oder 
selbst ins Schwärzliche geneigt, die Seiten des Körpers nach unten 
weißgelb, nicht selten schwach silberglänzend, der Bauch in der 
Mitte fast immer, und oft sehr intensiv orange; nur selten erscheint 
die Unterseite weiß, wo sie dann in der Regel mit einem zarten Silber- 
glanz übergossen ist. Die Grundfarbe ist entweder durch schwarze, 
meist rundliche Flecken, oder durch längs der Rückenseiten hin- 
ziehende dunklere Wellenstreifen unterbrochen; der Kopf zeigt fast 
immer schwärzliche Längsbinden, wovon wenigstens eine durch das 
Auge ziehende sehr beständig ist. Die Iris ist goldfarben. Übrigens 
ist die Färbung der Tiere nach Geschlecht und Alter, sowie nach 
Jahreszeit und Aufenthalt ungemein verschieden, und während ältere 
Männchen, und namentlich solche, die in der Brunst sind oder in 
größeren Gewässern leben, meist ein sehr gesättigtes Olivengrün 
zeigen, sind Exemplare, die in seichten Pfützen wohnen oder ge- 
fangen in kleineren Gefäßen gehalten werden, gewöhnlich hellgelblich 
oder bräunlich gefärbt. Ja Stücke, die längere Zeit unter Steinen 
verborgen waren, erscheinen oft nahezu ganz farblos oder nur mit 
einem schwachen grauen Anflug. Die bräunliche Färbung ist be- 
sonders bei Weibchen und ein- bis zweijährigen Jungen vorherrschend 
und oft bis ins Rötliche oder Zimmtfarbige gesteigert, aber stets 
von der eigentümlich gewässerten dunklen Rückenzeichnung begleitet, 
die für das weibliche Geschlecht dieser Art bezeichnend ist. 

Im Frühjahre besitzt das erwachsene Männchen einen schon im 
Nacken beginnenden Kamm, der sich bei der Stammform zur Brunst- 
zeit zu einer sehr hohen, am freien Rande mit hervorstehenden runden 
Kerbzähnen versehenen Flatterhaut entwickelt, von vorn nach rück- 
wärts allmählich an Höhe zunimmt, hinter dem Rumpfende seine 


38 Salamandridae. 


größte Ausbildung, etwa die halbe Rumpfhöhe, erreicht, und ohne 
Unterbrechung auf den Schwanz fortsetzt, der dadurch eine um so 
breitere Lanzettform erhält, als auch seine Unterseite mit einem 
seicht gewellten Hautsaume versehen ist. Die Hinterzehen sind dann 
mit deutlichen Hautlappen umgeben, so daß hierdurch die Füße 
einige Ähnlichkeit mit der Fußbildung gewisser Vögel, namentlich 
der Steißfüße (Podiceps), erhalten. Doch sind diese Hautsäume 
nur an der Außenseite der Zehen wohl entwickelt, während sie nach 
innen zu viel weniger ausgebildet erscheinen. Zu dieser Periode 
sind die Zehen dieser Art noch dadurch ausgezeichnet, daß sich an 
der Spitze derselben höchst eigentümliche Bildungen erzeugen, welche 
aus Büscheln feiner, blasiger Borsten bestehen!). Der Körper zeigt 
oben, und fast immer auch unten bald mehr bald weniger runde, 
am Rumpfe meist ziemlich große, am Schwanze aber allmählich 
kleiner werdende schwärzliche Flecken, die entweder alle ziemlich 
gleichgroß und oft in Längsreihen geordnet, manchmal aber auch 
von verschiedener Größe und ganz unregelmäßig gestellt sind. In 
den meisten Fällen sind diese Flecken voneinander vollkommen ge- 
trennt, und nur sehr ausnahmsweise fließen sie, namentlich gegen 
den Bauch zu, in mehr oder weniger unterbrochene Längsstreifen 
zusammen. Die Kerbzähne des mit dem Körper gleichfarbigen 
Flossensaumes sind fast immer geschwärzt. Bei Weingeistexemplaren 
treten, wegen der im Alkohol stark verbleichenden Grundfarbe, 
diese Flecken stets viel schärfer hervor, als im Leben. Die Mitte 
des Unterleibes ist bald mehr, bald minder lebhaft orange, welche 
Farbe längs der kugelig aufgetriebenen, an den Lippen nach hinten 
zu mit fast borstenartig vorspringenden langen Papillen besetzten, 
mehr oder weniger schwarzen Kloake auf den Schwanz übergeht 
und dessen untere Schneide in größerer oder geringerer Erstreckung, 
doch nie bis zur Spitze, färbt. Unmittelbar darüber befindet sich zur 
Brunstzeit ein bläulicher Streifen, der nach oben zu in eine breite, 
weißliche, fast silber- oder perlmutterglänzende Binde übergeht, 
welche die ganze Mitte des Schwanzes durchzieht. Letztere Binde 
ist entweder ganz, oder auch durch dazwischenliegende schwärzliche 
Flecken stellenweise unterbrochen. Auch zeigt der untere Hautsaum 
des Schwanzes fast immer eine schwarze Fleckenreihe, was gewöhn- 
lich auch mit dem Rückenkamm an der Spitze der Kerben der Fall 
ist. Der Kopf zeigt in der Regel fünf übrigens ziemlich veränderliche 
dunkle Längsbinden, die an der Schnauzenspitze entspringend in 
divergierender Richtung nach rückwärts ziehen, und wovon die. 
mittlere öfters fehlt, während die beiden äußersten, die durch das 
Auge ziehen, am beständigsten sind und oft noch auf die Halsseiten 
fortsetzen. Desgleichen sind die Kieferränder fast immer und meist 
sehr scharf schwarz gesäumt oder gefleckt, welche Farbe in der 
Regel auch die Schwimmlappen und Spitzen der Hinterzehen zeigen. 


1) Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß es diese Gebilde sind, welche 
Schneider veranlaßten, in seiner sonst ganz guten Beschreibung des Triton tae- 
niatus (Hist. amphib. I, pag. 58, 3) dieser Art den Besitz von Nägeln zuzuschreiben. — 
Diese Bildungen finden sich auch bei Triton palmatus Schneid. und alpestris 
Laur. 


Triton. 89 


— Nach der Laichzeit verläßt das Männchen das Wasser, der Kamm 
bildet sich zurück und die Fußlappen verschwinden. Der ganze 
Körper wird dann mehr mager und kantig, die Farbe heller oder 
dunkler braun, die Haut zieht sich zusammen und läßt dann nament- 
lich an den Leibesseiten zahlreiche kleine Wärzchen deutlich hervor- 
treten; der Schwanz wird dann fast rund, der blaue Seitenstreifen 
erscheint gesättigter, das Orange seiner Unterschneide steigert sich 
fast zum Rot, während das der Bauchmitte verblaßt. 

Das in der Regel etwas größere Weibchen ist viel weniger schlank, 
mit mehr dickem, aufgetriebenen Bauche. Über der Rückenmitte 
findet sich statt des Kammes eine feine, erhabene Leiste. Der Schwanz 
ist zwar seitlich auch noch stark zusammengedrückt, doch gegen die 
Basis hin ziemlich deutlich gerundet, und erscheint wegen des nur 
sehr wenig entwickelten Flossensaumes viel niedriger und daher 
verhältnismäßig länger als im männlichen Geschlechte. Die Hinter- 
zehen zeigen keine Spur von Hautlappen. Die Färbung ist in der 
Regel viel heller, gewöhnlich licht olivengrün oder bräunlich, oft auch 
ins Gelbe oder Graue ziehend, nach den Seiten zu weißgelb und 
oft goldglänzend. Fast immer verlaufen längs der Seiten der öfters 
helleren Rückenmitte zwei wellige, oder nach außen gezackte, dunklere 
Längsbinden, die meist auch auf den Schwanz fortsetzen. Das meist 
nicht sehr intensive Orange der Unterseite ist gewöhnlich schmäler, 
an der Kloake unterbrochen, diese selbst am Rande strahlig gerunzelt, 
von heller, oder am Umfange schwärzlicher Färbung. Die beim 
Männchen so bezeichnenden schwarzen Flecken fehlen meist ganz, 
sind aber oft durch zahlreiche, kleine, dicht gestellte Punkte ersetzt, 
welche der ganzen Oberseite ein gesprenkeltes Aussehen verleihen, 
am Bauche jedoch in der Regel nur sehr zerstreut stehen, ja hier 
mitunter selbst ganz fehlen. In seltenen Fällen kommt es vor, daß 
die Punkte der Oberseite zu zackigen Binden und Schnörkeln zu- 
sammenfließen. Die Kopfbinden sind meist nur angedeutet oder 
auch ganz fehlend, nur die durch das Auge ziehende gewöhnlich 
ziemlich deutlich, die Kehle häufig mit sehr feinen, schwärzlichen 
Punkten gesprenkelt. 

Bei der in den österreichischen Alpen am Semmering in etwa 
850 m Meereshöhe vorkommenden Varietät Kammereri Wolterst. 
ist das Weibchen oberseits durchwegs mit kleinen, dicht aneinander- 
gedrängten Punkten besetzt, ohne Spur der gewöhnlichen Seiten- 
binde; die Unterseite ist scharf abgegrenzt orangefarben und meist 
nur längs der Mittellinie des Bauches ganz matt und schwach ge- 
fleckt. — Die von Kolombatovic (Glasn. Hrv. Narsv. drusta 
XIX, 1907) beschriebenen subsp. dalmatica und intermedia scheinen 
mir von der Hauptform im ganzen doch zu wenig abweichend und 
dürften kaum als ständige Varietäten, geschweige denn als Unter- 
arten aufzufassen sein. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 8 cm. 

In der Jugend unterscheiden sich die beiden Geschlechter nur 
wenig. Die ganze Oberseite ist in diesem Alter ocker- oder rötlich- 
gelb, zu beiden Seiten des Rückens mit meist ziemlich deutlicher, 
dunkler Wellenlinie. Die Kopfbinden sind bald mehr, bald weniger 


90 Salamandridae. 


kenntlich, die Oberseite des Männchens hie und da mit zerstreuten 
dunklen Flecken oder Punkten. Der Bauch ist gelblich oder rost- 
farben, in der Mitte häufig lebhaft orange und fast immer mit kleinen 
dunklen Punkten bald dichter, bald sparsamer gesprenkelt. Der 
Rücken zeigt eine kaum merkbare, längliche Hauterhebung und der 
dem Körper an Länge nachstehende Schwanz ist in beiden Ge- 
schlechtern mit kleinen dunklen Punkten und Linien gezeichnet, 
an der Wurzel gerundet, weiter nach hinten jedoch seitlich zu- 
sammengedrückt, bei dem etwas helleren Weibchen an der 
Unterschneide leicht gezähnelt, seine Oberseite stumpfer als beim 
Männchen. 

Triton vulgaris lebt, meist in Gesellschaft von cristatus, zur Zeit 
der Fortpflanzung in sehr langsam fließenden, weit häufiger und 
viel lieber aber noch in stehenden Gewässern, daher er vorzugsweise 
in Sümpfen, Tümpeln, Teichen und Wassergräben meist in großer 
Zahl beisammen angetroffen wird. Er ist sowohl in der Ebene, als 
auch im Gebirge zu Hause, zieht aber die erstere dem letzteren ent- 
schieden vor und geht hier wohl selten höher als 800 m hinauf. In 
Gebaren und Lebensweise stimmt er in allen Stücken mit der vorigen 
Art, die er in Nord- und Mitteleuropa ersetzt, überein. 

Die schlanken Larven haben einen ziemlich deutlich abgesetzten 
Kopf mit langgestielten und langgefransten Kiemen. Der gegen 
den Bauch zu etwas aufgedunsene Rumpf ist mit 13—ı4 Querfurchen 
versehen. Von den anfangs langen und dünnen, später aber mehr 
stämmig werdenden Beinen sind die hinteren kürzer und kräftiger 
als die vorderen. Der Schwanz übersteigt gewöhnlich die Hälfte 
der gesamten Körperlänge und ist am Ende scharf und meist ziem- 
lich lang zugespitzt. Der schon im Nacken beginnende Flossensaum 
ist hoch, oben gewellt, unten ganzrandig. Jüngere Larven sind oben 
hell gelblichbraun mit zahlreichen dunklen sternförmigen Atomen 
bepudert. Durch Fehlen der letzteren entsteht an den Rumpfseiten 
je eine Längsreihe lichterer, gelber Flecken, welche, über den Hinter- 
beinen etwas hinaufbiegend auch auf den Schwanz fortsetzt. In der 
Regel stehen auch längs der Seitenlinie des Körpers kleine goldene 
Punkte, welche nicht selten zu einem wellenförmigen Längsstreifen 
zusammentreten. Die Kiemen sind gelbrot, der Bauch weiß mit 
Goldglanz. Mit zunehmendem Alter verdüstert sich im männlichen 
Geschlechte die Grundfarbe, es treten allmählich größere dunkle 
Rundmakeln hervor und der Bauch nimmt eine lebhaftere gelbe 
Färbung an; beim Weibchen hingegen hellt sich der Rücken auf 
und wird nach den Seiten zu durch eine dunklere Einfassung begrenzt. 
Erwachsene Larven können bis zu einer Länge von 38 mm heran- 
wachsen; die Verwandlung dauert, je nach der Gunst der ihnen zu 
Gebote stehenden Lebensverhältnisse, 3—4 Monate und ist gewöhn- 
lich im August beendet. Nach abgeschlossener Entwicklung verlassen 
die Jungen sofort das Wasser, in welches sie erst nach erlangter 
Geschlechtsreife, d. i. nie früher als vor Ablauf zweier Jahre, wieder 
zurückkehren. Die Jungen leben sehr verborgen und werden daher 
nur selten gefunden; am ehesten sind sie noch in ausgetrockneten 
Sümpfen oder an deren Rande unter zusammenhängenden Konferven- 


Triton. gI 


schichten (sog. Algenpapier) sowie unter größeren daselbst liegenden 
Steinen zu erbeuten. Mitunter werden einzelne auch in den späteren 
Abendstunden auf der Suche nach Nahrung herumwandernd an- 
getroffen. In seltenen Fällen hat man auch ganz erwachsene vulgaris 
unter Beibehaltung der Larvenform beobachtet; solch neotenische 
Molche sind aber fast immer Weibchen, die übrigens vollkommen 
reife Eier enthalten; während in den äußerst selten anzutreffenden 
diesbezüglichen Männchen noch niemals ausgebildete Spermatozoen 
gefunden wurden. Derlei Vorkommnisse sind überdies nur von 
tieferen Gewässern und hochgelegenen Lokalitäten bekannt und 
dürften daher wahrscheinlich nur bei überwinterten Larven eintreten. 

Triton vulgaris ist nicht nur der häufigste, sondern auch der 
gemeinste aller europäischen Molche, indem er einerseits von der 
Nordseite des Trontkjem Fjords unter 6315° n. B. abwärts bis gegen 
Südfrankreich und zu den Alpen, anderseits bis zum schwarzen 
Meere und dem Kaukasus, also jedenfalls in dem größten Teile 
Europas an geeigneten Stellen fast überall vorkommt. Er geht daher 
von dem erstgenannten Punkte in südwestlicher Richtung durch den 
unteren Teil Skandinaviens, durch Schottland, England, Irland, 
Dänemark und Belgien bis Frankreich; hier ist er allerdings mehr 
auf den Norden des Landes beschränkt, in dem er nach Süden zu 
entschieden abnimmt und in den Departements de la Vienne und 
de I’Indre das Ende seiner Verbreitung in dieser Richtung erreicht 
haben dürfte, also über den 46. Breitengrad nicht viel hinabgeht. 
Desgleichen kommt die Art durch ganz Deutschland, die nördliche 
Schweiz und Österreich-Ungarn bis zu den Alpen und zum Karste, 
sehr vereinzelt selbst in Dalmatien!) (var. dalmatica Kolomb.), so- 
wie östlich etwa vom 60° n. B. an durch ganz Rußland bis in die 
Krim hinein vor. Bezüglich der Balkanhalbinsel läßt sich überhaupt 
die Verbreitung derzeit noch nicht feststellen, da man nicht weiß, 
ob sich die bezüglich dieser Art von daher gemachten Angaben nicht 
auf meridionalis beziehen; ich habe wenigstens das von dorther leider 
nur sehr spärlich erhaltene Material fast durchweg als zu letzterem 
gehörend befunden. 

In der Gefangenschaft hält sich vulgaris sehr gut und sind schon 
Fälle bekannt, daß einzelne Tiere gegen zwei Dezennien lang in 
Aquarien gelebt haben. In der Fortpflanzungsperiode ist er wo- 
möglich mit lebendem Futter zu versehen, da er in dieser Zeit rohes 
Fleisch nicht gerne frißt oder, wenn er sich doch zur Annahme des- 
selben entschließt, sich dabei jedenfalls nicht wohl befindet, was 
daraus ersehen werden kann, daß die Tiere bei derartiger Nahrung 
häufig aus der Brunst treten und das Eierlegen einstellen. 


11. Triton vittatus: Dentium palatinorum series portice paullum 


divergentes. Pedes cum digitis graciles, elongati, compressi. 
Cutis glabra. Corpus ad latera taenia albo-argentea, nigro-limbata, 
subtus aurantiacum. — Long. I2—I3 cm. 


1) Die wenigen mir von dort zugekommenen Stücke sind von der Stammform 
durch einen minder hohen und schwächer gekerbten Rückenkamm sowie durch den 
mitunter sehr langen Schwanzfaden verschieden. 


92 Salamandridae. 


Triton vittatus j]Jenyns Man. of brit. vertebr. anim. pag. 305, 6 
(1835). — Lissotriton palmipes var. Bell. Brit. rept. pag. 139, 
c. fig. pag. 14I (1839). — Triton ophryticus Berth. Götting. 
Nachr. pag. 189 (1846). — Ommatotriton vittatus Gray of 
Amph. Brit. Mus. II, pag. 29, ı (1850). —Molge vittata Bouleng. 
Catal. of Batr. grad. Brit. Mus. ed. II, pag. ı3 (1892). 


mas. Supra cupreo-fuscescens aut virescens, maculıs crebris atris 
varvegatus, crista dorsali elevatissima profunde serrata supra 
anum humili et integra, pedum posticorum tiblis limbo mem- 
branaceo instructis, digitis, praecipue antıcis, valde depressıs 
et elongatıs. 

fem. Supra olivacea, obscure punctata, dorso crista carente linea media 
elevata flavescente, pedibus posticis simplicibus. 


Der Körper ist schlank und vollkommen verrundet, etwa von 
der Größe eines mittleren Triton cristatus, in seinem Habitus jedoch 
mehr an vulgaris erinnernd, mit mäßig verschmälerter, gerundet 
abgestutzter Schnauze. Der nach vorn und rückwärts ziemlich gleich 





Fig. 15. 


Triton vittatus Jen. 


stark verengte Kopf ist etwa um ein Drittel länger als breit, mit 
etwa in den Mundwinkeln gelegenem größten Querdurchmesser und 
zur Brunstzeit gut entwickeltem Lippensaum. Die Zunge ist ziem- 
lich groß und dick, von etwa rundlicher oder undeutlich rhombischer 
Gestalt, nach hinten zu in einen verschmälerten, unter eine scheiden- 
artıge Hautfalte hineinreichenden Anhang fortgesetzt. Die Gaumen- 
zähne stehen in ziemlich geraden, im vorderen Drittel oft bis zur 
Berührung genäherten, von vorn nach hinten sehr allmählich und 
nur mäßig divergierenden Reihen. Die Kehlfalte ist gewöhnlich 
nicht bemerkbar, die Beine, namentlich die vorderen, sind lang und 
dünn, der etwas mehr als körperlange Schwanz am Ende verrundet 
zugespitzt. Die Haut ist durchaus glatt oder fein gekörnt. 

Die Oberseite geht hinsichtlich ihrer Färbung von Schiefergrau 
durch Grau- oder Hellbraun bis ins Olivenfarbene oder selbst Grün- 
liche über und zeigt im Leben nicht selten einen schönen Metall- 
glanz; sie ist entweder ungefleckt, weit häufiger aber durch dunkle 
Punkte und Makeln unregelmäßig gezeichnet, und zeigt stets an 
ihrer Seite gegen den Bauch zu eine helle, silberweiße, scharf dunkel 


Triton. 9 3 


begrenzte Längsbinde. Die Unterseite ist im Leben lebhaft orange 
und mitunter mit mehr oder weniger schwarzen Punkten besetzt. 

Das Männchen ist zur Brunstzeit durch die außerordentliche 
Entwicklung des Rückenkammes, sowie sonst auch durch die Bildung 
der Hinterfüße vor allen europäischen Arten sehr ausgezeichnet. 
Der Kamm, welcher weit vorn am Kopfe, meist schon vor den Augen 
beginnt, erhebt sich schnell zu einer so bedeutenden Höhe, daß die- 
selbe bei ganz erwachsenen und in vollster Brunst befindlichen 
Stücken den senkrechten Durchmesser des Körpers oft merklich 
übertrifft. Zwischen den Hinterbeinen stark erniedrigt, breitet er 
sich am Schwanze wieder bedeutend aus, so daß dessen unterer 
Hautsaum dem Körper des Schwanzes etwa an Höhe gleichkommt, 
der obere ihn aber meist merklich übertrifft. Der freie Rand dieses 
Kammes ist zwischen den Hinterbeinen ganzrandig, sonst aber mit 
sehr regelmäßigen, spitz dreieckigen Zähnen versehen, welche am 
Rücken höher als breit, über dem Schwanze jedoch breiter als hoch 
und daselbst verrundet sind. Von den bei dieser Art überhaupt sehr 
gestreckten und stark zusammengedrückten Beinen sind bei den 
Männchen besonders die hinteren dadurch ausgezeichnet, daß deren 
Füße sowohl in den Tarsen als Zehen bedeutend abgeplattet und 
zugleich so stark verlängert und gestreckt sind, daß die gesamte 
Fußlänge die des betreffenden Beines stets merklich übertrifft. Auch 
sind hier die Schienen an ihrem ganzen Hinterrande mit einem 
bogigen, ziemlich breiten und bis auf den Daumen reichenden Haut- 
saume versehen. Die Farbe des Körpers ist oben bronzebraun, in 
der Regel durch zahlreiche, ziemlich kleine, voneinander meist ge- 
trennt bleibende schwarze Flecken ziemlich gleichförmig gesprenkelt, 
weit seltener mit größeren, in Längsreihen stehenden Makeln ver- 
sehen. Nur in der ersten Hälfte des Schwanzes sind diese Flecken 
immer groß und zusammenfließend, so daß dadurch die hellere 
Grundfarbe mehr oder weniger verdrängt wird und oft nur als un- 
regelmäßige Schnörkelzeichnung zurückbleibt. Weiter nach hinten 
werden sie jedoch bald wieder kleiner, so daß gegen Ende des Schwan- 
zes die Grundfarbe wieder fast allein zur Geltung kommt. Der Rücken- 
kamm ist durch in gleichen Abständen hintereinander stehende, 
senkrechte, von einem dunklen Schatten begleitete, spitz dreieckige, 
schwarze Querbinden, welche abwechselnd schmäler und breiter sind, 
sehr hübsch und regelmäßig gezeichnet, welche Binden sich am 
Schwanze in größere rundliche Flecken verwandeln, und gegen die 
mitunter orangefarbene Spitze desselben allmählich verschwinden. 
Zwischen Vorder- und Hinterbeinen zieht sich eine ziemlich gerade 
und schmale, an den Schwanzseiten dagegen eine wellenförmige und 
breite silberweiße Binde hin, deren erstere schmal, die letztere hin- 
gegen breit schwarz gesäumt ist. Die Kehle ist mit zahlreichen 
schwarzen Flecken besetzt, welche denen der Oberseite an Größe 
- meist nachstehen, der Bauch in der Regel einfärbig. Die Kloake 
ist am Rande dunkel, die Beine sind oben, und namentlich die hinteren 
auch unten wie der Körper gezeichnet, an den vorderen die Seiten- 
binde an ihrer Innenseite oft bis zu den Füßen hin mehr oder weniger 
deutlich fortgesetzt. 


94 Salamandridae. 


Das Weibchen besitzt statt des Rückenkammes eine schon hinter 
der Schnauzenspitze beginnende, schmale Vertebralleiste. Die Beine, 
namentlich die hinteren, sind viel weniger gestreckt, die Zehen, be- 
sonders an den letzteren, viel kürzer und mehr gerundet, die Schienen 
jedoch ebenfalls stark zusammengedrückt, nach hinten zu fast scharf, 
schneidig, aber ohne Hautsaum. Der nach oben und unten ziemlich 
gut ausgebildete Schwanzkamm ist stets ungezähnt, ganzrandig, die 
Kloake mit strahlig gestellten Papillen und Runzeln versehen. Die 
Farbe ist oben einförmig graubraun oder schiefergrau nur am Kopfe 
mit meist wenig deutlichen hellen Flecken oder Marmelzeichnungen. 
Die helle Seitenbinde ist nur nach unten hin scharf begrenzt, diese 
Grenzlinie aber meist weit nach vorn reichend und gewöhnlich schon 
gleich hinter den Augen sehr deutlich. Der Schwanz zeigt an seinem 
Körper unregelmäßige kleinere oder größere dunkle Flecken, sein 
Kamm bleibt jedoch stets hell und ungefleckt, was ebenso mit der 
Kehle und Kloake der Fall ist. 

Diese prachtvolle Art ist ein Gebirgstier, das in kalten, mit 
reichem Pflanzenwuchs bestandenen Quelltümpeln und Weihern, 
am häufigsten in 1000—1600 m Meereshöhe vorkommt, ausnahms- 
weise aber auch bis zu 600 m herabsteigt. Viilatus hält sich vor- 
wiegend am Grunde der Gewässer auf, ist äußerst scheu und flüchtig 
und wühlt sich verfolgt sofort in den Bodenschlamm ein; er bringt 
auch oft den Winter im Wasser zu und wird in dieser Jahreszeit 
nicht selten unter dem Eise zwischen Pflanzengewirr gefunden. Im 
Frühjahr kommt er in der Regel Ende März heraus und ist in der 
ersten Hälfte April meist schon in voller Brunst. Über Fortpflanzung 
und Entwicklung ist noch nichts bekannt. 

Von unserem Faunengebiete ist dieser Molch bisher nur aus 
den westlichsten Ausläufern des Kaukasus (Maikap) bekannt. 

Unter allen Tritonen ist der in Rede stehende am schwierigsten 
lebend zu erhalten, da er namentlich im männlichen Geschlechte 
äußerst heiklich und besonders gegen höhere Temperaturen sehr 
empfindlich ist, dem Sammler der größte Teil seiner Ausbeute meistens 
schon am Wege vom Fangorte bis in die Ebene eingeht und um so 
weniger die gewöhnliche Versendungsart in mit feuchtem Moos ge- 
füllten Blechbüchsen vertragen wird, da eine Erwärmung dieser 
Behälter auf der Reise kaum zu vermeiden ist. Am meisten Aussicht 
auf Erfolg hat man noch, wenn man sich die Tiere im Winter unter 
dem Eise aus den von ihnen als Versteck benützten Wasserpflanzen 
hervorholen und am besten nach Art der Fische in mit Wasser ge- 
füllten nicht zu kleinen Kübeln zusenden läßt. Allenfalls glücklich 
angekommen sind sie in einem entsprechend eingerichteten Aquarium, 
dessen Wassertemperatur aber 16—18° C nicht übersteigen darf, 
zu halten und mit stets gerne genommenen Regenwürmern zu füttern. 
Doch dauern sie auch hier nicht lange aus und ist mir bisher noch 
kein Fall bekannt, daß vittatus bei uns längere Zeit gelebt hätte, 
geschweige denn zur Fortpflanzung gebracht worden wäre. 


12. Triton alpestris: Dentium palatinorum series postice valde di- 
vergentes. Plica gularis distincta. Cutis glabra aut sub- 


Triton. 095 


tıliter granosa. Corpus subtus croceum, concolor. — Long. 
7—Io cm. 
Triton alpestris Laur. Synops. reptil. pag. 38, 2, tab. 2, fig. 4 
(1768). — Triton Wurfbaini Laur. |. c. pag. 38, 38 (1768). — 
Tritonssalamendroides- Laur.1!ic,./pagi 40.47 (1768), — La - 
certa gyrinoides Merr. Schrift. Berl. naturf. Fr. IX, pag. 194, 
tab. VI (1789). — Lacerta triton Merr. l.c. pag. 195 (1789). — 
Lacerta lacustrisn Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066 (1790). — 
Gekko gyrinoides Meyer Synops. reptil. pag. 25, 6 (1795). — 
Salamandra alpestris Schneid. hist. amphib. I, pag. 71, 6 
(1799). — Salamandra cineta Latr. hist. nat. d. Salam. pag. 
31 u. 52, 5, tab. V, fig. 5 (1800). — Salamandra ignea Bechst. 
in Lac&p. Amphib. II, pag. 260, tab. 20, fig. 1—4 (1800). — 5 a lamandra 
rubiventris Daud. hist. nat. d. rept. VIII, pag. 239, tab. 98, fig. ı 
(1803). —Molge Wurfbaini Merr. Syst. amphib. pag. 186, 6 (1820). 
— Molge alpestris Merr.l.c. pag. 187,7 (1820).—Molgeignea 
Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. pg. 81 (1829). — Hemitritonı 
alpestris Dug. Rech. zool. Urod. France. Ann. d. Scienc. nat. 3. ser. 
Zool. XVII, pag. 268, tab. I, fig. 23, 24. (1852). 
mas. Plumbeus vel fuscescens, fascia laterali pallescente nigro-punc- 
tata ; crista dorsali humili, integerrima, a cervicıbus usque ad 
caudae finem non interrupta ; cutis glabra. . 
fem. Pallide cinerea vel livida, fascia laterali minus distincta ; crista 
dorsali obsoleta ; cutis subtiliter granosa. | 
juv. Lividus aut cinereo-fuscescens, dorso pallidiore ad latera fascıis 
undulatis obscuris notato. e; 
var. a) Supra immaculatus, plumbeus vel fuscescens, cutis laevissima. 


Triton apuanus Bonap. Iconog. fauna ital. tab. fig. 3 (1841). — 
Triton neglectus Jan. Cenni s. mus. civ. di Mil. pag. 55 (1857). 
— Triton alpestris var. immaculatus Dürig. Deutschl. 
Amph. u. Rept. pag. 628 (1897). 
var. b) Supra lividus aut virescens, maculis obscuris irregulariter 
varvegatus. 
var. c) Caput maximum, subcirculare, corpore latius, cauda altior, 
truncus maris brevior (Bosnia). 


Molge alpestris var. Reiseri Wern. Verhandl. d. zool. bot. Ges. 
Wien, LII, pag. 7 (1902). 


Der Körper ist minder schlank, der Rumpf eher etwas verdickt, 
der Kopf ziemlich platt und breit, von den Augen nach hinten manch- 
mal schwach halsförmig verschmälert, seine Oberfläche mit meist 
erst nach längerem Liegen in Weingeist hervortretenden, genabelten 
Drüsenpunkten besetzt. Die Schnauze ist ziemlich kurz zugerundet, 
seitlich nach außen und unten schief abfallend, in der Zügelgegend 
vertieft, daher die Schnauzenkante gut ausgesprochen. Die Mund- 
spalte ist bis hinter die Augen geöffnet, die Oberlippe unterhalb der 
letzteren in einen bogigen Lappen nach abwärts verlängert. Die 
Parotiden sind kaum, die Kehlfalte gut abgehoben. Die ziemlich 
kleinen Augen sind oval, mäßig gewölbt und von oben gut sicht- 

bar, ihre oberen Lider sind schmal, kaum halb so breit wie der 
 Interokularraum, dieser wieder breiter als der Internasalraum. Die 
Gaumenzähne bilden zwei nach hinten ziemlich stark divergierende 
Streifen. Die Zunge ist mittelgroß, rundlich, nach vorne ziemlich 


96 Salamandridae. 


verdickt, seitlich nur in geringer Ausdehnung frei und nach hinten 
in einen kurzen, stielartigen Anhang fortgesetzt, der in eine scheiden- 
artige Hautfalte hineinpaßt. Die verhältnismäßig kurzen Beine sind 
mit deutlichen Palmar- und Plantartuberkeln versehen. Der Schwanz 
ist zwischen den Hinterbeinen ziemlich deutlich gerundet, weiter 
nach rückwärts aber stark seitlich zusammengedrückt und lanzett- 
förmig. Die Haut ist entweder vollkommen glatt oder, namentlich 
beim Weibchen nach der Brunstzeit und am Lande, mehr oder weniger 
fein chagriniert oder gekörnt. 

Die Färbung wechselt vom bläulichen Schiefergrau durch Asch- 
farben und Eisengrau einerseits zu hellerem oder dunklerem Braun 
oder Gelbbraun, anderseits bis zum tiefen Schwarz in allen möglichen 
Zwischenstufen ab. Die Grundfarbe der Oberseite ist am Schwanze 
fast immer, am Rumpfe gewöhnlich durch dunklere, bräunliche oder 
schwärzliche Flecken unterbrochen, die meist eine unregelmäßig 
zackige Form haben und inselartig bald dichter, bald zerstreuter 
über den ganzen Oberkörper verteilt sind. Mitunter stoßen diese 





Fig. 16. 


Triton alpestris Laur. 


Flecken mit ihren Rändern mehr oder weniger zusammen, so daß 
sie dann eine Art unregelmäßigen Netzes bilden, dessen Maschen die 
helleren Stellen der Grundfarbe umfassen. Die Unterseite ist wenig- 
stens in der Mitte des Bauches fast immer ganz ungefleckt, von 
schön safrangelber, oft bis zu lebhaftem Feuerrot gesteigerter Farbe. 
An den Seiten des Körpers, dort, wo die dunkle Rückenfarbe an das 
Gelb des Bauches grenzt, zieht sich in der Regel eine aus rundlichen 
schwarzen Flecken gebildete Binde hin, die meist auf hellerem Grunde 
stehend, besonders nach unten zu deutlich hervortritt, während sie 
nach oben zu durch Zusammenfließen ihrer Flecken mit der Grund- 
farbe oft undeutlich wird. Sehr selten kommt es vor, daß diese Flecken 
teilweise oder selbst ganz zusammenfließen und ein an den Seiten 
hinziehendes schwarzes Längsband bilden. Die goldgelbe Iris zeigt 
stets eine schwarze Beimischung, die entweder als senkrechter Streifen 
unterhalb der Pupille auftritt, oder auch zwei wagrechte, dunkle 
Wölkchen bildet, ja manchmal sogar die ganze Unterhälfte derselben 
einnimmt. 

Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen im Nacken ent- 
springenden, niedrigen, stets vollkommen ganzrandigen Rückenkamm, 
der in seinem ganzen Verlaufe ziemlich gleich hoch bleibt, und ohne 


Triton. 97 


Unterbrechung über dem After auf den Schwanz übergeht. Die 
Kloake ist stark verdickt und aufgetrieben. Die Farbe der Oberseite 
ist zu dieser Zeit gewöhnlich heller oder dunkler bleifarben oder 
schiefergrau, oft, namentlich an den Seiten, mit einem entschiedenen 
Stich ins Blaue, seltener bräunlich. Die schwarzen Seitenpunkte 
sind gewöhnlich ziemlich groß und deutlich, und erstrecken sich an 
den Vorderbeinen vorbei über die Halsseiten bis auf den Kopf, dessen 
Seiten mehr oder weniger bedeckend. Die helle Seitenbinde, auf 
der sich diese Flecken befinden, ist gewöhnlich sehr hervortretend, 
weiß oder gelblich, nach unten gegen den Bauch zu von einem schön 
blauen Streifen begrenzt. Ähnliche schwarze Flecken wie an den 
Seiten überziehen auch die ganzen Beine bis zu den Zehenspitzen, 
und gewöhnlich ist auch die Kloake, wenigstens nach hinten oder 
außen zu, mit einigen großen, runden schwarzen Flecken besetzt. 
Die Kehle ist meistens einfarbig, ohne QOuerfalte. Der Schwanz zeigt 
häufig unregelmäßige, bläulich-weiße Flecken, seine mit großen 
schwarzen Makeln gezeichnete Unterschneide ist gegen den After zu 
stark gelblich. Der Rückenkamm ist weißlich oder gelblich, schwarz 
gefleckt. Häufig zieht unmittelbar neben dem Kamme jederseits 
auch eine Reihe schwarzer Flecken über den Rücken hin, die ge- 
wöhnlich mit den Flecken des Kammes abwechselnd gestellt sind, 
und oft auch mehr oder weniger auf den unteren Teil desselben 
hinaufgreifen. Diese Flecken erstrecken sich nicht selten viel weiter 
nach vorn als der Kamm selbst, so daß sie mitunter erst zwischen 
den Augen enden; auch erscheinen sie bei Individuen mit nur schwach 
entwickeltem Kamme meist viel deutlicher ausgeprägt. 

Das Weibchen zeigt statt des Rückenkammes gewöhnlich eine 
vertiefte mitunter gelbe oder gelbrötliche Längslinie und einen viel 
niedereren, aber verhältnismäßig längeren Schwanz als das Männchen; 
auch ist die Haut desselben, wenigstens am Rücken, selbst zur Paa- 
rungszeit mehr oder weniger fein gekörnt. Die Grundfarbe der Ober- 
seite ist gewöhnlich mehr ins Graue oder Braune, ja mitunter sogar 
ins Gelbe geneigt, bald dunkler, bald mehr, oft sogar sehr hell, nicht 
selten mit kleinen dunklen Punkten besetzt. Bei den gefleckten 
Varietäten treten die dunkleren Inselflecken meist nicht nur in 
größerer Anzahl auf, sondern sind auch häufig viel deutlicher und 
schärfer ausgeprägt als bei den Männchen. Die schwarze Flecken- 
binde an den Seiten ist jedoch gewöhnlich undeutlicher, da sie nicht 
nur aus kleineren Flecken besteht, sondern auch wegen des hier 
nicht so ausgesprochenen oder auch ganz fehlenden hellen Seiten- 
streifens viel weniger hervortritt. Auch ist ihre Erstreckung nach 
vorn zu eine viel geringere, so daß sie am Kopfe meist nur am Unter- 
kiefer in Form von schwachen Flecken zu erkennen ist. Desgleichen 
fehlt die blaue Seitenlinie gegen den Bauch zu, so daß hier die schwarze 
Fleckenreihe unmittelbar an das Gelb der Unterseite grenzt. Beine 
und Kloake erscheinen meist ungefleckt, die Kehle zeigt jedoch häufig 
bald sparsame, bald mehr zahlreiche schwarze Punkte oder Flecken. 
"Die Unterschneide des Schwanzes hingegen ist bis zur Spitze lebhaft 
orange, von zahlreichen schwarzen Flecken unterbrochen. Zur 
Paarungszeit sieht man aus den Wülsten der halbgeöffneten Kloake 

Schreiber, Herpetologia europaea. 7 


98 Salamandridae. 


ein Bündel feiner, weißer Haare hervortreten, eine Erscheinung, die 
übrigens auch bei anderen Tritonen beobachtet wird. 

Nach der Laichzeit und am Lande wird die bisher mehr glatte 
Haut dadurch, daß anläßlich des Einsinkens und Zurückbildens des 
Bindegewebes die größeren Drüsensäckchen als feine Warzen hervor- 
treten, ziemlich rauh und körnig, die Oberseite verdunkelt sich oft 
bis zu tiefem Schwarz und der Kamm des Männchens verschwindet 
oder bleibt nur als ganz niedriger Hautsaum noch einige Zeit erhalten; 
da in letzterem Falle die hellen Stellen desselben häufig gelb werden, 
so erscheint er dann von der Grundfarbe des Körpers besonders schön 
abgehoben. Nur ausnahmsweise bleibt die Fleckenzeichnung auch 
nach der Brunst noch bestehen, zeigt sich dann aber oft viel schärfer 
ausgeprägt, als während des Wasserlebens, so daß man besonders 
unter den am Lande gefundenen Weibchen manchmal auf Stücke 
stößt, die durch ihre Zeichnung fast an marmoratus erinnern; die 
Angaben einzelner Autoren über das Vorkommen der letzteren Art 
in der Schweiz und in Italien sind jedenfalls auf derartig gemarmelte 
Individuen von alpestris zurückzuführen. Der Körper ist überdies 
mit zahlreichen weißen Wärzchen besetzt, die besonders an den 
Rumpfseiten hervortreten. 

Junge Tiere haben einige Ähnlichkeit mit weiblichen vulgaris ; 
die Grundfarbe des Körpers ist hier lederbraun, die hellere Rücken- 
mitte nach außen zu durch ein dunkles, bräunliches Band begrenzt, 
welches nach innen zu meist scharf abgesetzt, wellig oder zackig 
erscheint, nach den Seiten zu aber immer lichter werdend sich nach 
und nach in Punkte auflöst. Beim Weibchen bleibt diese Färbung 
manchmal auch im erwachsenen Zustande bestehen, nur daß hier 
das dunkle Band beiderseits des Rückens oft breiter ist und sich nach 
außen zu in ein mehr oder weniger grobmaschiges Netzwerk auflöst, 
das die ganzen Körperseiten überzieht. Stücke dieser Form unter- 
suchte ich namentlich aus den Karpathen. 

Die in den 1600—1800 m Meereshöhe gelegenen Bergseen und 
Tümpeln lebende var. Rerseri Wern. zeichnet sich durch die enorme 
Größe des Kopfes aus, welcher von oben gesehen fast kreisrund er- 
scheint, breiter als der Rumpf und von der Schnauzenspitze bis zur 
Kehlfalte gemessen höchstens etwas über drei mal in diesem enthalten 
ist; auch ist der Schwanz höher und der Rumpf des Männchens kürzer 
als bei der Stammform, so daß das nach vorne angelegte Hinterbein 
mit der Spitze der längsten Zehe den Ellbogen des nach rückwärts 
gestreckten Vorderbeines erreicht. Beim Weibchen ist außerdem 
die blaue Grenzzone, welche die Rückenfärbung von dem Orange 
des Bauches trennt, ungefleckt und die untere Schwanzschneide mit 
Ausnahme des vordersten Teiles dunkel und fast einfarbig oder mit 
zahlreichen, dicht hintereinander stehenden aber nicht scharfen QOuer- 
binden besetzt, seltener wie beim Männchen unregelmäßig gefleckt. 
— Die Größe beträgt 9—II cm. 

Triton alpestris ist vorzugsweise ein Gebirgstier und steigt unter 
allen mitteleuropäischen Molchen in vertikaler Richtung am höchsten 
empor, so daß er stellenweise noch in 2500 m über der Meeresfläche 
zu finden ist, obwohl er anderseits in den zwischen den Bergen liegen- 


Triton. 99 


den Tälern auch bis gegen IO0 m hinabgeht. Zu seinem Aufenthalte 
zieht er klares, von Quellen und Schneeschmelzen gespeistes Wasser 
vor, daher er hauptsächlich die Seen und Teiche des Hochlandes, 
sowie namentlich die in Bergwäldern gelegenen Tümpel und Wasser- 
ansammlungen bewohnt; auch in den zum Behufe der Viehtränke 
neben den Sennhütten aufgestellten Wassertrögen ist er nicht selten 
zu finden; in ganz ebene Gegenden ist er wohl nur durch Herab- 
schwemmung gelangt. In höheren Lagen stets allein vorkommend, 
teilt er in den Tälern oft seinen Aufenthalt mit anderen Gattungs- 
verwandten. Hier laicht er stets früher als die letzteren, während sich 
im Gebirge die Fortpflanzungszeit oft bis in den Juli hineinzieht. 
In Bewerbung und Samenablage gleicht er seinen Verwandten. Der 
vom Männchen ausgeschiedene Spermatophor stellt ein weißes, 
I—I%, mm breites und 4—5 mm langes Band vor und wird gewöhn- 
lich nahe der Schnauzenspitze des Weibchens abgesetzt, dem dann, 
während es über ihn hinwegkriecht, ein bald größerer bald kleinerer 
Teil der Samenmasse an der Kloake kleben bleibt und in dieselbe 
eindringt. Ebenso wie ein Männchen mehrere Weibchen befruchten 
kann und mitunter selbst an einem und demselben Tage mehrere 
Spermatophoren ausscheidet, so findet auch die Aufnahme des 
Samens seitens der Weibchen in derselben Saison zu wiederholten 
Malen statt. Die Eier werden in der Regel einzeln, manchmal aber 
auch zu kleinen Schnüren und Klumpen verbunden an Wasser- 
pflanzen gelegt und beträgt deren Anzahl bei einem einzigen Weibchen 
oft bis zu anderthalb hundert; die Legezeit selbst zieht sich oft durch 
5—6 Wochen lang hin; desgleichen wird der Laich oft schon am 
nächsten Tage nach der Befruchtung, mitunter aber auch erst 7—8 
Tage nach derselben abgesetzt. Die mehr ovalen, von einer anfangs 
durchsichtigen, später aber trübe werdenden Gallerthülle umschlos- 
senen Eier haben samt letzterer etwa 2.5—3 mm Durchmesser und 
brauchen 2—3 Wochen zu ihrer Entwicklung. 

Die beim Ausschlüpfen 7—8 mm langen Larven sind ziemlich 
schlank, haben einen breiten, vom Rumpfe deutlich gesonderten 
Kopf mit langen, mehr dickstieligen Kiemen. Der Körper ist oben 
nicht bogig, sondern vollkommen geradlinig, gegen den Bauch zu 
ziemlich verdickt und an den Seiten mit 12—ı3 Querfurchen ver- 
sehen. Die Beine sind kurz und stämmig, die vorderen meist etwas 
länger als die hinteren, die kurzen Finger und Zehen am Ende plötz- 
lich stumpf zugespitzt. Der Schwanz hat an seinem allmählich zu- 
gespitzten Ende einen ganz kurz vorragenden dornartigen Fortsatz, 
der aber im Laufe des Wachstums verschwindet, also nur bei jüngeren 
Larven bemerkbar ist; der schon im Nacken beginnende Flossen- 
saum ist fast in seinem ganzen Verlaufe von ziemlich gleicher Höhe. 
Jüngere Larven sind im allgemeinen mehr dunkel gefärbt, indem die 
gelbliche oder bräunliche Grundfarbe durch zahlreiche Punkte so 
verdrängt wird, daß sie kaum zur Geltung kommt, was namentlich 
gegen die Schwanzspitze zu der Fall ist, welche durch immer mehr 
- steigende Zunahme des dunklen Pigmentes nahezu schwarz erscheint. 
Die Unterseite ist ungefleckt, weißlich, am Bauche rosenrot, an den 
Seiten metallglänzend; die ebenfalls dunkel gesprenkelten Kiemen 


in 


100 Salamandridae. 


haben gelblich- oder bräunlichrote Strahlen. Mit zunehmendem 
Wachstume tritt allmählich die Bepuderung gegen die Grundfarbe 
zurück, letztere bildet immer mehr von der dunklen Pigmentierung 
umrandete inselartige Flecken, der Bauch wird nach und nach gelb 
und an seinen Seiten, sowie an der Unterschneide des Schwanzes er- 
scheinen endlich die für das erwachsene Tier so charakteristischen 
schwarzen Tupfenflecken. Auch die Geschlechter sind schon im 
Larvenzustande zu erkennen, indem die Männchen durch stumpferen 
Schwanz und dunklere Färbung, die Weibchen dagegen durch spitzeren 
Schwanz und helleres Kolorit ausgezeichnet sind. 

Die Entwicklung der Larven nimmt gewöhnlich 3—4 Monate 
in Anspruch und sind die Jungen nach Abschluß der Metamorphose 
in der Regel 30—35 mm lang. In höheren Lagen zieht sich jedoch die 
Ausbildung der Larven viel länger hinaus und kommt es hier unter 
minder günstigen Verhältnissen nicht selten vor, daß selbe nicht nur 
überwintern, sondern selbst mehrere Jahre zu ihrer Verwandlung 
brauchen. Diese Larven wachsen im zweiten Jahre bis gegen 60 mm 
heran und erlangen, wenn sie noch weiter überwintern, nach und nach 
nicht nur die Größe der Alten, sondern auch die vollkommene Ge- 
schlechtsreife, ohne dabei die Kiemen zu verlieren und ist es nicht un- 
möglich, daß manche davon ihr ganzes Leben lang in dieser Axolotlform 
verharren und sich auch in derselben fortpflanzen. Solch neotenische 
Formen kommen bei keiner Molchart so häufig wie bei alpdestris 
vor und sind namentlich am Südabhange der Alpen an manchen 
Örtlichkeiten nahezu ständig, so daß sie daselbst in einigen Seen in 
eben solcher Anzahl wie die ausgebildeten Tiere gefunden werden. 

Triton alpestris ist, wie schon erwähnt, ein Bewohner der Berge 
und sind daher als seine eigentliche Heimat das deutsche und fran- 
zösische Mittelgebirge, die Alpen und Karpathen sowie ein Teil der 
Apenninen, des Karstes und des Balkans zu bezeichnen. — Im deut- 
schen Mittelgebirge reicht seine Verbreitung in nordsüdlicher Richtung 
vom Teutoburger Walde und dem Weser-Berglande durch das Sauer- 
land, das Egge-Gebirge und den Harz, ferner durch die Eifel, den 
Westerwald und das hessische Bergland, sowie durch den Taunus, 
die Rhön und den Thüringer Wald, den Spessart und Odenwald bis 
in den Schwarzwald und Jura hinab. Von hier aus tritt das Tier 
einerseits durch den Frankenwald und das Vogtland in östlicher 
Richtung in das Erz- und Riesengebirge sowie in die Sudeten, ander- 
seits in südöstlicher Richtung in den Böhmerwald über. In den Alpen 
und Karpathen ist die Art an geeigneten Stellen wohl durchwegs zu 
Hause, während der Karst und die Apenninen dieselbe nur in ihren 
nördlichsten Ausläufern zu beherbergen scheinen. Im Karste ist 
albestris nur aus dem nordwestlichsten Teile desselben, dem Tarno- 
wanerwalde bei Görz, bekannt, woselbst er in den allerdings ziemlich 
spärlich verteilten klaren Waldtümpeln in etwa 1000 m Meereshöhe 
allenthalben ziemlich häufig ist; in den Apenninen kommt er nur 
etwa bis zum 44. Breitegrad vor, nach Süden zu dürfte er den Arno 
wohl kaum überschreiten. Was endlich die Balkanhalbinsel betrifft, 
so ist das Tier in Dalmatien nach Kolombatovic bisher nur in zwei 
Exemplaren vom Berge Svilaji (T000 m) bekannt und außerdem noch 


Triton. 101 


von Möllenhof und Werner in Bosnien sowie von Oertzen am 
Parnaß gesammelt worden. — Von Deutschland tritt dann albestris 
durch Belgien und Luxemburg nach Frankreich über, woselbst er 
hauptsächlich in den Ardennen, Argonnen und Vogesen sowie über- 
haupt im Norden des Landes vorkommt, hierbei aber kaum bis zum 
46. Breitengrade hinabgeht; in Südfrankreich scheint er, von der noch 
zum Alpengebiet gehörenden südöstlichsten Ecke abgesehen, durch- 
weg zu fehlen. Dasselbe ist nahezu mit der Pyrenäen-Halbinsel der 
Fall, woher er bisher von Bosca nur aus den asturischen Gebirgen 
angeführt wird; da er aber letztere kaum auf einem anderen Wege 
als durch die Pyrenäen erreicht haben kann, so dürfte er wohl auch 
noch in diesen aufgefunden werden. Eine Anzahl spanischer (ohne 
nähere Bezeichnung des Fundortes) von mir im Wiener Hofmuseum 
untersuchter Stücke zeigen häufig an den Seiten des Bauches große, 
schwarze Flecken, die entweder nach oben zu mit der Körperfarbe 
zusammenhängen oder auch von derselben getrennt ziemlich weit 
nach unten und innen stehen; auch erscheint die untere Schwanz- 
schneide öfter ungefleckt. 

Aus diesen, die eigentliche Heimat unseres Molches darstellenden 
Höhen ist nun derselbe längs der davon abgehenden Flußläufe teils 
durch aktive Wanderung, teils und wohl häufiger und wahrschein- 
licher noch durch passive Verschwemmung von seinen ursprünglichen 
Wohnplätzen nach abwärts und auf diese Weise besonders längs der 
Lippe, Ems, Hunte, Weser und Elbe sowie deren Nebenflüssen in 
die norddeutsche Tiefebene und zwar durch Westfalen, Hannover 
und Oldenburg bis Bremen und Hamburg gelangt. In den östlich 
von der Elbe gelegenen deutschen Tieflanden scheint das Tier nicht 
mehr vorzukommen, da es schon bei Magdeburg und Halle fehlt. — 
Auf ebensolche Art ist aldestris wohl auch aus den zunächst liegenden 
Bergen in die Gegenden von Bonn, Koblenz, Mainz, Leipzig, Wien 
u. a. gelangt. — Das von Nilson erwähnte Vorkommen bei Landskron 
und Rönneberg in Schweden scheint mir nicht wahrscheinlich, zumal 
das Tier bisher weder auf Jütland noch in Großbritannien gefunden 
ward. 

Interessant ist noch die Neigung dieser Art zum Albinismus 
und sind besonders in bedeutenden Höhen in einzelnen Alpenseen 
mehr oder weniger leukotische Formen oft ziemlich häufig zu 
finden; in dieser Richtung, sowie bezüglich der nicht selten vor- 
kommenden Neotenie erinnert das Tier etwas an den bekannten 
Axolotl. 

In der Gefangenschaft dauert alpestris gut aus und verweilt 
auch außer der Brunst öfters und auf längere Zeit im Wasser. Ja 
wenn man ihn ohne Insel und in das Heraussteigen nicht ermög- 
lichenden Gläsern hält, so kann man ihn wohl auch ganz zum Wasser- 
tiere machen; solche Stücke nehmen gewöhnlich eine tiefschwarze 
Färbung an. — Die Fütterung unterliegt keinerlei Schwierigkeit 
und da das Tier vermöge seines besonders entwickelten Geruchsinnes 
_ das Futter schon aus ziemlicher Entfernung wittert, so braucht man 
ihm dasselbe nicht an die Nadel gespießt vorzuhalten, sondern genügt 
es meist, dasselbe einfach in das Aquarium hineinzuwerfen. 


102 Salamandridae. 


13. Triton marmoratus: Dentium palatinorum series postice modice 
divergentes, ultra dimidium cranii non prolongatae. Rostrum 
rotundatum, depressum. Dorsum granulosum. Gula laevis, 
plica transverva instructa. — Long. I2—I4 cm. 

Triton Gesneri Laur. Synops. reptil. pag. 38, 37 (1768). — Sala- 
mandra marmorata Latr. hist. nat. d. Salam. pag. 29 et 33, 2, 
tab. III, fig. 2 (1800). — Triton marmoratus Oppel Ord. Fam. 
u. Gatt. d. Reptil. pag. 8ı (I8ırı). — Hemisalamandra mar- 
morata Duges Ann. scienc. nat. XVII, pag. 261, 4 (1852). — Pyro- 
nicia marmorata Gray. Proc. Zool. Soc. Lond. pag. 137 (1858). 
— Molge marmorata Bouleng. Catal. Batr. grad. et apoda pag. 
ıI (1882). 

mas. Crista dorsali a cervicibus incipiente undulala, integra, supra 
anum humıli, supra caudam_ elevatissima. 

fem. Crista dorsali obsoleta, dorso linea mediana flavescente. 


Pleurodeles Waltli Bonap. Iconogr. fauna ital. tab. 85, fig. 5 
(1841). 


Tpus: Supra virens, maculis atris plus minusve confluentibus sig- 
natus,; subtus fusco-nigrescens, abdomine lateribusgue albo- 
punctulatıs. 


var. a) Supra fuscescens, dorsi maculis brunneis. 

var. b) Maculis obscuris per longitudinem plus minusve confluentibus. 

juv. Supra laete viridis, nigromaculatus ; subtus fuscescens, concolor ; 
linea vertebrali acieque caudae inferiore miniaceıs. 


?Salamandra elegans Lesson Rev. zool. soc. Cuv. pag. 199 (1839). 


Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und gedrungen, in der 
Mitte merklich bauchig verdickt oder aufgetrieben. Der Kopf ist 







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Fig. 17. 
Triton marmoratus Latr. 


kurz, kaum länger als breit, mit nach vorn stumpf zugerundeter, 
oben etwas abgeplatteter Schnauze und mit — wenigstens bei Wein- 
geistexemplaren — schon mit freiem Auge sichtbaren Poren, die oft 
ziemlich deutlich gereiht, oft aber auch mehr vereinzelt und zerstreut 
stehen. Die Zügelgegend ist nur wenig vertieft, die Schnauzenkante 
aber immerhin deutlich. Die ziemlich großen aber schwach gewölbten 
Augen sind vollkommen vertikal gestellt, von länglich ovaler Form, 
der sie trennende Zwischenraum breiter als ein oberes Augenlid und 


Triton. 103 


breiter als der Internasalraum. Die an der Schnauzenspitze stehenden 
verhältnismäßig großen Nasenlöcher sind nach vorne gerichtet und 
etwa ebensoweit wie die Augen vor der Mundspalte entfernt; letztere 
ragt über den Hinterrand der Augen hinaus und zeigt zur Brunstzeit 
an der Oberlippe gut entwickelte Hautsäume. — Die Kehlfalte ist 
deutlich. Die Parotiden sind nach hinten zu als schwache Auf- 
treibungen bald mehr, bald weniger bemerkbar. Die Gaumenzähne 
bilden zwei nach rückwärts mäßig divergierende Reihen, die entweder 
gleich an ihrem Ursprung auseinandertreten, oder aber im Anfange 
ihres Verlaufes auf größere oder geringere Erstreckung einander 
genähert, oft fast parallel bleiben, und nach hinten etwa bis zur 
Mitte des Kopfes reichen. Die Zunge ist etwas verlängert kreisförmig, 
seitlich in ziemlicher Ausdehnung frei, hinten in einen kurzen stiel- 
artigen Anhang fortgesetzt, der unter eine vom Boden der Mund- 
höhle abgehobene Hautfalte hineinreicht. Die Beine sind kräftig, 
die hinteren merklich stärker als die vorderen, der Schwanz etwa 
so lang als der Körper. Die Haut ist fein samtartig chagriniert, und 
wenigstens bei erwachsenen Stücken immer auch noch mit zerstreuten 
erhabenen Körnern besetzt, die auf der Oberseite des Körpers sehr 
gut hervortreten, nach den Rumpfseiten zu aber undeutlicher werden 
und auf der Unterseite vollkommen verschwinden. 

Die Färbung der Oberseite zeigt meistens ein schönes, gesättigtes 
Dunkelgrün, kann jedoch durch Gelb- oder Apfelgrün ins Olıven- 
farbene, ja selbst bis ins Bräunliche übergehen. Diese Grundfarbe 
ist stets durch eine größere oder geringere Anzahl großer, unregel- 
mäßiger, sehr scharf begrenzter Flecken unterbrochen, welche, ge- 
wöhnlich mit Ausnahme einiger kleiner gegen die Rückenmitte zu 
stehender, fast immer mehr oder weniger zusammenfließen und 
inselartige Flecken der Grundfarbe einschließen. ‘Je ein Flecken 
auf den oberen Augenlidern und in der Parotidengegend sowie an 
der Hand- und Fußwurzel sind fast immer beständig. Mitunter 
fließen auch die hintereinander stehenden Makeln zu mehr oder 
weniger vollständigen Längsbinden zusammen, was namentlich bei 
portugiesischen Stücken oft vorkommt. Die Farbe dieser Flecken 
ist bei den grüngefärbten meist ein tiefes Schwarz, bei den bräun- 
lichen Stücken aber in der Regel braun, doch stets viel gesättigter 
als die Grundfarbe, von ihr sehr deutlich abgehoben, lebhaft kastanien- 
braun oder zimmtfarben. Die der Oberseite eingestreuten Körner sind 
bei allen Varietäten dunkler tiefbraun oder schwarz, mit hornartigem 
Glanze. Die dunklen Marmorflecken des Rückens dehnen sich stets 
auch auf die oberen Teile des Schwanzes aus, während dessen untere 
Hälfte, wenigstens nach vorn zu, fast immer einfarbig ist. Über die 
Mitte des Schwanzes zieht sich in seiner ganzen Erstreckung ein bald 
mehr, bald weniger breites, perlmutter- oder selbst silberglänzendes 
Längsband hin. Die Unterseite wechselt von Braunrot durch Schwarz- 
braun und Schwarzgrau bis fast zum reinen Schwarz, ist jedoch fast 
immer durch weißliche, im Leben mehr oder weniger deutlich gerötete 
- Punkte gesprenkelt, die entweder mehr vereinzelt und zerstreut 
stehen, oder aber in größere Partien gruppenweise vereinigt sind, 
was besonders auf der Kehle und am Rande des Unterkiefers häufig 


104 Salamandridae. 


auftritt. In äußerst seltenen Fällen kommt es vor, daß durch In- 
einanderfließen solcher in Gruppen beisammenstehender Punkte 
Flecken entstehen, welche die Grundfarbe der Unterseite unter- 
brechen, oder durch wechselseitiges Zusammenfließen mehr weniger, 
ja selbst ganz verdrängen, so daß dann die Bauchseite einfarbig 
weißlich, im Leben mehr weniger rötlich gefärbt erscheint. Die 
mit sehr ausgebildeten Warzen versehene Kloake ist mit dem Unter- 
leibe meist gleichfarbig, die Beine in Zeichnung und Färbung mit 
dem Körper übereinstimmend, die Zehen sehr regelmäßig hell und 
dunkel geringelt, an der Spitze meist bräunlich und durchscheinend. 

Das Männchen besitzt zur Brunstzeit einen stark ausgebildeten, 
zwar wellig gebogenen, aber dennoch ganzrandigen Hautkamm, der 
im Nacken beginnend sich schnell erhebt, über den ganzen Rücken 
an Höhe ziemlich gleich bleibt, zwischen den Hinterbeinen zwar 
plötzlich erniedrigt, aber nicht unterbrochen ist, und am Schwanze 
wieder allmählich fast doppelt so hoch wie am Rücken emporsteigt. 
Dieser im allgemeinen dunkle Kamm ist in seinem ganzen Verlaufe 
von in regelmäßigen Abständen hintereinander folgenden, senkrechten 
Streifen unterbrochen, welche bei Weingeistexemplaren meist farblos, 
im Leben aber blaß und schmutzig gelb erscheinen. Der Schwanz 
ist sehr breit lanzettförmig, seine helle Mittelbinde breit und lebhaft 
silberglänzend. 

Das Weibchen besitzt einen nur wenig zusammengedrückten 
Schwanz und statt des Kammes eine leistenartig hervortretende, 
schmutzig gelbe Linie, die in der Regel die Marmorflecken nicht 
durchzieht; die Kehle ist blasser, die helle Mittelbinde des Schwanzes 
weniger deutlich. 

Die am Lande lebenden Stücke zeichnen sich oft durch viel 
lebhaftere Färbung vor den im Wasser lebenden aus. Das bei diesen 
oft nur grauliche oder bräunliche Grün der Grundfarbe ist bei jenen 
häufig bis zum reinsten Apfelgrün gesteigert, die dunkleren Marmel- 
flecken tief schwarz, die Unterseite mitunter schön weinrot und die 
Rückenlinie durch bald blasseres, bald tieferes Karmin oft bis zum 
lebhaftesten Zinnoberrot gesteigert. Da hier durch Zusammenziehung 
der Haut in der Regel auch die erhabenen Drüsenpunkte viel stärker 
hervortreten, so bekommt die Haut eine sehr ausgesprochene, samt- 
artıge Beschaffenheit, was in Verbindung mit der sehr intensiven 
Färbung das Tier dann zu einer wahrhaft prachtvollen Erscheinung 
macht. 

Die Jungen sind im allgemeinen den Alten ziemlich ähnlich. 
Die Färbung der Oberseite ist hier gewöhnlich ein schönes Spangrün, 
das von dunklen Marmorflecken und einer lebhaft mennigroten 
Rückenlinie unterbrochen wird. Die Unterseite ist einfarbig bräun- 
lich oder graugelb, die für das alte Tier meist so bezeichnenden 
helleren Punkte nicht bemerkbar. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich I12—I4 cm. 

Triton marmoratus ist mehr ein Bewohner der Ebene, und wenn 
er ab und zu, wie namentlich in Portugal, auch in gebirgigen Land- 
strichen vorkommt, so steigt er doch kaum über 400 m Meereshöhe 
empor. Er findet sich gewöhnlich in Gesellschaft von palmatus und 


Triton. Io 5 


Boscae, mitunter auch von cristatus und ist bezüglich seiner Wohn- 
plätze nicht sehr wählerisch, indem er mit jeder Art von Wasser- 
ansammlung, mit Gräben, Sümpfen, ja selbst mit von Regen ge- 
bildeten Tümpeln vorlieb nimmt. Er hält sich viel häufiger und 
länger als seine Gattungsverwandten im Wasser auf, das er überhaupt 
nur im Hochsommer und im Winter verläßt. 

Trotz seiner Häufigkeit in den von ihm bewohnten Gegenden 
ist die Art der Befruchtung noch nicht beobachtet; doch dürfte sich 
dieselbe von der seiner nächsten Verwandten kaum unterscheiden. 
Die Brunst dauert gewöhnlich von Anfang Februar bis Mitte Mai; 
doch werden mitunter den ganzen Sommer bis in den September 
hinein einzelne paarungslustige Männchen angetroffen, obwohl um 
diese Zeit die meisten Larven schon erwachsen und sogar als ganz 
ausgebildete Junge bereits am Trocknen sind, da die 8—ıo Wochen 
dauernde Entwicklung gewöhnlich schon um die Mitte Mai herum 
beendet ist. — Die Eier werden meist einzeln, am häufigsten zwischen 
zusammengebogene Blätter, gelegt, haben eine gelbliche oder grün- 
liche Färbung und samt der sie umschließenden eiförmigen Gallert- 
hülle 3—4 mm Durchmesser; ihre Zahl ist stets eine bedeutende und 
kann oft über 200 betragen. 

Die ziemlich kräftigen Larven haben einen großen, kaum ab- 
gesetzten Kopf und sind durch ihr in einen langen Faden ausgezogenes 
Schwanzende den Larven des cristatus ähnlich, von denen sie sich 
jedoch durch die geringere Zahl der Querfurchen am Rumpfe (13, 
selten 12) unterscheiden. Die Kiemen sind lang, die oberste nicht 
selten die Rumpfmitte überragend, mit mäßig ausgebildeten Fransen. 
Der sehr hohe Rumpf ist nach unten bauchig verdickt, an den Seiten 
mit einer seichten Längsfurche versehen; der Schwanz länger als der 
übrige Körper, sein hoher Flossensaum nach vorne bis zum Nacken 
reichend. Die Beine sind sehr lang und dünn, in der Jugend die 
hintern jedoch sehr kurz, die Hand länger als der Oberarm und der 
Fuß sogar länger als das ganze Bein; die anfangs ebenfalls sehr langen 
und dünnen, an der Spitze fast fadenförmigen Finger werden später 
dicker und drehrund. — Die frisch ausgekrochenen etwa Io mm langen 
Larven haben einen schwärzlichen Rücken und gelbe, ebenso gestreifte 
Seiten. Nach dem Erscheinen der Vorderbeine verschwinden die 
dunklen Seitenstreifen, die Kiemen und der Schwanzfaden bilden 
sich zurück und die Färbung geht allmählich durch Grünlichbraun 
in Span- oder Apfelgrün über, während an der Stelle des oberen 
Flossensaums eine mennigrote Vertebrallinie und am Körper immer 
größer werdende schwarze oder braune Punkte und Flecke erscheinen. 
— Die ersten Larven werden schon im April, die letzten im August 
oder September angetroffen; ein Überwintern scheint nicht vor- 
zukommen, neotenische Exemplare sind mir nicht bekannt. Nächst 
Triton Waltli besitzt marmoratus wohl unter allen Molchen die größten 
Larven, da sie mitunter bis 70 mm Länge erreichen, bevor sie das 
Wasser verlassen. Die Jungen führen eine ausschließlich terrestrische 
- Lebensweise und werden nicht selten beim Pflügen aus der Ackererde 
zutage gefördert. 

Triton marmoratus gehört ausschließlich der Fauna West- 


106 Salamandridae. 


europas an und ist bisher nur in Frankreich und auf der Pyrenäen: 
Halbinsel gefunden worden. Im ersteren Lande erstreckt sich seine 
Verbreitung vom 48%," n. B., also etwa von einer durch die Bretagne 
und Fontainebleau gezogenen Linie an, durch die ganze westfranzö- 
sische Ebene bis zu den Pyrenäen; außerdem kommt er daselbst 
noch in der an das Mittelmeer grenzenden unteren Rhone-Ebene 
vor. — Vom südwestlichsten Teile Frankreichs tritt dann das Tier 
über die Pyrenäen durch Alt-Castilien, Asturien und Galicien nach 
Portugal über, hier, wie es scheint, auch mehr in den ebenen Teilen 
des Landes, bis zum Kap Vincent hinabgehend. — Aus den anderen 
Teilen Spaniens sind mir keine Fundorte bekannt. 

In der Gefangenschaft hält sich marmoratus mit Vorliebe im 
Wasser auf; er erfreut hier durch die Eleganz seiner Schwimm- 
bewegungen sowie durch den hohen Grad der Zahmheit, den er 
erreicht, indem er nicht nur seinen Pfleger leicht kennen lernt, sondern 
sich auch bald den Futterplatz und die Zeit der Fütterung merkt. —. 
Die in Aquarien gelegten Eier sind schwer zur Entwicklung zu bringen, 
da sie häufig verpilzen. 


14. Triton Blasii: Dentium palatinorum series postice modice diver- 
gentes, ultra dimidium cranii valde prolongatae. Rostrum con- 
vexum. Dorsum et latera cum gula pedibusque subtus granosa. — 
Long. 1I5—ı8 cm. 


Triton Blasii de l’Isle du Drenoef Nat. zool. sur un nouv. Batrac. 
urod. de France. Ann. scienc. natur. ser. 17, IV, pag. 364, tab. XII, fig. 
I, 2, 4 (1862). - Triton marmoratus var. Strauch. Revis. Salam. 
pag. 46 (1870). — Triton Blasiusi Bedrg. Lurche Europ. II. 
pag. 349, 14 (1879). 
mas. Crıista dorsali ante oculos incipienti valde elevata, serrata, supra 
anum interrußta. 


fem. Crista dorsali obsoleta, dorso linea mediana auranltiaca. 


Triton marmoratus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. tab. 85, 
fig. 4 (1841). 
Typus. Supra virens, maculis fuscis plus minusve confluentibus sig- 
natus; subtus aurantiacus, nıgromaculatus. 


var. a) Supra immaculatus, punctis crebris fuscis subdistinctis ad- 
spersus; caudae acie inferiore aurgntiaca. 


var. b) Taenia dorsali maculisque corporis reticulatis nıgrofusces- 
centibus (9). 


Dieser Molch ist keine eigene Art, sondern nur ein Kreuzungs- 
produkt von marmoratus und cristatus, was schon lange vermutet 
und in neuerer Zeit durch direkte Zuchtversuche, namentlich seitens 
Wolterstorffs, dem es zuerst gelang, die Larven bis zu ihrer 
gänzlichen Vollendung durchzubringen, erwiesen ward. Da aber 
das Tier noch allseitig als Spezies angeführt wird, so will auch ich 
von diesem Usus nicht abweichen, wobei ich nur bemerke, daß der 
Name ‚Triton Blasit‘“ bloß als eine Art Kollektivbezeichnung für 
alle zwischen marmoratus und cristatus möglichen und vorkommenden 
Bastardformen aufzufassen ist. 


Triton. 107 


Wie aus der Natur der Sache hervorgeht, ist daher Blasıi durch 
feste und ständige Merkmale kaum zu charakterisieren, da ja selbe 
bei Mischformen nicht immer gleich bleiben, von sehr mannigfachen 
Umständen und Verhältnissen abhängen und namentlich durch das 
bei der Fortpflanzung kräftigere Individuum beeinflußt werden dürften. 
Es wird daher auch die hier folgende Beschreibung des Tieres nur 
eine in den allgemeinsten Zügen gegebene sein, die für die am häufig- 
sten auftretenden Zwischenformen paßt, aber durch Übergänge 
derselben untereinander oder in eine der beiden Stammformen in der 
mannigfachsten Weise alteriert und modifiziert werden kann. 

Die meisten Blasii ähneln im Habitus, so namentlich durch 
die Kopfform, den längeren Rumpf und den kürzeren Schwanz, 
durch die schwächeren Beine und den in der Beckengegend unter- 
brochenen, meist mehr oder weniger gesägten und ungefleckten 
Kamm sowie durch die Färbung der Unterseite dem cristatus, während 
sie sich wieder anderseits durch die Farbe und Zeichnung des Ober- 
körpers dem marmoratus nähern. 

Der Körper ist in der Regel ziemlich schlank, der Kopf länger 
als breit, nach rückwärts kaum merkbar halsartig verengt. Die 
ziemlich hohe Schnauze ist vorne breit zugerundet, in der Zügel- 
gegend kaum. vertieft, mit verrundeter Seitenkante; die mäßig 
großen und wenig vorstehenden Augen sind vertikal gestellt, ihr 
Abstand breiter als ein oberes Augenlid und als der Internasalraum. 
Die Nasenlöcher und die Augen sind ziemlich gleich weit von der 
Mundspalte entfernt, diese bis hinter die Augen reichend; der Ober- 
lippensaum ist zur Brunstzeit gut entwickelt, die Kehlfalte deutlich. 
Die Gaumenzähne stehen in zwei langen, vorne parallelen, nach 
hinten divergierenden Längsreihen, die mäßig große, seitlich freie 
Zunge ist kreis- oder eiförmig. Die Vorderbeine sind schlank und 
lang, die hintern besonders beim Weibchen dicker und stämmiger, 
der Schwanz am Ende allmählich zugespitzt. Die sehr dicht chagri- 
nierte Haut ist oben mit dicht gestellten, von einem dunklen Höcker 
gekrönten Wärzchen bedeckt, die auch auf den Rumpfseiten noch 
gut hervortreten und sich, obwohl feiner werdend, bis auf die Kehle 
und die Unterseite der Beine, ja manchmal sogar auf den quergerunzel- 
ten Bauch fortsetzen. 

Was die Färbung betrifft, so ist hier das lebhafte Grün des 
marmoratus durch die Einwirkung des cristatus mehr verdüstert 
und zeigt die Oberseite gewöhnlich ein schmutziges Olivengrün, das 
durch dunklere, meist bräunliche Flecken unterbrochen wird; letztere 
sind vorwiegend länglich, unregelmäßig winkelig öder zackig, am 
Rande oft mit der Grundfarbe verflossen und am Rücken häufig 
in zwei mehr oder minder deutliche Längsreihen gestellt, während 
die Rumpfseiten mehr rundliche und kleinere, von zahlreichen weißen 
Punkten begleitete und unterbrochene Makeln tragen. In manchen 
Fällen nehmen die Flecken an Größe und Anzahl so zu, daß durch 
deren Zusammenstoßen und Verfließen die Grundfarbe nur mehr 
“in der Form kleiner Felder und unregelmäßiger Schnörkel zurück- 
bleibt, ja manchmal ist die ganze Oberseite vollkommen einfarbig 
und zeichenlos. Alle diese Nuancen treten aber meist nur im Wasser 


108 ’ Salamandridae. 


deutlich hervor, während die Tiere im Trockenen in der Regel ein 
einförmiges, schmutziges Schwarzgrün zeigen, das nur selten die Spur 
einer Zeichnung erkennen läßt. Die Färbung und Fleckung des 
Körpers ist gewöhnlich auch auf die Oberhälfte des Schwanzes fort- 
gesetzt, während die Unterseite und meist auch der ganze hintere 
Teil desselben bräunlich gelb ist. Finger und Zehen sind gelblich 
und dunkel geringelt. Die Färbung der Unterseite ist in der Regel 
ein Gemisch von Weiß und bräunlichem Orange, wobei das letztere 
bald überwiegt, bald nur als Mittelzone auftritt oder manchmal 
auch ganz fehlen kann; mitunter zeigt der Bauch auch eine trüb 
weinrote Farbe. Außerdem ist derselbe, namentlich bei Vorherrschen 
des Orange, gewöhnlich mit mehr oder weniger hervortretenden 
rundlichen schwarzen Flecken, sowie mit weißen oder gelblichen 
Punkten besetzt. Die Kloake ist bald vorwiegend schwarz, bald 
wieder mehr gelb gefärbt. 

Das Männchen besitzt längs des Rückens eine niedrige Vertebral- 
leiste, welche sich zur Brunstzeit zu einem hohen, schon oft vor den 
Augen beginnenden Kamm entwickelt, und, zwischen den Hinter- 
beinen meist unterbrochen, dann in den noch weit höheren Flossen- 
saum des Schwanzes übergeht. Dieser Kamm ist nur selten gerade 
und ganzrandig, ebenso selten aber auch scharf gesägt oder zackig, 
sondern gewöhnlich mit mehr oder weniger unbestimmten und 
wechselnden Kerben oder welligen Lappen versehen; obwohl am 
Rücken in der Regel einfarbig grau oder bräunlich, weist er daselbst 
doch manchmal Spuren von Flecken oder senkrechten Querstreifen 
auf. Der Hinterteil des Schwanzes ist von einer milchweißen oder 
silberglänzenden Längsbinde durchzogen, die gelbliche Kehle fast 
immer dunkel gefleckt, die stark wulstige, fast in ihrer ganzen Länge 
gespaltene Kloake vorherrschend schwarz gefärbt. 

Das Weibchen hat statt des Kammes eine deutlich ausgeprägte, 
schon hinter den Augen beginnende gelbe, selten mehr rötliche Verte- 
bralfurche, in der sich manchmal in der hinteren Rückenhälfte eine 
stumpfe, leistenartige Kante erhebt. Die gewöhnlich dunkelbraune 
Kehle ist meist ungefleckt, die Kloake vorherrschend gelb, der Schwanz 
ohne lichte Seitenbinde. 

Triton Blasii ist unstreitig der größte aller europäischen Molche, 
indem seine Gesamtlänge 15—ı8 cm beträgt. 

Junge Tiere sind in der Regel oben schwärzlich und mit zer- 
streuten, unregelmäßigen, schmutzig grasgrünen Makeln versehen, 
die mit schwarzen Drüsenpunkten besetzt sind. Eine vom Nacken 
bis zur Schwanzspitze hinziehende Linie sowie die untere Schwanz- 
schneide sind zitronengelb, die Rumpfseiten weiß punktiert, die 
Bauchmitte weißgelb. 

Von der hier gegebenen Diagnose können aber einzelne Stücke, 
je nach der Generation, aus welcher sie hervorgehen, bald mehr bald 
weniger abweichen und durch wiederholte Kreuzung der Grundformen 
mit den Mischlingen kann der Charakter der letzteren nach und nach 
so modifiziert und abgeschwächt werden, daß einzelne Stücke oft 
kaum mehr als Bastarde zu erkennen sind und schließlich wieder 
in der einen oder anderen der beiden Stammarten aufgehen. 


Triton, 109 


Die am häufigsten vorkommende Form, der echte Blasıt, zeigt 
den Habitus und die Bauchfärbung des cristatus und wird von vielen 
als ein Kreuzungsprodukt des Männchens des letzteren mit dem weib- 
lichen marmoratus betrachtet; die hingegen weit seltenere, von 
Peracca als Triton Trouessarti!) beschriebene Form zeigt den 
Habitus und die Bauchfärbung des marmoratus und wird von dem 
Autor für einen Blendling des marmoratus Männchens mit dem 
weiblichen cristatus gehalten. 

In seltenen Fällen zeigt die Oberseite statt der Flecken eine 
große Anzahl brauner, mit dem Grunde mehr oder weniger ver- 
fließender Punkte, wobei zugleich die Unterschneide des Schwanzes 
orangefarben wird. Die Weibchen besitzen oft statt der orangegelben 
Mittellinie ein breites, schwärzlich braunes Rückenband, welches 
nach ıaußen zu unregelmäßig begrenzt ist; in diesem Falle ist auch 
die Oberseite mit zahlreichen, schmalen Flecken von derselben Farbe 
bedeckt, welche unter sich mehr oder weniger zusammenfließend eine 
Art Netz bilden, das von der Grundfarbe meist gut abgehoben er- 
scheint. 

Triton Blasii ist, obwohl ein Bastard, so doch fortpflanzungs- 
fähig; seine, mit besonderer Vorliebe auf die Blätter von Ranunculus 
aquatilis abgelegten, rundlichen Eier sind gelbgrün, häufig mit einem 
braunen Flecken und haben mit der sie umschließenden Gallerthülle 
etwa 3 mm im Durchmesser. Die nach 17—20 Tagen auskriechenden, 
hell olivengrünen, mit sehr feinen Atomen gesprenkten Larven 
stimmen durch den dunkel gefleckten Kamm und den fadenförmig 
ausgezogenen Schwanz mit denen ihrer Stammarten überein. 

Das Tier lebt in Teichen, Sümpfen, größeren Wassergräben und 
Tümpeln, namentlich in solchen von verlassenen Steinbrüchen; 
es liebt mehr trübes, pflanzenreiches Wasser und ist ungemein scheu 
und vorsichtig, hält sich vorwiegend in der Mitte und in tieferem 
Wasser auf und steigt nur selten und in langen Abständen auf ganz 
kurze Zeit zum Atemholen auf die Oberfläche empor. Es ist daher 
auch sehr schwer zu erbeuten und sind beim Fange heftige Bewe- 
gungen und helle Kleider möglichst zu vermeiden und überdies hierzu 
Netze mit sehr langem Stiele (2—3 m) nötig. Der weitaus leichtere 
und ergiebigere Fang mit der Angel ist wegen der den Tieren zu- 
gefügten Verletzung weniger ratsam. Der Molch findet sich übrigens 
nur an ganz beschränkten Örtlichkeiten, und, wie es seine Bastard- 
natur mit sich bringt, stets mit marmoratus und cristatus zusammen, 
in manchen Jahren stellenweise häufig, kann er zu anderen Zeiten 
und an anderen Orten wieder recht selten sein. Da sein Wärme- 
bedürfnis gering ist, so hält er sich am liebsten in kühler gelegenen 
Wasseransammlungen auf, welche er gewöhnlich vom März bis in 
den Mai hinein bewohnt; an trüben Tagen, bei Regenwetter und des 
Nachts soll er auch zu dieser Zeit gerne ans Land gehen. 

Blasii ist bisher nur im mittleren und westlichen Frankreich 
gefunden worden, woselbst er in der Bretagne, sowie in den Departe- 

l) Peracca. Sulla bonta specif. del Trit. Blasii de l’Isle e descriz. di una 


nuova forma ibr. di Trit. franc. Boll. Mus. di Zool. ed Anat. comp. Torino, I, Nr. 12 
(1886). 


110 Salamandridae. 
RS 


ments Maine et Loire (bei Angers), de I’Indre (Blanc, Argenton, 
Vaux und Concremiens) und Loire inferieure (Nantes, Vertou, Coueron, 
Doulon, St. Luce) vorkommt. 

Die Gefangenschaft wird von diesem Molche sehr gut und durch 
lange Zeit ertragen, namentlich wenn man die Tiere in ihren natür- 
lichen Lebensbedingungen entsprechende, größere, kühle und reich- 
lich bewachsene Behälter mit tiefem Wasserstande bringt; frisch 
eingesetzte sind oft erst nach längerer Zeit zur Annahme der Nahrung 
zu bewegen, zeichnen sich aber dann durch große Gefräßigkeit aus. 
Das flüssige Element pflegen sie meist nur im Hochsommer mit dem 
Landaufenthalt zu vertauschen, während sie sonst, selbst den Winter 
über, vorwiegend im Wasser verweilen. Zur Fortpflanzung unter- 
einander sind sie in Aquarien bisher wenigstens noch nicht gebracht 
worden; doch kann man, obwohl auch nur schwierig, den Bastard 
aus den Stammarten züchten, was noch am ehesten gelingt, wenn 
man marmoratus mit cristatus von der Form carnifex zusammenbringt. 
Aber auch hier ist es nur bei größter Fürsorge und peinlichster Pflege 
manchmal möglich, die Eier zur Entwicklung und noch schwieriger 
die allfällig glücklich ausgeschlüpften Larven zur Vollendung ihrer 
Metamorphose zu bringen; dasselbe ist auch bezüglich der von ge- 
fangenen Blasii abgesetzten Eier der Fall. 


15. Triton eristatus: Dentium palatinorum series antice subparallelae 
finem versus paululum divergentes. Corpus supra dense verru- 
cosum, plica gularis distincta. Long. 12—I6 cm. 


Typus: Rostrum convexum. Dentium palatinorum series antice 
approximatae. Supra fusculus aut olivaceus, subtus aurantiacus, 
maculis nigrescentibus rotundatis plus minusve conspicnis undi- 
que notatus, lateribus albo granulaltıs. 


Lacerta palustris Linne Syst. nat. I, pag. 201. 8. part. (1758). 
— Triton ceristatus Laur. Synops. reptil. pag. 39, 44 (1768). — 
Triton americanus Laur.|.c. pag. 40, 46 (1768). — Lacerta 
aquatica Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066, 43 (1790). — Gekko 
palustris Meyer Synops. reptil. pag. 22, 2 (1795). — Gekko 
aquaticus Meyer l. e. pag. 24, 5 (1795). — Salamandra cri- 
stata Schneid. Hist. amphib. I, pag. 57, 2 (1799). — Salamandra 
pruinosa Schneid. 1. e. pag. 69, 5 (1799). — Lacerta porosa 
Retz. fauna suec. I, pag. 288 (1800). — Lacerta palustris. Sturm 
Deutschl. Fauna III, 3 (1802). — Molge palustris Merr. Syst. 
amphib. pag. 187, 8 (1820. — Lacerta lacustris Blumenb. Handb. 
d. Naturg. pag. 253, Io (1821). — Triton marmoratus Bonap. 
Iconogr. fauna ital. (1832). — Triton palustris Flem. Brit. anim. 
pag. 157, 6 (1838). — Hemisalamandra cristata Duges Ann. 
d. scienc. natur. 3. ser. XVII, pag. 262, 5 (1852). — Triton asper 
Higginbottom On the Brit. Tritons, Ann. Mag. Nat. Hist. XII, pl. XV, 
fig. I—4, pl. XVI, fig. 5 (1853). — Triton cristatus var. cuclo- 
cephalus Fatio, Faune d. Vertebr. Suisse, III, pag. 527 (1872). — 
Molge cristata Bouleng. Catal. Batr. grad. pag. 8 (1882). — 
Triton .emistatus var. dobrogic,us  Kinitzescu, "Bulet.7Soe: 
d. Sciinte Bucur. XII, pag. 262 (1903). 


mas. Crista dorsali elevatissima, obtuse et modice dentata, supra anum 
conspicue interrupla. Regio analis atrata, cauda ad latera fascia 
pellucida albicante. 


fem. 


juv. 


Triton. ErTT 


Crista dorsali obsoleta. Regio analis flavida. Cauda fascia 
laterali »subconspicua, acıie inferiore aurantiaca. 
Supra fusco-olivaceus, obscure maculatus,. subtus flavescens, aut 
concolor, aut maculis nigris passim notatus. 

Triton nycethemerus Michah. Isis, XXIII, pag. 806, 3 (1830). 


Triton marmoratus Bibr. Proced. zool. soc. pag. 23 (1838). — 
Triton Bibroni Bell Brit. rept. pag. 129, c. fig. (1839). 


Subspec. Rostrum depressum. Dentium palatinorum series antice 


mas. 


fem. 


juv. 


var. 
var. 


var. 
var. 


var. 


var. 


connatae. Supra cinereus, olivaceus aut virescens, supra au- 
rantiacus, maculis atrıs vel coerulescentibus notatus, lateribus 
vix albo-granulatıs. 


Salamandra platyura Daub. Encyclop. method. III (1784). 
— Salamandra laticauda Bonn. Encyclop. method. Erpet. pag. 
63, tab. ıı, fig. 4a,b (1789,.— Salamandra platycauda Rusconi 
Am..d. Salamstabıl, ters, 4, tab:ıll, fg, 7, 2,(1821). — Triton 
erıstatus: Bonap. -Faun .ital. (1832), — Triton Karelinii 
Strauch, Revis. Salam. Gatt. M&m. Acad. S. Petersb. VII. ser. XVI, 4. pag. 
42, tab. ı, fig. ı (1870). — Triton longipes Strauch, l. c. pag. 44, 


tab. ı, fig. 2 (1870). — Triton cristatus var. platycephalus 
Fatio, Faune d. Vertebr. Suisse, III, pag. 527 (1872). — Triton Blasii 
Prada, Notiz. nat. e chim. agron. prov. Pavia (1864). — Molge cri- 


stata var. Karelinii Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 10 (1882). 


Crista dorsali modice elevata, acute et profunde serrata, supra 

anum humili aut vix interrußta. 

Crista dorsali obsoleta, dorso linea vertebrali flavescente. 

Supra nigrescens, linea sulphurea vertebrali, per totam corporis 

longitudinem decurrente. Cauda acie inferiore flavescente. 
Triton carnifex. Laur. Synops. reptil. pag. 38, 41 (1768). — 
Gekko carnifex Meyer Synops. reptil. pag. 23, 4 (1795). — Sala- 
mandra carnifex Schneid. Histor. amphib. I, pag. 7I, 7 (1799). 
— Petroponia nigra Massalongo Mem. nuovi ann. d. science nat. 
Bologna, pag. 14, c. tab. (1854). 


a) Supra maculis atris confluentibus maximis fere concolor. 
b) Subtus maculis atris confluentibus maximis fere concolor, 
macula aurantiaca passim notatus. 
c) Subtus ater, concolor. 
d) Subtus aurantiacus, concolor. 
Molge cristata var. flavigastra Fejerväry Beitr. z. Herpetol. 
d. Rhontal. pag. 31 (1909). 
e) Ochraceus, maculis crebris rotundatıs supra virescentibus, 
subtus atris notatus (Turcia). 
f) Supra et subtus laete aurantiacus aut sulphureus, macula nıgra 
passim notatus. 
Triton ictericus Reichenb. Ein zweifelhaft. Triton (1856). 


Der Körper ist gerundet, ziemlich gestreckt und kräftig, in der 


Mitte, besonders beim Weibchen, etwas bauchig erweitert. Der 
Kopf ist etwas länger als breit, von den Mundwinkeln nach vorne 
“ allmählich in sanftem Bogen verschmälert, mit hoher, gerundeter, 
seitlich etwas schief nach außen abfallender Schnauze, an welcher 
einzelne Poren in unregelmäßigen Zügen vor, ober und unter den 


1.12 Salamandridae. 


Augen, sowie an den Kieferrändern, besonders bei Weingeiststücken, 
deutlich hervortreten. Der Mund ist bis hinter die Augen gespalten, 
letztere sind eiförmig und von mäßiger Größe. Der Interokularraum 
ist stets breiter als das obere Augenlid und gewöhnlich auch breiter 
als der Internasalraum. Die kleinen, rundlichen Nasenlöcher sind 
weit nach vorne, an die Schnauzenspitze gerückt, die Oberlippen- 
säume zur Brunstzeit gut entwickelt. Die Gaumenzähne bilden zwei 
vorne zusammenstoßende oder schwach konvergierende, im größten 
Teile ihrer Erstreckung ziemlich parallele und fast gerade lange 








Fig. 18. 
Triton cristatus Laur. a b typus, c d carnifex, e Zahnstellung. 


Reihen, die erst an ihrem hintersten Ende etwas nach außen gerichtet 
erscheinen. Die Zunge ist klein, fleischig und ziemlich kreisförmig. 
Von den beim Männchen stets längeren Beinen sind die vorderen 
schlank, die hinteren dagegen kräftiger, die Finger und Zehen im 
ganzen frei, die Handflächen und Fußsohlen mit zwei starken Höckern 
versehen. Der Schwanz ist meist deutlich kürzer als der übrige Körper. 
Die Haut ist schwammig, porös und wenigstens bei erwachsenen 
Tieren stets durch zahlreiche, dicht stehende Körner oder Warzen 
rauh, was besonders an den Leibesseiten hervortritt. Die Kehle zeigt 
zahlreiche, dicht gedrängt stehende flache Warzen, die durch linien- 


Triton. 173 


förmige Impressionen voneinander getrennt sind; der Bauch ist 
glatt, manchmal mit sehr feinen, unregelmäßig verlaufenden Quer- 
falten versehen. 

Die Färbung der Oberseite wechselt von einem bald helleren, 
bald dunkleren Aschgrau, Grün-, Braun- oder selbst Blaugrau bis 
ins tiefe Schwarz in mancherlei Schattierungen ab. Überdies finden 
sich auf dem ganzen Oberkörper meist nicht sehr zahlreiche, aber 
gewöhnlich ziemlich große, runde, einzeln stehende, gewöhnlich 
schwarze Flecken zerstreut, die jedoch in der Regel von der Grund- 
farbe nur selten scharf abgehoben erscheinen, und in manchen Fällen, 
namentlich bei dunkleren Varietäten oder im weiblichen Geschlechte, 
auch ganz verschwinden. Der gewöhnlich etwas hellere Kopf ist 
meistens unregelmäßig schwarz marmoriert, die Beine ebenfalls mit 
schwarzen Punkten besetzt, die Zehen gelb und schwarz geringelt. 
Der Schwanz ist meist ziemlich ungefleckt oder höchstens an der 
Wurzel noch mit einigen kleinen Makeln versehen. Der Bauch und 
die Unterseite der Beine sind lebhaft gelb oder selbst orange, ersterer 
fast immer mit großen, zerstreut stehenden schwarzen Flecken meist 
nicht sehr dicht besetzt. Die Kloake ist einfarbig. 

Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen hohen, am Rücken 
mehr oder weniger tief und unregelmäßig ausgezackten Kamm, der 
etwas vor den Augen beginnt, über dem After unterbrochen oder 
mindestens sehr niedrig ist und sich am Schwanze wieder bedeutend 
erhöht, demselben dadurch eine breite Lanzettform erteilend. Die 
Kloake ist stark wulstig verdickt, schwarz, die Grundfarbe der Ober- 
seite meist ziemlich hell, graulich oder olivenfarben, die dunklen 
Flecken hinlänglich unterschieden. Die Iris ist golden, mit einem 
von der Pupille senkrecht nach abwärts ziehenden schwarzen Streifen. 
Der Schwanz ist schon von der Basis an sehr stark zusammengedrückt, 
an den Seiten mit einer namentlich in seiner hinteren Hälfte sehr 
deutlichen, breiten, silber- oder perlmutterartig glänzenden hellen 
Längsbinde. Die Basis desselben ist meist ziemlich einfarbig, dunkel- 
braun, sein Ende in der Regel blaßbraun oder selbst orange, die obere 
und untere Schneide schwarz gesäumt, die letztere höchstens gegen 
den After zu gelblich. Die Kehle ist meist dunkel, der Bauch tiefer 
gelb als beim Weibchen. Der Kamm ist etwa von Körperfarbe, un- 
gefleckt, über dem Schwanze nur schwach gewellt oder gezähnelt. 

Das Weibchen besitzt statt des Kammes eine mehr oder weniger 
vertiefte Rückenlinie, die sich manchmal zwischen den Hinterbeinen 
zu einem sehr niedrigen Hautsaume erhebt. Die nur schwach ver- 
dickte Kloake ist gelb. Der Schwanz erscheint verhältnismäßig 
länger, aber viel niedriger und weniger zusammengedrückt als beim 
Männchen, die Unterschneide desselben mit breitem, bis zur Spitze 
reichenden, hochgelben Saum; die helle Seitenbinde ist nur schwach 
angedeutet. Die Oberseite ist gewöhnlich dunkler, oft schwärzlich, 
die Flecken stets kleiner und weniger deutlich, mitunter auch ganz 
fehlend. Der Kopf zeigt am Scheitel keine dunkle Marmorierung 
‘ und an den Seiten keine derlei Schnörkel. Die etwa vorkommenden 
erhabenen weißen Punkte sind meistens zahlreicher als bei den 
Männchen, und während sie bei diesen vorwiegend auf den Rumpf 

Schreiber, Herpetologia europaea. 8 


114 Salamandridae. 


und namentlich auf dessen Seiten beschränkt erscheinen, verbreiten 
sie sich bei den Weibchen auch über die oberen Teile der Beine sowie 
über beide Seiten des Schwanzes. Die Iris ist stark mit Schwarz 
gemengt, so daß ihre gelbe Grundfarbe mitunter nur sehr unter- 
geordnet auftritt; auch ist in einiger Entfernung von der Pupille ein 
schwarzer Ring bald mehr, bald weniger deutlich zu bemerken, der 
Bauch ist meistens heller, mehr schwefel- als orangegelb. 

Nach der Laichzeit verliert das Männchen den Kamm und die 
silberglänzende Mittellinie des Schwanzes verschwindet. Da sich. 
dann die Haut auch stärker zusammenzieht, so treten hierdurch die 
erhabenen Körner viel deutlicher hervor und der Körper erscheint 
gewöhnlich sehr rauh und warzig. Letzteres ist in noch höherem 
Grade bei Weibchen und überhaupt bei solchen Stücken der Fall, 
die das Wasser bereits verlassen haben und am Lande unter Steinen, 
Moos, Baumrinden und anderen Schlupfwinkeln angetroffen werden, 
wo dann die ganze Oberseite des. Tieres wie mit einem grauen Reif 
überflogen erscheint. Es ist dies die von Schneider als Sala- 
mandra pruinosa beschriebene Form. Auch ist außer der Paarungs- 
zeit die Grundfarbe der Oberseite weniger lebhaft, meist viel dunkler, 
und die schwarzen Flecken nicht oder nur wenig sichtbar, ja nicht 
selten überzieht ein einförmiges, oft mit weißen Körnern unter- 
mischtes Schwarz die ganze Oberseite des Körpers; das Gelb der 
Unterseite erscheint jedoch in diesem Falle viel gesättigter als ım 
Frühjahre. ; 

In seltenen Fällen werden die schwarzen Flecken der Unter- 
seite so groß, daß sie durch Zusammenfließen die gelbe Farbe teil- 
weise, ja mitunter selbst ganz verdrängen, so daß dann alle unteren 
Teile vorherrschend oder auch einfärbig schwarz erscheinen. Häufiger 
dagegen findet man Stücke, bei denen die schwarzen Flecke sämtlich 
nach den Seiten gedrängt erscheinen, und durch Ineinandertließen 
zu breiten schwarzen Streifen verschmelzen, die oft nur eine schmale, 
unregelmäßige gelbe Binde über die Mitte des Unterleibes frei lassen. 
Ebenso kann es vorkommen, daß die schwarzen Flecken der Unter- 
seite mehr oder weniger, oder selbst ganz verschwinden und dadurch 
das Gelb zur vorherrschenden oder allein übrigbleibenden Farbe 
wird (var. flavigastra Fejerv.). Bei solchen Stücken erstreckt sich 
das Gelb des Bauches bisweilen auch mehr oder weniger auf die 
Körperseiten hinauf, ja in äußerst seltenen Fällen kann das Über- 
handnehmen der gelben Farbe so weit gehen, daß der dunkle Grund- 
ton der Oberseite teilweise, ja fast ganz verdrängt wird, wo dann 
der ganze Körper prachtvoll schwefel- oder orangegelb mit nur ver- 
einzelten oder wohl auch gänzlich fehlenden dunklen Flecken erscheint; 
Stücke dieser Form wurden von Reichenbach als Triton 
ictericus beschrieben'). 

Diese Art tritt in zwei, wie es scheint geographisch ziemlich 
scharf geschiedenen Formen auf. 

Die typische, hauptsächlich dem Norden und Westen Europas 
angehörende Form besitzt einen mehr gewölbten, hinter den Augen 


1) Ein zweifelhafter Triton. Nova Acta Acad. Leop. Carol. XXX, pars I (1865). 


Triton, Ps 


ziemlich senkrecht abfallenden und nach rückwärts wenn auch 
schwach, so doch deutlich halsförmig verengten Kopf mit vertiefter 
Zügelgegend und daher meist gut ausgesprochener Schnauzenkante. 
Die nur wenig vorragenden Augen sind vertikal gestellt, die Gaumen- 
zähne vorn nicht bis zur Berührung genähert. Das brünstige Männ- 
chen hat einen, in höchster Ausbildung fast rumpfhohen, mäßig und 
stumpf gezähnelten oder gekerbten Rückenkamm, der von vorn und 
hinten gegen die Rumpfmitte bogenförmig ansteigend daselbst seine 
größte Höhe erreicht und etwas vor, oder höchstens über der Insertion 
der Hinterbeine aufhört. Die ziemlich zylindrischen Finger und 
Zehen sind stets vollkommen frei und ungesäumt, auch überragt der 
vierte Finger beim Männchen die Schnauzenspitze nur wenig, während 


er sie beim Weibchen nicht erreicht. — Die Färbung der Oberseite 
ist vorwiegend bräunlich, die Flecken schwarz, die Rumpfseiten 
sind mit zahlreichen weißen Punkten übersäet. — Junge Tiere sind 


'im allgemeinen den Weibchen ähnlich, nur daß die gelbliche Unter- 
seite meist einfarbig oder höchstens mit einzelnen, gewöhnlich an 
der Brust oder an den Bauchseiten stehenden schwarzen Flecken 
besetzt ist. 

Die mehr im Süden und Osten unseres Weltteiles einheimische 
Form, der Triton carnifex oder Karelinii der Autoren, ist nament- 
lich zur Brunstzeit stärker und kräftiger, der Rumpf verhältnismäßig 
kürzer und dicker, der Kopf nach hinten verbreitert, mit flacherer 
und viel stumpfer zugerundeter Schnauze, deren obere Seitenkante, 
da die Zügelgegend kaum vertieft ist, meist mehr oder weniger ver- 
wischt und undeutlich erscheint. Die ziemlich vorstehenden Augen 
sind mehr schief nach außen und unten geneigt, auch vorne etwas 
gegeneinander gerichtet, der hinter den Augen gelegene seitliche 
Kopfteil schief nach außen und abwärts gewölbt. Die Gaumenzähne 
sind vorn gewöhnlich bis zur Berührung genähert und meistens auch 
rückwärts weiter nach hinten als bei der Stammform verlängert. 
Der Kamm des Männchens ist stets viel niedriger, am Rücken höch- 
stens der halben Rumpfhöhe nahekommend und in ziemlich gleich- 
bleibender Höhe mit der Rückenfirste mehr parallel hinziehend, dafür 
aber tief und spitz zackig gesägt, über dem After stark erniedrigt 
oder nur kurz unterbrochen, sein Endabfall weiter nach rückwärts, 
hinter der Einlenkung der hinteren Gliedmaßen, gelegen. Die Beine 
sind größer und stärker, die Hände und Füße manchmal auffallend 
verlängert (Triton longipes Strauch), die Hand- und Fußwurzel sehr 
breit, die Finger und Zehen breiter und abgeplattet, letztere in vollster 
Brunst an der Basis mit ganz kurzen Spannhäuten nnd namentlich 
am Außenrande mit schmalen Flossensäumen versehen; auch erreicht 
der vierte Finger beim Weibchen stets die Schnauzenspitze, während 
er dieselbe beim Männchen bedeutend überragt. — Die meist dunkel- 
graue oder bräunliche Oberseite zeigt gewöhnlich eine entschiedene 
Neigung ins Grüne, die oft wenig hervortretenden Flecken sind groß, 
schwarzgrau oder bläulich, mitunter heller gerandet und nicht selten 
in unregelmäßige alternierende Längsreihen gestellt. Die Körper- 
seiten zeigen keine, oder nur wenige weiße Punkte, das Weibchen 
stets eine gelbliche Vertebrallinie; die Flecken der Unterseite sind 

8* 


116 Salamandridae. 


häufig bläulich oder schwarzblau gesäumt, die braune Kehle ist 
weiß punktiert. 

Einige mir aus Konstantinopel lebend zugekommene Tiere 
waren schmutzig ockergelb und mit zahlreichen ziemlich kleinen, 
rundlichen, oben grasgrünen, unten schwarzen Flecken besetzt. 

Diese Form zeigt nicht selten die Neigung zur Melanose und 
im weiblichen Geschlecht oft die Tendenz zur Annahme der männ- 
lichen Färbung. In der Jugend sind die Tiere oben immer tief samt- 
schwarz, mit lebhaft schwefelgelber Vertebrallinie und ebensolcher 
unterer Schwanzschneide. 

Durch die oft auffallend ins Grünliche ziehende Färbung sowie 
durch die Form des Kopfes erinnert carnifex manchmal stark an 
Blasii. 

Der Kammolch ist im ganzen Bereiche seines Verbreitungs- 
bezirkes in mit reichlichem Pflanzenwuchs bestandenen Sümpfen, 
Teichen, Tümpeln und Wassergräben eine allenthalben gewöhnliche 
Erscheinung, obwohl er in der Regel nicht in solcher Menge auftritt 
wie die kleineren Arten der Gattung. 

Bezüglich der Fortpflanzung, die erst im dritten Lebensjahre 
beginnt, weicht er von anderen Tritonen nicht wesentlich ab, nur 
daß er hierbei minder lebhaft ist und keinen so intensiven Geschlechts- 
trieb zeigt, wie viele andere Molche. 

Die im Wasser herumschwimmenden Weibchen werden von den 
Männchen eifrig verfolgt und wenn sich das erstere endlich setzt 
und ruhig bleibt, so nähert sich ihm letzteres in der Weise, daß sich 
die Schnauzen beider Tiere berühren und deren Körper unter spitzem 
Winkel voneinander abstehen. Hierbei stellt sich das Männchen 
gern auf die Vorderfüße, krümmt den Rücken nach Art eines Katzen- 
buckels und hebt die Hinterbeine samt dem Schwanze empor. Mit 
letzterem schlängelnde Bewegungen machend, schlägt es mit dem- 
selben auch ab und zu die Flanken des Weibchens. Nach kurzer 
Zeit scheint es jedoch dieses Spiels überdrüssig zu sein oder hiervon 
zu ermüden, streckt sich ganz platt auf den Boden aus und läßt 
unter wollüstigen Zuckungen des Körpers aus seiner weitgeöffneten, 
innen mit feinen, silberweiß glänzenden Wärzchen besetzten Kloake 
einen, einem Klumpen geronnener Milch ähnlichen Spermatophor 
hervortreten. Indem hierauf das Weibchen über denselben hinweg- 
schreitet oder -schwimmt, bleiben dann die Samenmassen an der 
Kloake desselben hängen und die Spermatozoen dringen in deren 
Inneres hinein. Dieser Vorgang wiederholt sich oft mehrmals hinter- 
einander, bis endlich das Männchen seine Auserkorene verläßt und 
nach kürzerer oder längerer Zeit dasselbe Spiel mit einem anderen 
Weibchen beginnt. 

Die Eier werden in der Regel einzeln an mehr großblättrige 
Wasserpflanzen gelegt. Wenn das Weibchen ein ihm zusagendes 
Blatt gefunden hat, kehrt es dasselbe mit Hilfe seiner Schnauze 
derartig um, daß dessen Unterseite nach oben, gegen die Brust des 
Tieres zu liegen kommt; dieses so zurechtgelegte Blatt wird dann 
mittelst der Vorderfüße unter dem Bauche hin weiter nach rückwärts 
bis in den Bereich der Hinterbeine geschoben, dann von diesen unter 


Triton. 117 


dem After festgehalten und zugleich in der Weise gebogen, daß die 
Öffnung des hierdurch entstandenen verrundeten Winkels gegen den 
Schwanz zu sieht. Das aus der Kloake austretende Ei fällt dann 
notwendigerweise in die hierdurch gebildete Bucht des Blattes hinein, 
dessen freie Enden hierauf von dem Molche mit den Hinterfüßen 
zusammengedrückt und durch den das Ei umhüllenden Schleim 
miteinander verklebt bleiben. Auf diese Art sind die Eier nicht nur 
sehr gut verborgen, sondern auch in dem meist dichten Gewirre der 
Wasserpflanzen den Nachstellungen feindlicher Tiere jedenfalls wesent- 
lich entrückt. 

Wenn die Tiere zur naturgemäßen Bergung ihrer Eier keine 
passende Gelegenheit finden, wie es mitunter bei in pflanzenleeren 
Gläsern gehaltenen Gefangenen der Fall ist, so kommt es wohl auch 
vor, daß die Eier in kleinen Schnüren unmittelbar auf den Boden 
des Gefäßes fallen gelassen werden. 

Die Zeit der Fortpflanzung ist natürlich nach Klima und Stand- 
ort verschieden, und während die Eiablage in niederen oder wärmeren 
Gegenden schon in der zweiten Hälfte des März stattfindet, kann sie 
in höheren oder nördlicheren Lagen erst im April oder Mai vor sich 
gehen; dasselbe ist natürlich auch bezüglich des Reifens der ovalen, 
gelblich- oder weißlichgrünen Eier der Ball, deren Entwicklung im 
Durchschnitt etwa nach 2—3 Wochen, unter günstigen Verhältnissen 
oft auch früher, beendet ist. 

Die Larven, welche frisch ausgekrochen etwa 9—Io mm messen, 
kommen schon mit ziemlich entwickelten Kiemen zur Welt; sie sind 
anfangs wenig lebhaft und bleiben in den ersten Tagen nach ihrem 
Erscheinen oft unbeweglich an einer Wasserpflanze hängen. Nach 
und nach verästeln sich die Kiemen und es treten dann die zuerst 
nur als schwache Erhebungen angedeuteten Vorderfüße heraus; hat 
die Länge der Tiere 20 mm überstiegen, so erscheinen auch bald die 
Hinterbeine. Diese Larven sind ziemlich kräftig und gedrungen 
gebaut und an dem schmalen weißen Saum, der den fast durch- 
sichtigen Schwanz umgibt, sowie an dem langen, mit fortschreitendem 
Wachstum allerdings immer kürzer werdenden Endfaden desselben 
leicht zu erkennen. Sie haben einen großen, vom Rumpfe mehr oder 
weniger abgesetzten Kopf mit gewaltigen Kiemen, deren oberste 
etwa bis zur Mitte des Rumpfes reicht. Dieser ist in der Mitte am 
höchsten, oben kompreß, nach unten zu bauchig erweitert und an 
den Seiten mit einer bogigen Längs- und deutlichen Querfurche 
versehen. Der sehr hohe, etwas hinter der Einlenkung der Vorder- 
beine beginnende Flossensaum nimmt gegen das Schwanzende hin 
ziemlich rasch an Höhe ab. Die Beine sind, namentlich bei jüngeren 
Stücken, auffallend lang und dünn, an den vorderen der erste Finger 
mindestens halb so lang als der zweite. 

Die ursprünglich hell gelbbraune, später mehr ins Grau- oder 
Braungrüne ziehende Grundfarbe zeigt sich von zahlreichen, schwärz- 
lichen Atomen und Punkten unterbrochen, die sich nach und nach 
‘zu größeren Flecken und Tupfen vereinen, was vor allem zuerst an 
den Schneiden der Flossensäume auftritt. Über die Längsaxe der 
Schwanzspitze zieht ein auch auf den Endfaden fortgesetzter schwarzer 


118 Salamandridae. 


Strich. Die Stiele der Kiemenbüschel, die Rumpfseiten und der 
Bauch sind lebhaft goldglänzend. Mit fortschreitendem Wachstum 
geht dieser Metallglanz allmählich verloren, die dunklen Punkte 
vermehren und verbreitern sich und treten, namentlich am Rumpfe, 
immer mehr zu größeren runden, vom Grunde mehr oder weniger 
abgehobenen schwarzen Flecken zusammen. Zu gleicher Zeit wird 
auch der Bauch gelblich und erhält nach und nach schwärzliche, 
obwohl anfangs nur kleine Flecken. Nach Verschwinden der Kiemen 
und des Flossensaumes lassen sich dann, durch Gelbwerden der 
unteren Schwanzschneide beim Weibchen, auch schon die Geschlechter 
unterscheiden. 

Die Larven der Carnifex-Form sind schlanker und haben einen 
viel breiteren und flacheren Kopf mit mehr vorspringender und zu- 
gespitzter Schnauze. Von den drei Kopffurchen erstreckt sich die 
mittlere längs der Wirbelsäule bis zwischen die Einlenkung der 
Hinterbeine, der obere Flossensaum entspringt etwa in der Rumpf- 
mitte, der Schwanz ist über dreimal so lang als hoch. Die Gesamt- 
färbung derselben wird gegen das Ende ihrer Entwicklung viel dunkler 
und erscheinen sie auf gewöhnlich braungrauem Grunde durch zahl- 
reiche schwarze, mitunter auch weiße Flecke gemarmelt. Nach 
Verschwinden der Kiemen und des Flossensaumes nimmt die Ver- 
dunkelung der Grundfarbe noch mehr zu, die früher noch mehr oder 
weniger sichtbaren Tupfenflecken verschwinden unter dieser stets _ 
steigenden Verdüsterung allmählich gänzlich, so daß dann die Tiere 
auf der ganzen Oberseite eine eintönige, tief samtschwarze Färbung 
erhalten, von der sich in beiden Geschlechtern der schön schwefel- 
gelbe Vertebralstreif lebhaft abhebt. 

Die Entwicklung der ausgewachsen mitunter über 80 mm messen- 
den Larven dauert etwa 3—4 Monate, so daß deren Verwandlung 
gewöhnlich im Monate August abgeschlossen ist. Um diese Zeit 
verlassen dann die Jungen das Wasser und leben bis zur Erlangung 
der Geschlechtsreife — was mindestens zwei Jahre zu währen scheint 
— auf dem Lande, woselbst sie sich in feuchten und schattigen Schlupf- 
winkeln aufhalten, die sie in der Regel nur des Nachts behufs Auf- 
suchung ihrer aus Würmern und kleineren Kerbtieren bestehenden 
Nahrung verlassen. 

Unter den mitteleuropäischen Tritonen ist cristatus derjenige, 
der sich im erwachsenen Zustande am liebsten und längsten im 
Wasser aufhält; ja manche scheinen das ganze Jahr nicht, andere 
wieder nur während der heißesten Monate ans Land zu gehen, während 
sie bei Eintritt der milderen Herbstwitterung sofort wieder das 
flüssıge Element aufsuchen, das sie dann namentlich wo es nicht 
friert, auch den Winter über nicht verlassen. So habe ich in den um 
Görz gelegenen Sümpfen derlei Tiere wiederholt im Dezember und 
Januar im besten Wohlbefinden im Wasser angetroffen und nach 
F. Müller!) soll eristatus auch um Basel oft schon im Januar und im 
vollen Hochzeitskleide im freien Wasser zu finden sein. Nach der 
Behauptung einiger Autoren sollen die Tiere auch ihren Winter- 


!) Mitteilungen aus der herpetolog. Sammlung des Bas. Mus. pag. 37(1877.) 


Triton. 119 


schlaf, nach Art der Frösche im Grunde der Gewässer eingewühlt, 
halten, worüber mir jedoch eigene Erfahrungen mangeln. Larven 
scheinen im Freien nur ausnahmsweise zu überwintern, Neotenie 
scheint auch nur selten vorzukommen. Mir sind wenigstens neotenische 
Stücke niemals zu Gesichte gekommen. Wohl aber habe ich in einem 
bei Görz gelegenen Sumpfe im Spätsommer des Jahres 1868 sämt- 
liche, daselbst in großer Anzahl herumschwimmende cristatus von 
ausgesprochener Carntifex-Form (schwarz, mit schwefelgelbem Rücken- 
streif) und von der Größe eines ausgewachsenen vulgaris ausnahmslos 
mit sehr großen, lebhaft blutrot gefärbten Kiemen versehen ange- 
troffen. Dies hatte ich weder früher, noch trotz eifrigsten Nachsehens 
später wieder beobachtet, und war mir dieser Umstand um so auf- 
fallender, als der betreffende Sumpf bei höchstens ein Viertel Meter 
Tiefe ganz flach auslaufende Ufer besitzt und daher den Tieren 
behufs Verlassen des Wassers nicht die geringste Schwierigkeit bietet, 
so daß es mir absolut unerklärlich blieb, aus welcher Ursache die 
genannten Molche gerade in diesem Jahre ihre Kiemen und noch 
dazu in so vollendeter Ausbildung beibehalten hatten. — Übrigens 
hat Knauer in sehr tiefen, steilwandigen Tümpeln bei Wien 
einmal wahre Riesenlarven gefunden, welche Paarungsspiele auf- 
führten und Eier legten; in diesem Falle mag wohl die Unmöglichkeit 
ans Land zu kommen die Ausbildung dieser Form veranlaßt haben. 

Diese Art zeichnet sich durch eine außerordentliche Reproduk- 
tionskraft aus, indem sich nicht nur abgebissene Schwanzstücke 
und Beine, sondern selbst das zerstörte Auge und Teile der Kiefer 
mitunter wieder ersetzen. 

Cristatus ist einer der verbreitetsten Molche Europas, indem 
er vom 611%° N. B. (woselbst Petrozawodsk am Onega-See den bis- 
her bekannten nördlichsten Standort bildet) bis in den äußersten 
Süden des Weltteiles, sowohl am Festlande, als auch auf vielen, 
namentlich größeren Inseln so ziemlich allenthalben angetroffen wird. 
Nur im Südwesten des Kontinentes scheint er den 46.’ nicht zu 
überschreiten, indem er sowohl in den südlich davon gelegenen Teilen 
Frankreichs, sowie auch auf der Pyrenäischen Halbinsel nicht mehr 
vorkommt und daselbst durch marmoratus ersetzt wird. Er hält sich 
im allgemeinen mehr in der Ebene als im Gebirge auf, so daß er 
mitunter in einzelnen Alpenländern, wie beispielsweise in Tirol, nur 
stellenweise und vereinzelt zu finden ist, und auch in der Schweiz 
über 1000 m selten hinaufsteigt, obwohl er ausnahmsweise daselbst 
noch bis gegen I200 m hoch angetroffen wird. 

Was die Verbreitung der beiden Formen, der Di und des 
carnifex, betrifft, so kann selbe bei dem Umstande, als diese zwei 
Unterarten von älteren Autoren nicht auseinandergehalten wurden, 
mit Sicherheit dermalen noch nicht festgestellt werden. Soviel scheint 
jedoch gewiß zu sein, daß südlich von den Alpen nur carnıfex vor- 
kommt, obschon derselbe am Ostrande des genannten Gebirges bis 
in die Nähe von Wien vorzudringen scheint. In Italien kommt er 
“ nur am Festlande vor und ist in den nördlichen und mittleren Teilen, 
sowie auf der adriatischen Seite des Landes häufiger als in den süd- ‘ 
lichen und gegen das Mittelmeer zugekehrten Gebieten. In den Karst- 


120 Salamandridae. 


ländern sowie überhaupt auf der Balkanhalbinsel, wo das zerklüftete 
und pflanzenarme Kalkgestein dauernde Wasseransammlungen nur 
ausnahmsweise aufkommen läßt, ist das Tier im allgemeinen selten. 

Die Gefangenschaft verträgt der Kammolch, namentlich wenn 
er in größeren, seiner natürlichen Lebensweise entsprechend ein- 
gerichteten Aquarien gehalten wird, sehr gut, hält in derselben 
jahrelang aus und kann auch nicht unschwer zur Fortpflanzung ge- 
bracht werden. Wegen seiner Gefräßigkeit ist dessen Zusammen- 
halten mit kleineren, besonders mit wertvolleren Molchen, zu ver- 
meiden. 

Die Gefangenen pflegen die Sommermonate gern auf der Insel 
zuzubringen und begeben sich gewöhnlich erst zu Beginn des Herbstes 
wieder ins Wasser, in dem sie aber dann auch meist den ganzen 
Winter über bis zur Vollendung ihrer Brunstzeit im Frühjahre oder 
bis zu Anbruch des Sommers verweilen. Sobald die Tiere im Wasser 
sınd, fängt auch schon bei den Männchen die Bildung des Kammes 
an und ist derselbe oft schon im November, manchmal aber erst 
um Weihnachten herum oder auch später zu seiner vollen Höhe 
emporgewachsen. Sowie mildere Tage eintreten, schreiten sie dann 
zur Fortpflanzung, so daß man oft schon im Februar Eier erhalten 
kann. Allerdings habe ich dies nur bei der im Süden lebenden Car- 
nıfex-Form beobachtet, während sich in kälteren Gegenden die Ver- 
hältnisse vielleicht minder günstig gestalten dürften. Die im Winter 
im Wasser weilenden Tritonen zeigen gewöhnlich eine eintönige, tief- 
schwarze Färbung, die sich erst zu Beginn der wärmeren Jahreszeit 
aufhellt und die bekannte Fleckenzeichnung hervortreten läßt. Auch 
im Herbste eingesammelte Larven habe ich im Aquarium wieder- 
holt und mit Erfolg überwintert, nur muß man selbe isoliert halten, 
da sie in Gesellschaft erwachsener Molche von letzteren verspeist 
werden. Letzteres mag auch der Grund sein, warum man über- 
winterte Larven im Freien nur selten antrifft. 

Zur Fütterung erwachsener Tiere sind am besten Regenwürmer 
oder entsprechend geschnittene Stücke rohen Fleisches zu verwenden, 
die von den eingewöhnten Tieren meist anstandslos von der Pinzette 
genommen werden; auch Kaulquappen sind eine beliebte Speise. 
Zur Aufzucht von Larven sind Rotwürmer ( Tubifex rivulorum) am 
geeignetsten, größere nehmen auch feine Fleischstreifen an. 


4. Gattung. Chioglossa. | 
Barboza du Bocage in Guer. Menev. Rev. Mag. Zool. 2. ser. XVI, pag. 249 (1864). 
Neuerges, Cope Proced. Acad. Philadelph. XIV, pag. 343 (1862). 
Dentium palatinorum series sinualae, ultra nares internas 
non prolongatae. 
Lingua magna, oblongo-ovalta, Iateribus posticeque lıbera, me 
dio pedunculo protractili affixa. 
Corpus teres, gracıle. 
Cauda longissima, apicem versus compressa. 
Cutis subglabra. 


Chioglossa, 121 


Der Körper ist gerundet, fast walzenförmig, sehr schlank und 
gestreckt, der Kopf platt, länger als breit, seitlich senkrecht ab- 
fallend, mit nach vorne abschüssiger, kurz zugerundeter Schnauze 
und verrundeter Schnauzenkante. Er ist hinter den Augen am 
breitesten, von da nach rückwärts schwach aber immerhin deutlich 
verengt und durch eine halsartige Einschnürung vom Rumpfe ge- 
sondert. Die Augen sind groß, namentlich beim Männchen stark 
vorstehend, etwas schief nach vorn gegeneinander gerichtet. Der 
Interokularraum ist etwas schmäler als der Internasalraum, die neben 
der Schnauzenspitze stehenden und stark nach oben gerückten kleinen 
Nasenlöcher voneinander viel weiter als von den Augen entfernt. 
Der Mund ist bis hinter die Augen gespalten. Die Parotiden sind von 
oben nur wenig sichtbar, werden aber seitlich und hinten durch eine 
von den Augen über die obere Schläfengegend ziehende, am Ende 
fast rechtwinklig nach innen gebogene und daselbst an die deutliche 
Kehlfalte stoßende Furche gut abgehoben. Die Zunge ist groß, 
länglich eiförmig, mit ihrer vorderen Spitze im Kinnwinkel befestigt, 
seitlich und hinten in bedeutender Ausdehnung frei und zugleich mit 
ihrer ganzen Mitte an einem langen, dünnen Stiele angewachsen, 
der in eine Scheide zurückgezogen werden kann. Die Gaumenzähne 
bilden zwei leicht geschweifte, vorn bogenförmig konvergierende 
Reihen, die nach hinten stark auseinandertreten und an ihrem An- 
fange nicht über die inneren Nasenlöcher hinausreichen. Der Rumpf 
zeigt eine meist nur schwach ausgeprägte und oft nur stellenweise 
sichtbare Vertebral- und r10—ı2 deutliche Querfurchen. Der in der 
Jugend etwa körperlange Schwanz wird mit zunehmendem Alter 
schnell länger, so daß er bei erwachsenen Stücken mindestens andert- 
halbmal, oft aber mehr als zweimal so lang ist, wie der Körper. Er 
ist an der Wurzel fast drehrund, nach hinten aber von der Seite zu- 
sammengedrückt, am Ende scharf zugespitzt, stets ohne alle Spur 
eines Flossensaumes und wie der Rumpf mit seitlichen Querfurchen 
versehen. Die Kloake ist längsgespalten, flach oder kaum gewölbt, 
ziemlich weit von der Ansatzstelle der Hinterbeine entfernt. Die 
Vorderbeine sind schlank, vierzehig, die dritte Zehe die längste, die 
zweite länger als die vierte. Die kräftigeren Hinterbeine haben 
fünf Zehen, von denen die dritte und vierte die längsten und ein- 
ander ziemlich gleich sind, die fünfte nach dem Daumen die kürzeste 
ist. Alle Daumen sind sehr kurz, die Zehen überhaupt etwas platt- 
gedrückt, mit meist nur in den Fingerwinkeln bemerkbaren, schwachen 
Hautsäumen. Die Sohlen sind vollkommen glatt, die lebhaft glänzende 
nur vor der Häutung matte Körperhaut durch sehr feine, sich mannig- 
fach durchkreuzende Furchen äußerst zart und oft kaum merkbar 
gerunzelt und unter der Lupe betrachtet namentlich unterseits mit 
zahlreichen, nadelstichfeinen Poren besetzt. 

In Europa ist diese Gattung nur durch eine einzige Art vertreten. 


1. Chioglossa lusitaniea: Supra fuscescens aut nigrescens, fascris 
duabus auromicantibus in cauda confluentibus per totam cor- 
poris longitudinem decurrentibus ; subtus pallidior. — Long. 
13—I6cm. 


122 Salamandridae. 


Chioglossa lusitanica Barboza du Bocage Note sur un nouv. 
Batrac. du Portug. in Guer. Menev. Revue et magaz. du Zool. 2. ser. XVI, 
pag. 249, tab. 21, fig. I—5 (1864). 
var. a) Corpore fascüıs valde dilatatis supro fere toto auro-cupreo. 
var. b) Fasciis longitudinalibus plus minusve obsoletıs. 


Die bräunliche oder schwärzliche Oberseite zeigt in der Regel 
zwei lederbraune, gelbrote oder kupferfarbene Binden, welche hinter 
den Augen beginnend längs des ganzen Rückens bis zwischen die 
Hinterbeine und von da an zusammenstoßend über die Firste des 
Schwanzes bis gegen dessen Ende hinziehen. Diese, im Leben aus 
zahlreichen, mehr oder weniger dichtstehenden kupfer- oder gold- 
glänzenden Atomen und Sprenkeln gebildeten Binden geben dem 
Tiere ein ungemein schmuckes Aussehen, da es dann wie mit metal- 
lischem Puder bestäubt erscheint. Diese Pudersprenkel stehen ge- 
wöhnlich an der Außenseite der Streifen am dichtesten, daher 
letztere hier auch meist ziemlich scharf und ganzrandig sind; nach 
innen zu treten jedoch diese Flimmer häufig mehr oder weniger 





Fig. 19. 


Chioglossa lusitanica Barb. 


auseinander, ziehen sich als zerstreute Punkte oder Flecken in die 
dunkle Mittelzone des Rumpfes hinein und können durch Aus- 
breitung und Überhandnehmen mitunter die Grundfarbe nahezu, 
ja manchmal selbst ganz verdrängen, so daß dann der ganze 
Rücken mit einem mehr oder weniger zusammenhängenden, breiten, 
prachtvoll gold oder kupferschimmernden Längsbande bedeckt ist. 
Öfters tritt auch Silber oder Perlmutterflimmer auf, was namentlich 
an den Seiten des Halses und Bauches häufig der Fall ist. Am 
Kopfe sind die Binden nicht selten in Flecke aufgelöst, endlich zeigen 
sich noch die Augenlider und Kieferränder, die Rumpf- und Schwanz- 
seiten sowie die Beine mehr oder weniger mit Goldpuder bestreut. 

Während nun die Metallbestäubung oft einerseits sehr überhand 
nimmt, kann sie aber anderseits, obwohl weit seltener, auch mehr 
oder weniger zurücktreten, so daß die ganze obgeschilderte Zeichnung 
auf zwei schmale, ab und zu sogar unterbrochene oder bloß durch 
einzelne Punkte und Flecken eben noch angedeutete Längsbinden 
reduziert ist. 

Die Unterseite ist einfarbig, hell graubraun mit mehr gelblicher 
Kehle und ohne metallische Pigmente. 


Chioglossa. 123 


Beim Männchen ist das obere Augenlid nur wenig schmäler als 
der Interokularraum, sowie der nach rückwärts allmählich und merk- 
lich verdünnte Schwanz von der etwas verdickten Wurzel ziemlich 
deutlich geschieden, der Kloakenspalt kürzer als dessen Entfernung 
von der Schwanzwurzel.e. Zur Brunstzeit hat der Oberarm einen 
Wulst und der Unterarm ist im Ellbogengelenk spitzwinklig und 
steif nach oben gerichtet, die Kloake stark, fast halbkugelig auf- 
getrieben. Beim Weibchen ist das obere Augenlid viel schmäler als 
der Interokularraum und der mit Ausnahme seines Endteiles im ganzen 
Verlaufe ziemlich gleich dicke Schwanz von der Wurzel nicht ge- 
schieden. Die Kloake ist länger als ihre Entfernung von der Schwanz- 
basis, die Vorderbeine normal und die Kloakenlippen nur wenig 
verdickt. 

Die Jungen sind in Färbung und Zeichnung von den Alten nicht 
verschieden, die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa I4—I6 cm, 
mit Spelerpes und Salamandrina hat diese Art den Mangel an Lungen 
gemein. 

Chioglossa ist eine Landbewohnerin, die sich wohl nur zur Brunst- 
zeit im Wasser aufhält; sie lebt in der Regel in felsigen Gegenden, 
woselbst sie tagsüber unter Moos, Steinen, alten Baumstämmen, 
abgefallenem Laube u. dgl. meist in der Nähe von Quellen und 
Bächen verborgen ist und erst in der Dämmerung herauskommt, 
um ihrer aus kleinen Insekten und deren Larven, sowie aus Würmern 
und nackten Schnecken bestehenden Nahrung nachzugehen. Während 
der heißen Jahreszeit ist sie tief im Boden verkrochen und wird dann 
nur zufällig, etwa gelegentlich von Erdarbeiten, zutage gefördert. 
Nach brieflicher Mitteilung Seoanes ist der Fang des Tieres 
ziemlich schwierig und umständlich, da es sich mit Vorliebe unter 
großen, oft nur von 2—3 Mann mittelst Hebelstangen umzukehrenden 
Steinen oder Felsblöcken aufhält. Aber auch unter für den Sammler 
günstigeren Verhältnissen angetroffen, ist dessen Erbeutung noch 
immer nicht leicht, da Chioglossa, abweichend von den anderen 
Schwanzlurchen, eine große Schnelligkeit und Gewandtheit in ihren 
Bewegungen entwickelt und in dieser Beziehung vielmehr den Ei- 
dechsen als den Urodelen gleicht. Mit jenen hat sie auch die leichte 
‘ Gebrechlichkeit ihres Schwanzes gemein, was ebenfalls den Fang 
erschwert, da dem Sammler beim raschen Zugreifen leicht dieser 
Körperteil in der Hand bleibt und das Tier dann entwischt, oder 
aber die wegen dieses Umstandes größere Behutsamkeit und Vor- 
sicht beim Anfassen dem flinken Geschöpfe wieder leichter Gelegen- 
heit zum Entrinnen gibt und selbst das schon ergriffene wegen der 
Glätte und Schlüpfrigkeit, ähnlich wie etwa ein Seps, dem Fänger 
nicht selten noch zwischen den Fingern hindurchgleitet. In der Nähe 
des Wassers überrascht, flüchtet es sofort in dasselbe hinein, eilt 
mit schlängelnden Bewegungen und aalartiger Geschwindigkeit in 
demselben weiter und sucht sich an den tiefsten und unzugänglichsten 
Stellen vor seinem Verfolger zu verbergen. Auch das hat Chioglossa 
‘ mit den Eidechsen gemein, daß sich das abgebrochene Schwanzstück 
lebhaft, und weit längere Zeit als bei den Lacerten, noch bewegt. 
So sah ich beispielsweise von einem vormittags ohne Schwanz an- 


124 Salamandridae. 


gekommenen Stücke, als ich das im feuchten Moose der Versandkiste 
liegen gebliebene Schwanzende nachmittags herausnahm, zu meinem 
großen Erstaunen dasselbe immer noch Bewegungen machen. Es 
hat mich dies unwillkürlich an die oft lange Lebensdauer abgeschnit- 
tener Schwänze von Kaulquappen erinnert. Der verloren gegangene 
Schwanzteil wächst übrigens bald wieder nach, erreicht aber, wie es 
scheint, nur bei jüngeren Tieren seine frühere Größe, während er 
sich bei älteren meist nur zu einem kurzen, konischen Stummel 
entwickelt. 

Im Februar findet man die Tiere bereits im- Wasser, in das sie 
sich jedenfalls zum Zwecke der Fortpflanzung begeben haben. Über 
die Dauer des Wasseraufenthaltes, die Beschaffenheit und Ablage 
der Eier, sowie über das Fortpflanzungsgeschäft selbst fehlen bisher 
leider noch alle Daten. Wenn aus der gleichen Beschaffenheit einzelner 
Körperteile ein Schluß auf den gleichen Gebrauch derselben erlaubt 
ist, so dürfte bei Chioglossa vielleicht die Paarung in ähnlicher Weise 
wie bei Triton Waltli vor sich gehen. Wie dieser mit hakig nach 
oben gekrümmten, mit Brunstschwielen ausgerüsteten Vorderbeinen 
versehen, drängt sich möglicherweise auch das Männchen von Chro- 
glossa unter das Weibchen, umfaßt es mit seinen Vorderbeinen an 
dessen gleichnamigen Gliedmaßen und hält es allenfalls in den Win- 
dungen seines aalartigen Körpers fest, um etwa nach Art der Eu- 
proctus seine Kloake unter die der Erkorenen zu bringen. Dies ist 
aber, wie gesagt, nur eine auf Analogie gegründete Vermutung und 
muß das etwaige Eintreffen derselben erst durch derzeit noch aus- 
stehende Beobachtungen erwiesen werden. 

Die Larven sind;durch ihren schlanken, aalartigen Körper, die 
auffallend kurzen Kiemen und Beine sowie durch den fehlenden 
Rückenkamm von allen anderen Urodelenlarven leicht zu unter- 
scheiden. Der mit einer vertieften Mittellinie versehene Rumpf er- 
scheint dadurch, daß seine Seitenfurchen unmittelbar in die Bauch- 
furchen übergehen, geringelt. Der ebenfalls quergeringelte Schwanz 
ist ziemlich kräftig, an der Basis breit und verrundet, nach hinten 
zusammengedrückt und am Ende nicht scharf zugespitzt, mit einem 
niedrigen, nach rückwärts etwas höher werdenden Flossensaum. — 
Hinsichtlich der Färbung sind die Larven anfangs gelblich weıß, 
oben mit dunklen, namentlich in den Schwanzfurchen gehäuften 
Atomen. Später werden sie dann allmählich dunkler, mehr gelbbraun 
und sind namentlich an den, den Binden des erwachsenen Tieres 
nicht entsprechenden Teilen ebenfalls dunkel punktiert, während 
die bei Erwachsenen von den Längsstreifen durchzogenen Körper- 
teile heller bleiben. 

Der Verbreitungsbezirk von Chioglossa ist ein sehr beschränkter, 
indem dieselbe nur im nordwestlichen und zentralen Teile Spaniens 
(in Galicien und Alt-Kastilien) sowie in einem großen Teile Portugals 
(etwas bis unter den 39. N. B.) vorkommt. Das Tier lebt vorzugs- 
weise in gebirgigen Gegenden, steigt jedoch über 400 m Meereshöhe 
nicht hinauf. 

In der Gefangenschaft bedarf C'hioglossa einer sehr sorgfältigen 
Pflege, ist aber dann, wenn letztere eingehalten wird, trotz ihrer 


Chioglossa. 125 


Zartheit ziemlich ausdauernd. Als Landtier ist sie natürlich nur in 
Terrarien zu halten, welche, da selbst Blech- und Glaswände leicht 
erklettert werden, stets geschlossen zu halten sind. Damit die In- 
sassen des Behälters auch die auf dem Drahtdeckel herumlaufenden 
Futtertiere erlangen können, ist es vorteilhaft, den Käfig so niedrig 
zu machen, daß die etwa auf Steinen oder Moospolstern sitzenden 
Lurche ihrer Beute leicht vom Boden aus habhaft werden können. Das 
Terrarium ist mit einer Unterlage lockerer, mit Sand gemischter Erde 
und außer mit Moos noch mit- einem verschiedene Verstecke und 
Schlupfwinkel bietenden Steinaufbau auszustatten; nebstdem ist 
in demselben noch ein flaches Wassergefäß unterzubringen, in das 
des leichteren Heraussteigens halber ebenfalls einige nicht zu kleine 
Steinbrocken oder Felsstücke gelegt werden, die etwas niedriger als 
die Höhe des betreffenden Beckens sind. Da sich die Tiere nur bei 
größter Reinlichkeit wohlbefinden, so ist in diesem Napfe das Wasser 
täglich zu wechseln und derselbe wie auch die darin liegenden Steine 
— letztere mit einer harten Bürste sorgfältig zu waschen. Über- 
dies ist das Terrarium, entsprechend dem natürlichen Aufenthalte 
der Chioglossen in waldigen und wasserreichen Gebirgsgegenden, 
mehr kühl und durch tägliches, im Winter nur oberflächliches, im 
Sommer jedoch ausgiebigeres Bespritzen mit dem Zerstäuber stets 
auf einem solchen Feuchtigkeitsgrade zu erhalten, daß in demselben 
beständig eine mit etwas Wasserdunst erfüllte Atmosphäre herrscht. 
Natürlich darf man aber in dieser Richtung des Guten nicht zu viel 
tun, da ein Übermaß von Nässe ebenso schädlich wie Trockenheit 
ist, und erstere, namentlich bei mangelhafter Ventilation, leicht zu 
Schimmelbildungen Anlaß gibt, die, wenn sie nicht rechtzeitig be- 
merkt und sofort entfernt werden, den Tieren oft den Tod bringen 
können; desgleichen ist große Hitze oder Kälte ebenso wie grelles 
Tageslicht zu vermeiden, daher das Terrarium am besten an einem 
luftigen (aber nicht zugigen), schattigen und vor direkter Sonnen- 
bestrahlung geschützten Orte aufzustellen ist. 

Was die Ernährung der Gefangenen betrifft, so ist Chioglossa 
ziemlich anspruchslos und kann nahezu mit allem, was sich bewegt, 
wenn es nur nicht zu groß, zu hart und zu schnell ist, gefüttert werden. 
Bei Fliegen, die eine besondere Lieblingsspeise sind, empfiehlt sich 
das Ausreißen der Flügel, da sie sonst zu schwer erhaäscht werden 
können. Nicht lebendes Futter, wie beispielsweise Fleisch, wird nicht 
angenommen. — Beim Erblicken eines Beutetieres wird dasselbe nach 
Art der Chamäleonten beschlichen und hierauf in entsprechender 
Nähe mit der kurzen, klebrigen und herausschnellenden Zunge in 
den Mund geschlagen. 

Frisch eingefangen sind unsere Tiere ziemlich unbändig, laufen 
und schießen, wie etwa die Geckonen, stoßweise im Käfige herum 
und suchen demselben mitunter selbst durch Herausspringen zu 
entrinnen. Bald jedoch haben sie sich ausgetobt und werden ruhiger, 
obschon sie immerhin noch einige Zeit scheu und furchtsam bleiben 
“ und daher, da überdies Gesicht und Gehör sehr scharf sind, anfangs 
nicht leicht der Beobachtung standhalten. Trotzdem werden sie 
verhältnismäßig ziemlich schnell zahm und zutraulich, lernen ihren 





126 Salamandridae. 


Pfleger kennen und verstehen sich selbst nach und nach dazu, ihm 
das dargebotene Futter aus der Hand zu nehmen. — Tagsüber sind 
sie gewöhnlich verkrochen, und wenn mehrere ein Terrarium gemein- 
schaftlich bewohnen, so liegen sie mit Vorliebe mit ihren aalartigen 
Körpern und langen Schwänzen zu scheinbar unentwirrbarem Knäuel 
ineinander verschlungen in ihren Verstecken. 

Gesunde Tiere sind an ihrer glatten, glänzenden Haut, dem 
mehr oder weniger lebhaften Metallglanz, sowie an dem im Sitzen 
gewöhnlich emporgehobenen Kopfe sofort zu erkennen. Sie laufen 
und klettern nach Eidechsenart oft lebhaft im Käfige herum und 
pflegen bei gegenseitiger Begegnung mit an der Basis etwas erhobenem 
Schwanze schlängelnde Bewegungen zu machen, was wohl auf Zorn 
oder Eifersucht, oder aber auf eine geschlechtliche Erregung hin- 
deuten dürfte. 

Trockene und runzelige Haut, das Schwinden des Metallglanzes 
‘sowie das Einstellen des Fressens sind gewöhnlich Zeichen von Krank- 
heit und treten vorzugsweise im Sommer auf, ein Beweis, daß die 
Hitze den Tieren gefährlicher ist als die Kälte. Allerdings kommt es 
auch vor, daß. einzelne Stücke mitunter eine Art Sommerschlaf halten, 
wobei dann die obenerwähnten Erscheinungen ebenfalls, obwohl 
meist in geringerem Grade, zu beobachten sind. Da kranke Indi- 
viduen nur selten wieder auf gleich zu bringen sind, so ist es, um sie 
wenigstens noch als einigermaßen anständige Sammlungsexemplare 
zu erhalten, jedenfalls am besten, selbe gleich in Alkohol zu geben; 
das in Weingeist geworfene Tier sondert aus seinen zahlreichen Poren 
eine solche Masse Drüsensekret ab, daß dessen ganzer Körper wie 
in Schlamm gehüllt erscheint. 

Am wenigsten heiklich sind die Chioglossen gegen Verletzungen, 
welche, wie namentlich gebrochene Schwänze, besonders wenn man 
die Verwundeten von ihren unverletzten Genossen absondert, ziem- 
lich schnell heilen. 

Bei der Häutung wird die sich am Kopfe ablösende alte Haut 
umgestülpt und nach rückwärts über den ganzen Körper hin bis zur 
Schwanzspitze gewöhnlich als zusammenhängendes Stück abgestreift; 
die frisch gehäuteten Exemplare bilden in ihrem schimmernden 
Metallglanz eine wirklich prachtvolle Erscheinung und muß Chio- 
glossa unstreitig als der schönste aller europäischen Lurche bezeichnet 
werden. 

Es versteht sich schließlich wohl von selbst, daß man so wert- 
volle Tiere nicht mit anderen zusammenhält, zumal sie an größeren 
Anuren und Urodelen arge Feinde haben und von ihnen leicht ver- 
schlungen werden können. 


5. Gattung. Salamandra (Wurfb.). 
Laurenti Synops. reptil. pag. 41, IV (1768). 


Dentium palatinorum series sinuatae, ultra nares internas 
plus minusve prolongatae. 


| Lingua subcircularis lateribus libera. 


Salamandra. Dar 


Parotides valde prominentes. 
Palmae tetradactylae, plantae pentadactylae. 
Cauda teretiuscula. 


Der Körper ist ziemlich plump, seitlich durch bald mehr, bald 
weniger deutliche Querwülste teilweise fast geringelt. Der Kopf ist 
dick und ziemlich platt, mit in Form von Längswülsten stark hervor- 
tretenden Ohrdrüsen. Die Augen sind groß und vorstehend, die Iris 
dunkel. Die Zunge ist ziemlich groß, vorn fast halbkreisförmig, 
hinten flach bogenförmig zugerundet oder selbst abgestutzt und 
durch einen von vorn nach rückwärts ziehenden, ziemlich breiten 
Mittelstreifen an den Boden der Mundhöhle befestigt, so daß sie nur 
an den Seitenrändern in größerer Ausdehnung frei ist. Die Gaumen- 
zähne stehen in zwei langen, die inneren Nasenlöcher nach vorn zu 
meist mehr oder weniger überragenden Reihen, die in der Regel 
deutlich S-förmig geschwungen und nur ausnahmsweise in ihrer 
hinteren Hälfte parallel sind. Die kleinen Nasenlöcher sind von- 
einander stets weiter als von den Augen entfernt. Die Beine sind 
ziemlich kräftig, die vorderen mit vier, die hinteren mit fünf kurzen 
und platten Zehen. Der stumpf kegelförmig zugespitzte Schwanz 
ist höchstens von Rumpflänge, seitlich schwach zusammengedrückt und 
deutlich höher als dick, im ganzen von etwa gerundet vierseitigem 
Querschnitt. Die im allgemeinen glatte Haut ist weich und porös, 
glänzend und von zahlreichen Drüsenöffnungen durchbohrt, von 
denen sich namentlich zwei längs der Mittellinie und zwei andere 
längs der Rumpfseiten hinziehende Längsreihen bemerklich machen, 
deren erstere auch auf den Schwanz fortsetzen. 


Die Arten dieser Gattung leben an schattigen oder feuchten 
Orten, in Erdlöchern, unter Steinen, Moos, Baumrinden u. dgl., wo 
sie während der heißen oder trockenen Tageszeit verborgen bleiben, 
bei Regenwetter aber oder auch in den Abend- und früheren Morgen- 
stunden hervorkommen, um ihrer größtenteils aus Regenwürmern 
bestehenden Nahrung nachzugehen. Sie gebären lebendige Junge, 
welche ihre Entwicklung entweder schon im Innern des Weibchens 
durchmachen, oder aber als schon mit vier vollkommenen Beinen 
und äußeren Kiemen versehene Larven in meist klares Wasser, 
namentlich in Quellen und davon abfließende Rinnsale, abgesetzt 
werden. 


Die zwei europäischen Arten sind in nachstehender Weise leicht 
zu unterscheiden: 


I. Gaumenzähne in stark geschwungenen, nach hinten manchmal 
bis zur Parallelität genäherten, die inneren Nasenlöcher nach 
vorne zu stark überragenden Reihen. Körper mit gelben Makeln. 

maculosa Laur. 

2. Gaumenzähne in mäßig geschwungenen, hinten und vorne ziem- 
lich gleich weit voneinander entfernten, die inneren Nasenlöcher 
wenig oder auch gar nicht überragenden Reihen. Körper ein- 
tatDie, sehwarz. "mau near. 


128 


Salamandridae. 


1. Salamandra maeculosa: Nigra flavoque varia,; dentium palati- 


norum seriebus valde sinuatis postice approximaltıs, antice ultra 
nares internas distincte prolongatis. — Long. 15—28 cm. 


Lacerta Salamandra Linne Mus. reg. Ad. Frider. I, pag. 45 
(1754). — Proteus tritonius Laur. Synops reptil. pag. 37, 35, 
tab. II, fig. 2 (larva). 1768. — Salamandra maculosa Laur. 
l. c. pag. 42, 52 (1768). — Salamandra maculata Schrank bair. 
Reise pag. 31I, 5 (1786). — Salamandra terrestris Lacep. 
Hist. nat. quadr. ovip. et serp. pag. 455, pl. 35 (1787). — Gekko Sala- 
mandra Meyer Synops. reptil. pag. 25,8 (1795). — Triton corthy- 
phorus Wagl. Amphib. I. Hft. (larva). 1820. — Salamandra 
vulgaris Cloquet Dict. scienc. natur. XLVII, pag. 50, tab. 36 (1827). 


a) Typus: Caput supra convexiusculum latitudine distincte longvus, 


var. 


var. 


var. 


var. 
var. 


var. 


var. 


var. 
var. 


var. 


rostro vix prominente votundato-acuminato, spatio interoculari 
internasali angustiore. Cutis subglabra. — Supra aterrima, 
palpebris, parotidibus maculisgque per dorsum et latera sparsis 
magnis irregularıbus aurantiacıs. 


a) Ut a, sed maculis saepe rariorıbus parvis interdum sat vegu- 
lariter rotundatıs. 


p) Ut a, sed maculis lateralibus obsoletis, palpebralibus Paroti- 
dumgque parvis.- 


y) Uta, sed maculis dorsalibus in fascias transversas plus mi- 
nusve CONNeXiISs. 


ö) Ut a, sed maculis maximis plus minusve confluentibus. 


€) Ut a, sed maculis parotidum in fascias plus minusve inter- 
ruplas supra dorsum prolongaltıs. 


&) Maculis parotidum cum dorsalibus in fascias continuas longt- 
indinales confluentibus ; maculis lateralibus separatıs. 


Salamandra maculosa var. taeniata Dürig. Deutschl. 
Amph. u. Rept. pag. 577, I (1897). 


n) Ut, sed etiam maculis lateralibus per longitudinem confluenti- 
bus, unde corpore flavo, fasciis tribus nigris notato. 


Salamandra maculosa var. quadri virgata Dürig.l.c. 
pag. 577, 2 (1897). 


vo Ut n, sed fasciis flavis latissimis, nigris multo angustioribus. 


ı) Corpore maculis maxıimis confluentibus fere toto flavo, maculıs 
rarioribus nigris passim notato. 
x») Ut tybus, sed maculis miniaceis. 


b) corsica: Caput supra convexiusculum latitudine vix longius, 


rostro vix prominente subacute rotundato, spatio interocuları 
internasali angustiori. Cutis subglabra. — Supra atra, maculıs 
flavis parvis et crebrıs varıagala. 


Salamandra Moncheriana Bonap. ‚Iconogr. d. Fauna ital. 
fol. 13, tab. 85, fig. ı (I832),. —Salamandra corsica Savi Descriz. 
d’alc. nuove spec. di rett. Giorn. lett. Pisa Nr. 102, pag. 208 (1839). — 
Salamandra maculosa var. corsica Strauch, Revis. Salamdr. 
Gattg. Mem. Acad. Imper. d. sc. de S. Petersb. VII. ser. XIV. pag. 30 
(1870). — Salamandra maculosa var. ]l Schreib. Herpet. europ. 


I. pag. 75 (1875). 


Salamandra. 129 


c) Molleri: Caput supra valde convexum latitudine haud longius, 
rostro distincte prominente acute vrotundato, spatio interocuları 
internasali acgquali. Cutis rugosa. — Supra nigra aut griseo- 
fuscescens, maculis flavis ocellatis saepe rubro-adspersis (Portugal). 

juv. Supra atra, subtus fuscescens,; corporis maculis pallidioribus, 
parotidibus parum elevatıs. 

Salamandra maculosa var. Molleri Bedriaga Lurchfauna 
Europ. II. pag. 109 (1897). 


Der Körper ist plump und gedrungen, der Rumpf in der Mitte 
schwach bauchig verdickt, von oben ziemlich niedergedrückt, deut- 
lich breiter als hoch. Der oberseits mehr oder weniger gewölbte Kopf 
ist höchstens um ein Viertel länger als breit, in seinem hinteren Teile 
nur sehr wenig nach rückwärts verschmälert, an den Seiten oft ziem- 
lich steil, manchmal aber auch wieder mehr schief nach außen und 
unten abfallend. Er ist stets viel breiter als hoch, seine Schnauze in 
bald mehr, bald weniger spitzem Bogen verrundet, 
mit entweder ziemlich deutlicher, oft aber auch fast 
ganz verwischter Seitenkante. Die größte Kopf- 
breite ist gewöhnlich in der Gegend der Mundwinkel 
gelegen. Die seitlich gestellten und ziemlich weit 
nach vorne gerückten Nasenlöcher liegen unter der 
Schnauzenkante und sind ziemlich weit von der bis 
hinter die Augen geöffneten Mundspalte entfernt. 
Der zwischen den ovalen, seitlich gestellten Augen 
befindliche Zwischenraum ist immer breiter als ein 
oberes Lid. Die im Leben rundliche Pupille erscheint Fig ao, 

im Tode oft dreieckig, mit seitlicher Einbuchtung „,„„andramaculosa 
und nach unten gewendeter Spitze. Die großen, 
etwa nierenförmigen oder nach hinten stark er- 
weiterten Parotiden sind mindestens anderthalbmal so lang als 
breit, auch auf die Halsseiten ausgedehnt und daselbst durch eine 
tiefe Furche von einem hinter dem Munde liegenden Drüsenwulst 
geschieden. Hinter den ÖOhrdrüsen zeigt sich eine halsartige Ein- 
schnürung. Die Zunge ist ziemlich groß und kreisförmig, bei 
frischen Exemplaren dick und kissenartig gewölbt. Die Gaumen- 
zähne bilden im allgemeinen zwei stark S-förmig gebogene, über 
die inneren Nasenlöcher nach vorn zu sehr deutlich hinausragende 
Streifen, welche im ganzen einen etwa spatel- oder glockenförmigen 
Raum einschließen, sich nach rückwärts stark, manchmal selbst bis 
zur Parallelität, nähern und im Grunde des Gaumens plötzlich und 
stark nach außen verlängert erscheinen. Der dicke, stumpf kegel- 
förmig zugespitzte Schwanz ist kaum von Rumpflänge, hinten von 
der Seite schwach zusammengedrückt, an seiner Unterseite oft von 
einer seichten Längsfurche durchzogen. Von den stark abgeplatteten 
Zehen ist an den Vorderfüßen die dritte die längste, an den Hinter- 
füßen die dritte und vierte fast gleich lang. Die am Rücken ziem- 
-lich glatte Haut ist an den Seiten grob netzartig gerunzelt und an 
der Grenze des Rückens nach außen zu mit einer Reihe hintereinander 
liegender, stark wulstförmig hervortretender Auftreibungen versehen, 
Schreiber, Herpetologia europaea. 9 





Laur. 


130 Salamandridae. 


die von zerstreuten größeren Drüsenöffnungen durchbohrt sind. 
Die über die Mittellinie des Körpers in einer unregelmäßigen Doppel- 
reihe hinlaufenden Poren sind auf schwach erhabenen, linsenförmigen 
oder elliptischen Warzen gelegen. Kehle, Bauch und Beine sind fast 
vollkommen glatt, erstere, namentlich in der Jugend, manchmal mit 
deutlicher Querfalte; die meist in etwas schiefer Richtung von oben 
nach unten und rückwärts ziehenden Seitenfurchen des Rumpfes am 
Bauche als ziemlich entfernt hintereinander stehende seichte Quer- 
eindrücke meist deutlich unterscheidbar. 

Die Färbung und Zeichnung ist, obwohl stets Schwarz und Gelb 
die Grundlage bildet, im ganzen doch sehr veränderlich, indem 
bald diese, bald jene Farbe die Oberhand gewinnt, wodurch dann 
vielerlei, mitunter voneinander sehr verschiedene Varietäten ent- 
stehen, die häufig auch an verschiedene Standorte gebunden sind. 

Bei typischen Stücken ist die Grundfarbe des Körpers ein tiefes, 
glänzendes Schwarz, von dem sich lebhaft orange- oder schwefelgelbe 
verschieden geformte Flecken sehr scharf abheben. Obwohl die Ver- 
teilung dieser Flecken auf den ersten Blick meist eine ziemlich regellose 
zu sein scheint, so zeigt sich doch bei einer genaueren Vergleichung 
ganzer Reihen von Individuen, daß dieselben eine entschiedene 
Tendenz haben, sich mehr oder weniger in vier Längsreihen zu ordnen, 
von denen die zwei mittleren über die Augenlider und Ohrdrüsen 
hinweg längs des Rückens hinziehen, während auf jeder Seite des 
Körpers etwa in gleicher Höhe mit den Beinen eine andere Flecken- 
reihe hinläuft. Übrigens ist sowohl die Form, als auch die Zahl und 
Größe dieser Flecken ungemein veränderlich, so daß kaum zwei 
Exemplare zu finden sind, die in der Zeichnung vollkommen über- 
einstimmen. Unter allen Flecken sind die auf den Augenlidern und 
Ohrdrüsen befindlichen wohl die beständigsten, da sie nur in den 
allerseltensten Fällen fehlen; dasselbe gilt von einer an der Basis 
der Oberarme und Schenkel nahe ihrer Einlenkungsstelle gelegenen 
Makel, und auch über den Mundwinkeln steht gewöhnlich ein gelber 
Fleck, der aber öfters mit der Parotidenmakel zusammenfließt. Alle 
anderen Flecken sind hingegen betreffs ihrer Verteilung, Zahl und 
Größe außerordentlich veränderlich, obwohl im allgemeinen die gelbe 
Farbe viel häufiger überhand nimmt, als die schwarze. Ganz ein- 
farbig schwarze Individuen dürften wohl kaum vorkommen; wenig- 
stens habe ich deren nirgends erwähnt gefunden. Solche Stücke 
wären übrigens von Salamandra atra, abgesehen von der bedeuten- 
deren Größe und plumperen Gestalt, sehr leicht durch die Zahn- 
stellung, sowie auch dadurch zu unterscheiden, daß bei maculosa 
die doppelte Reihe der Rückenporen viel deutlicher hervortritt und 
die längs der Rückenseiten hinziehenden Erhöhungen nicht so stark 
kugelig gewulstet sind, wie bei afra, sondern etwas flacher und mehr 
in die Quere verlängert erscheinen. Was nun die weitere Beschaffen- 
heit der gelben Flecken betrifft, so kommen dieselben nur selten 
mehr sparsam und vereinzelt vor, in welchem Falle sie dann häufig 
eine ziemlich regelmäßig gerundete Form besitzen und auch an 
Größe voneinander wenig verschieden erscheinen; doch können 
sich dieselben anderseits auch wieder so vermehren, daß dann der 


Salamandra. 7 181 


ganze Körper mit zahlreichen, mehr oder weniger kreisförmigen und 
ziemlich kleinen Makeln besetzt ist. In den meisten Fällen sind 
jedoch diese Flecken groß, meist sehr unregelmäßig, die des Rückens 
mitunter namentlich nach vorn zu der Quere nach zusammenfließend. 
Bei südlichen Stücken kommt es nicht selten vor, daß die gelben 
Flecken so ausgedehnt sind, daß sie, durch Zusammenstoßen sich 
vereinend, von der schwarzen Grundfarbe nur untergeordnete, kleine 
Inselflecken übrig lassen; noch häufiger kommt es vor, daß die hinter- 
einander liegenden Makeln zu mehr oder weniger ununterbrochenen 
Längsbinden zusammenfließen, die dann am Schwanze sich vereini- 
gend denselben ganz gelb färben und nur vereinzelte schwarze Flecken 
übrig lassen, während am Körper die Grundfarbe in. Gestalt unregel- 
mäßiger Längsbinden erhalten bleibt, deren über den Rückenfirst 
hinziehende im Nacken fast immer mehr oder weniger erweitert ist. 
In manchen Fällen kann die Breite der gelben Binden so sehr über- 
hand nehmen, daß der Körper fast einfarbig gelb erscheint, und von 
der ursprünglichen Grundfarbe nur drei schmale schwarze Längs- 
streifen erübrigen, deren mittlerer am Hinterhaupte häufig eine 
kleine, kreuzförmige oder rhombische Erweiterung zeigt. Ich will 
diese prachtvolle, mir übrigens nur aus dem südwestlichsten Europa 
bekannte Form mit dem Namen fastuosa bezeichnen. In allen Fällen, 
wo das Gelb am Oberkörper so sehr überhand nimmt, bildet es auch 
an Bauch und Beinen die vorherrschende Farbe, namentlich erscheint 
ersterer dann meist einfarbig gelb oder nur mit undeutlichen ver- 
waschenen schwärzlichen Flecken; die Kehle bleibt jedoch stets 
gefleckt. Bei typischen Stücken ist die Unterseite schwarz, obwohl 
stets etwas heller als der Rücken, entweder einfärbig oder mit gelben, 
gewöhnlich aber minder lebhaften Flecken gezeichnet; letzteres ist 
bei der Kehle immer der Fall, nur daß hier die Makeln gerne gegen 
die Kieferränder gedrängt sind, woselbst sie durch Ineinanderfließen 
oft eine hufeisenförmige Zeichnung darstellen. 

Im allgemeinen herrscht bei nördlichen Stücken die schwarze 
Farbe sowie die Tendenz zur Bildung von Längsbinden vor, während 
das Überhandnehmen des Gelb bis fast zur Verdrängung der ursprüng- 
lichen Grundfärbung mir wenigstens stets nur an Exemplaren aus den 
südlichsten Teilen Europas untergekommen ist. Doch scheinen 
auch hier nur ab und zu so extrem gefärbte Tiere gefunden zu werden, 
so daß selbe wohl kaum als ständige Lokalrasse, sondern nur als 
individuelle, allerdings mit dem Standorte zusammenhängende Ab- 
weichungen aufzufassen sein dürften. 

Übrigens scheint die Färbung teilweise auch mit der Beschaften- 
heit des Bodens und Aufenthaltsortes zusammenzuhängen, da auf 
gelblichem und feuchtem Lehmboden wohnende Tiere gewöhnlich 
viel zahlreichere und ausgedehntere gelbe Zeichnungen aufweisen als 
solche, die auf mehr trockenem und schwärzlichem Erdboden leben, 
ja nach den interessanten Versuchen Kammerers kann man 
durch Haltung Gefangener unter einer der oben erwähnten Bedingun- 
“gen eine denselben entsprechende merkbare Änderung der Färbung 
schon innerhalb weniger Jahre herbeiführen. 

Bei einer bisher nur in Württemberg gefundenen Varietät, die 


of: 


132 f Salamandridae. 


sich von der Stammform auch durch bedeutendere Größe unter- 
scheidet, sind die Körperflecken statt gelb intensiv mennig- oder 
zinnoberrot und nehmen auch die Abkömmlinge derselben mitunter 
diese prachtvolle Färbung an; ich will diese ausgezeichnete Abart 
mit dem Namen var. speciosa belegen. 

In äußerst seltenen Ausnahmefällen kommen bei dieser Art 
auch Albinos vor, welche bei weißlich fleischfarbigem Grundkolorit 
licht graugelb angedeutete Flecken besitzen. 

Die Männchen haben einen verhältnismäßig schlanken und 
kürzeren, im ganzen ziemlich gleich starken Rumpf und einen an der 
Basis verdickten, ziemlich deutlich abgesetzten Schwanz, von dessen 
Ansatzstelle der. relativ längere, mit äußeren und inneren Lippen 
versehene Kloakenspalt ziemlich weit entfernt ist. Die mehr schlanken 
Beine sind auch etwas länger, so daß, wenn man selbe längs des 
Rumpfes gegeneinander streckt, die Vorderzehen die hinteren be- 
decken. 

Bei den Weibchen dagegen ist der etwäs längere Rumpf plumper, 
in der Mitte bauchig erweitert und die Schwanzwurzel weniger ver- 
dickt und abgesetzt, mit der letzteren mehr genäherter, kürzerer 
und nur mit äußeren Lippen versehener Kloake. Die Beine sind 
kräftiger und auch etwas kürzer, so daß sie, an den Leibesseiten 
einander genähert, sich nur mit den Zehenspitzen berühren. 

Die Jungen sind im allgemeinen von den Alten nicht sehr ver- 
schieden, nur daß anfangs der Kopf viel kürzer, etwa eben so lang 
als breit ist. Auch ist die Grundfarbe oft noch mehr graubraun und 
die Färbung der Flecken minder intensiv oder mehr ins Weißliche 
ziehend. Desgleichen sind frisch verwandelte manchmal mit zahl- 
reichen, lebhaft goldglänzenden Punkten und Atomen besetzt, was 
den Tierchen dann ein überaus schmuckes Aussehen verleiht. 

Bei der Stammform ist der oben deutlich gewölbte, seitlich 
ziemlich steil abfallende Kopf stets länger und nur halb so hoch als 
breit, die Schnauze spitz zugerundet, der Interokularraum bedeutend 
schmäler als der Internasalraum. Die ziemlich kurzen Zehen sind 
kräftig und abgeflacht, die Grundfärbung gewöhnlich tiefschwarz. 

Die Varietät corsica zeigt einen nur mäßig gewölbten seitlich 
schief nach außen und unten abfallenden und kürzeren, etwa in der 
Augengegend am breitesten Kopf, dessen Länge namentlich bei 
Weibchen die Breite manchmal nicht nur nicht übertrifft, sondern 
mitunter sogar hinter ihr zurücksteht. Seine Höhe ist etwa 24, mal 
in der Breite enthalten, der Interokularraum schmäler als der Inter- 
nasalraum, die wenig vorragende, nach vorne nur schwach abfallende 
Schnauze mäßig zugespitzt verrundet. Rumpf und Beine sind eben- 
falls kräftig, die Zehen auffallend breit und stark abgeplattet mit 
ziemlich scharfen Seitenrändern. Die Hautporen sind meist weniger 
zahlreich und minder ausgeprägt als bei der Stammform. Die oben 
schwarze Färbung geht seitlich oft ins Bräunliche über, die gelben 
Flecken sind meist ziemlich zahlreich, klein und rundlich, bei Jungen 
häufig in Längsreihen gestellt. 

Bei der bisher nur aus Portugal bekannten Form Molleri ist der 
oben sehr stark gewölbte Kopf in der Parotidengegend so breit oder 


Salamandra. 133 


selbst breiter als lang, seitlich ziemlich steil abfallend, mit den Unter- 
kiefer überragender, gegen die Spitze merklich abschüssiger und fast 
kegelförmig vorgezogener Schnauze. Der Interokularraum ist etwa 
ebensobreit wie der Internasalraum. Rumpf und Beine sind kräftiger 
als bei der typischen Form, die Zehen breit und mäßig abgeplattet, 
der Schwanz auffallend kurz und dick. Die Haut ist sehr uneben, 
mit zahlreichen Falten und Furchen sowie mit vielen Poren, grübchen- 
artigen Vertiefungen und von Drüsen durchbohrten Warzen versehen, 
welch letztere namentlich am ÖOber- und Vorderarm oft ziemlich 
stark abgehobene ovale Wülste bilden; desgleichen ist auch die Kehle 
dicht mit kleinen Warzen besetzt. Färbung und Zeichnung sind sehr 
auffallend. Der gewöhnlich mehr \graubraune Grundton ist durch 
gelbe Flecken unterbrochen, welche am Rücken in ihrer Mitte in die 
Grundfarbe übergehen und daher geäugt erscheinen; die übrigen 
Makeln sind mehr oder weniger rot bepudert oder angeflogen, die 
Kehle manchmal tief rot gefärbt. Auch bei dieser Form sind die 
Flecken oft bis zur Verdrängung der Grundfarbe verflossen und aus- 
gebreitet, obwohl die Zahl und Form derselben im ganzen sehr 
wechselnd und verschieden ist, nur am Kopfe bilden sie in der Regel 
eine sehr hübsche symmetrische Zeichnung. 

Die ausgewachsenen Tiere messen im Durchschnitt 15—20 cm, 
doch können einzelne, namentlich südliche Stücke, mitunter bis zu 
28 cm Gesamtlänge auswachsen; übrigens dürften die Größendiffe- 
renzen mitunter wenigstens teilweise auch mit dem Standorte zu- 
sammenhängen, indem z. B. jahrelang auf feuchtem Lehm gehaltene 
Individuen eine außerordentliche Größe erreichen und sich hiebei 
sogar die Zahl der Wirbel vermehrt. 

Salamandra maculosa setzt ihre Jungen ins Wasser ab. Der 
Befruchtung gehen eigentümliche Liebesspiele voran, welche den 
bei Triton Waltli beschriebenen fast ganz gleichen, nur daß sie nicht 
wie bei letzterem ausschließlich im Wasser, sondern häufig auch 
am Lande stattfinden. Wie beim Rippenmolch drängt sich auch 
hier das brünstige Männchen unter das Weibchen, bis es, seinen 
Kopf zwischen den Vorderbeinen seiner Erwählten durchzwängend, 
mit dessen Oberseite unter die Kehle des Weibchens zu liegen kommt. 
Hierauf schlägt es seine Vorderbeine von hinten aus über die seiner 
Gefährtin, selbe hakenförmig von oben nach unten umklammernd, 
auf diese Weise das Weibchen längere Zeit krampfhaft festhaltend 
und mit sich herumschleppend. Es wird also auch hier das Weib- 
chen von dem Männchen am Rücken getragen, was vordem mitunter 
zu einer Verwechslung der Geschlechter Anlaß gab. Manchmal 
bringt das Männchen durch gewaltsame Drehungen und Verrenkun- 
gen des Körpers seine Geschlechtsöffnung schon am Lande mit der 
Kloake des Weibchens so weit in Berührung, daß ein unmittelbarer 
Übertritt der Samenkörper in die weibliche Geschlechtsöffnung 
erfolgt; gewöhnlich werden aber wie bei den Tritonen vom Männchen 
die aus einer kugeligen, von einem kleinen derben Gallertballen 
‘getragenen Samenmasse bestehenden Spermatophoren ins Wasser 
abgesetzt, worauf dann der Same den darüber hinwegkriechenden 
Weibchen in die Kloake gelangt und, in den daranstoßenden zylin- 


134 Salamandridae. 


drischen Blindschläuchen aufbewahrt, durch längere Zeit hin zur 
gelegentlichen Befruchtung der die Eileiter verlassenden Eier benutzt 
wird, was mitunter selbst Jahre hindurch dauern kann; denn nur so 
läßt sich die Tatsache erklären, daß manchmal schon durch längere 
Zeit in der Gefangenschaft isoliert gehaltene Weibchen trächtig 
werden und Junge zur Welt bringen. 

Sowohl die Annäherung der Geschlechter als auch das Gebären 
der Jungen scheint, mit Ausnahme des Winters, zu jeder Zeit statt- 
zufinden. Zur Brunstzeit entwickeln die Tiere einen eigentümlichen, 
an den Blütenduft von Agrimonia eupatoria L. erinnernden Geruch, 
der das gegenseitige Auffinden der Geschlechter begünstigen dürfte. 

Behufs Ablegung ihrer Brut’suchen die Weibchen das vorzugs- 
weise mit steinigem Untergrund versehene kalte und reine Wasser 
von Quellen, schattigen Waldbächen und Rinnsalen auf, das zur 
heißen Jahreszeit nicht versiegt und auch von Raubtieren, welche 
die Larven gefährden können, nur selten bewohnt ist. Durch starke 
Regengüsse und hiedurch bewirktes Anschwellen ihrer ursprüng- 
lichen Wohngewässer werden dieselben mitunter auch in größere 
Wasseransammlungen entführt, in denen sie aber wegen ihrer da- 
selbst meist zahlreich vorkommenden, namentlich aus Molchen, 
Fischen und Krebsen sowie aus größeren Schwimmkäfern und deren 
Larven bestehenden Feinde nur selten zur Entwicklung gelangen. 
An geeigneten Stellen kommen die Tiere oft aus weiten Entfernungen 
her in großer Menge" zusammen und wurden manchmal an derlei 
günstigen Plätzen schon bis über tausend Stück vereinigt mit dem 
Absetzen ihrer Jungen beschäftigt angetroffen. 

Die die Larven im Mutterleibe umschließende Eihülle platzt in 
der Regel schon während der Geburt und treten die Jungen, meist 
mit dem Kopfe voran, gewöhnlich als bereits ganz freie Tiere aus der 
Kloake hervor. Nur selten kommen sie noch in der Eihaut ein- 
geschlossen zur Welt; doch wird selbe auch in diesem Falle in wenigen 
Minuten durch schnellende Bewegungen der Larven gesprengt, worauf 
dann letztere gleich lebhaft im Wasser herumschwimmen und meistens 
auch bald ans Fressen gehen. Die Zahl der Jungen ist gewöhnlich 
eine ziemlich bedeutende und kann mitunter bis über 70 betragen. 
Nicht selten wird die ganze Brut im Laufe eines oder zweier Tage, ja 
manchmal selbst innerhalb weniger Stunden, abgesetzt; gewöhnlich 
beträgt aber der einmalige Wurf nur 40—50, oft — namentlich bei 
schon länger in Gefangenschaft gehaltenen — auch viel weniger 
und werden anderseits, obwohl seltener, die Jungen einzeln oder in 
längeren Zeitintervallen geworfen. 

Zum Behufe des Gebärens begibt sich das Weibchen in ein ıhm 
hiezu geeignet scheinendes Wasser, woselbst es sich an einer seichten 
Stelle in der Weise festsetzt, daß es, den vorderen Körperteil in der 
Luft haltend, den Bauch gegen Steine andrückt und auf diese Art die 
Larven nach und nach herauspreßt. Nicht selten scheint es vorzu- 
kommen, daß der Geburtsakt dem Weibchen das Leben kostet, da 
man des öfteren in und neben von Larven besetzten Gewässern tote 
Salamander in Mehrzahl findet. Es erinnert dies sehr an manche 
niedrig stehende Tiere, die häufig ihren Lebenslauf ebenfalls mit 


Salamandra. 133 


der Fortpflanzung abschließen. Das Gebären findet am häufigsten 
zur Nachtzeit statt. 

Mitunter werden Salamanderlarven auch in tiefen Brunnen 
und Zisternen angetroffen, in welche die Weibchen offenbar auf der 
Suche nach Wasser geraten oder hineingestürzt und dann nach 
Absetzung ihrer Brut jedenfalls zugrunde gegangen sind. Ob die 
dann ebenfalls nicht herauskönnenden Jungen, sich dem ständigen 
Aufenthalte im flüssigen Elemente anpassend, etwa wie die Larven 
von Triton Waltli als kiementragende Tiere in einer Art von Axolotl- 
form weiterleben, ist bisher noch nicht beobachtet worden. 

Die Tragzeit der Weibchen dauert nicht selten sehr lange; das- 
selbe bewahrt nämlich den Samen oft nahezu ein Jahr lang in den 
Samentaschen auf, so daß dann die herangereiften Eier mit dem 
schon ım Vorjahre aufgenommenen Samen befruchtet werden 
und sich hierauf bis zum Herbste zu ziemlich großen Embryonen 
entwickeln, die schließlich erst im nächsten Frühjahre zur Welt 
kommen. Die Trächtigkeit dauert also in solchen Fällen nahezu 
ein Jahr lang. 

Die neugeborenen Larven sind etwa 23—34 mm lang, können 
aber bis zu 75, ja in der Gefangenschaft ausnahmsweise selbst bis zu 
130 mm heranwachsen. Sie kommen mit gut entwickelten Kiemen 
und vier schon vollständig entwickelten kurzen und kräftigen Beinen 
zur Welt, welche kurze und breite Füße mit dicken, am Ende ver- 
rundeten Fingern und Zehen tragen. Der Kopf ist plumper und 
niedriger als der Rumpf und daher von diesem deutlich abgesetzt, 
der Interokularraum doppelt so breit als ein oberes Augenlid und 
etwas schmäler als der Internasalraum. Die Körperseiten sind mit 
deutlichen Quer- und einer seichten, oft kaum merkbaren Längs- 
furche versehen; der dem übrigen Körper an Länge stets nachstehende, 
am Ende’stumpf verrundete Schwanz hat einen mäßig hohen, nach 
vorne sich allmählich erniedrigend bis zur Rückenmitte reichenden 
Flossensaum. 

Die Färbung ist ursprünglich ein bräunliches Gelb oder Braun- 
grau, das aber durch zahlreiche schwärzliche Atome und Punkte 
mehr oder weniger verdeckt ist, so daß die Tiere hiedurch am Rücken 
mehr dunkel, an den Seiten hingegen vorwiegend gemarmelt erscheinen. 
An der Wurzel der Vorderarme und der Oberschenkel steht ein nur 
bei ganz jungen Stücken noch ziemlich undeutlicher, gelblich weißer 
Fleck, der für diese Larven sehr charakteristisch ist und nur bei 
vorwiegend gelb gefärbten Varietäten (fastuosa, Molleri) nicht her- 
vortritt. Der Bauch ist fast farblos und läßt durch seine dünne und 
zarte Haut die inneren Organe durchscheinen. Hierauf treten an 
Rumpf und Schwanz goldglänzende Flecken und Punkte auf, die 
aber später wieder verschwinden. Allmählich erscheinen dann 
auch die für das erwachsene Tier so bezeichnenden gelben Makeln, 
von denen namentlich die auf den Augenlidern und Parotiden stehen- 
den sehr beständig sind; doch zeigen diese Flecken noch durchaus 
“ nicht das lebhafte Kolorit der Alten, sondern sind viel blässer und 
mehr gelblichweiß gefärbt. Übrigens ist die Färbung der Tiere teil- 
weise auch dem Grunde der von ihnen bewohnten Gewässer an- 


136 Salamandridae. 


gepaßt und zeigen Larven, die in im Walde gelegenem Wasser, deren 
Boden mit verwesendem, abgefallenem Laub bedeckt ist, leben, in 
der Regel eine dunklere, schwarzbraune Färbung, während dieselbe 
in freien, von der Sonne beschienenen Wasseransammlungen meist 
heller, lichtbraun oder gelblich ist. Dasselbe kann man auch bei 
gefangenen beobachten, welche in auf schwarzem Papier stehenden 
Glasgefäßen gehalten dunkler, in weißen Porzellanbehältern dagegen 
heller werden. In der letzten Zeit des Wasseraufenthaltes bilden 
sich dann allmählich die Kiemen zurück, der Flossensaum des 
Schwanzes wird resorbiert und die Metamorphose ist vollendet; 
während dieser Zeit kommt die Larve häufig an die Oberfläche oder 
hält sich mit Vorliebe am Rande des Wassers auf, hiebei den Kopf 
aus demselben heraushaltend. 

Was die Zeitdauer betrifft, welche die hier geschilderten Larven 
zu ihrer vollständigen Ausbildung benötigen, so ist sie nach den 
Verhältnissen, unter welchen dieselben leben, sehr verschieden. 
Wenn man bedenkt, daß die jungen Salamander im Vergleich zu 
denen der Tritonen schon in einem sehr vorgeschrittenen Stadium 
der Entwicklung zur Welt kommen, so muß die zu ihrer Verwandlung 
erforderliche Zeit verhältnismäßig eine lange genannt werden. Dies 
ist aber wieder aus ihrer Lebensweise erklärlich, da die von ihnen 
bewohnten Gewässer wegen ihrer niedrigen Temperatur und des 
in denselben in der Regel fehlenden Pflanzenwuchses meist nur von 
wenigen Geschöpfen bewohnt sind, die als Nahrung für die betreffen- 
den Larven dienen können und letztere daher in dieser Richtung 
zum Teile auf zufällig ins Wasser gefallene Tiere angewiesen sind. 
Das fast ausschließliche Futter geben wohl die sog. Wasserflöhe 
(Gammarus pulex) L. ab, kleine, sprungfähige und seitlich zusammen- 
gedrückte Asseln, die fast die einzigen Tiere sind, welche in den von 
Salamanderlarven bewohnten Gewässern fast zu jeder Jahreszeit 
ziemlich ständig vorkommen. Es ist daher auch die Zeitdauer der 
Metamorphose je nach den Umständen eine sehr verschiedene, und 
während selbe unter günstigen Verhältnissen oft schon in etwa 3—5 
Monaten beendet ist, kann sie sich unter gegenteiligen Bedingungen 
wieder viel länger hinausziehen, wogegen sie z. B. in der Gefangen- 
schaft bei reichlicher Nahrung bedeutend rascher vor sich geht. 
Im Freien dehnt sich die Verwandlung nicht selten durch zwei Jahre 
aus, indem die erst im Spätsommer geborenen oder zu der Zeit noch 
nicht ausgewachsenen Larven überwintern und sich dann erst im 
darauf folgenden Jahre weiter entwickeln. Solche Tiere werden dann 
nicht selten mitten im Winter unter dem Eise, ja mitunter selbst 
in demselben eingefroren gefunden. Endlich ist in dieser Richtung 
auch noch die Temperatur nicht ohne Einfluß und entwickeln sich die 
Larven in wärmerem Wasser schneller als in kaltem. 

Salamandra maculosa ist ein Nachttier, welches sich tagsüber in 
Erdlöchern, hohlen Bäumen, unter Moos, Gestrüppe und ähnlichen 
Verstecken aufhält und nur in der Dämmerung, oder am Tage bei 
warmem Regenwetter herauskommt, um seiner hauptsächlich aus 
Regenwürmern, Insekten und Nacktschnecken bestehenden Nahrung 
nachzugehen. Die von den Tieren einmal gewählten Schlupfwinkel 


Salamandra. 137 


scheinen ständige zu sein und von denselben nach Beendigung ihrer 
Wanderungen immer wieder aufgesucht zu werden. Unter allen 
europäischen Lurchen ist der gefleckte Salamander wohl der schwer- 
fälligste, indem er sich nur durch langsames, durch seitliche Krüm- 
mungen des Körpers unterstütztes Gehen fortbewegt; ebenso un- 
behilflich ist maculosa ım Wasser, woselbst sie nur an der Oberfläche 
durch angestrengte Körperwindungen weiterkommt; tauchen kann 
sie nicht. Licht, Hitze und Trockenheit werden von dem Tiere 
möglichst gemieden, daher es zu seinem Aufenthalte vorzugsweise 
dunkle, schattige Laubwälder und mit dichtem Gestrüpp und 
Pflanzenwuchs bestandene Örtlichkeiten wählt, da ihm diese bei 
hinreichender Feuchtigkeit auch Schutz vor den verderblichen 
Sonnenstrahlen bieten. Die Art tritt daher besonders auf Sandstein 
und Mergel auf, während sie den mehr trockenen Sand- und Kalk- 
boden seltener bewohnt; auch in Nadelwäldern wird sie, wohl wegen 
des daselbst gewöhnlich kahlen, des Unterholzes und anderweitigen 
Pflanzenwuchses meist entbehrenden Bodens in der Regel nicht 
gefunden. Das Tier kommt übrigens sowohl in der Ebene, als auch 
im Gebirge vor, scheint jedoch mehr das Hügelland zu bevorzugen 
und geht in den Bergen nicht gerne hoch hinauf, obwohl einzelne 
ausnahmsweise selbst bis zu 1250 m Meereshöhe angetroffen wurden. 
Auch häufig dem Winde ausgesetzte Lokalitäten sowie das eigent- 
liche Sumpfland scheint es zu meiden. In manchen Gegenden sehr 
gemein und häufig, kommt die Art anderweitig wieder nur mehr 
vereinzelt und selten vor. Beim Herannahen der kalten Jahreszeit, 
gewöhnlich aber ziemlich spät und meist erst im November, kommen 
die Salamander oft von weit und breit in Masse, an geeigneten Stellen 
manchmal zu vielen Hunderten, zum Zwecke der Überwinterung 
zusammen. Als Winterlager werden teils hohle Bäume, noch lieber 
aber die überhängenden Steine und Wurzeln am Rande tief einge- 
schnittener Waldwege gewählt, zwischen deren Spalten und Löcher 
sich die Tiere oft bis anderthalb Meter weit in die Erde einwühlen 
und woselbst man sie dann gelegentlich in Klumpen zusammen- 
gerollt mitunter in Menge beisammen finden kann. Doch ist der 
Winterschlaf kein sehr tiefer und kommen die Tiere namentlich ın 
südlicheren Gegenden nicht selten an schönen Tagen auch während 
der kalten Jahreszeit heraus; so habe ich beispielsweise um Görz 
einzelne Stücke schon im Dezember und Januar im Freien herum- 
kriechend angetroffen. Die Jungen, welche erst nach vier Jahren 
geschlechtsreif werden, scheinen eine äußerst verborgene Lebens- 
weise zu führen, da sie im Freien fast niemals, wohl aber manchmal 
vereinzelt unter dichten Mooslagen oder gelegentlich von Erdarbeiten 
und Ausrodungen unter tiefliegendem Wurzelwerk, hier aber oft ın 
Mehrzahl, gefunden werden. Im Frühlinge kommen die Tiere ın 
trockenen und windigen Jahren später, in regenreichen aber früher 
zum Vorschein. Feinde scheinen die Salamander, einerseits wegen 
ihrer verborgenen und nächtlichen Lebensweise, anderseits wegen 
ihrer scharfen und eigentümlich riechenden Drüsenabsonderung, 
nur wenige zu haben. Obwohl für gewöhnlich stumm, soll maculosa 
doch zur Paarungszeit ziemlich laute, dem Rufe von Alytes ähnliche 


138 Salamandridae. 


aber viel kräftigere und in längeren Zwischenräumen aufeinander 
folgende Töne von sich geben. 

Salamandra maculosa ist etwa vom 531° n. B., woselbst sie 
sich von Lauenburg über Lüneburg und Bremen nach Oldenburg 
hinzieht, südwestlich durch die Niederlande und Belgien über Frank- 
reich und die ganze Pyrenäische Halbinsel verbreitet. Südlich von 
den erstgenannten Orten tritt dann das Tier durch Deutschland und 
Österreich-Ungarn auf die Apenninen- und Balkanhalbinsel über, 
woselbst sie von Tomasini in Bosnien bei Serajewo und in 
der Herzegowina bei Avtovac gefunden ward und aus Griechenland 
von Bedriaga vom Parnaß angeführt wird. Den nördlicheren 
Ländern unseres Weltteiles sowie dem ganzen, östlich vom baltischen 
Meere, der Oder und den Karpaten liegenden Tieflande Europas 
scheint die Art zu fehlen. Die einzelnen Farbenvarietäten sind nicht 
selten auf besondere Standorte beschränkt. So habe ich die ge- 
streiften Formen stets nur aus den nördlicheren Teilen des Verbrei- 
tungsbezirkes erhalten, während die mehr nach Süden zu vorkom- 
menden Tiere meist mehr oder weniger große und ganz regellos ver- 
teilte Makeln besitzen; Stücke aus Griechenland und der Türkei, 
sowie auch schon solche aus dem südöstlichsten Ungarn zeichnen 
sich durch Vorherrschen der schwarzen Farbe und auffallende Klein- 
heit der Flecken aus, während beispielsweise in den ober Massa und 
Carrara gelegenen Apuanischen Alpen sowie in dem Walde von 
Mansuco in Calabrien Exemplare mit großen, quer hufeisenförmig 
verschmolzenen Rückenmakeln und fast ganz gelber, nur im Nacken 
ein schwarzes Kreuz übrig lassender Kopfzeichnung häufig sind. 
Salamandra corsica kommt bloß auf der gleichnamigen Insel, Molleri 
in Portugal und die Form fastuwosa nur in Südfrankreich und Spanien 
vor. 

In der Gefangenschaft zeichnet sich maculosa durch seltene 
Anspruchslosigkeit aus. Ein allerdings nicht zu kleines Terrarium, 
das mit lockerer Erde belegt, mit Moos, einigen Steinen, Baum- 
rinden und Hohlziegeln, sowie mit einem flachen Wassergefäß ver- 
sehen ist, genügt dem Tiere vollkommen, um darin Dezennien lang 
auszuhalten; nur müssen zu hohe Temperatur und direkte Besonnung 
vermieden werden, da beides den Gefangenen leicht verderblich wird. 
Als Nahrung sind am besten Regen- und Mehlwürmer, aber auch 
Insekten, Spinnen, Asseln u. dgl. zu verwenden, die das im kurzen 
zahm und zutraulich werdende Tier dem Pfleger bald von der Pincette 
nimmt, was nach und nach dann auch mit rohen Fleischstreifen 
erreicht werden kann. Übrigens genügt es das Futter, namentlich 
Regenwürmer, einfach in das Terrarium hineinzuwerfen, da der 
Salamander selbe schon selbst zu finden versteht. In Aquarien ist 
er absolut nicht zu halten, da er hier bei seinen abendlichen Wande- 
rungen von der Insel leicht herab und ins Wasser fällt, aus dem er 
dann bei seiner Plumpheit und Unbehilflichkeit nur selten wieder 
heraus kann. Er ertrinkt dann gewöhnlich, wobei sich das von ıhm 
im Todeskampfe reichlich abgesonderte Sekret im Wasser löst und 
dasselbe vergiftet, so daß ein solches Vorkommnis das Eingehen 
sämtlicher Aquariumbewohner zur Folge haben kann. 


Salamandra. 139 


Der Feuersalamander kann auch leicht gezüchtet werden, da das 
trächtige Weibchen in der Gefangenschaft häufig Junge zur Welt 
bringt. Übrigens kann man sich die Larven auch im Freien holen, 
da sie in kühlen und schattigen Waldtümpeln meist überall häufig 
sind und in einer mit nassem Moos gefüllten Blechbüchse leicht nach 
Hause getragen werden können, wo man sie, damit sie nicht anderen 
Aquarieninsassen zur Beute werden, in einen separaten Behälter, 
am besten in ein größeres Einsudglas, unterbringt. Damit hier die 
Tiere, die an kaltes und sauerstoffreiches Wasser gewöhnt sind, nicht 
eingehen, ist letzteres öfters zu erneuern, wobei zu beachten ist, daß 
der Temperaturwechsel nicht zu rasch und zu plötzlich vor sich geht. 
Es empfiehlt sich daher das Glas mit den Larven erst in das zum 
Ersatze dienende Wasser zu stellen, bis das alte allmählich die Tempe- 
_ ratur des neuen angenommen hat und erst dann jenes durch dieses 
zu ersetzen. Da selbst die neugeborenen Jungen schon ziemlich 
groß sind, so ist deren Fütterung nicht so schwierig, wie die der ganz 
klein zur Welt kommenden Molchlarven. Am besten eignen sich 
Wassermilben (Hydrachna), Rotwürmer (Tubifex) und Mücken- 
larven, die alle in stehendem Wasser meist leicht und in Menge zu 
finden sind, zu diesem Zwecke. Doch gelingt es schon im frühesten 
Zustande die Tiere zur Annahme sehr feiner Fleischstreifen, die man 
an eine Nadel gespießt vor ihrem Munde hin und her bewegt, zu ge- 
wöhnen. Für größere Larven sind auch Wasserasseln und Floh- 
krebse (Gammarus) sowie kleine Regenwürmer eine gute Nahrung. 
Auf alle Fälle müssen die jungen Salamander stets oft und reichlich 
gefüttert werden, da sie äußerst gefräßig sind und sich bei nicht 
genügender Nahrung sofort gegenseitig anfallen, ja sogar auffressen. 
Als ich einst ein Paar ziemlich gleichgroßer Larven abends nach 
Hause brachte und selbe über Nacht in eine kleine Blechwanne gab, 
war ich nächsten Morgen sehr erstaunt, in dem Behälter nur noch 
eine einzige Larve zu finden und konnte mir das Verschwinden der 
anderen durchaus nicht erklären. Beim Herausnehmen des Gefange- 
nen bemerkte ich aber dann, daß aus dem Kopfe desselben noch eın 
zweiter hervorsah, der bis zu den Augen in dem Maule des ersteren 
steckte. Es hatte also die eine Larve die andere, nahezu gleich- 
große, offenbar beim Schwanze erfaßt und verschlungen, so daß, 
als ich dazukam, nur noch die Schnauze des Opfers aus dem Rachen 
seines räuberischen Genossen hervorsah. 

Damit die Jungen, wenn sie dem Ende ihres Larvenzustandes 
nahe sind, das Wasser verlassen können, ist in ihrem Behälter eine 
kleine Insel, am besten eine schwimmende Korkplatte oder ein 
Bimstein, hineinzugeben. Bleiben die Tiere dann dauernd ım 
Trockenen, so sind sie in ein Terrarium, aber nicht etwa mit Er- 
wachsenen zusammen, einzusetzen. 

Gefangen gehaltene Salamander bekommen mitunter kleine 
Blasen von Stecknadelkopf- oder Hirsekorngröße, die, nach einiger 
Zeit aufbrechend, anfangs kleine, dann aber sich allmählich ver- 
'größernde Wunden hervorbringen, während zugleich das ganze Tier 
stark anschwillt und aufgedunsen wird. Da in diesem Falle auch 
ein Waschen und Bepinseln mit leichter Karbol- und Salizylsäure 


140 Salamandridae. 


nicht hilft, und derlei Stücke fast immer eingehen, so ist es am besten, 
diese ohnedies keinen Wert repräsentierenden Patienten sofort in 
Freiheit zu setzen, damit sie wenigstens nicht das Terrarium infi- 
zieren, abgesehen davon, daß sie in natürliche Verhältnisse zurück- 
gebracht, vielleicht noch Genesung finden können. 


2. Salamandra atra: Nıgra, concolor; dentium palatinorum servebus 
modice sınuatıs ultra nares internas paullum Pprolongatis. — 
Long. 12—I5 cm. 

Salamandra atra Laur. Synops. reptil. pag. 42, 50, tab. ı, fig. 2 
(1768). — Salamandra fusca Laur. l. c. pag. 42, 52 (1768). — 
Lacerta Salamandra ß Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1067 
(1790). — Lacerta atra Sturm Deutschl. Fauna III, 4. Hft. c. fig. 
(1805). — Salamandra nigra Gray Catal. of Amphib. II, pag. 16, 
ı (1850). — Salamandra alpestris Knauer Naturg. d. Lurche 
pag. 99 (1878). 


Der Körper ist verhältnismäßig schlank, am Rücken sanft 
gerundet, an den Seiten und am Bauche mehr flach und nur bei 
trächtigen Weibchen manchmal etwas aufgetrieben. Der zwischen 
den Augen flache Kopf ist etwa um die Hälfte länger 
als breit, die mit ganz fehlender oder kaum merkbarer 
Seitenkante versehene Schnauze sehr kurz, entweder 
vollkommen verrundet oder ziemlich breit und stumpf 
abgestutzt. Die sehr kleinen Nasenlöcher sind stark 
nach oben gerückt, ıhr gegenseitiger Abstand etwa dem 
Augenzwischenraume gleichkommend. Die seitlich ge- 

Fig. 21. stellten Augen sind stark vorstehend, der Interokular- 
Salamandra raum breiter als ein oberes Augenlid. Der Oberkiefer 
atra Laur. steht kaum vor, der Mund ist bis hinter die Augen ge- 
spalten. Die ÖOhrdrüsen sind gut doppelt so lang als breit, nach 
hinten mäßig erweitert, durch eine an ihrer Innenseite befindliche 
Ausrandung oft mehr oder weniger nierenförmig. Die Gaumen- 
zähne bilden zwei schwach S-förmig gebogene Streifen, welche die 
inneren Nasenlöcher meist wenig oder auch gar nicht überragen. 
Die nach vorn stets deutlich verschmälerte Zunge ist an ihrem Hinter- 
rande gewöhnlich ın weitem Bogen gerundet. Die am Rücken ziem- 
lich glatte Haut ist an den Seiten grob gerunzelt und hier nach oben 
zu mit einer Reihe hintereinanderliegender Warzen versehen, die 
meist ziemlich kugelförmig und stark hervortretend und von einzelnen 
größeren und vielen kleinen Drüsenöffnungen durchbohrt sind. Die 
Kehle ist stark gerunzelt, nach hinten oft mit deutlicher Ouerfalte. 
Die Beine und der Bauch sind glatt, auf letzterem die Seitenfurchen 
des Rumpfes als sehr seichte Querlinien meist deutlich fortgesetzt. 
Der Schwanz ist deutlich vierseitig, unten oft von einer seichten 
Längsfurche durchzogen. 

Beim Männchen ist der Kopf nach rückwärts deutlich verschmä- 
lert, der etwas kürzere Rumpf etwa gerundet vierseitig, die Beine 
schlanker, die Hände und Füße breiter, die Finger und Zehen länger. 
Wenn man die Beine einer Seite längs des Rumpfes gegeneinander 
drückt, so werden die Sohlen der Hinterfüße von den Fingern der 





Salamandra. T 4 ]; 


vorderen vollkommen bedeckt. Der etwa die halbe Körperlänge 
ausmachende Schwanz ist an der Wurzel von dem dahinter liegenden 
Teile desselben ziemlich deutlich abgesetzt. 

Beim Weibchen ist der Kopf nach hinten kaum verschmälert, 
der etwas längere Rumpf mehr verrundet, die Beine kürzer und 
kräftiger, an den Körper angedrückt mit den Fingern höchstens die 
Zehen deckend, der dem übrigen Körper an Länge nachstehende 
Schwanz ohne deutlich gesonderte Wurzel. 

Der Körper ist im Leben oben tiefschwarz, einfarbig, welche 
Farbe jedoch nach längerem Liegen im Weingeist etwas verbleicht 
und mehr ins Rußbraune übergeht, wodurch dann die Hautdrüsen 
auch für das freie Auge umso deutlicher hervortreten; auf solche 
Exemplare ist wahrscheinlich die Laurentische Salamandra 
fusca gegründet, die Unterseite ist heller, mehr ins Grauliche oder 
Bräunliche übergehend. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt meistens 12 bis I5 cm, 
wovon der Schwanz etwa zwei Fünftel wegnimmt. 

Die Jungen sind von den Alten nicht verschieden. 

Salamandra atra ist außer Spelerpes der einzige Schwanzlurch, 
der sich vom Wasser vollständig unabhängig gemacht hat und als 
ganz kiemenloses, zum Landaufenthalte vollkommen befähigtes Tier 
am Trockenen geboren wird. 

Die bei der vorigen Art beschriebenen Liebesspiele finden in 
ganz übereinstimmender Weise auch hier statt, doch hat man noch 
nicht beobachtet, wie der Same des Männchens in die Kloake des 
Weibchens hineingelangt. Obwohl sonst bei den Urodelen die Sper- 
‚matophoren ins Wasser abgesetzt werden, ist dies beim Mohren- 
salamander nicht sehr wahrscheinlich, da im Umkreise seines Wohn- 
bezirkes oft auch viele Meilen weit hin keine Wasseransammlungen 
anzutreffen sind und daher doch vielleicht eine wirkliche Begattung 
auf dem Lande denkbar wäre. Die einzig annehmbare Möglichkeit 
könnte noch allenfalls die sein, daß sich beide Geschlechter im aller- 
ersten Frühjahr zusammenfinden, wo auch im wasserärmsten Hoch- 
gebirge anläßlich der Schneeschmelze stellenweise vorübergehende 
Lachen und Pfützen entstehen, die dann sofort von den Tieren zum 
Absetzen der Spermatophoren und zur daraus erfolgenden Aufnahme 
des Samens benützt werden könnten; der auf diese Art zu günstiger 
Gelegenheit in die weiblichen Genitalien eingedrungene Same mag 
dann vielleicht durch längere Zeit hindurch zur Befruchtung der 
später aus den Ovarien austretenden Eier dienen. 

Diese Art zeigt in ihrer Entwicklung Eigentümlichkeiten, die 
“sich nicht nur bei keinem anderen Urodelen, sondern überhaupt in 
der ganzen Klasse der Amphibien nicht wieder finden. Während 
nämlich die anderen Arten dieser Gattung ihre Jungen ausnahmslos 
ins Wasser absetzen, ist dies bei Salamandra atra nicht der Fall, 
indem hier die Larven solange im Körper des Weibchens verbleiben, 
bis sie ihre vollständige Ausbildung erreicht haben. Der Anfang 
‘der Trächtigkeitsperiode ist im allgemeinen von der des gefleckten 
Salamanders nicht verschieden; wie bei diesem treten auch bei atra 
etwa zwanzig oder auch mehr Eier aus jedem Ovarium. Während 


142 Salamandridae. 


sich aber sonst all diese Eier in regelmäßiger Weise zu Larven ent- 
wickeln, ist dies bei afra nur für zwei allein der Fall, indem in jedem 
Eileiter nur das äußerst gelegene Ei zur Entwicklung kommt, die 
dahinterliegenden aber in eine formlose Masse zusammenfließen 
und dem Keime, nachdem er die Eihülle gesprengt hat, zur Nahrung 
dienen, so daß sie von der sich entwickelnden Larve verschluckt 
und verdaut werden; ist dieser Nahrungsvorrat aufgezehrt, so wird 
das Junge geboren. Daher werden beide Nachkommen meist ziemlich 
gleichzeitig geworfen und stimmen auch in ihrer Entwicklung nahezu 
überein. Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß zwischen der Geburt 
der beiden Jungen ein kürzerer oder längerer Zwischenraum verfließt, 
was wahrscheinlich davon herrühren dürfte, daß von den zwei bereits 
in der Entwicklung begriffenen Eiern eines abstarb und dann das 
nächstfolgende an seine Stelle rückte, wodurch dann dessen Aus- 
bildung gegenüber dem anderen natürlich verspätet wurde. Die 
durch Tötung der Mutter im Weingeist nicht geschädigten Jungen 
können herausgeschnitten und in einem mit Moos und Erde gefüllten, 
feucht gehaltenen Behälter oder auch im Wasser oft noch einige 
Zeit am Leben erhalten, ja im letzteren manchmal sogar zur Reife 
gebracht werden. Diese Larven sind von denen aller anderen Amphi- 
bien noch dadurch ausgezeichnet, daß ihre schön rosenrot gefärbten 
Kiemen eine ganz enorme Entwicklung zeigen, indem sie mit ihren 
äußersten Enden fast bis zur Wurzel der Hinterbeine reichen, somit 
nahezu dem halben Körper an Länge gleichkommen. Doch ver- 
schwinden diese Kiemen bald nach der Geburt und sind dann nur 
mehr in Gestalt kleiner Knötchen oder Stummel zu bemerken. Auch 
der Schwanz, welcher bei den Neugeborenen eine ganz schwache 
Kompression zeigt, ist bei aus den Weibchen herausgenommenen 
Larven stark seitlich zusammengedrückt und ruderförmig. 

Da die Salamander sonst ihre noch mit Kiemen versehenen 
Jungen ins Wasser absetzen, so ist die hier bei afra geschilderte Ent- 
wicklung kaum eine ursprüngliche, sondern hat sich höchst wahr- 
scheinlich durch Versetzung des gefleckten Salamanders oder einer 
ihm ähnlichen Art aus niedrigen und bewässerten Gegenden in höhere 
und wasserarme Gebiete allmählich herausgebildet. Daß diese Orts- 
veränderung eine freiwillige war, ist kaum anzunehmen, da in den 
Alpen sowohl die klimatischen, als auch die Ernährungsverhältnisse 
den ın der Ebene und in der Hügelregion vorkommenden entschieden 
nachstehen und daher kaum vorauszusetzen ist, daß ein Tier aus 
eigenem Antriebe günstige Bedingungen verlassen und hiefür in jeder 
Richtung bedeutend ungünstigere aufsuchen wird. Es dürfte daher 
die Versetzung der fraglichen Art aus niederen in hoch gelegene 
Gegenden kaum durch freiwillige Wanderung oder einfache Erweite- 
rung des Wohnbezirkes, sondern vielmehr durch anderweitige Um- 
stände, und zwar durch die Erhöhung ihres ursprünglichen Wohn- 
ortes zustandegekommen sein. Höchstwahrscheinlich fällt die Ver- 
wandlung unseres, seine Jungen ursprünglich ins Wasser absetzenden 
Salamanders in ein dieselben in vollkommen entwickeltem Zustande 
am Lande gebärendes Tier mit der Erhebung der Alpen zusammen. 
Da aber auch letztere nicht plötzlich, sondern nur sehr allmählich 


Salamandra. 143 


stattfand, so muß auch die Umwandlung unserer Art aus einer im 
Wasser gebärenden in eine im Trockenen werfende nur nach und nach 
und im Verlaufe langer Zeiträume vor sich gegangen sein. Je mehr 
nämlich der Boden emporstieg, desto mehr flossen die stehenden 
Gewässer ab und desto weiter mußten die Salamander auf ihrer 
Suche nach Wasser behufs Unterbringung ihrer Nachkommen wan- 
dern, desto länger daher auch letztere im Mutterleibe herumgetragen 
werden und desto mehr in ihrer Ausbildung fortschreiten. Bei immer 
wachsender Erhebung des Bodens mußten auch die hier geschilderten 
Verhältnisse in immer steigendem Maße zunehmen, bis sie endlich 
zu einem solchen Grade gediehen waren, daß dem trächtigen Tiere 
die Erreichung von Wasseransammlungen wegen zu großer Entfer- 
nung nicht mehr möglich war, und die Jungen, bevor es dem Weib- 
chen gelang eine für sie passende Absatzstelle zu finden, ihre Entwick- 
lung und ihr Wachstum im Mutterleibe beendet hatten und als 
bereits zum Landleben geeignete Tiere am Trockenen geboren wurden. 
Da sich natürlich das unterste, zuerst in den Uterus gelangende Ei 
auch zuerst entwickelte, so mußte das Wachstum desselben das der 
hinter ihm befindlichen und später ausgetretenen Eier beeinträchtigen, 
was schließlich so weit ging, daß sie, durch den sich immer mehr 
vergrößernden ältesten Embryo gänzlich verdrängt, sich gar nicht 
weiter entwickeln konnten, sondern abstarben und endlich dem 
einzig übrig Bleibenden zur Nahrung dienten. 

Daß der hier vermutungsweise aufgestellte Vorgang höchstwahr- 
scheinlich dem wirklichen Verlaufe der Dinge entspricht, geht aus 
einer neuerdings von Kammerer gemachten Beobachtung 
hervor, nach welcher einerseits gefangene Alpensalamander in der 
Ebene dazu gebracht werden können, kiementragende Larven ins 
Wasser abzusetzen, während anderseits Feuersalamander, wenn man 
sie allmählich immer weniger feucht hält, auch immer wenigere und 
größere Larven zur Welt bringen, die sich in kürzerer Zeit verwandeln, 
bis sie endlich nach 4—6 Trächtigkeitsperioden 2—7 vollkommen 
kiemenlose und lungenatmende Junge am Lande werfen, wobei, 
abgesehen von der. Verminderung der Zahl derselben auch die hinteren 
Eier schon nach ihrer ersten Furchung in einen Dotterbrei zusammen- 
fließen, der ganz wie bei Salamandra atra den Embryonen zur Nahrung 
dient. Desgleichen bilden sich bei der Mutter entnommenen Jungen 
der letzteren Art die ihnen eigenen riesigen Kiemen im Wasser bald 
zurück, um sich in kurzer Zeit in normale, den Larven von maculosa 
analoge zu verwandeln. 

Daß der schwarze Salamander bei seiner unfreiwilligen Ver- 
setzung in stets höhere Regionen an Größe abnahm, ist aus den 
hiebei an ihn herantretenden, immer ungünstiger werdenden Ver- 
hältnissen wohl erklärlich. Da die Tiere im Hochgebirge den 
größten Teil ihres Daseins unter Schnee und Eis vergraben zu- 
bringen, und im Jahre kaum mehr als 4—5 Monate freilebend 
ihrer hier auch viel spärlicheren Nahrung nachgehen können, so 
‘ist ein allmähliches Verkümmern und Kleinerwerden der Tiere 
leicht 'begreiflich, und ist es ja eine bekannte Erscheinung, daB 
Arten mit ausgedehnter vertikaler Verbreitung in höheren Lagen 


144 Salamandridae. 


ihren in tieferen Gegenden lebenden Genossen an Größe oft merk- 
lich nachstehen. 

Über die Entstehung der einförmig schwarzen Färbung wage 
ich keine Vermutung auszusprechen, da die Bildung der Melanose 
durch alle hiefür schon aufgestellten Theorien noch immer nicht, 
auch nur einigermaßen, erklärt ist; nur will ich bemerken, daß auch 
andere Tiere, namentlich Insekten, ihre in der Ebene lebhaften Farben 
im Hochgebirge häufig in dunklere, ja selbst in Schwarz, umsetzen. 

Diese für die allmähliche Entwicklung der Salamandra atra 
ausgeführten Ansichten werden ferner noch durch manche andere 
Umstände gestützt. So lehrt beispielsweise die Erfahrung, daß auch 
bei maculosa die Anzahl der Jungen mit der Höhe des Standortes 
ab- und deren Größe dabei zunimmt; auch haben namentlich wieder 
Versuche Kammerers erwiesen, daß diese Art bei einer Tempera- 
tur von 16—18° C ausnahmslos Eier legt, die von den Jungen gleich 
nach dem Wurfe verlassen werden, während die bei höheren Wärme- 
graden abgesetzten Eier oft noch über zwei Wochen bis zu ihrer voll- 
ständigen Reife im Wasser liegen bleiben und die ihnen schließlich 
entschlüpften Larven nur mit Vorderbeinen versehen sind. Werden 
solche Tiere dauernd einer höheren Temperatur ausgesetzt, so nimmt 
bei aufeinanderfolgenden Würfen die Menge der Eier immer mehr zu, 
so daß sie endlich die Zahl der unter normalen Verhältnissen ge- 
borenen Jungen weitaus übertrifft. Werden dagegen maculosa 
Weibchen ständig bei Temperaturen unter 12° C gehalten, so tritt 
das Bestreben, die Brut möglichst lange im Leibe zu behalten, immer 
mehr hervor und es werden nach und nach immer weniger, infolge- 
dessen aber auch stets größere Junge geworfen. Entzieht man 
solchen Tieren dann das Wasser gänzlich und setzt sie auf das Mini- 
mum der zu ihrem Leben unumgänglich nötigen Feuchtigkeit herab, 
so bringen sie nach einigen verunglückten Würfen schließlich voll- 
kommen entwickelte und lungenatmende Junge zur Welt. 

Umgekehrt gebiert Salamandra atra in tieferen Lagen mitunter 
drei, ja ausnahmsweise selbst vier Junge und im Wasser gehaltene 
Weibchen bringen dafür mehrere Larven zur Welt, die ihre anfangs 
langen und zarten Kiemenbüschel bald in die der maculosa zukommen- 
den kurzen und derben Kiemen verwandeln und bis zur Vollendung 
ihrer Entwicklung noch monatelang im Wasser leben; im Gegenfalle 
zeigen wieder die bei maculosa durch Kälte und Trockenheit lange 
zurückgehaltenen Larven dem Mutterleibe entnommen die großen 
und zarten Kiemenquasten der atra. Merkwürdig-ist hiebei noch der 
Umstand, daß sich diese erzwungene Fortpflanzungsart auch auf die 
Nachkommen der in dieser Weise erzeugten Larven vererbt, und 
interessant, daß die zum Wasserleben gezwungenen Larven von atra 
am Körper gelbliche Flecken und Schnörkel erhalten, während bei 
den am Lande geborenen Jungen von maculosa wieder das Schwarz 
merklich vorherrscht, so daß die Entwicklung der letzteren Farbe 
durch Trockenheit eine Förderung zu erfahren scheint, was für das 
allmähliche Schwarzwerden des Alpensalamanders vielleicht ebenfalls 
einen teilweisen Erklärungsgrund abgeben könnte. Daß es uns durch 
solche Zuchtversuche gelingen dürfte, die eine Art in die andere zu 


Salamandra. 145 


verwandeln, ist allerdings kaum anzunehmen, da sich ja die genannten 
zwei Spezies außer durch die Färbung und Entwicklung noch durch 
die Zahnstellung und Form der seitlichen Drüsenwülste unterscheiden, 
abgesehen davon, daß zu solchen Veränderungen ganz andere Zeit- 
räume erforderlich sind, als die dem Experimentator zu Gebote 
stehenden. Doch ist es immerhin denkbar, daß, wenn man die in 
dieser Richtung angestellten Versuche durch viele Generationen 
fortführen würde, sich die hiedurch bewirkten Veränderungen in der 
Fortpflanzung beider Arten weiter ausbilden könnten und atra all- 
mählich immer mehr kiementragende Larven, maculosa dagegen 
immer mehr lungenatmende Junge zur Welt bringen würde. 

Desgleichen ist in dieser Richtung auch noch die Tatsache von 
Bedeutung, daß der Feuersalamander in tiefen Lagen häufig ovovivi- 
par, und die Zahl der von ihm geworfenen Larven um so geringer, 
deren Größe aber um so beträchtlicher ist, je höher über der Meeres- 
fläche das Muttertier lebt. 

Es ist daraus ersichtlich, daß sich die Gattung Salamandra mit 
der größeren Tiefe ihres Standortes der normalen Fortpflanzung 
der Urodelen immer mehr nähert, während sie sich mit der Erhebung 
des Bodens von derselben stets mehr entfernt und schließlich in atra 
das äußerste Extrem erreicht. 

Jedenfalls kann man aus den sowohl bei Proteus als auch bei 
Salamandra gemachten Erfahrungen und Versuchen ersehen, daß 
das Eierlegen durch Wärme, das Lebendiggebären dagegen durch 
Kälte gefördert wird, was dann in Verbindung mit anderen hiebei 
noch erwähnten Verhältnissen für die allmähliche Entwicklung des 
Alpensalamanders aus einer das Tiefland bewohnenden Art immerhin 
nicht zu verachtende Fingerzeige gibt. 

Auf Grund der hier gegebenen Erörterungen sehen manche 
Forscher, wie beispielsweise Schwalbe, den schwarzen Sala- 
mander geradezu als eine spezifisch fixierte Kümmerform des ge- 
fleckten an. 

Salamandra atra lebt nur im Gebirge und wird daselbst bis zu 
3000 m Meereshöhe angetroffen, soll aber stellenweise sogar bis 
850 m herabgehen; ich selbst habe das Tier allerdings niemals unter 
1000 m, am häufigsten und massenhaftesten an zwischen 2000 und 
2500 m gelegenen Örtlichkeiten beobachtet; in nördlichen und käl- 
teren Lagen steigt es jedenfalls tiefer herab als in südlichen und 
wärmeren Gegenden. — Soweit im Gebirge der Baumgürtel reicht, 
‚lebt der Bergsalamander im Walde, und zwar am liebsten am Rande 
desselben, woselbst man ihn tagsüber in morschen Baumstrünken 
unter losen Rinden und Steinen stellenweise in Menge findet. Durch 
letzteren Fundort unterscheidet sich afra auch von maculosa, da diese 
kaum jemals unter Steinen anzutreffen ist; auch dadurch sind noch 
beide Arten in ihrem Vorkommen verschieden, daß man den Alpen- 
salamander sowohl in seinen Schlupfwinkeln als auch im Freien stets 
in allen Größen und Altersstufen untereinander findet, während 
beim gefleckten Salamander junge Tiere zu den größten Seltenheiten 
gehören. 

Das oberwähnte Vorkommen unter Steinen habe ich aber stets 

Schreiber, Herpetologia europaea. Io 


146 Salamandridae. 


nur in der Waldregion, ober der Baumgrenze hingegen fast niemals 
beobachtet. Ich habe z. B. in den Julischen Alpen wiederholt Ex- 
kursionen mit Entomologen gemacht, welche in ihrem Sammeleifer 
in einem Tage oft Tausende von Steinen umkehrten und darunter 
nur ausnahmsweise und höchst vereinzelt hie und da einen Sala- 
mander, selten mehr als I—2 Stück in einem Tage und da auch 
meist junge Tiere, antrafen. Wenn uns dann an denselben Orten 
zufällig ein Regen überraschte, so war in kurzer Zeit alles von einer 
wirklich fabelhaften Menge unserer Lurche übersäet, welche aller- 
orten in solchen Massen herumkrochen, daß man sich beim Gehen 
sehr in acht nehmen mußte, um nicht auf jeden Schritt und Tritt 
eines dieser harmlosen Tiere zu zertreten. Da selbe aber unter Steinen 
gar nicht anzutreffen waren, so vermute ich, daß diese im baumlosen 
Hochgebirge aus dem Grunde vermieden werden, weil sie, den ganzen 
Tag der Sonne ausgesetzt, zu stark erwärmt sind und daher der 
Aufenthalt unter ihnen den Feuchtigkeit und Kühle liebenden Tieren 
zu trocken ist. Es ıst daher wahrscheinlich, daß die Salamander 
hier tagsüber unter dem dichten Gestrüpp und Wurzelwerk der so 
häufig rasenbildenden Alpenpflanzen verkrochen sind. 

Diese ungeheure. Menge der bei Regenwetter plötzlich allent- 
halben auftretenden Bergsalamander läßt es entschuldigt finden, 
wenn der naive Älpler, der für das so massenhafte Erscheinen der 
Tiere keine Erklärung findet, selbe als mit dem Regen vom Himmel 
gefallen hält, da ja selbst der Fachmann in solchem Falle sein ge- 
rechtes Staunen kaum verhehlen kann. Wenn man nämlich bedenkt, 
daß Salamandra atra nur zwei Junge wirft, so muß deren Häufigkeit 
gegenüber ihrem nächsten Verwandten unstreitig sehr auffallen. 
Doch läßt sich dies etwa dadurch erklären, daß atra vielleicht in einem 
Jahre öfters wirft, daß ferner die Jungen, da sie bis zu ihrer gänz- 
lichen Reife im Mutterleibe bleiben, vor Zufälligkeiten und Feinden 
mehr geschützt, und letztere im Hochgebirge wohl auch in weit 
geringerer Menge als in der Niederung vorhanden sind. Auch können 
die kaum geborenen Jungen sofort sicher bergende Verstecke auf- 
suchen, während die Larven des Feuersalamanders durch ihre ver- 
hältnısmäßig lange, hiebei noch in meistens ganz offenen und pflanzen- 
leeren Gewässern durchzumachende Verwandlung jedenfalls weit 
mehr exponiert und in ihrer Existenz gefährdet sind. 

Salamandra atra hat nur eine geringe Verbreitung, indem das 
Vorkommen derselben fast ausschließlich auf die Alpenkette und 
deren Ausläufer beschränkt ist, sich also nur über etwa Io Längen- 
(25—35) und 4 (44%—-48) Breitegrade erstreckt. An der West- und 
Nordwestseite der Alpen tritt das Tier auch stellenweise in den 
daran grenzenden Jura über, sowie es sich auch vom Südostende der 
Alpen in den daran stoßenden illyrisch-croatischen Karst bis in die 
Gegend von Fiume hinzieht. In jüngster Zeit ward es endlich noch 
im Prenjgebirge in der Herzegowina gefunden. Die älteren Angaben 
über das Auftreten des Bergsalamanders in den Sudeten und Kar- 
paten haben sich durch neuere Forschungen nicht bestätigt und sind 
überhaupt nicht wahrscheinlich. Die gegenwärtig im Schwarzwalde 
lebenden Stücke stammen von vor Jahren aus den Alpen dahin 


Salamandra. 147 


importierten Tieren. Das Vorkommen vereinzelter Exemplare in 
von den Alpen weit entlegenen Örtlichkeiten, wie in Gärten, An- 
lagen und dergl. bezieht sich zweifellos auf solche Individuen, die 
entweder der Gefangenschaft entkommen oder durch Verschleppung 
mit im Gebirge ausgehobenen Pflanzen in deren Wurzelwerk zufällig 
herabgelangt sind. 

In der Gefangenschaft verhält sich der Alpensalamander ähnlich 
wie die vorige Art, muß aber, entsprechend seinem natürlichen Auf- 
enthalte, womöglich noch kühler und schattiger gehalten werden. 
Als Futter sind am besten Regenwürmer zu verwenden, Mehlwürmer 
werden zwar auch gierig erfaßt, aber — wahrscheinlich wegen ihrer 
Härte — nur schwer hinabgewürgt und meistens wieder losgelassen 
und ausgeworfen. 


Il. Ordnung. Anura. 
Corpus breve, ecaudatum, pedes postici elongatı. 


Der Körper ist ungeschwänzt, kurz und dick, im ganzen von 
etwa scheibenförmiger oder viereckig elliptischer Gestalt, mit bald 
mehr oder weniger gewölbter, bald aber auch mehr flacher und ab- 
geplatteter Oberseite, in der Weichengegend seitlich meist mehr oder 
weniger eingezogen und oben namentlich im Sitzen bei aufgestemmten 
Vorderbeinen durch die vorstehenden Beckenknochen oft höcker- 
artig erhaben. Der kurze Kopf ist von vorn nach rückwärts stets 
merklich erweitert, mit bogig verrundeter oder stumpf abgestutzter 
Schnauze, hinten ohne Spur einer halsartigen Verengung in seiner 
ganzen Breite dem Rumpfe angefügt. Die Augen sind groß und vor- 
stehend, mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern, wovon das untere 
das obere an Größe stets bedeutend übertrifft und ganz über das 
Auge hinauf geschoben werden kann. Die Pupille ist bald senkrecht, 
bald rundlich oder auch in horizontaler Richtung verlängert, die Iris 
immer lebhaft gefärbt oder metallglänzend. Die Nasenlöcher sind 
klein, ganz nach vorn an die Schnauzenspitze gerückt und fast senk- 
recht nach abwärts in den Rachen geöffnet. Das Trommelfell ist 
manchmal schon im Leben deutlich, tritt aber oft erst nach längerem 
Liegen im Weingeist, oder selbst gar nicht hervor, was übrigens 
mitunter bei einer und derselben Art nach der Dicke der darüber 
hinwegziehenden Haut, daher namentlich oft nach dem Alter, ver- 
schieden ist; es kann daher dem Trommelfell in systematischer 
Beziehung auch nur eine untergeordnete Rolle zuerkannt werden. 
Der große, bis weit hinter die Augen gespaltene Mund ist im Ober- 
kiefer gewöhnlich, im Unterkiefer niemals bezahnt. Die Gaumen- 
zähne, welche bei den Urodelen gewöhnlich zwei von vorn nach 
hinten ziehende Längsstreifen bilden, sind hier als zwei ziemlich kurze, 
zwischen oder etwas hinter den inneren Nasenlöchern quer gestellte 
Gruppen oder Reihen vorhanden, die voneinander durch einen bald 
größeren, bald kleineren Zwischenraum getrennt sind; doch können 
auch in beiden Kiefern sowie im Gaumen alle Zähne vollkommen 
fehlen (Bufonidae). Die meist ziemlich große Zunge bietet durch 
die Verschiedenheit in Gestalt und Befestigung in systematischer 
Hinsicht sehr wichtige Merkmale; in der Regel ziemlich dick und 
fleischig ist sie nur selten ganz oder größtenteils an dem Boden der 
Mundhöhle befestigt, viel häufiger jedoch in ihrem vorderen Teile 
angewachsen, während ihre hintere Partie mehr oder weniger frei 
und nach Art einer Fliegenklappe herausschlagbar erscheint; ıhr 


Anura. 149 


Hinterrand ist entweder ganz oder mit einer bald seichten, bald aber 
auch sehr tiefen Ausrandung oder Einbuchtung versehen, wodurch 
sie dann mehr oder weniger herzförmig, zweilappig oder selbst zwei- 
hörnig erscheint. Die Seitenteile des Gaumens sind durch die auch 
nach innen stark hervortretenden Augäpfel meist deutlich gewölbt, 
die Mündungen der eustachischen Röhren als zwei in den inneren 
Mundwinkeln stehende Öffnungen bald mehr bald weniger ersichtlich. 
Viele Anuren haben wenigstens im männlichen Geschlechte eigen- 
tümliche Schallblasen, welche in der Mundhöhle entweder an der 
Kehle oder an den Seiten des Kopfes hinter den Mundwinkeln liegen, 





Fig. 22. 


A. Vorderfuß des brünstigen Männchens von Rana agilis Thom. B. Der- 
selbevon Rana temporaria Linn. C. Hinterfuß von Rana esculenta 
Linne. D. Rana agilis Thom. juv. EZ. Hyla arborea Linne F. Hyla 
meridionalis Böttg. a Daumen, 5b Brunstschwielen, c Gelenkshöcker, d Meta- 
tarsalgelenk, e äußerer, f innerer Metatarsalhöcker, g Schenkel, Knie, i Schiene, 
k Ferse, 1 Fußwurzel, m Fuß, n Nackendrüsen, o Subdorsaldrüsen. 


beim Schreien — das übrigens stets mit geschlossenem Munde ge- 
schieht — aufgeblasen bei manchen Arten mehr oder weniger nach 
außen hervortreten und durch Mitschwingung den Ton verstärken. 
Die Beine sind kräftig und wohl entwickelt, die vorderen nach ein- 
wärts gebogen, mit vier meist freien Zehen. Die bald mehr bald 
weniger verlängerten Hinterbeine (Fig. 22 D) besitzen eine von den 
vorderen etwas abweichende Bildung, indem sie nicht wie diese aus 
nur drei, sondern aus vier deutlich gesonderten Teilen bestehen. 
Das erste vom Körper ausgehende und stets kräftigste Stück (D, g) 
ist der Schenkel (femur); nach ihm folgt die stets schlankere, 
‘demselben an Länge meist ziemlich gleichkommende Schiene 
(D, i, tibia), an welche sich dann als dritter, aber bedeutend kürzerer 
Teil die hier ebenfalls verlängerte Fußwurzel(D, /, tarsus) an- 


I 50 Anura. 


schließt, die dann endlich den eigentlichen Fuß (D, m) trägt. Das 
Gelenk zwischen Schiene und Fußwurzel (D, k) wird Ferse oder 
Tibiotarsalgelenk (articulatio tibio-tarsalis), das am Ende 
der Fußwurzel befindliche das Metatarsalgelenk (articulatıo 
metatarsalis) genannt (D, d). Von den fünf, häufig durch Schwimm- 
häute verbundenen Hinterzehen ist in der Regel die innerste (der 
Daumen) die kürzeste, die vierte die längste. Unterseits stehen am 
Ende der Fußwurzel und an der Basis der Sohlen gewöhnlich ı oder 
2 Höcker, die sog. Metatarsalhöcker [(C, e, f, tuberculi 
metatarsales) von denen namentlich der innere, am Grunde des 
Daumens stehende (mitunter auch Fersenhöcker, callus 
subpollicarius, genannte) (C, f) stark ausgebildet und zur Unter- 
scheidung nahe verwandter Formen oft wichtig ist. An der Unter- 
seite der Finger und Zehen zeigen sich an der Gliederung der einzelnen 
Phalangengelenke meist mehr oder weniger deutliche knopf- oder 
kugelförmige Anschwellungen, die sog. Gelenkshöcker oder 
Subartikulartuberkeln (ec, iuberculi subarticulares). Da 
die Entwicklung der Hinterbeine in ihrem Verhältnisse zum übrigen 
Körper ein wichtiges Artenmerkmal ist, so muß selbe bei Bestimmung 
der Tiere genau ermittelt werden, was am besten dadurch geschieht, 
daß man eine hintere Gliedmaße längs des Körpers nach vorne biegt 
(D), wo dann sofort ihre Länge im Vergleiche zum übrigen Körper 
ersichtlich wird. Desgleichen kann man auch die relative Länge 
der einzelnen Beinesteile leicht feststellen, wenn man die Schenkel 
senkrecht vom Rumpfe ab- und die Schienen ihnen parallel wieder 
zurückbiegt, in welchem Falle sich dann die Fersen mehr oder weniger 
nähern (E), oder berühren, oder selbst übergreifen (F). In manchen 
Fällen zeigen sich sämtliche Zehen an der Spitze mit teller- oder 
scheibenförmigen Erweiterungen versehen, welche nach Art der 
Saugnäpfe wirkend, durch Erzeugung eines luftleeren Raumes das 
Tier zum Klettern oder Haften an senkrechten oder selbst über- 
hängenden Flächen befähigen (Hvylıdae). Die mehr schlaffe und im 
Gegensatz zu den Urodelen nur lose anliegende Haut ist entweder 
mehr oder weniger glatt, oder aber bald mit kleineren, bald mit 
größeren Warzen, Höckern und anderweitigen drüsigen Hervorragun- 
gen versehen, welche der Oberfläche des Körpers oft ein sehr rauhes 
und unebenes Ansehen verleihen. 

Sehr häufig bilden diese Drüsen beiderseits des Rückens je eine, 
mehr oder weniger zusammenhängende, deutlich abgehobene Längs- 
leiste, die öfters noch durch die sie begleitende Zeichnung besonders 
hervortritt und Seitendrüsenwulst oder Subdorsal- 
leiste (glandula subdorsalis) genannt wird (D, o); desgleichen 
stehen auch oft zwischen den Schultern zwei kurze, nach vorne 
konvergierende, nach hinten einen offenen Winkel bildende Drüsen- 
leisten, die sog. Nackendrüsen (glandulae cervicales, D, n). 

Die Männchen sind von den Weibchen außer durch geringere 
Größe und kräftigere Vorderbeine, noch dadurch verschieden, daß 
sie zur Paarungszeit an gewissen Körperteilen schwielige, von einer 
rauhen, feilenartigen und meist auch geschwärzten Haut überzogene 
Stellen, sog. Brunstschwielen (Fig. 22, B, b), zeigen,” welche 


Anura. 151 


offenbar das Festhalten an dem Weibchen bei der Paarung erleichtern. 
Solche Schwielen finden sich am häufigsten an den gewöhnlich auch 
verdickten Daumen der Vorderfüße; doch gibt es auch Arten, bei 
denen sich derlei Bildungen selbst an den Armen und an der Brust 
zeigen, während bei anderen auch der Rand des Unterkiefers mehr 
oder weniger mit kleinen, punktförmigen Warzen bedeckt ist, die 
sich manchmal sogar auf der ganzen Unterseite des Körpers bis zu 
den Hinterbeinen zerstreut finden können. 

Die Anuren leben teils auf dem Lande, teils auch im, oder wenig- 
stens am Wasser. In letzterem kommen sie namentlich zur Zeit 
der Fortpflanzung oft aus weiter Entfernung und in Menge zu- 
sammen; hiebei findet stets eine Art von Begattung statt, indem 
das auf dem Weibchen sitzende Männchen jenes mit den Vorder- 
beinen entweder unter den Achseln (alamplex) oder in der Lenden- 
gegend (inguinamplex) umfaßt und die in gallertartige Klumpen 
oder Schnüre eingehüllten Eier beim Austreten aus der weiblichen 
Kloake befruchtet, wobei wohl auch der Druck durch die Vorder- 
beine des Männchens das Vorrücken und schließliche Ausstoßen des 
Laiches befördern mag. 

Die Fruchtbarkeit der Anuren ist eine sehr große, und geht die 
Anzahl der auf einmal gelegten Eier oft in die Tausende. — Die vielen 
Fährlichkeiten, denen die Nachkommenschaft im Laufe der Entwick- 
lung ausgesetzt ist, macht diese starke Vermehrung nötig, da diese 
allein imstande ist, im Kampfe ums Dasein die Art zu erhalten. Wäh- 
rend die Eier und Jungen der Schwanzlurche einzeln und zerstreut 
im dichten Gewirre der Wasserpflanzen versteckt und daselbst vor 
Nachstellungen ziemlich geborgen sind, liegen die in Massen ver- 
einigten Anureneier meist offen und jeden Schutzes entbehrend da. 
Im Frühjahre, wo Sümpfe und stehende Gewässer infolge der Schnee- 
schmelze oder häufiger Niederschläge gewöhnlich austreten und oft 
in weiter Ausdehnung die flachen Uferstrecken überschwemmen, 
werden namentlich letztere, wohl wegen der hier viel höheren Tem- 
peratur des Wassers, mit Vorliebe zum Ablegen des Laiches auf- 
gesucht, der dann entweder einfach am Boden abgesetzt wird oder 
im Gezweige der im Wasser stehenden Weiden hängt. Wenn es 
dann einige Zeit nicht regnet, so tritt bei der stets zunehmenden 
Wärme das Wasser bald zurück und man sieht dann eine Menge von 
Laichmassen teils am vom Wasser entblößten Ufer vertrocknen, 
teils an den über den Wasserspiegel herausragenden Ästen der Weiden 
in freier Luft hängen und ebenfalls dem Verderben preisgegeben. 
Auf diese Weise gehen schon im Eizustande ungezählte Tausende 
der Brut zugrunde. — Aber auch die unter günstigeren Bedingungen 
im Wasser zurückgebliebenen Embryonen sind in ihrer Entwick- 
lung noch lange nicht gesichert. Obwohl im Ei durch den umhüllenden 
Gallertschleim vor Feinden teilweise geschützt, sind sie letzteren 
doch nach dem Auskriechen um so mehr und nahezu ganz schutzlos 
preisgegeben. In frühester Jugend gerne in größeren Mengen bei- 
‘sammenbleibend, sind solche Larvenvereine ein beliebter Tummel- 
platz von Molchen, Fröschen, jungen Schlangen und anderen Wasser- 
tieren, deren Hauptnahrung die Kaulquappen bilden; ja selbst vor 





152 Anura. 


ihren eigenen Geschwistern sind sie des Lebens nicht sicher, indem 
die größeren die kleineren schonungslos überfallen und auffressen, 
so daß von der großen Zahl der gelegten Eier, wohl nur der geringste 
Teil bis zum Ende seiner Entwicklung gelangt. 

Aus dem Gesagten kann man wohl zur Genüge ersehen, daß 
einer solchen Unmasse von Fährlichkeiten nur durch eine ganz 
gewaltige Vermehrung das Gleichgewicht gehalten werden kann, 
und ist daher die große Fruchtbarkeit der Anuren, namentlich der 
im ersten Frühjahr laichenden, wohl erklärlich, da man ja bei allen 
Organismen beobachtet, daß die Hervorbringung der Keime eine 
um so größere ist, je mehr Zufälligkeiten und Gefahren deren Ent- 
wicklung und die Nachkommenschaft überhaupt ausgesetzt ist. — 
Kommt es aber einmal ausnahmsweise vor, daß durch den Wegfall 
einer oder mehrerer der genannten Fährlichkeiten fast die ganze 
Brut zur Entwicklung gelangt, so wird man auch einsehen, daß 
dann die Zahl der Jungen — die meist das Wasser zu ziemlich gleicher 
Zeit verlassen — eine so überraschend große ist, daß sie in der Nähe 
von Sümpfen und Wasseransammlungen oft in ungeheuren Massen 
das umliegende Land weithin bedecken und vom gemeinen Manne 
als aus den Wolken gefallen angesehen werden (Froschregen). 

Aus der großen Fruchtbarkeit erklärt sich schließlich auch das 
Überwiegen der Körpergröße seitens der Weibchen, welche die Männ- 
chen an Volumen oft um das Zwei- bis Dreifache übertreffen, da ja 
zur Bildung einer so’ gewaltigen Laichmasse auch ein entsprechend 
großer Körper vonnöten ist. 

Die im ersten Frühjahr gelegten Eier quellen im Wasser auf, 
steigen dann an die Oberfläche und sind hier bei der um diese Zeit 
noch niedrigen Temperatur einer stärkeren Besonnung und Erwär- 
mung ausgesetzt, wozu noch die in solchen Fällen gewöhnlich schwarze 
Färbung der Eier und Kaulquappen ein Wesentliches beiträgt. 

Der Geschlechtstrieb der Froschlurche ist ein sehr intensiver und 
da mitunter die Zahl der Männchen die der Weibchen übertrifft, so 
umarmen erstere in Ermanglung der letzteren manchmal nicht nur 
Männchen ihrer eigenen, sondern auch Individuen anderer Arten 
ja selbst ganz anderer Tierklassen, wie z. B. Fische, und ist es schon 
vorgekommen, daß sie letztere durch Eindrücken der Augen zum 
Eingehen brachten, sowie sie anderseits durch die Heftigkeit der 
Umarmung bisweilen den eigenen Weibchen die Leibesseiten durch- 
bohren und ihnen so den Tod bringen. Die Paarung findet bei vielen 
nur zur Nachtzeit statt und ist die Dauer derselben nach den ein- 
zelnen Arten verschieden. — Obwohl, wie gesagt, einzelne Männchen 
in ihrem intensiven Geschlechtstrieb nicht selten auch fremde Weib- 
chen umarmen, so kommen doch Bastardbildungen nur sehr selten 
vor, schon aus dem Grunde, weil die Brunstzeit verschiedener Arten 
nicht zusammenfällt. Aber selbst bei in der Gefangenschaft künstlich 
erzielter Befruchtung verschiedener Spezies entwickeln sich die Eier 
weit langsamer und unregelmäßig, gehen meistenteils ein und liefern 
nur kurzlebige und monströse Larven. 

Die Entwicklung-sowohl der Eier als auch der Larven ist nach 
Art und Jahreszeit sehr verschieden und während bei einigen die 


Anura. 153 


ganze Dotterkugel bald nach der Befruchtung in eine in ihren Haupt- 
teilen fertige, sich schon im Ei lebhaft bewegende und dessen Hülle 
bereits nach 3—4 Tagen sprengende und auskriechende Larve ver- 
wandelt ist, dauert derselbe Prozeß bei anderen Arten oft eben so viele 
Wochen. Manche Quappen werden übrigens nur durch Zersetzung 
der Eihülle frei und bleiben dann noch längere Zeit an den verlassenen 
schleimigen Gallertmassen hängen. 

Die frisch ausgeschlüpften Larven sind kleine, längliche Tiere 
mit durch den eingeschlossenen Dotter mehr oder weniger aufge- 
dunsener Bauchgegend und seitlich zusammengedrücktem Ruder- 
schwanz; sie sind an Stelle der noch nicht durchgebrochenen Mund- 
öffnung mit eigenen, nach einiger Zeit übrigens spurlos verschwin- 
denden Haftorganen versehen, mit denen sie sich entweder an die 
übrig gebliebene Laichgallerte, oder an Pflanzen, Steine und ander- 
weitige Gegenstände anhängen; die Augen schimmern unter der 
Haut als noch kaum sichtbare Punkte durch, äußere Kiemen sind 
entweder vorhanden oder fehlen. Später bilden oder vergrößern 
sich dann die letzteren, die Augenpunkte treten deutlicher hervor, 
der Mund bricht durch und der Schwanz wird mehr flossenartig. 
Nach verhältnismäßig kurzer Zeit verschwinden die äußeren Kiemen 
und werden durch innere ersetzt, worauf dann die Körperhaut über 
der Kiemenspalte bis auf eine kleine, entweder in der Medianlinie 
(Mediogyrinen) oder links an der Seite (Laevogyrinen) gelegene Öff- 
nung, das sog. Atemloch (Spiraculum) zuwächst, wodurch 
dann allein noch das in den Kiemenhöhlen befindliche Wasser aus- 
treten kann. Diese letzterwähnte Bildung findet sich ausschließlich 
bei den Anurenlarven und ist für selbe auch in systematischer Be- 
ziehung sehr charakteristisch. Um diese Zeit überziehen sich auch 
die Ränder der Kiefer mit eigentümlichen Hornzähnen und Horn- 
scheiden, die aber nach vollkommener Spaltung des Mundes, sowie 
nach dem Hervortreten der Augen und der Gliedmaßen wieder ver- 
schwinden. Letztere, und zwar stets die hinteren zuerst, wachsen 
aber nicht allmählich heraus, sondern bilden sich unter deutlich 
sichtbaren Auftreibungen der Körperhaut bis zu ihrer Vollendung 
aus und treten dann durch Sprengung der betreffenden Hautan- 
schwellungen als bereits fertige und vollkommen ausgebildete Beine 
plötzlich und auf einmal hervor, wobei nicht immer beide Extremi- 
täten einer Seite zugleich erscheinen. Indem sich hiebei, unter all- 
mählicher Verkümmerung der Kiemen, immer mehr die Lungen 
entwickeln, schrumpft noch der Schwanz bis auf einen kleinen Stum- 
mel zusammen, der dann am Festlande vertrocknend schließlich 
auch bald abfällt. — Die ans Festland gegangenen Jungen halten 
sich gerne noch längere Zeit in der Nähe des Wassers, unter Steinen, 
Pflanzen u. dergl. verborgen, auf und können daselbst häufig ın 
größerer Menge beisammen gefunden werden. 

Die als Kaulquappen (gyrini) allgemein bekannten Larven 
der Froschlurche bestehen aus einem elliptischen oder ovalen Körper 
‘ und einem von diesem mehr oder weniger abgesetzten Schwanze, 
der aus einer seine Mitte durchziehende Muskelpartie und einem 
an letzterer oben und unten angefügten dünnen Flossensaume besteht. 


154 Anura. 


Der als Körper bezeichnete Teil wird eigentlich aus Kopf und Rumpf 
gebildet, deren Verwachsung aber eine so innige ist, daß sie als solche 
nicht unterschieden werden können. 

Für in ihrer Entwicklung schon etwas vorgeschrittene Larven 
ist namentlich die Bildung des Mundes vom Belange, welche mit 
einer Handlupe leicht untersucht werden kann und zur Bestimmung 
der Art auf dieser Altersstufe fast unerläßlich ist. Dieser Mund 
(Fig. 23, A) hat im allgemeinen die Form eines mit seiner Spitze nach 
innen gerichteten Hohlkegels oder Trichters; derselbe ist rundherum 
mit stark entwickelten Lippen versehen, deren an die eigentliche 

Mundöffnung grenzendes Ende 

p von einem den der Tinten- 

A fische ähnlichen, gewöhnlich 

weißen und nach innen schwarz 
gesäumten Hornschnabel be- 
grenzt wird (0, #). Der Rand 
der Lippen ist bald rund- 
herum, bald nur teilweise mit 
in I—3 Reihen stehender, 
fleischiger Papillen (f) ge- 
säumt, während die innere 
Fläche derselben mit Leisten 
von I—3-reihig angeordneten 
kleinen, borstenartigen Horn- 
zähnen (2) besetzt ist; diese 
Zahnleisten sind meist dem 
Außenrande der Lippen ziem- 
lich parallel und haben in- 
; folgedessen einen mehr oder 
5 weniger bogigen und unter 

Fig. 23. sich gleichartigen Verlauf. Der 

A. Alytesobstetricans Laur. mit überdem Hornschnabel befind- 
ee 0 en al eeien l Ober-, Jiche Lippenteil wird Orbrerme 

nterlii e 1llensaum z 29 r4 5 E 
hen 5 Pe 1 > : ar pu Y t u . i P.P® (), der unter dem- 
Dug. d Drüsenreihen, f Stirndrüse, s Spira- selben stehende Un ter- 

culum. lippe (/‘) genannt. Die Zahn- 

reihen werden stets von außen 

nach innen gezählt, so daß also die von der Mundöffnung am 

weitesten abstehende als erste (z,), die dem Hornschnabel zu- 

nächstliegende als letzte (z,) Zahnreihe gilt. Diese Zahnleisten 

sind entweder ganz oder auch meist in der Mitte mehr oder weniger 

unterbrochen und hiedurch oft in zwei oder mehrere, mitunter ziem- 

lich weit voneinander abstehende Streifen zerteilt, was namentlich 
beı den innersten Zahnreihen häufig der Fall ist. 

Alle Kaulquappen sind überdies mit aneinandergereihten 
Drüsenpunkten bestehenden Linien (d) versehen, die bald 
mehr bald weniger deutlich sind und den bekannten Seitenlinien 
der Fische entsprechen. Der Verlauf und die Anordnung besagter 
Linien sind übrigens innerhalb gewisser Grenzen selbst bei einer und 
derselben Art nicht immer konstant. Die beständigsten und meist 





Anura. 155 


auch am schärfsten ausgesprochenen befinden sich am Kopfe, wo ein 
Paar derselben im Bogen zwischen den Nasenlöchern hindurchgehend 
um die Augen herumzieht und dann längs des Außenrandes derselben 
wieder zur Schnauzenspitze zurückkehrt. Zwei andere, den seit- 
lichen Drüsenwülsten mancher Anuren entsprechende Linien ver- 
laufen gewöhnlich mehr oder weniger bogenförmig vom Auge zur 
Wurzel der Hinterbeine und innerhalb derselben häufig noch zwei 
meist weniger geschwungene und nach rückwärts stark konver- 
gierende bis auf den Muskelteil der Schwanzwurzel hin. — Endlich 
ist noch in den meisten Fällen als ein heller, zwischen den Augen 
stehender Punkt die sog. Stirndrüse (glandula frontalis f) mehr 
oder weniger deutlich zu bemerken. 

Manche Kaulquappen zeigen außer der allgemeinen Pigmen- 
tierung noch ein System von feinen schwarzen Linien, die namentlich 
an den Schwanzsäumen und den weniger pigmentierten Körper- 
teilen gut hervortreten, und deren Anordnung und Verteilung für die 
Erkennung der Arten oft sehr brauchbare Merkmale abgeben. 

Die vordem geschilderte Entwicklung der Larven kann durch 
verschiedene Umstände gefördert oder auch verzögert werden. 
Ersteres ist gewöhnlich bei Wassermangel und bei spärlicher Nahrung 
der Fall, letzteres tritt gewöhnlich dann ein, wenn in tiefen und 
mit steilen Ufern versehenen Gewässern die Jungen nicht oder nur 
schwer ans Land können. Solche Kaulquappen erreichen dann im 
Vergleich zu den normalen Larven oft ganz außergewöhnliche Di- 
mensionen, ohne aber dabei jemals geschlechtsreif zu werden, so daß 
die bei den Urodelen nicht seltene Neotenie bei Anuren, niemals 
vorkommt. 

Die Nahrung der Larven besteht anfangs wohl durchwegs aus 
in Verwesung begriffenen tierischen und pflanzlichen Stoffen, sowie 
aus winzig kleinen mikroskopischen Organismen, die sie teils mit 
dem Schlamme des Grundes teils mit dem Atemwasser aufnehmen 
oder auch von im Wasser befindlichen Gegenständen ablösen; eben 
ausgekrochene Quappen scheinen mitunter auch an der zurück- 
gebliebenen Eigallerte zu fressen, später nagen sie dann mit ihrem 
Hornschnabel und feinen Zähnchen Pflanzen, aber auch im Wasser 
liegende tote Regenwürmer, kleine Tierleichen u. dergl. ab, an denen 
sie oft massenhaft hängend gefunden werden. Man kann sie daher 
auch mit Vorteil zur Anfertigung zarter Skelette benützen, indem 
man ihnen kleine, abgehäutete Kadaver vorwirft, von denen sie ın 
kurzer Zeit alle Fleischteile so sauber abnagen, daß bald nur das 
reine Knochengerüst übrig bleibt. Größere Larven fressen dann 
kleine Würmer und Krebse (Daphnia, Cyclops), Wassermilben (FH y- 
drachna) u. dergl. und erst wenn der Mund ganz gespalten ist, gehen 
sie auch auf ins Wasser gefallene Insekten, daselbst lebende Larven 
und kleinere Individuen ihresgleichen los. — Die meisten Arten 
pflegen im Laufe eines Jahres nur einmal zu laichen, doch kommen 
bei südlichen Formen nicht selten auch zwei Generationen vor, wovon 
“in der Regel die im Hochsommer oder Herbste ausgekommene ihre 
vollendete Entwicklung erst im nächsten Frühjahre erreicht. 

Die Nahrung der erwachsenen Froschlurche besteht ausschließ- 


156 Anura. 


lich aus lebenden Tieren, Insekten, Würmern, Schnecken, Tausend- 
füßlern u. dgl., größere verschonen auch kleine Wirbeltiere nicht. 
Die Beute wird, wenn sie klein ist, meist mit der vorschnellbaren 
Zunge herabgeschlagen, oder auch, namentlich wenn sie größer ist, 
mit dem Munde aufgeschnappt und nicht selten mit Hilfe der Vorder- 
beine in denselben hineingeschoben. Außerdem befördert noch der 
Druck der nach innen vorragenden Augäpfel das Weiterrücken des 
Bissens in den Rachen, daher die fressenden Tiere beim Verschlingen 
stets die Augen stark nach innen pressen. 

Viele Anuren sind einem sich oft ziemlich rasch vollziehenden 
Farbenwechsel unterworfen, indem sich die in ihrer Haut befindlichen 
Farbezellen unter der Einwirkung weißen Lichtes oder wenig brechen- 
der Strahlen zusammenziehen und eine Aufhellung der allgemeinen 
Körperhaut verursachen, während Dunkelheit und stärker brechende 
Lichtstrahlen die entgegengesetzte Wirkung haben, so daß dann die 
Tiere meist eine mit ihrer Umgebung mehr oder weniger überein- 
stimmende Schutz- oder. harmonische’Färbung”er 
halten. 

Die meisten Froschlurche sind mehr Dämmerungs- und Nacht- 
tiere und kommen tagsüber meist nur bei Regenwetter heraus; ihr 
Wachstum geht ziemlich langsam vor sich und erreichen einzelne 
derselben mitunter ein verhältnismäßig hohes Alter. Die bei man- 
chen Urodelen so große Reproduktionskraft ist bei den Anuren weit 
weniger entwickelt und scheint sich nur auf den Ersatz verloren 
gegangener Schwanzstücke bei Larven zu beschränken; sonst ist 
aber ihre Lebenszähigkeit eine ziemlich bedeutende und können 
namentlich einige Mitglieder der Ordnung den Mangel an Nahrung 
sehr lange ertragen. Der Winterschlaf, den die hieher gehörigen 
Tiere teils im Schlamme der Gewässer eingewühlt, teils am Lande in 
Erdlöchern, unter Baumstrünken, Ackerschollen oder ähnlichen 
Schlupfwinkeln oft in Mehrzahl vereinigt halten, ist kein sehr tiefer 
und mehr ein Zurückziehen vor der Kälte als eine Erstarrung, indem 
ihren Winterlagern entnommene Froschlurche sich meistens gleich 
bewegen und zu entfliehen suchen. Gegen niedere Temperaturen 
scheinen die Tiere überhaupt nicht sehr empfindlich zu sein, da viele 
schon bei wenigen Graden über dem Gefrierpunkt aus ihren Ver- 
stecken herauskommen und oft mitten zwischen noch herumschwim- 
menden Eisstücken im Wasser sich zur Fortpflanzung rüstend an- 
getroffen werden. Junge Individuen kommen bei Anbruch des 
Lenzes meist früher zum Vorschein als alte, wahrscheinlich wohl 
weil sie sich nicht so tief einwühlen oder verkriechen können als die 
letzteren. 

In Färbung und Zeichnung zeigen beide Geschlechter, sowie 
Junge und Alte kaum eine Verschiedenheit; desgleichen entbehren 
die Männchen des bei vielen Urodelen oft so auffallenden Hochzeits- 
schmuckes. 

Die Anuren vertragen die Gefangenschaft sämtlich gut und 
dauern in derselben unter den bescheidensten Verhältnissen oft sehr 
lange Zeit aus. Mit wenigen Ausnahmen sind sie besser in feuchten, 
mit einem Wassergefäß versehenen Terrarien als in Aquarien unter- 


Anura. 157 


zubringen. Zur Fortpflanzung sind sie aber nur schwer zu bringen, 
indem sich selbst bei in der Brunst gefangenen Weibchen im Aquarium 
die Eier, falls sie noch im Ovarium sind, meist wieder zurückbilden, 
und resorbiert werden, wenn sie aber schon im Uterus und legereif 
sind, wohl auch ohne Beihilfe der Männchen gelegt werden, aber 
dann natürlich nicht zur Entwicklung kommen und eingehen. Dem- 
ungeachtet kann man Froschlurche sehr leicht ziehen, wenn man 
nämlich ihren ohne Mühe zu erhaltenden Laich zu Hause unter 
passende Verhältnisse bringt. Die Eier können in einem offenen 
Glase oder auch in einer an einer kurzen, flaschenhalsartigen Blech- 
röhre angebundenen Blase heimgetragen werden. Der zu ihrer Unter- 
bringung bestimmte Behälter soll ziemlich reichlich mit Wasser- 
pflanzen besetzt und mit schlammigem Untergrund versehen sein, 
was den doppelten Vorteil bietet, daß man einerseits das Wasser 
nicht zu wechseln braucht und anderseits die auskriechenden Larven 
ihnen mehr zusagende Verhältnisse und auch leichter Nahrung 
finden. Stets muß jedoch darauf gesehen werden, daß das betreffende 
Gefäß in bezug auf die auszuschlüpfenden Jungen nicht zu klein sei, 
da letztere dann trotz der Besetzung des Wassers mit Pflanzen doch 
noch wegen Mangels an hinreichendem Sauerstoff eingehen können. 
Es sind daher in diesem Falle die überflüssigen Kaulquappen zu ent- 
fernen und deren Zahl, namentlich wenn unter ihnen Sterblichkeit 
einzutreten beginnt, sofort zu reduzieren; auch sind nur Larven von 
ziemlich gleicher Größe beisammen zu halten, da sonst die schwächeren 
von den stärkeren verzehrt werden. Hält man dagegen Larven — 
etwa um deren Entwicklung genauer beobachten zu können — in 
kleineren Gefäßen, etwa in Einmachgläsern ohne Untergrund und mit 
nur wenigen oder selbst gar keinen Wasserpflanzen, so ist das Wasser 
täglich zu erneuern, da sonst die Tiere bald eingehen würden. Der 
Wasserwechsel ist, um den plötzlichen und nicht selten tödlich wer- 
denden Temperaturwechsel zu vermeiden, mit großer Vorsicht zu 
vollziehen und, wie schon öfters erwähnt, das die Larven enthaltende 
Glas in das frische Wasser zu stellen und solange darin zu lassen, 
bis das im Glase die Temperatur des außerhalb desselben befindlichen 
angenommen hat und erst dann in letzteres zu geben. 

Bezüglich der Wasserpflanzen empfiehlt sich am meisten die 
sog. Wasserpest (Elodea canadensis Rich.), da selbe sehr 
rasch und üppig wächst und auch ohne alle Erde gut fortkommt; 
ihr ungemein rasches Wachstum macht ab und zu eine Lichtung des 
dichten Gewirges nötig, da selbes sonst fast jede Beobachtung ver- 
eitelt. 

Die Fütterung der Larven ergibt sich aus dem im vorigen über 
deren Nahrung im Freien Gesagten. Um sich die für die ersten Ju- 
gendzustände nötigen mikroskopischen Organismen zu verschaffen, 
kann man sich einen sog. Aufguß bereiten, indem man eine Hand voll 
Heu, Blätter u. dgl. in einem Glase mit Wasser übergießt und der 

Sonne aussetzt, worauf sich dann in Bälde eine große Menge von 
_ Infusorien und anderer kleiner Wesen entwickeln. Wenn man 
dann das betreffende Wasser durch einen Leinwandlappen filtriert, 
so bleiben auf demselben die genannten kleinen Tierchen zurück 


158 Anura. 


und können durch Schwenken und Abspülen der Leinwand in dem 
Larvenbehälter in letzteren hineingebracht werden. Dieses Ver- 
fahren kann mit demselben Aufguß täglich wiederholt werden, da 
sich die auf obige Weise herausgenommenen Mikroorganismen in 
kurzer Zeit durch Neubildung wieder ersetzen. Dasselbe kann man 
auch mit aus Sümpfen und Lachen entnommenem, namentlich 
schon von Kaulquappen bewohntem Wasser oder daselbst befind- 
lichem Pflanzengewirre tun, obwohl es viel umständlicher ist als die 
Herstellung eines Aufgusses. Sind die gezüchteten Tiere schon 
größer, so. ist es allerdings nötig, kleine Krebschen, Wassermilben, 
Mückenlarven, Rotwürmer u. dgl. im Freien zu holen, von denen 
besonders letztere oft in großer Menge gesellig in Wassergräben und 
Tümpeln zu finden sind. Für separat in Einmachgläsern gehaltene 
Larven habe ich mich auch mit Vorteil eines aus getrockneten Fleisch- 
stücken mit einer Feile oder einem Messer hergestellten Pulvers 
bedient, das besonders von jüngeren Larven sehr gerne genommen 
wird. Auf alle Fälle müssen die Kaulquappen stets gut und reichlich 
gefüttert werden, da sie sehr gefräßig sind und bei nur einigermaßen 
knapper Nahrung sofort gegenseitig übereinander herfallen, sich ver- 
stümmeln und schließlich auffressen. 

Die europäischen Mitglieder dieser Ordnung zerfallen in fünf 
Familien, die sich in nachstehender Weise auseinanderhalten lassen: 


A. Oberkiefer und ‘Gaumen bezahnt!). 


I. Finger und Zehen am Ende nicht erweitert. 
I. Zunge kreisförmig, ganz oder hinten nur schwach aus- 
gerandet. 

a) Gaumenzähne hinter den inneren Nasenöffnungen 
stehend. Zunge ganz, angewachsen oder rückwärts 
in geringer Ausdehnung frei. Erster Finger kürzer 
als.der ‚zweite... ., . 1: Fam Diseogelossıider: 

b) Gaumenzähne zwischen den Choanen stehend. Zunge 
ganz oder hinten schwach ausgerandet, rückwärts 
frei. ‚Pupille senkrecht, | „2. Fam. Pelobarıdas 

2. Die nur vorne befestigte Zunge hinten durch tiefe Aus- 
buchtung fast zweihörnig. Pupille verrundet, horizontal. 

Trommelfell sichtbar. Ohrdrüsen fehlend. Hinterbeine 

stark verlängert mit durch Schwimmhäute verbundenen 

Zehen..- Sy’. rs. Pam. Ranidae 

II. Finger- und Zehenspitzen in rundliche Haftscheiben er- 
weitert. Pupille horizontal, Trommelfell deutlich, Ohr- 
drüsen fehlend. Gaumenzähne zwischen den Choanen 
stehend, Zunge herzförmig, hinten frei. Finger am Grunde, 
Zehen bis über die Hälfte mit Schwimmhäuten verbunden. 
Haut oben vollkommen glatt, unten feinwarzig. 

3. Fam. Hylidae. 





t) Da die sehr kleinen Zähne oft nicht gut sichtbar sind, so kann die Bezahnung 
leicht dadurch konstatiert werden, daß man mit der Klinge eines Taschenmessers 
über den Oberkiefer hinwegstreicht, wo dann das deutliche Knirschen sofort das Vor- 
handensein der Zähne anzeigt. 


Discoglossidae. 159 


B. Mund vollkommen zahnlos. Zunge elliptisch oder birnen- 
förmig, hinten frei und nicht ausgerandet. Pupille horizontal. 
Parotiden stark hervortretend. Hinterbeine mäßig verlängert. 
Haut fast immer durch zahlreiche, mehr oder weniger erhabene 
Warzen rauh und uneben. . . . . 4. Fam. Bufonidae. 


1. Familie. Discoglossidae. 
Maxilla inferior edentula. 
Dentes palatini choanis postpositi. 
Lingua votundata, magna, integra. 


Digiti simplices, anteriorum primus secundo brevior. 


Der Körper ist meist ziemlich plump und krötenartig, seltener 
mehr schlank und froschähnlich, der Kopf im ersteren Falle mit 
stumpf abgerundeter, im letzteren mit mehr spitzig vorgezogener 
Schnauze, die Pupille verrundet, länglich vertikal oder dreieckig, 
das Trommelfell meistens nicht sichtbar. Die Ohrdrüsen fehlen 
oder sind bald mehr oder weniger abgehoben, Schallblasen sind keine 
vorhanden. Der Oberkiefer ist bezahnt, der Unter- 
kiefer zahnlos, die Gaumenzähne bilden zwei hinter 
den inneren Nasenlöchern stehende, bald kürzere, 
bald längere Querreihen. Die fleischige Zunge ist 





ganz, groß, verrundet und meist mit ihrer ganzen 4” 
Unterfläche am Boden der Mundhöhle festgewachsen. 

Von den Beinen sind die vorderen etwa von Rumpf- 

länge, deren erster Finger stets kürzer als der 
zweite, die Handballen mit rundlichen Höckern Fig. 24. 
versehen; die mäßig verlängerten Hinterbeine haben TER 
mit Schwimmhäuten verbundene Zehen, die Haut obstetricans 
ist entweder glatt oder mehr weniger rauh und Laur. 


Larve von unten. 


warzig. Die Männchen haben zur Brunstzeit ver- IE 
a Spiraculum. 


dickte Daumen, deren Schwielen mit feilenartigen, 
meist schwarzen Rauhigkeiten überzogen sind, die sich mitunter 
auch auf andere Körperteile erstrecken. 

Die Discoglossen leben teils am Lande, teils im oder am Wasser; 
bei der Paarung wird das Weibchen vom Männchen in der Weichen- 
gegend umfaßt (inguinal), die Eier werden entweder in Schnüren 
oder kleinen Klumpen gelegt. Die Larven sind mediogyrin, indem 
die Mündung der kurzen, aus der Kiemenhöhle nach außen führenden 
Atemröhre, das Spiraculum (Fig. 24, a) in der Mittellinie des Körpers 
gelegen ist; ihr Mund ist stets merklich breiter als lang, die Lippen- 
ränder ringsum von einem einfachen, höchstens am Oberrande in der 
Mitte schwach unterbrochenen Papillensaume umgeben, die Seiten 
der Lippen haben nach außen eine rundliche, mehr oder weniger 
 vorragende Ausbuchtung, die Oberlippe ist mit zwei, die Unterlippe 
mit drei langen, die ganze Lippenbreite einnehmenden Zahnreihen 
versehen, von denen nur die oberste der drei unteren Reihen manch- 


160 Discoglossidae. 


mal unterbrochen ist; die Augen liegen auf der Oberseite des Kopfes, 
der After in der Mittellinie des Körpers. 

In Europa ist diese Familie durch drei Gattungen vertreten, 
welche in nachstehender Weise bestimmt werden können: 

A. Zunge am Hinterrande frei. 

I. Pupille rundlich, nach unten in der Mitte zugespitzt. 
Trommelfell (wenigstens im Leben) nicht sichtbar. Ohr- 
drüsen fehlend. Habitus froschartig. 

3. Gatt. Diswoglossus Of 

II. Pupille vertikal, länglich spaltenförmig oder schwach drei- 

eckig. Trommelfell deutlich. Ohrdrüsen wenigstens nach 

außen zu gut abgehoben. Habitus krötenartig. 

1. Gatt. Alytes Wagl. 

B. Zunge ganz angewachsen. Pupille vertikal, dreieckig, Trommel- 
fell nicht sichtbar. Ohrdrüsen fehlend. Haut warzig. 

2. Gatt. Bombinator Merr. 


I. Gattung. Alytes. 
Wagler nat. Syst.d. Amphib. pag. 206. 23 (1830). 
Pupilla verticalıs. 
Tympanum conspicuum. 
Parotides parvae, subdistinctae. 
Lingua postice hbera. 
Cutis verruculosa. 


Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, krötenartig, der 
große, zwischen den Augen flache Kopf merklich breiter als lang, 
mit verrundeter, etwas vorstehender Schnauze. Der Interokular- 
raum kommt dem Internasalraum und einem oberen Augenlide an 
Breite mindestens gleich. Die Pupille bildet eine vertikal gestellte, 
in der Mitte schwach erweiterte, daher länglich elliptische Spalte. 
Die kleinen Parotiden sind länglich, ziemlich flach und nur nach 
außen deutlich abgehoben; außer ihnen findet sich noch eine kleinere 
Drüse hinter dem Trommelfell; letzteres ist gut sichtbar, verrundet, 
ziemlich groß aber doch stets kleiner als das Auge. Die Kehlfalte 
ist deutlich. Die Zügelgegend ist vertieft, die Schnauzenkante ver- 
rundet. Die große, breit eiförmige oder kreisrunde Zunge füllt fast 
den ganzen Boden der Mundhöhle aus und ist nur hinten in geringer 
Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne stehen in zwei in der Mitte 
voneinander getrennten, den Außenrand der Choanen nicht über- 
ragenden Querreihen. Schallblasen sind keine vorhanden. Die 
Beine sind ziemlich kurz und kräftig, die vorderen etwa von Rumpf- 
länge, mit ebenfalls mehr kurzen, stumpfen, unten an den Gelenken 
nicht verdickten Fingern und 2—3 Höckern am Handballen. Des- 
gleichen sind auch die Hinterbeine nur mäßig verlängert und er- 
reichen nach vorne gestreckt oft kaum die Schnauzenspitze; Schenkel 
und Schiene sind ziemlich gleich lang, die Fußwurzel höchstens der 
letzteren gleichkommend. Die Ferse erreicht höchstens das Trommel- 


Alytes. ; 161 


fell, das Metatarsalgelenk ragt nie über die Schnauzenspitze hinaus. 
Bei senkrecht vom Körper abgebogenen Schenkeln und mit ihnen 
parallel zurückgebogenen Schienen (Fig. 22 E) stoßen die Fersen 
zusammen. Die kurzen, stumpf zugespitzten und depressen Zehen 
sind höchstens bis zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbunden und 
ohne Subartikulartuberkeln, dagegen hat der Fuß an der Basis 
einen kleinen, inneren Metatarsalhöcker. Die Oberseite ist mit 
kleinen glatten Warzen bald mehr, bald weniger besetzt; die Unter- 
seite ist gekörnt. 

Die Alyten sind Landtiere, welche sich, abweichend von allen 
anderen Ordnungsverwandten, sogar im Trockenen paaren. Hiebei 
wird das Weibchen von dem Männchen an den Lenden umfaßt und 
erst unmittelbar vor dem Austritte der Eier schiebt sich das letztere 
weiter auf den Rücken des ersteren hinauf, um seine Hinterbeine 
behufs Aufnahme der Eier in den Bereich der weiblichen Kloake 
zu bringen. Auf diesen Umstand dürfte auch die Angabe einiger 
Beobachter, daß Alytes alamplex sei, zurückzuführen sein. Durch 
die Hinterbeine beider Tiere wird dann eine Art Becken gebildet, 
in welchem die ausgetretenen Eierschnüre von dem Männchen zuerst 
befruchtet und dann durch abwechselndes Strecken und Anziehen 
der hinteren Gliedmaßen in achterförmigen Schlingen um dieselben 
gewunden, eventuell auf den Hinterrücken hinaufgeschoben werden!). 
Einige behaupten sogar, daß die Eier von dem Männchen direkt aus 
der weiblichen Kloake herausgezogen werden, was aber andere wieder 
in Abrede stellen. Übrigens mag es immerhin vorkommen, daß bei 
dem starken Geschlechtstrieb dieser Tiere das Männchen den Austritt 
des ganzen Geleges mitunter nicht abwartet und mit dem Umwickeln 
der Eierschnur zu früh beginnt, wobei es dann leicht geschehen kann, 
daß einzelne Stücke derselben dem Weibchen wirklich herausgezogen 
werden. Die Eier treten anfangs in zwei gesonderten Strängen 
hervor, die sich aber bald zu einem einzigen vereinen. 

Das mit den Eiern beladene Männchen zieht sich dann in einen 
feuchten Schlupfwinkel zurück, den es übrigens trotz seiner Bürde 
wie sonst des Nachts verläßt, um, nach Nahrung und nach anderen 
Weibchen suchend, in gewohnter Weise herum zu streifen; bei diesen 
nächtlichen Wanderungen dürfte wohl auch der auf den Pflanzen 
liegende Tau den Eiern die zu ihrer Entwicklung nötige Feuchtigkeit 
liefern. 

Während des Landaufenthaltes des Männchens trocknen die 
Gallertschnüre, welche die in ihnen einreihig angeordneten Eier 
beim Austreten umschließen, bald zu dünnen Fäden ein, durch 
welche dann die Eier wie die Kugeln eines Rosenkranzes bald in 
größerer, bald in geringerer Entfernung voneinander verbunden 
werden. Daß diese Fäden doppelt sind, erklärt sich dadurch, daß 
die später einfache Eierschnur aus der Vereinigung von ursprünglich 





I) Nach Koch soll übrigens bei der Gelegenheit das Männchen nicht auf, 
_ sondern hinter dem Weibchen in entgegengesetzter Richtung auf dem Boden sitzen, 
so daß sich die beiderseitigen Kloakenmündungen berühren. Indem es dann die 
austretenden Eierschnüre mit der Kniekehle faßt und sich wiederholt um seine Achse 
herumwälzt, soll es dieselben an seinen Hinterbeinen befestigen. 


Schreiber, Herpetologia europaea. II 


162 -  Discoglossidae. 


zwei gesonderten Schnüren entstanden ist, deren jede dann durch 
Eintrocknung zu einem Faden zusammenschrumpft. 

Die Entwicklung der Eier dauert übrigens ziemlich lange und 
kann eine Zeit von 3—8 Wochen in Anspruch nehmen; hiebei schwellen 
dieselben bald mehr, bald weniger an. Infolge des langen Verweilens 
im Ei schreiten in demselben auch die Embryonen in ihrer Aus- 
bildung weit fort, so daß ein Teil der Umwandlungen, die bei anderen 
Larven erst nach dem Ausschlüpfen durchgemacht werden, bei 
Alytes schon im Ei zum Abschlusse gelangt, wie dies namentlich 
mit den äußeren Kiemen, der Bildung des Mundes u. a. der Fall 
ist, so daß die hier in Rede stehenden Kaulquappen schon mit 
eingegangenen äußeren Kiemen, deutlichen Augen, durchbrochener 
Mundöffnung und flossengesäumten Ruderschwanze zur Welt 
kommen. 

Wenn die Larven dem Auskriechen nahe sind, was das eiertra- 
gende Männchen wahrscheinlich an den lebhaften Bewegungen der 
eingeschlossenen Embryonen merkt, so begibt sich dasselbe in ein 
geeignetes Wasser, streckt die Hinterbeine aus und die ganze Eimasse 
gleitet dann an ihnen ohne besondere Schwierigkeit herab. Zu dem 
Behufe sucht das Männchen in der Regel solche Stellen auf, die nicht 
schon mit dem Laiche oder den Kaulquappen anderer Anuren besetzt 
sind und zeigt sich überhaupt, gegenüber anderen Mitgliedern der 
Ordnung, in der Wahl der Brutplätze viel vorsichtiger, indem es 
zum Absetzen seiner Jungen stets nicht austrocknende (Gewässer, 
tiefe Weiher, Steinbruchtümpel, Bäche und Flüsse, sowie von Quell- 
oder fließendem Wasser gespeiste Becken aufsucht. Die vom Männ- 
chen losgelösten Eier kriechen oft schon nach wenigen Minuten, 
manchmal aber erst auch nach einigen Stunden aus. Die Larven 
schlüpfen aus einer schnittförmigen, sich nach dem Durchbruch der 
Ouappen gewöhnlich wieder schließenden Spalte der Eihülle aus; 
hiebei kommt es ab und zu vor, daß das hervorkommende Junge 
in dem genannten Spalt eingeklemmt wird und dann, wenn es sich 
nicht bald befreien kann, zugrunde geht. 

Die Alyteslarven haben einen plumpen, nach hinten birnenförmig 
aufgedunsenen Körper, der etwa I!/,—ı!, mal so lang als breit ist. 
Die Nasenlöcher sind vom Schnauzenende und von den Augen ziem- 
lich gleich weit entfernt, der Interokularraum ist etwa eben so groß 
wie die Mundspalte oder auch etwas breiter, das Spiraculum, welches 
dem After an Größe merklich nachsteht, dem vorderen Körperende 
etwas näher als dem hinteren. Der stumpf zugespitzte Schwanz ist 
2”/; bis 3mal so lang als hoch, sein Muskelteil an der Basis etwa die 
Hälfte der Gesamthöhe betragend. Der deutlich konvexe, manchmal 
auf den Rücken fortgesetzte obere Flossensaum desselben ist gewöhn- 
lich etwas höher als der untere. Der Papillensaum der Lippen ist 
ganz, die dritte Zahnreihe der Unterlippe manchmal unterbrochen, 
die Zähne in der ersten Leiste oben und unten I—2, in den anderen 
2—3 reihig gestellt. Die Drüsenlinien sind meist undeutlich. 

Die zwei unserem Faunengebiete angehörenden Arten sind auf 
den Westen Europas beschränkt und können in nachstehender Weise 
unterschieden werden: 


Alytes. 163 


A. Interokularraum breiter als die Entfernung der Nasenlöcher 
von den Augen. Vordergliedmaßen nach vorne gestreckt, 
höchstens das Nasenloch erreichend. Handteller mit zwei 
Höckern. Zweiter Finger merklich länger als der vierte und 
kaum kürzer als der dritte; Daumen höchstens so lang als 
der vierte Finger. Hinterbeine mit der Ferse nicht bis zum 
Trommelfell, mit der ersten Zehe höchstens bis.zum Nasenloch 
geichendisw. is] ss Cist erndsitirBascH 

B. Interokularraum so breit wie die Entfernung der Nasenlöcher 
von dem Auge. Vordergliedmaßen an die Kopfseiten angelegt 
die Schnauzenspitze erreichend. Handteller mit drei Höckern. 
Zweiter und vierter Finger ziemlich gleich lang, ersterer be- 
deutend kürzer als der dritte, Daumen am kürzesten. Hinter- 
beine nach vorne gestreckt mit der Ferse mindestens bis zur 
Schulter, mit der ersten Zehe über die Schnauzenspitze reichend. 

obstetricans Laur. 


1. Alytes Cisternasii: Oculi inter se magis quam a naribus remoti, 
bedes anteriores nares summum altingentes, palmis tuberculis 
duobus: manum digitus secundus quarto longior, tertio vix brevior; 
pedum articulatio tarso-tibialis tympanum haud, digitus primus 
nares summum altingens. — Long. 4 cm!). 

Alytes Cisternasii Bosca Nota herpetol. Anal. Soc. Esp. Hist. 


nat. VIII. pag. 217 (1879). — Ammoryctis Cisternasii Lataste 
S. un gen. nouv. d. Batr. an. d’Eur. Ac. Sc. Compt. rend. pag. 983 (1879). 


Der Körper ist plump und verhältnismäßig kurz, in der Mitte 
bauchig verdickt, der Kopf mäßig depreß, viel breiter als lang mit 
gewölbter, in ziemlich spitzem Bogen verrundeter, 
dem Durchmesser des Auges an Länge nachstehender 
Schnauze. Der Interokularraum ist breiter als ein 
oberes Augenlid und breiter als die Entfernung 
zwischen Auge und Nasenloch. Die sehr kleinen 
Ohrdrüsen treten nur schwach hervor und sind 
namentlich nach innen zu oft kaum bemerkbar. 
Das im Durchmesser etwa dem Internasalraume Fig. 25. 
gleichkommende Trommelfell ist rundlich, etwa °/,—?/,; AlytesCisternasii 
von der Größe des Auges betragend; es ist hinten Bosca, rechter 
von einem Drüsenwulst umgeben, der nicht sehr ne Su 2 
scharf in den seitlichen Drüsenwulst übergeht. Die ee 
Zunge ist kreisförmig, die Gaumenzähne stehen in _tarsalhöcker. 
zwei in der Mitte voneinander merklich abstehenden, 
mitunter nach vorne schwach konvergierenden Reihen hinter und 
zwischen den inneren Nasenlöchern. Die auffallend kurzen Vorder- 
beine, deren Oberarme kaum aus dem Körper heraustreten, er- 
reichen an die Seite des Kopfes angelegt höchstens die Nasenlöcher. 
Von den Fingern ist der erste stets kürzer als der zweite, dieser 
‘ dem dritten ziemlich gleich, der vierte der kürzeste, dick, oft sogar 





!) Bei den Froschlurchen wird die Körperlänge von der Schnauzenspitze bis zum 
After gemessen. 


ıı* 


164 Discoglossidae. 


stummelartig, am Ende braun und hornig. Die Handfläche be- 
sitzt zwei vorstehende rundliche Höcker, deren innerer schmal und 
einförmig, der äußere hingegen sehr groß und schief oval ist und 
aus der Verschmelzung des bei der folgenden Art vorkommenden 
Mittel- und Außenhöckers entstanden sein dürfte; von den genannten 
zwei Höckern steht der innere unter dem ersten, der äußere unter 
dem vierten Finger. Die Hinterbeine sind ebenfalls kurz, Schenkel, 
Schiene und Fuß ziemlich gleich lang oder letzterer etwas kürzer, 
nach vorne gestreckt mit der Ferse die Achseln oder die Schultern, 
mit dem Metatarsalgelenk das Tympanum oder das Auge erreichend. 
Die nur an der Basis mit kurzen Spannhäuten verbundenen Zehen 
nehmen von der ersten bis zur vierten an Länge zu, während die 
fünfte etwa der ersten gleicht. Die Haut ist ziemlich glatt, oben 
nur mit sehr kleinen flachen Warzen versehen, die selbst an den 
Rückenseiten kaum jemals zu einer deutlichen Drüsenleiste zu- 
sammentreten; die Schnauze ist in der Regel ganz glatt, die Unter- 
seite gekörnt. 

Die Oberseite ist graulich oder bräunlich mit nur bei ersterer 
Färbung manchmal fehlenden, sonst aber gewöhnlich mehr oder 
weniger zahlreichen dunkleren Flecken, welche klein, meist verrundet 
und regellos zerstreut sind und nur ausnahmsweise ab und zu ver- 
fließen. Bei grauen Stücken sind diese Makeln manchmal ins Grüne 
geneigt und bilden ‚mitunter am Kopfe eine Art unregelmäßiger 
x-förmiger Zeichnung. In der Brunstzeit werden die Flecken merk- 
lich dunkler und nehmen oft an Größe und Anzahl fast bis zur Ver- 
drängung der Grundfarbe zu, die dann manchmal nur noch in der 
hinteren Rückenmitte als eine Art helleren Längsbandes sichtbar ist. 
Ein Querband zwischen den Augen und I—3 unbestimmte Makel 
quer in der Schultergegend sind oft heller als die Grundfarbe, treten 
aber meistenteils nur schwach und undeutlich hervor; in manchen 
Fällen sind die äußeren Schulterflecken zu einer gekrümmten schiefen 
Seitenbinde ausgedehnt. Die bei lichten Stücken oft grau umhoften 
Wärzchen der Oberseite sind orange oder weißlich und treten nament- 
lich auf den Augenlidern und an den Körperseiten gut hervor. Die 
Unterseite ist weißlich, im Leben der Bauch oft rot überflogen und 
auch die Beine gelblich oder rötlich. Die Länge des erwachsenen 
Tieres beträgt etwa 3—5 cm. 

Die Jungen sind von den Alten nur durch die weit schärfere 
und besser abgehobene dunkle Zeichnung der Oberseite verschieden. 

Die das ganze Jahr hindurch zu findenden Larven sind denen 
der folgenden Art sehr ähnlich. Der Schwanz, dessen Obersaum 
kaum auf den Rücken übergeht, ist etwa anderthalbmal so lang als 
der übrige Körper. Die oberseits rötliche Grundfarbe geht nach 
hinten zu allmählich in das Braungelbe des Schwanzes über und ist 
mit zahlreichen dunklen Flecken und Punkten besetzt. Der Schwanz 
zeigt in seinem Oberteile ein scharf begrenztes, dunkelbraunes, bald 
zusammenhängendes, bald aus Flecken bestehendes Band und am 
Muskelteile eine schmale, nach hinten häufig unterbrochene oder ver- 
wischte Binde. Der rötlich graue Flossensaum ist dunkel gesprenkelt, 
der Bauch gelblich oder weißlich, metallglänzend. 


Alytes. 165 

Cisternasti lebt in sandigen Gegenden, woselbst sie sich tagsüber 

in mittelst ihrer scharfen äußeren Handfläche gegrabenen Gängen 

und Höhlen aufhält, ihre geographische Verbreitung ist auf die 

Pyrenäische Halbinsel beschränkt, auf der sie bisher aus Arragonien, 
Neucastilien, Estremadura und Portugal bekannt ist. 


2. Alytes obstetrieans: Spatium interoculare spatio interoculos et 
nares aequale. Pedes anteriores rostri apicem attingentes, palmis 
tuberculis tribus. Manum digitus secundus quarto subaequalıs, 
tertio multo brevior. Pedum articulatio tarso-tibialis axıllas 
saltem attingens, digitus primus rostri apicem superans. — Long. 
4—5 cm. 

Bufo obstetricans Laur. Synops. reptil. pag. 28, ı2 (1768). — 
Ranacampanisona Laur.l.c. pag. 30, 18 (1768. —Rana Bufo 
ö Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1047 (1790). — Bufo vulgaris var. 
Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. II, pag. 438, k (1800). — Rana 
obstetricans Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 ce. fig. 
(1805). — Bufo campanisonus Goldfuß Handb. d. Zool. pag. 484 
(1820). — Bombinator obstetricans Merr. Tent. syst. amph. 
pag. 179. 5 (1820). — Alytes obstetricans Wagl. Descript. et 
icon. amphib. tab. XXII, fig. 3—5 (1833). — Obstetricans vul- 
garis Duges Rech. sur l’osteol. et la myol. d. Batrac., pag. 7 (1834). — 
Alytes obstetricans Delislei Lataste Rev. Intern. Sc. II, 


pag. 543 (1877). 
Typus: Caput trunco brevius, latitudo ıllius trunci longitudine 
aequalıs. 


var. Caput longitudine truncı latius et longius. 


Alytes obstetricans Boscai Lataste Rev. Int. Sc. IV (1879) 
— Alytes Boscai Her. Royer u. Van Bambeke Bull. Soc. Zool. 
France pag. 289 (1883). 


Der Körper ist ziemlich gedrungen, in der Mitte schwach bauchig 
erweitert, der Kopf merklich kürzer als im hinteren Teile breit, rück- 
wärts sowie zwischen den Augen vollkommen flach, 
seitlich fast senkrecht abfallend mit stark gewölbter, 
dem Durchmesser des Auges an Länge etwa gleich- 
kommender Schnauze. Die weit nach vorne gerückten 
Nasenlöcher sind mittelgroß, spitz eiförmig, mit etwas 
schief nach vorne gegen das Kopfende gerichtetem 
Winkel; ihre Entfernung voneinander und von den 
Augen ist etwa ebenso groß, wie der Abstand der 
letzteren unter sich. Die oberen Augenlider sind 
nach rückwärts meist mit einer oder mehreren Quer- 
falten versehen. Die das Trommelfell oben und 
hinten halbkreisförmig umgebenden Ohrdrüsen sind 
hauptsächlich längs des ersteren deutlicher abgehoben. 
Die im ganzen halbkreisförmige Mundspalte steigt a pr 
nach hinten zu in einem schwachen Bogen gegen „ rechter Vorder- 
_ das Trommelfell in die Höhe; letzteres ist ziemlich fuß von unten. 
groß und rundlich, nicht viel aber doch stets 
deutlich höher als breit, sein vertikaler Durchmesser etwas kleiner 
als der des Auges und beiläufig dem Internasalraume gleich. Die 





Fig. 26. 


166 Discoglossidae. 

sehr große, breit eiförmige Zunge zeigt meist eine deutliche Längs- 
furche über die Mitte. Die Gaumenzähne stehen in zwei kleinen, 
hinter und einwärts der Choanen stehenden Gruppen. An den Vorder- 
beinen, welche an die Kopfseiten angelegt etwa die Schnauzenspitze 
erreichen, ist der dritte Finger der längste, dann folgen in stets ab- 
nehmender Länge der zweite, vierte und erste. Die Handteller 
tragen drei deutlich vorragende Ballen, welche in ihrer Stellung dem 
ersten, dritten und vierten Finger entsprechen; von diesen Höckern 
ist der mittlere und kleinste etwas nach vorne gerückt und wie der 
äußere und größte rund, während der innere eine mehr ovale Form 
besitzt. Von den Hinterbeinen reicht beim Männchen die Ferse 
bis zum Trommelfell, das Metatarsalgelenk über die Augen, oft bis 
zur Schnauzenspitze, beim Weibchen erstere bis zur Schulter, letzteres 
bis zu den Augen. Die Zehen sind mit höchstens halben, sich übrigens 
bis zur Spitze als feine Säume fortsetzenden Schwimmhäuten ver- 
bunden; ihre Länge nimmt von der ersten bis zur vierten allmählich 
zu, während die fünfte etwa der zweiten gleich ist. Der Körper 
ist bald dichter, bald spärlicher mit kleinen Warzen bedeckt; eine 
Reihe größerer, knopfförmiger Warzen zieht als seitliche Drüsen- 
leiste vom Trommelfell bis zur Wurzel der Hinterbeine hin; außerdem 
ist noch am Außenrande der Unterschenkel und der Fußsohlen eine 
Drüsenwulst vorhanden. Schnauze, Wangen, Kehle und Brust 
sowie die Unterseite.der Gliedmaßen sind glatt. 

Die Färbung ist im ganzen ziemlich beständig. Die Oberseite 
zeigt ein bald mehr ins Weißliche, bald mehr ins Gelbliche oder 
Bräunliche, seltener ins Grünliche ziehendes Grau, von dem sich 
hellere oder dunklere, meist auf die Körperwarzen beschränkte, 
manchmal mit einem roten Mittelpunkt versehene Flecken mehr oder 
weniger gut abheben. Über die Schnauzenkante zieht manchmal 
ein meist ziemlich verwaschener dunklerer Streifen, desgleichen ist 
mitunter eine hellere Ouerbinde auf der Stirne und eine ebenso 
gefärbte dreieckige oder nach hinten winkelig geöffnete Zeichnung 
in der Schultergegend, und zwischen diesen manchmal noch eine 
dunkle, x-förmige Zeichnung, all dies jedoch gewöhnlich nur sehr 
undeutlich und verwaschen, zu bemerken. Bei dunkleren Varietäten, 
bei denen auch der oberwähnte Canthalstreif meist deutlicher her- 
vortritt, sind häufig auch die Körperseiten unter dem Subdorsal- 
wulst im Verhältnis zum Rücken ziemlich scharf abstechend dunkel 
oder schwärzlich gefärbt. Die Hinterbeine haben gewöhnlich größere, 
oft zu Marmeln oder undeutlichen Ouerbinden verfließende schwärz- 
liche Makeln. Die seitliche Drüsenleiste ist im Leben fast immer 
rosa-, ziegel- oder selbst mennigrot, ausnahmsweise auch orange- 
farben; ähnlich gefärbte Punkte zeigen sich auch oft an und neben 
den Parotiden. Die Unterseite ist weißlich, an Kehle, Brust und 
gegen die Flecken zu nicht selten schwarzgrau gesprenkelt, die Schen- 
kel und Aftergegend sind fleischfarben, die goldgelbe Iris schwarz 
geadert. — Männchen und Weibchen sowie Junge und Alte sind in 
Färbung und Zeichnung kaum verschieden. — Die Größe des aus- 
gewachsenen Tieres beträgt etwa 4—5 cm. 

Von dieser Art sind auch leukotische Stücke (Albinos) beob- 


Alytes. 167 


achtet worden, die bei reinweißer, blaßrötlicher oder sehr hellgelber 
Körperfärbung eine rote Iris zeigen. 

Eine auf die Pyrenäische Halbinsel beschränkte, unter dem 
Namen Alytes Boscae beschriebene Varietät ist von der Stammform 
hauptsächlich durch die Körperproportionen verschieden. Während 
nämlich bei typischen Stücken der Schädel kürzer als der Rumpf 
und hinten etwa so breit als letzterer lang ist, wird bei Boscae die 
Länge des Rumpfes vom Kopfe sowohl an Breite, als auch an Länge 
übertroffen. Auch ist die Haut mehr glatt und glänzend, die Paro- 
tiden kleiner und der das etwas größere Trommelfell hinten be- 
grenzende Wulst sowie die Subdorsalleisten weniger hervortretend. 
Da außerdem die Schnauze etwas höher ist, so sind hiedurch die 
Nasenlöcher von der Mundspalte weiter entfernt, als bei der Stamm- 
form. Durch die meist größeren und schärferen, häufig zu Marmeln 
verfließenden Rückenflecken erinnern diese Tiere einigermaßen an 
junge Pelobates cultripes. 

Die Geburtshelferkröte hält sich tagsüber und während der 
kalten Jahreszeit am liebsten in Steinhaufen und Mauerlöchern, 
Schutthalden und Felsenritzen, mitunter auch unter Baumstrünken 
und Wurzelwerk, in Maulwurfslöchern u. dgl. auf; in Ermangelung 
derartiger Schlupfwinkel gräbt sie in mehr lockerem Boden auch selbst 
Höhlen und Gänge, deren letztere oft einige Meter Länge erreichen 
sollen. Hiebei wühlt sie sich mit der Schnauze und den Vorderbeinen 
ein, während sie mit den Hinterfüßen das abgegrabene Erdreich 
nach Maulwurfsart nach rückwärts hinausschleudert. Hat das Tier 
schließlich die ihm erforderlich scheinende Tiefe erreicht, so dreht 
es sich um und richtet sich eine zur Wohnstätte geeignete größere 
Höhle (Kessel) ein, in der es hierauf, mit dem Kopfe nach außen 
gewendet, ruhig sitzen bleibt; manchmal soll es sich auch nach Art 
der Pelobates nach rückwärts mit den Fersen eingraben, was aber 
nach der Beschaffenheit der Hinterbeine minder wahrscheinlich ist. 
Bei seinen nächtlichen Wanderungen tummelt sich der Feßler teils 
laufend wie die Kreuzkröte, teils in meist kurzen Sprüngen herum, 
obwohl er deren im Falle der Gefahr auch längere auszuführen ver- 
mag. Ins Wasser pflegt Alytes für gewöhnlich nicht zu gehen und 
ist in demselben auch unbeholfener als vielleicht irgendein anderer 
Froschlurch; dagegen versteht er ziemlich gut und selbst in vertikaler 
Richtung an nicht zu glatten Stellen zu klettern. 

Sobald dann im Frühjahr die Temperatur zu steigen beginnt, 
in Nord- und Mitteleuropa gewöhnlich im März, schreitet das Tier 
zur Paarung, welche übrigens nicht bloß auf das Frühjahr beschränkt 
ist, sondern auch noch in den späteren Monaten des Sommers, ja 
selbst bis in den September hinein, aber doch, wie es scheint, nur 
einmal im Jahre, stattfindet. 

Die Zahl der auf einmal gelegten Eier beträgt durchschnittlich 
40—50, kann aber ausnahmsweise bis unter 20 herabsinken und auch 
bis über 100 steigen. Wenn mitunter Männchen mit einer größeren 
Anzahl von Eiern beladen angetroffen werden, so rührt dies wohl 
daher, daß sich selbe nicht mit einer einzigen Paarung begnügten, 
sondern, dieselbe öfters wiederholend, die Gelege mehrerer Weibchen 


168 Discoglossidae. 


aufnahmen. Der verschiedene Entwicklungsgrad, der in diesem 
Falle in einzelnen Partien der aufgeladenen Eier zu bemerken ist, 
gibt einen Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme. Junge Tiere 
legen meist weniger Eier und später im Jahre, während bei alten das 
Gegenteil stattfindet. 

Die eben abgelegten Eier sind kugelförmig und haben etwa 
3 mm im Durchmesser, schwellen aber während der Tragzeit bis zu 
5 mm an und erhalten dann eine mehr ovale Gestalt. 

Frisch ausgekrochene Larven sind etwa I5 mm oder etwas 
darüber lang, wachsen aber sehr schnell, so daß sie nach einer Woche 
oft schon das Doppelte ihres ursprünglichen Volumens und bis zum 
Spätherbst etwa 50 mm Länge erreicht haben; sie nähren sich während 
ihrer ersten Lebenstage von dem Reste des Dotters, später dann 
von Algen, faulenden Pflanzen und mit besonderer Vorliebe aber 
von Aas. 

Von sehr zeitlich im Frühjahre gelegten Eiern kommen die Kaul- 
quappen manchmal noch in demselben Jahre zum Abschluß der 
Metamorphose, in der Regel jedoch überwintern dieselben und er- 
warten teils im Grunde der Gewässer eingewühlt, teils im dichten 
Wurzelwerk von Wasserpflanzen oder unter im Wasser liegenden 
Steinen den Anbruch der besseren Jahreszeit. Sobald nun das Eis 
zu schmelzen beginnt, sieht man sie schon lebhaft im Wasser herum- 
schwimmen und wachsen sie bis zum gewöhnlich im Juni oder Juli 
stattfindenden Abschluß ihrer Verwandlung bis zu 60, ja ausnahms- 
weise bis zu go mm langen Larven heran. 

Alytes hat eine ausgesprochene Neigung zur Verlängerung des 
Larvenzustandes und dehnt sich derselbe auch im Freien manchmal 
durch mehrere Jahre hin aus. Dies, sowie der Umstand, daß die 
Weibchen zu sehr verschiedenen Zeiten des Jahres laichen, macht es 
erklärlich, daß an derselben Örtlichkeit häufig Larven von sehr ver- 
schiedener Größe und Entwicklungsstufe untereinander gefunden 
werden. 

Im allgemeinen kann man sagen, daß die Entwicklung durch 
Trockenheit verzögert, durch Feuchtigkeit dagegen beschleunigt 
wird; so liefert beispielsweise ins Wasser gelegter Laich schon nach 
zwei Wochen die Larven, welche in diesem Falle mit langen, ge- 
fransten Kiemen versehen sind; anderseits gelingt es wieder Larven 
auch außerhalb des Wassers auf feuchtgehaltenem Lehm mehr oder 
weniger lange Zeit am Leben zu erhalten und teilweise zur Weiterent- 
wicklung zu bringen, da deren Kiemenhöhle einen gewissen Vorrat 
von Wasser in sich zu behalten vermag. Derlei Tiere kommen dann 
nach Art der aufs Trockene gelangten Fische durch schnellende Be- 
wegungen des Körpers weiter. 

An den großen Kaulquappen ist der Interokularraum etwa zwei- 
mal so breit als der Internasalraum, die Nasenlöcher sind klein und 
stark nach oben gerückt. Der dicke, fleischige Schwanz ist auffallend 
groß und lang, mitunter bis zwei Drittel der ganzen Körperlänge 
ausmachend, am Ende stumpf zugespitzt, sein Saum etwas auf den 
Rücken fortgesetzt. — Der eigentlich helle, durch viele schwarzbraune 
Sprenkel aber dunkel erscheinende Körper ist mit zahlreichen, me- 


Alytes. 169 


tallisch weißgelben Punkten übersäet, die mit fortschreitendem 
Wachstum an Menge und Größe zunehmen und schließlich durch 
Ineinanderfließen die Grundfarbe dermaßen verdrängen, daß selbe 
nur in Form scharfer, kastanienbrauner Makeln zurückbleibt, welche 
den ganzen Körper mit Ausnahme des Bauches bedecken; an letzterem, 
dessen Grundfarbe mehr bläulich ist, fließen die obgenannten hellen 
Pigmente zu einer deutlichen Mittellinie zusammen. Diese, sowie 
die scharf kastanienbraunen Flecken der Oberseite bilden ein sehr 
charakteristisches Merkmal für die Larven von obstetricans. Der 
bräunlichgelbe Schwanzkörper zeigt gewöhnlich nur vereinzelte 
schwarze Zackenflecken, während der Flossensaum deren mehr 
rundliche besitzt; die Hinterbeine sind ebenfalls schwärzlich gezeich- 
net; von letzteren tritt das eine stets um 24 Stunden später als das 
andere hervor. 

Die eben verwandelten und ans Land gehenden Jungen sind im 
Vergleich zu den unförmlichen Larven wahre Zwerge, da sie nach 
Verlust ihres gewaltigen Schwanzes kaum mehr als 25 mm messen, 

Die Kaulquappen von Boscae stimmen in den Proportionen im 
allgemeinen mit der Grundform überein, nur übertrifft der Inter- 
okularraum den Internasalraum etwas mehr als um das Doppelte 
an Breite und der obere Flossensaum des Schwanzes setzt sich nicht 
auf den Rücken fort. — Der olivenfarbene Körper ist braun oder 
grau gesprenkelt und hat am Vorderrücken gewöhnlich zwei läng- 
liche, braune, oft schwarz bestäubte Flecken, der Bauch ist weißlich 
mit gelblichem Metallglanz, der Schwanz mit sehr großen braunen 
Flecken besetzt. 

Das erwachsene Männchen hat eine helle, glockenartige, dem ab- 
gebrochenen Rufe des Käuzchens (Scops) einigermaßen ähnliche 
Stimme, welche es zur Paarungszeit namentlich ‚nachts zwischen 
9 und I2 Uhr ertönen läßt; bei älteren Tieren ist diese Stimme tiefer 
als bei jüngeren; desgleichen stoßen in ihrem Verstecke plötzlich 
überraschte Tiere einen eigentümlichen scharfen Ton aus. Geängstigt 
oder gequält, pflegt Alyies nach Art der Unken den Körper vom 
Rande aus muldenförmig nach oben zu wölben und dabei die Augen 
mit den Vorderfüßen zu bedecken; auch verbreitet das Tier hiebei 
einen eigentümlichen, knoblauchartigen Geruch. 

Die geographische Verbreitung von Alytes obstetricans ist eine 
ziemlich geringe, und ausschließlich auf das westliche Europa be- 
schränkt, woselbst sie sich vom Harz angefangen nach Südwesten 
durch das Weser- und rheinische Berg- und Hügelland über Belgien, 
Luxemburg und die Schweiz nach Frankreich und bis in die Pyre- 
näische Halbinsel erstreckt. Ob übrigens die aus letzterem Lande, 
namentlich von den Balearen (Majorca) angeführten Feßler alle 
zu dieser, und nicht vielleicht teilweise zu der vorigen Art gehören, 
kann dermalen mit Bestimmtheit noch nicht entschieden werden. 
Das Tier meidet die Niederungen und hält sich fast ausschließlich 

in höher gelegenen Gegenden auf, woselbst es stellenweise bis zu 
1500 m Meereshöhe hinaufgeht. Der nördlichste bisher bekannte 
Fundort ist Hameln in Hannover, der östlichste Nordhausen in der 
preußischen Provinz Sachsen. Die aus dem Jahre 1840 stammende 


170 Discoglossidae. 


Angabe Zawadzkis!'), daß sich die Art auch in der Bukowina 
findet, ist bei der großen Entfernung dieses Landes von dem eigent- 
lichen Verbreitungsbezirk wenig wahrscheinlich und hat sich seitdem 
auch nicht weiter bestätigt; dagegen könnte das Vorhandensein des 
Tieres in Vorarlberg?), bei der Nähe des Schweizer Fundortes St. Gal- 
len, gerade nicht zu den Unmöglichkeiten gehören, obwohl auch dieses 
durch neuere Forschungen nicht mehr erwiesen ward. — Es umfaßt 
sonach der Verbreitungsbezirk von Alytes obstetricans nur etwa 
20 Längen- und 15 Breitegrade, indem derselbe vom 52.—37.° n. B. 
und vom 9.—2814.° ö. L. (von Ferro) reicht. 

In der Gefangenschaft verliert das Tier in ziemlich kurzer Zeit 
seine anfängliche Scheu, fügt sich bald in die neuen Verhältnisse, 
wird ruhig und schließlich so zutraulich, daß es sich an seinen Pfleger 
gewöhnt und ihm selbst die vorgereichte Nahrung von der Pinzette 
oder aus der Hand nimmt. Als Futter sind am besten Mehl- und 
Regenwürmer, nackte Raupen, kleinere Insekten u. dgl. zu ver- 
wenden, ja mitunter können einzelne Tiere selbst zur Annahme roher 
Fleischstreifen gebracht werden; hiebei zeigen selbe ein ziemlich 
entwickeltes Gedächtnis, indem sie sich einen ihnen allenfalls her- 
gerichteten Futternapf bald merken und denselben, wenn sie Hunger 
haben, sofort aufsuchen. Wie alle Discoglossen schnappt Alytes 
die Beute mit dem Maule auf, da ja die Zunge ganz angewachsen 
und nicht wie bei anderen Froschlurchen herausschlagbar ist. 

Als Wohnung richtet man den Tieren am besten ein feuchtes 
Terrarium mit einer Unterlage von mit Sand gemischter lockerer 
Erde, größeren, passende Verstecke gewährenden Felsbrocken und 
Moosstücken, sowie einem, das Heraussteigen leicht ermöglichenden 
Wassergefäß her; da dieselben gut klettern und auch nicht schlecht 
springen, so muß der Käfig, falls man ihn offen läßt, mit glatten und 
auch ziemlich hohen Wänden versehen sein; letzteres ist übrigens 
auch bei verschlossenen Behältern zu empfehlen, da sich sonst die 
Tiere bei ihren nächtlichen Sprüngen leicht die Schnauze abstoßen. 
Weit weniger geeignet erweisen sich zur Haltung der Feßler Aquarien 
und wenn man solche schon hierzu verwendet, so müssen selbe mit 
einer recht großen, mit hinreichenden Schlupfwinkeln ausgestatteten 
Insel versehen sein. 

Alytes kann auch leicht gezogen werden, wenn man sich zu 
dem Ende eiertragende Männchen verschafft. Das für diese be- 
stimmte Terrarium muß aber ziemlich geräumig und mit zahlreichen, 
recht passenden Verstecken ausgestattet sein, weil sich sonst die 
Tiere unter ihnen nicht behaglichen Verhältnissen meist der Eier 
entledigen. Deshalb findet man auch bei Zusendung tragender 
Feßler fast immer schon in dem Versendungsbehälter abgestreifte, 
lose im Moos herumliegende Laichpakete; übrigens sind diese nicht 
wegzuwerfen, da sie, auf feuchtes Moos oder nicht allzu nasse Stücke 
von Badeschwamm gelegt, ebenfalls zur Entwicklung gebracht 
werden können. Nur hat man hierbei acht zu geben, daß man die 


1) Zawadzki, Fauna d. galiz. u. bukow. Wirbelt. Stuttgart 1840. 
2) Bruhin, Die Wirbelt. Vorarlb. Verh. d. zool. bot. Ges. Wien 1866. 


Bombinator. 171 


Zeit der Reife nicht versäumt und die Eier im richtigen Momente 
ins Wasser gibt. Da man aber unter der durchsichtigen Eihülle die 
Ausbildung der Embryonen leicht beobachten kann, so hat man 
nur den Zeitpunkt abzuwarten, wann dieselben die äußeren Kiemen 
verloren, Augen und Mund deutlich sichtbar und den Ruderschwanz 
gut entwickelt haben; in dieser Periode, in der sich die Larven auch 
schon durch lebhaftere Bewegungen auszeichnen, ins Wasser gegeben, 
kriechen dieselben sehr bald aus und können anstandslos zur Weiter- 
entwicklung gebracht werden. Übrigens hat man eine so genaue 
Beobachtung der Eier meist gar nicht nötig, wenn man selbe, was 
zu ihrer Entwicklung überhaupt sehr förderlich ist, allabendlich 
auf einige Minuten ins Wasser legt, da sie bei dieser Gelegenheit, 
wenn ausgereift, ohnedies meist sofort ausschlüpfen. 

Der Fang der Geburtshelferkröte wird, falls er ergiebig sein soll, 
am besten bei der Nacht betrieben. Um hiebei nicht aufs Geratewohl 
auszugehen, tut man am besten, wenn man vorerst ihre Aufent- 
haltsorte zu entdecken sucht. Dies erreicht man leicht dadurch, 
daß man dort, wo einem das Vorkommen der Tiere bekannt ist, an 
passenden Stellen, am besten in der Nähe alten Gemäuers, abend- 
liche Spaziergänge unternimmt, bei denen man dann sofort durch 
die nicht zu verkennenden Konzerte der gewöhnlich in Mehrzahl 
beisammen lebenden Tiere von ihrem Vorhandensein unterrichtet 
wird. Wenn man dann die auf diese Weise entdeckten Fundstellen 
nachts von 9— 12 Uhr mit einer Laterne ausgerüstet besucht, so wird 
man viele Feßler schon im Freien antreffen und andere wieder aus 
ihren Verstecken ausheben können. Man wird hiebei durch den 
Ruf der Kröten zu ihren Schlupfwinkeln geleitet, und wenn letztere, 
da die Tiere bei zu nahem Herankommen des Menschen ihren Gesang 
einstellen, infolgedessen auch nicht immer schnell und leicht zu 
finden sind, so kann man doch bei nur einiger Geduld und Ausdauer 
oft schon in einer einzigen Nacht reichliche Beute machen. 


2. Gattung. Bombinator. 
Merr. Syst. amphib. pag. 178, 5 (1820). 
Lingua mente tota affıxa. 
Pupilla verticalis, trıgona. 
Tympanum latens. 
Parotides nullae. 
Cutis verrucosa. 


Der Körper ist ziemlich plump und flach, mehr krötenartig, der 
breite Kopf oben vollkommen platt, mit verrundeter, kaum vor- 
stehender Schnauze und schief nach außen und unten gerichteten 
Seiten. Die Nasenlöcher sind klein, länglich eiförmig oder elliptisch, 
etwas schief nach vorne gegen die Schnauzenspitze gekehrt und 
voneinander wenigstens ebensoweit wie von den Augen entfernt, 
letztere stark nach oben gerückt. Die Pupille hat die Gestalt eines 
senkrecht gestellten, mit der Spitze nach unten gerichteten gleich- 


172 Discoglossidae. 


schenkligen Dreieckes; die Ohrdrüsen und das Trommelfell sind nicht 
sichtbar. Die ziemlich große, im allgemeinen etwa kreisförmige 
Zunge ist mit ihrer ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle 
festgewachsen, welche Verwachsung namentlich in ihrer hinteren 
Hälfte eine so innige ist, daß ihr Rand daselbst gleichsam mit den sie 
umgebenden Weichteilen verfließt und daher oft schwer unterscheid- 
bar ist. Ihre mehr oder weniger flach kissenartig gewölbte Ober- 
fläche ist bald ziemlich glatt, bald mit einzelnen unregelmäßigen 
Runzeln und Vertiefungen versehen. Die Gaumenzähne bilden 
zwei kurze, voneinander durch einen schmalen Zwischenraum ge- 
trennte Gruppen, welche etwas hinter und zwischen den inneren 
Nasenlöchern stehen; diese sind verhältnismäßig groß und voll- 
kommen kreisrund. Die Mündungen der eustachischen Röhren sind 
im inneren Mundwinkel als zwei sehr kleine, nadelstichartige Öffnun- 
gen (bei wohl gereinigtem Rachen) gut sichtbar. Die Vorderbeine 
reichen an den Körper angelegt etwa bis zu den Hinterschenkeln, 
die Hinterbeine nach vorn gestreckt wenigstens bis zur Schnauzen- 
spitze, jene haben vier freie, ziemlich dicke und nur wenig abge- 
plattete Zehen, von denen die drei ersten an Länge allmählich zu- 
nehmen, während die vierte so ziemlich der zweiten gleicht. Bei 
den Männchen finden sich zur Paarungszeit an der Innenseite des 
Unterarmes, an der stark verdickten Daumenschwiele und an den 
zwei bis drei ersten Fingern schwarze, durch zahlreiche Drüsen- 
wärzchen sammtartig rauhe Hautverdickungen, deren größte an den 
Unterarmen immer länglich ist und durch Erstreckung nach vorn zu 
manchmal mit den Verdickungen der Daumenschwielen und mitunter 
selbst des Daumens in eine einzige Masse zusammenfließt. Die 
Hinterfüße haben fünf etwas mehr abgeflachte Zehen, die an der 
Basis ziemlich breit, gegen die Spitze aber stark dreieckig verschmä- 
lert sind, und von denen die vierte an Länge alle anderen übertrifft. 
Das Rudiment eines sechsten Fingers ist an der Unterseite der Dau- 
menwurzel als kleine, etwas längliche Schwiele zwar nicht stark 
vorragend, aber doch immerhin deutlich zu bemerken. Beim Männ- 
chen sind die Hinterzehen fast oder bis zu ihrer Spitze mit ziemlich 
dicken und derben, namentlich zwischen der vierten und fünften 
Zehe sehr breiten Schwimmhäuten verbunden; bei den Weibchen 
sind diese Häute schmäler und nur etwa zwei Drittel der Zehenlänge 
vereinend. Die Haut ist namentlich am Rücken mit bald größeren, 
bald kleineren, bald mehr gedrängten, bald mehr vereinzelt stehenden 
Warzen besetzt, die bald zerstreut und einzeln stehen, bald auch 
wieder zu gedrängten Gruppen oder Reihen vereint sind. Die Unter- 
seite ist, außer sehr zerstreut stehenden Drüsenpunkten ziemlich 
glatt, nur die Hinterseite der Schenkel zeigt sich gegen den After 
zu mit dicht gedrängten gröberen Warzen besetzt, die von auf weiß- 
lichem Grunde stehenden schwarzen Drüsenpunkten gekrönt sind. 

Die Arten dieser Gattung leben in stehenden oder langsam 
fließenden Gewässern, besonders in Teichen, Lachen, Straßengräben 
und Sümpfen, wo man sie vom Frühjahre bis zum Spätherbste 
allenthalben antreffen kann; hier pflegen sie gewöhnlich mit hervor- 
gestrecktem Kopf und ausgespreizten Hinterbeinen in schiefer Stellung 


Bombinator. 173 


unter dem Wasserspiegel zu schweben; gestört, tauchen sie sofort 
unter und wühlen sich gewöhnlich in den Grund ein; sie ziehen trübes 
oder dicht bewachsenes Wasser dem klaren und pflanzenfreien ent- 
schieden vor und legen betreffs der Reinheit desselben eine hoch- 
gradige Gleichgültigkeit an den Tag, indem sie nicht nur die schmutzig- 
sten Pfützen, sondern nicht selten selbst von Düngerhaufen ab- 
fließende stinkende und schwarze Jauchelachen zu ihrem Aufenthalt 
wählen. Sie springen ziemlich gut und ducken sich am Lande über- 
rascht entweder einfach auf den Boden, ihre mit der Erde ziemlich 
übereinstimmende Färbung als Schutzmittel verwertend, oder wölben 
den Körper muldenförmig nach oben und schlagen die Vorderbeine 
über den Kopf; ja manchmal legen sie sich sogar mit nach oben 
gewölbter Unterseite auf den Rücken und verharren in dieser Stellung, 
bis die Gefahr vorüber ist; auch sondern dieselben beunruhigt oft 
einen weißen, seifenartigen Schaum ab, der namentlich an der Ober- 
seite der Hinterschenkel in größerer Menge hervortritt; sie scheinen 
den ganzen Tag über munter zu sein, obwohl die Männchen ihren 
ziemlich schwachen, melancholisch eintönigen Ruf hauptsächlich 
in den Abendstunden ertönen lassen. 

Die Nahrung der Unken besteht im Freien vorwiegend aus ins 
Wasser gefallenen, oder sich an dessen Rande niederlassenden In- 
sekten sowie auch aus Würmern und dürften sie namentlich letztere 
auch am Lande aufsuchen. Den Winter bringen sie außerhalb des 
Wassers, unter Steinen, Düngerhaufen, in Erdlöchern u. dgl. ver- 
krochen zu; sie harren im Herbste lange im Freien aus, kommen 
dafür aber auch im Frühjahr verhältnismäßig spät zum Vorschein. 

Die Paarung, welche je nach dem Wohnort, im April oder Mai 
beginnt, findet gewöhnlich 2—3 mal im Jahre statt; der Laich wird 
nicht auf einmal, sondern innerhalb einiger Stunden in mehreren 
Klümpchen ausgestoßen und in der Regel auf in Wasser liegende 
abgestorbene Pflanzenstengel befestigt, daher er für gewöhnlich nicht 
in die Höhe steigt; ein Laichklumpen besteht etwa aus I0O—30 lose 
aneinander gereihten, graubräunlichen Eiern. Die Entwicklung 
derselben geht ziemlich rasch vor sich, indem die Larven nach läng- 
stens einer Woche schon auskriechen; betreffs der Nahrung sind 
diese manchmal fast nur auf den Schlamm der Gewässer angewiesen, 
von dem sie, ihren Darmkanal damit füllend, die in ihm enthaltenen 
organischen Stoffe und Mikroorganismen behufs ihres Lebensunter- 
haltes verwerten. Die Metamorphose wird meist im Laufe einer 
Saison beendet und kommt ein Überwintern der Larven nur aus- 
‚nahmsweise vor; letztere wachsen übrigens auch zu Kaulquappen 
von stattlicher Größe mit mächtigem Ruderschwanze heran, die an 
dem etwas hinter der Körperhälfte liegendem Spiraculum sowie 
an der namentlich am Schwanzsaume stark hervortretenden schwarzen 
Netzzeichnung sofort zu erkennen sind. Die ans Land gestiegenen 
Jungen stehen den betreffenden Larven an Größe ebenfalls bedeu- 
 tend nach. 

Da die Unken mehr Wasser- als Landtiere sind, so werden sie in 
Gefangenschaft besser in Aquarien als in Terrarien untergebracht; 
doch tut man gut, selbe nicht mit anderen Tieren zusammen zu halten, 


174 Discoglossidae. 


da sie mitunter durch ihr ausgeschiedenes Sekret das Wasser ver- 
giften und dann den Tod sämtlicher Aquarienbewohner verursachen 
können. Übrigens ist Bombinator nicht sehr widerstandsfähig, geht 
namentlich bei nur einiger Trockenheit leicht ein und verträgt die 
Gefangenschaft überhaupt minder gut und lang, als andere Anuren. 

Die zwei Arten unseres Faunengebietes können in folgender 
Weise unterschieden werden: 

A. Schiene mindestens so lang als der Fuß, Daumen der Vorder- 
füße ganz hell gefärbt, Körper oben meist einfarbig, mit 
spitzen, rauhen Warzen, unten gelb, mit blaugrauen Flecken. 

pachypus Bonap. 

B. Schiene kürzer als der Fuß, Oberhälfte des Daumens dunkel, 
Körper oben meist dunkel gefleckt, mit runden, glatten Warzen, 
unten blauschwarz mit weißen Punkten und rötlichen Flecken. 

igneus Laur. 


1. Bombinator pachypus: Tibiae pedibus saltem aequales; manum 
pollice toto, digitis apice flavis. Corpore subtus flavo, nigroma- 
culato; dorso verrucis scabris, spinosis. — Long. 4—5 cm. 

Rana sonans Lacep. hist. nat. quadr. ovip. I, pag. 335, pl. 37 (1788). 
— Rana bombina Sturm Deutschl. Fauna III (1797). — Bufo 
bombinus Latr. hist. nat. reptil. II, pag. 110 (1800. — Ranaignea 
Shaw Gener. Zool. III, pag. 116, tab. 35 (1802). — Bufo pluvialis 
Daud. hist. nat. rain. gren. crap. tab. XXVI, fig. I, 2, 3 (1802). — Bom- 
bina ignea Oken, Lehrb. d. Naturg. III, pag. 207 (1836). — Bombi- 
nator igneus Duvernoy Regne anim. Rept. pl. 39 fig. ı (1836). — 
Bombinator pachypus Bonap. Icon. Faun. Ital. Rett. Anf. 
(1838). — Bombinator brevipes Blas. Isis pag. 667 (1839). — 
Bombinator variegatus Bedrg. Bull. soc. nat. Mosc. pag. 291 
(1881). — Bombinator bombinus Bouleng. Proced. Zool. Soc. 
pag. 499 (1886). 

mas. Pedibus anticis in brachüis digitisgue tribus primis callıs scabris 
atratis instructis, pedibus posticis latıssime Palmatıs. 

fem. Pedibus anticis callis destitutis, posticis minus palmatıs. 

juv. Dorso scapulas infra posticegque maculıs binis pallidioribus, 
subtus albescens, ventre nigro-, membris flavo-maculatıs. 


Bufo salsus Schrank Naturh. Briefe, I, pag. 308 (1789). — Rana 
salsa Gmel. Linn. Syst. Nat. I, pag. 213 (1799). 


var. Verrucis dorsi valde prominentibus apice atro-spinosis. 


Der Körper ist plump und stämmig, der vom Rumpfe nicht 
gesonderte Kopf stets breiter als lang, die breit zugerundete Schnauze 
so lang oder etwas kürzer als der Augendurchmesser, mit verrundetem 
Canthus rostralis. Die Nasenlöcher sind von der Schnauzenspitze 
und den Augen gleich weit entfernt oder letzteren etwas näher, die 
Kehlfalte in der Regel fehlend. Die Vorderbeine reichen an den 
Kopf angelegt mit der Daumenspitze etwas über die Schnauze hinaus, 
die Hinterbeine mit dem Fersenhöcker wenigstens bis zum Nasen- 
loch, bei vom Körper senkrecht abgebogenen Schenkeln und mit 
diesen parallel zurückgebogenen Schienen treffen sich die Fersen. 
Die Schwimmhäute sind groß, ihr freier Rand beim Männchen oft 


Bombinator. nz 3 


ganz geradlinig. Die am Oberkörper gedrängt und ganz unregelmäßig 
gestellten Warzen sind ziemlich vorragend, konisch und tragen beim 
brünstigen Männchen am Gipfel einen großen, schwarzen, am Grunde 
helleren Hornstachel, der von zahlreichen kleineren schwarzen Dornen 
umgeben ist. Die Unterseite ist mit flachen Hornhöckern, die Sohle 
mit Stacheln besetzt. 

Das Männchen besitzt keine Schallblasen und hat an den Vorder- 
beinen, außer am Unterarm und an der Daumenschwiele, auch an 
der Innenseite der ersten 
drei Finger rauhe, 
‚schwarze Brunstschwie- 
len; ebensolche Schwie- 
len sind stets gegen 
Ende der dritten, häufig 
auch der zweiten, ja 
manchmal selbst aller 
Zehen, in Spuren sogar 
ausnahmsweise auf der 
Daumenschwiele der 
Hinterfüße entwickelt. 

Die Färbung der 
Oberseite ist im allge- 
meinen dem Boden der 
von den Tieren bewohn- 
ten Gewässer angepaßt, 
daher gewöhnlich lehm- 
gelb oder erdfarben, mit- 
unter, wie namentlich 
in Alpengegenden, selbst 
schwärzlich ; doch kom- 
men auch grünlich- 
graue oder braune sowie 
olivenfarbene Stücke 





Fig. 27 


- Bombinator pachypus Bonap. 

6 D - na 3 

Sr : .. ni a Haut des brünstigen ($ unter der Lupe, b Vorder- 
sel e ıst uberdies noc bein, c Hinterfuß, d PBrunstschwielen, e innerer 
mit einem metallglän- Metatarsalhöcker. 


zenden, bronzeartigen 

Flimmer bedeckt. Außer mehreren senkrecht stehenden dunklen 
Flecken auf der Oberlippe ist das Tier am Rücken meist ziemlich 
einfarbig und falls schon dunkle Makeln vorkommen, so sind selbe 
stets ganz unregelmäßig verteilt; Beine, Finger und Zehen sind 
dagegen fast ausnahmslos dunkel quer gebändert. Zwischen den 
Schultern und auf der Rückenmitte sind oft zwei hellere, rundliche 
Makeln mehr oder weniger deutlich zu bemerken. 

Die Unterseite ist lebhaft schwefel- bis orangegelb und mit mehr 
oder weniger zahlreichen, grau- oder schwarzblauen, manchmal 
in der Mitte helleren, manchmal wieder weiß punktierten Flecken 
gezeichnet; das Verhältnis zwischen der hellen und dunklen Farbe 
ist übrigens nach den Standorten mannigfachen Verschiedenheiten 
unterworfen. 


176 Discoglossidae. 


Bei den typischen, namentlich in Nord- und Mitteleuropa vor- 
kommenden Stücken bildet entschieden das Gelb die Grundfarbe, 
in welcher die schwarzen Flecken nur zerstreut und unregelmäßig 
inselartig verteilt sind. Das Gelb von Brust und Bauch tritt hier 
ohne Unterbrechung auf die Beine und von den Fußwurzeln auf die 
Sohlen über, während das der Unterarme von dem der Handflächen 
durch eine über die Handwurzel ziehende dunkle Querbinde getrennt 
ist. Desgleichen verläuft quer über die Kehle eine zu einer Art 
unregelmäßigen Halsbandes verbundene Anzahl schwärzlicher Flecken; 
das Gelb der Hand- und Fußflächen (der Palmar- und Plantarfleck) 
zieht sich bis ans Ende des Daumens hin, desgleichen sind auch die 
Spitzen sämtlicher Finger und Zehen gelb gefärbt. 

Bei südlicheren Stücken zeigt sich dagegen häufig das Schwarz 
auf Kosten des Gelb vermehrt und verbreitert, so daß letzteres mehr 
oder weniger zurücktritt und das erstere zur vorherrschenden Färbung 
wird. So fließen namentlich auf der Brust die dunklen Makeln durch 
Vermehrung und Vergrößerung oft derart zusammen, daß die frühere 
gelbe Grundfarbe nur auf einzelne isolierte und mit dem Gelb des 
Oberarmes nicht mehr in Verbindung stehende Flecken reduziert 
wird. Auch ist hier die große Makel an der Fußwurzel gewöhnlich 
bis auf einzelne kleine Marmeln oder selbst ganz geschwunden, und 
auch die Schienen mehr oder weniger dunkel gefärbt, der Plantar- 
fleck ist von dem Tarsalfleck getrennt, beide Makeln kleiner und nicht 
auf die inneren Finger und Zehen übergehend. 

Natürlich lassen sich diese zwei Formen nicht immer streng 
auseinanderhalten, da sie durch zahlreiche Übergänge in mannig- 
facher Weise verbunden sind. 

Eine sehr ausgezeichnete Lokalform stellen die in Montenegro 
vorkommenden Stücke dieser Art vor. Die im ganzen genommen 
glatte Haut zeigt aus ihr stark hervortretende zahlreiche und von- 
einander meist getrennte Warzen, an denen die schwarzen Dornen 
viel zahlreicher und namentlich gegen die Spitze derselben zusammen- 
gedrängt sind, so daß der Rücken durch die von der glatten Haut 
scharf abgehobenen, mit schwarzen Stacheln gekrönten Warzen sehr 
ausgezeichnet ist; mitunter fließen mehrere hintereinanderstehende 
Warzen zu regelmäßigen schwarzen Längswülsten zusammen; auch 
werden sie am Kopfe und besonders gegen das Ende der Beine zu 
niedriger, so daß dann deren schwarze, rauhe Gipfelflecke unmittelbar 
auf die Haut zu sitzen kommen. Desgleichen sind diese montene- 
grinischen Stücke auch durch die Färbung auffallend, indem bei 
denselben die Unterseite meist Schwarz zur Grundfarbe hat und auf 
dieser gewöhnlich nur sehr vereinzelte, untergeordnete oder auch gar 
keine gelben Flecken vorkommen. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 4—5 cm. 

Bei Jungen sind die oberwähnten vier hellen Rückenmakeln 
meist sehr deutlich, die Unterseite ist mit Ausnahme der bereits 
gelb gefleckten Beine bläulichweiß oder graulich mit schwärzlichen 
Flecken und erst im zweiten Jahre dehnt sich die gelbe Färbung auf 
Bauch und Kehle aus. 

Von den beiden Unken scheint nur dachypus im Gebirge vorzu- 


Bombinator. 7 


kommen, obwohl sie längs und in der Nähe derselben auch in die 
Ebene herabgeht; größeren und zusammenhängenden Tiefländern 
scheint sie jedoch zu fehlen, während sie in den Bergen bis 1700 m 
Meereshöhe emporsteigt. 

Die frisch ausgekrochenen Larven sind etwa 6—7 mm lang und 
brauchen gegen zwei Monate zu ihrer Entwicklung, während welcher 
Zeit sie bis zu einem Ausmaße von 4—5 cm, ja ausnahmsweise zu 
einer noch bedeutenderen Größe heranwachsen. Der ziemlich breite 
und mehr abgeflachte Körper ist eiförmig, der Rumpf vom Kopfe 
kaum gesondert. Die mäßig großen Augen sind nach oben gerichtet, 
ihr Interokularraum etwa von der Breite 
des Mundes, die kleinen, ganz vorne 
liegenden Nasenlöcher von den Augen 
weiter, als voneinander entfernt. Der 
Mund ist merklich breiter als lang und 
sein größerer oberer Teil quer elliptisch 
wie bei den anderen Discoglossiden, 
ein Merkmal, wodurch die Larve dieser 
Art von jener der folgenden stets leicht 
und sicher unterschieden werden kann. 
Der den übrigen Körper etwa um ein Bombinator pachypus Bonap. 
Fünftel übertreffende Schwanz ist am Mund. 

Ende stumpf verrundet zugespitzt, mit 
einem beiderseits ziemlich gleich hohen, auch etwas auf den Rücken 
fortgesetzten Flossensaum versehen. 

Die Färbung der Kaulquappen ist anfangs oben grau oder braun- 
grau, unten heller. Mit fortschreitendem Wachstum bilden sich am 
Rücken dunklere, am Bauche lichtere Flecken heraus, während der 
helle Schwanzsaum eine gitterartige dunkle Netzzeichnung erhält, 
auf der dann, gewöhnlich erst nach Durchbruch der Hinterbeine, 
einige dunkelbraune Sprenkel erscheinen, deren letztere hie und da 
auch am Rücken auftreten. Der Bauch ist bläulichgrau mit hellen, 
glänzenden Flecken, die lichtere Kehle seitlich dunkel genetzt und 
in der Mitte ebenso bepudert; desgleichen ist auch der gelbbraune 
Schwanzkörper braun bestäubt. Mit dem Hervortreten der vorderen 
Gliedmaßen kommen auch die Körperwarzen, die vier lichten Rücken- 
makeln und die dunklen Ouerbinden an den Beinen allmählich zum 
Vorschein und wenn endlich auch der Schwanz einzuschrumpfen 
beginnt, stellen sich schließlich die ersten weißlichgelben Flecken 
an der Unterseite der Oberschenkel und an den Fußsohlen ein; Bauch, 
Brust und Kehle bleiben aber auch bei den schon ans Land gegangenen 
Jungen noch durch längere Zeit weißlich. \ 

Bei dem Umstande, als die Unken bis in die neueste Zeit (1886) 
spezifisch nicht auseinander gehalten wurden, kann die geographische 
Verbreitung der beiden Arten dermalen noch nicht mit der wünschens- 
werten Genauigkeit festgestellt werden. Soviel bis jetzt bekannt, 
erstreckt sich fachybus vom Teutoburger Walde an südwestlich 
durch das ganze deutsche Mittelgebirge und die darangrenzenden 
Teile der Niederlande und Belgiens nach Frankreich bis zu den 
Pyrenäen, dann süd- und südostwärts durch die Schweiz und Öster- 

Schreiber, Herpetologia europaea. 12 





Fig. 28. 


178 Discoglossidae. 


reich-Ungarn (mit Ausnahme der podolischen und pannonischen 
Tiefebene) einerseits nach Italien!) bis Apulien und Kalabrien, ander- 
seits auf die Balkan-Halbinsel bis nach Griechenland und in die 
Moldau hinein; das Tier kommt also etwa vom 52%—38° N. B. und 
vom 6.—33.°Ö. L. (v. Greenw.) vor. Auf den zu Europa gehörenden 
Inseln scheint die Art zu fehlen. 


2. Bombinator igneus: Tibiae pedibus breviores; manum pedumque 
pollice semi-atrato. Corpore subtus nıgro, albo-punctato et rubro- 
maculato. Dorso verrucis glabris. — Long. 4—4,5 cm. 

Rana variegata Linn. Syst. nat. I, pag. 2ı1, 5 (1758). — Rana 
bombina Linn. Fauna suec. pag. IoI, 277 (1761). — Bufo igneus 
Laur. Synops. reptil. pag. 29, 13 (1768). — Bufo ignicolor La cep. 
hist. nat. quadr. ovip. I, pag. 595 (1788). — Rana rubeta Lindack. 
Abh. böhm Ges. d. Wiss. I, pag. ıı2 (1797),.— Bombinatorigneus 


Merr. Syst. amphib. pag. 179, 4 (1820). — Bombinator bombinus 
Glücksel. Lotos. pag. 220 (1851). 


mas. Pedibus anticis nuptiae tempore brachtis digitisgue duobus primis 
callis atro-scabrosis. 
fem. Pedibus antıcıs callis destitutis. 


Im allgemeinen meist kleiner und schwächer und weniger ge- 
drungen als die vorhergehende Art. Der vom Rumpfe durch eine 
seichte Einschnürung gesonderte Kopf ist kaum breiter als lang 
oder sogar länger, die minder breit verrundete Schnauze läßt einen 
schwach angedeuteten Canthus rostralis er- 
kennen und ist etwa so lang wie der Inter- 
okularraum; dieser ist schmäler als ein 
oberes Augenlid und an Breite nahezu dem 
Internasalraum gleich. Die Nasenlöcher 
sind von der Schnauzenspitze weiter als 
von den Augen entfernt; 
vom hinteren Augenwinkel 
zieht schief nach abwärts 
ein länglicher Drüsenwulst. 
Die Vorderbeine erreichen 
mit der Daumenspitze 





Fig. 29. knapp das Ende der 
Bombinator igneus Laur. Schnauze, die Hinterbeine 
a Haut unter der Lupe. mit dem Fersenhöcker 


höchstens den Vorderrand 
der Augen. Da die Schienen etwas kürzer als die Schenkel sind, 
so kommen die gegeneinander gebogenen Fersen nicht zur Berüh- 
rung; die Zehen sind durch tief halbmondförmig ausgebuchtete 
Schwimmhäute aber meist nicht bis zur Spitze verbunden. Die 


!) Nach meiner Meinung dürften die italienischen Unken sämtlich zu pachypus 
gehören. Die in der „„Monografia degli Anuri italiani“ vonCamerano auf pag. 30 
gegebene Abbildung sowie die hiebei gelieferte Beschreibung — namentlich die 
Hervorhebung der roten Unterseite — stimmen allerdings mehr auf igneus, während 
wieder der auf Seite 29 gezeichnete Hinterfuß entschieden der eines pachypus ist. 


Bombinator. 179 


Körperwarzen sind flach linsenförmig und zur Brunstzeit mit einer 
rindenartigen dunklen Hornschicht überzogen; ähnliche, aber viel 
kleinere Hornhöckerchen stehen ziemlich dicht gesäet auf der 
Bauchfläche. Am Oberkörper treten mitunter einzelne Warzen 
gruppen- oder reihenartig zusammen. 

Die Oberseite ist gewöhnlich asch- oder olivengrau, manchmal 
mehr oder weniger ins Grasgrüne geneigt, und fast immer mit ziem- 
lich symmetrisch angeordneten braunen, schwärzlichen oder flaschen- 
grünen, in der Regel auf Warzen sitzenden Flecken versehen, die 
meist eine ziemlich regelmäßige Zeichnung bilden. Letztere besteht 
aus einem dunklen, vom Nasenloch zum Vorderrande der Augen 
ziehenden Canthalstreif, aus einem über Stirne und Augenlider ge- 
stellten Querfleck, aus den nach rückwärts winkelförmig auseinander- 
weichenden, am Hinterkopf stehenden Nackendrüsen und aus zwei, 
zwischen den Vorderbeinen befindlichen, nach innen konvexen 
längeren Bogenstrichen. Außerdem ist der Oberkörper noch mit 
mehreren, meist in 2—3 unregelmäßigen Längsreihen stehenden, so- 
wie der Oberkiefer mit senkrechten Flecken und alle Beine samt 
Fingern und Zehen mit Querbinden versehen. Diese Makeln und 
Zeichnungen sind selbstverständlich um so deutlicher und auf- 
fallender, je heller die Grundfarbe ist, während sie bei dunkler ge- 
färbten Stücken weit weniger hervortreten; ein gänzliches Fehlen 
aller Flecken dürfte jedoch kaum vorkommen. 

Die Unterseite zeigt eine blauschwarze — nach längerem Liegen 
im Weingeist manchmal rotbraun werdende — Grundfarbe, auf 
welcher außer zahlreichen weißen Punkten noch bald mehr, bald 
weniger größere, orange-, zinnober- oder karminrote insel- oder 
schnörkelartige Flecken meist ziemlich regelmäßig verteilt sind. 
Außer an den Beinen, wo namentlich Ober- und Unterarm häufig 
zusammenhängend rot gefärbt sind, stehen diese Makeln gewöhnlich 
ziemlich isoliert. Bei ganz typischen Stücken sind außer am Vorder- 
teil der Kehle in der Regel noch je ein Paar größerer roter Flecken 
an der Brust und in der Lendengegend (letztere meist quer) zu be- 
merken. Dann finden sich noch auf Oberarm und Schenkel sowie 
am Unterarm, auf Schienen und Fußwurzeln je eine längliche, auf 
Handballen und Fußsohlen je eine rundliche, fast immer isolierte 
Makel. Letztere setzt sich nie weiter als auf die untere Hälfte der 
inneren Finger und Zehen fort, so daß deren oberes Ende stets schwarz 
bleibt und höchstens die Spitzen der drei ersten Finger weißlich 
oder blaßgelb, niemals aber rot gefärbt sind. Natürlich kommen 
derlei Flecken, namentlich auf Bauch, Brust und Kehle oft auch 
in größerer Anzahl vor, fast niemals jedoch sind sie mit den ent- 
sprechenden Makeln der Oberarme und Schenkel zusammenfließend, 
sondern von diesen stets durch die schwarze Grundfarbe getrennt. 
Dasselbe ist auch mit dem Palmar- und Plantarfleck am Handballen 
und auf der Fußsohle der Fall, die von der benachbarten roten Zeich- 
nung des Oberarmes und der Fußwurzel stets gesondert sind. 

Im allgemeinen ist aber unterseits meist das Schwarz die vor- 
herrschende Farbe, die oft stellenweise, namentlich auf Bauch, Brust 
und Kehle, die rote Zeichnung fast ganz verdrängt; seltener nur hat 


ı2* 


180 Discoglossidae. 


letztere die Oberhand, in welchem Falle dann die roten Makeln in 
größerer Zahl und meist von rundlicher Form regellos über die ganze 
Unterseite zerstreut sind. 

Die in der Regel kleineren Männchen sind an dem etwas breiteren 
Kopf, der stumpferen Schnauze und den stärkeren Vorderbeinen 
kenntlich; auch ist die Kehlhaut durch die unter ihr liegenden doppel- 
ten Schallblasen deutlich aufgetrieben und vor und hinter dieser 
Auftreibung mit einer Querfalte versehen. Durch Aufblasen der 
genannten inneren Kehlsäcke wird die Kehle kugelig hervorgetrieben 
und erscheint dann selbst breiter als der Kopf. Endlich sind noch 
zur Brunstzeit der Unterarm, der Daumenballen sowie der Daumen 
oben und innen und die Innenseite des zweiten Fingers mit rauhen, 
schwarzen Brunstschwielen versehen; die Zehen zeigen dagegen 
derlei Bildungen niemals. — Die Jungen sind von den Alten nur 
durch etwas hellere Färbung unterschieden; die Größe des erwachsenen 
Tieres beträgt etwa 4,5 cm. 

Abweichend von der vorigen Art, die mit Vorliebe das Berg- 
und Hügelland bewohnt, lebt Bombinator ıgneus wie es scheint fast 
nur ın der Ebene und steigt nur ausnahmsweise bis zu höchstens 
250 m Seehöhe hinauf; desgleichen scheint die Art auch betreffs 
der Wahl ihrer Wohnplätze nicht so anspruchslos zu sein, wie ihr 
nächster Verwandter, da sie sich mehr in klarem und reinem Wasser 
aufhält, daher vorzugsweise in größeren Tümpeln, Weihern und 
Sümpfen vorkommt, wo sie, entsprechend den von ihr: besetzten 
ausgedehnten Wasseransammlungen oft massenhaft beisammen an- 
getroffen wird. Aus dem Winterschlafe erwacht sie früher als pachy- 
pus und schreitet dementsprechend meist zeitiger zur Paarung als der 
letztere. Die Laichklumpen stimmen mit denen der vorigen Art 
überein, der sie auch in den Larven sehr ähnlich sind. 

Der Körper der Kaulquappen ist etwa I!/,—I!/;mal so lang als 
breit und gegen °/,;—*/, von der Länge des Schwanzes betragend. 
Der Interokularraum ist 214, bis 3mal so breit als der Internasalraum 
und etwas kleiner oder auch ebensogroß als der Mund. Dieser zeigt 
eine sehr charakteristische, nicht nur von dachypus, sondern von 
allen Angehörigen der Familie abweichende Bildung (Fig. 30), indem 
sein oberer, größerer Teil die Form eines 
breiten, an allen Winkeln verrundeten 
Dreieckes besitzt. Mit den Schenkeln 
desselben parallellaufend sind daher auch 
die oberen Zahnreihen mehr parabolisch, 
während die unteren in der Mitte nach 
oben geschwungen erscheinen; die dritte 
Reihe der letzteren ist unter der Mund- 
öffnung nicht selten unterbrochen. In 
den ersten Zahnbögen sind die Zähne 
sowohl auf der Ober- als auch auf der 
Unterlippe 2—3, in den anderen Bogen 
3—4reihig gestellt. Der Hornschnabel ist weiß, am Innenrande 
schwarz gesäumt. Der stumpf zugespitzte Schwanz ist etwa 2—21% 
mal so lang als hoch, sein Muskelteil an der Basis ?/,—!, der Total- 





Fig. 30. 


Bombinator igneus Laur. 
Mund. 


Discoglossus. 181 


höhe betragend, der obere Flossensaum konvex, nicht oder nur 
wenig höher als der untere und etwas auf den Rücken fortgesetzt. 
Die Drüsenreihen sind im Gegensatze zur vorigen Art sehr deutlich 
und weißlich. 

Die Färbung ist oben braun, unten graulich weiß, der ebenfalls 
grauliche Schwanz mit oder ohne kleine, braune Flecken, im all- 
gemeinen den Quappen von pachypus ähnlich. Erst gegen Ende 
ihrer Entwicklung, wenn schon die Hinterbeine durchgebrochen 
sind, können sie an der minder rauhen, schwarzgefleckten Rücken- 
haut sowie an den braungelben oder rötlichen, später grün werdenden 
Makeln zwischen den Schultern auch bei oberflächlicher Betrachtung 
der Art nach gleich erkannt werden. — Die Larven wachsen bis zu 
einer Gesamtlänge von 50 mm heran. 

Bombinator igneus ist eine den Tiefländern Europas angehörende 
Form, welche von einer durch den nördlichsten Teil der Insel See- 
land, das südlichste Schweden und über Moskau, also einer so ziem- 
lich mit dem 56. Breitegrade zusammenfallenden Linie an durch 
Oldenburg, Hannover, das östliche Holstein und Mecklenburg, über- 
haupt durch das ganze norddeutsche Tiefland, ferner durch die 
pannonische, podolische, walachische und sarmatische Tiefebene 
östlich bis zur Wolga und südlich bis zum schwarzen Meere vor- 
kommt. Aus dem deutschen Tieflande ist das Tier längs der Elbe 
nach Böhmen und von der kleinen ungarischen Tiefebene aus nach 
Westen bis in das Wiener Becken vorgedrungen. Der Wohnbezirk 
der in Rede stehenden Art umfaßt sonach ein zwischen dem 56. und 
44.'n. B. und dem 8.—50.° ö. L. (v. Greenw.) gelegenes Areal und 
ist daher etwa über 12 Breite- und 42 Längengrade ausgedehnt. 

An Orten, wo die Verbreitungsbezirke von zgneus und pachypus 
zusammenstoßen, sind mitunter auch Bastarde beider Arten be- 
obachtet worden. 


3. Gattung. Discoglossus. 
Otth. Nouv. mem. soc. helv. sc. nat. I (1856). 


Lingua postice lıbera. 

Pupilla rotundato-triangularıs. 
Tympanum latens. 

Parotides nullae. 

Cutis subglabra. 


Der Körper ist kräftig, der Rumpf auf der Oberseite nur schwach 
gewölbt und viel platter als bei irgendeinem anderen europäischen 
Frosche. Der flache Kopf ist etwas kürzer als breit, mit beim Männ- 
chen ziemlich spitzer, beim Weibchen aber mehr breiter und stumpfer 
Schnauze. ' Die Seiten des Kopfes sind schief nach außen und abwärts 
gerichtet. 

Die mäßig großen Nasenlöcher sind fast kreisrund, von einander 
etwa ebensoweit wie von den Augen entfernt und stark nach oben 
gerückt. Das obere Augenlid zeigt nach hinten zu gewöhnlich einige 
Querfalten und ist entweder so breit oder etwas breiter als der Inter- 


182 Discoglossidae. 


okularraum. Das Trommelfell ist bei frischen Stücken niemals sicht- 
bar, tritt jedoch nach längerem Liegen im Weingeist oft ziemlich 
deutlich hervor. Der Unterkiefer hat im Kinnwinkel einen kleinen, 
kegelförmigen Vorsprung, welcher in eine entsprechende Vertiefung 
des Oberkiefers hineinpaßt. Die große, fleischige Zunge ist von 
gerundet dreieckiger oder breit eiförmiger Gestalt, ohne Spur einer 
Ausbuchtung am Hinterrande, längs ihrer Mitte oft mit einer bald 
mehr, bald weniger deutlichen Furche durchzogen. Sie ist fast mit 
ihrer ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle angewachsen, 
indem sie nur am Hinterrande und manchmal auch seitlich in sehr 
geringer Ausdehnung frei erscheint. Schallblasen sind keine vor- 
handen. Die inneren Nasenlöcher sind groß, quer elliptisch oder 
eiförmig, weit voneinander abstehend, dem Rande des Gaumens 
genähert und mit dessen Zahnreihen parallel gestellt; diese ziehen 
in einiger Entfernung hinter jenen als zwei lange, nahezu die ganze 
Gaumenbreite einnehmende, in der Mitte fast bis zur gegenseitigen 
Berührung genäherte und ziemlich gerade oder schwach geschwungene 
Reihen in nahezu horizontaler Richtung aufeinander zu. Die Vorder- 
beine, welche beim Männchen stärker und kräftiger sind als beim 
Weibchen, sind kurz und stämmig, an den Körper angelegt oft kaum 
bis zur Einlenkung der Hinterschenkel reichend. Sie besitzen vier 
kurze, schwach abgeplattete, am Ende abgestumpfte Finger, die durch 
keine Schwimmhaut verbunden und unterseits an den Gelenken 
nicht angeschwollen sind. Hievon ist der erste der kürzeste und der 
dritte, der etwa die doppelte Länge des ersten besitzt, der längste, 
während der zweite und vierte von ziemlich gleicher Länge sind. 
Die Handballen sind mit drei sehr deutlichen, rundlichen Höckern 
versehen, die in ihrer Lage dem Daumen, dem dritten und dem 
vierten Finger entsprechen; von diesen Höckern ist der mittlere 
gewöhnlich ziemlich kugelförmig und am weitesten nach vorn gerückt, 
der hinter dem Daumen gelegene der am meisten vorspringende. 
Die Hinterbeine, welche nach vorn gestreckt die Schnauzenspitze 
stets um ein Bedeutendes überragen, haben fünf unten ebenfalls 
glatte, schwach zusammengedrückte und fast zugespitzte Zehen, 
welche beim Weibchen nur am Grunde, beim Männchen aber ge- 
wöhnlich bis zur Hälfte, seltener weiter, mit einer dicken, derben 
Schwimmhaut verbunden sind, die sich öfters als schmaler Haut- 
saum bis zum Ende der Zehen hinzieht;; diese nehmen von der ersten 
bis zur vierten allmählich an Länge zu, während die fünfte etwa der 
dritten gleich ist. Der Fersenhöcker ist klein und unscheinbar. Die 
im Leben aalartig schlüpfrige Haut ist namentlich im männlichen 
Geschlechte bald mehr, bald weniger glatt, bald aber auch, und zwar 
vorzugsweise beim Weibchen durch kleine Körner oder höckerartige 
Erhabenheiten oft mehr oder weniger rauh, was besonders an den 
hinteren und seitlichen Teilen des Rumpfes, sowie manchmal auch 
auf der Oberseite der Hinterbeine vorkommt. Der seitliche Drüsen- 
wulst ist, wenn auch oft stellenweise unterbrochen, so doch fast 
immer stark hervortretend; ihm parallel ist nach innen zu gewöhnlich 
noch ein zweites, aber manchmal kaum abgehobenes und stets mehr 
unterbrochenes Paar drüsiger Leisten zu bemerken. 


Discoglossus. 183 


Die Männchen zeichnen sich zur Brunstzeit durch den sehr 
verdickten, fast scheibenförmig angeschwollenen Daumen aus, der 
dann in Form und Größe von der ihm vorangehenden, ebenfalls 
verdickten Daumenschwiele kaum verschieden ist. Diese, sowie 
jener und der darauf folgende Finger sind zu der Periode an der 
Innenseite mit einem feilenartigen, aus dicht beisammenstehenden 
schwarzen Pünktchen gebildeten Polster überzogen; ähnliche, aber 
meist etwas weniger dicht stehende Körnchen finden sich auch am 
Rande des Unterkiefers, besonders gegen den Kinnwinkel zu, sehr 
zerstreute oft auch an der Kehle und am ganzen Bauch, zahlreichere 
und oft ziemlich dichtgestellte häufig auch — mit Ausnahme der 
Schenkel — auf der Oberseite der Hinterbeine, wo auch die Schwimm- 
häute davon ganz drüsig schwarz gesäumt sind und einzelne dieser 
Pünktchen bis auf die Zehen hinaus vorkommen. Auf der Unter- 
seite der Schenkel und in den Kniekehlen sind diese Drüsenpunkte 
in der Regel nur vereinzelt zu treffen. 

Die einzige Art lebt im südlichen Europa. 


1. Discoglossus pietus: Supra griseo-olivaceus, aut flavidus aut 
fuscescens, maculis obscuris plerumgque, fasciisve lucidioribus in- 
terdum signatus. — Long. 6—7 cm. 


Discoglossus pictus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VIII, pag. 425. 
mas. Pedibus anticis pollice callogue subpollicario valde incrassalis, 


ıllıs digitoque secundo!) atro-scabrosıs, plantis usque ad medium 
saltem palmatıs. 


fem. Pedibus anticis simplicibus, plantis ad basın tantum palmatıs. 


var. a) Supra immaculatus, concolor; pedibus maculis transversis vix 
conspieuis. 


var. b) Supra maculis minoribus sat regulariter votundatıs per series 
longitudinales dispositis. 
Pseudis sardoa Gene Synops. reptil. Sardin., pag. 24, XVII, tab. 5 


(1839). — Discoglossus sardus Tschudi in Otth. neue europ. 
Froschgatt., pag. 8 (1856). 


var. c) Maculis dorsalibus majorıbus irregulariter confluentibus. 
Discoglossus sardus Bonap. Iconogr. Fauna Ital. II, tab. fig. ı 
(1841). 

var. d) Maculis dorsalibus magnis, rotundatis, pallide limbatıs. 
Discoglossus pictus var. ocellata Camerano Monogr. anf. 
an. ital., pag. 25 (1883). 


var. e) Maculis dorsalibus in fascias longitudinales plus minusve con- 
fluentibus. 


l) NachCamerano (Monogr. anf. an. ital. pag. 22) sollen außer der Daumen- 
“ schwiele auch noch die drei ersten Finger mit schwarzen Brunstschwielen versehen 
sein; bei allen von mir untersuchten Exemplaren war dies nur bei den ersten zwei 
Fingern der Fall und auch Lataste (Etude s. 1. Discogloss. Act. Soc. Linn. Bord. 
XXXIII, pag. 279) stimmt in dieser Richtung mit mir überein, 


184 Discoglossidae. 


var. f) Supra taenüıs tribus longitudinalibus albis vel flavidis inter 
oculos cruciatim cohaerentibus. 
Rana picta Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl., pag. 39, 8 (1829). — 
Discoglossus pictus Ötth. nouv..mem. soc. helv. scienc. nat. I, 
pag. 6, fig. I—8 (1856). -— Pseudes pictus Leunis Synops. d. Naturg. 
d. Thiere, pag. 337, 6 (1860). 


var. g) Ut f, sed taenia media obsoleta. 


var. h) Dorso vitta lucidiore a rostri apice ad anum usque decurrente; 

maculis obscuris lateralibus in taeniam latam, regularem conflu- 
entibus. 

Discoglossus pictus var. vittata Camer.|.c., pag. 24 (1883). 


Diese Art tritt in zwei voneinander auch geographisch geschiede- 
nen Rassen auf. 

Die als Discoglossus pictus beschriebene, typische Form ist kleiner 
und schmächtiger, mit vom Rumpfe etwas geschiedenem Kopf, der 
etwa so lang als breit und im 
Schnauzenteile mehr zugespitzt 
ist. Die Vorderbeine des Männ- 
chens sind weniger stämmig, die 
Papillen der Brunstschwielen 
mehr lang und zugespitzt mit 
verhältnismäßig schmaler Basis. 
Die dünne Haut ist öfters glatt, 
die Zeichnung häufig streifen- 
oder bindenartig. 

Die mit dem Namen sardus 
bezeichnete Form ist größer und 
robuster, mit mehr stumpf- 
schnauzigem, vom Rumpfe nicht 
gesonderten Kopf, der etwas 








Fig. 31. breiter als lang ist. “Die Beine 
Discoglossus pietus Oth. And kräftiger, die, Papillengez 
a Vorderfuß des brünstigen (I. Brunstschwielen kurz und am 


Grunde erweitert, die Haut häufig 
von länglichen Warzen rauh. Die Färbung ist weniger veränder- 
lich, gewöhnlich aus Flecken bestehend, die aber meist minder 
scharf, unregelmäßig, häufig zusammenfließend und namentlich bei 
sehr großen Stücken oft mehr oder weniger mit der Grundfarbe 
verschmolzen sind. 

In allen Fällen ändert übrigens die Oberseite von einem unreinen 
Lichtgelb durch Grau oder Grünlich bis ins Olivenfarbene einerseits 
und durch Rötlichbraun und Kastanienbraun bis — namentlich im 
Winter und bei längeren Landaufenthalt — selbst ins Schwärzliche ab. 

Auf dieser Grundfarbe stehen gewöhnlich bald mehr, bald 
weniger, bald größere, bald kleinere rötliche, bräunliche oder selbst 
schwärzliche Flecken, die sehr häufig von einem helleren, gelblichen 
Saum umgeben sind. Während diese Flecken bei den einen mehr 
klein, ziemlich regelmäßig gerundet und in oft ganz deutliche Längs- 
reihen gestellt erscheinen, sind sie bei anderen wieder größer, mehr oder 


Discoglossus. 185 


weniger unregelmäßig und nicht selten stellenweise zusammenfließend. 
In manchen Fällen fließen die hintereinander stehenden Flecken 
teilweise oder selbst durchaus zu kontinuierlichen Längsbinden 
zusammen. Dies kommt am häufigsten bei den Rückenflecken vor, 
die sich dann zu zwei am oberen Augenlid entspringenden und nach 
hinten meist breiter werdenden dunklen Binden vereinen. Eine 
eben solche Längsbinde, die von der Schnauzenspitze durch das 
Auge bis in die Schläfengegend zieht, ist, obwohl häufig teilweise 
unterbrochen, doch fast ın allen Varietäten sehr beständig. Des- 
gleichen zeigen auch die Augenlider nach hinten und innen zu fast 
immer einen sehr deutlichen dunklen Flecken, welcher nach rück- 
wärts, oft auch nach den Seiten zu bald mehr, bald weniger aus- 
gedehnt erscheint, dadurch mit dem entsprechenden des anderen 
Lides besonders häufig nach vorn hin zu einer etwa dreieckigen 
Makel zusammenfließend, was besonders bei jüngeren Stücken sehr 
oft vorkommt; seltener tritt der Fall ein, daß sich die beiden Augen- 
flecken erst im hinteren Teile ihres Verlaufes vereinen. Bei der als 
Discoglossus pictus beschriebenen typischen Form ist die Oberseite 
von drei weißlichen oder gelblichen Längsbinden durchzogen, deren 
mittlere über die Firste des Rückens bis zur Schnauzenspitze hinzieht, 
während die beiden anderen von den Körperseiten bis über die Augen- 
lider verlaufen, zwischen denen sie durch Vereinigung mit der hier 
gewöhnlich sehr breit werdenden Mittelbinde eine Art kreuzförmiger 
Zeichnung bilden. In manchen Fällen ist die mittlere dieser drei 
Linien nicht vorhanden. Auf den Beinen sind die dunklen Makeln 
häufig zu Querbinden erweitert; die Unterseite ist gewöhnlich ein- 
farbig weißlich oder gelblich, an Kehle und Beinen oft dunkler, ins 
Braune, manchmal aber auch ins Fleischrote geneigt; auch wird 
die Grundfarbe durch grauschwarze Wolkenflecken namentlich am 
Bauche und an den Schenkeln oft mehr oder weniger verdrängt. 

Die Varietät vittata besitzt einen von der Schnauzenspitze bis 
zum After über den ganzen Rücken hinziehenden hellen Mittelstreif, 
der nach außen zu von je einer, aus der Verschmelzung der Seiten- 
makeln entstandenen dunklen Längsbinde sehr scharf begrenzt ist. 

Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung sind Männchen und 
Weibchen, sowie Junge und Alte kaum verschieden. — Die Länge 
des erwachsenen Tieres beträgt etwa 5—6 cm. 

Discoglossus gehört in seiner Heimat zu den häufigsten Anuren 
und ist daselbst in allen Sümpfen und Pfützen, mitunter selbst im 
Brackwasser, in Menge zu finden, so daß er hier unseren gemeinen 
Wasserfrosch vertritt, mit dem er auch in seiner Lebensweise über- 
einstimmt. Manchmal wird er auch entfernt vom Wasser in durch 
Pflanzenwuchs am Austrocknen gehinderten Orten gefunden; des- 
gleichen geht er auch ins Gebirge hinauf, doch habe ich über die Höhe, 
bis zu welcher er emporsteigt, nirgends bestimmte Angaben gefunden, 
glaube aber, daß selbe wegen der Analogie seiner Gewohnheiten mit 
 Rana esculenta, kaum eine bedeutende sein dürfte. Abweichend 
von letzterer ist jedoch Discoglossus stumm und läßt nur selten einen 
leisen, dem Zirpen der Cerambyciden (Bockkäfer) ähnlichen Ton 
vernehmen; gequält stößt er übrigens oft einen lauten Angstschrei 


186 Discoglossidae. 


aus. Sein Geschlechtstrieb ist kein sehr heftiger und scheint auch 
die Paarung nur kurze Zeit zu währen. Die sehr kleinen, nur von 
wenig Gallerte umhüllten Eier werden in mehreren Klumpen ab- 
gelegt und halten so wenig zusammen, daß sie schon durch ganz 
schwache Bewegungen des Wassers voneinander gelöst werden. 

Die etwa nach einer Woche ausschlüpfenden Larven sind beim 
Verlassen des Eies ganz unförmliche, schwanzlose Geschöpfe, die 
allfällige Ortsveränderungen nur mittelst Flimmerbewegungen vor- 
nehmen können. Schon am nächsten Tage nach dem Auskriechen 
tritt übrigens der Schwanz hervor, und die Kaulquappen bekommen 
dann allmählich einen mehr eiförmigen Körper, der etwa 1?/,mal 
so lang als breit ist. Der Interokularraum ist doppelt so breit wie der 
Durchmesser des Auges und It, bis 2 mal so breit als der Internasal- 
raum, die. vorstehenden Nasenlöcher sind vom Mundrande etwa 
ebensoweit wie von den Augen entfernt. Die Mundweite entspricht 
etwa der.Breite der Stirne, der Mund selbst zeigt in seiner Bildung 
die größte Ähnlichkeit mit Alytes, nur daß der Papillensaum der 
Oberlippe in der Mitte meist eine kleine Unterbrechung hat, was 
gewöhnlich auch bei der dritten Zahnreihe der Unterlippe der Fall ist. 
Das am Ende der ersten Körperhälfte befindliche Spiraculum stellt 
eine, dem After an Größe nachstehende, nach vorne bogige Quer- 
spalte vor, deren Breite etwa der halben Mundöffnung entspricht. 
Der den übrigen Körper an Länge etwa um das Doppelte übertreffende 
Schwanz ist dreimal so lang als hoch, sein sehr dünn auslaufender 
Muskelteil an der Basis ?/;—%, der Totalhöhe betragend, sein oben 
sehr schwach konvexer, unten fast geradliniger mäßig hoher Flossen- 
saum schon am Rücken beginnend und am Ende in die breit und 
stumpf verrundete Spitze auslaufend. # 

Die Färbung der Larven ist anfänglich oben tief dunkelbraun, 
unten weißlich grau. Mit zunehmendem Wachstum erhellt sich all- 
mählich die Grundfarbe und es treten nach und nach die für die 
Alten charakteristischen Makeln hervor; namentlich eine zwischen 
und über den Augen stehende V-förmige Zeichnung und eine eben- 
solche aber verkehrt gestellte zwischen den Schultern sind bei größeren 
Kaulquappen fast immer zu sehen; desgleichen pflegen auch am 
Rücken dunkle, meist in 4—6 Längsreihen stehende Flecken zu er- 
scheinen. Der Muskelteil des Schwanzes ist braunrot, der Flossen- 
saum unten fast einfarbig, oben mit kleinen Sternflecken versehen, 
die Beine quer gebändert. Außerdem sind die Kaulquappen noch 
mit einem Netzwerk von feinen, braunen, polygonale Maschen bil- 
denden Linien überzogen. 

Die Entwicklung der Larven ist je nach der Höhe des Standortes, 
im August oder September vollendet. 

Die geographische Verbreitung von Discoglossus ist eine sehr 
beschränkte und gehört das Tier ausschließlich der Mittelmeer-Fauna 
an; in Europa ward dasselbe bisher nur auf der Pyrenäischen Halb- 
insel sowie auf Sizilien, Sardinien und Korsika nebst einigen, zu den 
genannten Inseln gehörenden kleineren Eilanden — Giglio und Monte 
Cristo im toskanischen Archipel, Malta und Gozzo südlich von Si- 
zilien — gefunden. Die Form pictus kommt außer in Spanien und 


Pelobatidae. 187 


Portugal auch noch auf Sizilien und den zwei obgenannten dazu 
gehörenden Inseln, die Form sardus hauptsächlich auf Sardinien, 
Korsika und den erwähnten toskanischen Eilanden vor. Die älteren 
Angaben über das Vorkommen der Art in Griechenland haben sich 
in neuerer Zeit nicht bestätigt; zwar will Ninni das Tier ganz 
bestimmt von der jonischen Insel Leukas oder St. Maura erhalten 
haben und Heldreich gibt es von Attika und den Zykladen an, 
doch ward dasselbe von späteren Forschern dort nicht wieder ge- 
funden und haben sich alle im Athener Museum als Discoglossus 
aufgestellten Tiere bei fachmännischer Prüfung als gewöhnliche 
Wasserfrösche (Rana esculenta) erwiesen. 

Die Gefangenschaft verträgt Discoglossus sehr gut; obwohl 
anfangs wild und ungestüm wie die Frösche, legt er doch seine ur- 
sprüngliche Scheu sehr bald ab, nimmt mitunter schon am ersten 
Tage Nahrung (Mehl- und Regenwürmer u. dgl.) zu sich und pflanzt 
sich sogar nicht selten im Aquarium fort. 


2. Familie. Pelobatidae. 
Maxilla inferior edentula. 
Dentes palatini choanis interpositi. 
Lingua magna, postice libera. 
Pupilla verticalıs. 
Digiti simplices. 


Der Körper ist bald ziemlich schlank und froschartig, bald wieder 
mehr plump und krötenartig, mit kurzem, an Länge höchstens der 
Breite gleichkommenden Kopf. Die eiförmigen, mittelgroßen Nasen- 
löcher sind etwas schief nach vorne gegeneinander gerichtet, die 
Pupille ist senkrecht, das Trommelfell vor- 
handen oder fehlend, die Ohrdrüsen sind ent- 
weder gar nicht oder nur nach außen abge- 
hoben, der Oberkiefer ist bezahnt, der Unter- 
kiefer zahnlos. Die Gaumenzähne stehen in 
zwei kurzen, in der Mitte deutlich getrennten 
Gruppen oder Reihen zwischen den inneren 
Nasenlöchern. Die hinten freie Zunge ist 
groß, ganz oder rückwärts schwach ausge- 
randet, Schallblasen sind vorhanden oder 
fehlen. Von den rundlichen oder schwach ab- 
geplatteten Vorderfingern ist der dritte stets 
der längste, die schwach verflachten Zehen F ER FuSeND Jnge: 
4 . e . e arve von unten. 
der Hinterfüße sind entweder an allen Rän-„Atemröhre (Spiraculum). 
dern bis zur Spitze mit Hautsäumen versehen 
oder durch ganze Schwimmhäute verbunden. Die Haut ist bald 
glatt, bald mehr oder weniger warzig, mit oder ohne seitliche Drüsen- 
wülste am Rücken. 

Die Pelobatiden leben teils am Lande, teils am Wasser, der 
Laich wird in Schnüren oder Trauben abgelegt, die Larven sind 





Fig. 32. 


188 Pelobatidae. 


laevogyrin; das an der linken Körperseite gelegene Spiraculum ist 
nach aufwärts und rückwärts gerichtet, von oben und von unten 
sichtbar. Die von der Schnauzenspitze und dem Spiraculum etwa 
gleich weit abstehenden Augen liegen auf der Oberseite des Kopfes. 
Die Lippen sind wenigstens seitlich und unten mit einer Reihe von 
Randpapillen gesäumt, die Zähne derselben in allen Bögen einreihig 
gestellt, der After befindet sich in der Mittellinie des Körpers. 
Die einheimischen Vertreter dieser Familie zerfallen in zwei, 
durch nachstehende Merkmale auseinanderzuhaltende Gattungen: 
A. Ohrdrüsen deutlich, schmal. Metatarsalgelenk innen mit 
schmalem, weichen -Höcker. Zehen der Hinterfüße an allen 
Rändern mit bis zur Spitze reichenden Hautsäumen. Habitus 
mehr frosehartig." ....'. .% 1. Gätt-Pelodytes Bone 
B. Ohrdrüsen und Trommelfell fehlend. Metatarsalgelenk innen 
mit großer, linsenförmiger, scharfrandiger Hornplatte. Zehen 
der Hinterfüße mit ganzen Schwimmhäuten. Habitus mehr 
kretenarte Varna #2. Katt. -Pietorbarte see 


"I. Gattung. Pelodytes. 
Bonap. Iconogr. Fauna Ital. II (1832). 


Parotides conspicuae, oblongae, vectae. 

Articulatio metatarsalis callo angusto tenui instructa. 
Pedes postici digitis ad apicem usque lobatıs. 

Cutis subverrucosa. 


Der Körper ist ziemlich schlank, froschartig, der Rumpf im 
ganzen nur wenig gewölbt, nach hinten zu namentlich beim Männ- 
chen stark eingezogen, an den Seiten vom Bauche durch eine eben- 
falls im männlichen Geschlechte besser hervortretende Hautfalte 
geschieden. Der Kopf ist platt, kaum breiter als lang, mit winkelig 
nach abwärts gebogenen Seiten und etwas vorragender, zugerundeter 
Schnauze, deren Seitenkante nur mäßig hervortritt. Die Nasenlöcher 
sind voneinander etwa so weit wie von den Augen entfernt, mittel- 
groß, von eiförmigem Umriß, mit etwas schief nach vorn gegenein- 
ander gerichtetem, spitzen Winkel und meist sehr deutlich aufge- 
worfenem Hinterrande. Die Augen sind groß und vorstehend mit 
eiförmiger Pupille. Die schmalen, länglichen Ohrdrüsen verlaufen 
ziemlich gerade vom Hinterwinkel der Augen bis über die Wurzel 
der Vorderbeine hin. Das rundliche Trommelfell ist viel kleiner als 
das Auge und je nach der Dicke der darüber hinwegziehenden Haut 
bald sehr deutlich, bald aber auch vollkommen unsichtbar. Hinter 
der Einlenkung der Unterkiefer befindet sich eine meist ziemlich 
deutliche Drüse. Die Zunge ist groß, nach vorn deutlich verschmä- 
lert, von im ganzen etwa eiförmiger, oder durch eine mehr oder we- 
niger seichte Ausrandung an ihrem freien Hinterrande schwach herz- 
förmiger Gestalt. Ihre Oberfläche ist gewöhnlich ziemlich flach und 
eben, manchmal aber auch in der Mitte ziemlich deutlich der Länge 
nach vertieft. Die Schallblasen sind im männlichen Geschlechte gut 


Pelodytes. 189 


ausgebildet, seitlich, mit der Mundhöhle durch große, neben der 
Zunge liegende Spalten verbunden. Die Gaumenzähne stehen in 
zwei kleinen, voneinander durch einen breiten Zwischenraum ge- 
trennten Gruppen, welche zwischen den inneren Nasenlöchern von 
dem oberen Innenwinkel derselben ausgehen. Die freien Vorder- 
finger sind rundlich oder schwach abgeplattet, an ihren Spitzen 
etwas angeschwollen, die ersten zwei an Länge untereinander wenig 
verschieden, der dritte der längste. Die schlanken, den Kopf wenig- 
stens um Fußlänge überragenden Hinterbeine haben fünf ziemlich 
gestreckte, etwas abgeflachte Zehen, von denen die vierte etwa 
doppelt so lang als die fünfte, diese etwas kürzer als die dritte ist. 
Das Rudiment eines sechsten Fingers ist in Form einer kleinen, über 
dem Daumen gelegenen Schwiele ziemlich deutlich sichtbar. Sämt- 
liche Hinterzehen sind bis zu ihrer Spitze mit schmalen, zur Brunst- 
zeit aber oft ziemlich stark erweiterten Hautsäumen umgeben, so- 
wohl die Finger als auch die Zehen sehr schlank. Die Oberseite ist 
namentlich am Rücken in der Regel mit zahlreichen, ungleich großen, 
meist länglichen kleinen, flachen und glatten Warzen besetzt, welche 
nach außen und unten zu gewöhnlich kleiner und körniger werden 
und beim Männchen an den Seiten des Rumpfes zwei mehr oder 
weniger ausgesprochene Längsreihen bilden, deren obere an den Seiten 
des Rückens hinzieht, während die untere etwa an der Bauchgrenze 
verläuft. Kehle und Brust sind in der Regel vollkommen glatt, die 
hinteren Teile des Bauches hingegen, sowie die Unterseite der 
Schenkel mit kleinen, körnigen Warzen bald mehr, bald weniger 
dicht besetzt. 

Die Männchen besitzen zur Paarungszeit auf der Brust nahe 
der Einlenkungsstelle der Vorderbeine jederseits eine dunkle, rund- 
liche Warze; eine ähnliche, aber viel größere und längliche Schwiele 
findet sich auf der Unterseite des Oberarms nahe seiner Wurzel, und 
eine dritte, gewöhnlich noch größere und ebenfalls längliche etwa 
in der Mitte des Unterarms, vom Armgelenke bis gegen die Hand- 
wurzel hinziehend; ähnliche dunkle Rauhigkeiten zeigen sich auch 
am ersten und zweiten Finger, sowie manchmal auch noch an an- 
deren Stellen der Vorderbeine. Alle diese Warzen bestehen unter 
der Lupe betrachtet aus erhabenen, dicht gedrängten dunklen 
Pünktchen, welche bei gehöriger Vergrößerung über die ganze Innen- 
seite des Unterarms zerstreut erscheinen und auch die Warzen am 
Bauche krönen. 

‚Die einzige Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa. 


1. Pelodytes punetatus: Supra griseo-viridis aut fuscescens, maculis 
punctisve viridıbus varvegatus; subtus concolor, albıdus vel ru- 
bescens. — Long. 4 cm. 


Rana Daudinii Merr. Syst. amphib., pag. 177, 18, a, ß (1820). — 
Bombinator plicatusFitzing. neue Classificat. d. Reptil., pag. 65, 
ı (1826). — Obstetricans punctatus Duges Recherch. sur 
l’osteol. et la myol. d. Batrac., pag. 7 (1834). — Alytes punctatus 
Tschudi Classificat. d. Batrach., pag. 84 (1839). — Pelodytes punc- 
tatus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 32 (1843). — Pelodytes Dau- 
dinmii Bosca Bull. Soc. zool. France, pag. 255 (1880). 


| 1 90 Pelobatidae. 


mas. Plicis lateralibus distinctis, callis Ppectoralibus et brachialibus 
violaceis. 


Rana plicata Daud. hist. natur. d. rain. gren. et crap., pag. 35, IV 
(1802). 
fem. Plicis lateralibus obsoletis, pectore brachiisgue callıs destitutis. 


Rana punctata Daud. Hist. nat. d. rain. et crap. pag. 34, III, tab. 
XVI, fig. ı (I802).. — Cystignathus ocellatus Fitz. i.l. 


Die Grundfarbe der Oberseite ändert beim lebenden Tiere von 
einem hellen Weißgrau oder Weißgelb durch Lederbraun bis ins 
dunkle Graubraun in mannigfacher Weise ab; die bräunlichen Tinten 
scheinen mehr bei Weibchen vorzukommen. Die am Körper stehenden 
Warzen sind gewöhnlich von dunkel lauchgrüner, nach ihrer Mitte 
zu manchmal ins Schwärzliche übergehenden Färbung; nur bei bräun- 
lichen Stücken sind sie mitunter ganz dunkel schwarzgrün oder in 
seltenen Fällen mit dem Körper gleich- 
farbig. Diese dunkeln Warzenmakeln 
sind überdies fast noch immer von 
einem unregelmäßigen, hell grasgrünen 
Hofe umgeben, der bald größer, bald 
kleiner ist und sich manchmal so aus- 
dehnt, daß er durch Zusammenfließen 
mit den Höfen benachbarter Warzen 
die Grundfarbe fast oder selbst ganz 
verdrängt, und hiedurch der Oberseite 
eine vorherrschend oder selbst durchaus 
schön grasgrüne Färbung verleiht, die 
nur bei sehr großen Stücken ausnahms- 
weise in ein schmutziges Dunkelgrün 

übergeht. Dieses Überwuchern des 
Pelodytes punctatns Dand., Tichterün tritt namentlich bes len 
a Unterseite des Männchens mit 5 3 3 
den Brustschwielen, 5 Hinterfuß. weißgrauen oder gelblichen Stücken 

auf, während es bei dunkleren oder 
mehr bräunlich gefärbten meist auf die Umgebung der Warzen be- 
schränkt ist. Die Ränder des Oberkiefers sind fast immer mit drei 
größeren, dunkelgrünen Flecken versehen und auch die Schnauzen- 
kante ist in größerer oder geringerer Ausdehnung, oft über die ganze 
Breite der Zügelgegend hinab, mehr oder weniger grün gefärbt; des- 
gleichen sind auch die Ouerbinden sämtlicher Beine, sowie die Hinter- 
seite der Schenkel und Schienen, namentlich bei lichterer Grund- 
färbung, meist zusammenhängend hellgrün. In seltenen Fällen zeigen 
bräunliche Tiere am Kopfe, auf einzelnen Partien des Rückens, 
namentlich an den Schultern und quer über die, Lenden, sowie auf 
der Oberseite der Hinterbeine große, ziemlich scharf begrenzte, 
dunkelbraune Stellen. Sehr häufig ist auch am Vorderteil des Rückens 
eine meist nur schwach hervortretende hellere x-förmige Zeichnung 
und an den Rumpfseiten eine Sprenkelung von kleinen, orangefar- 
bigen Punkten zu bemerken. Die Iris ist golden und vorzüglich in 
ihrer unteren Hälfte mit zahlreichen schwarzen Atomen bepudert. 
Ganz junge Tiere sind gewöhnlich mehr bräunlich oder rötlich ge- 





Fig. 33. 


Pelodytes. 191 


färbt und entweder ohne oder nur mit wenigen Flecken, nehmen 
aber sehr bald die Färbung und Zeichnung der Alten an. Die Bauch- 
seite ist bei allen stets weißlich oder fleischfarben. 

Die Größe des erwachsenen Tieres kommt etwa der des Laub- 
frosches gleich. 

Pelodytes ist eines raschen und intensiven Farbenwechsels fähig 
und ist es mir wiederholt vorgekommen, daß bei ihrer Ankunft ganz 
schmutzig und dunkelbräunliche Stücke nach kurzem Aufenthalte 
im Lichte schön hellgrau und grün gefleckt wurden. Die Brunst- 
schwielen des Männchens sind im Leben schön violett, im Tode tief 
samtschwarz und sollen sich nach Fischer ausnahmsweise manch- 
mal auch beim Weibchen entwickeln. 

Pelodytes lebt nach Art der Rana esculenta am Wasser; je nach 
dem Aufenthalte ist auch die Färbung der Tiere verschieden; hell- 
graue und lichtgrün gefleckte werden vorzugsweise im Grase, auf 
feuchten Wiesen und in den Haideflächen der Flußniederungen ge- 
funden, während schmutzig braune und undeutlich gefleckte Stücke 
mit Vorliebe die Rohr- und Opuntiendickichte bewohnen. Verein- 
zelte Exemplare werden mitunter auch ziemlich hoch im Gebirge 
angetroffen. 

Trotzdem die Art in den von ihr bewohnten Gegenden meist 
in Menge vorkommt, ist doch das Auffinden derselben nicht immer 
so leicht, da sie bei ihrer Kleinheit, ihrer schützenden Färbung und 
der Gewohnheit, sich bei herannahender Gefahr fest auf den Boden 
anzudrücken, leicht übersehen werden kann. Am ehesten erbeutet 
man das Tier noch an Regentagen oder auch bei kühler Witterung 
im ersten Frühjahr, zu welcher Zeit man es am Ufer von Gewässern 
unter angehäuftem, abgefallenen Laube meist noch halb erstarrt 
öfters in größerer Anzahl sammeln kann. 

Die Paarung findet je nach früherem oder späterem Eintritt 
des Frühlings von Ende Februar bis in den Mai hinein statt; nach 
einigen Autoren soll dieselbe auch noch ein zweites Mal, im Sep- 
tember, ja selbst im Oktober vor sich gehen; der Umstand, daß 
man mitunter im Sommer paarende Tiere, Eier und Larven in den 
verschiedensten Entwicklungsstufen, sowie frisch verwandelte Junge 
kunterbunt durcheinander findet, scheint letztere Angabe zu be- 
stätigen und dürfte vielleicht hier wie bei Alytes und Calamıta die 
Paarung die ganze schöne Jahreszeit hindurch währen. 

Die Eier werden, sehr selten auf einmal, sondern meist in 2—3 
Gelegen in etwa 6—8 cm langen und I—2 cm breiten Trauben der 
Länge nach an im Wasser schwimmende Pflanzenteile so angeheftet, 
daß letztere von der Laichmasse vollständig überzogen werden. 

Die Larven sind beim Auskriechen sehr klein, wachsen jedoch 
unter günstigen Verhältnissen rasch und schließen ihre Entwicklung 
im August oder September ab. Nicht selten werden unter dem Eise 
nicht erstarrte, den Winter im wachen Zustande überlebende Kaul- 
_ quappen angetroffen, die wahrscheinlich einer zweiten Generation 
entstammen. Der Körper derselben mißt etwas über anderthalb- 
mal seiner Breite und nicht ganz zwei Drittel der Schwanzlänge. 
Die Nasenlöcher sind von der Schnauzenspitze und den Augen gleich 


I 9 2 Pelobatidae. 


weit entfernt oder auch den letzteren etwas näher gerückt, der Inter- 
okularraum ist etwa doppelt so breit als der Internasalraum und so 
ziemlich der Mundspalte gleichkommend, das Spiraculum von beiden 
Körperenden nahezu gleich weit entfernt und viel kleiner als der 
After, der stumpf zugespitzte Schwanz 2%—3mal so lang als hoch, 
dessen Muskelteil ?/, bis die Hälfte der Totalhöhe betragend, sein 
oberer Flossensaum höher als der untere und stark konvex, nach 
vorne zu das Spiraculum nur selten überragend. Der Schnabel ist 
weiß mit schwarzem Innenrande, die Lippen, die seitwärts eine nach 
innen gerichtete, tiefe Einbuchtung zeigen, am Öberrande ohne 
Papillensaum und sowohl oben als auch unten mit 4—5 Zahnbogen 
bewaffnet, von denen der zweite und dritte stets die längsten sind. 
Die erste Zahnreihe beider Lippen ist stets ganz, die zweite öfters, 
die anderen Reihen stets und gegen die Mundöffnung zu immer 
weiter unterbrochen, so daß selbe allmählich kleiner werdende Quer- 
streifen vorstellen, deren letzter und kürzester mitunter auch fehlen 
kann. Nach Bedriaga soll die Unterlippe manchmal auch 
sechs Zahnreihen aufweisen, in welchem Falle dann die drei ersten 
nicht unterbrochen sind. Die Drüsenreihen sind bald mehr, bald 
weniger deutlich. 

Die Färbung ist oben ein ins Olivenbraune ziehendes Lichtgrau 
mit blassem Metallglanz an den Seiten, die Drüsenpunkte sind weiß- 
lich. Der grauliche ‚Schwanz ist entweder einfarbig oder mit mehr 
oder weniger zahlreichen und scharfen schwärzlichen Flecken und 
weißlichen oder blaß metallischen Punkten besetzt, die namentlich 
an den Flossensäumen auftreten. Außerdem ist der ganze Körper 
noch mit feinen, schwarzen, sich ganz unregelmäßig kreuzenden und 
schneidenden Linien besetzt, die nur am Muskelteile des Schwanzes 
manchmal fehlen. Übrigens ist die Färbung sehr veränderlich und 
kommen häufig auch ganz dunkelbraune, ja mitunter fast schwarze 
Larven vor. 

Die ausgewachsenen Quappen sind gewöhnlich gegen 30 mm 
lang, können aber ausnahmsweise bis 65 mm erreichen. 

Pelodytes verträgt die Gefangenschaft gut und läßt sich in der- 
selben auch nicht unschwer zur Fortpflanzung bringen. Sollen sich 
die Larven gut und zu ihrer natürlichen Größe wie im Freien ent- 
wickeln, so sind selbe in mit reichlichem Pflanzenwuchs besetzten 
Aquarien mit möglichst großer Bodenfläche, aber nicht zu hohem 
Wasserstande zu züchten. Die ausgebildeten Tiere hält man in 
nicht zu hellen und nicht zu kalten Terrarien, welche, da die Gefan- 
genen selbst an Glaswänden emporzuklettern verstehen, mit einem 
Deckel zu versehen sind. In Ermanglung eines heizbaren Käfigs 
kann Pelodytes auch in einem Raume, dessen Temperatur nicht bis 
auf den Gefrierpunkt sinkt, in Behältern mit feuchter Erde und Moos 
und einem flachen Wassergefäß überwintert werden. Doch sind sie 
bei nur einigermaßen zunehmender Wärme bald ihrem Winterlager 
zu entnehmen, da sie auch im Freien nicht lange darin verweilen 
und schon sehr zeitig im Frühjahr herauskommen. 

Pelodytes hat eine sehr beschränkte Verbreitung und gehört 
ausschließlich dem südwestlichen Europa an, daselbst etwa vom 


Pelobates. 193 


49° n. B. an durch ganz Frankreich ‚und die Pyrenäische Halbinsel 
bis in den äußersten Süden derselben vorkommend. Obwohl in den 
genannten Ländern durchwegs sehr häufig, ist er doch nicht überall 
gleichmäßig verteilt und scheint hauptsächlich im Tieflande vorzu- 
kommen. Wenigstens liegen alle mir bekannten Fundorte fast aus- 
nahmslos in der Ebene; der östlichste davon ist Montgros, südlich 
von Nizza. Sollte sich die Angabe, daß die Art von Wiedersheim 
auch im westlichen Ligurien gefangen wurde, bewahrheiten, so würde 
die Verbreitung noch etwas weiter nach Osten rücken. — Alle An- 
gaben über das Vorkommen des Tieres in Italien haben sich nicht 
bestätigt, indem sich die aus Toskana und dem Modenesischen an- 
geführten Stücke sämtlich als junge Rana agilis erwiesen haben. 


5. Gattung. Pelobates. 


Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206, 22 (1830). 
CultripesMüller Üb. 3 verschied. Fam. d. froschart. Th. Isis XXV, pag. 538 (1832). 


Parotides nullae. 

Tympanum latens. 

Articulatio metatarsalis disco lentiformi corneo instructa. 
Pedes postici palmatı. 

Cutis glabra. 


Der Körper ist gedrungen, krötenartig, der Kopf deutlich kürzer 
als im hintersten Teile breit, mit gerundeter oder abgestutzter, 
nach vorn zu meist stark abschüssiger Schnauze. Die mittelgroßen 
Nasenlöcher sind eiförmig, etwas schief nach vorn zu gegeneinander 
gerichtet und von den Kieferrändern ziemlich entfernt gegen die 
Oberseite des Kopfes gerückt. Die voneinander durch einen breiten 
Zwischenraum getrennten Augen zeigen an ihren oberen Lidern 
nach hinten zu eine oder auch mehrere OQuerfalten; die Pupille ist 
elliptisch; Ohrdrüsen und Trommelfell sind nicht unterscheidbar. 
Die Zunge ist groß und dick, flach gewölbt und ganz mit feinen 
Warzen besetzt, im allgemeinen von ziemlich kreisförmiger Gestalt, 
mit einer schwachen, oft kaum merkbaren Ausbuchtung am Hinter- 
rande; mit ihrem vorderen, größeren Teile an den Boden der Mund- 
höhle angewachsen erscheint sie seitlich nur an den äußersten Rän- 
dern, hinten jedoch in etwa einem Drittel ihrer Größe vollkommen 
frei. Die Gaumenzähne bilden zwei zwischen den. inneren Nasen- 
löchern quergestellte kurze, stark abstehende Reihen, die vonein- 
ander durch einen sehr deutlichen Zwischenraum getrennt sind. 
Die Schallblasen fehlen. Der Rumpf ist gedrungen, oben meist 
deutlich gewölbt. Die Vorderbeine reichen, an den Körper angelegt, 
bis zu den Hinterbeinen, diese überragen nach vorn gestreckt den 
Kopf stets um ein Beträchtliches, oft fast um Fußlänge. Jene haben 
_ vier vollkommen freie, ziemlich rundliche und nur schwach zusam- 
mengedrückte Zehen, von denen die dritte bedeutend länger als die 
drei anderen untereinander ziemlich gleichen ist. Die Hinterfüße 
besitzen schwach abgeplattete, am Ursprung ziemlich dicke, gegen 

Schreiber, Herpetologiae europaea. 13 


194 Pelobatidae. 


Ende etwas zugespitzte Zehen, deren vier erste an Länge allmählich 
zunehmen, während die fünfte etwa der dritten gleicht; Subartikular- 
tuberkel fehlen. Alle Hinterzehen sind bis zu ihrer Spitze durch 
Schwimmhäute verbunden und zeigen an den Gelenken, ebenso- 
wenig wie die vorderen, keinerlei Verdickung oder Anschwellung; 
Daumenschwielen sind ebenfalls niemals vorhanden. An dem Meta- 
tarsalgelenk der Hinterfüße findet sich unter dem Daumen nach hinten 
zu eine stark hervortretende, harte, etwa linsenförmige Hornscheibe, 
die an ihrem freien Rande schneidig geschärft ist und schon bei 
älteren Larven sehr deutlich hervortritt. Die Haut ist mit teilweiser 
Ausnahme des Kopfes glatt, obwohl die sehr gut entwickelten Drüsen 
dieselbe namentlich am Rücken in Form kleiner Linsen mitunter 
stellenweise etwas auftreiben, welche Erhöhungen aber durchaus 
nicht scharf begrenzte Warzen, sondern nur sehr flache, am Um- 
kreise allmählich in die Körperhaut verfließende, häufig kaum merk- 
bare Auftreibungen darstellen, die die allgemeine Glätte der Haut 
in keiner Weise unterbrechen. Die Seiten des Rumpfes zeigen keine 
Drüsenreihen. 

Die Männchen sind von den Weibchen, abgesehen von ihrer 
meist trüberen Färbung, auch noch dadurch unterschieden, daß sie 
zur Paarungszeit an der Hinterseite des Oberarmes eine große, ei- 
förmige Drüse besitzen, welche von zahlreichen Poren durchbohrt 
ist, die beim Drucke eine wasserhelle Flüssigkeit von sich geben. 
Brunstschwielen sind bei dieser Gattung nicht entwickelt. 

Die Pelobaten sind Landtiere, welche nur zur Paarungszeit im 
Wasser angetroffen werden, das sie nach vollendetem Brunstgeschäfte 
sogleich wieder verlassen. Sie sind entschiedene Nachttiere, die 
sich des Tages über unter der Erde aufhalten, in welche sie sich 
mit Hilfe ihrer hornartigen Fußschwielen sehr gewandt eingraben; 
sie scharren dabei, mit den Fersen nach auswärts stoßend, den Bo- 
den auf, und indem sie sich zugleich fortwährend nach rückwärts 
schieben, verschwinden sie in kurzer Zeit unter der Erde, die sich 
dann über ihnen vollkommen schließt. Sie leben daher eigentlich 
nicht in Höhlen, da sie in der Tat vollkommen von Erde bedeckt 
sind, ohne daß irgendein Gang oder Rohr von ihrem Ruheplatz 
zur Oberfläche führt. Des Abends wühlen sie sich dann heraus, 
um ihrer Nahrung nachzugehen, des Morgens graben sie sich wieder 
dort ein, wo sie gerade vom Tage überrascht werden. Daraus er- 
klärt sich auch, daß die Tiere, obwohl in manchen Gegenden häufig, 
im allgemeinen doch ziemlich selten angetroffen werden, da sie 
außer der Paarungszeit nur des Nachts ihre unterirdischen Schlupf- 
winkel verlassen, und von letzteren über der Erde keinerlei Spur 
anzutreffen ist. Die im Wasser gefundenen Pelobaten tauchen bei 
einer Beunruhigung wohl auf den Grund, ohne sich jedoch nach Art 
anderer Batrachier mit dem Kopf in den Schlamm einzuwühlen; sie 
bleiben im Gegenteil meist ruhig auf dem Boden des Wassers sitzen, 
sich höchstens durch einige scharrende Bewegungen ihrer Hinter- 
beine etwas tiefer in denselben versenkend. 

Im allgemeinen nähern sich die Arten dieser Gattung in ihrer 
Lebensweise mehr den Kröten als den Fröschen, obwohl sie womög- 


Pelobates. i 195 


lich noch plumper und träger sind als jene. Der Laich wird in einer 
einfachen, dicken Schnur abgesetzt, in der sich die Eier in doppelter 
Reihe befinden; das Geschäft des Laichens selbst ist wegen der 
Kürze dieser Schnur meist rasch beendet. Die Larven zeichnen 
sich durch anfangs ansehnliche Kiemen und besonders durch ihre ganz 
außerordentliche Größe vor denen aller übrigen Anuren sehr aus, 
und sind namentlich wegen ihres dicken, muskulösen Schwanzes 
im erwachsenen Zustande um vieles größer als die eben verwandelten 
Jungen. Diese enormen Dimensionen der Larven erklären sich wohl 
ganz ungezwungen aus dem Umstande, daß Pelobates unter allen 
europäischen Froschlurchen zu seiner Metamorphose die längste 
Zeit in Anspruch nimmt. Der Mund dieser Kaulquappen ist kreis- 
rund oder breit eiförmig, der Papillensaum seitlich stellenweise zwei- 
bis mehrreihig, oben in der Mitte durch eine gezähnte, nach innen 
gerichtete Ausbuchtung unterbrochen. Die Oberlippe hat gewöhn- 
lich drei (selten vier) in der Mitte weit unterbrochene und nach 
außen zu bedeutend verkürzte Zahnreihen; an der Unterlippe sind 
nur die ersten zwei Zahnreihen länger und ganz oder bloß etwas 
unterbrochen, die übrigen aber in mehrere parallele, namentlich nach 
außen zu stark verkürzte Bogen aufgelöst. Der hornige Schnabel 
ist schwarz. Die das Wasser verlassenden Jungen halten sich nicht — 
wie es sonst bei den Anuren meistens der Fall ist — noch einige Zeit 
in der Nähe desselben auf, sondern vergraben sich entfernt davon 
sofort in die Erde. 

Die zwei europäischen Arten sind in nachfolgender Weise leicht 
zu unterscheiden: 

A. Kopf von oben nach rückwärts deutlich gewölbt, in seinem 
hinteren Teile fast immer wulstig aufgetrieben und daselbst 
wenigstens im erwachsenen Zustande meist deutlich rauh oder 
gekörnt. Internasalraum etwa dem Durchmesser des Auges 
gleich. Hornscheibe der Hinterfüße rötlichbraun oder gelblich. 

fuscus Laur. 

B. Kopf oben vollkommen flach und daselbst an den Seiten ganz 
rauh. Internasalraum viel kleiner als der Durchmesser des 
Auges. Hornscheibe der Hinterfüße glänzend und tiefschwarz. 

eultripesctuv. 


1. Pelobates fuseus: Caput supra convexum postice medio gıbbum 
et aspro-granosum,; spatium internasale oculo subaequale,; discus 
subpollicarius flavidus vel fulvescens. — Long. 5—7 cm. 


Bufo fuscus Laur. Synops. reptil., pag. 28, 10 (1768). — Rana 
vespertina Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 15 
(1771). —Rana fusca Meyer Synops. reptil. pag. 10, e (1795). — Bufo 
vespertinus Schneid. Histor. amphib. I, pag. 225, XVI (1799). — 
Rana alliacea Shaw Gener. Zool. III, pag. 146, tab. 41, 42 (1802). — 
Rana scorodosma Herm. Observ. zool. posth. (1804). — Bombi- 
nator fuscus Fitzing. Neue Classificat. d. Reptil. pag. 65, 3 (1826). — 
Bombina fusca Kochin Sturm Deutsch. Fauna Ill. (1828). —Bom- 


bina marmorata Sturm. |]. c. (1828). — Pelobates fuscus 
Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206 (1830). — Cultripes minor 
Müller Isis XXV, pag. 538 (1832). — Pelobates insubricus 


Cornalia Atti Soc. Ven. Trent. II, pag. 44 (1873). — Pelobates lati- 
{rons Heron-Royer Bull. Soc. zool. France pag. 55, 108, 117 c.fig. (1888). 


13* 


196 Pelobatidae. 


Der Kopf ist von vorne nach rückwärts deutlich gewölbt, mit 
ziemlich kurzer, niedriger und gerundeter Schnauze ohne ausge- 
sprochene Seitenkante. Der hintere Teil desselben zeigt in seiner 
Mittellinie der Länge nach eine bald mehr, bald weniger hervor- 
tretende Auftreibung, welche durch die daselbst sehr dünne und fest 
anliegende Haut ausgezeichnet ist, und namentlich im Alter fast 
immer deutlich rauh oder gekörnt erscheint; letztere Eigenschaft 
ist oft auch an der vorderen Kopfhälfte, besonders hinter den Nasen- 
löchern, mehr oder weniger zu bemerken. Diese sind mittelgroß, 
voneinander etwa ebenso weit wie von den Augen entfernt, der Durch- 
messer der letzteren beiläufig dem Internasalraume und der Länge 
der Hornscheibe an den Hinterfüßen gleichkommend. 

Die Kieferränder, die Kopfseiten und der Unterleib sind voll- 
kommen glatt, der Rücken nicht selten mit sehr flachen, linsen- 
förmigen Hervorragungen in größerer oder geringerer Menge versehen. 
Die Hinterbeine erreichen nach vorne gestreckt mit dem Tibiotarsal- 
gelenk die Schultern oder selbst den Mundwinkel. 

Die Färbung ist beim ersten Erscheinen des Tieres im Frühjahre 
meist ziemlich dunkel, grau, rötlich- oder selbst schwarzbraun, die 
Fleckenzeichnung oft kaum hervortretend 
oder mindestens nicht scharf abgehoben. 
Aber schon während des Laichens, und noch 
mehr später am Lande hellt sich die Grund- 
farbe zu einem lichten Grau, ja selbst fast 
bis zu reinem Weiß auf, und die bandartigen, 
oft mehr oder weniger zu unregelmäßigen 
Längsbinden zusammenfließenden Flecken 
zeigen eine schön kastanienbraune oder 
schwärzliche, mitunter selbst blutrote Fär- 
bung. Auch treten dann besonders an der 
Einlenkung der Gliedmaßen lebhaft mennig- 
rote, nach längerem Liegen im Weingeist 
SUN ERS MEN weıß werdende, Hautwärzchen sehr deutlich 

lomechwiele. hervor, die sich teilweise oft auch auf die 

Schenkel und Körperseiten ausdehnen, und 
besonders bei braunfleckigen Stücken oft über den ganzen Rücken 
verbreitet sind. Die Zeichnung ist übrigens sehr veränderlich, ob- 
wohl die dunkeln Körpermakeln bei Untersuchung zahlreicher 
Exemplare einigermaßen eine Tendenz erkennen lassen, sich in 
vier, allerdings sehr unregelmäßige Längsreihen zu stellen, von 
denen die zwei obersten etwa von den Nasenlöchern an den 
Augenlidern vorbei längs der Mittellinie des Rumpfes hinziehen, 
während die zwei anderen die Seiten des Rückens begrenzen. Je zwei 
von der Schnauzenspitze zu den Augen, und von dem Innenrande 
der Augenlider mehr oder weniger auf den Rücken verlängerte Makeln 
sind noch am beständigsten;; fließen letztere an der Basis oder in einem 
Teile ihres Verlaufes zusammen, so entsteht eine nach hinten zwei- 
schenklige oder auch kreuzförmige Zeichnung (Rana vespertinaP all). 
— Der Sporn zeigt immer eine gelbliche oder bräunliche Färbung, 
die Unterseite ist weißlich, einfarbig oder dunkel gefleckt. 





Pelobates. 197 


Die norditalienischen Stücke ( Pelobates insubricus oder latifrons) 
zeichnen sich im Durchschnitt durch eine etwas breitere Stirne aus; 
da aber derartige Individuen ab und zu auch in Deutschland ge- 
funden werden, so scheint mir deren Abgrenzung als besondere Form 
kaum stichhaltig. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 5—8 cm. 

Pelobates verbreitet, wenn er beunruhigt wird, mitunter einen 
durchdringenden, knoblauchartigen Geruch. Das viel lebhafter 
gefärbte, vom Männchen an Größe kaum verschiedene Weibchen 
zeichnet sich namentlich durch eine bedeutendere Anzahl roter 
Punkte aus und ist für gewöhnlich stumm, höchstens im Schmerze 
Töne ausstoßend, während das Männchen eine tiefe, volltönende 
Stimme hat, deren einsilbiges Gequacke dem Rufe des Wasserfrosches 
an Stärke am nächsten kommt; ja selbst Junge und sogar erwachsene 
Larven geben mitunter schon kurze, quiekende Töne von sich. Unter 
den im Frühjahr erscheinenden Batrachiern ist fuscus einer der 
ersten; die Männchen kommen gewöhnlich vor den Weibchen heraus 
und sind meistens auch in weit größerer Anzahl zu finden als diese. 
Die zu jeder Tageszeit stattfindende Paarung dauert selten länger als 
einen Tag. 

In der Wahl der Laichplätze legt das Tier eine große Sorglosig- 
keit an den Tag und werden hiezu sehr oft nur temporäre, durch 
Frühjahrswasser gebildete Tümpel und Lachen benutzt, die dann in 
regenarmen Sommern durch Austrocknen die ganze in ihr lebende 
Brut zugrunde gehen lassen; hiedurch dürfte auch das oft so spo- 
radische Vorkommen dieser Art zu erklären sein. Die auffallend 
dicke, scheinbar einfache Eischnur ist eigentlich doppelt, indem die 
aus jedem Eileiter gesondert heraustretenden Laichstränge erst kurz 
vor dem Legen oder selbst während desselben zusammentließen ; 
nach den Beobachtungen de 1’Isle’s scheinen sie aber auch 
manchmal getrennt zu bleiben. Die dieselbe bildende zähe Gallert- 
masse enthält oft über tausend runde und braune, etwa hirsekorn- 
große Eier, die mit einem weißen Dotterfleck versehen sind. Der 
Laich, in welchem die Eier sehr nahe aneinander liegen, wird an Pflan- 
zen nahe der Oberfläche des Wassers befestigt. 

Die Entwicklung der Embryonen geht ziemlich rasch vor sich, 
so daß die Jungen in der Regel schon nach 6—8 Tagen die Eihüllen 
verlassen. Die seitlich stark zusammengedrückten Larven sind frisch 
ausgeschlüpft etwa 6 mm lang, kiemenlos, noch ohne gesonderten 
Schwanz und von braunschwarzer Färbung. Anfänglich noch in 
der sie umhüllenden Gallertmasse liegen bleibend, verlassen sie 
dieselbe übrigens bald und hängen sich mittelst ihrer Haftvorrichtung 
reihenweise an den Laichschnüren auf. Nun beginnen sich auch 
die äußeren Kiemen in der Form kleiner, an den Seiten des Hinter- 
kopfes hervortretender Wärzchen zu entwickeln, der Schwanz umgibt 
sich mit einem Flossensaum und die Augenpunkte treten besser her- 
vor. Auf dieser Entwicklungsstufe pflegen die Kaulquappen schon 
nach und nach die Eischnüre zu verlassen und sich gerne an anderen 
Gegenständen, namentlich an der Unterseite von Blättern, anzu- 
heften. Sobald dann die Kiemenbüschel hervorgebrochen sind, 


19 8 Pelobatidae. 


fangen sie bereits an, namentlich im Sonnenschein, munter und leb- 
haft herumzuschwimmen und sich zu zerstreuen, da sie sich nicht 
wie die Larven anderer Anuren noch längere Zeit gesellig zusammen- 
halten. Meist eine Woche nach dem Auskriechen verschwinden 
übrigens schon die äußeren Kiemen, und die bisher dunkelbraunen, 
blau schimmernden Tierchen haben nun eine lehmgelbe oder oliven- 
braune Färbung mit namentlich an den Seiten lebhaftem Goldglanz 
und hellem Bauch erhalten. Nach und nach kommen dann auch 
die dunklen Inselflecken und selbst die roten Sprenkel zum Vor- 
schein. Der graugelbe Flossensaum des Schwanzes ist namentlich 
oben mit unregelmäßigen schwärzlichen Punkten besetzt. Die unter 
der Haut gewöhnlich schon in der vierten Woche erkennbaren Hinter- 
beine brechen meist gegen Ende des zweiten Monates hervor, worauf 
dann allmählich auch die Rückbildung des mächtigen Schwanzes 
beginnt, welche namentlich nach dem Erscheinen der Vorderbeine 
ziemlich rasch vor sich geht. Ausgewachsene Larven sind in der 
Regel 10—ı2, manchmal aber auch 15—ı7 cm lang, während die 
eben das Wasser verlassenden Jungen nach Verlust ihres Schwanzes 
selten mehr als 25—30 mm messen. Die ganze Entwicklung nimmt 
etwa drei Monate in Anspruch, kann sich jedoch unter ungünstigen 
Nahrungs- und Witterungsverhältnissen oft viel länger, ja wie von 
manchen behauptet wird, selbst über den Winter hinausziehen und 
sollen dann die Ouappen die kalte Jahreszeit im Schlamm der Ge- 
wässer eingewühlt überdauern. 

Unter allen europäischen Anuren hat Pelobates die größten Larven 
und sind dieselben, abgesehen von ihren gewaltigen Dimensionen 
in den späteren Stadien ihrer Entwicklung, außer an Färbung und 
Zeichnung namentlich an dem schon in diesem Alter deutlich aus- 
gebildeten, schaufelförmigen Metatarsalhöcker stets unzweifelhaft 
zu erkennen; frisch gefangene Kaulquappen verbreiten in die Hand 
genommen einen ausgesprochenen Fischgeruch. 

Der Körper dieser Kaulquappen ist etwa ı%—2mal so lang 
als breit und %—?/,;, so lang als der Schwanz. Die Nasenlöcher 
stehen den Augen näher als der Schnauzenspitze, der Interokularraum 
ist mindestens zwei, manchmal nahezu dreimal so breit als der Inter- 
nasalraum und merklich breiter als der Mund; an den Lippen kommen 
mitunter auch kleine, isolierte Zähne zerstreut in den Mundwinkeln 
vor. Das dem After an Größe etwas nachstehende Spiraculum ist 
in der Mitte der linken Körperseite oder dem Vorderende etwas 
näher gelegen, der scharf zugespitzte Schwanz etwa 2%—31%,mal 
so lang als hoch, die Muskelpartie desselben an der Basis beiläufig 
die Hälfte seiner größten Höhe betragend. Der obere Flossensaum 
ist nicht auf den Rücken fortgesetzt, kaum konvex und etwas höher 
als der untere. Von den Drüsenlinien ist nur das von der Schnauzen- 
spitze zwischen den Nasenlöchern bis zum Oberrande der Augen 
hinziehende Paar deutlicher sichtbar. Die ans Land gegangenen 
jungen Krötchen behalten den Schwanz noch längere Zeit und biegen 
ıhn, wenn sie sich eingraben, seitlich an den Körper. 

Wegen der Gewohnheit, sich bei Tage unter der Erde vergraben 
zu halten, kommt die Knoblauchkröte nur auf. leichtem, meist sand- 


Pelobates. 1 9 9 


und mergelhaltigem Boden vor; da das Erdreich durchziehendes 
Wurzelwerk dem Eingraben Hindernisse bereitet, so wird mehr 
pflanzenarmes Terrain zum Aufenthalte entschieden vorgezogen; 
desgleichen ist auch das steinige Gebirge den Gepflogenheiten des 
Tieres nicht günstig, daher dasselbe auch fast nur in der Ebene 
oder höchstens im Hügellande zu finden ist; ebenso werden auch 
sumpfige und lose Sandstrecken als Landaufenthalt vermieden. 

Anläßlich der soeben erwähnten Lebensweise ist auch die Art, 
obwohl in manchen Gegenden recht häufig, so doch oft ziemlich schwer 
zu finden. Am leichtesten kann man das Tier natürlich im Frühjahr 
zur Paarungszeit erbeuten, wo dasselbe während seines allerdings 
nur kurzen Aufenthaltes im Wasser nicht schwer zu sehen und auch 
durch sein Geschrei zu entdecken ist. Ausgedehnte Sümpfe und 
Moore sind, falls man dieselben nicht watend durchschreiten will, 
dem Fange weniger günstig als isolierte Pfützen und Lachen, woselbst 
das beim Herannahen des Menschen sofort ins Wasser springende 
und am Grunde sitzenbleibende Tier entweder mit der Hand oder 
mit einem langstieligen Netze ohne viel Mühe zu erhaschen ist. Kann 
man aber den Pelobates nicht zur Paarungszeit überraschen, so muß 
man trachten, denselben am Lande zu bekommen; hiezu ist natür- 
lich vor allem die Ausfindung einer von den betreffenden Tieren 
bewohnten Örtlichkeit erforderlich, was, da von den Kröten bei Tage 
meist keine Spur vorhanden ist, nur dadurch geschehen kann, daß 
man sich in den Gewässern nach den Larven umsieht, die an ihrer 
Größe und ihren übrigen Merkmalen nicht leicht zu verkennen und 
zu übersehen sind. Da Pelobates nicht einmal in der Dämmerung, 
sondern gewöhnlich erst mit Anbruch der Nacht, daher selten vor 
neun Uhr, seine Verstecke verläßt, so hat man sich an den betreffenden 
Lokalitäten zu geeigneter Zeit mit einer, am besten das Licht nur 
nach einer Richtung verbreitenden Laterne auf die Suche zu begeben 
und wird meist eine reiche Ausbeute machen. Die Tiere springen gut, 
wühlen sich bei herannahender Gefahr in günstigem Terrain oft mit 
erstaunlicher Schnelligkeit ein oder pflegen sich auch, vom Lichte 
plötzlich getroffen, unter Einziehung des Kopfes und der Beine auf 
den Boden zu ducken und unbeweglich in dieser Stellung zu ver- 
harren, so daß sie dann leicht ergriffen werden können. _ Das letztere 
Verhalten ist namentlich bei eben verwandelten Jungen häufig 
zu beobachten, obwohl diese, abweichend von den Erwachsenen, 
manchmal auch am hellichten Tage namentlich bei Sonnenschein 
herumstreifend angetroffen werden. Auch suchen sich frisch Ge- 
fangene, ähnlich wie andere Anuren, durch Ausspritzen einer wässeri- 
gen Flüssigkeit aus der Kloake zu verteidigen und in der Hand gehalten 
durch Scharrbewegungen der Hinterbeine zu befreien. Am günstigsten 
für den Landfang erweisen sich warme, windstille Sommernächte, 
in denen man in vorgerückten Abendstunden die Tiere am häufigsten 
antrifft, vielleicht wohl auch deshalb, weil sie um diese Zeit die meiste 
_ Nahrung finden. — Den kurzen Winterschlaf machen die Tiere am 
Lande durch. 

Die geographische Verbreitung von Pelobates fuscus fällt so 
ziemlich mit der von Bombinator igneus zusammen, was sich aus dem 


200 : Pelobatidae. 


Umstande, daß beide Arten Bewohner der Tiefebenen sind, erklärt. 
Zunächst erstreckt sich die Knoblauchkröte vom mittleren Jüttland 
über Schleswig-Holstein, Seeland, Laaland, und das südlichste 
Schweden, also etwa vom 56." n. B. an durch das germanische Tief- 
land über Belgien nach Frankreich, woselbst die Umgebung von 
Paris der westlichste Standort zu sein scheint. Nach Norden zu 
rückt dann die Verbreitungsgrenze weiter hinauf, indem das Tier 
längs des Baltischen Meeres durch die russischen Ostseeprovinzen 
bis gegen Petersburg, also bis zum 60.’ n. B. vordringt. Von hier 
aus zieht sich, soweit bis jetzt bekannt, von einer über Moskau und 
Uralsk gezogenen Linie die Verbreitung östlich und südlich bis zum 
Kaspischen und Schwarzen Meere, sowie bis gegen die Karpathen 
hinab; außerdem kommt die Art noch in der lombardischen Tief- 
ebene vor. Das in dieser liegende Bologna (44 %°), sowie Simferopol 
in der Krim (45° n. B.), woselbst das Tier von Keßler gefunden ward, 
dürften als die südlichsten Vorkommnisse anzusehen sein. — Von 
den genannten Tiefländern aus ist dann Pelobates, den dieselben 
durchströmenden Flüssen folgend, in viele in deren Oberlauf gelegene 
Täler und Landstriche vorgedrungen. So ist er vor allem längs der 
Donau in die ungarischen Tiefebenen, von hier durch das Marchfeld 
in die Gegend von Wien und Linz, dann längs der Drau und Mur in 
das östliche Steiermark, sowie im weiteren Oberlaufe des Stromes 
in die Täler des Lech, der Wertach und der Isar gelangt. Von der 
Oder aus ist das Tier in die Täler der Neisse und Ohlau bis Ratibor, 
der Elbe folgend in die Gegenden an der Saale, Ilm und Mulde sowie 
bis in das nördliche Böhmen gelangt. Längs des Rheins und seiner 
Nebenflüsse drang dann die Knoblauchkröte in die an der Ruhr, 
Lahn, Nahe, dem Main und der Regnitz liegenden Landstriche bis 
Nürnberg, sowie in der oberrheinischen Tiefebene bis zu deren Süd- 
ende vor. 

Alle anderen Angaben über das Vorkommen dieser Art in den 
Alpen- und Karstländern sowie auf der Balkanhalbinsel haben sich 
nicht bestätigt und dürften auf einer Verwechslung mit Bufo variabılıs 
beruhen. 

In der Gefangenschaft ist Pelobates fuscus leicht durchzubringen, 
aber wegen seiner ausschließlich nächtlichen Lebensweise für Laien 
weniger zu empfehlen. — Angemessen seinen Lebensgewohnheiten 
ist das Tier in einem Terrarium oder auch nur in einer nicht zu kleinen 
Kiste unterzubringen und der Boden des betreffenden Behältnisses 
mit einer ziemlich hohen Schicht von zur Hälfte mit Sand gemischter 
Erde zu bedecken. Denn nur wenn die Knoblauchkröte ihrem Be- 
dürfnisse sich einzugraben genügen kann, fühlt sie sich wohl, während 
sie sonst eine sehr traurige Existenz führt und träge und schläfrig 
mit allen Symptomen des Unbehagens dasitzt. Sie tut letzteres 
gewöhnlich nach Hundeart mit hoch aufgestemmten Vorderbeinen, 
während die hinteren Gliedmaßen so weit nach vorne gezogen sind, 
daß der Rumpf über dieselben nach rückwärts hinausragt. Die 
eingegrabenen Tiere kommen erst in den späteren Abendstunden 
zum Vorschein, kriechen und springen lebhaft in ihrem Gefängnisse 
herum und suchen die ihnen hergerichtete Nahrung auf; als solche 


Pelobates. 201 


kann man außer dem sonst für Froschlurche üblichen Futter auch 
noch Nacktschnecken verwenden, die ebenfalls nicht ungern genom- 
men werden; eine Lieblingsspeise sind noch die Küchenschaben 
(Periplaneta orientalis). Die Gefangenen bleiben die ganze Nacht 
munter und lebhaft und werden selbst oft noch früh morgens ober- 
halb der Erde angetroffen; sie sind nicht so wild und ungestüm 
wie die Frösche, sondern mehr dumm und stumpfsinnig, dabei aber 
doch gegen Temperaturänderungen recht empfindlich und wenn 
davor nicht geschützt, nicht selten eingehend. Vor dem Tode nehmen 
sie gewöhnlich eine auffallend lichte Färbung an. — Die ausschließ- 
lich terrestrische Lebensweise der Tiere dokumentiert sich auch 
dadurch, daß selbst die im Aquarium gezogenen Larven in den späteren 
Stadien ihrer Entwicklung mit Vorliebe auf der Insel verweilen und 
nur gestört von derselben ins Wasser springen. — Ganz junge Kaul- 
quappen nähren sich von mit dem Bodenschlamm aufgenommenen, 
äußerst kleinen Organismen, später sind selbe dann in bereits ge- 
schilderter Weise mit animalischem Futter zu versehen. 


2. Pelobates eultripes: Caput vertice plano, supra lateribusque totum 
aspero-granosum, spatium internasale oculo multo angustius, 


discus subpollicarius aterrimus. — Long. 7—9 cm. 
Rana cultripes Cuv. Regn. anim. Il,:pag. 105 (1829). — Rana- 
calcarata Michah. Isis XXIII, pag. 807, 4 (1830). — Cultripes 
provincialis Müller Isis XXV, pag. 538 (1832). — Bufo cal- 
caratus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 233, tab. 96, fig. 2 
(1833). — Bombinator fuscus Dug. Recherch. sur l’osteol. et la 
myol. d. Batrac. tab. II, fig. 1I—ı4 (1834). — Pelobates fuscus 
Bonap. Icon. Fauna Ital. II (1838). — Pelobates cultripes 
Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 83 (1839). — Didocus cal- 


caratus Cope Journ. Ac. Philad. (2) VI, pag. 8ı (1866). 


Der vorigen Art im allgemeinen ziemlich ähnlich, doch, abge- 
sehen von der meist beträchtlicheren Größe, durch nachfolgende 
Merkmale gut und sicher unterschieden. Der Kopf zeigt hinten 
keine Auftreibung und ist oben und an den Seiten durch mehr oder 
weniger dichtstehende Körner nahezu ganz rauh, so daß nur die 
Schnauzenspitze nebst den Augenlidern glatt erscheinen. Der 
Internasalraum ist viel schmäler als der Durchmesser des Auges, 
die Nasenlöcher sind von den Augen gewöhnlich deutlich weiter als 
voneinander entfernt. Nebstdem ist die hornige Scheibe an den 
Hinterfüßen viel stärker entwickelt als bei fuscus, etwas länger als 
der gegenseitige Abstand der Nasenlöcher, meist auch sehr hoch und 
scharf schneidig und stets von tief glänzend schwarzer Farbe. Die 
Zeichnung stimmt so ziemlich mit /uscus überein, indem auch hier 
auf grauem oder strohgelbem Grunde braune, schwarzgrüne oder 
selbst tiefschwarze, teils isolierte, teils ineinander fließende Flecken 
stehen, die auf dem Rücken gewöhnlich am größten sind; die äußersten 
‚Spitzen einiger oder auch aller Hinterzehen sind öfters schwarz. 

Die Kaulquappen von cultripes sind von denen der vorher- 
gehenden Art dadurch verschieden, daß die Nasenlöcher weiter von- 
einander abstehen, so daß der Internasalraum mindestens der halben 


202 Hylidae. 


Breite des Interokularraumes und etwa der Weite des Mundes 
entspricht. Auch sind an der Oberlippe die zweite und dritte 
Zahnreihe noch kürzer und weiter auseinandergerückt und an 
der Unterlippe meist sämtliche Reihen unterbrochen. Desgleichen 
ist auch der Schwanz kürzer und kaum anderthalbmal so lang 
als der Körper. Da die Drüsenpunkte schwarz sind, so können 
ferner die durch selbe gebildeten Reihen viel besser unterschieden 
werden. 

Die Färbung ist oben rötlichgelb, unten graulich oder bläulich- 
weiß, der Schwanz mit kleinen braunen Flecken besetzt. — Auch 
bei dieser Art kann der Körper der erwachsenen Larve die Größe 
eines Tauben-, ja mitunter selbst eines Hühnereies erreichen. 

Das Vorkommen dieser Art ist ausschließlich auf Südfrankreich 
und die Pyrenäische Halbinsel beschränkt, woselbst das Tier nament- 
lich in sandigen Gegenden häufig ist. 


3. Familie. Hylidae. 


Maxilla inferior edentula. 

Dentes palatini choanis interpositt. 
Lingua cordata postice libera. 

Pupilla circularis horizontalis. 

Digiti apice discis scansortis instructt. 


Der Körper ist ziemlich schlank, gewölbt und froschartig, mit 
stumpfer Schnauze. Die Pupille ist kreisförmig, die Parotiden sind 
niemals entwickelt. Die Zunge ist in ihrem hinteren Teile stets frei. 
Die Männchen haben an der Kehle gut entwickelte Schallblasen. 
Der Oberkiefer ist stets bezahnt, der Unterkiefer zahnlos. Die 
Gaumenzähne stehen in zwei in der Gegend der inneren Nasenlöcher 
befindlichen Quergruppen. Von den schlanken Beinen sind besonders 
die hinteren bedeutend verlängert. Die Finger und Zehen haben 
an ihrer Spitze eine tellerartige oder scheibenförmige Erweiterung, 
welche durch festes Anpressen an die Unterlage und durch Zurück- 
ziehen des mittleren Teiles als eine Art Saugnapf verwendet wird, 
und die Tiere befähigt, sich nicht nur an vollkommen glatten, verti- 
kalen Flächen zu erhalten, sondern selbst auf der Unterseite von 
Blättern, Zweigen und dergleichen mit nach abwärts gekehrter Ober- 
seite durchaus fest und sicher zu sitzen. Die Haut ist auf der Ober- 
seite glatt, unten jedoch stets mit zahlreichen, an der Spitze (bei 
gehöriger Vergrößerung) mit einer feinen Öffnung versehenen Warzen 
bedeckt, welche wahrscheinlich zur Aufsaugung der auf den Blättern 
niedergeschlagenen Tautropfen dienen. 

Sämtliche Mitglieder dieser formenreichen Gruppe sind Baum- 
tiere, welche mit Hilfe ihrer Saugscheiben sehr geschickt im Gezweige 
herumklettern und ihre aus Insekten bestehende Nahrung in ge- 
wandten Sprüngen erhaschen. Sie gehen nur zur Paarungszeit ins 
Wasser, um ihren in Klumpen zusammenhängenden Laich daselbst 


Hyla. 203 


abzusetzen, bei welchem Geschäfte das Männchen das Weibchen in 
der Achselgegend umfaßt; die Larven sind laevogyrin. 


Diese vorzugsweise auf die westliche Halbkugel beschränkte 


Familie hat in Europa nur einen einzigen Vertreter. 


I. Gattung. Hyla. 


Laurenti Synops. reptil., pag. 32, IV (1768). 
Calamita Schneid. Histor. amphib., I, pag. 151 (1799). 
Hyas Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 201, 7 (1830). 
Dendrohyas Wagl. l. c. pag. 342 (1830). 

Tympanum conspicuum. 


Pedes postici plantis semipalmatıs. 


Das Trommelfell ist deutlich, die Zehen der Hinterfüße sind 


durch halbe Schwimmhäute verbunden. Die übrigen Merkmale 
der Gattung stimmen mit denen der Familie überein. 


1. Hyla arborea: Canthus rostralis conspicuus. Spatium interoculare 


palpebrae saltem aequale. Lingua postice emarginata. Articu- 
latio tibio-tarsalis oculos saltem adtingens. — Long. 3—5 cm. 


Rana viridis Linne Fauna suec. I, pag. 94, 252 (1746). — Rana 
Hyla Linne Syst. nat., pag. 213, 15 (1758. — Rana arborea Linne 
Fauna suec. II, pag. 102 (1761). — Hyla viridis_Laur. Synops. reptil., 
pag. 33, 26 (1768). — Calamita arboreus Schneid. Hist. amphib. 
I, pag. 153 (1799). — Hyla arborea Cuv. Regne anim. II, pag. 94 
(1817). — Hyas arborea Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 20, ı 
(1830). — Dendrohyas arborea Tschudi Classificat. d. Batrach., 
pag. 74, 12 (1839). — Dendrohyas viridis Fitzing. Syst. reptil. I, 
pag. 30 (1843). 


Typus: Supra laete viridis, concolor, subtus albida, fascia laterali 


var. 


var. 


var. 


var. 


flexuosa ad lumbos introrsum sinuata. Tibiae femoribus bre- 
viores. 


a) Ut typus, sed stria frenali obsoleta, gula ad Jatera viridi fas- 
ciaque laterali saepius interrupta. 
Hyla arborea var. intermedia Bouleng. Catal. Batr. grad., 
pag. 381 (1885). 
b) Ut typus, sed tibia femore paullulum longiore. 
Hyla arborea var. Molleri Bedrg. Bull. Soc. Nat. Mosc., pag. 474 
(1889). 
c) Fascia laterali nonnumgquam interrupta ad lumbos haud 
sinuata. Tibris femoribus paullulum longioribus. 
HylaSavignyi Audouin Descript. Egypte, Suppl., pag. 183 tab. II, 
fig. 13 (1827). — Hyla arborea var. Savignyi Boulg. 1. c.,, 
pag. 380 (1885). 
d) Gula ad latera viridi, fascia laterali obsoleta, tibiis femoribus 
multo longtoribus. 
Hyla arborea var. meridionalis DBoettg. Ber: Senckenb. 
naturf. Ges. IX, pag. 66 (1874). — Hyla Perezii Bosea Annal. Soc. 


Esp. hist. nat. IX, pag. 181 (1880). — Hyla barytonus Her. Royer 
Bull. Soc. zool. France pag. 220, tab. IX (1884). 


204 Hylidae. 


var. e) Fascia laterali medio interrupta, tibiis femoribus subaequa- 
lisbus. 
Erylamsarbior era varı ontemita Is Bedrs.= Bull> Soc. impsNdk 
Mosc., pag. 473 (18809). 
var. f) Supra maculis striüisque obscuris variegata. Fascia laterali 
nonnumquam interrupta postice haud sinuata, interdum obsoleta. 
Rana sarda Bonelli in litt. — Dendrohyas sarda De Betta 


Catal. Sept. Rev. Nat. Rept. pag. 24 (1853). — Hyla viridis var. 
sarda Boettg. Ber. Senckbg. nat. Ges. IX, pag. 143 (1880). 


Der Körper ist mäßig schlank, nach rückwärts gegen die Hinter- 
beine zu stark eingezogen, mit gewölbtem Rücken. Der Kopf ist 
deutlich breiter als lang, oben zwischen den Augen flach und nach 
vorn bis zu den Nasenlöchern kaum merkbar, von da 
aber fast senkrecht abfallend; die Kopfseiten sind 
nahezu vertikal, die Schnauze stumpf zugespitzt oder 
abgerundet. An den Nasenlöchern entspringt eine 
deutliche Kante, welche, durch das Auge unter- 
brochen, um das Trommelfell herumläuft, sich hinter 
demselben nach abwärts biegt und oft in eine an 
den Rückenseiten bis zum Körperende fortgesetzte 
Längsfalte übergeht. Die Nasenlöcher sind mittel- 
groß, meist etwas höher als breit und an den Seiten 
des Kopfes unmittelbar unter dem Ende der Schnau- 
zenkante gelegen; sie sind voneinander etwa so weit 
wie von den Augen entfernt; der Interokularraum 
ist mindestens so breit wie ein oberes Augenlid. Das 

Hyla arborea. Trommelfell ist ziemlich kreisförmig, kleiner als das 
a Vorderfuß. Auge. Die Kehle zeigt eine aus’ schlaffer Haut be- 
stehende, bald mehr, bald weniger ausgebildete 

Ouerfalte. Die inneren Nasenlöcher sind ziemlich groß, rundlich 
oder etwas in die Quere verlängert, der Gaumen beiderseits mit 
einer nach hinten ziehenden Längsfurche versehen. Die Gaumen- 
zähne bilden zwei kurze, zwischen den inneren Nasenlöchern stehende, 
nach hinten etwas konvergierende Gruppen, welche voneinander 
etwa ebenso weit wie von jenen entfernt sind. Die ziemlich große 
und flache Zunge ist im allgemeinen von unregelmäßig kreisförmiger 
Gestalt, an der Oberfläche meist mit unbestimmten Vertiefungen 
versehen, in ihrem hinteren Teile fast bis zur Hälfte frei und daselbst 
in der Mitte mit deutlicher, bald seichterer, bald tieferer Ausrandung. 
Die Vorderbeine sind.etwa von Rumpflänge, die hinteren überragen 
nach vorn gestreckt den Kopf mindestens um Fußlänge. Die Vorder- 
füße haben vier nur am Grunde durch eine kaum merkbare Spann- 
haut verbundene Zehen, von denen die dritte die äußerste nur wenig 
überragt; eine Daumenschwiele ist nicht vorhanden. Die Hinter- 
zehen sind etwa bis zur Hälfte oder auch etwas darüber mit dünnen 
Schwimmhäuten verbunden, die dritte und fünfte ziemlich gleich 
lang, der Daumen an seiner Basis mit deutlicher Längsschwiele. Die 
Haut ist am Rücken vollkommen glatt, auf der Unterseite klein und 
dicht warzig, die Sohlen der Vorderfüße rauh, die Gelenke aller 





Hyla. 205 


Zehen unten stark kugelig angeschwollen; die Haut des Unterarmes 
bildet oben vor der Handwurzel eine deutliche Ouerfalte. 

Bei der weiten Verbreitung von Hyla kann es nicht auffallen, 
daß dieselbe in je nach dem Wohnorte oft sehr verschiedenen Formen 
und Varietäten auftritt, die mitunter so auffallend voneinander 
abweichen, daß sie von manchen Autoren selbst für eigene Arten 
gehalten werden. 

Bei den in Nord- und Mitteleuropa vorkommenden typischen 
Stücken sind die Schienen kürzer als die Schenkel, so daß, wenn 
letztere senkrecht vom Körper ab- und die Schienen ihnen parallel 
zurückgebogen werden, die Fersen nicht zur Berührung kommen 
(Fig. 36). Die Färbung der Oberseite besteht aus einem gleichmäßigen 
hellen Grün, das bei jüngeren Tieren meist 
lichter und ins Gelbliche geneigt ist, mit 
zunehmendem Wachstum aber allmählich 
in ein satteres, reines Grün übergeht; 
übrigens hat sowohl der Standort, als 
auch das Licht sowie die Zeit der Häu- 
tung und der Paarung auf die leicht ver- 
änderliche Farbe einen großen Einfluß 
und während unter sonst gleichen Um- 
ständen die Einwirkung des Lichtes die 
Färbung erhöht, färbt der Mangel desselben das Tier in kurzer Zeit 
dunkler, mitunter bräunlich oder selbst schwärzlich. Auch sind die 
Tiere imstande, ihre Farbe nach der Färbung der ihnen zum Aufent- 
halte dienenden Pflanzen in der Weise zu modifizieren, daß sich ihr 
Kolorit dem der betreffenden Pflanzen mehr oder weniger genau 
anpaßt. Unmittelbar nach der etwa alle vierzehn Tage stattfindenden 
Häutung ist die Oberseite gewöhnlich mehr asch- oder lavendelblau, 
mitunter auch grasgrün, nach dem Laichen häufig grau oder unregel- 
mäßig gefleckt oder gemarmelt, in manchen Fällen selbst schwärzlich. 

Die Färbung der Oberseite ist nach außen zu stets durch einen 
schwärzlichen, oben gelblich oder weißlich gesäumten Streifen be- 
grenzt, der, gewöhnlich an den Nasenlöchern entspringend, längs 
der Schnauzenkante über die Augen und das Trommelfell hinweg- 
zieht und in bald geringerer, bald größerer Breite meist in seichten 
Wellenbiegungen an den Seiten des Rückens bis zum Ursprung der 
Hinterbeine verläuft, vor denen er eine nach innen gerichtete Ein- 
buchtung, die sg. Hüftschlinge, bildet. Dieser Streifen 
geht häufig auch mehr oder weniger deutlich auf die Beine über, 
zu deren beiden Seiten er sich bis zu den Fußwurzeln hinzieht, wo 
sich dann die beiden einander entgegengesetzten Streifen meist über 
den Handgelenken verbinden und auch den Rand der Füße noch 
mehr oder weniger dunkel säumen, wodurch dann die Färbung der 
Oberseite an den Fußwurzeln scharf abgeschnitten erscheint und die 
an der Oberfläche der Füße zurückbleibende Grundfarbe die Form 
eines meist ziemlich großen, breit herzförmigen, nach außen hell 
umrandeten Fleckens annimmt. 

Die Aftergegend ist fast immer schwärzlich, weiß punktiert, 
die Unterseite weißlich oder bräunlich, die Finger mehr oder weniger 


Fig. 306. 


Hyla arborea Linne. Typus. 


2 06 Hylidae. 


rosa oder fleischfarben. Die Iris ist golden, die Pupille schwarz. 
Das erwachsene Männchen hat eine schwarzbraune Kehle, deren 
Färbung von der durchscheinenden, az a ander Schall- 
blase herrührt. - 

Die in Italien und auf Sizilien ee oririe ie Hyla intermedia 
Boulg. stimmt im ganzen mit der Stammform überein, zeichnet sich 
aber durch auffallend schmächtige Hinterbeine aus. Der vom Nasen- 
loch zum Auge ziehende dunkle Zügelstreifen ist in der Regel ver- 
loschen, der Rumpfstreifen nach rückwärts nicht selten aufgelöst 
und die Hüftschlinge öfters nur schwach ausgebildet; auch greift das 
Grün des Kopfes nach unten zu auf die Kehle über. 

Die aus Portugal als Hyla Molleri Bedr. beschriebene Form 
unterscheidet sich von der typischen nur durch die Bildung der Hinter- 
beine, an denen wegen der im Vergleich zu den Schenkeln etwas 
längeren Schienen, die Fersen in der in Fig. 37 abgebildeten Lage 
einander berühren. 

Eine weit größere Verschiedenheit zeigt schon die von den 
Mittelmeer-Inseln stammende Hyla Savignyi Aud., welche schon 
durch die kurze, sehr breit- und flach- 
bogig zugerundete Schnauze auffällt. 
Obwohl in den sonstigen Proportionen 
mit der Stammform übereinstimmend 
zeigt sie sich doch in der Bildung des 
Seitenstreifens sehr abweichend, indem 
derselbe häufig unterbrochen ist und in 

Fig. 37. a ne es en z 
ildet; desgleichen ist auch der an der 

N Schnauzenkante und über dem Trommel- 
fell hinziehende Frenal- und Supratemporalstreifen manchmal nur 
schwach ausgebildet. 

Noch auffallender ist die Form meridionalis Boettg., bei welcher 
der dunkle Seitenstreifen nur mehr auf der Schnauze und in der 

Schläfengegend vorhanden ist, am Rumpfe 

hingegen ganz fehlt. Das Grün der Ober- 

seite geht hier wie bei intermedia auch 

auf die Kehle über und die Schienen sind 

viel länger als die Schenkel, so daß sich 

bei gegeneinander gebogenen Hinter- 

beinen die Fersen merklich überragen 

Fig. 38. (Fig. 38). — Diese von allen anderen 

Hyla meridionalis Boettg. sehr abweichende Form ist aus Südfrank- 
reich, dem Festlande von Italien, der 

Pyrenäischen Halbinsel und von den Balearen bekannt. 

Bei der an den Donaumündungen und in Südrußland vorkom- 
menden Hyla orientalis Bedr. sind Seitenstreifen und Hüftschlinge 
voneinander getrennt und manchmal nur schwach ausgeprägt. Der 
helle Saum des Rumpfstreifens zeigt sich besonders entwickelt, so 
daß er mitunter den dunklen Teil desselben an Breite übertrifft, 
der vom Nasenloch zum Auge ziehende Frenalstreifen ist manchmal 
hellgesäumt, Schenkel und Schienen sind ziemlich gleich lang. 





Hyla. 207 


Endlich kommt noch auf den Mittelmeerinseln, namentlich 
auf Korsika und Sardinien, eine durch ihre Färbung auffallende 
Form vor, die gewöhnlich als Zyla sarda Bon. bezeichnet wird. Die 
öfters graue oder bräunliche, manchmal selbst lebhaft kastanien- 
braune Oberseite ist hier in sehr verschiedenartiger Weise mit meist 
dunkleren, selten helleren schwarzen, grauen, braunen, gelben, ja 
selbst bläulichen oder rötlichen Flecken und Strichen, an den Schen- 
keln mit eben solchen Querbinden besetzt. In manchen Fällen 
zeigen die dunklen Flecken, namentlich wenn 'sie mehr gestreckt 
sind, lichtere Säume und ziehen oft in einer ziemlich regelmäßigen 
Längsreihe zu beiden Seiten des Rückens hin, dem dunklen Seiten- 
streifen gewöhnlich unter einem Winkel begegnend oder auch mit 
ihm verschmelzend, so daß dann letzterer als solcher verschwindet 
und die Oberseite häufig unmerklich in die im Vergleich mit 
typischen Stücken oft auch dunkler gefärbte Unterseite über- 

eht. 

: Die Größe erwachsener Laubfrösche wechselt von 31, bis reich- 
lich 5 cm; letzteres Maß wird aber nur von Stücken aus dem süd- 
lichen Europa erreicht. 

Die Männchen überwiegen an Zahl die Weibchen bedeutend und 
verlassen auch die Winterquartiere früher als die letzteren, diese 
zur Zeit der Paarung oft längere Zeit hindurch im Wasser erwartend. 
Der Laubfrosch hat unter allen einheimischen Anuren den am wenig- 
sten intensiven Geschlechtstrieb und lassen sich in der Begattung 
begriffene Tiere hiebei viel leichter als andere Froschlurche stören 
und auch trennen. Da überdies das Männchen der bei anderen 
Ordnungsverwandten vorkommenden Haftvorrichtungen (Ver- 
dickung des Daumens, Brunstschwielen u. dgl.) entbehrt, so kann 
sich dasselbe an dem Weibchen auch nicht besonders festhalten 
und muß sich damit begnügen, seiner Erkorenen die geballten Fäuste 
in die Achselgegend zu stemmen. Nach der etwa 2—3 Tage währen- 
den Paarung setzt das Weibchen 2—5 Klumpen kleiner, gelbbrauner 
Eier ab, welche zu Boden sinken und nach 10—ı2 Tagen die Larven 
liefern, deren Größe unter allen europäischen die geringste ist, da 
sie beim Ausschlüpfen kaum 5 mm messen. 

Der Körper der Kaulquappen ist etwa I!/,—I1smal so lang als 
breit und beiläufig halb so lang als der Schwanz. Die Nasenlöcher 
sind von der Schnauzenspitze weiter als von den Augen entfernt, 
letztere ganz seitlich gestellt, von oben und unten gleichmäßig sicht- 
bar und dem Spiraculum mehr als dem Schnauzenende genähert. 
Der Interokularraum ist I%—2mal so breit als der Internasalraum, 
letzterer etwa der Mundöffnung gleichkommend. Das links gelegene 
Spiraculum ragt nicht stark vor, sieht nach oben und hinten, ist dem 
hinteren Ende des Körpers näher als dem vorderen und von oben 
und unten sichtbar. Der After ist außer der Symmetrielinie auf 
der rechten Körperseite ober dem Untersaume der Schwanzflosse 
gelegen. Der Schwanz ist 1?/,—2!/;mal so lang als der Körper und 
2—2W%,mal so lang als hoch, am Ende stark verengt zugespitzt oder 
selbst dornartig ausgezogen, sein Obersaum konvex und über den 
Rücken bis nahezu zwischen die Augen, der ebenso hohe Untersaum 


208 Hylidae. 


über den After hinaus auf den Bauch fortgesetzt, der Muskelteil 
mindestens !/; der Gesamthöhe betragend. 

Der Mund ist viel breiter als lang, quer elliptisch, sein die Lippen 
nach außen begrenzender Papillensaum oben in der Mitte unter- 
brochen und unten, oder wenigstens an den Seiten zweireihig. Über 
der Mundöffnung stehen zwei, unter derselben drei Reihen von Zähnen, 
welche mit Ausnahme der kürzeren ersten an der Unterlippe fast 
die ganze Breite des Mundes einnehmen. Die zweite Reihe der Ober- 
lippe ist in der Mitte schmal unterbrochen, ebenso auch manchmal 
die erste unten, der Schnabel ist schwarz gesäumt, die Drüsenlinien 
sind oft sehr undeutlich. 

Die Färbung der Larven ist anfangs weißgelb, wird aber mit 
fortschreitendem Wachstum allmählich dunkler, gelbgrün bis oliven- 
farben, das Tier überdies noch mit Gold-, am Bauche mit Perlmutter- 
glanz übergossen und mit eben solchen Flecken gesprenkelt. Der 
gelbliche Muskelteil des Schwanzes ist bald einfarbig, bald schwärz- 
lich punktiert und manchmal auch mit einer schwarzen Mittellinie 
an der Basis, der Flossensaum weißlich, entweder ebenfalls einfarbig 
oder mehr oder weniger verworren grau und schwärzlich gefleckt 
und punktiert. Erst im späteren Alter setzt die Färbung der Ober- 
seite in Gelbgrün um, und wenn endlich die Ouappen ausgewachsen 
sind, verlassen sie das Wasser als etwa I5 mm lange, meist noch 
mit einem kleinen Schwanzstummel versehene Fröschchen, die außer 
ihrer hellen Färbung noch wegen des lebhaften, an den Seiten des 
Körpers und der Beine hinziehenden Goldschimmers ein besonders 
schmuckes Aussehen haben. 

Bei Hyla meridionalis Boettg. ist die zweite Reihe der Ober- 
lippenzähne in der Mitte breit unterbrochen und der Muskelteil des 
Schwanzes mit drei feinen, schwarzen Längslinien versehen. 

Die ganze Verwandlung nimmt gewöhnlich drei Monate oder 
etwas darüber in Anspruch, kann aber in der Austrocknung unter- 
worfenen Pfützen oft so beschleunigt werden, daß sie mitunter kaum 
über einen Monat zu ihrer Vollendung braucht. Unter normalen 
Verhältnissen verlassen die Jungen in der Regel im Juli oder August 
das Wasser; ein Überwintern der Larven kommt nur ausnahms- 
weise vor. 

Der Laubfrosch lebt bekanntermaßen auf Bäumen und Sträuchern 
oder auch im Röhricht der Sümpfe, woselbst er sich besonders nach 
der im April oder Mai stattfindenden Paarung noch längere Zeit 
hindurch aufhält. Er ist in der Regel erst im vierten Jahre aus- 
gewachsen und fortpflanzungsfähig und läßt dann seinen lauten 
Ruf gewöhnlich abends und namentlich zur Paarungszeit ertönen, 
wobei seine große Schallblase an der Kehle kugelförmig hervortritt. 
In der Gefangenschaft gelingt es jedoch, durch reichlichere Nahrung 
das Tier schon nach zwei Jahren zur vollendeten Reife zu bringen. 
Die Überwinterung findet im Schlamme der Gewässer statt. Vor 
den anderen Fröschen zeichnet sich der Laubfrosch durch weit ge- 
ringere Scheu und Furchtsamkeit aus, indem er, wohl im Vertrauen 
auf seine schützende Färbung, bei Annäherung des Menschen nur 
selten entflieht, sondern sich meist ruhig ergreifen läßt. — Interessant 


Hyla. 209 


ist nach einer Mitteilung Tomasinis, daß in der Herzegowina 
in Höhen von über 1000 m in oft stundenweit von ständigen Wasser- 
ansammlungen entferntem, vollkommen vegetationslosen Trümmer- 
karste zuzeiten Laubfrösche, teils auf Steinen sitzend, teils herum- 
springend, nicht selten und zwar in den verschiedensten Färbungen, 
grün, grau, braun und gefleckt, angetroffen werden. 

ı $- Die Gefangenschaft verträgt Hyla sehr gut und hält bei gehöriger 
Pflege jahrelang aus. Wird sie wie gewöhnlich in einem Glase mit 
der üblichen Leiter gehalten, so ist der Boden desselben nicht mit 
Wasser, sondern vorteilhafter mit ein paar Finger hoch etwas toniger 
Erde zu bedecken, in welche man eine leicht keimende und nicht 
zu hoch wachsende Pflanze säet. Diese wird dann bald den ganzen 
Boden bedecken und dem Tiere den gewohnten Aufenthalt im 
Grünen gewähren. Die zum Gedeihen der Pflanze nötige Feuchtig- 
keit genügt auch, um den Laubfrosch bei gutem Wohlbefinden zu 
erhalten. In einem größeren Behältnis ist jedenfalls auch das An- 
bringen eines Wassergefäßes zu empfehlen. Wird er in Aquarien 
gehalten, so sind selbe für seinen gewöhnlichen Aufenthalt mit einer 
bepflanzten Insel zu versehen und dürfen wegen der Spring- und 
Kletterfähigkeit des Tieres nicht offen sein. Eine direkte Einwir- 
kung der Sonnenstrahlen ıst, namentlich in Glaskäfigen, sorgsam 
zu vermeiden. Im Winter ist der betreffende Behälter in einem 
frostfreien Raume unterzubringen; die meist aus Stubenfliegen und 
Mehlwürmern bestehende Fütterung kann in dieser Jahreszeit auch 
unterbleiben. 

Die Stimme der Männchen ist bei aus südlichen Ländern stam- 
menden Stücken tiefer und stärker als bei mitteleuropäischen oder 
nördlichen Tieren. Beim Fange hat man auf das sehr scharfe und 
ätzende Hautsekret dieser Art zu achten und ist daher mit der den 
Laubfrosch gehaltenen Hand das Berühren der Schleimhäute des 
Mundes und der Nase, der Augen sowie offener Wunden u. dergl. 
zu vermeiden. Auch in dieser Richtung sind Exemplare aus wär- 
meren Gegenden ihren nördlichen Artgenossen überlegen. 

Unter den europäischen Lurchen gehört der Laubfrosch zu den 
am meisten verbreiteten Arten, indem er etwa vom 58. n. B. 
an nahezu unseren ganzen Weltteil, sowohl das Festland als auch 
die meisten, namentlich größere Inseln bewohnt, daselbst nur be- 
sonders rauhe, sowie auch wasser- und vegetationsarme Gegenden 
vermeidend. Auch im Hochgebirge findet er sich nicht, obwohl er 
in vertikaler Richtung immerhin noch stellenweise bis zu I500o m 
Meereshöhe angetroffen wird. Er fehlt nur in Großbritannien und 
Irland, in Norwegen und im mittleren und nördlichen Schweden, 
sowie in den ober dem 56. Breitengrade gelegenen Landstrichen des 
russischen Reiches. 


Schreiber, Herpetologia europaea. 14 


210 Bufonidae. 


4. Familie. Bufonidae. 
Pupilla horizontalıs. 
Maxilla inferior et superior edentulae. 


Der Körper ist plump, in der Mitte oft bauchig verdickt und 
aufgedunsen, der Rumpf auf der Oberseite entweder deutlich ge- 
wölbt oder aber auch platt und abgeflacht. Die Schnauze ist kurz 
und breit, zugerundet oder abgestutzt. Die oft stark vorstehenden 
Augen haben eine in horizontaler Richtung verlängerte, spitzwink- 
lige und sehr erweiterbare Pupille; die kleinen Nasenlöcher stehen 
gewöhnlich weit nach vorn. Das Trommelfell ist sichtbar, die Paro- 
tiden sind gut entwickelt und mehr oder weniger wulstartig vortre- 
tend. Beide Kiefer und auch der Gaumen sind vollkommen zahnlos, 
die im inneren Mundwinkel gelegenen Mündungen der eustachischen 
Röhren sehr deutlich. Die Zunge ist groß und schmal, wenigstens 
doppelt so lang als breit, am Hinterrande fast immer ganz und nur 
mit ihrem vorderen Teile am Boden der Mundhöhle befestigt. Die 
Beine sind kräftig, die vorderen mit vier rundlichen oder abge- 
flachten, die hinteren mit fünf Zehen. Die Haut ist durch erhabene 
Körner und Warzen rauh und uneben. 

Diese vorzugsweise den Äquatorialgegenden eigentümliche Fa- 
milie ist in Europa nur durch eine einzige Gattung vertreten. 


I. Gattung. Bufo. 
Laurenti Synops. reptil., pag. 25, II (1768). 


Dentes palatini nulli. 

Lingua posterius libera, integra. 
Parotides distinctae. 

Cutis verrucosa. 


Der Körper ist gedrungen, der Kopi platt. Die Ohrdrüsen treten 
als längliche Wülste an den hinteren Kopfseiten vor, die nach vorn 
meist etwas verschmälerte Zunge ist im ganzen von länglicher oder 
schmal eiförmiger Gestalt, nicht ausgerandet und in ihrem größeren 
hinteren Teile vollkommen frei und herausschlagbar.. Die Männ- 
chen besitzen an der Kehle meistens innere, durch zwei neben der 
Zunge liegende Längsspalten mit der Mundhöhle zusammenhängende 
Schallblasen. Die Beine sind kurz, die hinteren nur mäßig verlän- 
gert, mit fünf, selten mehr als bis zur Hälfte mit Schwimmhäuten 
verbundenen, oft aber auch fast ganz freien Zehen; von diesen ist 
an den Vorderfüßen die dritte, an den hinteren die vierte die längste. 
Die Handteller und Sohlen sind stets mit zwei deutlich vorstehenden 
Schwielen versehen, wovon die innere in der Regel mehr länglich 
und walzenförmig, die äußere hingegen mehr rundlich und kugel- 
förmig ist; die Männchen sind zur Paarungszeit mit rauhen, schwarzen 
Brunstschwielen versehen. 

Die Kröten sind Landtiere, welche das Wasser in der Regel 


Bufo. 211 


nur zur Laichzeit aufsuchen und auch im Trocknen überwintern. 
Die Weibchen werden von den Männchen bei der Paarung unter 
den Achseln umfaßt, die Eier in mehr oder weniger langen Doppel- 
schnüren abgesetzt. Die Männchen zeigen einen sehr intensiven 
Geschlechtstrieb, so daß sie sich oft mit verschiedenen Arten, ja 
mitunter selbst mit toten Individuen begatten und durch die Heftig- 
keit ihrer Umarmungen nicht selten die Weibchen erdrücken; da 
die letzteren an Zahl gewöhnlich viel geringer sind, so machen sich 
die Männchen deren Besitz oft streitig, wobei das neu hinzukom- 
mende durch Stoßen mit der Schnauze das bereits in Begattung 
begriffene wegzudrängen sucht, während der angegriffene Teil durch 
Ausschlagen mit den Hinterbeinen sich seines Gegners zu entledigen 
strebt. 

Die Kaulquappen sind laevogyrin, deren Lippenzähne oben in 
zwei, unten in drei Reihen stehend; von den oberen ist die zweite 
stets unterbrochen, während die unteren, sehr langen, immer ganz 
sind. Die Zähne selbst sind in den einzelnen Zahnbogen nur ein- 
reihig. Die Lippen sind seitlich in der Mitte nach einwärts gebuchtet, 
ihr Gesamtumriß viel breiter als lang, vorne bogig, hinten breit 
abgestutzt, der nur auf die Seiten beschränkte Papillensaum ent- 
weder durchwegs, oder wenigstens stellenweise fast immer einfach. 
Der After ist in der Mittellinie des Körpers gelegen. 

Unter allen Anuren entwickeln sich die Kröten am schnellsten. 
Ihre Larven werden schon vor dem Durchbruch der Kiemen, ja 
sogar bevor sie noch einer willkürlichen Bewegung fähig sind, durch 
Zersetzung der Eihüllen frei, worauf sie dann noch einige Zeit an den 
Eischnüren hängend angetroffen werden. Die äußeren Kiemen 
werden stets sehr bald abgestoßen und sind hier überhaupt niemals 
so ausgebildet wie bei den Fröschen. 

Die erwachsenen Tiere sind im Frühjahre und überhaupt wäh- 
rend ihres Wasseraufenthaltes gewöhnlich dunkler und trüber ge- 
färbt als später, wo sich unter dem Einflusse der Luft und des Land- 
aufenthaltes die Farben meist erhellen und schärfer werden. Des- 
gleichen sind die Weibchen immer bunter und mannigfaltiger ge- 
zeichnet als die Männchen und zeigen in der Regel auch auf der 
Unterseite dunkle Flecken, die den Männchen gewöhnlich fehlen 
oder wenigstens in weit minderem Maße zukommen. Alle Arten sind 
Nachttiere, welche bei Tage in verschiedenen Schlupfwinkeln ver- 
borgen weilen und meistens erst des Nachts ihrer Nahrung nach- 
gehen. Obwohl die Weibchen der Schallblasen entbehren, können 
sie doch leise, quiekende Töne von sich geben. 

Die drei Arten unserer Fauna können in nachfolgender Weise 
bestimmt werden. 

A. Zehen mit deutlichen, meist halben Schwimmhäuten. 

I. Interokularraum mindestens so breit als das obere Augen- 
lid; Ohrdrüsen groß, stark abgehoben, etwa halbmond- 
förmig; am Außenrande vollkommen gerade, nach hinten 
etwas divergierend. Trommelfell kaum von halber Augen- 
größe. Erster und zweiter Vorderfinger ziemlich gleich 
lang. Außenseite der verlängerten Fußwurzel ohne Längs- 

14* 


2312 Bufonidae. 


falte. Zehen mindestens mit halben Schwimmhäuten, unten 
an den Gelenken mit meist paarig stehenden Höckern. 
vulgaris Laur. 


II. Interokularraum höchstens so breit wie das obere Augenlid. 
Ohrdrüsen flach, durch seitliche Ausrandung oder Ein- 
buchtung stets mehr oder weniger nierenförmig. Trommel- 
fell etwa von halber Augengröße. Erster Vorderfinger 
deutlich länger als der zweite. Außenseite der verlängerten 
Fußwurzel mit deutlicher Hautleiste. Zehen selten mit 
mehr als halben Schwimmhäuten, unten mit einfachen Ge- 
lenkshöckern. "IA? SF virtrdisgeae 


B. Hinterbeine auffallend Er Hier a kaum länger als Kopf 
und Rumpf zusammengenommen, an der Außenseite der ver- 
längerten Fußwurzel mit deutlicher Hautleiste, deren Füße 
nur in den Zehenwinkeln mit sehr kurzen, oft kaum merk- 
baren Spannhäuten und wenigstens an der vierten Zehe paa- 
rigen Gelenkshöckern. Erster und zweiter Vorderfinger 
ziemlich gleich lang. Interokularraum höchstens so breit als 
ein oberes Augenlid. ÖOhrdrüsen wenig abgehoben, mäßig 
entwickelt, kurz und flach, nach hinten verschmälert, von 
etwa elliptischer oder verrundet dreieckiger Form 

calamitarkıır 


1. Bufo vulgaris: Spatium interoculare palpebris saltem aequale,; paro- 
tides magnae, valde elevatae, postice subdivergentes, lateribus 
rectis. Tympanum oculis magnitudine vix semiaequale. Manum 
digitus primus et secundus subaequales,; plantae saltem semipal- 
matae. — Long. 8—21 cm. 


Rana bufo Linn, Syst. nat. I, pag. 354 (1766). — Rana rubeta 
Linne 1. c. pag. 354, juv. (1766). — Bufo vulgaris Laur. Synops. 
reptil. pag. 28, ıı (1768). — Bufo cinereus Schneid. hist. amphib. I, 
pag. 185 (1799). — Bufo rubeta Schneid. 1. c. pag. 227 (1799). — 
Bufo Roeselii Latr. hist. nat. rept. II, pag. 108 (1800). — Bufo 
ventricosus Daud. hist. nat. rain. gren. crap. pag. 83, tab. XXX 
(1802). — Bufo praetextus Boie Isis pag. 215 (1826). — Bufo 
ferruginosus Risso hist. nat. d. princ. prod. de l’Eur. merid. III, 
pag. 9I, 36 (1826). — Bufotuberculosus Risso l. c. pag. 94, 37 
(1826). — Bufo minutus Schinz Natg. u. Abbldg. d. Reptil. pag. 235 
tab. XCVI, fig. 4 (1836). — Bufo alpinus Schinzl. c. pag. 236, fig. 5 
(1836). — Bufo vinearum. Lesson, Act. Soc. Linn. Bord. XII, pag. 
61, tab. IV, fig. ı (1841). — Phryne vulgaris Fitzing. Syst. reptil. 
I, pag. 32 (1843). — Bufo commutatus Steenstrup Ber. üb. d. 
24. Vers. deutsch. Naturf. pag. 134 (1846). — Bufo griseus Hallowell 
Proc. Ac. Philad. pag. 506 (1860). — Bufo communis Bruch, Würzb. 
naturw. Zeitschr. III, pag. 185 (1862). — Bufo spelaeus Riviere, 
C. R. Assoc. France XV, pag. 453 (1887). 


mas. Palmarum digito primo et secundo nuptiae tempore atro-scabroso. 


var. Maximus; verrucis praecipue temporum, gulae pedumgque conice 

elevatis, mucronatıs; tympano vix conspicuo,; parotidibus turgi- 
dissimis. 

Bufo spinosus Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 199 (1803). — 

Bufo palmarum Cuv. Regn. anim. ed. 2, II, pag. ııı (1829). — 


Bufo. 213 


Rana verrucosissima Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 15, II 
(I831),. — Bufo colchicus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. pag. 
167, 4 (1831). — Bufo japonicus Schleg. Fauna japon. pag. 106, 
tab. 2, fig. 5, 6 (1838). — Bufo gargarizans Cantor. Ann. of. nat. 
hist. pag. 483 (1842). — Bufo rubeta var. robustior Bosca 
Bull. soc. zool. France, pag. 125 (1880). 


Der Körper ist plump und dick, in der Mitte stark bauchig 
aufgetrieben, der Kopf etwa so lang als breit, mit kurzer, an der 
Spitze zugerundeter Schnauze, oben platt oder zwischen den Augen 
auch schwach der Länge nach vertieft, der Interokularraum meist 
viel breiter als ein einzelnes Augenlid; seine Seiten sind in der Jugend 
ziemlich senkrecht, mit zunehmendem Alter jedoch immer mehr 
schief nach auswärts geneigt und dann oft deutlich der Länge nach, 
namentlich unter den Augen, mitunter fast furchenartig vertieft. 
Die Schnauzenkante ist, obwohl verrundet, so doch meistens gut 
hervortretend. Die Nasenlöcher sind voneinander etwa ebensoweit 
wie von den Augen entfernt. Die stark her- 
vortretenden Ohrdrüsen sind etwa doppelt so 
lang als breit, in etwas divergierender Richtung 
nach hinten bis zur Schultergegend ziehend; 
sie sind vom Hinterrande des Auges und vom 
Oberrande des Trommelfells meist durch einen 
kleinen, aber deutlichen Zwischenraum ge- 
trennt, und an ihrer Oberfläche von ziemlich 
zahlreichen zerstreut stehenden Poren durch- 
bohrt; hinsichtlich ihrer Form erscheinen sie 
in den meisten Fällen ziemlich gleich breit, 
balkenförmig, häufig übrigens auch in der 
Mitte, seltener nach vorn zu erweitert, 
immer jedoch nach außen zu vollkommen ge- 
radlinig begrenzt. Das Trommelfell ist klein 
und rundlich, kaum von halber Größe des Fig. 30. 

Auges, unter dem Anfang der Ohrdrüsen ge- . „4, vulsaris Laur 
legen und je nach der Dicke und Derbheit „ rechter tn 
der über dasselbe hinwegziehenden Haut unten. 

bald recht deutlich, bald aber auch wieder 
vollkommen unsichtbar. Die Pupille ist quer verlängert, nach 
unten fast stumpf dreieckig oder halbkreisförmig; der Vorder- 
rand des Oberkiefers zeigt in der Mitte einen schwach winkeligen 
Einschnitt, in den eine entsprechende kleine Erhöhung des Unter- 
kiefers paßt. Die Zunge ist ziemlich bandförmig, nach rückwärts 
öfters schwach erweitert, mit gerundetem Hinterrande, die Schall- 
blasen fehlen. Die Beine sind, namentlich im männlichen Ge- 
schlechte, kräftig, die vorderen etwa von Rumpflänge, mit dicken, 
etwas flachen oder fast zylindrischen und mit Ausnahme der dritten 
untereinander ziemlich gleich langen Fingern. Die Handballen haben 
einen großen, schwach konvexen, etwa kreisförmigen Höcker und 
einen kleineren, aber viel mehr hervortretenden an der Basis des 
Daumens. Beim Männchen sind die ersten zwei bis drei Finger zur 
Brunstzeit nach oben und innen zu mit einer schwarzen, feilenartig 








214 Bufonidae. 


rauhen Haut bedeckt. Die Gelenke der Finger sind mit je einem 
Paar kleiner Höcker versehen. Die nur mäßig verlängerten Hinter- 
beine erreichen nach vorn gestreckt mit den Fußballen etwa die 
Schnauzenspitze. Ihre Zehen sind etwas flacher als die vorderen, 
wie diese unterseits an den Gelenken angeschwollen, und unterein- 
ander wenigstens zur Hälfte, oft aber auch fast ganz mit dicken, 
derben, am freien Rande gezähnelten oder gekerbten Schwimm- 
häuten verbunden; die Länge derselben nimmt von der ersten bis 
zur vierten allmählich zu, die fünfte ist etwas kürzer als die dritte. 
Die Sohlen zeigen zwei sehr deutliche Höcker, wovon der nach außen 
stehende etwa halbkreisförmig oder gerundet drei- oder viereckig 
und ziemlich flach ist, während der nach innen gelegene eine mehr 
walzenförmige Gestalt besitzt und durch sein starkes Hervortreten 
fast einem sechsten Finger gleicht; die bei den Fingern erwähnten 
rundlichen Gelenkshöcker finden sich auch an der Unterseite der 
Zehen. Die Schädelmitte, die Schnauze und namentlich die vor- 
deren Kopfseiten sind ziemlich, die Kieferränder immer vollkommen 
glatt, die übrige Oberseite des Körpers und der Beine hingegen 
sehr rauh und außerdem mit verschieden großen, bald mehr flachen, 
bald mehr erhabenen, bald mehr zerstreuten, bald wieder sehr dicht 
gedrängten rundlichen oder kegelförmigen, mitunter dornig zuge- 
spitzten Warzen besetzt. Die ganze Unterseite trägt zahlreiche, 
gedrängt stehende flache und ziemlich gleichartige Warzen, die durch 
linienförmige Zwischenräume getrennt, gleichsam als Maschen eines 
unregelmäßigen Netzes erscheinen und meistens mit einem erhabenen 
schwarzen Drüsenpunkt besetzt sind. 

Ganz junge Tiere sind von den alten durch eine viel rauhere 
Oberfläche des Kopfes, sowie durch fast ganz parallel verlaufende 
mehr gewölbte Parotiden unterschieden. | 

Die Färbung ist nach Alter und Geschlecht, sowie nach Stand- 
ort und Jahreszeit manchen Verschiedenheiten unterworfen. Jüngere 
Stücke sind gewöhnlich mehr oder weniger schmutzig gelb, rötlich 
oder kupferbraun (Rana rubeta Linne), welche Farbe bei den 
Weibchen meist auch im erwachsenen Zustande noch vorherrscht, 
während ältereMännchen gewöhnlich einfarbig bleigrau oder schmutzig 
olivengrün sind; manchmal ist die Grundfarbe durch hellere oder 
dunklere Flecken oder unregelmäßige Zonen unterbrochen, die bald 
mehr, bald weniger deutlich hervortreten, in Verteilung und Ge- 
stalt aber keinerlei Regelmäßigkeit zeigen; manchmal sind auch die 
Körperwarzen durch rötliche Färbung ausgezeichnet. Die Iris ist 
golden, der Außenrand der Ohrdrüsen fast immer deutlich dunkel- 
braun gesäumt, die Unterseite schmutzig weißgrau oder gelblich, 
beim Weibchen meistens, beim Männchen seltener dunkel gefleckt 
oder gemarmelt. 

Die Größe dieser Art nimmt von Norden nach Süden entschie- 
den zu, und Stücke aus dem südlichsten Europa erreichen mitunter 
enorme Dimensionen; auch sind bei solchen Exemplaren die Körper- 
warzen, namentlich die an den Kopfseiten, der Kehle und den Vorder- 
beinen stehenden, oft mehr oder weniger spitz kegelförmig vor- 
ragend, ja häufig in ziemlich lange und spitze, oft sogar geteilte 


Bufo. 215 


und gewöhnlich schwarze Dornen ausgezogen. Es ist dies der Bufo 
palmarum der Autoren, welcher seinen Namen dem Umstande ver- 
dankt, daß er bei Tage gern unter den Blättern der Zwergpalme 
(Chamaerops humilis L.) gefunden wird. Die Weibchen übertreffen 
die Männchen an Größe sehr bedeutend und können selbst über 
20 cm Körperlänge erreichen. 

Bufo vulgarıs findet sich nur im Frühjahre im Wasser, wo man 
dieselben zu allen Tages- und Nachtstunden in Copula, die gleich nach 
der der Braunfrösche stattfindet, sehen kann. Der Laich tritt in 
einer Doppelschnur von 3—5, manchmal aber bis 10 m Länge her- 
aus und enthält oft mehrere Tausend schwarze sehr kleine, in den 
Schnüren abwechselnd gestellte Eier. Übrigens wird diese ganze 
Laichmasse nicht auf einmal, sondern in einzelnen Zwischenräumen 
abgelegt, daher auch das Männchen die von Zeit zu Zeit hervor- 
tretenden Eier nur absatzweise befruchtet. Demzufolge dauert bei 
dieser Art auch das Paarungsgeschäft meist ungemein lange, so daß 
man die Tiere oft zehn bis zwölf Tage, ja selbst oft drei bis vier 
Wochen lang in der Brunst antreffen kann; das Weibchen gibt, 
wenn es während dieser Zeit beunruhigt wird, einen leisen, quieken- 
den Ton von sich. Die ursprünglich nur strohhalmdicken Eischnüre 
quellen im Wasser bald auf, nach und nach die Stärke eines Blei- 
stiftes, ja selbst eines kleinen Fingers erhaltend. Die kurzgeschwänz- 
ten Ouappen kriechen nach etwa 8—ı2 Tagen aus, bevor noch die 
Augen und der Mund durchgebrochen sind, so daß sie sich vorder- 
hand erst mittelst ihrer Haftvorrichtung an im Wasser befindliche 
Gegenstände anhängen. Nach etwa zwei Wochen sind dann die 
Augen herausgetreten, der Mund und die äußeren Kiemen zur Aus- 
bildung gekommen. Letztere gehen übrigens nach beiläufig einer 
Woche schon wieder verloren, während welcher Zeit sich auch der 
hornige Schnabel gebildet hat, der erst nach Io oder ı2 Wochen 
durch das nun weit gespaltene Maul ersetzt wird. 

Die Larven gehören nächst denen von Bufo calamita und Hyla 
mit zu den kleinsten unter den europäischen Froschlurchen, da sie 
beim Auskriechen nur 4—6 mm messen und auch ausgewachsen 
gewöhnlich nur 20—25, höchstens etwas über 30 mm lang werden. 
Der Körper derselben ist etwa anderthalb mal so lang als breit und 
3/,—/;mal so lang als der Schwanz. Die Näsenlöcher sind dem 
Auge näher als der Schnauzenspitze, erstere mehr auf die Ober- 
seite des Kopfes gerückt, ihr Interokularraum ist zweimal so breit 
als der Internasalraum und ebenso breit oder nur wenig schmäler 
als der Mund. Das nach hinten gerichtete Spiraculum steht nicht 
weit vor, ist von beiden Körperenden ziemlich gleich weit entfernt 
und von oben und unten sichtbar. Der Schnabel ist weiß, breit 
schwarz gesäumt, die seitlich mit einer mittleren Einbuchtung ver- 
sehenen Lippen oben und unten ohne Papillensaum. An der Ober- 
lippe sind beide Zahnreihen fast gleich lang, die zweite in der Mitte 
sehr schmal unterbrochen. Der Schwanz ist 3—4mal so lang als 
hoch, am Ende breit zugerundet, sein Muskelteil an der Basis etwa 
®/, der größten: Totalhöhe betragend, der Flossensaum ziemlich 
geradlinig, oben und unten ziemlich gleich hoch und nicht auf den 


216 Bufonidae. 


Rücken fortgesetzt. Die Drüsenlinien sind kaum merkbar, die ein- 
tönig schwarze Färbung geht erst gegen Ende der Verwandlung ın 
Braun über. Die Larven halten sich wenigstens anfangs gesellig zu- 
sammen und schwimmen bei Sonnenschein munter umher, während 
sie bei trübem Wetter am Grunde seichter Stellen ruhig zu verweilen 
pflegen. Die jungen, etwa 8&—ı2 mm langen Krötchen verlassen 
von Mitte Mai bis Ende Juni das Wasser. Die Geschlechtsreife 
tritt erst nach vollendetem vierten Lebensjahre ein; in den Winter- 
quartieren findet man oft größere Mengen gesellig beisammen. Das 
Tier scheint ein bedeutendes Alter zu erreichen, da Fälle bekannt 
sind, daß einzelne Exemplare selbst in der Gefangenschaft über 
vierzig Jahre ausdauerten. 

Während die in Rede stehenden Kröten, in der Paarungssucht 
alle Rücksicht auf eventuell ihnen drohende Gefahren außer acht 
lassend, im Frühjahre zu jeder Tageszeit oft aus großen Entfer- 
nungen und scharenweise nach geeigneten Laichplätzen wandern, 
gehen sie nach Befriedigung ihres Geschlechtstriebes schon vor- 
sichtiger zu Werke und verlassen dann in der Regel nur bei Nacht 
das Wasser. Am Lande halten sie sich dann tagsüber in Erdlöchern 
und Felsklüften, unter Steinen und großblättrigen Pflanzen, Bret- 
tern und dergl. verborgen, um ausnahmsweise im Regenwetter, 
gewöhnlich aber nur bei Nachtzeit herauskommend, ungeschickt 
und schwerfällig humpelnd, ihrer Nahrung nachzugehen, die vor- 
zugsweise aus Regenwürmern, Insekten (mit Ausnahme von Schmet- 
terlingen) und Nacktschnecken besteht, obwohl große Exemplare 
mitunter auch kleinere Wirbeltiere, wie beispielsweise Blindschlei- 
chen, junge Schlangen u. dergl. nicht verschmähen, ja eine riesige 
vulgaris ward einmal selbst beim Verschlingen eines Rebhuhnküch- 
leins ertappt; doch unterliegt es keinem Zweifel, daß sie bei ihrer 
Größe und Gefräßigkeit eine Unmasse schädlicher Tiere vertilgen, 
daher zu den für Feld- und Gartenbau nützlichsten Geschöpfen ge- 
rechnet werden müssen, welche die möglichste Schonung verdienen. 
Nicht selten werden sie auch in von jedem Wasser weit entfernten 
Gegenden, wie beispielsweise im Hochgebirge oft in Höhen von über 
2000 m und mitunter in wahrhaft riesigen Exemplaren angetroffen. 
Die an Zahl bedeutend überwiegenden Männchen sind etwa nur ein 
Drittel so groß wie die Weibchen und werden von letzteren, die hie- 
bei auch ıhrer Nahrung nachgehen, oft wochenlang am Rücken herum- 
geschleppt. . Wegen der großen Minderzahl dieser entstehen ferner 
um den Besitz derselben oft wahre Wettkämpfe, indem sich häufig 
mehrere Männchen an ein Weibchen herandrängen und dasselbe zu 
erobern trachten, so daß oft ganze Knäuel sich herumbalgender 
Kröten angetroffen werden, die dann, im tieferen Wasser unter- 
sinkend, nicht selten durch Ertrinken den Tod finden. 

Den Winter verbringen die Tiere auf dem Lande in ähnlichen 
Schlupfwinkeln wie am Tage, nur daß sie sich dann weit tiefer zu- 
rückziehen, wobei die alten stets früher verschwinden als die jungen; 
in Ermanglung natürlicher Verstecke graben sie sich in lockerem 
Boden wohl auch selbst in die Erde ein. Die einmal erwählten Wohn- 
plätze sind ständig und werden nach Beendigung der nächtlichen 


Bufo. 287 


Wanderungen immer wieder aufgesucht; es werden daher letztere 
für gewöhnlich nur auf einen ziemlich kleinen Umkreis beschränkt 
sein. Die Erdkröte stößt nur ab und zu ganz schwache, knarrende 
Laute aus; dieselbe beherbergt nicht selten einen Eingeweidewurm 
(Rhabaditis nigrovenosa Rud.), der oft in großer Menge deren Lungen 
und Darmkanal erfüllt. Die von diesem Schmarotzer befallenen 
Individuen sind gewöhnlich an der Pupille zu erkennen, welche 
meist jeder schwarzen Beimengung entbehrt und nicht wie bei ge- 
sunden Tieren rot, sondern gelb gefärbt ist. 

Bufo vulgaris gehört ebenfalls zu den am weitesten verbreiteten 
Arten, indem dieselbe von einer durch die Mündung des Clyde in 
Schottland (56° n. B.) über die Nordspitze von Dänemark (574°), 
über Bergen (60°), Petersburg (60°) und Archangel (65°) gezogenen 
Linie an südlich durch fast ganz Europa angetroffen wird. Das 
Tier fehlt außer dem höchsten Norden des Weltteiles nur noch einigen 
Inseln, und zwar Irland, den Balearen, Corsica und Sardinien, sowie 
den ägäischen Eilanden. 

Im Käfige hält die Kröte unter den bescheidensten Verhält- 
nissen Dezennien lang aus. Abgesehen von großer Anspruchlosigkeit 
erfreut das Tier den Pfleger noch durch seine Intelligenz, in welcher 
Beziehung dasselbe unter allen Amphibien unstreitig den ersten 
Rang einnimmt. Es paßt sich in kurzer Zeit den ihm fremden Ver- 
hältnissen an, gibt bald alle unnützen Befreiungsversuche auf und 
fügt sich ruhig und ohne Aufregung in das ihr in der Gefangenschaft 
beschiedene Los. Obwohl ein Nachttier, kommt sie, an regelmäßige 
Fütterung gewöhnt, auch bei Tage hervor, lernt ihren Pfleger all- 
mählich kennen und ihm selbst die dargebotene Nahrung aus der 
Hand nehmen. Grelles Tageslicht und allzu große Hitze sind ihr 
unangenehm. Man kann das Tier auch mit Erfolg zur Vertilgung 
der besonders ın älteren Häusern oft so lästigen und schwer zu ver- 
treibenden Küchenschaben ( Periplaneta orientalis Linn&e) benutzen 
und ist eine Kröte dem hiezu häufig verwendeten, die ganze Nacht 
herumpolternden und alles beschmutzenden Igel jedenfalls weitaus 
vorzuziehen. Ein stets feucht gehaltener Lappen unter den Herd 
oder in einen anderen dunklen Winkel der Küche gelegt ist hinrei- 
chend, um dem Tiere tagesüber ein behagliches Ruheplätzchen zu 
verschaffen; des Nachts kommt dasselbe dann aus seinem Verstecke 
hervor, spaziert still und geräuschlos und ohne die geringste Störung 
zu verursachen in den ihm offen stehenden Wohnräumen herum 
und räumt mit dem lästigen Ungeziefer gründlich. auf. Die Beute 
wird mit der vorstreckbaren Zunge in den Mund geschlagen, größere 
Tiere eventuell noch mit Hilfe der Vorderfüße hineingeschoben und 
von ihnen etwa anhaftendem Schmutze gereinigt. Bei uns werden 
die Kröten namentlich im Frühjahre gelegentlich ihrer Paarungs- 
wanderungen leider noch immer zu Tausenden getötet, und wäre 
es Sache der Behörden und besonders der Schule, diesem vanda- 
lischen und schädlichen Gebaren zu steuern. Solange aber die 
Lehrerschaft selbst ihren Abscheu vor den harmlosen Tieren nicht 
bemeistern kann, ist an eine Besserung dieser jeden Gebildeten be- 
schämenden Zustände vorderhand nicht zu denken. In manchen 


218 Bufonidae. 


nördlichen Ländern hat man allerdings den Nutzen der Kröten be- 
reits zu würdigen gelernt und werden selbe namentlich in Holland 
und England von Landleuten regelmäßig zu Markte gebracht und 
von Gärtnern und Parkinhabern in Menge angekauft, um in den 
betreffenden Besitzen als wirksame Bekämpfer des Insekten- und 
Schneckenfraßes ausgesetzt zu werden. 


2. Bufo viridis: Spatium interoculare palpebris vix aequale; parotides 
parum elevatae, reniformes,; tympanum oculis semiaequale; ma- 
nuum dıigitus primus secundo plus minusve longior; Plantae 


saltem semipalmatae. — Long. 8&—I4 cm. 
Bufo viridis Laur. Synops. reptil. pag. 27. 7 (1768). — Bufo 
Schreberianus. Laur. l. c. pag. 27. 7 (1768). — Rana varia- 


bilis Pall. Spicileg. zool. fasc. V, pag. 1, tab. 6, fig. ı, 2 (1769. — Rana 
sitibunda Pall. Reise d. versch: Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 16 
(1771). — Rana bufina Müll. Zool. dan. prodrom. pag. 293 (1776). — 
Bufo viridi-radiatus Lacep. Quadr. ovip. I, Syn. meth. u. pag. 
588 (1788). — Bufo variabilis Bonnat. Tabl. Enc. Erpet. pag. 12, 
I, tab. 6 fig. 2 (1789). — Bufo Bufina Bonnat. l. c. ı2 (1789). — 
Rana bufo Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag! 1047, y (1790). — Rana 
viridis Lindacker Abh. Böhm. Ges. Wiss. I, pag. 123 (1791). — Bufo 
sitibundus Schneid. hist. amphib. I, pag. 225, XV (1799). — Bufo 
roseus Merr. Syst. amphib. pag. 183, ı2 (1820). — Rana picta 
Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 9 (1831). — Bufo longipes Bonap. 
Mem. Acc. Tor. (2) II, pag. 249 (1839). — Bufo Boulengeri Lataste 
Rev. int. Sc. III, pag. 438 (1879). 


mas. Palmarum digito primo et secundo nuptiae tempore atro-sca- 
brosis. 
Typus: Supra sordide grisescens vel albidus, maculis viridibus 
lemniscatis variegatus. 
var. a) Maculis obscuris in cervicibus decussatim confluentibus. 
Bufo crucigera Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. pag. 167, 3, y 
(1831). 
var. b) Dorso linea vertebrali flavescente. 


Bufo viridis var. lineata Ninni Sulla susp. esist. d. Bufo calam. 
n. Veneto. Atti Inst. Venet. Ser. V vol. V. — Bufo viridis var. 
calamita Nardo Prospetti sistem. d. Anim. Prov. Ven. Atti Inst. Ven. 
ser. III, vol. V, pag. 605. — Bufo viridis var. F. Lessona Anf.d. 
Biem. At Nee. En. .ser. II, vol. TI. 


Supra griseo-fuscescens, concolor. 


Rufe v#rıdis var. d. Lesonal. c. — Bufo viridis var. com 
color Camerano Anf. an. ital. pag. 50 (1883). 


var. d) Membrana natatoria plantarum distinctissima, fere integra. 


Bufo variabilis var. balearica Boettg. Zoolog. Anzeig. 
Nr. 72 (1880). 


Var, ’C 


ee 


Der Körper ist mäßig plump, in der Mitte zwar deutlich, aber 
nur selten bedeutend bauchig erweitert, der Kopf flach, wenigstens 
so breit als lang, mit kurzer, stumpf zugespitzter oder verrundet 
abgestutzter Schnauze. Der Interokularraum ist höchstens so breit 
als ein oberes Augenlid, die Kopfseiten in der Jugend ziemlich steil, 
ım Alter mehr schief nach außen und unten abfallend und dann 
namentlich unter den Augen oft deutlich der Länge nach vertieft; 


Bufo. 219 


die vom Nasenloch zu dem vorderen Augenwinkel hinziehende 
Schnauzenkante ist ziemlich verrundet und kaum merkbar. Der 
Oberkiefer zeigt in der Mitte einen schwach winkeligen Ausschnitt 
in den eine entsprechende kleine Erhöhung des Unterkiefers hinein- 
paßt. Die kleinen Nasenlöcher sind voneinander etwa ebensoweit 
wie von den Augen entfernt. Die gewöhnlich länglich elliptische 
Pupille ist nach unten zu oft stumpf dreieckig erweitert, mitunter 
sogar dem Rhombischen genähert. Die von deutlichen Poren durch- 
bohrten Ohrdrüsen sind nur flach gewölbt, vorn gewöhnlich deut- 
lich breiter als hinten, im allgemeinen von etwa nierenförmiger Ge- 
stalt. Ihre Länge ist ziemlich bedeutend, indem sich dieselben vom 
Hinterrande der Augen in paralleler oder schwach konvergierender 
Richtung nach rückwärts bis auf den Anfang des Rückens hinziehen, 
so daß ihr Ende gewöhnlich noch etwas hinter den Achseln liegt. 
Das meist deutliche Trommelfell ist klein und rundlich, an Größe 
kaum dem halben Auge gleichkommend. Die Mundspalte reicht 
höchstens etwas hinter die Augen hinaus. Die Zunge ist elliptisch 
oder länglich eiförmig, die Mündungen der eustachischen Röhren 
den inneren Nasenlöchern an Größe wenig nachstehend. Die an der 
Kehle befindliche Schallblase ist klein, 

durch eine unvollständige Zwischenwand 
in zwei Hälften geteilt. Die Vorderbeine 
sind etwa von Rumpflänge, der erste Finger 
deutlich länger als der zweite, und beide 
zur Brunstzeit im männlichen Geschlechte 
nach oben und innen zu mit einer ge- 
schwärzten, feilenartig rauhen Haut über- 
zogen, welche Eigenschaft, obwohl stets 
im minderen Grade, nicht selten auch 
noch dem dritten Finger zukommt. An Fig. 40. 
den Handballen ist der innere Höcker 
kleiner und länglich, der äußere gut doppelt 
so große von gerundet dreieckiger oder unregelmäßig kreisförmiger 
Gestalt. Die Hinterbeine erreichen mit den Fußballen meist nur 
das Auge, ihre Tarsen sind mit einer von der Daumenschwiele bis 
zu den Fersen ziehenden, besonders beim Männchen scharf schnei- 
digen Hautleiste versehen; die hier stark hervorragende Daumen- 
schwiele ist länglich, walzenförmig, die ihr gegenüber liegende äußere 
kürzer, flacher und rundlich. Von den höchstens bis zur Hälfte 
mit Schwimmhäuten verbundenen Zehen nehmen die vier ersten an 
Länge allmählich zu, während die fünfte etwas kürzer als die dritte 
ist. Die Finger aller vier Füße sind unterseits an den Gelenken 
mit deutlichen, besonders in der Jugend fast knopfförmig hervor- 
ragenden einfachen Anschwellungen versehen. Schenkeldrüsen sind 
keine vorhanden. Die Oberseite ist mit mittelgroßen, meist rund- 
lichen oder linsenförmigen, gewöhnlich nur mäßig oder schwach her- 
vorragenden Warzen besetzt, die meist in Gruppen an den Seiten 
des Rumpfes dichter gestellt sind, während am Rücken die Zwischen- 
räume fast immer größer sind als die einander ziemlich gleichen 
Warzen; übrigens treten dieselben meist nur bei jüngeren und mittel- 





Bufo viridis Laur. 


220 Bufonidae. 


großen Exemplaren schärfer hervor, während sie mit zunehmendem 
Alter immer flacher werden, so daß bei sehr großen Stücken die Ober- 
seite ziemlich glatt erscheint. Die Schnauze und die Kopfseiten 
bis zum Trommelfell, der Unterarm und die Schienen, in minderem 
Grade oft auch die ganze Oberseite des Kopfes sind glatt. Die Unter- 
seite ist mit dicht stehenden, kleinen, flachen Warzen besetzt, die 
von vorn nach hinten zu meist erhabener werden und an den Schen- 
keln gewöhnlich ihre größte Ausbildung erreichen; von den Knieen 
abwärts sind die Hinterbeine vollkommen glatt. 

Die Färbung ist im Frühjahre und während der Laichzeit, so 
lange das Tier im Wasser lebt, meist mehr oder weniger schmutzig 
grau, die ganze Oberseite mit dunkelgrünen, unregelmäßigen Flecken 
besetzt. Außerdem finden sich noch, namentlich nach den Seiten 
hin kleinere, rosen- oder mennigrote Warzen bald in größerer, bald 
in geringerer Menge über die Haut zerstreut, was besonders bei 
Weibchen häufiger der Fall ist. Nach dem Laichen, wenn die Tiere 
das Wasser verlassen haben, hellt sich die Farbe unter dem Ein- 
flusse der Luft und des Landlebens immer mehr. und mehr auf, so 
daß der anfangs graue Grundton nach und nach in ein reines Schnee- 
weiß übergeht und die dunklen, scharf begrenzten Inselflecken eine 
schön grasgrüne Farbe annehmen. Nur die roten Punkte pflegen 
dann gewöhnlich zu verbleichen und verschwinden mitunter wohl 
auch vollkommen. Die Unterseite ist schmutzig weißgrau oder gelb- 
lich, beim Weibchen häufig dunkler gefleckt oder gemarmelt, was 
im minderen Grade manchmal auch beim Männchen vorkommt. In 
seltenen Fällen dehnen sich die roten Punkte mehr aus, so daß sie 
fleckenartig werden und durch Zusammenfließen mitunter einzelne 
Körperstellen in größerer Ausdehnung bedecken. So sind nament- 
lich bei südeuropäischen Stücken nicht selten die ganzen Augenlider 
und Parotiden schön rosenrot gefärbt und zahlreiche rote Flecken 
und Punkte erscheinen über die ganze Oberseite zerstreut; Mer- 
rems Bufo voseus ist wohl auf derartige Exemplare gegründet. 
Bei Stücken aus dem südöstlichen Europa stoßen die Flecken in 
der Nackengegend oft in Form zweier, mit ihrer Konvexität einander 
zugekehrter Halbmonde oder eines sogenannten Andreaskreuzes zu- 
sammen, zwischen dessen sämtliche Schenkel eine rundliche Mackel 
in ziemlich regelmäßiger Weise gestellt ist; diese Varietät ward von 
Eichwald als Bufo crucigera beschrieben. 

Außer dieser, stellenweise auch ım nördlichen Italien beobach- 
teten Form kommen in letzterem Faunengebiete noch zwei andere 
Varietäten vor, von denen die eine durch die über den Rücken hin- 
ziehende, mehr oder weniger vollständige gelbe Mittellinie auf den 
ersten Blick leicht für calamita gehalten werden kann, während sich 
die andere durch einfarbig graubraune Oberseite, die höchstens an 
den Hinterbeinen vereinzelte Flecken zeigt, von allen anderen Art- 
genossen sehr auffallend unterscheidet; endlich lebt noch auf den 
Balearen eine durch fast vollständige Schwimmhäute an den Hinter- 
füßen ausgezeichnete Form. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt in Nord- und Mittel- 
europa selten mehr als 6—8 cm, kann aber in südlichen Gegenden 


Bufo. 221 
fast das Doppelte erreichen, so daß hier mitunter Stücke — aller- 
dings nur weibliche — von gegen 14 cm Länge gefunden werden. 


Bufo viridis hält sich außer der Laichzeit bei Tage gewöhnlich 
unter Steinen, in Mauerritzen, im Getreide u. dergl. verborgen. An 
sandigen Meeresküsten und in Dünengegenden, wo geeignete Ver- 
stecke und Schlupfwinkel fehlen, scharren sich die Tiere mit Hilfe 
ihrer Hinterbeine mehr oder weniger lange Gänge und Röhren aus, 
welche nach unten flach, oben aber bogig gewölbt, im Durchschnitt 
also von etwa halbkreisförmiger Gestalt sind und mit dem Steigen 
der Temperatur allmählich tiefer gegraben werden. Obwohl auch 
außer der Brunstzeit mitunter noch im Wasser lebend, findet sich 
die Art doch auch nicht selten in ganz trockenen und von jeder 
Wasseransammlung weit entfernten Landstrichen, wo sie behufs 
ihres Feuchtigkeitsbedürfnisses ausschließlich auf Tau und Regen 
angewiesen ist. Da Bufo virıdis viel längere und schlankere Hinter- 
beine besitzt, als die beiden anderen europäischen Kröten, so ist er 
auch in seinen Bewegungen viel rascher und gewandter als diese 
und kann selbst ziemlich gut, wenn auch allerdings lange nicht so 
wie die Frösche, springen. Mit letzteren hat er auch noch die Art 
des Sitzens gemein, indem er nicht wie seine Gattungsverwandten 
mit auf dem Boden angedrückten Unterleibe und flachen Augäpfeln 
dahockt, sondern mit hoch aufgerichtetem Vorderteil und vorge- 
quollenen Augen zu sitzen pflegt. Wegen seiner größeren Bewegungs- 
fähigkeit unternimmt viridıs nachts auch viel weitere und ausge- 
dehntere Streifzüge als vulgarıs. Gefangen sucht sich das Tier außer 
durch Abscheidung seines sehr stark ätzenden Drüsensaftes noch 
durch Ausstoßen des Harnes und durch heftige, nach außen gerich- 
tete Scharrbewegungen der Hinterbeine zu befreien; das Männchen 
stößt namentlich zur Paarungszeit einen knarrenden oder mäckernden 
Ton aus, dabei die Kehle nach Art der Laubfrösche aufblähend. 

Im Frühjahre erscheint die Wechselkröte viel später als die Erd- 
kröte und wird bei uns gewöhnlich erst im April oder Mai, ja manch- 
mal sogar noch anfangs Juni behufs der Paarung im Wasser an- 
getroffen; im allgemeinen ist dies bei einem so weit verbreiteten 
Tiere selbstverständlich nach Klima und Wohnort vielfachen Ände- 
rungen unterworfen. In der Auswahl der Laichplätze zeigt auch 
virıdıs keine große Voraussicht, ja er zieht zu dem Ende, wahrschein- 
lich wegen des wärmeren Wassers, flache und seichte Lachen und 
Sumpfstellen vor, was dann allerdings meist ein schnelleres Aus- 
kriechen, aber infolge baldiger Vertrocknung nur zu häufig auch 
ein vorzeitiges Eingehen der Brut zur Folge hat. Die Tiere begeben 
sich meist schon einige Tage vor dem Laichen ins Wasser, in welchem 
sie auch nach der Paarung noch einige Zeit verweilen, was nament- 
lich von den Weibchen gilt, mitunter aber auch bei den Männchen 
der Fall ist, besonders dann, wenn sie nicht zur Begattung gelangten. 
Unter allen einheimischen Kröten hat virıdis die längste Laichzeit, 
da man die Tiere meist einen ganzen Monat und wohl auch länger 
beim Paarungsgeschäfte antrifft; die Begattung selbst findet zu 
allen Tageszeiten statt, doch wird warmen, sonnigen Tagen in dieser 
Richtung entschieden der Vorzug gegeben. 


222 Bufonidae. 


Die gewöhnlich im Verlaufe eines halben Tages abgelegten 
Laichschnüre sind 3—4 m lang und etwa 3 mm dick. Sie enthalten 
gegen tausend sehr kleine, abwechselnd gestellte, kaum einen halben 
Millimeter große Eier, die sehr gedrängt liegen und von braunschwarzer 
Farbe sind. Die Entwicklung derselben geht sehr rasch vor sich, 
indem die beim Auskriechen 3—4 mm langen Larven bei warmem 
Wetter oft schon in einigen Tagen die Eihüllen verlassen; hierauf 
bleiben sie noch mehrere Tage an den Gallertschnüren hängen und 
zerstreuen sich dann an seichte Stellen des Ufers. Bald bilden sich 
auch die äußeren Kiemen, die aber niemals baumförmig verästelt 
sind, sondern nur aus einfachen Gefäßschlingen bestehen und nach 
einem Tage ihrer Existenz gewöhnlich schon wieder verschwinden. 

Die den Larven der anderen zwei Krötenarten ziemlich ähnlichen 
Kaulquappen sind von diesen außer der bedeutenderen Größe noch 
durch den breiteren Interokularraum verschieden, der etwa der 
Mundspalte gleicht und anderthalb mal so breit ist, wie der Inter- 
nasalraum. Die Bezahnung der Lippen ist sehr veränderlich und 
bietet hier nichts Charakteristisches, namentlich ist die Länge der 
zweiten Ober- und der ersten Unterlippenreihe und die Weite der 
Unterbrechung in jener außerordentlich wechselnd, obwohl sich 
diese Verschiedenheiten meist an bestimmte Fundorte halten. Der 
Schwanz ist 3—4 mal so lang als hoch, am Ende breit verrundet, 
sein oberer Saum mehr gewölbt als bei vulgaris und etwas höher 
als der untere, der Muskelteil etwa die Hälfte der größten Höhe 
betragend. Die Färbung ist anfangs dunkel grauschwarz, später 
braun oder graulich, bald einfarbig, bald mit kleinen dunkleren Spren- 
keln, der Bauch graulich weiß, die Schwanzflosse mit oder auch ohne 
braune Flecke und Punkte. Nach Durchbruch der Hinterbeine 
hellt sich die Grundfarbe stark auf und die für das erwachsene Tier 
charakteristische Inselflecken treten allmählich hervor. Die ganze 
Entwicklung nimmt etwa drei Monate in Anspruch und ist in mittleren 
Breiten gewöhnlich im Juli vollendet. Die frisch ans Land gegangenen 
Krötchen sind etwa 15—ı7 mm lang und von den alten in Färbung 
und Zeichnung nicht verschieden, nur daß sie, wie bereits erwähnt, 
meist rauher und warziger sind als erwachsene und namentlich 
größere Stücke, welch letztere öfters ziemlich glatt erscheinen. Die 
eben Verwandelten führen mehr ein Tag- als ein Nachtleben und 
werden nicht selten im grellsten Sonnenschein lebhaft herumkriechend 
angetroffen; die Erwachsenen klettern auch an alten Mauern, rauhen 
Felsen u. dgl. ziemlich gewandt hinan und schwimmen auch recht 
gut. Ihre Stimme ist, wegen der wenig ausgebildeten Schallblasen, 
schwach und kann nur in nächster Nähe vernommen werden. 

Bufo viridis ist eine entschieden östliche Form, indem dieselbe 
in Norddeutschland westlich nicht über die Weser und Leine, in Mittel- 
deutschland nicht über die Werra und in Süddeutschland nicht über 
den Rhein hinausgeht. Vom Taunus und Mainzer Becken an schiebt 
sich. das Tier am rechten Rheinufer nordwärts bis gegen die Ruhr 
vor. Es fehlt somit den britischen Inseln und dem größten Teile 
von Skandinavien, den Niederlanden und Belgien sowie allen west- 
lich vom Rhein gelegenen Ländern Europas, der westlichen Rhein- 


Bufo. 223 


provinz, der Rheinpfalz, den Reichslanden, Luxemburg, Frankreich 
und der Pyrenäischen Halbinsel. In der Schweiz ist das Vorkommen 
auf die südöstlichsten Kantone beschränkt. Die Nordgrenze der 
Verbreitung wird von einer über die nördlichste Spitze von Jüt- 
land durch Südschweden und Nord-Gotland (etwa bis gegen 58° n. B.) 
gezogene Linie bezeichnet, die sich durch die russischen Ostseepro- 
vinzen gehend und allmählich senkend über Moskau bis Orenburg 
am Ural (gegen 52° n. B.) erstreckt. Von da ab kommt die Art 
durch ganz Europa und dessen Inseln bis zum äußersten Süden vor; 
vorwiegend eine Bewohnerin des Flach- und Hügellandes ist sie im 
Gebirge mehr selten und steigt daselbst nur stellenweise bis gegen 
ı1oo m Meereshöhe empor. 

Bezüglich der Gefangenhaltung gilt das von der vorigen Art 
Gesagte für die Wechselkröte; nur gewöhnt sie sich, da sie viel leb- 
hafter ist als die erstere, nicht so schnell ein, ist anfangs länger un- 
ruhig und sucht zu entkommen, bis sie sich übrigens auch nach 
kurzer Zeit in die neuen Verhältnisse fügt, den Pfleger bald kennen 
lernt und nach: und nach vollständig zahm wird. 


3. Bufo calamita: Spatium interoculare palpebris vix aequale,; Paro- 
tides modice distinctae, planae, postice attenuatae. Tympanum 
parvum, subobsoletum,; manuum digitus primus secundo fere 
aequalis. Pedes postici corpore haud longiores, digitis basin 
tantum membrana brevi unitis. — Long. 6—8 cm. 

Bufo calamita Laur. Synops. reptil. pag. 27. 9 (1768). — Rana 
foetidissima Hermann Tab. affinit. animal. pag. 260, h (1783). — 
Rana ecaudata Razoum. Hist. nat. du Jorat. I, pag. 281 (1789). 
— Rana bufo Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1047, 6 (1790). — Rana 
salsa Gmel. l. c. pag. 1049 (1790). — Bufo cruciatus Schneid. 
histor. amphib. I, pag. 193, III (1799). — Rana mephitica Shaw 
Gener. zool. I, pag. 149, tab. 43 (1802). — Bufo cursor,. Daud. Hist. 
nat. d. rept. VIII, pag. 164 (1803). — Rana portentosa Blumenb. 
Handb. d. Naturg. pag. 248, 7 (1821). — Bufo portentosus Schinz 
Fauna Helv. pag. 144 (1837). — Bufo viridis Dum. Bibr. Erpetol. 
gener. VIII, pag. 681, 6, partim (1841). — Epidalea calamita 
Cope Nat.-hist. Rev. pag. Io2 (1865). 

mas. Palmarum pollice digitisgue secundo et tertio nuptiae tempore 
obscuro-scabrosis. 


Diese Art ist sehr häufig mit der vorhergehenden vermengt 
oder verwechselt worden, obwohl sie durch den viel plumperen 
Körper und die im Verhältnis zu demselben sehr kurzen Beine schon 
dem Habitus nach auf den ersten Blick zu erkennen ist. 

Der Körper ist auffallend kurz und zusammengeschoben, am 
Rücken ziemlich flach und auch an den Seiten nur wenig bauchig 
erweitert, der Kopf wenigstens so breit als lang, oben platt, zwischen 
den Augen flach oder — namentlich in der Jugend — auch mehr oder 
weniger deutlich gewölbt und daselbst höchstens so breit als ein ein- 
zelnes Augenlid, die ziemlich steil abfallenden Seiten unter den 
Augen besonders im Alter deutlich der Länge nach vertieft, die 
stumpf verrundete Schnauzenkante nur bei ganz kleinen Stücken 
besser hervortretend, der Oberkiefer in der Mitte mit einem schwach 


29 4 Bufonidae. 


winkligen Einschnitte versehen, die Mundspalte unter dem hinteren 
Augenwinkel endend. Die Nasenlöcher sind voneinander etwa ebenso- 
weit wie von den Augen entfernt, die Pupille erscheint durch eine 
schwache Einbiegung am Außenrande teilweise dreieckig, ja mit- 
unter durch eine zu gleicher Zeit eintretende Einkerbung der Ober- 
seite oft sogar stumpf rhombisch. Die Ohrdrüsen, welche übrigens 
bei ganz kleinen Stücken meist kaum merkbar sind, sind flach ge- 
wölbt, gerade, im ganzen etwa von nach hinten verschmälert ellip- 
tischer Gestalt, viel kürzer als bei vıridıs, ihr Hinterende etwa mit 
der Mitte des Oberarms in gleicher Linie gelegen. Das Trommelfell 
ist viel undeutlicher als bei der vorigen Art, in vielen Fällen kaum 
zu unterscheiden. Die ziemlich bandförmige Zunge ist nach rück- 
wärts nur wenig erweitert, die an der Kehle gelegene Schallblase 
durch zwei beiderseits der Zunge neben der Hinterhälfte der Unter- 
kieferäste gelegene Längsspalten nach innen 
geöffnet. Die Vorderbeine sind meist so 
lang als der Rumpf, die Hinterbeine kürzer 
als bei irgendeinem anderen europäischen 
Anuren, nach vorn an den Körper angelegt 
in der Regel mit der Spitze der längsten 
Zehe das Schnauzenende höchstens etwas 
überragend, bei jenen die Finger mit Aus- 
nahme des mäßig verlängerten dritten ein- 
ander ziemlich gleich, bei diesem die vier 
ersten Zehen allmählich länger werdend, die 





fünfte etwas kürzer als die dritte, die Schenkel 

nl /i äußerst kurz; auch sind hier die Zehen nur 
an der Basis mit sehr kleinen, kaum merk- 

Fig ar. baren Spannhäuten verbunden!), und die 


3 en Schienen in beiden Geschlechtern mit auch 
ufo calamita Laur. : = 
2 rechter Hinterfuß von oben. außer ‘der Paarungszeit vorhandenen Dress 
versehen, die Tarsen übrigens wie bei virıdıs 
durch eine an ihrer Innenseite hinlaufende erhabene Hautleiste aus 
gezeichnet. Die äußeren Höcker der Hand- und Fußballen sind groß 
und flach, scheiben- oder kegelförmig, die inneren kleiner, länglich 
walzig, alle Zehen unterseits mit deutlichen, fast immer doppelten 
Gelenksanschwellungen. Mit Ausnahme der Schnauze und der Kopf- 
seiten ist der ganze Körper sowie die Beine bis zu den Zehenwurzeln 
oben und unten mit zahlreichen, dicht stehenden kleinen Warzen be- 
deckt, die in der zweiten Hälfte des Unterleibes bedeutend größer 
werden, aber dabei viel flacher und voneinander weiter entfernt sind 
als auf Brust und Kehle; außerdem ist noch die Oberseite des 
Rumpfes mit bald mehr, bald weniger zerstreut stehenden, größeren 
aber untereinander ziemlich gleichartigen etwa linsenförmigen Warzen 
besetzt. 
Auch die Färbung ist bei calamıta im allgemeinen stets’ eine 
wesentlich andere als bei virıdis, obwohl beide Arten in manchen 
!) Nach Böttger soll bei Stücken aus der Pyren. Halbinsel die Schwimm- 


haut mitunter bis zur Hälfte der Zehen reichen; mir sind derartige Tiere noch nie 
untergekommen. 


Bufo. 225 


Varietäten einander mitunter ziemlich ähneln. Die Grundfarbe ist 
niemals rein weiß, wie oft bei viridis, sondern’ stets grau oder grün- 
lich, in manchen Fällen gelbbraun oder auch — namentlich beim 
Weibchen — selbst mehr rötlich braun, ja ausnahmsweise fast 
schwärzlich. Auf dieser sehr wechselnden Grundfarbe stehen bald 
mehr, bald weniger dunkelgrüne oder bräunliche, dann und wann 
in unregelmäßige Längsreihen geordnete und nur ausnahmsweise 
bindenartig zusammenfließende Flecken, und fast immer auch oft 
ziemlich zahlreiche gelbe oder rote warzige Punkte. Sehr häufig 
bilden die letzteren den Mittelpunkt der .dunklen Flecken, so daß 
sie von denselben hofartig umgeben werden, sowie sich überhaupt 
die dunkeln Zeichnungen gern den Körperwarzen anschließen, die- 
selben bald mehr, bald weniger bedeckend oder säumend, was be- 
sonders in der Jugend sehr deutlich hervortritt. Diese dunklen 
Makeln fehlen nur in seltenen Fällen ganz, sondern sind wenigstens 
in geringem Grade fast immer vorhanden und treten namentlich 
am Oberkiefer sowie auch an den Körperseiten meist am deutlichsten 
hervor. Doch haben die Flecken niemals das schöne Grasgrün von 
viridis, zeigen auch nie dieselbe Größe und die inselförmige oder 
. landkartenartige Verteilung, die für die vorige Art so bezeichnend 
ist, sondern sind in den meisten Fällen ziemlich klein und von mehr 
oder weniger unregelmäßig rundlicher Gestalt. An den Beinen 
sind sie namentlich bei ganz jungen Stücken oft quer bindenartig 
erweitert, auch zeigen letztere am oberen Augenlide fast immer einen 
größeren dunklen Fleck. Auch die roten Warzenpunkte fehlen 
nur selten und zeigen namentlich bei jüngeren oder auch bei süd- 
lichen Exemplaren eine sehr intensive, auch im Weingeist standhal- 
tende Färbung, wobei sie oft in großer Anzahl die ganze Oberfläche 
des Körpers übersäen. Fast immer verläuft über die Mitte des 
Rückens eine schon am Kopfe beginnende und bis zum After hın- 
ziehende, etwas vertiefte, glatte, mehr oder weniger lebhaft schwefel- 
gelbe Linie, und parallel mit ihr vom Auge bis zur Wurzel der Hinter- 
beine oft auch noch eine rötliche, aber mehr unregelmäßige, meist 
etwas ausgezackte Binde, welche den Rücken von den Körperseiten 
trennt. Das Auge ist rötlich grau, die Pupille gelb, die Zehenspitzen 
sind, mit Ausnahme von ganz jungen Tieren, rötlich braun oder 
schwärzlich, hornartig verdickt. Die Unterseite ist in der Regel 
einfarbig weißlich, seltener durch kleine, zerstreut stehende schwarze 
Flecken gesprenkelt. 

Das kleinere und schlankere Männchen hat kräftigere Vorder- 
und längere, mit der Spitze der ersten Zehe das Schnauzenende 
erreichende oder etwas überragende Hinterbeine; außerdem besitzt 
dasselbe zur Brunstzeit am Ballen und an der Oberfläche des Dau- 
mens, sowie am Rande des zweiten und dritten Fingers dunkle, rauhe 
Schwielen. 

Calamita hält sich ebenso gut im Wasser als auf dem Lande auf. 
Bei Tage trifft man das Tier gewöhnlich im Trockenen, wo es in Höhlen, 
im Getreide und anderweitigen Schlupfwinkeln verborgen ist und 
des Abends schon von hier aus seine scharfe, schnarrende Stimme 
ertönen läßt; zur Nachtzeit begibt es sich aber häufig ins Wasser, 

Schreiber, Herpetologia europaea. 15 


226 Bufonidae. 


das natürlich auch zur Laichzeit aufgesucht wird, wo es jedoch 
nur ausnahmsweise offene, sondern fast immer mit Röhricht oder 
anderen Wasserpflanzen mehr oder weniger dicht bewachsene Stellen 
aufsucht. Das Laichgeschäft selbst wird nur bei Nacht vorgenommen 
und meist auch in einer einzigen Nacht zu Ende geführt, was wahr- 
scheinlich mit der Kürze der Eischnüre zusammenhängt, welche in 
dieser Richtung denen unserer anderen Kröten bedeutend nach- 
stehen. Die tief schwarzen, mit einem hellen Fleck versehenen 
Laichkörner sind ziemlich groß aber weniger zahlreich als bei den 
verwandten Arten; beim. Austritt aus der weiblichen Kloake ur- 
sprünglich in Doppelreihen geordnet, werden sie später durch starkes 
Anquellen der sie umgebenden Gallerte derart verschoben, daß sie 
dann mehr in einfache Reihen zu liegen kommen. Die Larven ge- 
hören mit zu den kleinsten unter unseren Anuren, erscheinen schon 
nach 3—4 Tagen außerhalb der Eihüllen an den Laichschnüren 
hängend und werfen die äußeren Kiemen noch früher ab, als die 
Quappen von viridis; beim Auskriechen oft kaum 7—8 mm lang, 
wachsen sie auch im Laufe ihrer Entwicklung höchstens bis zu 30 mm 
heran, und obwohl die alten Tiere unter allen einheimischen Anuren 
zuletzt erscheinen, so erreichen doch deren Larven zuerst ihre voll- 
endete Ausbildung, die sie in 6—7 Wochen zum Abschluß bringen. 

Die Kaulquappen unterscheiden sich von denen der voran- 
gehenden Art zunächst durch den kleineren Mund, der dem Inter- 
okularraum an Größe etwas nachsteht, den Internasalraum hingegen 
an Breite um ein Geringes übertrifft; nebstdem sind die zweiten 
Zahnreihen der Oberlippe viel kürzer und in der Mitte weiter unter- 
brochen als bei viridis, der Papillensaum unten einfach. Das Sprira- 
culum ist höchstens so groß wie die Mündung der langen Analröhre, 
der Schwanz gut anderthalbmal so lang wie der Körper, sein Ober- 
saum weniger konvex als bei der vorigen Art. Die Färbung ist oben 
schwarz mit weißen Nasenlöchern, seitlich und am Bauche dunkel- 
grau mit blassen, bronzenen Punkten, die graue Schwanzflosse fein 
schwarz gesprenkelt, deren Blutgefäße als feine Verästelungen deut- 
lich durchscheinend, Kehle und Kinn öfters weißlich. Die für die 
ausgebildeten Tiere charakteristische gelbe Vertebrallinie ist oft 
schon vor dem Durchbruch der vorderen Gliedmaßen sichtbar. Mit 
zunehmendem Wachstum hellt' sich die Grundfarbe allmählich auf 
und geht namentlich nach dem Hervortreten der Hinterbeine ins 
Bräunliche über, von dem sich auch bald dunklere Flecken mehr oder 
weniger deutlich abheben. 

Die frisch ans Land gegangenen Tiere fallen unter allen jungen 
Kröten durch ihre außerordentliche Kleinheit auf, indem sie oft 
nicht einmal ı cm lang sind; die Parotiden sind noch nicht abgehoben, 
der Rumpf nach rückwärts etwas verbreitert, die Hinterbeine sehr 
kurz. Die Oberseite ist graugelb, fein gekörnt und überdies noch 
mit größeren, rotbraunen Warzen besetzt, der weißgraue Bauch 
hinten dunkler; an der Außengrenze ist eine durch Drüsen hervor- 
gerufene Seitenlinie gut sichtbar. In dem darauf folgenden Früh- 
jahre haben dann die Krötchen oben ein schönes, mitunter fast ins 
Orangefarbene ziehende Olivenbraun angenommen, von dem sich 


Bufo. 227 


die rötlichen Warzen des Rückens und der nun nicht mehr so deut- 
lichen Seitenlinie scharf abheben. 

Die erwachsenen Tiere kommen gewöhnlich Ende März oder im 
April zum Vorschein, schreiten aber meist erst im Mai zur Fort- 
pflanzung; daß letztere übrigens zu sehr verschiedenen Zeiten statt- 
findet, beweist schon der Umstand, daß nicht selten Eier, Larven und 
frisch verwandelte Junge untereinander angetroffen werden; doch 
scheint eine Überwinterung von Kaulquappen nicht vorzukommen. 

Unter allen einheimischen Kröten ist calamıta der beste Gräber 
und zeigt in dieser Hinsicht manche Ähnlichkeit mit Pelobates. Ob- 
wohl die Tiere häufig nur schon vorhandene Löcher durch Scharren 
mit allen vier Füßen und entsprechende Drehungen des Körpers 
erweitern und ausbauen, so sind sie doch auch imstande, ganz frische 
Höhlen anzulegen, indem sie nach Pelobates Art mit dem Hinterleib 
vorangehend die Erde mit ihren derben, hornartigen Zehenspitzen 
wegkratzen; in einige Tiefe gelangt, kehren sie sich dann um und 
wühlen mit der Schnauze und den Vorderbeinen weiter, die losge- 
worfene Erde wie ein Maulwurf mit den Hinterfüßen hinausschleu- 
dernd. Auf diese Art fertigen sie ihrer Körpergröße entsprechende, 
in schräger Richtung nach abwärts führende Gänge an. — In ihren 
anderen Bewegungen ist diese Art plumper als irgendeine ihrer Ver- 
wandten, da sie wegen ihrer kurzen Hinterbeine des Sprungver- 
mögens entbehrt und nur auf allen vier Füßen zu laufen vermag, 
ein Umstand, der das Tier selbst in der Dämmerung von vırıdıs 
sofort unterscheiden läßt; auch ist wegen ihrer fast ganz freien Hinter- 
zehen die Schwimmfähigkeit nur eine beschränkte, indem sie nicht 
wie die anderen Anuren, sondern mehr nach Hundeart schwimmt. 
Dagegen kann sie gut klettern und kommt selbst an senkrechten 
rauhen Wänden und Mauern leicht hinauf. Ihr reichlich abgeson- 
dertes Drüsensekret hat einen ausgesprochenen Geruch nach ver- 
branntem Schießpulver. 

Im Gegensatze zu viridis ist Bufo calamıta als eine entschieden 
westeuropäische Form zu bezeichnen, indem sie nach Osten die 
Weichsel nicht überschreitet, während sie im Westen unseres Welt- 
teiles bis an die Küsten des atlantischen Ozeans vorkommt. Das 
Zentrum der Verbreitung scheint Frankreich zu sein, von wo aus die 
Art nördlich bis ins südwestliche Irland, Südschottland, Dänemark 
und dessen Inseln, Südschweden und russisch Polen vorgedrungen 
ist, während sie nach Süden zu bis zu den Alpen und Gibraltar vor- 
kommt. In der Schweiz ist sie nur in den an Frankreich grenzenden 
westlichen Teilen zu finden, in Italien, der ganzen österreichisch- 
ungarischen Monarchie, sowie in allen östlich und südlich davon 
liegenden Ländern Europas fehlt sie. Im Gebirge geht sie nicht 
hoch hinauf. 

In der Gefangenschaft benimmt sich calamita ähnlich wie seine 
Verwandten. Obwohl anfangs ziemlich ungeberdig, legt sie ıhr 
‚wildes Wesen doch schon nach einigen Tagen ab und lernt bald die 
ihr gebotene Nahrung aus der Hand nehmen. Bei Haltung mehrerer 
Tiere in engerem Raume gewährt es oft einen wahrhaft drolligen 
Anblick, wenn beim Herannahen des Pflegers alle hastig herbeieilen 

15* 


228 Ranidae. 


und sich gegenseitig überstürzend demselben das vorgehaltene Futter- 
tier zu entreißen trachten; als solche kann man ziemlich große reichen 
und habe ich erwachsene Stücke beispielsweise wiederholt mit der 
ziemlich voluminösen Blaps similis Latr. gefüttert. 


5. Familie. Ranidae. 


Maxilla inferior edentula. 

Pupilla rotundata. 

Parotides nullae. 

Pedes postici valde elongatı palmatı. 


Der Körper ist bald ziemlich schlank und gewölbt, bald mehr 
plump und abgeplattet, der Kopf kurz und hinten vollkommen von 
der Breite des Rumpfes. Die Ohrdrüsen fehlen immer, das Trommel- 
fell ist deutlich, die Schallblasen sind bald vorhanden, bald fehlend. 
Die Zunge ist groß, länglich oder dreieckig eiförmig, am Hinterrande 
tief ausgerandet oder fast zweihörnig und nur in der vorderen Hälfte 
befestigt. Die Gaumenzähne stehen in zwei queren Reihen oder 
Gruppen, die bald zwischen, häufiger aber etwas hinter den inneren 
Nasenlöchern verlaufen und unter sich durch einen deutlichen Zwischen- 
raum getrennt sind. Die Vorderbeine haben freie, die stark ver- 
längerten Hinterbeine durch Schwimmhäute verbundene Zehen. 
Die Haut ist meist ziemlich glatt oder nur mit mehr vereinzelten, 
seltener mit zahlreicheren drüsigen Hervorragungen oder Warzen 
bedeckt. 

Die Mitglieder dieser Familie leben entweder am Wasser oder 
aber am Lande, woselbst sie sich an schattigen und feuchten Orten 
aufhalten. Bei der Paarung wird das Weibchen von dem Männchen 
unter den Achseln umfaßt, der Laich wird in Klumpen abgesetzt. 
Die laevogyrinen Larven verlassen die Eihüllen bereits mit aus- 
gebildeten äußeren Kiemen, die Lippen derselben sind seitlich und 
unten mit oft in mehreren Reihen stehenden Papillen gesäumt, die 
Zähne in den einzelnen Leisten stets einreihig; das Sprraculum ist 
nach aufwärts und rückwärts gerichtet. 

In Europa ist die Familie nur durch eine einzige Gattung ver- 
treten. 


I. Gattung. Rana. 
Linne Syst. nat. I, pag. 354 (1767). 
Tympanum conspicuum. 
Lingua oblonga posterius libera et bifurca. 
Dentium palatinorum pugilli breves. 
Digiti simplices callis subarticularıbus instructt. 


Der Körper ist bald mehr schlank und kantig, bald mehr plump 
und gerundet, der Rumpf nach rückwärts gegen die Hinterbeine zu 
stark eingezogen, bald mehr flach und abgeplattet, meistens jedoch 
ziemlich hoch und im hinteren Teile des Rückens durch die stark 


a 


Rana. 2 29 


vorspringenden Beckenknochen höckerartig aufgetrieben, sein oberer 
Teil von den Seiten durch zwei erhabene Drüsenleisten fast immer 
deutlich geschieden. Die Form des Kopfes ist bei den einzelnen 
Arten sehr verschieden. Das Trommelfell gibt durch seine Größe 
und Entfernung von den Augen gute Unterscheidungsmerkmale ab. 
Die Augen sind groß und sehr vorstehend. Die Zunge ist nach hinten 
etwas erweitert und in ihrer hinteren Hälfte vollkommen frei und 
herausschlagbar. Die Gaumenzähne stehen in’zwei gewöhnlich nach 
hinten zu schwach konvergierenden Gruppen. Die Schallblasen 
sind bald vorhanden (Pelophylax Fitz.), bald fehlend, die Mün- 
dungen der eustachischen Röhren im inneren Mundwinkel als zwei 
die inneren Nasenlöcher an Größe wenigstens um das Doppelte 
übertreffende Öffnungen sehr deutlich sichtbar. Die Vorderbeine, 
welche bei den Männchen kürzer und stämmiger sind als bei den 
Weibchen, besitzen vier freie Zehen und zeigen an den Handballen 
keine Schwielen; der Daumen ist im männlichen Geschlechte zur 
Paarungszeit mit einer schwielig rauhen, manchmal geschwärzten 
Haut versehen. Die meist stark verlängerten Hinterbeine haben 
fünf durch Schwimmhäute verbundene Zehen, und an der Wurzel 
der inneren Zehe einen großen, länglichen schwielenartigen Höcker 
(Fersenhöcker), dann unter diesem gegenüber nächst der Basis der 
fünften Zehe noch einen zweiten, rundlichen, der aber stets kleiner ist 
und weniger hervortritt. Sämtliche Zehen sind unterseits an den Ge- 
lenken mit sehr deutlichen, schwielenartigen Auftreibungen versehen. 

Die meisten Arten dieser Gattung sind Landtiere, die sich mit 
Ausnahme der Brunstzeit besonders gerne in feuchten, schattigen 
Laubwäldern aufhalten, wo sie teils zahlreiche und passende Ver- 
stecke finden, teils durch ihre mit den abgefallenen Blättern überein- 
stimmende Färbung geschützt sind. Der an Unterholz und sonstigem 
Pflanzenwuchs arme, am Boden gewöhnlich nackte Nadelwald sagt 
ihnen, als nicht so viel Schutz gewährend, weit weniger zu. Zur 
Paarungszeit leben übrigens alle Arten im und am Wasser, besonders 
an Teichen, Sümpfen und langsam fließenden Gewässern, an deren 
Ufern sie namentlich im Sonnenschein nach Art der Hunde auf den 
Hinterbeinen sitzen, sich bei herannahender Gefahr kopfüber in 
weiten Sprüngen in die Flut stürzen, und sich daselbst mit der 
Schnauze tief in den Schlamm des Grundes oder unter locker auf- 
liegende Steine einwühlen. Die größeren Arten sind arge Räuber, 
welche selbst kleinere Wirbeltiere nicht verschonen. Den Winter 
bringen sie im Grunde des Wassers zu. 

Bei den Kaulquappen sind die Augen an > Oberseite des 
Kopfes, der After am Unterrande des Schwanzes gelegen; der obere 
Flossensaum des letzteren geht nach vorne nicht über die Mündung 
der Atemröhre hinaus. 

Die Gattung Rana ist noch fortwährend in der Differenzierung 
begriffen, und so gut auch die einzelnen Arten bereits unterschieden 
werden können, so stößt man bei dem Umstande, als die Zwischen- 
formen derzeit noch nicht überall ausgestorben sind, bei Unter- 
suchung eines größeren, aus verschiedenen Gegenden stammenden 
Materials hie und da noch immer auf Stücke, deren Zugehörigkeit 


2 3 oO Ranidae. 


zu der einen oder anderen der bisher aufgestellten Spezies nicht mit 
absoluter Sicherheit festgestellt werden kann und die daher vorder- 
hand noch als Übergangsformen zu betrachten sind. 

Die Merkmale der bis jetzt sicher zu unterscheidenden Arten 

sind in nachstehender Übersicht zusammengestellt. 

A. Schwimmhäute derb und vollkommen, d. h. so stark ent- 
wickelt, daß sie die längste Zehe mit den Nachbarzehen 
bis zur Spitze verbinden. Männchen neben und unter dem 
Unterkiefer und parallel mit diesem jederseits mit einem 
Längsschlitz zum Hervortreten der Schallblasen. Schenkel 
stets grob schwarz gefleckt und marmoriert, Ohrfleck schwach 
oder fehlend (Pelophylax Fitz.). 

I. Interokularraum mindestens halb so breit als ein oberes 
Augenlid. Gaumenzähne den Hinterrand der inneren 
Nasenlöcher niemals überragend. Fersen bei senkrecht 
auf den Körper abgebogenen Schenkeln und mit diesen 
parallel zurückgelegten Schienen nicht zusammenstoßend. 
Tibiotarsalgelenk beim Männchen nicht bis zur Schnauzen- 
spitze, beim Weibchen nicht bis zum hinteren Augenwinkel 
reichend. Innerer Metatarsalhöcker groß, kompreß, vor- 
ragend und etwa halb so lang als die vor ihm stehende 
Zehe. Schallblasen milchweiß, Hinterschenkel schwefel- 
oder dottergelb .... . ....‘. esculentcesgn 


II. Interokularraum nur ein Drittel so breit als ein oberes 
Augenlid. Gaumenzähne den Hinterrand der Choanen 
etwas überragend. Fersen bei senkrecht vom Körper 
abgebogenen Schenkeln und mit diesen parallel zurück- 
gelegten Schienen übereinander reichend. Tibiotarsal- 
gelenk beim Männchen die Schnauzenspitze, beim Weib- 
chen den hinteren Augenwinkel erreichend. Innerer Meta- 
tarsalhöcker klein, flach zylindrisch, nicht stark hervor- 
ragend und merklich kürzer als die Hälfte der vor ihm 
stehenden Zehe. Hinterschenkel fast niemals gelb. Schall- 
blasen.-schwärzlichgrau. ... . ... . ridibunda Ei 


B. Schwimmhäute unvollkommen, nur zwei Drittel oder drei 
Viertel der Zehen verbindend. Interokularraum flach und 
stets breiter als die Hälfte des oberen Augenlides. Schall- 
blasen öfters fehlend. Gaumenzähne in zwei nach hinten 
konvergierenden und unter die Verbindungslinie der inneren 
Nasenlöcher reichenden Gruppen. Öhrgegend mit auffällig 
großem und dunklen Temporalfleck. Oberseite niemals grün. 
Hinterschenkel nie grob schwarz gefleckt und gemarmelt. 


III. Fußwurzel (Tibiotarsalgelenk) die Schnauzenspitze nicht 
oder kaum erreichend. Abstand zwischen den dorso-late- 
ralen Drüsenwülsten 5—7mal in der Körperlänge enthalten. 
Männchen mit inneren Schallblasen. 

I. Fersenhöcker schwach entwickelt, weich, einen ovalen, 
niedrigen, stumpfen, höchstens die halbe Länge des 
übrigen Teiles der I. Zehe erreichenden Wulst bildend. 


Rana. 231 


a) Erster Finger kaum länger als der zweite. Schienen 
höchstens so lang als die Vorderbeine 

Camerani Boukg. 

b) Erster Finger deutlich länger als der zweite, Schienen 

viel kürzer als die Vorderbeine . temporaria Linne. 

2. Fersenhöcker sehr stark entwickelt, hart, schaufel- 
förmig, hoch und seitlich stark zusammengedrückt, meist 
etwa 24 der Länge des übrigen Teiles der ı. Zehe er- 
reichend. I. Finger viel länger als der 2., Schienen kürzer 
als die Vorderbeine . ... ae en Ares N IS. 

IV. Fußwurzel die Schnauzenspitze erreichend oder überragend. 

Abstand zwischen den dorso-lateralen Drüsenreihen 4 bis 

6 mal in der Körperlänge enthalten. 

3. Trommelfell höchstens 24 der Augengröße erreichend, 
dessen Abstand vom letzteren mitunter so groß wie sein 
eigener Durchmesser. 

c) Abstand zwischen den Nasenlöchern größer als der 
Interokularraum. 
aa) Fersenhöcker so lang als das Tympanum, %—?/; 
so lang als die Innenzehe. 

a) Trommelfell schwach abgehoben, Männchen 
mit äußeren Schallblasen . graeca Boulg. 

ß) Trommelfell gut abgehoben, Männchen mit 
inneren Schallblasen. macrocnemis Big. 

bb) Fersenhöcker sehr klein, weich, einem Sub- 
artikulartuberkel ähnlich, kürzer als das gut 
sichtbare Tympanum, höchstens '/,; so lang als 
die Innenzehe. Schwimmhäute ziemlich kurz, 

Männchen mit äußeren Schallblasen 

iberica Boulg. 

Abstand zwischen den Nasenlöchern nicht größer 
als der Interokularraum. I. Finger länger als der 2. 
Trommelfell gut sichtbar aber klein, höchstens Y, 
der Augengröße, dessen Entfernung vom Auge fast 
seinem Durchmesser gleich. Fersenhöcker weich, 
stumpf, vom Tympanum an Länge wenig verschieden, 
höchstens !/, von der übrigen Länge der Innenzehe. 
Zehen fast ganz durch Schwimmhäute verbunden 
Latastei Boug. 

4. Trommelfell fast so groß wie das Auge und demselben sehr 
nahe gerückt. ı. Finger länger als der 2. Subartikular- 
tuberkeln und Fersenhöcker stark vorstehend, letzterer 
mäßig breit, ziemlich hart, merklich kompreß, etwa %3 der 
Tympanumgröße und die halbe Länge des übrigen Teiles 
der ı. Zehe erreichend . ... ... „. agilis Thom. 


2 


1. Rana maeroenemis: Spatium internasale spatio interocuları multo 
latius, hoc dimidiae palpebrae subaequale. Typanum ab oculo 
multo majore vemotum. Dentes palatini choanis postpositi. 
Manuum digitus Primus secundo longior. Tibiae membris 


232 Ranidae. 


anterioribus subaequales. Articulatio tibio-tarsalis vostri apicem 
in adultis superans, callus subpollicarius obtusus, tenuis et an- 
gustus, dimidio pollice fere aequalis. — Long. 6—7 cm. 
Rana macrocnemis Bouleng. Descript. of new Spec. of Frog from 
As. Min. Proced. of the Zool. Soc. of Lond., pag. 22, tab. III (1885). 
mas. Capite vesicis vocalibus internis, palmarum pollice nuptiae-tem- 
pore calloso-incrassato integro, membrana nataloria margine 
subrecto. 
fem. Vesicis vocalibus nullis, palmarum pollice simplice, membrana 
natatoria margine sinnato. 


Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und seitlich mehr oder 
weniger bauchig, erweitert, der Kopf etwas breiter als lang, mit nicht 
vorstehender, kurzer, verrundeter oder stumpf zugespitzter Schnauze. 
Die Nasenlöcher sind von den Augen 
und der Schnauzenspitze gleich weit 
entfernt, ihr gegenseitiger Abstand viel 
größer als der Interokularraum, dieser 
flach und etwa von der halben Breite 
eines ‘oberen Augenlides; die Zügel- 
gegend fällt etwas schief ab. Das 
Trommelfell, welches etwa die Hälfte 
oder auch nur ein Drittel von der 
Größe des Auges beträgt, ist fast um 
die Hälfte seines Durch- 
messers von letzterem ent- 
fernt. Die Gaumenzähne 
sind in zwei schmale, schiefe 
Gruppen hinter das Niveau 
der Choanen gestellt. An 
den Vorderbeinen ist der 
erste Finger mehr oder 
weniger deutlich länger als 

Rana macrocnemis Boulg. der zweite; die Hinterbeine 
sind sehr lang, mit dem 
Tibiotarsalgelenk die Schnauzenspitze meistens überragend oder 
wenigstens erreichend, Schenkel und Schiene zusammen mehr als 
die ganze Körperlänge betragend, die Schienen so lang oder etwas 
kürzer als die Vorderbeine. Der innere Metatarsalhöcker ist stumpf, 
schmal und weich, oval oder elliptisch, an Länge etwa der Hälfte 
der darüber stehenden Zehe gleichend, der an der Basis der vierten 
Zehe stehende Höcker klein aber sehr deutlich. Die bis etwa drei 
Viertel ihrer Länge durch Schwimmhäute verbundenen Zehen haben 
nur kleine, schwach entwickelte Subartikulartuberkeln. An der 
warzigen Haut sihd die seitlichen Drüsenleisten nicht besonders 
stark abgehoben, ihr gegenseitiger Abstand in der Schultergegend 
etwa Y,—/, der Körperlänge betragend. 

Das Männchen zeichnet sich während der Brunst durch sehr 
kräftige Vorderbeine mit stark schwielig verdicktem, aber durch 
keine Querlinie geteiltem Daumen aus. Die am freien Rande fast 








} 


Rana. 233 


geradlinigen Schwimmhäute reichen zu der Zeit bis zur Basis des 
vorletzten, an der Innenseite fast bis zum letzten, an der vierten 
Zehe fast bis zur Spitze des letzten Zehengliedes. Auch besitzt 
das Männchen zwei innere Stimmsäcke und zur Zeit der Paarung 
eine durch Entwicklung der Lymphgefäße verursachte stark an- 
geschwollene Haut. 

Beim Weibchen hingegen sind die zwei letzten Phalangenglieder 
der vierten Zehe stets beiderseits, das letzte Glied der drei inneren 
Zehen auf der Außenseite, das-erste auch auf der Innenseite frei. 
Desgleichen sind die freien Ränder der Schwimmhaut tief ausgerandet 
und die Körperseiten sowie die Beckengegend und die Hinterbeine 
mit perlartigen Körnern besetzt. 

Die Oberseite ist lichtbraun, mit großen dunklen Flecken am 
Rücken und auf den Seiten und ebensolchen regelmäßigen Quer- 
binden auf den Hinterbeinen. Dieselbe Färbung zeigen auch der 
Kanthalstreifen, die breite Temporalmakel, der Saum der Oberlippe, 
ein verlängerter Fleck auf der Innenseite des Oberarmes sowie eine 
zwischen den Augen nach vorne, in der Schultergegend aber nach 
hinten offene Winkelzeichnung. Zwischen dem Kanthalstreifen 
und dem dunklen Saum der.Oberlippe zieht sich gewöhnlich ein mehr 
oder weniger deutlicher heller Strich hin. Die Unterseite ist weiß, 
die Kehle namentlich seitlich dunkel punktiert oder gefleckt. — 
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 6—7 cm. 

Diese Art ist in unserem Faunengebiete bisher nur im südöst- 
lichsten Rußland, und zwar in Nordkaukasien, angetroffen worden; 
über Lebensweise und Entwicklung ward meines Wissens noch nichts 
bekannt gemacht. 


2. Rana agilis: Spatium internasale spatio interoculari latius, hoc 
palpebrae multo angustius. Tympanum maximum, magnitudıne 
oculo fere aequale et illo valde approximatum. Dentes palatını 
choanis postpositi. Manuum digitus primus secundo sublongtor. 
Tibiae membris anticis subaequales. Articulatio tibio-tarsalis 
rostri apicem in adultis valde superans, callus subpollicarius 
durus, prominens, dimidio pollice subaequalis. — Long. 5—I2 cm. 

Rana temporaria Millet Faune Maine et Loirz, III, pag. 664 (1828). 
— Rana dalmatina Fitzing. in Bonap. Mem. Accad. Torin. (2), 
II, pag. 249 (1839). — Rana agilis Thomas Annal. Scienc. nat. IV, 
pag. 365, pl. VII, fig. 1-4 (1855). — Rana temporaria var. ar- 
valis Günther Catal. Batr. sal. Brit. Mus. pag. 16. partim (1858). — 
Rana gracilis Fatio Rev. e. Mag. Zool. XIV, pag. 8ı, pl. VI, VII 
(1862). — Rana temporaria var. gracilis Koch. Form u. 
Wandl. d. ecaud. Batr. d. Unt. Main- u. Lahn-Geb., pag. 2ı (1872). — 
Rana temporaria y Schreiber Herpet. europ. I, pag. 125 (1875). 


mas. Palmarum pollice nuptiae tempore modice incrassato callo ple- 

rumque subglabro, integro; membrana natatoria margine  sub- 
sinuato. 

- fem. Palmarum pollice simplice, membrana natatoria margine sinuato. 


Eine durch schlanke Gestalt, lange, vorgezogene Schnauze, 
dünne, stark verlängerte Hinterbeine, knopfförmig vorspringende 


234 Ranidae. 


Gelenkshöcker auf der Unterseite der Finger und Zehen sowie durch 
helle, fast einfarbige Oberseite, ungefleckten, weißlichen Bauch und 
zarte Hautbedeckung sehr ausgezeichnete Art. 

Der Körper ist gestreckt, nach hinten stark eingezogen und nur 
beim trächtigen Weibchen mehr oder weniger bauchig erweitert. Der 
Kopf ist etwa so lang als breit, flach und niedrig, mit dreieckig kegel- 
förmiger, über den Mund merklich vorragender Schnauze. Die 
konkave Zügelgegend zeigt oben eine deutliche Rostralkante und 
fällt seitlich stark schief ab. Die Nasenlöcher sind von den Augen 
und der Schnauzenspitze ziemlich gleich weit entfernt, ihr gegen- 
seitiger Abstand größer als der Interokularraum; dieser stets merk- 
lich schmäler als ein oberes Augenlid; die stark vorstehenden Augen 
sind von der Schnauzenspitze etwas mehr als von dem Oberlippen- 
rande entfernt. Das Trommelfell ist kreisrund, sehr groß und deut- 
lich, wenig kleiner als das Auge und dem letzteren so genähert, daß 
es von diesem nur um etwa 2—3 Fünftel 
des Tympanumdurchmessers absteht. Die 
Gaumenzähne stehen in zwei eiförmigen, 
stark divergierenden und merklich vor- 
springenden Gruppen, die nach außen 
hinter das Niveau der inneren Nasen- 
löcher hinausreichen. Die Vorderbeine 
sind im Verhältnis zu den 
hinteren Gliedmaßen sehr kurz, 
etwa so lang als die Schienen, 
die Finger stumpf, der erste 
—,, etwas länger als der zweite. 
Die Hinterbeine sind auffallend 
verlängert, mit dem Fersen- 
gelenk nur bei jungen Stücken 

Fig. 43. bis zur Schnauzenspitze, bei 
Beau: älteren aber bedeutend über 

dieselbe hinaus reichend; die 

Fersen bei vom Rumpfe senkrecht abgebogenen Schenkeln und 
mit ihnen parallel zurückgelegten Schienen über den After hinaus- 
ragend, Schienen und Füße von ziemlich gleicher Länge. Der innere 
Metatarsalhöcker ist hart, oval, stark vorstehend, meist um die Hälfte 
kleiner als die darüber stehende Zehe und kürzer als der Durchmesser 
des Tympanums. Unter der Wurzel der längsten Zehe steht gewöhn- 
lich noch ein kleiner, rundlicher, mehr warzenartiger Höcker. Die 
subartikularen Gelenkshöcker stehen an Fingern und Zehen stark 
knopfförmig vor. Die Schwimmhäute sind unvollständig, zart. Die 
feine Haut ist glatt, ganz gespannt, nur selten oben und an den Seiten 
etwas warzig, in der Weichengegend und auf der Unterseite der 
Schenkel fein perlartig gekörnt. Die mitunter stellenweise unter- 
brochenen subdorsalen Drüsenleisten sind zwar schmal, aber gut ab- 
gehoben, einander nicht sehr genähert und verlaufen, nur zwischen 
den Schultern oft schwach konvergierend, sonst in ziemlich gerader 
Richtung über den Rücken hin; außerdem ist noch die Schläfen- 
makel oben und unten durch eine Drüsenfalte gesäumt, sowie auch 








Rana. 235 


die nach hinten winkelig geöffnete Nackendrüse meist mehr oder 
weniger deutlich zu bemerken. 

Die jeglicher Schallblasen entbehrenden Männchen sind außer 
ihrer meist geringeren Größe an den stämmigeren Vorderbeinen und 
zur Brunstzeit an den Daumenschwielen und den stärker ausge- 
bildeten Schwimmhäuten zu erkennen. Die vom Ballen des Daumens 
bis zu dessen Spitze ohne Unterbrechung sich erstreckende Brunst- 
schwiele ist im Vergleich zu anderen Arten der Gattung nur mäßig 
entwickelt, in der Regel glatt, glänzend und hellfarbig und nur aus- 
nahmsweise durch kleine, runde Körner mehr oder weniges rauh 
und verdunkelt. Die beim brünstigen Männchen am freien Außen- 
rande oft ganz gradlinige Schwimmhaut reicht bei demselben an der 
längsten Zehe gewöhnlich bis zur Basis des letzten Phalangengliedes. 
Außer der Brunstzeit, sowie beim Weibchen sind die Schwimmhäute 
am Außenrande mehr oder weniger halbmondförmig gebuchtet und 
erstrecken sich an der vierten Zehe nur bis zur Basis des vorletzten 
Gliedes. 

Bezüglich der Färbung ist Rana agilis nur wenig veränderlich 
und muß als der hellste aller Braunfrösche bezeichnet werden. Die 
Oberseite kann von einem sehr lichten Lehmgelb, Fleischrötlich 
oder Schokoladefarben durch Hellgrau und Rötlichbraun einer- 
seits bis ins fast reine Grau, andererseits selbst bis ins ausgesprochene 
Ziegelrot übergehen. Im Leben und bei Wohlbefinden hat das ele- 
gante Tier fast etwas Durchscheinendes an sich, während Übelbefinden 
und ungünstige Witterungsverhältnisse verdunkelnd wirken. Die 
Männchen sind in der Regel lebhafter, die Weibchen meist matter 
gefärbt. Auf den Augenlidern, dem Trommelfell und den seitlichen 
Drüsenleisten macht sich zur Laichzeit nicht selten ein mehr oder 
weniger deutlicher Goldglanz bemerkbar. Ein Querfleck auf der 
Stirn, sowie die Nackendrüsen sind gewöhnlich dunkel. Desgleichen 
sind auch der Saum der Oberlippe, sowie einige Sprenkeln oder 
Marmeln am Rande des Unterkiefers braun. Eine Makel auf den Augen- 
lidern, der oft einen großen Teil der Zügelgegend einnehmende Kan- 
thalstreif, ferner ein Streifen am Oberarm und die Schläfenmakel 
sind stets tief dunkel gefärbt und infolgedessen sehr scharf und deut- 
lich abgehoben; da der Zügelstreif auch durch das Auge zieht, so 
wird hiedurch die Iris in eine obere goldene und eine untere schwärz- 
liche Hälfte geteilt. Der Kanthalstreif wird von dem dunklen Ober- 
lippensaum durch einen hellen, gelblichen oder selbst rosafarbenen 
von der Schwanzspitze bis zum Mundwinkel sich erstreckenden 
Streifen getrennt. Der Rücken selbst ist in der Regel ziemlich ein- 
farbig oder nur ab und zu mit spärlichen meist wenig hervortreten- 
den dunkleren Makeln besetzt. Nur an der Außenseite der meist 
etwas helleren, gewöhnlich gelblichen oder braunroten subdorsalen 
Drüsenleisten setzen sich gerne dunkle Flecken an, welche, wenn 
sie in größerer Zahl vorkommen und, wie es manchmal bei dalmati- 
. nischen Stücken vorkommt, zu einem mehr oder weniger zusammen- 
hängenden Längsstreifen zusammenfließen, solchen Tieren dann auf 
den ersten Blick eine oberflächliche Ähnlichkeit mit arvalis geben, 
welche Ähnlichkeit dann allerdings in höchst seltenen Fällen noch durch 


230. Ranidae. 


eine Erhellung der Vertebralzone in Form eines lichten Striches 
erhöht wird. Die Beine sind mit nicht sehr scharfen, braunen oder 
schwärzlichen Querbinden versehen; die Weibchen zeigen an den 
Körperseiten meist einen rosigen Anflug. Die Unterseite ist weiß- 
lich oder gelblich, der Bauch immer ungefleckt, die Kehl- und Brust- 
seiten beim Weibchen öfters mit feinen, rötlichen oder schwärzlichen 
Schnörkeln und Sprenkeln, beim Männchen wenigstens die Mitte 
der Kehle stets einfarbig weiß. Die Weichen und Schenkel zeigen 
besonders nach innen zu meist eine schöne schwefelgelbe oder bräun- 
liche Färbung, nach außen oft hellere oder dunklere Sprenkel. Die 
Füße sind unten fleischfarben mit rötlichen Subarticulartuberkeln. 

Die Jungen sind von den Alten durch viel kürzere, mit dem 
Fersengelenk die Schnauzenspitze nicht oder nur wenig überragende 
Hinterbeine und meist auch durch die Färbung verschieden. Die 
Oberseite ist gewöhnlich dunkler, mehr braun oder ziegelrot, die 
Unterseite rötlich, der Bauch graulich gefleckt. 

Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 5 bis 
6 cm, kann aber in südlichen Gegenden ausnahmsweise bis auf das 
Doppelte der erwähnten Größe ansteigen. 

Rana agılis lebt gewöhnlich in lichten Laubwäldern, in denen 
sie durch ihre mit abgefallenen dürren Blättern übereinstimmende 
Färbung vor Feinden sehr geschützt ist. Vermöge ihrer langen 
Hinterbeine vermag.sie ganz gewaltige, 2 m weite und %, m hohe 
Sprünge auszuführen und übertrifft daher in dieser Richtung alle 
ihre Verwandten. Sie hält sich vorwiegend in der Ebene und im Hügel- 
lande auf, während sie im Gebirge in der Regel durch temporaria 
vertreten wird. Doch trifft man das Tier ausnahmsweise auch im 
Hochgebirge an, was namentlich von der durch ihre enormen Dimen- 
sionen ausgezeichnete, von Fitzinger als Rana dalmatina be- 
schriebene Form gilt. Wahrhaft riesige, gegen ı2 cm Körperlänge 
messende Stücke davon habe ich beispielsweise in den Julischen 
Alpen ın der Nähe eines etwa in 1500 m Meereshöhe gelegenen Ge- 
birgsees auf der Alpe Duplje an der Ostseite des Berges Krn ge- 
sammelt. 

Der Winterschlaf dieser Frösche ist nur von kurzer Dauer und 
scheinen dieselben überhaupt gegen niedrige Temperaturen wenig 
empfindlich zu sein, da man sie nicht nur noch spät im Herbste ım 
Freien antrifft, sondern selbst auch mitten im Winter unter dem 
Eise oft lebhaft herumschwimmen sieht. Die Weibchen sollen übri- 
gens am Lande überwintern und kommen im Frühjahr viel später 
zum Vorschein als die an Zahl bedeutend überwiegenden Männchen. 
Zur Brunstzeit lassen die Tiere auch ihre Stimme vernehmen, die 
einige Ähnlichkeit mit der des Laubfrosches hat, wegen der fehlen- 
den Schallblasen jedoch sehr schwach und nur in der Nähe ver- 
nehmbar ist. 

Die Paarung von Rana agılis findet, wenigstens in ihrer süd- 
lichen Heimat, bei günstigen Witterungsverhältnissen sehr zeitig 
im Frühjahre, meist schon Mitte Februar statt. In der Auswahl 
der Laichplätze sind die Weibchen nicht sehr wählerisch, hängen 
namentlich in Sümpfen ihre Eierklumpen mit Vorliebe in das Ge- 


Rana. 9.7337 


zweige der durch die winterlichen Regengüsse unter Wasser gesetzten 
Weiden, wodurch dann, sobald bei zunehmender warmer Frühjahrs- 
temperatur das Wasser fällt, die Laichmassen in Menge in die freie 
Luft zu hängen kommen und ungezählte Tausende von Eiern der 
Vertrocknung anheimfallen. 

Die Paarung selbst dauert nur kurze Zeit und dürfte, da man 
in der Begattung begriffene Tiere fast niemals antrifft, wahrscheinlich 
während der Nacht stattfinden und auch in einer einzigen Nacht 
vollendet werden. Nach dem Laichen wird das Wasser sofort ver- 
lassen. Im freien Wasser sinken die frisch gelegten Eierklumpen 
anfangs zu Boden, steigen aber durch Anquellen der hellen und wenig 
konsistenten Gallertmasse bald in die Höhe, wo sie dann von der 
noch schwachen Frühjahrssonne um so besser durchwärmt werden, 
als sie, mit Ausnahme des sehr abstechenden hellweißen Fleckens, 
eine tiefschwarze Färbung haben und daher viel Sonnenstrahlen 
zu absorbieren vermögen; die Zahl der in einem Laichklumpen ent- 
haltenen Eier schwankt zwischen 6- bis 12 Hundert. 

Die ihre Verwandlung in 10—ı2 Wochen durchmachenden Lar- 
ven verlieren meist schon am sechsten Tage nach dem Ausschlüpfen 
die äußeren Kiemen; sie sind im ganzen den QOuappen von Rana 
esculenta ähnlich, haben aber eine kürzere Schnauze, genau in der 
Mitte zwischen Augen und Schnauzenspitze stehende Nasenlöcher 
und ein mehr dem Hinterrande des Körpers genähertes Spiraculum. 
Der Interocularraum ist doppelt so breit als der Internasalraum, 
der breit schwarz gesäumte Schnabel hat in der Mitte der Oberkiefer- 
basıs meist einen schwarzen, knopfartigen Höcker, der beiderseits 
mitunter noch von einem eben solchen kleineren begleitet ist. Die 
Lippe zeigt unten gewöhnlich zwei, seitlich wenigstens stellenweise 
meist drei Reihen von Papillen; die Zähne stehen ober dem Munde 
in drei, unter demselben in vier Querleisten. An der Öberlippe ist 
die erste Reihe lang, ununterbrochen, die ganze Breite der Lippe 
einnehmend; die zweite und dritte Leiste werden nach unten abneh- 
mend kürzer und sind in der Mitte breit unterbrochen; die dritte oder 
unterste Reihe ist die kürzeste, etwa nur die halbe Länge der voran- 
gehenden betragend. Die Zahnleisten der Unterlippe sind — mit 
Ausnahme der manchmal in der Mitte sehr schwach unterbrochenen 
obersten Reihe — alle kontinuierlich und nehmen fast die ganze 
Breite der Lippe ein; nur die unterste ist merklich verkürzt. Der 
Kopf und der Rücken zeigen gut sichtbare Drüsenlinien. Der Schwanz 
ist 2—21, mal so lang als der Körper, am Ende -zugespitzt oder 
selbst schwach dornig ausgezogen, der höhere Obersaum stark kon- 
vex und auf dem Rücken bis über das Spiraculum reichend. — Die 
Oberseite ist blaß- oder rotbraun und mit dunkelbraunen, die Seiten 
zwischen braunem und rötlichem Netzwerk mit goldenen Punkten 
besetzt. Die Kehle ist fleischfarben, der blaßgolden oder perlmutterig 
gesprenkelte Bauch weiß, der Muskelteil des Schwanzes gelb oder blaß- 
- braun mit kleinen graulichen oder braunen Flecken. Der graulichweiße 
Flossensaum zeigt, namentlich ober dem Muskelteil, ebenfalls feine 
weiße oder grauliche Flecken, der freie Rand des Obersaumes meist 
einige tiefschwarze Makeln. Die ausgewachsenen Larven werden gegen 


238 Ranidae. 


6 cm lang. — Die verwandelten Jungen verlassen gewöhnlich Ende 
Juni oder anfangs Juli das Wasser. 

Rana agilis gehört mehr der Fauna des südlichen Europas an, 
indem sie nach Norden zu den 50° n. B. nur ausnahmsweise über- 
schreitet; ihr hauptsächliches Wohngebiet scheint Frankreich, Italien 
und das südliche Österreich zu sein. Im ersteren Lande kommt die 
Art, den äußersten Nordosten ausgenommen, von Sanct Malo und 
Paris an bis zu den Küsten des Atlantischen und Mittelmeeres und 
bis zu den Pyrenäen vor. Letztere werden nicht mehr überschritten, 
da das Tier in Spanien und Portugal fehlt. In der Schweiz ist agzlis 
nur in den an Frankreich und Italien grenzenden Kantonen zu finden. 
In Österreich-Ungarn scheint sie weiter, als man bisher annahm, 
verbreitet zu sein, da sie nicht immer von den verwandten Arten 
unterschieden ward. Sicher ist sie derzeit in Böhmen, Schlesien, 
Nieder-Österreich, Steiermark, Kärnten, Ober-Ungarn und dem mitt- 
leren Siebenbürgen nachgewiesen. Von Italien dringt dann das Tier 
östlich nach Illyrien — wo ich es auch auf den größeren Istrianischen 
Inseln, z. B. Veglia, antraf — nach Kroatien und Dalmatien, sowie 
nach Bosnien und der Herzegowina vor. In Rußland scheint die Art 
den 43. Breitengrad nicht zu überschreiten, dürfte aber, da sie noch 
in Nordkaukasien gefunden ward, wahrscheinlich wohl auch die 
dazwischenliegenden Landstriche bewohnen. Ob die aus Albanien 
und Griechenland ‚angeführten Stücke nicht vielleicht wenigstens 
teilweise zu Rana graeca gehören, kann vorderhand mit Sicherheit 
noch nicht entschieden werden. Von der Apenninischen Halbinsel 
wird sie zwar nur aus Oberitalien erwähnt, wird aber, da sie in Sizilien 
nachgewiesen ist, wohl auch in anderen Teilen des Landes heimisch 
sein. Endlich kommt das Tier noch um Konstantinopel vor, woselbst 
es in dem sog. Belgrader Wäldchen nicht selten ist. — Was schließ- 
lich die in Deutschland sporadisch vorkommenden Funde, wie bei- 
spielsweise um Straßburg, Linz am Rhein, Würzburg, Traunstein 
in Oberbayern u. dgl. betrifft, so dürften dieselben vielleicht als Reste 
der daselbst bereits im Aussterben begriffenen Art zu betrachten sein. 

Die Gefangenschaft verträgt Rana agilis gut und hält in ihr 
bei sorgfältiger Pflege jahrelang aus; sie erweist sich weit weniger 
ungestüm als ihre Verwandten, wird leicht zahm und zutraulich 
und lernt bald das vorgehaltene Futter aus der Hand nehmen. Wegen 
der Zartheit ihres Körperbaues ist der Käfig öfters mit frischem 
Moos oder noch besser ständig mit lebenden Pflanzen zu versehen 
und auch der Transport und etwaige Versendung mit mehr Vor- 
sicht auszuführen, da die Tiere sonst unterwegs leicht eingehen. 


3. Rana Latastei: Spatium internasale spatio interocuları, hoc Pal- 
pebrae aequale. Tympanum ab oculo multo majore remotum. 
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus se- 
cundo sublongior. Tibiae membris anticis subaequales. Articulatio 
tibio-tarsalis rostri apicem valde superans, callus subpollicarius 
parvus, tenuis, dimidio. pollice multo minor. — Long. 4—7 cm. 

Rana latastei Bouleng. Bull. Soc. Zool. France, pag. 180 (1879). — 
Rana latastii Bouleng. Taill. Batrac. Europ. II, pag. 326 (1898). 


Rana. 2 3 9 


mas. Pollice nuptiae tempore callo lato, obscuro-scabroso, diviso; mem- 
brana natatoria margine vecto aut subsinuato. 
fem. Pollice simplice, membrana natatoria margine sinuato. 


Eine der vorigen auf den ersten Blick sehr ähnliche, aber in vielen 
Punkten doch wesentlich verschiedene Art. 

Der Körper ist schlank, nach hinten stark eingezogen und nur 
beim Weibchen mitunter mehr oder weniger bauchig aufgetrieben, 
der Kopf etwa so lang als breit, etwas weniger flach als bei agılıs, 
mit gewöhnlich stark zugespitzt verlängerter, seltener mehr kurzer 
und verrundeter Schnauze, welche den Unterkiefer stets deutlich 
überragt und in der Zügelgegend ziemlich plötzlich abfällt. Die 
Nasenlöcher sind von der Schnau- 
zenspitze und den Augen ziemlich 
gleich weit entfernt, manchmal 
auch der ersteren etwas genähert, 
ihr gegenseitiger Abstand dem In- 
terocularraume gleich, dieser der 
Breite eines oberen Augenlides 
entsprechend. Das sehr deutliche 
Trommelfell ist klein, nur halb oder 
höchstens zwei Drittel so groß wie 
das Auge, von letzterem um die 
Hälfte oder selbst um zwei Drittel 
des Tympanumdurchmessers ent- 
fernt. Die Gaumenzähne stehen 
in zwei schmalen, ovalen und 
schiefen Gruppen hinter dem Niveau 
der inneren Nasenlöcher. Die 
Vorderbeine sind verhältnismäßig 
kurz, ihre Finger stumpf, deren 
erster den zweiten etwas über- 
ragend. Die Hinterbeine sind sehr 
lang, & mit ‚dem Tibiotarsalgelenk Rana Latastei Boulg. 
weit über die Schnauzenspitze hin- a Hinterfuß des (, b 4 9. 
ausreichend, die Fersen bei vom 
Rumpfe senkrecht abgebogenen Schenkeln und an diesen zurück- 
gelegten Schienen stark übergreifend, die Schienen nur selten etwas 
kürzer als die Vorderbeine und mindestens so lang wie der Fuß. Der 
innere Metartasalhöcker ist klein, weich, stumpf und oval, etwa ein 
Drittel so lang als die darüber stehende Zehe, unter der längsten Zehe 
steht gewöhnlich noch ein kleiner, rundlicher Höcker. Die Sub- 
artikulartuberkeln an Fingern und Zehen sind ziemlich groß und 
vorstehend, die Schwimmhäute nach den Geschlechtern verschieden 
entwickelt. Die Haut ist oben glatt oder nur mit wenigen kleinen 
Warzen spärlich besetzt, die Schenkel gekörnt. Die zwar schmalen, 
aber in der Regel gut abgehobenen Dorsolateralfalten ziehen in nahe- 
zu gerader Richtung von den Schläfen zu den Weichen hin und sind 
in der Schultergegend etwa !/,—Y, der Körperlänge von einander 
entfernt. 





Fig. 44. 


240 Ranidae. 


Das der Schallblasen entbehrende Männchen hat außer viel 
kräftigeren Vorderbeinen noch am Daumen derselben zur Paarungs- 
zeit 3—4 deutliche fleckenbildende Brunstschwielen, die mit dunkel- 
braunen, körnigen Excreszenzen oder feinen Dörnchen besetzt sind. 
Die oft fast ganzen Schwimmhäute haben einen geraden oder selbst 
schwach konvexen Außenrand, während selbe beim Weibchen etwas 
kürzer und halbmondförmig ausgebuchtet sind. 

Die Färbung ist ziemlich konstant, obwohl etwas weniger als 
bei der vorangehenden Art. Die Oberseite ist graulich, rötlichbraun 
oder ziegelrot, entweder einfarbig oder nur mit wenigen schwärz- 
lichen oder dunkelbraunen, seltener rötlichen oder selbst orangenen 
Flecken, die häufig nur wenig hervortreten und besonders am Rücken, 
sehr selten an den Seiten stehen. Eine Makel auf den Augenlidern, 
ein Querfleck auf der Stirne und eine Winkelzeichnung im Nacken 
sind fast immer vorhanden; desgleichen sind auch die Zügelgegend 
und die Schläfenmakel dunkelbraun oder schwärzlich, letztere unten 
hell gesäumt. Die seitlichen Drüsenfalten sind meist von der Farbe 
des Rückens, öfters aber auch heller, namentlich rötlich, ihr Außen- 
rand mitunter dunkel. Die Hinterbeine zeigen in der Regel ziemlich 
scharfe, dunkelbraune oder schwärzliche Querbinden, die Hinterseite 
der Schenkel eine ebensolche Fleckung oder Sprenkelung, die Außen- 
seite der Hinter-, manchmal auch der Vorderbeine einen öfters in 
Flecken aufgelösten, gewöhnlich aber kontinuierlichen schwarzen 
Saum. Die im allgemeinen weißliche Unterseite geht nach vorne zu 
oft ins Blaßrote, an den Weichen und an den Hinterbeinen ins 
Orangefarbene oder Schwefelgelbe über. Die Brust und die Kehle 
zeigen manchmal rötliche, meist aber mehr eisengraue oder schoko- 
ladefarbene Sprenkel, welche nach vorne an Häufigkeit zunehmen 
und an der Kehle so-dicht gestellt sind, daß sie dieselbe in der Regel 
vorwiegend dunkel färben; da hiebei stets die Mittellinie und ein an 
ihrem hinteren Ende darauf senkrecht stehender Strich von Flecken 
frei bleiben, so wird hiedurch auf der Kehle eine für diese Art sehr 
charakteristische, ein umgekehrtes helles T (L) auf dunklem Grunde 
darstellende Zeichnung gebildet. Die Füße samt den Schwimmhäuten 
sind lebhaft fleischrot. Die Jungen sind von den Alten außer den 
kürzeren Hinterbeinen wenig verschieden, nur daß der Bauch meist 
weißlich und Kehle und Brust oft noch wenig gefleckt sind. — Die 
Größe der erwachsenen Tiere beträgt gewöhnlich 4—5 cm, kann 
aber ausnahmsweise bis 7 cm erreichen. 

Das für diesen Frosch von manchen Autoren angegebenene 
dunkle Hochzeitskleid würde ich eher für die noch nicht geschwundene 
Winterfärbung halten; wohl aber ist als solches die während der 
Brunstzeit oft zu beobachtende Färbung der Unterseite zu betrachten, 
welche in dieser Periode von dem gewöhnlichen Weiß oder lichten 
Fleischfarben nicht selten zu Karmin-, ja selbst zu Zinnoberrot ge- 
steigert erscheint. 

Latastei hat mit der vorangegangenen Art, in deren Gesellschaft 
sie gewöhnlich auch lebt, Aufenthalt und Sitten gemein. Wie diese 
wohnt sie in der Regel in lichten, auf Sandstein (Flysch) stehenden 
Laubwäldern, woselbst sie sich meist von den das Gehölze durch- 


Rana. 241 


fließenden kleinen Bächen und klaren Rinnsalne nicht weit ent- 
fernt; an Sprungfähigkeit steht sie der agılis durchaus nicht nach. 
Nur zur Laichzeit geht sie in das Wiesenland, da zu so früher Jahres- 
zeit der geschlossene Wald nicht die zur Entwicklung der Brut nötige 
Wärme bietet und auch die Kaulquappen in den pflanzenleeren, mit 
kiesigem Untergrund versehenen Waldwässern zu wenig Nahrung 
fänden. Gleich nach der Paarung kehrt sie wieder in das schützende 
Gehölz zurück und dasselbe tun auch die Jungen, sobald sie ihre Ver- 
wandlung beendet haben. Im Hochsommer und im Herbste kann man 
daher die Tiere in allen Größen und Altersstufen neben den zu der 
Zeit fast wasserlosen Rinnsalen im Walde oft in Menge erbeuten. 
Auffallend ist der häufig schnelle Farbenwechsel dieser Tiere, der 
sich namentlich an Brust und Kehle bemerkbar macht. So habe ich 
mitunter Latastei mit typischer Kehlfärbung gefangen, die zu Hause 
aus dem Transportsack genommen ihre charakteristische Zeichnung 
ganz verloren hatten, um sie übrigens im Terrarium alsbald wieder 
zu erhalten; ein andermal fing ich ein Stück, das ich, ohne es in der 
Schnelligkeit weiter anzusehen, wegen seiner Größe und gänzlich 
weißen Unterseite als eine vermeintliche agılis in den Sammelsack 
steckte und am nächsten Morgen als eine typisch gezeichnete Latasteı 
im Käfige fand. Es ist daher bei Bestimmung dieses und des voran- 
gegangenen Frosches stets auch auf die Verhältnisse des Trommel- 
felles zu achten. 

Latastei laicht sehr zeitig und werden in günstigen Jahren die 
Männchen oft schon Ende Winters, mitunter bereits Ende Jänner, 
in voller Brunst angetroffen. Die Larven halten etwa die Mitte 
zwischen denen von agilis und temporaria. Der Mund ist ziemlich 
von der Breite des Internasalraums und etwa 2%, so weit wie der 
Interokularraum. Der schwarzgesäumte Schnabel entbehrt des bei 
der agilis-Quappe oben vorkommenden Mittelhöckers, die Lippen ha- 
ben unten eine, seitlich je zwei Reihen von Papillen, ihre Zähne sind 
über dem Munde in 3, unter demselben in 4 Ouerleisten gestellt. 
Auf der Oberlippe ist die I. Reihe sehr lang, bis zu den Papillen 
reichend, in der Mitte stark nach aufwärts geschwungen und nicht 
unterbrochen; die 2. und 2-nach unten abnehmend kürzer werdenden 
Reihen sind in der Mitte breit unterbrochen. Von den vier Zahnleisten 
der Unterlippe ist gewöhnlich die 3. die längste, die I. die kürzeste 
und kaum so lang wie eine Hälfte der in der Mitte schwach unter- 
brochenen obersten Reihe. Der scharf zugespitzte Schwanz ist von 
doppelter Körperlänge und etwa ein Drittel so hoch als lang, die 
Drüsenlinien am Körper sind sehr deutlih. — Die Oberseite ist braun, 
die Unterseite samt der Schwanzflosse weißlich, letztere dunkelbraun 
punktiert, oben mit einzelnen, größeren, dunklen Flecken. — Die 
ausgewachsene Larve kann bis 4 cm lang werden. 

Rana Latastei war lange Zeit nur aus Norditalien bekannt, wo- 
selbst sie die oberitalische Tiefebene bewohnt und westlich bis Turin, 
nördlich bis in den Schweizer Kanton Tessin vordringt; außerdem 
ward sie auch in der Arno-Ebene im Toskanischen gefunden. Ob das 
Tier an den flachen Küstensäumen der Apenninen Halbinsel noch 
weiter nach Süden vordringt, kann bei dem Umstande, als die Art 

Schreiber, Herpetologia europaea. 16 


242 Ranidae. 
früher mit agilis und graeca zusammengeworfen ward, vorderhand 
noch nicht entschieden werden. Aus dem Venetianischen ist sie in 
neuerer Zeit auch in das österreichische Küstenland vorgedrungen, 
woselbst ich am ıı. Juli 1904 in dem eine Wegstunde von Görz ent- 
fernten Staatsforste Panowitz das erstemal ein einzelnes Stück fing. 
Im Laufe der folgenden acht Jahre hat sich dann dieser Frosch 
daselbst sehr schnell weiter verbreitet, so daß er gegenwärtig in der 
ganzen Umgebung von Görz unter geeigneten Verhältnissen stellen- 
weise selbst schon häufiger als agilis ist. In höheres Hügelland sowie 
ins Gebirge geht er nicht hinauf. Die illyrischen Stücke zeichnen sich 
vor den italienischen durch bedeutendere Größe aus und stehen in 
dieser Hinsicht den gewöhnlichen agilis durchaus nicht nach. 
Die Gefangenschaft verträgt das Tier ganz gut und ist dasselbe 
in Sitten und Benehmen von der vorangehenden Art nicht verschieden. 


4. Rana iberica: Spatium internasale spatio interoculari sublatius, 
hoc palpebrae aequale. Tympanum ab oculo majore vemotum. 
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus 
secundo vix longier,; tibiae membris anticis paullulum breviores. 
Articulatio tibio-tarsalis rostri apicem in adultis superans, callus 
subpollicarius parvus, tenwis, dimidio pollice multo minor. — 
Long. 6 cm. 

Rana iberica Bouleng. Bull. Soc. Zool. France, IV, pag. 177 (1879). 


mas. Palmarum pollice nuptiae tempore callo granoso griseofusco 
intstituto. 
fem. Palmarum pollice simplıce. 


Der Kopf ist etwa so lang als breit oder auch etwas breiter, 
mäßig depreß, mit kurzer, stumpf verrundet zugespitzter Schnauze, 
deren schwach konvexe Zügelgegend nicht sehr schief abfällt und oben 
von einer deutlichen Rostralkante begrenzt ist. Die Nasenlöcher 
sind von der Schnauzenspitze und den Augen 
gleich weit entfernt, mitunter der ersteren etwas 
näher gerückt, ihr gegenseitiger Abstand etwas 
größer als der, der Breite eines oberen Augen- 
lides gleichkommende Interokularraum. Das 
deutlich sichtbare Trommelfell ist etwa 4, oder 
3/, so groß wie das Auge, von letzterem %— 34 
des Tympanumdurchmessers entfernt. Die Gau- 
Jo menzähne stehen in zwei schiefen, hinter dem 
Rana iberica Boulg. Niveau der Choanen liegenden Reihen. Die 
Finger der Vorderbeine sind stumpf, der erste den zweiten nicht 
oder nur wenig überragend. Die Hinterbeine sind sehr lang, mit dem 
Tibiotarsalgelenk bei jungen bis zur Spitze der Schnauze, bei erwachse- 
nen Tieren aber darüber hinausreichend, die Fersen bei vom Rumpfe 
senkrecht abgebogenen Schenkeln und an diesen zurückgelegten 
Schienen stark übergreifend, letztere nur wenig kürzer als die Vorder- 
beine und fast so lang als der Fuß. Der ovale Fersenhöcker ist weich 
und klein, etwa ein Drittel der Daumenlänge betragend, am Grunde 
der vierten Zehe steht gewöhnlich noch ein kleiner, bald mehr bald 





Fig. 45. 


Rana. 243 


weniger deutlicher Höcker. Die Subartikulartuberkeln an Fingern 
und Zehen sind mäßig entwickelt und nicht besonders vorstehend, 
die halbmondförmig ausgebuchtete Schwimmhaut reicht nahe bis 
zur Spitze der Zehen. Die Haut ist bald vollkommen glatt, bald 
wieder, namentlich am Rücken, durch Körner und kleine rundliche 
Warzen mehr oder weniger rauh. Die schmalen, nur wenig vor- 
stehenden Dorsolateralfalten ziehen in ziemlich gerader Richtung 
von den Schläfen zu den Weichen hin und sind in der Schultergegend 
etwa ein Viertel der Körperlänge voneinander entfernt. 

Das der Schallblasen entbehrende Männchen ist zur Paarungs- 
zeit am Daumen der Vorderbeine mit körnig graubraunen Brunst- 
schwielen versehen. 

Die Färbung ist ziemlich veränderlich und kann oberseits von 
einem gelblichen Braun durch Graubraun bis ins Rötliche ziehen. 
Der Kanthalstreifen ist dunkelbraun, der breite Temporalfleck ebenso 
oder selbst schwarz gefärbt, vom Auge bis zum Mundwinkel zieht 
ein weißer Strich hin. Der Rücken zeigt nicht selten größere gelb- 
liche, nach außen zu meist dunkelbraune Flecken, ebenso auch die 
Rumpfseiten öfters derartige Makeln und Schnörkel. Zwischen den 
Schultern steht manchmal eine dunkle, nach hinten offene Winkel- 
zeichnung sowie auch der Außenrand der subdorsalen Drüsenleisten 
gewöhnlich dunkelbraun gesäumt ist. Die Beine sind mit dunklen, 
oft aber nur schwach hervortretenden Querbinden versehen. Die 
Unterseite ist weißlich, besonders an der Kehle mit Ausnahme 
ihrer Mittellinie — sowie an der Brust und der Hinterseite der Schenkel 
unregelmäßig braun gefleckt oder gemarmelt, die Beine sind meist 
rosafarben. Bei jungen Tieren ist die Kehle mitunter fleischfarben 
und lebhaft goldig bepudert, die ebenso gefärbte Unterseite der Beine 
oft nahezu ganz pigmentlos. — Die Größe erwachsener Exemplare 
beträgt etwa 5 cm. 

Rana iberica scheint vorwiegend im Gebirge zu leben, woselbst 
sie sich in der Nähe von Quellen und Rinnsalen aufhält; weit vom 
Wasser trifft man sie gewöhnlich nicht an. In Stimme und Sprung- 
fähigkeit ist sie der agilis ähnlich, die Paarung findet in der Regel 
Ende März statt. 

So wie die erwachsenen Tiere stellen auch die Larven eine Mittel- 
form zwischen temporaria et agılis vor. Ihr Körper ist birnenförmig, 
“ nach vorne zu stark verjüngt, nach hinten aber bedeutend verdickt, 
der Kopf und der Rumpf, namentlich bei jüngeren Quappen, kaum 
voneinander abgegrenzt. Die bei jungen von vorne nach rückwärts 
schwach gewölbte Oberseite des Kopfes ist bei älteren Larven nahezu 
flach, und während bei ersteren die Schnauze von den Augen gegen 
die Spitze zu sehr allmählich abfällt, verläuft dieselbe bei letzteren 
ziemlich gerade, um dann am Schnauzenende plötzlich und steil 
nach abwärts zu biegen. Die Schnauze selbst ist kurz, verrundet 
kegelförmig. Die ziemlich kleinen, seitlich gestellten Augen sind sehr 
weit auseinandergerückt, mäßig vorstehend und weit nach vorne 
geschoben. Der Internasalraum ist fast nur halb so breit wie der 
Interokularraum, welch letzterer wieder den Mund an Breite be- 
deutend übertrifft. Die seitlich und hoch gelegenen Nasenlöcher 

ı6* 





244 Ranidae. 


sind sehr weit nach vorne gerückt, voneinander etwa ebensoweit 
wie von der Mundspalte entfernt, den Augen jedoch etwas näher 
gelegen. Der schwarzgesäumte Schnabel hat wie bei agılıs oben 
in der Mitte einen deutlichen, knopfartigen Höcker, die Lippen sind 
am Unterrande mit einer, seitlich mit zwei bis drei Reihen von Pa- 
pillen besetzt, ihre Zähne sind ober dem Munde in drei (sehr selten 
vier), unter demselben in vier Reihen gestellt. Auf der Oberlippe 
ist die erste Reihe ganz, nach oben bogig, die zweite in der Mitte 
weit unterbrochen, die Seitenstücke der dritten Reihe noch mehr 
voneinander entfernt, jedes derselben bedeutend kürzer als die über 
ihr stehenden Hälften der zweiten Reihe. An der Unterlippe ist die 
unterste Reihe sehr kurz, etwa nur halb so lang wie die zwei darüber 
stehenden einander ziemlich gleichen Reihen, von denen die zweite 
in der Mitte nach unten, die dritte aber nach oben schwach bogig 
geschwungen ist, während wieder die ziemlich parallelen Außenteile 
besagter zwei Zahnleisten an ihren Enden nach oben gebogen sind. 
Die vierte Zahnreihe ist etwas kürzer als die zwei unter ihr stehenden, 
in der Mitte nicht weit unterbrochen, ihre Hälften in sanftem Bogen 
nach oben geschwungen. Die Drüsenreihen sind sehr deutlich, der 
Schwanz ist am Ende stumpf, 1% —ı%4mal so lang als der Körper, 
seine größte Höhe etwa dreimal in der Länge enthalten. 

Die Färbung ist bis zum Hervorbrechen der Vorderbeine oben 
schwarzbraun, unten blaugrau mit gelblicher Kehle. Später wird 
das ganze Tier heller und treten namentlich die lichteren Dorsolateral- 
wülste gut hervor. Der gelbliche Muskelteil des Schwanzes ist mit 
nach oben und gegen das zweite Schwanzdrittel zu zahlreicher wer- 
denden großen, sehr dunklen Flecken und braunen Punkten besäet, 
während der Unterteil des ersten Schwanzdrittels oft ganz ungefleckt 
ist; der obere Flossensaum ist viel dunkler als der untere und auf 
bräunlichem Grunde mit zahlreichen braunen Flecken und Punkten 
besetzt. Bei jüngeren Larven ist der Schwanz namentlich am Muskel- 
teil viel lichter und die großen Flecken viel weniger ausgesprochen, 
nicht selten sogar ganz verwischt, bei ganz großen Quappen sind 
Kehle und Bauch gelblich weiß. 

Diese Art ward bisher nur auf der Pyrenäischen Halbinsel ge- 
funden, woselbst sie fast in ganz Portugal sowie im nordwestlichen 
Spanien vorkommt. 

Über das Verhalten des Tieres in der Gefangenschaft ist mir 
nichts bekannt, doch dürfte sich dasselbe kaum von dem der nächsten 
Verwandten unterscheiden. 


5. Rana graeca: Spatium internasale spatio interocuları latius, hoc 
palpebrae subaequale. Tympanum ab oculo majore remotum. 
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digıtus Primus 
secundo, tibiae membris anterioribus fere aequales. Articulatio 
tibio-tarsalis in adultıs rvostri apicem valde superans, callus 
subpollicarius tennis, ovalıs, dimidio pollice subaequalis. — 
Long. 6—7 cm. 

Rana latastei Boettg. Sitz. Ber. Akad. Berlin pag. 148 (1888). — 
Rana graeca Bouleng. Ann. et Mag. Nat. Hist. (6) VIII, pag. 136, 
fig. ı (1891). a 


Rana. 245 


mas. Pedes antici robusti, pollice nuptiae tempore callo integro nigres- 
cente-rugos0. 

fem. Pedes antici simplices. 

var. Obsure cinerea, obsolete maculata. 


Rana temporaria var. bosniensis Wern. Rept. u. Amph. 
Ost. Ung. pag. 92. ı (1897). 


Der Körper ist schlank, nach den Weichen zu eingezogen, der 
mäßig flache Kopf etwas breiter als lang, mit sehr kurzer, verrundeter, 
nicht vorstehender Schnauze, deren Länge etwa dem Augendurch- 
messer entspricht, ja demselben mitunter selbst etwas nachstehen 
kann. Die deutlich konkave Zügelgegend ist minder schief als bei 
temporaria und iberica, oben mit deutlich ausgesprochener Rostral- 
kante. Die Augen sind kleiner und nicht so vorstehend wie bei 
agilis und Latastei, die Nasenlöcher von der Schnauzenspitze und den 
Augen ziemlich gleich weit entfernt oder der ersteren etwas näher 
gerückt, ihr gegenseitiger Abstand größer als der Interokularraum, 
letzterer dem oberen Augenlide an Breite ziemlich gleichkommend. 
Das nicht besonders gut unterschiedene Trommelfell ist etwa 2—3 
Fünftel so groß wie das Auge, seine Entfernung 
von letzterem zwei Drittel oder fast ebenso lang 
wie sein Durchmesser, seine Länge die des Fersen- 
höckers nicht übertreffend. Die zwischen den 
hinteren Rändern der Choanen entspringenden 
Gaumenzähne stehen in zwei schmalen, schiefen 
Reihen hinter dem Niveau der inneren Nasen- 
löcher. Die mit kräftigen Subartikulartuberkeln 
versehenen Finger der Vorderbeine sind sehr Fig. 46. 
stumpf, mitunter am Ende selbst schwach ver- Rana graeca Boulg. 
dickt, der erste nicht, oder nur wenig länger als 
der zweite. Die Hinterbeine sind sehr lang, das Tibiotarsalgelenk 
mindestens bis, meist aber bedeutend über die Schnauzenspitze hin- 
ausragend, die Fersen bei vom Körper senkrecht abgebogenen Schen- 
keln und ihnen parallel zurückgelegten Schienen übergreifend, letztere 
so lang oder nur wenig kürzer als die Vorderbeine und nur um ein Ge- 
ringes länger als der Fuß. Der innere Metatarsalhöcker ist weich, 
oval, ?/,— % so lang wie der Daumen, der zweite Höcker an der Wurzel 
der vierten Zehe sehr deutlich. Die Zehen selbst sind flach, bei ganz 
jungen Tieren mit stumpfen, schwach angeschwollenen Enden, die 
Subartikulartuberkeln breit und stark vorstehend, die Schwimm- 
häute fast bis zur Spitze der Zehen reichend. Die Haut ist oben glatt 
oder fein warzig. Die manchmal stellenweise unterbrochenen Dorso- 
lateralwülste sind schmal, nicht stark abgehoben, in gerader oder 
nur schwach geschwungener Richtung von den Schläfen bis zu den 
Weichen verlaufend, ihr Abstand in der Schultergegend etwa !/,— U 
der Körperlänge betragend. 

Die mit äußeren Schallblasen versehenen Männchen zeichnen 
sich durch sehr kräftige Vorderbeine aus, deren Daumen zur Paarungs- 
zeit mit einer zusammenhängenden, derben, mit schwarzbraunen 
Horndornen besetzten Brunstschwiele versehen ist. 





246 Ranidae. 


Die Oberseite ist gelblich, graubraun, olivenfarben oder rötlich, 
in verschiedener Weise mit mehr oder weniger deutlichen, meisten- 
teils kleinen orangenen, olivenfarbenen, dunkelbraunen oder schwärz- 
lichen Flecken gezeichnet, welche höchst ausnahmsweise vollkommen 
fehlen. Solche Makeln können auf Stirne und Augenlidern, sowie 
am Rücken und auf den Rumpfseiten — hier aber niemals in merk- 
licherer Größe — vorkommen. Die Rostralkante und der Temporal- 
fleck, die Zügelgegend nach den Lippen zu und eine öfters undeut- 
liche oder selbst fehlende Winkelzeichnung zwischen den Schultern 
sind ebenfalls dunkel. Vom Auge zu den Mundwinkeln zieht ein 
heller Streifen, die Subdorsalwülste sind lichter, häufig rötlich ge- 
färbt, die Beine zeigen dunkle, nicht selten aber bloß durch Punkte 
ersetzte Querbinden. Die Unterseite ist weißlich oder rahmgelb, 
die Kehle mit Ausnahme der Mittellinie sowie manchmal auch die 
Brust dunkel gefleckt oder gemarmelt. Die unten fleischfarbenen 
oder gelblichen Hinterschenkel sind nach außen zu dunkel gesprenkelt 
oder geschnörkelt. — Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 
3—7 cm. 

Rana graeca wohnt ebenfalls mit Vorliebe in bergigen Gegenden 
und laicht daselbst, dem später eintretenden Frühlinge ihres Wohn- 
ortes entsprechend, gewöhnlich erst im März. In tieferen Lagen 
wird sie häufig mit agzlıs gemeinschaftlich angetroffen. Ihre Larven 
sind denen der Zemporaria sehr ähnlich und unterscheiden sich von 
dieser und den anderen verwandten hauptsächlich dadurch, daß der 
Mund gut so breit als der Interokularraum und dieser etwa halb so 
breit wie der Internasalraum ist; auch ist der Kopf im Verhältnis 
zur Höhe viel breiter als bei temporaria, die Lippen haben aber wie 
bei letzterer unten eine, seitlich 2—3 Reihen von Papillen, ihre Zähne 
sind über der Mundöffnung in 4—5, unterhalb derselben in vier Quer- 
reihen gestellt. Die erste Zahnreihe der Oberlippe ist ganz und sehr 
lang, die folgenden sind in der Mitte immer weiter unterbrochen, 
so daß die fünfte Reihe nur mehr ein ganz kurzes Leistchen zu seiten 
des Mundwinkels vorstellt. Die auf der Unterlippe stehenden Zahn- 
reihen sind lang, die ganze Breite des Mundes einnehmend und nur 
die oberste Reihe manchmal in der Mitte etwas unterbrochen. Sämt- 
liche Zahnreihen sind, der Breite des Mundes entsprechend, nur 
schwach bogig geschwungen. Der am Ende ziemlich stumpfe Schwanz 
ist etwa I!/;mal so lang, wie der Körper, seine größte Höhe beiläufig 
dreimal in der Länge enthalten. Die mit scharf abgehobenen schwar- 
zen Sprenkeln besetzte Oberseite ist grau, die Unterseite weißlich, 
der Schwanz am Muskelteile schwarz genetzt, sein Flossensaum mit 
ebenso gefärbten, häufig verzweigten Flecken und Zeichnungen. 
Die ausgewachsene Kaulquappe kann über 4 cm Gesamtlänge er- 
reichen. 

Diese Art ist in den Gebirgen von Bosnien, Montenegro und 
Griechenland heimisch; in neuerer Zeit ward sie auch in Italien, 
und zwar im Toskanischen und in Umbrien aufgefunden und scheint 
daselbst der Monte Morello bei Florenz der nördlichste Punkt ihrer 
Verbreitung zu sein. Doch ist es im hohen Grade wahrscheinlich, 
daß das Tier durch die ganze Apenninenkette bis nach Kalabrien 


Rana. 247 


hinab vorkommt, da viele ältere Angaben über die dortigen Braun- 
frösche vielleicht auch die Rana graeca umfassen. 


Über das Gefangenleben ist mir nichts bekannt. 


6. Rana temporariea: Spatium internasale spatio interoculari, hoc 


mas. 


fem. 


var. 


var. 


var. 


var. 


palpebrae subaequale. Tympanum ab oculo majore remotum. 
Dentes palatini choanıs postpositi. Manuum digitus Primus 
secundo sublongior. . Tibiae membris anterioribus breviores. 
Articulatio tibio-tarsalis rostri apicem numgquam superans, 
callus subpollicarius angustus, mollis, pollice multo minor. 
Long. 6—-ı10 cm. 

Rana temporaria Linn. Syst. nat. pag. 357. part. (1766). — Rana 





muta Laur. Synops. reptil. pag. 30 (1768). — Rana rufa Lac£p. 
Quadr. ovip. Syn. Meth. et pag. 528 (1788). — Rana temporaria 
Bonnat. Tabl. Encycl. Meth. Erp. pag. 3 (1789). — Rana atra Bonnat. 
l. c. pag. 9 (1789). — Rana alpina Gmel. Syst. nat. I, pag. 1058 


(1789). — Rana cruenta Pall. Zoogr. Ross. As. III, pag. 663 (1831). — 
Rana temporaria var. canigonica PBoubee Bull. Hist. nat. 
France I, No. 2, pag. 12 (1833). — Rana scotica Bell Brit. Rept. 
pag. 102 (1839). — Rana flaviventris Millet Faune Maine et Loire. 
Il, pag. 663 (1839). — Rana platyrhinus Steenstr. Amtl. Ber, 
24. Vers. Naturf. Kiel, pag. ızı (1846). — Rana fusca Thom. Ann. 
Scienc. nat. (4) IV, pag. 365 (1855). —Rana temporaria obtusi- 
rostris Fatio Vertebr. Suisse, III, pag. 331 (1872). — Rana tempo- 
raria acutirostris Fatiol.c. pag. 331 (1872). —Ranatempo- 
raria a. platyrrhina Schreib. Herpet. europ. I, pag. 125 (1875). — 
Rana Dybowskii Günth. Ann. et Mag. Nat. Hist. (4) XVII, pag. 387 
(1876). — Rana fusca honorati Her. Royer Bull. Acad. Belg. (3) 
I, pag. 139, pl. (1881). — Rana fusca var. longipes F. Müll. 
Verh. Nat. Ges. Basel VII, pag. 760 (1885). 


Pedibus anticis robustissimis muptiae tempore callis pollicarüis 

atro-scabrosis. 

Pedibus anticis simplicibus, corpore partim membrisque posticis 

subtus granosıs. 

a) Corpore graciliore, plantis membrana natatoria breviori. 
Rana temporaria var. parvipalmata Seoane The Zool. 
pag. 169 (1885). 

b) Statura majore,; supra pallide flavescens vel fuscescens, maculis 

crebrıs nıgris irregulariter sparsa. 

Rana temporaria var. nigromaculata Wern. ]l. c. 3 (1897). 


c) Flavescens vel fuscescens, maculis aterrimis PUSH? albes- 
centibus variegata. 
Rana temporaria var. Entzi Meh. Magyarors. barna bekäi 
pag. 19. 
d) Supra rufescens, maculis dilutioribus roseis marmorata. 
Rana temporaria var. marmorata Wern.l.c. 2 (1879). 


Der Körper ist minder schlank als bei den vorangegangenen 


‚Arten, meist mehr oder weniger kräftig, oft sogar, namentlich bei 
Weibchen, plump und krötenartig, nach rückwärts nur mäßig ein- 
gezogen, der Kopf breiter als lang, mit kurzer, gewöhnlich breit 
verrundeter (var. obtusirostris Fatio), selten stumpf zugespitzter 


248 Ranidae. 


(var. acutirostris Fatio) und kaum über den Mund vorragender 
Schnauze, deren Länge höchstens dem Durchmesser des Auges gleich- 
kommt. Die Rostralkante ist deutlich, die etwas schief abfallende 
Zügelgegend schwach vertieft. Die Nasenlöcher sind von der Schnau- 
zenspitze und den Augen ziemlich gleich weit entfernt, ihr gegen- 
seitiger Abstand etwa dem Interokularraume gleich kommend; 
die Stirne ist sehr breit und flach, ihr Querdurchmesser dem der obe- 
ren Augenlider nur selten nachstehend, die Mundspalte bis unter 
die Vorderhälfte des Trommelfelles reichend;; dieses ist gut sichtbar, 
höchstens drei Viertel mal so groß wie das Auge und von letzterem 
etwa um die Hälfte oder um drei Viertel des Tympanumdurchmessers 
entfernt. Die Gaumenzähne stehen etwas hinter und zwischen den 
Choanen in zwei kleinen schiefen Gruppen, die nach rückwärts über 
die Verbindungslinie der 
inneren Nasenlöcher hinaus- 
ragen. Die Finger der Vor- 
derbeine sind zylindrisch, 
stumpf, der erste etwas 
länger als der zweite, der 
längste dritte am Rande 
mit einem feinen Haut- 
saume versehen, die Vorder- 
beine selbst fast immer 
merklich länger als die 
Schienen. Die hinteren 
Gliedmaßen übertreffen die 
vorderen an Länge um 
mehr als das Doppelte und 
sind gut um die Hälfte 
länger als der Körper, ihre 
Schienen sind nur um we- 
ur Kuge nıges länger als die Schen- 

ana temporarlıa ınne. z 
a Vorderfuß des sen G mit den Daumen- kel und ebenso lang oder 
helen: auch etwas kürzer als der 
Fuß. Das Fersengelenk 
reicht in der Regel nur bis zum Trommelfell oder bis zu den 
Augen und nur in Ausnahmefällen (var. Zongipes Müll.) bis zur 
Schnauzenspitze; bei vom Körper senkrecht abgebogenen Schenkeln 
und an ihren zurückgelegten Schienen überragen die Fersen 
einander. Der innere Metatarsalhöcker ist schwach und weich und 
stellt einen länglichen, stumpfen Wulst vor, der stets weniger als 
der halben, gewöhnlich nur dem dritten Teile der Daumenlänge 
und höchstens dem Durchmesser des Trommelfelles gleichkommt. 
Der an der Wurzel der vierten Zehe stehende äußere Metatarsal- 
höcker ist gewöhnlich klein und ziemlich undeutlich, in vielen Fällen 
nur durch einen hellen Punkt angedeutet. Die Zehen sind gestreckt 
und lang, selten nur bis zur Hälfte (var. parvipalmata Seoane), meist 
bis zu zwei Drittel ihrer Länge, ja manchmal fast bis zur Spitze mit 
Schwimmhäuten verbunden; doch bleibt das letzte Glied der vierten 
Zehe wohl immer frei. Die Subartikulartuberkeln sind an Fingern 








Fig. 47. 


Rana. 249 


und Zehen nur mäßig entwickelt und wenig vorstehend. Die Haut 
ist gewöhnlich glatt oder auch mit unregelmäßigen flachen Warzen 
besetzt, die Winkeldrüsen im Nacken sind meistens vorhanden, die 
subdorsalen Drüsenleisten schmal, nicht stark vortretend, in der 
Schultergegend konvergierend und daselbst um '/, bis '/, der Körper- 
länge von einander entfernt, von etwas geschwungenem Verlaufe. 
Außerdem findet sich noch hinter den Mundwinkeln und vom Auge 
bis zur Schulter beiderseits je eine Drüsenfalte.. Die Unterseite 
ist glatt, die Hinterhälfte der Schenkel gekörnt. 

Das mit zwei inneren Stimmsäcken ausgestattete Männchen 
zeichnet sich durch kräftige, während der Paarung sehr stark werdende 
Vorderbeine aus und ist zu dieser Zeit am Daumenballen sowie an 
sämtlichen Gliedern des ersten Fingers mit nach der Spitze des- 
selben kleiner werdenden, von einander getrennten, durch schwarze 
und sehr dicke Papillen feilenartig rauhen Brunstschwielen ver- 
sehen; desgleichen sind dann auch die Schleimhäute derber und größer 
und der ganze Körper schwammig aufgetrieben. 

Das Weibchen ist namentlich am Hinterrücken, an den Rumpf- 
seiten fast bis zur Ohrgegend, in der Lenden- und Afterregion sowie 
auf der Unterseite der Hinterbeine mit zur Brunstzeit stärker ent- 
wickelten perlartigen Körnern besäet. 

Während die Braunfrösche im allgemeinen nur wenig variieren, 
zeigt temporaria sowohl in Größe als auch in Färbung und Zeichnung 
eine so starke Veränderlichkeit, daß man selbst unter einer großen 
Anzahl von Stücken nur schwer zwei ganz gleiche herausfinden 
kann. 

Die Grundfarbe der Oberseite geht von einem lichten Gelb 
oder Schokoladefarben durch die verschiedensten Nuancen von Grau, 
Rötlich oder Braun manchmal bis ins Schwarze über, wobei die 
Männchen gewöhnlich dunklere, die Weibchen meist hellere Töne 
zeigen. Ganz einfarbige Tiere kommen wohl nur ausnahmsweise 
vor, in der Regel sind dieselben durch in Form, Zahl und Größe sehr 
wechselnde orange- oder ziegelrote, gewöhnlich aber braune oder 
schwarze Makeln in sehr mannigfacher, meist jedoch ganz unregel- 
mäßiger Weise, gefleckt und gezeichnet. Die mit tiefschwarzen 
Flecken besetzten sehen oft wie mit Tinte bespritzt aus. Diese Ma- 
keln sind nicht nur am Rücken, sondern — abweichend von den 
anderen Braunfröschen — ebenso groß und zahlreich auch an den 
Rumpfseiten zu finden, stehen bald mehr zerstreut, bald wieder mehr 
gedrängt und können durch Überhandnehmen und Zusammen- 
fließen das ganze Tier mehr oder weniger, ja mitunter selbst ganz 
dunkel oder schwarz färben (Rana atra Bonnat.). Derartige Stücke 
habe ich namentlich aus Bayern erhalten. Die auf solche Art ent- 
standene Schwarzfärbung ist aber nicht zu verwechseln mit dem oft- 
mals sehr dunklem Kleide eben aus dem Winterquartiere gekommener 
Tiere, die meist schon in wenigen Tagen wieder die helle Normal- 
farbe annehmen. Unter den sehr wechselnden dunklen Zeichnungen 
sind noch am beständigsten: ein Streifen über die Schaunzenkante 
und auf der Innenseite des Oberarmes, dann die große, über das 
Tympanum bis gegen den Ansatz der Vorderbeine ziehende, nach 


250 Ranidae. 


rückwärts zugespitzte Schläfenmakel, sowie eine nach hinten offene, 
zwischen den Schultern stehende Winkelzeichnung. Desgleichen 
sind auch die Schenkel meist mit mehr oder weniger ausgesprochenen 
Ouerbinden versehen, die aber mitunter auch fehlen können. Seit- 
lich der am Rande gewöhnlich dunkelgefleckten Oberlippe zieht 
unter dem Auge bis etwas über die Mundwinkel hin ein lichter Strich. 
Die Dorsolateralwülste treten bezüglich ihrer Färbung für gewöhn- 
lich nur wenig hervor. In sehr seltenen Fällen tritt am Rücken 
ein heller, scharf dunkel gesäumter Vertebralstreif auf (var. striata 
Dürig.) der dem Tier dann eine entfernte Ähnlichkeit mit arvalis 
gibt und vorzugsweise bei Weibchen vorzukommen scheint. Die 
Unterseite ist weiß oder blaßgelb, beim Männchen namentlich zur 
Brunstzeit oft mit bläulicher oder selbst lilafarbener Kehle, welch 
letztere Auszeichnung jedoch bei aus dem Wasser genommenen 
Tieren meist bald wieder verschwindet. Mit Ausnahme der Jungen, 
die unten gewöhnlich schmutzig weißlich sind, zeigen die Tiere, na- 
mentlich die Weibchen, daselbst mehr oder weniger zahlreiche graue, 
gelbe, braune oder rötliche Flecken und Marmeln, welche besonders 
zur Laichzeit durch Überhandnehmen und Zusammenfließen oft der 
ganzen Unterseite die betreffende Färbung erteilen. 

Die Länge erwachsener Tiere wechselt von 6—-I0o cm. 

Trotz der großen Veränderlichkeit dieses Frosches können ein- 
zelne scharfe Formen und Varietäten kaum unterschieden und aus- 
einandergehalten werden. Die einzige Ausnahme in dieser Richtung 
macht die spanische parvipalmata Seoane, welche durch schmäleren 
Interokularraum, mehr zugespitzte Finger und Zehen, durch die 
Vorderbeine an Länge fast übertreffende Schienen, die nur halben 
Schwimmhäute, sowie durch das fast gänzliche Fehlen aller Zeich- 
nung an der Ober- und Unterseite sehr ausgezeichnet ist. 

Alle anderen Formen sind entweder nur auf Altersstufen, oder 
auf durchaus nicht konstante und ineinander in mannigfachster 
Weise übergehende Verschiedenheiten in Färbung und Zeichnung 
begründet. 

So sind beispielsweise die acutirostris und obtusirostris Fatio nur 
Altersformen, indem die bei Jungen zugespitzte und vorstehende 
Schnauze mit zunehmendem Wachstume immer kürzer und stumpfer 
wird und auf diese Weise ganz allmählich die erste in die zweite über- 
geht. — Desgleichen sind Rana longipes Müll., honoratii Her. Roy. 
und gracilis Koch bloß auf die im ganzen sehr wechselnden For- 
men und Verhältnisse des Kopfes, Körpers und der Beine, flavi- 
ventris Mill., cruenta Pall., nigromaculata, flavomaculata und nigro- 
guttata Camer., sowie atra Bonnat. und striata Dürig. auf durch 
zahlreiche Übergänge miteinander verbundene und durchaus nicht 
scharf voneinander zu sondernde, ja häufig nur vorübergehende 
Farbenänderungen basiert. 

Rana temporaria lebt in nördlichen Gegenden mehr in der 
Ebene, im Süden hingegen vorherrschend im Gebirge, woselbst sie 
bis zur Region des Krummholzes, mitunter bis zu 2800 m Meeres- 
höhe hinaufsteigt. Sie hält sich ebenso auf Wiesen und Feldern, 
wie in Gärten und im Walde auf. Den Winter bringt das Tier ge- 


Rana. 251 


wöhnlich vergraben im Grunde der Gewässer zu, wo dann, wenn 
die betreffenden Wasseransammlungen seicht sind und infolgedessen 
manchmal längere Zeit hindurch bis in den Grund und Boden ein- 
gefroren bleiben, oft viele zugrunde gehen. In frostfreien Höhlen 
werden die Tiere oft den ganzen Winter, aber ohne zu erstarren, 
im Wasser angetroffen; ausnahmsweise sollen einzelne Stücke auch 
im Trockenen überwintern. 

Der am Lande stumme Frosch läßt zur Paarungszeit ein meist 
durch längere Intervalle unterbrochenes Grunzen vernehmen. Wie 
bei allen Braunfröschen findet das Laichen sehr zeitig im Frühjahre, 
in der Ebene je nach der Gegend manchmal schon Mitte Jänner, 
gewöhnlich aber Ende Februar oder im März, im Gebirge dagegen 
oft erst im Juni oder Juli statt. Das Männchen zeigt einen außer- 
ordentlich intensiven Geschlechtstrieb und drückt seine Vorderfüße 
so krampfhaft in den Leib des Weibchens hinein, daß an denselben 
die Spuren der stattgehabten Umarmung oft noch nach Wochen als 
weiße Flecken zu erkennen sind, ja manchmal kommt es selbst vor, 
daß die Erkorene hiebei zu Tode gedrückt wird. In dieser Paarungs- 
wut werden ab und zu auch andere Arten, ja mitunter selbst Fische, 
umarmt. 

Der Laich geht ziemlich rasch ab und werden nicht selten in 
einer Stunde 600-1000 Eier gelegt und befruchtet. Die Laich- 
klumpen haben etwa 15—25 cm Durchmesser, sinken unmittelbar 
nach dem Legen zu Boden, steigen aber nach einigen Tagen infolge 
Aufquellung der Gallerte in die Höhe und schwimmen dann frei 
im Wasser. Die Eier selbst sind dunkel bis schwarzbraun, haben 
etwa 2 mm Durchmesser und sind von regelmäßigen Gallertkugeln 
umhüllt, die schließlich durch Anschwellen bis zu 1 cm Dicke er- 
reichen können. 

Wegen der zur Laichzeit noch herrschenden niedrigen Tem- 
peratur geht die Entwicklung anfangs nur langsam vor sich, so daß 
die Larven etwa erst in 20 Tagen auskriechen; bei steigender Wärme 
geht aber die Sache dann zunehmend schneller und ist die ganze 
Metamorphose meist in 3 Monaten beendet. Nur im Gebirge kommt 
es mitunter vor, daß bei frühzeitig eintretendem Froste die Ver- 
wandlung nicht in demselben Jahre abschließt und die Quappen 
unter dem Eise überwintern. 

Die anfangs 6-8 mm langen Larven haben einen gewölbten, 
nach hinten bauchig erweiterten Körper, der etwa 1%, —1%3mal so 
lang als breit ist. Der Mund ist einschließlich der Lippen breiter 
als hoch, letztere unten mit einer, seitlich mit drei Reihen von Pa- 
pillen versehen, deren Zähne oben in 3—4, unten in 4 Reihen stehen; 
oben ist die erste Reihe lang und ganz, die folgenden in der Mitte 
immer weiter unterbrochen und daher nach unten allmählich kürzer 
werdend, die Zahnreihen der Unterlippe ziemlich gleich lang, seitlich 
schwach nach oben geschwungen, die letzte in der Mitte etwas unter- 
brochen. Die Augen sind der Schnauzenspitze näher als dem Spr- 
raculum, dieses so ziemlich in der Mitte der betreffenden Körper- 
seite gelegen, von oben und unten sichtbar. Der Interokularraum 
ist etwa ı%%mal so breit als der Internasalraum und etwas breiter 


2) 5 2 Ranidae. 


als der Mund, die kurze Analröhre auf der rechten Seite der unteren 
Schwanzflossenecke gelegen. Der Schwanz ist %—®/,mal so lang 
als der Körper, 3—4mal so lang als hoch, am Ende stumpf zuge- 
spitzt. Sein Muskelteil nimmt an der Basis etwa den dritten Teil 
seiner größten Höhe ein, der obere Flossensaum ist konvex, nicht 
oder kaum höher als der untere und nicht weit auf den Rücken 
fortgesetzt. Die Färbung ist oben dunkelbraun oder schwärzlich, 
der Bauch und der Schwanzsaum graulich, ersterer mitunter schwärz- 
lich, letzterer bald einfarbig, bald braun gefleckt und gesprenkelt. 
Außerdem kommen an allen Körperteilen bald mehr, bald weniger 
zahlreiche, nur selten stellenweise fehlende metallisch glänzende oder 
goldige Puderpunkte vor. Die vierbeinigen Quappen zeigen bereits 
die Färbung der alten Tiere, nur sind sie meist weniger gefleckt als 
diese. Ausgewachsen sind die Larven etwa 30—45 mm lang, während 
die eben das Wasser verlassenden, frisch verwandelten Jungen meist 
nur I2—I4 mm Gesamtgröße besitzen. 

Rana temporaria gehört zu den am weitesten verbreiteten Lur- 
chen Europas, indem dieselbe vom Nordkap, also vom 7ı° n. B. 
bis zum 45° fast den ganzen Weltteil bewohnt. Die letztgenannte 
Südgrenze wird nur in Spanien, wo die Art noch in Galicien (431%° 
n. B.) vorkommt und in Bosnien, woselbst das Tier im alpinen Wald- 
gürtel noch weiter nach Süden geht, teilweise überschritten. Der 
in Rede stehende Frosch fehlt daher nur dem größten Teile der 
Pyrenäischen, sowie der Apenninenhalbinsel, mit Ausnahme Bos- 
niens, der ganzen Balkanhalbinsel und der Krim. In Irland, wo er 
an dem im Südwesten der Insel gelegenen See von Killerney lebt, 
ward derselbe erwiesenermaßen im 17. Jahrhundert eingeführt. 

Die Gefangenschaft hält das Tier gut aus und wird in derselben 
allmählich ganz zahm. 


7. Rana Camerani: Spatium internasale spatio interoculari latius, 
hoc palpbebrae angustius. Tympanum ab oculo majore remotum. 
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus 
secundo, tibiae membris anterioribus subaequales. Articulatio 
tibio-tarsalis nares haud superans, callus subpollicarius mollıs, 


ovalis, dimidio pollice fere aequalis. — Long. 6—7 cm. 
Rana oxyrrhina Filippi Viagg. Pers. pag. 357 (1865). — Rana 


camerani Boulg. Bull. Soc. Zool. France, pag. 597 (1886). — Rana 
holtzi Werner Zool. Anzeig. pag. 222 (1898). 
mas. Pedes antici robusti, nuptium tempore callo pollicario lato, in- 
tegro instructt. 
fem. Pedes antici simplices. 


Eine im Habitus und in der Färbung mit arvalis ähnliche Art, 
von der sie aber durch den weichen und schwachen Fersenhöcker 
stets leicht unterschieden werden kann. 

Der Kopf ist etwas breiter als lang, mit mehr oder weniger zu- 
gespitzter, über den Mund merklich vorspringender Schnauze, deren 
Länge etwa dem Durchmesser der Augenhöhle entspricht. Der 
Canthus rostralis ist deutlich, die sehr schiefe Zügelgegend vertieft. 


Rana. 253 


Die Nasenlöcher stehen von Schnauzenspitze und Augen gleich weit 
ab, der sie trennende Zwischenraum ist breiter als der Interokular- 
raum, dieser um die Hälfte oder um zwei Drittel schmäler als das 
obere Augenlid. Das gut sichtbare Trommelfell ist vom Auge ent- 
fernt und kommt etwa dem halben Durchmesser des letzteren gleich. 
Die genau hinter dem unteren Rande der inneren Nasenlöcher ste- 
henden Gaumenzähne bilden zwei schmale, schiefe, innen anein- 
ander stoßende Gruppen. Die Vorderbeine haben stumpfe Finger, 
deren erster dem zweiten gleich ist oder ihn kaum merkbar über- 
ragt. An den Hinterbeinen sind die Schienen so lang oder wenig 
kürzer als die Vorderbeine, etwas länger als die Schenkel und so lang 
oder nicht viel länger als der Fuß. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis 
zu den Augen oder höchstens bis zu den Nasenlöchern, bei vom 
Rumpfe senkrecht abgebogenen Schenkeln und an ihnen zurück- 
gelegten Schienen überragen sich die 
Fersen. Der innere Metatarsalhöcker 
ist weich, eiförmig, höchstens die 
Hälfte der Daumenlänge betragend. 
Die Zehen sind schlank und stumpf, 
zu 23—34 ihrer Länge mit Schwimm- 
häuten verbunden, die Subartikular- 
höcker an Fingern und Zehen nur 
mäßig entwickelt. Die Haut ist glatt 
oder mit kleinen Warzen besetzt, die 
Dorsolateralleisten sind stark vor- 
stehend, fast gerade oder nur schwach 
konvergierend, hinter den Mund- 
winkeln findet sich eine Drüsenfalte. 
Die Unterseite ist glatt, an den 
Schenkeln gekörnt. BER. 

Das mit inneren Schallblasen ver- N EA 
sehene Männchen hat außer kräftigeren Ge 
Vorderbeinen zur Paarungszeit am 
Daumen der Vorderfüße noch eine breite, ungeteilte Brunst- 
schwiele. 

Die Färbung ist sehr veränderlich, die Oberseite gelblich oder 
bräunlich und in sehr verschiedener Weise mit dunklen, bald braunen, 
bald schwarzen, bald größeren, bald kleineren Makeln besetzt. Auf 
der Stirne ist gewöhnlich ein sehr deutlicher heller Fleck zu bemerken. 
Ein Streifen längs der Schnauzenkante, sowie der breite Temporal- 
‘ fleck sind immer dunkel. Ober dem ebenfalls dunklen Saum der 
Oberlippe läuft vom Schnauzenende bis zu den Schultern ein heller 
Strich hin. Die Körperseiten sind mit großen Flecken oder Mar- 
meln versehen und über die Rückenmitte zieht manchmal ein gelber, 
von zwei dunklen Binden begleiteter Längsstreif; die Beine sind 
stets regelmäßig quer gebändert, die weiße Unterseite ist bald ein- 
fatbig, bald mit braunen Makeln an den Kehlseiten besetzt. — Die 
Länge des ausgewachsenen Frosches beträgt etwa 6—7 cm. 

Rana Camerani ist ein Gebirgstier, das in unserem Faunen- 
gebiete bisher nur im südöstlichsten Rußland auf den Nordabhängen 








254 Ranidae. 


des Kaukasus gefunden ward. Über die Entwicklung und die Lebens- 
weise ist mir nichts bekannt. 


8. Rana arvalis: Spatium internasale spatio interoculari latius, hoc 
palpebrae angustius. Tympanum ab oculo majore remotum. 
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus 
secundo longior, tibiae membris anterioribus breviores. Articu- 
latio tibio-tarsalis nares vix-contingens, callus subpollicarius 
magnus, corneus, compressus, dimidio pollice saltem aequalis. — 
Long. 6—7 cm. 

Rana.-temporarıa Linn. Fauna 'suee. ed. 2, I, pag: 101 (r7oms 
Rana terrestris Andrzejwski Nouv. Mem. Soc. Nat. Moscou, II, 
pag. 342 (1832). — Rana arvalis Nils. Skand. Faun. Amf. pag. 92 
(1842). — Rana oxyrhinus Steenstr. Ber. 24. Vers. Naturf. u. Ärzte 
Kiel, pag. 131 (1846). — Rana Middendorffi Steenstr. Vidensk. 
Medd. fra d. naturhist. Foren. Kjöbenhav. No. 1—5 (1869). — Rana 
temporaria f. oxyrrhina Schreib. Herpet. europ. I, pag. 125 
(1875). — Rana agilis Wolterstorff Jahrb. Nat. Ver. Magdeb. pag. 316 
(1890). 

mas. Pedes antici robustiores nuptiae tempore pollice callo atro et in- 
tegro instructo. 

fem. Pedes antici simplices; corpore ad latera femoribusque sub- 
granosıs. 

var. a) Supra maculis obscuris plus minusve distinctis notatus. 

var. ) Supra taeniis pallidis obscurisque per totam corporis longıtu- 
dinem decurrentıbus. 


Eine durch die spitze, vorragende Schnauze, die kurzen Hinter- 
beine, den starken inneren und gänzlich fehlenden äußeren Meta- 
tarsalhöcker leicht kenntliche Art. 

Der Körper ist verhältnismäßig schlank, der Kopf so lang als 
breit oder etwas breiter, mit gewöhnlich mehr oder weniger drei- 
eckig zugespitzter und stark vorspringender, nur ausnahmsweise 
mehr stumpfer und verrundeter Schnauze, deren Länge höchstens 
dem Durchmesser des Auges gleichkommt. Der Canthus rostralis 
ist deutlich, die schwach geneigte Zügelgegend vertieft. Die Nasen- 
löcher stehen so ziemlich in der Mitte zwischen Schnauzenende und 
Auge, ihr gegenseitiger Abstand übertrifft die Breite des Interokular- 
raumes, welcher schwach gewölbt und schmal, nur 1, oder %3 so 
breit wie das obere Augenlid ist. Die Mundspalte reicht mindestens 
bis zur Hinterhälfte des gut sichtbaren kreisrunden Trommelfelles, 
welches höchstens %, des Augendurchmessers beträgt und von letz- 
terem etwa um die Hälfte bis zu zwei Drittel des Tympanumdurch- 
messers entfernt ist. Die Gaumenzähne stehen in zwei schiefen, 
ovalen, über den Hinterrand der Choanen hinausreichenden Gruppen. 
Die Vorderbeine sind etwas länger als die Schienen, etwa ein Drittel 
so lang als die Hinterbeine, ihre Finger stumpf, der erste etwas länger 
als der zweite. Die hinteren Gliedmaßen sind verhältnismäßig kurz, 
die Schienen nur wenig länger als die Schenkel und so lang, oder 
selbst kürzer als der Fuß, das Tibiotarsalgelenk nur ausnahmsweise 
die Schnauzenspitze, gewöhnlich nur das Auge oder das Nasenloch 


Rana. 2 5 5 


erreichend, die Fersen bei senkrecht abgebogenen Schenkeln und an 
ihnen zurückgelegten Schienen einander überragend. Der innere 
Metatarsalhöcker ist sehr kräftig, lang und hoch, hart und kom- 
preß, von etwa halbmondförmiger oder schaufelförmiger Gestalt, 
halb, ja selbst zwei Drittel so lang wie der Daumen, etwa dem 
Durchmesser des Trommelfelles gleichkommend; der äußere Meta- 
tarsalhöcker fehlt vollkommen. Die Zehen sind schlank und stumpf, 
zur Hälfte oder zu zwei Dritteilen ihrer Länge mit, beim brünstigen 
Männchen stärker entwickelten, aber auch da kaum jemals über das 
vorletzte Phalangenglied der vierten Zehe hinausreichenden Schwimm- 
häuten verbunden. Die Subartikulartuberkeln sind an Fingern und 
Zehen nur mäßig entwickelt. Die 
Haut ist glatt oder mit kleinen 
beiderseits der Rückenmitte oft 
längsgereihten Warzen besetzt, 
zwischen den Schultern steht häufig 
die auch bei anderen Fröschen ge- 
wöhnliche winkelige Drüsengruppe, 
die kräftigen Subdorsalfalten sind 
stark vorstehend und etwas gegen- 
einander geneigt; außerdem ist noch 
eine Drüsenfalte hinter dem Mund- 
winkel vorhanden. Die Unterseite 
ist glatt, in der Weichengegend und 
an der Schenkelwurzel namentlich 
beı Weibchen genetzt oder gekörnt. 

Das in der Regel kleinere, mit 
inneren Schallblasen ausgestattete 
Männchen hat außer viel kräftigeren 
Vorderbeinen zur Laichzeit noch 
gut entwickelte, rauhe und schwarze 
Brunstschwielen, welche sich vom 
Handballen ohne Teilung oder Unter- 
brechung bis zur Daumenspitze er- 
strecken. Auchsind dessen Schwimm- 
häute derber und dunkler, mit ge- 
radem oder selbst konvexem Außen- 
rande und die Körperhaut ist zur Laichzeit schwammig aufge- 
dunsen. 

Das Weibchen ist vorzugsweise zur Brunstzeit an Körperseiten 
und Beinen mit perlartigen Körnern besetzt. 

Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung kommt Rana arvalıs, 
ähnlich wie Discoglossus pictus, in zwei voneinander sehr verschie- 
denen Formen, in einer gefleckten (maculata) und einer gestreiften 
(striata) vor. 

Die Grundfarbe der Oberseite ist bei allen meistens ziemlich 





Fig. 49. 


Rana arvalis Nils. 
a Hinterfuß des Männchens, b Hinter- 
fuß des Weibchens, c Metatarsalhöcker. 


licht gelblich, graulich, rötlich oder bräunlich, beim Männchen zur 


Brunstzeit mitunter schön himmelblau, die Unterseite milchweiß 
oder namentlich an Weichen und Schenkeln gelblich, graulich oder 
fleischfarben, in den meisten Fällen einfarbig und nur manchmal 


256 Ranidae. 


mit kleinen, dunklen oder rötlichen Flecken an der Kehle, die aus- 
nahmsweise auch ab und zu auf die Brust fortsetzen. Von der 
Schnauzenspitze zieht sich längs des Oberlippenrandes bis zu den 
Schultern ein scharfer brauner oder schwarzer, oben weiß oder blaß- 
gelblich begrenzter Streifen hin; desgleichen sind auch die Schnauzen- 
kante, der Temporalfleck, ein Strich oder Fleck an der Innenseite 
des Oberarmes, die Querbinden der Hinterbeine, sowie ein Streifen 
an der Außenseite der Unter-, sehr selten auch der Oberschenkel 
und manchmal auch der Außenrand der Vorderbeine dunkel gefärbt. 
Am Hinterende der Schnauze, etwa in der Mitte der die Vorderwinkel 
der Augen verbindenden Linie, ist häufig ein heller Punkt zu be- 
merken. Die Dorsolateralwülste sind fast immer lichter, weißlich, 
gelblich, fleischfarben oder selbst goldig. 

Bei der als maculata bezeichneten Form sind ein, allerdings oft 
nur wenig deutlicher Querfleck zwischen den Augen, die hinter dem 
Kopf stehende, die Nackendrüsen bedeckende Winkelzeichnung, so- 
wie bald mehr, bald weniger zahlreiche, namentlich oft längs der 
Subdorsalfalten stehende Flecken oder Marmeln von sehr wechseln- 
der Form und Größe auf Rücken und Körperseiten dunkel, braun 
oder schwarz gefärbt. Beim Weibchen findet sich manchmal noch 
ein ebensolcher großer Fleck an den Weichen. 

Bei der als striata bezeichneten Form zieht ein mehr oder we- 
niger breites und helles, gelbliches, fleischfarbenes oder bräunliches, 
seitlich öfters schwarz oder überhaupt dunkel eingefaßtes Band mit 
geraden oder welligen Rändern von der Schnauzenspitze über die 
.Rückenmitte bis zum Rumpfende hin, wodurch dann die betreffen- 
den Tiere in Verbindung mit den hellen Seitenwülsten drei lichte 
Längsstreifen erhalten, die häufig um so schärfer hervortreten, als 
hiebei nicht selten auch die das Vertebralband und die Subdorsal- 
leisten säumenden dunklen Flecken zu mehr oder weniger zusammen- 
hängenden, nach außen meist unregelmäßig gezackten oder ausge- 
fressenen Längsbinden verfließen. Die dunkle Winkelzeichnung im 
Nacken fehlt bei den gestreiften Stücken. 

Diese zwei genannten Formen sind oft auch an verschiedene 
Standorte gebunden, kommen aber stellenweise auch untereinander 
vor; so ist beispielsweise die gestreifte in Dänemark die häufigere, 
in Norwegen die ausschließliche, während in Schweden und um Berlin 
beide gemeinschaftlich zu finden sind. 

In nur seltenen Fällen werden alle bisher beschriebenen Zeich- 
nungen so undeutlich, daß die Tiere im ganzen ziemlich einfarbig 
erscheinen. — Die Länge des erwachsenen Frosches beträgt etwa 
6—7 cm. 

Arvalis hält sich nur in der Ebene auf, daselbst namentlich 
Sümpfe und Torfmoore, Heiden und tonige, von Gräben und Wasser- 
ansammlungen durchsetzte Wiesen, sowie die Umgebung von Land- 
seen, schilfigen Teichen und Flußläufen bewohnend. Sie zieht sich 
meist erst im November in ihre Winterlager zurück, die sie wiederum 
sehr früh, oft schon Ende Februar oder im März verläßt. Die Männ- 
chen entfernen sich gewöhnlich weniger weit, als die Weibchen, 
letztere sollen sowohl im Schlamme der Gewässer, als auch am 


Rana. 2} 5 7 


Lande überwintern. Die Paarung findet meist im März oder April 
statt, zu welcher Zeit die Weibchen ihre kleinen, mit einer zarten 
Hülle umgebenen Eier, deren weißer Fleck gewöhnlich nach unten 
sieht, absetzen. 

Die Larven sind äußerlich den Quappen von temporaria ähnlich, 
von denen sie sich jedoch durch kürzeren Schwanz unterscheiden. 
Sie haben einen eiförmigen, seitlich etwas bauchig erweiterten Körper 
mit oben schwach gewölbtem, vorne abgestutztem Kopf. Der Mund 
ist so breit oder etwas breiter als der Internasalraum, dieser wieder 
bedeutend — etwa ı%mal — schmäler als der Interocularraum. 
Die Lippen sind unten mit einer, seitlich stellenweise mit 2—3 Reihen 
von Papillen gesäumt, in der Regel oben mit zwei, unten mit drei 
Reihen von Zähnen besetzt. Die erste Reihe der Oberlippe ist lang, 
ganz und fast gerade, die zweite in der Mitte soweit unterbrochen, 
daß die einzelnen Seitenstücke derselben etwa nur ein Drittel so 
lang sind als die darüberstehende Reihe. Ausnahmsweise tritt nach 
unten zu manchmal eine dritte, noch kürzere Reihe beiderseits dazu. 
Von den drei Zahnreihen der Unterlippe ist die mittlere die 
längste; diese und die erste Reihe sind ganz, die dritte in der 
Mitte nicht weit unterbrochen. Die ersten zwei Reihen sind in der 
Mitte und am Außenrande nach oben geschwungen. Der zugespitzte 
oder auch schwach abgestumpfte Schwanz ist etwa IW%,—2mal so 
lang als der Körper, seine Höhe beiläufig dreimal in der Länge ent- 
halten, sein Muskelteil etwas niedriger als die Hälfte seiner Total- 
höhe. 

Die Färbung ist oben dunkelbraun oder schwärzlich mit bei 
fortschreitendem Wachstum immer zahlreicher werdenden Goldflim- 
mern besetzt, die sich auch auf die graulich violette oder bläulich- 
schwarze Unterseite fortsetzen. Der Schwanzkörper ist dunkelgrau 
und gelb gesprenkelt, der graulichweiße Flossensaum oben auf der 
Vorderhälfte mit kleinen braunen und goldenen Punkten besetzt; 
manchmal zeigt die Oberschneide eine Reihe großer, brauner Makeln 
oder es zieht auch eine Reihe kleiner Goldflecken längs des oberen 
und unteren Saumes hin. ° 

Die Verwandlung ist je nach Gegend und Witterungsverhält- 
nissen zwischen Mitte Juni und Anfang August beendet. Die aus- 
gewachsenen Quappen sind etwa 35 mm, die frisch entwickelten 
Jungen 10—ı2 mm lang; letztere sind an dem hellen Rückenstreif 
und den weißlichen Drüsenleisten, sowie an der spitzen Schnauze 
und dem starken Fersenhöcker von anderen Verwandten leicht zu 
unterscheiden. Die Geschlechtsreife tritt erst mit drei Jahren ein; 
die Stimme des Männchens gleicht dem Glucksen einer unter Wasser 
gehaltenen leeren Flasche. 

Rana arvalis hat ebenfalls eine sehr ausgedehnte geographische 
Verbreitung, indem sie fast alle zwischen dem Rhein und Ural einer- 
seits und zwischen dem Weißen und Schwarzen Meere anderseits 
liegenden Tiefländer unseres Weltteiles, also ein Gebiet von etwa 
48 Längen- und 24 Breitegraden bewohnt. Vom Weißen Meere, 
wo das Tier noch am Mesen und bei Archangel vorkommt, zieht 
sich dasselbe zunächst südlich durch ganz Rußland hin, welches es, 

Schreiber, Herpetologia europaea. 17 





258 Ranidae. 


mit Ausnahme der Krim, in den meisten ebenen Teilen bewohnt. 
Von hier aus dehnt sich dann die Verbreitung durch das germa- 
nische Tiefland nach Westen bis zum Niederrhein und von da nörd- 
lich durch die jütische Halbinsel und die dazu gehörenden Eilande 
bis ins südliche Skandinavien aus, daselbst jedoch den 60° n. B. 
nicht überschreitend. Desgleichen ist die Art auch im nördlichen 
und nordöstlichen Teile der ungarischen Tiefebene zu finden, von 
wo aus sie westlich ins Wiener Becken, östlich ins mittlere sieben- 
bürgische Hügelland nördlich der Marosch eingewandert ist. End- 
lich kommt das Tier noch inselartig an einigen Orten vor, in die es 
offenbar längs der Flußläufe vorgedrungen ist; so ist es beispiels- 
weise längs der Oder bis Breslau, an der Elbe bis Dresden und die 
Saale aufwärts bis Leipzig gelangt, desgleichen durch die oberrhei- 
nische Tiefebene nach Osten dem Maine folgend bis Schwebheim 
und Erlangen in Mittelfranken, ferner südlich bis Basel gekommen 
und von hier aus in der Rheinecke den Fluß überschreitend sogar 
ins untere Elsaß übergetreten. 

In der Gefangenschaft zeigt sich diese Art körperlich und geistig 
lebhafter und regsamer als temporaria, da sie gegen Temperatur- 
und Witterungswechsel empfindlicher ist, als andere Frösche, so ist 
bei ihrer Haltung auf diesen Umstand gebührend Rücksicht zu 
nehmen. 


9. Rana eseulenta: Spatium interoculare dimidio palpebrae saltem ae- 
quale. Dentes palatini nares internas postice haud swperantes. 
Articulationes tarso-tibrales inter se non contingentes. Callus 
subpollicarius magnus, compressus, prominens, dimidio pollicis 
longitudine subaegualis. Femora postica flavo-nigroque varia. — 
Long. 6—Io cm. 

mas. Palmarum pollice nuptiae tempore scabro, sed non atrato,; artıcu- 
latione tarso-tibiali rostri apicem non contingente. Vesicıs voca- 
libus lacteıs. 

fem. Palmarum pollice glabro, articulatione tarso-tibiali angulum oculı 
posteriorem non contingente. 


Typus: Major, pedibus tibiis longioribus, callo subpollicario mi- 
nore, elongato, margine obtuso subrecto, longitudine pollici semi- 
aequali, plicis dorso-lateralibus latıs. Long. 7—Io cm. 


Rana esculenta Linne Syst. nat. X, pag. 212, 14, tab. I (1758). — 
Rana vulgaris Bonnat. Tabl. encyclop. meth Erpet. pag. 3, 6, tab. 2, 
fig. ı (1789). — Rana fluviatilis Bonap. Mem. Acad. Turin. II, 
pag. 249 (1839). — Pelophylax esculentus Fitzing. Syst. reptil. 
I, pag. 31 (1843). — Rana esculenta var. silvatica Koch 
Ber. Senckenb. naturf. Ges. pag. 150 (1872). — Rana esculenta 
var. viridis Camer. Monogr. Anf. an. ital. pag. 61 (1883). 





var. a) Supra virens, maculis fuscis nigrisve subaequalibus irregula- 
rites dispositis, dorso lineis flavidis tribus, rostro ad latera nigro- 
lineato. 

var. b) Supra viridis, nigro-maculata, lineis flavescentibus lateralibus 
obsoletis. 

var. c) Ut supra, sed lineis flavidis nullıs. 


var. 


var. 
var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


juv. 


Rana. 259 


d) Supra virens, concolor, lateribus passim maculatıs, liners fla- 
vescentibus tribus. 
e) Supra viridis, concolor, lineis flavescentibus omnino obsoletis. 
f) Supra grisea aut fuscescens, nigro-maculata, liners flavescen- 
tıbus lateralibus obsoletıs. 
g) Supra sordide olivacea aut griseo-fuscescens, linea vertebrali 
pallescenti, laterum femorumque maculis nigris crebioribus ac 
majoribus plus minusve confluentibus, macula temporali inter- 
dum atra, lumbis clunibusque luteis (Alpes). 
Rana alpina Risso Hist. nat. d. princip. product. de l’ Eur. m£rid. 
III, pag. 93, 31 (1826). 
h) Supra virens aut fusco-olivacea, maculis majorıbus fere qua- 
dratis per longitudinem seriatis, corpore femoribusgue interdum 
albo-sparsis (Hispanra, Italia). 
Rana hispanica Michah. Isis XXIII, pag. 160 (1830). — Rana 
viridis Gerv. Ann. sc. nat. 3a, ser. X, pag. 705 (1848). —Rana escu- 


lenta Camer. Osserv. Anf. an. Mar. Atti Acc. Sc. Tor. XIII (1878). — 
Rana esculenta subsp. Latastii Camer. l. c. pag. 63 (1883). 


i) Supra obscure fusca, obsolete nigro-maculata, striis flavo-viri- 
dibus tribus, fascıa capitis lateralis alba utrinque atro-limbata, 
macula temporali nec non fasciis corporis lateralibus nıgris 
(Helvet.). 


Rana esculenta var. Bolkayi Fejervary Beitr. z. Herpetol. d. 
Rhonetal. pag. 20 (1909). 
k) Supra maculis nigris creberrimis confluentibus plus minusve 
atra, concolor (Gallia). 
Supra virens aut grisea, dorso linea media flavescente maculisgue 
nigris rariorıbus. 


Subspec.: Minor, pedibus tibiis multo longioribus, callo subpolli- 


var. 


var. 


var. 


Evar. 


cario seminulari, magno, compresso, margine corneo, acuto, pol- 
lice sesqui-longiore; plicis dorso-lateralibus angustis. — Long. 
6—8 cm. 


Rana calcarata Michah. Neue südeurop. Amph. Isis, pag. 807 
(1830). — Rana esculenta Lessona Anf. an. d. Piem. Acc. dei Linc. 
I, sez. 3a (1877). — Rana esculenta subsp. Lessonae Camer. 
l. c. pag. 62 (1833). 

a) Supra laeta viridis, regione inguwinali excepta concolor. 
Rana esculenta subspp. Lessonae a. var. immaculata 
Camer. l. c. pag. 66 (1883). 

b) Supra viridis, nigro-maculata, strüis flavescentibus nullıs. 
Rana maritima Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II (1332). 


c) Supra flavida, viridis aut grisea, corpore quwingue-striato ma- 

culis seriatis ad latera saepe per longitudinem confluentibus. 
Rana esculenta subsp. Lessonae b.var. maculata Camer. 
177@>pag.266 (1333). 

d) Ut supra, sed dorso late griseo-bifasciato maculis punctisque 

parvis atris sparso. 


Rana esculenta subsp. Lessonae c.var. punctata Camer. 
l. c. pag. 66 (1883). 
172 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


Ranidae. 


e) Supra flavo-virens, dorso taeniis duabus brunneis, lateribus 
nigro-bifasciatıs. 
Rana esculenta subsp. Lessonae d.var. nigro-vittata 
Cam. l. c. pag. 66 (1833). 
f} Maculis dorsalibus plus minusve confluentibus, linea flaves- 
centi laterali plerumque obsoleta. 
Rana esculenta var. marmorata Massalongo Sagg. di un’ 
erpetol. popol. veron. pag. 47, XX (1854). 
g) Supra virens, nigro-maculata, lateribus pedumgque partibus in- 
feriorıbus carneis vel roseis. 
Rana esculenta var. roseo-virens Massal.l.c. pag. 47, XX 
(1854). 
h) Supra obscure cuprea aut badıa, linea spinali obsoleta, ma- 
culıs nigris minoribus interdum seriatıs. 
Rana maritima Risso Hist. nat. d. princ. prod. de l’Eur. mer. III, 
pag. 92, 30 (1826). 
1) Supra fuliginosa aut atro-fusca, maculis ad trunci femorum- 
que latera confluentibus aterrimis,; linea spinali plus minusve obso- 
leta (Hispan.): 
k) Maculis obscuris area undulata subremota circumdatis (Hispan.). 


Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald wieder — nament- 


lich im weiblichen Geschlechte — mehr kräftig und gedrungen, der 
Kopf verhältnismäßig schmal, dreieckig, abgeplattet, mit nach vorne 





zu kaum abfallender, spitz 
zugerundeter und über den 
Mund vorragender Schnau- 
ze. Die Rostralkante tritt 
wenig hervor, die Zügel- 
gegend fällt stark schief 
ab. Die kleinen, länglich 
eiförmigen Nasenlöcher sind 
voneinander ebensoweit wie 
von den Augen und der 
Schnauzenspitze entfernt, 
manchmal auch den letz- 
teren etwas näher gerückt. 
Der Interocularraum ist 
meist deutlich, oft sogar 
furchenartig der Länge nach 
vertieft, nur selten flach 
oder selbst schwach gewölbt, 
Fig. 50. schmäler als der Internasal- 

Rana esculenta Linne. Typus. raum und nur die Hälfte 
oder höchstens drei Viertel 


von der Breite des oberen Augenlides betragend. Das sehr 
deutliche, ziemlich kreisförmige Trommelfell ist groß, in seinem 
Durchmesser etwa dem Auge gleichkommend und vom letzteren 
ziemlich weit, doch kaum jemals um die Länge des Tympanal- 


Rana. 261 


durchmessers entfernt. Die Gaumenzähne stehen zwischen den 
inneren Nasenlöchern in zwei kurzen, nach rückwärts unter sehr 
stumpfem Winkel divergierenden Gruppen, die niemals über den 
Hinterrand der Choanen hinausragen. Der von ihnen nach hinten 
ziehende mittlere Gaumenteil ist schmal und der Länge nach ge- 
wölbt. Die Vorderbeine haben ziemlich walzenförmige, stumpf zu- 
gespitzte Finger, deren erster etwas länger als der zweite ist; jener 
hat unterseits einen Ballen, der Handteller zwei kleine Hervorragun- 
gen, der zweite und der dritte Finger sind innen mit einem Haut- 
saume versehen. Die hinteren Gliedmaßen sind verhältnismäßig kurz 
und reicht das Tibiotarsalgelenk niemals über das Nasenloch hinaus; 
auch die Schienen sind meist kürzer als der Fuß!) und bei senkrecht 
vom Körper abgebogenen Schenkeln und diesen parallel angelegten 
Schienen treffen die Fersen nicht zusammen. Der innere Metatarsal- 
höcker ist groß, vorragend, beiderseits zusammengedrückt, beiläufig 
der halben Daumenlänge gleichkommend und immer länger als seine 
Entfernung vom nächsten Subarticularhöcker der ersten Zehe. Die 
stark gestreckten Zehen nehmen von der ersten zur vierten an Länge 
zu, die fünfte ist nur wenig kürzer als die dritte, alle sind gegen die 
Spitze etwas verjüngt und mit ziemlich derben, wenigstens auf einer 
Seite bis an ihr Ende reichenden Schwimmhäuten verbunden. Die 
Subartikulartuberkeln sind gut entwickelt, die Haut glatt oder 
schwach warzig, die dorsolateralen Drüsenleisten breit abgehoben. 
Die bei den Braunfröschen fast allgemein vorkommenden winkeligen 
Nackendrüsen fehlen dieser Art. Unter dem Trommelfell zieht sich 
bis zur Wurzel der Vorderbeine noch eine kurze Drüsenleiste hin, 
welche manchmal in einen, den Subdorsalleisten an Stärke durch- 
aus nicht nachstehenden und unter ihnen gegen die Wurzel der 
Hinterbeine laufenden Seitenwulst übergeht; auch an den Schienen 
sind mitunter Drüsenreihen, sowie an den Rumpfseiten und Hinter- 
beinen, namentlich aber über dem After, fast immer kleine, körner- 
artige Rauhigkeiten zu bemerken. Die Kehle, sowie die Außenseite 
der Schenkel sind meistens glatt und glänzend, der Bauch, beson- 
ders nach hinten zu, und die Innenseite der Schenkel mehr oder 
weniger genetzt oder gekörnt. 

Das Männchen besitzt hinter den Mundwinkeln gelegene Schall- 
blasen, die durch zwei zu Seiten der Zunge gelegene Spalten mit 
der Mundhöhle zusammenhängen und beim Schreien in Gestalt 
kugelförmiger Blasen hervorgetrieben werden; auch zeigt der Dau- 
men zur Paarungszeit eine rauhe, aber nicht geschwärzte Schwiele. 
Das Tibiotarsalgelenk reicht höchstens zwischen den vorderen Augen- 
winkel und das Nasenloch. 

Beim Weibchen ist an Stelle der Stimmritze eine mehr oder 
weniger deutliche Falte zu bemerken; in Ausnahmefällen werden 
übrigens auch bei diesem Geschlechte Schallblasen angetroffen, die 
jedoch in ihrer Ausbildung den bei Männchen vorkommenden stets 
merklich nachstehen. Das Tibiotarsalgelenk reicht bei nach vorne 


!) Von der Spitze der längsten Zehe bis zum äußeren Metatarsalhöcker ge- 
messen, 


262 Ranidae. 


an den Körper angelegten Hinterbeinen zwischen das Trommelfell 
und den hinteren Augenwinkel. 

Die Färbung der Oberseite ist, namentlich bei Männchen, mei- 
stenteils grün, manchmal aber auch grau, bräunlich oder oliven- 
farben. Die Schnauzenkante und mehr oder weniger zahlreiche 
Flecke am Rande des Oberkiefers bis zur Einlenkung der Vorderbeine 
sowie eine meist längliche Makel an der Wurzel des Oberarmes sind 
fast immer dunkel; ein Temporalfleck ist dagegen meist gar nicht 
oder nur in schwacher Andeutung vorhanden. Die zwischen den 
Seitenwülsten liegende breite Rückenzone ist meist von einer helleren, 
weißlichen, gelblichen oder blaßgrünen Vertebrallinie durchzogen, 
nur bei Männchen manchmal einfarbig, in den meisten Fällen aber, 
besonders bei Weibchen, mit mehr oder weniger dunklen, gewöhn- 
lich schwarzen Flecken besetzt, die sich namentlich am Hinterkopfe, 
dann zu Seiten der meist schön goldglänzenden Subdorsaldrüsen, 
sowie an den Rumpfseiten, hauptsächlich aber gegen den Ansatz 
der Hinterbeine gerne in größerer Menge anhäufen und nicht selten 
zu unregelmäßigen Schnörkeln und Marmeln verbunden sind. In 
sehr seltenen Fällen erhält die Oberseite durch Hintereinanderreihung 
und teilweises Zusammenstoßen der Flecken eine mehr oder weniger 
ausgesprochene längsbindenartige Zeichnung. Endlich sind noch die 
Beine mit mehr oder weniger dunklen Makeln versehen, die an den 
Hintergliedern meist zu besonders im weiblichen Geschlechte deut- 
lichen Querbinden erweitert sind und auf der Innenseite der Schenkel 
oft hübsche Marmorierungen bilden. Die Augenlider, das Trommel- 
fell, der Hinterrücken und die Hinterbeine sind mitunter metall- 
glänzend, die Stimmblasen weiß oder nur schwach pigmentiert, die 
Lenden und die Unterseite der Schenkel lebhaft dottergelb gefärbt. 
Die Unterseite ist weiß, gelblich oder graulich, gewöhnlich ohne oder 
mit nur wenigen Flecken, an den Seiten manchmal mit Perlmutter- 
glanz, die Sohlen und die Schwimmhäute sind meist dunkel, die 
Subartikulartuberkeln hell gefärbt. 

Die Jungen sind meist heller als die Alten, gewöhnlich grün 
oder graugrün und nur wenig gefleckt. — Die Größe erwachsener 
Tiere beträgt 6—Io cm. 

Die als Rana Lessonae Cam. unterschiedene Form ist kleiner 
und zeichnet sich vor allem durch bedeutend kürzere Hinterbeine 
aus, die mit dem Tibiotarsalgelenk nie- 
mals die Augen erreichen und deren 
Schienen merklich kürzer als der Fuß sind. 
Der innere Metatarsalhöcker ist sehr stark, 
kompreß, hart und schneidig, etwa halb- 
mondförmig und fast an den der Pelobates- 
Arten erinnernd, beiläufig doppelt so 

Fig. sr. lang als hoch, seine Länge 1%—2mal 

Bl in der des Daumens und 5—Smal in der 

re Schiene enthalten. Die Haut ist glatt 

oder — besonders bei älteren Tieren — 

mit kleinen Warzen bedeckt, die stark leistenartig vortretenden 
Seitenwülste sind schmäler als bei der Stammform. 





Rana. 26 3 


Die Oberseite ist schön gelb- oder grasgrün, graulich, oliven- 
farben oder brunzebraun. Die Schnauzenkante und der Oberlippen- 
saum sind gewöhnlich schwarz, das Trommelfell braun; die Verte- 
brallinie und die subdorsalen Drüsenleisten sind heller, gelb oder 
blaßgrün, letztere öfters schwarz gesäumt. Der Rücken ist entweder 
einfarbig, häufiger aber mit dunklen, braunen oder meistens schwar- 
zen Flecken besetzt, die gerne hintereinander stehen und mitunter 
durch Zusammenfließen mehr oder weniger vollkommene Längs- 
binden bilden, dann von der Grundfarbe nur getrennte Zonen zurück- 
lassend; an den Rumpfseiten entstehen durch teilweise Vereinigung 
der Flecken oft schnörkelartige Zeichnungen. Die Hinterbeine sind 
meistens sehr regelmäßig quergebändert, die Innenseite der Schenkel 
auf oft lebhaft dotter- oder orangegelbem Grunde schön schwarz 
gemarmelt, die Schallblasen nicht oder sehr schwach pigmentiert. 
Die Unterseite ist weiß, bald einfarbig, bald mehr oder weniger un- 
regelmäßig schwärzlich gefleckt. — Die Größe des erwachsenen 
Tieres beträgt von der Schnauzenspitze bis zum After 7—8 cm. 

Rana esculenta ist mit Einschluß der folgenden die am meisten 
das Wasser liebende Art, und wenn sie auch nicht gerade in demselben 
lebt, so hält sie sich doch fortwährend an dessen Rande auf, daselbst 
besonders gerne im Sonnenschein nach Art der Hunde mit aufge- 
stemmten Vordergliedmaßen auf den Hinterbeinen sitzend, um sich 
von hier aus bei der geringsten Beunruhigung mit gewaltigem 
Sprunge kopfüber in die Flut zu stürzen und mit kräftigen Schwimm- 
bewegungen zum Grunde eilend in den Schlamm desselben einzu- 
wühlen. Nur zur Laichzeit hält sie sich ständig im Wasser auf und 
kann man dann im Frühjahre in den Abendstunden das laute Ouaken 
der daselbst meist in großer Menge versammelten Frösche oft weithin 
vernehmen. Mitunter werden sie wohl auch auf in der Nähe des 
Wassers liegenden feuchten Wiesen angetroffen, die sie wahrschein- 
lich,als Jagdgebiet aufsuchen; in höhere Gebirge geht das Tier nicht 
hinauf. Esculenta ıst ein gewaltiger Räuber, der alles, was er be- 
wältigen kann, frißt, und während sich die kleineren Formen mit 
Würmern, Insekten, Schnecken, Kaulquappen und Molchen be- 
gnügen, nehmen die großen keinen Anstand, sich auch an kleineren 
Wirbeltieren, wie jungen Blindschleichen und Schlangen, an Ei- 
dechsen u. dergl. zu vergreifen. Auch über der Wasserfläche fliegende 
Tiere, namentlich Libellen, Schmetterlinge u. dergl. werden oft durch 
einen Luftsprung aus dem Wasser erbeutet. 

Den Winter bringt das Tier unter Wasser im Schlamme des 
Grundes eingewühlt zu, im Frühjahr kommt es von allen einheimi- 
schen Fröschen als der letzte zum Vorschein; es findet daher auch 
die Paarung gewöhnlich ziemlich spät, je nach der Gegend im April 
oder Mai, mitunter selbst erst im Juni statt. Wegen der nur wenig 
rauhen Daumenschwiele kann sich das Männchen nicht so fest wie 
andere Frösche am Weibchen halten und ist daher auch leichter 
‘von demselben zu trennen. Da diese Art spät laicht, so dringen die 
zu dieser Zeit schon kräftigeren Sonnenstrahlen leichter in das Wasser 
ein, daher auch die Eimassen nicht wie bei den frühzeitig legenden 
Braunfröschen in die Höhe steigen. Ein einzelner Laichklumpen 





264 Ranidae. 


kann oft über tausend Eier enthalten. Die Entwicklung der Quap- 
pen geht sehr ungleichmäßig vor sich, und während die meisten schon 
in demselben Jahre ihre Verwandlung beenden, kann es vorkommen, 
daß selbst von demselben Gelege einzelne so weit zurückbleiben, 
“daß sie sogar im Larvenzustande überwintern. Übrigens richtet 
sich die Raschheit der Entwicklung auch nach lokalen Verhältnissen, 
indem in seichten, bald austrocknenden Gewässern die Jungen ihre 
Ausbildung möglichst beschleunigen und oft schon als ganz kleine 
Fröschchen das Wasser verlassen, an tieferen Stellen dagegen die 
Tiere weit länger in ihrem ursprünglichen Elemente bleiben und 
dann häufig zu einer bedeutenden Größe heranwachsen. 

Die frisch ausgeschlüpften Larven sind anfangs mehr gestreckt 
und nehmen erst nach 8&—ıo Tagen die gewöhnliche Kaulquappen- 
form an. Der Körper derselben ist mindestens anderthalbmal so 
lang als breit, die Nasenlöcher sind von der Schnauzenspitze und 
dem Auge, dieses von letzterer und dem Spiraculum etwa gleich- 
weit entfernt. Der Interokularraum ist doppelt so breit wie der Inter- 
nasalraum und viel breiter als der Mund, das von oben und unten 
sichtbare Spiraculum dem Hinterrande des Körpers merklich mehr 
als dem vorderen Kopfende genähert. Der Schnabel ist sehr breit 
schwarz gesäumt mit fein gezähneltem Rande. Den oberen Rand 
der Oberlippe ausgenommen ist der Mund mit einer, zu seiten der 
Unterlippe mit zwei Reihen von Papillen eingefaßt. Unter der ersten 
sehr langen Zahnreihe der Oberlippe stehen jederseits zwei bedeutend 
verkürzte, die durch einen breiten Zwischenraum von einander ge- 
trennt sind; von den drei Zahnreihen der Unterlippe ist die erste 
die kürzeste, die zweite und dritte sind ziemlich gleichlang, letztere 
manchmal in der Mitte sehr schmal unterbrochen. Der rechts ge- 
legene After mündet unmittelbar am Rande des unteren Schwanz- 
saumes aus. Der Muskelteil des Schwanzes nimmt an der Basis 
nicht ganz die Hälfte seiner Gesamthöhe ein. Die obere Schwanz- 
flosse ist höher als die untere, schwach gewölbt, nach vorne nicht 
bis unmittelbar über das Spiraculum reichend, die Länge des Schwan- 
zes die des länglich eiförmigen Körpers bedeutend übertreffend. 
Die mehr oder weniger olivenfarbene Oberseite ist dicht braun ge- 
fleckt, die perlmutterweiße Unterseite mit kleinen, rundlichen, gelb- 
lichweißen Flecken besetzt, die Rumpfseiten mit goldig glänzenden 
Pusteln, der weiß und dunkel marmorierte Schwanzkörper zeigt zer- 
streute schwarze Makeln, die anfangs einfarbige sehr fein grau ge- 
sprenkelte Schwanzflosse ist später mit größeren dunkelgrauen 
Flecken versehen. — Die Entwicklung gelangt gewöhnlich im August 
oder September zum Abschluß. 

Rana esculenta ist bezüglich ihrer geographischen Verbreitung 
hauptsächlich auf die westliche Hälfte unseres Weltteiles beschränkt 
und findet sich von England und dem mittleren Schweden an durch 
Dänemark, Belgien und Frankreich bis in die Pyrenäische Halb- 
insel hinein, daselbst auch noch auf den Inseln Mallorca, Menorca 
und Ivizza vorkommend. Von den genannten Ländern tritt die Art 
dann durch die Schweiz und durch Deutschland einerseits ins west- 
liche Rußland, anderseits nach Österreich-Ungarn und Italien über 


Rana. 265 


und ist auch noch auf der Insel Corsica heimisch. In Österreich- 
Ungarn fehlt sie jedoch in dem südöstlichen Teile (in Istrien, Dal- 
matien, Bosnien und der Herzegowina). — Die Form Lessonae ward 
bisher in England, Belgien, Frankreich, den Rheinlanden, sowie in 
Nieder-Österreich, Ungarn, Illyrien, Italien, der Pyrenäischen Halb- 
insel und auch auf Sizilien angetroffen, dürfte aber bei dem Um- 
stande, als sie noch wenig beachtet wurde, wahrscheinlich eine viel 
weitere Verbreitung haben. — Ins Gebirge geht esculenta nur aus- 
nahmsweise bis IIo0O m hinauf. 

Unter allen einheimischen Fröschen ist der genannte der scheueste 
und ungeberdigste und legt er seine Wildheit in der Gefangenschaft 
erst nach einiger Zeit ab. Er ist in ziemlich geräumigen Käfigen zu 
halten, die vor allem so hoch sein müssen, daß er sich durch seine 
wiederholten, verzweifelten Sprünge, die er anfangs namentlich aber 
beim Nahen des Menschen macht, am Deckel des Behälters nicht 
die Schnauze zerstößt. Wegen seiner Vorliebe zum Wasser ist ihm 
selbstverständlich ein nicht zu kleiner Badenapf hineinzustellen. 


10. Rana ridibunda: Spatium interoculare trienti palpebrae aequale. 
Dentes palatini nares internas paululum superantes. Arti- 
culationes tarso-tibiales ultra se excedentes. Callus subpolli- 
carius humilis, subceylindricus, dimidio pollicis brevior. Femora 
postica albo-nigrogue variegata. — Long. 12—I7 cm. 

mas. Palmarum pollice nuptiae tempore scabro, sed non atrato,; artı- 
culatione tarso-tibiali rostri apicem contingente. Vestcis vocalıbus 
nigro-griseis. 

fem. Palmarum pollice glabro,; articulatione tarso-tibiali angulum 
oculi posticum contingente. 

Rana ridibunda Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, 


pag. 458, 14 (1771). — Rana gigas Gmel. Linn. Syst. nat. III, pag. 
1053, 14, ß (1790). — Bufo ridibundus Schneid. Hist. amphib. I, 
pag. 226, XVII (1799). — Rana fortis Boettg. The Zool. pag. 220 
(1844). 


var. a) Supra ad latera fasciae spinalis virescentis maculis ex atomıs 
obscuris magnis, votundatis, excisis per longiütudinem_ seriatıs; 
lateribus punctis nigrescentibus creberrimis nebulosıs, corpore 
verrucis parvis scabriuscolo. 
Rana cachinans Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 7, ı, tab. I, fig. ı 
(1831). — Rana tigrina Eichw. Fauna casp. caucas. pag. 157 (1842). 
— Rana esculenta var. h, Schreib. Herpet. eur. I, pag. 118 (1875). 
var. b) Supra laete viridis, immaculata, striis duabus exatomis fuscis 
ab oculis supra dorsum decurrentibus, lateribus flavescentibus 
maculis nigro-nebulosis seriatis (Ross. merid.). 
Banaleıchimans- Pall le .MIJ, pag. 7, '1,.tab. I, fig. 2 (1357). — 
Rana esculenta var. g Schreib. l. c. pag. ıı8 (1375). 
var. c) Supra virens aut fuscescens, lateribus multo pallidiorıbus, 
maculis obscuris creberrimis mediocribus laterum passim, fe- 
morum fere omnibus confluentibus; linea vertebrati conspicua, 
lateralibus subobsoletis. 
Rana esculenta var. i Schreib. l. c. pag. ıı8 (1875). 


266 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


Ranidae. 


d) Supra sordide olivacea aut grisescens, antice maculis magnis 
rarıs fuscescentibus,; linea dorsali pedumgque fascilis obsoletis. 
Rana esculenta var. m Schreib. 1. c. pag. ıı8 (1875). 


e) Supra cinerea, maculis crebris majoribus et minoribus fuscis,; 
linea epinali interdum flava vel virescente. 
Rana esculenta var. p Schreib. l. c. p. 118 (1375). 


f) Supra grisea vel lutescens, dorso verrucoso, linea vertebrali 
saepius obsoleta, maculis fuscis magnis rotundatis per series 
duas dispositis,; lateribus maculis magnis atris variegata,; trunco 
pedibusgue posticis albo-sparsis. (Ross. merid.). 


Rana caucasica Pall.l.c. III, pag. 15, ı0 (1831). —Rana den- 
tex Kryn. Observ. quaed. rept. Bull. soc. imp. nat. Mosc. III, pag. 63, 2, 
tab. LI (1837). — Rama esculenta. var.q Schreib. 1 cr pages 


(1875). 
g) Supra fusco-grisea, maculis atris subobsoletis rarissimis, 
corpore verrucis crebris scaberrimo (Cherson taur.). 

Rana esculenta var. r\Schreib. 1: c. pag. 119 (1875). 
h) Supra rubiginosa, punctis albidis crebris sparsa, maculis 
obscuris rarioribus subobsoletis. 

Rana esculenta var. t Schreib. Il. c. pag. Iıg (1875). 
1) Supra badia, maculis magnis varis irregularıter excisis, tae- 
nia vertebrali latissima, lateralibus obsoletis (Croatia). 

Rana esculenta var. v Schreib. l. c. pag. IIg (1875). 


Der Körper ist plump und kräftig, der Kopf ziemlich breit, 


mit kürzerer, stumpf abgerundeter Schnauze. Der Interocularraum 





ist nur ein Drittel so breit 
wie ein oberes Augenlid, 
die Gaumenzähne ragen et- 
was über den Hinterrand 
der inneren Nasenlöcher 
hinaus. Die Beine sind ver- 
hältnismäßig länger und bei 
senkrecht vom Körper ab- 
gebogenen Schenkeln und 
mit diesen parallel zurück- 
gelegten Schienen ragen 
die Fersen immer überein- 
ander hinaus. Der innere 
Metatarsalhöcker ist kleiner, 
weniger hervorragend und 
von verflacht walzenför- 


Ga Ä miger Gestalt, seine Länge 
Fig. 52. ist merklich geringer als die 
Rama Pal. Hälfte des vor ihm stehen- 


den Daumens und auch stets 


geringer als seine Entfernung vom nächsten Subartikularhöcker 
der ersten Zehe; desgleichen sind auch die an der Unterseite der 
Finger- und Zehenglieder befindlichen Höcker kleiner als bei der 


Rana. 267 


vorigen Art. Die Haut ist glatt oder mehr oder weniger warzig, die 
meist nicht stark abgehobenen Dorsolateralwülste etwa von der 
Breite der oberen Augenlider. Nackendrüsen sind keine vorhanden. 

Das Männchen besitzt hinter den Mundwinkeln beim Schreien 
kugelig hervortretende Schallblasen und zur Paarungszeit eine rauhe 
Daumenschwiele. Das Tibio-tarsalgelenk reicht bis zur Schnauzen- 
spitze. 

Das Weibchen entbehrt der Schallblasen und der Daumen- 
schwielen und sein Fersengelenk reicht bis zum hinteren Augen- 
winkel. 

Die Färbung der Oberseite ist manchmal grau oder auch lebhaft 
grün, weit häufiger aber schmutzig trübgrün, olivenfarben oder 
bronzebraun. Über die Schnauzenkante und das Trommelfell zieht 
gewöhnlich je ein dunkler Streifen, von denen der letztere oft zu 
einem regelmäßigen Temporalfleck erweitert ist. Der Oberlippen- 
rand ist entweder ungefleckt oder mit Fleckenreihen versehen, die 
aber nur ausnahmsweise zu einem zusammenhängenden Labial- 
streifen verschmelzen. Ein heller, an Breite sehr wechselnder Verte- 
bralstreif ist häufig vorhanden, während die manchmal metallisch 
bronzenen Seitenwülste gewöhnlich nicht lichter als die Grundfarbe 
sind. Letztere ist übrigens je nach dem Aufenthalt der Tiere sehr 
wechselnd, und während sie bei sehr trockener Umgebung meist 
ganz hell wird, ändert sie in stark feuchten Standorten in tiefes 
Dunkel, ja bei längerem Verweilen im Wasser fast bis ins Schwärz- 
liche ab. Die Körperflecken sind bald mehr bald weniger zahlreich, 
bei hell gefärbten Stücken selbstverständlich besser, bei dunkleren 
weniger vom Grunde abgehoben. Sie sind meist schmutzig oliven- 
oder bronzebraun, bei sehr dunklen Tieren oft grünlich glänzend 
und unter der Lupe wie mit Goldpuder bestreut, im ganzen aber 
kaum jemals so tiefschwarz, wie bei der Stammform. Obwohl am 
Rücken häufig und oft ziemlich regelmäßig hintereinander stehend 
und hiebei auch meist ziemlich gleich groß, so fließen sie doch nie- 
mals zu Längsreihen zusammen. Die Gliedmaßen sind ebenfalls 
mit meist ziemlich zahlreichen dunklen Flecken besetzt, die aber 
selbst an den Hinterbeinen oft gar keine oder nur wenige oder un- 
regelmäßige Querbinden bilden. Die Rumpfseiten sowie die Hinter- 
seite der Schenkel sind manchmal sehr hübsch weiß oder blaßgrün 
und schwarz gemarmelt, die Lenden und die Unterseite der Schenkel 
aber fast niemals gelb. Die Unterseite ist weiß, einfarbig oder, nament- 
lich bei längerem Wasseraufenthalte, mit sehr zahlreichen aber nicht 
großen Flecken, die fast immer isoliert bleiben, an allen Körperteilen 
besetzt. Diese im Wasser schwarzen Flecken werden im Trockenen 
grau und nehmen auch an Häufigkeit ab. Die Stimmblasen sind stark 
schwarz pigmentiert, aufgebläht unten blaßgrau. 

Die Larven haben von oben gesehen eine birnenförmige Gestalt, 
ihr Körper ist höchstens anderthalbmal so lang als breit, die Nasen- 
löcher sind der Schnauzenspitze mehr als den Augen, letztere dem 
vorderen Kopfende mehr als dem Spiraculum genähert. Der Intero- 
kularraum ist anderthalb bis dreimal so breit als der Internasalraum 
und etwa ein und einhalb mal so breit wie der Mund, das von oben 


268 Ranidae. 


und unten sichtbare Spiraculum dem Hinterrande des Körpers 
näher als der Schnauzenspitze. Der am Rande fein gezähnte Schnabel 
ist mit einem schwarzen Saum von mäßiger Breite versehen, der 
Mund mit Ausnahme des Oberrandes der Oberlippe mit-einer, zu 
Seiten der Unterlippe mit zwei Reihen von Papillen eingefaßt. 
Unter der ersten sehr langen Zahnreihe der Oberlippe stehen beider- 
seits zwei sehr kurze, die durch einen breiten Zwischenraum von 
einander getrennt sind und bei jüngeren Kaulquappen manchmal 
selbst fehlen; von den drei Zahnreihen der Unterlippe ist die erste 
etwas kürzer als die zweite, diese eben so lang als die dritte, letztere 
selten vollständig, sondern in der Mitte gewöhnlich mehr oder we- 
niger breit unterbrochen. Der rechts gelegene After mündet unmittel- 
bar am Rande der unteren Schwanzflosse aus, die Basis des Schwanz- 
körpers ıst mindestens halb so hoch als die größte Höhe des Schwan- 
zes, dessen oberer Flossensaum deutlich höher als der untere, in 
manchen Fällen bis unmittelbar über das Spiraculum reichend, die 
Länge des Schwanzes die des Körpers bedeutend übertreffend. 

Die Färbung ist heller als bei der vorigen Art, die Oberseite 
jüngerer Larven mit braunen Flecken und Punkten, am Schwanze 
nur mit letzteren besetzt, welche sich später namentlich am Körper 
zu größeren Makeln und auf der Schwanzmitte öfters zu Querbinden 
vereinen. Die einfarbig perlweiße Unterseite ist stets ungefleckt. 

Wenn die hinteren Gliedmaßen bereits vollständig ausgebildet 
sind, so zeigt der innere Metatarsalhöcker schon ganz die Form 
und Größenverhältnisse wie bei den erwachsenen Tieren. 

Die Körperlänge erwachsener Tiere kann bis I7 cm, deren Ge- 
wicht bis gegen 300 g erreichen. 

Dieser gewaltige Frosch, der an Größe und Massigkeit unter 
den europäischen Anuren nur manchmal noch von Bufo vulgaris 
übertroffen wird, kommt vom Mittelrhein an durch das ganze öst- 
liche Europa bis in die Krim hinein vor und hält sich, seinen rie- 
sigen Dimensionen entsprechend, mit Vorliebe in größeren, ruhigen 
Wasseransammlungen, wie in Teichen, Seen, stagnierenden Aus- 
buchtungen von Flüssen u. dgl. auf, obwohl er gelegentlich von 
Überschwemmungen auch oft an seichten Stellen in Menge ange- 
troffen wird. Ins Gebirge geht ridibunda nicht hinauf und beschränkt 
sich ihr Vorkommen ausschließlich auf die Niederungen. An Stellen, 
wo die Verbreitungsbezirke dieser und der vorhergehenden Art 
zusammenstoßen, sind auch Bastarde beider keine Seltenheit. 

Wenn schon esculenta als starker Räuber bezeichnet werden 
muß, so ist dies von ridibunda in noch weit höherem Grade der Fall 
und werden mitunter selbst am Ufer umherwandelnde kleine Vögel, 
wie Bachstelzen, Sperlinge u. dgl. durch einen Sprung aus dem Wasser 
von dem gewaltigen Frosche erhascht und hinuntergewürgt; es 
dürften daher auch die Bewohner von in Wassernähe befindlichen 
Nestern kleinerer Vögel vor seiner Gefräßigkeit nicht immer ganz 
sicher sein. Ob er aber auch, wie Rösel angibt, selbst kleine 
Enten gelegentlich ihrer ersten Schwimmversuche unter das Wasser 
zieht und verschlingt, kann ich nicht bestätigen, obwohl es nach dem 
Gesagten immerhin möglich wäre. Wenn daher auch diese Art, wie 


Rana. 2 69 


alle anderen Anuren, durch Vertilgung zahlreicher Insekten und 
Regenwürmer nützlich ist, so kann sie doch unter Umständen wie- 
der recht schädlich werden, da sie an Seen und Flüssen unter der 
Fischbrut gehörig aufzuräumen vermag. Man hat daher an man- 
chen Orten schon behördlicherseits die Vertilgung dieses Frosches 
veranlaßt und kann dies am leichtesten und wirksamsten jedenfalls 
dadurch geschehen, daß man zur Laichzeit die betreffenden Eier- 
klumpen aufs Trockene wirft. 

Gewöhnlich werden auch Rana maritima Risso, hispanica 
Mich., Latastii Camer. und Perezii Seoane aus Italien und der Pyre- 
näischen Halbinsel hieher gezogen; doch möchte ich die Zugehörig- 
keit derselben zu ridibunda, die eine entschiedene östliche Form ist, 
bezweifeln, da schon die Beschreibungen und Abbildungen dieser 
Frösche nicht recht stimmen und namentlich deren Größe hinter der 
zuletzt beschriebenen Art weit zurücksteht. Auch ist mir ein sicher 
verbürgtes Vorkommen von ridibunda aus dem südwestlichen Europa 
— mit Ausnahme der Balearen, wo dieselbe aber nachweisbar ein- 
geführt ward — nicht bekannt. Nach meiner Ansicht dürften die 
oberwähnten Batrachter höchstwahrscheinlich alle zu Lessonae ge- 
hören. 


Über die geographische Verbreitung der europäischen 
Lurche. 


Obwohl die in den letzten Dezennien in der Herpetologie ge- 
machten Fortschritte und Beobachtungen die Kenntnis über die 
Verbreitung unserer Lurche wesentlich gefördert haben, so kann 
man doch die in dieser Richtung bisher gewonnenen Resultate noch 
immer nicht als durchaus erschöpfend und in jeder Hinsicht zweifel- 
los betrachten, zumal manche der gegenwärtig angenommenen 
Arten noch nicht allseitig mit der gehörigen Schärfe unterschieden 
werden und daher die Angaben bezüglich der Spezies noch immer 
nicht die für den besprochenen Zweck so überaus nötige und sehr 
erwünschte Sicherheit verbürgen. Wenn ich daher in den nach- 
folgenden Zeilen eine kurze Übersicht unserer Amphibienfauna 
gebe, so kann ich dies nur mit der Reserve tun, daß ich diese Aus- 
einandersetzung nicht als etwas Abgeschlossenes, sondern nur als 
eine vorläufige Zusammenstellung ansehe, die vielleicht schon in 
der nächsten Zukunft mancherlei Korrekturen und Modifikationen 
zu gewärtigen hat. 

Nach dem im systematischen Teile auseinandergesetzten sind 
bisher in Europa 43 Amphibienarten aufgefunden, die sich in 14 
Genera verteilen, von denen auf die Urodelen 6 Gattungen mit 2I 
Spezies, auf die Anuren 8 Genera mit 22 Arten entfallen. 

Um für unsere Zwecke von der ganzen Klasse, so wie sie in 
Europa vertreten ist, ein übersichtliches Bild zu gewinnen, wollen 
wir die beiden Ordnungen derselben vergleichend zusammenstellen. 
Es repräsentiert sich nämlich unsere Lurchfauna in nachfolgender 
Weise: 


Urodela. Anura. 
Gemera. Species. Genera. Specker 
I. Proteus. I. anguinus. I. Alytes. I. obstetricans. 
II. Spelerpes. 2. fuscus. 2. Cisternasil. 
III. Salaman- 3. perspicil- II. Bombinator. 3. pachypus. 
drina. lata. 4. igneus. 
IV Altiton: 4. Waltlı. III. Discoglos- 5. pictus. 
5. asper. sus. 
6. Rusconi. IV. Pelodytes. 6. punctatus. 
7. montanus. V. Pelobates. 7. cultripes. 
8. Boscae. 8. fuscus. 
9. Montandoni. VI. Hyla. 9. arborea. 


Geographische Verbreitung. 271 


Io. italicus. VII. Bufo. Io. vulgaris. 

II. palmatus. Ir. viridis. 

12. meridionalıs. 12. calamita. 

13. vulgaris. VIII. Rana. 13. macrocnemis. 

14. vittatus. 14. agilis. 

15. alpestris. 15. Latastei. 

16. marmoratus. 16. iberica. 

17. Blasii. 17. graeca. 

18. cristatus. 18. temporaria. 

V. Chioglossa. 19. lusitanica. 19. Camerani. 

VI. Salamandra 20. maculosa. 20. arvalis. 

ar, atra, 21. esculenta. 


22. ridıbunda. 


Wie man aus dieser Zusammenstellung ersieht, sind beide Ord- 
nungen an Artenzahl von einander kaum verschieden, während 
die Urodelen den Anuren um zwei Gattungen nachstehen. Unter 
den Urodelen enthalten je 4 Genera nur I, I Gattung 2 und I I5 Arten; 
bei den Anuren hingegen sind 3 Genera mit nur je I, 3 Gattungen 
mit je 2, I mit 3 und ı mit Io Arten vertreten. Mit Ausnahme von 
Triton und Rana sind also alle Genera arm an Arten, während Triton 
in dieser Richtung unter allen Amphibien den ersten Rang einnimmt. 

Was nun die Verteilung dieser Arten und Gattungen über 
Europa betrifft, so wird es am besten sein, die einzelnen Länder in 
dieser Richtung näher zu untersuchen, da wir auf diesem Wege 
am schnellsten zu einem Überblick der Spezialfaunen gelangen. 
Wir wollen zu dem Ende die den einzelnen Gebieten zukommenden 
Amphibien namentlich anführen, die einem Lande eigentümlichen 
Arten herbei durch gesperrte Schrift und die dem betreffenden 
Festlande fehlenden durch ein Sternchen hervorhebend. Es be- 
finden sich nämlich in: 


I. Skandinavien. 4. Bufo vulgaris. 

I. Trıton vulgaris. 5. _„ Calamita. 

er ß an 6. Rana temporaria. 
3. Bombinator igneus. 7- „ esculenta. 

4. Pelobates fuscus. 

5. Hyla arborea. III. Dänemark. 
6. Bufo vulgaris. se 

7. virie ı. Triton vulgarıs. 

8. r calamita 2. „  cristatus. 

9. Rana temporaria. 3. Bombinator igneus. 
10. arvalıs 4. Pelobates fuscus. 
Ir.. „.  esculenta. 5. Hyla arborea. 

| 6. Bufo vulgaris. 

3 , Ze, wiridis. 

II. Großbritannien und Irland. 8. ,  calamita. 

I. Triton palmatus. 9. Rana temporarlia. 
2. „ vulgaris. TO. m,  arvalıs: 

= * cristatus. TE. A. „»esculenta: 


= 


I 

2 

3 

4 | 

5. Alytes obstetricans. 
6 

7: 

8 


IV. Niederlande und Belgien. 


. Triton palmatus. 
„ vulgaris. 
s L: erıstatus. 
. Salamandra maculosa. 


. Bombinator pachypus. 
. Pelobates fuscus. 
. Hyla arborea. 


9. Bufo vulgaris. 


10.» ealantita: 
ır. Rana temporarla. 
12, JSNURNSTVaRS. 

13,0 „ww sesculenta. 


DH HH HH HH OH I 
SO RS SUFUNHOD EN DU BUDH 


V. Frankreich. 
. Spelerpes fuscus. 


e palmatus. 
ee vulgaris. 
m alpestris. 
zn marmoratus. 
Re Bilasaı. 
cristatus. 

. Salamandra maculosa. 
atra. 
Alytes obstetricans. 
. Bombinator pachypus. 
. Discoglossus pictus.* 
. Pelodytes punctatus. 
Pelobates cultripes. 

Y fuscus. 
Hyla arborea. 
Bufo vulgaris. 


u Calasnıtar 
. Rana agılıs. 
DT ‚„„ temporaria. 
22 „. .esculenta. 


VI. Pyrenäische Halbinsel. 


LT. Dsato m WaktHi: 

2, re asper. 

3. 2 Beoischa,.e: 

4. er palmatus. 

5. 5 ‚alpestris. 

6. marmoratus. 

7. Chioglossa lusita- 
nTca. 

8. Salamandra maculosa. 


Traton montanus? 


2 Amphibien. 


9. 
TO. 
FT: 
F2. 
73. 
TA. 
I5. 
16. 
17. 
18. 


19. 


Alytes’ CaHsTer nass 
5 obstetricans. 

Discoglossus pictus. 

Pelodytes punctatus. 

Pelobates cultripes. 

Hyla arborea. 

Bufo vulgaris. 


„. Aealammtar 
Ranatıtber1ca 
NY; temporarla. 
T esculenta. 


VII. Deutschland und Schweiz. 


I 
2 
3 
4. 
5. 
6 
7 
8 


= 


TO! 
IT. 
12. 
13, 
I4. 
15% 
16. 
17. 
18. 


IQ. 


er 


NO 


. Triton palmatus. 


„ vulgaris. 
„ alpestris. 
9 Bristatts, 
Salamandra maculosa. 
atra. 


Alytes obstetricans. 
. Bombinator pachypus. 


4 igneus. 
Pelobates fuscus. 
Hyla arborea. 
Bufo vulgaris. 
szilelts, 
. calamıta. 
Rana agilıs. 
„ temporarla. 
ES ALrY.alls: 
„.  esculenta. 
„ „ sadıbunda. 


VII. Österreich - Ungarn. 


Proteus anguinws 
Triton montandoni. 

> meridionalıis. 

= vulgaris. 

& alpestris. 

cristatus. 
Salamandra maculosa. 
atra. 


. Bombinator pachypus. 


igneus. 


. Pelobates fuscus. 
. Hyla arborea. 
. Bufo vulgaris. 


„;. „virldie: 


. Rana agilis. 


Geographische Verbreitung. 273 


16. Rana Latastei. 7. Salamandra maculosa. 
Bi. Veraeca: 8. “ atra. 
B,\ teihporaria. 9. Bombinator pachypus. 
ga, ‚, . arvaliıs. Io. Hyla arborea. 
20... esculenta. II. Bufo vulgaris. 
Br, rdibunda. Ba ee 
13. Rana agilis. 
IX. Italien. 14... *gTagca. 
I. Spelerpes fuscus. 15. ,„  ndibunda. 
2.Salamandrina per- 
spicillata. XI. Rußland. 
Beirıton: Rusconi* (Ohne Krim.) 
4 N Italiens I. Triton vulgaris. 
5. r meridionalis. 2 MITTELS, 
6. e; alpestris. 2. Y cristatus. 
7. 5 cristatus. 4. Bombinator igneus. 
8. Salamandra maculosa. 5. Pelobates fuscus. 
9. 5 atra. 6. Hyla arborea. 
10. Bombinator pachypus. 7. Bufo vulgaris. 
II. Discoglossus pictus.* > ER 75; 1a 42 
12. Pelobates fuscus. 9. ,„  calamita. 
13. Hyla arborea. Io. Rana macrocnemis. 
14. Bufo vulgaris. E2> #,,%. tagıhs; 
Tas. "virdis. 12. ,, . temporarla. 
16. Rana agilıs. FI FG DroT a 
279 ',,,”-Latastei. 14%) 7 Narvals; 
m.’ gfaeca. 15. _, . esculenta. 
70. ‚, '- temporaria. 10. %. 3. ridıbunda. 
20. ,, esculenta. 
XI. Krim. 
X. Balkan-Halbinsel. Tr rrton vulgaris. 
I. Proteus anguinus. 2. Mi cristatus. 
2. Triton Montandoni. 3. Pelobates fuscus. 
2. 7 meridionalis. 4. Hyla arborea. 
4. „‘ vulgaris. 5. Bufo vulgaris. 
5. r alpestris. 6:7. irlcs, 
6. " cristatus. 7. Rana ridibunda. 


Um nun das numerische Verhältnis der diesen verschiedenen 
Gebieten zukommenden Amphibien noch übersichtlicher beisammen 
zu haben, wollen wir die den einzelnen Faunen zukommenden Arten 
in Zahlen ausgedrückt tabellarisch zusammenstellen; es sind näm- 
lich die 14 Gattungen betreffs ihrer Artenzahl in den einzelnen Ländern 
in nachfolgender Weise verteilt: 


(Siehe die Tabelle auf nebenstehender Seite.) 


Wenn wir nun die einzelnen Faunen untereinander vergleichen, 
so sehen wir, daß der Reichtum an Amphibien in den verschiedenen 
Ländern ein sehr verschiedener ist. Als das an Lurchen reichste 
Gebiet stellt sich sofort Frankreich heraus, welches, sowohl an Zahl 

Schreiber, Herpetologia europaea. 18 


Amphibien. 


274 


a nn TTTTTT——————————— 





Gattung 


Skandi- 
navien 


Großbri- 
tannien 
u. Irland 


Däne- 
mark 


Nieder- 
lande u. 
Belgien 


Frank- 
reich 


Pyren. 
Halb- 
Insel 


Deutsch- 
land u. 
Schweiz 





Öster- 
reich 
Ungarn 





—— 


Balkan- 
Halb- 
insel 








Proteus 
Spelerpes 
Salamandrina 
Triton . 
Chioglossa . 
Salamandra 
Alytes . 
Bombinator 
Discoglossus . 
Pelodytes 
Pelobates 
Ela ee ar 
Bufo 


Rana 




















Gesamtzahl 





1520 


IT 





13 





22 





19 





I9 





20 





20 





16 





Geographische Verbreitung. 375 


der Genera als auch der Spezies alle anderen Länder übertrifft; von 
den in Europa vorkommenden 14 Gattungen sind in Frankreich 
nicht weniger als II vertreten, die zusammen 22 Arten, also über die 
Hälfte (51,16%) aller unserer Fauna zukommenden Lurche enthalten. 
Nicht viel ärmer an Amphibien erweist sich Italien, welches dem 
vorgenannten Gebiete nur um ein Genus und zwei Spezies nachsteht. 
Auf diese Länder folgen dann in hinsichtlich der Amphibienmenge ab- 
steigender Reihe in nachstehender Weise die übrigen Faunen, welche 
wir der leichteren Übersichtlichkeit halber mit Wiederholung der be- 
reits besprochenen zwei Gebiete untereinander anführen, und zwar: 

Berrankreich '. „sur. ,. oryimit 22: Arten. -in.Tr-Gattungen 


2. Österreich-Ungarn HALEROREAEI EL ASNE jr 
nr N ir har, 7, „Io x 
4. Pyrenäische Halbinsel SET RTEBINN, rt „ 
= Beutschland 'und Schweiz ... ,,.ı19° ,, PL: y 
RN se, DIO. Irkh 068 ” 
7. Balkan-Halbinsel BEE EL AZ Re a Pair, n 
8. Niederlande und Belgien . ... , 13 BE. 14 
enenavien ., aukill, auf LERNT BR: x 
emark rn ur Me RE r6 H 
N NR DE I UI mis . 
ı2. Großbritannien und Irland 34 4 bg % 


Island scheint keine Amphibien zu besitzen. 

Von den 14 unserem Faunengebiete angehörenden Gattungen, 
haben die Genera Trıton, Bufo und Rana die weiteste Verbreitung, 
da sie in allen 12 Gebieten vertreten sind; dann folgen in absteigender 
Reihe Hyla in ıı, Pelobates in 10, Bombinator in 9, Salamandra in 7, 
Alytes in 4, Discoglossus in 3, Proteus, Spelerpes, Pelodytes in je2 und 
endlich Salamandrina und Chioglossa in nur je 1 Gebiete vorkommend, 
von eigentümlichen Arten, die außerhalb der betreffenden Länder nicht 
gefunden werden, entfallen 5 auf die Pyrenäische Halbinsel, je 3 auf 
Italien und Rußland, 2 auf Frankreich und ı auf Österreich-Ungarn. 

Um nun die Verbreitung der einzelnen Gattungen und Arten 
besser übersehen zu können, wollen wir dieselben hier noch unter Bei- 
fügung der von ihnen bewohnten Gebiete anführen, wobei wir von 
den weiter verbreiteten zu den minder verbreiteten herabsteigen. 

Betrachten wir zuerst die Genera, so ergibt sich nachstehende 
Folge: 

I. Triton: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Niederlande 
und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland 
und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halb- 
insel, Rußland, Krim. 

2. Bufo: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Dänemark, 
Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, 
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, 

Balkan-Halbinsel, Rußland, Krim. 

3. Rana: Skandinavien, Großbritannien!), Dänemark, Niederlande 
und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland 

!) Die auf Irland vorkommende Rana temporaria ist daselbst nicht endemisch, 
sondern ward auf der Insel erwiesenermaßen im 17. Jahrhunderte eingeführt. 
18 


276 


8. 


9. 
IO. 
Tr 
12, 
19. 
I4. 


so 


Amphibien. 


und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halb- 
insel, Rußland, Krim. 


. Hyla:, Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frank- 


reich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und Schweiz, Öster- 
reich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland, Krim. 


. Pelobates: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, 


Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland, Österreich- 
Ungarn, Italien, Rußland, Krim. 


. Bombinator: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, 


Frankreich, Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, 
Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland. 


. Salamandra.: Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halb- 


insel, Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien: 
Balkan-Halbinsel. 

Alytes: Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, 
Deutschland und Schweiz. 

Discoglossus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien. 

Spelerpes: Frankreich, Italien. 

Pelodytes: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

Proteus: Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 

Salamandrına: Italien. 

Chioglossa: Pyren. Halbinsel. 

Stellen wir nun in gleicher Art sämtliche Spezies zusammen, 

folgen dieselben unter gleichzeitiger Anführung ihrer Areale in 


nachstehender Weise aufeinander: 


IT. 


2. 


Bufo vulgaris: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder- 
lande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutsch- 
land und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan- 
Halbinsel, Rußland, Krim. 

Triton cristatus: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, 
Niederlande und Belgien, Frankreich, Deutschland und 
Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, 
Rußland, Krim. 


3. Hyla arborea: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Bel- 


gien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und 
Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, 
Rußland, Krim. 

Rana esculenta: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nie- 
derlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, 
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, 
Rußland. 

Triton vulgaris: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nie- 
derlande und Belgien, Frankreich, Deutschland und 
Schweiz, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel, Rußland, 
Krim. 

Rana temporarıa: _ Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, 
Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, 
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, 
Rußland. 


. Pelobates fuscus: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und 


IO. 


Geographische Verbreitung. ann 


Belgien, Frankreich, Deutschland, Österreich- Ungarn, 
Italien, Rußland, Krim. 


. Bufo viridis: Skandinavien, Dänemark, Deutschland und Schweiz, 


Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland, 
Krim. 


. Bufo calamita: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Däne- 


mark, Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halb- 
insel, Deutschland und Schweiz, Rußland. 

Salamandra maculosa: Niederlande und Belgien, Frankreich, 
Pyren. Halbinsel, Deutschland und Schweiz, Österreich- 
Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel. 


. Triton alpestris: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und 


Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel. 


. Bombinator pachypus: Niederlande und Belgien, Frankreich, 


Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, 
Balkan-Halbinsel. 


. Rana agilis: Frankreich, Deutschland, und Schweiz, Österreich- 


Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland. 


. Rana arvalis: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, 


Deutschland, Österreich-Ungarn, Rußland. 


. Triton palmatus: Großbritannien, Niederlande und Belgien, 


Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und Schweiz. 


‚ Salamandra atra: Frankreich, Deutschland und Schweiz, Öster- 


reich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel. 


. Bombinator igneus: Skandinavien, Dänemark, Deutschland und 


Schweiz, Österreich-Ungarn, Rußland. 


. Rana ridibunda: Deutschland, Österreich-Ungarn, Balkan-Halb- 


insel, Rußland, Krim. 


. Alytes obstetricans: Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. 


Halbinsel, Deutschland und Schweiz. 


. Triton meridionalis: Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halb- 


insel. 


. Dicsoglossus pictus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien. 
. Rana graeca: Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 
. Spelerpes fuscus: Frankreich, Italien. 

. Triton Montandoni: Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 
. Triton marmoratus: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

. Pelodytes punctatus: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

. Pelobates cultripes: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

. Rana Latastei: Österreich-Ungarn, Italien. 

. Proteus anguinus: Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 

. Salamandrina perspicillata: Italien. 

. Triton Waltli: Pyren. Halbinsel. 

. Triton asper: Pyren. Halbinsel. 

. Triton Rusconi: Italien. 

. Triton montanus: Frankreich. 

. Triton Boscae: Pyren. Halbinsel. 

. Triton italicus: Italien. 

. Triton vittatus: Rußland. 

. Triton Blasii: Frankreich. 


278 Amphibien. 


39. Chioglossa lusitanica: Pyren. Halbinsel. 
40. Alytes Cisternasii: Pyren. Halbinsel. 
4I. Rana macrocnemis: Rußland. 

42. Rana iberica: Pyren. Halbinsel. 

43. Rana Camerani: Rußland. 

Aus dem Vorstehenden ersieht man, daß Bufo vulgaris die 
weiteste Verbreitung hat, indem er in allen angeführten Gebieten 
vorkommt; diesem zunächst stehen dann Triton cristatus und Hyla 
arborea, welche sich in je Ir Gebieten finden, worauf dann in ab- 
steigender Reihe Triton vulgaris, Rana temporaria und esculenta 
in je Io, Pelobates fuscus in 9, Bufo viridis und calamıita in je 8, Sala- 
mandra maculosa in 7, Triton alpestris, Bombinator pachypus, Rana 
agilis und arvalis in je 6, Triton palmatus, Bombinator igneus und 
Rana ridibunda in je 5, Salamandra atra und Alytes obstetricans in 
je 4, Triton meridionalis, Discoglossus pictus und Rana graeca in je 
3, Proteus anguinus, Spelerpes fuscus, Triton Montandoni und marmo- 
ratus, Pelodytes punctatus, Pelobates cultripes und Rana Latastei in 
je 2, und endlich Salamandrina perspicillata, Triton Waltli, asper, 
Rusconi, montanus, Boscae, italicus, vittatus und Blasii, Chioglossa 
lusitanica, Alytes Cisternastii, Rana macrocnemis, iberica und Camerani 
in je I Gebiete folgen. 

Aus dieser Zusammenstellung fällt ferner noch der Umstand auf, 
daß unter den 14, nur einzelnen Gebieten eigentümlichen Arten vor- 
wiegend (IO Spezies) Urodelen sind, unter denen sich wieder die 
Gattung Triton mit nicht weniger als 8 Arten besonders hervortut. 

Um von allen bisher besprochenen Tatsachen noch einen Total- 
eindruck zu gewinnen, wollen wir die Gesamtresultate über die Ver- 
breitung aller Gattungen und Arten in einer Schlußtabelle zusammen- 
stellen, wobei wir die Gattungen durch römische, die denselben 
entsprechende Spezieszahl aber durch danebengestellte arabische 
Ziffern bezeichnen, und zuletzt noch den in Prozenten ausgedrückten 
Reichtum an Amphibien jedes Gebietes hinzufügen wollen. 

Es würde sich demnach die Übersicht der europäischen Lurch- 
fauna mit Rücksicht sämtlicher daselbst vertretener Gattungen und 
Arten für die einzelnen Länder in nachstehender Weise gestalten: 
































i ne Davon Artenzahl 
Gebiet und - 
h in Prozenten 
Spezies | Urodelen | Anuren 
Skandinavienge Berkshire, NAT ee: Vıro 25,58 
Großbritannien und Irland . . .. | IM. 7 13 Il. 4 16,28 
Dänemark meer er, Vlzur 2 NEE) 25,58 
Niederlande und Belgien... . . | VII. ı3 II. 4 Y29 30,23 
Hrankreich ee are: DS EE22 ID, ANAND 51,16 
PyrenstHalbinselssr vs ee | *. ı9 IR VAT ET 44,19 
Deutschland und Schweiz . . . . || VIII.-ıg Il. 6 VI. 13 44,19 
Österreich-Ungärn nen 2... || VIE. 22.7 RS N 73 48,84 
Italien =, Kann A E 20 IV2o Narr 46,51 
Balkan-Elälbinselem Sr Pe NVDIEETS IS IV 34,88 
Rußland‘ Pr a VI. 16 1.3 V.o13 Bing at 
Krimi Ar Ve 1.2 IV. 5 16,28 





Geographische Verbreitung. 279 


Diese Schlußtabelle bringt uns namentlich einige Gesetze über 
die Verbreitung der europäischen Lurche sehr gut zur Anschauung. 
So ersehen wir aus derselben, daß die Anuren betreffs der Genera in 
allen Gebieten überwiegen, was übrigens mit einer einzigen Ausnahme 
auch bezüglich der Spezies der Fall ist. Desgleichen ergibt sich aus 
der prozentualen Zusammenstellung bezüglich der Anzahl der in den 
einzelnen Gebieten vertretenen Arten dieselbe Reihenfolge wie die 
auf S. 300 angeführte; es finden sich nämlich in Frankreich 51,16, 
in Österreich-Ungarn 48,84, in Italien 46,51, auf der Pyrenäischen 
Halbinsel sowie in Deutschland und der Schweiz je 44,19, in Ruß- 
land 37,21, auf der Balkan-Halbinsel 34,88, in den Niederlanden 
und Belgien 30,23, in Skandinavien und Dänemark je 25,58 und 
endlich auf der Krim sowie auf Großbritannien und Irland je 16,28 
Prozent aller aus Europa bekannten Amphibien. 

Nachdem wir nun die Verbreitung der Amphibien in den ein- 
zelnen Ländern näher kennen gelernt haben, bleibt uns noch die Auf- 
gabe übrig, die Verteilung derselben in den größeren Teilen unseres 
Faunengebietes zu erörtern, wodurch dann die geographischen Be- 
ziehungen der ganzen Klasse noch klarer und deutlicher hervortreten 
dürften. Wir wollen zu dem Ende Europa von Norden nach Süden 
zu in drei Teile unterscheiden, die wir als Nord-, Mittel- und Süd- 
europa bezeichnen. Nordeuropa, als dessen Grenze nach unten wir 
etwa den 55.° n. B. annehmen, umfaßt Island, Schottland, Däne- 
mark, Südskandinavien und Nordrußland; zu Mitteleuropa, vom 
55. bis 45.° n. B. reichend, gehört Irland und England, die Nieder- 
lande und Belgien mit dem größten Teile Frankreichs, ferner 
Deutschland und die Schweiz mit dem nördlichsten Teile Italiens, 
dann noch Österreich-Ungarn mit Ausnahme der Balkan-Provinzen 
_ und das übrige Rußland mit Ausnahme der Südspitze der Krim und 

Nordkaukasiens. Südeuropa endlich umfaßt alle vom 45.'n. B. nach 
abwärts gelegenen Länder, wie die Pyrenäische Halbinsel, Südfrank- 
reich und Italien, die Balkan-Halbinsel, die südlichste Krim und 
Nordkaukasien. 

Wir stellen nun im nachfolgenden die diesen drei Hauptgebieten 
zukommenden Amphibienarten übersichtlich zusammen, wobei wir, 
um die den einzelnen Faunen eigentümlichen Spezies ersichtlicher zu 
machen und die Vergleichung überhaupt zu erleichtern, die gleich- 
namigen Arten in eine Reihe nebeneinander setzen, die Plätze für etwa 


fehlende Spezies durch Striche ersetzend. — Es finden sich dem- 
nach in: | 
Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa. 
— I. Proteus anguinus 1. Proteus anguinus. 


— — 2. Spelerpes fuscus. 
= — 3. Salamandrina per- 


spicillata. 
— _ 4. Triton Waltlı. 
_ — 5: „„. "asper. 
— — 6. »  Rusconi. 
= — 7, 4 montanus. 
— — 8. „»  ..Boscae. 


280 


I. Triton vulgaris. 


2. 


on au 


TO. 
1% 


Nordeuropa. 


Triton crista- 
tus. 


. Bombinator 


igneus. 


. Pelobates fus- 


CUus. 


Hyla arborea. 


. Bufo vulgaris. 


».exardis. 


. Rana tempo- 


rarla. 
Ranararvalıs: 
»».. escu- 
lenta. 


13. 


IA. 


15. 
16. 


77 
ikon 


IQ. 
4 galamıta20. 


DIE 
22. 


33. 


24. 


25. 
26. 


Amphibien. 


Mitteleuropa. 


. Triton Montandoni. 


. Triton palmatus. 


„. „ meridionalıs. 


. Triton vulgaris. 


. Triton alpestris. 


er marmoratus. 
0er SBlasıı. 
EATETISLATUS: 


, Salamandra macu- 


losa. 


. Salamandra atra. 
. Alytes obstetricans. 


Bombinator pachy- 
pus. 
Bombinator igneus. 


Pelodytes punctatus. 


Pelobates fuscus. 


Hyla arborea. 
Bufo vulgaris. 
ray Avimdıs 
calamtta: 

Rana agilıs. 
l-ätasten. 


Rana temporarla. 


Rana arvaliıs. 
„  . esculenta. 


»Son1di1bUnda. 


35- 
36. 


37: 
38. 


39- 


Südeuropa. 


. Triton italicus. 


‚„ palmatus. 

„.  meridionalis. 
„ vulgaris. 

2» vıttatus. 

„, “alpestris: 

„ marmoratus. 


. Triton cristatus. 


. Chioglossa lusitanica. 
. Salamandra macu- 


losa. 


. Salamandra atra. 

. Alytes obstetricans. 
. Alytes Cisternasil. 
. Bombinator pachy- 


pus. 


. Discoglossus pictus. 
. Pelodytes punctatus. 


25. 


Pelobates fuscus. 


cultripes. 


. Hyla arborea. 
. Bufo vulgaris. 


„vanldıss 
nr "ealamıta® 


. Rana macrocnemis. 
32: 


5 alenlas. 

„> "Bataster 

ts aDenice: 

u efaecas 

„ ‚temporana: 


a Cameranı 


esculenta. 


„ „ıadıbunda. 


Nachdem wir hier die Spezies zusammengestellt, wollen wir in 
gleicher Weise auch mit den Gattungen verfahren, da dadurch der 
Überblick derselben und infolgedessen auch die daraus sich ergebenden 
Schlüsse noch besser und deutlicher hervortreten. 

Es finden sich nämlich in den drei Hauptteilen Europas folgende 
Lurchgattungen, und zwar in: 


Geographische Verbreitung. 281 


Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa. 

— T. Proteus. T.. Proteus. 
— — 2. Spelerpes. 
— — 3. Salamandrina. 

I. Triton. 2. Triton. 4. Triton. 
u — 5. Chioglossa. 
— 3. Salamandra. 6. Salamandra. 
—. 4. Alytes. 7. Alytes. 

2. Bombinator. 5. Bombinator. 8. Bombinator. 
— — 9. Discoglossus. 
— 6. Pelodytes. 10. Pelodytes. 

3. Pelobates. 7. Pelobates. ıı. Pelobates. 

4. Hyla. 8. Hyla. 12. Hyla. 

5. Bufo. 9. Bufo. 13. Bufo. 

6. Rana. Io. Rana. 14. Rana. 


Die Schlüsse, welche sich aus diesen beiden Zusammenstellungen 
für die geographische Verbreitung der europäischen Lurche ergeben, 
sind leicht ersichtlich. Vor allem fällt sofort die entschiedene Zu- 
nahme unserer Tiere von Norden nach Süden zu in die Augen, so 
daß Südeuropa mehr als dreimal so viel Arten besitzt, wie der Norden 
unseres Weltteiles. Es entfallen nämlich auf Nordeuropa fast ein 
Viertel, auf Mitteleuropa über die Hälfte und auf Südeuropa fast 
drei Viertel’ der Gesamtzahl aller einheimischen Amphibien. Nord- 
europa bleibt hinter Mitteleuropa um 15, hinter Südeuropa um 28 
Spezies zurück; zwischen Mittel- und Südeuropa ist der Abstand 
hinsichtlich der Artenzahl ein weit geringerer; sehr auffallend tritt 
jedoch der Unterschied beider Faunen hervor, wenn wir die Zusam- 
menstellung der Genera betrachten, indem Südeuropa keiner ein- 
zigen europäischen Lurchgattung entbehrt, und da das Verhältnis 
der Genera in den drei Gebieten wie 3 : 5 : 7 erscheint, so ergibt sich 
hieraus, daß Mitteleuropa ein und zwei Drittel mal, Südeuropa aber 
zwei und ein Drittel mal so viel Gattungen besitzt als Nordeuropa. 
Sehen wir uns endlich noch um die den einzelnen Gebieten eigen- 
tümlichen Formen um, so bemerken wir, daß der Norden keine ein- 
zige, Mitteleuropa nur zwei, Südeuropa hingegen Io spezifische Arten 
besitzt, so daß hiermit über ein Viertel aller europäischen Amphibien 
auf den Süden unseres Weltteiles beschränkt erscheinen. Da ferner 
von der Gesamtzahl der einheimischen Lurche in Südeuropa nur vier 
fehlen und alle nordeuropäischen Arten auch in Mitteleuropa ver- 
treten sind, so ersieht man daraus, daß den im Norden auftretenden 
Formen nach Süden zu eine viel weitere Verbreitung zukommt, . 
als dies umgekehrt von den südlichen Arten der Fall ist. Nord-, 
Mittel- und Südeuropa haben überhaupt nur 9 Spezies (2 Urodelen 
und 7 Anuren) gemein, während in Nord- und Mitteleuropa II (2 
Urodelen und 9 Anuren) und in Mittel- und Südeuropa 21 Arten 
(8 Urodelen und 13 Anuren) gemeinschaftlich vorkommen. 

Es versteht sich übrigens von selbst, daß die einzelnen Gattungen 
und Arten über jedes der drei Gebiete nicht gleichmäßig verbreitet 
sind, sondern bald ein kleineres, bald ein größeres Areale einnehmen. 


282 Amphibien. 


Es mag in dieser Richtung nur bemerkt werden, daß die Anuren, 
deren weitere Verbreitung schon aus den vorhergegangenen Ausein- 
andersetzungen ersichtlich ist, auch viel weiter nach Norden gehen, 
als die Urodelen, und während letztere das südliche Skandinavien 
kaum überschreiten dürften, erstrecken sich die Anuren bis oder 
selbst über den Polarkreis. Unter allen einheimischen Amphibien 
scheint Rana temporaria am weitesten nach Norden zu gehen, da sie 
in Skandinavien noch in den Lappenmarken lebt, ja daselbst bis 
gegen das Nordkap vordringt. 

Schließlich wollen wir noch die westliche und östliche Hälfte 
unseres Weltteiles einer ähnlichen Betrachtung unterziehen, wobei 
wir in der bisher üblichen Weise den 20.’ ö. L. (von Greenw.) als 
die Grenze zwischen Ost- und Westeuropa annehmen. Zu letzterem 
gehören hiemit außer den britischen Inseln noch fast ganz Skandi- 
navien, ferner Dänemark mit den Niederlanden und Belgien, Frank- 
reich und die Pyrenäische Halbinsel, Deutschland, die Schweiz, 
das Kaisertum Österreich-Ungarn bis zu dem genannten Grade und 
Italien; Osteuropa umfaßt Ungarn vom 20.’ an, die Karpathen- 
länder, die Balkanhalbinsel und Rußland. 

Stellen wir nun für beide Teile zuerst die Spezies in einer der 
früheren analogen Weise zusammen, so ergibt sich hiemit die nach- 
folgende Übersicht: 


Westeuropa. Osteuropa. 


. Proteus anguinus. Fr 
. Spelerpes fuscus. = 

Salamandrina perspicillata. — 
. Triton Waltlı. — 
asper. = 
2 Rusconi. — 
3 montanus. >= 
RN Boscae. — 

— ı. Triton Montandoni. 

9. Triton italicus. = 


N Du RwnH 


10: „ palmatus. = 
II. „  . meridionalis. 2. Triton meridionalıs. 
12; „ vulgaris. g% „ vulgaris. 
= Aa NIElALUs, 
13. Triton alpestris. — 
TA, re marmoratus. — 
15. eeBlasıı — 
16. cristatus. 5. Triton cristatus. 
E7. Chioglossa lusitanica. = 
18. Salamandra maculosa. 6. Salamandra maculosa. 
IQ. atra. — 
20. Alytes obstetricans. = 
27.  Eisternasy —— 
22. Bombinator pachypus. 7. Bombinator pachypus. 
23- r igneus. 8. 7 igneus. 


24. Discoglossus pictus. = 


Geographische Verbreitung. 283 


Westeuropa. Osteuropa. 


25. Pelodytes punctatus. 
26. Pelobates cultripes. — 


27. Pelobates fuscus. 9. Pelobates fuscus. 
28. Hyla arborea. Io. Hyla arborea. 
29. Bufo vulgaris. ıI. Bufo vulgaris. 
Bar. .“vardis. FOR Ra: 

er. , calamita. — 


—_ 13. Rana macrocnemis. 
32. Rana agilis. — 


Bere  Tatastii. —_ 
m, "iberlca. — 2 
Ber  ‚gracca. — 
36. -,, temporaria. 14. Rana temporaria. 
_ 2 Aha Camerani. 
37. Rana arvalis. 70.0 AV armals. 
38. ,„  esculenta. 17. .„ esculenta. 
=. ,„. ridibunda. 18. TicHDunde. 


Eine ähnliche Zusammenstellung der Gattungen liefert nach- 
stehende Übersicht: 


Westeuropa. Osteuropa. 
T: -Proteus. — 
2. Spelerpes. _- 
3. Salamandrina. En 
4. Triton. I. Triton. 
5. Chioglossa. — 
6. Salamandra. 2. Salamandra. 
7. Alytes. _ 
8. Bombinator. 3. Bombinator. 
9. Discoglossus. - 
10. Pelodytes. — 
ıı. Pelobates: 4. Pelobates. 
12. Hyla. 5. Hyla. 
13.. Bufo. 6. Bufo. 
I4. Rana. 7. Rana. 


Die Vergleichung dieser Zusammenstellungen ergibt noch auf- 
fallendere Unterschiede, als es bei den vorigen der Fall war. Na- 
mentlich tritt hier der große Reichtum an Amphibien im Westen im 
Vergleich zur Lurcharmut des Ostens ganz besonders hervor; von 
den in Europa vorkommenden Amphibien enthält der Westen 39, 
der Osten dagegen nur I8 Spezies; desgleichen sind von den 14 Gat- 
tungen in Westeuropa alle, in Osteuropa nur 7 vertreten. Bezüglich 
der Arten kommen nicht weniger als 25 nur der westlichen und bloß 
“4 ausschließlich der östlichen Hälfte unseres Erdteiles zu. Sehr auf- 
fallend ist noch das gewaltige Überwiegen der Urodelen im Westen, 
während dies hinsichtlich der Anuren nicht so sehr hervortritt. 

Der Grund dieser Erscheinungen mag wohl in der großen Ver- 


284 Amphibien. 


schiedenheit in den klimatischen und Bodenverhältnissen der beiden 
Hälften unseres Erdteiles zu suchen sein. Denn während der Westen 
in seiner reichen Gliederung den dem Meere entsteigenden Wasser- 
dünsten allseitig leichten Zutritt gestattet und daher ein mehr feuch- 
tes und ozeanisches Klıma hat, ferner durch die reiche Vegetation, 
meist starke Bewässerung und sehr wechselnde Erhebung den Amphi- 
bien die mannigfaltigsten und günstigsten Lebensbedingungen bietet, 
ist der Osten durch seine zusammenhängenden, häufig steppen- 
artigen und wald- und wasserarmen großen Länderkomplexe der 
Entwicklung der feuchtigkeitsliebenden Lurche, denen in ihren 
Jugendzuständen das Wasser unentbehrlich und eine länger dauernde 
Dürre meist verderblich ist, wenig günstig und daher auch die Armut 
af>Amphibien in der östlichen Hälfte unseres Kontinentes erklärlich. 

Um nun von allem bisher über die geographische Verbreitung 
der Amphibien Gesagten noch einen Totaleindruck zu gewinnen, 
wollen wir die Resultate unserer gesamten Untersuchungen in einer 
Haupttabelle zusammenstellen, wobei wir wie vordem die Gat- 
tungen durch römische, die denselben entsprechende Spezieszahl 
aber durch danebengestellte arabische Ziffern bezeichnen, und zuletzt 
noch den in Prozenten ausgedrückten Reichtum an Amphibien für 
jedes einzelne Gebiet hinzusetzen. 

Es würde sich demnach die Übersicht der europäischen Lurch- 
fauna mit Rücksicht sämtlicher daselbst vertretener Gattungen 
und Arten für die fünf Hauptteile des ganzen Faunengebietes in 
nachstehender Weise gestalten: 























Genera Dach Artenzahl 
Gebiet und in 

Spezies -| Urodelen | Anuren Prozenten 
Nordeutopan PAR NVAETT 2 V.9 25,58 
IMiiGbeleutopa Er: X. 26 Tea OVARIET*, 60,47 
Sudeutopage. N, XUIV.397 75V. 2792 VIE 20 90,70 
WVestelLopas 4 mn sr N AV 39, SVIIEr79 2 EVEN S20 90,70 
OSTEUROPA N MIETE Il. 6 N 072 41,86 





Wenn auch aus dieser letzten Tabelle keine neuen Tatsachen 
mehr hervorgehen, so bringt dieselbe doch die der Verbreitung un- 
serer Lurche zugrunde liegenden Gesetze sehr klar zur Anschauung, 
so daß wir dieselben zum Schlusse unserer Betrachtungen noch 
einmal zusammenfassen wollen. Es geht nämlich aus den bisher 
gepflogenen Untersuchungen hervor, daß: 


1. die Urodelen sowie die Amphibien überhaupt von Norden 
nach Süden und namentlich nach Westen hin in steigendem 
Verhältnisse zunehmen, und 

2. daß die Anuren im ganzen viel gleichmäßiger verbreitet 
erscheinen als die Urodelen und im Norden und Osten die 
ersteren bedeutend überwiegen. 


So wären wir denn mit unseren Ausführungen zu Ende und 
wollen es noch einmal hervorheben, daß mangelhafte Angaben und 


Geographische Verbreitung. 285 


zweifelhafte Bestimmungen manche Unrichtigkeiten und Lücken 
werden veranlaßt haben, deren Ausgleichung erst von der Zukunft 
zu erwarten ist; doch kann auch nicht geleugnet werden, daß schon 
aus dem Gegebenen eine hinreichende Menge interessanter Resultate 
ersichtlich ist, und daß hiedurch die der Verbreitung der europäi- 
schen Amphibien zugrunde liegenden Gesetze „wenigstens in ihren 
Hauptmomenten mit genügender Klarheit hervortreten. 








Il. Abteilung. 


Reptilien. 








sah‘ 





Einleitung. 


Die Reptilien sind wechselwarme Wirbeltiere, welche während 
ihrer ganzen Lebenszeit durch Lungen atmen. 

Die Gestalt des Körpers ist im allgemeinen sehr verschieden, 
und kann von der kurzen Scheiben- bis zur gestreckten Walzenform 
in allen möglichen Abstufungen wechseln. 

Der Kopf ist fast immer länger als breit, in vielen Fällen hinten 
mehr oder weniger von der Breite des Rumpfes und von demselben gar 
nicht oder nur durch eine bald seichtere, bald tiefere Einschnürung 
geschieden, in anderen Fällen wieder mittelst eines deutlichen, ob- 
wohl selten langen Halses mit dem Körper verbunden. Die gewöhn- 
lich kleinen Nasenlöcher sind meist weit nach vorn gerückt und 
bald über der Schnauzenspitze, bald hinter derselben an den Seiten 
des Kopfes gelegen. Die Augen zeigen einen sehr verschiedenen 
Grad der Entwicklung; während sie bei einigen äusserst klein, ja 
mitunter selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen sind, 
erscheinen sie bei anderen frei und gut ausgebildet, obwohl nur 
selten stark vorragend oder von besonderer Größe. Die Augen- 
lider, welche nicht selten ganz fehlen, geben durch ihre wechselnde 
Bildung der Systematik sehr verwendbare Merkmale an die Hand; 
sie erscheinen meist längsgespalten, wobei das untere Lid das obere 
an Größe stets bedeutend übertrifft, und der Pupille gegenüber 
nicht selten mit einer glasartig durchscheinenden Stelle versehen ist; 
doch kommen selbst halbkugelförmige oder uhrglasartige, nur in der 
Mitte geöffnete oder auch ganz verwachsene Lider vor. Sehr häufig 
findet sich auch eine sogenannte Nickhaut, welche gleichsam als drittes 
Lid vom Innenwinkel des Auges bald mehr, bald weniger weit nach 
vorn geschoben werden kann. Ein äußeres Ohr ist niemals vor- 
handen, bei vielen jedoch das Trommelfell an der Oberfläche der 
Kopfseiten frei zutage liegend. Das Maul ist bald mehr, bald we- 
niger weit gespalten, in manchen Fällen ziemlich nach hinten auf- 
die Unterseite des Kopfes gerückt, bei vielen einer außerordent- 
lichen Erweiterung fähig. Die Bezahnung ist vielen Verschieden- 
heiten unterworfen; während einige Reptilien vollkommen zahnlos 
sind, und nach Vogelart bloß schneidig geschärfte, mit Hornscheiden 
überzogene Kieferränder besitzen, zeigen sich andere mit mehr oder 
weniger zahlreichen Zähnen versehen, die sowohl in den Kiefern 
als auch im Gaumen stehen. Diese weniger zum Kauen, als zum 
Ergreifen und Festhalten der Beute dienenden Zähne sind meistens 

Schreiber, Herpetologia europaea. Ig 


290 Einleitung. 


klein und haben in der Regel die Form eines schlanken, nach rück- 
wärts schwach gekrümmten Kegels. Bei einigen Familien sind die- 
selben mit einem Kanal oder einer Rinne versehen, die, in Verbin- 
dung mit an den Kopfseiten gelegenen Giftdrüsen, zur Ableitung 
des von denselben ausgeschiedenen Sekretes dienen. Weit verschie- 
dener als die Bezahnung erweist sich die Form der Zunge, welche 
bald dick und fleischig, bald dünn und bandförmig, im letzteren 
Falle meist mehr oder weniger hervorstreckbar, an der Spitze oft 
gabelig oder zweiteilig und meist in eine Scheide zurückziehbar ist. 

Nicht minderem Wechsel unterliegt die Ausbildung der Beine; 
während einige Formen keine Spur von äußeren Gliedmaßen zeigen, 
sind sie bei anderen teils nur als Rudimente, teils aber auch in der 
gewöhnlichen Vierzahl vorhanden. Doch auch im letzteren Falle 
sind sie fast immer kurz und schwach, gewöhnlich mehr oder weniger 
nach außen gerichtet und nur selten geeignet den Körper über den 
Boden zu erheben. Die Zehen, deren Zahl von drei bis fünf wechselt, 
sind in der Regel vollkommen frei und in eine Linie gestellt, nur 
selten einander entgegengestellt und dann mitunter in zwei einer 
Greifzange ähnliche Bündel verwachsen. Manchmal sind dieselben 
ganz oder teilweise erweitert, und an der Unterseite dieser Erweite- 
rungen mit eigentümlichen, meist blätter- oder scheibenartigen 
Lamellen versehen, welche nach Art der Saugnäpfe wirkend den 
Tieren ein Haften an senkrechten oder selbst überhangenden Flächen 
und Gegenständen gestatten. Die Enden der Finger zeigen fast 
immer scharfe, hornige Krallen, die nur selten an einzelnen Zehen 
fehlen, und bei einigen Formen nach Katzenart zurückgezogen 
werden können. 

Der niemals fehlende Schwanz ist selten deutlich abgesetzt und 
nur ausnahmsweise kurz und stummelartig, bei den meisten hingegen 
gut, ja selbst bedeutend entwickelt, so daß er die Länge des Kör- 
pers oft um ein Mehrfaches übertrifft. 

Die Kloake ist meistens quer, seltener längsgespalten. 

Die Haut ist niemals nackt, sondern stets mit verschiedenen 
Bedeckungen versehen, die teils als wirkliche Knochenschuppen in 
eigenen Taschen der Lederhaut stecken (Cycloidschuppen), meistens 
aber nur aus schuppenähnlichen, von Oberhaut überzogenen Aus- 
stülpungen der Lederhaut bestehen. Bei vielen sondern sich in diesen 
Erhöhungen des Coriums noch besondere Knochenbildungen ab, 
welche, teils untereinander, teils mit dem Skelette verwachsend, 
mitunter zu panzerartigen oder schildförmigen Bildungen zusammen- 
treten. 

Die bei den Amphibien so häufigen Drüsen sind bei den Reptilien 
viel seltener und in der Regel nur auf einzelne Körperstellen be- 
schränkt. 

Die Reptilien sind mit wenigen Ausnahmen Raubtiere, welche 
in der Regel nur lebende Beute und fast immer ganz verschlingen. 
Die europäischen Vertreter der Klasse sind durchgängig Landtiere, 
obwohl manche in der Nähe des Wassers leben, das sie dann oft 
und gerne aufsuchen; doch findet man sie auch häufig an vollkommen 
dürren, wasserarmen Orten, wo sie hinsichtlich ihres Feuchtigkeits- 


Einleitung. 293 


bedürfnisses ausschließlich auf Tau und Regen angewiesen erscheinen. 
Die meisten sind einer sich mehrmals im Jahre wiederholenden 
Häutung unterworfen, wobei die alte, ausgetrocknete Epidermis 
häufig im Zusammenhange abgestreift wird. Fast alle legen Eier, 
die von einer leder- oder pergamentartigen Schale umgeben sind, 
mitunter von einem gemeinschaftlichen Eischlauch eingehüllt erschei- 
nen und in der Regel an solche Orte abgelegt werden, wo sie durch 
die natürliche Wärme der Umgebung zur Entwicklung gelangen. 
Ihre Anzahl ist im Vergleiche zu den Amphibien nur eine geringe; 
einige Reptilien gebären jedoch auch insoferne lebendige Junge, 
als letztere gleich nach dem Legen — manchmal selbst noch vor 
‚ demselben — die Eihülle sprengen und verlassen (ovovivipar). 
Übrigens sind diese Verhältnisse hier nicht von der Bedeutung, wie 
bei anderen Tierklassen, indem oft eine und dieselbe Art je nach Um- 
ständen bald eierlegend, bald lebendig gebärend sein kann. Die 
Jungen, welche an Form und Körpergestalt den Alten vollkommen 
gleichen, unterscheiden sich jedoch von den letzteren fast immer 
bedeutend in Färbung und Zeichnung; in dieser Hinsicht differieren 
häufig auch die beiden Geschlechter, von denen das weibliche in der 
Regel das männliche an Größe übertrifft. 

Alle in Europa vorkommenden Reptilien halten während der 
kalten Jahreszeit einen Winterschlaf, wobei sie sich mitunter ge- 
meinschaftlich an geschützte, oft tief unter der Erde liegende Ört- 
lichkeiten zurückziehen, welche sie dann, je nach Klima und Witte- 
rung, bald früher, bald später verlassen. 

Die einheimischen Mitglieder der Klasse verteilen sich in vier 
Ordnungen, deren Unterscheidung in nachfolgender Weise geschehen 
kann. 

A. Körper gestreckt, frei. Mund immer bezahnt. Kloake quer 

gestellt. 

I. Körper seitlich zusammengedrückt, viel höher als breit. 
Zehen bis gegen das Ende in 2 von gemeinschaftlicher Haut 
umgebene Bündel verwachsen 

I. Ordng. Rhıptoglossa. 

II. Körper walzenförmig oder breiter als hoch. Zehen, wenn 
vorhanden, stets frei. 

3. Bene vorhanden 1.4. "ar Ordnung Lawertitia, 

2. Beine fehlend. 

a) Augen, wenn frei, so mit deutlich längsgespaltenen 

Lidern, wenn verborgen, so After mit einer Poren- 

Täihes hal ante OrdierL acemiki ba, 

b) Augen, wenn frei, so vollkommen lidlos, wenn ver- 
borgen, so After ohne Porenreihe 

3. Ordng. Ophidia. 

B. Körper kurz, scheibenförmig, in einem knöchernen oder leder- 

artigen Panzer eingeschlossen, der nur vorne und hinten zum 

Durchtritte des Kopfes, der Gliedmaßen und des Schwanzes 

geöffnet ist. Kiefer stets zahnlos, mit schneidig geschärften, 
von einer Hornscheide umgebenen Rändern. Zehen niemals 
frei, Kloake längsgespalten . . . . 4. Ordng. Chelonia. 


1g9* 


I. Ordnung. Rhiptoglossa. 


Lingua basi vagina inclusa, longissima, projicienda. 
Palpebra unica tantum, circularis. 

Pedes scansorii, digitis in fasciculos duos oppositos concretis. 
Pholidosis granuloso-scutellata. 

Anus transversus. 


Die Mitglieder dieser Ordnung zeichnen sich vor allen anderen 
Reptilien durch eine höchst eigentümliche Bildung der Zunge aus. 
Dieselbe ist in der Ruhe knopfförmig, am Grunde in eine Scheide 
zurückgezogen und kann als zylindrisches, wurmartiges Gebilde 
bis zu einer bedeutenden Länge hervorgeschnellt werden. Die Augen 
sind frei beweglich und von einem einzigen, nur über der Pupille 
geöffneten Lide uhrglasartig bedeckt. Die Beine sind zum Klettern 
eingerichtet, dünn, hoch und fünfzehig, die Finger und Zehen in je 
zwei, von einer gemeinsamen Haut umhüllte Bündel verwachsen. 
Der After ist quer, die Beschuppung feinkörnig. 

Die Ordnung enthält nur eine einzige Familie, welche mit einer 
Gattung und einer Art auch in Europa vertreten ist. 


1. Familie. Chamaeleontidae. 
Caput angulosum, occipite galeato. 
Oculi magni, prominuli. 
Aures sub cute latentes. 
Cauda teretiuscula, prehensilis. 


Der Körper ist mäßig schlank, der Rumpf von der Seite stark 
zusammengedrückt, viel höher als dick, die Rücken- und auch die 
Bauchkante schneidig oder gezähnelt. Der vom Rumpfe durch 
eine tiefe, halsartige Einschnürung getrennte Kopf ist ziemlich groß 
und dick, mit scharf hervortretenden Kanten versehen, der Mund 
bis hinter die Augen gespalten. Die Nasenlöcher sind flach, seitlich 
und ziemlich weit voneinander abstehend, die Augen sehr groß, 
stark kugelig vorgequollen. Eine äußere Ohröffnung ist nicht vor- 
handen. Die Beine sind hoch und mager, fast durchaus von gleicher 
Dicke, mehr auf der Unterseite des Rumpfes eingelenkt und nicht so 
seitlich abstehend, wie bei den anderen Sauriern, daher auch der 
Körper beim Gehen hoch auf den Beinen erhoben ist und mit dem 
Bauch nicht die Unterlage streift. Die Schenkel und Afterporen 
fehlen. Die Füße sind fünfzehig, die Zehen selbst in zwei einander 
entgegengestellte Bündel verwachsen. Der Schwanz ist schlank, 
deutlich abgesetzt, nach unten spiralig eingerollt und greiffähig. 


Chamaeleon. 293 


Der Körper ist durchaus mit ziemlich gleichartigen, feinen 
Körnerschuppen bedeckt, welche am Rumpfe am kleinsten sind, am 
Schwanze recht deutliche QOuerreihen bilden und nur an der Ober- 
seite des Kopfes und gegen die Schneide des Rückens mitunter etwas 
größer und schilderartig werden. 

Die Chamaeleonten sind vollendete Baumtiere, welche mit 
Hilfe ihrer Greiffüße und ihres Rollschwanzes mit großer Sicher- 
heit im Gezweige herumklettern, auf ebenem Boden aber sehr un- 
behilflich erscheinen; sie leben teils einzeln, teils in kleinen Gesell- 
schaften, sind übrigens in all ihrem Tun und Lassen äußerst lang- 
sam und bedächtig, so daß sie oft tagelang nahezu unbeweglich 
an einer und derselben Stelle verharren. Ihre Nahrung besteht aus 
Gliedertieren und kleineren Vertebraten, welche sie mit ihrer eigen- 
tümlich gebildeten Zunge erhaschen; indem nämlich die in derselben 
enthaltenen Blutgefäße plötzlich gefüllt werden, kann dieselbe 
mit großer Schnelligkeit bis über halbe Körperlänge hervorgestreckt 
werden, wobei der mit klebrigem Schleim überzogene becherförmige 
Endknopf die Beute anleimt. Die großen Augen können nach allen 
Richtungen und von einander völlig unabhängig bewegt werden. 
Die schon den Alten bekannten Farbenänderungen beruhen auf dem 
Vorhandensein von zweierlei Pigmentzellen, welche durch ihre gegen- 
seitige Lage oder durch wechselseitiges Durchdringen die verschiedenen 
Schattierungen hervorrufen; doch finden diese Änderungen durchaus 
nicht plötzlich statt, sondern gehen mit einer gewissen Regelmäßig- 
keit durch Zwischentöne aus einer Farbe in die andere über, sowie 
dieselben anderseits mit der Erregung der Tiere und namentlich mit 
der Einwirkung des Lichtes im engsten Zusammenhange stehen. 
Bei Gefahr suchen sie sich durch Fauchen und namentlich durch 
Aufblasen des Körpers zu schützen, wobei der sonst so hohe und 
dünne Rumpf eine nahezu walzenförmige Gestalt annimmt; auch ver- 
suchen sie wohl mitunter von ihrem schwachen Gebiß einen aller- 
dings fruchtlosen Gebrauch zu machen. Ihre Vermehrung geschieht 
durch Eier, welche das Weibchen in eine selbstgescharrte, etwa halb- 
zolltiefe und einige Zoll weite Grube legt, die es dann wieder mit 
Erde zudeckt und durch darüber gelegte Blätter, Zweige und der- 
gleichen zu verbergen sucht. Die Eier selbst, deren Anzahl etwa 
30—40 beträgt, sind rundlich, weißlichgrau und mit einer sehr 
porösen Kalkschale überzogen. 

Die Familie enthält nur eine einzige Gattung. 


I. Gattung. Chamaeleon, 
Lacep. Hist. nat. d. quadr. ovip. et d. serp. I, pag. 337 (1787). 


Caput postice in galeam angulosam productum. 
Digiti palmarum duo, plantarum tres externi. 


Der Körper ist schmal, mit bogiger, scharfer, nach dem Schwanz 
zu allmählich abfallender Rückenlinie. Der Kopf ist am Hinterhaupt 
in einen den Nacken überragenden Helm erweitert, die Zunge dick 
und fleischig, gegen die Spitze verdickt, am Ende mit einer becher- 
förmigen Anschwellung. Die Füße sind dicker als die Beine, an 


294 Chamaeleontidae. 


den vorderen die zwei äußeren und drei inneren, an den hinteren die 
drei äußeren und zwei inneren Zehen bis über die Mitte in ein von 
der gemeinschaftlichen Körperhaut umhülltes Bündel verwachsen, wo- 
durch eine Art Greifzange gebildet wird, deren Unterseite mit kleinen, 
quadratischen, in Querreihen stehenden Tafelschuppen bedeckt 
ist. An der Wurzel der Hinterbeine findet sich nach rückwärts eine 
stark hervortretende, lappenförmige Erweiterung; die Krallen sind 
mittellang, ziemlich scharf und schwach gekrümmt. 

Der einzige Vertreter dieser Gattung findet sich im südwest- 
lichen Europa. 


1. Chamaeleon vulgaris: Galea occipitalis pyramıdato-triangularis, carına 
dorsalis usque ad medium, abdominalis per totam longitudinem 
serrulata. Cauda corpore paullum longior. — Long. 25—30 cm. 


Chamaeleo Parisiensium Laur. Synops. reptil. pag. 45, 60 
(1768). — Lacerta Chamaeleon Linne amoenit. academ. I, pag. 
290, 14 (1785). — Chamaeleon mutabilis Meyer Synops. reptil. 
pag. 27 (1795). —_— Chamaeleon vulgaris Daud. hist. natur. gener. 
d. reptil. IV, pag. 181 (1803). — Chamaeleo africanus Kuhl Bei- 
trag z. Zool...I, pag. Io4, 4 (1820). Chamaeleon carinatus 
Merr. Syst. amphib. pag. 162, ı (1820). — Chamaeleosiculus 
Grohmann nuova descriz. d. Camel. sic. pag. 7 (1832). — Chamae- 
leon hispanicus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 42,'8 (1843). 





Der Körper ist stark zusammengedrückt, der Rumpf steigt hinter 
dem Helme in steilem Bogen auf, erreicht etwa im ersten Drittel 
seiner Länge die größte Höhe und fällt von da allmählich nach rück- 
wärts ab, in seichtem Bogen in den Schwanz übergehend. Der Rücken 


772 


PT 
77 
IF 





Fig. 53. 
Chamaeleon vulgaris Daud. 


ist scharf und schneidig, mit nach rückwärts undeutlichem, aus feinen 
Sägeschuppen gebildetem Kamm; ein anderer, aus elfenbeinartig 
weißen Schuppen gebildeter Kamm läuft an der Unterseite vom Kinn- 
winkel bis zum After hin; die Schuppen desselben sind an der Kehle 
spitz kegelförmig, etwas nach rückwärts gerichtet und einreihig, 
werden aber vom Halse angefangen, nach rückwärts schmal körnig 
oder flach und zwei- bis mehrreihig. Der Kopf beträgt etwa den 
dritten Teil von der Länge des Rumpfes, den er auch an Breite 
etwas übertrifft. Die Schnauze ist ziemlich spitz, ihr Vorderende 
jedoch gerundet abgestutzt, die Mundspalte bis zum Hinterrande der 


Chamaeleon. 295 


Augen gerade, von da etwas schwach nach aufwärts verlaufend. 
Von der Spitze der Schnauze erheben sich zwei gezähnelte, scharf 
erhabene Kanten, welche in von einander divergierendem Bogen über 
den oberen Augenrand und von da nach aufwärts und rückwärts 
ziehen, wo sie mit einer dritten, von der Mitte der Stirn steil bogig 
aufsteigenden, kammartigen Leiste zusammentreffen. Der Hinter- 
kopf ist zwischen diesen Kanten aufgetrieben und bildet eine nach 
rückwärts gerichtete, den Nacken überragende Auftreibung, den so- 
genannten Helm, welcher in der Mitte sehr scharf gekielt und von 
dreiseitig pyramidaler Gestalt ist; die Seiten desselben, sowie die 
Schläfengegend sind schwach eingedrückt, der vordere Teil der 
Stirn zwischen den Kanten tief furchenartig vertieft. Die Nasen- 
löcher sind vor der Spitze der Schnauze in den Winkel zwischen 
dem Canthus rostralis und den Rand des Oberkiefers gestellt, die 
Augenhöhlen sehr groß, kreisförmig, von der Seitenkante des Kopfes 
bis nahe zum Kieferrande reichend; die Augenlider sind dickhäutig, 
derb, dicht und fein körnig beschuppt, mit rundlicher, kleiner Öffnung. 
Der Hals ist kaum zu unterscheiden und eigentlich nur durch eine 
tiefe 'Einschnürung hinter dem Kopfe angedeutet, welche jedoch 
auf der Unterseite durch die mehr oder weniger aufgetriebene Kehle 
verwischt wird. Die Beine sind viel länger als der Rumpf, die Krallen 
glashell durchscheinend. Der seitlich stark zusammengedrückte 
Schwanz ist etwas länger als der Körper, unten gerundet, oberseits 
von der Basis nach hinten allmählich an Schärfe abnehmend und 
in eine stumpfe Spitze verjüngt. 

Die Färbung ist im Tode gewöhnlich grau oder grünlichgrau, 
häufig mit helleren oder dunkleren Schattierungen und Flecken; das 
lebende Tier zeigt jedoch alle Farben von Orange durch Gelbgrün 
bis Bläulichgrün und alle Zwischentöne und Übergänge dieser Farben 
durch Graubraun in Schwarz, Weiß, Fleischfarben, Rostbraun, 
Lila und Blaugrau, außerdem noch lebhafte Schillerfarben, bald allein, 
bald in den mannigfaltigsten Flecken, Binden und anderweitigen Zeich- 
nungen. Ein vom Kinn bis zum After laufender Streifen, sowie die 
Fußsohlen bleiben jedoch stets unverändert, desgleichen nimmt die 
Innenseite der Beine an dem Farbenwechsel meist nur geringen Anteil. 

Das Männchen ist von dem Weibchen hauptsächlich durch die Bil- 
dung des Helmes verschieden, welcher bei jenem etwas höher und länger, 
bei diesem hingegen etwas kürzer und niedriger ist, so daß er bei letz- 
terem etwa nur um ein Viertel, bei dem Männchen jedoch etwa um ein 
Drittel der Kopflänge vorragt; auch ist die den Kopf vom Rumpfe 
trennende Halsfalte beim Männchen viel kürzer als beim Weibchen. 

In Europa ist Andalusien der einzig sicher konstatierte Fundort. 
Die vereinzelten, in Griechenland (bei Maina im südl. Peloponnes), 
sowie auf Sizilien (am Monte Pellegrino nahe dem Hafen von Palermo 
und bei Catania), ja selbst in der Nähe von Nizza gefundenen Stücke 
waren sicherlich nur aus der Gefangenschaft entkommene oder durch 
Schiffe mittelst Holz, Reisig u. dgl. verschleppte Exemplare dieser Art!). 

!) Habe ich doch selbst vor Jahren 4 Stück des auf Südafrika beschränkten 


Chamaeleon pumilus Latr. erhalten, welche von Raymond in Attica gesammelt 
worden waren und ganz gewiß auch auf letzterem Wege dahin gelangt sind. 


296 Chamaeleontidae. 


Die Chamaeleons halten sich im Freien auf dem Gezweige nament- 
lich blühender Bäume und Sträucher auf, daselbst meist regungslos 
auf die die Blüten besuchenden Insekten harrend. Mit ihren Glotz- 
augen nach allen Seiten herumspähend, entdecken sie bald jedes 
sich in ihrer Nähe niederlassende Beutetier, das sie, wenn es nicht 
in der Schlagweite ihrer Zunge sitzt, durch langsames und bedächtiges 
Beschleichen zu erhaschen suchen. Hiebei legen sie eine wahrhaft un- 
glaubliche Geduld an den Tag, indem sie imstande sind einem seinen 
Platz öfters wechselnden Insekte mit bewunderungswürdiger Aus- 
dauer immer wieder nach einer anderen Richtung nachzuklettern. 
Da sie sich aber meistenteils ganz regungslos verhalten und überdies, 
in der Färbung der Umgebung in hohem Grade angepaßt sind, so 
werden sie sehr schwer gesehen und sind daher für den Sammler 
nicht leicht zu entdecken. Ein mit einem starken Stock auf die 
Zweige geführter plötzlicher Schlag läßt sie aber gewöhnlich herab- 
fallen, und können sie daher mittelst eines untergehaltenen Schirmes 
auf diese Weise leicht erbeutet werden. Hat man durch glücklichen 
Zufall ein sitzendes oder in dem Geäste herumkletterndes Chamaeleon 
entdeckt, so empfiehlt es sich den betreffenden Zweig lieber abzu- 
schneiden als das sich daran krampfhaft klammernde Tier mit Gewalt 
loszureißen. 

In der Gefangenschaft hält sich Chamaeleon ziemlich schwer 
und kann nur im" geheizten Terrarium längere Zeit durchgebracht 
werden. Eine ständige Temperatur von 20—24° R sagt ıhm am 
meisten zu und unter I4—15° darf selbe wohl kaum fallen, denn 
wenn selbe bis gegen 12° sinkt, so gehen sie schon fast regelmäßig 
ein; außerdem sind Luft, Licht und Sonnenschein die Hauptbedin- 
gungen seines Gedeihens, daher das betreffende Terrarium stets 
möglich hell zu stellen, hiebei jedoch Zugluft sorgfältigst zu ver- 
meiden ist. Der Käfig soll mehr hoch als lang und breit und mit 
verschiedenem Gezweige zum Anhalten und Klettern ausgestattet 
sein; am wohlsten befinden sich die Tiere, wenn man einen größeren 
Blumentopf mit einer strauchartigen Pflanze mit einem Glas oder 
Gitterkasten umgibt und das Chamaeleon dann darin unterbringt. 
Da die Gefangenen nicht selten Eier legen, so ist zu dem Ende der 
Boden mit einer 8-10 cm hohen Sandschicht zu bedecken. Die 
Eier werden dann entweder alle in eine von dem Weibchen mit den 
Vorderfüßen aufgewühlte, nach dem Legen wieder mit Sand, manch- 
mal auch abgefallenen Blättern u. dgl. zugedeckte Grube abgesetzt, 
manchmal aber auch einzeln gelegt und jedes für sich mit den Vorder- 
pfoten gefaßt und in eine hiezu eigens gegrabene Höhlung verscharrt. 
Dieselben sind kalkhaltiger als es sonst bei Reptilien der Fall ist und 
daher auch mehr den Vogeleiern ähnlich, etwa I4—I5 mm in der 
Länge und 7—9 mm im Durchmesser haltend. Ihre Anzahl beträgt 
meist etliche zwanzig, der Dotter derselben ist auffallend groß, das 
Eiweiß auf ein Minimum reduziert und werden sie 14—50 Tage nach 
der im August oder September stattfindenden Paarung gelegt. Bei 
letzterer hält das Männchen seine Erkorene mit einem Vorderfuße 
am Nacken, mit dem anderen am Rücken, mit den Hinterfüßen 
dagegen am Knie und am Schwanze fest; die Vereinigung der Ge- 


Chamaeleon. 297 
schlechter selbst dauert höchstens eine Viertelstunde, oft aber auch 
kaum eine Minute. Die nach etwa I8 Wochen auskriechenden Jungen 
sind gegen 5 cm lang, haben eine gelblich weiße Farbe und noch 
keinen abstehenden Helm. 

Bei heißer Jahreszeit tut ein Bespritzen mittelst einer sehr 
feinen Brause den Tieren sichtlich wohl, manchmal nehmen sie hiebei 
auch einzelne Wassertropfen von den Wänden ihrer Behausung mit 
der Zunge auf, mitunter klammern sie sich wieder an die Ränder des 
Trinkgefäßes an, benetzen ihre Körperseiten abwechselnd mit den 
eingetauchten Vorderpfoten und ziehen dann den Schwanz langsam 
durch das Wassergefäß durch. Auch erleichtert die Feuchtigkeit 
gar sehr die Häutung; bei derselben, bildet die sich stellenweise ab- 
lösende alte Oberhaut anfangs mehr oder weniger zahlreiche, mit 
Luft gefüllte blasenartige Flecken, die I—ı,5 cm vom Körper ab- 
stehen und durch allmähliche Vergrößerung nach und nach zusammen- 
fließend schließlich das ganze Tier wie in Seidenpapier eingewickelt 
aussehen machen. 

Wegen ihrer Unverträglichkeit ist es, falls der Käfig nicht sehr 
groß ist, am besten die Chamaeleons einzeln unterzubringen, da sie 
sonst nicht nur ihresgleichen, sondern auch andere Tiere mit wü- 
tenden Bissen anfallen und hiebei durch Fauchen und Aufblähen 
des Körpers ihre Aufregung kundgeben, ja in solchen Fällen nicht 
selten auch die Annahme von Nahrung verweigern. 

In heißer Jahreszeit kann das Chamaeleon wohl auch frei im Zım- 
mer, oder auf einer Veranda auf in Blumentöpfen befindlichen größe- 
ren Pflanzen gehalten werden; am besten eignet sich hiezu allerdings 
ein Glashaus, welches, namentlich wenn es geheizt wird, auch für 
das Durchbringen des Tieres im Winter die meiste Aussicht bietet; 
ein Entweichen desselben ist auch im ersteren Falle nicht wohl zu 
befürchten, besonders wenn die betreffenden Pflanzen anläßlich 
vieler Blüten stark von fliegenden Insekten besucht werden. Doch 
stellt sich hiebei die regelmäßige Fütterung immer etwas schwierig 
und ist das Tier, wenn es einmal die betreffenden Pflanzen verläßt, 
um einer etwa anderweitig erblickten Beute nachzugehen, dann 
im Zimmer wegen seiner der Umgebung angepaßten Färbung trotz 
seiner gerade nicht geringen Größe oft erst nach langem und sorg- 
fältigem Nachsuchen wieder zu entdecken. Nur wenn die Gefangenen 
absolut jede Nahrung verweigern, allmählich matter werden, nament- 
lich das Wasser meiden und dabei immer mehr abmagernd, stumpf- 
sinnig in einer Käfigecke hinbrüten ohne irgendeinen Farbenwechsel 
zu zeigen, oder auch rastlos in beständiger Unruhe in ihrem Behälter 
umherwandern und nach einem Ausweg suchen, ist das Freilassen 
‚der Tiere unter den eben erwähnten Bedingungen oft noch das letzte 
und einzige Mittel, um dieselben zu retten und vor dem Eingehen zu 
bewahren. 

In Andalusien sieht man das Chamaeleon in Wohnungen und 
Verkaufsläden häufig als Fliegenfänger benützt, indem man es auf 
ein Gestell setzt, an dem eine mit etwas Honig oder einer anderen 
Süßigkeit versehene kleine Holzscheibe befestigt ist, von der dann 
das Tier die sich um den Köder ansammelnden Fliegen den ganzen 


298 Chamaeleontidae. 


Tag hindurch mittelst seiner wurmförmigen Zunge mit großer Sicher- 
heit herabschnellt. Die Fliegen bilden überhaupt auch in der Ge- 
fangenschaft die am liebsten genommene Nahrung, obwohl man 
auch Mehlwürmer, Asseln, Spinnen, Küchenschaben, Grillen, nackte 
Raupen und Heuschrecken als Futter verwenden kann, ja selbst 
kleinere Eidechsen werden, wenn sich zu deren Erbeutung Gelegen- 
heit bietet, nicht verschmäht. So hatte ich einst ein frisch ange- 
kommenes Chamaeleon ausgepackt und, um für dasselbe einen ge- 
eigneten Käfig zu holen, das Tier unterdes in einen auf meinem 
Tische stehenden, 6 erwachsene Lacerta oxycephala beherbergenden 
Behälter gesetzt. Bei meiner nach kaum einer Minute erfolgten 
Rückkehr sah ich nun zu meiner großen Überraschung gerade noch 
die hintere Schwanzhälfte einer oxycephala aus dem Maule meines 
Ankömmlings herauswedeln; derselbe hatte offenbar gleich nach 
seinem Einsetzen in das Terrarium mittelst seiner klebrigen Zunge 
sofort eine Eidechse angeleimt und während meiner kurzen Abwesen- 
heit die verhältnismäßig große Beute mit überraschender Schnellig- 
keit hinuntergewürgt. 

Obwohl das Chamaeleon in der Gefangenschaft nur selten längere 
Zeit aushält und im Grunde ein höchst langweiliges, jeder Lebhaftig- 
keit entbehrendes Geschöpf ist, so macht es dem Pfleger doch durch 
sein eigentümliches Wesen und Gebaren, durch die Art seiner Nah- 
rungsaufnahme, sowie durch seinen Farbenwechsel viel Freude. 
Das Auffallendste ist wohl die Unabhängigkeit beider Körperhältften, 
deren das Tier fähig ist, und die wohl nirgends anders zu finden ist. 
Gar oft sieht man die eine, der Sonne ausgesetzte Leibeshälfte ın 
behaglichen Schlaf versunken, während auf der entgegengesetzten, 
meist auch ganz anders gefärbten Körperseite das große Auge nach 
allen Richtungen, selbst nach hinten, rollt und nach Beute oder 
sonst etwas anderem späht. Desgleichen sind auch die Änderungen 
in seiner Körperform höchst überraschend, und während es sich 
manchmal fast bis zur Walzenform aufbläht, kann es den Rumpf 
wieder, namentlich wenn es sich der Sonne aussetzt, oft bis zur 
Dünne eines Pappendeckels zusammenziehen, so daß er förmlich 
durchscheinend wird und man durch den derart zusammengepreßten 
Körper einen hinter demselben befindlichen dunklen Gegenstand 
in seinen Umrissen zu erkennen vermag. Das Bestreben, den 
ganzen Rumpf möglichst von den wohltuenden Strahlen der 
Sonne durchdringen zu lassen, mag wohl diesen ganz außerordent- 
lichen Grad der Verflachung bedingen. — Auch sieht man, daß 
die merkwürdigen Farbenänderungen ebensogut durch Licht und 
Wärme, wie auch durch Gemütsbewegungen und die Färbung 
der Umgebung beeinflußt werden. Bei Nacht und kühler Witte- 
rung ist das Tier meistens eintönig grau oder schwärzlich, plötz- 
lich erschreckt, bedeckt sich der ganze Körper mit zahlreichen 
schwarzen Punkten, bei hoher Lufttemperatur nimmt die der 
Sonne ausgesetzte Seite eine gelbe, bei niederen Wärmegraden eine 
graue oder schwärzliche Färbung an. Unstreitig sucht es hier 
im ersten Falle die zu starke Besonnung durch eine möglichst 
helle Farbe abzuschwächen, während es in letzterem Falle die ge- 


Lacertilia. 299 


ringe Bestrahlung durch Dunklerwerden möglichst auszunützen be- 
strebt ist. 

Trotz der großen Veränderlichkeit in der Färbung treten aber 
namentlich gewisse Zeichnungen sehr oft und meist mit ziemlicher 
Regelmäßigkeit auf. Am häufigsten bemerkt man in dieser Hin- 
sicht lebhaft zitronengelbe Binden, welche abwechselnd, bald von der 
Rücken-, bald von der Bauchkante ausgehend, quer über den Rumpf 
ziehen, wobei dann in der Regel auch der Kopf ebensolche unregel- 
mäßigen Flecken und Streifen, sowie die Beine und der Schwanz 
derlei Ouerringe zeigen. Diese Zeichnungen pflegen stets an denselben 
Körperstellen zu erscheinen und bleiben sich auch in Form und Größe 
fast immer gleich. Trächtige Weibchen sind gewöhnlich dunkel 
oder schwarzgrün und mit goldgelben Pünktchen gesprenkelt. 


2. Ordnung. Lacertilia. 


Pedes quatuor aut nulli. 
Oculi, pedibus deficientibus, palpebrati aut scuto obtecti. 


Der Körper ist fast immer gestreckt, meist ziemlich schlank 
und entweder durchaus gleich dick und walzig, oder an den Seiten 
des Rumpfes mehr oder weniger bauchig verdickt, manchmal auch von 
oben niedergedrückt und abgeplattet, ausnahmsweise selbst wurm- 
oder schlangenartig verlängert. Der sehr verschieden gestaltete 
Kopf ist hinten teils in seiner ganzen Breite dem Rumpfe angefügt, 
teils wieder durch eine bald kürzere, bald längere halsartige Ver- 
dünnung oder auch durch eine namentlich auf der Unterseite oft 
ziemlich tiefe Querfalte von demselben geschieden. Die Nasenlöcher 
sind klein, meist an den Seiten des Kopfes und ziemlich weit nach 
vorn gerückt, manchmal aber auch weit nach oben und unmittelbar 
über die Schnauzenspitze gestellt (Phrynocephalus). Die Augen 
sind mit wenigen Ausnahmen (Blanus) immer frei, die Augenlider 
von sehr wechselnder Form und Ausbildung. Die Ohröffnung ist 
bald frei und deutlich, bald auch wieder von der äußeren Körperhaut 
überzogen, im ersteren Falle das Trommelfell oft ganz an der Ober- 
fläche des Kopfes gelegen. Das in der Regel ziemlich weit gespaltene 
Maul ist niemals erweiterbar, die Bezahnung meist nur auf die Kiefer 
beschränkt, indem der Gaumen entweder gar keine oder höchstens 
zwei kleine, ziemlich weit nach hinten gerückte Zahngruppen besitzt. 
Die Zähne selbst sind einfach, schlank kegelförmig und entweder 
mit ihrem äußeren Grundteil an dem seitlich erhabenen Rande der 
Kieferknochen angewachsen (Pleurodontes), oder dem Rande der 
Kiefer selbst aufgesetzt (Acrodontes). Die Zunge ist äußerst verschie- 
den gebildet, bei einigen dünn hornartig, vorn tief zweispaltig und 
nur mäßig vorstreckbar, nach rückwärts in eine scheidenartige 
' Hautfalte eingeschlossen (Fissilingues), bei anderen ebenfalls flach 
und hornartig, an der Spitze mehr oder weniger ausgeschnitten, 
aber verhältnismäßig kurz, wenig ausstreckbar, gegen hinten be- 
deutend erweitert und daselbst nicht gescheidet (Brevilingues) ; 


300 Lacertilia. 


endlich kann sie noch kurz, dick und fleischig, nicht protraktil, am 
Ende gerundet und mit Warzen besetzt sein (Crassılingues). 

Die Beine zeigen sehr verschiedene Grade der Ausbildung, doch 
sind sie auch in ihrer entwickeltsten Form immer ziemlich weit von- 
einander entfernt, gewöhnlich stark nach außen gerückt und ver- 
hältnismäßig in der Regel so schwach, daß sie den Körper nicht über 
den Boden zu erheben imstande sind. Die meist stärkeren Hinter- 
beine zeigen an der Unterseite der Schenkel nicht selten eine etwa 
von der Aftergegend bis gegen die Kniekehle hinziehende Drüsen- 
reihe, die mit dem Namen der Schenkelporen ($or: femo- 
rales, Fig. 54) belegt wird. Ebenso verschieden als die Form und 
Gestaltung der Beine erweist sich auch die Bil- 
dung der Füße. Eine allgemeine Übereinstim- 
mung findet hier nur insofern statt, als die- 
a: selben bei den meisten Echsen sowohl vorn 
Ze = 74, als auch hinten fünf Zehen besitzen, die aber 

a N je nach der den Füßen zukommenden Verwen- 

dung in ihrer Gestaltung manchem Wechsel 
"unterliegen, obwohl sie in den meisten Fällen 
mehr oder weniger zylindrisch oder höchstens 
von oben oder von den Seiten zusammen- 
gedrückt, sonst aber ohne irgendwelche Aus- 
' zeichnung sind (Leiodactyli) ; oft sind sie jedoch 
unterseits mit über die ganze Länge der Schuppen verlaufenden Kielen 
und außerdem noch an den Seiten mit stark abstehenden, dreieckigen 
Schuppen versehen, wodurch sie dann am Außenrande bald mehr, 
bald weniger deutlich gezähnt oder gesägt erscheinen (Pristidactyli, 


c 





Lacerta agilis Linne. 
































Zwz_—_- =, 









RS 








EHYEZ B 
BHTZ 
X g 
Fig. 55. 
B Hinterfuß von Phrynocephalus mystaceus mit gesägten Zehen. — C Hinterzehe 


von Acanthodactylus vulgaris mit gezähntem Rande (a) und gekielter Unterseite (b). 

— D Kletterfuß von Tarentola mauritanica mit ganz erweiterten, zum Teile krallen- 

losen Zehen; daneben ein einzelner Finger von unten mit quergestellten Haftlamellen. 

— E teilweise erweiterte Hinterzehe von Hemidactylus turcicus mit linsenförmigen, 
zweireihig gestellten Haftscheiben auf der Unterseite. 


Fig. 55, B, C). Diesen nur zum Gehen oder Laufen bestimmten Gang- 
füßen (dedes ambulatorii) stehen dann als wesentlich verschieden die 
Kletterfüße (Pdedes scansorii) gegenüber, welche sich nament- 
lich dadurch auszeichnen, daß bei ihnen die Zehen teilweise oder 
ganz erweitert sind, und an der Unterseite dieser Erweiterungen 


Lacertilia. 301 


blätter- oder scheibenförmige Haftballen zeigen, welche den Tieren 
das Gehen an senkrechten oder selbst überhängenden Wänden er- 
möglichen (Geckonidae, Fig. 55, D, E). Mögen nun die Füße wie 
immer gestaltet sein, so sind doch sämtliche Zehen in den meisten 
Fällen mit Krallen bewaffnet, die gewöhnlich ziemlich lang und 
scharf, in der Regel frei, manchmal aber auch sehr kurz und zurück- 
ziehbar sind (Geckonidae). Der Schwanz ist bei allen gut entwickelt, 
nur selten kürzer als der Körper, sondern denselben meist deutlich, 
oft um ein Bedeutendes, an Länge übertreffend. 

Die Haut der Eidechsen ist in ihrer ganzen Ausdehnung stets 
mit zusammenhängenden Epidermisbildungen bedeckt, welche, da 
sie für die Systematik von besonderer Wichtigkeit sind, hier ausführ- 
licher betrachtet werden müssen. Im allgemeinen können diese 
Gebilde in zwei Gruppen, sog. Schilder(scuta) undSchuppen 
(sgquamae) gebracht werden. Erstere sind an einem und demselben 
Tiere meist viel größer, gewöhnlich von mehr oder weniger poly- 
gonaler Gestalt, stets mit ihrer ganzen Unterseite angewachsen und 
mit sämtlichen Rändern aneinander stoßend; letztere im Verhältnis 
zu ersteren gewöhnlich kleiner und am Hinterrande manchmal 
mehr oder weniger frei, oft über die hinter ihnen liegenden hinaus- 
ragend oder selbe teilweise bedeckend. Die Schilder werden vorzugs- 
weise am Kopfe und am Bauche, die Schuppen dagegen auf den 
anderen Körperteilen angetroffen. Schon letztere zeigen bedeutende 
Verschiedenheiten, welche um so weniger übergangen werden dürfen, 
als sie für die Systematik meist sehr brauchbare Anhaltspunkte 
bilden. Was also die Beschuppung (pholidosis) anbelangt, so ist 
sie in der Mehrzahl der Fälle auf den Rücken (nofaeum) und Schwanz 
beschränkt, obwohl sie sich nicht selten auch auf die Bauchseite 
(gastraeum) ausdehnt. Abgesehen davon zeigen aber die Schuppen 
auch in ihrer Größe, Form und Anheftung mancherlei Verschieden- 
heiten, die in der Herpetologie durch eigene Namen fixiert werden. 
Was vor allem die Größe der Schuppen betrifft, so kann diese nicht 
nur bei verschiedenen Arten, sondern auch bei einer und derselben 
Spezies an einzelnen Körperstellen ungemein wechseln. Mit dieser 
Verschiedenheit der Größe steht häufig auch die Dicke und Derbheit 
derselben im engen Zusammenhange, so daß namentlich kleinere 
Schuppen häufig dicker und mehr hervortretend, größere hingegen 
meistens mehr flach und dünn sind. Erscheinen die Schuppen 
bei verhältnismäßig geringer Größe deutlich gewölbt, und zeigen 
sie dabei einen im allgemeinen ziemlich rundlichen Umriß, so werden 
sie Körnerschuppen (sqguamae granulosae, Fig. 56, b) genannt. 
Größere Körner treten oft stark aus der Körperfläche hervor, wölben 
sich dabei mehr oder weniger stark in die Höhe und gehen dann all- 
mählich nWarzen-, Kegel- oder selbst Dornschuppen 
(squamae verrucosae, conicae, mucronatae, Fig. 56, c, d) über. Sowohl 
die Körner, als auch die aus ihnen hervorgehenden anderweitigen 
Schuppenformen sind stets mit ihrer ganzen Unterseite auf der Ober- 
fläche der Haut angewachsen, während dies bei mehr in die Fläche 
entwickelten Schuppen nicht immer vorkommt, indem sie in diesem 
Falle oft nur am Grunde angeheftet erscheinen, mit ihrem nach rück- 


302 Lacertilia. h 
wärts gerichteten Teile aber oft mehr oder weniger frei sind, auf die 
benachbarten übergreifen und ihnen aufliegen; man pflegt diese Art 
der Beschuppung als geschindelt (squamae imbricatae, Fig. 56, e, h) 
zu bezeichnen; wenn derartige Schuppen vollkommen flach, gewöhn- 
lich breiter als lang und dabei am Hinterrande bogig verrundet sind, 
so werden sie Cycloidschuppen genannt (Scincidae). Dieselben 
sind den Fischschuppen, abgesehen von ihrer Form, auch insofern 
ähnlich, als sie wie diese stets ein Knochenplättchen als Unterlage 
besitzen. Übrigens können die flachen Schuppen auch noch in ihrer Ge- 
samtform manchem Wechsel 
unterliegen, indem sie bald 
unregelmäßig rundlich, bald 
rhombisch oder mehr oder 
weniger sechseckig und da- 
bei bald mehr in die Breite, 
bald mehr in die Länge ent- 
wickelt sind, welch letzteres 
namentlich am Schwanze 
sehr häufig vorkommt. Auch 
ist dieser Körperteil über- 
haupt von dem der Schlan- 
gen meist dadurch unter- 
schieden, daß er auf der 
Unterseite nur selten be- 
schildert, sondern oben und 
unten in der Regel gleich- 























a flache, ganz angewachsene Schuppen aus der 
Rumpfseite der Lacerta viridis. — b Körner- 
schuppen aus der Haut von Lacerta muralis. — 
c kegelige Dorn- und Höckerschuppen aus der 


mäßig beschuppt ist, wobei 
die Schuppen meist in sehr 
regelmäßiger Weise neben- 


Schläfengegend der Agama stellio. — d gekielte einander gestellt sind und 
Warzen- und Höckerschuppen aus dem Rücken rund herumlaufende Ouer- 
des Gymnodactylus Kotschyi. — e glatte, quer . : 5 3 
erweiterte Cycloidschuppen von Chalcides ocel- gürtel bilden, eine Anord 
latus. — f wirtelförmig geordnete, ungleich- AUNS, die mit dem Worte 
seitige Schuppen aus dem Schwanze des Acan- gewirte Iak (squamae 
thodactylus vulgaris. — g dachförmig gekielte verticillatae, Fig. 56, f) be- 
un Schuppen aus dem Schwanze der zeichnet wird. Endlich 
acerta viridis. — h aufliegend gekielte Schindel- „ a - 

schuppen aus dem Rücken des Psammodromus können noch sämtliche 

algirus. Schuppen glatt (laeves) 


oder gekielt (carinatae) 
sein, wobei die Kiele selbst wieder manche Verschiedenheit zeigen; 
so kann namentlich die Bildung der Kiele in doppelter Weise vor sich 
gehen, die dann auch auf das ganze Aussehen der Schuppen von 
wesentlichem Einfluß ist. Eine Art von Kielen entsteht nämlich da- 
durch, daß sich die Schuppen längs ihrer Mittellinie mehr oder weniger 
winkelig erheben, wodurch dann zwei voneinander oft sehr deutlich 
geschiedene und mitunter sehr steil abfallende Seiten entstehen; 
solche Schuppen, die besonders häufig am Schwanze sehr gut aus- 
gebildet vorkommen, werden zweiseitig oder dachförmig 
genannt (Fig. 56, g). Eine andere Art von Kielen entsteht dadurch, 
daß über die vollkommen flachen Schuppen der Länge nach erhabene 


Lacertilia. 303 


Leisten oder Linien hinziehen, die von den betreffenden Schuppen 
bald mehr, bald weniger abgehoben erscheinen; ich nenne diese Art 
von Schuppen aufliegend gekielte (Fig. 56, h). In beiden 
Fällen sind übrigens die Kiele nicht immer in ihrer ganzen Länge 
gleich hoch und erscheinen namentlich nach hinten zu oft mehr oder 
weniger knotig oder höckerig erhöht oder selbst dornig verlängert. 
Endlich ist noch darauf zu achten, ob die Kiele genau durch die 
Mitte der Schuppen ziehen, oder nicht; im ersten Falle werden dann 
die Schuppen in zwei ganz oder wenigstens nahezu gleiche Hälften 
geteilt und heißen gleichseitige (Fig. 56, g), während sie im 
letzteren Falle, wo sie durch den Kiel in zwei ungleiche Hälften ge- 
teilt werden, ungleichseitig genannt werden (Fig. 56, f). 

Die Unterseite des Körpers ist häufig ebenfalls mit Schuppen 
bedeckt, die bald mit denen der Oberseite übereinstimmen, öfters 
jedoch von ihnen verschieden sind; bei vielen hingegen ist die Bauch- 
seite mit Schildern bedeckt, die aber fast niemals in einer einzigen 
Reihe stehen, sondern gewöhnlich in mehrere, meist längs- und 
zugleich quergestellte, manchmal aber auch in schief verlaufende 
Reihen geordnet sind. Die Afterspalte ist an ihrem Vorderrande 
sehr häufig von einem größeren Schilde begrenzt, welchesals After- 
oder Analschild(scutum anale) unterschieden wird; bei manchen 
Arten findet sich vor dem After eine Reihe kleiner Drüsenöffnungen, 
welche als Afterporen (ori anales) bezeichnet werden. 

Die wichtigsten Verschiedenheiten zeigt aber der Kopf, welcher 
gewöhnlich ebenfalls mit größeren Schildern bedeckt ist, die aber 
hier in der Regel eine ziemlich 
weitgehende Zerteilung und 
Mannigfaltigkeit erreichen. Um 
uns in diesen für die Systematik 
wichtigen Verhältnissen gehörig 
zu orientieren, wollen wir die 
Bildung des Kopfes an einigen 
Förmen betrachten, bei denen 
die Beschilderung in besonderer 
Vollständigkeit entwickelt ist. 
Wir finden auch hier (Fig. 57) 
die ganze Oberseite des Kopfes 
mit einer Anzahl von Schildern 
bedeckt, die wir in ihrer Ge- 
samtheit mit dem Worte Pi- 
leus belegen. Man kann im 
allgemeinen paarige und un- Fig. 57. 
paare Schilder unterscheiden; A Lacerta viridis Laur. B Chalcides ocellatus 
von letzteren sind nie mehr als Forsk. a Scutum internasale. — b sc. frontale. 
vier vorhanden, während die --e sc. interparietale. — d sc. occipitale. — 
ersteren in ihrer Anzahl ziem-  seuta supranasalia. — / sc. praefrontalia. 
= = - E — g sc. supraocularia. — h sc. frontoparie- 
lich veränderlich erscheinen. talia. — i sc. parietalia. — k sc. supraciliaria. 
Wenn wir nun die unpaaren 
Schilder betrachten, so finden wir als erstes derselben ein etwas 
hinter der Schnauzenspitze liegendes, meist vorzugsweise in die 








304 Lacertilia. 


Breite entwickeltes Schildchen, welches als Internasalschild 
(scutum internasale, Fig. 57, a) bezeichnet wird. Das nächste 
unpaare, gewöhnlich auch das zweitgrößte aller Kopfschilder ist 
dann das Stirnschild (scutum frontale, Fig. 57, b); endlich 
finden sich noch am Scheitel ein bis zwei meist ziemlich kleine, 
hintereinander liegende Schildchen, wovon das vordere das Inter- 
parietale (scutum interparietale, Fig. 57, c), das nach rück- 
wärts gelegene aber das Hinterhauptschild (scutum occi- 
pitale, Fig. 57, d) heißt. Diese jetzt genannten Schilder sind nun 
durch andere stets paarweise vorhandene Schilder voneinander 
getrennt oder umgeben, deren Zahl und Beschaffenheit aber bei 
den einzelnen Familien manchem Wechsel unterliegt. Sehr häufig 
finden sich vor dem Internasale zwei meist in der Mittellinie der 
Schnauzenspitze zusammenstoßende, auch vorzugsweise in die Breite 
entwickelte Schilder, die man alsdie oberen Nasenschilder 
(scuta supranasalia, Fig. 57, e) bezeichnet. Zwischen das Inter- 
nasale und Frontale schieben sich gewöhnlich zwei ziemlich große 
Schilder ein, die als vordere Stirnschilder (scuwia Prae- 
frontalia, Fig. 57, f) unterschieden werden; das hinter dem Stirn- 
schild liegende Paar besteht aus den Frontoparietalschil- 
dern (scuta frontoparietalia, Fig. 57, h), denen sich an ihren hinteren 
Außenrändern die zwei Scheitelschilder (scuta parietalıa, 
Fig. 57, i) anschließen, welche in der Regel die größten aller Schilder 
sind und das Interparietale und Occipitale zwischen sich einschließen. 
Endlich finden sich noch seitlich an das Frontale und den vorderen 
Außenrand der Frontoparietalia grenzend je vier etwa über den Augen 
liegende Schilder, die sogenannten oberen Augenschilder 
(scuta supraocularia, Fig. 57, g). Diese vier Schilder sind jedoch 
häufig an Größe voneinander sehr verschieden, so daß in den meisten 
Fällen nur das zweite und dritte von bedeutender Ausdehnung sind, 
während das vierte und noch mehr das erste ein weit geringeres Aus- 
maß haben; die zwei mittleren, großen Supraokularschilder bilden 
dann in ihrer Vereinigung eine etwa eiförmige oder elliptische Scheibe, 
die mit dem Namen des Discus palpebralis (Fig. 57, g und g ) belegt 
wird. Auch sind die oberen Augenschilder fast immer nach außen 
zu von der Augenhöhle durch eine Reihe kleiner, gewöhnlich schmal 
länglicher Schildchen getrennt, die als de Augenbrauen- 
schilder (scutella supracıliaria, Fig. 57, R) unterschieden werden. 
Alle genannten Schilder stoßen in der Regel unmittelbar durch 
Nähte aneinander, obwohl einzelne derselben mitunter durch da- 
zwischen eingeschobene Schuppen oder kleine, unregelmäßige Schild- 
chen voneinander ganz oder teilweise getrennt sind; letzteres ist 
namentlich bei dem Discus palpebralis nicht selten der Fall, der 
sowohl nach innen (Acanthodactylus, Eremias) als auch noch häufiger 
nach außen von den benachbarten Schildern in der obgenannten 
Weise geschieden ist. 

Was nun die Seiten des Kopfes betrifft (Fig. 58), so finden wir 
hier bei den meisten Eidechsen an der äußersten Schnauzenspitze 
ein größeres, unpaares Schildchen, welches nach unten zu an den 
Mundrand, nach oben hin aber an die Supranasalia stößt und als 


Lacertilia. 305 


Rüsselschild (scutum rostrale, Fig. 58, a) bezeichnet wird; es 
ist in der Regel stark in die Breite entwickelt und gewöhnlich wenig 
nach oben übergewölbt, so daß es vom Pileus aus meist nur in geringer 
Ausdehnung sichtbar ist. An das KRostrale fügt sich dann zu beiden 
Seiten des Kopfes eine Reihe von Schildern, welche den Rand des 
Oberkiefers säumend unter dem Auge weg bis zum Ende der Mund- 
spalte ziehen. Sie werden als Oberlippenschilder (scuta 
supralabialia, Fig. 58, b) bezeichnet; 
von diesen ist das unter dem Auge 
gelegene, das sog. untere Augen- 
schild (scutum suboculare), fast 
immer das größte und meistens nach 
oben gegen den Orbitalrand mehr 
oder weniger erweitert, während die 
dahinterliegenden gewöhnlich schnell 
kleiner werden. Endlich kann man 
zu beiden Seiten der Schnauze noch 
eine Reihe von nach hinten meist 
größer werdenden Schildchen unter- 
scheiden, die vom Seitenrande des 
Rostrale ausgehend zwischen den 
Supralabialen und den Pileusschildern 
hinziehen. Das erste dieser Schilder, 
welches nach vorn an das erste 
Supralabiale stößt, wird das Nasal- 
schild (scutum nasale, Fig. 58, c) 
genannt. Es fehlt häufig und ist 





überhaupt bei den meisten Sauriern ERLITT WET 
. . . > o N 

so klein, daß es durch das in ihm re un 

ausgehöhlte Nasenloch oft fast ganz Fig. 58. 


eingenommen wird und dann nur A Eremias variabilis Pall. B Chalcides 
in Form eines schmalen, das Nasen- ocellatus Forsk. C Lacerta muralis 
loch ganz oder selbst nur teilweise ane 
umgebenden Ringes vorhanden ist; * ei 
ie lead ä lä labialia. — c scutum nasale. — d sc. na- 
E53 Kann INlolgedessen bei oberf äch- sofrenale. — e sc. frenale. — f sc. fre- 
licher Betrachtung mitunter leicht nooculare. — g sc. praeoculare. — 
übersehen werden, so daß dann die + sc. suboculare. — ; scuta posto 


Nasenlöcher, obwohl im Nasenschilde “Wlaria. — % scutella suborbitalia. — 
l scuta temporalia. — m squamae 


selbst gelegen, doch an der Grenze temporales. — n scutellum masseteri- 
mehrerer Schilder zu liegen scheinen; cum. — o sc. tympanale. — p scuta 
da aber die Lage der Nasenlöcher in supratemporalia. 
systematischer Beziehung meist von 

Bedeutung ist, so erscheint es zur Vermeidung von Irrtümern geraten, 
sich bei Untersuchung dieser Verhältnisse der Lupe zu bedienen. Un- 
mittelbar hinter dem Nasale finden sich dann gewöhnlich ein bis 
zwei, seltener drei, im ersteren Falle stets über, im letzteren teilweise 
auch hintereinander gestellte kleine Schildchen, die als Naso- 
frenal- oder Postnasalschilder (scuta nasofrenalia oder 
postnasalia, Fig. 58, d) benannt werden. Auf diese folgt dann ein 
bedeutend größeres Schildchen, das eigentliche Zügelschild 


Schreiber, Herpetologia europaea, 20 


306 Lacertilia. 


(scutum frenale oder loreum, Fig. 58, e), welchem nach hinten zu 
ein noch größeres, das Frenookularschild (scutum freno- 
oculare, Fig. 58, f), folgt, das, nach oben meist mehr oder weniger 
erweitert, mit seiner hinteren Ecke bis gegen die Augenhöhle reicht. 
An dieses schließen sich nach unten zu noch ein oder mehrere kleine 
Schildchen an, welche zwischen den vorderen Augenwinkel und die 
betreffenden Supralabialia eingeschoben sind’ und als vordere 
Augenschilder (scula Praeocularia, Fig. 58, g) aufgefaßt 
werden können. Nur in seltenen Fällen kommt es vor, daß der 
untere Augenrand von den entsprechenden Supralabialen, nicht wie 
gewöhnlich, durch ein Supralabiale, sondern durch ein oder mehrere 
Schildchen getrennt ist, in welchem Falle dann diese als untere 
Augenschilder (sculta subocularia, Fig. 58, h) bezeichnet wer- 
den, sowie endlich auch hinter den Augen mitunter noch einzelne 
größere Schildchen, de hinteren Augenschilder (scuta 
postocularia, Fig. 58, i), angetroffen werden. Außerdem ist die 
Augenhöhle auch an ihrem unteren Rande meist mit kleinen, schup- 
penartigen Schildchen gesäumt, die den Namen der unteren 
Augenhöhlenschildchen (scutella suborbitalia, Fig. 58, k) 
führen. Die nun folgende Schläfengegend kann teils mit Schildern, 
teils mit Schuppen bedeckt sein, die dann im allgemeinen als 
Schläfenschilder (scula temporalia, Fig. 58,2) oder Schlä- 
fenschuppen (squamae temporales, Fig. 58, m) bezeichnet wer- 
den. Doch ist auch in jenem Fall, wo die Schläfen mit Schuppen be- 
kleidet sind, der Außenrand der Parietalia gewöhnlich von größeren, 
meist länglichen Schildchen, den Supratemporalschil- 
dern (scuta supratemporalia), gesäumt (Fig. 58, $); auch kommt es 
dann häufig vor, daß zwischen den Schuppen ein einzelnes, größeres 
Schildchen entwickelt ist, das sogenannte Scutum massetericum 
(Fig. 58, n), sowie anderseits am Oberrande der Ohröffnung meist 
ebenfalls ein größeres, in der Regel längliches oder bogiges Schild- 
chen vorhanden ist, das mit dem Namen des Ohrschildes 
(scutum tympanale, Fig. 58, 0) belegt wird. 

Wenn wir nun endlich noch die Unterseite des Kopfes betrachten, 
so finden wir hier zunächst im Kinnwinkel ein ziemlich großes, un- 
paares Schildchen, welches dem Rostrale gegenüber liegt, und als 
Kinnschild (scutum mentale, Fig. 59, a) bezeichnet wird. Der 
Reihe der Oberlippenschilder entspricht dann am Rande des Unter- 
kiefers eine analoge Reihe von fast immer sehr schmalen, länglichen 
Unterlippenschildern (scuta sublabialia, Fig. 59, b), deren 
vorderstes Paar das Mentale zwischen sich faßt. Endlich schließt 
sich an das letztgenannte und den Außenrand der Sublabialen noch 
eine Reihe großer, hintereinanderliegender Schilder an, welche den 
Namen der Unterkieferschilder (scula submaxillaria, Fig. 
59, c) führen. Die übrige Unterseite des Kopfes ist fast immer mit 
kleinen Schuppen bedeckt, die nach hinten gewöhnlich größer werden 
und am Ende des Halses häufig eine Ouerreihe meist größerer Schup- 
pen bilden, welche, nur an der Basis angeheftet und mit ihrem hinteren 
freien Teile über eine sehr fein beschuppte Hautfalte hinausragend, 
den Hals sehr deutlich vom Rumpfe sondern und in ihrer Gesamt- 


Lacertilia. 3 o 7 


heit das sogenannte Halsband (collare) bilden. Die Gestalt und 
Richtung dieses Halsbandes ist übrigens manchen Verschiedenheiten 
unterworfen, die auch in systematischer Beziehung nicht ohne Wert 
sind; in den meisten Fällen ist es allerdings in seiner ganzen Aus- 
dehnung vollkommen frei und ge- 
sondert, dann in der Regel als 
ziemlich gerade oder schwach bogige 
Falte über das Hinterende des 
Kopfes wegziehend (Lacerta, Fig. 59, 
B, C). Doch erscheint es manch- 
mal auch von beiden Seiten des 
Halses schief nach innen und rück- 
wärts gerichtet, auf diese Weise 
gleichsam aus zwei Schenkeln be- 
stehend, die gegeneinander zu- 
ziehend sich aber nicht immer er- 
reichen (Acanthodactylus vulgaris 
Fig. 56, A). Auch kann es ge- 
schehen, daß die Halsbandschuppen 
nur wenig oder bloß am äußersten 
Rande frei sind, wodurch dann das 
Halsband in seiner ganzen Er- 
streckung (Psammödromus) oder 








wenigstens teilweise undeutlich oder N Ks e 
verwischt (obdsoletum) wird. AN WRBEZT DE 
Letzteres ist namentlich dann häufig Fig. 59. 


der Fall, wenn sich die Halsband- 4 Acanthodactylus vulgaris mit schie- 
schuppen von den benachbarten fem, in der Mitte angewachsenem und 
Schu pen an Form und Größe nicht verwischtem Halsband. — B Lacerta 
En ie heid 1b muralis mit schwach bogigem, freiem, 
wesent ıch unterscheiden, woselbst ganzrandigem Halsband. — C Lacerta 
sich dann das Halsband, besonders viridis mit geradem, gezähneltem Hals- 
in seiner Mitte, meist unmerklich band. a Kinnschild (scutum mentale). 
in die Beschuppun der Vorderbrust — b Unterlippenschilder (scuta subla- 
? A no ] ] - bialia). — c Unterkieferschilder (sc. sub- 
ver ıert ( cantho acty us vWgarıs, maxillaria). — d Kehlfurche (sulcus 
Fig. 56, A). Endlich ist noch der gularis). 
freie Rand des Halsbandes zu be- 
rücksichtigen, welcher insofern verschieden sein kann, als die den- 
selben bildenden Schuppen an ihrem Hinterende entweder gerade 
abgestutzt oder aber mehr oder weniger 
gerundet ja selbst winkelig vorgezogen 
erscheinen; ım ersteren Falle bilden die 
in ziemlich gerader Richtung aneinander 


stoßBenden Schuppenenden eine fast un- 





unterbrochene Linie, und wird dann das Fig. 60. 
Halsband ganzrandig (integrum, Lacerta taurica Pall. 
Fig. 59, B) genannt, während dasselbe S 


im zweiten Falle als gekerbt (crenwlatum), gezähnt oder 

gesägt (serrulatum, Fig. 59, C) bezeichnet wird. Gewöhnlich 

setzt sich das Halsband auch nach aufwärts in eine vor der Wurzel 

der Vorderbeine hinwegziehende Hautfalte fort, die man als Schul- 
20* 


308 . Lacertilia. 


terfalte (Plica axıllarıs, Fig. 60) unterscheidet, ja in manchen 
Fällen ist diese allein der einzig sichtbare Rest des Halsbandes ( Psam- 
modromus algirus). Endlich wird noch die Beschuppung des Unter- 
kopfes manchmal durch eine etwa über die Mitte desselben reichende, 
bald mehr, bald weniger deutliche Querfalte unterbrochen, die mit 
sehr feinen Schuppen bekleidet ist und die Kehlfalte oder 
Kinnfurche (Plica oder sulcus gularıs, Fig. 59, C) heißt. 

Alle einheimischen ZLacertilien sind Landtiere, die im allgemeinen 
unter sehr verschiedenen Verhältnissen leben, obwohl sie in der 
Regel in offenen Gegenden und namentlich an trockenen und lichten 
Orten am häufigsten vorkommen. Wenngleich manche auch auf 
Bäumen und Sträuchern herumklettern, so ist doch keine europäische 
Eidechse ein echtes Baumtier. Die meisten derselben sind Tagtiere, 
die besonders bei Sonnenschein hervorkommen und in der Wärme 
am lebhaftesten sind, trotzdem aber bei übermäßiger Hitze und 
Dürre häufig verborgen bleiben; doch führen manche auch eine 
nächtliche Lebensweise, sich dann während des Tages unter Steinen, 
Baumrinden, in Mauer- und Felsritzen u. dgl. verbergend; es sind 
fast durchwegs flinke und gelenkige Tiere, die meist ebenso gut 
laufen als klettern und sich im Notfalle auch im Wasser ganz gut 
forthelfen können. Beim Klettern leisten ihnen — abgesehen von 
den hiezu besonders eingerichteten Füßen einiger Arten — nament- 
lich die nach rückwärts gerichteten Schwanzschuppen sehr wichtige 
Dienste, indem sie an rauhen Flächen dem Zurückgleiten ein merk- 
liches Hindernis entgegensetzen. Der Leib wird beim Gehen stets 
auf dem Boden geschleift und werden namentlich schnellere Be- 
wegungen immer auch von schlangenartigen Seitenwindungen des 
Körpers begleitet, die natürlich bei den Arten mit verkümmerten 
Beinen einzig und allein das Fortkommen ermöglichen und eventuell 
auch im Wasser das Tier an der Oberfläche erhalten. Die Lacertilien 
sind fast durchgängig Raubtiere, die sich gewöhnlich nur von lebender 
Beute, von Insekten, Würmern, Schnecken und kleineren Vertebraten 
nähren, welche sie stets ganz verschlingen; doch verschmähen einige 
— von den wenigen vorzugsweise Pflanzen fressenden abgesehen — 
mitunter auch süße und weiche Früchte nicht. Die Eidechsen trinken 
meist schlappend, indem sie durch wiederholtes Eintauchen der 
Zunge nach Art der Hunde das Wasser zu sich nehmen. Doch ist 
ihr Bedürfnis nach Flüssigkeit im allgemeinen gering, so daß sie sehr 
häufig in ganz dürren und wasserarmen Gegenden leben, wo sie 
einzig und allein auf das Auflecken der am Boden und auf den Pflan- 
zen niedergefallenen Tautropfen angewiesen sind. Sie sind einer 
sich mehrmals im Jahre wiederholenden Häutung unterworfen, 
bei der sich die feine Oberhautschicht gewöhnlich nicht im Zusammen- 
hange, sondern meist nur in größeren Fetzen loslöst. Die meisten 
halten sich in der Regel an ganz bestimmte Standorte, die häufig 
mit ihrer Körperfarbe in hohem Grade übereinstimmen und ihnen 
jedenfalls als bestes Schutzmittel gegenüber ihren zahlreichen Feinden 
zugute kommen. Auch pflegen sie ihren einmal gewählten Schlupf- 
winkel ziemlich hartnäckig zu behaupten, so daß sie sich von dem- 
selben selten weit entfernen. Alle einheimischen: Arten halten einen 


Lacertilia. 309 


Winterschlaf, den sie oft gesellig in Erdlöchern, namentlich unter 
Baumwurzeln, in hohlen Bäumen, Felsenlöchern und dergleichen 
verbringen. Keine europäische Eidechse ist giftig, obwohl manche 
Arten den Menschen durch ihr überaus kräftiges Gebiß empfindlich 
verletzen können; die meisten Lacertilien sind stumm, und nur einige 
nächtliche Arten haben eine ziemlich laute, froschähnliche Stimme, 
obwohl auch von den gewöhnlich stummen manche in der Erregung 
mitunter ziemlich laute piepende Töne ausstoßen. 

Die meisten Eidechsen pflanzen sich durch Eier fort, die von 
den Weibchen unter Moos, in hohle Bäume, in Felsenritzen, Mulm, 
Ameisenhaufen, unter Steine und überhaupt an solche Orte gelegt 
werden, wo sie durch die daselbst herrschende natürliche Wärme 
leicht zur Reife gelangen; die Eier selbst, deren Anzahl ein Dutzend 
nur selten übersteigt, sind mit einer leder- oder pergamentartigen 
Schale bedeckt und kommen in der Regel im Spätsommer aus. Der 
Geschlechtstrieb ist namentlich bei den Männchen ein sehr intensiver, 
so daß sich dieselben zur Brunstzeit meist in großer Erregung um 
die Weibchen herumzanken, sich dabei gegenseitig oft wütend mit 
ihrem Gebisse anfallen und bei der Gelegenheit nicht selten den 
Schwanz abbeißen. Übrigens ersetzt sich dieser Körperteil bei 
manchen Familien bald wieder, indem er anfangs in einen kurzen, 
kegelförmigen Stummel auswächst, der sich dann allmählich zu einem 
vollständigen Schwanz verlängert, sich aber von einem ursprüng- 
lichen, niemals verletzten häufig durch eine etwas andere Art der 
Beschuppung und Färbung unterscheidet. Wenn der Schwanz 
durch den Biß nur eine seitliche Verletzung erhält, so kann es auch 
vorkommen, daß aus der verwundeten Stelle ein zweiter Schwanz 
hervorsproßt, so daß man infolgedessen Tiere mit zwei oder selbst 
mehreren Schwänzen eben nicht sehr selten antrifft. Die Art der 
gewöhnlich im Frühjahr stattfindenden Begattung ist eine höchst 
eigentümliche, indem dabei das Männchen das Weibchen am Ende 
des Rumpfes knapp vor den Hinterbeinen mit dem Maule faßt, sich 
gegen dasselbe teilweise herumdreht und seine Ruten in dessen 
Kloake hineindrückt. 

Unter allen Reptilien sind die Eidechsen die zartesten und 
empfindlichsten, daher sie auch in der Gefangenschaft mehr als die 
andern Kriechtiere eine sorgfältige Behandlung erheischen. Gut 
und naturgemäß gehalten, erfreuen sie aber dann auch den Pfleger 
durch ihre Munterkeit und Lebhaftigkeit, durch ihre unter allen 
Mitgliedern der Klasse unstreitig am meisten entwickelten geistigen 
Fähigkeiten sowie durch den hohen Grad von Zutraulichkeit und 
Zahmheit, die sie nach verhältnismäßig kurzer Zeit dem Menschen 
gegenüber entfalten. Sie lernen denselben bald kennen, kommen, 
wenn er sich ihnen naht, sofort auf ihn zu und nehmen ihm das vor- 
gehaltene Futter furchtlos aus der Hand. Licht und Luft, Wärme 
und reichliche Nahrung sind die Hauptbedingungen ihres Gedeihens; 
bei spärlicher Nahrung und dunklem, feuchtem Aufenthalte gehen 
sie meistens bald ein. Der für sie bestimmte Käfig soll nicht zu klein, 
mit einer Mischung von Erde und Sand belegt und darüber mit einer 
Moosdecke versehen sein; bei grabenden Arten ist die Erdschicht 


310 Lacertilia. 


verhältnismäßig tiefer zu halten, auch muß für passende Schlupf- 
winkel durch hineingelegte Rindenstücke und Felsbrocken gesorgt 
sein. Ein täglich frisch zu füllender Wasser-, sowie ein Futternapf 
dürfen selbstverständlich nicht fehlen; doch kann letzterer, wenn 
man die Tiere einmal gewöhnt hat, aus der Hand zu fressen, auch 
weggelassen werden. Ist derselbe aus Glas, so versuchen die Tiere 
anfänglich von außen durch Anstoßen an die Gefäßwände zur Nah- 
rung zu kommen, lernen aber dann bald das Richtige erkennen und 
durch Überklettern des Napfrandes zum Futter zu gelangen. 

Im allgemeinen sind Terrarien aus Drahtgeflecht denen mit 
Glaswänden vorzuziehen, weil die Tiere in ersteren nicht nur mehr 
Luft haben, sondern daselbst auch ihrem Kletterbedürfnis besser 
nachkommen können; selbstverständlich müssen die Maschen des 
Drahtgitters so eng sein, daß allenfalls hineingegebene Futtertiere 
nicht entkommen können. 

Dem direkten Sonnenscheine, so sehr ihn die Eidechsen auch 
lieben, dürfen sie — wenigstens zur wärmeren Jahreszeit — nur des 
Morgens ausgesetzt werden, da eine zu große Hitze die zarten Tiere 
meist unfehlbar tötet; dies ist besonders da zu beachten, wo Behält- 
nisse mit Glaswänden benützt werden. Auch ein tägliches Bespritzen 
des ganzen Terrariums mittelst einer feinen Brause, oder in Er- 
mangelung derselben mit einer in Wasser getauchten Bürste, steigert 
besonders in der heißen Jahreszeit gar sehr das Wohlbefinden der 
Gefangenen und dient namentlich noch dazu, ihnen die Häutung 
wesentlich zu erleichtern. 

Die Nahrung sei womöglich eine gemischte, da sich die Tiere 
bei solcher unstreitig besser fühlen als bei stets gleichbleibendem 
und einförmigem Futter. Nicht allzu harte Insekten — namentlich 
Fliegen und Heuschrecken — Spinnen, Mehlwürmer, bei größeren 
Arten auch kleine Wirbeltiere, bei manchen oft auch nackte oder 
weichschalige Schnecken sind in dieser Richtung am besten zu ver- 
wenden. Haarige Raupen und von Käfern die Chrysomeliden werden 
in der Regel verschmäht; auch Stücke süßer Früchte werden manch- 
mal gerne genommen, können aber bei den für gewöhnlich von ani- 
malischer Nahrung Lebenden selbstverständlich nicht als ausschließ- 
liches Futter verwendet werden. Die bequemste Fütterung ist 
jedenfalls die mit Mehlwürmern, zumal diese von fast allen sehr 
gerne genommen werden; da selbe aber etwas schwer verdaulich 
sind, so muß man anfangs hiemit mehr vorsichtig sein und sie, wenn 
man hiedurch nicht zu Schaden kommen will, namentlich den kleineren 
und zarteren Eidechsen zuerst nur einzeln und mit anderer Nahrung 
gemischt verabreichen, und die Tiere erst nach und nach ganz all- 
mählich an dieses schwerere Futter gewöhnen. Denn da die Mehl- 
würmer den meisten Eidechsen ganz außerordentlich munden, so 
werden sie fast immer mit großer Gier und in Masse verschlungen, 
nicht selten aber von den an diese Kost noch nicht gewöhnten Ge- 
fangenen bald wieder in ganzen Klumpen ausgespien, was offenbar 
der Gesundheit der Tiere abträglich ist; ja mitunter kommt es selbst 
vor, daß einzelne Eidechsen, wenn sie, besonders nach längerem 
Fasten, ihren Magen zu sehr mit Mehlwürmern überladen haben, 


Lacertilia. ZU: 


darüber selbst zugrunde gehen. — Sehr oft gelang es mir auch meine 
Pfleglinge an rohes Fleisch zu gewöhnen, das ich ihnen in wurmartig 
geschnittenen Streifen reichte. Füttert man nämlich die Gefangenen 
stets durch das Gitter, so kommen sie beim Herannahen des Men- 
schen sofort herbei, um ihm die durch die Maschen des Drahtnetzes 
hineingehaltene Nahrung aus der Hand zu nehmen. Wenn sie dies 
nun bei Fliegen, Mehlwürmern u. dgl. schon gewohnt sind, so pflegen 
sie dasselbe dann meist auch mit den hineingehaltenen Fleischstreifen 
zu tun, namentlich wenn man selbe etwas bewegt, und hat man so 
ein sehr leichtes und einfaches Mittel an der Hand, seine Gefangenen, 
besonders wenn anderweitige Nahrung knapp wird oder gar zeitweise 
ausgeht, vor Hunger zu bewahren. 
Die europäischen Lacertilien verteilen sich in sechs Familien, 
welche sich durch nachstehende Merkmale unterscheiden lassen. 
A. Beine vorhanden. 
I. Kopf oben mit größeren, flachen, REN geordneten 
Schildern. 
1. Schenkel unterseits mit einer von der Aftergegend gegen 
die Kniekehle ziehenden Porenreihe, Schwanz wirtelig 


beschuppt 2". 7 aNPBam»DBarcertidee 
2. Schenkel ohne Porenreihe, Schwanz nicht wirtelig be- 
schuppt HM" 3,. ra Ram Scrnetdae; 


II. Kopf oben mit Schuppen oder mit zahlreichen kleinen, un- 
regelmäßig polygonalen Schildern. 

3. Augen mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern, Pupille 
rundlich. Zehen lang und schlank, stets alle bekrallt und 
niemals erweitert‘... ....27 0 5..FPam’Agamidae 

4. Augen mit verwachsenen, eine durchsichtige und unbe- 
wegliche Kapsel bildenden Lidern, Pupille vertikal. 
Unterseite der manchmal krallenlosen Zehen häufig er- 
weitert und mit blättrigen Haftscheiben 

6. Fam. Geckonidae. 
B. Beine fehlend. 
III. Augen frei, Schwanz mindestens körperlang, nach rück- 
wärts allmählich verjüngt. 

5. Frontale und Interparietale quer erweitert, viel breiter 
als lang. Occipitale fehlend. Nasenlöcher an der Grenze 
des Nasale und des ersten Supralabiale 

iz Famtseincidae. 

6. Frontale und Interparietale deutlich länger als breit. 
Occipitale vorhanden. Nasenlöcher in der Mitte des 
Nasale ner: 4. Fam. Anguidae. 

IV. Augen von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Schwanz 
äußerst kurz, vollkommen gleich dick und erst am Ende 
plötzlich kegelförmig zugespitzt 

3. Fam. Amphisbaenidae. 


312 Scincidae. 


1. Familie. Scincidae. 
Caput a trunco indistinctum scutis magnis, regularıbus tectum. 
Scutum nasale conspicuum. 
Pori femorales ac collare nulla. 
Corpus supra et subtus squamis magnis imbrıicatis tectum. 


Die Scinke sind Eidechsen mit walzigem, oft ziemlich gedrun- 
genem Körper, der bald kurz und kräftig, bald lang und schlangen- 
artig ist. Der mäßig große Kopf ist hinten vollkommen von der 
Breite des Rumpfes und meist ohne Spur einer halsartigen Veren- 
gung in denselben übergehend. Die stets zu Seiten der Schnauzen- 
spitze befindlichen Nasenlöcher sind klein, bald im Nasenschilde 
selbst, bald an der Grenze zweier oder mehrerer Schilder gelegen. 
Die Augen sind entweder mit freien, längsgespaltenen Lidern ver- 
sehen (Saurophthalmi), oder letztere zu einer durchsichtigen, un- 
beweglichen Kapsel verwachsen (Gymnophthalmi). Desgleichen ist 
die Ohröffnung bald vorhanden, bald fehlend. Die an der Basis etwas 
breiter werdende Zunge ist niemals gescheidet, klein, flach und ziem- 
lich dünn, am freien Ende schwach ausgerandet und mit schuppen- 
artigen Warzen bedeckt. Der Gaumen ist teils ganz, teils von einer 
deutlichen Längsfurche durchzogen, bald mit, bald ohne Zähne. 
Die Gliedmaßen sind niemals besonders entwickelt, gewöhnlich ziem- 
lich kurz und schwach, manchmal sogar gänzlich fehlend. Schenkel- 
poren sind nicht vorhanden. Diesen Verschiedenheiten in der Form 
der Extremitäten entspricht eine ebenso große Mannigfaltigkeit 
in den Zehen, welche von der gewöhnlichen Fünfzahl bis auf Null 
reduziert sein können. Der vom Rumpfe manchmal nicht abge- 
setzte Schwanz ist von verschiedener Länge. 

Der Kopf ist immer mit größeren, regelmäßig geordneten Schil- 
dern bedeckt, deren Zahl und Ausbildung übrigens bei den einzelnen 
Gattungen und Arten sehr verschieden ist; doch sind bei den Euro- 
päern das Internasale, Frontale, Interparietale und die Parietalia, 
sowie vier bis sechs Supraocularia und ein Nasalschild immer vor- 
handen. Der Körper und Schwanz sind oben und unten mit durch- 
aus gleichartigen, festanliegenden Cycloidschuppen bedeckt, die 
stark glänzend, spiegelglatt, meist breiter als lang, quer sechseckig 
oder hinten bogig gerundet und vor dem After mitunter vergrößert 
sind. Ein Halsband ist niemals vorhanden. 

Die europäischen Scinke verteilen sich in drei Gattungen, 
welche durch nachstehende Merkmale auseinandergehalten werden 
können. 


A. Beine vorhanden, Frontale viel länger als breit, äußere Ohr- 
öffnung frei, sichtbar. 

I. Rostrale vom Internasale durch die in ihrer ganzen Breite 
zusammenstoßenden Supranasalen getrennt. Nasenloch 
an der Naht des Rostrale mit dem Nasale. Praefron- 
talia fehlend. Frontale nach hinten erweitert, glocken- 
förmugin, Seren et. Gr, Gate Give re 


Chalcides. ; 313 


II. Rostrale mit dem Internasale zusammenstoßend, Supra- 
nasalia fehlend. Nasenloch im Nasale, Praefrontalia vor- 
/ handen, Frontale nach rückwärts verengt 
2. Gatt. Ablepharus Fitzing. 
B. Beine fehlend, Frontale quer, viel breiter als lang, äußere Ohr- 
öffnung nicht sichtbar, Körper verlängert, schlangenartig 
3. Gatt. Ophiomurus Dum. Bibr. 


I. Gattung. Chalcides. 
Laurenti Synops. reptil. pag. 64 (1768). 


Rostrale ab internasali scutis supranasalibus, in pileo con- 
tingentibus, separatum. 


Nares in sutura duorum scutellorum. 


Scuta praefrontalia nulla, frontale maximum, postice dila- 
tatum. 


Palpebrae conspicuae, per longitudinem fissae. 


Der Körper ist walzenförmig, der Kopf oben ziemlich steil nach 
vorne und abwärts gewölbt, mit steilen, fast senkrecht abfallenden 
Seiten. Die kleinen Nasenlöcher sind weit nach vorne zu Seiten der 
Schnauzenspitze gelegen, die Augen mit längsgespaltenen Lidern 
versehen; die Ohröffnung ist deutlich, der Gaumen zahnlos. Beine 
und Schwanz sind verschieden gebildet. 

Das stark auf den Pileus übergewölbte Rostrale ist breiter als 
lang, die Supranasalen sind quer, in der Schnauzenmitte in einer Naht 
zusammenstoßend. Das Internasale legt sich, wegen der fehlenden 
Praefrontalen, mit seinem Hinterrande unmittelbar an das Frontale 
an, welch letzteres alle anderen Kopfschilder an Ausdehnung weit 
übertrifft, länger als breit und nach rückwärts erweitert ist. Die 
Frontoparietalia und das Occipitale fehlen. Die Parietalen sind groß, 
schief von außen nach innen gegeneinander gerichtet. Das unmittel- 
bar an das Frontale stoßende Interparietale ist klein, nach hinten 
' dreieckig verschmälert. Nasale und Nasofrenale sind ebenfalls klein, 
das erstere durch das vorne ausgehöhlte Nasenloch teilweise ring- 
förmig. Das erste Frenale ist groß, das zweite bedeutend kleiner, 
die Augenhöhle oben durch eine Reihe kleiner Supraciliaren, hinten 
durch übereinanderstehende Postokularen begrenzt. Die Schläfen 
sind mit schuppenartig geschindelten Schildern bedeckt, die aber 
bald in die regelmäßige Beschuppung des Körpers übergehen. Die 
Anzahl der Supralabialen wechselt zwischen fünf und acht. Das 
Mentale ist groß, quer, viel breiter als lang, die Schuppen sind glatt. 

Die vier in Südeuropa lebenden Arten können durch nachstehende 
Merkmale unterschieden werden. 

A. Körper gestreckt, schlangenartig, Beine verkümmert, stummel- 
förmig, Füße dreizehjg. 

I. Hinterbeine mindestens so lang als der Abstand zwischen 

dem Ohre und den Vorderbeinen, zweite und dritte Zehe 

gleich Jane. Ar Mir: 20208 KimesatinlsTkeuek: 


314 Scincidae. 


II. Hinterbeine gewöhnlich kürzer als der Abstand zwischen 
dem Ohre und den Vorderbeinen, zweite Zehe länger als die 


dritte) ar. DOMAIN ER LT a Sta le Se 
B. Körper gedrungen, eidechsenartig, Beine normal, Füße fünf- 
zehig. 


III. Frenale auf zwei Supralabialen aufsitzend, Rumpfschuppen 
in 28 bis 30 Längsreihen. Oberseite fast immer mit schwar- 
zen, von einem hellen Mittelstrich durchzogenen Flecken 

ocellatus Bes 

IV. Frenale nur auf einem Supralabiale aufsitzend, Rumpf- 
schuppen in 26 Längsreihen, Oberseite meist ungefleckt 

Bedriagae Bosca. 


1. Chaleides lineatus: Corpus elongatum, anguiforme, pedes remoti, 
humiles, palmis plantisque tridactylis. Pedes postici longütudine 
spatio inter oculos et pedes anticos saltem aequales. Digitus 


primus secundo aequalis. — Long. 20—26 cm. 
Zygnis striata Filzing. Classific. d. Reptil. pag. 53 (1826). — Seps 
lineatus Leuck. Observ. zool. pag. Io (1828). — Seps striata 
Guer. Men. Iconogr. du regne anim. Rept. tab. 15, fig. 3 (1829). — Seps 


chalcides Dum. Bibr. Erpetol. gen. V, pag. 769, part. (1839). — 
Seps chalcis Lat. Herp. Gir. pag. 9g.— Chalcides lineatus 
Boulg. Catal. Liz. III, pag. 403 (1887). 


Der Körper ist lang gestreckt, walzenförmig, in seiner Form etwa 
gleichkommend, der gar nicht abgesetzte 
Kopf klein, von hinten nach vorne allmäh- 
lich verengt, mit am Ende stumpf ver- 
rundeter, kaum vorstehender Schnauze. 
Die Nasenlöcher sind etwas schief nach 
oben und hinten gerichtet und ganz vor 
der durch das Rostrale und erste Supra- 
labiale gebildeten Naht stehend. Die Augen 
sınd mäßig groß, die Ohröffnung ist viel 
größer als das Nasenloch, nahe der Mund- 
spalte gelegen und nach hinten von einer 
seichten, sich gegen den Hals zu ver- 
lierenden Längsfurche begrenzt ; der Gaumen 
ist nach rückwärts breit längsgefurcht. Die 
zum Gehen durchaus untauglichen Beine 
sind äußerst kurz und schwach, nach hinten 
gestreckt und in einer ihnen an Form und 
Größe entsprechenden Vertiefung eingelegt, 
die vorderen von den hinteren weit ent- 
fernt, diese ziemlich rundlich, jene hin- 
gegen seitlich stark zusammengedrückt, 
letztere an Länge mindestens dem Ab- 
stande zwischen dem Ohre und der Kin- 
lenkung der Vorderbeine gleichkommend, 
diese noch kürzer; sie sind sämtlich mit je drei verhältnismäßig 
langen und dünnen Zehen versehen und mit sehr kleinen, spitzen 











Fig. 61. 


Chalcides lineatus 
Leuck. 


Chalcides. FrNgnes 


und schwach gekrümmten Krallen bewaffnet. Die zweite und die 
dritte Zehe sind gleich lang. Der Schwanz ist bei ganz reinen 
Stücken mindestens so lang wie der übrige Körper, kegelförmig zu- 
gespitzt und ziemlich dünn auslaufend. 

Das Rostrale ist groß, mit sehr breit abgestutztem oder nach vorne 
zu schwachbogigem Hinterrande. Die Supranasalen sind viel breiter 
als lang, ihr Durchmesser im allgemeinen ziemlich gleichbleibend. 
Das Internasale ist meist etwas breiter als lang, sechs- oder sieben- 
seitig, nach hinten in der Regel im Bogen und ziemlich stark verengt. 
Das Frontale ist länger als breit, nach vorne viel mehr als nach rück- 
wärts verengt, mit entweder gerade abgestutztem oder mehr oder 
‚weniger ausgebuchtetem Hinterrande, das Interparietale deltoidisch 
oder dreieckig, deutlich länger als breit. Supraokularen sind vier vor- 
handen, das erste das Internasale und Frontale, die zwei folgenden 
das Frontale, das letzte das entsprechende Parietale berührend; 
diese selbst sind schief gegeneinander geneigt, etwa um die Hälfte 
länger als breit, hinten in einer kurzen Naht zusammenstoßend. 
Das Nasale und Nasofrenale sind sehr klein und untereinander an 
Größe wenig verschieden, das Nasenloch bis zum Rande des Rostrale 
reichend. Das vordere Frenale ist sehr groß, schief nach hinten ge- 
richtet, sehr deutlich höher als lang und mit seinem oberen Teile ziem- 
lich weit auf den Pileus zwischen das Supranasale und erste Supra- 
okulare hineingeschoben, das hintere von den zwei übereinander 
gestellten Frenookularschildchen an Form und Größe kaum ver- 
schieden. Die Augenhöhle ist oben durch eine Reihe von vorn nach 
hinten an Länge abnehmender Supraciliaren, hinten durch drei bis 
vier übereinander stehende Postocularschildchen begrenzt, die Augen- 
lider sind am Rande feinkörnig beschuppt, das untere in der Mitte 
mit einem nackten, etwas durchscheinenden Flecken versehen. Von 
den fünf bis sechs Supralabialen nehmen die drei ersten nach hinten 
zu an Höhe ab und das vierte allein reicht bis zum Augenhöhlenrande 
hinauf. Die Schläfen sind mit manchmal etwas vergrößerten, schuppen- 
artigen Schildern bedeckt. Das sehr große Mentale ist gut doppelt so 
breit als lang, unten gerade abgestutzt, die Sublabialia sind schmal, 
länglich, die Schuppen breiter als lang, mit starkbogigem Hinter- 
rande und in 22, selten 24 Längsreihen geordnet, die vor dem After 
gelegenen von den anderen Bauchschuppen in Form und Größe nicht 
unterschieden. Die Beine sind an ihrer Außenseite mit einer einzigen 
Längsreihe von neun bis zwölf Schuppen versehen, die, mit Aus- 
‚nahme einer etwas geringeren Größe, mit den Körperschuppen über- 
einstimmen. 

Die Oberseite ist oliven- oder bronzefarben und von 9— II, über 
die Mitte der Schuppen laufenden dunkelbraunen Längsstreifen 
durchzogen, welche mindestens eben so breit sind als die von ihnen 
freigelassenen Zwischenräume. Die Unterseite ist weißlich oder 
‘ bleifarben. — Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 
20—26 cm. 

Chalcides lineatus ist auf den südwestlichen Teil unseres Faunen- 
gebietes beschränkt und kommt nur auf der Pyrenäischen Halbinsel 
und in Südfrankreich vor; in der Lebensweise dürfte sich diese Art 


316 Scincidae. 


wohl kaum von der ihr zunächst verwandten folgenden unter- 
scheiden. 


2. Chaleides tridaetylus: Corpus elongatum, anguiforme, pedes remoti, 
humiles, palmis plantisque tridactylis. Pedes postici longitudine 
spatio inter oculos et pedes anticos breviores aut vix aequales. 
Digitus secundus tertio longior. — Long. 30—40 cm. 

Chalcides tridactylus Laur. Synops. reptil. pag. 64 (1768). — 
Seps chalcidica Merr. Syst. amphib. pag. 75, I (1820). — Zygnis 
chalcidica Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 53 (1826). — Seps 
chalcides Bonap. Amph. europ. pag. 41, 39 (1839). — Seps tri- 
dactylus, Gray. Catal. Liz. pag. 125 (1845). 

Typus: Supra olivaceus vel cupreus, concolor, subtus albescens vel 
plumbeus. 


Seps concolor Metaxa Memor. zool. med. pag. 32 (1833). — Seps 
chalcides b. concolor PBonap. Amphib. europ. pag. 4I (1839). 


var. a) Dorso fascia vertebrali pallida, obscure limbata. 
Chalcides tridactylus var. Boulg. Catal. Liz. III, pag. 403 
(1887). 
var. b) Dorso in utroque latere fasciis allescentibus dwabus, nigro- 
limbatıs. 


Chamaesaüra chalcis Schneid. Histor. amphib. II, pag. 207 
(I801),. —Chalcides Seps Latr. Hist. nat.d. rept. II, pag. 82 (1802). 
— Seps vittatus Leuck. Observ. zcol. pag. 9, I (1828). 


var. c) ÜUt supra, sed dorso lineis mediis obscurioribus binıs. 


Seps quadrilineata Metaxa Mem. zool. med. pag. 31 (1833). — 
Seps chalcides a. lineata Bonap. Amph. europ. pag. 4I (1839). 


var. d) Supra lineis alternis obscuris lucidisque bisnovem. 
Seps chalcides c. striata Bonap. Amph. europ. pag. 41 (1839). 


Der vorigen Art sehr ähnlich, aber doch gut unterschieden. 
Abgesehen von der meist bedeutenderen Größe sind auch die Beine 
stets schwächer, die hinteren in der Regel kürzer als der Abstand 
zwischen Ohröffnung und Vordergliedern und die zweite Zehe immer 
länger als die dritte, desgleichen beträgt auch die Anzahl der Schuppen- 
reihen in der Körpermitte gewöhnlich 24. 

Die Grundfarbe ändert von einem helleren oder dunkleren 
Blei- oder Silbergrau durch Braun oder Olivenfarben bis ins Kupfer- 
rote mannigfaltig ab, und ist stets von einem bald mehr, bald we- 
niger lebhaften Metallglanz begleitet; die Unterseite ist immer hell, 
weißlich oder bleigrau, im ersten Falle öfters mit einem grünlichen 
oder perlmutterartigen Schimmer. Übrigens ist die Oberseite nur 
selten ganz einfarbig (Seps concolor Metaxa), sondern in der Regel 
mit helleren oder dunkleren Längsstreifen gezeichnet, die aber in 
ihrer Breite, Zahl und Deutlichkeit vielen Verschiedenheiten unter- 
liegen. In den meisten Fällen finden sich zu beiden Seiten des 
Rückens je zwei gewöhnlich hellere, weißliche, dunkel gesäumte 
Längsstreifen, die aber an Breite bei den einzelnen Stücken viel- 
fach wechseln, was auch von der schwarzen Einfassung derselben 
gilt, die überhaupt meist nur an der Grenze der weißen Streifen 


Chalcides. 207 


— obwohl manchmal bloß aus hintereinander liegenden Flecken be- 
stehend — so doch scharf und gesättigt erscheint, während sie nach 
außen zu allmählich lichter werdend sich nach und nach in die 
Grundfarbe verliert; auch ist der oberste, gegen die Mitte des 
Rückens gekehrte dunkle Saum gewöhnlich deutlich schmäler als 
die seitlichen, oft auch weniger scharf, ja mitunter selbst gänzlich 
fehlend.. Zu den jetzt besprochenen Seitenstreifen gesellen sich 
manchmal noch zwei über die Mitte des Rückens ziehende Längs- 
linien, die in einigen Fällen nur durch vereinzelte Flecken angedeutet, 
in der Regel von schwärzlicher oder dunkelbrauner Farbe sind, und 
sich meist so zwischen die Seitenstreifen einschieben, daß sie von 
diesen und voneinander gleich weit entfernt sind (Chalcides lineata 
Bonap.). Endlich kann es noch vorkommen, daß die schwarzen 
Linien so zahlreich und genähert sind, daß hiedurch die ganze 
Oberseite in sehr regelmäßiger Weise mit gewöhnlich 18 abwechselnd 
helleren und dunkleren Längsstreifen durchzogen ist (Chalcides 
striata Bonap.). 

Bei sämtlichen Varietäten werden übrigens meistens alle Streifen 
gegen den Schwanz hin undeutlich oder lösen sich wenigstens in 
Punkte auf; auf regenerierten Schwanzteilen entstehen die Streifen 
nie mehr, so daß dann bei solchen Stücken die Zeichnung an der 
einstigen Bruchstelle wie abgeschnitten erscheint. 

Die Jungen sind fast immer gestreift, frisch gehäutete Tiere 
meist blei- oder silbergrau, die Gesamtlänge kann im erwachsenen 
Zustande bis gegen 40 cm betragen. 

Chalcıdes tridactylus ist mit Ausnahme des nördlichsten Teiles 
über ganz Italien, sowie auf Sizilien und Sardinien verbreitet, kommt 
aber weit häufiger auf der mediterranen als auf der adriatischen 
Seite der Halbinsel, und vorzugsweise in den Küstenstrichen vor; 
ins Gebirge scheint er nicht zu gehen. Um Turin, wo das Tier in frü- 
heren Zeiten von Bonelli und Peracca gesammelt ward, 
scheint dasselbe gegenwärtig bereits verschwunden zu sein, da sich 
wenigstens im Museum der genannten Stadt keine Stücke aus dieser 
Gegend befinden. Das mitunter erwähnte Vorkommen in Griechen- 
land beruht auf einem Bestimmungsfehler, indem sämtliche unter 
dieser Art im Athener Museum aufgestellten Exemplare zu Able- 
pharus pannonicus gehören. 

Das Tier lebt vorzugsweise im Grase, namentlich auf feuchten 
Wiesen, bewegt sich kriechend, ist äußerst behend und flüchtig und 
schlüpft dem Fänger, selbst wenn man es schon gefaßt hat, infolge 
seiner sehr glatten Hautbedeckung oft noch wie ein Aal blitzschnell 
zwischen den Fingern durch. Die Nahrung besteht aus Insekten, 
Spinnen, Würmern und kleinen Schnecken; es wirft lebendige Junge, 
deren Anzahl etwa um I5 herum beträgt. Daß es, wie De Betta 
angibt, in der Ruhe nach Schlangenart im Teller eingerollt zu liegen 
' pflegt, habe ich niemals beobachtet; wohl aber zeigt es beim Fressen 
einige Ähnlichkeit mit letzteren, indem es seine Beute nicht wie die 
Eidechsen durch plötzliches Zustoßen ergreift, sondern dieselbe nach- 
kriechend verfolgt, dann aber, oft noch nach vorherigem Beschnup- 
pern, häufig ganz sachte erfaßt. 


318 | Scincidae. 


Chalcides tridactylus verträgt die Gefangenschaft sehr gut und. 
fühlt sich in einem nicht gar zu kleinen, mit sandiger Erde und 
darüber mit einer dünnen Moosschichte belegten Terrarium bald 
heimisch. Das Tier wird sehr schnell zahm, ist ungemein gefräßig 
und nimmt dem Pfleger die vorgehaltene, durch das Gitter des Be- 
hälters gereichte Nahrung in wenigen Tagen schon aus der Hand. 
Als Futter sind am besten und bequemsten Mehlwürmer zu ver- 
wenden, die mit besonderer Vorliebe verspeist werden. Doch können 
hiezu auch andere weiche Insekten, wie z. B. kleine Heuschrecken, 
nackte Raupen u. dergl. verwendet werden; nur einigermaßen be- 
haarte Raupen, wie etwa die des Kohlweißlings (Pieris brassicae), 
werden meistens verschmäht, auf die, aus allfällıg im Käfige ver- 
puppten Raupen entschlüpften Schmetterlinge derselben jedoch be- 
gierig Jagd gemacht. Das Tier trinkt gerne und ist ihm auch ein 
öfteres Bestäuben mit der Brause recht zuträglich; die Temperatur 
im Terrarium braucht 15—ı6° R nicht zu überschreiten, obwohl es 
sich auch bei größerer Wärme ganz wohl fühlt. 


3. Chaleides ocellatus: Corpus lacertiforme, pedibus pentadactylis. 
Scutum frenale labialibus dwabus suprapositum. Squamarum 
series 28—30. — Long. I6—25 cm. 

Gongylus ocellatus Wogl. Syst. Amphib. pag. 162 (1830). — 
Scincus ocellatus Leunis Synops. d. Naturg. d. Tierr. pag. 317 
(1860). 

Typus: Supra fusco-flavescens, maculis atris striola alba divisis 

sparsus. Subtus albidus, concolor. 


Lacerta ocellata Forskal Descript. animal. pag. 13, 4 (1775). — 
Scincus ocellatus Meyer Synops. reptil. pag. 30, 3 (1795). — Scin- 
cus tiligugu Latr. Hist. natur. d. rept. II, pag. 72 (1802). — Ma- 
bouya ocellata Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 53, 15 (1826). — 
Tiliqua ocellata Gray Synops. reptil. in Griff. anim. Kingd. Cuv. IX, 
pag. 68 (1831). — Gongylus ocellatus Gene Synops. reptil. 
Sardin. pag. 14, IX (I839,.— Gongylusocellatus var. 
Bedriaga Amph. u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Moscou pag. 74 (1882). 


var. a) Supra griseo-fuscescens, macularum striolis corpori Be 
bus. 
var. b) Ut typus, sed dorsi macularum albescentium margine obscuro 
obsoleto. 
var. c) Maculis ocellatis in fascias transversas plus minusve cohae: 
rentibus. 
Scincus ocellatus Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 
308, tab. LVI (1802). 
var. d) Supra griseo-fuscescens, maculis atris crebris et abproximalıs. 
Scincus tiligugu Daud. l. c. pag. 251 (1802). 


var. e) Maculis ocellatis per longitudinem seriatis aut cohaerentibus. 


var. f) Dorso ad latera fascia lucidiore maculis ocellatis plus minusve 
confluentibus limbata. 


Sceincus tiligugu Gmel. Syst. nat. Linn. I, pag. 1073, 66 (1790). — 
Ameiva tiligugu Meyer Synops. reptil. pag. 29, 9 (1795). — Scin- 
cus variegatus Schneid. Histor. amphib. II, pag. 185 (1801). — 


Chalcides. 3 I 9 


Scincus tirus Rafin. Caratt. alc. nuovi gen. e spec. di anim. pag. 9, 
22 (1810). — Scincus Tiligugus Merr. Syst. amphib. pag. 73, 18 
(1820). — Scincus thyro Metaxa Descr. nuov. spec. Scinc. Mem. 
Zool. Roma, I (1821) — Tiliqua ocellata Cuv. Regne anim. II, 
pag. 63 (1829). — Gongylus ocellatus var. variegatus 
Bedriaga 1. c. pag. 75 (1882). 


var. g) Supra griseo-fuscescens, corpore ad latera fascia obscura in- 
structo; maculis dorsalibus rarıus ocellatıs. 


Scincus mabuya Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 246 
(1802). 


juv. Corpore fascia laterali destituto, maculis ocellatis interdum ob- 
solescentibus. 


Der Körper ist kräftig, eidechsenartig, ziemlich plump, am 
Rücken gewölbt, mit flacher Unterseite. Der kurze Kopf ist hinten 
fast von der Breite des Rumpfes, nach vorn ziemlich stark zuge- 
spitzt verschmälert, mit am Ende abge- 
stutzt verrundeter Schnauze, im ganzen 
etwa von vierseitig pyramidenförmiger 
Gestalt, oben schwach niedergedrückt. 
Die etwas hinter den Mundwinkeln ge- 
legene Ohröffnung ist mittelgroß, drei- 
eckig, das ziemlich tiefliegende Trommel- 
fell kaum sichtbar. Die Zunge ist an 
der Spitze ausgerandet. Die Beine 
sind ziemlich kurz, die vorderen viel 
schwächeren stark von den Seiten zu- 
sammengedrückt, nach vorn gestreckt 
etwa bis zum Mundwinkel reichend, die 
hinteren etwa so lang wie Kopf und 
Hals zusammengenommen oder auch 
etwas kürzer; der Rumpf zeigt hinter 
den Vorderbeinen eine seichte, längliche, 
zum teilweisen Einlegen der Gliedmaßen 
geeignete Vertiefung. Die Füße sind 
fünfzehig, mit verhältnismäßig kräftigen 
Krallen, an den vorderen die dritte und 
vierte Zehe fast gleich lang, an den VER ns Eeh 
hinteren die vierte deutlich länger als 
die dritte. Der höchstens körperlange Schwanz ist bald mehr, bald 
weniger merkbar abgesetzt, nach hinten sehr allmählich spitz kegel- 
förmig verdünnt. 

Das Rostrale ist mäßig groß und von oben fast ganz sichtbar, 
am Seitenrande zur Aufnahme des Nasale oben tief ausgerandet, 
sein Hinterrand etwas nach vorn bogig. Die zwei Supranasalia 
sind doppelt so breit als lang. Das ziemlich große Internasale ist 
etwa siebenseitig, breiter als lang, hinten meist gerade abgestutzt. 
Das Frontale ist von vorn bis hinter die Mitte stark erweitert, von 
da nach hinten wieder plötzlich verengt und mit ausgerandeter 
Spitze, im ganzen von etwa glockenförmiger Gestalt. Das Interparie- 





320 Scincidae. 


tale ist deltoidisch, nach vorn verrundet oder stumpf zweiseitig. 
Die Parietalia sind schief nach innen und hinten gerichtet, meist 
wenig länger als breit, einander entweder gar nicht oder nur in einer 
sehr kurzen Naht berührend. Von den vier bis fünf Supraokularen 
berühren in der Regel die drei ersten das Frontale, die zwei letzten 
sind bedeutend kleiner, von den beiden vordersten ist das zweite 
dem ersten gleich oder auch größer als dasselbe. Das Nasale ist 
sehr klein, wegen des im Verhältnis zum Schilde großen Nasenloches 
fast nur rückwärts in der Form eines schmalen Ringes zu bemerken, 
nach hinten von einem kleinen, ziemlich hohen Nasofrenale begrenzt, 
das den ersten zwei Supralabialen aufliegt. Das dem zweiten und 
dritten Supralabiale aufliegende erste Frenale ist gut doppelt so 
groß als das zweite, dieses von dem darauffolgenden Frenookulare 
an Größe nur werig, an Gestalt kaum verschieden; die letzten zwei 
Schilder sind nach oben zu von den darüber stehenden Supraciliaren 
durch zwei bis drei kleine Schildchen getrennt. Das obere Augenlid 
ist sehr kurz, das untere hingegen bedeutend entwickelt und mit 
Ausnahme eines durchscheinenden, länglich elliptischen Fleckens mit 
kleinen Schuppen "bedeckt, die am Oberrande desselben in eine 
Längsreihe gestellt sind. Nach hinten ist die Augenhöhle von drei 
im Bogen übereinander stehenden, nach aufwärts größer werdenden 
Postokularen begrenzt, zwischen die sich nach oben zu noch zwei 
bis drei kleine Schildchen einschieben; die Schläfen sind mit großen, 
Schildern bedeckt; von den sieben bis acht Supralabialen sind die 
drei ersten höher als lang und ziemlich rechteckig, das vierte, etwa 
trapezische ist vom Unterrande des Auges durch zwei schmale Sub- 
okularschildchen getrennt, das fünfte allein unmittelbar das Auge 
berührend. Das Mentale ist hinten gerade abgestutzt und daselbst 
von einem großen, unpaaren Submaxillare begrenzt, das nach hinten 
zu beiderseits noch von gewöhnlich drei allmählich kleiner werdenden 
gefolgt wird, deren erstes Paar in der Mitte der Kehle zusammen- 
stößt, während das nächste durch zwei hintereinander stehende 
große Schuppen getrennt ist. Die ziemlich großen Sublabialia sind 
in der Zahl von sieben bis acht vorhanden. Alle Schuppen sind 
gleich groß, mittelmäßig, quer sechseckig mit bogigem Hinterrande, 
vollkommen glatt oder mit der Spur eines Längsstreifens versehen, 
rund um den Rumpf herum in etwa dreißig Längsreihen gestellt. 
Die zwei unmittelbar auf dıe Parietalen folgenden Schuppenpaare 
sind bedeutend in die Quere erweitert, die Praeanalschuppen nur 
wenig vergrößert. Sämtliche Zehen sind oben und unten mit je 
einer Reihe von viereckigen Tafelschuppen bedeckt, die an den 
Seiten der Finger in einer deutlichen Längsfurche zusammenstoßen. 
Die Sohlen sind mit deutlich erhabenen Warzen besetzt. 

Das Tier kommt in zwei etwas verschiedenen Formen vor, 
welche von den älteren Autoren häufig auch als eigene Arten be- 
trachtet werden. 

Die griechische Form, der echte Gongylus ocellatus Forsk., zeigt 
bei mehr schlankem, walzenförmigen Körperbau eine hell grau- 
grüne oder licht gelbbraune Grundfärbung, und ist auf der Ober- 
seite mit ziemlich gleichmäßig verteilten schwarzen Flecken besetzt, 


Chalcides. 321 


die gewöhnlich die Größe einer Schuppe einnehmen und durch 
einen sehr scharf begrenzten, durch ihre Mitte ziehenden weißen 
Längsstrich in sehr regelmäßiger" Weise geteilt sind. 

Die zweite, auf Sizilien und Sardinien einheimische Form, der 
Gongylus tiligugu der Autoren, zeigt bei gewöhnlich plumperem und 
gedrungenerem Körperbau meist eine schmutzig graubraune Grund- 
farbe, die aber mitunter bis zu einem ziemlich dunklen Braun ge- 
steigert sein kann. Die Seiten des Körpers besitzen stets eine, in 
der Regel durch Anhäufung der Flecken hervorgebrachte, dunkle 
Längsbinde, die nach oben zu oft noch von einem helleren Bande 
begrenzt oder durchsetzt wird. Auch sind hier die weißen Teilstriche 
der Flecken sehr häufig mehr oder weniger undeutlich oder wohl 
auch ganz fehlend. Übrigens kann in beiden Varietäten an den 
Flecken bald das Hell der Mitte, bald das Dunkle des Randes mehr 
oder weniger vor- oder zurücktreten, so daß in extremen Fällen 
die Flecken fast nur auf das weiße Mittelfeld beschränkt, ander- 
seits aber auch wieder ganz schwarz sind; auch zeigen die Flecken 
sehr oft eine ganz deutliche Tendenz in quere Binden zusammenzu- 
treten, was bei größerer Anzahl der Makeln oft auch in ziemlich 
vollkommener Weise der Fall ist, und namentlich in der ersten 
Hälfte des Schwanzes, sowie auch bei jungen Tieren häufiger zu 
beobachten ist. Ganz ungefleckte Stücke sind mir nie unterge- 
kommen, obschon die Zeichnungen bei jungen Exemplaren — die 
überhaupt immer zur Ocellatusform gehören — mitunter fast bis 
zur Unkenntlichkeit undeutlich sind. Die Unterseite ist immer ein- 
farbig, weißlich. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 16—20 cm, 
kann aber manchmal bis 25 cm erreichen. 

Die in der Regel kleineren Männchen haben auf gewöhnlich 
hellerem Grunde eine meist schärfere Zeichnung und einen dickeren, 
mehr gestreckten Schwanz, während die fast immer viel größeren 
Weibchen mehr flach walzenförmig sind und einen konischen, spitz 
auslaufenden Schwanz besitzen. Ganz junge Tiere sind mehr weiß- 
lich goldgelb mit nur als kleine Punkte sichtbaren Augenflecken, 
ihr Schwanz ist relativ bedeutend länger als bei den Erwachsenen. 

Ocellatus hält sich vorwiegend in Küstenstrichen auf, woselbst 
er sich mit großer Behendigkeit auf dem Sande des Meeresufers 
und zwischen den Strandpflanzen herumtreibt. Er ist nicht so leicht 
zu erbeuten, da der Fang desselben, abgesehen von der großen 
Schnelligkeit des Tieres, häufig noch durch das dichte Gestrüppe 
der überdies noch oft stacheligen Pflanzen erschwert wird. Er- 
griffen sucht er sich durch Beißen, sowie durch heftige und schlän- 
gelnde Bewegungen zu befreien und bei der aalartigen Glätte seiner 
Körperbedeckung gelingt es ihm nicht selten schon gefaßt dem 
Fänger wieder zu entrinnen, in ähnlicher Weise, wie es auch bei den 
vorhergehenden Arten der Fall ist. Die Paarung findet wie bei den 
Eidechsen und ebenso wie der Wurf 2—-3mal im Jahre statt. Die 
Anzahl der auf einmal geborenen Jungen beträgt 3—9; selbe messen 
etwa 4 cm, sind gleich lebhaft und munter, wühlen sich sofort ın den 
Sand ein und kommen bei Sonnenschein und Wärme an die Ober- 

Schreiber, Herpetologia europaea. 2I 


322 Scincidae. 


fläche, während sie bei niedriger Temperatur verkrochen bleiben. 
Da sie von ihren Eltern ohne weiteres verspeist werden, so sind 
sie nach der Geburt sofort zu isolferen. Sie wachsen bei guter Er- 
nährung außerordentlich schnell und haben nach etwa zwei Wochen 
schon mehr als das Doppelte ihrer ursprünglichen Größe erreicht, 
gehen aber nach Fischer regelmäßig vor 40 Tagen ein. Gegen rasche 
Temperaturänderungen sind sowohl die Erwachsenen, noch mehr 
aber die Jungen, sehr empfindlich. 

Diese Art ist auf die Mittelmeerländer beschränkt und bisher, 
und zwar in der Tiliguguform, auf den italischen Inseln Sardinien, 
Sizilien, Malta und Lampedusa gefunden worden, während die echte 
Ocellatusform auf Griechenland beschränkt zu sein scheint, wo sie 
beispielsweise in der Umgebung von Athen äußerst häufig ist. 

In der Gefangenschaft ist ocellatus, da er eine gleichmäßige 
Wärme beansprucht, am besten in einem heizbaren Terrarium zu 
halten, dessen Temperatur, falls das Tier seine Lebhaftigkeit und 
Freßlust nicht einbüßen soll, unter 16° R nicht herabgehen darf. 
Der Boden des Behälters ist nur mit einer, aber nicht unter I5 cm 
hohen Schichte reinen, am besten gewaschenen Sandes zu bedecken, 
in den sich das Tier sowohl bei Nacht, als auch bei kühler Witte- 
rung einwühlt. Sobald der Sand von der Sonne erwärmt wird, stecken 
die Gefangenen zuerst den Kopf heraus, um dann nach und nach 
allmählich den ganzen Körper nachfolgen zu lassen. Sie bewegen 
sich übrigens auch unter der Oberfläche sehr schnell, so daß sie 
förmlich im Sande zu schwimmen vermögen. Ocellatus ist von sehr 
heftigem, unverträglichem und zanksüchtigem Charakter, so daß er 
nur mit Genossen von nahezu gleicher Größe und durchaus nicht 
mit kleineren seiner Art oder anderen schwächeren Eidechsen in 
demselben Käfig vereint werden darf. Aber auch so gibt es.noch 
fortwährend Zank und Streit genug und bleibt oft dem schwächeren 
Teile nichts übrig, als sich vor seinem stärkeren Gegner schleunigst 
in den bergenden Sand zu verkriechen, obwohl der Geflohene auch 
hier noch lauge nicht immer sicher ist, da er von seinem Feinde 
nicht selten auch dahin noch verfolgt und der Kampf unter dem 
Sande fortgesetzt und ausgefochten wird. Das Tier ist ungemein 
gefräßig und nımmt dem Pfleger das vorgehaltene Futter oft schon 
nach wenigen Tagen aus der Hand. Als Nahrung sind am besten 
Mehlwürmer zu empfehlen, obwohl auch Regenwürmer, Käfer, Heu- 
schrecken, kleinere Schnecken, ja schließlich selbst rohe Fleisch- 
streifen genommen werden; ein Wassertopf darf auch hier im Käfige 
nicht fehlen. 


3. Chaleides Bedriagae: Corpus lacertiforme, pedibus pentadactylis. 
Scutum frenale unico tantum labiali supraposıtum. Squamarıum 
sertes 26. — Long. II—I2 cm. 


Gongylus ocellatus subsp. Bedriagai Bosca Anal. de la 
Soc. de Hist. nat. tomo IX, pag. 495 (1880).— ChalcidesBedriagae 
Bouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. III, pag. 495 (1887). — Seps Bedria- 
yae Lopes Vieira, Catal. d. Amph. e Rept. de Portug. exist. actualm. no 
Mus. zool. da Univers. de Coimbra in Giraldes Relat. da Prof. de Zool. 
pag. 20 (1887) 


Chalcides. 223 


Von der vorhergehenden Art außer der geringeren Größe und 
dem viel schlankeren Körper noch durch die Beschilderung der Kopf- 
seiten, sowie durch die Färbung wesentlich verschieden und auf den 
ersten Anblick mehr einem kräftigen Ablepharus ähnlich. 

Der Körper ist rundlich vierseitig, der etwa drei und einhalbmal 
in dem Rumpfe enthaltene Kopf ziemlich niedrig, nach vorne sehr 
sanft und allmählich nach abwärts gewölbt, mit kurzer, ziemlich breit 
zugespitzt verrundeter Schnauze, die über den Unterkiefer kaum 
vorragt. Das vor der Naht des Rostrale mit dem ersten Supralabiale 
liegende Nasenloch ist rundlich und etwas kleiner als die Ohröff- 
nung, letztere etwas hinter und über dem Mundwinkel befindlich, 
kreisförmig, sehr stark vertieft, am äußeren Rande etwas eingedrückt, 
mit vollkommen unsichtbarem Trommelfell. Die fünfzehigen Beine 
sind kurz, namentlich die vorderen sehr 
schwach und in eine entsprechende Ver- 
tiefung der Rumpfseiten eingelegt, die 
hinteren etwa der doppelten Entfernung 
zwischen ÖOhröffnung und Vorderbeinen 
gleichkommend, an jenen der vierte Fig. 63. 

Finger nur wenig länger als der dritte, Chalcides Bedriagae Bosca. 
an diesen die vierte Zehe die längste. 

Der etwa körperlange Schwanz ist an der Basis sehr breit und 
niedergedrückt, nach rückwärts hin kegelförmig zugespitzt. 

Das Rostrale ist viel breiter als lang, seitlich zur Aufnahme 
der Nasenlöcher tief rechtwinkelig ausgeschnitten, oben am Pileus 
in der ganzen Breite der Supranasalen gerade oder sehr schwach 
bogig abgestutzt. Das Nasale ist infolge des tief ausgehöhlten Nasen- 
loches vollkommen ringförmig, das hinter ihm liegende Nasofrenale 
klein, länger als hoch, fast ganz dem ersten Supralabiale aufsitzend. 
Das vordere Frenale ist viel länger und gut doppelt so hoch als das 
Nasofrenale und nur dem zweiten Supralabiale allein aufgesetzt, das 
hintere dagegen höher als lang und viel kleiner und niedriger als das 
vor ihm stehende erste. Das dem zweiten Frenale an Höhe gleich- 
kommende, aber um die Hälfte schmälere Frenookulare stößt un- 
mittelbar an den Vorderwinkel des Auges. Die Augenhöhle ist über 
dem vierten bis sechsten Supralabiale gelegen, der untere Orbital- 
rand selbst aber nur mit dem fünften Oberlippenschilde in Berüh- 
rung. Supraciliaren sind gewöhnlich sechs vorhanden, zwischen 
Postokularen und Ohröffnung stehen drei große, schuppenartige 
Schilder, von denen das mittlere am größten, das letzte am schmäl- 
sten ist. Unter den sieben bis acht Supralabialen sind die drei ersten 
höher als lang, das fünfte und sechste ziemlich gleich lang und über- 
haupt die längsten. Das Mentale ist hinten gerade abgestutzt und 
daselbst von einem großen, unpaaren, nach rückwärts bogig drei- 
eckig verschmälerten Submaxillare begrenzt, dem nach hinten 
‘wieder beiderseits drei größere, quere Schilder folgen, von denen 
gewöhnlich das zweite am größten ist und das erste in der Mitte der 
Kehle das gegenüberstehende der anderen Seite mit seiner seitlichen 
Spitze erreicht. Von den sieben Unterlippenschildern sind die fünf 
ersten ziemlich gleich groß, die drei folgenden merklich länger, das 

21% 





324 Scincidae. 


letzte kleiner als das vorletzte. Die Körperschuppen sind alle ziem- 
lich gleich groß, vollkommen glatt, rund herum in nur sechsund- 
zwanzig Längsreihen gestellt, die zwei vor dem After befindlichen 
etwas vergrößert. 

In der Färbung ähnelt das Tier ebenfalls dem Ablepharus pan- 
nonicus, indem die ganze Oberseite auf den ersten Anblick ein ein- 
töniges, bald ins hellere, bald mehr ins olivenbraune neigende Bronze- 
farben zeigt, das an den Seiten etwas verdüstert erscheint. Bei 
genauerer Ansicht, namentlich unter schwacher Vergrößerung, be- 
merkt man jedoch, daß die ganze Oberseite durchwegs mit zahl- 
reichen, meist länglichen oder strichförmigen kleinen schwarzen 
Flecken dicht gesprenkelt ist. Da diese Flecken an den Seiten größer 
und dabei dichter und in Doppelreihen stehen, so wird durch letztere 
und die zwischen ihnen befindliche hellere Grundfarbe eine bald 
mehr, bald weniger deutliche, abwechselnd dunklere und lichtere 
Längsstreifung gebildet, die aber nur an den Halsseiten, woselbst 
die in einer Reihe stehenden schwarzen Flecken zusammenfließen, 
scharf hervortritt. Der Bauch ist graulich, die Unterseite des 
Schwanzes gelblich. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa I2 cm. 

Diese in unseren Sammlungen noch recht seltene Art scheint, 
im Gegensatze zu der vorigen, mehr ein Gebirgstier zu sein und ist 
bisher nur aus der Sierra Aira, sowie aus der Umgebung von Porto 
und Lagos im nördlichen Portugal, ferner noch aus der Sierra de 
Lanjaron und den Alpujares, dem südlichsten Teile der Sierra Ne- 
vada in Spanien bekannt. 


2. Gattung. Ablepharus. 
Fitzing. Verh. d. Ges. naturf. Fr. zu Berl. pag. 297 (1824). 


Scutum rostrale internasali appositum. 

Nares in medio scutelli nasalıs. 

Scuta supranasalia nulla, praefrontalia conspicua, frontale 
postice angustatum. 

Palpebrae in capsulam pellucidam immobilem supra oculos 
connexae. 


Der Körper ist gestreckt, schleichenartig, fast durchaus gleich- 
dick, oben meist etwas niedergedrückt, mit platter Unterseite. Der 
vom Halse nicht oder kaum geschiedene Kopf ist mittelgroß, von 
hinten nach vorne allmählich, aber ziemlich stark verschmälert, mit 
am Ende abgerundeter Schnauze und senkrecht abfallenden Seiten. 
Die verhältnismäßig ziemlich großen Nasenlöcher sind seitlich ge- 
stellt, die miteinander verwachsenen Augenlider bilden eine das Auge 
bedeckende und unbewegliche durchsichtige Kapsel. 

Die Ohröffnung ist sehr klein, stichförmig, doch immerhin deut- 
lich, der Gaumen vorn seicht dreieckig vertieft. Die schwachen, 
etwas zusammengedrückten Beine sind sämtlich mit fünf ungleichen 
Zehen versehen, der vom Rumpfe nicht abgesetzte Schwanz ist bei 


Ablepharus. 325 


unverletzten Tieren stets länger als der Körper, nach hinten zu sehr 
allmählich und ziemlich fein zugespitzt. 

Das Rostrale ist groß, stets breiter als lang, auf den Pileus 
übergewölbt und daher von oben gut sichtbar, hinten fast immer 
in größerer oder geringerer Ausdehnung mit dem Internasale zu- 
sammenstoßend, welches ebenfalls ziemlich groß und in der Regel 
breiter als lang ist. Letzteres ist auch mit den Praefrontalen der 
Fall, welche bald mehr oder weniger in der Mittellinie des Kopfes 
zusammenstoßen, bald wieder vollkommen voneinander getrennt 
sind. Das Frontale und Interparietale ist nach hinten immer stark 
dreieckig verschmälert, letzteres von ersterem durch wohl entwickelte 
Frontoparietalia getrennt. Die Parietalia sind länger als breit, schief 
nach hinten und innen gerichtet, einander gewöhnlich rückwärts in 
kurzer Naht berührend. Die drei Supraokularen sind groß. Ein 
Occipitale ist niemals vorhanden. Die Nasalia sind groß, nach oben 
ziemlich weit zwischen das Rostrale und Internasale eingeschoben 
und daher daselbst einander stark genähert. Das rundliche, ver- 
hältnismäßig große Nasenloch ist ganz im Nasale gelegen, ohne ein 
anderes Schild zu berühren; die Supranasalia fehlen. Frenalia sind 
zwei vorhanden, eines hinter dem anderen gelegen, das erste meist 
sehr deutlich höher als das zweite. Die Schläfen sind mit wenigen, 
ziemlich großen Schildern bedeckt, das Mentale ist groß, nach hinten 
von einem unpaaren, meist noch etwas größeren Submaxillare be- 
grenzt, dem sich beiderseits drei andere anschließen, die schmalen, 
länglichen Sublabialen begleitend. Der Körper ist oben und unten 
mit ziemlich großen, vollkommen glatten Schindelschuppen bedeckt, 
die hinter dem Kopfe und unter dem Schwanze am breitesten sind 
und auf letzterem eine regelmäßige, schilderartige Längsreihe bilden. 

In Europa ist diese Gattung durch eine einzige Art vertreten. 


1. Ablepharus pannonieus: Scutum frontale maximum, ab interparie- 
tale multo minore scutıs frontopartetalibus separatum. — Long. 
Io cm. 
Seincus pannonicus Lichtenst. Verz. Doubl. zool. Mus. Berl. 
pag. 103, 59 (1823). — Ablepharus pannonicus Fitzing. Verh. 
Ges. naturf. Fr. Berl. pag. 297, tab. 14 (1824). —Ablepharus Kitai- 
belii Bibr. Bory Expedit. scientif. Morec III, pag. 69, 14, tab. ıı, fig. 4 
(1836). 
Typus: Supra griseus, fusco-olivaceus vel cupreus, fascia utringue 
laterali: obscuriore interdum albo-limbata,; subtus plumbeus aut 
nigrescens. 


var. a) Ut supra, sed squamis praecipue dorsalibus punctis nigres- 
centibus interdum seriatıs. 

var. b) Dorso lineis nigrescentibus quatuor, lateralibus nonnunguam 
duabus minus conspicuns. 


Der Körper ist schlank und fast durchaus gleichdick, der kurze 
Kopf stumpf vierseitig, mit am Ende ziemlich zugespitzt verrundeter 
Schnauze, im ganzen etwa von pyramidenförmiger Gestalt. Seine Ober- 
fläche ist sehr sanft nach vorne und abwärts geneigt, die Schnauzen- 


326 Scincidae. 


kante nur wenig ausgesprochen. Die Beine sind kurz, die vorderen 
nicht viel länger als der Hals, die hinteren etwa so lang wie Kopf 
und Hals zusammen genommen, an jenen der dritte und vierte Finger 
ziemlich gleich groß, an diesen der vierte der längste. Die ziemlich 
spitzen Krallen sind seitlich zusammengedrückt, der nach hinten all- 
mählich verjüngte Schwanz ist bei ganz reinen Stücken gut ein- 
undeinhalbmal so lang als der übrige Körper. 

Das Rostrale ist am Hinterrande gewöhnlich verrundet, das 
Internasale quer, meist breiter als lang, nach vorne und rückwärts 
ziemlich gleichmäßig verschmälert, in der Regel mit dem Frontale 
in geringer Ausdehnung zusammenstoßend. Die Praefrontalia sind 
seitlich zu den Zügelschildern hinabgebogen 
und nach innen stark verschmälert. Das 
Frontale ist das größte aller Kopfschilder, 
länger als breit, nach hinten gerundet drei- 
eckig verschmälert, im ganzen von etwa 
deltoidischer Gestalt, die vorderen Seiten 
viel kürzer als die hinteren oder äußeren, 
diese unter spitzem, jene unter stumpfem 
Winkel zusammenneigend. Das ebenfalls 
deltoidische Interparietale ist meist deutlich 
kleiner als das Internasale, seine Vorder- 
ränder kürzer als die hinteren. Von den drei 
Supraokularen ist das erste sehr klein, drei- 
eckig, die zwei folgenden hingegen sehr groß, 
viel breiter als lang, schief nach außen und 
hinten gerichtet und mit ihren Innenrändern 
das Frontale berührend. Supraciliaren sind 
keine vorhanden, so daß der Oberrand des 
Auges unmittelbar an die zwei ersten Supra- 
okularen stößt. Die Frontoparietalia, welche 











Fig. 64. sich in Form und Lage den Supraokularen 
Ablepharus pannonicus anschließen, sind immer deutlich schmäler 
Licht. als das letzte derselben, stoßen in der 


Mitte in einer mehr oder weniger langen 
Naht zusammen und treten nach hinten und außen stark winkelig 
auseinander. Die ziemlich großen Parietalia. sind etwa doppelt 
so lang als breit. Die Nasalia sind breit, nach oben zu scharf zu- 
gespitzt, dem ersten Supralabiale aufliegend. Von den zwei darauf- 
folgenden Frenalen ist das vordere bedeutend schmäler aber ebenso 
hoch als das Nasale, das zweite, nach hinten stark erweiterte, vorn 
um die Hälfte niedriger als das erste. Hinter diesen finden sich noch 
drei im Bogen vor den Augen übereinanderstehende Frenookularia, 
von denen das auf das Zügelschild folgende in derRegel das größte ist. 
Das Augenlid ist hinten mit einer Doppelreihe übereinanderstehender 
kleiner Schuppen bedeckt und wird nach rückwärts von zwei bis drei 
größeren Postokularschildchen begrenzt; in manchen Fällen ist je- 
doch auch in dem vorderen Augenwinkel eine sehr kleine, in ähn- 
licher Weise beschuppte Falte mehr oder weniger bemerkbar. Von 
den sechs bis sieben Supralabialen berührt das vierte und längste das 


Ablepharus. 3 a 7 


Auge; das Mentale ist quer, gut doppelt so breit als lang, hinten gerade 
abgestutzt und daselbst von einem großen, unpaaren Submaxillare 
begrenzt, dem sich beiderseits noch drei andere anschließen, von denen 
das erste Paar in der Mitte zusammenstößt, während das zweite 
durch eine große, schilderartige Schuppe getrennt ist. Sublabialen 
sind gewöhnlich sechs vorhanden. Die Ohröffnung ist rund, zwischen 
einigen Schuppen unmittelbar hinter dem Mundwinkel gelegen. 
Die Körperschuppen sind sehr breit sechseckig, in der Mitte des 
Rumpfes in 20 bis 24 Längsreihen geordnet, im Nacken sehr groß, 
etwa viermal so breit als lang, daselbst nur in zwei Reihen gestellt, 
nach hinten zu allmählich schmäler und etwas länger, am Schwanze 
aber wieder breiter werdend, so daß sie namentlich längs der Mitte 
seiner Unterseite eine einzige Längsreihe bilden. Die Kehle, die Brust 
und der Bauch, sowie die Beine sind kleiner beschuppt, die Sohlen 
gekörnt, die Zehen oben und unten mit einer einzigen Reihe von 
Ouerschuppen bekleidet. 

Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem ziemlich lichten 
Bleigrau und Gelbbraun durch Olivenfarben und Leberbraun bis ins 
dunkel Kupferige, ja manchmal selbst ins Schwärzliche ab, ist aber 
fast immer von einem mehr oder weniger ausgesprochenen Metallglanz 
begleitet. Der Kopf ist nicht selten mit verschiedenartigen schwarzen 
Punkten oder Strichelchen besetzt und zeigt jederseits einen vom 
Nasenloch durch das Auge über den Rand des Pileus ziehenden 
braunen oder schwärzlichen Streifen, der über die Schläfen hin auch 
auf den Rücken fortsetzt und sich in der Regel erst im Verlaufe des 
Schwanzes verliert. Diese Streifen sind übrigens nur an den Kopf- 
und Halsseiten durchaus scharf gesondert und abgesetzt, während 
sie am Rumpfe nur nach oben deutlich begrenzt sind, nach unten 
hingegen allmählich in die Färbung des Bauches übergehen, wodurch 
dann gewöhnlich die ganzen Körperseiten mehr bräunlich und von 
dem meist mehr graulichen Rücken scharf gesondert erscheinen; 
doch verliert sich diese am Rumpfe oft sehr hervortretende Scheidung 
der Rücken- und Seitenfärbung am Schwanze in dem Maße immer 
mehr und mehr, als daselbst auch die diese Trennung bewirkenden 
Seitenstreifen allmählich undeutlicher werden; nicht selten erscheinen 
letztere heller, selbst weißlich begrenzt oder gesäumt, was nament- 
lich nach oben zu öfters der Fall ist; auch zeigen die Schuppen häufig 
kleine schwarze Punkte oder Sprenkel, die manchmal zu mehr oder 
weniger deutlichen Punktstreifen zusammentreten, ja in seltenen 
Fällen zeigt der Oberkörper außer den zwei gewöhnlichen Seiten- 
streifen noch vier, oft heller, meist weißlich, gesäumte oder selbst 
einen helleren Zwischenraum einschließende feine Längslinien, die 
dann gewöhnlich sogar am Schwanze noch deutlich sind. Bei der- 
artigen Stücken ist in der Regel auch an den Körperseiten, nament- 
lich nach unten zu, eine allerdings sehr verwaschene helle Streifung 
‚bald mehr, bald minder deutlich zu erkennen. Die Beine sind häufig 
heller gesprenkelt, die bei lichten Exemplaren meist blei- oder hell 
rötlichgraue, bei dunkleren Stücken hingegen gewöhnlich tief eisen- 
graue oder selbst schwärzliche Unterseite ist häufig mit äußerst 
feinen, schwarzen Punkten gepudert. Sämtliche Schuppen und 


”> 


328 Sciencidae. 


Schilder zeigen unter der Lupe einen schmalen, goldenen Rand. — 
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt Io cm. 

Ablepharus kommt von Mittelungarn, wo meines Wissens Buda- 
pest die nördlichste Verbreitungsgrenze bildet, östlich bis nach Süd- 
rußland und südlich durch Rumelien und ganz Griechenland, hier 
sowohl am Festlande als auch auf den dazugehörenden Inseln, vor. 
Auch habe ich das Tier aus der Umgebung von Konstantinopel 
erhalten; höher gelegene Örtlichkeiten scheint es zu vermeiden. 

Bezüglich der Lebensweise hat die Art manches mit unserer 
Blindschleiche, manches wieder mit Chalcides lineatus gemein. Wie 
erstere kommt er gewöhnlich erst des Abends heraus, wo man ihn 
am häufigsten auf besonders kurzgrasigen Wiesen sowie auf derarti- 
gen, zwischen Felsen zerstreuten kleineren Rasenplätzen findet. 
Tagsüber und bei Nacht weilt das Tier meist in seinen Verstecken, 
in schon gefundenen oder auch selbst gegrabenen Löchern, unter 
Moos, Laub und Steinen, am Boden liegenden Baumstämmen oder 
losen Rinden, in Mauer- und Felsritzen u. dgl. Doch wird es mit- 
unter auch in sandigen Gegenden gefunden, woselbst es sich dann 
unter den Sand einwühlt, während es in festerem Erdreich nicht zu 
graben vermag. Ablepharus ist sehr flink und behend und bewegt 
sich vorwiegend schlängelnd, obwohl er seine Beine weit häufiger 
gebraucht als Chalcides lineatus und daher auch rauhe Felsen und 
alte Mauern ohne besondere Schwierigkeit zu erklettern vermag. 
Im Grase wegen seiner Kleinheit und Schnelligkeit leicht entrinnend, 
kann er dagegen unter Steinen ohne Mühe gefangen werden. Er ist 
eierlegend und nährt sich vorzugsweise von kleineren Gliedertieren 
und Würmern. 

Die Gefangenschaft verträgt das Tier recht gut und hält in einem 
mit Sand, Moos und einigen rauhen Steinbrocken belegten Käfige 
bei entsprechender Pflege jahrelang aus; es wird bald zahm und zu- 
traulich und geht leicht ans Fressen. Wegen seiner geringen Größe 
sind als Futtertiere nur kleine Insekten, am besten etwas betäubte 
Fliegen und junge Mehlwürmer, zu verwenden. Direkte Benetzung 
hat es, ähnlich wie Chalcides lineatus, nicht gern; der Schwanz bricht, 
wie bei allen Schleichen, leicht ab, wird aber in 4—6 Wochen wieder 
mehr oder weniger ersetzt. 


3. Gattung. Ophiomorus. 

Dum. Bibr. Erpet. gener. V, pag. 799, XXIV (1839). 

Internasale, frontale et interparietale longitudine multo latiora. 
Occipitale nullum. 
Nares in sutura scuti nasalis cum supranasalı. 
Apertura aurium inconsPpicua. 

Truncus teres, elongatus, anguiformis. 

Pedes nullt. 


Der Körper ist fußlos, gestreckt, schlangenartig, durchaus 
gleich dick, der etwa kegelförmige Kopf auf allen vier Seiten schwach 


Ophiomorus. 329 


abgeplattet, mit breiter, an der Spitze gerundeter und über den 
Unterkiefer etwas vorragender Schnauze. Die Zunge ist platt, 
schuppig, vorn schwach ausgerandet und ohne Ouerfurche, der zahn- 
lose Gaumen mit einer Längsrinne versehen. Die Kieferzähne sind 
kurz, gerade und stumpf kegelförmig. Der Schwanz ist kürzer als 
der Körper, rund, spitz auslaufend. 

Das Rostrale ist groß, breiter als lang, stark nach oben über- 
gewölbt, im ganzen von etwa dreieckiger Gestalt. Die Supranasalia 
sind groß, gegen ihre gemeinschaftliche Naht verengt, unten durch 
das Nasenloch halbkreisförmig ausgerandet; das Internasale ist be- 
deutend breiter als lang, das Frontale ebenfalls stark in die Ouere 
entwickelt, sehr groß, nach vorn merklich verschmälert. Die Prae- 
frontalia sind klein und durch die bedeutende Entwicklung des Fron- 
tale ganz nach außen gedrängt; das Interparietale ist sehr groß, etwa 
stumpf dreieckig, das Occipitale fehlt gänzlich. Supraokularia sind 
vier vorhanden, die Frontoparietalia sind sehr klein, die Parietalia 
länglich, schmal, schief nach hinten konvergierend und durch das 
Interparietale weit voneinander entfernt. Das Nasale ist etwa 
trapezisch, mittelgroß, am Oberrande durch das Nasenloch halb- 
kreisförmig ausgebuchtet. Das Nasofrenale fehlt, das infolgedessen 
unmittelbar dem Nasale und Supranasale angefügte Frenale ist groß, 
hinten bogig oder sehr stumpfwinkelig und die ganze Höhe der Zügel- 
gegend einnehmend. Es stößt oben an die kürzere Seitenkante des 
Internasale, unten an die zwei ersten Supralabialen und hinten an 
das auch ziemlich große Frenookulare, dem unmittelbar vor dem Auge 
noch drei ganz kleine, übereinanderstehende Präokularia folgen. 
Das untere Augenlid ist mehr oder weniger durchscheinend, die 
fünf bis sechs Supralabialen sind, mit Ausnahme des meist etwas 
größeren ersten, ziemlich gleich groß, letzteres trapezisch oder fünf- 
eckig, die darauf folgenden im ganzen mehr viereckig, das letzte 
nach hinten bogig. Die Ohröffnung ist unter der vierten oder fünften 
Schuppe der an die Supralabialen angefügten Reihe befindlich. Dem 
großen, bogigen Mentale folgen zwei, die ganze Breite zwischen den 
beiderseits fünf Unterlippenschildern einnehmende Submaxillaren, 
deren erstes sehr kurz und vorne und hinten parallelrandig, das zweite 
hingegen nach rückwärts stark dreieckig erweitert ist. Von den 
drei folgenden Submaxillaren sind die zwei ersten groß, schief nach 
innen und hinten gerichtet, das letzte bedeutend kleiner, länglich, 
schuppenförmig. Die Körperschuppen sind mäßig breit, sechseckig, 
hinten deutlich bogig, die Praeanalschuppen sämtlich untereinander 
gleich. 

Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa. 


1. Ophiomorus punetatissimus: Supra fulvus vel flavescens, subtus 
albidus, lateribus cinereus, sguamarum punctis nigris per longi- 
tudinem seriatim dispositis. — Long. IO—I2 cm. 

Anguis punctatissimus Bibr. Bory Exped. scientif. Mor. h. n. 


Rept. pag. 71, ı8 tab. XI, fig. 5, abc (1836). -—Ophiomorus milia- 
ris Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 799, I (1839). 


330 Lacertidae. 


Der Körper ist oben gelblich, licht kaffeebraun oder kupfer- 
farben, unten weißlich, die Seiten ziemlich scharf abgegrenzt bleigrau. 
Der Kopf ist schwarz gesprenkelt und sämtliche Schuppen zeigen 
über ihre Mitte einen dunklen Punkt oder Strich, wodurch dann 
ebenso viele Reihen dunkler Sprenkel entstehen, als Schuppenreihen 
vorhanden sind. Gegen die Seiten hin erscheinen diese Punkte 
meistens größer und einander mehr genähert, am Schwanze sind sie 
hingegen in der Regel weniger unterschieden. Die Schuppen stehen 
rund um den Körper herum in 28 Längsreihen; die Länge des Tieres 
beträgt etwa 1I2—15 cm, die Dicke etwa die eines starken Federkiels. 

Das Vorkommen dieser Art beschränkt sich auf Griechenland, 
woselbst sie aber auch nicht häufig, namentlich im Peloponnes lebt. 

Von der Lebensweise ist mir nichts weiteres bekannt, als daß 
das Tier einzeln unter Steinen gefunden wird. Die Gefangenschaft 
hält es ziemlich gut aus, obwohl es 
nach meinen Erfahrungen hiefür wenig 
zu empfehlen ist, da der Pfleger von 
demselben so gut wie gar nichts hat. 
Die von mir gehaltenen Stücke, die ich 
in eine große, mit lockerer Erde zur 
Hälfte gefüllte Blechbüchse einsetzte, 
bekam ich weder bei Tage, noch bei 
Nacht jemals zu sehen, und wenn ich 
mich überzeugen wollte, ob sie über- 
haupt noch am Leben seien, war ich 
stets gezwungen, sie auszugraben, da 
sie sich, wie man sie hineingab, sofort 
einwühlten und freiwillig nie wieder an 
die Oberfläche kamen. Auch meine 
Hoffnung, sie vielleicht doch ein- oder 

nor Kunehitieciens das anderemal unter einem, in ihrem 
Br RB. Behälter liegenden flachen Steine an- 
zutreffen, war stets vergebens. Als 
Nahrung warf ich den Tieren kleine Regenwürmer hinein, deren 
baldiges Verschwinden, sowie auch der gute Zustand der Gefangenen 
den Beweis lieferten, daß das ihnen gebotene Futter gefressen 
ward. Übrigens kann Ophiomorus sehr lange fasten und überdauert 
auch den Winter tief unter der Erde vergraben, ganz gut. Wie 
lange jedoch die Gefangenen in der beschriebenen Weise aushalten, 
vermag ich nicht zu sagen, da mir die Hegung derselben für längere 
Zeit zu langweilig ward und ich sie stets nach 8—ıo Monaten in 
Weingeist setzte. 





2. Familie. Lacertidae. 
Corpus tetrapodum, pedibus pentadactylis. 
Caput supra scutis magnıs regularıbus tectum. 
Scutum nasale nullum. 
Aures apertae. 


Lacertidae. 331 


Pori femorales distincti, anales nulli. 
Dorsum squamosum, abdomen scutatum. 
Cauda longa, verticillata. 


Der in der Regel ziemlich schlanke Körper ist gestreckt, im 
Umfange meist mehr oder weniger gerundet, manchmal aber auch, 
besonders in der Jugend, wenn auch nicht stark, so doch sehr deutlich 
von oben niedergedrückt, in seiner ganzen Länge fast gleich dick 
oder wohl auch in oder hinter der Mitte schwach bauchig verdickt 
oder aufgetrieben. Der vom Rumpfe stets deutlich gesonderte Kopf 
ist mittelgroß, nach vorn ziemlich stark zugespitzt verschmälert, 
mit platter Oberfläche, steil abfallenden Seiten und fast immer gut 
ausgesprochener Schnauzenkante, im allgemeinen von etwa viereckig 
pyramidenförmiger Gestalt. Die kleinen Nasenlöcher sind weit nach 
vorn zu seiten der Schnauzenspitze gelegen, manchmal ziemlich 
stark nach oben gerückt (Eremias, Acanthodactylus), die wohl aus- 
gebildeten Augen meistens mit längsgespaltenen Lidern versehen, 
deren unteres das obere an Größe stets bedeutend übertrifft, und 
gegenüber der Pupille nicht selten einen durchscheinenden Fleck 
besitzt. Das Ohr ist immer nach außen geöffnet, das Trommelfell 
selbst, obwohl bald ganz oberflächlich, bald tiefer nach innen gelegen, 
doch in allen Fällen deutlich unterscheidbar. Der Mund ist bis weit 
hinter die Augen gespalten, die beiden Kiefer stets, der Gaumen 
nicht immer bezahnt, die Zähne selbst an der Basis der Innenseite 
des entsprechenden Kiefers angewachsen (pleurodont). Die pro- 
traktile, an der Spitze zweiteilige oder stark ausgerandete Zunge 
ist platt, dünn, mit schuppenartigen Warzen bedeckt, am Grunde 
in eine Scheide zurückgezogen. Die stets in der Vierzahl auftretenden 
Beine sind mäßig entwickelt, gerundet oder seitlich mehr oder weniger 
zusammengedrückt und in fünf, mit gekrümmten Krallen bewaffnete 
Zehen endend, die an den kräftigeren Hinterbeinen von sehr un- 
gleicher Länge sind; die Schenkelporen sind immer vorhanden und 
namentlich bei den Männchen zur Brunstzeit stark hervortretend. 
Der mindestens körperlange Schwanz ist gestreckt kegelförmig, 
in der Regel schon von der Basis an nach rückwärts sehr allmählich 
und stark verdünnt, nur ausnahmsweise anfangs ziemlich dick und 
dann daselbst auch meist von oben mehr oder weniger verflacht 
oder abgeplattet. 

Die Bekleidung des Oberkopfes ist im allgemeinen ziemlich 
beständig, indem sie in den meisten Fällen aus Iı6 größeren Schildern 
besteht, und zwar aus zwei Supranasalen, einem Internasale, zwei 
Praefrontalen, einem Frontale, jederseits zwei großen, den Discus 
palpebralis bildenden Supraokularen, zwei Frontoparietalen, einem 
Interparietale, einem manchmal fehlenden Occipitale und aus zwei 
großen, die beiden letztgenannten Schilder einschließenden Parie- 
talen. Der Außenrand derselben ist sehr häufig mit langen, von den 
darunter liegenden Schläfenschuppen auch durch bedeutendere Größe 
ausgezeichneten Schildern, den sog. Supratemporalen, 
gesäumt. Es hat daher die Beschaffenheit des Pileus in systemati- 
scher Beziehung nur geringen Wert, da er bei den meisten Gattungen 


332 Lacertidae. 

fast ganz übereinstimmend gebildet ist. Mehr Verschiedenheiten 
zeigen hingegen die Seitenteile des Kopfes, welche infolgedessen 
auch zur Unterscheidung der Gattungen und Arten oft recht brauch- 
bare Anhaltspunkte bieten, obwohl in dieser Richtung bemerkt 
werden mag, daß man sich hierbei selten auf ein einzelnes Merkmal 
verlassen kann, da die Beschilderung oft manchen Abnormitäten 
unterliegt, daher die von ihr entnommenen Charaktere erst in Ver- 
bindung mit anderen ihre volle Gültigkeit erhalten. Ein eigentliches 
Nasale ist niemals vorhanden, indem dasselbe mit dem Supranasale 
derselben Seite in der Regel zu einem einzigen Schilde verschmilzt, 
welches das Nasenloch gewöhnlich von vorn und oben begrenzt 
und als.oberes Nasenschild 
(scutellum supranasale, Fig. 66, i) 
bezeichnet wird; unmittelbar 
hinter dem Nasenloch stehen 
meistens ein oder zwei kleine Post- 
nasalen (Fig. 66, k), worauf dann 
ein Frenale (Fig. 66, /) und ein 
stets großes Frenookulare (Fig. 
66, m) folgen, an das sich dann 
am unteren Augenrande noch ein 
bis zwei kleine Präokularschild- 
chen (Fig. 66, n) anfügen. Das 
Auge ist oben stets von einer 
Reihe schmaler, länglicher Supra- 
ciliaren, unten fast immer von 
einem Supralabiale begrenzt, welch 





Fig. 66. 


Lacerta viridis Laur. 
a Internasale, b Praefrontalia, c Frontale, 


d Supraocularia, d, + d, Discus palpebra- 


lis, e Frontoparietalia, f Interparietale, 

g Occipitale, » Parietalia, i Supranasalia, 

k Postnasalia, ! Frenale, m Frenooculare, 
n Praeocularia, o Supratemporale. 


letzteres auch das Subokulare 
genannt wird, während die vor 
demselben stehenden Oberlippen- 
schilder als vordere Supra- 
labialen (Supralabialia ante- 
riora) bezeichnet werden; die 
Schläfen sind bald mit Schuppen, 


bald mit Schildern bekleidet. Die Unterlippenschilder sind wohl 
entwickelt und am Innenrande stets von vier bis sechs großen Sub- 
maxillaren begleitet. Die Kehlfalte ist bald mehr, bald weniger 
deutlich, das Ende des Kopfes unterseits sehr häufig durch ein aus 
meist größeren und hinten mehr oder weniger freien Schuppen be- 
stehendes Halsband bezeichnet, das nach oben in eine an der Wurzel 
der Vorderbeine vorbeiziehende Schulterfalte übergeht. Rumpf 
und Beine sind oberseits stets mit gleichartigen Schuppen bedeckt, 
die gewöhnlich klein und zahlreich, manchmal aber auch groß und 
dann natürlich auch in weit geringerer Anzahl vorhanden sind, im 
ersteren Falle in der Regel gegen den Bauch zu etwas größer, im 
letzteren aber nicht selten kleiner werden (Algiroides nigropunctatus.) 
Diese Schuppen sind bald körnig, bald flach, bald gerundet, bald 
mehr oder weniger sechseckig und entweder vollkommen glatt, häufi- 
ger jedoch teils dachig, teils aufliegend gekielt, hiebei bald mit 
ihrer ganzen Unterseite angewachsen und einfach nebeneinander- 


Lacertidae. 333 


liegend, bald wieder mit ihren freien Rändern sich teilweise deckend 
und daher geschindelt. Der Bauch und die Unterseite der Beine sind 
stets mit Schildern bekleidet, welche meist breiter als lang und in 
der Regel an den Gliedmaßen mehr sechseckig, am Bauche aber 
ziemlich viereckig und nur ausnahmsweise klein und fast schuppen- 
artig, gewöhnlich in Längs- und darauf senkrecht stehende Quer- 
reihen, manchmal aber auch schief gestellt sind; letztere werden als 
Bauchschilder (scuta ventralia) bezeichnet. Nicht selten 
geschieht es, daß die zwei Mittelreihen der Bauchschilder, indem sie 
gegen den Hals zu mehr oder weniger auseinander treten, daselbst 
zwischen sich eine etwa dreieckige Partie von Schildern einschließen, 
die in ihrer Gesamtheit mit dem Namen des Brustdreieckes 
(triangulum pectorale, Fig. 67, b) belegt werden. Gewöhnlich tritt 
über der äußersten Reihe der Bauch- 
schilder (Ventralia) noch eine Anzahl 
bedeutend kleinerer Schilder auf, die als 
Oberschilder (Pseudogastrostega) 
bezeichnet und oft mit den eigentlichen 
Ventralen verwechselt werden. Der After 
ist in der Regel mit einem oder mehrern 
größeren Schildern bedeckt, der Schwanz 
immer rundum wirtelförmig beschuppt, 
seine Schuppen selbst stets mehr oder 
weniger verlängert und nach hinten ge- 
wöhnlich spitz oder winkelig ausgezogen, 





fast niemals glatt, sondern meist dachig, \ 5 
seltener aufliegend gekielt. Das unmittel- a 
bar vor dem After stehende Schild wird Fig. 67. 


Anale, die vor dem letzteren meist viel HIER EEG 

x x a 2 s Laur. 
kleineren werden die Praeanalen genannt. „Bauchschilder, b Brustdreieck. 
Die Schuppen an der Unterseite der 
Zehen sind meistens glatt und flach (Leiodactyles), manchmal aber 
auch ‘deutlich gekielt und am Außenrande sägeartig vorstehend 
( Pristidactyles). 

Was die Färbung und Zeichnung betrifft, so ist dieselbe sehr 
veränderlich und selbst bei einer und derselben Art nach Alter, 
Geschlecht, Jahreszeit und Wohnort dem mannigfaltigsten Wechsel 
unterworfen. Im allgemeinen sind die Tiere im Frühjahre und zur 
Paarungszeit lebhafter gefärbt als nach der letzteren und im Spät- 
sommer oder im Herbste. Doch pflegen sich gewisse Hauptformen 
der Zeichnung bei den meisten Lacertiden mehr oder weniger zu 
wiederholen, und da es bei den Beschreibungen von Wichtigkeit 
ist und deren Verständnis wesentlich erleichtert, wenn dieselben 
Zeichnungselemente auch immer mit dem gleichen Namen belegt 
werden, so hat schon seinerzeit Eimer eine diesbezügliche 
Nomenklatur vorgeschlagen, die aber ihrer Kompliziertheit halber 
keinen Anklang fand; dagegen hat in neuerer Zeit Professor 
von Me&hely in dieser Richtung Benennungen eingeführt, die 
sich ebenso durch ihre Einfachheit als leichte Faßlichkeit aus- 
zeichnen, und welchen daher auch wir bei unseren Diagnosen ge- 


334 Lacertidae. 


folgt sind. Die nachstehenden Zeilen mögen diese Bezeichnungen des 
näheren erörtern. 

Bei den meisten Eidechsen treten vorwiegend Längszeichnungen 
auf, welche sich hauptsächlich über den Rumpf, nicht selten aber 
auch mehr oder weniger noch auf den Schwanz hinziehen; dieselben 
können natürlich bald breiter, bald schmäler sein; im ersteren Falle 
werden sie Binden oder Bänder (vitiae, fasciae), ım letzteren 
Linien (lineae) oder Streifen (striae) genannt; diese sind 
gewöhnlich heller, jene meistens dunkler als die Grundfarbe. 

Am häufigsten kommen die sog. Supraciliarstreifen 
(lineae supraciliares) vor, welche ober dem Auge in der Verlängerung 
der Supraciliarschilder begin- 
nen und längs des Außen- 
randes der Parietalia weiter 
über die Rückenseiten hin- 
ziehen; den zwischen ihnen 
liegenden oberen Körperteil, 
der etwa die Breite des Pileus 
hat, nenne ich die Rücken- 
zone (Zona dorsalis). Unter 
den zwei genannten Streifen 
und mit ihnen parallel, aber 
häufig viel weniger scharf aus- 
geprägt, sind de Suboku- 
larlinien (striae subocu- 
lares) ; dieselben entspringen im 
unteren und hinteren Augen- 





Fig. 68. winkel und laufen längs des 
A. Lacerta campestris De Betta. Oberrandes der hinteren Su- 
B. Lacerta fiumana Wern. pralabialen und durch die Ohr- 


o Occipitalband, d Dorsalstreifen, p Parietal- öffnung zwischen den Beinen 
binde, sc Supraciliarstreifen, i Temporalband, hin. All diese Streifen können 
so Subocularstreifen, m Maxillarbinde. 
sowohl ganz, vollkommen 
scharfrandig und zusammenhängend, als auch mehr oder weniger 
wellenförmig, zackig oder zerfressen, ja nicht selten kettenartig in 
hintereinander liegende Flecken oder Striche aufgelöst sein. 

Diese bis jetzt besprochenen hellen Streifen wechseln meistens 
mit dunklen ab, die aber in den meisten Fällen viel breiter und mehr 
bindenartig sind. Hievon ist vor allem das Occipitalband 
 (fascia occipitalis) zu erwähnen, das sich, vom Hinterrande des 
Occipitalschildes oder auch weiter rückwärts entspringend über die 
Rückenmitte erstreckt; es ist gewöhnlich nur bei Jungen und Weib- 
chen, und auch da nicht immer, scharf und zusammenhängend, 
in den meisten Fällen aber nur aus einer Längsreihe hintereinander 
stehender Flecken gebildet. Mit der genannten Binde parallel aber 
an der Außengrenze der Dorsalzone sind dann häufig zwei ähnlich 
gebildete dunkle Parietalbänder (vitlae parietales) zu be- 
merken, die, an der Hinterseite der Parietalschilder entspringend, 
in der Regel den Innenrand der Supraciliarstreifen in ihrer ganzen 
Erstreckung säumen. Zwischen den zuletzt genannten drei dunklen 


Lacertidae. 335 


Binden der Rückenzone hebt sich dann die Grundfarbe ebenfalls in 
Form von zwei lichten, bald breiteren, bald schmäleren lichteren 
Längsbinden ab, die als Rückenbinden oder Dorsal- 
streifen (/asciae dorsales) bezeichnet werden. Die breiteste 
dunkle Binde ist in der Regel das Temporalband (villa tem- 
poralis), das, hinter dem Auge entspringend, den ganzen Raum 
zwischen dem Supraciliar- und Subokularstreifen ausfüllt; dagegen 
ist das unter dem letzteren verlaufende Maxillarband (fascia 
maxillarıs), das etwa in der Verlängerung des Oberkiefers hinzieht, 
von geringerer Bedeutung, da es nur selten schärfer hervortritt, ja 
häufig mehr oder weniger undeutlich ist. 

Außerdem weisen viele Eidechsen im männlichen Geschlechte 
und namentlich zur Paarungszeit noch einen sog. Axillarfleck 
(ocellum axillare) auf, welcher aus einer mehr oder weniger runden, 
durch abweichende Färbung oder Einfassung ausgezeichneten Makel 
in der Achselgegend hinter der Einlenkung der Vorderbeine besteht. 

Eine nicht selten vorkommende Eigentümlichkeit ist noch die 
sog. Melanose (Melanismus), worunter man die Umwandlung 
der Normalfärbung in ein gleichförmiges tiefes Schwarz versteht. 
Eine nach allen Seiten befriedigende Erklärung dieser auffallenden 
Erscheinung steht derzeit noch aus. Die Meinung Leydigs, 
daß dieselbe durch feuchten Untergrund bedingt wird, hält jedenfalls 
nicht stand, da gerade die meisten melanotischen Formen auf dürren 
und trockenen Örtlichkeiten wohnen; weit mehr hat schon die gegen- 
teilige Ansicht Kammerers für sich, zumal dieser verdienst- 
volle Biologe experimentell nachwies, daß Trockenheit und grelle 
Belichtung das Schwarzwerden der Tiere fördert. Was speziell 
die melanotischen Eidechsen betrifft, so sind selbe vorwiegend auf 
kleinen, isolierten Felseninseln anzutreffen und zeigen die in Rede 
stehende Erscheinung stets erst bei vorgeschrittenem Wachstum; 
eine Ausnahme hievon macht bloß Lacerta vivipara, bei welcher die 
Neugeborenen stets, die Erwachsenen dagegen nur selten schwarz sind. 

Über das Vorkommen leukotischer Stücke (Albinos), 
bei denen die Entwicklung jeglichen Farbestoffes überhaupt aus- 
bleibt, ist meines Wissens bei den Eidechsen nichts bekannt. 

Die Lacertiden sind kleine oder mittelgroße Eidechsen, welche 
sich besonders an trockenen und sonnigen Stellen aufhalten; sie 
sind ohne Ausnahme Tagtiere, bewegen sich flink und behende 
und nähren sıch von Insekten, Würmern und kleineren Wirbeltieren. 
Die Vermehrung findet fast immer durch Eier statt, die gewöhnlich 
etwas kleineren, meist lebhafter gefärbten Männchen sind an den 
kräftigeren Hinterbeinen sowie an der wegen der eingeschlossenen 
Ruten verdickten Schwanzwurzel bei einiger Übung leicht zu unter- 
scheiden. Betreffs der Färbung und Zeichnung kann nicht in Abrede 
gestellt werden, daß sich bei Untersuchung eines größeren Materiales 
'in dieser Richtung für die ganze Familie eine gewisse Übereinstimmung 
ergibt, indem namentlich die Jungen, wie schon früher erwähnt, 
sehr häufig längsgestreift erscheinen, welche Streifung sich dann 
wenigstens im männlichen Geschlechte allmählich in mit zunehmen- 
dem Alter oft undeutlicher werdende oder selbst ganz verschwindende 


336 Lacertidae. 


Fleckenreihen auflöst, bei den Weibchen hingegen meist viel länger, 
oft sogar noch im erwachsenen Zustande erhalten bleibt; desgleichen 
sind bei allen Lacertiden die Beine sehr oft mit hellen Tropfenflecken 
versehen, was namentlich an den hinteren Gliedmaßen und beson- 
ders in der Jugend fast immer der Fall ist. 

Alle Mitglieder dieser Familie ergreifen ihre Nahrung in der 
Weise, daß sie, ähnlich wie die Scincoiden, rasch auf die erblickte 
Beute losstürzend, dieselbe plötzlich mit den Kiefern packen und, 
falls sie etwa größer und wehrfähig ist, durch Schütteln mit dem 
Kopfe und Anschlagen an eine Unterlage zu betäuben suchen. Hier- 
auf wird das ergriffene Tier, wenn es nicht gerade in der Längsachse 
oder von vorne erwischt wurde, im Maule solange weiter geschoben, 
bis es mit der Länge der Echse parallel zu liegen kommt, und dann, 
ohne zerkleinert zu werden, am liebsten mit dem Kopfe voran, nach 
und nach ganz hinuntergewürgt. Ihre Gefräßigkeit ist sehr groß 
und müssen daher Gefangene stets mit reichlicher, am besten ab- 
wechselnder Nahrung versehen werden, da sie bei spärlicher Fütterung 
ebenso wie bei dunklem oder feuchtem Aufenthalte nur zu bald ein- 
gehen. So munter und lebhaft sie bei guter Pflege sind, einen um so 
traurigeren Eindruck machen sie im gegenseitigen Falle; sie werden 
hiebei träge und schläfrig, verlieren die Freßlust und bleiben dann 
oft tagelang mit geschlossenen Augen und oft auch mit geöffnetem 
Maule an einer und derselben Stelle teilnahmslos und unbeweglich 
liegen. Hiebei fällt auch der Discus palpebralis ein, sie magern 
immer mehr und mehr ab und an den Körperseiten bildet sich eine 
deutlich ausgesprochene Längsfalte, die sog. Hungerfalte. Solche 
Stücke sind nur sehr selten wieder auf gleich zu bringen, nehmen, 
auch unter günstige Verhältnisse gebracht, fast niemals mehr eine 
Nahrung an oder können dieselbe, selbst wenn man sie ihnen einstopft, 
meist nicht mehr verdauen und gehen in der Regel an stets zuneh- 
mender Schwäche und Entkräftung langsam zugrunde. Derartige 
Tiere sind, da sie nicht einmal mehr schöne Weingeistpräparate 
liefern, namentlich wenn sie leicht ersetzt werden können, am besten 
beizeiten an geeigneten Orten in Freiheit, oder wenn sie wertvoll 
sind, bevor sie zu sehr herunterkommen, in Alkohol zu setzen, um 
wenigstens später als Studienobjekte verwertet zu werden. 

Die Lacertiden sind, besonders zur Paarungszeit, sehr zank- 
süchtig und streitlustig und beißen sich bei ihren häufigen Balgereien 
namentlich oft die so gebrechlichen Schwänze ab. Übrigens scheint 
mir das Abbrechen des Schwanzes, nicht wie einige Autoren meinen, 
teilweise auch von dem Willen des Tieres, sondern vielmehr von den 
heftigen Bewegungen, womit die Ergriffenen gleichsam ihren Körper 
mit Aufopferung des Schwanzes von der Festhaltung zu befreien 
suchen, abzuhängen, da man ja gezähmte Gefangene, die sich beim 
Anfassen ganz ruhig verhalten, ohne weiteres beim Schwanze auf- 
heben kann, ohne ein Abbrechen desselben befürchten zu müssen. 
Derlei in Verlust geratene Schwanzstücke wachsen übrigens, sobald 
die über der Wundstelle entstandene Kruste abgefallen und durch 
eine glatte Haut ersetzt ist, sehr schnell wieder nach, so daß der neue 
Zuwachs in einer Woche mitunter bis zu einem Zentimeter betragen 


Lacertidae. 337 


kann. Interessant ist hiebei, daß sich die Häutung des frisch gebil- 
deten Schwanzstückes ganz unabhängig von der Gesamthäutung des 
Tieres vollzieht. 

Eine häufige Plage der Eidechsen sind die Zecken (I/xodes 
lacertae), die sich häufig und zwar besonders an weicheren Körper- 
stellen, wie namentlich gern in der Achselgrube, festsetzen und die 
Tiere durch Aussaugen des Blutes belästigen. Durch den Umstand, 
daß sich derart befallene Tiere häufig mit den Hinterbeinen kratzen 
und ihren Körper an Steinen, Rindenstücken oder anderen, im 
Terrarium befindlichen harten Gegenständen reiben, wird man auf 
das Vorhandensein der genannten Schmarotzer aufmerksam gemacht 
und kann dann an deren Vertilgung schreiten, was am besten durch 
wiederholtes Bepinseln derselben mit Petroleum oder peruanischem 
Balsam geschieht. Das einfachste ist allerdings gleich vom Anfange 
her der Einschleppung von Schmarotzern dadurch zu begegnen, 
daß man jede frisch erhaltene Eidechse vor dem Einsetzen in den 
Käfig in dieser Richtung genau untersucht und gleich auch von ihrer 
Plage befreit. 

Gefangene Weibchen gehen mitunter beim Eierlegen ein, indem 
sie sich oft tagelang vergeblich bemühen, ihrer Bürde los zu werden, 
bis ihnen endlich die fortdauernde Anstrengung den Tod bringt; 
doch ist dies gewöhnlich nur bei schlecht gehaltenen und durch 
Nahrungsmangel herabgekommenen Tieren der Fall. — Obwohl 
Licht und Luft die Hauptbedingungen für das Gedeihen der Ei- 
dechsen sind, so muß doch Zugluft sorgfältig vermieden werden, da 
sich in ihr die zarten und empfindlichen Geschöpfe leicht verkühlen 
und einen Schnupfen holen, was man aus dem öfteren Niesen der- 
selben ersehen kann; auch Gähnen wird an Gefangenen nicht selten 
beobachtet, scheint jedoch kein Zeichen von Übelbefinden zu sein. 
Mitunter bilden sich auch an einzelnen Stellen Geschwüre oder warzen- 
artige Auswüchse, welche, wenn sie nicht zu groß sind, durch Auf- 
schneiden oder Brennen mit Höllenstein manchmal entfernt werden 
können; desgleichen haben übermäßige Hitze oder allzu starker 
Sonnenschein oft Lähmungen einzelner Körperteile, namentlich 
der Hinterbeine und des Schwanzes zur Folge, daher auch in dieser 
Hinsicht die nötige Vorsicht zu üben ist. Der manchmal vorkom- 
mende Verlust einzelner Krallen tritt gewöhnlich nach Hautkrank- 
heiten ein. 

Die Hauptfeinde der Eidechsen sind die Schlangen und ver- 
schiedene Vögel, von letzteren für die am Meeresstrande wohnenden 
Arten besonders die Möven. 

Diese Familie, welche den größten Teil unserer einheimischen 
Lacertilien enthält, zerfällt in sechs Gattungen, deren Unterscheidung 
in nachstehender Übersicht enthalten ist!): 

A. Augenlider frei, längsgespalten, das untere viel größer als 
das obere. 

I. Occipitale fehlend, Discus palpebralis fast immer mehr oder 

weniger von feinen Körnerschuppen umgeben, daher das 

t) Bei der Untersuchung der Kopfschilder ist das im früheren über die Ver- 
änderlichkeit dieser Bildungen Gesagte wohl zu beachten. 

Schreiber, Herpetologia europaea. 22 


338 


Lacertidae. 


erste und vierte Supraokulare meist fehlend. Frontale 
nach hinten sehr stark verschmälert, im Alter mit deut- 
licher, bis zum Internasale ziehender Längsfurche. Schläfen 
mit feinen, nach unten gewöhnlich größer werdenden 
Körnerschuppen. Finger und Zehen unten gekielt. 


I. Nasenlöcher zwischen drei meist wulstig aufgeworfenen 
Schildern über dem ersten Supralabiale.e Zwei über- 
einander stehende Postnasalen. _ Halsband gerade oder 
schwach bogig, vollkommen frei, aus größeren Schuppen. 
Körperschuppen rundlich, flach körnig, nebeneinander 
in Querreihen gestellt, mit feinen Körnchen in den 
Zwischenräumen. Bauchschilder vierseitig, von der 
Mittellinie des Unterleibes nach außen und vorne diver- 
gierende Reihen bildend. Schwanz mittellang, anfangs 
ziemlich dick und abgeplattet, dann plötzlich verdünnt 
und drehrund, ziemlich fein auslaufend. Schenkel- 
poren in der Analgegend voneinander entfernt. 

1. Gatt. Eremias Wem 


2 en: zwischen drei Schildern an der Obernaht 
des ersten Supralabiale. Nur ein Postnasale. Halsband 
schief oder schwach bogig, mit kaum vergrößerten 
Schuppen. Körperschuppen rhombisch. Bauchschilder 
klein, vierseitig, untereinander ziemlich gleich, in I0—I4 
Längsreihen gestellt. Schwanz lang und dünn, an der 
Basis gerundet vierseitig, sonst drehrund; mit rhom- 
bischen, nicht sehr scharf und diagonal gekielten Schup- 
pen. Schenkelporen in der Analgegend einander bis zur 
Berührung genähert 

3. Gatt. Acanthodactylus Hz 


II. Occipitale vorhanden, Discus palpebralis höchstens nach 


außen mit einer Reihe von Körnerschuppen, daher das 
erste und vierte Supraokulare immer deutlich. Frontale 
nach hinten niemals sehr stark verengt, flach oder gewölbt. 


3. Halsband immer sehr deutlich, vollkommen frei, aus 
größeren Schuppen. Bauchschilder groß, quer erweitert, 
die zwei mittleren Reihen meist deutlich kleiner. Finger 
unterseits stets glatt. 

a) Körperschuppen groß und flach, rhombisch, sehr 
deutlich aufliegend gekielt und vollkommen geschin- 
delt. Stets zwei übereinander stehende Postnasalen 

5. Gatt»AlgiroidesBipe 

b) Körperschuppen klein, bald körnig, bald mehr oder 
weniger flach, weder aufliegend gekielt noch voll- 
kommen geschindelt 6. Gatt. Lacerta Linn. 


4. Halsband undeutlich oder ganz fehlend. Nasenlöcher 
zwischen zwei Schildern über der Naht des Rostrale 
und ersten Supralabiale. Ein Postnasale; Schläfen be- 
schildert. Körper mit mehr oder weniger großen, flachen, 
aufliegend gekielten und hinten spitzig ausgezogenen 


Eremias. 339 


Schindelschuppen. . Bauchschilder klein, unter einander 
wenig verschieden 4. Gatt. Psammodromus Fitz. 
B. Augenlider verwachsen, unbeweglich, mit durchsichtiger 

Scheibe in der Mitte. Halsband und Kehlfalte kaum unter- 
scheidbar, Schulterfalte nicht über die Wurzel der Vorder- 
beine hinaufreichend. Nasenloch in der Mitte zweier über- 
einander stehender, etwas aufgewulsteter Supranasalschilder, 
welche zwei ebenfalls übereinander stehende Postnasalen 
hinter sich haben. Körperschuppen groß, rhombisch, ge- 
schindelt und scharf aufliegend gekielt, in gerade Quer- und 
schiefe Längsreihen gestellt. Bauchschilder breiter als lang, 
in 8 Längsreihen, deren 2 äußerste von den daran grenzenden 
Schuppen oft kaum verschieden. Schläfen mit ziemlich kleinen 
Schildern, Finger und Zehen unten gekielt. Schwanz anfangs 
rundlich vierseitig, dann drehrund, seine Schuppen dachig, 
mit diagonalen, scharf schneidigen und deutliche Längsreihen 
bildenden: Kielen:'2...Gatt;.. ».«".. „.:O!p:h1op s:Menetr. 


I. Gattung. Eremias. 
Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 286, XIX (1839). 


Discus palpebralis sgquamis parvis graniformibus circumdatus. 
Scutum occipitale nullum.' 

Nares in medio trium scutellorum supra primum labiale. 
Collare liberum, distinctissimum. 

Pororum femoralium series ante anum vemotae. 


Squamae notaei rotundatae, convexiusculae, granulis minimis 
interpositis. 


Der Körper ist bald schlank und gestreckt, bald wieder ziemlich 
kurz und gedrungen, der Kopf hinten hoch und flach, über den 
Augen meist deutlich gewölbt, nach vorn zu stark abschüssig, mit 
bald mehr, bald weniger zugespitzter und etwas aufgeworfener, fast 
hechtartiger Schnauze. Die etwas seitwärts gerichteten Nasenlöcher 
sind ziemlich weit nach vorn und oben gelegen, die Augenlider der 
Länge nach gespalten, feinschuppig. Die vorn ausgerandete Zunge 
ist mit geschindelten, schuppenartigen Warzen bedeckt, der Gaumen 
bald bezahnt, bald zahnlos. Die Vorderbeine ragen niemals über 
die Schnauzenspitze hinaus, die hinteren erreichen höchstens die Ohr- 
öffnung; der sehr verschieden lange Schwanz ist an der Basis ver- 
hältnismäßig breit, dann ziemlich plötzlich verdünnt und fein aus- 
laufend, in seinem vorderen verdickten Teile von oben sehr deutlich 
abgeplattet und daher mehr gerundet vierseitig, sein hinterer Teil 
drehrund oder seitlich zusammengedrückt. 

Das Rostrale ist ziemlich groß, namentlich im Alter stark ge- 
wölbt und ziemlich weit auf den Pileus übergebogen, durch die zwei 
in der Mitte der Schnauzenspitze zusammenstoßenden Supranasal- 
schilder vom Internasale getrennt, welches quer und von etwa rhom- 

22 


u 


340 Lacertidae. 


bischer Gestalt ist. Die Präfrontalia- sind nach innen verengt, in der 
Jugend nicht oder kaum, im Alter hingegen fast immer etwas länger 
als breit; das etwa spatelförmige Frontale ist nach hinten bedeutend 
verengt, bei älteren Tieren häufig von einer mehr oder weniger tiefen, 
vorn breiter werdenden Mittelfurche durchzogen, die gewöhnlich 
über die Präfrontalnaht bis auf das Internasale fortsetzt, daher 
dann die Präfrontalen in der Mitte am höchsten, nach innen und 
außen hin aber meist deutlich, oft fast dachig abfallend erscheinen. 
Die Frontoparietalen sind etwa von der Größe der Präfrontalen, 
nach außen hin immer stark dreieckig verschmälert, ihre Breite von 
der Länge meist wenig verschieden. Das Interparietale ist deltoi- 
disch, seine hinteren Seiten viel länger als die vorderen; das Occipi- 
tale fehlt. Supraokularen sind nur die zwei mittleren vorhanden, 
welche zusammen einen etwa eiförmigen Discus palpebralis bilden, 
der größtenteils von feinen Körnerschuppen umgeben ist, die vorn 
und hinten zu größeren Gruppen zusammentreten und hier nicht 
selten ein oder mehrere Schildchen einschließen. Das Supranasale 
bildet mit den zwei übereinander stehenden Postnasalen einen ring- 
förmigen, bald mehr, bald weniger vortretenden Wulst, auf dessen 
Höhe die mittelgroßen, kreisrunden Nasenlöcher stehen. Das obere 
Postnasale ist immer bedeutend kleiner als das untere, das Frenale 
wenig oder nur mäßig, das Frenookulare sehr stark entwickelt, letzte- 
res nach unten zu immer von einem kleinen Präokulare gefolgt, dem 
sich dann noch ein sehr großes Subokulare anschließt. Die Schläfen 
sind mit zahlreichen feinen Körnerschuppen besetzt, dıe nach unten 
zu etwas größer werden. Sämtliche Schildernähte des Kopfes sind 
namentlich bei älteren Tieren ziemlich tief und scharf ausgesprochen. 
Die Kehlfurche ist gewöhnlich nur wenig angedeutet, das sehr deut- 
liche Halsband gerade oder schwach bogig, am Rande gekerbt oder 
gezähnelt, aus namentlich in der Mitte merklich vergrößerten 
bestehend. Die Rückenschuppen sind klein, flach körnig, glatt, ı 
deutliche QOuerreihen gestellt, namentlich bei älteren Stücken 
voneinander entfernt und mit sehr feinen Körnchen in den Zwischen- 
räumen. Die ziemlich zahlreichen Bauchschilder sind meist ziemlich 
regelmäßig viereckig, in schiefe, gegen die Mitte des Unterleibes 
konvergierende Längs- und zugleich in ziemlich gerade Querreihen 
gestellt. Die Schwanzschuppen sind wenigstens oberseits immer 
mit diagonalen Kielen versehen, die Schenkelporen in der Analgegend 
durch einen bald größeren, bald kleineren Zwischenraum getrennt, 
die Zehen auf der Unterseite gekielt. 

Die Eremias sind Bewohner von Lehmsteppen, namentlich 
solchen, die reichlich mit Artemisia bewachsen sind. Ihr Fang ist 
ziemlich schwierig, da sie äußerst flink und behende sind und bei der 
geringsten Gefahr sofort in dichtem Pflanzengestrüpp oder in Höhlen 
verschwinden, welch letztere ihnen auch als gewöhnliche Wohn- 
stätten dienen. 

Die auf den Südosten unseres Kontinents beschränkten zwei 
Arten sind durch nachstehende Merkmale leicht zu unterscheiden: 

A. Frenale länger als hoch; Unterrand der Augenhöhle von einem 
großen, länglichen, bis zum Mundrande reichenden Sub- 


Eremias. 341 


okulare begrenzt; Präanalgegend mit einem großen, sechs- 
eckigen Schilde. Hinterbeine fast bis zu den Ohren reichend, 
mit zahlreichen, dicht aneinander gerückten und in der Anal- 
gegend nur durch einen geringen Zwischenraum getrennten 
Schenkelporen. Körper schlank, mit langem, am Grunde 
schwach verdicktem, später seitlich zusammengedrücktem 
eehwanz . =", ar Meike Ball: 


B. Frenale höher als lang; Unterrand der Augenhöhle durch ein 
großes Subokulare von den Supralabialen getrennt. Präanal- 
schuppen klein und zahlreich, meist ziemlich gleichartig und 
nur ausnahmsweise mit einem etwas größeren Schildchen in 
der Mitte des Afterrandes. Hinterbeine die Achseln nicht über- 
ragend, mit wenig zahlreichen, voneinander etwas entfernten 
und in der Analgegend durch einen ziemlichen Zwischenraum 
getrennten Schenkelporen. Körper gedrungen, mit kurzem, 
am Grunde stark verdicktem und abgeplattetem, später dreh- 
FIRE Schwanz. „IN NETT, Darauta, Pal 


1. Eremias velox: Frenale oblongum, scutum suboculare ad oris rimam 
productum. Pedes postici ad aures usque pertinentes, poris 
femoralibus numerosis, approximatıs, ante anum paullum re- 
motis. Corpus gracıle cauda longa, ad basin parum incrassata, 
postice compressa. — Long. .20 cm. 


Lacerta deserti Lepech. Tageb. d. Reise d. versch. Prov. d. russ. 
Reich. I, pag. 318, tab. XXII, fig. 3, 4 (1771). — Lacerta tigrina 
Kuhl Beitr. z. Zool. pag. ııg (1820). — Podarces velox Menttr. 
Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. d. un voyage au Cauc. pag. 62 (1832). — 
Eremias velox Wiegm. Herpetol. mexic. pag. 9 (1834). —Eremias 
coeruleo-ocellata Dum. Bib. Erpetol. gener. V, pag. 295, 2 (1839). 
— Eremias Strauchii Kessl. Tr. St. Petersb. Nat. Soc. VIII, 
pag. 166 tab. II. (1878). 





juv. Dorso aequaliter albo-nigrogue striato, lateribus pedibusque albo- 
guttatis; pileo nigro-variegato, cauda subtus coccinea. 


Lacerta orwenta Pall. Reise’d. versch. Prov. d. russ. Reich. T, 
pag. 457 (1771). — Scincus cruentatus 'Daud. Hist. nat. gen. 
et part. d. rept. III, pag. 278 (1802). — Lacerta coccinea Merr. 
Vers. ein. Syst. d. Amph. pag. 69 (1820). — Lacerta vittata Eversm. 
Lac. imp. ross. in Nouv. mem. de la soc. imp. d. nat. de Mosc. III, pag. 358, 
9, tab. XXI, fig. 4 (1834). — Aspidorhinus gracilis Eichw. 
Fauna casp. cauc. pag. 93, tab. XI, fig. 4—6 (1842). 


adolesc. Supra griseus, strüis nigris albisque interdum solutis minus 
conspicuis,; pedibus albo-ocellatis, capite concolore, cauda subtus 
coccinea. 
Inarciesztarsve los! Eollsizes pae2 457, 12 (1778). 


adult. Supra griseo-fuscescens, maculis atris dorsalibus per series 
irregulares dispositis, lateribus coeruleo-ocellatıs. 


Der Körper ist ziemlich schlank und gestreckt, der Kopf nach 
vorn steil abfallend, mit stark verschmälerter und ziemlich lang 
zugespitzter Schnauze. Die Vorderbeine erreichen, an den Hals 


342 Lacertidae. 


angelegt, etwa die Schnauzenspitze, die Hinterbeine ragen stets 
über die Schultern hinaus, so daß das Ende der längsten Zehe ge- 
wöhnlich die Ohröffnung erreicht. Der am Grunde nur wenig ver- 
dickte Schwanz ist nach hinten allmählich aber sehr stark verdünnt, 
und daselbst durch seitliche Zusammendrückung stets deutlich höher 
als breit, seine Länge anderthalb oder selbst zweimal so viel betra- 
gend, als der übrige Körper. 

Das mäßig große Rostrale ist etwa so lang als breit, hinten 
durch die in der Mitte breit zusammenstoßenden Supranasalschilder 
von dem Internasale getrennt, das Frontale hinten oft bis über die 
Hälfte seiner ursprünglichen Breite verschmälert, das Interparietale 
fast immer länger als breit; die Parietalia sind hinten gewöhnlich 
breit und gerade abgestutzt, mit meist ziemlich rechtwinkligen oder 
stumpf abgerundeten Außenecken. Die etwa unregelmäßig halb- 
kreisförmigen Supraokularia, deren hinteres das vordere an Größe 
manchmal etwas übertrifft, stellen in ihrer Vereinigung eine eiförmige 
oder elliptische Scheibe dar, welche mit Ausnahme eines Teiles 
ihres Innenrandes ganz von kleinen Körn- 
chen umgeben ist, die vorn gegen die 
Präfrontalen zu stets ein bis zwei größere 
Schildchen einschließen, und bei sehr 
jungen Stücken manchmal gegen die 
Frontoparietalen zu fehlen, so daß dann 
letztere in ihrer ganzen Ausdehnung an 
das hintere Supraokulare stoßen. Die das 
Nasenloch umgebenden Schilder sind nur 
schwach aufgeworfen, das etwa trapezische 
Frenale ist meist länger als hoch, das 
untere Postnasale in der Regel nicht über- 
ragend, dem dritten und häufig auch dem 
vierten Supralabiale aufliegend. Das Auge 
ist unten von dem sehr vergrößerten, nach 

Eremias velox Pall. unten bis an den Mundrand reichenden 

Subokulare begrenzt, die Schläfen sind 
mit feinen Körnerschuppen bedeckt, die am Rande der Parietalen 
oft etwas vergrößert und länglich sind. Die sechs bis acht Sub- 
labialen sind nach innen von fünf Submaxillaren begleitet, deren 
erstes und letztes Paar ziemlich gleich groß sind, von den etwa 
neun bis zwölf Halsbandschuppen sind die mittleren meist doppelt 
so groß, als die daran stoßenden; die Körperschuppen, von denen 
etwa zwei Querreihen der Länge eines Bauchschildes entsprechen, 
sind rundlich, schwach gewölbt, höchstens bei sehr alten Exemplaren 
kaum merkbar geschindelt, zwischen den Hinterbeinen ziemlich 
schnell in die Schwanzschuppen übergehend. Diese sind auf der 
Oberseite bei Jungen schärfer, bei Alten stumpfer gekielt, mit Aus- 
nahme der Mittelreihe von länglich rechteckiger oder schwach 
rhomboidischer Gestalt, ihr Hinterrand in der Jugend durch schiefe 
Abstutzung in eine mehr oder weniger scharfe Spitze ausgezogen, 
im Alter hingegen meist ziemlich gerade abgestutzt und nicht zu- 
gespitzt; die Unterseite des Schwanzes ist mit länglichen, in der 





Eremias. 343 


Jugend stumpf gekielten und hinten zugespitzten, im Alter voll- 
kommen glatten und hinten abgestutzten oder verrundeten Schuppen 
bedeckt. Von den ziemlich gleich großen, fast regelmäßig. rhom- 
bischen Bauchschildern stehen etwa 1I4—I6 in einer Querreihe. Die 
Vorderbeine sind an ihrer ganzen Hinterseite mit kleinen Körner- 
schuppen bedeckt, welche, obwohl etwas größer und flacher, auch 
noch die Außen- und Vorderseite des Unterarmes überziehen; die 
Außenseite des Oberarmes ist hingegen mit flachen, rhombischen 
Schindelschuppen bekleidet, die sich, an Größe bedeutend zunehmend, 
bis auf die Handwurzel erstrecken. Die Hinterbeine sind oben wie 
der Körper beschuppt, die Schenkel nach vorn, die Schienen nach 
unten zu mit einer einzigen Reihe großer, quer sechseckiger Schilder be- 
setzt. Die sehr deutlich zusammengedrückten Zehen sind unterseits 
mit einer Reihe scharf zugespitzter, längs der Mitte sehr scharf gekielter 
Schuppen versehen. Die Krallen sind ziemlich kurz und breit, die 
sehr dicht aneinandergerückten Schenkelporen ziemlich zahlreich 
(15—25), der gegenseitige Abstand beider Reihen meist geringer 
als die Breite des Analschildes; dieses ist groß, meist ziemlich regel- 
mäßig sechseckig, nach vorn manchmal noch von einem ähnlichen 
kleineren Schildchen begrenzt. 

Die Färbung und Zeichnung ist nach dem Alter sehr veränder- 
lich. Ganz junge Tiere zeigen auf der Oberseite ein helles Weißgrau, 
das an den Beinen viel lichter ist und hier oft in fast vollkommen 
reines Weiß übergeht, am Kopfe aber von verschiedenartigen Linien 
und Zeichnungen unterbrochen ist, die meist ziemlich symmetrisch 
verteilt und von schwärzlicher Farbe sind. Vom Hinterrande des 
Pileus entspringen vier tief schwarze, nach rückwärts etwas brei- 
ter werdende Längsstreifen, deren mittlere sich aber in der Regel 
schon in der Vorderhälfte des Rumpfes vereinen, so daß dann nur 
drei sehr scharf begrenzte schwarze Binden über den ganzen Rücken 
hinziehen, die mit den dazwischen liegenden, gleich breiten weißen 
Zwischenräumen wechselnd eine sehr hübsche, regelmäßige Zeich- 
nung darstellen. Alle dunklen Streifen setzen sich übrigens auch 
auf den Pileus fort, obwohl sie hier immer viel undeutlicher werden 
und zur Bildung der oberwähnten Kopfzeichnungen Veranlassung 
geben; von den weißen Rückenstreifen fließen die zwei mittleren 
an der Schwanzwurzel zusammen, von wo aus sie dann als ein- 
fache weiße Binde etwa bis zur Hälfte des Schwanzes sichtbar 
bleiben, beiderseits von den eben so weit fortgesetzten seit- 
lichen schwarzen Rückenstreifen begleitet. Die hintere Hälfte des 
Schwanzes ist hingegen immer einfarbig graugelb. Außer diesen 
genannten Rückenzeichnungen sind aber auch noch die Seiten des 
Körpers von je zwei schwarzen Streifen durchzogen, deren oberer 
von der Ohröffnung oft bis zur Schwanzspitze, deren unterer aber 
nur zwischen den Beinen hinzieht; ersterer besteht eigentlich aus 
' zwei parallelen Linien, welche vom Ohre bis zu den Vorderbeinen 
vollkommen getrennt, an den Schwanzseiten aber verschmolzen 
sind, während sie am Rumpfe stellenweise durch Querbalken ver- 
bunden werden und dadurch von der ursprünglichen Grundfarbe 
nur runde oder längliche weiße Flecken zwischen sich übrig 


344 Lacertidae. 


lassen. Die schwarzen Beine sind mit großen, weißen Tropfenflecken 
besetzt. 

Je älter nun das Tier wird, desto mehr geht die ursprünglich 
weißgraue Grundfarbe in Gelb- oder Braungrau über, die daher 
auch nicht mehr so scharf abstechenden schwarzen Längsstreifen 
lösen sich anfangs nur teilweise, später aber immer mehr in Flecken 
und im hohen Alter endlich in zahlreiche kleine Makeln oder selbst 
Punkte auf, welche, entsprechend ihrer Entstehungsweise, in bald 
mehr, bald weniger deutliche Längsreihen geordnet sind. Zugleich 
werden die an den Rumpfseiten stehenden Augenflecken in der 
Mitte immer schöner blau, während die weißen Tropfenflecken der 
Beine allmählich undeutlicher und zwar der lichter gewordenen 
Grundfarbe ähnlich werden und namentlich an den Vorderbeinen 
meist ziemlich frühzeitig verschwinden. Doch bleibt die ursprüng- 
lich schwarze Färbung der Beine am Umfange der Tropfenflecken 
sehr gern in Form eines dunklen Ringes zurück, der aber nament- 
lich an den Hinterbeinen mit zunehmendem Alter oft so breit wird, 
daß er den hellen Mittelraum mitunter ganz verdrängt, so daß dann 
die Beine in diesem Falle mit, aber auch selten stark abgehobenen, 
schwärzlichen Flecken versehen sind. Der Kopf ist, mit Ausnahme 
ganz junger Tiere, immer ungefleckt, die Unterseite stets einfarbig, 
weißlich oder beingelb. Der Schwanz ist in der Jugend unterseits 
in seiner ganzen Erstreckung schön korallenrot, welche Färbung 
jedoch mit zunehmendem Alter allmählich verschwindet. — Aus- 
nahmsweise zeigt sich die Färbung der Jungen auch bei ziemlich 
großen Exemplaren bald mehr, bald weniger deutlich erhalten. 


Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa Id&—20 cm. 


Diese hübsche Art ist auf den äußersten Südosten des europäischen 
Rußlands beschränkt, woselbst sie die zwischen der Wolga und dem 
Caspisee gelegenen Steppen des Gouvernements Astrachan bewohnt; 
nach Westen scheint sie den genannten Fluß nicht zu überschreiten. 
Das Tier lebt in den Ritzen von Lehm- und Mergelhügeln, teilweise 
auch auf losem Flugsande, besonders aber auf etwas lehmigem, durch 
Sträucher mehr zusammengehaltenem Sandboden. 


2. Eremias arguta: Frenale altum, orbita scuto suboculari magno a 
supralabialibus separatum. Pedes postici ultra axıllas haud 
pertinentes, poris femoralibus paucioribus, distantioribus, ante 
anum valde remotis. Corpus robustum, cauda brevi, ad basın 
valde deplanato-incrassalta, postice terete. — 12—I5 cm. 


Ameiva arguta Meyer Synops. reptil. pag. 28, 7 (1895). — Lacerta 
leucosticta Lichtenst. in Eversm. Reise n. Orenb. n. Buch. pag. 142 


(1823). — Podarcis variabilis et arguta Wagl. natürl. 
Classific. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Eremias variabilis 
Bonap. Amphib. europ. pag. 38, 33 (1842). — Eremias arguta 


Kessl. Tr. St. Petersb. Nat. soc. VIII, pag. 170 (1878). 


Typus. Supra cinerea vel griseo-fuscescens, maculis irregularıbus 
atris, albo-ocellatis in series plerumque sex per longitudınem 
dispositis; subtus albıda. 


Eremias. 345 


Lacerta deserti Andrzej. Amphib. nostr. in Nouv. m&m. soc. imp. 
Moscou II, pag 324, ı (1832). — Podarcis deserti Eichw. Fauna 
casp. cauc. pag. 96 (1842). 


var. a) Maculis nigris in fascias transversas plus minusve confluen- 


tibus. 
Lacerta arguta Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag. 
718, 40 (1771). — Lacerta variabilis. Pall. Zoogr. rosso. asiat. III, 
pag. 31, 26 (1831). — Podarcis variabilis Menetr. Catal. rais. 


d. obj. de Zool. rec. au Cauc. pag. 62, 215 (1832). 


var. b) Maculis, praecipue albis, elongatis per longitudinem partim 
confluentibus. 
juv. Supra cinereo-virescens, maculis ocellatis imperfectis aut nume- 
vosiS. 
?Podarcis irritans Menetr. l. c. pag. 62, 216 (1832). 


Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, der schwach 
depresse Kopf in eine kurze, aber immerhin zugespitzte Schnauze 
ausgezogen, über die sich zwei Erhöhungen der Nasenlöcher fast 
in Form eines ringförmigen Wulstes erheben. Die Vorderbeine ragen 
nicht über die Schaauzenspitze, die hinteren nicht über die Achseln 
hinaus; der an der Basis sehr breite und später drehrunde Schwanz 
ist wenig länger als der Körper. 

Das Rostrale ist von dem Internasale durch die dazwischen 
eingeschobenen Supranasalen fast immer getrennt, die Präfrontalen 
sind meistens etwas länger als breit, das 
Frontale ist vorn gut doppelt so breit 
als lang, nach hinten in einen äußerst 
stumpfen Winkel ausgezogen. Das Inter- 
parietale ist klein, die Parietalia sind 
hingegen groß, quer, etwa so breit als 
lang, hinten gerade abgestutzt und mit 
ziemlich rechtwinkligen Außenecken; 
wegen des fehlenden Occipitales stoßen 
sie etwa im letzten Drittel ihrer Länge 
zusammen, nach außen zu sind sie von 
drei bis fünf kleinen Schildchen oder 
auch von Schuppen begrenzt. Die etwa un- 
regelmäßig halbkreisförmigen Supraoku- 
laren, deren hinteres das vordere nament- 
lich im Alter an Größe meist deutlich 
übertrifft, stoßen gewöhnlich in gerader 
Linie zusammen und stellen in ihrer 
Vereinigung eine ziemlich kurz elliptische oder fast kreisförmige 
Scheibe dar, welche von einem Ringe feiner Körnerschuppen umgeben 
ist, die vorn und hinten an Größe zunehmen und daselbst nicht selten 
einzelne, meist auch ziemlich konvexe Schildchen einschließen; doch 
ist dieser Schuppenring nach innen zu in der Regel nicht vollständig, 
indem wenigstens das hintere Supraokulare das Frontale und die 
Frontoparietalen bald in größerer, bald in geringerer Ausdehnung be- 
rührt. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende untere Post- 








Fig. 70. 


Eremias arguta Pall. 


346 Lacertidae. N 


nasale ist etwa eben so lang aber viel niedriger als das Supranasale, das 
obere hingegen zwei- oder dreimal kleiner als jenes. Das gewöhnlich 
dem zweiten und dritten Lippenschilde aufliegende Frenale ist klein, 
meist höher als breit und daher das vor ihm liegende Postnasale 
in der Regel deutlich überragend.. Das sehr große Frenookulare 
ruht auf dem dritten und vierten Supralabiale auf und ist oben in 
ziemlich scharfer Kante auf die Stirne umgebogen, daselbst in seiner 
ganzen Breite an das betreffende Präfrontale sich anfügend. An 
dieses Frenookulare schließt sich nach hinten ein kleines Prä- und 
ein sehr großes, längliches Subokulare an, welche Schilder, sich 
zwischen die Supralabialen und den unteren Augenhöhlenrand ein- 
schiebend, diesen von jenen trennen und nach rückwärts noch von 
einem oder zwei kleineren Schildern gefolgt werden. Das in der 
Mitte unter dem Auge stehende Subokulare selbst ist gut dreimal 
so lang als hoch, nach unten und rückwärts etwas erweitert, dem 
fünften bis siebenten Supralabiale aufliegend; die vor und hinter 
diesem Subokulare stehenden Schilder sind klein, von etwa vier- 
eckiger oder unregelmäßig gerundeter Form. Von den fünf bis sechs 
Supraciliaren ist in der Regel das erste das längste, am Oberrande 
des Ohres findet sich gewöhnlich ein kleines Tympanale. Von den 
sieben bis neun Supralabialen sind die ersten drei oder vier höher 
als breit, die Kehlfalte ist durch etwas kleinere Schuppen angedeutet. 
Die schwach konvexen, runden oder mehr weniger verrundet, 
sechseckigen Kehlschuppen sind glatt, nach hinten allmählich größer, 
flacher und deutlicher geschindelt werdend, das vollkommen quere 
Halsband besteht aus etwa 9—15 fast viereckigen Schuppen. Die 
Körperschuppen sind rundlich, schwach konvex, jede derselben von 
einigen kleinen Körnchen umgeben. Die ziemlich regelmäßig vier- oder 
sechsseitigen Brustschuppen sind zahlreich, kleiner als die Halsband- 
schuppen, vollkommen flach und schwach geschindelt. Die kaum 
größeren und den Brustschuppen überhaupt sehr ähnlichen Bauch- 
schilder sind fast quadratisch, jederseits der Mittellinie des Unter- 
leibes in 14—16 schiefe und in 25—35 quer über den ganzen Bauch 
hintereinander stehende Reihen gestellt, deren letztere am häu- 
figsten aus je I6 (14—18) Schildern bestehen. Die Präanalgegend 
ist mit kleinen, glatten, deltoidischen und geschindelten Schuppen 
besetzt, die mitunter in der Mitte des Afterrandes ein, seltener zwei 
hintereinander liegende größere Schildchen einschließen. Die Ober- 
seite des Oberarmes zeigt durchaus gleiche, glatte, rhombische 
Schindelschuppen, die Vorderseite und der Schenkel, sowie die Unter- 
seite der Schienen hingegen große, breite, sechseckige Tafeln; die 
Unterseite der Vorderbeine und Hinterseite des Unterarmes, wie 
auch die ganze Oberseite der Hinterbeine sind fein körnig beschuppt. 
Die nicht sehr aneinander gerückten Schenkelporen sind meist 
nur in der Zahl von neun bis zehn (7—14) vorhanden, ihre Reihen 
in der Analgegend durch einen ziemlichen Zwischenraum vonein- 
ander getrennt. Die Schwanzschuppen sind anfangs, namentlich 
unten und an den Seiten länglich rechteckig, schief gestellt, glatt 
oder nur stumpf gekielt, mit vollkommen gerade abgestutztem 
Hinterrande; während nun letzterer nach hinten immer mehr und 


Ophiops. 347 


mehr in eine winkelige Spitze ausgeht, fangen die zuerst flachenSchup- 
pen an sich zugleich etwas dachförmig zu erheben, und lassen auf 
diese Weise immer deutlicher werdende Kiele entstehen, die aber 
nicht genau durch die Mittellinie der Schuppen verlaufen. 

Die Färbung und Zeichnung ist im allgemeinen ziemlich be- 
ständig. Die Oberseite ist immer grau oder graubraun, mit in der 
Regel ziemlich großen, unregelmäßigen, am häufigsten in sechs 
Längsreihen stehenden schwarzen Makeln, welche in ihrer Mitte 
gewöhnlich einen weißen Fleck oder Strich einschließen, und öfters 
zu unregelmäßigen Querbinden zusammenstoßen; mitunter sind diese 
Makeln auch mehr oder weniger in die Länge gezogen, was weniger 
mit den schwarzen Flecken selbst, als namentlich mit den weißen 
Mittelfeldern der Fall ist, die nicht selten so stark gestreckt sind, 
daß sie besonders nach vorn zu in oft mehr oder weniger ununter- 
brochene Linien zusammenfließen. Erwachsene Tiere zeigen im Leben 
manchmal eine ziemlich ausgesprochene Lilafärbung längs der Rücken- 
mitte, von wo aus dann oft ebenso gefärbte Äste nach seitwärts ab- 
gehen, die mitunter bis gegen den Bauch hin reichen und in seltenen 
Fällen so überhand nehmen können, daß sie zur Grundfarbe des 
Körpers werden. Bei jungen Stücken zeigt die ebenfalls aschgraue 
Grundfarbe gern einen Stich ins Grünliche, und die Augenflecken 
sind entweder durch schwarze Halbkreise nur teilweise angedeutet, 
oder aber auch schon deutlich, dann aber häufig viel zahlreicher 
als im Alter und in sechs bis zehn Längsreihen gestellt. Die Unter- 
seite ist immer ungefleckt, einfarbig kreideweiß. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa fünfzehn cm. 

Diese Art ist von der Dobrudscha und Podolien angefangen 
längs der ganzen Nordseite des Schwarzen Meeres, durch die Krım, 
Kaukasien und die unteren Wolgaländer bis zum Ural verbreitet. 
Das in seinen Bewegungen ziemlich plumpe und schwerfällige Tier 
lebt auf trockenem, sandigem, noch lieber aber auf hartem, lehmigem 
Boden, der mit niederen Kräutern, besonders aber mit Artemisien, 
bestanden ist. Das in:der Regel größere und stärkere Weibchen legt 
“etwa drei bis sieben Eier, die von der Größe einer Erbse sind und 

eine gelbliche Farbe haben. ; 


2. Gattung. Ophiops. 


Menetr. Catal. rais. d. obj. d. Zool. pag. 63 (1832). 
Amvystes Wiegm. Verhandl. d. Gesellsch. naturf. Fr Berl. (1835). 


Palpebrae connexae, immobiles, disco pellucido in medio. 
 Nares in sutura duorum scutellorum supra primum labiale. 

Scuta nasofrenalia duo, swperposita. 

Collare obsoletum. 

Squamae notaei magnae, carinalae, imbricatae. 


Der Körper ist gestreckt, schlank, der etwa vierseitig pyramidale 
Kopf im hinteren Teile ziemlich hoch, mit steil abfallender, zuge- 
spitzter Schnauze und senkrechten, in der Zügelgegend schwach 


348 Lacertidae. 


der Länge nach vertieften Seiten, der Canthus rostralis daher sehr 
gut ausgesprochen. In dieser Schnauzenkante selbst liegen an deren 
Vorderende die mäßig großen, rundlichen Nasenlöcher, die so weit 
nach aufwärts gerückt sind, daß sie auch auf der Oberseite des 
Kopfes vollkommen sichtbar sind. Die Augenlider sind verwachsen 
und unbeweglich, das untere in der Mitte mit einer glasartig durch- 
sichtigen Scheibe versehen. Das Trommelfell ist deutlich, die mittel- 
“lange Zunge an der Spitze ausgerandet und mit schuppenförmigen, 
geschindelten Warzen bedeckt. Die Vorderbeine ragen nur selten 
über die Schnauzenspitze hinaus, die Hinterbeine reichen bei den 
Männchen wenigstens bis zur Schulter, bleiben aber bei den Weibchen 
oft bedeutend hinter dieser Länge zurück; von den schwach zusammen- 
gedrückten, unterseits gekielten Zehen ist an den Vorderfüßen die 
vierte kaum länger als die dritte, während an den hinteren die fünfte 
die zweite nicht viel überragt. Der Schwanz ist an der Wurzel gerundet 
viereckig, dann drehrund, etwas mehr als die Hälfte der ganzen Kör- 
perlänge betragend. 

Das stark nach oben übergewölbte Rostrale ist ziemlich groß, 
breiter als lang, mit seiner hinteren Spitze das Internasale nur selten 
berührend; dieses ist vollkommen quer, bedeutend breiter als lang, 
im ganzen von etwa gerundet rhombischer Form. Die nach innen 
verschmälerten Supranasalen sind in der Jugend bedeutend, im Alter 
hingegen nur wenig oder auch gar nicht breiter als lang, ja manch- 
mal sogar die Länge die Breite selbst deutlich überwiegend. Das 
etwa spatelförmige Frontale ist groß, vorn gerundet, hinten fast 
auf die Hälfte seiner ursprünglichen Breite verengt, mit einer na- 
mentlich bei etwas größeren Stücken sehr deutlichen Längsfurche, 
die sich von ihm aus über die Naht der Präfrontalen bis auf das 
Internasale fortsetzt. Die Frontoparietalen sind nicht oder nur 
wenig länger als breit, das Interparietale ist äußerst veränderlich, 
obwohl in den meisten Fällen schmal und sehr gestreckt, die Fronto- 
parietalia oft an Länge übertreffend und nicht selten in zwei hinter- 
einander liegende kleine Schildchen zerfallend. Das gewöhnlich 
mehr oder weniger dreieckige Occipitale ist sehr klein, oft ziemlich 
weit nach hinten gerückt und mitunter das Interparietale nicht be- 
rührend. Der nach außen von einer Reihe kleiner Supraciliar- 
schuppen gesäumte Discus palpebralis ist groß, namentlich in der 
Jugend sehr deutlich gewölbt, das vordere seiner Schilder manch- 
mal etwas kleiner als das hintere. Die großen Parietalen sind ziem- 
lich gleich breit, in der Jugend nach außen gern verrundet, im Alter 
aber mit meist vollkommen geraden, unter rechtem oder 
stumpfem Winkel zusammenstoßenden Außen- und Hinterrande; 
sie sind gegen die Schläfen zu von zwei schmalen Supratemporalen 
begrenzt, deren vorderes das hintere an Länge stets bedeutend über- 
trifft. Von den zwei übereinanderstehenden Nasenschildern sind die 
oberen und größeren über der Schnauzenspitze fast immer bis zur 
gegenseitigen Berührung genähert, die Nasenlöcher selbst in derNaht 
dieser beiden Schildchen ausgetieft; hinter diesen folgen zwei eben- 
falls übereinander gestellte, meist etwas kleinere Postnasalen, deren 
oberes schon größtenteils auf den Pileus zu liegen kommt und welche 


in Ausnahmefällen auch zu einem einzigen Schilde verschmelzen. Das 
etwas schief nach hinten gerichtete Frenale ist ziemlich klein, mit 
parallelen Vorder- und Hinterseiten, im ganzen immer deutlich 
höher als lang, das sehr große Frenookulare oben in scharfer Kante 
schmal auf den Pileus übergebogen. Von den vier Supraciliarschild- 
chen ist das letzte und vorletzte klein, das zweite gewöhnlich das 
längste. Die Schläfen sind mit ziemlich zahlreichen, mäßig kleinen, 
unregelmäßig polygonalen Schildchen bedeckt, die nach unten zu 
deutlich an Größe zunehmen und von der Seite gesehen oft schwache 
Spuren von Kielen zeigen; die Ohröffnung ist nach vorn zu von 
einem größeren, bogigen Tympanale begrenzt. Von den sieben bis 
neun Supralabialen ist das fünfte unter dem Auge stehende sehr groß, 
nach unten verschmälert und nach vorn gewöhnlich bis an das Freno- 
okulare verlängert, von dem es nur manchmal durch ein dazwischen 
liegendes Präokularschildchen getrennt ist. Die Halsseiten sind 
zwischen der Ohröffnung und den Vorderbeinen mit ziemlich dicken, 
mehr oder weniger gerundeten und gewölbten, mitunter fast körnigen 
Schuppen bedeckt, die, obwohl meist ebenfalls deutlich geschindelt, 
von den Rückenschuppen doch dadurch wesentlich verschieden sind, 
daß sie, abgesehen von den bereits genannten Merkmalen, auch 
kleiner und vollkommen glatt oder kaum mit Spuren von Kielen 
versehen sind. Die ganze Oberseite des Körpers ist mit verhältnis- 
mäßig großen, rhombischen, aber etwas ungleichseitigen und scharf 
gekielten Schindelschuppen bedeckt, die nach rückwärts zu immer 
größer werden und in ziemlich gerade Ouer- und zugleich in schief 
von der Rückenmitte nach außen und hinten ziehende Längsreihen 
gestellt sind. Die Kehle und der Hals sind unterseits mit kleinen, 
flachen und glatten Schuppen bedeckt, welche von unregelmäßig 
polygonaler Form und meist deutlich geschindelt sind. Eine Kehl- 
furche fehlt vollkommen, desgleichen ist auch das Halsband kaum 
angedeutet und die Schulterfalte vollkommen seitlich, so daß sie 
über die Wurzel der Vorderbeine nicht hinaufreicht. Ähnliche 
Schuppen wie auf Kehle und Unterhals, nur bedeutend größere, 
stehen auch auf der Brust, während der Bauch mit acht Längsreihen 
von Schildern versehen ist, welche mit Ausnahme der zwei äußersten, 
die manchmal von den daran stoßenden Seitenschuppen kaum zu 
unterscheiden sind, alle breiter als lang, etwa quer sechseckig er- 
scheinen, obwohl auch hier die zwei Mittelreihen. öfters schmäler 
sind als die anderen. Die etwa länglich rhombischen Schwanz- 
schuppen sind geschindelt, dachförmig, die oberen hinten meist 
schwach geschweift und in eine kurze, aber scharfe Spitze ausge- 
zogen, die unteren nicht zugespitzt, nur schwach dachförmig, von 
der Mitte schief nach auswärts gerichtet; sämtliche Schwanzschuppen 
sind mit in Längsreihen gestellten Kielen versehen, welche auf der 
Oberseite fast schneidig scharf, auf der Unterseite aber viel schwächer 
und stumpfer sind und mit Ausnahme der mittleren, mehr drei- 
eckigen oder trapezischen Schuppen, diagonal verlaufen. Das Anale 
ist etwa sechseckig, mittelgroß, von einigen ebenfalls vergrößerten 
Schildchen umgeben. Die Beine sind oben im allgemeinen wie der 
Körper beschuppt, unten jedoch, mit Ausnahme der gekielten Sohlen 


350 Lacertidae. 


und Zehen, mit glatten Schuppen versehen, die an der Hinterseite 
des Oberarmes sehr klein, an den Hinterschienen und Schenkeln 
aber sehr groß und tafelartig erweitert sind; die von zwei Schuppen 
umgebenen Schenkelporen sind nur in geringer Zahl, etwa jederseits 
sieben bis zwölf, vorhanden. 

Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa. 


1. Ophiops elegans: Supra cupreo-olivaceus vel grisescens, lateribus 
fasciis albescentibus binis maculis atris passim confluentibus lim- 


batıs,; subtus albidus. — Long. 14—I6 cm. 
Ophiops elegans Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. au Cauc. 
pag. 63, 217 (1832). — Amystes Ehrenbergii Wiegm. Verhandl. 


d. Gesellsch. naturf. Fr. Berl. (1835). — Algira punctata Gray. 
Ann. of. nat.-hist. I, pag. 283 (1839,..— Ophiops macrodactylus 
Berth. Ueb. ein. neue od. selt. Amphib. pag. 14, 14 (1842) — Gymnops 
meizolepis Stoliczka Proc. As. Soc. Beng. pag. 124 (1872). — Ophi- 
ops Schluetteri Boettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. 176, part. (1879). 
juv. Supra griseo-viridis vel fuscescens, fasciis lateralibus candidis 
regulariter nigro-limbatıs. 
adult. Ut supra, sed fasciis albescentibus interdum minus conspicuis 
maculisque atris per series quatuor dispositis. 
senesc. Supra griseus, maculis atris fasciisque albidis plus minusve 
obsoletis. 
var. a) Supra irregularıter nigro-maculatus, fascirs albescentibus nullis. 
var. b) Supra immaculatus, fasciis albidis conspieuns. 


Eine kleine, schlanke Eidechse, welche im Habitus und in der 
Zeichnung mit manchen Varietäten unserer Lacerta muralis große 
Ähnlichkeit besitzt. Die Färbung ist 
übrigens nach den verschiedenen Alters- 
stufen manchem Wechsel unterworfen, 
obwohl fast immer mit einem bald mehr, 
bald weniger ausgesprochenen Metallglanz 
übergossen. Ganz junge Exemplare sind 
am Rücken gewöhnlich graugrün oder 
bräunlich und zu beiden Seiten mit je 
zwei hellen Seitenstreifen versehen, deren 
innerer am oberen Augenrande anhebt, 
während der untere meist erst im Mund- 
winkel beginnt. Diese Streifen sind zu 
dieser Zeit fast immer rein weiß und auf 
einem tief sammetschwarzen oder dunkel- 

Fig. 71. braunen Grunde verlaufend; doch tritt 

Ophiops elegans Menetr. im der Regel der obere dieser Streifen 
weit besser hervor, da das Schwarze 

namentlich unter ihm gewöhnlich breit und meist auch über ihm fast 
immer sehr scharf ist, während hingegen der untere Streifen häufig 
nur durch ein schmales, oft undeutliches und gewöhnlich auch nicht 
sehr dunkles Längsband von der hellen Bauchfärbung getrennt ist. 
Der Schwanz ist meistens hell braungelb gefärbt, die Beine mit 
weißen Tropfenflecken besetzt. Je älter nun das Tier wird, desto 





Acanthodactylus. 351 


mehr hellt sich im allgemeinen die Grundfarbe auf, während die 
dunklen Einfassungen der Streifen in hintereinander stehende Makeln 
zerfallen und, da sie den hellen Seitenbinden meist noch immer 
folgen, in der Regel in vier Längsreihen geordnet erscheinen, die 
mitunter durch teilweises Zusammenfließen die Gestalt von unregel- 
mäßig gemarmelten Binden annehmen. Doch werden mit noch 
weiter zunehmendem Alter auch diese Makeln gewöhnlich kleiner 
und sparsamer, und die dann noch heller werdende Grundfarbe dehnt 
sich häufig auch auf die, wegen der wegfallenden dunklen Begrenzung 
hier ohnedies viel weniger abgehobenen lichten Seitenstreifen aus, 
so daß sehr alte Stücke meist einfarbig hellgrau sind, mit nur sehr 
vereinzelten oder auch ganz fehlenden schwarzen Flecken und öfters 
auch kaum mehr angedeuteten Seitenbinden; doch sind die Tiere 
auch in diesem Alter gewöhnlich noch mit einem ziemlich deutlichen 
Kupferglanz übergossen, der dann der grauen Grundfarbe einen 
mehr oder weniger merkbaren Stich ins Braune verleiht; auch ver- 
schwinden die weißen Tropfenflecken der Beine mit zunehmendem 
Alter meist vollständig. Die Unterseite ist immer einfarbig, weiß. 

Übrigens kommen außer diesen, vom Alter abhängigen Färbun- 
gen noch manche andere Varietäten vor, die im allgemeinen sämt- 
lich darauf hinausgehen, daß teils die dunklen Flecken, teils wieder 
die beiden Seitenbinden mehr oder weniger in den Vordergrund 
treten und dabei die Grundfarbe bald lichter, bald dunkler wird. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 14—I6 cm. 

Ophiops ist eine Erdeidechse und gleicht in ihrer Lebensweise 
etwa unserer Lacerta agilis; wie diese ist sie mehr langsam und wenig 
lebhaft und kann leicht mit der Hand gefangen werden. 

Das Tier kommt gewöhnlich aus Konstantinopel zu uns, doch 
bin ich nicht sicher, ob die betreffenden Stücke nicht von der asia- 
tischen Seite des Bosporus stammen; ich selbst habe wenigstens 
von einem mich jahrelang aus der Umgebung von Konstantinopel 
mit Reptilien versehenden Sammler niemals einen Ophrops erhalten. 
Von Krüper wurde die Art im Balkan, und in neuerer Zeit von 
Reiser in Akarnanien, im nordwestlichen Griechenland, ge- 
sammelt; im europäischen Teile von Südrußland kommt sie, wie ich 
mich durch genaue Informationen überzeugt habe, sicher nicht vor. 


3. Gattung. Acanthodactylus. 

Wiegm. Herpetol. mex. pag. Io, 6 (1834). 
Scutum occipitale nullum. 
Nares inter tria scutella in sutura primi suwpralabialıs. 
Pori femorales ante anum contingentes. 
Squamae notaei rhomboideae, imbricatae. 
Digiti subtus carinati, laterıbus denticulati. 

Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald mehr gedrungen, 


und kräftig, der Kopf entweder flach und niedrig, oder auch kurz und 
ziemlich hoch, nach vorn gewöhnlich ziemlich steil abfallend und 


352 . Lacertidae. 


meistens auch schnell und stark zugespitzt. Die mittelgroßen Nasen- 
löcher sind weit nach vorne und oben gerückt, die Augenlider längs- 
gespalten; die Zunge ist mittellang, an der Spitze ausgerandet, mit 
schuppenförmigen, geschindelten Warzen besetzt. Die Gaumen- 
zähne fehlen. Die Vorderbeine ragen selten über die Nasenlöcher, 
die hinteren niemals über die Ohröffnung hinaus. Die Zehen. sind 
unten gekielt, seitlich durch spitz abstehende Schuppen bald mehr, 
bald weniger deutlich gezähnelt; der ziemlich lange Schwanz ist fein 
und dünn ausgezogen. 

Das Rostrale ist meist ziemlich groß, breiter als lang, nach oben 
deutlich übergewölbt, durch die dazwischen eingeschobenen Suprana- 
salen in der Regel von dem bald mehr breiten, bald mehr länglichen 
Internasale getrennt. Die Präfrontalen sind fast immer deutlich 
länger als breit, das Frontale ist gestreckt, vorn stark gerundet 
erweitert, im hinteren Teile bedeutend verengt, im allgemeinen von 
etwa spatelförmiger Gestalt und fast immer von einer mehr oder 
weniger ausgesprochenen Längsfurche durchzogen. Die Frontoparie- 
talen sind meistens nicht viel länger als breit, nach außen hin immer 
stark dreieckig verschmälert. Das Interparietale ist das kleinste 
aller Kopfschilder, deltoidisch, seine hinteren Seiten gewöhnlich 
länger als die vorderen. Die stark in die Quere entwickelten Parie- 
talen sind in ihrer hinteren Hälfte nahezu gleich breit, wegen des 
fehlenden Occipitale!) in ziemlicher Ausdehnung aneinander stoßend, 
hinten fast vollkommen grade abgestutzt und nach außen meist in 
ihrer ganzen Länge von einem einzigen, schmalen Supratemporal- 
schilde begrenzt. Die zwei mittleren Supraokularen sind in der 
Regel deutlich breiter als lang, nach außen immer, häufig auch nach 
vorne und hinten von kleinen Körnerschuppen umgeben. Das 
Supranasale und das Postnasale sind meist schwach konvex, jenes 
an seinem Hinterrande das Nasenloch in der Weise enthaltend, daß 
es zugleich dem Postnasale und dem ersten Supralabiale anliegt. 
Die Zügelgegend zeigt stets ein Frenale und ein Frenookulare, welch 
letzteres am Vorderrande des Auges von einem kleinen Präokulare 
gefolgt wird. Das Auge ist nach oben hin von etwa fünf nach hinten 
kleiner werdenden Supraciliaren, nach unten aber meistens von 
einem großen Subokulare begrenzt. Die Schläfen sind mit kleinen, 
körnigen Schuppen bedeckt, die nach unten gewöhnlich größer und 
schilderartig werden. Die senkrecht gestellte Ohröffnung zeigt 
am Oberrande ein größeres, längliches Tympanale, die Schildernähte 
des Kopfes sind durchwegs tief und scharf ausgeprägt. Das meist 
mehr oder weniger bogige oder in schiefer Richtung gegen die Brust 
hinziehende Halsband ist entweder vollkommen frei, oder in der 
Mitte in größerer oder geringerer Ausdehnung angewachsen und 
dann hier manchmal ziemlich undeutlich oder in die Brustschuppen 
sich verlierend;; die Kehlfalte ist nur selten schwach angedeutet. Die 
Rückenschuppen sind klein, rhombisch, schwach geschindelt und 
teils glatt, teils dachig gekielt, die mittelgroßen, ziemlich gleich- 


1) Bei ganz jungen Tieren kommt es manchmal vor, daß das Occipitale in Ge- 
stalt eines kleinen, körnerartigen Schildchens noch sichtbar ist. 


Acanthodactylus. 353 


artigen Bauchschilder in Io bis 14 Längs- und zugleich in vollkommen 
gerade Querreihen gestellt, die Analgegend zeigt immer zwei bis drei 
hintereinander liegende, größere Schilder. Die. Schenkelporen sind 
klein aber zahlreich, dicht aneinander gedrängt, die beiden Reihen 
vor dem After bis zur gegenseitigen Berührung genähert, die Schwanz- 
schuppen mit Ausnahme der Mittelreihe rhomboidisch, oben mit 
nicht sehr scharfen aber doch deutlichen, in Längsreihen gestellten 
Kielen. 

Die einzige, in unserem Faunengebiet mit Sicherheit nachge- 
wiesene Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa!). 


1. Acanthodactylus vulgaris: Scuta supraocularia duo, granulis semi- 
cincta, collare obliguum medio adnatum. Squamae notaei laeves, 
scuta abdominalia per series longitudinales decem disposita. — 
Long. 18—20 cm. 

Lacerta velox Milne Edw. Rech. a l’hist. d. Lez. Ann. sc. nat. XVI, 


pag. 78 (1829. — Acanthodactylus boschianus Bonap. 
Amph. europ. pag. 37, 31 (1839). — Acanthodactylus vulgaris 
Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 268, ı (1839,. — Acanthodacty- 


lus lineo-maculatus Dum. Bibr. l. c pag. 276, 4 (1839). — 
Lacerta pardalis Schleg. in Wagn. Reise in d. Regentsch. Ale. 
IIl, pag. 115 (1841). — Ctenodactylus vulgaris Fitzing. Syst. 
reptil. I, pag. 20 (1843). — Acanthodactylus velox Gray 
Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 36 (1845). 
juv. Supra aterrimus, lineis albis regulariter striatus; cauda subtus 
saltem coccinea. 
Acanthodactylus vulgaris var. a Dum. Bibr. l. c. pag. 268, ı 
(1839). 
adolesc. Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, strüis punctisque albidis 
signatus,; cauda subtus coccinea. 
Lacerta erythrura Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 102, 


tab. 38, fig. 4 (1833). — Acanthodactylus vulgaris var. b 
Dum. Bibr. 1. c. pag. 268, ı (1839,. — Acanthodactylus Bellii 


Gray l. c. pag. 36 (1845). 


adult. Supra fuscescens vel olivaceus, maculis nigris irregularibus 
seriatim dispositis. 


Der Körper ist in der Jugend schlank, im Alter aber ziemlich 
kräftig und gedrungen, der Kopf im ersteren Falle flach und niedrig, 
bei Erwachsenen aber verhältnismäßig kurz und hoch, mit steil 
abfallender, ziemlich schnell und stark zugespitzter Schnauze. Die 
Vorderbeine überragen kaum die Nasenlöcher, während die hinteren 
etwa bis zur Ohröffnung reichen; der Schwanz ist anderthalb bis 
zweimal so lang als der Körper. 


1) Die in der I. Aufl. der Herpetologie auf pag. 385 u. 387 auf Grund der Angabe 
älterer Autoren als Europäer angeführten Acanthodactylus lineo-maculatus u. Savignyi 
haben sich als unserer Fauna nicht angehörend erwiesen. — Der von Strauch, 
wahrscheinlich auch auf die Autorität Dumeril-Bibrons hin, für Spanien 
angeführte Acanthod. lineo-maculatus hat sich als eine Varietät des vulgaris erwiesen, 
und der Acanthod. Savignyi ist dadurch in die Fauna der Krim geraten, daß eine von 
Rathke als Lacerta grammica von dorther beschriebene Form der Lacerta muralis 
vom Dum. Bibr. als Acanthod. Savignyi gedeutet wurde. 


Schreiber, Herpetologia europaea. 23 


ee! Lacertidae. 


Das Rostrale ist groß, die Supranasalen und das Internasale 
breiter als lang, letzteres vorn gerundet, hinten meist ziemlich spitz- 
winkelig. Die Präfrontalen sind deutlich länger als breit, das Fron- 
tale stark verlängert, mit abgestutztem oder gerundet viereckigem 
Vorder- und ziemlich geradem oder sehr stumpfwinkligem Hinter- 
rande. Das nach hinten in eine scharfe und oft ziemlich lange Spitze 
ausgezogene Interparietale ist manchmal durch Querteilung in zwei 
Schildchen zerfallen, die Parietalia sind nicht viel länger als breit, 
nach außen zu meist von drei Schild- 
chen gesäumt, deren mittelstes jedoch 
fast allein die ganze Länge des Parie- 
tales einnimmt. Das erste und vierte 
Supraokulare sind stets durch mehr 
oder weniger kleine Körnerschuppen 
verdrängt, zwischen welche sich 
namentlich vorn fast immer einzelne 
größere und konvexe Schildchen ein- 
schieben. Die allein vorhandenen zwei 
mittleren Supraokularen sind breiter 
als lang, das vordere meist etwas 
größer als das hintere, beide zusammen 
einen etwa unregelmäßig elliptischen 
oder eiförmigen Discus palpebralis 
bildend. Die das Nasenloch um- 
gebenden Schilder sind nur sehr 
schwach gewölbt, jenes selbst ziemlich 
groß, gerundet, am Vorderende des 
Canthus rostralis gelegen. Das Post- 
nasale ist klein, das Frenale mindestens 
doppelt so groß als jenes und von 
dem darauffolgenden Frenookulare an 
Größe meist nicht sehr stark verschie- 
den. Von den auf letzteres folgenden 
zwei Schildern ist das Präokulare 
klein, höher als breit, im ganzen etwa 

DR schwach bogig rechteckig, das daran 
„Asgztnodactylos vulgaris DB. otofende Subokulare hingegen seht 
c von unten. groß, gut die Hälfte des unteren Orbi- 
talrandes umfassend, nach abwärts 

stark geschweift verengt und, sich zwischen das vierte und fünfte 
Supralabiale einschiebend, mit seiner abgestutzten Spitze bis zum 
Mundrande reichend. Die Schläfen sind mit kleinen, unregelmäßig 
polygonalen Schildchen bedeckt, die nach oben hin in feine Körner- 
schuppen übergehen. Die gewöhnlich in der Fünfzahl vorhandenen 
Supralabialen sind wohl entwickelt, die ersten drei höher als breit, 
das vierte nach hinten, das fünfte nach vorn zu spitz abfallend. Das 
aus etwa neun bis elf größeren Schuppen bestehende Halsband ist 
etwas schief nach hinten gerichtet und in der Brustmitte, wo sich 
dessen Schenkel in einem sehr stumpfen Winkel oder Bogen ver- 
einigen, angewachsen und daher hier manchmal, namentlich in der 





Bie272: 


Acanthodactylus. 355 


Jugend, etwas undeutlich. Die Halsseiten sind mit fast kugel- 
förmigen Körnern besetzt, die übrigen Körperschuppen hingegen 
flach und glatt, sehr schwach geschindelt, am Ende des Rumpfes 
ziemlich plötzlich in die Schwanzschuppen übergehend. Diese sind 
oben von der trapezischen, in eine kurze Spitze ausgezogenen 
Mittelreihe an schief nach auswärts gerichtet, hinten gerade abge- 
stutzt und mit diagonalen Kielen versehen, die aber meist nur 
an den zwei bis drei ersten Reihen beiderseits deutlich sind; 
übrigens sind die Wirtel wegen der schiefen Stellung der Schuppen 
anfangs nicht sehr ausgesprochen, treten aber nach hinten all- 
mählich hervor; die Unterseite des Schwanzes ist etwa bis zur Mitte 
mit dreieckigen, glatten Schuppen bedeckt. Die Kehlfurche fehlt, 
die Kehle ist mit kleinen, flachen, länglich rhombischen Schuppen 
bekleidet, die nach hinten allmählich größer, namentlich breiter und 
mehr deltoidisch werden. Die sechs bis sieben Sublabialen sind klein, 
alle vier- oder länglich fünfeckig, das sehr große Mentale ist von fünf 
Paar Submaxillaren gefolgt. Die in ro Längs- und etwa 30 Quer- 
reihen stehenden Bauchschilder sind mit Ausnahme der mehr sechs- 
seitigen Mittelreihen mehr oder weniger rhombisch, die an die unter- 
sten Schuppen stoßende Reihe jederseits um die Hälfte kleiner als 
die vorangehende und so wie diese fast gleichseitig. Die Präanal- 
gegend ist mit nach außen kleiner werdenden deltoidischen Schuppen 
bedeckt, die zwischen sich drei bis vier große, hintereinander liegende 
Schilder von ziemlich sechseckiger Form einschließen. Die Zehen 
sind dünn, an den Gelenken stark knotig angeschwollen, unterseits 
mit drei scharfen Längskielen, die an ihren Rändern abstehenden, 
scharf dachig gekielten Schuppen namentlich hinten eine sehr deut- 
liche Zähnelung hervorbringend. Die Anzahl der zur Brunstzeit 
stark röhrig hervortretenden Schenkelporen wechselt zwischen 20 
und 30, die Krallen sind lang und spitz. 

Ganz junge Tiere sind auf der Oberseite tief sammtschwarz, 
mit sieben bis neun weißen, im Leben öfters licht bräunlich gelben 
Linien über den Rücken, von denen drei am Hinterrande des Pileus, 
die anderen aber von den Kopfseiten entspringen. Die mittlere 
der drei erstgenannten ist immer unvollständig, indem sie sowohl 
nicht selten unterbrochen, als auch niemals weiter als bis höchstens 
gegen die Mitte des Rückens fortgesetzt ist; die diese Linie ein- 
schließenden beiden anderen Streifen sind jedoch über den ganzen 
Körper hin deutlich, vereinen sich jedoch auf der Schwanzwurzel 
in eine einzige übrigens bald verschwindende Linie. Von den zwei 
Seitenstreifen geht der obere, obwohl bald undeutlicher werdend, 
auf den Schwanz über, während der untere an der Wurzel der Hinter- 
beine endet; oft kann man unter diesem Streifen noch einen jeder- 
seits unterscheiden, der aber meistens sehr wenig hervortritt, da er 
von der hellen Bauchseite gewöhnlich nur durch eine sehr unvoll- 
ständige dunkle Binde gesondert ist. Die Oberseite der ebenfalls 
schwarzen Beine ist mit scharf abgesetzten, weißen Tropfen besetzt, 
die Unterseite des Schwanzes und die Innenseite der Hinterschenkel, 
manchmal die ganze Spitze des ersteren, lebhaft mennigrot. 

Bei zunehmendem Wachstum verändert sich nun die Zeich- 

23* 


356 Lacertidae. 


nung dergestalt, daß sich in die zwischen den weißen Linien liegenden 
schwarzen Bandstreifen helle, meist gelbgraue oder braungelbe 
Punkte einfügen, welche anfangs ziemlich klein und rundlich und in 
eine regelmäßige Längsreihe gestellt sind. Doch sind diese Flecken 
in der Mittellinie des Rückens meist viel größer und zahlreicher, 
so daß sie die ursprüngliche schwarze Farbe bis auf untergeordnete 
Flecken fast immer mehr oder weniger verdrängen, und halberwachsene 
Stücke infolgedessen zu beiden Seiten eines heller gefärbten grauen 
oder bräunlichen Mittelbandes jederseits zwei breite schwarze Streifen 
zeigen, die von weißen Linien gesäumt und mit hellen Flecken besetzt 
sind. Desgleichen finden sich auch an den Beinen bald lichte Makeln 
ein, ‘welche durch Zusammenfließen das einstige Schwarz endlich 
bis auf einen schmalen Ringsaum der weißen Tropfenflecken zurück- 
drängen. 

Mit noch weiter fortschreitendem Wachstume geschieht nun 
mit den vier schwarzen Seitenstreifen dasselbe, was mit der Mittel- 
binde des Rückens schon früher stattfand; während nämlich die 
weißen Längslinien immer undeutlicher werden, nehmen die in ihren 
Zwischenräumen aufgetretenen hellen Flecken fortwährend an Aus- 
dehnung zu, so daß sie endlich von der ursprünglichen Grundfarbe 
nur noch bald mehr, bald weniger unterbrochene schwarze Flecken 
übrig lassen, die, entsprechend ihrer Entstehungsweise, fast immer 
in deutliche Längsreihen gestellt sind. Zugleich verschwindet der 
schwarze Umkreis der Tropfenflecken an den Beinen immer mehr, 
so daß sie dann nur mit geringer Schärfe hervortreten. Der Kopf 
und der Schwanz sind in jedem Alter mehr braungelb, die Unter- 
seite immer einfarbig, weißlich, in der Jugend oft fast metallglänzend 
perlgrau. 

Ältere Tiere sind nicht selten an den Körperseiten mit mehr 
oder weniger lebhaft gelben, bei Männchen auch mit blauen Augen- 
flecken gezeichnet; letztere sind übrigens an der häufig dunkleren 
Färbung und namentlich an der stark verdickten Schwanzwurzel 
leicht zu erkennen, während die gewöhnlich lichteren Weibchen 
öfters die jugendliche Färbung insofern beibehalten, als sie auch im 
erwachsenen Zustande oft noch ziemlich deutlich gestreift sind und 
vor allem die rote Färbung des Schwanzes und der Hinterbeine 
nicht verlieren, ja selbe manchmal sogar noch auf die Tropfenflecken 
der Schenkel ausgedehnt erscheint. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt I8—20 cm. 

Acanthodactylus lebt in dürren, steinigen Gegenden an warmen, 
sonnigen Stellen in meistens selbst gegrabenen Erdlöchern, die er 
nur bei günstiger Witterung teils um sich zu sonnen, teils um seiner 
Nahrung nachzugehen oder dem Paarungsbedürfnisse zu genügen, 
verläßt. Er ist ein äußerst lebhaftes, scheues und unstetes Tier, 
das stoßweise läuft und mit hoch erhobenem Kopfe, aufgestemmten 
Vorderbeinen und wagerecht auseinander gespreizten Hinterbeinen 
zu sitzen pflegt. 

Seine Verbreitung erstreckt sich vom südlichen Frankreich an 
über die ganze pyrenäische Halbinsel. 

In der Gefangenschaft ist ihm ein seiner Größe und Lebhaftig- 


Psammodromus. 357 
keit entsprechendes Trockenterrarium anzuweisen, das mit einer 
handhohen Bodenfüllung von mit etwas Sand vermischter lockerer 
Erde und mit einer Lage rauher Steinbrocken versehen sein muß. 
Obwohl die direkte Nässe scheuend, trinkt er doch gern und geht 
bei gänzlichem Wassermangel leicht ein. Das Tier ist anfangs sehr 
wild und ungestüm und wird überhaupt nur schwer zahm; gegen 
Kälte ist es sehr empfindlich. Die Nahrung besteht aus Insekten, 
von denen am liebsten Heuschrecken genommen werden, die wahr- 
scheinlich auch im Freien sein Hauptfutter bilden dürften. 


4. Gattung. Psammodromus. 

Fitzing. Neue Classif. d. Reptil. pag. 22. 2 (1826). 
Aspistis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156, 56 (1830). 
Scutum supraoculare primum minimum. 

Nares supra suturam scuti vostralis cum primo labiali. 
Tempora scutellata. 

Collare obsoletum aut nullum.' 

Squamae notaei magnae, aculae, carinalae et imbricatae. 


Der Körper ist mehr oder weniger schlank, der Kopf mit mäßig 
langer, nach vorne sehr allmählich aber ziemlich stark zugespitzt 
verrundeter Schnauze und senkrecht abfallenden Seiten. Die weit 
nach vorne ans Ende des Canthus rostralis gerückten Nasenlöcher 
sind über der Naht des Rostrale mit dem ersten Supralabiale gelegen, 
die Ohröffnung ist ziemlich groß. Die Vorderbeine reichen nicht 
ganz bis zur Schnauzenspitze, die Hinterbeine mindestens bis zu 
den Achseln. Die Finger und Zehen sind seitlich schwach zusammen- 
gedrückt, der Schwanz lang und dünn. 

Der Pileus ist im ganzen von normaler Bildung, nur ist das erste. 
Supraokulare sehr klein, der Discus palpebralis nach außen von 
keiner Körnerreihe gesäumt. Postnasalen und Frenalen sind je 
eines vorhanden. Von den sieben Supralabialen stößt das größte, 
fünfte, an das Auge. Die Schläfe sind beschildert, das Halsband 
fehlt oder ist kaum zu unterscheiden, der Körper oben mit großen, 
hinten zugespitzten, flachen und scharf aufliegend gekielten Schindel- 
schuppen bedeckt, die Bauchschilder sind glatt und in sehr regel- 
mäßige Längsreihen gestellt. 

Die zwei im Südwesten Europas vorkommenden Arten unter- 
scheiden sich durch nachstehende Merkmale: 


A. Halsseiten zwischen Ohröffnung und Vorderbeinen mit kleinen, 
glatten oder kaum merkbar gekielten Körnerschuppen. Hals- 
band sehr undeutlich. Die 2 mittleren Reihen der Bauch- 
schilder etwas schmäler. Finger und Zehen unterseits gekielt, 
Schwanz höchstens doppelt so lang als der übrige Körper 

hispanicus Fitz. 

B. Halsseiten zwar mit kleineren, aber sonst wie am Rücken 
gebildeten Schuppen. Halsband vollkommen fehlend, Bauch- 


358 Lacertidae. 


schilder alle ziemlich gleich. Finger und Zehen unten glatt, 
Schwanz weit über doppelter Körperlänge 
algirus Linn. 


1. Psammodromus hispanieus: Collum ad latera granoso-sguamosum, 
collare vix distinctum, scutorum ventralium series mediae paullum 
angustiores. Digıtı subtus carinatı, cauda corpore duplo maxime 


major. — IO—I2 cm. 
Psammodromus hispanicus Fitzing. Neue Classificat. d. 
Reptil. pag.. 52 (1826). — Lacerta Edwardsiana Duges Annal. 


d. scienc. natur. XVI, pag. 386, VI, tab. 14, fig. I—6 (1829). — Aspistis 
Edwardsiana Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — 
Notopholis Edwardsiana Wiegm. Herpetol. mexic. I, pag. Io 
(1834). — Psammodromus Edwardsii Dum. Bibr. Erpetol. 
gener. V, pag. 253,1 (1839,..— Psammodromus Edwardsianus 
Bonap. Amphib. europ. pag. 37,29 (1839,.—Lacerta Schreibersii 
Schinz Europ. Wirbelth. II, pag. 28 (1840). 


Typus: Supra griseus, fuscescens vel olivaceus, maculis atris seriatis 
linea flavescente divisis; subtus albo-margarıtaceus. 


var. a) Maculis dorsalibus transverse confluentibus (adolescens). 
var. b) Maculis dorsalibus per longitudinem cohaerentibus. 
var. c) Maculis atrıs obsoletis; striis albescentibus utringue duabus 
(senescens). 
var. d) Supra cupreo-cinereus, concolor, maculis atris striisgue flavidis 
nullis. | 
Psammodromus cimereus Bonap. Descript. esp. ined. Lac. Ann. 
ser nat. 2X 1 79a. 2627 (183g): 


juv. Supra griseo-fuscescens, maculis crebris nigris, albo-ocellatıs. 


Der Körper ist ziemlich schlank, der verhältnismäßig große Kopf 
im hinteren Teile hoch, nach vorne zu steil abfallend, mit schwach 
‚der Länge nach vertiefter Zügelgegend und gut ausgesprochener 
Schnauzenkante. Die Ohröffnung ist senkrecht verlängert. Die 
mäßig lange Zunge ist an der Spitze ausgerandet und mit geschin- 
delten, schuppenförmigen Warzen bedeckt; der Gaumen ist zahnlos. 
Die Vorderbeine reichen höchstens bis zu den Nasenlöchern, die 
hinteren bis oder selbst etwas über die Achseln; an jenen sind die 
drei ersten Finger allmählich verlängert, der vierte etwa so groß wie 
der dritte, der fünfte kaum länger als der zweite; an den Hinter- 
füßen sind die vier ersten Zehen stufig verlängert, die letzte die 
zweite nicht überragend. Alle Finger und Zehen sind übrigens 
unten gekielt und ihre Ränder, die von oben gesehen ziemlich glatt 
scheinen, zeigen sich bei seitlicher Ansicht durch spitze, nach abwärts 
gerichtete, dreieckige Schuppen nach unten zu deutlich gesägt. Der 
anfangs rundlich vierseitige, dann aber drehrunde Schwanz ist andert- 
halb bis zweimal so lang als der übrige Körper, sehr fein und spitz 
auslaufend. 

Das Rostrale ist ziemlich klein, breiter als lang, nach oben über- 
gewölbt, durch die in der Mitte der Schnauzenspitze mehr oder 
weniger breit zusammenstoßenden Supranasalen vom Internasale 
getrennt, welches immer quer und deutlich breiter als lang ist. Die 


Psammodromaus. 359 


Präfrontalen sind nicht oder nur wenig länger als breit, das Frontale 
ist ziemlich kurz und breit, in der Mitte fast immer bald mehr, bald 
weniger bogig verengt, nach vorne nur mäßig erweitert; die Fronto- 
parietalen sind kurz und kaum länger als breit. Das Interparietale 
ist von den Frontoparietalen an Länge nicht sehr verschieden, wohl 
aber meist deutlich länger als das kleine, gewöhnlich trapezoidische 
Occipitale. Von den Supraokularen ist das zweite in der Regel deut- 
lich größer als das dritte; die großen Parietalen sind ziemlich gleich- 
breit, hinten abgestutzt, nach außen von mehreren länglichen Schild- 
chen begrenzt, die von vorn nach hinten an Größe abnehmen. Das 
rundliche Nasenloch ist mittelgroß, in der hinteren und unteren 
Ecke des Supranasalschildes gelegen. Das Postnasale ist klein, 
höher als breit, deutlich schmäler aber kaum niedriger als das darauf- 
folgende Frenale; dieses ist ziemlich 
viereckig, etwas schief von oben nach 
unten und hinten gerichtet, ganz oder 
größtenteils dem zweiten Supralabiale 
aufliegend, mit dem es auch in der 
Länge meist ziemlich übereinstimmt. 
Das Frenookulare ist etwa um die 
Hälfte größer als das Frenale, nach 
oben gut auf das Doppelte seiner ur- 
sprünglichen Länge erweitert, das Prä- 
okulare verhältnismäßig nicht sehr / 
klein, nach hinten verengt, trapezisch 
oder fünfeckig. Von den vier Supra- 
ciliaren übertrifft das zweite alle 
anderen an Länge um ein Bedeutendes, 
die Schläfen sind mit nicht sehr zahl- 
reichen, polygonalen Schildchen be- 
deckt, die nach unten ziemlich groß 








sind, nach oben und hinten aber kleiner Fig. 73. 
und mehr schuppenartig werden und Psammodromus hispanicus Fitz. 
im allgemeinen glatt oder nur äußerst a Hinterzehe. 


undeutlich gekielt erscheinen. Von 

den Supralabialen sind das zweite und dritte höher als lang, vier- 
eckig, die anderen länger als hoch. Die Subciliarschuppen werden 
gegen den Hinterwinkel des Auges zu immer größer und schilder- 
artiger, die Ohröffnung ist vorne von einem gut entwickeltenTympa- 
nale begrenzt. Sublabialen sind gewöhnlich sechs vorhanden, das 
letzte das größte, über doppelt so lang als breit, hinter ihm am Rande 
der Mundspalte meist noch zwei schuppenartige Schildchen. Das 
sehr große Mentale ist nach hinten von vier Submaxillaren gefolgt, 
von denen das letzte fast den drei ihm vorangehenden zusammen- 
genommen an Größe gleichkommt. Die ganze Unterseite des Kopfes 
ist mit flachen, stark geschindelten, etwa unvollkommen sechseckigen 
Schuppen bedeckt, die vorne kleiner und länglich, nach hinten aber 
mehr gerundet, quer erweitert und ziemlich stark vergrößert sind. 
Die Kehlfalte ist meistens ziemlich deutlich, obwohl sie mitunter 
auch ganz verwischt sein kann. Das Halsband ist zwar vorhanden, 


360 Lacertidae. 


aber kaum merkbar, weil dessen Schuppen von den darauf folgenden 
Brustschuppen in Form und Größe wenig verschieden sind und über- 
dies noch so fest anliegen, daß sie ohne genauere Untersuchung 
durchaus nicht ersichtlich sind; die von der Wurzel der Vorderbeine 
in schiefer Richtung hinaufziehende Schulterfalte ist jedoch gut 
ausgesprochen. Die Seiten des Halses sind zwischen Ohröffnung 
und Oberarm mit kleinen, glatten oder kaum merkbar gekielten 
Körnerschuppen bedeckt, die Rückenschuppen sind ziemlich groß, 
rhombisch und hinten in eine kurze, aber deutliche und scharfe 
Spitze ausgezogen, in stark schiefe Längs- und zugleich in ziemlich 
gerade Querreihen gestellt, die untersten mehr schilderartig und 
meist glatt oder nur schwach gekielt. Die etwa rhomboidisch sechs- 
eckigen Bauchschilder sind, mit Ausnahme der etwas schmäleren 
Mittelreihen, ziemlich gleich groß, in sehr regelmäßige Längsreihen 
gestellt, deren man sechs, oder wenn man die beiden seitlichen schon 
mehr schuppenartigen auch dazu rechnet, acht unterscheiden kann, 
und die zugleich 25—30 Querreihen bilden. Das Brustdreieck ist 
klein, meist nur aus vier bis sieben Schuppen bestehend, daher die 
Bauchschilder ziemlich weit nach vorne reichend, die Präanalgegend 
größtenteils von einem einzigen, großen Schilde bedeckt. Die Schen- 
kelporen sind meist groß und deutlich, in ihrer Zahl von IO—15 
schwankend. Die länglich runden Schwanzschuppen sind nament- 
lich oberseits sehr scharf dachig gekielt und zugespitzt. 

Die Färbung der Oberseite kann von einem dunklen Kupfer- 
braun durch Olivenfarben und Gelblichbraun bis ins Graue ab- 
ändern. 

Ganz junge Tiere zeigen auf in der Regel stark ins Braune ge- 
neigtem Grunde entweder sechs weißgelbe Längsstreifen, dıe nach 
und nach von der Grundfarbe unterbrochen werden und sich in 
Reihen heller, schwarz eingefaßter Flecken verwandeln, oder auch 
eine große Anzahl kleiner, rundlicher schwarzer Flecken, die in der 
Mitte einen weißen Punkt einschließen und bald mehr, bald weniger 
deutliche Längsreihen bilden, übrigens voneinander ziemlich gleich 
weit entfernt sind, so daß sie höchstens an den Seiten hie und da 
zusammenfließen. Mit fortschreitendem Wachstum pflegen sich 
dann bei gleichzeitiger Aufhellung der Grundfarbe die schwarzen 
Flecken zu vergrößern, so daß sie durch Zusammenstoßen mehr oder 
weniger ausgedehnte Querbinden bilden, welche stellenweise durch 
die mehr strichförmig gewordenen weißen Mittelfelder unterbrochen 
werden. Auch treten dann gewöhnlich hellere, weißliche (im Leben 
gelbliche) Längsstreifen auf, die über die ebenso gefärbten Mittel- 
striche der Körperflecken hinziehend, jene meist mehr oder weniger 
undeutlich machen; doch können diese Längslinien auch vollkommen 
fehlen und zeigt sich dann der in diesem Alter meist mehr ins Graue 
ziehende Grund, mit schwarzen Flecken versehen, die durch einen 
weißen Strich geteilt und in ziemlich regelmäßige Abstände hinter- 
einander gestellt sind. Was die hellen Längsstreifen betrifft, so können 
selbe in der Zahl von vier bis sechs vorhanden sein, obwohl ersteres 
häufiger vorkommt, indem namentlich die Körperseiten gern ein 
Paar solcher Linien zeigen, die besonders gegen den Hals zu in den 


Psammodromus. 361 


meisten Fällen ziemlich deutlich sind. Da diese Längsstreifen über 
die Mitte der schwarzen Körperflecken hinziehen, so zeigen sie sich 
von Stelle zu Stelle durch etwa viereckige schwarze Flecken eingefaßt, 
die an den benachbarten Streifen in der Regel abwechselnd gestellt 
sind und manchmal durch quere Erweiterung mit den neben ihnen 
liegenden zu unregelmäßigen OQuermakeln, oft aber auch wieder 
durch Streckung mit den in derselben Reihe liegenden zu einem 
kontinuierlichen Längsstreifen zusammenfließen. Mit zunehmendem 
Alter werden jedoch die dunklen Makeln meist kleiner und unschein- 
barer, verlieren sich nicht selten auch vollkommen, so daß dann das zu 
dieser Periode gewöhnlich graue oder hell kupferfarbige Tier ganz 
ungefleckt ist, und nur an den Seiten mit je zwei weißen Streifen 
versehen erscheint, die aber sehr häufig auch nicht besonders hervor- 
treten, ja in manchen Fällen selbst ganz verschwinden können (Psam- 
modromus cinereus Bonap.). — Der Kopf ist namentlich an den 
Schildernähten dunkel gewölkt oder gepudert, das obere Augenlid 
zeigt gewöhnlich einen schwarzen Punkt und die Schläfen nicht selten 
einen weißen Flecken. Die kaum unterscheidbare Iris ist schwarz. 
Die Oberseite der Beine ist fast immer mit ziemlich großen weißen, 
in der Jugend oft gelben Tupfen besetzt, welche in der Regel schwarz 
umrandet und an den Schenkeln in zwei bis drei Längsreihen stehen. 
Die einfarbig perlgraue Unterseite ist oft ins Bräunliche oder Grün- 
liche, bei der Form cinereus manchmal selbst ins Rötliche geneigt 
und namentlich im Leben sehr häufig mit einem bald mehr, bald 
weniger lebhaften Perlmutter- oder Metallglanz überflogen, der sich 
in Form eines grünlich schillernden Streifens nicht selten auch noch 
an den unteren Partien der Körperseiten bemerklich macht, ja mit- 
unter selbst die ganze Oberseite überzieht. — Das Männchen besitzt 
besonders zur Brunstzeit 2 hintereinander stehende, öfters weiß 
gesäumte blaue Axillarmakeln und an der Bauchgrenze eine Reihe 
ebenso gefärbter, meist nur zwei Schuppen umfassender Seiten- 
flecken. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa IO—I2 cm. 

Psammodromus hispanicus ist ein Strandbewohner, der an der 
Seeküste des Mittelmeeres vom südlichen Frankreich an durch die 
ganze Pyrenäische Halbinsel hin vorkommt. Er hält sich besonders 
massenhaft und fast ausschließlich in mit spärlichem Pflanzenwuchs 
bestandenen Dünen in der Nähe des Meeresufers auf, und wird nur 
ausnahmsweise in größerer Entfernung von der Küste angetroffen, 
woselbst er wahrscheinlich aus einer Zeit zurückgeblieben ist, in 
welcher die See noch tiefer in das Land hineingereicht hatte. Daß 
er übrigens an letzteren Orten nicht so recht heimisch ist, zeigt sein 
ganzes Wesen, indem er daselbst bei weitem nicht so flink und lebhaft 
ist wie seine am Meere lebenden Genossen; auch zeigen sich die be- 
treffenden Tiere hier, im Gegensatz zu den meist grauen Dünen- 
bewohnern, durch eine gewöhnlich bräunliche oder lehmgelbe Fär- 
bung den entsprechenden Bodenverhältnissen schon mehr angepaßt. 

Unter allen europäischen Eidechsen ist vielleicht die in Rede 
stehende die schnellste und flüchtigste, deren Fang dem Sammler 
am meisten Schwierigkeiten macht. Abgesehen von der sie schützen- 


362 Lacertidae. 


den Färbung, welche das ruhig sitzende oder sich mitunter sogar 
totstellende Tier nur schwer erkennen läßt, pflegt dasselbe auch 
bei herannahender Gefahr stets blitzschnell zu verschwinden, indem 
es sich an bewachsenen Stellen sofort unter die oft harten und stache- 
lıgen Strandpflanzen verkriecht, oder an pflanzenleeren Standorten 
in den Sand einwühlt. Im ersteren Falle ist es, da es verfolgt, selbst- 
verständlich nicht immer auf derselben Stelle bleibt und die Be- 
schaffenheit der betreffenden Pflanzen das Herumsuchen unter den- 
selben häufig auch sehr unangenehm macht, fast nie mehr zu finden; 
aber auch im zweiten Falle ist die Erbeutung des Tieres durchaus 
nicht immer leicht, da es unter dem Sande oft meterweit fortkriecht 
und, wenn man auch an der Stelle, wo es verschwunden ist, sofort 
nachgräbt, dasselbe oft trotzdem nicht zu entdecken ist, da beim 
Weiterwühlen der Eidechse der sie bedeckende lose Sand hinter ihr 
wieder zusammenfällt und daher von der Richtung, welche die Ver- 
' folgte eingeschlagen hat, keine Spur zurückläßt. 

Bei Nacht und ungünstiger Witterung bleibt Psammodromus 
hispanicus ebenfalls unter dem Sande, aus dem er überhaupt nur bei 
ganz warmem Wetter und vollkommen wolkenlosem Himmel hervor- 
kommt, da er eben so sehr die Sonne liebt, wie gegen die Kälte em- 
pfindlich ist; aus letzterem Grunde zieht er sich auch im Herbste 
schon sehr früh zurück und ist zu Zeiten, wo sich andere Eidechsen 
noch lebhaft herumtummeln, oft schon lange nicht mehr zu sehen. 
Den Winter verbingt das Tier auch im Sande, in der Regel am Fuße 
von Pflanzenbüschen vergraben, zu. Desgleichen werden auch die 
Eier ım Sande, fast immer an den südlichen Hängen der Dünen, 
verscharrt; dieselben sind von rein weißer Farbe, etwa Iı2 mm lang 
und 7 mm dick und meistens zu sechs in einem Gelege beisammen. 
Die Tiefe, bis zu welcher dieselben vom Weibchen verscharrt werden, 
ist stets eine bedeutende und kann nicht selten bis 40 cm betragen; 
gelegt werden die Eier im Juni, während die Jungen Ende Juli oder 
anfangs August auskriechen. 

Im Freien scheinen die Tiere nicht länger als ein Jahr zu leben, 
da man im Frühjahre stets nur junge oder halbwüchsige Stücke, 
ganz erwachsene dagegen nur im Hochsommer antrifft, so daß letztere, 
da sie im Frühlinge nicht mehr herauskommen, nach nur einmaliger 
Fortpflanzung während des Winterschlafes jedenfalls eingehen. 

Diese Eidechsen haben eine ziemlich laute, piepende Stimme, 
welche sie nicht nur wenn sie gefangen oder ergriffen werden, sondern 
auch sonst in der Erregung, namentlich während ihrer Balgereien 
in der Paarungszeit hören lassen. 

Dieses zarte und kleine Tier kommt in der Gefangenschaft nur 
bei sorgsamster Pflege durch, lebt aber dann hier oft länger als im 
Freien, da man im Terrarium die ungünstigen Witterungs- und 
Temperaturverhältnisse, welche die Freilebenden schon am Ende 
eines Lebensjahres zum Eingehen bringen, abzuhalten vermag. Aus 
den im früheren Gesagten ergeben sich auch die Regeln für die Ge- 
fangenhaltung. Die Tiere müssen in einem absolut trockenen Be- 
hälter untergebracht werden, dessen Größe angesichts der Klein- 
heit seiner Bewohner keine bedeutende zu sein braucht. Obwohl 


Psammodromus. 363 


der Nässe abhold, trinken diese Eidechsen doch oft und gerne, wenn 
auch nicht viel auf einmal und ist infolgedessen das Hineinstellen 
eines Wassernapfes nicht zu unterlassen. Der Boden des Käfigs 
ist mit einer mindestens handhohen Lage von feinem und staub- 
freiem Sande zu bedecken, in den man einige Strand- oder Fettpflanzen 
einsetzen kann. Der Sand ist, wenn möglich, vom Meeresufer zu 
nehmen, da die Tiere im Flußsande wegen dessen häufigen Kalk- 
gehaltes meistens in kurzer Zeit eingehen; letzteren kann man übri- 
gens dadurch entfernen, daß man den Flußsand zuerst in mit etwas 
Salzsäure versetztem, und hierauf in reinem Quell- oder Brunnen- 
wasser tüchtig auswäscht. Vor einer namentlich plötzlich eintre- 
tenden Temperaturerniedrigung hat man sich möglichst zu hüten, 
den Tieren dagegen reichlich Gelegenheit zur Besonnung zu geben, 
wenn auch gerade eine zu starke Bestrahlung zur Mittagszeit im 
Hochsommer vermieden werden soll. Selbstverständlich muß auch 
im Winter ein mäßiger Grad von Wärme erhalten bleiben. Als 
Nahrung sind kleine Mehlwürmer, weiche Insekten von entsprechender 
Größe und namentlich Fliegen zu reichen. Da aber diese Eidechsen 
nicht zu springen und daher nur am Boden oder in ihrem nächsten 
Bereiche befindliche Tiere zu erhaschen vermögen, so empfiehlt 
es sich die lebhafteren und namentlich die fliegenden Insekten vor 
deren Hineingabe in den Käfig etwas zu betäuben, da sonst die Ge- 
fangenen oft zu lange warten müssen, bis die betreffenden Futter- 
tiere auf den Boden oder in ihre Nähe kommen. — Im allgemeinen 
bleiben aber unsere Eidechsen meist lange scheu und furchtsam und 
werden überhaupt nur schwer zahm; zur Paarungszeit streiten sie 
sich unter lebhaftem Gequieke herum und fressen dabei die ihren 
Gegnern abgebissenen Schwanzstücke meistens auf; übrigens ist 
bei dieser Art der Schwanz weit weniger brüchig als bei anderen 
Lacertiden. 


2. Psammodromus algirus: Squamae colli laterales dorsalibus minores, 
ceterum similes. Collare nullum; scuta ventralia aequalia, digiti 
subtus laeves. Cauda corpore plus guam duplo longior. — Long. 
20—27 cm. 

Lacerta algira Linne Syst. nat. I, pag. 203, 16 (1758). —Ameiva 
algira Meyer Synops. reptil. pag. 29, 8 (1795). —Scincusalgirus 
Latr. Hist. natur. d. reptil. II, pag. 73 (1802). — Algira barbarica 
Guer. Menv. Iconogr. regne anim. tab. 5, fig. 2 (1829). -— Psammuros 
algira Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Tropido- 
saura algira Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 168, ı (I839). — Al- 
gira algira Boettg. Abh. Senckb. Ges. XIII, pag. 116 (1883). — 
Psammodromus algirus DBouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. III, 


pag. 67. 9 (1887). 


Typus: Supra obscure olivaceus vel cupreus, striüis ad latera fla- 
vescentibus binis,; subtus albidus, concolor. — Long. 20—27 cm. 


var. a) Dorso linea media nigrescente. 
var. b) Striis flavescentibus obscure limbatis aut maculatıs. 
var. c) Striis flavescentibus plus minusve obsoletıs. 


v 


364 Lacertidae. 


Der Körper ist schlank und ziemlich gleich dick, der etwa vier- 
seitig pyramidale Kopf etwas flachgedrückt, um ein Drittel länger 
als hinten breit, von rückwärts nach vorne zu sehr allmählich, aber 
ziemlich stark zugespitzt verschmälert, mit senkrechten Seiten. 
Die Vorderbeine reichen nicht ganz bis zur Schnauzenspitze, die 
hinteren bis in die Achselgegend, der Schwanz übertrifft die doppelte 
Körperlänge bedeutend. 

Das Rostrale ist breiter als lang, fünfseitig, die zwei oberen 
Seiten sehr groß und ım stumpfen Winkel zusammenstoßend, die 
seitlichen kleiner und ziemlich senkrecht gestellt. Das nach außen 
stark verschmälerte Internasale ist quer, viel breiter als lang, die 
ziemlich großen Präfrontalen hingegen deutlich länger als breit. 
Das nach rückwärts mäßig ver- 
engte Frontale ist in seiner zweiten 
Hälfte ziemlich gleichbreit, an 
den Seiten- und Hinterrändern 
schwach bogig, nach rückwärts in 
eine kurze Spitze ausgezogen. Die 
Frontoparietalen sind in der 
Jugend etwa so lang als breit, 
während im Alter die Länge die 
Breite meist etwas überwiegt. Das 
Interparietale und das Occipitale 
sind schmal, beide ziemlich gleich- 
breit, ersteres länger, nach hinten 
verschmälert, letzteres trapezisch. 
Die Parietalen sind länger als 
breit, nach außen von zwei läng- 
lichen Supratemporalen begrenzt. 
Der ziemlich lange und schmale 
Palpebraldiskus zeigt nach außen 
hin keine Körnerreihe, das vordere 

Fig. 74 seiner Schilder ist meist etwas 

Psammodromus algirus Linne. größer als das hintere. Die ziem- 

BrESUCSERRGRHDREn. lich großen Nasenlöcher sind weit 
nach vorn, am äußersten Ende des Canthus rostralis gelegen und von 
kreisförmiger Gestalt. Das Postnasale und das Zügelschild sind ziemlich 
gleichhoch, beide etwas schief von vorn nach hinten und unten gerichtet, 
das Frenookulare etwa so hoch als lang. Supraciliaren sind in der Regel 
vier vorhanden, von denen gewöhnlich das zweite alle anderen be- 
deutend an Ausdehnung übertrifft und meist sehr lang und stabförmig 
ist. Von den nicht sehr zahlreichen aber ziemlich großen unregelmäßig 
polygonalen Schläfenschildern sind die größeren flach, die kleineren 
schwach der Länge nach aufgetrieben, das Tympanale gewöhnlich 
sehr entwickelt; von den sieben Supralabialen sind die ersten drei 
ziemlich viereckig, meist etwas höher als breit, das vierte trapezisch 
oder dreieckig, das fünfte unter dem Auge gelegen. Das Mentale 
ist groß, die sechs schmalen Sublabialen von vier Paar Submaxillaren 
begrenzt, die Ohröffnung ziemlich kreisförmig. Die sehr großen, 
hinten in eine ziemlich lange Spitze ausgezogenen Körperschuppen 

















Psammodromus. 365 


sind auf der Oberseite des Rumpfes meist in 25 Längsreihen ge- 
ordnet, die Halsseiten zwischen Ohröffnung und Vorderbeinen zwar 
feiner, aber sonst wie der Rücken beschuppt, die Achseln und die 
Hinterseite der Schenkel fein gekörnt, desgleichen zieht sich hinter 
der kleinen, schiefen Schulterfalte vor der Wurzel der Oberarme 
ein Streifen feiner, glatter Körnerschuppen hin. Kopf und Rumpf 
sind unten mit ziemlich kleinen, mehr schuppenartigen Schildern 
bedeckt, welche flach, rhombisch oder mehr oder weniger sechseckig 
und am Hinterrande verrundet sind; auch sind sie schwach auf- 
einander geschindelt und selbst auf der Schwanzwurzel noch ziem- 
lich deutlich. Die Kehlfurche und das Halsband sind vollkommen 
verwischt, die Ventralen gewöhnlich in sechs Längsreihen gestellt. 
Das Anale ist fünfeckig, die Präanalschuppen zahlreich. Die 16 
bis 20 Schenkelporen sind von drei Schuppen umgeben, wovon 
eine den zwei anderen an Größe nachsteht. Die schwach kompressen 
Zehen sind unten mit einer Reihe glatter, aufeinander geschindelter 
Täfelchen bedeckt, die Nägel mäßig lang, spitz und gebogen. Die 
Schwanzschuppen sind unten schmäler als auf der Oberseite. 

Die Oberseite ist heller oder dunkler olivenfarben, auch kupfer- 
braun, meist lebhaft gold- oder kupferglänzend, oft mit grünlichem 
oder perlmutterartigem, mitunter selbst violettem Schimmer, na- 
mentlich im Alter, überflogen. Beiderseits des Körpers finden sich 
je zwei gelbe Streifen, die bei helleren Stücken oft dunkel oder schwärz- 
lich, obwohl nicht scharf gesäumt oder gefleckt sind, und deren obere 
vom Rande des Hinterkopfes bis zur Schwanzspitze hinziehen, 
während die beiden unteren vom Mundwinkel bis zum After ver- 
laufen. In manchen Fällen zeigt sich auch noch über der Mittellinie 
des Rückens ein mitunter ziemlich scharfer, schwarzer Längsstreif, 
in anderen Fällen können wieder selbst die Seitenstreifen bis zum 
Verschwinden undeutlich werden. Die Schläfen besitzen gewöhnlich 
ebenfalls einen goldgelben Längsstreif und in der Achselgegend 
findet sich fast immer eine kleine Partie von unregelmäßigen, braunen, 
schwarz umsäumten Tropfenflecken. Die Unterseite ist stets ein- 
farbig, weißlich, gold- oder grünlich metallglänzend. 

Das Männchen zeichnet sich durch den Besitz von zwei lebhaft 
blauen Axillarflecken aus, welche etwa 3—7 Schuppen umfassen, 
meist dunkel gesäumt sind und mitunter noch von einigen derartigen 
hintereinanderstehenden Flecken gefolgt werden; das Weibchen hat 
nur zwei kleine Achselflecken. 

Die Jungen sind von den Alten wenig verschieden, nur daß sie 
gewöhnlich eine ziemlich dunkelbraune, in der Dorsalzone manch- 
mal sogar schwarze Grundfarbe besitzen und entweder gar keinen 
oder nur geringen Metallglanz zeigen; die Bauchseite hat gewöhnlich 
im Leben einen Stich ins Lila. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 20—27 cm. 

Diese Art, unstreitig die schönste aller europäischen Eidechsen, 
hält sich an öden und wüsten Örtlichkeiten auf, die mit zerklüftetem, 
spaltenreichen Kalkfels und Gerölle bedeckt und mit Gestrüppe von 
strauchartigen immergrünen Pflanzen bewachsen sind. Die er- 
wachsenen Tiere sind äußerst scheu und flüchtig, daher sehr schwer 


366 Lacertidae. 


zu fangen, während die jungen weit träger und leicht zu erbeuten 
sind; ergriffen schreien sie laut, beißen und schlagen mit dem langen 
Schwanz um sich, ja selbst in den Fangsack gesteckt quieken sie oft 
noch lange Zeit, sperren beim Herausnehmen den Rachen auf und 
schnappen nach der sie fassenden Hand. Sie klettern gerne im 
Gesträuch und auf Bäume und vergraben sich mitunter auch in 
warmen Sand. 

Psammodromus algirus kommt von der Mittelmeerküste Frank- 
reichs nach Westen hin durch die ganze Pyrenäische Halbinsel vor; 
der östlichste mir bekannte Standort ist Montpellier; nach Strauch 
soll er auch auf den südlich von Toulon gelegenen Hyeres’schen 
Inseln gefunden werden. — Das von älteren Autoren behauptete 
Vorkommen im griechischen Archipel hat sich durch neuere For- 
schungen als irrtümlich erwiesen und dürfte namentlich der durch 
Ehrhard von den Cycladen erwähnte Psammodromus algirus 
nichts anderes als die daselbst nicht seltene goldgelbe Form der 
Lacerta major sein. 

In der Gefangenschaft ist diese Eidechse anfangs sehr ungestüm 
und bissig, sperrt bei Annäherung des Menschen den Rachen auf und 
geht wohl auch auf ihn los, ihm dabei oft recht empfindliche Bisse 
versetzend; doch verliert sie diese unangenehmen Eigenschaften 
bald und wird in verhältnismäßig kurzer Zeit recht zahm. Der mit 
einer Sandschicht und mit zahlreiche Schlupfwinkel gewährenden 
Steinbrocken ausgestattete Käfig muß, da das Tier gegen Kälte 
sehr empfindlich ist, stets warm gehalten werden, das hineingestellte 
Trinkgefäß mit das Herauskommen ermöglichenden entsprechend 
großen Steinen am Boden belegt sein, weil sonst die Gefangenen 
häufig ertrinken. Als Futter sind Heuschrecken, Libellen, kleinere 
Schmetterlinge und Fliegen nebst nackten Raupen zu reichen, auch 
werden mitunter kleine Eidechsen nicht ungern genommen; an 
Fleisch sind die Tiere nur schwer zu gewöhnen. Zusammengehaltene 
Männchen balgen sich zur Paarungszeit unter lautem Gequieke oft 
lebhaft herum, daher es geraten ist, dieselben zu dieser Periode zu 
isolieren, da es sonst ohne Verlust der langen Schwänze, die eine 
Hauptzierde dieser Art bilden, kaum abgeht. Die sonst größten 
Feinde der Eidechsen, die Schlangen, scheinen der in Rede stehenden 
nicht besonders gefährlich zu sein, da algirus wegen der hinten stark 
zugespitzten Schuppen nur mit dem Kopfe voran verschlungen wer- 
den kann, während er von hinten ergriffen wegen der sich sträubenden 
Schuppen nicht hinabgebracht und übrigens oft schon nach dem ersten 
Schrei gleich losgelassen wird. 

Statt der hier beschriebenen Art erhält man durch Händler 
mitunter die ihr ähnliche, algierische Zerzumia Blanci Lat. geliefert, 
die sich aber schon durch die quer erweiterten Bauchschilder, deren 
zwei mittlere Reihen etwas kleiner sind, von Psammodromus algirus 
leicht unterscheiden läßt. 


Algiroides. 367 


5. Gattung. Algiroides. 

Bibr. Bory Exped. scient Moree, Rept. pag. 67 (1832) 
Notopholis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 342 (1830). 
Scutum swpraoculare primum conspricuum. 

Nares infra tria scutella supra suturam vostralis cum Primo 
labiali. 

Tempora scutellata. 

Collare conspicuum, liberum. 

Squamae notaei magnae, acutae, carinatae et imbricatae. 


Im allgemeinen der Gattung Lacerta sehr nahestehend und 
von derselben hauptsächlich durch die Form der Schuppen unter- 
schieden, welche wenigstens am Rücken groß, flach, sehr deutlich 
geschindelt und scharf aufliegend gekielt sowie immer in sehr regel- 
mäßige Reihen gestellt sind. Der Discus palpebralis ist nach außen 
stets durch eine Körnerreihe gesäumt, das über der Naht des Rostrale 
mit dem ersten Supralabiale liegende Nasenloch hinten stets von 
zwei kleinen, übereinandergestellten Postnasalen begrenzt, die etwa 
zusammengenommen so hoch als das darauf folgende Zügelschild 
sind. Die Schläfen sind mit mäßig großen, meist ziemlich schilder- 
artigen Schuppen bedeckt, die zwischen sich häufig ein größeres 
Massetericum einschließen. Die Kehlfurche ist tief und sehr deutlich, 
das aus größeren Schuppen gebildete Halsband nur am Grunde an- 
gewachsen. Die Halsseiten sind zwischen dem Ohr und den Vorder- 
beinen mit vollkommen kugeligen Körnerschuppen bedeckt, welche 
ganz glatt oder höchstens nach oben zu kaum merkbar gekielt sind. 
Die ziemlich viereckigen Bauchschilder sind stets in sechs Längs- 
reihen gestellt, die ebenso wie die Querreihen vollkommen gerade 
angeordnet sind, und deren mittlere und äußere den dazwischen- 
liegenden an Breite etwas nachstehen. Die Beine sind kurz, mit 
sowohl unten als auch seitlich durchaus glatten Zehen; der Schwanz 
ist mäßig lang. Das etwa halbkreisförmige Anale ist sehr groß, fast 
die ganze Aftergegend bedeckend. 

Die Algiroides sind scheue und flüchtige Tiere, welche an offenen 
Stellen in Gesteinsspalten leben, aus denen sie nur bei Sonnenschein 
hervorkommen, ihr Gelege besteht gewöhnlich nur aus zwei aber 
verhältnismäßig ziemlich großen Eiern. 

Die drei südeuropäischen Arten dieser Gattung könnnen durch 
nachfolgende Merkmale unterschieden werden: 

A. Die Rücken- und die Seitenschuppen ziemlich gleichgroß, so 
daß im Durchschnitt nur eine einzige Schuppenreihe der Länge 
eines Bauchschildes entspricht; Massetericum oft ziemlich 
undeutlich oder fast fehlend. Hinterbeine höchstens bis zu 
den Achseln reichend. 

I. Hinterbeine lange nicht bis zu den Achseln reichend, Anale 
gewöhnlich beiderseits mit einem bis zwei Schildern. Ober- 
Seite einfarbig" .N..: „Fitzingeri Wem 

II. Hinterbeine fast bis zu den Achseln reichend, Anale beider- 
seits von etwa I2 men umgeben. Körperseiten mit 
heller Baängssinie 79392 7.2... u. mare ode FB 


368 Lacertidae. 


B. Rückenschuppen etwa doppelt so groß als die Seitenschuppen, 
so daß in der Regel zwei Querreihen der letzteren auf eine der 
ersteren kommen. Hinterbeine die Achseln oft etwas über- 
ragend, Auge am Unterrande gewöhnlich von dem sechsten 
Supralabiale begrenzt. . nigropunctatusDum. Bibr. 


1. Algiroides Fitzingeri: Squamae dorsales lateralibus magnitudine 
subaequales. Scutum massetericum nullum vel minimum, anale, 
scutello uno vel binıs ad latera. Pedes postici axıllas haud 
contingentes. Cauda corpore duplo longior. — Long. I0O—I2 cm. 

Lacerta nigra Fitzing. Classific. pag. 52, 16 (1826). — Noto- 
pholis Fitzingeri Wiegm. Herpetol. mexic. I, pag. Io, 6 (1834). 
Lacerta Ritzinereriı Dum. Bibr. Erpetol.gener.) Vs pasrones 
(1839). — Tropidepholis Fitzinseri. Fitz. Syst. reptil21 par 
21 (1843). — Tropidophorus nigra WVretschko in Fitzing. Bild. 
Atl. d. Wirbelth. pag. 8ı (1867). — Tropidopholis nigra Fitzing. 
Bild. Atl. z. Naturg. d. Wirbelth. III, fig. 44 (1867). — Algiroides 
Fitzingeri Bedr. Abhandl. Senckenb. Ges. XIV, pag. 405 (1886). 


Der Körper ist klein und schlank, der Kopf flach, in der Backen- 
gegend am breitesten, nach vorne schnell und ziemlich stark verengt 
mit sehr sanft abfallender Schnauze; seine Seiten sind ziemlich 
senkrecht, die Zügelgegend kaum merkbar der Länge nach vertieft, 
die Schnauzenkante verrundet und wenig ausgesprochen. Die Vorder- 
beine reichen etwa bis zum Vorderrande der Augen, die hinteren 
höchstens bis zu den Achseln, obwohl sie in der Regel hinter dieser 
Länge bedeutend zurückbleiben. Der Schwanz ist anderthalb bis 
zweimal so lang als der Körper, erst gegen Ende verdünnt. 

Das Rostrale ist deutlich nach hinten übergewölbt, vom Inter- 
nasale durch die in der Mittellinie zusammenstoßenden Supranasalen 
gewöhnlich getrennt, das Frontale fast 
durchaus gleich breit, nach vorne und 
hinten beinahe gleich stark dreieckig 
vorgezogen. Die Frontoparietalen sind 
klein, quer fünfeckig, bedeutend kürzer 
als das gegen sein ziemlich breit abge- 
stutztes Hinterende verschmälerte Inter- 
parietale, welches das etwa ebenso breite 
trapezische Occipitale an Länge um das 
Doppelte übertrifft. Der Discus palpe- 
bralis ist am Außenrande in seiner ganzen 
Erstreckung durch feine Körnerschuppen 
gesäumt, das vordere seiner Schilder 
stets deutlich größer als das hintere. 
Die großen Parietalen sind gestreckt, 
ziemlich gleich breit, nach außen in der 
Regel von zwei bis drei Supratemporal- 
schildchen begrenzt, deren erstes bedeutend größer als die folgenden 
ist. Das Auge ist oben von vier länglichen Supraciliaren, nach unten 
von dem fünften Supralabiale begrenzt, welches von geringer Höhe und 
nach unten nur wenig oder kaum verschmälert ist. Die Schläfen sind 








Fig. 75. 


Algiroides Fitzingeri Wiegm. 


Algiroides. 369 


mit unregelmäßig polygonalen Schildern bedeckt, welche nach vorne 
und unten gewöhnlich klein und körnig, nach oben und hinten gegen 
die Ohröffnung zu aber meistens größer und auch flacher werden. 
Ein Massetericum ist nur selten angedeutet. Von den sechs Sub- 
maxillaren sind die zwei vorletzten sehr groß, das letzte Paar kleiner 
als das zweite. Der Unterkopf ist vor der Kehlfurche mit schief 
gestellten, länglich sechseckigen, hinter ihr aber mit rundlichen, 
in der Mitte nach rückwärts bedeutend vergrößerten und deutlich 
geschindelten Schuppen bedeckt. Das stark gezähnelte Halsband 
zeigt wenige, in der Regel nur fünf, aber ziemlich große Schuppen, 
von denen die mittlere weitaus die größte ist. Die Körperschuppen 
sind vollkommen rhombisch, schief nach auswärts gerichtet, mit 
diagonalen Kielen, hinten in eine kurze Spitze ausgezogen, die des 
Rückens von denen der Seiten nicht verschieden und ebenso lang 
als die Bauchschilder, in der Regel in zwölf Längsreihen gestellt. 
Das große Anale ist hinten gewöhnlich jederseits von einem bis zwei 
kleinen Schildchen begrenzt, während dessen mehr oder weniger 
bogige Vorderrand von sechs bis sieben kleineren Schuppen gesäumt 
wird. Die Anzahl der Schenkelporen beträgt ıı—ı3. Der gut 
abgesetzte, in der Basalhälfte ziemlich gleichdicke Schwanz ist mit 
mehr länglich rechteckigen Schuppen bedeckt, welche oben sehr scharf 
und stark erhaben gekielt und an ihrem deutlich gebuchteten Hinter- 
rande in eine kurze, aber scharfe Spitze ausgezogen, unten aber 
schwächer gekielt und nur spitzwinkelig sind. 

Die Färbung ist oben eintönig olivenbraun, unten an der Kehle 
perlgrau, gegen die Schnauzenspitze blau, die Vorderbeine grünlich, 
der Bauch und die Hinterbeine dottergelb. Frisch gehäutete Stücke 
sind mehr rein olivenfarbig, während die eben ausgekrochenen Jungen 
eine hell nußbraune Oberseite mit eingestreuten schwarzen Punkten 
zeigen; ihre Unterseite ist hell chokoladebraun. 

Unter allen europäischen Eidechsen ist Fitzingeri die kleinste 
Art, indem ihr Gesamtausmaß in der Regel nur zehn bis elf, höchstens 
aber zwölf Zentimeter beträgt, wovon oft der Schwanz über zwei 
Drittel wegnimmt. 

Diese in unseren Sammlungen und Terrarien noch ziemlich sel- 
tene Eidechse ward bisher nur auf Sardinien und Corsica gefunden, 
woselbst sie stellenweise sehr häufig ist und sich unter Steinen und 
losen Baumrinden, sowie auch in alten Mauern aufhält; die korsi- 
kanischen Stücke sind gewöhnlich größer als die aus Sardinien 
stammenden. 

Im Käfige ist das Tier nicht schwer durchzubringen, voraus- 
gesetzt, daß es gegen Kälte, die es kaum lange verträgt, gehörig ge- 
schützt ist. Sein Bedürfnis nach Wasser ist gering und es trinkt 
nur selten und wenig. Bei gehöriger Pflege pflanzt es sich im Käfige 
auch fort. Meine Gefangenen legten ihre zwei, an Größe denen der 
Lacerta muralis wenig nachstehenden Eier Ende Mai in den Sand 
unter den Wassernapf, wahrscheinlich weil hier stets ein gewisser 
Grad von Feuchtigkeit herrschte; aus den daselbst ruhig liegen ge- 
lassenen Eiern krochen nach etwa Ir Wochen die Jungen aus, deren 
Größe einer neugeborenen muralis ebenfalls nicht viel nachgab. 

Schreiber, Herpetologia europaea. 24 


370 Lacertidae. 


2. Algiroides moreotieus: Squamae dorsales lateralibus magnitudine 
aequales. Scutum massetericum conspicuum, anale scutellis 
utrinque quatuor ad latera. Pedes postici axillas contingentes, 
cauda corpore sesquilongior. — Long. IO—I2 cm. 


Algiroides moreoticus Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree. 
Reptil. pag. 67, 10, tab. X, fig. 5, a, b, c (1832). — Lacerta moreo- 
tica Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 192, 2 (1839). — Notopholis 


moreotica Bonap. Amphib. europ. pag. 32, I9 (1839). — Algira 
Cuvieri Gray Catal. of Slend. tong. saur. Ann. nat. hist. I, pag. 283 
(1839). 


Typus: Supra olivaceus, lateribus nigro-alboque variegatis utringue 
linea flavescente institutis. 


var. Linea flavescente maculisque lateralibus plus minusque obsoletis. 


Algiroides moreoticus var. Doriae Bedrg. Beitr. z. Kenntn. 
d. Lacert. Fam. pag. 422 (1886). 


Der Körper ist weniger schlank als bei der vorigen Art, der 
Kopf in der Stirngegend am höchsten, von da nach vorne und hinten 
schwach nach abwärts gewölbt mit kurzer, nach vorne schnell ver- 
rundeter und stumpfer Schnauze. Die Kopfseiten fallen steil ab, 
der Canthus rostralis ist verrundet, die Zügelgegend schwach der 
Länge nach vertieft, die Ohröffnung weit nach unten gerückt. Die 
Vorderbeine reichen über die Augen hinaus, die hinteren bis zu den 
Achseln. Der allmählich in eine ziemlich kurze Spitze ausgezogene 
Schwanz ist etwa anderthalbmal so lang als der übrige Körper. 

Der Pileus ist im ganzen von gewöhnlicher Bildung. Das Fron- 
tale ist breit und kurz, nach rückwärts mäßig erweitert, mit buch- 
tigen, in der Mitte verrundet vor- 
tretenden Vorder- und bogigen Seiten- 
rändern, hinten als mäßige Spitze 
zwischen die Frontoparietalia einge- 
schoben. Die Parietalen sind länger 
als breit, hinten leicht verrundet, nach 
außen von größeren Schildern gesäumt 
und nach innen oft bis zur gegen- 
seitigen Berührung erweitert, wodurch 
dann das Interparietale und das Oc- 
cipitale voneinander getrennt werden. 
Von den zwei letztgenannten Schildern 
ist das erstere auffallend schmal, 

Fig. 76. doppelt so lang als breit, vierseitig, 

Algiroides moreoticus. Bibr. Bory. hinten lang und scharf zugespitzt und 
etwa anderthalbmal so lang als das 

ziemlich breite, kurz dreieckige Occipitale. Die Postnasalen sind 
klein, das Frenale fast halb so groß wie das Frenookulare. Die 
Schläfen sind mit etwa 16—20 ungleichseitig polygonalen, zum Teile 
schwach geschindelten Schildern bedeckt, die gewöhnlich ein größeres 
Massetericum einschließen und mitunter die Spur eines Kieles zeigen. 
Von den 7—9 Supralabialen steht das fünfte unter dem Auge. Die 
rhombischen Körperschuppen sind diagonal gekielt, hinten ziemlich 
scharf zugespitzt, am Rücken wenig größer als an den Seiten, die 





Algiroides. >17 


unterste Reihe von den ihnen an Länge gleichen Bauchschildern 
nicht scharf geschieden. Die Schuppen auf der Oberseite der Glied- 
maßen sind ebenfalls gekielt, von den etwas längeren und stärker 
zugespitzten Schwanzschuppen ist die mittlere Reihe gleichseitig. 
Die Unterseite des Kopfes ist vorne mit länglich sechseckigen Schup- 
pen bedeckt, die nach hinten breiter, quer und deutlich geschindelt 
werden. Sublabialen sind 6—7, Submaxillaren sechs jederseits vor- 
handen. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald weniger deutlich, das 
schwach gezähnelte Halsband besteht aus 7—9 aufeinander geschin- 
delten Schuppen, deren mittlere die größte ıst. Das nicht scharf 
abgegrenzte Brustdreieck enthält 6—7 Schuppen, von den in etwa 
22—24 Quer- und in 6 Längsreihen stehenden Ventralen sind die 
äußersten klein, trapezisch und sehr deutlich geschindelt, die mitt- 
leren etwas größer, fünfeckig, ebenso lang als breit, die anderen 
sechseckig und sehr breit. Das große Anale ist vorne von zwei läng- 
lichen Schildern, seitlich von kleinen Schuppen gesäumt, die ı2 bis 
15 Schenkelporen sind ziemlich groß, röhrenförmig, ihre beiden 
Reihen in der Analgegend einander fast bis zur Berührung genähert, 
die unteren Schwanzschuppen rhombisch, sehr stark gekielt und 
scharf zugespitzt. 

Der Körper ist oberseits olivenfarben, die Flanken schwärzlich, 
weiß gefleckt; ein vom Unterrande des Auges entspringender gelber 
Streifen zieht sich über Hals und Rumpf bis an die Schwanzwurzel 
hin, die Lippenschilder zeigen stellenweise dunkle Flecken. Die 
Unterseite ist im Leben schön grüngelb, bei Jungen mehr bläulich. 
— Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa I2 cm. 

Bei der auf der Insel Zante vorkommenden Varietät Doriae 
Bedrg. ist der helle Seitenstreif grünlichgrau, gegen den Schwanz 
zu verschwindend und nach unten von einer Längsreihe bläulich 
grauer, kleiner Flecken begleitet, denen sich an der Wurzel der Vor- 
derbeine einige ebenso gefärbte Augenflecken zugesellen. Die Unter- 
seite ist blau. 

Diese, wie es scheint, auch in ihrer Heimat sehr seltene Art 
ward bisher nur im südwestlichen Griechenland am Plateau von 
Kubeh in Messenien, sowie auf den jonischen Inseln Kephallonia 
und Zante gefunden; ich selbst erhielt das Tier vom Taygetos-Ge- 
birge. Es lebt wie seine Gattungsverwandten auf offenen Stellen 
die mit zerklüfteten, ab und zu mit Gras und Buschwerk besetzten 
Felsen bedeckt sind. 


3. Algiroides nigropunetatus: Sgquamae dorsales lateralibus duplo ma- 
jores. Massetericum saepius obsoletum, anale scutellis 8&—IO 
parvis limbatum. Pedes »bostici axıllas contingentes vel super- 
antes. Cauda corpore sesgquilongior. — Long. 13—I6 cm. 


Lacerta nigropunctata Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 19o, I 
(1839). — Notopholis nigropunctata Bonap. Amph. europ. 
pag. 52, 18 (1839). — Algiroides nigropunctatus Bedrg. 
Abhandl. Senckb. Ges. XIV, pag. 393 (1886). 


Der Körper ist schlank, im Habitus etwa der Lacerta muralis 
gleichend, der ziemlich flache Kopf etwa um ein Viertel oder um 
24* 


= 


372 Lacertidae. 


ein Drittel länger als breit, die sehr wenig abfallende Schnauze ziem- 
lich stark zugespitzt; seine Seiten sind fast senkrecht, die Backen- 
gegend meist schwach aufgetrieben. Die Vorderbeine ragen ge- 
wöhnlich über die Augen, die Hinterbeine etwas über die Achseln 
hinaus oder erreichen sie zum mindesten; der an der Basis-deutlich 
abgeplattete, hier fast vierseitige Schwanz ist nach hinten allmäh- 
lich ziemlich dünn ausgezogen, seine Länge die des Körpers etwa 
um die Hälfte überwiegend. 

Das Rostrale ist deutlich übergewölbt, vom Internasale gewöhn- 
lich durch die Supranasalia getrennt. Die Präfrontalen sind meist 
etwas länger als breit, das Frontale breit, nach hinten nur schwach, 
aber doch deutlich verengt, nach vorn viel weiter als nach rück- 
wärts vorgezogen. Die Frontoparie- 
talen sind in der Regel ebenfalls 
länger als breit, das Interparietale 
von sehr wechselnder Größe, obwohl 
bei normalen Stücken meist kleiner 
und namentlich entschieden schmäler 
als das nach hinten gewöhnlich stark 
erweiterte Occipitale. Die Parietalen 
sind nach außen zu in ihrer Vorder- 
hälfte von einem großen, länglichen 
Supratemporale begrenzt; der Discus 
palpebralis ist schmäler als das Fron- 
tale, das vordere seiner Schilder nur 
wenig größer als das hintere. Das 
Frenale ist verhältnismäßig sehr 
groß, dem Frenookulare an Größe 
wenig oder auch gar nicht nach- 
stehend, die Schläfen mit ziemlich 
kleinen und zahlreichen, unregel- 
mäßig polygonalen Schildchen be- 
deckt, dıe ein Massetericum von sehr 





Fig. 77. verschiedener Form und Größe, 
Algiroides nigropunctatus D. B, Manchmal auch gar keines, einschlie- 
a Rückenschuppen. ßen. Die Zahl der Supralabialen ist 


ebenfalls ziemlich unbeständig, im 
allgemeinen etwa von sieben bis neun wechselnd, das Auge unten 
in der Regel von dem sechsten, manchmal aber auch von dem 
fünften oder siebenten Lippenschilde begrenzt; die Ohröffnung zeigt 
oben am Vorderrande ein großes Schildchen. Von den sechs Paar 
Submaxillaren ist das dritte und vierte sehr groß, das letzte etwa so 
groß wie das erste. Die Kehlschuppen sind schmal, schief länglich 
sechseckig, die Halsschuppen größer, quer rundlich sechseckig, die 
mittleren nach rückwärts nicht merklich vergrößert. Das schwach 
gezähnelte Halsband besteht aus etwa sieben bis neun großen, auf- 
einander geschindelten Schuppen. Die Körperschuppen sind im 
Nacken mehr gerundet sechseckig, schwach konvex, am Rücken 
aber rhomboidisch, diagonal gekielt, mit stumpfer oder selbst abge- 
rundeter Spitze, nach rückwärts allmählich in die länglich recht- 


Algiroides. 373 


eckigen, am Hinterrande kurz winkelig zugespitzten Schwanzschup- 
pen übergehend. Die Seiten des Rumpfes sind mit bedeutend klei- 
neren, aber mehr gewölbten Schuppen bedeckt, die auch weniger 
ausgesprochen geschindelt und nicht so scharf gekielt sind, als die 
Rückenschuppen; von den letzteren stehen in der Mitte des Körpers 
meistens II bis 12, von den Seitenschuppen fünf bis sechs (ausnahms- 
weise aber auch bis neun) in einer Querreihe. Im Durchschnitt 
entsprechen etwa zwei Querreihen der Seitenschuppen einer der 
Rückenschuppen. Die mittleren Bauchschilder sind meist sogar 
schmäler als die äußersten und kaum halb so breit als die daran 
stoßenden. Das Anale ist sehr groß, halbkreisförmig, vorn etwa 
von 8—Io unregelmäßig polygonalen Schildchen umgeben. Die 
Vorderseite des Oberarmes ist mit drei bis vier großen,’ sehr stark 
in die Ouere erweiterten platten Tafeln bedeckt; eine Reihe ähn- 
licher, von deltoidischen Schuppen begleiteter Schilder findet sich 
auch auf der Vorderseite der Schenkel, deren Hinterseite wie die 
des Oberarmes körnig beschuppt ist. Die in der Analgegend ein- 
ander oft stark genäherten Schenkelporen betragen in der Regel 
etwa I5 (I4—Iß8) in jeder Reihe. 

Die Färbung der Oberseite kann von einem lebhaften Zimmt- 
braun durch Graulich, Olivenfarben oder Nußbraun bis nahezu ins 
Schwarze abändern; letzteres ist namentlich bei jungen oder eben 
aus den Winterquartieren kommenden Stücken der Fall. Mit Aus- 
nahme ganz dunkler Tiere ist überdies die ganze Oberseite fast immer 
noch mit mehr oder weniger zahlreichen schwarzen Punkten besetzt, 
die bald regellos zerstreut, bald aber auch wieder ziemlich deutlich 
gereiht erscheinen; diese Punkte, die gegen das Schwanzende ge- 
wöhnlich verschwinden, sind übrigens nur klein, da sie höchstens 
die Größe einer halben Schuppe erreichen. Desgleichen sind auch 
oft an den Rumpfseiten weißliche Schuppen eingestreut, sowie auch 
der Schwanz nicht selten Reihen derartiger Flecke zeigt, die durch 
an der Spitze weiß gefärbte Schuppen entstehen. An den Beinen, 
und zwar besonders an den hinteren, sind häufig weißliche, mitunter 
schwarz umrandete Tropfenflecken zu bemerken. 

Die Unterseite dagegen ist nach Alter, Geschlecht und Jahres- 
zeit sehr verschieden gefärbt. Ganz junge oder eben aus dem Winter- 
schlaf erwachte Tiere zeigen unten ein einförmiges Blei- oder Perl- 
grau, das nur an der Kehle öfters ins Bläuliche zieht. Diese Färbung 
geht aber sowohl bei den Jungen als auch bei den Weibchen an der 
Kehle bald in ein satteres Blau und an den übrigen Körperteilen 
mit Ausnahme des Schwanzes in ein mehr oder weniger lebhaftes 
Grün- oder Strohgelb über, das nur an den Körperseiten durch eine 
rote Zone begrenzt wird. Letztere dehnt sich dann beim Männchen 
mit fortschreitender Jahreszeit immer weiter nach unten aus, bis 
sie endlich von beiden Seiten in der Mitte zusammenstoßend den 
ganzen Bauch intensiv ziegelrot färbt. Diese Farbe dehnt sich aber 
auch auf die Unterseite der Beine und zur Brunstzeit noch auf deren 
Oberseite, sowie auch am Rumpfe bis gegen die jetzt intensiv zimmt- 
braun gewordene Rückenzone hinauf. Da nun zugleich die Kehle 
eine tief azurblaue Farbe annimmt, die sich einerseits bis auf die 


374 i Lacertidae. 


Brust, anderseits selbst bis auf den Oberkopf erstreckt, so bilden 
solche im vollen Hochzeitsschmuck prangende Männchen eine wirk- 
lich prachtvolle Erscheinung. 

Die Größe. beträgt im erwachsenen Zustande 14—I6 cm; Wer- 
ner gibt zwar dafür 20 cm an, ich selbst habe aber so große Tiere 
niemals zu Gesichte bekommen und unter den zahlreichen Stücken, 
die mir unter die Hände kamen, war nur ein einziges Mal ein Exem- 
plar, das etwas über I7 cm maß. 

Algiroides nigropunctatus ıst, von der Südgrenze Krains an durch 
das ganze Karstgebiet über fast alle westlichen Küstenländer des 
adriatischen und jonischen Meeres, obwohl sehr ungleichmäßig, ver- 
breitet. 

Häufig ist das Tier im österreichischen Küstenland, woselbst 
es durch die ganze Grafschaft Görz und Gradisca, im Gebiete von 
Triest, sowie auch auf der istrischen Halbinsel stellenweise in Menge 
vorkommt; auf den dazu gehörigen Inseln traf ich es nur auf Veglia 
häufig, wo es namentlich in der Nähe von Ortschaften an alten 
Mauern unsere Lacerta muralis vertritt. Auf den anderen Inseln, 
selbst auf Cherso, von wo es Werner als häufig anführt, habe ich 
dasselbe nur sehr vereinzelt angetroffen. Desgleichen ist diese Eidechse 
auch ın Dalmatien höchst selten und kommt auch in der Herzego- 
wina nur stellenweise häufiger vor, wie beispielsweise bei Kojnica, 
bei Bilek und Drah, ferner an der Trebinjcica, bei Fatnica, und im 
Tale von Ljubomirsko polje. Dagegen erscheint sie wieder in grö- 
Berer Menge in Griechenland, daselbst in Epirus, Akarnanien, sowie 
auf Korfu und Kephallonia die Stelle der muralis vertretend und 
einzeln auch auf kleineren jonischen Inseln vorkommend. Am häu- 
figsten scheint die Art auf Korfu zu sein, von wo aus sie derzeit 
auch fast ausschließlich in den Handel kommt. 

Im österreichischen Küstenlande hält sich das Tier vorzugs- 
weise im wüsten, mit groben Felsblöcken bedeckten Karste auf, 
der ab und zu mit kleinen Grasflächen und Gebüsch untermischt ist. 
Im Frühjahre häufig, ist das Tier im Sommer kaum zu sehen, da 
es um diese Zeit nur in den ersten Morgenstunden und gegen Sonnen- 
untergang herauskommt, während der sengenden Sonnenglut aber 
in den Spalten des Gesteins versteckt bleibt. Obwohl ungemein 
flüchtig, und daher im allgemeinen nicht so leicht zu fangen, fällt 
es doch meistens seiner Neugierde zum Opfer, indem es, verscheucht, 
nach einiger Zeit fast immer wieder hervorkommt, um sich seinen 
Feind anzusehen oder vielleicht auch, weil es die Gefahr, die ihm 
gedroht hat, bald wieder vergißt. Wenn man daher beim Fange 
die Geduld nicht verliert und ruhig und unbeweglich auf das Wieder- 
erscheinen des entflohenen Tieres wartet, so wird man dasselbe fast 
immer erbeuten und ist es mir sogar öfters gelungen, einzelne Stücke, 
die mir selbst schon ein paarmal hintereinander aus der Schlinge 
geschlüpft waren, schließlich doch noch dingfest zu machen. 

Da nıgropunctatus vorwiegend niedere Lagen liebt, so findet man 
ihn hauptsächlich am Fuße der Berge, während er höher hinauf rasch 
abnımmt. Obwohl nach Veith in der Herzegowina stellenweise 
noch bis 555 m vorkommend, habe ich ihn doch im österreichischen 


Lacerta. 375 


Küstenlande höchstens bis 300 m hoch, und auch da schon nur 
mehr sehr vereinzelt angetroffen. Im letzteren Gebiete findet man 
ihn fast überall in Gesellschaft der Lacerta fiumana, mit der er auch 
die geographische Verbreitung teilt, indem er nach Westen zu den 
Isonzofluß nicht mehr überschreitet. 

Diese Art pflanzt sich schon vor Erreichung ihrer vollkommenen 
Größe fort und habe ich auch halbwüchsige Exemplare mit zwei 
Eiern im Uterus angetroffen; drei Eier fand ich überhaupt nur ein 
einziges Mal. 

Die Gefangenschaft verträgt das Tier gut, ist auch gegen Kälte 
nicht sehr empfindlich und wird in verhältnismäßig kurzer Zeit recht 
zutraulich und zahm. 


6. Gattung. Lacerta. 
Linne Syst. nat. I, pag. 200, Io5 (1758). 
Scutum supraoculare primum et quartum nec non occipitale con- 
spicua. 

Nares supra suturam rvostralis cum primo supralabiali. 
Palpebrae liberae, per longitudinem fissae. 
Collare distinctum. 
Squamae notaeı parvae. 
Digiti subtus et ad latera laeves. 
Scuta ventralia per series rectas juxtapositae. 


Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald auch wieder mehr 
kräftig und gedrungen, der etwa pyramıdale Kopf nach vorn bald 
mehr, bald weniger steil abfallend und verschmälert, mit wenigstens 
vor den Augen senkrechten Seiten und nicht besonders entwickelter 
Schnauzenkante, unter deren Vorderende die rundlichen, mittel- 
großen Nasenlöcher liegen. Die Augenlider sind längsgespalten, 
das Trommelfell ist deutlich. Die an der Spitze ausgerandete Zunge 
ist mittellang, mit schuppenförmigen, geschindelten Warzen bedeckt, 
der Gaumen bald bezahnt, bald zahnlos. Der im allgemeinen wenig 
deutliche Hals ist beiläufig so lang oder auch etwas kürzer als der 
Kopf, die denselben bedeckende Haut von den Ohren bis zu den 
Schultern hin mehr oder weniger deutlich der Länge nach gefaltet. 
Der stets gerundete Rumpf ist entweder ziemlich walzig oder auch 
von oben schwach niedergedrückt, der den Körper an Länge ge- 
wöhnlich stark überwiegende Schwanz bei den meisten Arten schon 
von der Basis angefangen allmählich und stark nach hinten ver- 
dünnt. Die Beine sind im ganzen nur mäßig entwickelt, die vorderen 
höchstens bis zur Schnauzenspitze, die hinteren nur selten über 
die Achseln reichend, an ersteren der Daumen stets am kürzesten, 
auf den dann in wachsender Länge der fünfte, zweite, dritte 
und vierte Finger folgen, die beiden letzteren übrigens unterein- 
ander wenig verschieden; an den Hinterfüßen sind die vier ersten 
Zehen stufig vergrößert, die fünfte nicht länger als die zweite. Sämt- 
liche Finger sind übrigens zylindrisch oder von der Seite etwas zu- 


376 Lacertidae. 


sammengedrückt, weder seitlich gesägt, noch unten gekielt, an den 
Gelenken schwach knotig verdickt, mit meist ziemlich kurzen aber 
gewöhnlich stark gekrümmten und scharf zugespitzten Krallen. 
Das Rostrale ist fünfseitig, breiter als lang, der Mundrand am 
längsten, die Labialränder am kürzesten, die zwei oberen Seiten in 
stumpfem Winkel zusammentretend. Die Supranasalen stoßen in 
der Mitte der Schnauzenspitze meistens zusammen, das Internasale 
ist quer und fast immer breiter als lang. Die Präfrontalen sind nach 
außen stets mehr oder weniger erweitert, das etwa länglich 'sechs- 
eckige Frontale ist nach hinten fast immer, obwohl nur mäßig ver- 
engt. Die Frontoparietalen sind unregelmäßig fünfseitig und, wenig- 
stens bei erwachsenen Tieren, in der Regel länger als breit, das 
Interparietale ist symmetrisch fünfeckig oder deltoidisch, das Occi- 
pitale dreieckig oder trapezisch, die relative Größe beider Schilder 
bei den einzelnen Arten übrigens sehr verschieden, jenes nach rück- 
wärts fast immer verengt, dieses hingegen erweitert. Supraokularen 
sind ausnahmslos vier vorhanden, die beiden mittleren sehr groß, 
das erste stets bedeutend kleiner als das vierte; der Discus palpe- 
bralis ist nach außen häufig durch feine Körnerschuppen gesäumt. 
Die Parietalia sind die größten aller Kopfschilder, am Hinterrande 
meistens ziemlich breit abgestutzt, am Außenrande oft durch läng- 
liche Supratemporalen gesäumt. Die Bekleidung der Kopfseiten ist 
nach den Arten ziemlich verschieden, und daher auch in systema- 
tischer Beziehung gut verwendbar. Die Nasenlöcher liegen ent- 
weder der durch das Rostrale und erste Labiale gebildeten Naht 
unmittelbar an, oder sind etwas von ihr entfernt nach aufwärts ge- 
rückt. Das Postnasale ist bald einfach, bald doppelt, im letzteren 
Falle das eine stets wenigstens teilweise über das andere gestellt. 
Das Frenale ist von sehr wechselnder Größe, jedoch immer deutlich 
kleiner als das am Augenrande stets winkelige oder verrundet aus- 
geschweifte Frenookulare, welches überhaupt das größte Schild der 
ganzen Zügelgegend ist. Das Auge ist nach oben stets von einer 
Reihe länglicher Supraciliarschilder begrenzt, die Schläfen sind teils 
mit Schildern, teils mit Schuppen bedeckt, welche im letzteren Falle 
häufig ein Scutum massetericum einschließen; die Ohröffnung zeigt 
am Vorderrande nach oben zu fast immer ein größeres, längliches 
Tympanale. Von den sieben bis acht Supralabialen sind die vor 
dem Auge stehenden in der Regel mehr viereckig und höher als lang, 
das unter dem Auge liegende das größte, merklich länger als hoch, 
nach unten beiderseits verschmälert, am Hinterrande über der Mitte 
in eine deutliche Ecke erweitert. Die Sublabialen, deren Zahl sechs 
nur selten übersteigt, sind alle schmal, länglich fünf- oder vıereckig; 
das Mentale ist gewöhnlich fünfseitig, die vier bis sechs Paar Sub- 
maxillaren sind sehr entwickelt, die beiden Seiten des Unterkiefers 
fast vollständig bedeckend. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald we- 
niger ausgesprochen, das aus größeren Schuppen bestehende Hals- 
band immer sehr deutlich, quer und vollkommen frei, sein Hinter- 
rand bald ganz, bald mehr oder weniger deutlich gezähnt. Die 
Körperschuppen sind im allgemeinen klein und zahlreich, bald mehr 
rundlich und körnerartig, bald mehr flach und länglich; sie sind stets 


Lacerta. 377 


in deutliche Ouerreihen gestellt, nie aufliegend, meist aber stumpf 
dachig, wenn auch oft sehr schwach, gekielt und niemals ausge- 
sprochen geschindelt. Der Unterleib ist mit meist viereckigen, in 
gerade Ouer- und sechs bis zehn Längsreihen gestellten Schildern 
bedeckt, deren äußerste oft allmählich in die daranstoßenden Seiten- 
schuppen übergehen, während die beiden Mittelreihen häufig etwas 
schmäler als die benachbarten sind. Die Beine sind oben der Haupt- 
sache nach wie der Körper beschuppt, die Schenkel unten mit grö- 
Beren, stets flachen Schuppen, die Vorderseite der Gliedmaßen mit 
stark in die Quere erweiterten, etwa sechseckigen Tafeln bedeckt; 
desgleichen sind die Zehen mit hintereinander liegenden viereckigen 
Täfelchen besetzt, welche oben meist länger als unten sind. Die 
Präanalgegend zeigt stets ein großes, queres Analschild. 

Die Lacerten sind flinke und lebhafte Tiere, welche sich meist 
an freien und trockenen Orten, mitunter aber auch im Walde oder 
an feuchten Stellen aufhalten; sie nähren sich hauptsächlich von 
Kerfen und nur die größeren unter ihnen nehmen auch kleine 
Wirbeltiere zu sich; einige Arten naschen mitunter auch gerne an 
süßen Früchten, ja manche derselben, wie beispielsweise serpa und 
fiumana, nähren sich im Hochsommer vorwiegend von Weinbeeren 
und werden hiedurch in einigen Gegenden Dalmatiens bei massen- 
haftem Auftreten recht unangenehm. 

Die Gattung Lacerta ist eine äußerst vielgestaltige, deren mannig- 
fache Formen je nach Ansicht der betreffenden Forscher sehr ver- 
schieden aufgefaßt, und bald in verhältnismäßig wenige Arten zu- 
‚sammengezogen, bald wieder in viele Spezies zersplittert werden. 
Wenn auch das letztere nicht zu billigen ist, so scheint doch auch 
das erstere, namentlich wenn es zu weit geht, nicht geraten und 
glaube ich daher der Vereinigung so vieler, mitunter höchst verschie- 
denartiger Tiere schließlich doch entgegentreten zu müssen, ob- 
gleich ich überzeugt bin, daß ich hiebei auf vielfachen Widerspruch 
stoße. Wenn man aber die betreffenden Tiere in freier Natur be- 
obachtet und sieht, wie oft zwei bisher als Varietäten derselben Art 
betrachtete Formen knapp nebeneinander, ja an der Grenze ihrer 
Verbreitungsbezirke selbst untereinander leben, ohne sich jemals zu 
vermischen und auch nur die geringsten Zwischenformen oder Über- 
gänge zu zeigen, sondern ihre Eigentümlichkeiten auch in ihren 
Nachkommen stets in derselben Weise und unentwegt festhalten 
und bewahren, so ist es wohl kaum tunlich, solche Formen als 
artengleich zu betrachten, da ja der Speziesbegriff eben in der Kon- 
servierung und Vererbung der angestammten Merkmale besteht. Des- 
gleichen zeigen sich derartige Formen meist auch bezüglich ihres 
Vorkommens und ihrer Lebensgewohnheiten häufig so abweichend, 
daß auch in dieser Hinsicht die Verschiedenheit der Art bestätigt 
erscheint. | 

Ich habe daher infolge eingehender Untersuchungen und jahre- 
langer Beobachtung der Lacerten mit der bisher üblichen Vereini- 
gung vieler Formen gebrochen und die mir aus unserem Faunen- 
gebiete bekannten Lacerten in 25 Arten unterschieden. 

Daß übrigens eine zu weit gehende Zusammenziehung der in 


378 Lacertidae. 


Rede stehenden Eidechsen nicht richtig ist, geht auch aus den so 
interessanten und mühevollen Untersuchungen des um die Herpeto- 
logie hochverdienten Prof. v. M&ehely hervor, laut dessen die 
hier als Arten aufgefaßten Formen nicht nur äußerliche, sondern 
auch wesentliche osteologische Unterschiede zeigen. Das Eingehen 
in anatomische Merkmale liegt aber selbstverständlich nicht im Be- 
reiche eines Bestimmungsbuches. 

An Versuchen, diese große Mannigfaltigkeit der Eidechsen in 
gewisse Gruppen zu bringen, hat es übrigens nicht gefehlt und haben 
namentlich Eimer und Bedriaga bei der Behandlung der 
muralisartigen Lacerten dieselben nach der Form des Schädels in 
flachköpfige (dlatycephalae) und hochköpfige (Pyra- 
midocephalae) unterschieden; bei ersteren ist der Kopf niedrig und 
abgeflacht, bei letzteren dagegen hoch, gewölbt und pyramidenför- 
mig. Dazu kamen dann noch die spitzschnauzigen Echsen 
(oxvcephalae), welche in der Regel mit den Flachköpfen zusammen- 
fallen, obwohl dies nicht immer der Fall ist, wie beispielsweise die 
entschieden hochköpfige Lacerta serpa ausgesprochen spitzschnauzig 
ist. Doch haben sich diese Unterscheidungen nicht als stichhaltig 
erwiesen, da die ihnen zugrunde liegenden Merkmale einerseits nicht 
immer genügend scharf ausgeprägt, anderseits aber auch oft nach 
dem Geschlecht verschieden sind und namentlich zu hochköpfigen 
Männchen nicht selten flachköpfige Wefbchen gehören, während das 
Umgekehrte allerdings nicht vorkommt. Hiedurch erklärt sich auch 
der Widerspruch, daß mitunter Eidechsen derselben Art von dem 
einen Forscher zu den Hochköpfen, von dem anderen aber zu den 
Flachköpfen gestellt werden, was offenbar darin seine Begründung 
findet, daß den betreffenden Herpetologen bei ihren Untersuchungen 
entweder nur das eine oder das andere Geschlecht zur Verfügung 
stand. Selbst die bei den genannten zwei Eidechsengruppen in der 
Regel vorkommende Verschiedenheit in der Bildung des knöchernen 
Schädels ist nicht immer konstant und kommen auch in dieser Rich- 
tung mancherlei Zwischenformen vor. 

In neuerer Zeit hat Me&Ehely einen Teil der platycephalen 
Arten, die er phyletisch für älter hält, mit dem Namen der Archaeo- 
lacerten belegt, während er die phyletisch jüngeren als Neolacerten 
bezeichnet. Bei ersteren steht die Naht zwischen dem ersten und 
zweiten Supraciliare immer senkrecht auf dem oberen Augenbogen, 
der Außenrand der Parietalen ist durch das meist keilförmige erste 
Supratemporale ausgeschweift und das Massetericum, welches stets 
höher als breit ist, schief von oben nach unten und hinten gerichtet; 
bei letzteren zieht dagegen die oberwähnte Supraciliarnaht schief 
von unten nach oben und hinten und der Außenrand der Parietalen 
ist zugerundet. 

So interessant und wichtig auch die hier besprochenen Unter- 
scheidungen sind, so können sie dennoch wegen ihrer oft zu geringen 
Schärfe für eine Bestimmungstabelle sämtlicher europäischer La- 
certen nicht verwertet werden und habe ich daher zu dem Ende 
von deren Benutzung absehen müssen. 

Bei der nahen Verwandtschaft der hieher gehörenden Tiere ist 


Lacerta. 379 


nun allerdings deren Unterscheidung und scharfe Bestimmung nicht 
leicht, zumal auch innerhalb einer und derselben von mir als Art 
aufgefaßten Form noch immer eine große Mannigfaltigkeit herrscht 
und namentlich die zur Charakterisierung so wichtige Beschaffenheit 
der Kopfbedeckung nicht selten Abnormitäten aufweist. 

Es kann daher auch die hier gegebene Bestimmungstabelle im 
allgemeinen nur für die Normalformen gelten, die aber selbst bei 
partiellen Abweichungen immerhin ziemlich feststehend sind, wenn 
man bei der Bestimmung stets das ganze Tier ins Auge faßt und 
sich nicht gerade auf jedes einzelne, mitunter der individuellen Ab- 
weichung unterliegende Merkmal steift. 

Da übrigens die meisten Lacerten nur selten vereinzelt, sondern 
an ihren eigentlichen Wohnorten fast immer in Menge, ja häufig 
sogar massenhaft angetroffen werden, so wird der Sammler gewöhn- 
lich in der Lage sein, die betreffenden Tiere in größerer Menge zu 
erhalten und dann bei der Untersuchung eines reichlichen Materiales 
den der Art eigentümlichen, bei den meisten Exemplaren in gleicher 
Weise wiederkehrenden Charakter von ab und zu auftretenden in- 
dividuellen’ Abweichungen oder Abnormitäten leicht unterscheiden 
können. Für die unzweifelhaft sichere Bestimmung jedes verein- 
zelten Stückes kann die gegebene Bestimmungstabelle allerdings 
nicht garantieren, doch möge man, falls man nur eine einzelne Eidechse 
zur Verfügung hat, namentlich bei Untersuchung der Kopfbeklei- 
dung stets beide Seiten betrachten, da die oft vorkommenden Un- 
regelmäßigkeiten und Abweichungen in der Beschilderung häufig 
nur einseitig auftreten, während die andere Seite nicht selten die 
normale, für die Art charakteristische Bildung zeigt. 

Schließlich wird bei einer zweifelhaften Bestimmung das Nach- 
lesen der ausführlichen Diagnose, in der auch stets die mir bekannt 
gewordenen Abweichungen angeführt sind, sowie die genaue Ver- 
gleichung mit der dazu gehörenden Abbildung, in den meisten Fällen 
doch eine richtige Bestimmung ermöglichen, zu der endlich auch 
noch der Fundort und die Art des Vorkommens manchmal das ihrige 
beitragen können. 

Es folgt nun hiemit die analytische Zusammenstellung. 

ı Nasenloch von einem einzigen Postnasale begrenzt. 
2 Schenkelporen eine vollständige, von der Analgegend bis zur 

Kniekehle hinziehende Reihe bildend. 

3 Körperschuppen gleich groß oder nach den Seiten zu allmäh- 

lich etwas vergrößert. 
4 Rostrale von dem Internasale durch die zwischen ihnen zu- 
sammenstoßenden Supranasalen getrennt. 
5 Außenrand des Discus palpebralis mit meistens in einer 
Reihe stehenden kleinen Körnern versehen. 
6 Vordere Supralabialschilder vier. 
7 Nasenloch vom Rostrale entfernt. 

8 Naht zwischen dem ersten und zweiten Supra- 
ciliare schief von unten nach oben und rückwärts 
ziehend, Parietalen am vorderen Außenrande nicht 
nach einwärts geschweift. Schwanzwirtel gleich groß. 


380 Lacertidae. 


9 Kopf klein, Schnauze kurz und gerade zuge- 
spitzt. 
ıo Kopf niedrig, stark depreß, Halsband voll- 
kommen ganzrandig. 
ıı Massetericum vorhanden 
muralis Laur. 
IT 2 fehlend 
hispanica Steind. 
10’ Kopf mäßig hoch, gewölbt, Halsband schwach 
gezähnelt. Schwanzschuppen hinten in eine 
scharfe, mit einem über dieselbe hinaus- 
ragenden kleinen Dörnchen versehene Spitze 
ausgezogen . . .„ fiumana We 
9’ Kopf groß mit lang und geschweitt zugespitzter 
Schnauze, Schuppen am Rücken mit Scheitel- 
kielen, am Schwanze oben gerade abgestutzt oder 
stumpfwinkelig .. „a. en. se Rp 

8’ Naht zwischen dem ersten und zweiten Supra- 
ciliare auf dem oberen Augenbogen senkrecht ste- 
hend, Parietalen am vorderen Außenrande durch 
das nach rückwärts verschmälerte erste Supratem- 
pörale deutlich nach einwärts geschweift. Masse- 
tericum höher als breit, oval, schief von oben nach 
unten gerichtet, Schwanzwirtel abwechselnd länger 
und kürzer IM Ir Baxreo la’ 

7' Nasenloch an das ee stoßend. 

8 Halsband schwach gezähnelt, gewöhnlich u län- 
gere Supratemporalen, obere Schwanzschuppen 
stumpfwinkelig. 

9 Rückenschuppen glatt oder höchstens nach 
hinten zu sehr undeutlich gekielt. Iris achatrot. 
]onıca Lern, 

9’ Rückenschuppen mit deutlichen Scheitelkielen. 
Isis silberfarben . ... = =» . taurıeagsı, 

8 Halsband vollkommen ganzrandig. Supratempo- 
ralen von den anderen Schläfenschildern häufig 
nicht verschieden. Rückenschuppen sehr klein, 
körnig, glatt, Schwanzschuppen hinten vollkommen 
gerade abgestutzt .. . „.. .„. Lilfor disGuame 

6’ Vordere Supralabialen fünf, Massetericum meist ,feh- 

lend. 

7' Kopf groß, hinten sehr stark backenartig erweitert 

Bedriagae Cam. 

7' Kopf klein, hinten schwach und nicht backenartig 

ErWEIDERB N a a eDan Ic ae 

5' Außenrand des unmittelbar an die Supraciliaren anlie- 

genden Discus palpebralis ohne Körner, Schläfen mit ver- 

hältnismäßig ziemlich großen, aber nicht sehr zahlreichen 
flachen Schildern. 


Lacerta. 381 


6 Vordere Seitenecken des Frontale stumpfwinkelig, 
Nasenloch vom Rostrale entfernt, Rückenschuppen 
länglich sechseckig, deutlich gekielt, obere Schwanz- 
schuppen hinten spitz ausgezogen. Schwanz unter dop- 
pelter Körperlänge . . . ee eLNIDET 2 Jact. 

6' Vordere Seitenecken des Frontale als mehr oder we- 
niger lange Spitze zwischen die Präfrontalen und das 
zweite Supraokulare eingeschoben. Nasenloch an das 
Rostrale stoßend. Rückenschuppen rundlich körnig, 
glatt, obere Schwanzschuppen hinten gerade abgestutzt, 
Schwanz mindestens zweimal so lang als der übrige 
Körper; wi . peloponnesiaca Bibr. 

4’ Rostrale mit dem Internasale in kürzerer oder längerer 

Naht zusammenstoßend, ersteres vom Nasenloche nicht be- 

rührt. Nur ein großes Supratemporale; Schwanzwirtel ab- 

wechselnd kürzer und länger. 

5 Kopf auffallend lang mit stark verjüngt zugespitzter 
Schnauze. Frontale schmal, mindestens so lang wie sein 
Abstand von der Schnauzenspitze. Parietalen am vor- 
deren Außenrande abgestutzt oder sehr seicht ausge- 
schweift. Supranasale von dem Frenale durch das bis 
zum Internasale reichende Postokulare getrennt. 

sardoa Peracca. 

5‘ Kopf kurz mit ziemlich breit verrundet zugespitzter 
Schnauze. Frontale kurz und breit, etwa so lang wie sein 
Abstand von der Schnauzenspitze. Parietalen am vor- 
deren Außenrande stark nach innen geschweift; das oben 
nach rückwärts verlängerte Supranasale mit dem Frenale 
in kurzer Naht zusammenstoßend, hiedurch das Post- 
nasale vom Internasale entfernt ..Horvathı Meh. 

3’ Rücken in der ganzen Breite des Pileus mit großen, verrundet 
länglich sechseckigen und scharf gekielten Schuppen, neben 
welchen beiderseits eine schmälere Zone viel kleinerer und 
kürzerer hinzieht. Bekleidung des Pileus häufig unregelmäßig, 
namentlich oft zwischen den Parietalen drei unpaare Schild- 
eher. emratilcala Kebk 

2 Schenkelporen e eine e unvollständige, gegen die Kniekehle hin all- 
mählich verschwindende Reihe bildend. Rostrale mit dem Inter- 
nasale zusammenstoßend. Parietalen am vorderen Außenrande 
deutlich nach einwärts geschwungen. Schläfe mit großen, wenig 
zahlreichen Schildern. Supratemporale und Massetericum sehr 
entwickelt, letzteres höher als breit, schief von oben nach unten 
und hinten gerichtet. Abwechselnde Schwanzwirtel an Länge 
stark verschieden. Halsband grob gezähnelt 
Derjugini Nik 
ı Nasenloch hinten von zwei wenigstens teilweise übereinander ste- 
henden Postnasalen begrenzt. 
2 Occipitale klein, bedeutend schmäler als das Frontale. 

3 Rostrale von dem Internasale durch die zwischen ihnen zu- 

sammenstoßenden Supranasalen getrennt. 


382 Lacertidae. 


4 Vordere Supralabialen vier, Halsband grob sägeartig ge- 
zähnt, Rückenschuppen länglich, scharf gekielt. 

5 Nasenloch das Rostrale berührend oder wenigstens er- 

reichend. Vorderbeine bis zu den Nasenlöchern reichend. 

6 Schläfen mit zahlreichen, meist weit über zwanzig be- 
tragenden Schildern, Ventralen in acht Längsreihen. 

7' Kopf mit stark geschweift zugespitzter Schnauze und 

stark backig angeschwollener vorderer Schläfen- 

gegend. Erstes Supraokulare sehr klein, Außenrand 

der Supraciliaren mit zusammenhängender Körner- 

reihe. Tympanicum vorhanden. Körperschuppen 

mit je einem, Schwanzschuppen mit mehreren schwar- 

zen Flecken. Junge wenigstens im weiblichen Ge- 

schlechte mit 3—7 kontinuierlichen oder aus ge- 

reihten Punkten bestehenden hellen Längsstreifen. 

Unterseite stets ungelleckt . ‘. . . major Bose 


7 Kopf mit kaum geschweift zugespitzter Schnauze 
und- nur schwach erweiterter vorderer Schläfen- 
gegend. Erstes Supraokulare von mäßiger Größe, 
Außenrand der Supraciliaren mit gewöhnlich nicht 
zusammenhängenden, meist nur wenigen oder selbst 
fehlenden Körnern. Tympanicum fehlend. Ober- 
seite mit größeren oder kleineren häufig auch auf den 
Schwanz fortgesetzten schwarzen Flecken. Junge 
an den Rumpfseiten mit hellen, schwarzgesäumten 
Ocellen. Unterseite meist schwarz gefleckt 

schreiberı Bears 


6’ Schläfen mit wenigen, gewöhnlich unter zwanzig be- 
tragenden Schildern und zwei langen Supratemporalen. 

7 Tympanale fehlend oder wenn vorhanden, so doch 
wenigstens durch eine Schuppenreihe vom letzten 
Supratemporale getrennt. Oberseite grün, meist 
mit mehr oder weniger eingestreuten schwarzen, 
mitunter auch gelben Schuppen. Weibchen und 
bräunliche Junge oft mit 2—4 hellen Streifen oder 
lesenreihenz. u er. os shvıraıdıs Baur 


7' Tympanale vorhanden und mit dem letzten Supra- 
temporale zusammenstoßend. Oberseite grün oder 
braun, wenigstens in der Jugend mit 3—5 hellen 
Tängsstreiten. sw... Wow lstrigatalkın 


5 Nasenloch vom Rostrale entfernt, zwei Supratemporalen. 
6 Außenrand des Discus palpebralis fast immer wenig- 
stens mit einzelnen Körnern. Postnasalen stets genau 
übereinander stehend, Vorderbeine bis zu den Nasen- 
löchern, hintere bis gegen die Achseln reichend. Schwanz 
mindestens von doppelter Körperlänge viridis Laur. 

6’ Außenrand des Discus palpebralis stets ohne Körner, 
oberes Supranasale gewöhnlich teilweise auch dem 
Frenale aufgesetzt. Vorderbeine nicht bis zu den 


Lacerta. 383 


Nasenlöchern, hintere nicht viel über die Rumpfmitte 
reichend. Schwanz unter doppelter Körperlänge 

agılis Linne. 

4 Vordere Supralabialen fünf, Halsband ganzrandig, .‚Rücken- 

schuppen rundlich, glatt, Schwanzschuppen oben abgestutzt. 

Kopf niedrig, depreß; nur ein größeres Supratemporale. 

5 Anale die dasselbe umgebenden Schilder an Größe weit- 

aus übertreffend. 

6 Massetericum meist vorhanden; obere Schwanzschuppen 
glatt, von den unteren die zwei mittleren Reihen etwa 
doppelt so breit als die übrigen 

oxycephala D.'B, 

6’ Massetericum stets fehlend; obere Schwanzschuppen 
längs der stumpfen Kiele beiderseits eingedrückt, 
von den unteren die zwei Mittelreihen etwas breiter 
als die übrigen . . . . graeca Bedrg. 

5' Anale klein, höchstens doppelt so » groß wie eines der vor 
ihm stehenden Schildchen; obere Schwanzschuppen kaum 
gekielt, von den unteren die zwei Mittelreihen kaum 

Breiten als'dkeitbrigen‘ "ii. YO ertzeni Wern| 

3’ Rostrale mit dem Internasale in kürzerer oder längerer Naht 
znsammenstoßend. Occipitale beträchtlich kürzer und breiter 
als das Interparietale. Öberstes Postokulare von dem Parie- 
tale derselben Seite durch das dazwischenstehende letzte 
Supraokulare und vordere Supratemporale getrennt. Rücken- 
schuppen relativ groß, verrundet, Schwanzschuppen mit ab- 
wechselnd kürzeren und längeren Wirteln, die oberen scharf 
gekielt, von den unteren die zwei Mittelreihen deutlich breiter 
als die übrigen. . . . . mosorensis Kolomb. 

2’ Occipitale sehr groß, nach hinten stark erweitert und daselbst 
viel breiter als das Frontale. Discus palpebralis am Außenrande 
von einer Körnerreihe gesäumt. Schläfen mit großen Schildern 
ohne Massetericum aber mit zwei langen Supratemporalen. 

Halsband grob sägeartig gezähnt. Rückenschuppen klein, 

körnig, Bauchschilder in acht Längsreihen.. ocellata Daud. 


1. Lacerta oxycephala: Caput cum corpore depressum. Rostrum 
valde acuminatum scutellis postnasalibus duobus, supralabialibus 
anterioribus quingue. Tempora granoso-scutellata masseterico 
plerumgue distincto. Squamae laeves, dorsales parvae, rotun- 
datae, planiusculae, caudales subconvexae, apice truncatae. 
Sulcus gularis vix conspicuus, collare integrum. Scuta ventralia 
per series sex disposita, subcaudalium series mediae adjacentibus 
duplo latiores. — Long. 1I5—20 cm. 


Lacerta oxycephala Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 235, 
ıo. part. (1839. — Lacerta oxycephala Bedrg. Beitr. z. Kenntn. 
d. Lacert. Fam. Abhdlg. d. Senckenb. naturf. Gesellsch. XIV, pag. 276 
(1886). 


Typus: Supra grisescens, nigro-punctata aut veticulata, subtus cum 
cauda nigro-annulata coerulea. 


384 Lacertidae. 


var. Supra nigrescens, picturis lucidioribus plus minusve obsoletis. 


Lacerta oxycephala var. Tomasini Schreib. Verhandl. d. 
zool. bot. Gesellsch. Wien. XLI, pag. 580 (1891). 


Der deutlich abgeflachte Körper ist mäßig schlank, der ziemlich 
niedrige Kopf gestreckt, in der Wangengegend am breitesten, nach 
hinten kaum, nach vorn aber sehr stark zugespitzt verschmälert, 
im ganzen von ziemlich regelmäßig dreieckiger Gestalt; seine Seiten 
fallen steil oder selbst senkrecht ab, seine Oberfläche ist am Scheitel 
vollkommen platt, von den Augen nach vorn zu aber ziemlich stark 
und häufig in konkavem Bogen abschüssig, so daß dadurch die 
Schnauze bei typischen Stücken fast eine hechtartige Form erhält. 
Die Vorderbeine ragen selten viel über die Augen hinaus, die Hinter- 
beine reichen im Mittel etwa bis zu den Schultern, obwohl sie dieses 
Ausmaß manchmal etwas überschreiten oder auch dahinter zurück- 
bleiben können. Der an der Wurzel breite und flachgedrückte, sehr 
dünn auslaufende Schwanz ist etwa anderthalbmal, höchstens doppelt 
so lang als der übrige Körper. 

Das Rostrale ist klein, nach rückwärts stark dreieckig verschmä- 
lert und oft so weit auf den Pileus übergewölbt, daß es mitunter das 
Internasale erreicht, obwohl diese 
beiden Schilder durch die dazwischen 
eingeschobenen Supranasalen ge- 
wöhnlich mehr oder weniger vonein- 
ander getrennt sind. Die Präfron- 
talen sind meist deutlich länger als 
breit, das verhältnismäßig kurze aber 
ziemlich breite Frontale ist nach 
hinten gewöhnlich merklich, oft aber 
auch kaum oder selbst gar nicht 
verschmälert, seine Außenränder fast 
immer geschwungen, seine Hinter- 

Fig. 78. seiten in äußerst stumpfem Winkel 

Lacerta oxycephala Dum. Bibr. Zusammenstoßend. Die Frontoparie- 

| talen und das Interparietale sind 

ziemlich gleich lang, letzteres wohl immer viel länger als breit, in der 
Regel fünfeckig und nach hinten verschmälert, manchmal aber auch 
vollkommen parallelseitig, meist aber mit geschwungenen Außen- 
rändern. Das gewöhnlich trapezische Occipitale ist klein und selten 
über halb so lang als das Interparietale.. Der meist stark gewölbte 
Palpebral-Discus ist etwa eiförmig, das dritte Supraokulare gewöhn- 
lich nicht viel kleiner als das zweite; nach außen meist in seiner 
ganzen Erstreckung durch eine feine Körnerreihe von den Supra- 
cıliaren getrennt. Die Parietalen sind lang aber nicht sehr breit, 
hinten verrundet abgestutzt. Das ziemlich große Nasenloch ist 
rundlich, vollkommen am Hinterrande des durch dasselbe stark 
ausgeschnittenen Supranasale und etwas über der Naht des Rostrale 
und ersten Supralabiale gelegen; es ist hinten von zwei übereinander- 
stehenden Postnasalen begrenzt. Das Zügelschild ist gewöhnlich 
ziemlich groß, in der Regel wenigstens so lang als hoch, meist aber 





Lacerta. 385 


deutlich länger. Das Frenookulare ist von gewöhnlicher Bildung, 
die Supraciliarschildchen sind in der Mitte meistens verkleinert. Das 
oberste Postokulare ist mit dem betreffenden Parietale nur selten 
in Berührung, sondern meist durch das dazwischen eingeschobene 
vierte Supraokulare und erste Supratemporale von demselben ge- 
trennt. Die Schläfen sind in der Regel fein gekörnt, mit einem nur 
ausnahmsweise fehlenden Massetericum in der Mitte. Der Oberrand 
des Ohres ist stets von einem länglichen Tympanale begrenzt. Nach 
oben zu sind die Schläfen mit einem langen, nach hinten meist ver- 
schmälerten Supratemporale versehen, das den Außenrand des von 
ihm berührten Parietale fast immer gerade abschneidet oder sogar 
einbuchtet und dann namentlich in letzterem Falle auch von oben 
sichtbar ist; auf dieses genannte Supratemporale folgt mitunter in 
Ausnahmefällen noch ein ähnliches zweites. Von den gewöhnlich 
acht Supralabialen sind die fünf ersten meist ziemlich regelmäßig 
viereckig, das unter dem Auge stehende sechste groß, nach unten 
verhältnismäßig wenig verschmälert. Die Kehlfurche ist kaum 
unterscheidbar, das vollkommen ganzrandige Halsband aus Ir bis 
13 mittelgroßen Schuppen gebildet. Die Oberseite ist mit vollkommen 
gleichartigen, kleinen, ganz aufliegenden Schuppen bedeckt, welche 
am Rücken ziemlich flach, etwa linsenförmig und absolut glatt sind, 
sich auch zwischen den Hinterbeinen nur wenig vergrößern aber 
daselbst mehr sechseckig werden und dann ziemlich plötzlich in die 
ebenfalls glatten länglich viereckigen, hinten vollkommen gerade 
abgestutzten und etwas quer gewölbten Schwanzschuppen über- 
gehen. Die sehr regelmäßig viereckigen Bauchschilder sind in sechs 
Längsreihen geordnet, deren mittlere und äußerste etwas kleiner 
und ziemlich gleich groß sind; im allgemeinen entsprechen etwa drei 
quere Schuppenreihen der Länge des einzelnen Bauchschildes. Das 
große Anale ist gut doppelt so breit als lang und wird gewöhnlich von 
sechs Präanalschildern umgeben, deren zwei mittlere stark vergrößert 
sind; die Anzahl der Schenkelporen beträgt meistens 20 bis 24, ob- 
wohl sie übrigens auch bis auf 16 herabsinken kann; derAbstand 
beider Reihen ist etwa der Breite des Anale gleich. Von den Sub- 
caudalen sind die zwei mittleren Reihen doppelt so breit als die daran- 
stoßenden. 

Bezüglich der Färbung zeigen sich wenige Lacerten so beständig, 
wie die in Rede stehende Art, von der eigentlich nur zwei Varietäten 
vorkommen i 

Die typische oxycephala zeigt oberseits gewöhnlich ein helleres 
oder dunkles Asch- oder Blaugrau, das mitunter ins Gelbliche, Grün- 
liche ja selbst Bronzefarbige neigt und bei lebenden Tieren im Sonnen- 
schein nicht selten mehr oder weniger ins Metallische schimmert. 
Diese Grundfarbe wird von zahlreichen schwärzlichen Flecken durch- 
setzt, die sich fast immer zu einem unregelmäßigen Netzwerk ver- 
binden, das die Hauptfarbe in ihren Maschen als helle Tropfenflecken 
einschließt; nebstdem sind noch häufig einzelne schwarze Punkte 
über den Rücken verstreut. Der namentlich nach vorne zu meist 
hellere Kopf ist mit gewöhnlich ziemlich symmetrischen, auf den 
Parietalen in der Regel am ansgeprägtesten schwärzlichen Zeich- 

Schreiber, Herpetologia europaea. 25 


386 Lacertidae. 


nungen besetzt, der graublaue, nicht selten aber auch blaue, blau- 
grüne oder selbst schön grüne Schwanz zeigt auf den abwechselnden 
Wirtelgrenzen quere schwarze Halbringe, bei jüngeren Stücken an 
den Schuppennähten schwarze Längsstriche. Die ganze Unterseite 
ist einfarbig blaugrau. 

Eine zweite Form (var. Tomasinii Schreib.) ist oben mehr oder 
weniger pechschwarz, mit oft erst nach längerem Liegen in Wein- 
geist schwach hervortretenden helleren Tropfenflecken, die Unter- 
seite ist prachtvoll stahl- oder lasurblau, bei den Weibchen meist 
weniger intensiv. Sonst sind die Tiere in beiden Geschlechtern voll- 
kommen gleich, während die Jungen die Färbung der Stammform 
zeigen und erst im zweiten Jahre schwarz werden. 

Lacerta oxycephala ist eine Felsenechse, welche nur im kahlen, 
zerklüfteten und wüsten Karstgestein lebt und jedes, auch noch so 
kleine mit Erde, Gras oder Moos bedeckte Fleckchen Bodens auf das 
sorgfältigste meidet. In der Nähe bewohnter Orte kommt sie übrigens 
auch auf Häusern und Legmauern vor und bieten ihr namentlich die 
zahlreichen Zwischenräume der letzteren beliebte und sichere Schlupf- 
winkel. Sie ist in ihren Bewegungen äußerst flink und gewandt, 
huscht mit blitzartiger Schnelligkeit in allen Richtungen über das 
Gestein und vermag auch ziemlich weite Sprünge zu vollführen. 
Außer ihrem Elemente ist sie dagegen auffallend unbeholfen, und 
wenn es dem Sammler glückt, ein gejagtes Tier auf bewachsenen 
Boden zu treiben, so fällt es ihm daselbst leicht zur Beute. 

Im Frühjahre kommt diese Eidechse ziemlich zeitlich aus ihrem 
Winterlager hervor und die in höheren Lagen lebenden sieht man oft, 
selbst wenn die Gegend noch teilweise mit Schnee bedeckt ist, auf 
schneefreien Felsen behaglich in der Sonne liegen; im allgemeinen 
pflegen die Männchen früher als die Weibchen zu erscheinen. Sobald 
es dann wärmer wird, je nach dem Wohnorte im März oder April, 
schreiten die Tiere zur Fortpflanzung, während welcher Zeit sich die 
beiden Geschlechter paarweise zusammenhalten. Die in der zweiten 
Hälfte des Monates Juni gelegten Eier sind von denen unserer ge- 
meinen Mauer-Eidechse kaum zu unterscheiden und liefern nach 
etwa sechs Wochen die gegen 5 cm langen Jungen. 

Oxycephala hat eine geringe geographische Verbreitung und ist 
nur auf einen verhältnismäßig kleinen Teil der Balkanhalbinsel be- 
schränkt, indem sie bloß in Dalmatien und einigen dazugehörenden 
Inseln, sowie in der Herzegowina und in Montenegro vorkommt. 
Für diese Gebiete ist sie aber streckenweise eine ebenso häufige als 
charakteristische Erscheinung. Die Nordgrenze ihres Verbreitungs- 
bezirkes scheint der Fluß Kerka zu bilden, auf dem Festlande geht 
sie weiter nach Norden und Westen als auf den Inseln, von denen 
meines Wissens Lesina die letzte ist, auf der sie noch vorkommt. 
Es erstreckt sich demnach ihr Areale nur über zwei Breite- (44—42) 
und etwas über drei Längengrade (I6—19,30, v. Greenwich). 

Dagegen ist die vertikale Verbreitung der Art eine ziemlich 
bedeutende, indem sie vom Meeresstrande bis über I400 m Seehöhe, 
stellenweise häufig zu finden ist; doch ist dies bezüglich beider Varie- 
täten verschieden und während die lichte Stammform im Durch- 


Lacerta. 387 


schnitt mehr in den Tieflagen und höchstens bis 600 m aufwärts 
angetroffen wird, ist die schwarze Tomasinii eine vorwiegende Be- 
wohnerin der höheren Regionen. 

In der Gefangenschaft ist oxycephala, obwohl ich anfangs mit 
ihr auch keine guten Erfahrungen gemacht hatte, doch bei guter 
Pflege recht haltbar und wird auch in kurzer Zeit ganz zahm. Eine 
Hauptsache für ihr Wohlbefinden ist eine reichliche Ernährung, 
da die Tiere ungemein gefräßig sind; dabei haben sie noch die vielen 
anderen Eidechsen nicht zukommende gute Eigenschaft durchaus 
nicht heiklich zu sein und keine Abwechselung im Futter zu bean- 
spruchen, so daß sie beispielsweise die ganze Saison hindurch mit 
stets gerne genommenen Mehlwürmern ernährt werden können. 
Wegen ihrer Streitsucht und ihres zänkischen Wesens tut man gut, 
die Art nicht mit anderen zusammenzuhalten, da sie, wenn sie schon 
zahm ist, ihre Käfiggenossen zwar nicht angreift, wohl aber in der 
Ernährung beeinträchtigt, indem sie denselben fortwährend das 
Futter entreißt, wodurch namentlich schwächere Mitbewohner in 
ihrem Wohlbefinden gar sehr gefährdet werden. 


2. Lacerta Bedriagae: Caput postice valde dilatatum cum corpore 
depressum. Rostrum breviter acuminatum scuto postnasali unico, 
supralabialibus anterioribus 4—5. Tempora granoso-scutellata 
masseterico saepius obsoleto. Squamae dorsales parvae, granosae, 
laeves, caudales supra obtuse carinatae postice truncatae. Sulcus 
gularıs parum conspicuus, collare integrum. Scuta ventralia 
per series sex disposita, subcaudalia aequalia. — Long. 15—20 cm. 


Lacerta exycephala Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 235, 
part. (1839). — Podarcis oxycephala Bonap. Amph. europ. in 
Mem. r. acad. sc. Tor. ser. 2, II, T. II, pag. 385. part. (1839,.— Lacerta 
oxycephala var. reticulata Bedrg. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 
82 (1881). — Lacerta oxycephala subspp. Bedriagae Camer. 
Monogr. Saur. ital. Mem. r. acad. sc. Tor. ser. II, T. XXXVI, pag. 48 (1885). 
— Lacerta Bedriagae Bedrg. Abh. Senckbg. naturf. Ges. XIV, 
pag. 284 (1886). — Lacerta muralis var. Bedriagae Bouleng. 
Catal. Liz. Brit. Mus. III, pag. 34 (1887). Lacerta reticulata Mehely 
Mater. zu ein. System. u. Phylog. d. mur. ähnl. Eid. Ann. Mus. nat. Hung. 
VII, pag. 476 (1909). 

Typus: Supra virescens, maculis lineisve transversis saepe con- 

fluentibus atris irregulariter variegata, subtus (&) rubescens. 


var. a) Ut supra, sed corpore fuscescente. 

var. b) Dorsum maculis creberrimis nigris confluentibus ocellis parvis 
viridibus notatum. 

var. c) Supra fascris transversis fuscescentibus aut atris alternantibus 
notata. 

var. e) Dorsum antice fere concolor, atrum, postice irregulariter 
fusco-nigrove variegatum. 

juv. Supra ocellis latera versus majorıbus signata. 


Der Körper ist kräftig und ziemlich gedrungen, der Kopf merk- 
lich niedergedrückt, von den Augen nach vorne zu stark, aber nicht 
sehr lang zugespitzt verschmälert und steil abfallend, in der Schläfen- 
gegend auffallend breit und backenartig aufgetrieben. Am Hinter- 


23 


388 Lacertidae. 


haupte vollkommen horizontal, fällt die Schädeldecke von den 
Augen nach vorne zu ganz allmählich und oft nur sehr wenig ab; 
die Schnauzenspitze selbst zeigt sich mitunter schwach aufgeworfen, 
der Rand des Oberkiefers ist von den Augen nach rückwärts zu bogig 
nach aufwärts geschwungen, die Länge des Pileus ist etwa zweiundein- 
halbmal ım Rumpfe enthalten. Der sehr breite und ebenfalls stark 
plattgedrückte, in der Mitte kaum bauchig erweiterte Rumpf zeigt 
keine halsartige Einschränkung, ja ist sogar hinter dem Kopfe oft 
breiter als letzterer. Von den Beinen erreichen die vorderen gewöhn- 
lich die Schnauzenspitze oder ragen wenigstens immer über die 
Augen hinaus, während die hinteren an den Körper angelegt, mit der 
längsten Zehe etwa bis zu den Achseln langen. Der kräftige, an der 
Wurzel verdickte und oben abgeplattete Schwanz ist etwa andert- 
halbmal so lang als der übrige Körper. 

Das Rostrale ist fünfeckig, breiter als hoch, nach oben spitz und 
ziemlich weit auf den Pileus übergewölbt, die Supranasalen sind 
gegeneinander stark dreieckig ver- 
schmälert und stoßen in der Mittel- 
linie der Schnauze in kurzer Naht 
oder selbst nur mit ihren Spitzen 
zusammen. Das Internasale ist 
quer, sechseckig, merklich breiter 
als lang, mit seiner vorderen Spitze 
manchmal die hintere des Rostrale 
berührend, die verhältnismäßig kur- 
zen und breiten Präfrontalen sind 
von gewöhnlicher Bildung. Das 
Frontale ist breit, höchstens so 
lang als sein Abstand von der 
Schnauzenspitze, nach vorne stets 
Fig. 79. mehr oder weniger, oft sogar sehr 
stark bogig erweitert, vorne meist 
mit nach innen geschweiften Seiten, 
hinten kurz zweibuchtig. Der flach 
gewölbte Palpebraldiscus, dessen vorderes Schild gewöhnlich nicht 
viel größer als das hintere erscheint, ist von den Supraciliaren 
durch eine vollständige Körnerreihe getrennt. Die Frontoparietalen 
sind normal, stets merklich länger als breit, ihre Mittelnaht zwei 
Drittel der Frontallänge nur selten übertreffend; das lange Inter- 
parietale ist schmal, mit bald parallelen, bald nach hinten konver- 
gierenden Seiten, das meist bedeutend kürzere aber kaum oder nur 
wenig breitere Occipitale trapezförmig, seltener dreieckig. Die 
Parietalen sind lang, ihr Seitenrand in der Regel gerade, manchmal 
aber vorne auch schwach nach innen geschweift, ihr Hinterrand ab- 
gestutzt, mit verrundeter Außenecke. Das Nasenloch ist höher 
als breit, vom Rostrale sehr deutlich entfernt, über dem ersten Drittel 
des vordersten Supralabiale gelegen, das in der Regel einfache Post- 
nasale höher als lang, nach oben bedeutend verschmälert und größten- 
teils dem ersten Supralabiale aufsitzend, das Frenale fast immer länger 
als hoch, dem zweiten und meistens auch einem Teile des dritten 








Lacerta Bedriagae Bedrg. 


Lacerta. 389 


Supralabiale aufliegend. Das Frenookulare ist von gewöhnlicher 
Bildung, die Supraciliaren sind in der Zahl von 5—7 vorhanden, 
das oberste Postokulare berührt das Parietale derselben Seite fast 
immer wenigstens mit der Spitze. Von den gewöhnlich neun Supra- 
labialen liegt das sechste unter dem Auge. Sublabialen sind gewöhn- 
lich 6, Intramaxillaren 5 vorhanden. Die Schläfen sind mit teils- kör- 
nigen, teils mehr schilderartigen Schuppen besetzt, welche meistens 
ein größeres Massetericum einschließen, das Tympanicum ist schmal 
und länglich, die Ohröffnung groß. Nach oben zu sind die Schläfen 
stets von einem, selten von mehreren, großen, länglichen Supra- 
temporale begrenzt, welchem längs des Außenrandes der Parietalen 
noch einige große Schuppen folgen. Wegen der starken Erweiterung 
der Backengegend ist der größte Teil der Schläfenbeschuppung auch 
von oben sichtbar. 

Die Schuppen sind fein, rundlich und flach körnig, am Rücken 
und auf der Oberseite der Schenkel glatt, auf letzteren noch kleiner 
als auf ersterem, hier etwa 3—4 der Breite eines Ventrale ent- 
sprechend, die länglich rechteckigen, oft abwechselnd längere und 
kürzere Wirtel bildenden Schwanzschuppen dachig gekielt und hinten 
gerade abgestutzt. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald weniger deut- 
lich, nicht selten aber auch nur durch I1—2 Ouerreihen feiner Schup- 
pen angedeutet. Das Halsband ist ganzrandig, ziemlich gerade ver- 
laufend oder nur wenig nach hinten geschwungen, aus 7—13 mittel- 
großen Schuppen bestehend. Von den in sechs Längsreihen stehen- 
den Ventralen sind die zwei mittleren schmäler als die vier äußeren. 
Die anfangs ebenfalls glatten und hinten abgestutzten Subcaudal- 
. schuppen werden nach rückwärts zu immer deutlicher gekielt und 
am Ende spitz ausgezogen; sie sind länglich viereckig, untereinander 
alle gleich und höchstens die zwei mittleren des ersten Wirtels 
breiter als lang. Das Anale ist groß, viel breiter als lang, vorne von 
gewöhnlich acht größeren Schildern gesäumt. Die 17—27 Schenkel- 
poren sind in der Aftergegend kaum um die halbe Breite des Anale 
voneinander entfernt. 

Bezüglich der Färbung und Zeichnung weist diese Art ebenfalls 
wenig Verschiedenheiten auf. Die meisten ‚Stücke sind oben auf 
trüb-, seltener rein grünem Grunde mit mehr oder weniger zahl- 
reichen schwarzen Flecken oder ebensolchen, gewöhnlich kurzen und 
schmalen, unregelmäßigen Querbinden versehen. Je nachdem nun 
das Grün oder das Schwarz vorherrscht, erscheinen die Tiere bald 
in ersterer, bald in letzterer Hauptfärbung; nimmt diese überhand, 
so bleibt letztere meist nur in der Form heller Augenflecken übrig, 
die mitunter zwischen dem Schwarz so verteilt sind, daß sich beide 
Färbungen ziemlich die Wage halten, während in anderen Fällen 
wieder das Schwarz so überhand nehmen kann, daß das Grün mehr 
oder weniger zurücktritt und oft nur mehr in Form vereinzelter, 
oft ganz kleiner Tropfen übrig bleibt, ja ausnahmsweise fast ganz 
oder vollständig verschwindet. Dies ist aber wohl kaum jemals 
am ganzen Körper, sondern höchstens auf der vorderen Hälfte des 
Rückens der Fall. Sehr häufig sind dagegen die schwarzen Quer- 
binden mehr oder weniger mitsammen verbunden, so daß sie dann 








390 Lacertidae. 


ein unregelmäßiges, schnörkelartiges Netzwerk bilden. Die Rumpf- 
seiten zeigen oft blaue Flecken, der Schwanz an der Wurzel eben- 
solche Sprenkel; letzterer ist größtenteils grün und wird erst gegen 
die Spitze zu allmählich bräunlich; die Beine sind ebenso wie der 
Körper gefärbt, der Pileus ist gewöhnlich dunkel olivenfarben, mit 
verschiedenen schwarzen Punkten und Schnörkeln. Die Unterseite 
ist entweder schmutzig weiß mit einem Stich ins Grünliche oder 
Gelbliche, häufiger aber rostfarben, rosa- oder selbst mennigrot, 
welch letztere Färbung namentlich in der Bauchmitte und auf der 
Kehle, sowie auch am Schwanze auftritt, die Kehle meist mit mehr 
oder weniger scharfen Punkten und Schnörkeln versehen, die nament- 
lich auf den Submaxillarschildern hervortreten; die obersten Ven- 
tralen sind ab und zu schön dunkelblau gefärbt. 

Weit seltenerkommt es vor, daß die Oberseite einen hellnußbraunen 
Grundton zeigt; bei solchen Stücken fließen die schwarzen Flecken 
öfters zu unregelmäßigen Querbinden zusammen, zwischen denen dann 
die Grundfarbe auch in Form derartiger Binden zurückbleibt. 

Die Geschlechter sind untereinander, sowie auch die Jungen 
von den Alten im ganzen wenig verschieden, nur daß die Weibchen 
meist düsterer gefärbt sind als die Männchen. 

Bei den Jungen tritt die Grundfarbe oft in der Form von- Augen- 
flecken auf, die einen gelblichen oder grünen Kern haben und nach 
den Seiten zu vergrößert sind; auch ist der Schwanz häufig mit 
abwechselnd grünen und schwarzen Querringen versehen. 

In äußerst seltenen Fällen findet man auch alte Tiere, die mit in 
Längsreihen stehenden Ocellen geziert sind, welche in ihrem Verlaufe 
genau der Lage der Streifen bei anderen Eidechsenarten entsprechen. | 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres steigt selten viel über 
20 cm. 

Diese in unseren Sammlungen noch recht seltene Eidechse hat 
eine sehr beschränkte geographische Verbreitung, da sie bisher nur 
auf Korsika gefunden ward, woselbst sie aber auch nicht überall, 
sondern nur an wenigen, ganz bestimmten Örtlichkeiten vorkommt. 
Es sind dies die an der Westküste der Insel befindlichen, zwischen 
Calvi und Ajaccio befindlichen Gegenden, und zwar die Abhänge 
des Monte Renoso bei Bastelica, der Wald von Vizzavona und der 
Monte Cinto, sowie die Umgebung von Bocognano längs des Flusses 
Gravona. Die Art ist ein Gebirgstier, da sie nicht unter 700 Meeres- 
höhe herab, wohl aber bis über 2700 m hinaufgeht; sie bevorzugt 
mehr kühle und feuchte Standorte und hält sich dementsprechend 
mit Vorliebe in Wäldern und in der Nähe von Gewässern auf, wo- 
selbst man sie oft auf in der Nähe des Wassers oder selbst in dem- 
selben befindlichen Felsblöcken meist paarweise behaglich in der 
Sonne liegen sieht. Verfolgt klettert sie lieber auf Bäume als auf 
Steine, flüchtet sich wohl mitunter auch ins Wasser, um schwim- 
mend einen in demselben liegenden, sie vor ihrem Feinde sichernden 
Stein zu erreichen. Übrigens ist Bedriagae viel weniger scheu als 
andere Eidechsen, läßt den Fänger ziemlich nahe herankommen 
und pflegt erst im letzten Momente zu fliehen oder in ihrem Ver- 
stecke zu verschwinden. 


Lacerta. 391 


Die Eingeborenen kennen das Tier genau und wissen es als 
„Lucertola grande‘ (große Eidechse) ganz gut von der in 
Korsika ebenfalls vorkommenden Lacerta muralis zu unterscheiden. 

Aus dem über das Tier hier Gesagten ergibt sich auch die Art 
und Weise über dessen eventuelle Haltung in der Gefangenschaft. 
Das Terrarium darf nicht zu heiß und zu trocken sein, aber dem- 
ungeachtet des Sonnenscheines nicht entbehren; da das Tier nicht 
nur gerne und oft trinkt, sondern auch häufig ein Bad zu nehmen 
pflegt, so ıst das in den Käfig zu stellende Wassergefäß nicht zu 
klein zu nehmen. 

Die Kenntnisse über das nähere Vorkommen, sowie über die 
Lebensweise dieser interessanten Eidechse verdanken wir fast aus- 
schließlich dem durch seine herpetologischen Arbeiten rühmlichst 
bekannten Dr. J. v. Bedriaga. 


3. Lacerta sardoa: Caput valde acuminato-elongatum cum corpore de- 
pressum, scuto rostrali internasali sutura connexo, frontali an- 
gusto, elongato, laterıibus anticis convexis inter praefrontalia pro- 
longato, scuto postnasali unico, supralabialibus anterioribus 4—5. 
Squamae dorsales granosae, laeves, caudales subcarinatae, postice 
truncatae. Tempora granosa masseterico plerumque plus mi- 
nusve obsoleto. Collare integrum. — Long. 15—20 cm. 


Lacerta sardoa Peracca Nove osserv. int. alla Lac. sard. Boll. d. 
mus. di Zool. ed Anat. comp. d. Univ. di Tor. XX, No. 519 (1905). 


juv. Supra nigrescens, maculis rotundis albo-viridibus sat regulariter 
dispositıis. 

adult. Supra sordide olivacea, maculis albo-virescentibus reticulatione 
nigra circumdatıs. 

senesc. Supra olivacea, maculis pallidis cum reticulatione nigra plus 
minusve evanescentibus. 


Der vorigen Art in Größe und Aussehen sehr ähnlich, aber 
namentlich durch die Kopfbildung wesentlich verschieden. 

Der Kopf ist nämlich auffallend schmal und lang zugespitzt 
und in der Backengegend nur wenig verdickt. Das Rostrale stößt 
mit dem Internasale fast immer in 
mehr oder weniger breiter Naht zu- 
sammen, das relativ schmale Frontale 
ist hinten merklich verengt und vorne 
mit unter sehr stumpfem Winkel zu- 
sammenstoßenden, nach außen kon- 
vexen Seiten weit zwischen die Prä- 
frontalen hineingeschoben; das Inter- ars ar 
parietale ist mit dem Occipitale nicht 
selten zu einem einzigen Schilde verschmolzen, die zu ihrer Länge 
verhältnismäßig ziemlich breiten Parietalen pflegen in der Regel das 
oberste Postokulare zu berühren, die Supraciliarkörner bilden stets 
eine vollständige und ununterbrochene Reihe. Das Postnasale ist 
immer einfach, die Zahl der vorderen Supralabialen beträgt 4—5. 
Die Schläfen sind mit schuppenartigen Schildern bedeckt, welche ent- 





392 Lacertidae. 


weder gar kein oder ein die darum liegenden Schuppen an Größe 
höchstens 2—3mal übertreffendes Massetericum einschließen. Das 
ganzrandige Halsband besteht aus II—I5 Schuppen. 

Die an den Körper angelegten Hinterbeine reichen beim Männ- 
chen gewöhnlich zwischen Schulter und Halsband, manchmal aber 
auch sogar etwas über letzteres hinaus, beim Weibchen dagegen meist 
nur bis über die Ellbogen der nach rückwärts gestreckten Vorder- 
glieder, selten bis zu deren Einlenkung; der Fuß ist etwas länger 
als der Kopf. Hinter der normalen Reihe der Schenkelporen finden 
sich nicht selten noch mehr oder weniger zahlreiche rudimentäre. 

Was die Färbung dieser Art betrifft, so ist selbe bei jungen 
Tieren der Hauptsache nach schwarz, mit auf diesem dunklen Grunde 
ziemlich gleichmäßig verteilten kleinen, runden, weißgrünen Flecken, 
welche nicht selten noch von einem olivenfarbigen Saum umgeben 
sind. Mit zunehmendem Alter verringert sich dann das Schwarz, 
während die Flecken und namentlich der sie umgebende trübgrüne 
Saum an Ausdehnung zunehmen, so daß hiedurch die ursprünglich 
schwarze Grundfarbe der Jungen allmählich auf ein dunkles, die 
hellen Flecken umfassendes Netzwerk reduziert wird. Bei noch weiter 
vorgerücktem Alter verlieren sich dann die geschilderten Zeich- 
nungen noch mehr, die zentralen Flecken verschwinden, das schwarze 
Netzwerk wird dünner und zerreißt und erhalten hiedurch sehr alte 
Exemplare eine oft nahezu einfarbig trübgrüne Oberseite; doch 
tritt dieser Fall weit häufiger im männlichen Geschlecht auf, wogegen 
die Weibchen, wie ja so oft, die Tendenz zeigen, die jugendlichen 
Farben und Zeichnungen länger oder auch für immer zu behalten. 

Diese Eidechse, welche als eine vikarrierende Form der in Kor- 
sika heimischen Lacerta Bedriagae zu betrachten ist, hat eine noch 
weit geringere geographische Verbreitung als diese, da sie nur auf 
Sardinien, und auch hier bloß auf der ins Meer vorgeschobenen 
Punta Paolina des die Mitte der Insel durchziehenden, 1970 m hohen 
Gennargentu-Gebirges vorkommt. 

Über Sitten und Lebensweise ist mir nichts bekannt, da hier- 
über keinerlei Mitteilungen vorliegen und es mir auch noch nicht 
gelang, lebende Stücke dieses seltenen Tieres zu erhalten. 


4. Lacerta saxicola: Caput depressum vostro valde elongato-acumi- 
nato postice subdilatatum. Scuto postnasali unico, supralabiali- 
bus anterioribus quatuor. JTempora squamoso-scutellata, scuto 
supratemporali primo magno, cuneiformi, in pileum ascendente. 
Squamae dorsales majusculae, granosae, postice obtuse carinatae, 
supracaudales apice truncatae, verticıllis alternantibus inaequa- 
libus. Collare integrum. — Long. 20—22 cm. 


Lacerta saxicola Eversm. Lac. Imp. Ross. Nouv. Mem. Soc. nat. 
Mosc. III, pag. 349, tab. XXX, fig. ı (1834). — Lacerta grammica 
Rathke Beitr. z. Fauna d. Krim. Mem. d. Sav. etrang. de l’Acad. de St. 
Petersb. III, pag. 303 (1837). — Lacerta taurica De Fil. Arch. 
p- la Zool. Anat. e Fisiol. II, pag. 386 (1863). — Podarcis depressa 
Camer. Atti Accad. Tor. XIII, pag. 539. part. (1878). — Lacerta mu- 
ralis Köppen Herpet. d. Krim, Beitr. z. Kenntn. d. russ. Reich. u. d. 
angrenz. Länd. As. 2. Folge, VI, pag. 63 (1883). — Lacerta muralis 


Lacerta. ' 398 


subsp. tusca Bedrg. Abh. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 219, part. 


(1886). — Lacerta depressa var. modesta Bedrg.l.c. pag. 275 
(1886). — Lacerta muralis,typica Boulg. Catal. Liz. Brit. 
Mus. III, pag. 29. part. (1887). — Lacerta depressa Boulg.1.c. 
pag. 34 (1887). — Lacerta muralis var. depressa forma et 


subvar. modesta Boettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. I4I (1892). — 
Lacerta muralis var. depressa Boulg. Proc. Zool. Soc. Lond. 
II, pag. 333, 336, No. ı, tab. XXII, fig. a, m, pag. 335, 337 No. 4, m, pag. 
336, 337, No. 5, m (1904). 


Eine im Habitus der muralis fusca ähnliche Eidechse, aber viel 
größer und mit merklich längerer und dünnerer Schnauze. 

Der Kopf ist flach, beim Weibchen oben vollkommen platt- 
gedrückt, beim Männchen in der Mittellinie bis zu den Präfrontalen 
schwach, aber deutlich vertieft, beim Weibchen äußerst sanft nach 
vorne und abwärts geneigt. Der Pileus ist etwa dreimal, der Ab- 
stand der Schnauzenspitze von dem 
Halsband beiläufig ein- und zwei Drittel 
mal in der Rumpflänge enthalten. Die 
steil abfallende Zügelgegend ist längs 
der Supralabialnähte schwach vertieft, 
die Schnauze stark, beim Weibchen 
länger, beim Männchen kürzer und etwas 
geschweift zugespitzt. Der Rumpf ist 
flachgedrückt. Die Hinterbeine reichen 
beim Männchen bis zur Schulter oder 
zum Halsbande, bei Jungen wohl auch 
noch weiter hinaus, beim Weibchen aber 
nur bis zur Handwurzel oder zur Mitte 
des Unterarms der an den Körper ange- 
legten Vorderbeine, nur bei jungen Tieren as Bere 
manchmal bis zur Achselhöhle. Der 
im unverletzten Zustande über zwei Drittel der Gesamtlänge be- 
tragende Schwanz ist sehr allmählich und dünn ausgezogen. 

Das Rostrale ist breiter als hoch, in ziemlich scharfer Spitze 
auf den Pileus übergewölbt, sein von oben sichtbarer Teil viel länger 
als die sehr kurze gemeinschaftliche Supranasalnaht. Die Supra- 
nasalen selbst sind gegeneinander zu merklich, ja manchmal so stark 
verengt, daß sie sich mitunter gerade noch mit der Spitze oder auch 
gar nicht erreichen, in welchem Falle dann das Rostrale mit dem Inter- 
nasale zur Berührung kommt; das letztere Schild ist gewöhnlich 
breiter als lang, nach vorne und rückwärts bald mehr, bald weniger 
stumpfwinkelig ausgezogen. Die Präfrontalen sind von gewöhnlicher 
Bildung. Das Frontale ist ziemlich breit, nach vorne mäßig erweitert, 
beim Männchen etwas kürzer, beim Weibchen etwa so lang, bei 
Jungen meist länger als seine Entfernung von der Schnauzenspitze, 
zwischen den Hinterecken höchstens von der Breite des dritten 
Supraokulare. Der Discus palpebralis ist beim Männchen deut- 
lich gewölbt, beim Weibchen flach, sein vorderes Schild größer als 
das hintere, die ihn’nach außen säumende Körnerreihe bald voll- 
ständig, bald erst hinter dem ersten Supraciliare beginnend; in sel- 
tenen Fällen sind das vorderste und hinterste Supraokulare in kleine 





394 Lacertidae. 


Schildchen aufgelöst, ja manchmal selbst beide Discusschilder von 
Körnchen umgeben. Die Frontoparietalen sind länger als breit, 
das Interparietale ist schmal und sehr gestreckt, über doppelt so 
lang als das kleine, dreieckige oder. trapezische Occipitale, Die 
Parietalen sind bedeutend länger als breit, am Ende schief abgestutzt, 
am Seitenrande hinten mehr oder weniger verrundet, vorne da- 
gegen nach einwärts verschmälert, so daß das hier angrenzende erste 
Supratemporale hiedurch von oben deutlich sichtbar ist und teil- 
weise auf den Pileus zu liegen kommt. 

Das dem Anfange des ersten Supralabiale aufliegende Nasenloch 
ist groß, rund und vom Rostrale entfernt. Das dem ersten Supra-' 
labiale aufliegende Postnasale ist trapezisch, nach oben verschmä- 
lert und ziemlich gleich hoch wie das Frenale, dieses relativ niedrig, 
etwa doppelt so breit wie das Postnasale, mit seinem unteren Rande 
das zweite Supralabiale meist etwas überragend, das Frenookulare 
höchstens so lang wie sein Abstand vom Nasenloch. Die Anzahl 
der vorderen Supralabialen beträgt in der Regel vier, die der Supra- 
ciliaren fünf bis sechs. Die Schläfen sind mit zahlreichen, vorne läng- 
lich körnigen und kleineren, hinten aber zwischen dem Masseteri- 
cum und Tympanicum mit größeren, polygonalen Schildern bedeckt; 
das Massetericum, das ausnahmsweise fehlen kann, ist bald größer, 
bald kleiner, stets höher als breit, elliptisch oder oval, schief von 
oben nach unten und hinten gerichtet, das Tympanale gut ent- 
wickelt. Von den ı—2 Supratemporalen ist besonders das erste 
sehr groß und breit, nach rückwärts verschmälert und über das 
Massetericum hinausreichend. Die ziemlich großen Rückenschuppen 
sind rundlich körnig, vorne glatt, nach hinten zu, wenn auch stumpf, 
so doch meist deutlich gekielt, nach den Seiten zu nicht vergrößert, 
gewöhnlich 3—4 auf ein Ventrale gehend; die Schuppen der Tibia 
sind meist größer als die dorsalen und deutlich gekielt. Die Schwanz- 
schuppen, welche abwechselnd längere und kürzere Wirtel bilden, 
sind oben ziemlich lang und schmal, scharf dachig gekielt, die Kiele 
rückwärts besonders seitlich deutlich erhöht, ihr Ende gerade abge- 
stutzt, in frühester Jugend spitz vorgezogen. 

Die Anzahl der Sublabialen beträgt 6—7, die Kehlschuppen 
sind mittelgroß, die Kehlfurche bald mehr, bald weniger deutlich, 
das aus 8—Io Schuppen gebildete Halsband ist ganzrandig oder 
kaum merkbar gekerbt. Von den in sechs Längsreihen stehenden 
Ventralen sind die beiden mittleren schmäler, die Oberschildchen 
sind wenig entwickelt, meist klein oder teilweise selbst ganz feh- 
lend. Auf der Unterseite der Schenkel stehen zwischen den Poren 
und den großen Vorderschildern 4—8, meistens aber 5—6 Reihen 
flacher Schuppen, die Zahl der Schenkelporen ist gewöhnlich 18—22. 
Das Anale ist in der Regel auffallend niedrig, oft bis dreimal so breit 
als hoch, am Vorderrande von 5—1o Schildern umgeben, deren 
mittlere nicht selten beträchtlich erweitert sind. Der Schwanz hat 
unten durchaus gleich große Schuppen, welche anfangs vollkommen 
glatt und abgestutzt sind, nach hinten zu aber allmählich gekielt 
und stumpfspitzig werden; von den beiden Mittelreihen sind nur 
die der zwei ersten Wirtel breiter als lang. 


Lacerta. 395 


Die Färbung der Oberseite zeigt gewöhnlich ebenfalls viel Ähn- 
lichkeit mit Lacerta muralis; dieselbe ist meistens graulich oliven- 
braun, mit zahlreichen schwarzen Punkten und Schnörkeln versetzt, 
welche an den Rumpfseiten häufiger und dichter werdend daselbst 
zu einer mehr oder weniger ausgesprochenen marmelartigen Tem- 
poralbinde zusammentreten; doch kann die Rückenseite manchmal 
in reines Kupferbraun oder Grün abändern. Der Pileus ist entweder 
ungefleckt oder schwarzbraun gesprenkelt, die schwarzen Rücken- 
zeichnungen werden ab und zu größer, verbinden sich wohl auch 
netzartig, ja stoßen mitunter selbst mit der Temporalbinde zu- 
sammen; manchmal treten dieselben wieder der Länge nach an- 
einander und bilden dann namentlich im weiblichen Geschlechte 
nicht selten eine oecipitale oder zwei dorsale Binden. Das dunkle 
Temporalband ist nach oben zu öfters von weißen Flecken gesäumt, 
die sich selbst zu einem mehr oder weniger welligen Supraciliar- 
streifen vereinigen können; nebstdem zeigt sich die genannte Seiten- 
binde noch von I—3 unregelmäßigen Längsreihen weißer Tropfen- 
flecken durchzogen, die sich manchmal in der Schultergegend zu 
einer blaßblauen Axillarmakel entwickeln, hinter welcher nicht selten 
noch einige derlei kleinere folgen können. Der Subokularstreif ist 
höchstens noch am Halse als solcher zu bemerken, weiter nach rück- 
wärts aber stets in Flecke aufgelöst, die Maxillarbinde nur schwach 
angedeutet; die Beine sind oben mit weißlichen Tupfen und dunklen 
Schnörkeln besetzt, alle genannten Rumpfzeichnungen meistens mehr 
oder weniger deutlich auch auf den Schwanz ausgedehnt. Die Unter- 
seite ist weißlich, gelblich oder grünlich und in der Regel unge- 
fleckt, die Seiten des Halses und des Bauches ziehen ins Bläuliche, 
die äußersten Ventralen sind schwarz und blau gefleckt. 

Die Jungen sind oben kupferbraun mit unregelmäßiger schwarzer 
Netzzeichnung, der Schwanz gegen das Ende weißlichgrün, der Supra- 
ciliarstreif durch weiße Makeln angedeutet, das Temporalband wie 
bei den Alten gebildet. Unterseits sind Kehle und Beine gelblich 
oder rötlich, der Bauch und die Schenkel schön schwefelgelb. 

Die Gesamtlänge der Tiere beträgt 18—22 cm. 

Das Vorkommen dieser Art ist auf das. südliche Rußland, und 
hier namentlich auf die Krim und auf Ciskaukasien beschränkt. 

Von mancher Seite ward die Vermutung ausgesprochen, daß 
alle aus den letztgenannten Ländern angeführten muralis nicht zu 
dieser, sondern zu saxicola gehören dürften, eine Meinung, welcher 
bei der oberflächlichen Ähnlichkeit dieser beiden Arten allerdings 
im vorhinein nicht jede Berechtigung abgesprochen werden kann. 
Sollte sich bei gründlicherer Erforschung dieser in herpetologischer 
Hinsicht leider noch wenig bekannten Gebiete die erwähnte Ansicht 
als stichhaltig erweisen, so müßte selbstverständlich darnach das in 
diesem Werke über die Verbreitung von Lacerta muralıs Gesagte 
berichtigt werden. 


5. Lacerta Derjugini: Caput parvum, conicum, vostro brevi rotundato- ' 
acuminato, postice subdilatatum. Scuto postnasali unico, supra- 
labialibus anterioribus quatuor. Tempora squamoso-scutellata, 


396 Lacertidae. 


scuto supratemporali_primo maximo, cuneiformi. Squamae no- 
taei magnae, oblongo-vel votundato-hexagonae, vix carinaltae, 
supracaudales postice angulosae, verticillis alternantibus distincte 
inaequalibus. Collare dentatum. Pori femorales genu versus 
evanescentes. — Long. II—I3 cm. 


acer talıprant coll Boettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. 139. part. 
(1892). — Lacerta muralis Boettg. Katal. d. Rept. Samml. Mus. 
Senckenb. I, pag. 83. part. (1893). — Lacerta Derjugini Nikolsky, 
Ann. Mus. Zool. Acad. St. Petersb. III, pag. 284 (1898). 


Da ich mir diese Art nicht verschaffen konnte und sie ine 
dessen leider nicht selbst kenne, so habe ich die Beschreibung und 
Abbildung derselben der verdienstvollen Arbeit Professors v. M&- 
hely ‚Materialien zu einer Systematik und Phylogenie der mu- 
ralis-ähnlichen Lacerten‘‘ entnommen. 

Eine in Gestalt und Größe, sowie auch in Färbung und Zeich- 
nung an Lacerta praticola erinnernde Eidechse, von dieser aber durch 
den hinten mehr aufgetriebenen Kopf und die abweichende Beschup- 
pung verschieden. _ 

Der kurz kegelförmige Kopf ist klein, nur schwach depreß, ziem- 
lich hoch, oben leicht gewölbt, hinten schwach backenartig aufge- 
trieben, im ganzen etwa anderthalbmal so lang als breit; die Schnauze 
ist kurz und gedrungen, an der Basis breit, von den Augen nach vorne 
zu allmählich verschmälert, mit breit zugerundeter Spitze. Der 
Rumpf ist gedrungen und abgeflacht, der verhältnismäßig kräftige 
Schwanz ist kürzer als die doppelte Körperlänge, oben in der Mittel- 
linie vertieft. Die Beine sind ebenfalls kurz, die hinteren beim 
Männchen den Ellbogen, beim Weibchen aber nur die Handwurzel 
der an den Körper angelegten Vorderbeine erreichend. 

Das Rostrale stößt mit seinem auf den Pileus übergewölbten 
Hinterende stets in ziemlich breiter Naht an das Internasale, wel- 
ches in der Regel siebeneckig und 
breiter als lang ist. Das Frontale ist 
meistens länger als sein Abstand 
von der Schnauzenspitze, gedrungen 
sechseckig, nach rückwärts wenig ver- 
schmälert, zwischen den Hinterecken 
I. | wenigstens so breit als das dritte 
% Supraokulare. Die den Discus pal- 
pebralis nach außen zu säumende 
Körnerreihe ist gewöhnlich stark redu- 





Fig. 82. ziert. Das Parietale ıst fast immer 
Lacerta Derjugini Nik. beträchtlich länger als der Abstand 


des Frontale von dem Schnauzenende, 
in den zwei ersten Dritteln seines Außenrandes durch das vordere 
Supratemporale deutlich ausgerandet, das oberste Postokulare fast 
niemals berührend. Das Occipitale ist meist kürzer als das Inter- 
parietale. 
Das Nasenloch berührt das Rostrale nicht, das Postnasale ist 
nur um weniges niedriger als das Frenale, drei- oder viereckig und 
dem ersten Supralabiale aufgesetzt; mitunter stößt das Supranasale 


Lacerta, 397 


mit dem Frenale zusammen. Das Frenookulare ist höchstens so 
lang wie dessen Abstand vom Nasenlöch, von den 4—7 Supraciliaren 
ist das erste das größte, vordere Supralabialen sind 3—4. Die Schläfen 
sind mit relativ wenigen, aber ziemlich großen Schildern bedeckt, 
von diesen das Massetericum und Tympanale besonders entwickelt, 
ersteres schief gestellt, dem vorderen Supratemporale stark genähert 
oder es selbst berührend; das letztgenannte Schild ist sehr groß, 
schier doppelt so lang als hoch, nach rückwärts mehr oder weniger 
deutlich verengt, hinten von 2—3 kleinen Randschildchen gefolgt. 
Die nach den Seiten zu erweiterten Rückenschuppen, deren 2—3 
auf ein Ventrale gehen, sind groß, beim Männchen länglich sechs- 
eckig und in der hinteren Körperhälfte kaum merkbar gekielt, beim 
Weibchen dagegen rundlich hexagonal und vollkommen glatt; die 
Schuppen der Schienen stehen den dorsalen an Größe bedeutend 
nach, sind rhombisch und deutlich scheitelgekielt. Die oberen 
Schwanzschuppen, die in auffallend abwechselnd längeren und kür- 
zeren Wirteln stehen, sind groß und ziemlich breit, scharf sechseckig 
und besonders beim Männchen deutlich längsgekielt, hinten stumpf- 
winkelig; in der Mittelfurche sind auf der Schwanzwurzel in den 
7—9 ersten Wirteln kleinere Schuppen zu bemerken. 

Die Kehlfurche ist deutlich, das aus 4—7 großen, kaum breiter 
als langen Schuppen bestehende Halsband ist grob gezähnt. Von 
den sechs Längsreihen der Ventralen sind die zwei mittleren und 
äußeren auffallend schmäler als die daran stoßenden;; die Oberschilder 
sind klein und schuppenartig, das Anale sehr groß, höchstens andert- 
halbmal so breit als lang, im ganzen von mehr dreieckiger Gestalt, 
von 7—Io Schildern gesäumt. Die 6—ı2 Femoralporen werden 
nach außen zu allmählich kleiner und undeutlicher und verschwinden 
schon in ziemlicher Entfernung vom Kniegelenke vollständig; zwi- 
schen ihnen und den größten Schildern des Schenkels stehen 2—4 
Reihen flacher Schuppen. Die unterseits ebenfalls abwechselnd 
kürzeren und längeren Schwanzschuppen sind anfangs glatt und 
stumpf abgerundet, werden aber nach hinten allmählich feinkielig 
und zugespitzt; ihre Mittelreihen sind von.den anderen an Breite 
kaum verschieden. 

Die Oberseite ist grau- oder kupferbraun, mit gewöhnlich drei 
Längsreihen kastanienbrauner Punkte, deren eine über die Mitte, 
die zwei anderen, übrigens manchmal fehlenden, zu Seiten des Ober- 
rückens hinziehen. Der schwach ausgeprägte, wellige oder zackige 
Supraciliarstreif ist schmutzig, nur am Hals und Schwanz schärfer 
und reiner weiß, mitunter aber auch ganz erloschen und bloß in den 
Einbuchtungen der Temporalbinde in Form weißlicher Punktflecken 
erhalten. Das beim Männchen durch trübweiße Sprenkel unter- 
brochene, beim Weibchen dagegen einfarbige Temporalband ist eben- 
falls kastanienbraun, oben mit größeren, unten mit kleineren schwar- 
zen Makeln besetzt und bis gegen das Schwanzende als scharfe Seiten- 
binde erhalten. In der Schultergegend steht beim Männchen auf 
schwarzbraunem Grunde ein heller Axillarfleck. Der ebenfalls bis 
gegen das Schwanzende fortgesetzte Subokularstreif ist weıß und 
ziemlich deutlich, an den Rumpfseiten kettenartig, das dunkelbraune 





39 8 Lacertidae. 


Maxillarband auf der Schwanzwurzel kontinuierlich, weiter nach 
rückwärts in Flecke aufgelöst. Die Unterseite des Männchens ist 
grünlich, die des Weibchens rötlich oder perlgrau, die äußersten Ven- 
tralen sind unten schwarz, beim Männchen oben blau gefleckt, die 
Kehle, die Brust und der Bauch seitlich dunkel gefleckt oder be- 
stäubt, was in gleicher Weise mit der vorletzten Ventralreihe, der 
Unterseite der Hinterbeine, dem Anale und den Schwanzseiten mehr 
oder weniger der Fall ist. 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt I2—I3 cm. 

Für unser Faunengebiet ist diese Art bisher nur aus der Krim 
nachgewiesen, scheint aber auch dort nur äußerst selten vorzu- 
kommen, da es mir trotz jahrelanger Verbindung mit dem südlichen 
Rußland bisher noch niemals gelungen ist, die in Rede stehende 
Eidechse zu erhalten. 


6. Lacerta mosorensis: Caput acuminatum cum corpore depressum, 
scuto rostrali internasali apposito. Postnasalia duo, supralabialia 
4—5. FPostoculare summum ab interparietali ode ultimi supra- 
ocularis ac primi supratemporalis disjunctum. Squamae dor- 
sales laeves, plano-granosae, caudales convexiusculae, obtuse ca- 
rinatae, apice truncatae. Tempora granoso-scutellata, collare in- 


tegrum. — Long. 1I5—ı8 cm. 
Lacerta mosorensis Kolombat. Imen. kraljesn. Dalm. II, pag. 26 
(7886). arcierta kornıtian ar "Tomas. 7 Skizz 2a. de Reprssepe 


Bosn. u. d. Herzeg. pag. 17 (1894). 


juv. Supra olivaceo-nigrescens, subtus grisea. 
adult. Supra cinerea, olivacea aut fuscescens, punctis atris plus minusve 
adspersa, subtus flavescens. 


Von Größe und Habitus der oxycephala, jedoch, namentlich im 
männlichen Geschlechte, etwas kräftiger und derber als diese. 

Kopf und Rumpf sind flach und niedergedrückt, ersterer beim 
Männchen kürzer und breiter, beim Weibchen schmäler und ge- 
streckter, in der Wangengegend am breitesten, nach hinten kaum, 
nach vorne von den Augen an ziemlich stark zugespitzt verschmälert, 
dessen Seiten an den Schläfen schwach gewölbt, in der Zügelgegend 
senkrecht abfallend oder selbst längs der Obernähte der Supra- 
labialen etwas vertieft. Seine Oberseite ist in der Mittellinie von 
rückwärts bis zwischen die Augen flach oder sehr schwach vertieft, 
von da nach vorne zu in sehr sanftem Bogen abfallend. Die Vorder- 
beine erreichen mit der Spitze des längsten Fingers mindestens den 
Vorderrand des Auges, oft sogar die Nasenlöcher, die Hinterbeine 
wenigstens die Achselhöhle, oft aber auch das Halsband. Der sehr 
dünn auslaufende Schwanz ist lang, etwa zwei Drittel des Gesamt- 
ausmaßes betragend. 

Das Rostrale ist groß, flach, nach oben übergewölbt und das 
Internasale fast immer in größerer oder geringerer Ausdehnung be- 
rührend. An letzterem sind Länge und Breite meist wenig ver- 
schieden, doch kann dieses Schild mitunter auch länger als breit 
sein, ja manchmal ist selbst das Umgekehrte der Fall. Das Fron- 


Lacerta. 399 


tale ist von sehr wechselnder Breite, aber kaum jemals länger als 
sein Abstand von der Schnauzenspitze, nach rückwärts bald mehr, 
bald weniger verschmälert, die Vorderecke verrundet oder stumpf 
winkelig, die Hinterecke bald mehr, bald weniger vorgezogen. Von 
den Supraocularen sind die zwei an das Frontale stoßenden Mittel- 
schilder voneinander an Größe gewöhnlich nicht viel verschieden, 
die denselben nach außen zu säumende Körnerreihe nicht immer 
vollständig, ja mitunter selbst nur auf wenige Körner reduziert. 
Die Parietalen sind verhältnismäßig schmal, im Alter merklich 
länger als breit und mindestens ebenso lang als der Discus palpe- 
bralis, in der Jugend kürzer; ihr Hinterrand ist meistens gerade 
abgestutzt, selten verrundet; nach außen zu sind sie fast immer 
von einem meist wenigstens halb so langen Supratemporale be- 
grenzt, dem nach hinten zu noch 2—3 
kleinere, mehr schuppenartige folgen. 
Da der Außenrand der Parietalen durch 
das genannte erste Supratemporale meist 
ziemlich gerade abgeschnitten, ja mit- 
unter nach innen zu selbst schwach aus- 
gerandet wird, so sind die Supratempo- 
ralschilder auch von oben gut sichtbar. 
Das trapezische oder dreieckige Occipitale 
ist kaum halb so lang wie das Interparie- 
tale und von demselben gewöhnlich auch 
an Breite nicht besonders verschieden. 
Die rundlichen Nasenlöcher sind 
groB und ziemlich weit hinter dem 
Rostrale über dem Vorderteile des ersten 
Supralabiale gelegen; sie sind rückwärts 
fast immer von zwei übereinander liegen- 
den und meist ziemlich gleich großen - Fig. 83. 
Postnasalen begrenzt. Als Abweichung wLacerta mosorensis Kolomb. 
von der Norm kann es vorkommen, daß a 3., b 4. Supraokulare, ce Fron- 
die letztgenannten Schilder verschmelzen toparietale, d 1. Supratemporale, 
oder das eine auf Kosten des anderen ver- * "arietale, foberstes Postokulare. 
kleinert oder vergrößert ist. Das dem zweiten Supralabiale auflie- 
gende Frenale ist in der Regel länger als hoch, mit gewöhnlich schief 
nach rückwärts gerichteter Vorder- und Hinterseite und etwas win- 
kelig bogigem Oberrande. Das Frenookulare und Präokulare sind 
von normaler Bildung, ersteres fast immer länger als hoch und nach 
vorne meist merklich verschmälert, Supraciliaren sind 5—7 vor- 
handen. Das oberste Postokulare ist von dem Parietale derselben 
Seite durch das dazwischen eingeschobene letzte Supraokulare und 
erste Supratemporale getrennt, die Schläfen sind teils mit größeren, 
teils mit kleineren, bald körnigen, bald wieder mehr polygonalen 
und schilderartigen Schuppen bedeckt, die gewöhnlich ein ziemlich 
großes, meist schief eiförmiges Massetericum einschließen, das in 
der Regel ziemlich schmale Tympanale ist etwa von der halben 
Länge der Ohröffnung, die Zahl der vorderen Supralabialen be- 


trägt 4—5. 





400 Lacertidae. 


Die Rückenschuppen sind verhältnismäßig groß, glatt, flach- 
körnig und in ziemlich deutliche Querreihen gestellt, deren in der 
Regel zwei auf die Breite eines Bauchschildes kommen; die Schup- 
pen des Unterarmes sind viel größer, derber und gewölbter, die der 
Schenkel dagegen viel feiner; die stumpf dachig gekielten oberen 
Schwanzschuppen sind hinten gerade abgestutzt. 

Die nach rückwärts deutlich vergrößerten Kehlschuppen sind 
zwischen den Submaxillaren länglich, sonst rundlich, die Kehlfurche 
vollkommen fehlend oder höchstens durch etwas feinere Schuppen 
kaum angedeutet. Das Halsband ist ganzrandig oder namentlich 
seitlich äußerst schwach gekerbt. Die sehr regelmäßig vierseitigen 
Ventralen stehen in sechs Längsreihen, von denen die äußerste die 
schmälste und die daranstoßende die breiteste ist. Das große, quere 
Anale ist viel breiter als lang und gewöhnlich von 8 (6—0) Schildern 
umgeben, deren mittlere kaum vergrößert sind. Die Zahl der 
Schenkelporen beträgt 16—22, die beiden Reihen derselben sind in 
der Aftergegend sehr genähert, so daß sie höchstens um die halbe 
Breite des Analschildes voneinander abstehen. Die unteren Schwanz- 
schuppen sind glatt und alle gleich breit. 

In Färbung und Zeichnung erinnert das Tier auf den ersten - 
Anblick etwas an Algiroides nigropunctatus DB. Die Oberseite wech- 
selt von hellerem oder dunklerem Grau durch Olivenfarben bis ins 
Zimmtbraune und ist fast immer mit mehr oder weniger schwarzen 
Punkten und Sprenkeln unregelmäßig besetzt, die nur mitunter an 
den Seiten zu kleinen Schnörkeln zusammenstoßen. Im allgemeinen 
ist das Kolorit oben meist ziemlich eintönig, obwohl manchmal über 
die Mitte des Rückens eine undeutlich begrenzte dunklere Zone 
etwas deutlicher hervortritt. Die Unterseite ist mehr oder weniger 
stroh-, grün- oder hell dottergelb, die äußersten Ventralen nach 
oben zu teilweise mit lebhaft ultramarinblauem Fleck, welch letz- 
tere Färbung mitunter auch einzelne benachbarte Schuppen an- 
nehmen. Sehr selten ist die Unterseite perlgrau, und scheint diese 
Färbung nur bei Weibchen ausnahmsweise vorzukommen. 

Das Männchen ist vom Weibchen durch bedeutendere Größe, 
kräftigeren Körperbau, sowie durch kürzeren und dickeren Kopf 
unterschieden, während die letzteren durchgängig kleiner, schlanker 
und schwächer sind und einen länglicheren, gestreckteren Kopf be- 
sitzen. Auch sind diese vorwiegend grau oder grünlichgrau, jene 
meist bräunlich gefärbt, obwohl mitunter auch das Umgekehrte vor- 
kommt. Auch ist die Unterseite der Männchen gewöhnlich leb- 
hafter gelb als die der Weibchen und zieht sich bei ersteren die gelbe 
Färbung mehr oder weniger auf die Oberseite hinauf, so daß hier 
häufig die Schnauzenspitze und der ganze Schwanz ziemlich lebhaft 
gelblich sind, welch gelbliche Färbung sich vom Schwanze oft auch 
als allerdings undeutlich begrenzte, aber immerhin gut merkbare 
Längszone über den ganzen Rücken hinzieht, ja bei sehr kräftigen 
Männchen zeigen zur Brunstzeit häufig auch die Beine und über- 
haupt die ganze Oberseite einen recht deutlichen gelblichen Anflug. 
Die hinteren Submaxillaren sind beim Männchen gewöhnlich schmutzig 
blau gewölkt, beim Weibchen ist die Unterseite des Kopfes licht 


Lacerta. 401 


schokoladefarben, welche Färbung am Halsband und an den hin- 
teren Submaxillaren oft ins Bläuliche übergeht. 

Ganz junge Tiere haben ein fast schwärzliches Aussehen, in- 
dem die Schuppen der Oberseite so dunkel olivenbraun oder oliven- 
grau sind, daß die in diesem Alter ohnedies sehr wenig entwickelte 
und oft nur auf die Leibesseiten beschränkte schwarze Sprenkelung 
kaum hervortritt; manchmal ist auch die ganze Oberseite gleich- 
mäßig mit weißlichen und schwärzlichen Schuppen untermischt. Am 
Schwanze geht die Färbung allmählich ins licht Eisengraue über, 
welches Kolorit auch die ganze Unterseite, mit Ausnahme der manch- 
mal mehr bläulichen Submaxillaren, zeigt. Die Tierchen besitzen 
übrigens in allen Stücken schon die charakteristischen Merkmale 
der Alten und sind von jungen oxycephala schon auf den ersten 
Blick außer durch die dunkle Färbung noch durch das vollständige 
Fehlen der den letzteren stets zukommenden hellen Schwanzringelung 
zu unterscheiden. 

Mosorensis ist eine ausschließliche Bewohnerin ‚des Karstes, in 
welchem sie mit Vorliebe die wüstesten, von aller Vegetation ent- 
blößten Felseinöden zu ihrem Aufenthalte wählt; sie ist ungemein 
scheu und flüchtig und daher selbst mit der Schlinge schwer zu 
fangen. Ihr Erscheinen im Frühjahre erfolgt etwa um drei Wochen 
später als das der verwandten Arten und werden demzufolge auch 
ihre verhältnismäßig großen, mit einem rosafarbigen Anflug über- 
hauchten Eier, deren Anzahl gewöhnlich vier beträgt, erst Ende 
Juli oder anfangs August abgelegt; die Jungen kommen dann Mitte 
September zum Vorschein. 

Die Verbreitung dieser Art ist ebenfalls eine sehr geringe, in- 
dem dieselbe nur von einigen Gegenden Dalmatiens, der Herzego- 
wina und Montenegros bekannt ist. Zuerst im Jahre 1886 von 
Prof. Kolombatovidt am Berge Mossor bei Spalato in zwei 
Exemplaren entdeckt, ward sie später von Tomasini in der 
Herzegowina bei Korito, und hier namentlich auf der Baba planina, 
an der montenegrinischen Grenze, woselbst sie auch in lichten Wal- 
dungen in Wachholdergestrüpp lebt, und später auch in den Bocche 
di Cattaro in Dalmatien, endlich noch von Hauptmann Hof- 
mann in Montenegro in großer Anzahl gesammelt. In den Bocche, 
wo sie nur in den hinter Risano gelegenen Bergen auftritt und 
häufig ist, sowie auch in Montenegro geht sie viel tiefer herab, als 
in der Herzegowina, da sie in den erstgenannten zwei Fundorten 
schon in 700 m Meereshöhe vorkommt, während sie in der Herzego- 
wina nur in Lagen zwischen IT00—1400 m Höhe angetroffen wird. 
Im allgemeinen ist sie aber an tiefer gelegenen Örtlichkeiten viel 
seltener und vereinzelter als in höheren Gegenden und nimmt die 
Häufigkeit ihres Vorkommens mit der Erhebung des Gebirges un- 
streitig zu. Möglicherweise kommt sie auch noch in den albane- 
sischen Bergen vor. 

Die Gefangenschaft verträgt diese Eidechse ganz gut und wird 
dieselbe, trotz ihrer anfänglichen Scheu und Wildheit, doch in ganz 
kurzer Zeit so ungemein kirre und zutraulich, daß ihre Zahmheit 
nahezu schon an Zudringlichkeit grenzt und dem Pfleger derselben 

Schreiber, Herpetologia europaea. 26 


402 Lacertidae. 


wirklich wahre Freude bereitet. Ich halte die Tiere schon seit Jahren 
in einem sehr bescheidenen Gewahrsam und abgesehen davon, daß 
sie fast sofort alle mögliche Nahrung annehmen und bald aus der 
Hand fressen, kann ich den Deckel ihres Käfiges gar nicht aufheben, 
ohne daß mir gleich eine oder die andere auf die Hand springt und 
auf derselben sitzen bleibend oder an mir hinaufkletternd die ihr 
gereichte Nahrung aus der Hand nimmt und verzehrt. Gesättigt 
lassen sie sich dann ruhig und widerstandslos fassen und in ihren 
Behälter zurückgeben. Da sie ferner gegen Kälte nicht sehr emp- 
findlich sind, so lassen sie sich auch in einem ungeheizten Raum 
leicht überwintern und dauern überhaupt bei nur einiger Pflege 
jahrelang aus. 


7. Lacerta Oertzeni: Caput depressum, modice acuminatum, scutis 
postnasalibus duobus, supralabialibus. anterioribus quingque, occi- 
pitali interparietali breviore. Postoculare summum a parietali 
ode ultimi swpraocularis et primi swpratemporalis sejunctum. 
Squamae dorsales laeves, granosae, supracaudales vix carinatae, 
postice truncatae. Collare integrum, anale -minimum. — Long. 
16—ı8 cm. 

Lacerta Oertzeni Wern. Zoolog. Anzeig. XXVII, No. 7 8 (1904). 


In Größe und Habitus etwa der muralis gleichkommend. 

Der Kopf ist niedergedrückt, viel länger als breit, mit mäßig 
verrundet zugespitzter Schnauze, welche seitlich etwas schief abfällt, 
so daß die vorderen Supralabialen auch von 
oben teilweise sichtbar sind. 

Der Pileus ist von gewöhnlicher Bildung, 
nur ist das Interparietale auffallend schmal, 
viel länger als breit und gut doppelt so lang 
als das etwas breitere Occipitale. Ferner sind 
die Parietalen am Außenrand hinten ver- 
rundet und vorne durch das lange Supra- 
temporale etwas nach einwärts gebuchtet, so 
daß hiedurch das letztere auch von oben 
sichtbar ist; auch hat Oertzeni mit der voran- 
gehenden Art noch das Merkmal gemein, daß 
das oberste Postokulare das Parietale der- 
selben Seite nicht berührt, da die genannten 
zwei Schilder durch das zwischen dieselben 
eingeschobene letzte Supraokulare, sowie durch 
das betreffende Supratemporale voneinander 
getrennt sind. 

Das Nasenloch ist genau über der Naht 
Fig. 84. des Rostrale mit dem ersten Supralabiale ge- 
\ legen und hinten von zwei übereinander ste- 
henden Postnasalen begrenzt, deren unteres 
dem ersten und zweiten Supralabiale auf- 
liegendes, größer, trapezisch und höher, das obere kleinere hin- 
gegen länger als breit ist. Das dem zweiten und dritten Supra- 





Lacerta Oertzeni Wern. 
a Anale. 


Lacerta. 403 


labiale aufgesetzte Frenale ist viel höher als lang und schief von 
oben nach unten und hinten gerichtet. Von den 8—9 Supralabialen 
liegt das sechste unter dem Auge. Die Schläfen sind mit zahl- 
reichen feinen Körnerschuppen bedeckt, deren größte gewöhnlich 
in der Mitte liegen. Das Massetericum fehlt, das Tympanale ist 
dagegen gut entwickelt. Nach oben zu sind die Schläfen, wie schon 
erwähnt, nur von einem einzigen, langen, etwa keilförmigen Supra- 
temporale begrenzt. 

Die Rückenschuppen, von denen in der Regel nur zwei Reihen 
der Breite eines Bauchschildes entsprechen, sind vollkommen glatt, 
anfangs rundlich körnig, später mehr länglich sechseckig, nach 
unten zu deutlich vergrößert, die Schuppen der Schienen feiner als 
am Rücken, mehr lanzettlich, schwach geschindelt und sehr deut- 
lich aufliegend gekielt. Die oberen Schwanzschuppen sind kaum 
merkbar gekielt, nicht selten mehr oder weniger eingedrückt, hinten 
abgestutzt. 

Die Kehle ist durchaus gleichmäßig beschuppt, die Kehlfurche 
nicht einmal durch kleinere Schuppen angedeutet, das Halsband 
ganzrandig mit 13—ı4 am Hinterrande kaum bogigen Schuppen. 
Von den in sechs Querreihen stehenden Ventralen sind die zwei 
mittleren etwas schmäler als die daran stoßenden. Das quer sechs- 
eckige Anale ist viel breiter als lang und auffallend klein, so daß es 
die anderen Präanalschilder an Ausdehnung nicht viel übertrifft; es 
wird von zwei Halbkreisen größerer Schilder umgeben. Die Schenkel- 
poren, deren Anzahl etwa 16—ı7 beträgt, sind in der Aftergegend * 
etwa um die Breite des Anale voneinander entfernt. Von den Sub- 
caudalschuppen sind die mittleren drei ersten Paare viel breiter als 
lang. 

Die Färbung erinnert ebenfalls an muralis. Bei konservierten 
Stücken ist die Oberseite blaugrau, mit drei aus schwarzen Makeln 
bestehenden Längsbinden, von denen die mittlere hinter dem Rumpfe 
verschwindet, während sich die seitlichen auch noch mehr oder 
weniger weit auf den Schwanz verlängern. Die Unterseite ist ein- 
farbig, weißlich, die Größe beträgt etwa 16—ı8 cm. 

Diese Art wurde .in.unserem Faunengebiete bisher nur auf der 
zu den südlichen Sporaden gehörenden griechischen Insel Nikaria 
gefunden und verdanke ich die Kenntnis derselben der freundlichen 
Zuvorkommenheit des Senckenbergischen Museums 
in Frankfurt a. M., welches mir das in seinem Besitze befindliche 
Material dieser seltenen Eidechse in anerkennenswerter Liberalität 
zur Einsicht und Beschreibung zusandte. 


8. Lacerta graeca: Caput acuminatum, depressum, scutis postnasalibus 
duobus, supralabialibus anticis quinque. Frenale altitudine 
longius; tempora granoso-scutellata, masseterico plerumque nullo. 
Squamae dorsales laeves, granosae, supracaudales obtuse carinatae, 
juxta carinas impressae, apice truncatae, subcaudales aequales 
collare integerrimum. — Long. 18—24 cm. 


Lacerta oxycephala var. modesta u. maculata Bedrg. 
Amphib. u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. Nat. Mosc. No. 3, pag. 80 (1881). — 


26* 


404 Lacertidae. 


Lacerta graeca Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Tacert. Bam. Abh.7d: 
Senckenb. naturf. Gesellsch. XIV. pag. 274, 14. Separ. (1886). 


Typus: Supra grisea vel fusco-olivacea, maculis punctisque atrıs 
ad latera saepe reticulatim confluentibus sparsa. Subtus flava. 


var. Supra laete fulva aut badia, maculis dorsalibus crebrioribus 
plus minusve transverse confluentibus. 


Der nur mäßig depresse Körper ist ziemlich schlank, mit nieder- 
gedrücktem, namentlich beim Männchen stark verrundet zugespitztem 
Kopfe; am Scheitel vollkommen flach, fällt derselbe von da aus 
nach vorne zu sehr sanft und ziemlich geradlinig ab; die Länge des 
Pileus ist etwa dreimal im Rumpfe enthalten. Die Zügelgegend ist 
senkrecht, die Backen sind nur wenig erweitert. Dieser schon ziem- 
lich gestreckte Kopf ist dann noch durch einen auffallend langen, 
ziemlich gleichdicken Hals mit dem Rumpfe verbunden, so daß die 
Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Halsband nur andert- 
halbmal in der Rumpflänge enthalten ist. Die Vorderbeine reichen 
nie über das Frenookulare, die Hinterbeine nicht viel über die Achseln 
hinaus. Der sehr fein auslaufende Schwanz ist oft über zweimal 
so lang als der übrige Körper. 

Das Rostrale ist etwa doppelt so breit als hoch und gewöhnlich 
nicht weit auf den Pileus übergewölbt. Die Supranasalen stoßen 
in mehr oder weniger breiter Naht 
zusammen. Das Internasale ist etwa 
so lang als breit oder selbst etwas 
länger, zwischen die Supranasalen 
ziemlich weit bogig vorgeschoben, 
hinten mit geraden, in stumpfem 
Winkel zusammenstoßenden Seiten; 
die Präfrontalen sind etwa so lang 
oder selbst etwas kürzer als das In- 
ternasale, ihr längster Außenrand ge- 
rade. Das Frontale ist etwa so lang 
wie sein Abstand von der Schnauzen- 

Fig. 85. spitze, meistens ziemlich breit, nach 

Tacerta graeca Bedrg. vorne bald mehr, bald weniger bogig 

5 erweitert, in der Regel mit nach 
außen geschwungenen, seltener mit geraden oder nach innen ge- 
schweiften, gewöhnlich unter sehr stumpfem Winkel zusammen- 
stoßenden Vorderseiten, nach hinten nur mäßig oder schwach aus- 
gezogen. Der Discus palpebralis ist schmal, sein erstes Schild fast 
immer deutlich größer als das zweite, sein Außenrand durch eine 
vollständige Körnerreihe gesäumt; die Frontoparietalen sind länger 
als breit. Die ziemlich schmalen Parietalen sind etwa um die Hälfte 
länger als breit, ihr Außenrand vorne durch das daran stoßende 
Supratemporale schief abgestutzt oder selbst schwach ausgerandet, 
weiter nach rückwärts dann ziemlich gerade oder auch verrundet, 
hinten meist gerade abgestutzt. Das Interparietale und Occipitale 
zeigen ein sehr wechselndes Verhalten; an Breite voneinander gewöhn- 
lich wenig verschieden, ist dies um so mehr bezüglich ihrer Länge 





Lacerta. 405 


der Fall, indem sie entweder ziemlich gleich groß sind, oder bald 
das eine bald das andere vergrößert oder verkleinert erscheint. 

Das große Nasenloch berührt zwar das Rostrale nicht, ist aber 
knapp hinter demselben über die erste Supralabialnaht gestellt. 
Die zwei übereinander stehenden Postnasalen, die nur höchst aus- 
nahmsweise zu einem verschmelzen, sind meistens ziemlich gleich 
groß oder das untere, hauptsächlich dem ersten Supralabiale auf- 
liegende, ist größer. Das Frenale ist fast immer bedeutend länger 
als hoeh, in der Regel dem zweiten und dritten Supralabiale auf- 
gesetzt, das Frenookulare ebenfalls ziemlich gestreckt, nach vorne 
meist merklich erniedrigt und ganz oder größtenteils dem vierten 
Supralabiale anliegend. Die Anzahl der Supraciliaren beträgt 6—7, 
die der Supralabialen 7—8, das sechste davon steht in der Regel 
unter dem Auge. Das oberste Postokulare ist von dem Parietale 
derselben Seite fast immer durch das dazwischen eingeschobene 
letzte Supraokulare und das Supratemporale getrennt. Die Schläfen 
sind mit nach rückwärts, besonders gegen das Tympanale zu größer 
werdenden Körnerschuppen bedeckt, die nur ausnahmsweise ein 
Massetericum einschließen. Hinter dem obersten Postokulare folgt 
ein ziemlich großes, meist keilförmiges Supratemporale. Die Schuppen 
des Rumpfes, deren gewöhnlich drei auf ein Ventrale gehen, sind 
klein, glatt und schwach körnig gewölbt, die der Schenkel kleiner, 
die des Schwanzes oben stumpf, aber sehr deutlich longitudinal 
gekielt, längs der Kiele eingedrückt, hinten gerade abgestutzt. 

Die Kehlschuppen sind nach hinten vergrößert, die Kehlfurche 
durch feinere Beschuppung schwach angedeutet. Das gewöhnlich 
aus elf (9—ı13) Schuppen bestehende Halsband ist vollkommen 
ganzrandig. Die Ventralen stehen in sechs Längsreihen, von denen 
die mittleren und die äußersten etwas schmäler als die daran stoßenden 
sind. Das Anale ist ziemlich groß, quer sechseckig oder halbkreis- 
förmig, breiter als lang, von einer Reihe von gewöhnlich sechs größeren 
Schildern umgeben. Die Schenkelporen, deren Zahl meist etliche 
zwanzig beträgt, sind in der Aftergegend sehr genähert und stehen 
daselbst weniger als um die halbe Breite des Anale voneinander ab, 
Die unteren Schwanzschuppen sind anfangs. glatt und abgestutzt 
werden aber nach hinten zu immer deutlicher gekielt und stumpf- 
winkelig ausgezogen; sie sind im allgemeinen ziemlich gleich breit 
und von den zwei Mittelreihen höchstens die im ersten bis dritten 
Wirtel stehenden breiter als lang. 

Diese Eidechse, welche bisher vielfach verkannt wurde, erinnert 
in Färbung und Zeichnung auch sehr an Algirordes nigropunctatus, 
obwohl sie, abgesehen von der Beschuppung, durch die auffallende 
Länge des Kopfes und Halses von allen anderen europäischen Lacerten 
schon von weitem zu erkennen ist. 

Im ganzen erweist sich diese Art nur wenig veränderlich. Die 
ganze Oberseite ist bald heller, bald dunkler grau, bräunlich oder 
olivenfarbig und mit bald mehr, bald weniger kleinen schwarzen 
Flecken und Punkten besetzt. Obwohl dieselben im allgemeinen 
ziemlich unregelmäßig verteilt sind, so zeigen sie doch immerhin 
meistens die Tendenz sich in Längsreihen zu stellen, deren man 


406 Lacertidae. 


dann gewöhnlich 2—4 allerdings nicht sehr deutlich unterscheiden 
kann. An den Rumpfseiten werden diese Makeln häufig zahlreicher 
und verfließen netzartig ineinander, so daß dann hier die Färbung 
dunkler wird und die ursprüngliche Grundfarbe nur in Form heller 
Tropfenflecken zurückbleibt, die mitunter auch mehr oder weniger 
deutlich längsgereiht sind. Nur selten kommt es vor, daß die Flecken 
am Rücken zahlreicher werden und stellenweise zusammenfließen, 
wodurch dann eine unregelmäßig quer gebänderte Zeichnung ent- 
steht; dieser Fall tritt namentlich bei Stücken mit intensiv braun 
gefärbter Oberseite ein. Der meist hellere Pileus ist entweder ein- 
farbig oder mit vereinzelten, häufig symmetrisch gestellten schwarzen 
Punkten besetzt, die Nähte an den Lippenschildern gewöhnlich breit 
schwarz gesäumt. In der Achselgegend stehen gewöhnlich zwei, 
etwa hirsekorngroße, blaue und schwarz gesäumte Axillarflecken, 
einer über der Einlenkung des Oberarmes, der andere weiter hinten. 
Desgleichen sind auch die an den Körperseiten in der schwarzen 
Netzzeichnung stehenden Tropfenflecken der Grundfarbe nicht selten 
mehr oder weniger lebhaft blau gefärbt. Diese letzteren Farben- 
zeichnungen sind namentlich im männlichen Geschlechte schön aus- 
gebildet, obwohl sie mitunter auch bei Weibchen, allerdings meist 
weniger intensiv, zu bemerken sind. Die Bauchseite ist beim Weib- 
chen bleigrau oder Strohgelb, beim Männchen meist dottergelb, welche 
Färbung sich oft auch auf die Kehle, die Hinterbeine und die Schwanz- 
wurzel ausdehnt, obwohl diese und der Schwanz unten gewöhnlich 
schmutzig grünlichgrau sind; regenerierte Schwanzstücke sind da- 
gegen immer licht eisengrau. Die Kehle zeigt manchmal auch einen 
blaß rötlichen Anflug, die Submaxillaren sind mitunter ins Bläuliche 
geneigt; überdies ist die Unterseite des Kopfes mit bald mehr, bald 
weniger zahlreichen schwarzen Punkten oder Schnörkeln besetzt, die 
Kehle oft mit einzelnen roten Schuppen untermischt. Die Nähte 
der Ventralen sind häufig in größerer oder geringerer Ausdehnung 
schwarz und zeigen namentlich die seitlichen meistens blauen Bauch- 
schilder einen großen, schwarzen Basalfleck. 

Lacerta graeca ist wohl die größte unserer oxycephalen Ei- 
dechsen, indem ıhre Gesamtlänge mitunter bis 24 cm beträgt. 

Die geographische Verbreitung dieser Art ist eine sehr be- 
schränkte und ward dieselbe bisher nur auf der südwestlichsten 
Spitze Griechenlands, auf dem Taygetos-Gebirge bei Kalamata ge- 
funden, woselbst sie allerdings sehr häufig ist. 


9. Lacerta Horvathi: Caput breviusculum, depressum, modice acu- 
minatum, scuto rostrali internasali apposito, frontali lato, parie- 
talibus in margine externo antice subemarginatis, supranasali 
postice elongato frenali sutura connexo. Postnasale ab internasale 
disjunctum, supralabialia anteriora quatuor. Tempora granoso- 
scutellata, masseterico distincto. Squamae dorsales laeves, supra- 
caudales obtuse carinatae, postice truncatae. Collare integrum. — 
Long. 15—ıI7 cm. 

Lacerta mosoriensis Meh. Allat. Közlem. pag. 212. part. (T903). 
— Lacerta Horvathi Meh. Ann. Mus. nation. hung. II, pag. 362 
(1904). 


Lacerta, 407 


Eine in der Färbung dem Weibchen der muralis ähnliche, wegen 
des kürzeren und dickeren Schwanzes aber mehr an vivipara er- 
innernde Art. 

Der Körper ist ziemlich schlank, nur mäßig depreß, der Kopf 
kurz, höchstens um die Hälfte länger als breit, mit wenig verlängerter, 
verrundet zugespitzter Schnauze. Der Pileus ist etwa dreieinhalbmal, 
der Abstand von der Schnauzenspitze bis zum Halsband höchstens 
zweimal im Rumpfe enthalten. Die Oberseite des Kopfes ist am 
Scheitel vollkommen platt, von da nach vorne zu nur schwach und 
ziemlich geradlinig abfallend; die Zügelgegend ist senkrecht, die nur 
mäßig aufgetriebenen Schläfen sind schief abfallend. Die Hinterbeine 
erreichen beim Männchen höchstens die Schulter, beim Weibchen 
aber kaum den Ellbogen der nach rückwärts angelegten Vorderbeine. 
Der nach hinten nur sehr allmählich dünner werdende Schwanz ist 
etwa anderthalb mal so lang als der übrige Körper. 

Das Rostrale ist nach oben stark auf den Pileus übergewölbt 
und daselbst mit dem Internasale in ziemlich breiter Naht zusammen- 
stoßend, letzteres breiter als lang, ım 
ganzen etwa einem queren Sechseck mit 
abgestutzter vorderer Spitze gleichend. 
Die Präfrontalen sind länger als breit; 
das Frontale ist verhältnismäßig kurz 
und breit, gewöhnlich so lang als seine 
Entfernung vom Hinterrande des Rostrale, 
mit meistens ziemlich geraden oder nur 
schwach bogigen Seiten, die Vorderränder 
in mäßig, die hinteren dagegen in sehr 
stumpfem Winkel zusammenstoßend. Die 
Schilder des Discus palpebralis sind von- 
einander an Größe meist wenig verschieden, 
nach außen zu durch eine fast immer 
vollständige Körnerreihe gesäumt. Die Fig. 86. 
gewöhnlich ziemlich breiten Parietalen sind Da en 
meist etwas länger als das Frontale, am 
vorderen Außenrande durch das daran grenzende Supratemporale 
etwas nach innen gebuchtet, dann weiter mehr oder weniger ver- 
rundet in den ziemlich geraden Hinterrand übergehend. Das 
Interparietale ist lang, fünfeckig, das meist etwas schmälere Occi- 
pitale dagegen sehr kurz, trapezisch, kaum den dritten Teil von der 
Länge des erstgenannten Schildes betragend. 

Das gewöhnlich etwas schief nach oben und hinten gerichtete 
Nasenloch ist von dem Rostrale stets sehr deutlich entfernt und über 
der ersten Supralabialnaht gelegen. Ein höchst eigentümliches, 
bei keiner anderen Lacerta vorkommendes Verhalten zeigt aber das 
Supranasale: dasselbe ist nämlich ober dem Nasenloch über das 
Postnasale hinaus bis zum Frenale hin verlängert, so daß es das 
letztere wenigstens mit seiner hinteren Spitze, gewöhnlich aber in 
einer kurzen Naht berührt. Das dem ersten Supralabiale auf- 
liegende Postnasale ist trapezisch, nach oben stark verschmälert, 
etwa so hoch als lang und vom Internasale durch die soeben geschil- 











77 


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() 





408 Lacertidae. 


derte Bildung des Supranasale getrennt. Das Frenale ist nur selten 
länger als das unter ihm gelegene zweite Supralabiale, nach oben 
meist nur wenig oder auch gar nicht verschmälert, das Frenookulare 
von gewöhnlicher Bildung, meist ziemlich kurz und hoch. Supra- 
ciliaren sind 5—7, Supralabialen 7 und Sublabialen 6 vorhanden; 
von den Supralabialen steht das fünfte unter dem Auge. Die Schläfen 
sind mit nicht sehr zahlreichen und auch nicht sehr kleinen, unregel- 
mäßig polygonalen Körnerschuppen bedeckt, welche namentlich 
gegen das ziemlich breite Tympanale hin merklich größer werden 
und fast immer ein gut entwickeltes Massetericum einschließen. 
Das oberste Postokulare stößt mit dem Parietale derselben Seite fast 
immer in einer kurzen Kante zusammen und wird von einem großen, 
meist mehr oder weniger keilförmigen, die Hälfte des angrenzenden 
Parietale an Länge gewöhnlich übertreffenden Supratemporale 
efolgt. 

5 Die Körperschuppen sind verrundet sechseckig, glatt und flach, 
am Rücken ziemlich deutlich quer gereiht, an der Grenze der Ven- 
tralen aber sehr unregelmäßig gestellt, 2—3 auf die Breite eines letzte- 
ren gehend. Die Schwanzschuppen sind stumpf dachig gekielt, 
hinten vollkommen gerade abgestutzt, in abwechselnd längere und 
kürzere Wirtel gestellt. 

Die Kehlfurche ist nur durch feinere Beschuppung angedeutet, 
das aus 8—II Schuppen bestehende Halsband ganzrandig. Von den 
in sechs Längsreihen stehenden Ventralen sind die zwei mittleren 
die schmälsten, die daranstoßenden die breitesten. Das große Anale 
ist viel breiter als lang und von 6—9 Schildern umgeben, ‚deren zwei 
mittlere die größten sind. Die Schenkelporen sind voneinander 
nicht so weit wie die halbe Breite des Anale entfernt. Die an der 
Spitze abgestutzten unteren Schwanzschuppen sind anfangs voll- 
kommen flach und glatt, werden aber nach hinten zu allmählich 
immer deutlicher längsgekielt; sie sind alle ziemlich gleich und nur 
von den zwei Mittelreihen die in dem ersten bis dritten Wirtel stehen- 
den breiter als lang. 

In der Färbung zeigt sich diese Eidechse sehr beständig und ist, 
wie schon erwähnt, namentlich von einer weiblichen muralis kaum 
verschieden. 

Beide Geschlechter sind oben hell oliven- oder graulich kupfer- 
braun, und seitlich von einem sehr scharfen, gewöhnlich kaffee- 
braunen Längsbande durchzogen, dessen Ränder namentlich ober- 
seits zackig oder wellig und durch zusammenfließende schwarze 
Makeln dunkel gesäumt sind. Dieser Seitenstreifen beginnt hinter 
dem Auge, füllt auf den Schläfen den Raum zwischen dem Parietale 
und den Supralabialen aus und erstreckt sich, über die Oberhälfte 
der Ohröffnung hinziehend, bis auf den Schwanz; bis gegen die Schul- 
tern hin ist diese Binde mitunter durch einen wenig hervortretenden 
weißlichen Saum eingefaßt, der sich weiter nach rückwärts in ver- 
schwommene hellere Flecke auflöst, die erst wieder am Schwanze 
deutlicher hervortreten. Ab und zu zeigen sich in dem Seitenstreifen 
noch braunrote oder schwarze Schuppen eingestreut und nur selten 
nehmen letztere so überhand, daß die ganze Binde einfarbig schwarz 


Lacerta. 409 


wird. Bei älteren Männchen bemerkt man oft einen aus feinen, 
schwärzlichen Punkten gebildeten Vertebralstreifen, desgleichen zieht 
sich nicht selten zwischen der Mittellinie des Rückens und dem Seiten- 
bande eine mehr oder weniger deutliche Reihe schwarzbrauner Punkte 
oder Flecken hin. Der Pileus ist entweder einfarbig oder mit ge- 
wöhnlich sehr vereinzelten und wenig hervortretenden schwarzen 
Flecken besetzt. Die Unterseite ist, einschließlich des Halsbandes, 
der Beine und der Schwanzwurzel einfarbig grünlich strohgelb, die 
Kehle und der Unterhals hell weißlichgrau; längs der Submaxillaren 
zieht sich meist ein dunkler Schatten, über die äußersten Ventralen 
häufig eine Reihe schwarzer Flecken hin, der Schwanz wird unten 
in seinem weiteren Verlaufe oft chokoladefarben. In der Sonne 
zeigt das lebende Tier bei schräger Betrachtung einen mehr oder 
weniger ausgesprochenen grünlichen Schiller. 

Die Größe des erwachsenen Tieres erreicht etwa I6—I8 cm. 

Lacerta Horvathi ist ein Gebirgstier, das erst über der Wald- 
grenze in Höhen von 600—1200 m Seehöhe vorkommt, woselbst 
sie besonders steinige, mit niedrigem Alpengesträuch bestandene 
Gegenden bewohnt. Obwohl immerhin behend und flink, steht sie 
in dieser Richtung doch der ihr ähnlichen muralis weit nach und 
kann daher nicht unschwer mit der Schlinge gefangen werden. Sie 
ward bisher nur im südwestlichen Kroatien, und zwar auf der großen 
Kapella und im Velebitgebirge gefunden, woselbst sie, aber durchaus 
nicht häufig, in den tieferen Lagen noch mit vivipara und muralıs 
gemeinschaftlich lebt, im Frühjahr jedoch viel später aus dem Winter- 
schlafe erwacht als diese. 

In die Nähe der eben besprochenen Eidechse dürfte auch die 
mir leider unbekannte, von Boulenger!) als Varietät der mu- 
ralıs beschriebene Lacerta monticola aus der Sierra Estrella im mitt- 
leren Portugal gehören. Die Beschreibung und Abbildung stimmen 
fast in allen Stücken mit Horvathi überein und Boulenger 
meint selbst, daß beide Tiere nur geographische Varietäten derselben 
Art sein dürften. Mehely, der das in Rede stehende Tier übrı- 
gens auch nicht kennt, glaubt es jedoch auf Grund der davon ge- 
gebenen Beschreibung für eine eigene Spezies halten zu können. 
Ich selbst will darüber kein Urteil abgeben, glaube aber, daß es 
immerhin mißlich ist, zwei in ihrer geographischen Verbreitung 
durch einen so weiten Zwischenraum getrennte Formen als zusam- 
mengehörend zu betrachten. 

Nach der vom Autor gegebenen Diagnose ist bei monticola das 
Supranasale seitlich nur ausnahmsweise über das Postnasale hinaus 
bis zum Frenale verlängert und auch die Zeichnung insoferne von 
Horvathi abweichend, als bei jener längs der Rückenmitte zwei Reihen 
großer, schwarzer Flecken hinziehen und die Seiten nach oben zu 
mit einer anderen Reihe ebensolcher Makeln oder statt deren mit 
einer schwarzen, lichte Flecken einschließenden Wellenbinde ver- 
sehen sind. In der Schultergegend befindet sich ein nicht sehr 


1) A Contrib. Know. Wald Liz. West. Eur. u. N. Afr. Trans. zool. soc. Lond. 
XVIII, pag. 365 (1905). 


410 


Lacertidae. 


dunkler, heller zentrierter Axillarfleck, die Unterseite ist (wahr- 
scheinlich wohl bei:konservierten Stücken) weißlich oder graulich, 
bald einfarbig, bald mehr oder weniger schwarz gesprenkelt. 


10. Lacerta muralis: Caput modice acuminatum, depressum, scuto 


rostyali ab internasalı supranasalibus interpositis disjuncto. Post- 
nasale unıcum, swpralabialia anteriora quatuor. Tempora gra- 
noso-scutellata, masseterico plerumque distinctoe. Sguamae dor- 
sales granosae, caudales oblongo-quadratae' supra carınatae. Col- 
lare integrum. — Long. 16—25 cm. 
Seps muralis Laur. Synops. reptil. pag. 61, 162, tab. I, fig. 4 (1768). — 
Laeerta asılis Tate. Hist. nat. d. repül. I, pag. 229, tab. 221, Hoswı 
(1801). — Lacerta Brognardii Daud. Hist. nat. gen. d. reptil. III, 


pag. 221 (1803). — Lacerta maculata Daud. Hist. nat. d. reptil. 
III, pag. 208, tab. 37, fig.2 (1803). —Lacerta fusca Daud.l.c. pag. 237 
(1803)... — Lacerta Merremia, maculata, fasciata Risso 


Hist. nat. de l’Eur. merid. III. pag. 86 (1826). — Podarcis muralis 
Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Podarcis muralis 
var. rubriv.entris Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. c. fig. (1836). — 
Zootoca muralis Gray Catal. of Slend. tong. Saur. Ann. hist. nat. 
Lond. I, pag. 279 (1838). — Podarcis muralis var. albiven- 
tris, flaviventris, cupreiventris  Massal. Sagg. dıım. 
Erpetol. pop. ‚veron. pag. 36 (1854). — Podarcis muralis var. 
a, b, c, d, e De Betta Erpetol. d. prov. Ven. ed. Tir. merid. Mem. Accad. 
di agricolt. di Ver. tab. 35, pag. 151 (1857). — Lacerta muralis 
typ. u. var. a, m, 0, p, s Schreib. Herpetol. europ. I pag. 408, 409, 410 (1875). 
— Lacerta muralıs Eusca Bedrg. Herpetol. Stud Arche 
Naturg. XLIV, pag. 267 (1878). 


Typus: Supra cinereo-olivacea vel fuscescens, lateribus obscure fas- 


mas. 


fem. 


juv. 


var. 


ciatis abdomen versus coeruleo-punctatis. — Long. I6—I8 cm. 


Dorso nigro-maculato, lateribus fascia plus minusve undulata vel 
soluta interdum albo-punctata, macuhis coeruleis valde conspicuis, 
subtus saepe rubra aut flavescens, nigro-variegata 


Dorso rarıus maculato, laterum fascia saepe obscuriore integra, 
continua et concolore subtus saltem albo-limbata, ventralium ma- 
culis coeruleis minus conspienis aut nullis. Infra plerumgque 
albida, concolor. 


Supra rarius maculata, fascia obscura laterali interdum punctis 
albis limbata,; subtus albida. 

Seps sericeus Laur. Synops. reptil. pag. 61, 160, tab. 2, fig. 5 (1768). 
a) Supra fusco-nigrogue variegata, lateribus coeruleis, ventre 
nigro-maculato in medio rubro. — Long. I8 cm. (Hispan.) 


Lacerta muralis var. Rasquinetii Bedrg. Herpetol. Stud. 
Arch. f. Naturg. I, pag. 260, tab. X, fig. I, 2 (1878). 


subvar. a) Supra dense fusco- nigroque veticulata. 
subvar. b) Dorso fusco linea vertebrali striisque transversis atris ad 


var. 


latera reticulatim cohaerentibus. 


b) Supra fuscescens aut nigrescens, maculis pallidioribus nume- 
rosis variegata, lateribus obscurioribus,; subtus albida, nigro ma- 
culata. — Long. 18—20 cm. (Istria.) 


Lacerta. 41I 


Lacerta fusca maculiventris Wern. Beitr. z. Kenntn. d. 
Reptil. u. Amphib. v. Istr. u. Dalmat. Verh. d. zool. bot. Ges. Wien, XLI, 


pag. 752 (1891). 

mas. Maculis dorsalibus numerosis, lateralibus obscuris crebrioribus 
interdum fasciam plus minusve conspicuam formantibus. 

fem. Dorso badio serie vertebrali macularum nigrarum instructo, ma- 
culis lateralibus in fasciam dentato repandam confluentibus. 

juv. Supra fuscescens, lateribus atris albo-punctatis. 

var. c) Supra atra, punctis liturisque undulatis plerumque transversiıs 

irregulariter variegata. Subtus albida, maculis crebris nıgris 


saepe per longitudinem seriatis. — Long. 20—25 cm. (Ital.) 
Lacerta muralis var. nigriventris DBonap. Iconogr. d. 
Fauna ital. c. fig. (1836). — Podarcis muralis var. roseiven- 


tris Massal. Sagg. Erp. pop. Veron. pag. 35. part. (1854). — Lacerta 
muralis var. Brüggemanni Bedrg. Herpetol. Stud. Arch. f. 
Naturg. XLIV, I, pag. 304, tab. 17, Fig. ı (1879. — Lacerta muralis 
neapolitana var. nigriventris Bedıg.]l.c. pag. 277 (1879). — 
Brarcertar mm allısıthusicaivar. nierıiwentnrts Bedrgsnltte, 
pag. 288, tab. 17, fig. 3 (1879). — Lacerta muralis neapoli- 
tana var. ventromaculata Bedrg. Bull. Soc. zool. France, pag. 
205 (1879. — Lacerta neapolitana var. flaviundata 
Bedrg. 1. c. pag. 212 (1879). 


mas. Maculis liturisque dorsalibus laete viridibus aut flavis. 
fem. Maculis liturisgue dorsalibus sordide virescentibus. 
var. d) Supra et subtus atra, dorso maculis parvis viridibus rarius 
obsoletis adsperso, ventralia lateralia plus minusve coerulea. — 
Long. 20—25 cm. 


Lacerta muralis var. ß Erh. Fauna d. Cyclad. I, pag. 80 (1851). — 
Zootoca Lilfordi Günth. Descript. of a new Eur. Spec. of Zool. 
Ann. u. Mag. of nat. Hist. XIV, pag. 159. part. (1874). — Lacerta mu- 
ralis var. b Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 408 (1875). — Lacerta 
filfolensis DBedrg. Faragl. Eid. pag. 18, 3 (1876). — Lacerta 
archipelagica Bedrg.l.c. pag. 19, 4 (1876). — Podarcis mu- 
ralis var. filfolensis De Betta Nuova Ser. Note erpetol. Atti 
Istit. Ven. ser., V, vol. V, pag. 392 (1879). — Lacerta muralis var. 
archipelagica PBedrg. Mem. Variet. europ. Lez. mur. Bull. soc. 
zool. France, pag. 34, 2. Separ. (1879). 


subvar. Ut supra, sed squamis viridibus aeneo-micantibus. 
jun. Ut supra, sed dorso per longiütudinem atomis creberrimis auro- 
virdibus in fascias duas plus minusve conjunctis ornato. 
var. e) Supra virescens, olivacea aut fusca, plus minusque nigro-albo- 
que maculata, plerumque striüis 2—4 pallidioribus corporis longti- 
tudinem percurrentibus,; subtus albida. — Long. 16—I8 cm. 


Lacerta tiliguerta () Gmel. Syst. nat. III, pag. 1070? (1780).,— 
Lacerta viridis var. e Dug. Ann. scienc. nat. ser. I, vol. XVI, pag. 
376. part. (1829). — Lacerta agilis Gene Mem. d. reale accad. d. 
scienze di Tor. ser. I, vol. XXXVI, pag. 302—307, part. (1833). — Zoo0- 
toca quadri-lineata Gray Ann. of nat. hist. Lond. I, pag. 279 
(1838. — Podarcis muralis Genel. c. ser. II, vol. I, pag. 265. part. 
(1839). — Lacerta podarcis var. Genei Cara Monogr. Lacert. 
Sard. pag:. 32,/(1872). - Podarcis muralis var. lineata’De 
Betta Fauna Ital. Anf. e Rett. pag. 28, var. 7 (1874). — Podarcis 
tiliguerta Camer. Consid. s. gen. Lac. Atti r. accad. sc. Tor. XIII, 
part. (1877). — Lacerta neapolitana Bedrg. Herpet. Stud. Arch. 
f. Naturg. XLIV, pag. 274. part. (1878). — Lacerta caliscertula 


412 


mas. 


Lacertidae. 


Bonn. Tabl. Enc. method. Erpet. pag. 47, 23 (1879). — Lacerta mu- 
ralis fusca Bedrg. 1. c. pag. 268 (1883). — Lacerta taurica 
subsp. Genei Camer. Monogr. Saur. Ital. pag. 49 (1885). — Lacerta 
muralis Genei Camer. Boll. Mus. zool. Tor. I, No. 7 (1886). — La - 
certa muralis neapolitana var. lineata Bedrg. Abhandl. 
Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 213 (1886). — Lacerta muralis 
var. Genei Meh. Ann. Mus. Hung. II, pag. 365, 366 (1904),. — Lacerta 
muralis var. quadrilimeata Boulg. A Contrib. to om. Know. 
of the Wald. Liz. West. Eur. a. N. Afr. Trans. Zool. soc. Lond. vol. XVII, 


part. IV, pag. 405 (1905). 
Corpore virescenti aut olivaceo supra dense nigro-, lateribus albo- 


maculatis, stria postoculari saepius obsoleta,; subtus plus minusve 
nigro-punctata. 


fem. 


Dorso fusco maculis plus minusve obsoletis, striüis pallidis valde 


distinctis et continuis; subtus, gula excepta, plerumgque concolor. 
juv. Supra nigro-fuscescens, striis pallidis distinctissimis interstitiis 
albo-bunctatıs. 
subvar. Dorso striis fuscis atrisque alternantibus per longitudinem 
signato. 


Lacerta müuralis fusca var. corsica Bedrg. Beitr. z. Kenntn. 
d. Amph. Cors. Arch. f. Naturg. pag. 269 (1883). 


var. f) Supra virescens, grisea aut fuscescens, striis pallidis supra- 
ciliarıbus (in ‘feminis etiam lateralibus) atro-limbatis. Latera 
nigro-maculata, infra albida, aut concolor, aut nigro-punctata. 


— Long. 16—ı18 cm. (Hispan.) 


Lacerta muralis var. Bocagei Seoane Identit. Lac. Schreib. y 
Lac. virid. var. God. Invest. herpet. Galic. pag. 18, Separ. (1884). 


subvar. Supra maculis atris creberrimis strias pallidas plus minusve 
obliterantibus instituta (mas senesc.) 


Der meistens ziemlich schlanke Körper ist bald mehr, bald 
weniger abgeplattet, der mäßig lange, beim kräftigeren Männchen 





Lacerta muralis Laur. 


breitere, höhere und nach rückwärts 
stärker erweiterte, beim schlankeren 
Weibchen dagegen niedrigere und schmä- 
lere, daher scheinbar längere Kopf ist 
stark depreß, in der Scheitelgegend sehr 
flach gewölbt oder fast eben, von da 
nach vorne zu sehr sanft nach abwärts 
geneigt; die Zügelgegend ist senkrecht 
abfallend, längs der Supralabialnähte 
etwas vertieft, die Schnauze beim Männ- 
chen meist ziemlich kurz und plötzlich, 
beim Weibchen dagegen gewöhnlich mehr 
allmählich und länger verrundet zuge- 
Fig. 87. spitzt. Der Pileus ist etwa zwei ein 
Drittel bis dreimal, die Entfernung 
zwischen Schnauzenspitze und Halsband 


ein und ein Viertel bis zweimal in der Länge des Unterleibes ent- 


halten. 


Die Vorderbeine reichen bis gegen die Nasenlöcher, die 


Hinterbeine selten über das Halsband hinaus, der bald dickere, 


Lacerta. 413 


bald dünnere Schwanz beträgt nur selten mehr als die doppelte 
Körperlänge. 

Das auf den Pileus übergewölbte Rostrale ist etwa doppelt so 
breit als lang, in der Mittellinie der Schnauze von dem fast immer 
viel breiter als langen Internasale durch die dazwischen eingescho- 
benen Supranasalen in größerer oder geringerer Ausdehnung ge- 
trennt. In seltenen Ausnahmsfällen stoßen das Internasale und das 
Frontale mit ihren Spitzen zusammen, manchmal ist auch an Stelle 
der gemeinsamen Präfrontalnaht ein kleines Schildchen eingeschaltet, 
wodurch dann die vordere Spitze des Frontale, eventuell auch die 
Hinterecke des Internasale abgestutzt erscheinen. Das meist ziem- 
lich breite Frontale ist nur selten länger, mitunter sogar kürzer als 
seine Entfernung von der Schnauzenspitze, nach vorne mehr oder 
weniger erweitert, mit fast immer nach innen bogigen, nur äußerst 
selten geraden Außenseiten, bald in stumpfem, bald wieder in spitzem 
Winkel zwischen die Präfrontalen eingeschoben, hinten gewöhnlich 
nur wenig nach rückwärts verlängert. Der Discus palpebralis ist 
nach vorne immer mehr oder weniger dreieckig zugespitzt verschmä- 
lert, die ihn nach außen begrenzende Reihe von Supraciliarkörnern 
nur selten vollständig, so daß in der Regel das erste Supraciliare 
das zweite Supraokularschild in größerer oder geringerer Ausdehnung 
berührt. Das schmale, fünfeckige Interparietale ist nach hinten ver- 
engt, fast immer merklich länger als das kurze, gewöhnlich trape- 
zische Occipitale, in Ausnahmsfällen in zwei hintereinander liegende 
Schildchen geteilt. Die das oberste Postokulare gewöhnlich in kurzer 
Naht berührenden Parietalen sind hinten meistens verrundet und 
an ihrem geraden Außenrande von nur selten fehlenden I—3 grö- 
Beren, länglichen Supratemporalen gesäumt, die von oben nur wenig 
oder auch gar nicht sichtbar sind. 

Das ziemlich kreisrunde, etwa über der ersten Supralabialnaht 
liegende Nasenloch ist von dem Rostrale durch den schmalen, unteren 
Fortsatz des Supranasale, und häufig auch durch einen entsprechen- 
den, nach vorne gerichteten Fortsatz des Postnasale von dem ersten 
Supralabiale getrennt, das nach unten erweiterte Postnasale viel 
höher als lang, ausnahmsweise in zwei übereinander stehende Schild- 
chen geteilt, ganz oder wenigstens größtenteils dem ersten Supra- 
labiale aufsitzend. Das mehr oder weniger schief von oben nach 
unten gerichtete, gewöhnlich mit ziemlich paralleler Vorder- und 
Hinterseite versehene Frenale, ist meistens so hoch als lang, selten 
höher oder länger und liegt in der Regel dem zweiten, manchmal 
teilweise auch noch dem dritten Supralabiale auf; das Frenookulare 
ist von gewöhnlicher Bildung. Supraciliaren sind meistens fünf, . 
seltener sechs vorhanden, die ersten zwei und die letzten drei bis 
vier untereinander von ziemlich gleicher Länge. Die Schläfen sind 
stets mit zahlreichen Schuppen bedeckt, die bald klein, körnig und 
oft kaum größer als die Rückenschuppen, bald aber auch wieder 
größer, flacher und mehr schilderartig und dann natürlich weniger 
zahlreich sind; im letzteren Falle wird dann das sonst gewöhnlich 
sehr gut hervortretende Massetericum oft undeutlich. Von den 
sieben Supralabialen sind gewöhnlich das zweite und dritte schmal, 


414 Lacertidae. 


höher als lang, ziemlich viereckig, das fünfte unter dem Auge ste- 
hende fast doppelt so lang als das vorhergehende. Sublabialen sind 
in der Regel sechs, Submaxillaren ebenso viele vorhanden, von letz- 
teren die drei ersten Paare in der Mittellinie zusammenstoßend, das 
vierte das größte, das sechste das kleinste und von den benachbarten 
Kehlschuppen oft kaum mehr zu unterscheiden. 

Die Rückenschuppen sind klein, meist mehr oder weniger körnig, 
nur selten mehr flach, bald glatt, bald wieder mehr oder weniger 
deutlich gekielt, gegen den Bauchrand mitunter, aber nur wenig 
vergrößert, aber in der Regel flacher, in den meisten Fällen drei, 
seltener vier Querreihen derselben der Länge eines Bauchschildes 
entsprechend. Die Schuppen auf der Außenseite des Vorderarmes 
sind größer, die auf den Tibien kleiner als die Rückenschuppen, 
jene stärker körnig erhaben, aber glatt, diese ziemlich scharf der 
ganzen Länge nach gekielt. Die oberen Schwanzschuppen sind bald 
stumpf, bald aber auch ziemlich scharf dachig gekielt, längs der 
Kiele mitunter mehr oder weniger eingedrückt, hinten meist gerade 
abgestutzt, seltener schwach winkelig ausgezogen, ihre abwechseln- 
den Wirtel an Länge kaum merklich verschieden. Die Kehlfurche 
ist bald mehr, bald weniger ausgesprochen, das etwa aus 7—13 
Schuppen bestehende Halsband gerade und fast immer vollkommen 
ganzrandig, sehr selten mit einer schwachen Andeutung von Zähne- 
lung. Die Ventralen stehen in sechs Querreihen, deren mittlere 
und äußere schmäler als die daran stoßenden sind. Längs der 
äußersten Reihe derselben ist noch eine Anzahl bedeutend kleinerer, 
flacher Oberschildchen entwickelt, von denen eins bis zwei einem 
Ventrale anliegen. Das Anale ist breiter als lang, von 6—-8 größeren 
Schildchen umgeben. Die unteren Schwanzschuppen sind anfangs 
vollkommen glatt, flach und abgestutzt, werden aber im weiteren 
Verlaufe immer deutlicher gekielt und oft auch mehr oder weniger 
winkelig ausgezogen; die beiden Mittelreihen sind nur wenig schmäler 
als die benachbarten und höchstens bis zum dritten Wirtel breiter 
als lang. Die Schenkelporen sind nie mehr als um die halbe Breite 
des Anale voneinander entfernt. 

Was die Färbung und Zeichnung dieser Art betrifft, so ist 
dieselbe manchen, wenn eben auch nicht vielen Verschiedenheiten 
unterworfen. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Oberseite 
meist bescheiden und düster gefärbt ist, indem dieselbe vorherrschend 
braun, manchmal aber auch grau oder selbst schwarz erscheint. 
Lebhaftere Farben, wie beispielsweise grün und gelb, sind im allge- 
meinen selten und treten nur höchst ausnahmsweise als Grundfarbe, 
sondern in der Regel bloß als meist ziemlich kleine Punkte und 
Schnörkel auf. Dagegen sind schwärzliche und weißliche Tinten 
als Zeichnungselemente sehr häufig und besonders an den Körper- 
seiten teils als Flecken, teils, namentlich im weiblichen Geschlechte, 
als Längsbinden oder derlei Streifen oft anzutreffen. Auch Blau 
kommt nicht selten vor, ist aber in der Regel auf die äußerste Reihe 
der Bauchschilder beschränkt oder bildet mitunter hinter der Wurzel 
der Vorderbeine einen mehr oder weniger abgehobenen Axillarfleck. 
Die Unterseite ist vorwiegend weißlich, nicht selten aber auch rot 


- 


Lacerta. 415 


gefärbt und häufig besonders bei Männchen mit schwarzen Makeln 
in wechselnder Zahl und Größe besetzt. Die Gesamtlänge des Tieres 
beträgt meistens nur I6—I8 cm, kann aber bei südlichen Stücken 
mitunter bis zu 25 cm ansteigen. 

Lacerta mwuralis tritt in unserem Faunengebiete in verschiedenen 
Formen auf, die nun des näheren einzeln besprochen werden sollen. 

Als Typus kann man die am häufigsten vorkommende und 
auch am weitesten verbreitete, gewöhnlich als ‚‚fusca‘“ bezeichnete 
Form ansehen. Bei derselben ist das Frontale gewöhnlich, ziemlich 
kurz und relativ breit, an Länge etwa seiner Entfernung von der 
Schnauzenspitze gleichkommend, nach rückwärts selten stark ver- 
schmälert und vorne nicht weit zwischen die Präfrontalen einge- 
schoben. Der vordere Teil des Discus palpebralis ist in der Regel 
deutlich länger als der hintere, die Schläfen sind mit meist ziemlich 
kleinen und zahlreichen, mehr oder weniger körnerartigen Schuppen 
bedeckt, die fast immer ein größeres Massetericum einschließen; 
das erste Supratemporale ist gewöhnlich länger als die folgenden. 
Die Rückenschuppen sind meist glatt oder kaum merkbar gekielt, 
die oberen Schwanzschuppen durch stets sehr deutliche Kiele in 
zwei ungleiche Hälften geteilt; letztere sind am Ende eigentlich ge- 
rade abgestutzt, erscheinen aber wegen ihrer dachförmigen Knickung 
von vorne betrachtet rückwärts mehr oder weniger winkelig. Die 
Kehlfurche ist durch eine Doppelreihe kleiner Schuppen angedeutet, 
das Halsband meist vollkommen ganzrandig oder nur stellenweise 
mit einer schwachen Andeutung von Zähnelung versehen. Die Unter- 
seite der Schenkel ist zwischen der Porenreihe und den großen, vom 
Knie bis zu den Weichen reichenden Schildern mit 3—4 mehr oder 
weniger deutlichen Längsreihen von glatten, schwach geschindelten 
Schuppen bedeckt. Der namentlich im männlichen Geschlechte in 
der ersten Hälfte ziemlich dicke Schwanz erreicht niemals die dop- 
pelte Länge des übrigen Körpers. 

Die Färbung der Oberseite ist stets ein ziemlich ausgesprochenes 
nur manchmal ins Grau ziehende Braun, welches beim Männchen 
wohl immer, beim Weibchen häufig durch bald mehr, bald weniger 
schwarze Flecken unterbrochen wird. Letztere sind am Rücken oft 
zu einer meist ziemlich schmalen Vertebralreihe aneinander gereiht, 
während sie an den Rumpfseiten an Menge und Größe zunehmen 
und daselbst beim Männchen eine unregelmäßige, nach oben und 
unten zackige oder wellige, meist ziemlich breite Marmelbinde bilden, 
während sie beim Weibchen zu einem kontinuierlichen, gerade be- 
grenzten und gewöhnlich nicht besonders breiten Seitenbande zu- 
sammentreten, das vom Hinterrande der Augen bis auf den Schwanz 
verfolgt werden kann. Außerdem zeigen die Männchen an den Rumpf- 
seiten fast immer mehr oder minder zahlreiche weiße Makeln, welche 
teils zwischen den schwarzen Marmeln zerstreut sind, teils am Rande 
der: dunklen Seitenbinde in deren Zacken oder Kerben eingreifen 
und hiedurch einen namentlich nach oben zu oft ziemlich deutlichen 
Randsaum derselben darstellen. Beim Weibchen dagegen ist die 
dunkle Seitenbinde ungefleckt, dafür aber wenigstens unten, häufig 
auch oben von einem meist scharfen weißen Streifen begrenzt. Ein 


416 Lacertidae. 


Axillarfleck ist nicht vorhanden. Die Schwanzseiten sind auf den 
abwechselnden Wirteln mit schwarzen und mit über und unter den- 
selben paarweise übereinander stehenden weißen Flecken besetzt, 
die als Fortsetzung der sich hier auflösenden Körperbinden zu be- 
trachten sind. Der Pileus ist gewöhnlich mit unregelmäßigen schwar- 
zen Flecken und Zeichnungen besetzt, die im männlichen Geschlechte 
meist ziemlich gut hervortreten, beim Weibchen aber gewöhnlich 
undeutlicher oder auch gar nicht vorhanden sind; die bei letzterem 
einfarbigen Beine sind bei ersterem mit zahlreichen weißlichen Tupfen 
besetzt. Die Unterseite ist entweder weißlich (var. albiventris Massal.), 
häufig aber auch teilweise oder auch ganz rot (var. rubriventris Bo- 
nap.), was letzteres besonders bei Männchen vorkommt. Bei diesen 
ist auch die Unterseite sehr häufig schwarz gefleckt, während dies 
bei Weibchen in der Regel nicht der Fall ist und allfällig auftretende 
derlei Punkte meist auf die Brust und die Unterseite des Kopfes 
beschränkt sind. Die äußerste Reihe der Ventralen ist beim Männ- 
chen gewöhnlich, beim Weibchen seltener schön lasurblau. Die 
Handflächen und Fußsohlen sind weißlich fleischfarben, dieselbe Fär- 
bung zeigt häufig auch die Unterseite regenerierter, oben in der 
Regel einfarbiger Schwanzteile. 

Die Jungen sind von den Alten nur wenig verschieden und 
gleichen in Färbung und Zeichnung im allgemeinen mehr den Weib- 
chen; frisch ausgekrochen sind sie etwa 6 cm lang. Die erwachsenen 
Tiere überschreiten nur selten das Ausmaß von IS cm. 

Eine zweite, der Stammform im Habitus ähnliche aber häufig 
größere und robustere Varietät ist die als Zacerta Rasquineti Bedrg. 
beschriebene Eidechse; sie ıst von der 
fusca namentlich durch die Bekleidung 
der Schläfen verschieden, welche nicht wie 
bei der vorigen mit meist feinen Körnern, 
sondern fast durchaus mit tafelartigen 
Schildern bedeckt sind, die mitunter so 

Fig. 88. groß werden, daß das Massetericum hie- 

Lacerta Rasquineti Bedrg. durch oft ziemlich undeutlich wird, ja 

als solches manchmal selbst ganz ver- 

schwinden kann. Auch ist das Frontale gewöhnlich etwas länger 

und schmäler und werden die anfangs rundlichen und glatten 

Rückenschuppen nach hinten zu allmählich mehr länglich und 

scharf gekielt; das teilweise schwach gezähnelte Halsband hat 8—9 

Schuppen, die einander in der Aftergegend stark genäherten Schenkel- 

poren sind kaum um die halbe Breite des Analschildes voneinander 
entfernt. 

Die Färbung der Oberseite ist ein ziemlich helles schokolade- 
oder nußbraun, das manchmal ins olivenfarbige zieht und stets von 
zahlreichen schwarzen Flecken durchsetzt ist; die Körperseiten sind 
bis über die äußerste Ventralreihe hinaus prachtvoll lasurblau, das 
Halsband, die Brust und die Bauchmitte, sowie die Unterseite des 
Schwanzes lebhaft ziegelrot. Was die schwarze Zeichnung betrifft, 
so tritt dieselbe in zweierlei Formen auf; in einem Falle zeigt sich 
die ganze Oberseite mit durchaus gleichmäßig verteilten schwarzen 





Lacerta. 417 


Flecken besetzt, die zu einem ziemlich regelmäßigen Netzwerk ver- 
fließend in dessen Maschen die Grundfarbe einschließen. — Im 
zweiten Falle zieht sich über die Mitte des Rückens bis zur Schwanz- 
wurzel eine meist ziemlich schmale und sehr unregelmäßige schwarze 
Fleckenreihe hin, längs deren dann zahlreiche, feine unregelmäßige 
und ebenso gefärbte Linien in ziemlich senkrechter Richtung auf 
den Vertebralstreifen über die ganze Länge des Rückens verlaufen; 
indem sich nun diese Querstreifen gegen die Rumpfseiten zu un- 
regelmäßig verästeln, bildet sich daselbst aus der in der Rücken- 
mitte noch ziemlich zusammenhängenden Grundfarbe eine moos- 
artige Zeichnung, an den Rumpfseiten aber durch Verbindung der 
aus den genannten Querlinien entsprungenen Äste ein unregel- 
mäßiges schwarzes Netzwerk, das die blaue Grundfarbe in Form ver- 
schieden gestalteter Ocellen einschließt. Die größten der letzteren 
stehen hinter der Einlenkung der Vorderbeine und können als Axillar- 
flecken betrachtet werden. Die Beine sind braun mit schwarzen 
Flecken, die Kopfseiten mit Ausnahme des gewöhnlich blaugrünen 
Subokularschildes schmutzig rosa und schwarz punktiert, die Kehle 
mit bunt durcheinander gewürfelten weißlichen, braunen, roten, 
blauen und schwarzen Schuppen unregelmäßig schachbrettartig ge- 
zeichnet, die Submaxillaren blaß rosa und schwarz gescheckt; 
die Unterseite der Vorderbeine ist schmutzig rosa und grau gefleckt, 
die der hinteren mit abwechselnd blauen, braunen, roten und schwar- 
zen Flecken besetzt, die Handflächen und Sohlen sind schmutzig 
weiß, die Bauchseiten mit mehr oder weniger längsgereihten schwar- 
zen Makeln versehen. 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt 16—20 cm. 

Die dritte, als maculiventris Wern. bezeichnete Varietät stimmt 
in Größe und Habitus ebenfalls mit der typischen muralis überein 
und kann als eine Übergangsform zwischen dieser und der nächst- 
folgenden bezeichnet werden. 

Das Frontale ist namentlich in seinem hinteren Teile meist 
etwas schmäler, und gewöhnlich länger als sein Abstand von der 
Schnauzenspitze; die zwei Schilder des Discus palpebralis sind an 
Größe wenig verschieden oder mindestens das hintere nicht merk- 
lich kürzer als das vordere. An der gemeinsamen Naht der Präfron- 
talen ist zwischen denselben nicht selten ein accessorisches Schild- 
chen eingeschaltet. Die Schläfen sind meist nur in der Jugend ge- 
körnt, bei älteren Tieren dagegen vorherrschend mit kleinen, un- 
regelmäßig polygonalen Schildern bekleidet, die fast immer ein 
deutliches Massetericum einschließen. Die Rückenschuppen sind 
ziemlich deutlich gekielt, die länglich rechteckigen Schwanzschuppen 
hinten vollkommen gerade abgestutzt und zu beiden Seiten der gut 
hervortretenden Kiele mehr oder weniger furchenartig eingedrückt. 
Das aus 9—ır Schuppen gebildete Halsband ist entweder vollkom- 
men ganzrandig oder nur sehr schwach gezähnelt, seine mittleren 
Schuppen namentlich bei älteren Stücken gewöhnlich vergrößert. 
Die Unterseite der Schenkel ist vor den Poren mit 4—6 Reihen 
flacher, schwach geschindelter Schuppen bedeckt, der Schwanz unten 
wie beim Typus beschaffen, das Anale von ziemlich wechselnder Breite. 

Schreiber, Herpetologia europaea. 27 


418 Lacertidae. 


Die Färbung der Oberseite ist im männlichen Geschlechte 
eigentlich ein sehr helles Graubraun, das aber stets so stark mit 
dunkelbraunen bis schwarzen Flecken durchsetzt ist, daß letztere 
den ersteren mindestens das Gleichgewicht halten oder selbe nicht 
selten mehr oder weniger verdrängen; es erscheinen daher im ersteren 
Falle die betreffenden Tiere ziemlich gleichmäßig hell und dunkel 
gefleckt oder marmoriert, während im zweiten Falle die dunkle 
Farbe zur Grundfarbe wird, in welcher dann die ursprüngliche helle 
Rückenfärbung nur in der Form von Ocellen oder von ein mehr 
oder weniger zusammenhängendes Netzwerk bildenden Schnörkeln 
noch sichtbar ist; bei starkem Überwiegen des Schwarz wird aber 
eine derartige Netzzeichnung oft auch durch diese Farbe gebildet. 
In seltenen Fällen zeigt die Vorderhälfte des Rückens einen ent- 
schieden grünlichen Ton, während die hintere Hälfte mehr ins Gelb- 
liche geneigt ist. An den Körperseiten werden die dunklen Flecken 
fast immer schwarz und nehmen gewöhnlich an Zahl und Größe 
so zu, daß sie in den meisten Fällen eine vom Rücken gut abgehobene 
Lateralzone bilden, in welcher die ursprüngliche Grundfarbe nur 
mehr in der Form von mehr oder weniger isolierten Punkten oder 
Ocellen auftritt. An den Rückenseiten treten die hellen Makeln 
sehr oft so nahe zusammen, daß sie daselbst eine häufig sehr deut- 
liche, beim Männchen allerdings nur schmale, durch Hineingreifen 
der dunklen Flecken wellige oder zackige Supraciliarbinde bilden. 
Diese Flecken und Seitenstreifen sind entweder wie die Grund- 
farbe, manchmal aber auch entschieden gelblich oder grünlich, ja 
manchmal selbst bläulich gefärbt. An der Wurzel der Vorderbeine 
zeigt sich meistens ein ziemlich kleiner und nur wenig ausgesprochener 
weißer oder blauer Axillarfleck auf tiefschwarzem Grunde. 

Bei Weibchen und Jungen ist die Rückenzone in der Regel 
dunkel nuß- oder kaffeebraun und meistens nur mit wenigen und 
kleinen schwarzen Flecken versehen, die häufig längs der Rücken- 
mitte zu einem mehr oder weniger zusammenhängenden Vertebral- 
band vereinigt sind. Dagegen treten die hellen Flecken längs der 
Rückseiten viel näher zusammen und bilden daselbst fast immer 
einen sehr deutlichen und ziemlich breiten Supraciliarstreif. 

Die bisher geschilderte Körperzeichnung zieht sich, obwohl auf- 
gelöst, auch auf den Schwanz hin, indem derselbe seitlich auf den 
abwechselnden Wirteln mit schwarzen, und ober und unter denselben 
mit paarweise übereinander stehenden weißen Flecken versehen ist, 
die als eine Fortsetzung der betreffenden Rumpfbinden zu betrachten 
sind; regenerierte Schwanzteile sind in der Regel einfarbig bräunlich. 
Die Beine sind von der Farbe des Körpers, die hinteren mit weißen 
Tropfenflecken. 

Der Pileus ist namentlich im männlichen Geschlechte mit zahl- 
reichen, unregelmäßigen schwarzen Zeichnungen versehen, die Lippen- 
schilder sind weißlich mit besonders längs der Nähte stehenden 
schwarzen Flecken. Die Unterseite ist stets weißlich, mitunter ins 
Grünliche, am Kopfe wohl auch ins Gelbliche oder Bläuliche ge- 
neigt und auf letzterem mit zahlreichen, bei Jungen und Weibchen 
spärlicheren und minder scharfen schwarzen Flecken und Schnörkeln 


Lacerta. 419 


versehen. Desgleichen weisen auch der Unterleib, die Beine, und 
zwar namentlich die hinteren, sowie auch der Schwanz zahl- 
reiche tiefschwarze Makeln auf, die am Bauche entweder einzeln 
oder auch zu zweien meist am Vorderrande der Ventralen stehen, 
mitunter deren ganze Breite einnehmen und häufig in deutliche Längs- 
reihen geordnet sind; nur in der Mitte des Bauches sind diese Flecken 
oft kleiner und mehr punktförmig oder manchmal selbst ganz feh- 
lend. Die Mittellinie des Schwanzes ist in der Regel fleckenfrei, 
nur bei sehr starken Männchen manchmal in der ersten Hälfte ebenso 
reichlich wie am Bauche gefleckt. 

Eine weitere Entwicklung der zuletzt besprochenen Form ist 
die Lacerta nigriventris Bonap. Im Habitus meist noch ziemlich 
der vorigen gleichend, erreicht sie jedoch im Süden eine weit bedeu- 
tendere Größe, indem die Gesamtlänge des Tieres daselbst bis zu 
25 cm ansteigen kann. Das Frontale ist meistens noch etwas länger 
und häufig auch schmäler als bei maculiventris, gewöhnlich länger 
als sein Abstand von der Schnauzenspitze und namentlich nach vorne 
zu häufig stark, mitunter selbst zwischen den Präfrontalen hin- 
durch bis zum Internasale entwickelt. Zwischen den Präfrontalen 
zeigt sich auch hier manchmal ein unpaares Schildchen ausgebildet. 
Die Rückenschuppen sind sehr deutlich gekielt, die Schwanzschuppen, 
wie bei der vorigen gestaltet. Das Halsband ist meist vollkommen 
ganzrandig, das Anale viel breiter als lang. 

Die Oberseite ist stets tief rabenschwarz und mit zahlreichen 
kleinen Flecken und meist querstehenden welligen oder zackigen 
Schnörkeln versehen, die gewöhnlich eine schön hellgrüne, manch- 
mal aber auch eine lebhaft schwefelgelbe (Lacerta flaviundata Bedrg.) 
Farbe zeigen. Bei der als ZLacerta Brüggemanni Bedrg. beschriebenen 
Form halten sich das Hell und Dunkel noch ziemlich das Gleich- 
gewicht, während bei der echten nigriventris Bonap. das Schwarz 
entschieden zunimmt und namentlich auf der Unterseite des Kör- 
pers oft dermaßen vorherrscht, daß Bauch und Beine vorwiegend 
schwarz erscheinen und die weiße oder blaß grünliche Grundfarbe 
des ersteren häufig nur auf nicht mehr zusammenhängende, meist 
in Längsreihen stehende schmale Querflecken reduziert ist; des- 
gleichen zeigt sich auch die Kehle mit zahlreichen, dicht gedrängten 
schwarzen Schnörkeln besetzt. Im allgemeinen sind diese starken 
Überwucherungen der schwarzen Farbe öfters bei den Männchen als 
im weiblichen Geschlechte anzutreffen. 

Wenn nun die dunkle Färbung auf Kosten der lichten Zeichnung 
noch weiter zunimmt, so wird letztere immer mehr verdrängt, nach 
und nach auf immer kleiner und sparsamer werdende Flecken reduziert, 
bis sie endlich selbst gänzlich verschwindet. Es entsteht dann schließ- 
lich eine tiefschwarze Form, welche in der Wissenschaft als Lacerta 
fılfolensis Bedrg. bekannt ist. Dieselbe ist meistens bedeutend größer 
und stärker als die bisher besprochenen Varietäten und hat bei un- 
verletzten Stücken einen in der zweiten Hälfte sehr dünnen und spitz 
ausgezogenen Schwanz, der etwa die doppelte Länge des übrigen 
Körpers beträgt; übrigens zeigen die betreffenden Eidechsen sehr 
häufig regenerierte und dann auffallend dicke und plumpe Schwänze. 

20 


420 Lacertidae. 


Der Pileus ist bei alten Tieren meist stark grubig und uneben, 
so daß hiedurch die Nähte zwischen den Schildern oft undeutlich 
werden und namentlich das Occipitale manchmal selbst ganz ver- 
schwindet. Die Supraciliarkörner bilden bald eine vollständige, 
bald wieder eine mehr oder weniger reduzierte Reihe. Die Schläfen 
sind vorwiegend mit zahlreichen feinen Körnerschuppen bedeckt, 
die mitunter teilweise selbst die Supratemporalen verdrängen und 
dann bis zu den Parietalen reichen; das Massetericum ist nicht groß, 
aber sehr deutlich. Die Rückenschuppen sind ziemlich flachkörnig, 
klein und glatt, bis nach hinten zu gleich groß und auch nach den 
Seiten zu nicht vergrößert, meistens vier Querreihen derselben auf 
ein Bauchschild kommend; sie sind voneinander etwas entfernt und 
kann man in den hiedurch gebildeten Zwischenräumen mit der 
Lupe zahlreiche äußerst feine Körner bemerken. Die Schuppen 
auf der Oberseite der Hinterbeine sind namentlich auf den Schienen 
noch kleiner als am Rücken und ebenfalls glatt oder nur undeut- 
lich gekielt, die Schenkel unten mit fünf Reihen durchaus gleich 
großer, flacher, nebeneinander stehender und ebenfalls etwas ent- 
fernter, daher nicht geschindelter Schuppen bedeckt. Die oberen 
Schwanzschuppen sind am Ende vollkommen gerade abgestutzt und 
längs der sehr deutlichen Kiele meist tief eingedrückt oder gefurcht; 
an der Kehlfurche bildet die Haut häufig eine sehr deutliche und 
stark abgehobene Ouerfalte. 

Die Färbung dieser Form ist im Leben am ganzen Körper ein 
tiefes Schwarz, das auf der Unterseite des Schwanzes in ein dunkles 
Eisengrau übergeht; nur die Handflächen und Sohlen sind schmutzig 
weißlichbraun. Der Rücken ist in der Regel mit wenig zahlreichen 
voneinander ziemlich entfernten kleinen hellgrünen oder bläulichen 
Punkten und Sprenkeln besetzt, die aber manchmal auch gänzlich 
fehlen können; derlei Flecken sind mitunter auch auf dem Pileus, 
auf der Oberseite der Beine und des Schwanzes, namentlich auf 
der Basis des letzteren zu finden; auch auf der Unterseite des Kopfes, 
besonders auf den Sublabialen, sind mitunter größere blaue Flecken 
zu bemerken. Sonst ist die Unterseite fast immer einfarbig schwarz 
und nur manchmal zeigen sich auf den Ventralen hie und da ver- 
einzelte weiße Makeln als Überbleibsel der einstigen Grundfarbe des 
Bauches; die obersten Reihen der Ventralen sind stets in größerer 
oder geringerer Ausdehnung schön kobaltblau. 

Bei einer sehr ausgezeichneten, aber da ich sie in der Literatur 
nirgends erwähnt finde, wahrscheinlich sehr seltenen Varietät sind 
die grünen Schuppen der Oberseite lebhaft smaragdgrün metallisch 
glänzend, so daß sie fast wie kleine Flimmer von Chloritglimmer 
aussehen; jüngere Stücke sind überdies noch zu seiten des Rückens 
mit zahlreichen, puderartigen ebensolchen Pünktchen besetzt, welche 
zu zwei mehr oder weniger ausgesprochenen Längsbinden zusammen- 
treten und den betreffenden Tieren ein überaus prachtvolles Aus- 
sehen verleihen. Ich will diese Abart, welche wohl eine der schönsten 
europäischen Eidechsen ist, als var. chrysochlora bezeichnen. 

Ich kann nicht umhin zu bemerken, daß diese von mir durch- 
wegs nach lebenden Tieren verfaßte Beschreibung der filfolensis mit 


Lacerta. 421 


der von anderen Autoren gegebenen nicht durchwegs übereinstimmt, 
was vielleicht teilweise darauf zurückzuführen ist, daß den betref- 
fenden Herpetologen nur konservierte Exemplare zur Verfügung 
standen oder das mir zu gebote stehende Material nicht erschöpfend 
war, was bei einem nicht so leicht und namentlich nicht in Masse 
zu erhaltenden Tiere ja immerhin möglich ist. So sind mir nament- 
lich Stücke mit braunroter Unterseite niemals untergekommen und 
ebensowenig habe ich auch den von einzelnen Autoren erwähnten 
blauen Axillarfleck jemals beobachtet. 

Die Größe des erwachsenen Tieres kann mitunter bis zu 25 cm, 
ansteigen. 

Die hier geschilderte Eidechse wird meistens als eine Abänderung 
der Lacerta serpa Raf. betrachtet; doch konnte ich mich mit dieser 
Auffassung nicht besonders befreunden und glaube, daß sich die 
fulfolensis weit eher und ungezwungener von der muralis als von der 
obgenannten Art ableiten läßt. Die mich hiezu bestimmenden Gründe 
bestehen einerseits darin, daß- die filfolensis durch ihre mehr kurze 
und ziemlich plötzlich zugespitzte Schnauze viel mehr der muralis 
als der serpa gleicht, und daß ich andererseits bei der großen Anzahl 
der von mir untersuchten serpa niemals die Tendenz bemerken 
konnte das Schwarz der Flecken auf Kosten der grünen Grundfarbe 
zu erweitern oder zu vergrößern. Dieser letztere Umstand kommt 
aber gerade bei verschiedenen muralis-Formen sehr häufig vor und 
kann man bei reichlichem Materiale von der am Rücken mitunter 
schon deutlich ins Grüne ziehenden maculiventris durch die Brügge- 
mannı und nigriventris bis zur filfolensis leicht ganze Reihen zu- 
sammenstellen, bei denen das Grün auf Kosten des Schwarz immer 
mehr abnimmt, bis letzteres weitaus vorherrschend wird oder schließ- 
lich die helle Zeichnung selbst gänzlich verdrängt; dasselbe ist auch 
mit der stetig zunehmenden Schwarzfärbung der Unterseite der 
Fall. Endlich scheint mir noch die Angabe Boulengers, daß 
Stücke mit rotbraunem Bauche daselbst mitunter Längsreihen 
schwarzer Flecken zeigen, ebenfalls auf die Abstammung von nigri- 
ventris hinzuweisen und die Auffassung der filfolensis als des letzten 
und extremsten Gliedes einer durch die obgenannten Formen all- 
mählich sich entwickelnden Reihe zu rechtfertigen. 

Allerdings kommen auch schwarze serpa-Formen vor; bei den- 
selben wird aber die Melanose nicht durch Vergrößerung der Flecken, 
sondern durch die Verdunklung der Grundfarbe hervorgebracht. 

Eine weitere Form der muralis ist die gewöhnlich als Lacerta 
Genei Cara angeführte Eidechse, die aber nach dem Prioritätsprinzipe 
richtiger als quadrilineata Gray zu bezeichnen ist. 

Dieselbe stimmt in Größe und Habitus im allgemeinen mit 
fusca überein, der sie, namentlich im weiblichen Geschlechte manch- 
mal auch in Färbung und Zeichnung sehr ähnlich ist, unterscheidet 
sich aber namentlich durch den beim Männchen viel plumperen und 
dickeren, hinten merklich breiteren, nach vorne dagegen rascher 
und stärker zugespitzten, daher relativ kürzeren Kopf, sowie durch 
den diesem an Dicke mindestens gleichen oder ihn sogar übertreffenden 
Hals von der Stammform; auch ist der Pileus nicht so flach wie bei 


4 22 . Lacertidae. 


letzterer, sondern fast stets, wenn auch schwach, so doch immerhin 
deutlich von hinten gegen die Schnauzenspitze zu nach abwärts 
gewölbt. Endlich ist noch der Körper weit weniger abgeflacht und be- 
sonders in der vorderen Rumpfhälfte ziemlich verrundet, die Zehen 
etwas länger und schlanker und mehr kompreß und der Schwanz 
häufig merklich länger als bei fusca, so daß er mitunter selbst ein 
Viertel über die doppelte Körperlänge beträgt; auch ist er meist viel 
dünner ausgezogen, als bei fusca. 

Infolge der kürzeren Schnauze ist das Frontale relativ meist 
etwas länger, so daß es den Abstand von derSchnauzenspitze oft 
merklich übertrifft. Die Schläfen sind fast immer mit zahlreichen 
und größtenteils ziemlich kleinen Körnerschuppen bedeckt, die 
gewöhnlich ein ziemlich großes Massetericum einschließen. Die 
Rückenschuppen sind etwas kleiner als bei der Stammform, rundlich 
oder oval, stark konvex und fast immer glatt, nur ausnahmsweise 
undeutlich gekielt, gewöhnlich 3—4, seltener fünf Ouerreihen der- 
selben einem Bauchschilde entsprechend. Die oberen Tibialschuppen 
sind so groß oder auch etwas kleiner als die dorsalen und immer ge- 
kielt; letzteres ist in noch stärkerem Grade bei den hinten abge- 
stutzten oberen Schwanzschuppen der Fall. Die Kehlfurche ist in 
der Regel gut ausgeprägt, das aus 9—I4 Schuppen bestehende Hals- 
band gerade oder in der Mitte schwach geschwungen, fast immer 
ganzrandig, nur selten mit einer sehr schwachen Andeutung von 
Zähnelung, das Anale meist ziemlich klein. 

Die Grundfarbe der Oberseite ist im männlichen Geschlechte 
meist ziemlich, oft sogar sehr hellbraun oder selbst schmutzig weiß- 
lich, mitunter aber auch grüngelb, grün, oliven-, gelb- oder kupfer- 
braun, beim Weibchen dagegen fast immer dunkel nuß- oder kaffee- 
braun, bei ersterem in der Regel mit ziemlich zahlreichen und größeren, 
bei letzterem dagegen mit spärlicheren und kleineren schwarzen 
Flecken untermischt oder selbst gemarmelt, wo dann mitunter die 
ursprüngliche Grundfarbe nur in Form mehr oder weniger isolierter 
Flecken oder unregelmäßiger Schnörkel zurückbleibt. Zu beiden 
Seiten des Rückens verläuft ein nur ausnahmsweise fehlender heller, 
weißlicher, gelblicher oder auch grünlicher Supraciliarstreif, der 
beim Männchen nur selten aus einer bloßen Fleckenreihe besteht, 
in der Regel aber auch bei diesem Geschlechte wenigstens nach 
oben zu, beim Weibchen aber in seinem ganzen Verlaufe kontinuier- 
lich zusammenhängend und scharf ist. Was die schwarzen Flecken 
betrifft, so legen sich dieselben am häufigsten an das helle Supra- 
ciliarband an und treten auch in der Mitte des Rückens oft zu einer 
bei Weibchen allerdings manchmal sehr schmalen, aber doch nur, 
selten ganz fehlenden längsstreifenartigen Vertebrallinie zusammen. 
Bei namentlich älteren Männchen wieder besteht nicht selten der 
Vertebralstreif, sowie auch die an der Supraciliarlinie anliegende 
Fleckenreihe aus so großen Makeln, daß die des ersteren mit denen 
der letzteren seitlich ab und zu aneinanderstoßen und hiedurch die 
ursprüngliche Grundfarbe als zwei zwischen ihnen verlaufende 
zackige oder wellige Längsbinden zurücklassen. Seltener kommt es 
vor, daß die schwarzen Rückenflecken in drei mehr oder weniger 


Lacerta. 423 


kontinuierliche Längsstreifen geordnet sind, wodurch dann die 
Grundfarbe in Form von vier hellen Rückenbinden erscheint (var. 
corsica Bedrg.). Im weiblichen Geschlechte sind die den Supraciliar- 
streifen nach innen säumenden schwarzen Makeln in der Regel nur 
wenig entwickelt, meistens mehr oder weniger unscheinbar oder 
selbst ganz fehlend, und da hiebei auch der Vertebralstreif mehr 
schmal oder oft ziemlich verwischt ist, so erscheint dann der Rücken 
häufig als eine nahezu einfarbig breite dunkelbraune Zone. 

Die Körperseiten sind mit beim Männchen schärferen, beim 
Weibchen aber meist mehr verwaschenen schwarzen Makeln be- 
setzt, die mit vielen weißlichen, mitunter aber auch bläulichen oder 
grünlichen Flecken untermischt sind und beim Männchen durch 
marmelartiges Zusammenfließen meist eine deutliche dunkle Late- 
ralzone bilden, beim Weibchen aber fast immer zu einer zusammen- 
hängenden schwarzen Temporalbinde verschmelzen, die zwischen 
den Vorder- und Hinterbeinen verlaufend meist mehr oder weniger 
zahlreiche, manchmal auch gereihte punktförmige helle Flecken ein- 
schließt. Diese dunkle Seitenzone ist nach unten zu fast immer von 
einem hellen Subokularstreifen begrenzt, beim Männchen oben 
durch von dem lichten Supraciliarstreifen mehr oder weniger senk- 
recht abgehende kurze Äste gewöhnlich wellig oder zackig, beim 
Weibchen aber scharf und ganzrandig begrenzt; da bei letzterem 
überdies auch die inneren schwarzen Saumflecken des Supraciliar- 
streifens meist noch der Länge nach zusammenfließen, so treten durch 
diese beiderseitige schwarze Einfassung die hellen Subdorsallinien 
besonders scharf und deutlich hervor. Bei letzterem Geschlechte 
ist häufig noch unter dem Subokularstreifen eine mit ihm parallele 
längs des Oberrandes der äußersten Ventralen hinziehende helle 
Linie, bei erwachsenen Männchen gewöhnlich über der Einlenkung 
der Vorderbeine ein kleiner, blauer Axillarfleck auf schwarzem 
Grunde zu sehen und sind auch die hellen Seitenflecken des Rumpfes 
nicht selten ausgesprochen blau. Die hellen Seitenstreifen, sowie 
die dunkle Temporalbinde setzen sich mehr oder weniger auch auf 
den Schwanz fort, obwohl daselbst nur mehr auf den abwechselnden 
Wirteln in Form von Flecken erscheinend. Die Beine sind von der 
Farbe des Rückens, die hinteren namentlich mit hellen, dunkel um- 
randeten Tropfenflecken besetzt, die in ähnlicher Weise, wie die 
lichten Seitenmakeln des Rumpfes gefärbt sind. — Manche stark 
hell und dunkel gefleckte Männchen, namentlich sölche mit nicht 
besonders ausgeprägtem Supraciliarstreif, ähneln der maculiventris, 
während wieder Weibchen mit fast einfarbigem Rücken und scharfer 
heller und dunkler Seitenstreifung sehr an weibliche fusca erinnern. 

Die Unterseite ist in der Regel ziemlich einfarbig, weißlich, 
gelblichgrün oder schwach grünlich, nicht selten mit deutlichem 
Perlmutterglanz, die fast immer mit schwärzlichen Punkten und 
Schnörkeln besetzte Kehle manchmal gelblich oder gelbbräunlich, 
ausnahmsweise selbst ziegelrot, die Lippenschilder und Submaxil- 
laren gewöhnlich mit schwarzen Nähten. Nach Boulenger 
soll es auch Männchen mit lebhaft orangefarbiger Unterseite geben, 
mir sind aber derartige Stücke niemals untergekommen, obwohl ich 


424 Lacertidae. 


ein eben nicht geringes lebendes Material zur Verfügung hatte. Am 
Bauche stehen beim Männchen höchstens an den Seiten einzelne 
zerstreute schwarze Flecke, während letztere beim Weibchen sehr 
häufig an allen äußersten Ventralen stehen und hiedurch eine meist 
ziemlich zusammenhängende Längsreihe bilden, welche dann den 
darüber stehenden untersten hellen Seitenstreif besonders deutlich 
hervortreten lassen; die obersten Bauchschilder sind übrigens na- 
mentlich beim Männchen mehr oder weniger lasurblau; in diesem 
Geschlechte hat auch der Schwanz an den Seiten fast immer, unten 
aber höchstens manchmal an der Basis zerstreute schwarze Flecken. 


Die Jungen sind im ganzen von den Alten kaum verschieden, 
gleichen aber in Färbung und Zeichnung wie gewöhnlich mehr den 
Weibchen als den Männchen. 


Die Größe der erwachsenen Tiere beträgt etwa I8 bis 20 cm. 


Die letzte Eidechsenform, die wir noch zu muralis ziehen, ist 
die Lacerta Bocagei Seoane; dieselbe ist im Habitus ebenfalls der 
fusca ähnlich, meist aber etwas kleiner und gedrungener, mit häufig 
noch mehr flachgedrücktem Kopf, sowie auch mit kürzerem, etwa 
zwei Drittel der ganzen Körperlänge betragenden Schwanz. 


Das Frontale ist gewöhnlich etwas länger und daher verhält- 
nismäßig weniger breit als bei /usca, seitlich meist stärker nach 
einwärts geschweift und nach vorne zu mehr, mitunter selbst bis 
zu dem Internasale verlängert; die am geraden Außenrande von 
3—5 längeren Supratemporalen begrenzten Parietalschilder sind 
hinten verrundet oder abgestutzt, das Massetericum nicht selten 
sehr klein oder sogar fehlend. Die Körperschuppen, von denen 
meist drei, seltener 4—5 Querreihen einem Ventrale entsprechen, 
sind rundlich körnig und entweder glatt oder mit schwachen Scheitel- 
kielen versehen, die hinten gerade abgestutzten Schwanzschuppen 
oben sehr stumpf und undeutlich gekielt, unten vollkommen flach 
und von den mittleren Reihen meistens nur die des ersten, sehr 
selten auch noch die des zweiten Wirtels breiter als lang; die Tibial- 
schuppen sind kleiner als die dorsalen und ziemlich deutlich scheitel- 
gekielt. 

Die Oberseite ist grün, olivenfarben, braun- oder rein grau und 
fast immer von zwei sehr deutlichen weißlichen Supraciliarstreifen 
durchzogen, die sich gewöhnlich ohne Unterbrechung zu beiden 
Seiten des Rückens bis auf die Schwanzwurzel erstrecken und dann 
im weiteren Verlaufe in einzelne, stets einen Schuppenwirtel über- 
springende weiße Flecken zerfallen, welche nach außen zu von meh- 
reren ähnlichen begleitet sind. Bei Weibchen und Jungen sind 
diese Supraciliarstreifen viel schärfer, dafür aber bedeutend schmäler 
als bei männlichen und älteren Tieren; bei ersteren ist außerdem noch 
ein ebensolcher zweiter, zwischen den Beinen jederseits hinziehender 
Seitenstreifen zu bemerken. Die Supraciliarstreifen sind fast immer 
von einer Reihe hintereinander liegender schwarzer Makeln einge- 
faßt, die häufig zu einem unregelmäßig zackigen Längsbande zu- 
sammenfließen und hiedurch die zwischen ihnen liegenden hellen 
Streifen noch besser hervortreten lassen. Der Rücken ist gewöhnlich 


Lacerta. 425 


ziemlich einfarbig oder nur mit zerstreuten, niemals zu einem Ver- 
tebralbande zusammentretenden schwarzen Flecken versehen; da- 
gegen sind die Körperseiten stets mit mehr oder weniger zahlreichen 
schwarzen Makeln besetzt, die nur selten mehr isoliert stehen, son- 
dern meistens zu einem unregelmäßigen Netzwerk verbunden sind 
oder selbst zu 'einer breiten dunklen Temporalbinde verschmelzen; 
diese schwarzen Seitenflecken sind auch noch am unverletzten 
Schwanze bis gegen dessen Ende zu bemerken, während regene- 
rierte Schwanzstücke stets einfarbig braun sind. Bei sehr alten 
Männchen kommt es mitunter vor, daß die dunklen Flecken auch 
am Rücken an Größe und Häufigkeit so zunehmen, daß sie hiedurch 
auch die helle Streifung mehr oder weniger oder selbst ganz ver- 
drängen und die ursprüngliche Grundfarbe nur als unregelmäßige 
Schnörkelzeichnung zurücklassen. Der Pileus und die Beine sind 
wie der Körper gefärbt, ersterer namentlich beim Männchen mit 
verschiedenartigen schwärzlichen Punkten und Flecken, letztere ge- 
wöhnlich mit zahlreichen und ziemlich großen, besonders bei brau- 
nen Stücken gut abgehobenen hellen Tupfen. 

Die Unterseite ist (in Alkohol) weißgelb oder bläulich und 
namentlich bei älteren Tieren an den Kieferrändern und auf der 
Kehle, mitunter auch auf einzelnen Ventralen, vorzüglich in der 
Brust- und Analgegend mit zerstreuten schwarzen Punkten oder 
Makeln versehen; außerdem zeigen fast immer die zwei äußersten 
oder mindestens die oberste Reihe der Bauchschilder, sowie die 
Schenkel am Vorderrande ebensolche Flecken. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa I6 cm, Bocageı 
ist also unter den muralis-Varietäten die kleinste Form. 

Außer den hier angeführten Hauptformen werden von Be- 
driaga!) noch zwei auf den griechischen Inseln vorkommende 
Eidechsen als var. milensis und Erhardi beschrieben, deren Dia- 
gnosen ich, da ich die betreffenden Tiere nicht kenne, aus der dies- 
bezüglichen Abhandlung des Autors zitiere: 

a) var. milensis. Die Oberseite des Kopfes, die Mittelzone des 
Rückens und des Schwanzes erscheinen hell nußbraun. Graue Ocelli, 
oder in selteneren Fällen dunkelbraune Punkte, lassen sich auf der 
Rückenzone unterscheiden; die Seiten des Rumpfes und des Kopfes 
erhalten auf gelbem oder grüngelbem Fond schwarze Querbinden. 
Etliche blaue Ocelli zieren die Seiten und treten an den Wurzeln 
der Vorderextremitäten besonders scharf hervor. Blaue und grüne 
Flecken bedecken die äußersten longitudinalen Bauchschilderreihen. 
Der Bauch und die Kehle erhalten auf bläulichem Grunde eine An- 
zahl schwarzer würfelartiger Flecken. Die Unterseite des Schwanzes 
zeigt einen rötlichen Anflug. Die Körperform und die Körpermaße 
dieser Varietät sind ungefähr dieselben wie bei Subsp. fusca, nur 
scheint mir der Kopf etwas höher und eher pyramidenförmig als 
abgeplattet und der Schwanz etwas kürzer zu sein. — Fundort: 
Insel Milo. 

b) var. Erhardi. Diese Abart weist oben, auf graubraunem 


!) Amphib. u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. nat. Moscou, 1881, no. 3, pag. 98, 99. 


426 Lacertidae. 


Grunde 3 oder 4 gelbgrüne Längsstreifen auf, welche an den Hals- 
seiten aber intensiv zitronengelb erscheinen. Die Kehle ist gleich- 
falls zitronengelb, der Bauch schmutzigweiß; die äußersten longi- 


tudinalen Bauchschilderreihen sind blaugrün. — Sowohl die Hals- 
bandtafeln als auch das Massetericum und das Tympanale zeichnen 
sich durch ihre geringe Größe aus. — Fundort: Insel Seriphos im 


griechischen Archipel. 

Lacerta muralis ist eine sehr flinke und lebhafte Eidechse, die 
sich vorwiegend auf Felsen, im Gesteine und auf alten Mauern herum- 
treibt und namentlich für letztere in den von ihr bewohnten Gegen- 
den ein Charaktertier genannt werden kann; sehr gerne hält sie sich 
auch in der Nähe menschlicher Ansiedlungen auf und kann man 
auf Exkursionen aus ihrem häufigeren Auftreten oft mit ziemlicher 
Sicherheit darauf schließen, bald auf eine solche zu stoßen. Übri- 
gens kommt das Tier auch in lichten Wäldern, namentlich zu seiten 
von Schneißen und Wegen vor, besonders dann, wenn letztere tief 
eingeschnitten sind, aus Sandstein oder lockerem Mergel bestehen 
und deren Böschungen an ihrem Oberrande mit vorstehendem oder 
überhängendem Wurzelwerk und Pflanzengewirr bedeckt sind, das 
ihnen zahlreiche und sichere Schlupfwinkel gewährt; hier pflegen 
die Tiere auch gerne rauhe Baumstämme zu besteigen, auf denen 
sie dann ruhig sitzend sich behaglich den wärmenden Strahlen der 
Sonne aussetzen. Im nördlichen und mittleren Europa vorwiegend 
die Ebene und das Hügelland bewohnend, steigt sie in südlichen « 
Gegenden mehr ins Gebirge hinauf, woselbst man sie stellenweise 
bis zu I700 m Meereshöhe antreffen kann. 

Muralis ist gegen Kälte wenig empfindlich, hält nur einen kurzen 
Winterschlaf und kommt in wärmeren Landstrichen selbst während 
der kalten Jahreszeit an sonnigen Tagen ab und zu heraus. Je 
nach dem früheren oder späteren Eintritt des Frühlings legt das 
Weibchen vom Mai bis Juli 2—8 Eier, welche etwa IOo—Iı2 mm 
lang und 6—7 mm dick sind und gewöhnlich unter Steinen oder 
in Mauerspalten untergebracht werden; die Jungen erscheinen mei- 
stens im August. 

Die Mauer-Eidechse ist eine der am weitesten verbreiteten 
Lacerten, indem sich das von ihr bewohnte Gebiet über nicht we- 
niger als achtzehn, u. zw. vom 53.—35. Breitegrade, erstreckt. 

Dies gilt allerdings nur für die typische oder fusca-Form, wäh- 
rend die anderen Varietäten auf einen weit geringeren, mitunter 
selbst sehr engumschriebenen Wohnbezirk beschränkt sind. 

Als eigentliche Heimat dieser Art sind wohl die Mittelmeerländer 
anzusehen, von denen aus sich dieselbe dann, meistens dem Laufe 
größerer Flüsse und deren Seitenzweigen folgend, allmählich nach 
Norden und Osten ausgebreitet hat. 

Auf der Pyrenäischen Halbinsel und in Frankreich kommt das 
Tier an vielen Orten und stellenweise sehr häufig vor; von hier ist 
es dann in nördlicher Richtung nach Elsaß-Lothringen, ferner längs 
der Maas nach Belgien und von da weiter bis in die Niederlande 
vorgedrungen, woselbst es in der Provinz Gröningen den nördlich- 
sten Punkt seiner Verbreitung erreicht. Desgleichen drang fusca 


Lacerta. 427 


längs des Doubs, sowie durch die zwischen dem Jura und den Vogesen 
befindliche Einsattlung in das oberrheinische Tiefland ein, sich von 
hier aus längs der Wasserläufe nach Baden, Württemberg und 
Hessen bis ins Nassauische verbreitend; ebenso ist sie aus Nord- 
frankreich wohl wahrscheinlich der Mosel folgend nach Luxemburg 
und in die Rheinprovinz gelangt, woselbst sie bis Bonn hinauf vor- 
kommt. 

Was nun die Verbreitung der Art nach Osten betrifft, so ge- 
langte dieselbe von Frankreich aus zunächst in die Alpenländer und 
in die oberitalienische Tiefebene, in der Schweiz besonders in den 
westlichen und nördlichen Grenzbezirken, im eigentlichen Hoch- 
gebirgsland und im weiteren Zuge der Alpenkette aber nur in den 
mehr südlich gelegenen Gebieten derselben vorkommend; in der 
Poniederung ist sie vornehmlich in den nördlich von dem genannten 
Flusse befindlichen Landstrichen, sowie um die oberitalienischen 
Seen herum häufig. Auf der eigentlichen Halbinsel geht sie in den 
östlich vom Apennin gelegenen Gegenden viel weiter nach Süden 
als in den westlich von dem genannten Gebirgszuge befindlichen 
Landstrichen, indem sie in ersteren bis nach Kalabrien hinab vor- 
kommt, während sie an der Westküste südlich von Spezia meistens 
durch andere muralis-Formen ersetzt wird. Doch ist sie auch in der 
Apenninenkette selbst zu finden, von der sie stellenweise z. B. bis 
Lucca und Florenz und von dem Sabinergebirge bis in die römische 
Campagna vordringt; von den westlich von Italien liegenden Inseln 
ist sie nur aus Korsika und einigen Liparischen Eilanden nachge- 
wiesen, und endlich kommt sie auch noch auf Sizilien vor. 

Aus der norditalienischen Tiefebene tritt fusca dann in die 
österreichisch-ungarische Monarchie über, woselbst sie, dem Laufe 
der Etsch nach aufwärts folgend zunächst nach Südtirol, von hier 
aus längs der Drau nach Kärnten und Südsteiermark und von da 
weiter nach Krain und in das illyrische Küstenland gelangt ist. 
In letzterem kommt sie hauptsächlich in den Gebieten von Görz 
und Triest vor, während sie auf der istrischen Halbinsel viel seltener 
und nur stellenweise auftritt; auf den zu den hier genannten Län- 
dern gehörenden Inseln habe ich das Tier nie gesehen. Vom öster- 
reichischen Küstenlande tritt dann die Eidechse in die Karstländer 
ein, in welchen sie durch Kroatien und Dalmatien, durch Bosnien 
und die Herzegowina bis in die türkisch-griechische Halbinsel vor- 
kommt, in den erstgenannten Ländern aber, wie es scheint, mehr 
im Gebirge als in der Ebene wohnend; ich selbst wenigstens habe 
die fusca aus Kroatien bisher nur aus der Kapella und vom Velebit 
und auch aus Dalmatien und den österreichischen Reichslanden, 
namentlich aus der Herzegowina, nur von über 700 m gelegenen 
Fundstellen erhalten, während sie in Bosnien in Gegenden mit pan- 
nonischem Klima bis in die tiefsten Lagen hinab vorkommt. In Grie- 
chenland ist sie sowohl auf dem Festlande als auch auf den Inseln 
weit verbreitet, auf ersterem aber gewöhnlich viel seltener als auf 
letzteren. 

In ihrem weiteren Vordringen nach Osten ist die typische mu- 
ralis dann hauptsächlich dem Laufe der Drau und Save, besonders 


428 Lacertidae. 


aber dem der Donau gefolgt und zieht sich von Nieder-Österreich 
über Südmähren durch den Süden von Ungarn und Siebenbürgen, 
sowie durch die Donaustaaten bis zur Mündung des genannten Stro- 
mes und bis Konstantinopel hin. In Oberungarn ist sie nur ein ein- 
zigesmal in drei Exemplaren bei Kaschau gefangen worden, nörd- 
lich von den Karpaten kommt sie entschieden nicht mehr vor. 

Aus den Donauländern ist /usca endlich noch nach Rußland 
eingewandert, woselbst sie aber nur in den südlichsten Distrikten, 
etwa bis zum fünfzigsten Breitengrade hinauf vorkommt, und durch 
die im Norden des Schwarzen Meeres gelegenen Gouvernements und 
die Krim bis zum Kaukasus und Kaspisee reicht. 

Betreffs der anderen muralis-Formen ward bereits eingangs er- 
wähnt, daß deren Vorkommen ein weitaus beschränkteres ist. 

So kommt maculiventris meines Wissens nur auf dem Festlande 
von Istrien und auch hier durchaus nicht überall, sondern nur an 
manchen Örtlichkeiten vor. Am häufigsten traf ich hier das Tier 
um Rovigno, wo dasselbe in und außer der Stadt an älteren Mauern 
in den mannigfaltigsten Abänderungen sehr gemein ist. Diese Ei- 
dechse stellt unstreitig ein Übergangsglied von der fusca zur nigri- 
ventris vor, und sah ich nicht selten Stücke, die durch einen deutlich 
grünlichen Ton schon sehr zu Brüggemanni hinneigten, ja mitunter, 
wenn auch selten, stieß ich auch auf ganz ausgesprochene Exemplare 
der flaviundata mit tiefschwarzer Grundfarbe und lebhaft schwefel- 
gelber Schnörkelzeichnung. Die aus der Görzer und Triester Gegend 
angeführten maculiventris sind nur fusca mit schwarzfleckiger Unter- 
seite, die von der echten, typischen maculiventris auf den ersten Blick 
zu unterscheiden sind; diese ist eigentlich nichts anderes als eine 
Brüggemanni mit vorherrschend brauner Grundfärbung, die aber 
manchmal schon sehr merkbare Übergänge zu letzterer Form zeigt. 

Die nigriventris ist eine für die westlich des Apennin gelegenen 
Landstriche Italiens charakteristische Eidechse; sie fängt in der Varie- 
tät Brüggemanni bereits am ligurischen Meerbusen bei Spezzia 
an und kommt namentlich um Livorno, Florenz und überhaupt im 
Toscanischen vor. Weiter nach Süden zu immer schwärzer werdend 
geht sie dann allmählich in die eigentliche nigriventris über, welche 
besonders im Römischen in ausgesprochenster Weise auftritt und 
daselbst auch körperlich ihre höchste Entwicklung erlangt, indem 
hier Stücke bis zu 25 cm Gesamtlänge nicht zu den Seltenheiten 
gehören. Übrigens kommen nigriventrisartige Lacerten auch auf 
Sizilien und Malta vor und dürfte die auf dem südlich von letzterer 
Insel liegenden Felseneiland Filfola lebende filfolensis jedenfalls 
von der Malteser nzgriventris abstammen. 

Die quadrilineata kommt nur auf Hügeln und Bergen Sardıniens 
und Korsikas, sowie auf der im tyrrhenischen Meere bei Elba ge- 
legenen Insel Monte Cristo vor; Bocagei und Rasquineti sind auf die 
Pyrenäische Halbinsel beschränkt, und zwar erstere auf den Westen 
des Festlandes, namentlich auf Portugal und Galicien, letztere hin- 
gegen ausschließlich auf die an der kantabrischen Küste etwa gegen- 
über von Arnas liegende kleine, kaum einen Kilometer Umfang 
habende Felseninsel La Deva. 


Lacerta. 429 


Gefangen gehaltene muralis sind in Lebensgewohnheiten und 
Gebaren kaum von den verwandten Arten verschieden, zeichnen sich 
aber vor diesen gewöhnlich durch Friedfertigkeit und Verträglichkeit 
vorteilhaft aus. 


11. Lacerta hispaniea: Caput acuminatum cum corpore valde de- 
pressum, scuto postnasali unico, supralabialibus antıicıs 4—5. 
Squamae dorsales parvae, planae, rotundatae, caudales subcari- 
natae, apice truncatae. Tempora granoso-scutellata, disco masse- 
terico nullo. Collare integerrimum, squamis antecedentibus vix 
majoribus. — Long. 15 cm. 


Lacertaoxycephalavar.hispanica Steindch. Sitz. Ber. Akad. 
d. Wiss. Wien, LXII, I, pag. 336, tab. I, fig. 3—6 (1870). — Lacerta 
oxycephalavar.e Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 404 (1875). — La- 
certa muralis fusca Bedrg. Arch. f. Naturg. pag. 293. part. (1879). 
— Lacerta muralis subsp. Steindachneri Bedrg. Abh. 
Senckenb. Ges. XIV, pag. 256 (1886). — Lacerta muralis var. 
hispanica Bouleng. Catal. Liz. III, pag. 33 (1887). 


Die letzte und die kleinste der bisher behandelten oxycephalen 
Eidechsen. 

Der Körper ist schlank und stark depreß mit ziemlich deutlichem 
Halse und langem, dünnen Schwanz, der Kopf ist klein, flach und 
niedrig, etwa zweiundeinhalbmal so lang 
als breit, mit ziemlich kurz zugespitzter 
Schnauze, nicht ganz dreimal im Rumpfe 
enthalten. Der hinter den Augen platte 
oder kaum merkbar der Länge nach ge- 
wölbte Pileus fällt gegen die Schnauzen- 
spitze in gerader Linie ab und ist auch 
seitlich gerade oder in kaum merkbarer 
Schweifung verjüngt. 

Das Rostrale ist breiter als hoch, 
weit auf den Pileus übergewölbt, sein von 
oben sichtbarer Teil länger als die da- 
hinterliegende Supranasalnaht, letztere 
höchstens ein Viertel so lang wie das 
Internasale; dieses ist groß, stets breiter Lacerta hispanica Steind. 
als lang, mit bald mehr spitzem, bald 
wieder mehr stumpfem Vorder- und Hinterwinkel. Die Präfrontalen 
sind so lang als breit oder auch etwas breiter, ihre Mittelnaht etwa 
doppelt so lang wie die gemeinschaftliche Supranasalnaht, deren 
Außenränder vollkommen gerade. Das Frontale ist groß und verhält- 
nismäßig breit, länger als seine Entfernung von der Schnauzen- 
spitze, nach vorne ziemlich stark bogig erweitert, die Vorderseiten 
unter stumpfem Winkel zusammenstoßend, hinten wenig vorgezogen. 
Der Discus palpebralis ist mehr oder weniger deutlich gewölbt, nach 
außen zu von einer vollständigen Körnerreihe gesäumt; die Fronto- 
parietalen sind von gewöhnlicher Bildung, etwas breiter als lang, 
das Interparietale viel länger als breit, nach rückwärts stark verengt 
mit schwach bogigen Seiten. Das nach hinten stark dreieckig 








Fig. 89. 


430 Lacertidae. 


erweiterte Occipitale ist etwa von halber Länge des Interparietale. 
Die nach außen geraden Parietalen sind länger als breit, mit verrun- 
deten hinteren Außenecken; das oberste Postokulare berührt dieselben 
höchstens mit seiner äußersten Spitze, ist aber von ihm gewöhnlich 
durch das letzte Supraokulare getrennt. Die Nasenlöcher sind mit 
dem Rostrale nicht in Berührung, das Postnasale ist trapezisch, 
höher als lang, bei Vorhandensein von vier vorderen Supralabialen 
über dem ersten, bei fünf Supralabialen über der Naht der zwei 
ersten gelegen. Das Frenale ist fünfeckig, viel länger als hoch, mit 
ziemlich parallelen, etwas schief nach unten und rückwärts gerich- 
teten Vorder- und Hinterseiten, das Frenookulare von gewöhnlicher 
Bildung, aber relativ kurz, selten länger als hoch. Von den sechs 
Supraciliaren sind meist die zwei mittleren die kleinsten. Die Schläfen 
sind durchaus mit kleinen, schuppenartigen Schildchen bedeckt, 
die sich nur manchmal an der Grenze der Parietalen zu namentlich 
vorne längeren aber schmalen Supratemporalen entwickeln; das 
Massetericum fehlt. Die Ohröffnung ist verhältnismäßig groß, das 
Tympanale klein. Von den acht bis neun Supralabialen steht das 
fünfte oder sechste unter dem Auge. 

Die Körperschuppen sind rundlich sechseckig, flach und glatt, 
in sehr deutliche Ouergürtel gestellt, nach den Seiten zu etwas größer 
und namentlich länger, drei Reihen derselben einem Ventrale ent- 
sprechend. Die Schienen sind oben etwa wie der Rücken, die Schenkel 
hingegen viel feiner beschuppt, die oberen Schwanzschuppen stumpf 
dachig gekielt, hinten gerade abgestutzt. 

Sublabialen sind sechs vorhanden, das Mentale ıst groß, breiter 
als lang, hinten von fünf Submaxillaren gefolgt, deren drei ersten 
Paare in der Mittellinie zusammenstoßen. Die Kehlfurche ist, wenn 
auch nicht stark, so doch sehr deutlich, das Halsband vollkommen 
ganzrandig, mit kleinen, von den vorne daran stoßenden an Größe 
wenig verschiedenen Schuppen. Von den sechs Reihen Ventralen 
sind die zwei äußersten und an der Brust auch die zwei mittleren 
schmäler. Die unteren Schwanzschuppen sind glatt, nach rückwärts 
allmählich mehr stumpfwinkelig vorgezogen, die Breite und Länge 
der zwei Mittelreihen an der Basis sehr wechselnd. Das Anale ist 
mäßig groß, etwas breiter als lang und nur von einem einzigen, aus 
sechs sehr großen Schildern bestehenden Halbkreise umgeben; die 
Schenkelporen sind nicht ganz um die Breite des Anale voneinander 
entfernt. 

Die Oberseite ist in der Regel grau, seltener bräunlich oder oliven- 
farbig, beim Männchen mit sieben schwarzen, meistens mit kleinen 
hellen Flecken untermischten Längsstreifen versehen, die sich teil- 
weise auch noch auf den Schwanz fortsetzen; von diesen Streifen ist 
der vertebrale vorne mitunter in zerstreute unregelmäßige Flecke 
aufgelöst, der durch das Auge gehende der breiteste, der unterste 
der schmälste. Bei Weibchen und Jungen sind diese dunklen Längs- 
binden weiß begrenzt, welche Begrenzung öfters so breit wird, daß 
dann das Weiß die Streifung bildet und das Schwarz nur als mehr oder 
weniger schmaler Saum zurückbleibt, ja häufig sogar ganz verschwin- 
det. Der Pileus ist mehr bräunlich, mit unregelmäßigen schwarzen 


Lacerta. 431 


Zeichnungen oder Punkten auf den Supraokularen und den dahinter 
liegenden Schildern, die Parietalen mit je einer Punktreihe als Anfang 
der sich daranschließenden Rückenstreifen versehen. Die Beine 
zeigen oberseits schwarze, mitunter netzförmig verbundene Flecken 
und helle Ocellen, der Schwanz ist blau mit schwarzen Querringen, 
die Unterseite weißlich bleifarben, an den Beinen und am Schwanze 
heller. 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt höchstens 
I5 cm, wovon etwa zwei Drittel auf den Schwanz entfallen. 

Diese Art kommt im Süden der spanischen Mittelmeerküste 
vor, woselbst sie zwischen Alicante und Malaga an felsigen Stellen 
sehr häufig ist: 


12. Lacerta fiumana: Caput parvum, vostro breviter acuminato, 
disco palpebrali extus granorum serie circumdato. Nares rostrale 
haud adtingentes, postnasale unicum, supralabialia anteriora 
quatuor. Tempora scutellata, masseterico plerumgque distincto. 
Squamae dorsales oblongo-hexagonae, per totam longitudinem 
distincte carinatae, caudales mucronato-acutae. Collare denti- 
culatum. — Long. 16—20 cm. 

Lacerta muralis Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 408. part. (1875). 
— Lacerta muralis subspp. neapolitana, subvar. Merre- 
mii Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abhandl. d. Senckenb. 


naturf. Ges. XIV. pag. 17 (1886). — Lacerta muralis var. litto- 
ralis Wern. Reptil. u. Amphib. Österr. Ung. pag. 161 (1897). 


Typus: Supra viridis, dorso maculis atris seriatis Jasclisque 
pallidis lateralibus plus minusve distinctis. Subtus alba aut 
rubra. 


mas. Supra maculis nigris crebrioribus et valde distinctis, fasciis later- 
alıbus saepius interruptis aut minus conspicuis,; subtus saepe 
rubra. 


Lacerta muralis var. punctato-striata Eim. Untersuch. 
üb. d. Var. d. Mauer-Eid. Arch. f. Naturg. XXXVII (1881). — Lacerta 
muralis var. fiumana Wern. Beitr. z. Kenntn. d. Reptil. u. Am- 
phib. v. Istr. u. Dalm. Verhandl. d. Zool. bot. Ges. Wien, XLI, pag. 753 


(1891). 
fem. Supra maculis atris plus minusve obsoletis, lateribus distinc- 
te albido-striatis. Subtus alba. 


Ianerenat ae m Uran SEE var sten las ar Falbirvien er ssy Bonap: 
Fauna Ital. (1832). — Lacerta muralis var. striata Wern. 
l. c. pag. 753 (1891). 

var. a) Ut typus, sed dorso fuscescenti. 
Lacerta muralis var. lissana Wern.l.c. pag. 753 (1891). 


var. b) Supra viridi-olivacea, lateribus fuscescentibus interdum albi- 
do-subfasciatis. Subtus alba aut rubra. 


Lacerta muralis var. modesta Eim. Zool. Stud. auf Capri, 
IT, tab. II, fig. ı (1874). —Lacerta muralis var..v schreib. 1. c. 
pag. 410 (1875). — Lacerta muralis subsp. neapolitana 
a Bedrg. 1. c. pag. 205 (1886). — Lacerta muralis var. olivacea 
Wern. l. c. pag. 753 (1891). 


432 Lacertidae. 


var. c) Supra nigro-olivacea, taeniis angustis sex in dorso virescen- 
tibus, ad latera albidis per totam corporis longitudinem decur- 
rentibus (Dalmat.). 


Mit dieser Art beginnt der Formenkreis der pyramidocephalen 
Eidechsen, welche sich von den bisher behandelten oxycephalen 
oder platycephalen Lacerten durch den namentlich im männlichen 
Geschlechte dickeren im Verhältnis zur Breite viel höheren Kopf 
unterscheiden. 

Lacerta fiumana gleicht in Größe und Habitus etwa der typischen 
muralis. Der besonders beim Männchen hinten ziemlich stark er- 
weiterte Kopf ist klein aber hoch, 
oben vom Scheitel nach vorne zu 
sanft nach abwärts gewölbt, mit kur- 
zer, gradlinig zugespitzter Schnauze. 
Die Pileuslänge ist selten viel mehr 
als dreimal, der Abstand von der 
Schnauzenspitze bis zum Halsband 
höchstens zweimal im Rumpfe ent- 
halten, die Zügelgegend vertikal, 
der vor den Augen liegende Kopf- 
teil etwa so lang wie der hinter 
denselben gelegene. Der Körper ist 
schlank, der Rücken fast verrundet 
oder kaum merkbar abgeplattet, 
der Schwanz höchstens von doppelter 
Körperlänge, meistens aber deutlich 
kürzer. 

Das Rostrale ist viel breiter 
als hoch, mäßig auf den Pileus 
übergewölbt, die gemeinschaftliche 
Supranasalnaht ziemlich kurz, das 
Internasale mindestens so breit als 
lang. Das nach vorne nur wenig 
und meist ziemlich gradlinig er- 
a weiterte Frontale ist mindestens so 

lang wie seine Entfernung von der 
Schnauzenspitze, meist aber, nament- 
lich im weiblichen Geschlechte, 
länger, seine vordere und hintere 





Fig. 90. Spitze kurz und stumpf dreieckig. 
a Die Präfrontalen sind deutlich länger 
RR Schwanzschuppen. als das Internasale.e. Der Discus 


palpebralis ist nach außen zu ent- 

weder von einer vollständigen, weit häufiger aber von einer un- 

vollständigen, gewöhnlich erst hinter dem ersten Supraciliare be- 

ginnenden Körnerreihe gesäumt. Die Frontoparietalen sind kürzer 

als das Frontale, die Parietalen nach außen verrundet, das Inter- 
parietale in der Regel größer als das Occipitale. 

Das runde Nasenloch ist über der Naht des Rostrale mit dem 


Lacerta. 433 


ersten Supranasale ausgehöhlt, das Postnasale und das Frenale viel 
höher als lang, das Frenookulare von gewöhnlicher Bildung; die 
5s—6 Supraciliaren sind nach rückwärts meist merklich verkürzt, 
von den 7—8 Supralabialen liegt das fünfte unter dem Auge. Das 
oberste Postokulare ist im Verhältnis zu den vorangehenden sehr 
groß und berührt das Parietale in ziemlicher Ausdehnung. Die Schläfen 
sind mit nicht sehr zahlreichen aber relativ großen polygonalen 
Schildchen bedeckt, unter denen das Massetericum oft undeutlich 
wird, ja ausnahmsweise selbst ganz verschwindet; an der Grenze 
der Parietalen stehen gewöhnlich I—2 größere und längere Supra- 
temporalen,; das Tympanale ist normal. 

Die nach unten zu etwas vergrößerten Rückenschuppen, von 
denen 2—3 Querreihen auf ein Bauchschild gehen, sind von der Seite 
betrachtet etwas länger als breit und ausgesprochen rundlich sechs- 
eckig, nach rückwärts zu mehr deltoidisch mit nach vorne längeren 
nach hinten kürzeren Seiten; sie sind ihrer ganzen Länge nach mit 
deutlichen, scharfen Kielen versehen, die meist bis zu den Ventralen 
hinab verfolgt werden können. Die Beine zeigen mehr erhabene, 
rundlich körnige Schuppen, die oberen Schwanzschuppen sind stark 
dachig gekielt, hinten scharf zugespitzt, längs der Kiele oft mehr 
oder weniger eingedrückt, diese selbst am Ende in ein kurzes Dörn- 
chen vorgezogen. 

Die Zahl der Sublabialen beträgt gewöhnlich sechs, die Kehl- 
schuppen sind ziemlich groß und flach, die Kehlfurche ist nicht tief 
aber sehr deutlich, das Halsband zwar schwach aber immerhin deut- 
lich gezähnelt. Von den Ventralen sind die zwei mittleren und die 
zwei äußeren Reihen etwas schmäler, die Oberschildchen gut ausge- 
bildet, die Schenkel unten mit 3—4 Längsreihen größerer flacher 
Schuppen bedeckt. Die stark vortretenden Schenkelporen sind beim 
Männchen fast bis zur Berührung genähert. Das Anale ist meistens 
breiter als lang, vorne bogenförmig verrundet, von den es umgebenden 
fünf Schildern eines oder auch zwei mittlere stark vergrößert. Die 
anfangs glatten und abgestutzten unteren Schwanzschuppen werden 
nach rückwärts zu allmählich gekielt und zugespitzt, von den zwei 
Mittelreihen derselben sind nur die an der Basis stehenden breiter 
als lang. 

In Färbung und Zeichnung zeigt Lacerta finmana nur wenig Ver- 
änderlichkeit. In den meisten Fällen ist die heller oder dunkler 
grüne, sehr selten braune (var. lissana Wern.) Oberseite von schwarzen 
Flecken unterbrochen, die beim Männchen meist zahlreicher und größer 
beim Weibchen dagegen spärlicher, kleiner und auch oft bandartig 
verschmolzen sind und am Rücken in drei, an den Seiten dagegen 
in je zwei Längsreihen verlaufen. Von diesen sieben Fleckenreihen 
ist die mittlere oder occipitale nur selten vollständig, da sie gewöhnlich 
erst in einiger Entfernung hinter dem Kopfe beginnt, um dann an der 
Schwanzwurzel wieder zu verschwinden. Die seitlichen Rückentlecken 
sind nach außen zu fast immer von einem in der Regel zusammen- 
hängenden weißlichen, gelblichen oder blaßgrünen Supraciliarstreifen 
begrenzt, an den sich gegen die Seiten zu die obere schwarze Lateral- 
fleckenreihe anlegt, wodurch dann diese seitlichen hellen Rücken- 

Schreiber, Herpetologia europaea. 28 


434 Lacertidae. 


streifen besonders scharf abgehoben erscheinen. Unter diesen und 
mit ihnen parallel zieht dann noch jederseits ein mit denselben in 
der Färbung übereinstimmender heller Subokularstreifen zwischen 
den Beinen hin, der aber gewöhnlich nur im weiblichen Geschlechte 
gut hervortritt, während er beim Männchen viel weniger deutlich ist 
oder nicht selten auch ganz verschwindet. Nur ausnahmsweise kommt 
es vor, daß auch die occipitale Fleckenreihe weißlich gesäumt ist. 
Die äußeren Rücken- und die postokularen Seitenflecken ziehen 
sich auch noch am Schwanze auf geringere oder größere Entfernung 
hin. Der Pileus ist bräunlich mit bald mehr, bald weniger zahlreichen 
schwarzen Flecken und Sprenkeln, an der Einlenkungsstelle der 
Vorderbeine findet sich beim Männchen häufig eine größere tief- 
schwarze, mitunter blau gekernte Makel; die Beine sind wie der 
Körper, aber meist trüber gefärbt, die hinteren mit mehr oder weniger 
abgehobenen Tropfenflecken versehen, der Schwanz wird gegen das 
Ende zu bräunlich. Die Unterseite ist weißlich, ungefleckt, beim 
Männchen namentlich in südlicheren Gegenden oft häufig lebhaft 
gelb oder ziegelrot, die äußersten Ventralen samt den Oberschildchen 
ganz oder teilweise lasurblau. Ganz junge Tiere sind oben dunkel 
olivenbraun, seltener grün und dann am Rücken äußerst fein schwarz 
punktiert; die weißliche Seitenstreifung ist scharf und deutlich. 

Erwachsene Stücke sind 16—I8 cm lang; nach Lehrs sollen 
dieselben manchmal bis 20 cm erreichen, mir sind aber so große 
Exemplare niemals untergekommen. 

Die einzige wirklich häufige Varietät dieser Art ist die gewöhn- 
lich als Lacerta olivacea Rafin. bezeichnete gänzlich ungefleckte 
Form, welche aber von Rechts wegen mit dem Namen modesta Eim. 
belegt werden muß, da die olivacea Rafınisqu6s nicht zu feumana, 
sondern zu serpa gehört. Dieselbe zeigt auf der Oberseite ein mehr 
oder weniger ausgesprochenes Zimmt- oder Olivenbraun, das aber 
mindestens in der vorderen Körperhälfte allmählich in ein deutliches 
Olivengrün übergeht, welches dann eine mehr oder weniger breite, 
nach hinten häufig schmäler werdende aber von der Seitenfärbung 
nicht scharf abgegrenzte Rückenzone bildet. Unter der Lupe erweisen 
sich auch die grünen Schuppen oft fein bräunlich bestäubt. Die Unter- 
seite ist weiß (Lacerta puccina Rafin. ?), bei Männchen häufig schön 
orangefarben oder lebhaft ziegelrot. 

Eine sehr ausgezeichnete, aber wie es scheint auch sehr seltene 
Varietät, die durch ihre scharfen, abwechselnd dunklen und hellen 
Körperstreifen fast an einen jungen Acanthodactylus erinnert, besitze 
ich aus den Bocche die Cattaro in Dalmatien. Dieselbe ist etwas 
schlanker als die Stammform und auf der ganzen Oberseite tief- 
dunkel, nuß- oder olivenbraun, bei genauerer Ansicht von Reihen 
hintereinander liegender, häufig mehr oder weniger zusammenfließen- 
der aber wenig hervortretender schwarzer Flecken durchzogen. Über 
den Rücken laufen zwei hell grasgrüne Dorsalstreifen hin, die an der 
Schwanzwurzel samt dem von ihnen eingeschlossenen dunklen 
Occipitalbande plötzlich abbrechen; diese hellen Dorsalstreifen 
sind etwa halb so breit, wie die ihnen anliegenden dunklen Längs- 
binden. Außerdem zieht noch jederseits je ein schmälerer weißlicher 


Lacerta. 435 


Supraciliarstreif und ein ebensolcher Subokularstreifen hin, von 
denen der erstere noch bis etwa zur Schwanzmitte verfolgt werden 
kann, und hier beiderseits von tiefschwarzen aber wenig deutlichen 
Strichen, die als eine Fortsetzung der dunklen Rückenbinden zu 
betrachten sind, begleitet wird. Die Unterseite ist weıßlich, mit 
zahlreichen, licht schokoladefarbenen Flecken auf den Ventralen, 
die Kehle rötlich perlfarben, die Schnauze gegen die Spitze zu bläulich, 
der Schwanz wie bei den meisten anderen Formen unten gelblich 
fleischfarben. Die oberste Reihe der Bauchschilder ist ganz hell 
schokoladefarben und zeigt, mit Ausnahme der vordersten, in der 
Mitte je einen rundlichen schwarzen Flecken, der am Schwanze 
länglich werdend auf der ersten Hälfte desselben einen fast ununter- 
brochenen Seitenstreif bildet. 

Ich kenne dieses Tier leider nur im weiblichen Geschlechte und 
habe von dem betreffenden Fundorte niemals eine Eidechse erhalten, 
die ich allenfalls als Männchen davon hätte betrachten können; 
wegen des Vorkommens will ich diese schmucke Form als var. boc- 
chensis bezeichnen. 

Lacerta fiumana ist eine für die Karstformation charakteristische 
Eidechse und findet sich vom Wippachtale ım südlichsten Krain 
an durch den mittleren und südlichen Teil des österreichischen 
Küstenlandes, sowie durch ganz Istrien, das kroatische Littorale, 
ferner in der Herzegowina und in Dalmatien bis zu den Bocche di 
Cattaro, sowohl auf dem Festlande, als auch auf den meisten Inseln 
ebenso in der typischen, wie auch in der modesta-Form streckenweise 
häufig; in der Crivoscie geht sie in günstigen Lagen selbst bis 800 m 
hinauf. Ein anderes Vorkommen auf der Balkanhalbinsel ist mir 
nur von Montenegro und Nordalbanıen bekannt; aus ersterem Lande 
hat se Tomasini von Antivarı und Rijeka erhalten und sie 
selbst um Cettinje erbeutet, in Albanien ist sie nach Klaptocz 
in der Umgebung von Skutari, besonders aber in der nördlich von 
der Stadt gelegenen Ebene überall häufig. Die Westgrenze der Ver- 
breitung scheint der Isonzo zu bilden, an dessen linkem Ufer sie unter 
geeigneten Verhältnissen fast überall vorkommt, während sie am 
rechten Ufer des genannten Flusses bereits fehlt. Den ganz vegetations- 
losen Trümmerkarst meidet sie, ebenso wird sie auf Mauern (mit 
Ausnahme von gelegten) und im Walde nicht angetroffen. Wo da- 
gegen der nackte Kalkstein mit Gebüsch und Rasenflächen wechselt, 
ist sie fast überall zu Hause, sonnt sich behaglich auf den kahlen 
Felsen und flüchtet sich bei herannahender Gefahr in deren Klüfte 
und Spalten oder wohl auch in das Gras, in dem sie durch ihre Färbung 
sehr gut gedeckt ist. Ins Gebirge steigt sie im allgemeinen nicht 
weit hinauf, ich selbst habe das Tier wenigstens im österreichischen 
Küstenlande niemals über 650 m gefunden. In der Herzegowina 
jedoch kommt sie nach Tomasini und Veith im Tale von 
Peljucko polje am Südfuße der Baba planina bis 1000, ja bei Korito 
selbst bis IIO0O m hoch gemeinsam mit muralis vor. Obwohl sie, 
falls der Karst bis zum Meere reicht, auch ganz knapp neben demselben 
lebt, so meidet sie doch den flachen Strand, woselbst sie durch die ihr 
ähnliche, aber meist viel größere serpa ersetzt wird. Ob sie von hier 

28* 


436 Lacertidae. 


durch die stärkere letztere verdrängt wurde oder die Flachküste 
nur wegen der ihr daselbst vielleicht nicht zusagenden Lebensbedin- 
gungen abseits liegen läßt, will ich nicht entscheiden. 

Sowohl die Stammform, als auch modesta kommen teils unter- 
einander, teils aber auch auf bestimmte Lokalitäten beschränkt vor, 
und ist namentlich die letztere auf einigen istrianischen und dal- 
matinischen Inseln, wie beispielsweise auf Lesina die vorherrschende, 
auf Bua, Solta und Lussin sogar die allein vorkommende Varietät; 
auf dem Festlande von Dalmatien scheint sie zu fehlen. Im Karste 
von Görz und Istrien teilt frumana ihr Vorkommen häufig mit Algı- 
roides nigropunctatus, seltener mit Lacerta muralis, mit letzterer meist 
nur an den Grenzbezirken beider Arten. 

In der Gefangenschaft hält diese Eidechse ebenfalls gut aus, 
ist aber viel zänkischer und streitsüchtiger als muralis und zeichnet 
sich namentlich zur Brunstzeit durch wütende Verfolgung ihrer 
männlichen Käfiggenossen durch ihre Mitbewohner des gleichen 
Geschlechts aus. Auch sah ich sie wiederholt ihre eigenen Eier ver- 
speisen, wobei sie dieselben so lange im Munde herumschoben, bis 
dieselben mit ihrer Längsachse dem Kopfe parallel zu liegen kamen, 
worauf sie dann, allerdings mit ziemlicher Mühe und Anstrengung, 
hinuntergewürgt wurden; desgleichen habe ich auch die Paarung 
von modesta mit der Stammform und einmal sogar von fiumana — 
mit Zaurica — bei meinen Gefangenen beobachtet. 


13. Lacerta joniea: Caput parvum, crassum, rostro breviter acuminato, 
disco palpebrali extus granulis instituto. Nares scutum rostrale 
adtingentes, postnasale unicum, supralabialia anteriora quatuor. 
Tempora scutellata, masseterico plerumque distincto. Squamae 
dorsales plano-granosae, subcarinatae, supracaudales postice ob- 
tuse acuminatae. Collare denticulatum. — Long. 16—20 cm. 


Lacerta taurica De Betta Rett. ed anf. d. regno d. Grecia pag. 35 
(1868). — Lacerta muralis subspp. neapolitana Bedrg. Amph. 
u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. nat. Moscou. part (1882). — Lacerta 
peloponnesiaca Bedrg. Betr. z. Lac. Fam. Abh. d. Senckb. naturf. 
Ges. XIV, part. (1886). — Lacerta peloponnesiaca Wern. 
Verh. d. Zool. bot. Ges. Wien, XLIV, pag. 228 (1894). — Lacerta jo- 
nica Lehrs. Z. Kenntn. d. Gatt. Lac. Zool. Anz. XXV, No. 666 (1902). — 
Lacerta taurica. var. jonica. Boulg. Proc. Zool. Soc. Lond. 
pag. 557, tab. XXX (1907). 

Typus: Supra viridis aut fusco-olivacea, striis pallidis supra- 

ciliarıbus et subocularibus distinctis. 


mas. Stria supraciliari saepius interrupta, subocuları minus con- 
spicua,; corporis latera plus minusve nigro-varregata. 

fem. Strüs lateralibus integris et valde distinctis, fascia temporali 
obscura continnua. 

var. Supra concolor viridi-olivacea, maculis obscuris strüisque pallidıs 
nullıs. 


Diese Art bildet eine Mittelform zwischen der vorhergehenden 
und der nächstfolgenden Spezies. Von ersterer ist sie durch das mit 
dem Rostrale in Berührung stehende Nasenloch, von letzterer durch 


Lacerta. u 437 


die schmäler zugespitzte Schnauze, von beiden durch die nahezu 
glatten Rücken- und stumpfer ausgezogenen Schwanzschuppen und 
den namentlich im männlichen Geschlechte viel dickeren und höheren 
Kopf wie durch den kräftigeren und plumperen Körperbau ver- 
schieden. 

Der Kopf ist sehr kurz, und wie schon erwähnt, besonders beim 
Männchen auffallend dick und hoch, mit ebenfalls kurzer, aber ziem- 
lich stark und rasch zugespitzter Schnauze; die Länge des Pileus 
ist etwa 3—3%, die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum 
Halsband höchstens zweimal im Rumpfe enthalten. Der Hals ist 
ebenso dick oder selbst dicker als der Kopf, beim Männchen durch- 
weg ziemlich gleich stark, beim Weibchen hinten schwach eingezogen. 
Der Rumpf ist verrundet, die Vorderbeine überragen in beiden Ge- 
schlechtern die Augen, während die hinteren beim Männchen bis zur 
Achsel oder etwas darüber reichen, beim Weibchen dagegen merklich 
kürzer sind. Der besonders im männlichen Geschlechte sehr dicke 
und kräftige Schwanz ist etwa andert- 
halbmal so lang, als der übrige Körper. 

Das Rostrale ist beiläufig doppelt so 
- breit als hoch, sein auf den Pileus über- 
gewölbter Teil meistens länger als die 
gemeinschaftliche Supranasalnaht, das In- 
ternasale merklich breiter als lang, vorne 
und hinten gewöhnlich verrundet, seltener 
zugespitzt. Die Präfrontalen sind etwa 
so lang wie das zweite Supraokulare. Das 
nach vorne mehr oder weniger ge- 
schwungen erweiterte Frontale ist meist 
in ziemlich stumpfem Winkel zwischen 
die Präfrontalen eingeschoben; es hat 
ziemlich die Länge der Frontoparietalen Fig. gr. 
und ist beim Männchen etwa so lang, beim jacerta jonica Lehrs. CS 
Weibchen aber gewöhnlich länger als seine 
Entfernung von der Schnauzenspitze. Von den Supraokularen ist das 
letzte Schild bedeutend größer als das erste, der Discus palpebralis 
stets von kleinen Körnern umgeben, die übrigens nur selten eine zu- 
sammenhängende Reihe bilden, die aber auch in diesem Falle immer 
erst hinter dem ersten Supraciliare beginnt, so daß wenigstens dieses, 
manchmal aber auch noch ein Teil des zweiten mit dem benachbarten 
Supraokulare in Berührung bleibt; diese genannten Körner sind mit- 
unter so fein, daß sie nur mit Hilfe der Lupe zu sehen sınd. Die 
Frontoparietalen sind gewöhnlich so lang, als der Abstand ihrer 
Mittelnaht von dem letzten Supraciliare. Das Interparietale ist 
so lang oder auch länger als das Occipitale, welches meist ziemlich 
groß und merklich breiter ist. Die nach außen und hinten vollkommen 
und meist stark bogig verrundeten Parietalen berühren das oberste 
Postokulare stets in kurzer Naht. 

Das über der Naht des ersten Supralabiale mit dem Rostrale 
gelegene Nasenloch ist mit diesem in Berührung, das Postnasale 
viel höher als lang, nach oben verengt, fast immer nur dem ersten, 








438 Lacertidae. 


sehr selten teilweise auch noch dem zweiten Supralabiale aufliegend; 
das in seiner ganzen Höhe meist ziemlich gleichbreite Frenale ist der 
Hauptsache nach auf das zweite Supralabiale gestellt, das Freno- 
okulare von gewöhnlicher Bildung. Die fünf Supraciliaren sind meistens 
länger als hoch, die Hinternaht des ersten schief nach vorne und unten 
gerichtet, die Anzahl der vorderen Supralabialen beträgt vier. Die 
Schläfen sind gewöhnlich mit ziemlich zahlreichen und meist auch 
ziemlich großen, flach polygonalen Schildern bedeckt, die fast immer 
ein an Größe übrigens sehr wechselndes Massetericum einschließen, 
der Außenrand der Parietalen ist von I—3 größeren länglichen 
Supratemporalen gesäumt, deren vorderstes gewöhnlich mit dem 
Massetericum in Berührung ist. Das Tympanale ist nicht selten un- 
deutlich oder von den darunter stehenden größeren Ohrrandschil- 
dern selbst gar nicht zu unterscheiden. Die Rückenschuppen sind 
körnig, kaum merkbar nur nach hinten zu etwas deutlicher gekielt, 
gegen den Bauch zu nur wenig vergrößert, gewöhnlich drei (seltener 
zwei oder vier) auf ein Ventrale gehend, die oberen Schwanzschuppen 
sehr stumpfwinkelig ausgezogen, längs der starken Kiele etwas ein- 
gedrückt, letztere oft in Form eines kleinen Knötchens vorragend. 
Die Schuppen der Hinterbeine sind wenig größer aber etwas merk- 
licher gekielt als die Rückenschuppen. 

Die Zahl der Sublabialen beträgt 6—8, die Kehlschuppen sind 
namentlich hinter der sehr deutlichen Kehlfurche ziemlich groß, 
das gerade, wenn auch schwach, so doch immerhin ganz deutlich 
gezähnelte Halsband besteht aus 9—II Schuppen, deren mittlere 
meist vergrößert und viel breiter als lang ist. Von den in sechs 
Längsreihen stehenden Ventralen sind die zwei mittleren viel schmäler 
als die daranstoßenden. Die Oberschildchen sind groß und gut ent- 
wickelt, mitunter von den ihnen anliegenden Ventralen an Breite 
kaum verschieden, das Anale ist gewöhnlich viel breiter als lang und 
an seinem Oberrande von 5—8, meistens aber von sechs größeren 
Schildern umgeben. Die Schenkel sind zwischen den größeren 
Vorderrandschildern und den Poren mit 3—4 Reihen flacher Schuppen 
besetzt, die Zahl der in der Aftergegend einander ziemlich genäherten 
Schenkelporen wechselt zwischen Ig und 26. Die unteren Schwanz- 
schuppen sind mit Ausnahme der basalen deutlich gekielt und stumpf- 
winkelig ausgezogen, alle von gleicher Breite, von den mittleren 
höchstens die der drei ersten Wirtel breiter als lang. 

In Färbung und Zeichnung erweist sich Zacerta jonica ziemlich 
beständig. Die Oberseite zeigt mit Einschluß des Pileus und in der 
ganzen Breite desselben namentlich beim Männchen im Frühjahre 
und zur Brunstzeit ein schönes, lebhaftes Grasgrün, das aber später 
sowie auch bei den Weibchen ins Olivenfarbige übergeht, welch letztere 
Färbung auch auf Beinen und Schwanz vorherrscht, auf den Rumpf- 
seiten aber durch ein helles Braun ersetzt wird. Diese zweierlei 
Farben sind bei typischen Exemplaren fast immer durch einen weiß- 
lichen, gelblichen oder hellgrünen Supraciliarstreifen, der beim 
Männchen häufig unterbrochen ist, scharf getrennt und nach unten 
zu von einer ebensolchen Subokularlinie begleitet, die aber meistens 
weniger deutlich abgehoben erscheint. Beide Streifen sind an den 


Lacerta. . 439 


einander zugekehrten Rändern von schwarzen Flecken gesäumt, 
die aber meistenteils ziemlich klein und nur selten über die ganze 
braune Seitenzone oder sogar noch unter derselben verteilt sind. 
Nur bei alten Männchen erreichen diese Makeln mitunter eine be- 
deutende Größe, fließen dann auch zu unregelmäßigen queren Seiten- 
binden oder Marmeln zusammen und treten selbst am Oberrande 
der Supraciliarstreifen auf; solche Stücke haben dann eine große 
Ähnlichkeit mit Lacerta taurica, obwohl bei dieser die einfarbige 
Rückenzone niemals so breit ist wie bei jonica. Bei den letzt be- 
sprochenen Stücken sind überdies auch noch in der Rückenmitte, 
namentlich nach hinten zu, einzelne schwarze kleine Flecken zu be- 
merken. Die Hinterbeine sind oben mit nur wenig hervortretenden, 
weißlich braunen Tupfen besetzt, der Schwanz seitlich öfters mit 
schwarzen und weißen Flecken versehen; über den Achseln findet 
sich manchmal im männlichen Geschlechte ein bald mehr, bald weni- 
ger ausgesprochener weißlicher, grünlicher oder bläulicher Axillar- 
fleck. Beim Weibchen sind die hellen Seitenstreifen stets scharf 
und zusammenhängend und der zwischen ihnen befindliche Raum 
durch eine kontinuierliche braune Temporalbinde ausgefüllt, die sich 
manchmal auch auf die Schwanzwurzel erstreckt und ab und zu 
zerstreute aber wenig hervortretende schwarze Punkte enthält. 
Die Iris ist immer rot. 

Die Unterseite ist gewöhnlich hell silbergrau oder weißlich perl- 
farben, seltener teilweise sehr licht gelblich, grünlich oder rötlich, 
welch letztere Farbe in der Regel nur auf den Beinen und im Ver- 
laufe des Schwanzes entwickelt ist; die Kehle ist fast immer hellblau 
überlaufen. Die äußersten Ventralen und auch oft die Oberschild- 
chen sind dagegen namentlich im männlichen Geschlechte häufig 
mehr oder weniger lebhaft blau und nicht selten mit 1—2 schwarzen 
Punktflecken versehen. 

Bei einer häufig vorkommenden Abart fehlt jede Zeichnung, 
sowohl die hellen Streifen als auch die schwarzen Flecken, vollständig 
und sind die betreffenden Tiere in ein ganz eintöniges, gegen den 
Bauch zu ins Bräunliche übergehendes Olivengrün gekleidet. Diese 
Form entspricht vollkommen der bei der vorigen Art vorkommenden 
modesta und will ich sie, zum Unterschiede von dieser, als var. olwvı- 
color bezeichnen. 

Das Ausmaß erwachsener Stücke beträgt I6—ı8 cm; die Männ- 
chen sind in der Regel größer und namentlich stärker und plumper 
als die Weibchen. 

Diese Art ist bisher nur von den vier größeren jonischen Inseln, 
nämlich von Korfu, Kephallonia, Ithaka und Zante bekannt; über 
die Lebensweise liegen keinerlei Mitteilungen vor. 


14. Lacerta tauriea: Caput breviusculum, modice elevatum, disco 
palpebrali a supraciliaribus postice saltem granulis disjuncto. 
Nares scutum vostrale adtingentes. Postnasale unıcum, supra- 
labialia anteriora quatuor. Tempora scutellata, masseterico 
plerumque distincto, tympanali parvo. Squamae dorsales votun- 
dato-elongatae, abdomen versus dilatatae, in vertice carinatae, 


440 Lacertidae. 


caudales obtuse acuminatae. Scutum anale longitudine multo 
latius. Collare denticulatum. — Long. I6—I8 cm. 
Lacerta taurica Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 30 (1831). — 
Podarcis taurica Bonap. Amph. europ. Mem. Acad. Sc. Tor. ser. 
2, II, pag. 35, 26. Separ. (1839. — Phenax taurica Fitzing. Syst. 
reptil. I, pag. 20 (1893). — Zootoca taurica Gray Catal. Liz. Brit. 


Mus. pag. 29 (1845). — Lacerta peloponnesiaca var. Rath- 
kei Bedrg. Amph. u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 118, Separ. 
(1882). 


adult. Dorsum in medio virescens utrimque fasclis tribus fuscescen- 
tibus, maculis transversis atrıs in feminis multo rarioribus inter- 
positis, liniisque lateralibus duabus pallidis instructum. Subtus 
albida, mas interdum flavescens aut rubescens. 

juv. Taenia dorsali virescenti saepius obsoleta, lateribus nigro-albo- 
que variegatis et fasciatıs. 


In Größe und Habitus etwa der Lacerta muralis gleichend. 

Der Körper ist schlank, beim Männchen etwas kräftiger als 
beim Weibchen, der Hals nicht oder kaum abgesetzt, der Rücken 
schwach verflacht. Der Kopf ıst kurz 
und namentlich im männlichen Ge- 
schlechte ziemlich dick und hoch, ober- 
seits am Scheitel ziemlich flach, nach 
vorne zu aber sehr sanft und allmählich 
nach abwärts gewölbt, mit kurz zuge- 
spitzter Schnauze, der vor den Augen 
befindliche Teil desselben etwa ebenso 
lang wie der hinter ihnen gelegene. Die 
Zügelgegend fällt ziemlich senkrecht ab, 
die Backen sind schwach verdickt. Die 

Fig. 92. Länge des Pileus ist beim Männchen 
Lacerta taurica Pall. höchstens, beim Weibchen wenigstens 
dreimal, der Abstand von der Schnauzen- 
spitze bis zum Halsband beim Männchen etwas unter, beim 
Weibchen dagegen etwas über zweimal in der Rumpflänge ent- 
halten. Von den Beinen reichen die vorderen kaum über die 
Augen hinaus, die hinteren nicht ganz bis zu den Achseln. Der beim 
Männchen in der ersten Hälfte mehr dicke, beim Weibchen aber 
schon von der Wurzel an ziemlich dünne Schwanz ist sehr fein aus- 
gezogen, namentlich im weiblichen Geschlechte relativ kurz und 
bleibt stets hinter der doppelten Körperlänge zurück. 

Das Rostrale ist niedrig, mindestens zweimal so breit als hoch, 
in meist ziemlich stumpfem Winkel auf den Pileus übergewölbt; 
die Supranasalen stoßen nur in kurzer Mittelnaht zusammen, das 
Internasale ist viel breiter als lang, im ganzen einem queren Rhombus 
mit abgestutzten Seitenecken gleichend. Die Präfrontalen sind 
viel länger als breit, ihre gemeinschaftliche Naht etwa doppelt so 
lang als die entsprechende der Supranasalen. Das die Frontoparie- 
talen an Länge stets merklich übertreffende Frontale ist namentlich 
beim Weibchen nicht selten so lang oder selbst länger als seine Ent- 
fernung von der Schnauzenspitze, nach vorne stets deutlich, oft 





Lacerta. £ 441 


sogar sehr stark erweitert, seine Seiten mehr oder weniger geschwun- 
gen, die Vorderecke mäßig, die hintere nur wenig ausgezogen. Der 
Discus palpebralis ist relativ schmal, sein erstes Schild meist deut- 
lich länger als das zweite, die dem Außenrande anliegende Körner- 
reihe unvollständig, ja mitunter fast fehlend, gewöhnlich nur den 
hinteren Teil des Discus säumend, so daß in der Regel wenigstens 
das erste, nicht selten aber auch ein Teil des zweiten Supraciliare 
unmittelbar dem ersten Discoidalschilde anliegt. Die Frontoparie- 
talen sind schmal, viel länger als breit, nach rückwärts stark verengt; 
das Interparietale ist gestreckt fünfeckig, nach hinten meist sehr 
stark verschmälert, fast immer über doppelt so lang als das gewöhn- 
lich auch schmälere trapezische oder dreieckige Occipitale. Die 
Parietalen sind länger als breit, nach außen und hinten mehr oder 
weniger verrundet, das oberste Postokulare fast immer wenigstens 
mit der Spitze, meistens aber in kurzer Naht berührend. 

Das über der vordersten Supranasalnaht liegende Nasenloch 
berührt das Rostrale, das Postnasale ist viel höher als breit, nach 
oben stark verschmälert, dem ersten Supralabiale aufliegend, das 
Frenale ebenfalls höher als breit, schief von oben nach unten und 
rückwärts gerichtet, mit ziemlich parallelen Vorder- und Hinter- 
seiten, dem zweiten, seltener noch teilweise dem dritten Supralabiale 
aufgesetzt. Das Frenookulare ist etwa so lang wie seine Entfernung 
vom Nasenloch. Supraciliaren sind in der Regel fünf bis sechs, höchst 
ausnahmsweise nur vier vorhanden; in letzterem Falle sind alle, 
sonst aber nur die ersten zwei bis drei lang und schmal. Die Schläfen 
sind mit nicht sehr zahlreichen aber ziemlich großen unregelmäßig 
polygonalen Schildern bedeckt, die fast immer ein deutliches aber an 
Größe sehr wechselndes Massetericum einschließen; der Außenrand 
der Parietalen ist von I—3 größeren, langen Supratemporalen ge- 
säumt, das Tympanale klein, manchmal geteilt, mitunter von den 
benachbarten Schildern kaum zu unterscheiden. Von den gewöhn- 
lich acht Supralabialen steht das fünfte unter dem Auge. Die Rücken- 
schuppen sind klein, anfangs rundlich körnig, später länger als breit, 
nach hinten zu deutlich scheitelgekielt, gegen den Bauch hin flach 
und merklich vergrößert, zwei bis drei Querreihen derselben einem 
Ventrale entsprechend. Die oberen Schwanzschuppen sind scharf 
dachig gekielt, am Ende stumpfwinkelig, die Kiele daselbst als kleines 
Knötchen vorstehend. 

Sublabialen sind 6-8, meistens aber sieben vorhanden, die 
Kehle ist mit flachen und ziemlich großen Schuppen bedeckt, welche 
vorne mehr länglich sechseckig, nach hinten aber mehr gerundet 
sind. Die Kehlfurche ist nicht tief aber immer sehr deutlich. Das 
Halsband besteht aus 7—ı2 großen, viereckigen Schuppen, welche, 
da sie etwas schief nach außen gerichtet sind, den freien Rand des- 
selben schwach gezähnelt erscheinen lassen. Von den in sechs Längs- 
reihen stehenden Ventralen sind die zwei mittleren und die äußersten 
kleiner als die daranstoßenden. Die Oberschildchen sind sehr ent- 
wickelt und häufig so groß, daß sie als eine achte Reihe von Bauch- 
schildern aufgefaßt werden. Die Unterseite der Schenkel ist vor den 
Poren, deren Anzahl 19—23 beträgt, mit 3—4 Reihen flacher Schuppen 


442 Lacertidae. 


besetzt. Das Anale ist groß, breiter als lang und von 5—7 Schil- 
dern umgeben, deren mittleres häufig vergrößert ist. Die unteren 
Schwanzschuppen sind anfangs glatt und abgestutzt oder verrundet, 
werden aber bald gekielt und spitzwinkelig; von den zwei Mittelreihen 
derselben, die kaum merkbar schmäler sind als die benachbarten, 
erscheinen höchstens die bis zum dritten Wirtel stehenden breiter 
als lang. 

Die Färbung und Zeichnung der Lacerta taurica zeigt eine bei 
Eidechsen seltene Beständigkeit. Ganz frisch ausgeschlüpfte Stücke 
sind oberseits tief dunkel nußbraun, mit meist aus gereihten weißen 
Punkten bestehenden sehr scharfen Supraciliar- und Subokular- 
streifen, zwischen denen ebensolche kleine Flecken an der ganzen 
Körperseite eingestreut sind. Nebstdem ist noch mit Ausnahme 
der Rückenmitte der ganze Rumpf mit zahlreichen schwarzen Mar- 
meln besetzt, die aber wegen des dunklen Untergrundes in diesem 
Alter kaum oder nur sehr schwer zu bemerken sind. Sehr bald 
hellt sich jedoch die Grundfarbe auf und die schwarzen Flecken 
bilden dann mitunter eine nur die Rückenmitte freilassende sehr 
hübsche moosartige Zeichnung, während zugleich längs der Wirbel- 
säule ein schmutzig grüner Occipitalstreifen auftritt. In den aller- 
meisten Fällen treten jedoch die schwarzen Flecken sehr bald zu 
größeren, hinter- und übereinanderstehenden Quermakeln zusammen, 
welche als drei dureh helle Streifen getrennte Längsreihen zu beiden 
Seiten des Rumpfes hinziehen. Im männlichen Geschlechte sind 
diese Flecken in der Regel größer und zahlreicher, so daß sie nicht 
selten in zusammenhängende Marmeln oder Längsbinden verfließen, 
die dann den braunen Untergrund häufig mehr oder weniger, ja 
manchmal selbst ganz verdrängen. Bei den Weibchen treten da- 
gegen diese Flecken in viel geringerer Zahl und Größe auf und sind 
auch meistens durch einen bedeutend größeren Zwischenraum der 
hier weit helleren, gewöhnlich licht gelbbraunen Grundfarbe von- 
einander getrennt. Zugleich wird dann der oberwähnte trübgrüne 
Occipitalstreifen fast immer breiter und dabei lebhafter, schließlich 
schön dunkel grasgrün gefärbt und bildet so eine für diese Art sehr 
charakteristische einfärbig grüne Rückenbinde, welche häufig gegen 
den Kopf zu etwas erweitert ist und nur in höchst seltenen Aus- 
nahmefällen im Nacken einige vereinzelte schwarze Flecken ein- 
gestreut enthält. Von den zwei hellen Seitenstreifen ist der obere 
stets deutlich, der untere dagegen, namentlich im männlichen Ge- 
schlechte, oft viel undeutlicher, ja nicht selten nahezu ganz ver- 
wischt; auch zeigen sich dieselben hier anfangs manchmal grünlich 
gefärbt, was dann oft auch bei den an den Körperseiten stehenden 
hellen Flecken der Fall ist; nur höchst ausnahmsweise bildet sich 
einer der letzteren hinter der Einlenkung der Vorderbeine zu einem 
etwas größeren, schwach unterscheidbaren Axillarfleck aus. Bei den 
Männchen sind die letztgenannten Streifen häufig in hintereinander- 
stehende Punkte oder kurze Striche aufgelöst, während sie bei den 
Weibchen fast immer vollkommen zusammenhängende und scharf 
begrenzte Linien bilden. Die eben geschilderte Körperzeichnung 
setzt sich mehr oder weniger ausgesprochen auch auf den Schwanz 


Lacerta. - 443 


fort und ist namentlich die Temporalbinde als zusammenhängender 
dunkler Seitenstreifen oft bis gegen das Ende desselben sichtbar. 
Übrigens ist die Färbung der Tiere auch nach Jahreszeit und Um- 
gebung manchen Veränderungen unterworfen und geht besonders 
im Hochsommer und Herbste, wenn das Gras zu vergilben anfängt, 
das schöne Grün der Rückenmitte in ein helles Braungelb über, 
während dies bei den Bewohnern mehr feuchter Stellen, wo sich das 
Gras nicht verfärbt, nicht der Fall ist. Der Pileus und die Beine 
sind bräunlich, ersterer manchmal mit nur schwach hervortretenden 
dunklen Zeichnungen, letztere an den Schenkeln mit weißlichen 
Tropfenflecken. 

Die Unterseite ist meist porzellanweiß, bei Männchen aber auch 
oft zitronen- oder orangegelb, manchmal sogar ziegel- oder selbst 
zinnoberrot, die Kehle fast immer mehr oder weniger intensiv ins 
Blaue geneigt, bei roter oder gelber Unterseite häufig auch mit ein- 
gestreuten derlei Schuppen; desgleichen sind auch die äußeren Ven- 
tralen und oft auch noch die Oberschilder nicht selten lebhaft blau, 
die ersteren manchmal mit schwarzen Flecken; die Unterseite der 
Beine und des Schwanzes ist in der Regel ins Rötliche geneigt. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt I6—I8 cm. 

Lacerta taurica ist, obwohl hie und da auch tiefere Bergregionen 
bewohnend, doch vorzugsweise ein Steppentier, das mit Vorliebe 
das Flachland bewohnt und sich hauptsächlich im Grase aufhält. 
Sie ist minder flink und behend als andere Eidechsen und da ihr ihre 
Wohnplätze nicht so viele Schlupfwinkel bieten wie den im Gesteine 
lebenden Arten, auch mit der Hand leicht zu fangen. 

Die eigentliche Heimat des Tieres scheint die Krim zu sein, 
von wo aus dasselbe dann westlich längs der Nordufer des Schwarzen 
Meeres einerseits durch Rumänien, Serbien und das südliche Ungarn 
nördlich bis Budapest, anderseits durch Bulgarien südlich bis Kon- 
stantinopel und südwestlich bis nach Griechenland vorgedrungen 
ist, daselbst nicht nur am Festlande, sondern auch auf einigen dazu- 
gehörenden Inseln vorkommend; von letzteren werden namentlich 
Corfu, Tinos, Syra und Mykonos als Fundorte angeführt. 

Nach Lehrs steht im Berliner Museum für Naturkunde unter 
Nr. 1405I ein typisches Weibchen von Zaurica, das 1897 von Prof. 
Werner in der Herzegowina gefangen und als Lacerta littoralis 
eingesendet ward. Da aber diese Art daselbst trotz der genauen 
und langjährigen Durchforschung der genannten Gegend nament- 
lich durch Oberstleutnant v. Tomasini und äuch andere nie 
wieder gefunden wurde, so dürfte hier wohl eine Verwechslung des 
Fundortes oder ein anderweitiges Mißverständnis vorliegen. 

In der Gefangenschaft ist diese Art anfänglich sehr scheu, ver- 
kriecht sich sofort bei Annäherung des Menschen und ist erst nach 
einiger Zeit zur Annahme von Nahrung zu bewegen; nach längerer 
Haltung legt sie jedoch die genannten Eigenschaften allmählich ab 
und wird dann ebenso zahm wie die meisten anderen Mitglieder 
ihrer Gattung. Das Tier pflanzt sich wie manche andere Eidechsen 
schon vor Erreichung des vollendeten Wachstums fort, da ich schon 
in ıı cm langen Weibchen zwei Eier fand; letztere sind bei einem 


444 


Lacertidae. 


Durchmesser von etwa 7 mm gegen IY, cm lang, nach hinten weniger 
verjüngt und daher mehr gestreckt, als bei Lacerta muralis, im ganzen 
mehr von ellipsoidischer als von eiförmiger Gestalt. Erwachsene 
enthalten in der Regel drei Eier. 


15. Lacerta serpa: Caput magnum rostro longe et subsinuato acumi- 


nato. Discus palpebralis extus granorum serie limbatus. Nares 
scutum rostrale haud adtingentes. Postnasale unıcum, supra- 
labialia anteriora quatuor. Tempora scutellata masseterico ple- 
rumque distincto. Squamae dorsales rotundato-hexagonae, in 
vertice plerumgue carinatae, supracaudales apice truncatae vel 


obtuse productae. — Long. I6—25 cm. 
Lacerta serpa Rafin. Carrat. alc. gen. e spec. anim. e'piante di 
Sieil. pag. 8 (I810).. — Lacerta muralis neapolitana Bedrg. 


Üb. d. Enst. d. Farb. b. d. Eid. pag. 15. part. (1874). — Lacerta mu- 
ralis Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 408, part. (1875). — Lacerta 
serpa Camer. Monogr. Sauri ital. pag. 56, part. (1885). 


Typus: Supra laete viridis, fasciis macularıbus atrıs tribus per 


corporis longitudinem decurrentibus. — Long. 20—25 cm. 
Lacerta sicula Rafin. Caratt. di alc. nuovi gen. e nuove spec. di 
anim. e piante di Sicil, pag. 6, 9 (1810). — Lacerta muralis var. 


punctato-fasciata, striato-fasciata FEim. Unters. ü. 
d. Var. d. Mäuereid. Arch. f. Naturg. XLVII, pag. 375, tab. XIII—XV 


(1881). — Podarcis Merremi var. maculata Fitzing. Vers. 
ein. Gesch. d. Menag. d. österr. Hof. Sitz. Ber. d. Akad. d. Wiss. Wien, 
math. naturw. Kl. pag. 652 (1885). — Lacerta muralis subspec. 


neapolitana var. c albiventris Bedrg. Beitr. z. Kenntn. 
d. Lac. Fam. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. XIV, Separ. pag. 207. 
part. (1886). — Lacerta muralis var. Merremii Wern. ’Beitr, 
z. Kenntn. d. Rept. u. Amph. v. Istr. u. Dalm. Verh. d. Zool. bot. Ges. 
Wien XLI, pag. 754 (1891). 


mas. Ocello axillari ventralibusqgue externis laete coeruleis,; subtus non- 


fem. 


var. 


nunguam vubescens. 
Podarcis- muralis var. siculus rwbriven trüszsBonsp 
Iconogr. d. Fauna ital. Anf. (1836). — ? Podarcis muralis var. 
roseiventris Massalongo Sagg. Erpetol. pop. veron. (1854). 


Ocello axillari plus minusve obsoleto, ventralibus externis pallıde 
coeruleis aut aliis concolorıbus,; subtus albida. 
Podarcis muralis var. albiventris Bonap. Fauna ital. Anf. 


(1836). — Lacerta muralis var. maculato-striata Eim. 
Untersuch. ü. d. Variir. d. Mauereid. Arch. f. Naturg. XLVII (1881). 


a) Supra viridis aut olivacea, dorso lateribusque fascris fusces- 
centibus nigro-maculatıs, striis pallidis supraciliaribus ac sub- 
ocularibus plus minusve distinctis. Subtus albida. — Long. 
16—20 cm. 


Lacerta tiliguerta De Filippi Nuovi ann. soc. nat. Bol. ser. III, 
vol. V, pag. 69 (1852). — Lacerta muralis var. campestris 
De Betta Erpetol. d. prov. Ven. ed. Tir. merid. Mem. d. Accad. di Agri- 
colt. Ver. XXXV,.pag. 151 (1857). — Lacerta muralisynea- 
politana var camıpestris et livormens#s, Bedre 2Arccher 
Naturg. pag. 278, 279 (1879).. — Lacerta muralis striata Eim. 
Arch. f. Naturg. pag. 328, tab. I, fig. ı, 2, part. (1881). 


Lacerta. i 445 


mas. Fascris dorsalibus fuscis passim nigro-punctatis aut limbatis, 


striis supraciliaribus praecipue postocularıbus minus explicatis; 
axıllıs plerumque plaga nigra saepius coeruleo -vel viridı- 
ocellata. 


fem. Maculis nigris fasciarum approximatıs aut in vittas confluenti- 


bus, striis albidis lateralibus valde conspicuis,; plaga axillari 
plerumgue obsoleta. 


juv. Vittis obscuris striisgue pallidis plerumque continuis et distinc- 


var. 


var. 


"var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


tissimis. 
b) Supra lutescens aut olivaceo-fuscescens, taenia occipitali sae- 
pius pallide limbata distinctissima, striüis albis fasciisgue ob- 
scuris lateralibus valde conspicuwis. Subtus albida. — Long. 
I4—I6 cm. 
? :-Lacerta multifasciata Positano Spada Bull. Soc. Zool. 
Rom. I, pag. 154, c. fig. (1892). 
c) Supra fuscescens, dorso lateribusque maculis seriatis atris, 
eorum infimis vramos obliquos abdomen versus emittentibus,; 
subtus albida, ventralibus externis ocellogue axillari viridibus. 





— Long. 20—22 cm. 
Tacierta mwralis var. viridiociellata Bedrg. Arch. f. Na- 
turg. XLIII, pag. 113 (1877). — Podarcis, muralis viridi- 


ocellataDe Betta Nuov. ser. note erpetol. Atti Ist. Venet. ser. V, vol. V 
(1879). 
d) Supra lucide virens aut flavescens, maculis crebris atris se- 
riatis plerumgue stria supraciliari disjunctis et saepe irregula- 
riter vel fasciatim confluentibus. — Long. 16—20 cm. 
Lacerta Latastei Bedrg. Herpetol. Stud. Arch. f. Naturg. XLV, 
pag. 209, tab. IX, fig. 4 (1879). 
e) Supra obscure olivacea aut fusca, vitta occipitali maculari 
vel integra maculisque lateralibus nigricantibus. Subtus plumbea 
aut flavo-fusca. Corpus robustum, cauda crassa, brevis, collare 
integrum. — Long. I6—I8 cm. 
f) Supra et subtus atra, dorso lineis pallidioribus sex interdum 
subconspieuis. Ventralia externa coerulea. Collare integrum, 


cauda crassa, brevis. — Long. I6—I8 cm. 
Dacerta melisellensis Braun Arb. d. zool. zoot. Inst. Würzb. 
IV2877)2 — Eaeerta muralıs var meltisellenstis,. Bed 


Herpet. Stud. Arch. f. Naturg. XLIV—XLV (1878, 79). 


g) Supra et subtus obscure fusco-nigrescens, lateribus ocellis 
coeruleo-viridibus dense sparsis; ventralibus externis coeruleis, 
nigro-maculatis. Corpus gracıle, cauda longa, tenuis. — Long. 
20 cm. 

h) Supra laete viridis, immaculata, dorso postice in medıo viltta 
antıce angustata fuscescenti; subtus albida. — Long. Id8—22 cm. 


Lacerta olivacea KRafin. Caratt. alc. gen. e spec. anim. e piante 
di Sicil. pag. 8, 19 (I810). — Lacerta puccina kafin.l.c. pag. 20 
(T8120). — Lacerta muralis var. elegans Eim. Zool. Stud. 
auf Capri II, pag. 21, tab. II (1874). — Lacerta muralis var. 
concolor Eim. Unters. ü. d. Var. d. Mauereid. Arch. f. Naturg. XLVII 
(1881). 


446 


Lacertidae. 


juv. Vitta dorsalis fusca caput versus prolongata. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


i) Supra virescens aut fuscescens, fasciis obscurioribus vix con- 
spicuis,; subtus albida. — Long. 20—25 cm. 


k) Supra viridi-olivacea, punctis raris atris modo seriatis, modo 
irregulariter dispositis sparsa, subtus albida. — Long. 20—25 cm. 


Podarcis muralis var. Doderleini De Betta Nuova ser. di 
note erpetolog. Atti d. Istit. Ven. di sc. e lett. Ser. 5, vol. V (1879). 


l) Supra viridis, rarius olivacea, maculis creberrimis atrıs trans- 
versis ad latera saltem variegata aut veticulata. Ocella axıllaria 
coerulea,; subtus albida. — Long. 20—23 cm. 


Lacerta tiliguerta Cetti Anf. e pesci di Sard. pag. 15 (1777). — 
Tacerta Calisceertula: Bonnat. Tabl. ene.’meth. Erpeispaeseus 


23 (1789... — Ameiva tiliguerta Meyer Synops. reptil. pag. 28, 2 
(1795). — Lacerta podarcis var. Cettii Cara Monogr. d. Lu- 
cert. com. di Sard. pag. 30 (1872). — Lacerta muralis var. ma- 


culata Eim. Zool. Stud. auf Capri, II, pag. 21, tab. II (1874). — La- 
certa muralisvar. reticulata Schreib." Herpetol. europe 


pag. 415, part“(1875). — Podarcis muralis var. tiliguerta 
De Betta Nuova ser. di note erpetolog. Atti d. Ist. Ven. di sc. e lett. ser. V, 
vol. V, pag. 389 (1879). — Laterta muralis subsp. neapoli- 


tana g. insulanica Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. 
Abh. d. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 17, Separ. pag. 212 (1886). 


m) Supra viridis, latera versus cum macula axillari magna 
(9) et subtus coerulea. 


Lacerta muralıs co&erulescens monaconensis Bim: 
Unters. ü. d. Var. d. Mauereid. Arch. f. Naturg. XLVII, pag. 393, tab. 
XV, fig. 23 (1881). — Lacerta muralis .coerulescens gal- 
lensis Eim. |. c. pag. 395 (1881). 


n) Supra chalybaea, latera versus virescens, subtus pallıdior. 


Tacerta mmralıs coeruleo-coerulese en ssaRrTmmlr 
pag. 391 (1881). 


o) Supra atra vel griseo-nigrescens, latera versus cum pedibus et 


subtus coerulea. — Long. 20—25 cm. 
Lacerta acrolampa Costa Fauna di Asprom. e sue adiac. pag. 75 
(1828). — Eacerta muralis var coerulea Eim. Verbandiaa. 


physik. med. Ges. Würzb. III (1872). — Lacerta muralis fara- 
glionensis Bedrg. Üb. d. Entst. d. Farb. b. d. Eidechs. (1874). — 
Lacerta faraglionensis Braun Lac. Lilf. u. Lac. mural. Arbeit. 
a. d. zoolog. zootom. Inst. Würzb. IV (1877). — Podarcis fara- 
sitomrenisus DerBettarl. c. (1879). 


Der Körper ist meistens ziemlich kräftig, mäßig schlank und 


gewöhnlich nur schwach abgeplattet, der Kopf groß und hoch, am 
Scheitel flach, nach vorne zu sanft nach abwärts gewölbt, in der 
Präfrontalgegend mitunter schwach eingedrückt, mit ziemlich langer, 
in der Regel deutlich geschweift zugespitzter Schnauze und ziem- 
lich gut ausgesprochenem Canthus rostralis; seine Seiten sind steil 
abfallend, in der Backengegend nur wenig verdickt, sein vor den 
Augen gelegener Teil etwas länger als der hinter denselben liegende. 
Die Länge des Pileus ist gewöhnlich unter dreimal, der Abstand 
zwischen Schnauzenspitze und Halsband höchstens anderthalbmal 
im Rumpfe enthalten. Die Hinterbeine überragen nach vorne ange- 


Lacerta. } 447 


legt nur selten das Halsband, der Schwanz ist von sehr verschiedener 
Stärke und Länge. | 

Das Rostrale ist gewöhnlich ziemlich niedrig, nicht selten gut 
zweimal so breit als hoch, nach oben unter sehr stumpfem Winkel 
auf den Pileus übergewölbt. Die Supranasalen sind nach oben 
ziemlich stark verengt, ihre gemeinsame Mittelnaht nur selten länger 
als der übergewölbte Teil des Rostrale.e Das Internasale ist mei- 
stens merklich breiter als lang, im ganzen von etwa quer rhombischer 
Gestalt, nach vorne und rückwärts ziemlich stark vorgezogen. Die 
Präfrontalen sind viel länger als breit, doch gewöhnlich höchstens 
so lang, wie der Abstand der hinteren Internasalecke von der 
Schnauzenspitze. Das Frontale ist höchstens so lang wie seine Ent- 
fernung vom Schnauzenende, nach vorne fast immer stark bogig er- 
weitert, zwischen die Präfrontalen ziemlich stark, zwischen die 
Frontoparietalen dagegen nur als äußerst kurze Spitze vorgeschoben. 
Der Discus palpebralis ist kaum so lang wie das Frontale und stets 
merklich schmäler als der vordere 
Teil des letzteren, das erste Schild 
desselben gewöhnlich deutlich länger 
als das zweite, die denselben nach 
außen säumende Körnerreihe bald 
vollständig, bald unvollständig, so 
daß sie mitunter das ganze erste, 
oft auch noch den vorderen Teil des 
zweiten Supraciliare frei läßt. Die 
Frontoparietalen sind etwas länger 
als breit und gewöhnlich kürzer als 
das Frontale. Das Interparietale 
ist schmal, nach rückwärts meist 
stark verengt, in der Regel länger, 
aber nur selten breiter als das Oc- 
cipitale. Die Parietalen sind bei- Fig. 93. 
läufig so lang, wie der Abstand der Lacerta serpa Rafin. 
hinteren Ecke des Frontale von der 
hinteren Internasalspitze, nach außen und hinten verrundet, das 
oberste Postokulare wenigstens mit ihrer vorderen Außenecke, ge- 
wöhnlich aber in kurzer Naht berührend. 

Das Nasenloch berührt zwar das Rostrale nicht, ist aber von 
demselben bald mehr, bald weniger entfernt und gewöhnlich über, 
manchmal aber auch hinter die erste Supranasalnaht gestellt. Das 
Postnasale ist viel höher als breit, nach oben verengt, in der Regel 
nur dem ersten Supralabiale aufliegend; das Frenale ist bald höher 
als breit, bald wieder ebenso lang als hoch oder selbst länger, je nach 
seiner Länge nur dem zweiten, oft aber äu@h noch einem Teile des 
ersten Supralabiale aufliegend. Das Frenookulare ist ziemlich ge- 
streckt, etwa so lang wie seine Entfernung von Vorderrande des 
Nasenloches. Von den fünf bis sechs Supraciliaren sind wenigstens 
die vorderen stets merklich länger als hoch, Supralabialen sind ge- 
wöhnlich sieben, seltener acht oder selbst neun vorhanden, im Nor- 
malfalle das fünfte, sonst aber das sechste unter dem Auge stehend. 





448 Lacertidae. 


Die Schläfen sind mit ziemlich zahlreichen polygonalen Schildern 
von mäßiger Größe bedeckt, deren kleinste meist über und unter 
dem Massetericum stehen; letzteres zeigt eine sehr wechselnde Aus- 
bildung und kann mitunter selbst fehlen, während das Tympanale 
fast immer gut entwickelt und meistens ziemlich lang, ausnahms- 
weise aber auch in zwei Schilder zerfallen ist. Von den Supra- 
temporalen, deren Zahl bis auf fünf steigen kann, ist in der Regel 
das vorderste das größte und an Länge nicht selten die Hälfte des 
daranstoßenden Parietalschildes übertreffend. Die Rückenschuppen, 
von denen meist drei, seltener vier auf ein Ventrale gehen, sind rund- 
lich körnig mit deutlichen, nach den Seiten zu verschwindenden 
Scheitelkielen, die Schenkel wie der Rücken, aber etwas feiner be- 
schuppt. Die oberen Schwanzschuppen haben scharfe, aber ge- 
wöhnlich nicht genau über deren Mittellinie hinziehende Kiele, sind 
längs derselben fast immer mehr oder weniger deutlich gefurcht 
oder eingedrückt und hinten meistens gerade abgestutzt, seltener 
sehr stumpfwinkelig ausgezogen. Die Anzahl der Sublabialen be- 
trägt 6—8, die Kehlschuppen sind mäßig groß, vorne schief länglich, 
hinten mehr rundlich sechseckig, nach rückwärts merklich ver- 
größert, die Kehlfurche ist nicht tief, aber deutlich, die Haut längs 
derselben nicht selten wulstig gefaltet, das aus 9—13 Schuppen 
bestehende Halsband in der Regel schwach gezähnelt, seltener ganz- 
randig. Von den sechs Ventralreihen sind die zwei mittleren die 
schmälsten, die Oberschildchen sind klein, kaum größer als 2—4 
der daranstoßenden Schuppen zusammengenommen. Das Anale ist 
meist breiter als lang, von 6—9 größeren Schildern umgeben, die 
Unterseite der Schenkel gewöhnlich mit 5—6 Längsreihen kleinerer 
Flachschuppen besetzt, die Schenkelporen, deren Anzahl etwa 20 
bis 25 beträgt, sind in der Regel beiläufig um die halbe Breite des 
Anale voneinander entfernt, können aber in Ausnahmsfällen auch 
fast bis zur gegenseitigen Berührung zusammenrücken. Die hinten 
meist ebenfalls gerade abgestutzten unteren Schwanzschuppen sind 
alle gleich, länglich viereckig, anfangs vollkommen flach und glatt, 
erst in der zweiten Hälfte des Schwanzes allmählich gekielt wer- 
dend, von den zwei mittleren Reihen derselben höchstens bis zum 
dritten Wirtel breiter als lang. 

Von allen Eidechsen unseres Faunengebietes zeigt wohl keine 
eine so große Veränderlichkeit wie Lacerta sera, und sind von der- 
selben schon eine solche Anzahl von Rassen und Varietäten bekannt, 
daß es kaum möglich ist, von allen eine auch nur einigermaßen er- 
schöpfende Schilderung zu geben. Es kann daher nicht befremden, 
daß hievon bereits eine solche Menge beschrieben ist, daß es nur 
schwer gelingt, sich in dem Wust verschiedener Formen zurechtzu- 
finden, was um so schwieriger ist, als so manche zu ganz anderen 
Arten gehörende Tiere mit serpa zusammengeworfen und verwech- 
selt wurden und man aus den häufig sehr ungenügenden und ober- 
flächlichen Diagnosen oft kaum herausbringen kann, wohin die be- 
treffenden Eidechsen zu stellen sind. Es bildet daher auch die 
Synonymik gerade bei dieser Art ein kaum zu entwirrendes Kapitel 
und will ich durchaus nicht dafür einstehen, ob es mir gelungen 


Lacerta. x 449 


ist, in dieser Hinsicht den bezüglichen Beschreibungen auch immer 
die richtige Deutung zu geben; eine absolute Sicherheit kann hier 
nur durch die Untersuchung der den betreffenden Autoren vorge- 
legenen Originalexemplare erreicht werden, was aber selbstverständ- 
lich nur in den seltensten Fällen durchführbar ist. 

Bei der Stammform ist die Oberseite lebhaft gelb-, grau- oder 
selbst blaugrün gefärbt und stets von aus hintereinander stehenden 
schwarzen Makeln bestehenden Längsbinden durchzogen; von diesen 
entspringt die über die Rückenmitte laufende entweder bald oder 
selbst unmittelbar hinter dem Pileus und ist von sehr wechselnder 
Breite. Nicht selten sind die zu bildenden Flecken klein und geben 
dann nur einen schmalen Occipitalstreif, häufiger jedoch sind die 
betreffenden Makeln so groß, daß sie zwischen dem durch sie gebil- 
deten Mittelbande und der nach außen zunächst liegenden Parietal- 
binde nur einen schmalen Streifen der grünen Rückenfarbe übrig 
lassen. Die parietale Fleckenbinde selbst ist übrigens als solche 
nur dann deutlich, wenn sie nach außen von einem hellen, entweder 
ganzen oder wenigstens kettenartigen Supraciliarstreifen begrenzt ist, 
während sie beim Fehlen des letzteren unter den die Rumpfseiten 
überziehenden schwarzen Makeln verschwindet und mit diesen zu- 
sammenstoßend zu, einer unregelmäßigen Marmel- oder Netzzeich- 
nung verschmilzt. Der Supraciliarstreifen ist weiß, gelblich oder 
grünlich und zwischen den Beinen mitunter noch von einem ebenso 
gefärbten, aber nur selten deutlicher abgehobenen Subokularstreifen 
begleitet. Die schwarzen Seitenflecke sind immer unregelmäßig und 
quer gestellt, nur höchst ausnahmsweise an der Bauchgrenze der 
Länge nach gereiht und schließen über der Einlenkung der Vorder- 
beine beim Männchen gewöhnlich eine blaue Ocelle ein. Nur selten 
sind die lateralen Makeln zu einer, oder bei vorhandenem Subokular- 
streifen zu zwei, aber meistens wenig scharfen Längsbinden ver- 
schmolzen. Die Zeichnung des Rumpfes geht teilweise auch auf 
den Schwanz über und ist namentlich das schwarze Occipitalband 
oft nahe bis zu dessen Ende zu verfolgen. Der Pileus ist olivenfarben, 
entweder einfarbig oder mit unbestimmten schwarzen Flecken, die 
Beine sind wie der Rumpf gefärbt, manchmal mit schwarzen Ma- 
keln oder weißlichen, aber nur schwach hervortretenden Tupfen 
versehen; der Schwanz wird besonders gegen die Spitze zu oft bräun- 
lich. Die Unterseite ist einfarbig weißlich, manchmal gelblich oder 
grünlich überhaucht, nur selten mehr rötlich, ja mitunter bei Männ- 
chen selbst lebhaft ziegelrot; bei letzteren sind auch die äußersten 
Ventralen blau und meist mit schwarzen Flecken gezeichnet. Sehr 
ausnahmsweise findet man auch Stücke mit sehr verloschener und 
undeutlicher Zeichnung oder es sind von derselben nur ziemlich 
vereinzelte, bald zerstreute, bald wieder in Reihen stehende schwarze 
Punkte übrig geblieben; in solchen Fällen hat sich manchmal auch 
das schöne Grün des Rückens in ein düsteres Olivenfarben oder 
Lichtbraun verwandelt (var. Doderleini De Betta). Solche Tiere 
leben übrigens gemeinschaftlich mit den normalen und zeigen sich 
mit diesen auch durch Übergänge verbunden. 

Bei den Weibchen ist der Supraciliarstreif öfters und deutlicher 

Schreiber, Herpetologia europaea. 29 


450 Lacertidae. 


ausgeprägt und auch die Seitenflecken nicht selten zu einer mehr 
oder weniger zusammenhängenden, aber doch wohl fast immer noch 
heller gefleckten Temporalbinde verflossen; in noch ausgesproche- 
nerem Maße ist dies bei den Jungen der Fall, die auch den Sub- 
okularstreifen und häufig auch eine zusammenhängende Occipital- 
binde besitzen. 

Die Größe dieser Form ist eine ziemlich bedeutende und kann 
mitunter bis 25 cm erreichen, von denen etwa zwei Drittel auf den 
Schwanz entfallen; dieselbe kommt stellenweise in großer Menge in 
Italien, Istrien, dem kroatischen Littorale, sowie in fast ganz Dal- 
matien vor; hier ist sie namentlich in der Nähe von Ortschaften 
und zwar sowohl am Festlande als auch auf den dazugehörigen 
Inseln — mit Ausnahme der nördlichen, wo sie durch frumana er- 
setzt wird — stellenweise sehr häufig. Obwohl fast nur ın Küsten- 
ländern lebend, hält sie sich doch meistens mehr im Innern derselben 
als in unmittelbarer Nähe des Meeres auf und treibt sıch hier vor- 
zugsweise auf felsigen, mit Gebüsch und Rasenflächen unter- 
mischten Beständen herum; kahles 'Gestein und Gemäuer vermeidet 
sie. In neuester Zeit hat. Lorenz Müller das Tier auch 
aus Spanien, und zwar von Binisaida, südöstlich von Menorka, er- 
halten. 

Bei der als var. campestris De Betta bekannten Form ist die 
Oberseite ebenfalls schön gras-, häufig aber auch mehr licht oliven- 
grün gefärbt und mit einer über die Mitte des Rückens hinziehenden, 
bald heller, bald dunkler braunen Occipitalbinde versehen, die oft 
auch von einem gleichen Parietal-, und fast immer auch von einem 
ebensolchen Temporalbande begleitet ist. Die erste dieser Binden 
ist in den meisten Fällen zusammenhängend und scharf abgehoben, 
und nur gegen den Kopf zu manchmal mehr undeutlich oder selbst 
verschwindend, auch sind in derselben stets mehr oder weniger 
schwarze Flecken eingestreut, die beim Männchen gewöhnlich in 
geringerer Zahl vorkommen und häufig nur auf die Ränder beschränkt 
sind, bei den Weibchen aber viel zahlreicher und oft in solcher Menge 
vorhanden sind, daß sie nicht selten zu einer kontinuierlichen, tief- 
schwarzen Rückenbinde verfließen, die nur ab und zu durch kleine 
Flecken der Grundfarbe unterbrochen ist und oft um so schärfer 
abgehoben erscheint, als manchmal die Grundfarbe an ihren Außen- 
rändern mehr oder weniger aufgehellt ist. An der Schwanzwurzel 
keilt sich diese Binde in der Regel aus. Das Parietalband ist, wenn 
überhaupt vorkommend, stets schwächer und geht nach innen zu 
häufig ganz unmerklich in die Grundfarbe des Rückens über; es ist 
ebenfalls mit schwarzen Flecken versehen, nicht selten aber auch 
ohne solche, mitunter auch wieder nur aus diesen bestehend. Die 
Temporalbinde ist gewöhnlich zusammenhängend, entweder einfarbig 
braun bis schwärzlich, oder ebenfalls von schwarzen Makeln durch- 
setzt. Über ihr zieht sich, wenigstens im weiblichen Geschlechte, 
fast immer ein weißlicher Supraciliarstreifen hin, der beim Männ- 
chen meistens in Kettenstriche aufgelöst ist oder mitunter auch 
ganz fehlt; unter diesem ist dann oft noch, allerdings meist nur bei 
den Weibchen, ein zwischen den Beinen verlaufender, gewöhnlich 


Lacerta. } 451 


aber viel weniger ausgeprägter ebensolcher Subokularstreif zu be- 
merken, unter welchem dann die an den Bauch grenzenden Rumpf- 
seiten bald grün, bald braun, bald einfarbig, bald wieder schwärz- 
lich gefleckt sind. Wenn, wie es häufig bei Männchen vorkommt, 
die lichte Seitenstreifung fehlt, so sind dann die ganzen Körper- 
seiten mit einem Netzwerk schwärzlicher, kleine helle Zwischen- 
räume einschließender Makeln bedeckt. Die Männchen zeigen über 
der Einlenkung der Oberarme nicht selten einen tiefschwarzen, bläu- 
lich oder grünlich zentrierten Axillarfleck. Der Pileus ist oliven- 
braun, bald einfarbig, bald mit vereinzelten schwärzlichen Punkten 
besetzt, der Schwanz meist ziemlich hell bräunlich, nur selten wie 
der Rücken gefärbt. Die Beine sind von der Färbung des Körpers, 
die hinteren manchmal mit schwach hervortretenden helleren Tropfen- 
flecken. Die Unterseite ist einfarbig weißlich, die äußersten Ven- 
tralen mitunter bläulich oder grünlich, öfters dagegen schwärzlich 
punktiert, sehr ausnahmsweise unter der Lupe betrachtet kaum merk- 
bar dunkel gewölkt. Die Jungen sind wie gewöhnlich mehr den 
Weibchen ähnlich und zeigen alle Zeichnungen, namentlich aber 
das Occipitalband, viel schärfer ausgeprägt. 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt I6&—20 cm. 
Campestris hat mit der Stammform im ganzen die geographische 
Verbreitung gemein, bewohnt aber überdies noch die in den La- 
gunen der nördlichen Adria gelegenen Inseln des österreichischen 
Küstenlandes; sie ist, wenn auch nicht ausschließlich, so doch vor- 
wiegend eine Bewohnerin des flachen Meeresstrandes. 

Eine von der gewöhnlichen campestris verschiedene, durch viel 
geringere Größe und andere Grundfärbung. abweichende Form 
dieser Eidechse lebt am Nordstrande der Adria und kann als Pro- 
dukt der hier herrschenden eigentümlichen Verhältnisse angesehen 
werden. Die hier sehr flachen Meeresufer, die größtenteils von La- 
gunen und ausgedehnten Sümpfen begrenzt sind, zeigen sich, so 
weit die Flutgrenze reicht, ganz mit Bruchstücken von Binsen (Jun- 
cus L.) bedeckt, welche, durch das Wasser ausgelaugt und in der 
Sonne gebleicht, eine hell braungelbe, teilweise fast weiße Färbung 
angenommen haben. Auf dieser eigentümlichen Unterlage tummelt 
sich nun in großer Menge eine ziemlich kleine Eidechse herum, welche 
in Färbung und Zeichnung dem von ihr bewohnten Terrain so ange- 
paßt ist, daß sie im ruhenden Zustande nur schwer wahrgenom- 
men wird. Die betreffenden Tiere sind nämlich licht lehmgelb ge- 
färbt und mit äußerst scharfen schwarzen und weißlichen Längs- 
streifen versehen. Während ihre Hauptfärbung fast ganz das Ko- 
lorit der von ihnen bewohnten Binsenflächen hat, ahmen die hellen 
Längsstreifen ganz das Aussehen feiner weißlicher Juncusstücke 
nach, sowie auch die von den genannten Pflanzenresten im grellen 
Sonnenschein geworfenen tiefdunklen länglichen Schlagschatten an 
die schwarzen Binden unserer Eidechsen erinnern, bei denen sich 
unter diesen Verhältnissen eine Art von Schutzfärbung entwickelt 
hat, die sie gewiß manchen ihrer Feinde nur schwer kenntlich macht. 
Die betreffenden Tiere halten sich daher auch ausschließlich auf 
der obbeschriebenen Binsendecke auf und sind nur wenige Meter 

29* 


452 Lacertidae. 


vom Küstensaume nicht mehr zu finden, weiter landeinwärts schon 
von der gewöhnlichen campestris ersetzt werdend. 

Die Größe dieser Eidechsen beträgt gewöhnlich nur 14—I6 cm 
und will ich dieselbe als var. subcampestris bezeichnen, wenn sie 
nicht etwa der Lacerta multifasciata Positanos entspricht, in wel- 
chem Falle selbstverständlich der letztere Name in Kraft treten 
müßte. 

Die auf Korsika, Capri und Sizilien vorkommende Varietät 
viridiocellata Bedrg. ist oben am Rücken heller, nach den Seiten 
und gegen den Schwanz zu dunkler braun gefärbt und wie bei der 
Stammform mit drei über den Körper hinziehenden schwarzen 
Fleckenbinden versehen, von denen die occipitale aus ziemlich dicht 
hintereinander stehenden, in der Mitte eingeschnürten Makeln be- 
steht, die anfangs hinter dem Kopfe meist nur schwach angedeutet 
sind, nach rückwärts aber allmählich größer und schärfer werden 
und an der Schwanzwurzel verschwinden. Die Flecken der Seiten- 
binden sind weniger gedrängt und geben jeder einen breiten, nach 
unten und vorne gerichteten schwarzen Ast ab. An der Einlenkung 
der Vorderbeine steht ein hellgrüner Axillarfleck und dieselbe Farbe 
haben auch die obersten Schilder des sonst einfarbig weißen Bau- 
ches. Der Pileus ist dunkelbraun, die Backen und der Unterkopf 
weißlich, der letztere namentlich ins Blaue geneigt, die braunen 
Beine sind spärlich schwarz gestreift und punktiert. Die Gesamt- 
länge beträgt 20—22 cm. 

Bei der von mir als var. Pelagosae bezeichneten Form zeigt die 
ganze Oberseite ein sehr lichtes Grasgrün oder Braungelb, das nach 
längerem Liegen in Alkohol fast in Weiß übergeht. Jüngere Tiere 
sind mit fünf ziemlich gleichen, aus miteinander mehr oder weniger 
verbundenen schwarzen Makeln bestehenden Längsbinden gezeichnet, 
von denen die occipitale, in getrennte Flecken aufgelöst, bis zur 
Schwanzspitze verfolgt werden kann. Bei erwachsenen Stücken 
werden die Flecken des Mittelbandes größer, stoßen bald mehr, bald 
weniger zusammen und ergeben dann eine ziemlich breite, aus queren 
Makeln und Schnörkeln gebildete Rückenbinde, in der die Grund- 
farbe nur in Form zerstreuter heller Linien und Punkte zurückge- 
blieben ist. Zu beiden Seiten derselben zieht sich dann die Grund- 
farbe in Gestalt zweier lichter Dorsalstreifen hin, welche nach außen 
zu wieder von einem, der Occipitalbinde ähnlichen Parietalbande 
begrenzt werden. Die das letztere bildenden Flecken hängen nach 
unten zu gewöhnlich mit den die Rumpfseiten bedeckenden un- 
regelmäßigen und meist schmalen schwarzen Quermakeln zusam- 
men, können aber auch durch einen gewöhnlich aus längsgereihten 
hellen Punkten gebildeten Supraciliarstreifen von letzteren getrennt 
sein. Weit seltener zeigen sich die dunkel marmorierten Körper- 
seiten noch von einem mehr oder weniger deutlichen hellen Sub- 
okularstreifen durchzogen; desgleichen ist auch ein besonders aus- 
gebildeter, bläulichgrün geaugter Axillarfleck nicht immer zu unter- 
scheiden. Der Pileus und die Beine sind wie der Körper, ersterer 
auch öfters dunkler gefärbt und beide mit zahlreichen schwarzen 
Punkten und Schnörkeln besetzt, welche besonders an den Hinter- 


Lacerta. F 453 


beinen die Grundfarbe oft in Form heller Tupfen einschließen. Die 
abwechselnden Schwanzwirtel zeigen an der Basis schwarze, an der 
Spitze aber namentlich seitwärts weißliche Flecken. Die Unterseite 
ist einfarbig weißlich, am Kopfe wasserblau, die äußersten Bauch- 
schilder sind nach oben zu blaßblau mit schwarzen Flecken. Die 
Größe beträgt 16—20 cm. — Eine mit dieser sehr ähnliche Form 
soll auch in der Arena von Pola vorkommen. 

Ich habe dieses hübsche Tier bisher nur von Pelagosa, einer 
kleinen, etwa in der Mitte zwischen Italien und Dalmatien im offenen 
Meere gelegenen Insel erhalten. Da die von Bedriaga im Bull. 
de la soc. zoolog. de France 1879 gegebene Abbildung der Lacerta 
Latastei vollkommen mit Pelagosae übereinstimmt, so habe ich keinen 
Anstand genommen jene zu letzterer zu ziehen, zumal auch die be- 
treffende Beschreibung stimmt; nur die Angabe des genannten Autors, 
bei einem Weibchen an den Rumpfseiten zwei Parallelreihen bläulicher 
und grünlicher Ocellen gefunden zu haben, kann ich für meine Dal- 
matiner Exemplare nicht bestätigen. Die Bedriagaschen 
Stücke stammen von der neapolitanischen Insel Ponza und einem 
westlich von derselben gelegenen Felsen. 

Auf den kleinen dalmatinischen Inseln Cazza (westl. von La- 
gosta) und Sanct Andrea (westlich von Lissa) lebt eine mittelgroße, 
höchstens 20 cm lange Eidechse, welche im ganzen das Zeichnungs- 
system der typischen serpa aufweist, sich aber von dieser, abgesehen 
von der Hauptfärbung schon durch den plumperen Körper und viel 
kürzeren, auffallend dicken Schwanz unterscheidet. Die Grundfarbe 
derselben ist meistens ein ziemlich dunkles Braun, das aber manchmal 
ins Olivengrüne, manchmal wieder auch ins Graue oder selbst Schwärz- 
liche übergehen kann. Über die Mitte des Rückens zieht eine gewöhn- 
lich ziemlich breite Occipitalbinde hin, die aus vorwiegend quer- 
gestellten schwarzen Flecken besteht, welche durch dazwischenlie- 
gende Makeln der Grundfarbe bald mehr, bald weniger getrennt sind, 
und nur ausnahmsweise zu einer teilweise oder selbst vollkommen zu- 
sammenhängenden dunklen Längsbinde verfließen, welche im letzteren 
Falle mitunter noch durch zwei hellbraune Längsstreifen gesäumt 
ist. Die bei der Stammform in der Regel vorkommende parietale 
Fleckenreihe ist hier als solche nicht immer zu sehen, da ein dieselbe 
nach außen begrenzender heller Supraciliarstreif häufig fehlt, und 
infolgedessen die der Parietalbinde angehörenden Flecken mit den die 
Rumpfseiten überziehenden Makeln zu einem zusammenhängenden 
Netzwerk verflossen sind, das meist tropfenartige Makeln der Grund- 
farbe einschließt; nur ausnahmsweise bilden die schwarzen Seiten- 
makeln eine mehr zusammenhängende Temporalbinde, die dann unten 
auch noch manchmal von einem, aber meist nur wenig hervor- 
tretenden lichtbraunen Subokularstreif begrenzt ist. Der Pileus, 
die Beine und der Schwanz sind wie der Rumpf gefärbt, ersterer meist 
mit unbestimmten schwarzen Flecken, letzterer mitunter etwas 
heller, mit aus einer Fortsetzung der Körperzeichnung gebildeten 
mehr oder weniger deutlichen schwärzlichen Makeln, die Beine 
nur mit kaum sichtbaren helleren Tupfen versehen. An der Wurzel 
der Vorderbeine steht öfters ein häufig jedoch sehr wenig abgehobener 


454 Lacertidae. 


blauer Axillarfleck, dem ausnahmsweise selbst ein kleinerer zweiter 
folgen kann. Die Unterseite ist meistens licht schokoladefarben, 
seltener weißlich oder bleigrau, die Kehle gewöhnlich wasserblau, 
die äußersten Ventralen und auch die Oberschilder, obwohl nicht 
immer, erstere namentlich nach oben mehr oder weniger lebhaft 
blau mit schwarzen Flecken. Bei einem einzigen Weibchen fand ich 
den Unterkopf und die Brust lebhaft ziegelrot mit einzelnen blauen 
Schuppen an der Kehle und ebensolchen Flecken auf den Submaxil- 
laren, und zog sich hier das Rot selbst an den Kopfseiten allerdings 
mehr und mehr verschwindend bis gegen die Schnauzenkante hinauf; 
desgleichen waren bei diesem Stücke auch die Vorderseite der Unter- 
arme und die Rückseite der Hinterbeine rötlich und auch der im 
ganzen bleigraue Bauch wies eine Neigung in dıe genannte Färbung 
auf. Die Rückenschuppen, deren gewöhnlich 4—5 auf ein Ventrale 
gehen, sind relativ groß, rundlich, körnig und flach, meist nur nach 
hinten zu und selbst da oft kaum merkbar gekielt, die oberen Schwanz- 
schuppen scharf gekielt, hinten vollkommen gerade abgestutzt, 
die untern erst gegen die Spitze zu manchmal schwach winklig aus- 
gezogen, das Halsband ist ganzrandig. — Ich will diese Form, welche 
auf der Insel Cazza meiner Erfahrung nach die einzige, daselbst 
lebende Eidechse ist, als var. Cazzae bezeichnen. 

Während aber auf der oberwähnten Insel Cazza die nach ihr be- 
nannte Eidechse nach meinen Erfahrungen die daselbst allein vor- 
kommende Lacerta ist, lebt dieselbe auf St. Andrea ın Gesellschaft 
einer zweiten, gewöhnlich etwas kleineren, von Braun als meli- 
sellensis beschriebenen Form, mit der sie nicht nur gemeinschaftlich 
und untereinander, sondern auch in zahlreichen Übergängen zu finden 
ist; auf der ebenfalls bei Lissa gelegenen Felseninsel Melisello bildet 
dagegen die nach dieser benannte Eidechse die einzige Vertreterin 
ihrer Gattung. 

Indem nämlich die Grundfarbe der Cazzae allmählich dunkler 
wird, tritt selbstverständlich infolgedessen die schwarze Zeichnung 
derselben immer weniger hervor, bis sich schließlich das ganze Tier 
in eine einfarbige, oben pech- und unten tief ebenholzschwarze Ei- 
dechse verwandelt, bei der die obgeschilderte Zeichnung der Cazzae, 
namentlich das tiefer schwarze Occipitalband, sowie die sechs helleren 
Längsstreifen aber meist erst nach längerem Liegen in Weingeist 
bald mehr oder weniger hervortreten; die äußersten Ventralen sind 
in der Regel lebhaft lasurblau. 

Aus der von Braun gegebenen Beschreibung, die von den 
meisten Autoren reproduziert wird, geht jedenfalls hervor, daß die 
zwei demselben zur Verfügung gestandenen Exemplare nicht aus- 
gewachsen und typische, sondern jüngere und Übergangsformen und, 
wie aus der Bezeichnung der Bauchfarbe ersichtlich, unmittelbar 
vor der Häutung stehende Stücke waren. 

Wenn im allgemeinen die Ansicht herrscht, daß die melanotischen 
Eidechsen ausschließlich die Bewohner kahler Felseneilande sind, 
so wird dies durch smelisellensis, wenigstens bezüglich St. Andreas, 
nicht bestätigt, da diese mit üppiger Vegetation, namentlich mit 
Pinus- und Ilexwäldern und auch teilweise mit Rebenkulturen be- 


Lacerta. z 455 


deckt ist. Sie besteht aus einem teils weißlichen, teils rötlichen 
Marmor, ist nur im Westen schwach geneigt, von Norden nach Süden 
dagegen steil abfallend und ganz ohne Ebenen. Auf dieser ganzen 
Insel leben, wie schon erwähnt, sowohl Cazzae als auch melisellensis 
untereinander, häufig auch in den fast, bis zur See hinabreichenden 
Wäldern. Nach Karaman sollen derlei Eidechsen auch auf Pelagosa 
vorkommen, doch habe ich solche von dorther niemals erhalten. 
Auf Melisello erscheinen die daselbst lebenden Eidechsen mehr an- 
gepaßt, da das diese Insel bildende Gestein von dunkel blaugrauer 
Farbe ist. 

Unter den zahlreichen von St. Andrea erhaltenen Eidechsen 
kam mir auch ein Stück ın dıe Hände, welches von den dortselbst 
wohnenden Formen so abweicht, daß ich es einer besonderen Schilde- 
rung für wert erachte. Das Tier, welches lebend im ganzen auch den 
Eindruck einer schwarzen Lacerta machte, zeigte sich dennoch so- 
wohl von Cazzae als melisellensis nicht nur durch den viel schlankeren 
Körperbau, sondern auch durch den ausnehmend langen und sehr 
dünn ausgezogenen Schwanz von den gewöhnlichen Bewohnern 
dieser Insel so verschieden, daß es mir auf den ersten Blick als etwas 
ganz eigentümliches und besonderes auffiel.e. Die Rückenmitte, die 
Beine und der Schwanz sind tiefdunkel olivenbraun, der Pileus und 
die Körperseiten schwarz; am Rücken traten erst nach längerem 
Liegen im Weingeist zerstreute kleine aber kaum merkbare hellere 
Flecke hervor. Die ganzen Rumpfseiten sind mit zahlreichen, im 
Leben schön blaugrünen Ocellen ordnungslos bedeckt, ein größerer 
Axillarfleck jedoch nicht entwickelt. Der Kopf mit Einschluß der 
Submaxillaren, der Bauch und die Unterseite der Vorderbeine sind 
schwarz, die Kehle bis zum Halsband, sowie die Hinterglieder und 
die Schwanzwurzel sind unten blau, der Schwanz selbst jedoch 
sonst tief eisengrau, die äußersten Ventralen und die meisten Ober- 
schilder, sowie einige der untersten Rumpfschuppen lebhaft lasurblau. 
Der Pileus ist über dreimal, der Abstand der Schnauzenspitze vom 
Halsband etwa 134mal in der Rumpflänge enthalten; die Kehlfurche 
ist ziemlich undeutlich, das nur aus neun großen Schuppen gebildete 
Halsband vollkommen ganzrandig. Die Schläfen sind mit nicht sehr 
zahlreichen, flach polygonalen Schildern bedeckt, die ein sehr großes 
Massetericum einschließen, welches oben bis an die Supratemporalen 
reicht und fast den halben Schläfenraum einnimmt. Die Rückenschup- 
pen, deren nur drei Querreihen auf ein Ventrale gehen, sind anfangs 
rundlich körnig, nach rückwärts mehr länglich, dabei deutlich und 
scharf, in der hinteren Körperhälfte der ganzen Länge nach gekielt, 
die Kiele selbst meist bis zu den Ventralen hin sichtbar; die Schwanz- 
schuppen sind vollkommen gerade abgestutzt, die unteren nur anfangs 
glatt. Die 24—25 Schenkelporen sind in der Analgegend bis zur Be-. 
rührung genähert. Die Länge beträgt 20,9 cm, wovon I4,4 cm auf den 
Schwanz kommen, der somit über zwei Drittel des Gesamtausmaßes 
beträgt. 

Ich will diese interessante Eidechse, von der mir leider nur ein 
einziges Männchen zu Gesicht kam, als var. argus bezeichnen. 

Eine unter der typischen serpa vorkommende aber im ganzen 


456 Lacertidae. 


ziemlich seltene Varietät ist die Zacerta olivacea Raf. Dieselbe ist 
auf Kopf und Rücken bis gegen dessen Ende einfarbig grasgrün, 
während etwa das letzte Rumpfviertel sowie der Schwanz und die 
Beine braungelb sind; letztere Farbe zieht dann als eine sich allmäh- 
lich verlierende und verschmälernde keilförmige Zone bis etwa zur 
Rückenmitte hin. Die Rumpfseiten sind etwas heller als der Schwanz 
und nicht selten undeutlich weißlich gemarmelt, die Männchen 
haben häufig einen blauen Axillarfleck, die Hinterbeine oft hellere 
Tropfenflecken. Die Unterseite ist einfarbig perlweiß, seltener gelb- 
lich (Lacerta puccina Raf.), am Kopfe mehr ins Bläuliche geneigt, 
die obersten Ventralen mehr oder weniger lasurblau. Bei jüngeren 
Tieren ist die obgenannte bräunliche Rückenzone breiter und auch 
weiter nach vorne bis gegen den Kopf hin ausgedehnt. Diese ın Italien 
und Dalmatien vorkommende Eidechse hat etwa dieselbe Größe wie 
die Stammform. 

Eine der zuletzt beschriebenen sehr nahe stehende Form ist die 
vorzüglich auf Sizilien, aber auch anderweits vereinzelt vorkommende 
Varietät Doderleini De Betta. Dieselbe ist am Rücken ebenfalls 
fast einfarbig grün, indem daselbst nur vereinzelte, häufig längs- 
reihig geordnete schwarze Punkte zu bemerken sind; die Rumpf- 
seiten sind bräunlich mit dunkleren Flecken. 

Eine der größten und kräftigsten Formen der serpa ist die Lacerta 
tiliguerta Cetti; dieselbe stimmt im männlichen Geschlecht in Färbung 
und Zeichnung sehr mit Brüggemanni überein, ist aber von dieser, ab- 
gesehen von der Größe und dem viel plumperen Körperbau schon durch 
die einfarbig weißliche Bauchseite sofort zu unterscheiden. Das 
Männchen zeigt oben auf hellgrünem Grunde zahlreiche unregelmäßig 
wellig schwarze Makeln, die nur längs der Rückenmitte manchmal 
eine mehr oder weniger deutliche zackige Occipitalbinde bilden, 
sonst aber zu einem ganz unregelmäßigen Netzwerk verbunden sind; 
die Vorderbeine sind in der Regel, der Kopf aber nicht immer ebenso 
gefärbt, beim Schwanze jedoch kommt dies nur ausnahmsweise vor, 
da derselbe in den meisten Fällen braungrau oder bräunlich ist. Letz- 
tere Färbung fängt nicht selten schon gegen Ende des Rumpfes an 
und kann sich entweder über den ganzen oder nur über den hinteren 
Teil desselben erstrecken. Die gewöhnlich bräunlichen Hinterbeine 
sind öfters mit helleren Augenflecken besetzt, desgleichen kommen 
in der Achselgegend namentlich bei Männchen einer oder selbst mehrere 
blaue Ocellen vor. Bei den Weibchen sınd Pileus, Rücken und Schwanz 
dunkel olivenbraun, nur letzterer manchmal heller und die schwarzen 
Rumpfseiten mit zahlreichen grünen, nach unten auch manchmal 
hellblauen Tupfen besäet; ın seltenen Ausnahmefällen besitzen dieselben 
ein aus ziemlich entfernt stehenden kleinen Flecken gebildetes schwar- 
zes Occipitalband, das aber wegen der dunklen Grundfarbe kaum 
zu bemerken ist; dagegen ist ein hellerer, meist grünlicher Supra- 
ciliarstreif wenn auch nıcht scharf, so doch fast immer deutlich sicht- 
bar. — Jüngere Tiere sind im ganzen den alten ähnlich, im männlichen 
Geschlecht daher meist grün und schwarz genetzt, im weiblichen 
dagegen ziemlich eintönig bräunlich oder olivenfarbig, seitlich mit 
sehr deutlicher doppelter heller Längsstreifung, zwischen welcher 


Lacerta. f 457 


die dunklen Flecken in der Regel zu kontinuierlichen, von kaum 
hervortretenden hellen Tupfen durchsetzten Längsbinden verfließen. 
— Die Unterseite ist stets ungefleckt, weißlich, am Kopfe häufig 
ins Bläuliche geneigt, äußerst selten mit Ausnahme des letzteren leb- 
haft ziegelrot, die äußersten Ventralen besonders nach oben zu beim 
Männchen gewöhnlich lebhaft, beim Weibchen blasser blau, welche 
Farbe sich manchmal auch auf die Oberschildchen und einzelne 
Seitenschuppen erstreckt. Bei Erwachsenen sind gewöhnlich nur 
die Handflächen und Sohlen, bei Jungen aber die ganze Unterseite 
der Beine und des Schwanzes fleischfarben. — Die Rückenschuppen, 
deren 3—4 Querreihen einem Ventrale entsprechen, sind stets deut- 
lich, beim Männchen sogar ziemlich scharf gekielt, die anfangs voll- 
kommen gerade abgestutzten Schwanzschuppen erst nach hinten 
zu schwach winklig ausgezogen. Das Massetericum ist meist klein, 
das Halsband in der Regel deutlich gezähnelt. 

Diese Eidechse ist hauptsächlich auf Sizilien heimisch, woselbst 
sie auch ihre höchste Ausbildung (bis 25 cm) erreicht; doch kommt 
sie auch auf anderen Inseln sowie auch, obwohl seltener, auf dem 
Festlande Italiens vor, ja einzelne Stücke derselben habe ich sogar 
aus der Umgebung von Konstantinopel erhalten; doch sind die von 
letzterem Fundorte stammenden Exemplare kleiner und viel schlanker 
als die sizilianischen. 

Auf den in der Nähe von Capri und Amalfi gelegenen Galli- 
und Monacone-Felsen kommen wahrhaft prachtvolle Formen der 
serpa vor, welche von Eimer nach ihren Wohnorten benannt 
wurden. Dieselben zeigen eine schöne grüne, nach den Seiten zu ins 
Blaue übergehende Färbung; wenn das Sonnenlicht aber seitlich auf- 
fällt und man schief über das Tier hinsieht, so erscheint, namentlich 
bei monaconensis, der ganze Rücken wundervoll blau. Letzteres ist, 
besonders in der Jugend, mehr oder weniger mit Braun untermischt, das 
Männchen hat einen oder mehrere blaue, das Weibchen grüne Axillar- 
flecke, von denen besonders der vorderste oft sehr groß ist. Die Unter- 
seite ist bald heller, bald dunkler blau. Eine auf dem mittleren, der 
Küste von Capri näheren Faraglione-Felsen lebende Varietät (coeruleo- 
coerulescens Eim.) hat am Rücken eine schön dunkelblaue, nur in der 
Mittellinie durch etwas Grau abgeschwächte Färbung, die nach den 
Seiten und gegen das Rumpfende in Blaugrün übergeht, das sich von 
hier aus auch auf die Hinterbeine und die ganze Länge des Schwanzes 
ausdehnt; die Unterseite ist heller blau. 

Endlich beherbergt noch der dicht vor der Insel Capri gelegene 
Faraglione-Felsen eine hieher gehörende interessante Eidechse, 
welche von Eimer als var. coerulea beschrieben worden ist. Die- 
selbe ist im Leben oben einfarbig schwarz oder schwarzgrau, im weib- 
lichen Geschlechte manchmal mit grünlichem, in der Jugend öfters 
mit bläulichem Schimmer überflogen. Nach den Seiten und gegen 
das Ende des Körpers geht diese Grundfarbe allmählich in ein tiefes 
Blau iiber, das sich nicht selten auch auf die Beine und den Schwanz 
erstreckt, welch letztere Teile aber namentlich zur heißesten Jahres- 
zeit mitunter auch lebhaft bronzegrün glänzen. Ab und zu ist ein mehr 
oder weniger deutlicher Axillarfleck vorhanden, welcher beimMännchen 


458 Lacertidae. 


bläulich oder grünlich und tiefer schwarz umrandet, beim Weibchen 
dagegen viel bleicher und unscheinbarer und ohne dunklere Säumung 
ist oder häufig auch gänzlich fehlt. Ähnliche Tropfenflecken zeigen 
besonders im männlichen Geschlechte vereinzelt manchmal auch die 
Hinterbeine, wobei dann die schwarze Umgebung derselben öfters 
netzartig zusammenfließt. Der Kopf ist bis auf die Kiefer hinab tief 
schwarz, die Kehle himmel-, die übrige Unterseite tief meerblau, 
die Ränder der Ventralen sind gewöhnlich, die Bauchmitte nicht 
selten etwas heller, die Sohlen grau oder gelblich weiß. Nach längerem 
Liegen in Alkohol treten mitunter die für die Stammform charakte- 
ristischen drei schwarzen Fleckenreihen der Oberseite sehr deutlich 
hervor. Die Körperschuppen, deren 3—4 Querreihen einem Ventrale 
entsprechen, sowie die Oberschildchen sind sehr klein, erstere sehr 
deutlich scheitelgekielt, rundlich körnig, in der hinteren Körperhälfte 
oft sogar breiter als lang; die Schwanzschuppen sınd oben und unten 
vollkommen gerade abgestutzt, das Halsband ganzrandig. 

Dieselben oder mindestens sehr ähnliche Eidechsen scheinen 
übrigens auch auf dem Festlande von Calabrien vorzukommen, 
da die durch Costa von Aspromonte als Lacerta acrolampa be- 
schriebene Eidechse kaum auf eine andere Form gedeutet werden 
kann. 

Sowohl coerulea als auch die ihr nahestehenden mehr oder weniger 
blauen Varietäten gehören mit zu den größten Serpa-Formen, da sie 
nicht selten bis 25 cm Gesamtlänge erreichen. 

Über die geographische Verbreitung dieser Art ist bereits bei den 
einzelnen Formen das Entsprechende bemerkt worden, das Verhalten 
in der Gefangenschaft zeigt von dem ihrer Verwandten keine be- 
sondere Abweichung. 

Zu den hier geschilderten Eidechsen dürften wahrscheinlich 
noch drei von Boulenger') als Varietäten von muralis be- 
schriebene Formen gehören, die ich leider nicht kenne, und infolge- 
dessen nur auf Grund der von dem Autor gegebenen Diagnosen an- 
führen kann. 

Die als var. lolepis bezeichnete Form hat äußerst kleine, glatte 
oder nur schwach gekielte Rücken- und ebenfalls schwach oder fein 
gekielte, manchmal nahezu glatte Schwanzschuppen. Die Jungen 
sind der muralis fusca sehr ähnlich und haben häufig ein schwärzliches 
occipitales Fleckenband oder die Spur einer derartigen Mittellinie. 
Erwachsene sind oben blaßgrau oder gelblichbraun mit weiß gesäumter 
Seitenbinde, unten graulich oder gelblich. Die Gesamtlänge beträgt 
I8 cm, wovon zwei Drittel auf den Schwanz kommen. — Valencia. — 
Nach Boulenger soll dieses Tier eine Mittelform zwischen 
hispanica und Pityusensis sein. 

Eine andere, nach einem einzigen von Gadow eingesendeten 
Männchen beschriebene Form ist die var. Vaucheri. Dieselbe hat 
ebenfalls kleine und schwachgekielte Rückenschuppen, die nicht 
größer sind, als die auf der Tibia stehenden; sie ist oben graubraun, 


!) A Contribut. to our Know. of the Wald. Liz. in West. Eur. a. N. Afr. Trans. 
of the zool. soc. of Lond. vol. XVII, part. IV. (1895). 


Lacerta. 2 459 


schwarz genetzt, an den Seiten schwarz mit rundlichen helleren 
Flecken. Die Ventralen sind schwarz punktiert, die Länge beträgt 
12 cm. — Salis und Algarove auf der Pyrenäischen Halbinsel. 

Die dritte, als var. breviceps angeführte Form erinnert durch den 
kurzen Kopf, der nicht länger als breit ist, an Lacerta vivipara. Der 
Körper ist stark depreß, die Hinterbeine reichen an den Körper 
angelegt etwa bis zu den Achseln oder bis zur Schulter. Das Frontale 
ist etwas breiter, die Temporalschuppen gewöhnlich größer als bei 
fusca, das Occipitale schmäler als das Interparietale. Die Kehl- 
schuppen sind groß, die Kehlfurche seicht, das Halsband sehr schwach 
gezähnelt. Die Rückenschuppen, von denen 3—4 auf ein Ventrale 
gehen, sind rhomboidisch oder sechseckig und deutlicher als bei 
fusca gekielt. Die Tibialschuppen sind viel kleiner als die dorsalen 
und ebenfalls gekielt, wie auch die hinten zugespitzten Schwanz- 
schuppen. Die Färbung ist wie bei /usca, braun oder graulich, mit 
dunklem, teils ganzem, teils aus einer Fleckenreihe bestehenden 
Occipitalband und ebensolcher, beiderseits heller gesäumten Lateral- 
binde; die Brust ist in beiden Geschlechtern, der Bauch beim Männ- 
chen schwarz gefleckt. Die Größe beträgt I6 cm, wovon Io auf den 
Schwanz kommen. — Neapel. 


17. Lacerta peloponnesiaca: Caput breve, altum, disco palpebrali 
extus granorum serie destituto inde scutellis supracıliaribus 
adjacente. Nares rostrale adtingentes, postnasale unicum, supra- 
labialia antica 4. Tempora scutata, disco masseterico plerumgque 
distincto. Sguamae dorsales rotundato-granosae, planiusculae, 
laeves, caudales apice truncatae. Cauda corpore duplo longior, 
collare integrum. — Long. 18—28 cm. 


Lacerta peloponnesiaca Bibr. Bory Exped. scient. Moree, 
III, pag. 66, tab. X, fig. 4 (1832). — Lacerta muralis Bibr. Bory 
l. c. fig. 2, part. (1832). — ? Lacerta lineata Schinz Europ. 
Fauna II, pag. 24 (1840). — Podarcis taurica De Betta Rett. u. 
Anf.d. Grecia pag. 35, Atti Ist. Ven. ser. III, vol. XIII (1868. —Lacerta 
taurica var. peloponnesiaca, Rathkei u. maculata 
Bedrg. Bull. Soc. Nat. Mosc. pag. 83 (1881). 


mas. Supra virens aut olivacea, lateribus nigro-variegatıs. 
fem. Supra obscure olivacea, taeniis atris albidisque alternis per lon- 
gitudinem fascrata. 
juv. Supra fuscescens (5) aut nigro-olivacea (9), lineis albis per 
dorsum et latera decurrentibus. 
Lacerta taurica juv. Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 420 (1875). 


Eine in Größe und Habitus der serpa ähnliche, aber nament- 
lich im männlichen Geschlechte häufig etwas stärkere und plum- 
pere Eidechse. 

Der Kopf ist kurz, beim Männchen nicht selten fast so hoch 
als breit, beim Weibchen merklich niedriger, bei jenem am Scheitel 
flach, bei diesem schon von hinten an in sehr sanftem Bogen nach 
vorne und abwärts gewölbt, mit beim Weibchen etwas feiner, rasch 
zugespitzter Schnauze. Die Zügelgegend fällt senkrecht ab, der 


460 Lacertidae. 


Hinterkopf ist nur wenig backenartig verdickt, der Pileus beim 
Männchen 3—31%4mal, beim Weibchen meist unter dreimal, der Ab- 
stand von der Schnauzenspitze zum Halsband bei jenem stets unter, 
bei diesem oft bis zweimal in der Rumpflänge enthalten, der vor 
und hinter den Augen liegende Kopfteil ziemlich gleich lang; die 
Nähte der Pileusschilder sind namentlich beim Männchen in der 
Schnauzengegend furchenartig vertieft. Der Hals ist ziemlich von 
Kopfbreite, nach hinten nur wenig eingezogen, der Rumpf flach ge- 
wölbt. Von den Beinen reichen die hinteren beim Männchen über, 
beim Weibchen höchstens bis zur Achsel, während die vorderen in 
der Regel die Augen nicht überragen. Der beim Männchen in der 
ersten Hälfte ziemlich kräftige Schwanz ist namentlich beim Weib- 
chen oft dünn und sehr fein ausgezogen, seine Länge mindestens 
doppelt so groß wie die des übrigen Körpers. 

Das Rostrale ist kaum zweimal so breit als hoch, hinten sehr 
stumpf winkelig und nicht weit auf den Pileus übergewölbt. Die 
Supranasalen sind nach oben zu stark ver- 
engt, ausnahmsweise sogar durch Zu- 
sammenstoßen des Rostrale und Inter- 
nasale voneinander getrennt, ihre gemein- 
schaftliche Mittelnaht stets und gewöhnlich 
merklich kürzer als der übergewölbte Teil 
des Rostrale. Das Internasale ist breiter 
als lang, etwa quer rhombisch, gegen die 
Supranasalen und Präfrontalen meist zıem- 
lich gleichmäßig und scharf zugespitzt, 
manchmal aber auch nach vorne viel mehr, 
in Ausnahmsfällen selbst bis zum Rostrale 
verlängert. Die Präfrontalen sind länger 

ae als breit, ‚nach innen stark verschmälert, 
Bib Bow. ihre gemeinsame Naht kaum halb so lang 

{ wie das Internasale. Das Frontale ist 

fast immer etwas länger als der vor ihm gelegene Schnauzen- 
teil, nach vorne mehr oder weniger, oft sogar sehr stark bogig er- 
weitert, die Mittelecken fast immer als scharfe und ziemlich lange 
Spitze zwischen die Präfrontalen und das zweite Supraokulare nach 
außen eingeschoben, der Vorderteil wieder in sehr starker Buchtung 
häufig weit und scharf zwischen die Präfrontalen hineinreichend. 
Nach Bedriaga soll sich dieser vordere Fortsatz des Frontale 
mitunter sogar abschnüren und dann ein kleines, von den Präfron- 
talen eingeschlossenes accessorisches Schildchen bilden; mir ist eine 
derartige Abnormität niemals untergekommen. Die hinterste Fron- 
talecke ist äußerst kurz und stumpf, oft nahezu verschwindend. 
Das erste Supraokulare ist schmal, viel länger als breit, nach hinten 
erweitert, im ganzen meist einem ungleichseitigen Dreiecke mit ab- 
gestutzter Spitze gleichend. Der Discus palpebralis ist gewöhnlich 
ziemlich breit, sein vorderes Schild etwas länger als das hintere, 
und da die am Außenrande bei den meisten Lacerten vorkommende 
Körnerreihe vollständig fehlt, in seiner ganzen Ausdehnung 
unmittelbar den Supraciliaren anliegend; das letzte Supraokulare 





Fig. 94. 


Lacerta. L 461 


ist ziemlich groß, in der Regel quer trapezisch mit kürzester Hinter- 
seite. Die Frontoparietalen sind länger als breit, ihre gemeinsame 
Naht ziemlich lang, aber doch stets kürzer als das Frontale. Das 
Interparietale ist nach rückwärts nicht selten sehr stark verengt, 
häufig und besonders bei Weibchen beträchtlich länger als das nach 
hinten dreieckig erweiterte Occipitale; in seltenen Fällen kommt es 
vor, daß diese zwei Schildchen durch die zwischen ihnen zusam- 
menstoßenden Parietalen in größerer oder geringerer Ausdehnung 
voneinander getrennt sind. Die Parietalen sind groß, länger als breit, 
nach außen stark verrundet, das oberste Postokulare stets in kurzer 
Naht berührend. 

Das gewöhnlich zu einer Hälfte dem Rostrale, zur andern dem 
vordersten Supralabiale aufliegende Nasenloch ist mit dem Rüssel- 
schilde in Berührung, das größtenteils dem ersten Supralabiale auf- 
gesetzte Postnasale nach oben verschmälert, höher als lang, das 
Frenale fast immer höher als breit, schmal, vom zweiten Supra- 
labiale schief zum Internasale hinaufgehend, die mit demselben ge- 
bildete gerade Naht immer viel kürzer als die mit dem Präfrontale 
gebildete meist bogige. Das Frenookulare ist durch das lange Prä- 
okulare hinten und unten sehr stark winkelig ausgebuchtet, letzteres 
mit gewöhnlich scharfer, bis zur Mitte des Subokulare hinziehender 
Kante. Von den fünf, selten sechs Supraciliaren sind wenigstens 
die ersten zwei viel länger als hoch; Supralabialen sind in der Regel 
sieben, ausnahmsweise acht vorhanden, im ersteren Falle das fünfte, 
in letzterem das sechste unter dem Auge stehend. Die Schläfen sind 
mit wenig zahlreichen, aber ziemlich großen, flach polygonalen 
Schildern bedeckt, der Außenrand der Parietalen von I—2 längeren 
Supratemporalen gesäumt, das selten fehlende Massetericum von 
mäßiger Größe. | 

Die Rückenschuppen, von denen gewöhnlich drei Querreihen 
auf ein Bauchschild gehen, sind rundlich körnig, ziemlich flach, 
glatt, gegen den Bauch hin kaum merklich erweitert, die oberen 
Schwanzschuppen hinten gerade abgestutzt, ziemlich scharf gekielt, 
die ebenfalls glatten Tibialschuppen kleiner als die dorsalen. 

Die Anzahl der Unterlippenschilder beträgt 6—7, die vorderen 
Kehlschuppen sind kurz, die hinteren rundlich sechseckig, die Kehl- 
furche ist nur durch 1—2 Reihen feiner Schuppen angedeutet, das 
aus 8—13 Schuppen bestehende Halsband fast immer ganzrandig, 
nur ausnahmsweise kaum merkbar gezähnelt, die unmittelbar dar- 
auf folgenden Brustschilder auffallend schmal, die äußeren nicht 
selten über doppelt so lang als breit. Von den in sechs Längsreihen 
stehenden Ventralen sind die mittleren und äußeren, wenigstens in 
der vorderen Rumpfhälfte, merklich schmäler als die daranstoßen- 
den, die Oberschildchen wenig entwickelt, oft sogar sehr klein. Die 
Unterseite der Schenkel ist vor den Poren mit 3—5, in den meisten 
Fällen mit vier Reihen flacher Schuppen bedeckt, die Poren, deren 
Anzahl zwischen achtzehn und zweiundzwanzig wechselt, einander 
namentlich im männlichen Geschlechte in der Aftergegend häufig 
fast bis zur Berührung genähert, aber auch bei Weibchen stets 
näher als die halbe Breite des Anale; letzteres ist mittelgroß, andert- 





462 Lacertidae. 


halb bis zweimal so breit als lang, vorne von 4—8, in der Regel 
aber von sechs Schuppen umgeben, von denen die zwei mittleren 
oft mehr oder weniger vergrößert sind. Die anfangs vollkommen 
glatten und gerade abgestutzten unteren Schwanzschuppen werden 
später gekielt und gegen das Ende winkelig ausgezogen; von den 
zwei Mittelreihen sind höchstens noch die des dritten Wirtels breiter 
als lang. 

re. und Zeichnung sind die beiden Geschlechter sehr 
verschieden. 

Das Männchen ist oben meist heller oder dunkler olivenbraun, 
an den Rumpfseiten häufig, am Rücken aber nur ausnahmsweise 
lichtgrün und hier fast immer einfarbig, nur selten mit der schwachen 
Spur eines in der Regel aus ganz kleinen schwarzen Flecken bestehen- 
den Occipitalbandes versehen, das aber häufig nur über einen Teil 
der Rückenmitte hinzieht, und bei dunkler Grundfarbe überhaupt 
kaum sichtbar ist. Dagegen ist ein hellerer, zusammenhängender, 
gewöhnlich scharfer und oft auch ziemlich breiter Supraciliarstreifen 
fast immer vorhanden, obgleich auch dieser nicht immer gleich 
deutlich hervortritt, und namentlich nach hinten zu öfters weniger 
abgehoben erscheint, was hauptsächlich dadurch bewirkt wird, 
daß dessen anfangs ausgesprochene hell grünliche oder gelbliche 
Färbung im weiteren Verlaufe desselben trüber und unreiner, meist 
mehr braungelb wird und infolgedessen vom dunklen Grunde weniger 
absticht. Ja manchmal ist der ganze Streifen kaum heller als die 
Grundfarbe oder wird nur von dieser gebildet und ist dann überhaupt 
nur durch seine dunkle Begrenzung sichtbar. Die Innenseite der 
Supraciliarstreifen ist fast immer von dunklen, gewöhnlich schwarzen 
Makeln gesäumt, die aber mitunter auch nur ganz vereinzelt auf- 
treten, meistens jedoch ziemlich zahlreiche größere Querflecken 
bilden, welche sich gewöhnlich zu einem deutlichen Parietalband 
aneinanderreihen, das aber kaum jemals ganz zusammenhängt, 
sondern wohl immer teils durch Hineingreifen der Rückenfarbe oder 
durch von dem Supraciliarstreifen in dasselbe hineinragende helle 
Oueräste mehr oder weniger unterbrochen erscheint; doch kann es 
auch vorkommen, daß die ganze Parietalbinde nur als dunkler Schat- 
ten oder als wenig merkbare Retikulierung auftritt. Die Körper- 
seiten sind stets mit gewöhnlich zahlreichen, größeren oder kleineren, 
meist queren und häufig netzförmig verbundenen schwarzen Makeln 
bedeckt, welche unter dem Supraciliarstreifen am größten sind und 
hier mitunter eine mehr oder weniger deutliche temporale Flecken- 
binde bilden; unter dieser ıst manchmal ein aber fast immer sehr 
undeutlicher und nur in Spuren sichtbarer Subokularstreifen vor- 
handen, unter welchem dann an der Bauchgrenze oft noch verein- 
zelte schwarze Flecken stehen. Eigentliche Axillarocellen von 
gewöhnlicher Bildung sind nur selten vorhanden, obwohl deren 
manchmal bis fünf hintereinander stehen können; in den meisten 
Fällen sind dieselben zu einer großen, unregelmäßigen, nicht selten 
bis hinter den Ellbogen reichenden blauen Makel verflossen, welche 
ab und zu durch schwarze Flecken oder ebensolches Netzwerk unter- 
brochen ist. Da zugleich die obersten Ventralen samt den Ober- 


. Lacerta. 463 


schildchen und häufig auch viele darüberstehende Schuppen die- 
selbe Färbung zeigen, so erscheint dann die ganze Körperseite in der 
vorderen Rumpfhälfte nicht selten wundervoll blau, welche Farbe 
in der Achselgegend am intensivsten ist, nach rückwärts zu aber 
allmählich bleicher wird. In der Regel sind diese blauen Makeln 
scharf abgesetzt, manchmal gehen sie aber auch allmählich in die 
Körperfärbung über; in einem Falle habe ich auch einen lebhaft 
blauen, von der Ohröffnung bis auf die Submaxillaren reichenden 
Flecken beobachtet. Der Pileus ist olivenbraun, stets dunkler als der 
Rücken, manchmal mit wenig ausgesprochenen schwärzlichen Punk- 
ten. Die Beine sind von Körperfarbe oder bräunlich, bald einfarbig, 
bald an den Schenkeln und Schienen mit mehr oder weniger hervor- 
tretenden hell bräunlich gelben, grünlichen oder bläulichen Tupfen. 
Der Schwanz ist in der Regel bräunlich oder olivengrau, gewöhnlich 
einfarbig, seltener am Anfang mit durch Fortsetzung der Rumpf- 
makeln gebildeten schwarzen Fleckenstreifen. Die Unterscite ist 
einfarbig weißgelb, am Kopf und auf den Rumpfseiten häufig bläu- 
lich, wird jedoch zur Brunstzeit mehr oder weniger lebhaft orange-, 
ziegel-, ja”selbst mennigrot. 

Die Weibchen zeichnen sich vor den Männchen dadurch aus, 
daß sie eine sehr auffallende, abwechselnd helle und dunkle Längs- 
streifung zeigen. Abgesehen davon, daß die Supraciliar- und Sub- 
okularstreifen fast immer sehr scharf und hell sind und schon hie- 
durch die meistens sehr dunkel nußbraune Grundfarbe in ausge- 
sprochene Längszonen geteilt wird, ist gewöhnlich auch ein dunkles, 
in der Regel zusammenhängendes und sehr scharfes Occipitalband 
vorhanden, während zugleich die ebenfalls kontinuierlichen und sehr 
scharfen Parietalbinden häufig eine tief schwarze Färbung annehmen, 
so daß dann der ganze Rumpf von sechs lichten und’ 5—7 dunklen 
Längsstreifen durchzogen wird, von denen die zwei dorsalen gewöhn- 
- lich nußbraun, die supraciliaren und subokularen aber hellgrünlich, 
gelblich oder selbst weißlich und nur in der hinteren Körperhälfte 
manchmal weniger scharf sind, anderseits aber auch wieder mehr 
oder weniger weit auf die Schwanzwurzel fortsetzen können; von 
den dunklen Binden ist die unter dem Subokularstreifen hinlaufende 
viel lichter, oft auch nur angedeutet. Zwei übereinanderstehende 
blaue Axillarflecken sind auch in diesem Geschlechte häufig vor- 
handen. Der Pileus, der Schwanz und’ die Beine sind wie bei dem 
Männchen gefärbt, die äußersten Ventralen meist blaßblau, die 
übrige Unterseite in der Regel perlgrau. 

Nach Werner sollen diese Eidechsen in prachtvoll grünem 
Goldschimmer erglänzen; ich selbst habe diese Erscheinung niemals 
beobachtet und dürfte sich dieselbe jedenfalls nur im Freileben ent- 
wickeln, bei gefangenen Tieren aber schon während der Versendungs- 
reise verschwinden und dann vielleicht bloß in sehr großen und 
äußerst günstig eingerichteten Terrarien wieder hervortreten; an 
meinen Pfleglingen habe ich nur manchmal am Bauche und an den 
untersten Rumpfseiten einen ziemlich ausgesprochenen Metallglanz 
bemerkt, der aber von einem goldgrünen Schiller weit entfernt war. 

Junge habe ich niemals zu Gesicht bekommen, doch dürften 





464 Lacertidae. 


dieselben in Färbung und Zeichnung wahrscheinlich den Weibchen 
ähnlich sehen. 

Ausgewachsene Tiere messen gewöhnlich 20—25 cm, können 
aber ausnahmsweise selbst 28 cm erreichen. 

Lacerta peloponnesiaca ist unstreitig eine der schönsten, aber 
auch eine der scheuesten und schnellsten europäischen Eidechsen 
und zeichnen sich besonders die Männchen durch eine ganz unge- 
wöhnliche Lebhaftigkeit und Behendigkeit aus. In weiten Sprüngen 
oder in rasendem Laufe huschen die flinken Tiere über die gewaltigen 
Felsblöcke hin und stehen, falls sie sich in Meeresnähe aufhalten, 
nicht an, sich selbst sofort ins Wasser zu flüchten und unter in dem- 
selben liegende Steine oder in Seetang zu verkriechen. In vertikaler 
Richtung scheint sie nicht hoch hinaufzugehen und hält sich in 
bergigen Gegenden ähnlich wie unsere muralis mit Vorliebe in der 
Nähe bewohnter und kultivierter Örtlichkeiten auf. 

Die Art ward bisher nur in Griechenland gefunden, scheint aber 
auch hier auf Morea beschränkt zu sein; außerdem kommt sie noch 
auf Kreta vor. 


17. Lacerta Lilfordi: Caput altum, rostro breviter acuminato, disco 
palpebrali granulis supraciliarıbus plus minusve explicatis. 
Nares scuto rostrali valde approximatae vel adjacentes. Post- 
nasale unicum, supralabralia anteriora quatuor. Tempora 
granoso-scutellata, disco masseterico plerumgque distincto. Sgua- 
mae notaei minimae, rotundato-granosae, laeves aut vix carinatae, 
swpracaudales apice truncalae. Collare integrum. — Long. 
I4—20 cm. 


Typus: Supra fusca, interdum passim obscure bunctata, striolis 
seriatis supraciliarıbus ac subocularibus pallescentibus. Infra 
rubra aut subcoerulea, parce obscure punctata. 


Lacerta muralis’ subsp.-balearıca Bedre. Memsalauyar 
europ. du L£z. d. mur. Bull. soc. zool. France IV, pag. 221, tab. IX, fig. 3 


(1879). 
var. a) Supra fusco-olivacea, fasciis dorsalibus saepe interruptis ob- 
scurioribus maculisgque lateralibus viridiflavis in feminis seriatis. 
Cauda viridis. Subtus albo-grisescens. — Long. I4—I6 cm 
(Colon.) 


Lacerta muralis Braun Lac. Lilf. u. mural. Arb. zool. zootom. 
Inst. Würzb. IV, pag. 31, tab. I, fig. 6 (1877). — Lacerta muralis 
var. bal. subvar. b Bedrg. I. c. pag. 29, separ. (1880). 


var. b) Supra griseo-olivacea, fasciis macularibus transversis nigro- 
fuseis (&) aut viridibus (Q); subtus albo-grisea. — Long. 14 
—I6 cm (Mahon). 


Tareleritiar mruma ls Braun le. pag.26, tab. His. 718 table 
(1877). — Lacerta muralis var. balearica subvar. a Bedrg. 
l. c. pag. 28 (1880). 


var. c) Supra fusco-ferruginea, aeneo-micans, lineis dorsalibus obscure 
limbatıs striisgue swpraciliaribus viridiflavis; subtus cuprea. — 
Long. 14—ı6 cm (Rey). 


Lacerta. ; 465 


Lacerta muralis Braun |. c. pag. 34, tab. I, fig. 4, 5 (1877). — 
Lacerta muralis var. balearica subvar. c. Bedrg. 1. c. pag. 29 
(1880). 
var. d) Supra nigro-fusca, lateribus dense albo-punctatis; subtus 
albo-fuscescens. — Long. 14—I6 cm (Mahon). 
var. e) Supra fusca aut viridiolivacea, dorso lineis macularibus 
nigricantibus tribus, strüs swpracılhiaribus, in Q etiam subo- 
cularibus lucidioribus atro-limbatıs. Fascia temporali brunnea, 
aut concolor (Q) aut albido-guttata. Subtus rubescens. — Long. 
14—ıI6 cm (Mahon, Pityus.) 
var. f) Supra flavo-virdis, fasciis macularıbus atrıs per longitu- 
dinem decurrentibus. Subtus flava aut rubra. — Long. 16—I8 cm. 
Lacerta muralis var. pityusensis DBosca Explor. herpet. 
Isla Ibiza, An. soc. Esp. Hist. nat. XII, pag. 246 (1883). 
var. g) Supra fuscescens, cauda cum extremo (&) aut toto (Q) dorso 
obscure coeruleis, striis viridibus vel fuscis plus minusve con- 
spicuis; subtus griseo-fuscescens. — Long. 16—18 cm (Drago- 
neras). 
Lacerta muralis var. Giglioli Bedrg. Herpetol. Stud. Arch. 
f. Naturg. XLIV, pag. 247, tab. XVII, fig. 2 (1879). 
var. h) Supra atra, concolor, subtus chalybaea. — Long. 18—2 cm. 


Zootoca Lilfordi Günth. An. u. Mag. of nat. hist. ser. 4, vol. XIV, 
pag. 158 (1874). — Lacerta Lilfordi Braun |. c. (1877). 


Der Körper ist mehr oder weniger plump und gedrungen, meist 
ziemlich verrundet oder nur schwach depreß. Der Kopf ist kurz und 
hoch, bei manchen Formen namentlich im männlichen Geschlechte 
sogar so hoch oder selbst höher als lang, desgleichen auch dessen 
Breite von der Höhe oft nur wenig verschieden, am Scheitel flach 
oder kaum gewölbt, nach vorne ziemlich rasch und gerade oder in 
sehr sanftem Bogen nach abwärts geneigt mit kurz und gerade zu- 
gespitzter Schnauze, letztere seitlich senkrecht abfallend, die 
Backengegend nur mäßig erweitert. Der Pileus ist höchstens drei- 
einhalbmal, der Abstand der ‚Schnauzenspitze vom Halsband nie 
mehr als zweimal im Rumpfe enthalten. Der vom Kopfe nicht ab- 
gesetzte Hals ist faltig und nicht dünner als jener oder selbst breiter, 
die Hinterbeine reichen an den Körper angelegt beim Männchen bis 
zum Halsband oder nur wenig darüber, beim Weibchen bis zur Achsel 
oder bis-zur Schulter. Der Schwanz ist kurz und dick, erst in der 
hinteren Hälfte dünn ausgezogen, seine Länge die des übrigen Kör- 
pers selten mehr als eineinhalbmal übertreffend. 

Der Pileus ist bei erwachsenen Tieren auffallend rauh und un- 
eben, mit furchenartig vertieften Nähten und zahlreichen grubigen 
oder nadelstichförmigen Eindrücken versehen. 

Das Rostrale ist anderthalb bis zweimal so breit als lang, nach 
oben nur mäßig und in sehr stumpfem Winkel übergewölbt. Die 
Supranasalen sind gegeneinander bald mehr, bald weniger verengt, 
manchmal sogar nur in einem Punkte zusammenstoßend, ihre gemein- 
schaftliche Naht jedenfalls höchstens so lang als der übergewölbte 
Teil des Rostrale. Das Internasale ist breiter als lang, von im ganzen 

Schreiber, Herpetologia europaea. 30 


466 Lacertidae. 


etwa quer rhombischer Gestalt, nach vorne und rückwärts meist 
ziemlich gleichmäßig ausgezogen, mit oft stark abgestutzten Außen- 
ecken. Die Präfrontalen sind länger als breit, nach innen bald mehr, 
bald weniger stark verengt, mit geraden Seitenrändern. Der Discus 
palpebralis ist relativ schmal, sein Vorderschild merklich größer 
als das hintere, die ihn nach außen umgebende Körnerreihe bald 
vollständig, bald aber auch und mitunter gar sehr unvollständig; 
in einem einzigen Falle habe ich sogar das vollständige Fehlen der- 
selben konstatiert. Das Frontale ist in der Regel viel breiter als 
der Discus, nach vorne nur mäßig bogig erweitert, nicht stark zwischen 
die Präfrontalen vorgeschoben, hinten in sehr stumpfem oft kaum 
merklichem Winkel ausgezogen, seine Länge sehr selten den Abstand 
von der Schnauzenspitze übertreffend. Die Frontoparietalen sind 
länger als breit, ihre gemeinsame Naht gewöhnlich etwa so lang wie 
ihre größte Breite. Das nach rück- 
wärts bald mehr bald weniger ver- 
engte Interparietale ist entweder länger 
oder auch eben so lang wie das Oc- 
cipitale und so breit oder schmäler als 
dieses. Die Parietalen sind länger als 
breit, nach hinten und außen ver- 
rundet, das oberste Postokulare be- 
rührend. 

Die über der vordersten Supra- 
nasalnaht liegenden Nasenlöcher sind 
groß, rund, eben knapp vom Rostrale 
getrennt oder dieses selbst berührend; 
das Postnasale ist höher als lang, 
nach oben verengt, meist nur dem 
ersten Supralabiale aufliegend, das 
Frenale so hoch als lang oder höher, 

Fig. 95. ganz oder zum größten Teile dem 

Lacerta Lilfordi Günth. zweiten Supralabiale aufgesetzt, das 

Frenookulare ziemlich niedrig und 
länger als sein Abstand vom Nasenloch, das Präokulare meist ziemlich 
kurz mit nur schwach entwickelter Längskante. Von den 5—6 
Supraciliaren sind die ersten entschieden länger als hoch. Supra- 
labialen sind in der Regel acht vorhanden, das fünfte unter dem 
Auge stehend. Die Schläfen sind bald mit ziemlich kleinen und mehr 
körnigen, bald wieder mit größeren polygonalen Schuppen oder 
Schildern bedeckt, welche gewöhnlich ein an Größe sehr wechselndes 
Massetericum einschließen, das Tympanale ist meistens lang und 
ziemlich schmal; größere Supratemporalen können mitunter 3—4 
vorkommen, weit häufiger fehlen sie jedoch ganz und sind die den 
Außenrand der Parietalen begrenzenden Schilder von den anderen 
Schläfenschildern nicht wesentlich verschieden. Die Rückenschuppen 
sind klein, rundlich körnig und in der Regel vollkommen glatt, 
nach den Seiten zu nicht oder kaum merkbar vergrößert, 3—5 
Reihen derselben auf ein Ventrale gehend, die der Hinterbeine noch 
feiner aber sonst den Rückenschuppen gleich; die oberen Schwanz- 








Lacerta. 467 


schuppen sind stark median gekielt, hinten vollkommen gerade ab- 
gestutzt. 

- Die Anzahl der Sublabialen beträgt sechs, seltener sieben, die 
Kehlschuppen sind mittelgroß, die Kehlfurche ist bald mehr, bald 
weniger ausgesprochen, das aus 9—15 Schuppen bestehende Hals- 
band vollkommen ganzrandig. Von den sechs Ventralreihen sind 
die mittleren und äußeren gewöhnlich schmäler, die Oberschildchen 
klein oder nur mäßig entwickelt. Das Anale ist meistens viel breiter 
als lang, von 6—-8 größeren Schildern umgeben, die Schenkel sind 
unten mit 3—4 Reihen flacher Schuppen bedeckt und mit je einer 
Reihe von 19—23 Poren versehen, die in der Aftergegend nicht um 
die halbe Breite des Anale voneinander entfernt sind. Die unteren 
Schwanzschuppen sind anfangs vollkommen glatt und gerade ab- 
gestutzt, werden aber nach hinten zu allmählich gekielt und winkelig 
ausgezogen; die der zwei Mittelreihen sind bis zum vierten oder 
fünften Wirtel breiter als lang. 

Was die Färbung und Zeichnung betrifft, so ist diese bei den 
hierher ‚gehörenden Tieren so verschieden, daß man kaum eines der- 
selben als Typus aufstellen kann, ein Umstand, der wohl darin seine 
Erklärung findet, daß alle ausschließlich Inselbewohner sind und 
infolgedessen auch eine ihren verschiedenen Standorten angepaßte 
mitunter sehr mannigfaltige Ausbildung erlangten. Da übrigens 
fast alle auf die Gruppe der Balearen beschränkt sind, so will ich 
die von Bedriaga als balearica beschriebene Varietät als Typus hin- 
stellen, womit natürlich nicht behauptet werden soll, daß ich gerade 
diese als Stammform betrachtet wissen möchte. 

Bei derselben ist die ganze Oberseite bräunlich mit oft einge- 
streuten dunkleren Schuppen und jederseits einem weißlichen supra- 
ciliaren und subokularen Fleckenstreifen; mitunter kommt ein 
schmales schwärzliches Occipitalband vor und sind auch die hellen 
Seitenstreifen ebenso gesäumt. Die Beine und der Oberkopf sind 
dunkel-, der Schwanz hellbraun, erstere mit lichteren Tropfenflecken; 
Unterkopf und Hals sind weißlich, bläulich oder rötlich, mit grauen 
Marmeln, der Bauch sowie die Unterseite der Gliedmaßen bläulich 
oder ziegelrot, mit feinen dunklen Punkten oder Streifen, der Schwanz 
unten bläulich. — Der Wohnort dieser etwa 14 cm langen Eidechse 
sind die Inseln Mallorka und Menorka. 

Eine zweite, auf der kleinen, nicht weit von der Nordküste 
Menorkas entfernten Isla del Colon (Taubeninsel) lebende Form zeigt 
am Rücken ein dunkles, ins Grüne geneigtes Graubraun, das von 
zwei bis auf die Schwanzwurzel reichenden dunkelbraunen Flecken- 
binden durchzogen wird. An den Körperseiten stehen mehr gelb- 
grüne, in der Jugend hellere Ocellen, die in 3—4 ziemlich regelmäßige 
Längsreihen geordnet sind; von diesen ist eine hinter und über der 
Schulter gelegene größer und schwarz gesäumt und kann als Axillar- 
fleck angesehen werden. Die oberste der genannten Ocellenreihen, 
welche die Stelle des Supraciliarstreifens einnimmt, ist nach innen 
zu von einer schwarzen Wellenlinie begrenzt, die ebenfalls erst an 
der Schwanzwurzel endigt. Sehr auffallend ist der lebhaft metall- 
grüne Schwanz, der bei Jungen sowie unterseits stets heller ist. Der 

30" 


468 Lacertidae. 


Pileus ist wie der Rücken gefärbt und reichlich schwarz gefleckt, 
in der Jugend machen sich besonders zwei Flecken am Oberschenkel 
und einer an der Fußwurzel durch ihre viel hellere Farbe bemerkbar. 
Unterseits ist der graulichweiße, ins Grüne geneigte Kopf mit dunklen 
Ringen versehen, die nur in der Mittellinie fehlen, gegen die Hals- 
mitte zu offen, sonst aber geschlossen sind. Der Bauch ist bei Jungen 
heller, bei Alten dunkler weißgrau, ins Rötliche ziehend; von den 
zwei äußersten Ventralreihen zeigt die oberste häufig abwechselnd 
blau und schwarz, die nächst unterste nur schwarzgefleckte Schilder. 

Diese in Habitus und Größe von der vorigen nicht abweichende 
Eidechse hält sich nach Braun in ziemlicher Menge im Garten 
des einzigen auf der genannten Insel befindlichen Hauses auf, wo- 
selbst sie sich gerne auf Mauern und umgestürzten Opuntiastämmen | 
sonnt. Sie ist äußerst scheu und flüchtig und ist außerhalb des 
erwähnten Gartens nur schwer zu erbeuten, da sie bei Annäherung 
des Menschen sofort in dem die ganze Insel bedeckenden dichten 
Gebüsche verschwindet. Mitunter stößt man auch auf sehr dunkle 
Stücke, die wohl die Behauptung veranlaßten, daß auf Colon auch 
schwarze Lacerten vorkämen. 

Bei der auf Menorka selbst lebenden Varietät ist die beim Männ- 
chen schmutzig grüne, beim Weibchen meist dunklere oder mehr 
ins Gelbe geneigte Oberseite von zackigen Querbinden durchzogen, 
welche bei jenem schwärzlich, bei diesem aber grünlich und mit 
Braun untermischt sind und fast kreisrunde, untereinander nicht 
selten verfließende Makeln der Grundfarbe einschließen. Während 
diese Zeichnung bei ersteren über den ganzen Körper bis zu den 
Ventralen hin ein ganz unregelmäßiges Maschenwerk bildet, sind 
diese ocellenartigen hellen Flecken bei letzteren sowie auch in der 
Jugend an den Rumpfseiten in deutliche Längsreihen gestellt. Nach 
rückwärts zu nimmt übrigens die Zeichnung in beiden Geschlechtern 
an Schärfe ab, da die dunklen Binden gegen den Schwanz zu all- 
mählich heller werden und sich hierdurch vom Grundtone nicht 
mehr so stark abheben; der letztere Fall kommt ausnahmsweise 
auch bezüglich des ganzen Körpers, aber wie es scheint, nur bei 
jüngeren Tieren vor. Ein blauer oder grüner Axillarfleck, der durch 
eine vor ihm stehende große schwarze Makel noch besser hervor- 
tritt, ist in beiden Geschlechtern und allen Altersstufen vorhanden, 
beim Männchen allerdings in bedeutenderer Größe als beim Weıb- 
chen. Der oben braune, schwarz gefleckte Kopf geht nach den 
Seiten zu ins Grüne über, die Beine sind mit dunkel umgrenzten, 
gelbgrünen Tupfen versehen, die bei Jungen und Weibchen heller 
sind und daher auch deutlicher hervortreten als bei den Männchen, 
bei denen sie oft kaum zu bemerken sind; von diesen Flecken hebt 
sich bei Weibchen und Jungen einer am Schenkel, bei letzteren 
überdies noch je einer am Fußgelenk und am Ellbogen durch größere 
Helligkeit besonders gut ab. Der oberseits graubraune Schwanz 
ist ab und zu mit dunklen Zackenflecken besetzt. Bei Jungen ist 
die Zeichnung lebhafter und schärfer als bei erwachsenen Tieren, 
von denen sie im allgemeinen kaum verschieden sind. Die ganze 
Unterseite ist weißgrau, mattglänzend, die obersten Ventralen ab 


Lacerta. 469 


und zu blau. In Größe und Habitus stimmt diese Eidechse mit den 
vorangegangenen überein. 

Diese Form ist vorzugsweise an steilen Gehängen auf der Süd- 
seite des Hafens von Mahon zu Hause, woselbst sie auf Felsen und 
Mauern, aber wie es scheint, nicht gerade häufig anzutreffen ist. 
Obwohl sie nicht selten auch an Straßenrändern und.mitunter selbst 
in unmittelbarster Nähe menschlicher Wohnungen lebt, so ist sie 
trotzdem doch ungemein scheu und flüchtig und nicht so leicht zu 
fangen. 

Die auf der im Hafen von Mahon liegenden kleinen Isla del Rey 
vorkommende Rasse ist oben zur Brunstzeit grün, sonst aber mehr 
oder weniger rotbraun, an den Seiten heller und besitzt namentlich 
am Rücken einen sehr ausgesprochenen, bronceartigen Metallglanz. 
Zu beiden Seiten der Wirbelsäule zieht sich ein schmales, dunkel- 
braunes oder fast schwarzes Wellenband hin, das manchmal auch 
in bald größere bald kleinere Längsmakeln aufgelöst erscheint, ja 
ausnahmsweise selbst nur durch vereinzelt schwarze Punkte ange- 
deutet sein kann; nach außen ist diese Binde nicht selten von einem 
hellen, gewöhnlich gelblichen oder grünlichen Saume begrenzt. Ein 
ebenso gefärbter Supraciliarstreifen ist vorne in der Regel zusammen- 
hängend, nach rückwärts dagegen meistens in hintereinanderstehende 
Flecken aufgelöst und nach innen zu von schwarzen Makeln begrenzt, 
die mitunter ebenfalls zu einem kontinuierlichen Längsbande ver- 
schmelzen. Die untere Rumpfpartie ist mit runden, gelben Flecken 
besetzt, die auch auf die Gliedmaßen übergehen. Ein eigentlicher 
Axillarfleck ist nicht vorhanden, doch ist derselbe in einigen Fällen 
durch eine größere, unregelmäßige schwarze Makel ersetzt, an welche 
sich ein kleiner gelber Fleck anlehnt. Der in der Jugend hellere, 
meist dunkel olivengrüne oder braune Pileus ist schwarz gefleckt, 
der anfangs braune Schwanz wird im weiteren Verlaufe blaugrün 
gefärbt, mitunter zeigen sich auf demselben auch die schwarzen 
Rückenflecken, jedoch nie über dessen Mitte hinaus, fortgesetzt. 
Die Unterseite ist kupferrot, der Hals mit dunklen Linien und Ringen 
gezeichnet, die obersten Ventralen sind hellblau gefleckt. Der unten 
an der Wurzel ebenfalls kupferrote Schwanz wird weiterhin blau- 
grün und endlich an der Spitze grau. In manchen Fällen besitzen 
die Ventralen einen größeren, meist nach vorne gerückten schwarzen 
Flecken. 

Diese Varietät ist vorzugsweise eine Bewohnerin der kahlen 
Seeküste; sie ist ebenfalls sehr scheu und bleibt in der Gefangen- 
schaft ziemlich lange wild und bissig. 

Eine andere, ebenfalls aus der Gegend von Mahon erhaltene Form 
erinnert in Habitus und Färbung sehr an die als var. Cazzae beschrie- 
bene Rasse der serpa. Sie ist auf der ganzen Oberseite tief dunkel- 
braun mit nur schwach hervortretenden kleinen, grünlich weißen 
Tropfenflecken an den Seiten, die an der Rückengrenze eine nur 
wenig abgehobene Supraciliarlinie bilden, welche aber auch schon 
in der zweiten Rumpfhälfte oft nicht mehr sichtbar ist. Axillar- 
makel ist keine vorhanden, die Unterseite ist licht schokoladefarben, 
die äußersten Ventralen oben ab und zu lasurblau. Die Schläfen sınd 


470 Lacertidae. 


mit zahlreichen feinen Körnerschuppen bedeckt, der Außenrand 
des Parietale von 8&—ıo, nach hinten kleineren Schildchen gesäumt. 

Eine weitere, mir von ebendaher zugekommene Varietät ist 
am Rücken und Schwanz sowie auf der Oberseite der Beine schmutzig 
olivenfarben, der mitunter schwarzgefleckte Pileus braun, die Glied- 
maßen mit hellen Tupfen besetzt. Über die Rückenmitte zieht eine 
schmale, mehr oder weniger unterbrochene schwarze Occipitalbinde 
und beiderseits derselben ein noch schmälerer aber lichterer und daher 
viel undeutlicherer Dorsalstreifen hin. Eine kontinuierliche helle, 
beiderseits schwarz gesäumte Supraciliarlinie und unter ihr eine 
ebenso scharfe braune Temporalbinde sind an den Körperseiten zu 
bemerken. Die letztgenannte Binde ist nach unten wieder von. 
einem kontinuierlichen, an Breite den supraciliaren fast übertreffen- 
den subokularen Streifen begrenzt, welcher namentlich nach oben 
zu durch schwarze Flecken gesäumt wird. Die unterste Rumpfzone 
ist hell bräunlich mit verwaschenen dunkleren Makeln; der Axillar- 
fleck fehlt. Die Unterseite ist gelblich ziegelrot, an der Schnauzen- 
spitze bläulich. Die Schläfen sind mit größeren mehr schilderartigen 
Schuppen bedeckt, die Parietalen von 3—4 längeren Supratempo- 
ralen gesäumt. 

Eine sehr hübsche, vonBosca als var. pityusensts beschriebene 
Form kommt auf der zu den Pityusen gehörenden Insel Ivizza, sowie 
auf einigen in deren Nähe liegenden kleineren Eilanden vor. Dieselbe 
zeigt auf der ganzen Oberseite ein beim Männchen dunkleres, beim 
Weibchen helleres, lebhaftes Grün, das meist reichlich mit Gelb 
untermischt ist und nur ausnahmsweise mehr ins Bräunliche übergeht. 
Der Rumpf wird von 3—5 scharf gesonderten Längsreihen schwarzer 
Flecken durchzogen, die aber nur selten zu mehr oder weniger zu- 
sammenhängenden Streifen verfließen, sondern fast immer aus einer 
Anzahl hintereinanderliegender arabeskenartiger Makeln bestehen 
und in Punkte aufgelöst bis etwa zur Schwanzmitte verfolgt werden 
können. Diese Flecken stehen gewöhnlich am dichtesten im Occipital- 
bande, während sie nach den Seiten zu an Dichte abnehmen und an der 
Bauchgrenze in der Regel nur mehr als ziemlich lose hintereinander 
stehende Schnörkel auftreten. Die von den schwarzen Zeichnungen 
freien Partien der Grundfarbe heben sich als helle Occipital-Parietal- 
und Subokularbinden meistens sehr gut und scharf ab, und sind nur 
selten hie und da mit eingestreuten einzelnen schwarzen Punkten 
versehen; mitunter finden sich noch an den Körperseiten gelbe, 
rostrote oder orangefarbige Flecke vor. Der Kopf und die Beine 
sind mit zahlreichen, meist ziemlich großen schwarzen Makeln und 
Schnörkeln besetzt, der Schwanz wird gegen das Ende zu bräunlich. 
Die Schilder des Oberkiefers haben orangerote Ränder und Punkte, 
manchmal auch blaue Flecken. Die Unterseite ist weißgelb, rosa, 
orangefarben oder selbst ziegelrot, bei Weibchen manchmal auch 
blaugrün, die obersten Ventralen sind bläulich, gelblich oder bräun- 
lich, die Submaxillaren in der Regel hinten und vorne blau gerandet, 
die Kehle ist öfters dunkel gefleckt und punktiert, beim Männchen 
häufig mosaikartig mit weißlichen, grauen, braunen und roten Schup- 
pen besetzt. 


Lacerta. N 471 


Diese Form, welche sich von den balearischen Eidechsen durch 
ihren auffallend plumpen und kräftigen Körperbau unterscheidet, 
erreicht auch eine bedeutendere Größe als diese, indem ihre Gesamt- 
länge nicht selten bis über 18 cm hinausgeht. 

Bei der unter dem Namen var. Giglioli Bedrg. bekannten Rasse 
sind die beiden Geschlechter in Färbung und Zeichnung sehr verschie- 
den. Das minder lebhaft kolorierte Männchen ist oben hell nuß- 
braun, gegen die Schwanzwurzel zu aber tief dunkelblau, mit vier 
manchmal allerdings nur angedeuteten parallelen Längsstreifen 
über den Rücken. In ihrer höchsten Ausbildung jedoch (höchstwahr- 
scheinlich zur Brunstzeit) werden diese Streifen, obwohl am Halse 
noch kaum von der Grundfarbe zu unterscheiden, nach hinten zu 
immer deutlicher und nehmen allmählich zuerst eine blaugrüne, 
dann aber eine dunkler blaue Farbe an, mit welcher sie endlich in 
der ebenso gefärbten hintersten Rumpfpartie verschwinden. Die 
Körperseiten eind entweder wie die Beine einfarbig oder mit gelb- 
grünen Augenflecken besetzt, der oben schön blaue Schwanz seitlich 
mit abwechselnd metallisch grünen und braunen Schuppen versehen. 
Der Pileus ist braun mit dunkleren Flecken, die Unterseite grauröt- 
lich, die äußersten und die Oberhälfte der daranstoßenden Ventralen 
dunkelblau, die übrigen bald mehr oder weniger deutlich fein dunkel- 
blau gestreift. Das Halsband und die Unterseite der Beine zeigen 
einige blaue Schuppen, das Anale einen lilafarbigen Fleck, der Schwanz 
ist unten abwechselnd rotbraun und grün beschuppt. 

Das Weibchen ist am Rücken dunkelblau oder bläulichgrün, 
im ersteren Falle dagegen nur mit vier aus kleinen braunen Flecken 
gebildeten Längsstreifen versehen; die hell nußbraunen Körperseiten 
sind mit blaugrünen, dunkel umrandeten Ocellen in 3—5 Längs- 
reihen besetzt; ähnliche Tropfenflecke sind auch auf der Oberseite 
der Beine vorhanden. Der ebenfalls hell nußbraune Pileus ist dunkel 
gefleckt, die Schnauze mit blaugrünen Makeln besetzt, die Schläfen- 
gegend grün, blau, braun und schwarz gescheckt, der Schwanz zum 
Teil blau, zum Teil blaugrün gefärbt. Die orangefarbige Kehle ist blau- 
grün gesprenkelt, der Bauch ziegelrot, stellenweise mit graulichem 
Anflug, die äußersten Ventralen sind blau, die daranstoßenden ebenso 
gefleckt, das mittlere Paar ist fein gestreift, der etwas ins Metallgrüne 
geneigte Schwanz unten sehr hell schokoladefarben, häufig rötlich 
überhaucht. 

Die Jungen sind den Alten ähnlich, nur daß bei ihnen der 
Schwanz stets metallisch grün und die Unterseite weniger lebhaft 
gefärbt ist. 

Diese schöne Eidechse ist bisher nur von der an der Westküste 
Mallorkas gelegenen Insel Dragoneras bekannt, sie ist im Vergleiche 
zu ihren Verwandten ziemlich schlank und gestreckt, und erreicht 
ebenfalls bis 18 cm Gesamtlänge. 

Als letzte der hierher gehörigen Formen führen wir die Lacerta 
Lilfordi Günth. im engeren Sinne an; es ist dies eine mittelgroße, 
im ausgewachsenen Zustande tief einfarbig schwarze Eidechse, 
welche von anderen melanotischen Verwandten leicht durch ihre 
feine Beschuppung unterschieden werden kann. 


472 Lacertidae. 


Ganz junge Tiere sind auf der Oberseite braun, welche Farbe 
sich jedoch nach hinten zu immer mehr, ja allmählich bis zu schwarz 
verdunkelt; der Rücken wird von zwei ebenfalls dunkelbraunen oder 
fast schwarzen Dorsal- und Supraciliarstreifen durchzogen, welche 
aber mitunter auch unterbrochen oder selbst bloß angedeutet sein 
können. Die zwischen denselben befindliche Parietalbinde ist manch- 
mal auch dunkelgrün gefärbt, die etwas dunkleren Rumpfseiten 
sind mit zahlreichen blauen Ocellen besetzt, die aber in der Schulter- 
gegend niemals einen größeren ausgesprochenen Axillarfleck bilden. 
Die Beine sind häufig heller geaugt, der Schwanz dunkelgrün ge- 
färbt. Die dunkelblaue Kehle zeigt braune Ringe und Striche, die 
an den Seiten schwarz und blau geflecktenVentralen sind in der Bauch- 
mitte grünlich oder gelbgrün gesprenkelt, der Schwanz unten hell- 
blau und wie der Bauch gesprenkelt, nach hinten ins rötliche ziehend. 

Mit zunehmendem Wachstum bekommt dann der Pileus meist 
hellere oder dunklere Flecken, die Schläfengegend wird schwärzlich 
und das bisher auf den hinteren Körperteil beschränkte Schwarz 
breitet sich allmählich weiter nach vorne und seitwärts aus, hiedurch 
sowohl die Dorsal- und Supraciliarstreifen als auch die blauen Ocellen 
an den Rumpfseiten bis auf die 2—3 untersten nach und nach zum 
Verschwinden bringend. Zugleich werden auch die Gliedmaßen 
dunkler, die hellen Tupfen derselben erlöschen, der Schwanz wird 
schwarz und gegen das Ende zu dunkelblau. Ebenso werden auch die 
braunen Zeichnungen des Halses allmählich schwarz, während sich 
die grünliche Farbe der Ventralen bis auf die Mittelreihen in blau 
umsetzt. Nach und nach wird endlich die ganze Oberseite immer 
tiefer schwarz, die seitlichen Augenflecken fast bis zur Unkenntlich- 
keit verdunkelt, und die Unterseite nımmt schließlich eine schön 
saphirblaue Färbung an, wobei nur der Unterkopf etwas heller 
bleibt. 

Die Größe des erwachsenen Tieres wechselt von I7—IQ cm; 
sehr große Stücke sind von mittleren durch viel plumperen und kräf- 
tigeren Körperbau verschieden. Der Discus palpebralis ist beim Männ- 
chen etwas winkelig erhoben, beim Weibchen einfach gewölbt; die 
Rückenschuppen, deren 4—5 auf ein Ventrale gehen, sind rundlich 
körnig und glatt. 

Diese Eidechse kommt auf der im Südosten von Mallorka liegenden 
Isla del Ayre, sowie auf den kleinen Inseln La Moltona, La Guardia 
und Frares vor; nach Boscä sollen auch auf dem südlich von 
Mallorka befindlichen Cabrera und den in dessen Nähe gelegenen 
kleineren Eilanden schwarze Lacerten leben, die wohl zu derselben 
Form gehören dürften. 

Die nur den zweiunddreißigsten Teil einer Quadratmeile Flächen- 
inhalt besitzende Insel Del Ayre, von welcher die zuletzt geschilderte 
Eidechse bisher ausschließlich zu uns gekommen ist, hebt sich nach 
Braun, dem wir auch die Kenntnis der Lebensweise des Tieres 
verdanken, nur wenig über den Meeresspiegel empor und ist wegen 
ihrer fast durchweg steil abfallenden Ufer bloß an einer einzigen Stelle 
zugänglich. Sie wird von dem nordöstlich gelegenen Menorka durch 
einen 3—4 Zehntel Meilen breiten tiefen Meeresarm getrennt und ist 


Lacerta. i 473 


von letzterer aus mit einem Boote in beiläufig dreistündiger Seefahrt 
zu erreichen; ihre einzigen Bewohner waren zurzeit des Besuches 
durch den genannten Forscher der Leuchtturmwächter und zwei 
Männer, die sich behufs Gewinnung von Seesalz daselbst angesiedelt 
hatten. Das Material der Insel besteht aus einem harten, weißgelb 
oder gelben Kalkstein, dessen Farbe an der kahlen, namentlich an 
der von der Brandung getroffenen Küste mehr oder weniger dunkel- 
grau wird; sie ist nur spärlich mit distelartigen Pflanzen bedeckt, 
die übrigens im Sommer vollständig vertrocknen; nur in der Nähe 
der genannten Ansiedlungen ist, wohl dank der Pflege ihrer Bewohner, 
ein grünender Pflanzenwuchs vorhanden. Die meisten der in Rede 
stehenden Lacerten finden sich nun neben der Hütte der oberwähnten 
Salzgewinner, was wohl darin seine Begründung findet, daß der um 
dieselbe vorkommende frische Pflanzenwuchs den Tieren immerhin 
noch annehmbare Verstecke bietet, dann aber auch daran gelegen 
sein mag, daß die Tierchen von den Bewohnern der Salzhütte während 
ihrer Mahlzeiten regelmäßig durch zugeworfene Stücke von Me- 
lonen, Feigen und anderer saftiger Südfrüchte gefüttert werden. 
Diese süßen Bissen werden nicht nur begierig aufgenommen und ge- 
fressen, sondern dürften auch den Eidechsen das auf der ganz wasser- 
armen Insel durchaus nicht zu befriedigende Bedürfnis nach Feuchtig- 
keit stillen; da ferner in den heißen Monaten das Insektenleben auf 
Ayre nahezu ganz erstorben ist, so sind durch diese Art der Fütterung 
die daselbst lebenden Eidechsen der Notwendigkeit enthoben, diese 
Jahreszeit, wie es unter derlei Verhältnissen wohl anderweitig vor- 
kommt, in einer Art Sommerschlaf zu verbringen. 

Es ist daher nach dem Gesagten nicht zu verwundern, daß die 
fraglichen Tiere auf der genannten Insel durchaus nicht menschenscheu 
sind und auch in der Gefangenschaft mit süßen, saftigen Früchten 
ernährt werden könnnen; übrigens sind sie auch leicht an Mehlwürmer 
zu gewöhnen. Daß dieselben viel Wärme und Sonne benötigen, 
braucht bei aus so südlichen Gegenden stammenden Geschöpfen 
wohl nicht besonders erwähnt zu werden, obwohl sie auch gegen ziem- 
lich niedrige Temperaturen nicht sehr empfindlich sind. 


18. Lacerta agilis: Caput crassum et altum, disco palpebrali granulis 
supraciliaribus destituto. Nares scutum rostrale haud adtingentes. 
Postnasalia duo, supralabialia anteriora quatuor. Tempora 
scutellata, disco masseterico nullo, supratemporalibus duobus 
aut tribus. Squamae dorsales oblongae, carinatae, supracaudales 
postice angulosae. Sulcus gularıs obsoletus. Collare dentatum, 
cauda corpore sesquilongior. — Long. 15—27 cm. 

Lacerta agilis Linne Syst. nat. pag. 203, 15. part. (1758). 


Typus: Postnasale superius partim inferiori, partim frenali super- 
positum. Squamae dorsales mediae carinatae a lateralibus 


multo majoribus et laevibus valde distinctae. — Long. 15—20 cm. 
Lacerta coerulescens Laur. Synops. reptil. pag. 62, 109, tab. 
I, fig..3 (1768). — Lacerta pardus Razoum. Hist. nat. Jorat I, 


pag. 107, tab. IV, fig. 4 (1789). — Lacerta agilis Wolf in Sturms 


474 Lacertidae. 


Deutschl. Fauna III, Heft 2, c. fig. (1799), — Lacerta anguifor- 
mis Shep. Descript. Brit. Liz. Trans. Linn. soc. VII, pag. 51 (1804). — 
Lacerta sepium Griff. Anim. kingd. Cuv. IX, pag. 116 (1331). — 
Lacerta stirpium Bonap. Amph. europ. Mem. acad. sc. Tor. ser. 2, 
II, pag. 33, 23 (1839), — Lacerta dilepis Lichtenst. Nomencl. 
reptil. et amphib. mus. zool. berol. pag. 14 (1856). 
mas. Zona dorsalis media fusca pallide limbata maculis biseriatıs 
nigrescentibus lineolis albidis saepe juxtapositis,; laterıbus fusces- 
centibus aut viridibus nigro variegatis aut ocellatis. Subtus viridı- 
vel chalybaeo-albida, nigro-punctata. 
Lacerta stirpium PDaud. Hist. nat. gener. d. rept. III, pag. 155, 
tab. XXXV, fig. 2 (1803). 
fem. Supra fuscescens, dorso maculis biseriatis magnis nıgrescentibus 
passim albo-limbatis,; lateribus concoloribus maculıs atrıs albo- 
ocellatis per series tres dispositis. Subtus albida aut flavescens, 
immaculata. 
Lacerta arenmicola Daud. ]l. c. pag. 250, tab. XxXUViHpeiegz 
(1803). 
pull. Supra griseo-fuscescens, maculis nigris albo-ocellatis irregularıter 
seriatis; subtus albida, concolor. 
Seps argus Laur. Synops. reptil. pag. 61, tab. I, fig. 5 (1768). — La- 
Brest A anıımermst ade cEparer/e (Sog): 
jun. Ut supra, sed dorso lateribusque obscurioribus maculis passim 
confluentibus. 
subvar. a) Ut typus, sed maculis atris in medio albo-punctatıs. 
Lacerta agilis var. d Schreib. Herpet. eur. I, pag. 434 (1875). 


subvar. b) Ut typus, sed maculis atris maxime dorsalibus in medio 
albo-striolatıs. 
Latertaragılis var. e "Schreib, 1."c.pag. 43418751. 


subvar. c) Supra cinerea aut fuscescens, maculis atris albo-ocellatis 
per series quinque ordinatıs. I 
Lacerta agilis var. annulata Wern. Reptil. u. Amphib. Österr. 
Ung. pag. 30 (1897). 
subvar. d) Supra fuscescens aut virens, maculis dorsalibus ın fasciam 
continuam pallide limbatam unitis; maculis lateralibus saepius 
obsoletis. 
Lacerta agilis var. g Schreib. 1. c. pag. 435 (1875). — Lacerta 
agilis var. dorsalis Wern. l. c. pag. 30 (1897). 
subvar. e) Supra fuscescens, maculıs dorsalibus ın fascias duas atras, 
taenia occipitali divisis, confluentibus. 
Lacerta agilis var: h Schreib. 1. c. pag. 435 (1875). — Lacerta 
agilis var. spinalis Wern.].c. pag. 30 (1897). 
subvar. f) Ut supra, sed dorso fasciis pallescentibus tribus. 
Lacerta agilis var. albolineata Dürigen Deutschl. Amphib. 
u. Reptil. pag. 153, 2 (1897). 
subvar. g) Dorso ferrugineo, immaculato, laterıbus fuscescentibus aut 
virıdibus maculis plerumque parum conspienns. 


Seps ruber Laur. |. cc. pag. 62, 108, tab. 3, fig. 3 (1768). — Seps 
stellatus Schrank Fauna boica I, pag. 286, 266 (1798). — Lacerta 


Lacerta. i 475 


agilis var. erythronotus Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 51, 
ı2 (1826). — Lacerta stellata Glücksel. Synops. reptil. et amphib. 
Bohem. pag. ı2 (1832). — Lacerta sericea Glücksel. Böhm. Rept. 
u. Amph. in Lotos pag. ıı3 (1851). 
subvar. h) Supra viridis, punctis albis nigrisque praecipue ad latera 
variegata. 


Lacerta viridis ß Linne Fauna Suec. (1746). — Lacerta viri- 
dis Latr. Hist. nat. Salam. France pag. XV, var. c, e (1800). 


subvar. i) Dorso in medio aterrimo albo-limbato, lateribus nigrican- 
tibus albo-variegatis, abdomen versus obscure viridibus. Subtus 
dilute albida. 


Lacerta agilis var. k Schreib. 1. c. pag. 435 (1875). — Lacerta 
agilis var. melanota Dürig. l. c. pag. 153 (1897). 


subvar. k) Supra maculis atris plerumgque confluentibus plus minusve 
nigrescens. 


Lacerta agilis var. nigricans Dürig. l. c. pag. 153, 3 (1897). 


subvar. I) Supra obscure fusca, lineis supraciliaribus pallidiorıbus, 
maculis omnino obsoletis. 


Lacerta agilis var. immaculata Dürig.l.c. pag. 153, ı (1897). 


subvar. m) Supra griseo-fuscescens concolor, maculis striisgue omnino 
nullis. 


Lacerta agilis var. m Schreib, 1. c. pag. 435 (1875). 


var. A) Postnasale superius inferiori tantum superpositum. Squamae 
dorsales mediae ad latera versus sensim dilatatae et laevigatae. — 
Long. 18—26 cm. 
Lacerta agilis Lichtenst. in Eversm. Reise v. Orenb. nach Buch. 
pag. 140 (1823). — Lacerta europaea Pall. Zoogr. rosso-asiat. 
III, pag. 29. 3ı (1831). — Nucras exigua Gray Catal. Liz. Brit. Mus. 
pag. 34 (1845). 


subvar. a) Supra obscure fusca, nigro-maculata, dorso striüs palles- 
centibus tribus. : 

Lacerta chersonensis Andrz. Nouv. Mem. Soc. nat. Mosc. III, 

pag. 319 (1832). — Lacerta agilis var. orientalis Kessl, 

Tr. St. Petersb. Nat. soc. VIII, pag. 151 (1878). — Lacerta agilis 


var. chersonensis Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abhandl. 
d. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 146 (1886). 


subvar. b) Supra fuscescens, taenia occipitali obscure fusca albido- 
limbata. 


subvar. c) Uta), sed lineis pallidioribus plus minusque obsoletis. 


subvar. d) Supra fusco-olivacea, strüis lucidioribus in maculas plerum- 
que solutis. 


subvar. e) Supra viridis, maculis dorsalibus nigris fasciisque luci- 
dioribus saepe minus conspieuis. 


Lacerta viridis Rathke Beitr. z. Fauna d. Krim. Mem. pres. & 
l’Acad. imp. de St. Petersb. p. div. sav. III, pag. 299 (1837), — Lacerta 
exigua var. colchica Eichw. Fauna casp. caucas. Nouv. M&m. de 
la soc. imp. d. natur. de Moscou. VII, pag. 83 (1842. — Lacerta agilis 
var. doniensis Bedrg.l. c. pag. 135 (1886). — ?Lacerta para- 
doxa Bedreg. l. c. pag. 154 (1886). 


476 Lacertidae. 


subvar. f) Supra fuscescens, dorso maculis parvis rotundatıs passim 
transverse confluentibus striolisgue albis divisıs aut limbatıs, 
lateribus ocellis crebris parvis, supremis seriatis. 

subvar. g) Supra fuscescens, maculis obscuris striisque lucidiorıbus 
omnino nullis; dorso in medio lateribusgue paulo obscurioribus. 

juv. Supra .fusca, taenia dorsali multo obscuriore plerumque albo 
limbata, lateribus maculis nigris albo-ocellatis per series 2—3 


dispositis. 
Lacerta exigua Eichw. Zool. spec. Rossii u. Polon. III, pag. 188, 3 
(1831). — Lacerta sylvicola Eversm. Lac. imp. Rossii, Nouv. 


mem. soc. imp. natur. Mosc. III, pag. 344, 31, tab. XXXI, fig. ı (1834). — 
Lacerta viridis var. q Schreib. l. c. pag. 442 (1875). 
var. B) Postnasale superius cum frenali in scutum unicum connexum 
(Bosnia). 


Der Körper ist in der Jugend schlank, im Alter jedoch ziemlich 
kräftig und gedrungen, der Kopf hoch, in der Wangengegend schwach 
backenartig aufgetrieben, von den Augen nach vorne ziemlich rasch 
in die kurze, stumpf abgestutzte Schnauze verengt. Er ıst oben am 
Scheitel mehr oder weniger abgeplattet, gegen die Spitze zu in sehr 
sanftem Bogen abfallend, mit längs der Supralabialnähte schwach ver- 
tiefter Zügelgegend und gut ausgesprochener Schnauzenkante. Der 
Hals ist kaum schmäler als der Kopf, der Rumpf hoch, am Rücken 
verflacht. Die Beine sind kurz, die vorderen bei typischenStücken 
meist nicht über die Augen, die hinteren nicht viel über die Rumpf- 
mitte hinausreichend. Der anfangs ziemlich dicke und oben merklich 
abgeplattete Schwanz ist mäßig dünn ausgezogen, bei der Normal- 
form anderthalbmal, bei den im Südosten Europas vorkommenden 
Tieren 123mal so lang als der übrige Körper. 

Wegen der relativen Kürze des Pileus sind fast alle Schilder 
desselben auffallend breit. Das ziemlich hohe Rostrale ist oben als 
scharf dreieckige Spitze auf den Pileus über- 
gewölbt und durch die gewöhnlich nicht sehr 
breit zusammenstoßenden Supranasalen fast 
immer vom meist kurzen und breiten Inter- 
nasale getrennt; die Präfrontalen sind nur 
wenig länger als breit, das Frontale ist kurz 
und breit, nach hinten in der Regel nur wenig 
verengt, die Seiten schwach ausgerandet, vorne 
bogig oder stumpfwinklig und nicht weit 
zwischen die Präfrontalen hineinragend, hinten 
in schmaler Doppelbuchtung den Frontoparie- 
talen angefügt; bei älteren Tieren ist längs 
der Mittellinie des Stirnschildes manchmal eine 
seichte Längsfurche zu bemerken. Der außen 
von keiner Körnerreihe eingefaßte Discus pal- 
pebralis ist viel schmäler als das Frontale, sein 
zweites Schild viel kleiner als das erste, das 
letzte Supraokulare verhältnismäßig groß. Die Frontoparietalen 
sind ebenfalls ziemlich breit, das Interparietale mindestens doppelt 





Fig. 96. 


Lacerta agilis Wolf. 
Typus. 


Lacerta. ; 4 7 7 


so groß als das trapezische Occipitale. Die Parietalen sind am 
Außenrande verrundet oder selbst stumpfwinklig, von dem obersten 
Postokulare durch das dazwischen eingeschobene letzte Supraokulare 
und vorderste Supratemporale ziemlich weit entfernt. 

Die Nasenlöcher sind rundlich, mittelgroß, etwas hinter dem 
Rostrale über dem ersten Supralabiale gelegen. Die zwei Postnasalen 
sind bei normalen Stücken in der Weise übereinander gestellt, daß 
das obere teilweise auf dem unteren, teilweise aber auf dem Zügel- 
schilde aufsitzt, so daß diese drei Schilder zusammen etwa ein Drei- 
eck bilden. Das Frenookulare ist viel höher als lang, schief von vorne 
nach hinten und unten gerichtet, sein oberster Teil auf den Pileus 
übergebogen, das Präokulare häufig der Quere nach in zwei kleine 
Schilder getrennt. Supraciliaren sind gewöhnlich fünf vorhanden, 
davon die zwei ersten bedeutend verlängert. Von den sieben Supra- 
labialen sind die drei ersten ziemlich viereckig, höher als breit, das 
vierte trapezisch, das fünfte unter dem Auge gelegen. Die Schläfen 
sind mit wenig zahlreichen, aber ziemlich großen und flachen, un- 
regelmäßig polygonalen Schildern bedeckt, von denen sich am 
Außenrande der Parietalen stets zwei (sehr selten drei) lange Supra- 
temporalen abheben, während ein eigenes Massetericum und ITym- 
panicum nicht zu bemerken ist. Die Halsseiten sind bis zu den Wur- 
zeln der Vorderbeine hin mit rundlichen, schwach gekörnten und 
vollkommen glatten Schuppen bedeckt, während die Rumpfschup- 
pen längs der Rückenmitte schmal, gut doppelt so lang als breit, 
und sehr deutlich dachig gekielt sind, gegen den Bauch zu aber 
bei der Stammform schnell breiter, größer und vollkommen flach 
werden, so daß hiedurch eine von den Rumpfseiten ganz verschie- 
den beschuppte schmale Rückenzone sehr deutlich abgehoben er- 
scheint. Auch sind sämtliche Schuppen in sehr ausgesprochene 
Querreihen gestellt, deren in der Regel zwei der Länge eines Bauch- 
schildes entsprechen und während die des Rückens vollkommen 
nebeneinander liegen, zeigen sich die seitlichen sehr schwach ge- 
schindelt, nicht selten auch mit kleinen Körnchen in den Zwischen- 
räumen besetzt. Die Schuppen der Hinterbeine sind mehr rund- 
lich körnig und scharf gekielt, die des Oberschwanzes ebenfalls 
scharf dachig, aber mit Ausnahme der medianen Reihen nicht durch 
die Mitte gekielt, am Ende stumpfwinkelig ausgezogen. 

Sublabialia sind in der Regel sechs, Submaxillaria fünf vorhan- 
den, von diesen die drei ersten Paare zusammenstoßend, das vor- 
letzte Paar das größte. Die Kehlfurche ist wenigstens bei erwach- 
senen Tieren meist ziemlich verwischt, bei Jungen dagegen öfters 
mehr oder weniger deutlich, die vor ihr stehenden Schuppen läng- 
lich rhombisch oder sechseckig und in schiefe, nach außen diver- 
gierende Längsreihen gestellt, die hinter ihr befindlichen größer, 
quer erweitert, mehr oder weniger verrundet sechseckig und meist 
ziemlich deutlich geschindelt, aber kaum regelmäßig gereiht. Das 
gezähnte Halsband zeigt 7—II große, von außen nach innen schindel- 
förmig übergreifende Schuppen, das Brustdreieck etwa 7—12 Schilder, 
der Unterleib ist mit sechs Längsreihen von Schildern bedeckt, 
deren zwei mittlere Reihen den daranstoßenden an Größe bald 


478 Lacertidae. 


mehr, bald weniger nachstehen. Die Oberschilder sind gut entwickelt 
und häufig so groß, daß sie als eine achte Reihe von Ventralen an- 
gesehen werden. Das große Anale ist bei der typischen Form gewöhn- 
lich von acht ziemlich gleich großen Schildern umgeben, die in der 
Aftergegend nicht um die halbe Breite des Anale voneinander ab- 
stehenden Schenkelporen sind bei normalen Stücken meist in der 
Zahl von Ir—ı4 vorhanden. Die Schenkel sind vor den Poren 
mit 2—3 Reihen kleinerer Schuppen besetzt, die nur an der Basis 
flachen ‘und glatten unteren Schwanzschuppen haben eine farb- 
lose, häutige Spitze; von den zwei Mittelreihen derselben sind höch- 
stens noch die des zweiten Wirtels breiter als lang. 

Die Färbung und Zeichnung ist manchen Verschiedenheiten 
unterworfen, doch zeigt sich die Art im allgemeinen nicht sehr 
veränderlich -und ist die Grundlage der Zeichnung trotz mancher 
Modifikationen doch bei den allermeisten Stücken noch gut erkennbar. 

Bei der Stammform zeigen ganz junge Exemplare auf oft ziem- 
lich dunklem gelb- oder graubraunem Grunde in der Regel eine sehr 
veränderliche Anzahl weißer, schwärzlich umrandeter Augenflecken, 
die meistens in unregelmäßige Längsreihen gestellt sind, von denen ge- 
wöhnlich drei über den Rücken und drei bis vier längs der Körper- 
seiten hinziehen, obwohl die ersteren manchmal auch fehlen und 
der Rücken dann durchaus ungefleckt erscheint. Diese für die im 
Spätsommer auskommenden Jungen charakteristische Zeichnung 
ändert sich jedoch gleich nach dem Hervorkommen aus den Winter- 
quartieren in der Weise, daß sich die allgemeine Grundfarbe längs 
der Rückenmitte und der Körperseiten merklich verdunkelt und 
ins Braune umsetzt, während die von dieser Veränderung nicht 
betroffenen schmalen Zwischenzonen bedeutend heller werden, was 
namentlich mit den oberen, zu seiten des Rückens hinziehenden, 
weit weniger jedoch mit den an der Bauchgrenze verlaufenden der 
Fall ist, so daß dann die Tiere in diesem Alter besonders längs der 
dunkleren Rückenmitte jederseits ein meist schon recht deutliches 
helles Längsband zeigen; auch sind zu der Zeit die schwarzen Augen- 
flecken meist nicht mehr in so großer Anzahl vorhanden, wie bei 
den Neugeborenen, indem sie sich durch stellenweises Zusammen- 
fließen teilweise vergrößern und vermindern. Je älter nun das Tier 
wird, desto mehr hellen sich in der Regel die beiden längs der dunklen 
Rückenmitte hinziehenden Streifen auf und die anfänglichen Augen- 
flecken werden durch Ausdehnung und gegenseitiges Zusammen- 
fließen der schwarzen Ränder auf verhältnismäßig wenige, aber 
meist ziemlich große Makeln reduziert, von denen bei normalen 
Stücken gewöhnlich eine Reihe über die Rückenmitte, und eine bis 
zwei Reihen längs der Rumpfseiten hinziehen; nur ausnahmsweise 
kann die Anzahl dieser Fleckenreihen bis auf fünf steigen (var. 
annulata Wern.). Übrigens ist die Zahl und Größe dieser Flecken, 
sowie auch das Verhältnis des Schwarzen und Weißen in denselben 
vielen Verschiedenheiten unterworfen; namentlich kann das letztere 
ganz von ersterem eingeschlossen sein, so daß also noch vollkom- 
mene Augenflecken vorhanden sind, oder die eine Farbe erscheint 
der anderen an einem oder auch an beiden Außenrändern anliegend; 


Lacerta. 479 


desgleichen ist das Weiß bald mehr rundlich und punktförmig, bald 
mehr länglich und strichartig, welch letzteres besonders gern bei 
den Rückenflecken der Fall ist. Der Schwanz erscheint durch die 
in schmaler Bandform auf ihn fortgesetzte Rumpfzeichnung gewöhn- 
lich mit drei dunklen, durch helle Zwischenräume getrennten Streifen 
versehen, die Flecken des Rückens auf ıhn bald mehr, bald weniger 
fortgesetzt. Sämtliche Fleckenzeichnungen sind übrigens nament- 
lich bei den Weibchen meistens sehr gut ausgebildet, während bei 
den Männchen besonders die seitlichen Makeln häufig nur unvoll- 
ständig vorhanden oder in unregelmäßige Punkte aufgelöst sind, 
und namentlich die weißen Flecken hier oft ganz fehlen. Auch 
nehmen in letzterem Geschlechte die Körperseiten zur Brunstzeit 
eine lebhaft lichtgrüne Färbung an, die sich oft teilweise auch auf 
die Beine erstreckt und manchmal sogar auf den Rücken ausdehnen 
kann; solche Stücke sind dann vielfach für Lacerta viridis gehalten 
worden, von denen sie aber — abgesehen von der meist ganz ver- 
schiedenen Stellung der Postnasalschilder — schon durch das Fehlen 
der Supraciliarkörner und die Art der Beschuppung leicht zu unter- 
scheiden sind. Die in der Jugend einfarbig weißliche oder hell perl- 
graue Unterseite ist im Alter bei den Männchen gelbgrün oder weiß- 
blau, bei den Weibchen schwefelgelb oder weißlich, bei jenen bald 
mehr, bald weniger dicht schwarz gesprenkelt, bei diesen gewöhn- 
lich einfarbig und ungefleckt. 

Außer diesen hier beschriebenen Hauptformen kommen nun 
noch mancherlei Varietäten vor, die sich von den genannten mit- 
unter ziemlich weit entfernen, obwohl auch an ihnen das allen Abände- 
rungen zugrunde liegende Urbild fast immer sofort zu erkennen ist. 

Vor allem kann die Ausbildung und Verbindungsweise der 
Flecken Veranlassung zu manchen Verschiedenheiten bieten. Nur 
sehr selten fehlen alle Makeln vollkommen, so daß das Tier dann 
ganz einfarbig und ungefleckt erscheint (var. immaculata Dürig.); 
häufiger hingegen kommt es vor, daß entweder nur die Rücken- 
makeln, oder bloß die Seitenflecken allein fehlen. Desgleichen kann 
auch die Anzahl, die Verteilung und Verbindungsart der Flecken 
verschieden sein, sowie auch manchmal das Schwarz allein vor- 
handen erscheint. Auch kann die Zahl derselben bald größer, bald 
geringer, die Größe und Gestalt sehr wechselnd, letztere nament- 
lich bald unregelmäßig, bald mehr rundlich oder ziemlich regelmäßig 
viereckig sein, welch letzterer Fall besonders an den .Rückenflecken 
öfters zu bemerken ist. Obwohl gewöhnlich ziemlich deutlich der 
Länge nach gereiht, kommt es doch auch vor, daß sämtliche Makeln 
mitunter vollkommen unregelmäßig über den ganzen Oberkörper 
bald mehr, bald weniger dicht zerstreut sind. Ferner zeigen nament- 
lich die Rückenflecken häufig eine Tendenz, der Länge nach zu- 
sammenzufließen, so daß dadurch oft sehr regelmäßige schwarze 
Bandstreifen entstehen, welche durch die dann gewöhnlich ziemlich 
rein weißlichen Seitenstreifen oft sehr scharf begrenzt (var. dor- 
salis Wern.) und durch das gleichzeitige Zusammenstoßen der ein- 
geschlossenen Strichflecken mitunter auch noch von einer weißen 
Längslinie durchzogen sind (var. spinalis Wern., albolineata Dürig.). 


480 Lacertidae. 


Die Seitenmakeln fließen hingegen nur äußerst selten der Länge, 
häufig jedoch der Quere nach zusammen, auf diese Weise verschie- 
den geformte, bald ziemlich senkrechte, bald mehr schief gestellte 
Ouerbinden darstellend, welche die sie begleitenden Makeln ent- 
weder ganz, oder nur teilweise einschließen, so daß sie im letzteren 
Falle nach hinten oft hufeisenförmig geöffnet, in ihrer Konkavität 
die weiße Zeichnung umfassen. Nur in äußerst seltenen Fällen 
kommt es vor, daß sich, unter mehr oder weniger häufigem Aus- 
bleiben der weißen Flecken, die dunklen Makeln fast bis zum gänz- 
lichen Zusammenfließen vergrößern, wodurch dann das Schwarz zur 
Hauptfärbung wird und die ursprüngliche Grundfarbe nur mehr in 
Gestalt kleinerer oder größerer unregelmäßiger Sprenkel zurück- 
bleibt (var. nigricans Dürig.). 

Bei der als Zacerta erythronotus unterschiedenen Form ist die 
ganze Mitte des Rückens breit einförmig rostfarben, die Seiten grün 
oder graubraun, bald schwarz gefleckt, bald — und zwar- viel häu- 
figer ganz unregelmäßig schwarz gesprenkelt; der Unterleib ist 
hier in der Regel grünlich weiß, mit schwarzen Punkten bald mehr, 
bald weniger besetzt. 

Eine wirklich prachtvolle, mit der vorigen in ihren Grund- 
zügen übereinstimmende Varietät (var. melanota Dürig.) ist zu beiden 
Seiten des tiefschwarz gefärbten Rückens scharf weiß gesäumt, an 
den mit weißen Punkten und Schnörkelflecken versehenen Körper- 
seiten ebenfalls schwärzlich, gegen den Bauch zu ins Dunkelgrüne 
übergehend; die Unterseite ist schmutzig weiß. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 15—18, 
selten bis 20 cm. 

Von dieser in Nord-, West- und Mitteleuropa vorkommenden 
Stammform, der typischen Lacerta agilis der Autoren, ist die den 
Südosten unseres Faunengebietes bewoh- 
nende, gewöhnlich als Lacerta exıgua Eichw. 
bezeichnete Rasse in manchen Punkten 
wesentlich verschieden. 

Abgesehen von der bedeutenderen Kör- 
pergröße, die mitunter bis auf 26 cm an- 

Fig. 97. steigen kann, sind auch die Körperpro- 

Lacerta exigua Eichw. portionen abweichend, indem die Vorder- 

beine etwas über die Augen, ja manchmal 

selbst bis zum Frenale reichen und der Schwanz oft nahezu zwei 
Drittel der gesamten Körperlänge beträgt. 

Desgleichen ist das Tier auch in den Bedeckungen verschieden 
und fällt namentlich durch eine von der Stammform abweichende 
Beschilderung der Zügelgegend auf. Die für letztere so charakte- 
ristische Dreiecksstellung der Postnasalen mit dem Frenale kommt 
bei exigua nur ausnahmsweise vor; in der Regel sind hier die zwei 
Postnasalen genau übereinander gestellt und hinten von einem hohen 
und schmalen, oben bis zum Internasale und dem Präfrontale rei- 
chenden Zügelschilde begrenzt. Doch kommt, namentlich bei jün- 
geren Tieren, oft auch nur ein einziges Postnasale vor, sowie ander- 
seits wieder zwei übereinander stehende Frenalen angetroffen wer- 








Lacerta. j 481 


den; nicht selten sind auch die beiden Kopfseiten in dieser Richtung 
verschieden gebildet. Endlich wäre noch als wesentlicher Unter- 
schied die Beschuppung des Rumpfes zu erwähnen, an welchem die 
schmalen und gekielten Rückenschuppen nicht wie bei der Stamm- 
form eine scharf geschiedene Längszone bilden, sondern gegen den 
Bauch zu ganz allmählich in die nach und nach immer größer und 
glatter werdenden Seitenschuppen übergehen. 

Aber auch bezüglich der Färbung und Zeichnung weist exıgua 
mancherlei Eigentümlichkeiten auf, und zeigen sich schon die Jungen 
von denen der Stammform ganz wesentlich verschieden. 

Dieselben sind auf der Oberseite ziemlich hell graubraun mit 
einem sehr scharfen, relativ breiten, tief dunkelbraunen Occipital- 
band, das nach außen zu fast immer von einer bald mehr, bald 
weniger ausgesprochenen weißlichen Saumlinie begrenzt ist. Eine 
ähnliche Linie zieht sich nicht selten noch über die Mitte der dunklen 
Rückenbinde hin, ist aber namentlich bei ganz kleinen Stücken 
kaum oder höchstens in der Nackengegend zu bemerken. Zu seiten 
dieses dunklen Mittelbandes bildet dann die Grundfarbe jederseits 
einen helleren, der Occipitalbinde an Breite gewöhnlich nachste- 
henden Dorsalstreifen, welcher nach außen zu wieder durch ein oft 
ziemlich verwaschenes dunkelbraunes Längsband begrenzt wird. 
Über letzteres ziehen überdies noch zwei Reihen über- und hinter- 
einander stehender weißer, meist schwarz umrandeter Flecken hin, 
von denen die der oberen Reihe fast immer größer sind und in 
ihrem Verlaufe der am Halse manchmal noch deutlich sichtbaren 
Supraciliarlinie entsprechen, während die der unteren Reihe, die ge- 
wöhnlich kleiner, minder oder nur teilweise schwarz gesäumt und 
oft auch mehr länglich sind, auf dem mitunter schwach sichtbaren 
Subokularstreifen verlaufen. Diese dunklen und hellen Binden und 
Streifen des Rumpfes treten auch auf den Schwanz über und sind 
hier oft bis gegen das Ende desselben noch gut sichtbar. Unter den 
obgenannten seitlichen Augenflecken ist manchmal noch eine dritte, 
aber meist ziemlich unregelmäßige derlei Reihe zu bemerken, die 
aber gewöhnlich nur von den am Außenrande weißen Ventralen 
und einigen ebensolchen Oberschildchen gebildet wird. Der Pileus, 
ist stets heller braun als die Rückenmitte und meist mit zahlreichen, 
aber sehr feinen schwärzlichen Punkten besprenkelt; die Beine haben 
spärliche weiße, schwarz umrandete Tupfen, die Unterseite ist immer 
weißlich und ungefleckt. 

Bei weiterem Wachstum hellt sich in der Regel das Occipital- 
band zu einem lichteren Braun auf und erscheinen zu gleicher Zeit 
in demselben fast immer zwei Parallelreihen meist viereckiger 
schwarzer Makeln, die sich an die Innenseite der weißlichen Rand- 
linien anlehnen und mitunter noch durch die manchmal vorkom- 
mende weißliche Vertebrallinie voneinander getrennt sind. 

Diese für die Jungen geschilderte Färbung und Zeichnung 
bleibt in ihren Grundzügen auch im erwachsenen Zustand so ziem- 
lich erhalten. Die Farbe der Oberseite ist auch hier ein helleres 
oder dunkleres Graubraun, das im allgemeinen dieselben Binden 
und Flecken wie bei den jüngeren Tieren aufweist. Nur wird die 

Schreiber, Herpetologia europaea. 3ı 


482 Lacertidae. 


dunkle Occipitalbinde im Alter breiter und dehnt sich oft zu einem 
die ganze Rückenzone einnehmenden, meist nußbraunen Längs- 
bande aus, welches von einer fast immer kontinuierlichen, seltener 
in Kettenstriche aufgelösten, im Leben gewöhnlich grünlichen Saum- 
linie eingefaßt wird. Die bei den Jungen erwähnte Doppelreihe 
quadratischer schwarzer Flecke ist in der Occipitalbinde in der 
Regel, ein dieselbe teilender heller Vertebralstreifen häufig vor- 
handen. Diese licht dreistreifigen Stücke sind es namentlich, die 
als var. chersonensis Andrz. bezeichnet werden. Desgleichen ist 
namentlich die obere Reihe der seitlichen Augenflecken fast immer 
sehr gut ausgeprägt, während die der unteren Reihe häufig zu einem 
meist kettenförmigen, seltener kontinuierlichen Subokularstreifen 
verschmelzen. Alle hier geschilderten Rumpfzeichnungen dehnen sich 
beiderseits gewöhnlich sehr scharf und weit auf den Schwanz hin aus. 

Manchmal nimmt die ganze Oberseite eine lebhaft lichtgrüne 
Färbung an, wobei dann die hellen Längsstreifen meist ziemlich 
zurücktreten und nur die oft ebenfalls viel weniger deutlichen und 
regelmäßigen schwarzen Makeln die sonst vorhandene Occipital- 
binde und die Seitenocellen vertreten (var. colchica Eichw.). 

Unter den vielen mir aus Südrußland, namentlich aus Bess- 
arabien und der Krim lebend zugesandten Stücken sind zwei meines 
Wissens bisher in der Literatur noch nirgends erwähnte Varietäten 
bemerkenswert. 

Die eine ist auf etwa lehmfarbigem Grunde in der Rückenmitte 
an Stelle der gewöhnlichen Doppelreihe quadratischer Makeln mit 
regellos zerstreuten, rundlichen schwarzen Flecken besetzt, die stellen- 
weise der Quere nach zusammenstoßen und von weißen kurzen Stri- 
cheln durchsetzt oder begrenzt werden; die Rumpfseiten sind mit 
kleinen, ziemlich zahlreichen Ocellen besetzt, von denen aber die 
obersten eine deutliche Längsreihe bilden. 

Das zweite Exemplar ist auf der ganzen Oberseite einförmig 
olivenbraun, ohne Spur von irgendeiner Fleckung oder Streifung; 
die Mittellinie des Rückens und die Rumpfseiten sind etwas dunkler. 

Ich will die erstere dieser zwei Formen, da die Bildung der 
Rückenmakeln etwas an Eremias arguta erinnert, als var. eremioides, 
die letztere als var. concolor bezeichnen. 

Zu exigua dürfte wohl auch die rätselhafte ZLacerta paradoxa 
Bedrg. gehören, die seit der vom Autor im Jahre 1886 von ihr ge- 
gebenen Beschreibung von niemandem mehr erwähnt oder aufge- 
funden ward. 

In der von dem genannten Herpetologen in dem Werke ‚‚Bei- 
träge zur Kenntnis der Lacertiden-Familie“ p. Io gegebenen Be- 
stimmungstabelle der Lacerta-Arten stellt der Verfasser behufs 
Unterscheidung von agılis und paradoxa folgende Gegensätze auf: 


Sc. frenale praesens. Digiti breves. . . . L. agilis Wolf. 
Sc. frenale nullum vel ı Nasofrenale; sc. frenale praesens. Di- 
giti longi . . we paradoxa de Bedr. 


Da hier in dem zweiten Satze zuerst das Frenale als fehlend, 
dann aber wieder als vorhanden hingestellt wird, so kann ich mir 
dies nur dahin deuten, daß der Autor damit sagen wollte, das frag- 


Lacerta. 483 


liche Schild sei bald vorhanden, bald fehlend und hätte der be- 
treffende Passus vielleicht besser mit ‚scutum frenale praesens vel 
nullum‘“ gegeben werden können; dann fällt aber der Gegensatz 
zwischen beiden Arten weg, da man bei Vorhandensein des in Rede 
stehenden Schildes ebenso gut auf agılıs als auf paradoxa kom- 
men kann. 

In der auf Seite 154 bei Beschreibung der Art dem deutschen 
Texte vorangestellten lateinischen Charakteristik heißt es abermals: 
„scutum frenale unicum vel duo supranasalia superposita, scutum 
frenale nullum‘“, und in hiezu gehöriger Figur 23 sind zwei über- 
einander stehende Nasofrenalen, kein Frenale und ein unmittelbar 
den erstgenannten Schildern folgendes Frenookulare gezeichnet. In 
der der lateinischen Charakteristik folgenden deutschen Diagnose 
wird aber auf pag. 157 das Frenale nicht nur abermals erwähnt, 
sondern auch wiederholt eingehend beschrieben und schließlich noch 
gesagt, daß von den sechs dem Autor vorgelegenen Stücken dieser 
Art das vielbesprochene Schildchen nur einem einzigen Exemplare 
vollkommen fehlte. Obwohl nun das Fehlen des bei allen euro- 
päischen Lacerten vorkommenden Frenales, wenn es ständig wäre, 
ein so außergewöhnliches und auffallendes Merkmal abgäbe, daß 
sich auf Grund dessen allein schon die spezifische Abtrennung von 
paradoxa rechtfertigen ließe, so scheint meines Erachtens in diesem 
Falle doch nur eine individuelle Abweichung vorzuliegen, was um 
so wahrscheinlicher ist, als nach dem früher Gesagten die Beschil- 
derung der Zügelgegend gerade bei exigua überaus veränderlich ist. 
Da überdies noch die Färbung und Zeichnung eine von der Varietät 
colchica kaum wesentlich verschiedene und auch das Vorkommen 
dasselbe ist, so glaube ich die Lacerta paradoxa Bedrg. um so eher 
als Synonym zu exigua stellen zu dürfen, als auch Boulenger, 
der nach seiner Angabe Bedriaga’sche Originalstücke untersucht hat, 
in seinem Catalogue of Lizards dasselbe tut. 

Bei Stücken aus Bosnien (var. bosnica mıhi) ist das obere Postnasale 
mit dem Frenale zu einem einzigen hohen Schildchen verschmolzen. 

Lacerta agılis ist eine Erdeidechse, welche in sonnigen, trockenen 
Gegenden lebt, insoferne dieselben nicht zu dicht bewachsen sind 
und einen lockeren Boden haben; kahles Gestein und nackte Fels- 
partien meidet sie ebenso wie Moore und feuchte Wiesen. Am lieb- 
sten hält sie sich im Flachlande und auf niedrigen Hügeln zwischen 
drei bis fünfhundert Metern Meereshöhe auf, obwohl sie, falls die 
Bodenverhältnisse ihren Lebensgewohnheiten entsprechen, stellen- 
weise auch ins Gebirge, aber selten über 1000, höchstens bis zu I300 m 
hinaufgeht. Sie bewohnt ”’da gewöhnlich verlassene Maus- oder 
Maulwurfslöcher, in denen sie auch bei Nacht oder ungünstiger 
Witterung, sowie auch im Winter verweilt, dieselben dann zum 
Schutze gegen die Kälte nach außen zu mit Gras, Moos oder Erde 
verstopfend; doch wird sie zur Winterszeit manchmal auch unter 
losen Rinden, unter Baumstrünken in Höhlungen und anderen pas- 
senden Schlupfwinkeln getroffen, in denen sie dann eingerollt und 
stets einzeln die kalten Monate hindurch erstarrt liegt. Sie hält an 
dem einmal gewählten Wohnplatze ziemlich hartnäckig fest und 

3r® 


48 4 Lacertidae. 


entfernt sich gewöhnlich nicht weit von demselben. Wegen ihres 
plumpen Körpers ist sie unter unseren einheimischen Eidechsen die 
am wenigsten flinke, und pflegt sich fast nur auf dem Boden aufzu- 
halten, woselbst sie sich mit mäßiger Schnelligkeit laufend bewegt; 
im Klettern zeigt sie nur wenig Gewandtheit und ins Wasser geraten 
kann sie zur Not wohl schwimmen, hält aber nicht lange darin aus 
und verfällt bald dem Tode des Ertrinkens. Je nach der Gegend 
findet das Erwachen aus dem Winterschlafe von Mitte März bis 
Mitte April und das Zurückziehen im Herbste zwischen Mitte Sep- 
tember und Mitte Oktober statt. Bei uns pflegen im Frühjahre 
die Männchen und die Jungen früher zu erscheinen, von exigua 
sollen jedoch letztere um ein paar Wochen später als die Alten ihre 
Winterquartiere verlassen; auch hält letztere Form ın den süd- 
russischen Steppen während der heißesten Jahreszeit einen Som- 
merschlaf. Bald nach dem Erwachen aus dem Winterschlafe häuten 
sich die Tiere und schreiten dann zur Paarung, die von Mitte April 
bis Ende Juni stattfinden kann, am häufigsten aber ım Monate 
Mai vor sich geht. Die Männchen geraten hiebei in eine gewaltige 
Aufregung und pflegen miteinander wütend um die Weibchen zu 
kämpfen; sie erheben sich auf die Vorderbeine, blähen den Hals 
und den dahinter liegenden Rumpfteil auf und sehen dann wie von 
der Seite zusammengedrückt aus. Indem sie keinen Blick vonein- 
ander wenden, rücken sie unter fortwährend wachsender Aufregung 
immer näher gegeneinander vor, und stürzen dann gleichzeitig und 
plötzlich aufeinander los, sich namentlich am Halse oder Schwanze 
mit den Kiefern packend und so lange herumbalgend, bis endlich der 
Schwächere nachgibt und oft schwer, ja selbst tödlich verletzt die 
Flucht ergreift. Auch das Weibchen führt bei Annäherung des 
Männchens mit den Vorderbeinen eigentümlich zitternde Bewegun- 
gen aus, sperrt oft drohend den Rachen auf oder flieht wohl mitunter 
auch, bis es schließlich vom Männchen eingeholt sich endlich dem 
ungestümen Bewerber fügt. Die Paarung selbst dauert meist nur 
8—15 Minuten, wird aber meistens öfters wiederholt. 

Das befruchtete Weibchen legt dann Ende Juni oder anfangs 
Juli 3—ı14 Eier am liebsten unter einem Grasbüschel in eine kleine 
Grube, die nicht besonders sorgsam mit Erde zugedeckt wird; jün- 
gere Tiere haben stets ein weniger zahlreiches Gelege, als alte, auch 
wird der ganze Legeakt nicht immer an einem einzigen Tage und 
auf einmal abgemacht. Die etwa haselnußgroßen Eier sind walzen- 
förmig, an beiden Enden abgestumpft und verbreiten im Finstern 
einen schwachen, phosphorischen Glanz. Nach beiläufig acht Wochen, 
bei uns gewöhnlich im August, kriechen dann die 6—7 cm langen 
Jungen aus. 

Lacerta agılıs ist jedenfalls die gemeinste nord- und mittel- 
europäische Eidechse, und kommt mit Ausnahme des äußersten 
Nordens, der Pyrenäischen Halbinsel, Italiens und Griechenlands 
unter geeigneten Verhältnissen fast in unserem ganzen Faunen- 
gebiete vor. In Skandinavien tritt sie schon vom 63° n. B. ab auf, 
in England lebt sie nur in den südlichen Grafschaften, in Schott- 
land und Irland fehlt sie. In den Karstländern ist sie nur aus den 


Lacerta. 485 


Dinarischen Alpen, vom Velebitgebirge, sowie aus Bosnien und der 
Herzegowina bekannt, in letzterer aber nach Tomasini erst 
von 600 m an stellenweise vorkommend und auch hier nur in Kessel- 
tälern, in denen ihr die daselbst zusammengeschwemmte Erde ent- 
sprechende Lebensbedingungen bietet, zu finden. 

In der Gefangenschaft wird agzlıs leicht und schnell zahm und 
gewöhnt sich sehr bald an den Pfleger; da dieselbe ein Bodentier 
ist, so hat das ihr angewiesene Terrarium selbstverständlich eine 
nicht zu seichte Lage lockerer, mit etwas Sand versetzter Erde zu 
enthalten. Sie hält sich bei angemessener Wartung nicht nur jahre- 
lang, sondern kann auch nicht unschwer zur Vermehrung gebracht 
werden. Will man Friede im Hause haben, so empfiehlt es sich zur 
Paarungszeit nicht mehr als ein Männchen in einem und demselben 
Käfige zu halten, da sonst durch die in dieser Periode erbitterten 
Kämpfe der Männchen ein solches leicht arg geschädigt werden 
kann; doch haben gerade wieder diese Kämpfe für den Beobachter 
ein großes Interesse, abgesehen davon, daß bei einem so gemeinen 
und leicht wieder zu ersetzenden Tiere das eventuelle Eingehen 
einzelner Stücke gar keine Bedeutung hat. Die erfolgreiche Begat- 
tung kann man bei den Weibchen, abgesehen von dem zunehmenden 
Körperumfang, auch aus deren Benehmen erkennen, da sie im 
Zustande der Trächtigkeit mehr ein schläfriges Wesen zeigen, lang- 
sam und schwerfällig im Terrarium herumkriechen, häufig mit den 
Vorderfüßen die Erde aufkratzen und auch ab und zu Löcher 
scharren; in eines der letzteren legen sie dann endlich in nur ge- 
ringer Tiefe am liebsten in der Nähe des Wassergefäßes ihre Eier 
hinein, die vor den Männchen sorgfältig zu schützen sind, da sie 
von diesen gerne gefressen werden. 


19. Lacerta strigata: Caput majusculum, disco palpebrali granorum 
serie extus limbato, scuto frontali occipitali multo latiore. Post- 
nasalia duo, supralabialia anteriora quatuor. Tempora parce 
scutellata, supratemporalibus longiusculis duobus, ultimo tympa- 
nalı adjacente. Squamae notaei longulae, distincte carinatae, 
swpracaudales postice acute prolongatae. Collare dentatum, ven- 
tralium series sex. — Long. 25—40 cm. 


Lacerta strigata Eichw. Zool. spec. Ross. u. Polon. III, pag. 189, 6 
(1831). — Lacerta quinque-vittata Menetr. Catal. rais. d. 
obj: de zool. rec. au Cauc. pag. 61, 2ıı (1832). — Lacerta viridis 
var. r, s Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 443 (1875). — Lacerta viri- 
dis Kessl. Tr. St. Petersb. Nat. Soc. VIII, pag. 146 (1878). — Lacerta 
vırıdıs var. strieata Bedıs. 'Beitr.’z. Kennt. d. Lacert.. Fam. 
Abh. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 83, 7, Separt. (1886). 


Der Körper ist ziemlich kräftig, der Kopf etwas breiter als hoch, 
vom Hinterrande des Pileus sehr sanft und allmählich nach vorne 
und abwärts gewölbt, mit ziemlich spitzer Schnauze und senkrecht 
abfallenden Seiten, etwa drei und einhalbmal in der Rumpflänge 
enthalten. 

Die Beschilderung des Pileus stimmt im ganzen mit Lacerta 
viridis überein. Das Rostrale ist als bogig dreieckige Spitze nach 


486 Lacertidae. 


oben übergewölbt, das Internasale breiter als lang, der Palpebral- 
discus nach außen von feinen Körnern gesäumt, das Occipitale klein 
und viel kürzer als das Interparietale. Postnasalia sind zwei, vor- 
dere Supralabialen vier vorhanden. Die Schläfen sind mit wenigen, 
aber relativ großen, unregelmäßig polygonalen Schildern bedeckt, 
welche zwischen den Supratemporalen und den hinteren Supra- 
labialen gewöhnlich in drei ziemlich deutliche Längsreihen zu 3 bis 
4 Schildern geordnet sind. Mitunter ist zwischen diesen größeren 
ab und zu ein kleines, schuppenartiges Schildchen eingefügt. Von 
den zwei großen und breiten Supratemporalen ist das erste länger 
als das zweite, welch letzteres in seiner ganzen Hinterhälfte mit 
dem stets sehr deutlichen Tympanale zusammenstößt. Die nach 
den Seiten zu etwas größeren Körperschuppen sind in der Rücken- 
mitte gestreckt sechseckig und ihrer ganzen Länge nach scharf ge- 
kielt, werden aber gegen den Hals zu immer mehr rundlich und kör- 
nig, während zu gleicher Zeit auch die Kiele schwächer und stumpfer 
werden. Die Kehlfurche ist nur durch eine unregelmäßige Quer- 
reihe feiner Schuppen angedeutet, das Hals- 
band erscheint infolge seiner am freien Hinter- 
rande stark bogigen Schuppen sehr deutlich 
gekerbt. Die Bauchschilder stehen in sechs 
. Längsreihen, die Zahl der Schenkelporen be- 

Fig. 98. "trägt I6-20. In den zwei Mittelreihen der 
Lacerta strigata Eichw. Unteren Schwanzschuppen sind höchstens noch 

die des dritten Wirtels breiter als lang. 

Ganz junge Tiere sind auf der ganzen Oberseite tief dunkel 
olivenbraun oder selbst schwärzlich kupferfarben, mit fünf sehr 
scharfen gelblichen oder grünlichen Längsstreifen über den Rücken 
und zahlreichen derlei Tropfenflecken auf den Schenkeln. Nach 
und nach hellt sich dann die Grundfarbe zu einem lichteren Oliven- 
braun oder schmutzigen Grün auf, während die Längsstreifen öfters 
in hintereinander stehende Flecken oder Striche zerfallen, ja in 
seltenen Fällen auch ganz verschwinden können; doch sind diese 
Veränderungen in der Regel nur auf die untersten Streifen be- 
schränkt. Desgleichen treten auch in den Zwischenräumen der 
Streifen besonders schwarze, manchmal aber auch weißliche Makeln, 
letztere namentlich an den Rumpfseiten, auf. Der Pileus ist dunkel 
olivenbraun, hie und da mit vereinzelten, aber wenig abgehobenen 
schwarzen Flecken, die Unterseite ist einfarbig, gelblich weiß. 

Die Länge des ausgebildeten Tieres beträgt 25—40 cm. 

Die für diese Art so charakteristische Schläfenbekleidung bildet 
sich erst im Laufe des Wachstums aus; ganz junge Stücke sind auf 
den Schläfen mit zahlreicheren und kleineren, teilweise selbst kör- 
nigen Schuppen bedeckt und lassen manchmal sogar ein ganz deut- 
liches Massetericum erkennen. 

In unserem Faunengebiete ist sirigata bisher nur in dem äußer- 
sten Südosten Rußlands beobachtet worden. 





20. Lacerta Schreiberi: Caput majusculum, rostro obtuse acuminato, 
disco balpebrali margine externo granulis saepe rarioribus. Scuto 


Lacerta. 487 


frontali occipitali multo latiore. Postnasalia duo, swpralabialia 
anteriora quatuor. Tempora scutellata, disco masseterico vix, 
tympanali haud conspicuo. Squamae notaei longulae, distincte 
carinatae, supracaudales apice acuminatae. Collare dentatum, 
ventralium series octo. — Long. 25—30 cm. 
Lacerta agilis var. b, c Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 434 (1875). 
— Lacerta viridis Boettg. Zeitschr. Ges. Naturw. (3) IV, pag. 505 
(1879). — Lacerta viridis var. Gadovi DBouleng. Descr. new 
Var. Lac. vir. South Port. Proc. Zool. Soc. pag. 418, tab. XXXVIII (1884). 
SFtLacerta wirsdys var Gadeovi'u.-Schreibreri Bedre. 
Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abh. Senckb. naturf. Ges. XIV, pag. 58, 
60 (1886). 
var. a) Supra viridis aut fuscescens, nigro-maculata, lateribus ocellis 
viridi-flavis atro-limbaltis. 
var. b) Supra maculis magnis atris in dorso et ad latera plus minusve 
seriatis. 
var. c) Supra viridis, maculis atris creberrimis et parvis irregulariter 
sparsa. 
juv. Supra obscure olivaceus aut fuscescens, lateribus ocellis flavis aut 
coerulescentibus nigro-marginatıs. 


Lacerta Schreiberi Bedrg. Herpet. Stud. Arch. f. Naturg. XXXIV, 
I, pag. 299, tab. X, fig. 3 (1878). 


In Habitus und Größe etwa einer mittleren veridis gleichend. 

Der Körper ist ziemlich kräftig, der Kopf mäßig groß, pyra- 
midenförmig, wenig breiter als hoch, am Scheitel flach, nach vorne 
zu in sehr sanftem Bogen nach abwärts gewölbt, mit stumpf ver- 
rundet zugespitzter Schnauze, die etwa so lang wie der Schläfenteil 
ist und senkrecht abfällt. Die Backen sind nur mäßig aufgetrieben, 
der Pileus nie unter dreimal, der Abstand von der Schnauzenspitze 
bis zum Halsband genau fast zweimal in der Rumpflänge enthalten. 
Der Rumpf ist verrundet, die Vorderbeine ragen über die Augen 
hinaus, während die hinteren höchstens die Achseln erreichen. Der 
fein und dünn ausgezogene Schwanz ist etwa anderthalbmal so lang 
wie der übrige Körper. 

Die Pileusschilder sind im Alter sehr uneben und runzelig, die 
Nähte stark furchenartig vertieft. Das als. scharfe Spitze auf den 
Pileus mehr oder weniger übergewölbte 
Rostrale ist kaum zweimal so breit SE SEN, 
als hoch, dessen von oben sichtbarer AI ZZE 

2 










: £ B > BO 9% En “ 
Teil etwa so lang als die hinter hin TI 
gelegene Supranasalnaht. Das ntr-- TFT > 
nasale ist kaum breiter als lang, nach 
vorne und rückwärts ziemlich gleich 
stark und spitz ausgezogen, die Prä- 
frontalen sind länger als breit mit 
geraden Außenrändern. Das Frontale ist bedeutend breiter als der 
Discus palpebralis, etwa so lang als sein Abstand von der Schnauzen- 
spitze, seitlich nur mäßig eingezogen, vorne bald mehr, bald we- 
niger, hinten sehr wenig zwischen die angrenzenden Schilder hin- 
einragend. Der Discus palpebralis ist verhältnismäßig schmal, sein 


Fig. 99. 
Lacerta Schreiberi Bedrg. 


488 Lacertidae. 


hinteres Schild viel kleiner als das vordere, die ihn nach außen 
säumenden Körner häufig bis auf nur ganz wenige reduziert. Die 
Frontoparietalen sind länger als breit, ebenso die nach außen und 
hinten stark verrundeten Parietalen. Das Interparietale ist nach 
rückwärts mäßig verengt, höchstens so lang wie das an Breite meist 
nicht viel verschiedene Okzipitale. 

Das der vordersten Supralabialnaht aufsitzende Nasenloch ist 
mäßig groß und rund, von den zwei übereinander stehenden Post- 
nasalen liegt das untere dem ersten Supralabiale auf; das Frenale 
ist höher als breit, schief, unten oft über das zweite Supralabiale 
hinausreichend, das Frenale so lang oder etwas länger als seine 
Entfernung vom Nasenloch. Vier vordere und zwei hintere Supra- 
labialen; von den 4—5 Supraziliaren ist in der Regel das zweite das 
längste. Die Schläfen sind mit ziemlich zahlreichen, unregelmäßig 
polygonalen Schildern bedeckt, die häufig ein etwas größeres, 
eventuell als Massetericum aufzufassendes Schildchen einschließen; 
das Tympanale fehlt, der Außenrand der Parietalen ist von I—2 
größeren, länglichen Supratemporalen begrenzt. Die Körper- 
schuppen, deren gewöhnlich zwei auf ein Ventrale gehen, sind am 
Halse mehr körnig, am Rücken dagegen deutlich länger als breit 
und verrundet sechseckig, in ihrer ganzen Erstreckung scharf gekielt, 
nach den Seiten zu bedeutend größer, rundlicher und allmählich 
glatter werdend. Die Schenkelschuppen sind kleiner als die dorsalen, 
körnig und glatt, die der Schienen wieder größer, eiförmig und scharf 
gekielt, die oberen Schwanzschuppen längs der ebenfalls sehr scharfen 
Kiele etwas eingedrückt, hinten spitz ausgezogen. 

Die Anzahl der Sublabialen beträgt 6—7, die Kehlfurche ist durch 
eine Querreihe feiner Schuppen angedeutet, das aus II—I4 Schuppen 
gebildete Halsband durch von außen nach innen schief geschindelte 
Schuppen scharf und tief gezähnt, die größere Mittelschuppe hinten 
bogig; die Kehlschuppen sind ziemlich groß. Von den in 8 Längs- 
reihen stehenden Ventralen sind die den zwei Mittelreihen anliegenden 
die breitesten, die äußersten die schmälsten; die Oberschildchen sind 
groß, etwa um ein Drittel kürzer und nahezu halb so breit wie die 
daranstoßenden Ventralen. Die Zahl der Schenkelporen beträgt 
II—I6, in den meisten Fällen aber 15, vor denselben ziehen 3—4 
Reihen flacher Schuppen hin, die Entfernung der Porenreihen be- 
trägt etwa die halbe Breite des Anale; dieses ist groß und quer, etwa 
doppelt so breit als lang, nach vorne meist mehr oder weniger dreieckig 
und von 7—8 Schildern umgeben, deren unterste in der Regel viel 
kleiner sind. Die unteren Schwanzschuppen sind mit Ausnahme der 
basalen und glatten den oberen ähnlich, jedoch stumpfer gekielt, 
die beiden Mittelreihen kaum schmäler als die benachbarten und oft 
nicht einmal im ersten Wirtel breiter als lang. 

Bei ganz jungen Tieren weicht, wie wohl bei allen Lacerten, 
die oben geschilderte Pileusbildung bedeutend ab. Das Frontale ist 
nämlich in diesem Alter fast doppelt so lang, wie sein Abstand von der 
Schnauzenspitze, nach vorne stark erweitert, in der Mitte viel schmäler 
als der Discus palpebralis, dessen Außenkörner vollständig fehlen. 
Die Frontoparietalen sind so breit als lang, das Interparietale sehr 


Lacerta. F 489 


groß, viel breiter als das Frontale und viel länger als das sehr kurze 
aber oft noch breitere Occipitale. 

In Färbung und Zeichnung treten im allgemeinen nicht viele 
Verschiedenheiten auf. 

Die eben ausgekrochenen Tiere zeigen eine auffallende Ähnlich- 
keit mit den Jungen von Lacerta agilis und ocellata. Dieselben sind 
am Rücken stets einfarbig dunkel, oliven- oder kupferbraun und an 
den Rumpfseiten mit hellgelben oder bläulichen, schwarz umrandeten 
Augenflecken versehen, welche in 2—4 gewöhnlich ziemlich unregel- 
mäßig abwechselnden Längsreihen stehen, deren oberste etwa dem 
Supraciliarstreif entspricht; nicht selten fließen einzelne dieser Ocellen 
namentlich der Quere nach zu gewöhnlich schiefen längeren Makeln 
zusammen; ähnlich gebildete Ouerbinden stehen auch an den Kopf- 
seiten. Die Beine und der Schwanz sind sehr dünn und schlank, 
blaß gelbbraun gefärbt, die Unterseite stets einfarbig, grünlich 
weiß, an den Unterkieferrändern mitunter ins Bläuliche ziehend. 

Mit zunehmendem Wachstum vergrößern sich dann die schwar- 
zen Ränder der Seitenflecke auf Kosten der hellen Kerne, letztere 
werden dadurch relativ immer kleiner und häufig sogar gänzlich 
verdrängt, so daß sich auf diese Weise an den Rumpfseiten mehr oder 
weniger deutliche Längsreihen schwarzer Flecken herausbilden, 
die von der Bauchgrenze gegen den Rücken zu gewöhnlich an Größe 
zunehmen. Zugleich hellt sich meistens die Grundfarbe durch lichtes 
Oliven- bis zu schönem Grasgrün auf, während dann noch am Rücken 
größere schwarze Makeln auftreten, die in der Regel ebenfalls 1—2 
Längsreihen bilden, so daß dann endlich der ganze Körper von mehre- 
ren tief schwarzen Fleckenbinden durchzogen wird, deren obere 
von den seitlichen häufig durch eine fleckenlose, dem Supraciliar- 
streifen entsprechende Zone der Grundfarbe getrennt sind; seltener 
und weit weniger ausgesprochen kommt auch ein ähnlicher Sub- 
okularstreifen vor. Diese schwarzen Flecken ziehen sich meist binden- 
artig zusammenfließend auch auf den Schwanz hin und sind ge- 
wöhnlich im weiblichen Geschlechte größer als bei den Männchen. 

Mitunter kommen Stücke vor, bei welchen der Körper statt der 
in der Regel vorhandenen großen Flecken auf grünem Grunde mit 
zahlreichen kleinen schwarzen Punkten, die ab und zu schnörkel- 
artig zusammenfließen, dicht und ganz regellos besetzt ist; solche 
Tiere sind dann der Lacerta viridis zum Verwechseln ähnlich, können 
aber von letzterer durch die gewöhnlich schwarz gefleckte Unterseite, 
und bei eventuellem Fehlen auch dieses Merkmales doch durch die 
in acht Längsreihen stehenden Ventralen sofort unterschieden werden. 

Weit seltener kommt es vor, daß sich die Jugendfärbung teil- 
weise oder fast ganz noch im Alter erhält, und sind dann solche 
Tiere entweder dauernd olivenbraun, oder wenn schon grün werdend, 
so doch in beiden Fällen mit 3—4 Längsreihen schwarzer, hell zen- 
trierter Seitenocellen versehen, deren eine manchmal zu einem besser 
hervortretenden Axillarfleck entwickelt sein kann; nur ist hier stets 
auch der Rücken mit bald zerstreuten, bald wieder längsgereihten 
schwarzen Makeln versehen. Bemerkenswert ist noch, daß, während 
die Erhaltung der Jugendfärbung sonst nur bei Weibchen vorzu- 


490 Lacertidae. 


kommen pflegt, dies bei Schreiberi in beiden Geschlechtern ange- 
troffen wird. 

Der Pileus und die vorderen Gliedmaßen sind von Körperfarbe, 
bei dunklen Stücken nur wenig, bei hellen aber sehr stark schwarz 
gefleckt, bei letzteren auch das Rückenende samt den Hinterbeinen 
sowie die Oberseite des Schwanzes bräunlich. 

Die Unterseite ist gewöhnlich grüngelb, manchmal übrigens der 
Bauch samt den Beinen selbst dottergelb, die Kehle in beiden Ge- 
schlechtern häufig schön blau, welche Farbe sich oft bis auf die 
Zügelgegend, ja ausnahmsweise über den ganzenKopf erstrecken kann; 
der Schwanz ist meist perlgrau, seltener licht schokoladefarben. 
In der Regel ist namentlich das Männchen auf der ganzen Unterseite 
mit zahlreichen, vorwiegend rundlichen schwarzen Flecken besetzt; 
oft aber sind diese schwarzen Zeichnungen nur auf den Rändern 
der Bauchschilder, mitunter sogar nur der äußeren, zu bemerken, ja 
manchmal selbst vollständig fehlend. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 20—30 cm. 

Lacerta Schreiberi ist bisher nur aus dem Westen der Pyrenäischen 
Halbinsel bekannt und ward daselbst sowohl im hohen Norden, in 
Galicien und Asturien, als auch im äußersten Süden, in der Sierra de 
Monchique in Algarve gefunden; daß die Art in allen dazwischen 
liegenden Gebieten fehlen soll, ist kaum anzunehmen und wohl nur 
der bisher leider noch immer sehr mangelhaften Durchforschung 
jener Gegenden zuzuschreiben. Das Tier kommt sowohl in Wäldern, 
als auch im Gebirge vor, hier bis über 800 m hinaufsteigend und ab- 
weichend von seinen Verwandten zwischen Felstrümmern und ver- 
fallenem Mauerwerk lebend. 


19. Lacerta viridis: Caput altum, rostro modice acuminato. Scuto 
frontali occipitali multo latiori. Postnasalia duo, supralabralia 
anteriora quatuor. Tempora scutellis paucis, majusculis, supra- 
temporalibus duobus, tympanali saepius nullo. Squamae notaei 
oblongae, distincte carinatae, supracaudales apice acuminatae. 
Collare dentatum, ventralium series sex. — Long. 30—40 cm. 


Typus: Supra virdis, punctis atris intermixtis. 


Seps varius Laur. Synops. reptil. pag. 172, tab. 3, fig. 2 (1768). — 
Lacerta punctata Daud. Hist. nat. d. Rept. III, pag. 144 (1802). — 
Lacerta chloronota Rafin. Caratt. alc. nuovi gen. e spec. anim. 
d. Sicil. pag. 7, 16 (1810), — Lacerta smaragdina Meißn. Mus. 
d. Naturg. Helvet. I, pag. 41 (1820. — Lacerta elegans Andrzej. 
Amph. nostr. Nouv. Mem. soc. imp. natur. Mosc. pag. 328 (1832). — La- 
certa viridis var. ı Fatio Vertebr. Suisse, III, pag. 72 (1872). — 
Lacerta viridis var. versicolor De ,Betta, Erpetol. dpr0% 
ven. ed. Tir. mer. Atti acad. agricolt. arti e commerc. Ver. XXXV, pag. I29 
(1857). — Lacerta viridis var. c, d. Schreib. Herpetol. europ. 


pag. 441 (1875). 
var. a) Ut supra, sed capıte infra coeruleo. 


Seps viridis Laur. l. c. pag. 62 (1768). — Lacerta cyano- 
laema Glücksel. Böhm. Reptil. u. Amphib. Lotos, pag. ııı (1851). — 
Podarcis cyanolaema Glücksel. Verh. d. zool. bot. Ges. Wien, 
XIII, pag. 1134 (1863). 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


juv. 


Lacerta. h 49 I 


b) Supra flavo-viridis, punctis atris creberrimis variegata. 


Lacerta viridis Latr. Hist. nat. Salam. France, pag. XV, d (1800). 
— Lacerta viridis var. punctata Dug. Mem. esp. genre Lac. 
pag. 374 (1829). — Lacerta viridis var. f Schreib. l. c. pag. 442 


(1875). 


c) Supra viridis, aut olivacea, punctis lineolisque atris et flavis 
irregulariter variegata. 


Lacerta viridis var. mentocoerulea Bonap. Iconogr. Ital. 
(1832). — Lacerta viridis var. variolata Dug. Mem. esp. Lac. 
pag. 376 (1829). — Lacerta viridis var. cinereo-nigres- 
cens De Betta l. c. pag. 129 (1857). — Lacerta viridis var. m 
Schreib. 1. c. pag. 442 (1875). 


d) Supra viridis aut olivacea, maculis majoribus nigrescentibus 
irregulariter varıegata. 


Lacerta viridis var. maculata Dug.|l.c. pag. 375 (1829). — 
Naecertfa,viridis;war.,2. Fatio l. c..pag; 72.11872). 


e) Supra atra, punctis flavidis crebris sparsa. 


Lacerta viridis var. istriensis Wern. Reptil. u. Amphib. 
Österr. Ung. pag. 32 (1897). 


f) Supra atra, concolor. 


Lacerta viridisvar. nigra Gachet Act. soc. Linn. Bord. VI, pag. 
168 (1833). — Lacerta viridis var. holomelas Wern. l.c. pag. 


33, 2 (1897). 


Supra fusca, passim flavo-punctata. 


Lacerta viridis var. fusca Bedrg. Bull. Soc. imp. nat. Mosc. 
no. 3, pag. 76 (1881). 


3 


h) Supra laete viridis, concolor. 


Lacerta viridis var. concolor Dag.|. c. pag. 374 (1829). — 
Lacerta viridissima Fitzing. Vers. ein. Gesch. d. Menag. d. 
österr. Hof. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. Wien, X, pag. 653 (1853). — La- 
certa viridis var. a. Schreib. 1. c. pag. 441 (1875). 


i) Supra viridis aut fusca, nigro-maculata, striis supraciliarıbus 
flavidıs aut albo-viridibus saepius nigro-limbatis (jun.). 


Lacerta bilineata Daud.l.c. pag. 152, tab. XXXV, fig. ı (1803). — 
Tawerta vwirıdıs war radıata Ding. 1.'c.'pag.'375' (8829) — 
Lacerta bistriata Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 100, 


tab. :37, fig. 1 (1833). 


k) Ut supra, sed etiam strüis subocularibus, saepius in maculas 
solutis, plus minusve expressıs. 
Läcerta viridis var. quadriradiata Dum. Bibr. Erpet. 
gen. V, pag. 8 (1839). 
]) Supra viridis aut olivacea, lateribus nigro-Punctatis; scuto 
masseterico maximo. 
Lacerta viridis var. Vaillanti Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. 
Lacert. Fam. Abh. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 79 (1886). 
Supra fuscescens, lateribus interdum virescentibus nonnumquam 
lineis albidis duabus haud raro interruptis. 
Lacerta sericea Daud.l. c. pag. 224 (1803). 


492 Lacertidae. 


Der Körper ist walzig und ziemlich kräftig, der Kopf ist mäßig 
groß, höchstens um die Hälfte länger und nicht viel niedriger als breit, 
oben von hinten nach vorne in sanfter Wölbung abfallend, in der 
Backengegend mäßig erweitert, mit gerade oder kaum merklich 
geschweift zugespitzter Schnauze; die Zügelgegend fällt steil ab, 
der vor und hinter den Augen gelegene Teil derselben ist ziemlich 
gleich lang. Der Pileus, dessen Schilder meist ziemlich flach und 
eben sind, ist etwa dreimal, der Abstand von der Schnauzenspitze 
bis zum Halsband höchstens zweimal in der Rumpflänge enthalten. 
Der Hals ist meist etwas dicker als der Kopf, nach rückwärts jedoch 
deutlich eingezogen. Die Vorderbeine erreichen an den Kopf angelegt, 
in der Regel die Nasenlöcher, die hinteren höchstens die Achseln. 
Der gegen die Spitze stark verdünnte Schwanz ist im unverletzten 
Zustande mindestens von doppelter Körperlänge. 

Das Rostrale ist etwa doppelt so breit als hoch, sein von oben 
sichtbarer Teil mindestens so lang als die gemeinschaftliche Supra- 
nasalnaht. Das Internasale ist ge- 
wöhnlich, bei großen Stücken aber 
auch mitunter kaum breiter als lang, 
mit fast durchwegs scharfen Ecken. 
Die Präfrontalen sind etwa so lang 
wie der Abstand der hinteren Inter- 
nasalecke von der Schnauzenspitze, 
ihre Außenseiten gerade. Das Frontale 
ist verhältnismäßig breit, nach vorne 
nur schwach erweitert und meist in 
stumpfem Bogen nicht weit zwischen 
die Präfrontalen eingeschoben, hinten 
ES uumeh äußerst stumpfwinklig, ja manchmal 
nahezu gerade abgestutzt; es ist etwa 
so lang wie seine Entfernung von der 
Schnauzenspitze und stets breiter als der Discus palpebralis. Dieser 
ist schmal, sein Vorderschild viel größer als das hintere und in- 
folgedessen die zwischen beiden befindliche Quernaht dem Hinter- 
rande des Frontale sehr genähert. Die zwischen Discus und Supra- 
ciliaren gewöhnlich vorkommenden Körner sind meistens mehr oder 
weniger reduziert und bilden wohl nur ausnahmsweise eine bis zum 
ersten Supraokulare reichende ununterbrochene Längsreihe. Das 
nach rückwärts meist merklich verengte Interparietale ist in der Regel 
länger und häufig auch breiter als das Occipitale. Die Parietalen 
sind viel länger als breit, nach außen und hinten verrundet. 

Das über der vordersten Supralabialnaht gelegene Nasenloch ist 
hinten von zwei genau übereinanderstehenden Postnasalen begrenzt, 
von denen das untere öfters größer ist als das obere. Das dem zweiten 
Supralabiale schief aufgesetzte Zügelschild ist etwa doppelt so breit 
als ein einzelnes und eben so hoch als beide Postnasalen zusammen, 
das Frenookulare so lang als seine Entfernung von der Schnauzen- 
spitze. Supraciliaren sind 4—6, vordere Supralabialen vier, hintere 
meist 2—3 vorhanden. Die Schläfen sind mit ziemlich großen und daher 
wenig zahlreichen flachen Schildern von unregelmäßig polygonaler 





Lacerta viridis Laur. 


Lacerta. j 493 


Form bedeckt, unter denen mitunter ein größeres als Massetericum 
anzusprechendes nicht selten besser hervortritt. Das Tympanale 
fehlt häufig, dagegen sind fast immer zwei große, den ganzen Außen- 
rand der Parietalen säumende Supratemporalen entwickelt. Die 
zwischen den Postokularen und der Ohröffnung sowie zwischen den 
Supralabialen und Supratemporalen befindlichen Schläfenschilder 
erreichen wohl kaum jemals die Zahl von 20, können aber selbst 
bis auf 6 herabsinken; in den meisten Fällen sind deren 8&—ı4 vor- 
handen. Die Körperschuppen, deren durchschnittlich zwei Reihen 
auf ein Ventrale gehen, sind am Halse kleiner und körnig, werden 
aber bald mehr schmal und gestreckt und sind ihrer ganzen Länge 
nach sehr deutlich gekielt, die Kiele selbst auch an den nach unten zu 
breiter und flacher werdenden Seitenschuppen wenigstens mit der 
Lupe und bei günstiger Beleuchtung, obwohl allmählich schwächer 
werdend, so doch bis zur letzten Reihe gut zu erkennen. Die Schuppen 
der Hinterbeine sind kleiner, an den Schenkeln nur nach vorne zu, 
auf den Schienen durchaus gekielt. Die oberen Schwanzschuppen 
sind scharf dachig gekielt, am Hinterrande spitz ausgezogen. 

Die Zahl der Sublabialen beträgt 7—8. Die Kehlschuppen sind 
ziemlich groß, nach rückwärts nicht merklich vergrößert, die Kehl- 
furche deutlich, das aus 6—ı2 großen Schuppen bestehende Hals- 
band grob gezähnt. Die Ventralen stehen in sechs!) Längsreihen 
deren mittlere die schmälsten sind, die Oberschildchen haben etwa 
die doppelte Größe der daranstoßenden Schuppen. Die Unterseite 
der Schenkel ist mit 3—4 Reihen flacher Schuppen besetzt und von 
II—20, gewöhnlich aber von 15—ı8 Poren durchzogen; das Anale 
ist meistens gut doppelt so breit als lang, vorne von 6—Io Schuppen 
umgeben, deren mittlere oft vergrößert sind. Die unteren Kaudal- 
schuppen sind anfangs schwach, weiterhin schärfer gekielt, ihr Ende 
nur anfangs verrundet, dann aber in eine ziemlich lange und scharfe 
Spitze ausgezogen; von den zwei Mittelreihen derselben sind höchstens 
die im ersten Wirtel stehenden breiter als lang. 

Bei jungen Tieren ist das Frontale länger und schmäler, die ande- 
ren Pileusschilder dagegen breiter als bei Erwachsenen; desgleichen 
sind auch die Supraciliarkörner Senn noch mehr reduziert, 
ja nicht selten ganz fehlend. 

Die Färbung ist nach Alter, Geschlecht und Standort vielen 
Verschiedenheiten unterworfen. Ganz junge Tiere sind oberseits 
einfarbig lederbraun, grau- oder braungrün, welche Farbe bei etwas 
größeren Stücken namentlich gegen die Seiten zu in ausgesprocheneres 
Grün übergeht, so daß dann eine bräunliche Rücken- und eine grün- 
liche Seitenzone meist ziemlich gut unterschieden werden kann. Zu 


1) Bei drei von M&hely bei Ogulin in Kroatien erbeuteten Exemplaren 
betrug die Anzahl der Ventralen acht; bei denselben war auch das Frontale merklich 
kürzer als dessen Abstand von der Schnauzenspitze, der Discus palpebralis von keinen 
oder nur ein paar vereinzelten Körnern gesäumt, die auffallend langen Supraciliaren 
nur in der Zahl von 2—4 vorhanden, das Occipitale breiter und kürzer als das Inter- 
parietale und die Seitenschuppen nicht vergrößert. Diese Form, welche übrigens in 
Färbung und Zeichnung von der typischen nicht abweicht, ward von ihrem Ent- 
decker in den Annal. mus. nation. hungar. v. Jh. 1905 pag. 304 als var. intermedia 
beschrieben. 


4 9 4 Lacertidae. 


dieser eintönigen Färbung gesellen sich dann später einzelne, dunkle, 
oft mehr oder weniger deutlich gereihte Flecken hinzu, mitunter auch 
zwei zu seiten des Rückens hinziehende, aber meist nur schwach 
hervortretende hellere Längsstreifen. Die ferneren Veränderungen 
des Tieres sind im allgemeinen nach den Geschlechtern ziemlich 
verschieden; so setzt sich beim Männchen die Grundfarbe der Ober- 
seite immer mehr ins Grüne um, während die bei Jüngeren auf- 
getretenen schwarzen Flecken durch allmählich weiter gehende 
Zerteilung zugleich immer kleiner werden, zwischen die stets vor- 
herrschender werdende grüne Hautfärbung bald nur als dunkle 
Punkte eingestreut erscheinen und mit zunehmendem Alter endlich 
oft gänzlich verschwinden, so daß sehr alte Exemplare häufig fast 
ganz rein und einfarbig sind. Doch kommt diese Form (var. con- 
color Dug.) nicht bloß den Männchen, sondern mitunter auch den 
Weibchen zu, nur ist bei diesen die Grundfarbe dann gewöhnlich 
viel heller und meist noch weniger mit schwarzen Flecken unter- 
mischt, als im anderen Geschlechte. Bei mittelgroßen Männchen 
zeigt sich hingegen das Grün sehr oft mit gelben, braunen und schwar- 
zen, gegen den Kopf zu manchmal selbst mit blauen Schuppen in sehr 
verschiedenartiger Weise gemischt, wobei bald die eine, bald die andere 
Farbe vorherrschen kann und durch Zusammenstoßen von gleich- 
farbigen Schuppen häufig unregelmäßige Striche und Schnörkeln 
entstehen (Lacerta variolata Dug.). Mitunter treten die schwarzen 
Schuppen partienweise zusammen und bilden hiedurch mehr oder 
weniger zahlreiche und meist ziemlich gedrängt stehende schwarze 
Flecken, weit seltener größere voneinander mehr entfernte und 
isolierte derartige Makeln (var. maculata Dug.).. Ausnahmsweise 
kommt es auch vor, daß die schwarzen Zeichnungen so ausgedehnt 
und häufig werden, daß sie die Grundfarbe bis auf vereinzelte Schup- 
pen fast, ja in seltenen Fällen selbst ganz verdrängen, wodurch 
dann solche Stücke eine vorherrschend (var. zstriensis Wern.) oder 
sogar ganz einfarbig tiefschwarze Oberseite erhalten (var. nigra 
Gach.). Doch treten derlei Tiere nicht als ständige, an bestimmte 
Lokalitäten gebundene Formen oder Rassen auf, sondern kommen 
als große Seltenheiten höchst vereinzelt an den verschiedensten 
Orten unter und zwischen den normal gefärbten vor und sind daher 
auf alle Fälle nur als durch Überhandnehmen und Zusammenfließen 
der schwarzen Flecken entstandene Varietäten zu betrachten, die 
den bei anderen Lacerten vorkommenden melanotischen Formen 
durchaus nicht gleichzustellen sind. 

Das häufigere Auftreten schwarzer Flecken ist vorwiegend 
bei Weibchen zu bemerken und wäre es nicht unmöglich, daß die 
letzterwähnten Nigrinos gerade oder wenigstens meistens diesem 
Geschlechte angehören. Bei demselben ist häufig auch die ganze 
Oberseite braun gefärbt und treten auch sehr oft gelbe oder weiß- 
grüne Supraciliar-, selten noch Subokularstreifen auf, so daß dann 
derartige Tiere eine sehr ausgesprochene Längsstreifung zeigen; 
solche Stücke sind unter den Namen var. bilineata Dug. und guadri- 
radiata D. B. bekannt, in älteren Sammlungen auch mitunter als 
Lacerta Michahellesii Fitzg. aufgestellt. Doch sind diese Streifen 


Lacerta. j | 495 


nicht immer ganz und zusammenhängend, sondern oft auch mehr 
oder weniger in hintereinanderstehende Flecken oder Striche auf- 
gelöst, was besonders bei den subokularen häufig ist. Manchmal 
setzen sich die schwarzen Flecken auch zu beiden Seiten des Supra- 
ciliarstreifens an, und indem sie in diesem Falle sehr oft der Länge 
nach zusammenstoßen, bilden sie dann zwei den obgenannten Streifen 
einsäumende schmale Binden, welche die helle Mittellinie besonders 
gut hervortreten lassen. Bei einem einzigen, aus dem südlichsten 
Ungarn stammenden Exemplare meiner Sammlung zeigt sich an der 
Innenseite des Supraciliarstreifens eine starke schwarze Flecken- 
binde, welche am Rumpfende mit der der anderen Seite zusammen- 
stoßend ein bis über die Schwanzmitte fortgesetztes breites schwarzes 
Mittelband bildet, welches seitlich hell gesäumt ist, während die 
Seitenflecken des Rumpfes zu einer ähnlichen der mittleren parallelen, 
aber viel schmäleren Längsbinde vertließen. 

Auf der zu den Cycladen gehörenden Insel Milo lebt eine voll- 
kommen gleichfarbig braun gefärbte Form (var. fusca Bedrg.). Dieser 
ähnlich ist die um Konstantinopel wohnende Varietät Vaillanti 
Bedrg., nur daß letztere öfters, wenigstens am Rücken, mitunter 
aber auch ganz grün und an den Seiten fast immer schwarz punktiert 
ist; auch ist sie von geringerer Größe als die Stammform und zeichnet 
sich überdies durch die außerordentliche Entwicklung des Masse- 
tericums aus, welches so groß ist, daß es fast die ganze Schläfen- 
gegend bedeckt und gewöhnlich: von den hinteren Supralabialen 
bis zu den Supratemporalen reicht. 

Der Pileus ist bei allen Formen teils von Körperfarbe, weit öfters 
aber bräunlich, bei jüngeren Tieren fast immer einfarbig oder mit 
wenig merkbaren schwärzlichen Pünktchen, ım Alter aber und 
namentlich im männlichen Geschlechte sehr häufig mit zahlreichen, 
lichtgelben oder hellgrünen, fast immer fein schwärzlich umrandeten 
Makeln besetzt. Die Beine und der Schwanz sind wie der Körper, 
letzterer jedoch häufig auch in größerer oder geringerer Ausdehnung 
braungelb gefärbt; dabei ist derselbe wenigstens in der hinteren 
Hälfte fast immer einfarbig und zeichnungslos, an der Basıs dagegen 
durch Fortsetzung der Rumpfzeichnung mitunter noch mit mehr 
oder weniger, oft sogar längsbindenartig zusammentretenden schwar- 
zen Flecken versehen, die manchmal noch von dem hellen Supraciliar- 
streifen begleitet sind. 

Die Unterseite ist immer ungefleckt, hell grünlich- oder schwefel- 
gelb, die Kehle nicht selten tief blau; letztere Färbung ist übrigens 
nicht immer als Hochzeitskleid oder als ein Attribut des Männchens, 
sondern häufig als eine rein lokale Eigentümlichkeit zu betrachten, 
indem in manchen Gegenden alle erwachsenen Tiere ohne Unterschied 
der Geschlechter vom ersten Frühjahr bis zum Spätherbste eine 
blaue Kehle besitzen, während diese anderweitig niemals oder nur 
beim Männchen und zur Brunstzeit angetroffen wird. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 30—40 cm, frisch 
ausgekrochene sind etwa 8—g cm lang. 

Lacerta viridis ist eine äußerst flinke, scheue und behendige 
Echse, welche sich am liebsten an trockenen, hellen und sonnigen 


496 Lacertidae. 


Orten aufhält, besonders wenn selbe mit Gesträuch und Buschwerk 
bestanden sind. Kahle Felspartien, vegetationsarme Strecken sowie 
den dichten Wald vermeidet sie; auch in der Nähe menschlicher 
Wohnungen läßt sie sich nicht gerne nieder; in lichten Wäldern ist 
sie dagegen namentlich in Schneißen und an Wegrändern, auf Kahl- 
schlägen u. dgl. eine ganz gewöhnliche Erscheinung. Hier pflegt 
sie sich besonders gerne auf Baumstrünken und größeren Stämmen 
zu sonnen, läuft mit großer Gelenkigkeit auf den letztern auf und ab, 
klettert bei Verfolgung immer weiter hinauf und springt, sich auch 
hier nicht mehr sicher fühlend, wohl auch aus ziemlicher Höhe auf 
den Boden hinab, um dann hier wieder in raschem Laufe weiter zu 
fliehen. Bei solcher Gelegenheit weicht sie auch einem kleineren 
Wasserlaufe nicht aus und vermag mit ziemlicher Gewandtheit 
schwimmend leicht das ihr Rettung verheißende jenseitige Ufer zu 
erreichen. Ist ihr aber die Möglichkeit der Flucht abgeschnitten, 
so stellt sie sich dem Verfolger mutig entgegen, sperrt drohend den 
Rachen auf und springt wohl auch auf die sich ıhr nähernde Hand 
zu, um sich in derselben zu verbeißen. Ihr Biß ist wegen der großen 
Kraft ihrer Kiefer immerhin nicht angenehm, zumal sie, einmal 
festgebissen, oft lange Zeit hindurch nicht auszulassen pflegt; ich 
habe mitunter so ein kampfbereites Tier in den Stock beißen lassen 
und es dann an demselben oft weite Strecken lang getragen, bevor 
es wieder losließ. Um sich, von so einer Eidechse gebissen, von der- 
selben zu befreien, tut man am besten, ihr Tabaksrauch an den Kopf 
zu blasen, wo sie dann alsbald losläßt. Viridis ist überhaupt ein 
streitbares und wehrhaftes Tier, das sich selbst gegen ıhr an Größe 
vielfach überlegene Verfolger oft sieghaft verteidigt. So hatte ich 
einst einer über meterlangen Zamenis carbonarius eine solche Ei- 
dechse als Futter in den Käfig gegeben; da die Schlange dieselbe 
beim ersten Vorschnellen verfehlt hatte, gelang es der sich plötz- 
lich ihrem Angreifer zuwendenden Echse, den Kopf ihres Feindes 
mit den Kiefern zu erfassen, wobei sie denselben förmlich platt 
drückte, so daß der unglücklichen Zamenis das Blut aus Mund und 
Nasenlöchern quoll und die Augen weit aus ihren Höhlen heraus- 
gepreßt wurden. Das arme Opfer, welches sich von ihrem Angreifer 
vergebens zu befreien suchte, ging, nachdem letzterer nach längerer 
Zeit die bereits ermattete Schlange endlich losgelassen hatte, infolge 
der ihr durch die Eidechse zugefügten schweren Verwundung nach 
etwa zwölf Stunden ein. 

Sehr merkwürdig ist der Umstand, daß dieses sonst so mutige 
und kampfbereite Tier, wenn es ganz plötzlich in seinem Verstecke, 
beispielsweise unter einem aufgehobenen Stein, überrascht wird, 
weder an Flucht noch an Verteidigung denkt, sondern in diesem 
Falle wie gelähmt unbeweglich sitzen bleibt und sich, falls man 
nur nicht zu lange zögert, ruhig mit der Hand ergreifen läßt. 

Viridis hält sich in nördlicheren Gegenden mehr in der Ebene 
und im Hügellande auf und geht daselbst selten über 600 m hinauf; 
weiter nach Süden zu trifft man sie aber schon in bedeutenderen 
Höhen, so beispielsweise schon in Tirol bis zu IIoo, in der Schweiz 
bis zu I300 m hoch an. In Bosnien ist sie nach Tomasini auf 


Lacerta. 497 


Bergen von 800—1000 m noch eine ganz gewöhnliche Erscheinung, 
ja in der Herzegowina selbst bei I500 m Meereshöhe stellenweise 
noch recht häufig anzutreffen. Sie haust hier unter Wurzelwerk, 
in hohlen Bäumen, unter großen Steinen und dichtem Pflanzen- 
gewirr, am liebsten aber in Erdhöhlen, die sie teils schon zu ihrem 
Gebrauch geeignet vorfindet, teils auch, falls der Boden nicht zu 
fest ist, selbst gräbt. Sie wühlt sich dann oft meterlange Gänge, 
die sie am Ende zu einer Art Kammer erweitert und daselbst mit 
Moos oder. trockenem Gras anfüllt. In diese Schlupfwinkel zieht 
sie sich bei Nacht und ungünstiger Witterung, sowie auch während 
der kalten Jahreszeit zurück. Zur Erleichterung der Flucht sind bei 
einem solchen Baue mitunter vom Hauptgange noch mehrere nach 
außen führende Röhren angelegt. 

Die Nahrung besteht vorzugsweise aus Gliedertieren, sehr häufig 
werden aber auch Eidechsen und deren Eier, junge Blindschleichen 
sowie frisch ausgekrochene Schlangen u. dgl. gefressen. 

Die Eier, deren Anzahl 5—ı3 beträgt, sind weißlichgelb und 
bei etwa 8 mm Durchmesser 17—I8 mm lang. Sie werden in eine 
mit Erde zugedeckte Grube gelegt und ihre Ausbrütung der Sonnen- 
wärme überlassen. 

Lacerta viridis hat eine ziemlich weite Verbreitung, indem sie 
vom äußersten Westen bis zum äußersten Osten Europas fast un- 
unterbrochen zu finden ist. Auf der Pyrenäischen Halbinsel kommt 
sie sowohl in Spanien als auch in Portugal vor, bewohnt aber daselbst 
mehr die nördlichen Distrikte, da sie in den südlicheren Teilen des 
Landes im Kampfe ums Dasein von der bedeutend größeren und 
stärkeren Lacerta ocellata zu sehr beeinträchtigt wird. Von Spanien 
tritt sie dann durch die Pyrenäenpässe nach Frankreich über, hier 
aber umgekehrt in den südlichen Provinzen häufiger, nach Norden 
zu entschieden seltener und über Paris hinaus nicht mehr vorkom- 
mend; sie ist daher auch weiter aufwärts in Luxemburg, Belgien und 
den Niederlanden, sowie auch in ganz Großbritannien und Irland 
nicht mehr zu finden, wird aber merkwürdigerweise auf der im Westen 
von der Normandie gelegenen Insel Jersey wieder angetroffen. Von 
Frankreich geht dann die Art durch die westliche und südliche Schweiz 
nach Italien über, wo sie sowohl auf dem Festlande und den benach- 
barten Inseln (mit Ausnahme von Sardinien und Korsika) allent- 
halben sehr verbreitet ist. Desgleichen erstreckt sie sich von hier aus 
durch Südtirol, das österreichische Littorale und Dalmatien, wo- 
selbst sie nur an den Küstenstrichen durch major vertreten wird, 
über die ganze Balkan-Halbinsel, hier überall in Menge vorkommend. 
In östlicher Richtung finden wir das Tier durch Ungarn und die 
Karpathenländer längs der Nordküste. des schwarzen Meeres durch 
Ciskaukasien bis an den Kaspisee und zur Wolga verbreitet, welcher 
Fluß jedoch nicht mehr überschritten wird; nach Norden hin ist es 
jedoch nur stellenweise anzutreffen, indem es dem Laufe der Flüsse 
folgend seinen ursprünglichen Verbreitungsbezirk hie und da ziem- 
lich weit überschreitet. So ist unsere Eidechse aus Frankreich 
längs der Mosel durch Deutsch-Lothringen bis in die Rheinprovinz 
und längs des Oberrheins etwa bis zu den unteren Maingegenden 

Schreiber, Herpetologia europaea. 32 





498 Lacertidae. 


vorgedrungen und geht auch von Ungarn aus die Donau hinauf 
nach Österreich über, wo sie namentlich in der Wiener Gegend nicht 
selten, einzeln aber auch bis an die bayerische Grenze zu finden ist. 
Von Österreich zieht sich dann die Eidechse durch Böhmen, Mähren 
und Schlesien nach Preußen, woselbst sie zwischen der Elbe und 
Oder bis zur Ostsee hinauf vorkommt, dagegen dem ganzen Land- 
striche zwischen Rhein und Elbe fehlt. Um die Mitte des vorigen 
Jahrhunderts soll sie selbst noch auf der Insel Rügen vorgekommen 
sein, doch ward sie daselbst in neuerer Zeit nicht mehr gefunden. 

Die Grünechse ist nach meiner Meinung die intelligenteste aller 
einheimischen Lacerten und infolgedessen eines so hohen Grades 
von Zähmung fähig, wie keine andere Art ihrer Gattung. Obwohl 
frisch eingefangen oft wild und unbändig und den sich nähernden 
Pfleger mit aufgesperrtem Rachen kampfbereit erwartend, legt sie 
doch diese üblen Eigenschaften meist schon in kurzer Zeit ab und 
lernt den Menschen als ihren Freund und Futterspender bald kennen; 
sie verliert ihre ursprüngliche Scheu, ergreift bei der Ankunft ihres 
Herrn nicht mehr die Flucht und nimmt ihm auch bald die vor- 
gehaltene Nahrung aus der Hand. Ich hatte Exemplare davon, 
die nach gar nicht langer Gefangenschaft schon so kirre waren, daß 
man sie widerstandslos aus dem Käfig herausnehmen und auf den 
Tisch setzen konnte, wo sie dann ruhig sitzen blieben, sich abfüttern 
und gesättigt hierauf wieder ebenso geduldig ins Terrarium zurück- 
geben ließen. Es ist daher diese Art dem Reptilienliebhaber um 
so mehr zu empfehlen, als sie nicht sehr empfindlich ist und stets 
leicht beschafft werden kann. 

Ich will diesen Artikel nicht schließen, ohne noch der so viel 
umstrittenen grünen Eidechsen aus dem südlichen Rußland zu ge- 
denken, die ebenso oft für virıdis, als auch für exigua erklärt wurden. 

Die in meiner Sammlung von daher stammenden grünen Lacerten 
sind unzweifelhafte viridis, und wenn auch die als var. colchica be- 
schriebene Form der agilis unserer Echse oft recht ähnlich sieht, 
so war ich doch niemals in Verlegenheit, wozu ich das eine oder das 
andere dieser Tiere zu stellen hatte. Schon der Habitus ist ein ganz 
anderer und läßt den geübten Herpetologen über die Bestimmung 
nicht leicht in Zweifel. Viridis ist stets derber und kräftiger und 
zeigt in den meisten Fällen ein anderes Farbenmuster als colchica. 
Bei dieser sind, wenn die Oberseite auch noch so schön grün ist, doch 
fast immer noch die Spuren der exigua-Zeichnung zu bemerken, 
so namentlich mehr oder weniger erhaltene schwarze Fleckenreihen 
am Rücken und weißliche, dunkel umrandete Ocellen an den Seiten. 
Aber selbst beim Fehlen dieser Merkmale half mir der Pileus aus der 
Klemme, der bei exigua stets dunkel, bei virıdıs dagegen immer 
mit den für diese Art charakteristischen hellgrünen, schwarz um- 
säumten Makeln versehen ist. 

Sollten aber wirklich einmal diesen zwei verschiedenen Arten 
angehörende Stücke gefunden werden, die in Färbung und Zeichnung 
absolut übereinstimmen, so wäre die Unterscheidung allerdings 
schwierig, ja dem Nichtfachmanne durch eine Beschreibung kaum 
zugänglich zu machen, da die Beschuppung und Beschilderung beider 


Lacerta, 499 


Arten — wenn man von den manchmal bei viridis noch vorkommenden 
Supraciliarkörnern absieht — vollkommen gleich ist und dann nur 
mehr der verschiedene Habitus übrigbleibt, der aber selbst durch die 
minutiöseste Beschreibung nicht klargemacht und nur von dem durch 
vieles Material geschärften Blick des Fachmannes erfaßt werden 


kann. 


22. Lacerta major: Caput magnum, altum, rostro valde sıinuato- 
acuminato, disco palpebrali granorum serie limbato, scuto frontalı 
occipitali multo latiore. Postnasalia duo, swpralabialia anteriora 
quatuor. Tempora scutellis numerosis minusculis, tympanalı 
semper distincto. Squamae notaei longulae, distincte carinatae, 
supracaudales postice acuminatae. Collare dentatum, ventralium 
series oc. — Long. 40—60 cm. 

Lacerta viridis Bibr. Bory Exped. scient. Mor. Zool. pag. 66, tab. 
X, fig. ı (1832). — Lacerta quinque-vittata Erh. Fauna 
d. Cyclad. I, pag. 80 (1858). — Lacerta viridis var. punctata 
ettrilineata Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abh. Senckenb. 
naturf. Ges. XIV, pag. 82, 4, 83, 5 (1886). — Lacerta viridis var. 
major Bouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. III, pag. 16 (1887). 

Typus: Supra flavo-virescens aut viridis, dense nıgro-Punctata, inter- 
dum plerumque in feminis pallide tri-vel quinque-striata. 

juv. Supra obscure olivacea, striis quinque albıs aut flavidis, infimis 
saepe macularibus, per corporis longitudinem decurrentibus. 

var. a) Supra flava, parce nigro-punctata (Graecia). 

Tropidosaura algira Ehrh. |. c. pag. 80 (1858). — Lacerta 
viridis var. aurata Bedrg. Amphib. u. Reptil. Griechl. Bull. soc. 
imp. Mosc. pag. 102 (1882). 

var. b) Supra viridis, atro-sparsa, dorso pallide trivittato inter strias 
supraciliares nigrescente (Dalmat.). 

var. c) Supra viridis, maculis lateralibus coeruleis seriatis (Dalmat.). 


Nächst Lacerta ocellata unsere größte einheimische Eidechse. 
. Der Körper ist kräftig, der Kopf ziemlich groß, etwas breiter als 
hoch, am Scheitel flach, nach vorne in fast gerader Linie schwach 
abfallend, am Internasale etwas gewölbt, mit verhältnismäßig kurzer 
und namentlich im männlichen Geschlechte ‚stark geschweift zuge- 
spitzter Schnauze und senkrecht abfallender Zügelgegend; nach 
rückwärts ist derselbe etwa vom Vorderwinkel der Augen an bis 
gegen die Mitte der Schläfen unten stark backenartig aufgetrieben, 
seine größte Breite am sechsten Supralabiale erreichend, von da bis 
zur Ohröffnung wieder eingezogen. Der Rumpf ist ziemlich ver- 
rundet, der Schwanz zweimal so lang als der übrige Körper. 

Der Pileus ist im Alter sehr rauh und uneben und in der Mitte 
der Länge nach furchenartig vertieft; er ist etwa dreimal, die Ent- 
fernung zwischen Schnauzenspitze und Halsband aber höchstens 
zweimal im Rumpfe enthalten. Das Rostrale ist gut doppelt so breit 
als hoch, sein von oben sichtbarer Teil gewöhnlich länger als die 
gemeinschaftliche Supranasalnaht, das Internasale breiter als lang, 
quer rhombisch mit stark gebogenen Seiten. Die Präfrontalen sind 
ziemlich breit und höchstens so lang wie der Abstand der hinteren 

32* 


500 Lacertidae. 


Internasalspitze vom Schnauzenende Das Frontale ist relativ 
kurz und breit, häufig viel kürzer als seine Entfernung von der 
Schnauzenspitze, nach rückwärts nur wenig verschmälert, vorne 
nicht weit zwischen die Präfrontalen eingeschoben, die Hinterseiten 
schwach bogig und in äußerst stumpfem Winkel zusammenstoßend. 
Von den vier Supraokularschildern ist das erste auffallend klein, oft 
nur körnerartig, ja manchmal sogar ganz fehlend, das vierte dagegen 
ungewöhnlich groß, etwa halb so lang wie das vor ihm stehende 
dritte. Der Discus palpebralis ist schmäler als das Frontale, sein 
Außenrand stets von einer zusammenhängenden, wenigstens bis zur 
Mitte des zweiten Supraokulare reichenden Körnerreihe gesäumt, 
das hintere Discusschild kleiner als das vordere.ı Die Frontoparie- 
talen sind länger als breit, seitlich mehr oder weniger lappenartig 
erweitert, das Interparietale ist 
bedeutend kleiner als das Oc- 
cipitale, die Parietalen sind nach 
außen stark gerundet erweitert. 
Die über der ersten Supra- 
labialnaht liegenden Nasenlöcher 
sind groß, rund, das Rostrale 
stets und oft in ziemlicher Aus- 
dehnung berührend. Von den 
zwei genau übereinanderstehen- 
den Postnasalen ist das untere 
gewöhnlich kleiner und liegt dem 
ersten, manchmal aber auch noch 
dem zweiten Supralabiale auf, 
das schief nach oben und vorne 
gerichtete Frenale ist etwa doppelt 
Fig. rot. so breit wie die Postnasalen und 

Lacerta major Bouleng. (JS adult. dem zweiten Supralabiale auf- 
gesetzt. Das Frenookulare ist 

groß, länger als hoch, mindestens so lang wie sein Abstand vom 
Vorderrande des Nasenloches, nicht selten aber auch so lang wie seine 
Entfernung von der Schnauzenspitze. Supraciliaren sind meistens 
sechs, Präokularen zwei vorhanden, das hintere derselben mit scharfer, 
auf das Subokulare fortgesetzter Kante. Die Zahl der vorderen 
Supralabialen beträgt in der Regel vier, die der hinteren zwei. Die 
Schläfen sind mit zahlreichen, nach hinten kleiner werdenden Schildern 
bedeckt, deren Zahl wohl niemals bis 20 herabgeht, häufig aber auch 
bis 50 ja selbst darüber ansteigen kann. Ein größeres, etwa als 
Massetericum geltendes Schildchen ist zwischen denselben kaum 
zu bemerken, wohl aber sind oben fast immer zwei große, den ganzen 
Außenrand der Parietalen säumende Supratemporalen sowie auch 
ein gut entwickeltes Tympanale vorhanden, welches nicht ganz bis 
zur Mitte der Ohröffnung herabreicht. Die Körperschuppen, von 
denen zwei Querreihen einem Ventrale entsprechen, sind im Nacken 
rundlich körnig, werden aber weiterhin bald mehr gestreckt ei- odeı 
zungenförmig und sind ihrer ganzen Länge nach sehr scharf gekielt, 
längs der Kiele eingedrückt, nach den Seiten zu nur wenig vergrößert, 





Lacerta. ! 501 


die Kiele aber auch hier, wenngleich schließlich sehr fein werdend, 
so doch bis zu den Ventralen hin deutlich sichtbar. Die Schuppen 
der Hinterbeine sind größer als am Rumpfe, rhombisch und ebenfalls 
scharf gekielt, wie die oberen Schwanzschuppen die hinten in eine 
ziemlich kurze Spitze ausgezogen sind. 

Die Anzahl der Sublabialen beträgt 7—8, die Kehlschuppen 
sind groß, vor der sehr deutlichen Kehlfurche schief, hinter derselben 
quer sechseckig. Das meistens aus neun Schuppen bestehende Hals- 
band ist sehr stark gezähnt. Die Ventralen stehen in acht Längs- 
reihen, die zwei mittelsten sind schmäler, die zwei äußersten kaum 
halb so groß wie die daranstoßenden, die Oberschildchen fehlen, 
die Schenkel haben unten gewöhnlich vier Schuppenreihen und meist 
etwa sechzehn Poren. Das Anale ist über doppelt so breit als lang, 
vorne von 8&—Io Schuppen umgeben, deren mittlere stark vergrößert 
sind. Die unteren Schuppen des Schwanzes sind anfangs glatt und 
werden erst im Verlaufe seiner zweiten Hälfte deutlicher gekielt, 
ihre Form ist an der Schwanzwurzel mitunter selbst zungenförmig, 
das Ende derselben fast in ihrem ganzen Verlaufe abgestutzt oder 
verrundet und höchstens ganz nach hinten zu spitz ausgezogen, 
von den zwei Mittelreihen nur die des ersten Wirtels manchmal 
breiter als lang. 

Bei jungen Tieren ist der Kopf hinten nicht backenartig auf- 
getrieben, der Discus palpebralis etwa so breit wie das Frontale und 
außen schon immer, wenn auch bei sehr kleinen Stücken nur von 
wenigen Körnern gesäumt, das Occipitale kleiner als das Inter- 
parietale, die Oberschildchen ziemlich deutlich und die unteren 
Schwanzschuppen schon gleich hinter der Basis sichtbar gekielt. 

In Färbung und Zeichnung ist ZLacerta major sehr beständig. 
Das erwachsene Tier zeigt auf der Oberseite eine lichte span- oder 
gelb-, seltener grasgrüne Färbung, welche mit äußerst dichter schwar- 
zer Sprenkelung versehen ist, die dadurch entsteht, daß am Rumpfe 
jede Schuppe einen, am Schwanze dagegen und an den seitlichen 
Kopfschildern mehrere schwarze Punkte besitzt. Der Pileus ist 
durch die daselbst in sehr großer Menge auftretenden derartigen 
Punkte vorwiegend dunkelgefärbt, und bleibt auf demselben die 
helle Grundfarbe nur in Form zahlreicher unregelmäßiger kleiner 
Flecken und Schnörkel zurück. Nur die Schnauzenspitze ist ge- 
wöhnlich bräunlich und ungefleckt, desgleichen wird auch die hintere 
Schwanzhälfte häufig bräunlich, während die schwarzen Körper- 
flecken nicht selten auch auf die obersten Ventralen übergehen. 
Die Unterseite ist immer einfarbig blaßgelb, die Kehle beim Männ- 
chen meist ins Grünliche, beim Weibchen mitunter ins Zitronengelbe 
ziehend. Die letzteren, ausnahmsweise auch die ersteren, sind über- 
dies am Rumpfe noch gewöhnlich mit 3—5 hellen Längsstreifen ver- 
sehen, was fast immer auch bei jungen Tieren der Fall ist, nur daß 
bei diesen die Grundfarbe der Oberseite dunkel olivenbraun, der 
Pileus wie überhaupt der ganze Körper ungefleckt und der Sub- 
okularstreifen in der Regel in eine Reihe hintereinanderstehender 
Ocellen aufgelöst ist. 

Eine auf der Cykladeninsel Tinos lebende Form, bei welcher 


502 ’ Lacertidae. 


die grüngelbe Oberseite in ein ausgesprochenes Zitronen-, ja selbst 
lebhaftes Goldgelb bei oft ziemlich zurücktretender schwarzer Punk- 
tierung umsetzt, ward von Bedriaga als var. aurata bezeichnet. 

Bei einem aus Zara erhaltenen, 47 cm langen Männchen meiner 
Sammlung ist die grasgrüne Oberseite mit zahlreichen, aber nicht 
scharf begrenzten schwarzen Flecken versehen, welche nur drei 
ziemlich breite Längsstreifen der Grundfarbe freilassen. Zwischen 
diesen hiedurch heller erscheinenden Linien stehen die oberwähnten 
dunklen Flecken so dicht und in solcher Menge, daß dadurch die 
Grundfarbe fast bis zum Verschwinden verdrängt wird, und die 
Rückenzone von zwei breiten, zwischen dem Occipital- und den 
Supraciliarstreifen befindlichen schwärzlichen Längsbinden durch- 
zogen erscheint. 

Eine andere, ebenfalls aus dem südlichen Dalmatien stammende 
Varietät ist durch eine Seitenreihe von mindestens sechs schön 
blauen Flecken sehr ausgezeichnet und hiedurch auf den ersten 
Blick der folgenden Art ähnlich, von der sie aber durch die Beschilde- 
rung des Pileus sofort zu unterscheiden ist; ich will daher diese Form 
aus dem genannten Grunde mit dem Namen ‚‚subcellata‘ bezeichnen. 

Diese Art ist ausschließlich auf die Balkanhalbinsel beschränkt, 
woselbst sie von Dalmatien an bis zum äußersten Süden hinab sowohl 
auf dem Festlande als auch auf den dazugehörenden Inseln allent- 
halben häufig ist! Sie nährt sich hauptsächlich von den in ihrer 
Heimat vorkommenden großen Heuschrecken sowie von kleineren 
Wirbeltieren bis zur Größe einer Maus und kommt nicht nur auf 
bewachsenem, sondern mitunter auch auf felsigem Boden, meist 
nicht über 600, in günstigen Lagen aber selbst bis IO00 m hoch vor. 


23. Lacerta ocellata: Caput magnum, rvostro modice acuminato, disco 
palpebrali granulis limbato, scuto occipitali maximo, frontali 
latitudine saltem aequali. Tempora scutellata, masseterico nullo. 
Squamae notaei parvae, granosae, subcarinatae, collare dentatum, 
ventralium series octo. — Long. 50—64 cm. 


Timon ocellatus Tschudi Isis XXIX, pag. 551 (1836). — La- 
certa ocellata Dum. Bibr. Erp. gen. V, pag. 218, 7 (1839). — Chry- 
solamprus ocellatus Fitz. Syst. rept. I, pag. zo (1843). — La- 
certa semegalensis Gray Cat. Liz. brit. Mus. pag. 30 (1845). — 
Eacerta ocellata var. iberica Seoane Identit. Lac. Schreib. 
pag. 8 (1884). 


var. a) Supra viridis aut olivacea, concolor. 

var. b) Ut supra, sed squamis flavidis nigrisgue irregulariter inter- 
mixtıs. 

var. c) Supra griseo-virescens aut olivacea, sguamis flavidis rarioribus 
intermixtis; dorso annulıs flavescentibus nigro-ocellatis saebe per 
longitudinem seriatıs. 


var. d) Supra atra, lineis characteriformibus ocellisgue viridibus 
flavisve variegata. 
Lacerta ocellata Daud. hist. nat. gen. rept. III, pag. 125, tab. 


XXXII (1803), — Lacerta ocellata var. reticulata Due 
Mem. sur les espec. indig. du genre Lac. Ann. sc. nat. XVI, pag. 372 (1829). 


Lacerta. 5 503 


var. e) Supra atra, lineis irregularıbus flavidis maculisque olivaceis 
subobsoletis interdum signata. 


var. f) Corpore ad latera maculis coeruleis per series duas vel tres 


dıspositis. 
Lacerta jamaicensis Daud. hist. nat. gen. rept. III, pag. 149 
(1803). — Lacerta margaritata Schinz Naturg. u. Abbild. d. 


Reptil. pag. 98, tab. 37, fig. 3 (1833). 


juv. Supra viridi- aut coeruleo-grisescens, maculis majusculis atris, 
flavo-ocellatis interdum transverse confluentibus. 


Lacerta lepida Daud. hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 204, 
tab. XXXVIII, fig. 1 (1803). 


adolesc. Supra flavo-virens, maculis nigris magnis, ocellatis, interdum 
confluentibus. 


Der Körper ist in der Jugend mehr schlank, im Alter aber ziem- 
lich kräftig und gedrungen, der namentlich beim erwachsenen Tiere 
durch eine sehr deutliche 
QOuerfalte gesonderte Kopf 4 
beträgt etwa ein Drittel der «7 
Rumpflänge, und dessen X 
Höhe kommt _beiläufig 
seiner halben Breite und 
dem dritten Teile der Länge 
gleich; er ist in der Schläfen- 
gegend besonders bei grö- 
Beren Stücken stark backen- 
artıg aufgetrieben, von den 
Augen nach vorn bei Jungen 
weniger, bei Alten hingegen 
ziemlich stark, obwohl nur 
allmählich zugespitzt, und 
dann im Schnauzenteile 
sehr deutlich von der Seite 
zusammengedrückt. Der 
Gaumen ist immer bezahnt, 
die Vorderbeine reichen an 
den Körper angelegt nicht 
ganz bis zu den Nasen- 
löchern, die Hinterbeine 
fast immer bis zu den 
Achseln. Der an der Wurzel 
sehr kräftige, dann allmäh- Fig. 102. 
lich in eine sehr dünne Lacerta ocellata Daud. a juvenis, b adolescens. 
Spitze ausgezogene Schwanz 
nimmt etwa zwei Drittel der ganzen Körperlänge hinweg. 

Die Beschilderung des Pileus ist je nach dem Alter sehr ver- 
schieden, stets aber durch die bedeutende Entwicklung des Occipitale 
ausgezeichnet, dessen Querdurchmesser den des Frontale fast immer 
merklich übertrifft, ja nicht selten die ganze Breite des Hinterkopfes 





504 Lacertidae. 


einnimmt. Die größte Breite zeigt übrigens dieses Schild bei ganz 
jungen Tieren, indem es hier vollkommen quer und gewöhnlich 
etwa dreimal so breit als lang erscheint; mit zunehmendem Alter 
wird es jedoch immer schmäler, so daß es bei mittleren Stücken 
etwa zweimal, bei erwachsenen aber anderthalbmal oder auch 
noch weniger, aber doch stets entschieden breiter als lang und fast 
immer mindestens so breit als das Frontale und gewöhnlich auch 
breiter als jedes einzelne Parietale ist; sein Vorderrand ist an der 
Spitze stets abgestutzt, die Form also mehr oder weniger trapezisch. 
Das Interparietale ist fünfeckig, in der Jugend größer, im Alter kleiner, 
hier nach rückwärts immer stark, dort mitunter nur wenig verengt, 
seine Veränderlichkeit in Größe und Form übrigens meist weniger 
auffallend, als bei den anderen Kopfschildern. Sehr verschieden 
nach dem Alter sind hingegen wieder die Frontoparietalen, welche 
bei ganz jungen Stücken quer und viel breiter als lang, bei mittleren 
etwa ebenso breit als lang, bei erwachsenen aber fast stets länger als 
breit und dann an der Parietalnaht oft deutlich ausgebuchtet erschei- 
nen; desgleichen ist auch das Frontale ziemlich veränderlich, indem 
es sich in der Jugend nach rückwärts bedeutend verschmälert, mit 
zunehmendem Alter aber immer breiter wird, so daß es bei ganz 
erwachsenen Individuen in seiner ganzen Erstreckung ziemlich 
gleich breit erscheint; auch ist sein Hinterrand bei jüngeren Tieren 
kurz dreieckig ausgezogen, bei alten Exemplaren jedoch deutlich 
zweimal nach einwärts gebuchtet und infolgedessen als kurze, aber 
scharfe Spitze zwischen die Frontoparietalia eingekeilt. Der Discus 
palpebralis ist in der Jugend wegen des hier bedeutend schmäleren 
Frontale etwas breiter als im Alter, der Außenrand desselben stets 
durch eine Reihe kleiner Schuppen gesäumt, und während die Prä- 
frontalen bei jungen Stücken breiter als lang erscheinen, ist bei den 
älteren Tieren das Gegenteil der Fall. Das unveränderlichste aller 
Kopfschilder ist jedenfalls das Internasale, welches etwa so lang als 
breit und stets von gerundet rhombischer Gestalt ist. Die Beschaffen- 
heit der Parietalen ist natürlich je nach der Form und Größe der an 
dasselbe stoßenden Schilder verschieden, so daß sie namentlich nach 
hinten bald mehr, bald weniger verengt erscheinen; in allen Fällen 
sind sie jedoch nach außen stets von zwei größeren, länglichen Supra- 
temporalen begrenzt. Endlich werden die bei ganz jungen Tieren 
vollkommen ebenen Kopfschilder mit zunehmendem Alter immer 
unebener, so daß sie bei Erwachsenen häufig ganz unregelmäßig 
vertieft, gefurcht oder gerunzelt, oder auch mit den Rändern pa- 
rallelen Linien oder Streifen versehen sind, wobei dann auch sämt- 
liche Nähte meist stark vertieft und die Schilder selbst mehr oder 
weniger erhaben oder gewölbt erscheinen. 


Die über oder etwas hinter der vordersten Supranasalnaht 
liegenden, rundlichen Nasenlöcher sind nach hinten von zwei kleinen, 
ziemlich gleich großen Postnasalen begrenzt, welche genau über- 
einandergestellt sind; das dem zweiten Lippenschilde aufliegende 
Frenale ist kaum länger als ein einzelnes, aber etwa ebenso hoch als 
beide Postnasalen zusammengenommen, meist etwas schief von vorn 
nach hinten gerichtet. Das namentlich im Alter nach vorn stark 


Lacerta. j 505 


verschmälerte Frenookulare ist sehr groß, etwa so lang wie seine 
Entfernung von der Schnauzenspitze. Das untere Augenlid ist in 
der Mitte mit kleinen, platten und polygonalen Schildchen bedeckt, 
welche in regelmäßige Längsreihen gestellt sind. Von den sieben 
bis acht Supralabialen liegt das fünfte unter dem Auge und ist von 
einer schief vom Präokulare nach unten und hinten verlaufenden 
Längsfurche durchzogen; die Zahl der Supraciliaren beträgt 5—6. 
Die Schläfen sind mit großen, bald flachen, bald mehr gewölbten 
Schildern bedeckt, welche von unregelmäßig polygonaler Form sind 
und gegen die Ohröffnung allmählich an Größe abnehmen, übrigens 
in der Jugend im ganzen oft sehr klein und schuppenartig sind; ein 
Massetericum ist wohl niemals, das Tympanale nur ausnahmsweise 
entwickelt. Das ziemlich weit geöffnete Ohr ist etwa eiförmig. 
Die Sublabialen und Submaxillaren sind in der Regel in der Sechs- 
zahl vorhanden. Die Körperschuppen sind klein, am Rücken rund- 
lich eiförmig, körnig, und — etwa mit Ausnahme jüngerer Stücke — 
bei schiefer Ansicht unter der Lupe wenn auch schwach, so doch 
immerhin meist ziemlich deutlich dachig gekielt, an den Seiten hin- 
gegen nur mehr etwas der Länge nach aufgetrieben, auch weniger 
dicht gestellt, gegen den Bauch zu endlich immer größer, flacher, 
rhombisch und geschindelt werdend, etwa zwei bis drei Querreihen 
der Länge eines Bauchschildes entsprechend. Die Seiten des Halses 
sind mit rundlich körnigen Schuppen bedeckt; dasselbe ist in der 
Jugend auch mit der Unterseite des Kopfes der Fall, obwohl sie hier 
mit zunehmendem Alter schwach konvex und ziemlich regelmäßig 
sechseckig werden. Die Kehlfurche ist kaum angedeutet, das aus 
etwa 9 bis 14 Schuppen bestehende Halsband gezähnelt. Von 
den in 8 Längsreihen stehenden Bauchschildern sind die zwei 
äußersten voneinander an Breite kaum verschieden; die Oberschild- 
chen sind sehr entwickelt und mitunter so groß, daß sie häufig als 
eine zehnte Ventralreihe aufgefaßt werden. Das Anale ist groß, 
nach vorn zu von zwei bis drei Bogenreihen rhombischer oder deltoidi- 
scher Schuppen umgeben; Schenkelporen sind meist ıı bis I7 vor- 
handen, obwohl ihre Zahl manchmal auch bis auf 20 gesteigert er- 
scheint. Die verlängert viereckigen Schwanzschuppen sind oben 
besonders im Alter ziemlich scharf gekielt, ihr Hinterrand bei jüngeren 
leicht abgerundet, bei älteren Tieren jedoch in eine kurze Spitze 
ausgezogen; unten sind dieselben glatt und gerade abgestutzt und 
erst nach hinten zu mit sehr feinen Kielen versehen. 

Ganz junge Exemplare sind auf graugrünem oder braungrauem 
Grunde mit mehr oder weniger rundlichen und meist ziemlich großen 
schwarzen Flecken besetzt, welche einen im Leben gelben, im Tode 
weißlichen Mittelpunkt besitzen. Diese Augenflecken, die gewöhnlich 
ziemlich gleichmäßig über den ganzen Oberkörper verteilt sind, 
zeigen sich oft in sehr deutliche Reihen gestellt und namentlich bei 
ganz jungen Stücken sehr häufig zu unregelmäßigen Querbinden 
vereinigt. Der Kopf ist in diesem Alter oft gelblich gefleckt, das 
obere Augenlid mit einem großen, schwarzen Punkte versehen; ähn- 
liche Fleckenzeichnungen wie am Oberkörper finden sich, obwohl 
minder ausgesprochen, auch auf der Oberseite der Beine; der Schwanz 


506 Lacertidae. 


ist meist unregelmäßig gefleckt oder geringelt, die Unterseite weiß, 
mit grünlichem Anflug. Je älter nun das Tier wırd, desto mehr 
vergrößern sich die hellen Mittelpunkte obgenannter Augenflecke, 
wobei dann ihre Farbe zugleich lichter, grüngelb oder grünlich wird, 
während die schwarzen Umrandungen der benachbarten Makeln 
zu einem unregelmäßigen Netzwerk zusammenstoßen, in dessen 
Maschen sich dann später dunklere Schuppen als Mittelpunkte her- 
ausbilden, so daß dadurch wieder ziemlich deutlich Augenflecken 
entstehen, die aber mit fortschreitendem Alter durch Vergrößerung 
der dunklen Mittelpunkte allmählich in helle Ringe übergehen, die 
nun endlich bei ganz erwachsenen Tieren meist auch wieder von 
außen oder innen durch die dunklere Farbe durchbrochen werden, 
und auf diese Weise in mehr oder weniger unregelmäßige Schnörkel 
und Striche zerfallen, die oft die ganze Oberseite überziehen und nur 
an den Seiten die ursprüngliche Ringform noch öfters erkennen 
lassen. Je nachdem nun das ursprüngliche Dunkle der Ringflecken 
oder die hellere Farbe der Zwischenräume im Alter mehr zur Geltung 
kommt, sind dann die erwachsenen Tiere entweder lichter oder 
dunkler grün oder auch olivenfarben, übrigens nur selten einfarbig, 
sondern meist mit gelblichen oder schwärzlichen Schuppen unregel- 
mäßig untermischt, oder aber die Oberseite erscheint vorherrschend 
schwarz und gewöhnlich mit verloschenen, unregelmäßigen, oliven- 
grünen Flecken und gelbgrünen Schuppen unordentlich gesprenkt, die 
dann wieder durch Zusammenfließen häufig unregelmäßig schrift- 
artige Zeichnungen bilden oder auch größere, inselartige Räume 
einschließen, in deren Mitte dann gern hellere, augenförmig gestellte 
Schuppen auftreten. Bei ganz großen Exemplaren ist in der Regel 
der Kopf und der Anfang des Rumpfes gleich- und einfarbig, ohne 
Zeichnung, bei mittelgroßen Stücken die Rumpfseiten häufig mit 
zwei bis drei Reihen ziemlich großer, lichtblauer Augenflecken ge- 
ziert, die bald mehr, bald weniger hervortreten. Die Beine sind im 
allgemeinen wie der Oberkörper, obwohl minder scharf und aus- 
gesprochen, gezeichnet, der Schwanz entweder ganz einfarbig, oliven- 
oder braungrau, manchmal aber auch bald mehr, bald weniger mit 
schwärzlichen Schuppen untermischt, die gern zu mehreren bei- 
sammenstehen und namentlich bei jüngeren Tieren oft zu teilweisen 
dunklen Ringen zusammenfließen. Die Unterseite ist immer un- 
gefleckt, einfarbig weißgelb. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 50—64 cm; Be- 
driaga gibt dieselbe in seinen „Beiträgen zur Kenntnis der La- 
certiden-Familie‘‘ pag. 26 auf ı m an. So riesige Stücke sind mir 
aber weder selbst jemals untergekommen, noch finde ich deren 
anderweitig in der Literatur erwähnt. 

Lacerta ocellata gehört der Fauna des südwestlichsten Europas 
an. Von der Pyrenäischen Halbinsel, woselbst sie in Spanien und 
Portugal gleich häufig ist, tritt sie nach Frankreich über, wo sie 
allerdings nur in den südlichen Departements vorkommt, nach 
Norden zu aber schnell abnehmend nur bis gegen den 46. Breitegrad 
zu finden ist. Längs der Küsten des Mittelmeeres zieht sich dann 
die Art auch noch in einen kleinen Teil Italiens hinein, wo Spezzia, 


Lacerta. \ 507 


etwa unter dem 10.° ö. L. v. Gr., der östlichste Punkt ihrer Ver- 
breitung sein dürfte. 

Das Tier hält sich in seiner Heimat besonders gerne unter den 
am Boden liegenden Blattwedeln der Zwergpalme (Chamaerops hu- 
milis L.) auf und steigt während der heißesten Sommermonate 
häufig in die ausgetrockneten Betten von Bächen und Flüssen hinab. 
Es nährt sich von größeren Insekten und kleineren Wirbeltieren, 
besonders von Eidechsen, ist äußerst scheu und flüchtig und vermag 
sich mit seinem kräftigen Gebisse ganz nachhaltig zu verteidigen, 
daher es auch von den Eingeborenen ziemlich gefürchtet wird; in 
Zorn und Erregung stößt es die Luft mit solcher Gewalt aus den 
Lungen aus, daß hiedurch ein förmliches Zischen entsteht. Wie die 
meisten Eidechsen paart sich ocellata schon vor Vollendung ihres 
Wachstums, doch scheinen von solchen Tieren abgelegte Eier selten 
zur Entwicklung zu kommen; bei reifen Weibchen sind dieselben 
etwa 26 mm lang. 

Die Gefangenschaft verträgt diese Art ganz gut und hat ein 
Exemplar im Wiener Hofmuseum einmal volle neun Jahre gelebt; 
sie gewöhnt sich auch nach und nach an den Menschen, obwohl sie 
kaum jemals so zahm wird, wie Lacerta viridis. Als Hauptbedingung 
für das Gedeihen der Pfleglinge ist reichliche Fütterung und eine 
gleichmäßige Temperatur anzusehen. Erstere kann aus allen mög- 
lichen, selbstverständlich nicht zu kleinen Insekten, aus Blind- 
schleichen, jungen Schlangen und Eidechsen, ja selbst aus Mehl- 
würmern bestehen, die sie auch nicht ungerne fressen, deren sie aber 
wegen ihrer Größe eine ziemliche Menge bedürfen, so daß diese 
Art der Fütterung verhältnismäßig ziemlich teuer kommt. Bei 
meinen Gefangenen habe ich auch wiederholt beobachtet, daß, wenn 
sie früher auch noch so gerne Mehlwürmer fraßen, dieselben, sobald 
sie einmal Eidechsen erhalten hatten, nicht mehr genommen wur- 
den; nur Küchenschaben ( Periplaneta orientalis L.) wurden immer 
und mit großem Appetit verzehrt. Da die Tiere gerne und oft trinken, 
ist auch diesem Bedürfnisse Rechnung zu tragen. Was die Tempera- 
tur anbelangt, so soll dieselbe im allgemeinen unter 15° C. nicht 
herabgehen und sind namentlich plötzliche und unv enifel- Ände- 
rungen in dieser Richtung zu vermeiden. Ungeachtet dessen sind 
diese Eidechsen auch in bezug auf Wärme nicht immer sehr an- 
spruchsvoll und sind manche meiner Gefangenen in der Sonne schon 
öfters anfangs März, ja mitunter selbst bereits Ende Februar zum 
Vorschein gekommen. Den Winter haben dieselben ziemlich tief 
im Boden unter Moos in einer von ihnen selbst angelegten kreis- 
förmigen Vertiefung zusammengekrümmt liegend zugebracht. Ganz 
kleine, erst im Hochsommer ausgekrochene Junge blieben wohl 
auch die ganze kalte Jahreszeit hindurch ruhig unter einem größeren 
Steine sitzen. Die Überwinterung fand stets im ungeheizten, aber 
frostfreien Zimmer statt. 

Daß für ein so großes Tier das Terrarium nicht zu klein sein darf, 
versteht sich wohl von selbst, ebenso daß es wegen seiner Stärke 
und Raubgier nicht mit kleineren Gattungsyenwandizuig vereint 
gehalten werden kann. 


508 Lacertidae. 


24. Lacerta praticola: Caput mediocre, rostro obtuse acuminato, dis- 
co palpebrali margine externo granulis instituto, scuto occipitali 
parietali multo breviori. Postnasale unicum, supralabialibus 
anteriorıbus quatuor. Tempora scutellata, masseterico et tym- 
panalı distincto. Squamae notaei oblongo-hexagonae, carinatae, 
laterales dorsalibus minores. Collare subdentatum, ventralium 


series sex. — Long. I2—I5 cm. 


Lacerta praticola Eversm. Lac. Imp. ross. Nouv. mem. soc. imp. 
natur. Mosc. III, pag. 345, tab. XXX, fig. 2 (I834), — Lacerta mu- 
ralis subsp. fusca DBedrg. Bull. Mosc. no. 3, pag. 29 (1879). 


Eine in Habitus und Zeichnung der Lacerta muralis und vivipara 
ähnliche, aber etwas kleinere und schmächtigere Art. 

Der Körper ist schlank, der Kopf mäßig groß, merklich breiter 
als hoch, nach hinten nur wenig backenartig erweitert, oben vom 





Lacerta praticola Eversm. 
a Internasale, b Praefrontalia, c Frontale, d Fron- 
toparietalia, e Interparietale, / Occipitale. 


Scheitel nach vorne zu 
sehr sanft nach abwärts 
gewölbt, mit kurzer, ziem- 
lich breit verrundet zu- 
gespitzter Schnauze und 
deutlich vertiefter Zügel- 
gegend. Der Pileus ist 
etwa dreimal, der Abstand 
von der Schnauzenspitze 
zum Halsband etwas über 
anderthalbmal im Rumpfe 
enthalten, dieser abge- 
flacht, beim Weibchen 
etwas länger als beim 
Männchen; die Hinter- 
beine reichen bei letzterem 
bis zur Achselhöhle, bei 
ersterem zum vorderen 
Rumpfdrittel. Der nach 
rückwärts allmählich ver- 
dünnte Schwanz beträgt 
etwa zwei Drittel der ge- 
samten Körperlänge und 
ist beim Männchen ge- 
wöhnlich etwas länger als 
beim Weibchen. 


Wenn wir den Pileus dieser Art unter Zugrundelegung eines 
größeren Materiales einer näheren Prüfung unterwerfen, so wird man 
alsbald bemerken, daß derselbe häufig so mannigfache Abänderungen 
zeigt, wie bei keiner anderen ZLacerta und muß man daher praticola als 
eine noch in der Differenzierung begriffene Eidechse ansehen, bei dersich 
die Speziesmerkmale noch nicht endgültig festgesetzt haben. In den 
fünf nebenstehenden, die Mittellinie des Pileus darstellenden Zeich- 
nungen haben wir versucht die hauptsächlichsten, aber lange nicht 
alle diese Verschiedenheiten zur Anschauung zu bringen. 


Lacerta. 509 


Das Rostrale ist niedrig, mindestens zweimal so breit als lang, 
in sehr stumpfem Winkel auf den Pileus übergewölbt, sein von oben 
sichtbarer Teil länger als die hinter ihm liegende Supranasalnaht. 
Das Internasale ist in der Regel breiter als lang, nach rückwärts 
bald mehr, bald weniger, mitunter aber selbst bis zum Frontale 
verlängert, seine hintere Spitze manchmal abgeschnürt und als 
akzessorisches Schildchen zwischen das Internasale und Frontale 
eingeschoben, in allerdings sehr seltenen Fällen sogar der ganzen Länge 
nach geteilt. Die Präfrontalen sind gewöhnlich breiter als lang, ihre 
Form aber selbstverständlich durch das obgeschilderte Verhalten 
des Internasale bedingt. Das Frontale ist stets länger als sein Ab- 
stand von der Schnauzenspitze, ziemlich breit, im Alter gewöhnlich 
nicht stark, in der Jugend dagegen merklich nach rückwärts verengt, 
seitlich meistens nur mäßig eingebuchtet, vorne meist stumpf oder ver- 
rundet, hinten aber fast immer ziemlich spitz ausgezogen. Der Discus 
palpebralis ist in der Regel etwas schmäler als das Frontale und am 
Außenrande mit 2—7 Körnern versehen, die gewöhnlich neben der 
Ouernaht der Discoidalschilder stehen, deren vorderes, wenn auch 
nicht bedeutend, so doch meist deutlich größer ist, als das hintere; das 
letzte Supraokulare ist manchmal in 2—3 Schilder zerfallen. Die 
Frontoparietalen sind länger als breit und die beständigsten der 
ganzen Kopfbedeckung. Das Interparietale ist bei normaler Pileus- 
bildung stets bedeutend länger als das Occipitale und nach rück- 
wärts immer merklich verschmälert; sehr häufig zeigt sich aber 
zwischen diesen beiden Schildern ein kleineres drittes eingeschoben, 
das durch Ouerteilung des einen oder des anderen der genannten 
entstanden ist und natürlich dann auch die Form derselben modifi- 
ziert ; seltener kommt es vor, daß das Interparietale von dem Occipitale 
durch die zwischen ihnen zusammenstoßenden Parietalen getrennt. 
ist, oder es sind zwischen denselben sogar drei kleine Schildchen 
eingeschoben, von denen das vorderste aus der abgetrennten Hinter- 
spitze des Interparietale, die beiden seitlichen aber aus Abschnitten 
der Parietalen bestehen. Letztere sind länger als breit, nach außen 
verrundet, hinten abgestutzt und das oberste Postokulare niemals 
berührend. 

Das über der vordersten Supralabialnaht stehende Nasenloch 
ist rund und ziemlich groß, vom Rostrale etwas entfernt, hinten von 
einem einzigen Postnasale begrenzt, das Frenale etwa doppelt so breit 
wie das Postnasale, vorwiegend über das zweite Supralabiale ge- 
stellt; das kurze Frenookulare ist höchstens so lang wie seine Ent- 
fernung vom Hinterrande des Nasenloches. Supraciliaren sind 5, 
seltener 6, vordere Supralabialen 4, hintere 2 vorhanden. Die Schläfen 
sind mit Schildern von sehr verschiedener Zahl und Größe bedeckt 
die am Außenrande der Parietalen gewöhnlich zu 2—3 größeren 
Supratemporalen entwickelt sind. Das fast niemals fehlende Masse- 
tericum, sowie das stets vorhandene Tympanale sind sehr groß, 
ersteres mitunter vom vordersten Supratemporale bis zu den hinteren 
Supralabialen hinabreichend, übrigens von diesen und meist auch 
von jenem in der Regel durch eine einzige Schuppenreihe getrennt. 

Der Rumpf ist in höchst eigentümlicher und sehr charakteristi- 


510 Lacertidae. 


scher Weise beschuppt. Die ganze Rückenzone in der Breite des Pileus 
zeigt nämlich große, verrundet sechseckige und scharf gekielte Schup- 
pen neben welchen viel kleinere liegen, die eine dem Temporalbande 
entsprechende Längszone von den ersteren an Größe bedeutend nach- 
stehenden Schuppen bilden; unter diesen kommen dann ziemlich 
unvermittelt wieder bedeutend größere. Man kann sonach am Rumpfe 
drei Längszonen von an Größe scharf geschiedenen Schuppen unter- 
scheiden, und zwar eine Zone großer Rücken- und unterer Seiten- 
und dazwischen ein Längsband bedeutend kleinerer Schuppen. Von 
den untersten entsprechen meistens zwei, seltener drei Querreihen 
einem Ventrale. Die Schenkelschuppen sind kleiner als die dorsalen 
und körnig, die der Schienen größer, rhombisch und gekielt. Die obe- 
ren Schwanzschuppen sind scharf gekielt, hinten stumpfwinklig 
ausgezogen. 

Die Anzahl der Sublabialen beträgt 6—7, die Kehlschuppen 
sind nach hinten stark vergrößert, die Kehlfurche durch etwas kleinere 
Schuppen kaum angedeutet, das aus 6—7 Schuppen gebildete Hals- 
band gezähnelt. Von den in sechs Reihen stehenden Ventralen sind 
die zwei mittleren. schmäler, Oberschildchen sind in der Regel keine 
entwickelt, die Schenkel vor den Poren gewöhnlich nur mit zwei 
Reihen kleinerer Schuppen, jene meist 9—ı2 vorhanden. Das sehr 
große Anale ist von 8—Io Schildchen gesäumt, die anfangs glatten 
und abgestutzt oder verrundeten unteren Schwanzschuppen werden 
sehr bald scharf gekielt und zugespitzt, von den zwei Mittelreihen 
sind höchstens die im ersten Wirtel stehenden breiter als lang. 

Die Färbung und Zeichnung weist wenig Verschiedenheiten auf. 
Die Oberseite ist grau, braun oder olivenfarben, mitunter mit ziemlich 
zerstreut stehenden kleinen schwarzen Punkten besetzt. Über die 
Rückenmitte zieht bis auf die Schwanzwurzel fast immer ein nach dem 
Pileus zu schmäler werdendes, bald mehr, bald weniger breites brau- 
nes ÖOccipitalband hin, das durch demselben seitlich anliegende 
schwarze Punkte oder Striche oft gezackt erscheint. Nach M&hely 
soll diese Mittelbinde bei grauen Stücken manchmal auch ziegelrot 
sein. An den Körperseiten läuft dann in der Regel jederseits eine viel 
breitere und meistens auch dunklere, oft nahezu schwarze Temporal- 
binde hin, welche durch einen weißlichen Längsstreifen im unteren 
Drittel geteilt ist und auch an dem oft mehr oder minder zackigen 
Oberrande manchmal heller gesäumt erscheint. Der obere Teil dieser 
Binde fällt gewöhnlich mit der früher erwähnten Zone der kleine- 
ren Seitenschuppen zusammen. Der Pileus und die Beine sind wie 
der Rücken gefärbt, ersterer öfters mit meist ziemlich vereinzelt 
stehenden schwarzen Sprenkeln, letztere gewöhnlich ungefleckt 
oder nur mit äußerst schwachen Spuren hellerer Tupfen. Ebenso ist 
auch der Schwanz gefärbt, der meistens auch ungezeichnet oder nur 
hie und da mit kleinen schwarzen Punkten oder Strichflecken ver- 
sehen ist. Die Unterseite ist stets ungefleckt, am Kopf und Schwanz 
weißlich, am Rumpfe beim Männchen hell erbsengrün, beim Weib- 
chen lebhaft schwefelgelb. 

Praticola ist die kleinste europäische ZLacerte, indem ihre Gesamt- 
länge das Ausmaß von 15 cm kaum überschreitet. 


Lacerta. 5ı1 


Diese bisher nur aus dem Kaukasus bekannt gewesene Eidechse 
ward von dem verdienstvollen Herpetologen Prof. v. Mehely auch 
im südöstlichsten Ungarn entdeckt, woselbst sie bei Zlaticza im Lokva 
Gebirge in der Nähe von Fehertemplom (Ungarisch Weißkirchen), 
sowie im Czernatale um das berühmte Herkulesbad bei Mehadia 
in der Nähe von Orsowa, und zwar hier auf Bergen bis zu 569 m Meeres- 
höhe recht häufig vorkommt. Nach dem genannten Forscher hält sie 
sich mit Vorliebe besonders in der Nähe des Wassers an lichten 
Waldstellen in selbstgegrabenen, bis 15 cm langen Gängen zwischen 
Gebüsch und Wurzelwerk auf und ist am leichtesten in den frühen 
Vormittags- oder späteren Nachmittagsstunden zu erbeuten, da 
sie eine allzustarke Besonnung scheut; außer ihrer Grabfähigkeit 
kann sie auch ganz gut klettern. Die Paarung findet wohl im Monate 
Mai statt und die 4—6 Eier werden Ende Juni gelegt; dieselben haben 
eine ziemlich derbe, pergamentartige Schale, bei einer Länge von etwa 
Io mm gegen 6,5 mm Durchmesser, sind rein weiß und von gewöhn- 
licher Eiform. 

Das Tier wird in der Gefangenschaft bald zahm und kann mit 
Fliegen, Heuschrecken, Spinnen, Cikaden, Kleinschmetterlingen 
und nackten Raupen von entsprechender Größe ernährt werden; 
Blattläuse, Ohrwürmer und Blattwespen werden weniger gerne ge- 
nommen, Käfer, Würmer und Nacktschnecken stets verschmäht; 
es trinkt wenig und beschränkt sich in dieser Richtung meist nur auf 
das Auflecken von Wassertropfen, daher eine öftere Bebrausung 
des Terrariums geboten erscheint. 


25. Lacerta vivipara: Caput parvum, depressum, rostro obtuse acu- 
minato, disco palpebrali granulis destituto, scuto occipitali parvo. 
Postnasale unicum, swpralabialia anteriora quatuor. Tempora 
scutellata. Squamae notaei oblongo-hexagonae, distincte carinatae 
supracaudales apice acutae. Cauda basım crassiuscula corpore 
paulo longior. Collare denticulatum, ventralium series sex. — 
Long. 12—ı6 cm. 


Lacerta agilis Linne Syst. nat. I, pag. 363, part. (1748). — La- 
certa vivipara ]Jacq. nov. acta helvet. I, pag. 33, tab. I (1787). — 
Lacerta aedura Sheppard Descript. et Brit. Liz. in Transact. Linn. 
Soc. VII, pag. 50, 2 (1804), — Zootoca vivipara Wagl. nat. Syst. 
d. Amphib. pag. 155 (1830. — Zootoca muralis Gray Catal. slend. 
tong. in Jard. Ann. nat. hist. I, pag. 279 (1838. — Zootoca montanal 
Bonap. Amphib. europ. pag. 21 (1839). 


Typus: Supra fuscescens, taenia dorsali nigrescenti,; lateribus ob- 
scurioribus punctis flavidis seriatis. Subtus crocea, nigro-punc- 
tata (&) aut albida vel rubescens, concolor (Q). 


Lacerta crocea Wolfin Sturm Deutschl. Fauna III, 4. Hft. c, fig. 
(1805). — Lacerta pyrrhogaster Merr. Syst. amphib. pag. 67, 
16 (1820). — Lacerta chrysogastra Andrzejowski Amphipb. 
nostr. in Nouv. mem. de la soc. imp. d. natur. de Moscou II, pag. 325, 2, 
tab. XXII, fig. 9 (1832). — Zootoca crocea Wiegm. Herpetol. 
mexic. I, pag. 9 (1834). —Zootoca pyrrhogastra Tschudi Monogr. 
d. Schweiz. Eidechs. pag. 27 (1837). 


512 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 
var. 


var. 


juv. 


Lacertidae. 


a) Supra fuscescens, maculis seriatis nigris lineis flavidis albisve 


adjacentibus. 
Lacerta viridis Latr. hist. natur. d. Salam. de France XVI, g 
(1800). — Zootoca Jaquinii Cocteau in Guer. Magas. de Zool. 


Reptil. tab. 9. (1835). 


b) Ut supra, sed lineis albescentibus ad latera Praesertim per 
longitudinem confluentibus. 
Zootoca Guerinii Cocteau in Guer-Magas. de Zool. Reptil. tab. 9. (1835). 


c) Ut supra, sed etiam maculis atris per longitudinem confluen- 
tibus. 


Lacerta Schreibersiana Milne Edw. Recherch. pour. serv. a 
l’hist. d. lez. in Ann. d. scienc. natur. XVI, pag. 83, 4, tab. V, fig. 5 (1829). 


d) Ut supra, sed maculis nigrescentibus laterum evanıdıs, dorsa- 
libus plus minusve conspieuis. 

e) Maculis taeniisgue omnibus plus minusve obsoletis. 

f) Supra fuscescens, punctis atris albo-ocellatis; subtus albo- 


chalybaea. 
Lacerta.montana Mikan in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 c, 
fig. (1805). — Zootoca montana Tschudi Monogr. d. Schweiz. 
Eidechs. 


g) Supra et subtus atra, concolor. 
Lacerta nigra Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 e., fig. 
(1805). — Lacerta atra ibid. Index (1805). — Atropis nigra 
Glückselig Böhm. Reptil. u. Amphib. Lotos. pag. 138 (1851). 
Supra et subtus atra aut aeneo-nigrescens, dorso punctis seriatıs 
albicantibus plus minusve conspicuns. 
Lacerta unicolor Kuhl Beitr. z. Zool. pag. 121 (1820). 


Der Körper ist bald mehr, bald weniger schlank, der mäßig 


gestreckte Kopf von den Augen nach vorne allmählich verengt, oben 








flach, gegen die Schnauzenspitze sehr sanft 
nach abwärts geneigt, mit ziemlich senk- 
rechten Seiten. Die Beine sind kurz, die 
vorderen meist nur bis zum Vorderrande der 
Augen, die hinteren gewöhnlich nicht viel 
über die Rumpfmitte oder höchstens bis 
gegen die Achseln, nie aber bis zu ihnen 
selbst reichend. Die schwach kompressen, 
schwärzlichen Krallen sind etwas nach auf- 
wärts geneigt, die vorderen länger als an der 
Wurzel breit, die hinteren fast immer so 
lang als breit. Der sehr kräftige Schwanz 
Fig. 104. ist in seiner ersten Hälfte fast gleich dick, 


Lacerta vivipara Ja, dann aber allmählich in eine kurze Spitze 


ausgezogen, seine Länge die des übrigen 


Körpers im männlichen Geschlechte um etwa ein Drittel, beim 
Weibchen kaum übertreffend. 


Das vom Nasenloch stets gesonderte Rostrale ist meistens ziem- 


lich stark auf den Pileus übergewölbt, hinten mit scharfer Spitze; 


Lacerta. 513 


die Supranasalen sind nach innen manchmal nur wenig, in der Regel 
aber ziemlich stark verengt, so daß sie mitunter gar nicht in der Mittel- 
linie zusammenstoßen und dann das Röstrale das Internasale berührt; 
letzteres ist im ganzen von gewöhnlicher Bildung, obwohl vorn ge- 
wöhnlich deutlich spitzer als hinten; desgleichen sind die Präfrontalen 
nach innen stets mehr oder weniger verengt, was in manchen Fällen 
in dem Grade der Fall ist, daß sie sich nicht einmal gegenseitig be- 
rühren und dann das Internasale mit dem Frontale zusammenstößt. 
Dieses ist groß, kurz und breit, mit ziemlich parallelen oder sanft 
geschwungenen Seiten, nach hinten nicht oder nur unmerklich ver- 
engt und deutlich breiter als der Discus palpebralis. Die Fronto- 
parietalia sind von gewöhnlicher Bildung, das Interparietale meist 
bedeutend, wenigstens aber fast immer merklich größer als das 
Occipitale. Der Discus palpebralis zeigt nach außen keine Körner- 
reihe und das vierte Supraokulare ist verhältnismäßig groß und 
gut entwickelt. Die meist ziemlich kurzen und breiten Parietalen 
sind am Außenrande gewöhnlich durch keine größeren Schilder gesäumt. 
Das einzige Postnasale ist schmal, viel höher als lang, nach oben meist 
stark verengt, das ebenfalls schmale Frenale etwa doppelt so hoch 
als lang, in seiner ganzen Erstreckung in der Regel ziemlich gleich 
breit und das Postnasale stets deutlich überragend. Das Freno- 
okulare ist viereckig, am Hinterrande manchmal mit schwachem 
Vorsprung. Die vier Supraciliaren sind länglich, schmal, von vorn 
nach hinten an Größe abnehmend, die Schläfen mit unregelmäßigen 
Schildern bedeckt, die mitunter ein größeres Massetericum zwischen 
sich einschließen; das Tympanicum ist stets vorhanden, das Auge 
nach unten von dem fünften Supralabiale begrenzt. Sublabialia sind 
gewöhnlich fünf, manchmal aber auch nur vier, Submaxillaria sechs 
vorhanden, die zwei vorderen Paare der letzteren fast doppelt so breit 
als lang. Die Nackenschuppen sind rundlich körnig, glatt, die des 
Rückens regelmäßig länglich sechseckig, sehr deutlich gekielt, schwach 
von außen nach innen geschindelt und nach den Seiten zu etwas 
breiter werdend; im allgemeinen entsprechen etwa zwei Schuppen- 
gürtel der Länge eines Bauchschildes. Die Kehlschuppen sind schwach 
konvex, die mittleren nach hinten bedeutend vergrößert, die Kehl- 
furche fehlt; das gezähnelte Halsband ist im Mittel aus 9 (8 bis Io) 
Schuppen zusammengesetzt. Die Bauchschilder stehen in 6 Längs- 
reihen, die eine etwa viereckige Gestalt haben und mit Ausnahme der 
deutlich schmäleren Mittelreihen ziemlich gleich breit sind, die Ober- 
schildchen sind klein und parabolisch. Die Aftergegend ist fast ganz 
durch das große Anale bedeckt, das von sechs bis sieben ebenfalls 
ziemlich großen Schuppen umgeben ist. Die Zahl der Schenkelporen 
wechselt zwischen 9 und I2, die Schenkel sind unten nur mit zwei 
Reihen kleinerer Schuppen bedeckt, die Schwanzschuppen oben sehr 
deutlich gekielt und hinten spitzwinklig ausgezogen, unten hingegen 
an der Schwanzwurzel vollkommen glatt mit verrundetem Hinter- 
ende, nach rückwärts aber immer mehr spitzwinklig und gekielt 
werdend, so daß sie etwa in der zweiten Hälfte des Schwanzes denen der 
Oberseite gleich werden; von den zwei Mittelreihen sind nur die des 
ersten Wirtels breiter als lang. 
Schreiber, Herpetologia europaea. 33 


514 Lacertidae. 


Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung ändert diese Art nicht 
so bedeutend ab, als die meisten anderen europäischen Lacerten, 
so daß verhältnismäßig nur wenig scharf ausgesprochene Varietäten 
entstehen. 

Die Grundfarbe der Oberseite ändert von Grau oder Graubraun 
durch Grünlich- oder Rötlichgrau ins Nuß- oder Holzbraune, ja 
ausnahmsweise bis zu Schwarz verschiedenartig ab, wobei in der Regel 
der Rücken heller als die Seiten erscheint und besonders die braunen 
Varietäten oft mit einem mehr oder weniger ausgesprochenen Bronze- 
schiller überzogen sind. Diese Färbungen treten jedoch nur selten 
allein auf, sondern sind in der Regel von verschiedenartigen dunkleren 
und helleren Flecken unterbrochen, die gewöhnlich mehr oder weniger 
deutlich gereiht sind, ja nicht selten auch zu binden- oder streifen- 
artigen Längszeichnungen verschmelzen. Bei der meist bräunlich 
gefärbten Grundform findet sich namentlich eine vom Occipitale 
über die Mittellinie des Rückens bis gegen die Schwanzmitte hin- 
ziehende Reihe von dunkelbraunen oder schwärzlichen Flecken, die 
nicht selten in ein mehr oder weniger zusammenhängendes Längsband 
vereinigt sind; auch sind die Seiten gewöhnlich mit Längsreihen 
gelblicher oder weißlicher Flecken oder Punkte versehen, von denen 
besonders eine vom Außenrande der Parietalen über die Rücken- 
seiten hinziehende Reihe am häufigsten auftritt. Indem nun diese 
Flecken oder Linien bald allein stehen, bald wieder an der Seite 
schwärzlicher Makeln liegen, können sie voneinander zugleich voll- 
kommen isoliert bleiben, oder auch zu bindenartigen Zeichnungen 
zusammenfließen, was sowohl mit den hellen, als auch mit den 
dunklen Flecken, manchmal aber auch mit beiden zugleich der Fall 
sein kann. Mitunter können auch nur die dunklen Makeln allein 
vorhanden sein, die dann ebenfalls oft zu streifenartigen Bändern 
zusammenhängen. Die Unterseite ist bei dieser Form im männlichen 
Geschlechte lebhaft dottergelb oder selbst orangegelb gefärbt und 
mit zahlreichen schwarzen Punkten gesprenkelt, beim Weibchen 
hingegen hell perlgrau oder weißbläulich und ungefleckt. Doch 
verhalten sich in letzterer Beziehung die Stücke nach den Stand- 
orten sehr verschieden, so daß sich einerseits das lebhafte Safran- 
gelb der Männchen bis zu einem unscheinbaren Lederfarben auf- 
hellen, anderseits wieder das Weiß der Weibchen mehr oder weniger 
ins Karminrote neigen kann: ersteres findet sich besonders bei nörd- 
lichen, letzteres namentlich bei Varietäten aus dem östlichen Europa. 

Bei der als Lacerta montana Mikan unterschiedenen Form 
zeigt die Oberseite eine etwas hellere, meist etwa grünlichbraune 
Grundfarbe, die von mehr oder weniger zahlreichen schwarzen Makeln 
unterbrochen ist, welche von gelblichen oder weißlichen Flecken 
begleitet oder geaugt erscheinen; die Unterseite ist hier in beiden 
Geschlechtern bläulichweiß. 

Eine dritte Form bildet endlich die Lacerta nigra W olf, welche 
durch eine ober- und unterseits ganz einfarbig schwarze Färbung 
sehr ausgezeichnet ist, obwohl nach längerem Liegen im Weingeist 
mitunter Spuren von Fleckenzeichnungen hervortreten. Bei dem 
höchst eigentümlichen Eindruck, den dieses Tier auf den ersten 


Lacerta. 515 


Anblick hervorbringt, ist es nicht zu wundern, daß diese Form von 
einigen Autoren für eine eigene Spezies gehalten wird, ja der selige 
Glückselig hat aus dieser Varietät sogar ein eigenes Genus 
(Atropis) konstruiert. 

Die Jungen sind ebenfalls dunkel, schwarz oder tief erzfarben 
und oft mit zwei Reihen hellerer Punkte versehen, die mitunter von 
einem dunkleren Hofe umgeben sind. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa I4—I6 cm; 
nach Werner soll sie selbst 18 cm erreichen, mir sind aber derartige 
Stücke niemals untergekommen. 

Lacerta vivipara ist ein mehr nordisches Tier, das ebenso hohen 
Temperaturen, wie anhaltender Trockenheit und starker Besonnung 
abhold ist. Sie hält sich daher vorwiegend auf feuchten oder selbst 
nassen Wiesengründen, sowie in Sümpfen und Torfmooren auf und 
zieht sich in den südlicheren Gebieten ihres Verbreitungsbezirkes ins 
Gebirge, in Wälder oder in die Nähe des Wassers zurück, wo sie die 
von ihr verlangten Lebensbedingungen trotz der niederen Breite 
noch immer vorfindet. Im Hochgebirge traf ich sie am häufigsten 
in der Nähe von Ameisenhaufen, eine Beobachtung, die seinerzeit 
schon Prof. Jeitteles auf den Tökeser Bergen in Oberungarn 
gemacht hatte. Im Walde hält sie sich am liebsten am Rande von 
Wegen und Straßen auf, in den die Seiten derselben einfassenden 
Stützmauern ihre Schlupfwinkel wählend; desgleichen wird sie da- 
selbst auch auf Baumstrünken namentlich in den Morgen- oder späte- 
ren Nachmittagsstunden sich sonnend aufgefunden, unter deren loser 
Rinde, sowie unter Moos oder Pflanzengestrüpp sie dann die Nacht 
oder die Zeit ungünstiger Witterung zubringt. In den Salzburger 
Alpen habe ich sie beispielsweise auch in den ausgetrockneten Betten 
von Wildbächen, sowie auf den hölzernen Zuleitungsrinnen der so- 
genannten Sussermühlen angetroffen. Sie kommt, wenn auch an ge- 
eigneten Örtlichkeiten stellenweise ziemlich häufig, doch niemals 
so massenhaft wie manche andere Lacerten, sondern stets mehr ver- 
einzelt vor, entfernt sich nicht weit von ihrem Schlupfwinkel, den sie 
beunruhigt oder erschreckt sofort aufsucht und sobald nicht wieder 
verläßt. Unter allen einheimischen Eidechsen ist sie eine der am 
wenigsten flinken und lebhaften und kann daher leicht mit der Hand 
gefangen werden, obwohl man sie, da sie schnell flüchtet, häufig 
aus ihren Verstecken herausholen muß. Gefangen sucht sie sich in 
der Regel nur durch heftige Windungen aber kaum jemals durch beißen 
zu befreien; nur in der Nähe des Wassers macht ihre Erbeutung oft 
Schwierigkeiten, da sie sich verfolgt sofort ins nasse Element rettet, 
in welchem sie trefflich schwimmend einen von ihrem Feinde ent- 
fernten Zufluchtsort zu erreichen trachtet, ja nicht selten sogar am 
Grunde weiterlaufend in einer am Festlande ausmündenden Höhlung 
verschwindet oder sich selbst nach Froschart in den Bodenschlamm 
einwühlt. In manchen Gegenden, wie beispielsweise am Nordufer 
der Adria im österreichischen Küstenlande, ist sie nahezu ein förm- 
liches Wassertier geworden. In den die dortigen Lagunen durchzie- 
henden breiten und tiefen Wassergräben traf ich das Tier nicht nur 
an deren Rande, sondern ebenso häufig mitten im Wasser auf den 


* 
33 


516 Lacertidae. 


großen schwimmenden Blättern der Seerose (N ymphaea alba L.) be- 
haglich in der Sonne sitzen; überrascht stürzt sie sich dann sofort in 
die Flut und schwimmt unter der Oberfläche und den sie schützenden 
Pflanzen weiter um dann in einiger Entfernung ein ihr hinreichende 
Sicherheit gewährendes Blatt zu besteigen; unter solchen Verhält- 
nissen ist sie allerdings nur mittelst eines langstieligen Netzes, und auch 
da nicht immer zu erhaschen. 

Wegen ihres verhältnismäßig geringen Wärmebedürfnisses kommt 
vivipara im Frühjahre zeitiger als andere Eidechsen zum Vorschein; 
sie ist, abweichend von allen Verwandten, lebendig gebärend, indem 
die allerdings noch fast immer von der Eihülle umschlossenen Jungen 
dieselbe sofort nach dem Wurfe sprengen und als niedliche schwarze 
Tierchen herauskriechen. Die Paarung findet gewöhnlich im Mai 
und der Wurf im Hochsommer statt, die Tragzeit währt etwa drei 
Monate, das Gebären selbst fällt meistens in die Nachtzeit; die Anzahl 
der Jungen beträgt 3—Io, gewöhnlich aber 5—8. 

Lacerta vivipara hat unter allen europäischen Eidechsen die größte 
horizontale Verbreitung, indem sie mit Ausnahme des südlichen 
und mittleren Italiens, sowie der Pyrenäen- und der Balkanhalbinsel 
unter geeigneten Verhältnissen durch ganz Europa hin vorkommt 
und im Gebirge bis gegen 3000 m Meereshöhe hinaufsteigt. Die süd- 
lichsten von ihr bewohnten Gebiete sind meines Wissens das Tarno- 
waner Gebirge bei Görz im österreichischen Küstenland und das im 
äußersten Südosten Siebenbürgens befindliche Burzenland, beide 
etwas unter dem 46° n. B. gelegen. In letzterem kommt sie nach 
Me&hely bis zu 2400 m hoch vor und auch im ersteren habe ich sie 
niemals unter IO00 m, aber stets nur im Walde angetroffen. 

In der Gefangenschaft wird diese Eidechse in kurzer Zeit zahm 
und zeichnet sich vor anderen Gattungsverwandten vor allem durch 
ihre große Gutmütigkeit aus, wobei sie allerdings denselben an Leb- 
haftigkeit und Beweglichkeit bedeutend nachsteht; sie ist ruhig und 
verträglich, zankt und streitet höchstens beim Fressen, wo sie ihren 
Mitgefangenen gerne den schon erfaßten Bissen zu entreißen sucht, 
was übrigens fast alle Eidechsen zu tun pflegen. Nach dem über ihre 
Lebensweise Gesagten ist es selbstverständlich, daß sie nicht zu trocken 
gehalten und vor stärkerer Besonnung zu schützen ist. Sie frißt am 
liebsten Regenwürmer, die wohl auch im Freien ihre hauptsächlichste 
Nahrung bilden dürften. Die Überwinterung hat in einem frostfreien 
Raume, niemals aber im geheizten Zimmer zu geschehen, weil sie 
die in letzterem herrschende Trockenheit der Luft nicht verträgt 
und unter diesen Verhältnissen fast immer eingeht. Wegen ihrer Vor- 
liebe für Feuchtigkeit ist das von ihr bewohnte Terrarium mit einem 
nicht zu kleinen Wassergefäße zu versehen, in welchem sie, nament- 
lich wenn etwas größere das Niveau überragende Steine darin liegen, 
sehr gerne und oft stundenlang verweilt. 


Amphisbaenidae. 817 


3. Familie. Amphisbaenidae. 


Caput antice scutatum. 

Oculi auresque latentes. 

Truncus ad latera sulcatus. 

Cutis plieis transversis et longitudinalibus in areas rectan- 
gulares divisa. 


Der Leib ist gestreckt, walzenförmig, in der Regel ziemlich 
gleichdick, vom Kopf und Schwanz entweder gar nicht oder sehr 
wenig unterschieden. Die etwa eiförmige Zunge ist breit und platt, 
nach vorn in zwei kleine, dünne Fäden auslaufend. Die Schnauze 
ist mit großen Schildern bedeckt, die hintere Kopfhälfte, sowie der 
übrige Körper aber durch rund herum ziehende, ziemlich tiefe Ouer- 
furchen in zahlreiche Ringe geteilt, welche wieder durch darauf 
senkrechte seichtere Längsfalten in lauter rechteckige Täfelchen 
zerfallen. Zu beiden Seiten des Rumpfes zieht eine tiefe — im Wein- 
geist durch Aufquellung oft verschwindende — Längsfurche hin, 
welche durch X-förmige feine Linien zerteilt ist. Die Augen sind 
äußerst klein und unvollkommen und durch die über sie hinweg- 
ziehende Körperhaut als oft kaum merkbare dunkle Punkte durch- 
scheinend. Die äußere Ohröffnung und die Gliedmaßen fehlen. Der 
After zeigt eine vor ihm hinziehende Porenreihe, der Schwanz ist von 
wechselnder Länge. 

Von den wenigen Gattungen dieser Familie ist in Europa nur eine 
einzige vertreten. 


I. Gattung. Blanus. 
Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 197, 6 (1830). 
Corpus apodum, lumbriciforme. 
Caput a trunco subdistinctum, scuto frontorostrali maximo. 
Scutelli praeanales poris perforati. 
Cauda conica, brevissima. 


Der Körper ist gestreckt, walzenförmig,. vollkommen von der 
Gestalt und Größe eines Regenwurmes. Der vom Rumpfe oberseits 
durch eine etwas tiefere Querfurche gesonderte Kopf ist nach vorn 
ziemlich stark, nach hinten kaum merkbar verengt, mit stumpf kegel- 
förmiger Schnauze. Die Bekleidung desselben ist sehr einfach, indem 
das vordere Drittel desselben oben fast ganz durch ein großes Schild 
eingenommen wird, das aus der Verschmelzung des Internasale und 
der Präfrontalen entstanden ist und als Frontorostrale bezeichnet 
wird. Die an die hinteren Seiten desselben stoßenden Okularia sind 
klein, die Augen vollkommen bedeckend, nach unten fast ganz dem 
Oberrande des zweiten Supralabiale aufliegend und mit ihrem nach 
hinten gerichteten Ende an das dritte stoßend. Der übrige Teil 
des Oberkopfes ist mit vier Querreihen regelmäßig rechteckiger 
Schildchen bedeckt, von denen sich die drei Vorderreihen durch ver- 
hältnismäßig bedeutendere Größe auszeichnen, was namentlich 


518 Amphisbaenidae. 


von den sechs in der Mittellinie hintereinander liegenden, etwa als 
Parietalia zu deutenden, der Fall ist, die an diese stoßenden, quer 
stehenden 3—4 Schilder können als Occipitalia betrachtet werden. 
Das Rostrale ist ziemlich groß, vierseitig, nach oben übergewölbt, 
nach rückwärts schwach verengt und daselbst am Ende breit abge- 
stutzt. Das Nasale ist mit dem ersten Supralabiale zu einem einzigen, 
großen, vierseitigen Schilde, dem Nasolabiale, verschmolzen, das bis 
zum Kieferrande hinabreicht und die kleinen Nasenlöcher trägt. 
Hinter diesem Schilde finden sich noch zwei ziemlich große Supra- 
labialia, von denen das vordere, mehr in die Höhe entwickelte, etwa 
bogig viereckig, das hintere, viel kleinere, aber mehr dreieckig ist. 
Die Unterseite des Kopfes trägt außer dem rückwärts breit abge- 
stutzten Mentale hinter demselben noch ein unpaares Submaxillare, 
das sich an Größe von dem Mentale meist wenig unterscheidet, übri- 
gens aber von sehr abwechselnder, gewöhnlich mehr oder weniger 
unregelmäßig polygonaler oder selbst rundlicher Gestalt ist. Von 
den drei Sublabialen ist das vorderste das kleinste, während von den 
zwei darauf folgenden das hintere meist größer ist. Die Mundspalte 
ist ganz auf der Unterseite gelegen, die kurz hinter dem Kopfe be- 
ginnende Seitenfurche bis zum After hinziehend; dieser selbst ist 
bogig, die unmittelbar vor ihm liegenden Täfelchen größer, meist 
viereckig, nach außen verschmälert, die vor diesen befindlichen 
Schildchen bedeutend kleiner, dreieckig oder trapezisch, nach außen 
vergrößert und von je einer Pore durchbohrt. Der Schwanz ist äußerst 
kurz, nicht abgesetzt und erst an seinem Ende in eine stumpf kegel- 
förmige Spitze ausgezogen. Die Haut ist weich, die Täfelchen auf 
Rücken, Schwanz und Seiten schmal, länger als breit, am Halse 
und auf der Unterseite etwas breiter. 

Die hieher gehörigen Tiere leben nach Art der Regenwürmer, 
mit denen sie auf den ersten Blick leicht verwechselt werden können, 
unter festaufliegenden Steinen in selbst gegrabenen Gängen, in denen 
sie bei herannahender Gefahr mit großer Schnelligkeit verschwinden. 
Sie halten sich vorzugsweise an der Nordseite von Böschungen und 
Abhängen an mehr kühlen und vegetationsarmen Örtlichkeiten auf. 
Außerhalb ihrer Schlupfwinkel an der Oberfläche der Erde werden sie 
im Freien selbst bei Nacht niemals angetroffen. Sie leben gerne ge- 
sellig und kann man nicht selten mehrere unter ein und demselben 
Steine finden. Bei feuchter Witterung, namentlich nach einem Regen- 
tage, prall und glänzend, sind sie dagegen bei trockenem Wetter 
schlaff und mager. Die Gesteinsart scheint auf die Tiere keinen Ein- 
fluß zu haben, da man sie ebensowohl im Urgebirge, wie auf Sediment- 
boden findet, ja manchmal sind sie selbst auf sandigem Terrain an 
Flußufern anzutreffen. Wie aus dem Mageninhalte getöteter Exem- 
plare ersichtlich ist, scheint ihre Nahrung im Freien vorwiegend aus 
kleinen Tausendfüßlern (Myriapoden) zu bestehen. 

In der Gefangenschaft ist ihnen ein Behälter anzuweisen, der 
eine 30—40 cm hohe Lage lockerer, mit Sand gemengter Erde enthält. 
welche bald nach allen Richtungen von ihren unteriridischen Gängen 
durchsetzt wird, in denen sie sich auch mit großer Schnelligkeit be- 
wegen, während sie außerhalb derselben nur langsam weiter kommen. 


Blanus. 519 


In der kälteren Jahreszeit beständig unter der Erde verweilend, 
liegen sie dagegen nach Eintritt höherer Temperatur am liebsten 
unter Steinen, die man daher ins Terrarium zu legen nicht unter- 
lassen darf. Ein gewisser Grad von Feuchtigkeit ist den Tieren zu 
ihrem Wohlbefinden unerläßlich, und obwohl sie sonst niemals an 
die Oberfläche kommen, so kann man sie doch, wenn man sie mehr 
trocken hält, zum Verlassen ihrer Schlupfwinkel und zum Aufsuchen 
des Wassertopfes, ja selbst zum Baden in demselben veranlassen. 

Ein besonderes Vergnügen bereiten übrigens die Amphisbaenen 
ihrem Pfleger nicht, da er sie in der Regel kaum jemals zu Gesicht 
bekommt und selbst die unter Steinen liegenden beim Aufheben 
derselben blitzschnell in ihren unterirdischen Gängen verschwinden 
und daher auch behufs der Fütterung jedesmal erst ausgegraben 
werden müssen. Was letztere anbelangt, so entschließen sich frisch 
eingefangene in der Regel erst nach einiger Zeit zur Annahme von 
Nahrung. Kleine Insekten und Regenwürmer werden verschmäht, 
und obwohl die Tiere mitunter auch in Ameisenhaufen gefunden wer- 
den und man daher meinen könnte, daß sie daselbst Ameisenpuppen 
fressen, so werden doch auch diese in der Gefangenschaft niemals 
genommen. Dagegen werden Mehlwürmer meist begierig ergriffen, 
aber, wahrscheinlich ihrer Härte wegen, stets bald wieder losgelassen. 
Um ihnen nun dennoch dieses, wie es scheint angenehme Futter zu- 
kommen zu lassen, empfiehlt es sich, die Mehlwürmer in zwei Stücke 
zu zerschneiden und den Tieren den aus einer solchen Mehlwurm- 
hälfte ausgepreßten Brei zum Munde zu führen, der dann auch immer 
gerne angenommen und verschluckt wird. In Ermangelung von 
Tenebriolarven kann man auch einen dicken Brei aus ordinärem 
Mehl (feinere Sorten scheinen ihnen weniger zu behagen) zu dem 
Zweck verwenden, der gewöhnlich ‚auch nicht zurückgewiesen wird. 
Doch ist nach solcher Speisung der Kopf der betreffenden Tiere 
stets mit einem weichen Pinsel zu waschen und gut zu reinigen, da 
der sonst an der Schnauze klebenbleibende Brei beim Trocknen 
harte Krusten bildet, welche den Pfleglingen beim Abfallen meist 
tödlich werdende Wunden verursachen. Da man bei dieser Art von 
Fütterung die Tiere gewöhnlich in der linken Hand hält, so ringeln 
sie sich dabei oft um einen Finger und halten denselben, trotz ihrer 
geringen Größe, doch immerhin mit solcher Kraft fest, daß man beim 
Loslösen derselben vorsichtig sein muß, um die zarten Geschöpfe 
hiebei nicht zu verletzen. Dieses Ringeln, sowie auch die seitlichen 
Schlangenwindungen der Amphisbaenen lassen dieselben auch beim 
Fangen sofort von den sich durch Zusammenziehung und Ausdehnung 
des Körpers bewegenden Regenwürmern unterscheiden. — Bei der 
Häutung wird die Haut, wie bei den Schlangen, in einem zusammen- 
hängenden Stücke abgestreift. 

Die zwei Arten dieser Gattung können in nachstehender Weise 
unterschieden werden: 

A. Beide Kiefer gleich lang. Frontorostrale breiter als lang, die 
hintersten Parietalen von vier Occipitalen begrenzt. Nacken- 
furche mit feinen Körnern. Nasenloch ober der Mittellinie 
des Nasolabiale, dieses kaum höher als lang, sein Vorderrand 


520 


Amphisbaenidae. 


nach unten zu ziemlich gerade. After jederseits mit drei Poren- 
schilderay "21..7% cinereus Vand. 


. Oberkiefer merklich länger als der untere. Frontorostrale län- 


ger als breit, die hintersten Parietalen vorwiegend nur von drei 
Occipitalen begrenzt. Nackenfurche mit viereckigen Täfelchen. 
Nasenloch in der Mittellinie des Nasolabialschildes, dieses deut- 
lich höher als lang, mit durchweg stark bogigem Vorderrande. 
Afteröffnung jederseits gewöhnlich mit vier Porenschildern. 

StrauchiiBeie 


1. Blanus einereus: Maxilla superior et inferior subaequales. Fronto- 





fr 


o Okulare, po Postokularia, p Parie- 
talia, o‘ Occipitalia, © Submaxillare, 





Be: 
Sa 


rostrale longitudine latius, parietalia postica occipitalıibus quatuor 
contingentia. Sulcus cervicalis granulatus. Scutum nasolabiale 
longitudine vix altius, pori praeanales sex. — Long. 26—32 cm. 


Amphisbaena cinerea Vandelli Florae et Faunae Lusit. spec. 
Mem. de l’Acad. regl. d. sc. de Lisboa I, pag. 69 (1780). — ?Amphis- 
baena rufa Hempr. Amph. gen. nov. spec. Verh. d. Ges. nat. Fr. Berl. 
pag. 130, 2 (1820, — Amphisbaena oxyura Wagl. in Spix ser- 
pent. Brasil. pag. 72, I, tab. XXXV, fig. ı (1824). — Blanus cinereus 
Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 197 (1830. — Blanus rufus Wiegm. 
Üb. d. fusslos.- Amphib. Arch. f. Naturg. pag. 157, 5, ß (1836). 


Der Kopf ist nach vorne sehr allmählich bogig verschmälert, 


mit kurzer, verhältnismäßig breit 
p o' verrundeter, über den Unterkiefer 
ni kaum vorragender Schnauze und 
polsterartig aufgetriebener Hinter- 
hauptsgegend. Der Rumpf ist nach 
rückwärts deutlich verjüngt, der 
ziemlich spitz kegelförmige Schwanz 
bei unverletzten Tieren etwa von 
doppelter Kopflänge. 

Das Rostrale stößt mit seiner 
hinteren kürzesten Seite an das 
Frontorostrale; dieses ıst breiter 
als lang, von etwa unregelmäßig 
sechsseitiger Gestalt, mit seinen 
längsten, schief nach außen und 
hinten ziehenden und ziemlich ge- 
raden Seiten an das Nasolabiale, 
mit seinen kürzesten an das drei- 
eckige Okulare stoßend; sein Hinter- 
rand ist meist zweimal nach vorne 
gebuchtet, seltener gerade. Die 
hinter dem Frontonasale folgenden 
drei Paare von Parietalen sind ziem- 

Blanus cinereus Vand. lich gleich groß, im ganzen von 
Frontorostrale, nl Nasolabiale, unregelmäßig viereckiger Form; das 
letzte Paar derselben wird von vier 
anal ebenfalls viereckigen Occipitalen be- 

grenzt, deren jedes etwa ein Viertel 






im: 


0 









Fig. 105. 


bis einhalbmal so groß wie ein einzelnes Parietale ist; hinter ihnen 


Blanus. er 


folgt die mit feinen Körnchen ausgekleidete Nackenfurche. Von den 
drei an den Mundrand stoßenden, hinter dem Rostrale folgenden 
seitlichen Kopfschildern ist das erste, das Nasolabiale, das größte, 
im unteren Teile seines Vorderrandes ziemlich gerade, sein kürzester 
Hinterrand nach vorne konvex. Die wegen des stark auf den Pileus 
übergewölbten Nasolabialschildes von oben ganz sichtbaren Nasen- 
löcher sind etwa dreieckig und ober der Mittellinie des genannten 
Schildes dem Vorder- und Oberrande desselben genähert. Von den 
hierauf noch folgenden zwei Supralabialen ist das hinter dem Naso- 
labiale stehende viereckig, höher als breit und oben an das Okulare 
stoßend, während das nächste mehr dreieckige mit seiner oberen Spitze 
an das erste Postokulare und mit seinem Hinterrande an die zwei 
ersten, übereinanderstehenden Temporalen grenzt. Hinter dem Oku- 
lare folgen jederseits vier längliche Postokularen, denen sich nach 
unten zu zwei Reihen ebenso vieler und ähnlich geformter Temporal- 
schilder anschließen. Der untere Mundrand ist von einem großen, 
etwa bogig trapezischen Mentale und von je drei Sublabialen be- 
grenzt, deren erstes mehr dreieckig und bedeutend kleiner ist als 
die zwei darauffolgenden, die an Größe etwa dem Mentale gleich- 
kommen. Hinter dem Mentale ist ein fast ebenso großes Submaxil- 
lare zu bemerken, das mit seinen zwei kürzesten Rändern an das 
erste, mit seinen längsten an das zweite Sublabiale stößt. Zwischen 
den letzten Sublabialen stehen noch zwei Reihen von vier und 
fünf größeren Schildern, von denen die der‘ ersten Reihe viel länger 
als breit, die der zweiten aber von den hinter ihnen folgenden Körper- 
täfelchen kaum mehr verschieden sind. Letztere bilden am Rumpfe 
II3—I25, am Schwanze bis 23 Querringe; hievon stehen in der 
ersten Körperhälfte ober der Seitenfurche 14—1I6, unter derselben 
16—ıI9 in einer Querreihe. Vor dem After stehen zwei Reihen von 
sechs Schildchen, deren vordere von je einer Pore durchbohrt sind. 
Der Schwanz ist bei unverletzten Tieren an seiner Spitze von einem 
stumpf kegelförmigen Schilde umgeben. 

Die Färbung des Körpers kann oben einerseits von einem ins 
Gelbliche ziehenden Rosa durch Rötlichgrau ins Rötlichbraune, 
anderseits wieder bis zu einem ins Braune ziehenden Violettrot oder 
Eisengrau übergehen. Die Bauchseite ist heller, meist gelblich- 
oder graurosa gefärbt. Die Körpertäfelchen sind am Rande hellgelb 
oder lichtbraun, das Mentale und die Seitenfurchen ebenfalls heller. 
Letzteres ist im ganzen auch bei jungen oder frisch gehäuteten Stücken 
der Fall. Nur ausnahmsweise treten auf der Oberseite lichtgelbe oder 
grauweiße Flecken auf. — Die Größe des Tieres beträgt etwa 20—30 cm. 

Das Vorkommen dieser Art beschränkt sich auf die Pyrenäische 
Halbinsel. 


2. Blanus Strauchii: Maxilla superior ultra inferiorem Pprolongata. 
Frontorostrale latitudine longius, parietalia postica occipitalıbus 
praecipue tribus contingentia. Sulcus cervicalis scutellis obtectum. 
Scutum nasolabiale longitudine altius, pori praeanales octo. 
Long. 20—30 cm. 


Blanus Strauchii Bedriaga Amphisb. ciner. u. Strauchii. Arch. 
f. Naturg. VIL, ı, pag. 35. 


522 Amphisbaenidae. 


Von der vorangehenden Art hauptsächlich durch die Form des 
Kopfes und dessen Beschilderung verschieden. 

Der im Vergleich zu cinereus in seiner hinteren Hälfte viel breitere 
Kopf ist nach vorne ziemlich zugespitzt verschmälert mit über den 
Unterkiefer weit vorragender Schnauze, daher die Mundöffnung 
ganz auf der Unterseite gelegen; nach dem Vorderende zu ist die 
Schnauze stark nach abwärts gewölbt. Die Hinterhauptsgegend 
ist nicht aufgetrieben, die Zügelgegend nahezu senkrecht abfallend, 
daher die Nasenlöcher seitlich gestellt. Der vom Kopfe weniger 
gesonderte Rumpf ist abgeplattet, der Schwanz kürzer und stumpfer 
als bei der vorigen Art. 

Das Rostrale ist weit auf die Unterseite der Schnauze herab- 
gebogen, das Frontorostrale länger als breit, mit meist mehr oder 
weniger bogigen Seiten. Die Parietalen 
nehmen nach rückwärts zumeist an Größe 
ab, ihr letztes Paar wird nur von drei viel 
kleineren Occipitalen begrenzt. Die bei der 
vorigen Art sehr deutliche Nackenfurche ist 
n. dadurch, daß sie nicht wie bei dieser mit 
- feinen Körnern, sondern mit viereckigen 
Täfelchen bedeckt ist, mehr oder weniger 
verwischt. Das Nasolabiale ist viel höher 
als lang, sein Lippenrand gerade, der Vorder- 
rand sehr stark, der hintere schwächer nach 
vorne konvex, seine obere und hintere Ecke 
als scharfe Spitze zwischen das Fronto- 
rostrale und zweite Supralabiale eingekeilt. 
Die etwa zugespitzt eiförmigen Nasenlöcher 
liegen ziemlich in der Mittellinie des Naso- 
labialschildes und sind von dessen Ober- 
und Unterrande nahezu gleichweit entfernt. 
Das zweite Supralabiale ist ebenfalls be- 
deutend höher als breit, etwas schmäler 
aber ziemlich ebenso hoch als das erste, 
oben mit seinem kürzeren Rande an das 
Frontorostrale, mit seinem weit längeren 

Fig. 106. aber an das sphenoidische Okulare stoßend, 

Blanus Strauchii Bedrg. Jetzteres mit seinem bogigen Hinterrande an 
n Nackengürtel. das erste Postokulare und das obere der 
zwei ersten Temporalia grenzend. Das dritte 

Supralabiale ist, obwohl noch immer groß, so doch merklich kleiner 
als die zwei vorangehenden, von etwa unregelmäßig dreieckiger oder 
trapezoidischer Gestalt, vom ersten Postokulare gewöhnlich durch 
das Okulare und das obere der zwei ersten Temporalen getrennt. 
Die Postokularia sind länglich viereckig, alle länger als breit. Die 
Temporalen bestehen unmittelbar hinter dem letzten Supralabiale 
aus zwei, dann aber aus je drei in einer Querreihe übereinander- 
liegenden größeren unregelmäßigen Tafeln. Das Mentale ist bogig 
trapezisch, das etwas größere Submaxillare rundlich polygonal, die 
drei Sublabialen sind mit Ausnahme des ersten länger als breit, der 











Anguidae. 523 


Raum zwischen den letzten und größten durch eine Anzahl größerer, 
unregelmäßiger Schilder ausgefüllt, denen sich nach hinten bis zum 
Nackengürtel gewöhnlich vier Reihen den Körpertäfelchen ähnlicher 
Schilder anschließen. Der Rumpf zeigt I02—II2, der Schwanz 
18—20 Querringe, die Zahl der Afterporen beträgt in der Regel acht, 
die Größe des erwachsenen Tieres 20—30 cm. In der Färbung scheint 
Strauchii von cinereus nicht verschieden zu sein. 

Diese im westlichen Asien einheimische Art sollnach Strauch 
auch in Griechenland und um Konstantinopel vorkommen; in Aufent- 
halt und Lebensweise dürfte sie sich von der vorangehenden wohl 
kaum unterscheiden. 


4. Familie. Anguidae. 


Corpus teres, anguiforme, apodum, supra et subtus squamis 
subaequalibus plus minusve imbricatis institutum. 


Caput a trunco vix distinctum in medio scutis magnis regulari- 
bus tectum. 


Oculi palpebris per longitudinem fissis. 
Collare nullum. 
Cauda dimidio corporis saltem longitudine. 


Der Körper ist gestreckt, zylindrisch, schlangenartig, ohne Spur 
einer halsartigen Verjüngung unmittelbar in den nach vorne all- 
mählich abfallenden Kopf übergehend, dessen Schnauze zugespitzt 
verrundet, mit verwischtem Canthus rostralis. Die Nasenlöcher 
sind vorne zu seiten der Schnauzenspitze gelegen, die Augenlider 
längsgespalten. Die vorstreckbare Zunge ist vorne schmal und mit 
schuppenförmigen Hervorragungen, hinten dick und mit haar- 
förmigen Papillen besetzt, ihr freies Ende mehr oder weniger aus- 
gerandet oder selbst schwach gabelspitzig. Die Gliedmaßen fehlen, 
der vom Rumpfe nicht oder kaum gesonderte Schwanz ist allmählich 
zugespitzt und beträgt mindestens die Hälfte der gesamten Körper- 
länge. 

Der Kopf ist oben in der Stirn- und Scheitelgegend mit großen, 
regelmäßigen Schildern bedeckt, von denen wenigstens das Frontale, 
das Interparietale und die Parietalia immer vorhanden sind; der 
Außenrand des ersteren wird von 3—6 Supraokularen begrenzt. Die 
Zügel- und Schläfengegend sind mit meistens ziemlich zahlreichen, 
auf letzterer oft schon mehr oder weniger schuppenartigen Schildern 
bedeckt, der Mundrand ist oben von 5—ı2 Supralabialen gesäumt, 
der Körper oben und unten mit durchaus gleichartigen Schuppen 
bedeckt. 

Die Mitglieder dieser Familie sind Landtiere, welche unter 
Steinen oder in selbstgegrabenen Höhlen in der Erde leben und 
sich von Insekten, Würmern, Schnecken und kleineren Vertebraten 
nähren. 

Die europäischen Vertreter verteilen sich in zwei Gattungen, 
die in folgender Weise unterschieden werden können. 


524 Anguidae. 


A. Rumpf ohne Seitenfurche, Frontale nicht viel größer als das 
Interparietale, Ohröffnung nur ausnahmsweise sichtbar. Schup- 
pen vollkommen glatt und nicht gewirtelt 

I. Gatt. Anguisrham 

B. Rumpf von den Halsseiten bis zum After mit tiefer Längs- 
furche, Frontale mehr als doppelt so groß wie das Interparie- 
tale, Ohröffnung deutlich sichtbar. Schuppen rhombisch, 
hart und knochig, oberseits wenigstens am Schwanze immer 
deutlich gekielt und in ringsherumziehende Quergürtel gestellt. 

2. Gatt. Ophisaurus Daud. 


I. Gattung. Anguis. 
Linne Syst. nat. pag. 227, IIo (1758). 
Frontale et interparietale latitudine longius. 
Oceipitale conspicuum. 
Nares in medio scuti nasalıs. 
Truncus sulco laterali destitutus. 


Der Körper ist durchaus gleich dick. Der durch die etwas auf- 
getriebene Schläfengegend schwach abgesetzte Kopf ist nach vorn 
allmählich verengt, mit bald mehr, bald weniger breit verrundeter 
Schnauzenspitze. Seine Seiten sind fast senkrecht abfallend, die 
Schnauzenkante vollkommen verrundet, die Augen ziemlich klein. 
Die Ohröffnung ist äußerst verschieden, indem sie teils vollkommen 
von der Körperhaut überzogen oder als sehr kleine, kaum merkbare 
Ritze etwa in Kopflänge hinter der Mundspalte unter einer Schuppe 
verborgen, manchmal aber auch wieder vollkommen nach außen 
geöffnet und sehr gut sichtbar ist!). Der längsgefurchte Gaumen 
ist zahnlos, beide Kiefer jedoch mit ziemlich schlank kegelförmigen, 
nach rückwärts gekrümmten Zähnen versehen, die in der Jugend 
gewöhnlich in größerer Anzahl vorhanden sind als im Alter. Die 
vorn in zwei kurze Gabelspitzen ausgezogene Zunge ist bei Wein- 
geistexemplaren in ihrem vordersten Teil mit einer deutlichen Ein- 
schnürung oder OQuerfurche versehen. Der vom Rumpfe kaum 
abgesetzte Schwanz ist zylindrisch, im unverletzten Zustande etwa 
körperlang und am Ende in eine stumpfe Kegelspitze ausgezogen. 

Das kleine Rostrale ist dreieckig, fast vertikal gestellt, sehr 
schwach gewölbt und von oben nicht oder kaum sichtbar; es ist 
nach hinten zu von drei kleinen Schildchen begrenzt, deren größtes 
in der Mitte liegt, während die beiden seitlichen an den Vorderrand 
der Nasalia stoßen. Die Supranasalia sind selten einfach, sondern 
gewöhnlich in drei bis vier kleine Schildchen aufgelöst, die sich 
zwischen die drei früher genannten und das Internasale einschieben;; 
dieses selbst ist mittelgroß, meist etwas breiter als lang, am Hinter- 
rande fast immer deutlich zweimal gebuchtet. Die etwa um die 


!) Auf derartige Stücke, die sich übrigens sonst in gar nichts von der Stamm- 
form unterscheiden, gründete Fitzinger seine Gattung Otophis. 


Anguis. 525 


Hälfte kleineren Präfrontalen stoßen in der Mittellinie in der Regel 
in größerer oder geringerer Ausdehnung zusammen, so daß in folge- 
dessen das Internasale von dem Frontale gewöhnlich vollkommen 
getrennt erscheint. Letzteres, das größte aller Kopfschilder, ist 
etwas länger als breit, nach hinten schwach erweitert und daselbst 
meistens ziemlich gerade abgestutzt. Das etwas kleinere Inter- 
parietale ist vorn nicht viel schmäler als das Frontale, nach hinten 
immer stark dreieckig verengt; die etwa unregelmäßig viereckigen 
Frontoparietalia sind sehr klein, kaum halb so groß als die Präfron- 
talen und sehr weit nach außen gerückt. Das Occipitale, ist kaum 
kleiner als ein Präfrontale, von unregelmäßig rhombischer oder 
deltoidischer Gestalt, bei jüngeren Tieren durch den stark gerundeten 
Hinterteil oft mehr schuppenartig. Von den fünf bis sechs Supra- 
okularen, deren drei vorderste an den Seitenrand des Frontale stoßen, 
sind die zwei ersten an Länge und Breite wenig verschieden, während 
die hinteren gut doppelt so breit als lang sind. Die Parietalia sind 
schmal, fast doppelt so lang als breit, nach hinten zu stark gegen- 
einander konvergierend. Das kleine Nasale ist durch das in seiner 
hinteren Hälfte ausgehöhlte, vollkommen kreisrunde Nasenloch 
oft mehr oder weniger ringförmig, liegt größtenteils dem zweiten 
Supralabiale auf und wird vom Rostrale durch ein kleines Pränasal- 
schildchen getrennt. Die ganze Zügelgegend erscheint mit kleinen, 
in drei bis vier Längsreihen übereinanderliegenden schuppenartigen 
Schildchen besetzt, welche sich, etwas größer werdend, auch auf die 
Schläfengegend fortsetzen; die Augenlider sind beide mit kleinen 
Schuppen bedeckt. Supralabialia sind etwa zehn vorhanden, das 
Mentale ist sehr klein, dreieckig, die schmalen Sublabialen kaum 
überragend; letztere sind an den Seiten stets von zwei Reihen läng- 
lich schuppenförmiger Schildchen eingefaßt, denen sich nach außen 
zu noch jederseits vier bis fünf größere Submaxillaren anschließen. 
Von den Schuppen des Körpers sind die des Rückens und der Unter- 
seite am größten, vollkommen quer sechseckig, die seitlichen kleiner, 
etwas schief nach hinten gerichtet, mehr rhombisch, mit verrundeten 
Hinterecken. Die Anzahl der Schuppenreihen rund um den Körper 
beträgt gewöhnlich 25; von den Präanalschuppen sind namentlich 
die zwei mittleren etwas größer als die vorangehenden. 
Die Gattung enthält nur eine einzige Art. 


1. Anguis fragilis: Supra fusco-grisea vel cuprea, aut concolor aut 
nigro-fasciata,; lateribus abdomineque pallidioribus aut obscu- 
rioribus. — Long. 40—50 cm. 

Anguis fragilis Linne Syst. nat. I, pag. 229, 270 (1758). — An- 
guis clivica Laur. Synops. reptil. pag. 69, CXXIX (1768). — Erix 
clivicus Daud. hist. nat. gener. d. rept. VII, 281 (1803). 

Typus: Supra fusco-grisea vel cuprea, concolor, subtus lateribusgue 
plumbeo-albida (&) aut nigrescens (9). 

Anguis fragilis var. grisea de Betta Erpetol. delle Prov. ven. 
pag. 164, c (1857). — Anguis fragilis var. fusca de Bettal.c. 
pag. 164, e (1857). 


526 Anguidae. 


var. a) Ut supra, sed lateribus punctis nigricantibus per longitudinem 
plus minusve cohaerentibus,; subtus atra vel obscure plumbea. 
Anguis fragilis var. vulgaris de Betta Erpetol. d. Prov. ven. 
pag. 164, a (1857). 
var. b) Ut supra, sed linea dorsali mediana interdum duplici, rarius 
eiam lateralibus nigricantibus. 
Anguis eryx Linne Syst. nat. I, pag. 229, 262 (1758). — Anguis 
bicolor Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 89, 16 (1826). — 
Anguis Besseri Andrzej. Amphib. nostr. Nouv. mem. soc. imp. 
Moscou II, pag. 338, 2, tab. XXII, fig. 7, tab. XXIV (1832). — ?An- 


guis vittatus Gravenh. Verz. zoolog. Mus. Bresl. pag. 25, 2. — 
Anguisfragilis var. lineata de Betta Erpetol. d. Prov. ven. 


pag. 164, b (1857). 
var. c) Ut supra, sed sguamis abdominalıbus punctis nigris per longi- 
iudinem dispositis. 
Anguis cinerea Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 88, 15 
(1826). 
var. d) Uta vel b, sed sguamis dorsalibus ommibus nigro-striolatıs. 
Anguisfragilis var. nigriventris de Betta Erpetol.d. Prov. 
ven. pag. 164, d (1857). ; 
var. e) Corpore supra maculis coeruleis sparso,; auribus plerumque 
conspicuis. 
Anguis incerta Krynicki Observat. de reptil. Bull. soc. imp. nat. 
Moscou. VII, pag. 52, 2 (1837). —Anguis lineata Kryn,l.c. pag. 54, 
3 (1837). — Siguana Ottonis Gray Cat. of slend. tong. saur. Ann. 
of nat. hist. I, pag. 334 (1839). — Otophis eryx var. colchica 
Demid. Voyage de la Russie mer. pag. 341, tab. 5, fig. I—3 (1840). — 
Otophis Eryx Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 23 (1842). 


var. f) Supra et subtus fusco-nigrescens, concolor. 


pullus. Supra argenteo-grisescens vel flavescens, lateribus abdomineque 
aterrimis, linea dorsali unica vel binis nigricantibus. 
Anguis lineata Laur. Synops. reptil. pag. 68, 126 (1768). 


juv. Supra fusco-flavescens vel fulvo-testacea, dorso linea nigra Ple- 
rumque distincta, abdomine lateribusgue atro-chalybaeis. 


Die Färbung des Tieres ist im ganzen eine ziemlich veränder- 
liche. Frisch ausgekrochene Exemplare sind oben gewöhnlich hell 
grauweiß, fast silber- oder perlmutterglänzend, der Unterleib und 
die Seiten nach oben hin sehr scharf abgegrenzt tiefschwarz. Am 
Interparietale findet sich ein dunkler Flecken, von dem aus eine, 
seltener zwei meist etwas wellige schwarze Linien über die ganze 
Mitte des Oberkörpers bis zur Schwanzspitze hinziehen. Je älter 
nun das Tier wird, desto mehr geht in der Regel die Grundfarbe ins 
Braune über, so daß etwas größere Stücke gewöhnlich hell isabell- 
farben oder licht chokoladebraun sind, welche Färbung später ins 
entschieden Braune, Kupferfarbige, ja ausnahmsweise selbst ins 
Schwärzliche übergehen kann. Mit dieser Umänderung der Grund- 
farbe tritt gewöhnlich auch der schwarze Rückenstreifen immer mehr 
zurück, die dunklen Partien der Seiten und oft auch des Unterleibes 
lösen sich in schwarze Längslinien oder Punktstreifen auf, die sich 


Anguis. 527 


manchmal im Alter selbst ganz verlieren, sowie überhaupt die Bauch- 
seite mit zunehmendem Wachstum häufig lichter wird, vom tiefsten 
Schwarz allmählich durch Blauschwarz ins Bleigraue oder selbst 
ins Weißliche übergehend. Doch kommen auch ganz erwachsene 
Stücke vor, bei denen die Grundfarbe der Oberseite mehr oder weniger 
grau oder wenigstens braungrau ist, sowie sich anderseits die schwar- 
zen Rücken und Seitenstreifen und auch die dunkle Unterseite im 
Alter ebenfalls, namentlich im weiblichen Geschlechte, nicht selten 
erhalten; auch kann es vorkommen, daß die meisten oder selbst 
sämtliche Schuppen der Oberseite längs ihrer Mitte einen dunklen 
Stich zeigen, wodurch dann der ganze Oberkörper mehr oder weniger 
mit schwärzlichen Sprenkeln oder Punktstreifen versehen erscheint. 
Mitunter trifft man auch auf Tiere, die auf der Rückenseite mit mehr 
oder weniger zahlreichen hellblauen Punkten besetzt sind; obwohl 
nun diese Zeichnung, besonders wenn sie sehr intensiv ist, ihre Ent- 
stehung häufig einer bloßen Abreibung der Oberhaut verdankt, 
so ist dies doch sicher nicht immer 
der Fall, indem man auch vollkommen 
reine Exemplare dieser Form findet, 
bei denen, wie man sich mit der Lupe 
leicht überzeugen kann — diese eigen- 
tümliche Art der Zeichnung dadurch 
entsteht, daß durch die feine, braun- 
gelbe Oberhaut ein blaßblaues oder 
fast weißliches Pigment durchschim- 
mert; auch sind es namentlich der- 
artige Stücke, bei denen eine äußere 
Ohröffnung oft sehr gut sichtbar ist, 
obwohl letztere Eigenschaft auch mit 
den gewöhnlichen Zeichnungen ver- 
bunden sein kann, wie ich mich durch 
wiederholte Untersuchungen überzeugt 
habe. Solche Exemplare — von einigen 
Autoren unter den Namen Otophis 
eryx auch als eigene Art unterschieden — scheinen vorzugsweise im 
Osten Europas vorzukommen, da ich ein derartiges Verhalten vor- 
zugsweise an ungarischen, noch häufiger aber an südrussischen Stücken 
beobachtete. — Endlich kann es noch vorkommen, daß in seltenen 
Fällen das ganze Tier sowohl oben als unten einfarbig schwarzbraun 
oder selbst schwarz erscheint, eine Färbung, die einige Autoren 
jedenfalls wohl irrtümlich durch die Feuchtigkeit des Standortes 
zu erklären glauben. Übrigens ist bei allen Varietäten die ganze 
Oberfläche mehr oder weniger spiegelglatt oder selbst schwach metall- 
glänzend, die Kiefer und manchmal auch der Oberkopf dunkel punk- 
tiert und die Kehle mit zahlreichen schwarzen Sprenkeln versehen. 
Die Ränder der Bauchschuppen sind mit luftgefüllten Hohlräumen 
versehen und erscheinen hiedurch bei auffallendem Lichte silber- 
glänzend. 

Die Länge des Tieres beträgt etwa 40—50 cm. 

Die allgemein bekannte Blindschleiche ist fast überall anzutreffen 








Fig. 107. 


Anguis fragilis Linne. 


528 Anguidae. 


und vermeidet, da sie mehr Schatten und Feuchtigkeit liebt, nur ganz 
trockene und kahle Plätze, während sie dagegen in Wäldern am lieb- 
sten wohnt, übrigens auch in Gärten, auf Feldern, Auen u. dgl. nicht 
selten gefunden wird. Sie wohnt ebenso gut in der Ebene als im Ge- 
birge und steigt in letzterem mitunter bis zu 2000 m Meereshöhe 
hinauf. Bei Tage meist in ihren Verstecken, unter tiefer liegenden 
Steinen, losen Baumrinden, Brettern und ähnlichen Schlupfwinkeln 
verborgen, kommt sie in der Regel erst abends oder nach einem 
Regen heraus, vielleicht wohl noch aus dem Grunde, weil sie um diese 
Zeit ihre hauptsächlichste, aus Regenwürmern und Nacktschnecken 
bestehende Nahrung am leichtesten und häufigsten findet. In der 
Sonne liegend trifft man sie nur ausnahmsweise an kühlen Frühlings- 
oder Herbsttagen, sowie auch an frühen Morgen- oder späten Nach- 
mittagsstunden an; sonst ist sie namentlich während der heißen 
Tageszeit ständig verborgen. Den einmal gewählten Wohnplatz 
hält sie mit ziemlicher Hartnäckigkeit fest, und entfernt sich ohne 
dringende Veranlassung in der Regel nicht weit von demselben. 
Den Winter verbringt Anguis meistens gesellig in Erdhöhlen, 
die gewöhnlich von größeren Artgenossen mit der Schnauze in Form 
von 15—50 cm langen Gängen angelegt werden. Nicht selten werden 
in solchen Röhren 20—30 Stück beisammengefunden, wobei das sich 
zuerst einwühlende und meistgrößte Exemplar stets zu unterst liegt, 
während nach oben zu immer kleinere und ganz zuletzt die im selben 
Jahre ausgekrochenen Jungen kommen. Das nach außen mündende 
Ende dieser Schlupfwinkel zeigt sich mit Gras und Erde verstopft, 
um das Eindringen der kalten Luft zu verhindern. Aus diesen Winter- 
quartieren kommen die Tiere selten um Mitte März, gewöhnlich aber 
erst im April hervor und, wie aus der obbeschriebenen Lagerung 
derselben erklärlich ist, zuerst die jungen und erst später die älteren 
und ganz erwachsenen, da diese in ihren tieferen Lagen zuletzt von 
der nur allmählich nach abwärts dringenden Sonnenwärme erweckt 
werden. Meist bald nach ihrem Erscheinen schreiten die Tiere zur 
Paarung, die in der Weise stattfindet, daß das Männchen das Weib- 
chen mit den Kiefern hinter dem Kopfe packt und dann, den Kör- 
per bogenförmig krümmend, seine Kloake unter die seiner Er- 
wählten bringt. Die Begattung scheint, da sie so selten beobachtet 
wird, gewöhnlich im Verborgenen vor sich zu gehen, doch habe ich 
schon in den fünfziger Jahren ein Pärchen frei im Garten liegend 
in Copula angetroffen. Die Tragzeit dauert etwa drei Monate und 
der Wurf findet, je nach der früher oder später vollzogenen Paa- 
rung, von Mitte Juli bis Mitte September unter der Erde statt; 
die meisten hochträchtigen Weibchen werden im August gefunden. 
Je nach dem Alter der letzteren schwankt die Anzahl der Jungen 
zwischen fünf und sechsundzwanzig, beträgt aber im Durchschnitt 
gewöhnlich etwa ein Dutzend. Dieselben kommen in Zwischen- 
räumen von 5—IoO Minuten noch in der durchsichtigen, gelblichen 
Eihaut zur Welt, die aber alsbald durch heftige Krümmungen 
und Bewegungen von den kleinen, etwa 8—g cm langen Schleichen 
zerrissen wird. Die Fortpflanzung scheint erst im vierten oder fünften 
Lebensjahre zu beginnen. Mit Einbruch der kälteren Jahreszeit, 


Anguis. 520 


in Mitteleuropa Ende Oktober oder längstens anfangs November, 
ziehen sich die Tiere in ihr Winterlager zurück. 

Die Blindschleichen sind im ganzen mehr langsame und unbe- 
holfene Geschöpfe, die sich, wohl wegen ihrer mit harter Knochen- 
unterlage versehenen Schuppen, nur in weiten Seitenwindungen be- 
wegen und bloß auf rauhem und bewachsenem Boden einigermaßen 
schneller fortkommen können. Aus eben diesem Grunde sind sie 
daher auch nicht imstande flinke und schnelle Tiere zu erbeuten 
und auf die langsam kriechenden Nacktschnecken und Regen- 
würmer in dieser Richtung beschränkt. Verteidigungsmittel stehen 
ihnen so gut wie gar keine zu Gebote; manchmal lassen sie ergriffen 
ihren Unrat fahren und nur äußerst selten versuchen sie zu beißen, 
halten dann aber das Ergriffene mit großer Hartnäckigkeit fest. 
Sie haben daher in der Natur auch zahlreiche Feinde und kleinere 
Raubtiere, sowie Insektenfresser, desgleichen manche Vögel und 
Schlangen vertilgen deren in großer Menge. Ja jüngere Tierewerden 
selbst von Kröten — die sie wohl für Würmer halten mögen — ver- 
schlungen und ganz kleine mitunter auch von größeren Laufkäfern 
(Carabus) angefallen und verzehrt. 

Die Häutung findet vom Kopfe angefangen nach rückwärts zu 
statt, doch wird die alte Haut nicht wie bei den Schlangen in einem 
Stücke, sondern meistens in zwei bis drei zusammengeschobenen 
Wülsten abgestoßen, die einen lebhaften Silberglanz zeigen, wäh- 
rend vereinzelte Hautfetzen vollkommen glasartig und durchsichtig 
sind. Sie trinken schlappend, und obwohl sie das Wasser meiden, 
so können sie doch, zufällig in dasselbe gelangt, durch schlangen- 
artige Windungen des Körpers ziemlich gut schwimmen und das 
Festland gewinnen. Der sehr gebrechliche Schwanz erneuert sich 
nicht mehr, sondern wächst an der Wundstelle nur zu einem kurzen, 
kegelförmigen Stumpfe aus, der durch Umwandlung der bei der 
Verwundung austretenden Blutkörperchen in Pigmentzellen tief- 
schwarz gefärbt ist. 

Die Blindschleiche ist vom nördlichen Skandinavien und Eng- 
land durch ganz Europa verbreitet, woselbst sie etwa vom 65° n. B. 
bis zum äußersten Süden zieht und nur auf einigen Inseln, beispiels- 
weise auf Sardinien, zu fehlen scheint. 

In der Gefangenschaft steht Anguis zwar manchen anderen 
Reptilien an Langlebigkeit nach, hält aber bei entsprechender Pflege 
immerhin einige Jahre aus. Der betreffende Käfig ist mit einer 
ziemlich hohen Schichte aus mit Sand versetzter lockerer Erde 
auszustatten, auf welche einige größere flache Steine und Moos zu 
liegen kommen. Obwohl das Tier nur selten trinkt, ist doch das 
Hineinstellen eines Wassernapfes nicht zu unterlassen. Eine öftere 
Bespritzung des ganzen Bodens mittelst einer feinen Brause, oder 
in Ermanglung derselben mit einer in Wasser getauchten Bürste, 
ist unbedingt nötig, da ein mäßiger Grad von Feuchtigkeit den 
Gefangenen ein Lebensbedürfnis ist und das in dem Behälter be- 
findliche Moos wenigstens niemals ganz austrocknen darf. Das 
Tier wird bald zutraulich und zahm und nimmt dem Pfleger oft schon 
nach wenigen Tagen das vorgehaltene Futter aus der Hand. Als 

Schreiber, Herpetologia europaea. 34 


530 Anguidae. 


solches sind am besten Regenwürmer zu empfehlen, von denen die 
Blindschleiche ganz gewaltige Stücke zu bewältigen vermag. Ich 
sah selbe mitunter schon Regenwürmer verzehren, welche die Länge 
der sie fressenden Schleiche um gut die Hälfte übertrafen und ihr 
auch an Dicke nicht besonders nachstanden. Freilich gehört dann 
zur Herabwürgung eines deratigen Bissens eine ziemliche Zeit. An- 
dere Nahrung, etwa mit Ausnahme von nackten Schnecken und 
Raupen, wird fast immer verschmäht, und auch an Fleisch sind die 
Gefangenen nur höchst ausnahmsweise zu gewöhnen. Ihr Gehör 
ist ziemlich gut und oft kommen sie, einmal an die Fütterung ge- 
wöhnt, schon bei dem durch das Abheben des Käfigdeckels verur- 
sachten geringen Geräusch hervor, um die für sie bestimmte Nah- 
rung in Empfang zu nehmen. Um größere Beute zu bewältigen, 
wälzen sie sich mit derselben, wahrscheinlich um sie zu betäuben, 
manchmal wohl auch mit großer Schnelligkeit wiederholt um ihre 
Körperachse herum; haben zwei denselben Bissen gefaßt, so findet 
diese Drehung oft von jeder Schleiche in entgegengesetzter Rich- 
tung statt, was offenbar das Zerreißen der strittigen Beute beför- 
dert. Werden mehrere in demselben Behälter vereinigt, so liegen sie 
gerne vielfach ineinander verschlungen gesellig unter Moos oder 
Steinen. Während der kalten Jahreszeit sind sie in einem unge- 
heizten, aber frostfreien Raume zu überwintern. 


2. Gattung. Ophisaurus. 


Daudin Hist. gener. et partic. d. rept. VII, 346 (1804). 
Pseudopus Merr. Syst. amphib. pag. 78. 30 (1820). 


Frontale et interparietale latitudine longvus. 
Nares in medio scuti nasalıs. 

Apertura aurium libera. 

Truncus ad latera sulco longitudinali instructus. 


Der ziemlich große Kopf ist hinten am breitesten, nach vorn 
allmählich aber stark verjüngt, mit zugespitzt gerundeter Schnauze, 
im ganzen von etwa viereckig pyramidenförmiger Gestalt. Seine 
Oberfläche ist sanft von hinten nach vorn und abwärts gewölbt, 
die Seiten fast senkrecht abfallend. Die ziemlich großen Nasen- 
löcher sind in der Mitte des Nasale gelegen, von den Augenlidern das 
obere etwas kleiner als das untere; die unmittelbar hinter der Mund- 
spalte gelegene Ohröffnung ist klein, horizontal gestellt, spalten- 
oder verlängert eiförmig. Die an der Spitze stark dreieckig aus- 
gerandete Zunge ist im vorderen Drittel frei, dünn und schwach der 
Länge nach gefurcht, dahinter mit einer tiefen, sich beim Aus- 
strecken verlierenden Ouerfalte versehen; sie ist vorn mit körnigen, 
im größeren hinteren Teile aber mit fadenförmigen oder zottenartigen 
Warzen besetzt. Der Gaumen ist bezahnt, die Zähne selbst eine 
jederseits in der Mitte unterbrochene Längsreihe bildend. Der 
Rumpf zeigt eine sehr deutliche, mit kleinen Schuppen ausgeklei- 
dete, tiefe Längsfalte, welche etwas hinter dem Kopfe beginnend 


Ophisaurus. 531 


beiderseits längs der Bauchgrenze bis zum After hinzieht; die rela- 
tive Länge des Rumpfes im Verhältnis zum Kopfe ist übrigens 
nach dem Alter nicht immer gleichbleibend, indem bei erwachsenen 
Tieren die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zur Ohröffnung 
etwa achtmal, bei jungen hingegen nur sechs- bis siebenmal in der 
Rumpflänge enthalten ist. Am Ende der oberwähnten Längsfurche 
findet sich beiderseits des Afters je ein kurzer, stielartiger Stum- 
mel, der bald einfach, bald auch wieder zweiteilig erscheint und als 
ein Rudiment der Hinterbeine aufgefaßt werden muß. Der vom 
Rumpfe nicht abgesetzte Schwanz ist sehr gestreckt, stets weit über 
die Hälfte, ja oft selbst zwei Drittel der ganzen Körperlänge weg- 
nehmend. 

Die Bekleidung des Kopfes ist sowohl hinsichtlich der Form 
als auch der Anzahl der Schilder manchen Veränderungen unter- 
worfen, so daß die Deutung dieser Bildungen und deren Zurück- 
führung auf die gewöhnliche Beschilderung des Eidechsenkopfes oft 
ziemlich willkürlich und gezwungen erscheint. Das etwa gerundet 
dreieckige Rostrale ist ziemlich groß, wenig breiter als hoch, mit 
seinem oberen, stark verengten Ende schwach übergewölbt; es ist 
seitlich von dem ersten Supralabiale, am hinteren Rande aber von 
drei nebeneinander stehenden Schildchen begrenzt, deren mittleres 
das größte ist. Die Oberseite des Kopfes ist nur in der Jugend 
ziemlich regelmäßig beschildert, während sie mit zunehmendem 
Alter immer unregelmäßiger wird, so daß man unter ganz erwach- 
senen Tieren kaum zwei Stücke finden dürfte, die einander in der 
Bekleidung des Pileus vollkommen gleichen; doch kann man immer 
ein sehr großes Frontale unterscheiden, das in der Jugend ziem- 
lich schmal und länglich, mit zunehmendem Alter aber stets breiter 
und dann auch nach hinten meist mehr oder weniger erweitert er- 
scheint, obwohl die Entwicklung desselben in die Länge die in die 
Quere in allen Fällen merklich übertrifft. Dieses Frontale stößt 
rückwärts stets unmittelbar an das bedeutend kleinere, nach hinten 
immer stark verschmälerte Interparietale, welches seinerseits wieder 
unmittelbar an das Occipitale grenzt, das aber nur in der Jugend 
immer deutlich, ziemlich klein und nach hinten erweitert ist, bei 
alten Tieren aber selten mehr unterschieden- werden kann, indem 
es den darauffolgenden Nackenschuppen gleicht oder mit ihnen 
mehr oder weniger verschmilzt. Der Raum zwischen Frontale und 
Rostrale ist durch eine sehr veränderliche Anzahl kleinerer, unregel- 
mäßiger Schilder erfüllt, unter denen sich öfters ein größeres, etwa 
als Internasale zu deutendes, merklicher abhebt. Der Außenrand 
des Frontale ist in der Regel von drei bis vier Supraokularen be- 
grenzt, deren vorletztes die übrigen an Größe gewöhnlich bedeu- 
tend übertrifft. In dem Winkel zwischen dem letzten Supraokulare 
und dem Frontale einerseits, sowie dem Interparietale anderseits 
finden sich die kleinen, nach innen zu meist dreieckig verschmälerten 
Frontoparietalia, die im allgemeinen sehr beständig sind, da sie 
fast immer deutlich unterschieden werden können. Die Parietalıa 
sind gewöhnlich ziemlich groß, obwohl sonst in Form und Größe 
äußerst veränderlich, bei Jungen meist ziemlich regelmäßig viel- 

34* 


533 Anguidae. 


eckig, bei Alten hingegen nicht selten ganz undeutlich und kaum 
zu unterscheiden. Das Nasale ist klein, durch das verhältnismäßig 
große, rundliche Nasenloch in der Jugend fast ringförmig, das Ro- 
strale nicht berührend; es liegt den zwei ersten Supralabialen auf 
und ist hinten von drei übereinander stehenden kleinen Postnasal- 
schildern begrenzt. Die Zügelgegend ist ganz mit kleinen, unregel- 
mäßigen Schildern bedeckt, der Oberrand der Augenhöhle von den 
Supraokularen durch eine Reihe von vier bis fünf schmalen, läng- 
lichen Supraciliaren getrennt; die Augenlider sind mit kleinen, in 
mehrere Längsreihen gestellten, schuppenförmigen Schildchen be- 
setzt, die Schläfen mit bereits ziemlich regelmäßigen Schindelschuppen 
versehen. Supralabialia sind etwa Io bis I2 vorhanden, die unter 
dem Auge stehenden von letzterem durch kleine, in Reihen gestellte 
Schildchen getrennt. Das ziemlich dreieckige Mentale ist quer, fast 
doppelt so breit als lang, die schmalen, länglichen Sublabialia sind 
mit Ausnahme des ersten breiten vorn in doppelter, hinten in drei- 
facher Reihe gestellt, zwischen sich die neun bis zehn großen Sub- 
maxillaria einschließend. Die Seiten des Halses sind unmittelbar 
hinter der Ohröffnung mit kleinen, glatten Schuppen bedeckt, die 
stark aufeinander geschindelt und am Hinterrande gerundet sind. 
Die übrigen Körperschuppen sind etwa rhombisch, von unten nach 
aufwärts schwach geschindelt, auf der Bauchseite mehr sechseckig, 
breiter als lang; doch ist die Beschuppung auch nach dem Alter 
ziemlich verschieden, indem in der Jugend sämtliche Schuppen — 
mit Ausnahme der an der Kehle stehenden — an der Spitze aus- 
gerandet und sehr scharf und deutlich gekielt sind, so daß die Kiele 
über den ganzen Körper hinlaufende, zusammenhängende Längs- 
linien bilden. Je älter aber das Tier wird, desto mehr verlieren 
sich die Kiele, so daß ganz erwachsene nur mehr am Schwanze 
deutlich gekielt sind, während der Rumpf oberseits nur schwache 
Streifen, unterseits aber gar keine oder höchstens Spuren von Kielen 
zeigt; in gleichem Maße mit den Kielen verschwindet auch die 
Ausrandung an der Spitze der Schuppen immer mehr, so daß die- 
selben am Hinterrande endlich ziemlich gerade abgestutzt erschei- 
nen; desgleichen werden alle Hautbedeckungen mit zunehmendem 
Alter immer härter und knochiger. Der Oberkörper enthält in der 
Regel ı2, der Bauch meist ro Schuppenreihen; der vollständig er- 
haltene Schwanz etwa 240 Quergürtel. 
Die einzige Art dieser Gattung lebt im südöstlichen Europa. 


1. Ophisaurus apus: Supra griseo-flavescens vel fulvus, sguamis apice 
nıgro Punclatıs, subtus flavidus vel carneo-fuscescens,; carinis 
trunci subobsoletis, caudae conspicuis. — Long. IO0O—IIO cm. 





Lacerta apoda Pall. Reise d. verschied. Prov. d. russ. Reich. III, 
pag. 702, 3 (1772). — Bipes Sheltopusik Bonnat. tabl. enc. meth, 
Erpetol. pag. 68, 2 (1789). — Lacerta apus Gmel. Linn. Syst. nat. 
I, pag. 1079, 77 (1790). — Chalcida apus Meyer Synops. reptil. 
pag. 31, 5 (1795). — Chamaesaura apus Schneid. hist. amphib. 
II, pag. 212 (1801, — Sheltopusik didactylus Latr. hist. nat. 
d. reptil. II, pag. 273 (1802). — Seps sheltopusik Daud. hist. 
nat. gener. d. reptil. IV, pag. 35 (1803). — Bipes Pallasii Oppel 


Ophisaurus. 533 


Ordn. Fam. u. Gatt. d. Reptil. pag. 43 (I8ıı). — Proctopus Pal- 
lasii Fisch. Observ. sur le Jeltopous. Mem. ac. Moscou IV, pag. 241 
(1813), — Pseudopus serpentinus Merr. Syst. amphib. pag. 78 
(1820). — Pseudopus Oppelii Fitzing. Classif. d. Reptil. pag. 50 
(1826). — Histeropus Pallasii Bory Dict. class. d’hist. nat. VIII, 
pag. 484. — Pseudopus Pallasii Cuv. regne anim. II, pag. 69 
(1829). — Ophiosaurus serpentinus Eichw. Zool. spec. Ross. 
et Polon. III, pag. 179, 2 (1831). — Ophisaurus apus DBouleng. 
Catal. Liz. Brit. Mus. II, pag. 280 (1886). 


juv. Supra cinereus, fasciis fusco-badtis transversis,, subtus albidus,; 
carınis trunci caudaeque elevatissimis. 


Pseudopus d’Urvillii Cuv. regne anim. II, pag. 69 (1829). — 
Pseudopus Fischeri M£netr. Catal. rais. d. obj. de Zool. pag. 65, 
222 (1832). 

Die Färbung und Zeichnung sind je nach dem Alter sehr ver- 
schieden; ganz junge Tiere zeigen auf der Oberseite ein ziemlich 
helles, fast reines Aschgrau, welches 
unten durch Weiß ersetzt wird. Der 
Kopf zeigt immer scharf abgehobene 
dunkelbraune Streifen, unter denen 
einer zwischen Nasenloch und Auge, 
ein zweiter hinter dem letzteren und 
ein dritter, von einem Auge zum 
anderen unter dem Kinne hin- 
ziehender am beständigsten sind. 
Auch finden sich gewöhnlich am 
Beginn der Seitenfurche zwei ebenso 
gefärbte Flecken, zwei andere etwas 
höher hinter ihnen und hinter diesen 
endlich noch ein dritter in der Mitte 
des Nackens. Ähnliche Querbinden 
stehen auf Hals und Rumpf, deren 
vordere meist ziemlich tief nach ab- 
wärts reichen und sich mit ihren 
unteren Enden oft mehr oder weniger 
verbinden, während die hinteren 
gegen den Schwanz zu immer un- 
deutlicher werden, um endlich ganz 
zu verschwinden; an den Seiten des 
Körpers zeigen sich in der Regel Fig. 108. 
ebenfalls braune Längsflecken, von Ophisaurus apus Pall. a Fußstummel. 
denen sich einzelne manchmal bis 
auf den Schwanz erstrecken. Je älter nun das Tier wird, desto mehr 
geht die ursprünglich graue Grundfarbe allmählich ins Braune oder 
Gelbe über, während zugleich die dunklen Flecken- und Binden- 
zeichnungen immer mehr zurücktreten, so daß die Tiere meist schon 
im zweiten Jahre einfarbig strohgelb, dunkel kupferrot oder kastanien- 
braun sind, wobei der Kopf gewöhnlich heller ist, als der übrige 
Körper. Die Färbung der Unterseite kann von Grau durch Gelb- 
oder Rostbraun bis ins Fleischfarbige wechseln. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich gegen 








534 Anguidae. 


einen Meter, das größte Stück meiner Sammlung (aus Pola in Istrien 
stammend) mißt Iog cm bei einem Körperumfange von II,I7 cm. 

Ophisaurus ist in der Wahl seines Aufenthaltes nicht sehr heiklig 
und kann man denselben ebenso gut auf Wiesen und Feldern, als 
in Gebüschen und an Steinhaufen, sowie im baumlosen Karste und 
in lichten Wäldern finden; dicht bewaldete Strecken meidet er, und 
geht auch im Gebirge wohl kaum über 400 m Seehöhe hinauf. An 
ihm zusagenden Örtlichkeiten ist er meistens sehr häufig und kann 
im Frühjahre und Herbst als echtes Tagtier den ganzen Tag hin- 
durch, zur heißen Sommerszeit jedoch nur bei Sonnenaufgang, teils 
ruhig liegend, teils seiner Nahrung nachgehend, angetroffen werden, 
während er den Tag über und auch bei Nacht meist in dichtem 
Gebüsch verkrochen bleibt und nur bei umwölktem Himmel oder 
auch bei einem leichten Regen im Freien weilt. Er ist äußerst flink 
und behendig und sucht überrascht dem Feinde in raschen, großen 
Windungen zu entkommen; doch geht seine Flucht meistens nicht 
weit, indem er gewöhnlich nur auf 2—3 Meter dahineilt und dann 
wieder ruhig bleibt. An diesem nur kurz dauernden, ruckweisen 
Fliehen ist er auch von dem geübten Sammler sofort zu erkennen, 
da diese Art der Bewegung auf das Gehör einen ganz anderen Ein- 
druck macht als das Geräusch einer gleichmäßig dahinkriechenden 
Schlange. Ganz ‚junge Tiere (d’Urvullii Cuv.) werden am häufig- 
sten unter Steinen und oft in Mehrzahl beisammen, “ähnlich wie 
unsere Blindschleichen, gefunden. 

Unter den Sinnen ist jedenfalls das in der Zungenspitze ge- 
legene Tastvermögen am ausgebildetsten und vermag der Schelto- 
pusik hiemit ihm zusagende Nahrungsmittel, wie beispielsweise Ei- 
dechsen- oder Vogeleier von neben und zwischen denselben liegen- 
den, oft sehr ähnlich aussehenden Steinen durch einfache Berüh- 
rung sofort zu unterscheiden. 

Wie viele Reptilien geht auch Ophisaurus gerne ins Wasser 
und kann oft stundenlang in demselben verweilen. — Bei der etwa 
alle zwei Monate erfolgenden Häutung wird die Haut nicht umge- 
stülpt, wie bei den Schlangen, sondern wie bei den Blindschleichen 
vom Kopfe aus nach rückwärts allmählich bis zur Schwanzspitze 
herabgeschoben. 

Die Nahrung ist je nach dem Wohnorte verschieden. In Gegen- 
den, wo Heuschrecken so häufig sind, daß bei jedem Tritte des 
Wanderers ganze Wolken davon in die Höhe stieben, nährt sich 
der Scheltopusik ausschließlich von diesen. Wo aber, wie in mehr 
schattigen und minder trockenen Strichen, derlei Tiere spärlicher 
sind, frißt Ophrsaurus vorwiegend oder selbst ausschließlich Schnecken, 
doch nimmt er auch gelegentlich Mäuse, kleine Vögel, Eidechsen, 
Blindschleichen, sowie Vogel- und Reptilieneier zu sich; Schlangen 
werden verschmäht. 

Obwohl der Schwanz durchaus nicht so brüchig ist, wie bei 
der Blindschleiche, so fängt man doch häufig Stücke, denen eine 
bald größere, bald kleinere Partie des genannten Körperteiles fehlt; 
vielleicht daß sich die Tiere dieselben zur Paarungszeit, ähnlich 
wie es oft bei Zacerten vorkommt, abbeißen. Das verloren gegan- 


Ophisaurus. 535 


gene Schwanzstück wächst jedoch nicht mehr nach, sondern heilt 
die betreffende Wunde nur zu einem kurzen, stumpfkegelförmigen 
Stummel aus. 

Obschon mit einem sehr kräftigen Gebisse versehen, macht das 
Tier von demselben dem Menschen gegenüber doch niemals einen 
Gebrauch und von den zahllosen Exemplaren, die ich teils selbst 
fing, teils zugesendet erhielt, ward ich nur ein einzigesmal von einem 
ganz kleinen, frisch ausgekrochenen Stücke gebissen. Frisch er- 
griffen sucht sich dafür der Scheltopusik, ähnlich wie die Ringel- 
natter, durch Ausspritzen seines weißlichen, übelriechenden Unrates 
zu verteidigen, eine Gewohnheit, die er übrigens in der Gefangen- 
schaft sehr bald ablegt. 

Die Paarung findet in gleicher Weise wie bei der Blindschleiche 
statt, die Fortpflanzung durch Eier; letztere sind denen der Schlan- 
gen ähnlich, länglich elliptisch, gegen die Enden hin nur wenig ver- 
jüngt und so weich, daß sie bei festerem Anfassen leicht eingedrückt 
werden. Ihre Farbe ist rein weiß, die Länge beträgt etwa 4, die Dicke 
gegen 2 cm. Das Gelege wird gewöhnlich im Juni abgesetzt, die 
Anzahl der von meinen Gefangenen abgelegten Eier betrug durch- 
schnittlich Io; ob diese Zahl bei frei lebenden Tieren nicht etwa 
überstiegen: wird, ist mir nicht bekannt. 

Ophisaurus ist ein dem Südosten unseres Faunengebietes zu- 
kommendes Tier und von Istrien an durch Dalmatien und die Her- 
zegowina bis nach Griechenland verbreitet. Der nördlichste Punkt, 
wo ich die Art antraf, ist Leme in Istrien (etwas über dem 45° n 
B.), von den dalmatinischen Inseln habe ich sie niemals erhalten, 
aus dem griechischen Archipel wird sie bloß von den Cykladen an- 
geführt Erhardt!). Ich selbst erhielt den Scheltopusik aus der 
Umgebung von Konstantinopel, desgleichen kommt er noch im 
südlichen Rußland vor, woselbst er aber mit Sicherheit nur vom 
Südufer der Krim nachgewiesen zu sein scheint. 

Das angebliche Vorkommen am Bachergebirge in Steiermark 
habe ich nirgends bestätigt gefunden und dasselbe gilt auch bezüg- 
lich der Bukowina; daß er in letzteres Land von Rußland aus vor- 
gedrungen sein soll, ist auch kaum anzunehmen, da er hier ja nur 
auf den äußersten Süden beschränkt scheint. - Auf dem Troppberge 
im Wienerwalde bei Purkersdorf in Nieder-Österreich ward er durch 
den verstorbenen Naturalienhändler Erber, im Panowitzer Walde 
bei Görz durch mich ausgesetzt. 

Die Gefangenschaft verträgt Ophisaurus sehr gut, legt in der- 
selben bald seine ursprüngliche Scheu und Wildheit ab und ge- 
wöhnt sich ziemlich schnell an den Pfleger. Entsprechend der 
Größe und Ungelenkigkeit des Tieres ist demselben ein geräumiger 
Käfig anzuweisen; wenn es auch nur selten trinkt, so darf es doch 
nicht zu trocken gehalten werden, da ihm hiedurch die Häutung 
erschwert wird und es auch leicht an der Mundfäule erkrankt. Mit 
Angehörigen seiner Art, sowie mit Schlangen verträgt sich der 
Scheltopusik ganz gut und kann ohne weiteres mit ihnen zusammen 
gehalten werden; man kann ihn mit größeren Heuschrecken, Mai- 
käfern, Küchenschaben, nackten Raupen und Engerlingen, sowie 


536 Agamidae. 


mit Mäusen, Vögeln, Eidechsen und Blindschleichen füttern und 
auch leicht an rohes Fleisch gewöhnen. Die einfachste und bequemste 
Fütterung ist aber unstreitig die mit Schnecken, deren man gelegent- 
lich eine größere Anzahl nach Hause trägt, wo man sie dann nach 
Bedarf verwendet. Die in Reserve gehaltenen Schnecken werden 
in einem leeren Käfige, einer Kiste oder in einem größeren Einmach- 
glase aufbewahrt und mit Blättern von Salat, Kohl u. dgl. gefüt- 
tert. Doch ist hiebei zu beachten, daß die betreffenden Schnecken 
mehr weichschaligen Arten angehören, da solche mit zu hartem 
Gehäuse — wie beispielsweise Helix pomatia L., cincta Müll., as- 
persa Müll. und ähnliche — namentlich wenn sie mehr als halb- 
wüchsig sind, nur schwer zerbissen werden; ich selbst habe meine 
Gefangenen hauptsächlich mit Helix lefeburiana Fer. und cantıana 
Mont. gefüttert, welche wie Nüsse aufgeknackt und samt der Schale 
verzehrt wurden. Gut verwendbar sind auch die nackten Limax- 
Arten, nur ist das Einsammeln derselben etwas unangenehm. Bei 
reiner Schneckennahrung besteht der von den Tieren abgesetzte 
Unrat aus rein weißen Konkretionen von harnsaurem Kalk; mit 
größerer Beute drehen sich die Gefangenen, ähnlich wie die Blind- 
schleichen, wiederholt und mit großer Schnelligkeit so lange um 
ihre eigene Körperachse, bis das ergriffene Tier betäubt oder selbst 
abgedreht ist; Eidechsen werden meist um die Körpermitte gepackt, 
zwischen den Kiefern allmählich bis zum Kopfe weitergeschoben 
und dann ganz hinuntergewürgt. 

Ophisaurus ist nicht sehr wärmebedürftig und hält im geheizten 
Raume bei 12—15° R. auch im Winter aus, ohne das Fressen ein- 
zustellen; in dieser Zeit kann er natürlich nur mit Mäusen, Vögeln 
oder rohem Fleisch ernährt werden. Da das Tier an glatten Gegen- 
ständen nicht hinaufzukriechen vermag, so kann es auch frei im 
Zimmer gehalten werden, wobei allerdings darauf zu achten ist, 
daß man die Türen nicht offen läßt und den Gefangenen nicht 
tritt. Auch im Freien kann der Scheltopusik in einem ummauerten 
Raume ganz gut gehalten werden, wie selbe beispielsweise in mei- 
nem Hausgarten schon seit Jahren im besten Wohlbefinden leben 
und zur Vertilgung der so lästigen Schnecken ein wesentliches bei- 
tragen; ihr Lieblingsaufenthalt sind hier dichte Buxusgebüsche, in 
welche sie bei Annäherung eines Menschen mit Blitzesschnelle flüch- 
ten@und woselbst sie auch bei Nacht verborgen zu sein scheinen. 


5. Familie. Agamidae. 
Corpus depressum, tetrapodum, supra et subtus sguamosum. 
Pedes graciles, digıtıs longis, unguiculatıs. 
Pileus irregulariter sguamoso-scutellatus. 
Scutum nasale conspicuum, subtubulosum. 
Palpebrae per longitudinem fissae, pupilla circularis. 


Der ziemlich kräftige und nur mäßig gestreckte Körper ist de- 
preß, mit meistens ziemlich kurzem, hinten stark aufgetriebenem 


sei EEE Bine RE ee ee ei ee ee EEE 


Agamidae. 537 


Kopfe. Die gewöhnlich weit nach vorne gerückten Nasenlöcher 
sind in oder zwischen etwas wulstig aufgeworfenen Schildchen ge- 
legen, die Augenlider stets deutlich und längs gespalten. Die Ohr- 
öffnung ist bald frei, bald von der allgemeinen Körperhaut über- 
zogen, die dicke, schwammige Zunge kurz und breit, mit Ausnahme 
ihrer Spitze am Boden der Mundhöhle festgewachsen und in keine 
Scheide zurückziehbar. Der Rumpf ist seitlich mehr oder weniger 
bauchig verdickt. Die verhältnismäßig langen und schlanken Beine 
sind sämtlich mit fünf dünnen, bekrallten Zehen versehen, After- 
poren bald vorhanden, bald fehlend. Der Schwanz ist von mäßiger 
Länge und nicht brüchig. 

Der Körper ist stets oben und unten _beschuppt, die Schuppen 
auf der Oberseite des Kopfes häufig mehr oder weniger zu kleinen, 
unregelmäßigen Schildchen vergrößert. 

Die Agamen sind Bewohner heißer und dürrer, meistens baum- 
loser, wüsten- oder steppenartiger Gegenden und halten sich vor- 
wiegend am Boden auf, woselbst sie sich mit großer Schnelligkeit 
laufend bewegen. Die sandbewohnenden wühlen sich, wenigstens 
bei Nacht, in denselben ein, wobei sie aber nicht mit der Schnauze 
graben, sondern durch wiederholte schüttelnde Bewegungen des 
ganzen Körpers nach und nach den Sand über sich zusammenfallen 
machen; nur einige kletterfähige tummeln sich auch gerne auf 
Baumstämmen, Felsen und altem Mauerwerk herum. Viele fallen 
durch eigentümlich nickende Bewegungen des Kopfes auf. 

In der Gefangenschaft sind diese Tiere, ihrer natürlichen Lebens- 
weise entsprechend, im Trockenterrarium zu halten, das eine nicht 
zu seichte Lage feinen Sandes als Bodenfüllung enthalten muß. 
Da der von ihnen bewohnte Boden des Tages über meist glühend 
heiß ist, so ist dementsprechend auch im Käfige für eine ausge- 
dehnte Bodenheizung zu sorgen, die aber bei Nacht, wo auch im Freien 
eine bedeutende Temperaturerniedrigung eintritt, zu unterbleiben 
hat. Die Nahrung hat aus Insekten von entsprechender Größe zu 
bestehen und können außer Mehlwürmern, Heuschrecken u. dgl. 
auch derbere Käfer gereicht werden, da die Agamen ja wahrschein- 
lich im Freien auch viele der an ihren Standorten häufig vorkom- 
menden Coleopteren, namentlich Melanosomen und Dorcadien, 
fressen dürften. 

Die Fortpflanzung geschieht durch Eier, welche, soweit es be- 
kannt ist, im Sande vergraben werden. 

In unserem Weltteile ist diese Familie auf den äußersten Süd- 
osten Europas beschränkt und nur durch zwei Gattungen ver- 
treten‘), die durch nachstehende Merkmale unterschieden werden 
können. 


!) Der in der I. Aufl. der Herpetologie auf Seite 473 und 474 beschriebene 
Uromastix spinipes Daud. kommt in unserem Faunengebiete sicher nicht vor da er 
seitdem von niemandem mehr weder auf Kreta, noch auf den Cycladen gefunden 
ward und kaum anzunehmen ist, daß dieses große und auffallende Tier den sehr sorg- 
fältigen Forschungen neuerer Reisenden sollte entgangen sein; es ist daher mehr als 
wahrscheinlich, daß alle Angaben älterer Autoren bezüglich des Vorkommens der 
genannten Art in Europa auf einer Verwechslung mit einer anderen Art, vielleicht 
mit Agama stellio oder wohl gar mit Gymnodactylus Kotschyi beruhen. 


538 Agamidae. 


A. Äußere Ohröffnung nicht sichtbar, Männchen ohne Afterporen. 
I. Gatt. Phrynocephalus Kaup. 
B. Äußere Ohröffnung sichtbar, Männchen mit Afterporen. 
2. Gatt. Agama Daud. 


I. Gattung. Phrynocephalus. 
Kaup Zool. Monograph. Isis XX, pag. 614, 4 (1827). 


Caput breve, depressum, latum, plica transversa a trunco se- 
junctum. 


Aures sub cute latentes. 
Digiti ad latera denticulatı. 
Pori praeanales nulli. 


Der Körper ist plump und dick, der Kopf breit, fast krötenartig, 
depreß, mit äußerst kurzer, vorne steil abfallender und stumpf ver- 
rundeter Schnauze. Die nahe über deren Spitze gelegenen Nasen- 
löcher sind schief .von oben nach unten gerichtet, fast senkrecht 
zur Oberfläche des Kopfes gestellt. Die Ohröffnung ist nicht sicht- 
bar. Die Zunge ist ganz, dreieckig, sehr dick und mit samtartiger 
Oberfläche. Der Hals ist eingeschnürt, unten mit einer Querfalte 
versehen, von welcher jederseits eine andere Falte unmittelbar vor 
der Brust schief nach aufwärts zu den Schultern zieht. Die Schenkel- 
und Afterporen fehlen. Die Finger und Zehen sind mit mehr oder 
weniger langen, schwach gekrümmten und spitzen Krallen bewaff- 
net. Der manchmal greiffähige, mittellange Schwanz ist an der 
Wurzel mehr oder weniger verdickt und abgeflacht, sonst aber rund- 
lich und ziemlich dünn auslaufend. 

Der Kopf ist oben teils mit kleinen Schuppen, teils mit un- 
regelmäßig polygonalen Schildchen bedeckt, welch letztere etwas 
konvex oder schwach höckerig aufgetrieben sind und mitunter ein- 
zelne größere Schildchen hervortreten lassen; an den Augen sind 
wenigstens die unteren Lider an ihrem freien Außenrande durch 
spitzig abstehende Schuppen gewimpert. Das Rostrale und das 
Mentale, sowie die Supraokularen und Submaxillaren fehlen; da- 
gegen sind die Labialen, wenn auch klein, so doch von den sie be- 
grenzenden Schuppen stets unterscheidbar, die oberen am freien 
Rande gewöhnlich bogig, die unteren länglich viereckig. Der Rücken 
ist oben mit kleinen, bald flachen, bald mehr oder weniger konvexen 
glatten oder gekielten Grundschuppen bedeckt, zwischen denen oft 
größere Höckerschuppen teils in Gruppen, teils ganz unregelmäßig 
verteilt sind. Die Finger und Zehen sind seitlich durch spitz drei- 
eckig abstehende Schuppen mehr oder weniger scharf gesägt, unten 
mit Kielschuppen versehen; die Unterseite mit mehr oder weniger 
deutlich geschindelten rhombischen, flachen oder gekielten Schuppen 
bekleidet. 

Die Phrynocephalen sind Steppenbewohner, welche sich aus- 
schließlich am Boden aufhalten; die drei europäischen Arten können 
in nachstehender Weise bestimmt werden. 


Phrynocephalus. 539 


A. Mundwinkel ohne Hautlappen. 
I. Rückenschuppen gleichartig, Brustschuppen scharf gekielt, 
hintere Ventralschuppen glatt. Schwanz gewirtelt 
caudivolvulus Pall. 
II. Rückenschuppen ungleichartig, Schuppen der Unterseite 
sämtlich glatt, Schwanz nicht gewirtelt 
helioscopus Pall. 
B. Mundwinkel mit großem, ohrförmigem, fein beschupptem und 
am Rande gezähntem Hautlappen. Oberseite gleichmäßig be- 
schuppt, Schwanz gewirtelt....... mystaceus Pall 


1. Phrynocephalus mystaceus: Scutum occipitale parvum, distinctum. 
Labia ad oris angulum lobo magno, squamoso et denticulato ın- 
structa. Squamae notaei homogeneae, carinatae. Cauda verti- 








cillata. — 18—20 cm. 
Lacerta mystacea Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. III, 
pag. 702, 36, tab. V, fig. f (1772). Ameiva aurita Meyer Synops. 
Reptil. pag. 29, 12 (1795). — Lacerta lobata Shaw. Gener. zool. 
III, pag. 244 (1802). — Gecko auritus Latr. Hist. nat. d. reptil. 
II, pag. 61, tab. 56, fig. 3 (1802). Agama aurita Daud. Hist. nat. 
gen. d. reptil. III, pag. 429, tab. 85, fig. 2 (1803. —Agama mystacea 
Merr. Syst. Amphib. pag. 53, 17 (1820. — Phrynocephalus auri- 
tus Fitzing. Neue Classific. d. Reptil. pag. 47 (1826). — Phryno- 


cephalus mystaceus Kaup. Isis, XX, pag. 614 (1827). —Mega- 
lochilus auritus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. Ill, pag. 185, I 
(1831. —Saccostoma auritum Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 87, I 
(1843). 


Der Körper ist oben schwach gerundet, unten platt, in der 
Mitte stark bauchig verdickt, der Kopf dick und aufgetrieben, nur 
wenig länger als breit, oben ziemlich 
flach, mit gewölbter Supraokulargegend 
und mehr oder weniger vertiefter Mittel- 
linie, von den Nasenlöchern nach vorn 
zu fast senkrecht abfallend, die abgestutzt 
gerundete Schnauze mit etwas vorragen- 
dem Unterkiefer. Die Seitenteile des 
Kopfes zeigen unter den Augen eine 
tiefe Furche, welche, allmählich seichter 
werdend, nach vorn unter den Nasen- 
löchern vorbeizieht und sich hier mit der 
von der entgegengesetzten Kopfseite 
kommenden vereinigt. Die Nasenlöcher 
sind nach aufwärts gerichtet, einander 
sehr genähert und ganz am Vorderende 
des Kopfes zwischen zwei größeren Schild- 
chen gelegen, deren obiges bogig ist. 
Die Augen sind groß, stark vertieft, die 





Mundwinkel durch eine große, etwa ohr- Fig. 109. 
förmige, mit feinen Schuppen bedeckte Phrynocephalus mystaceus Pall. 
Hautfalte sehr ausgezeichnet; diese eigen- @ Hinterfuß, 


tümliche Hautbildung ist an ihrem freien 
Rande mit ungleich großen, spitzen, zahnartig abstehenden Schuppen 


540 Agamidae. 


versehen und mit beiden Kieferrändern in der Weise verbunden, 
daß sie am Unterkiefer viel weiter nach vorn reicht, als am Ober- 
kiefer, indem sie hier etwa in der Gegend des hinteren Augenwinkels 
plötzlich senkrecht zu den Kopfseiten abgeschnitten erscheint, wäh- 
rend sie dort allmählich schmäler werdend beiläufig bis unter den 
Vorderrand des Auges hinzieht. Die Vorderbeine überragen mit 
der ganzen Fußlänge die Schnauzenspitze, die hinteren erreichen 
mit der längsten Zehe etwa den Vorderrand der Augen, die Füße 
an den letzteren sind länger als die Schienen. Die etwas flachge- 
drückten Zehen sind vorn mäßig, hinten sehr stark verlängert, hier 
die äußerste bis zur Wurzel der vorletzten und längsten reichend, 
dort die ersten vier stufig, die kleinste äußerste nicht ganz bis zur 
Mitte der vorletzten ragend. Der Schwanz ist namentlich in seiner 
ersten Hälfte von oben sehr deutlich abgeplattet, gegen Ende hin 
rundlich. 

Die Oberfläche des Kopfes ist mit zahlreichen Schildchen be- 
deckt, welche in der Mittellinie desselben am größten, über den 
Augen hingegen am kleinsten sind, obwohl sie hier nach außen zu 
allmählich größer werdend in mehr oder weniger spitz oder stumpf 
dreieckige, über den freien Rand der Augenbrauen sägeartig hervor- 
stehende Täfelchen übergehen. Die Nasenlöcher sind voneinander 
gewöhnlich nur durch eine einzige Reihe von Schuppen oder grö- 
Beren, unregelmäßigen Schildchen getrennt, das Occipitale obwohl 
klein, so doch meist immer ziemlich deutlich, von mehr oder weniger 
rundlicher Gestalt. Die Kopfseiten zeigen unter den Augen eine 
Reihe nach hinten größer und erhaben werdender Schuppen, in der 
darunter liegenden Furche jedoch sehr kleine, polygonale Schild- 
chen. Die Schuppen der Postorbitalgegend sind verhältnismäßig 
die größten, meist rundlich polygonal und namentlich im Alter teil- 
weise ziemlich spitz kegelförmig hervorstehend. Das Rostrale ist 
von den Supralabialen in Form und Größe nicht unterschieden, 
diese — deren Zahl etwa 30 beträgt — sind an der Schnauzenspitze 
unten gerade abgestutzt, werden aber nach den Seiten zu immer 
mehr gerundet und endlich spitz dreieckig, so daß dann der Ober- 
kiefer am freien Rande nach hinten zu deutlich sägeartig gezahnt 
erscheint; nach oben zu sind die Supralabialen von einer oder zwei 
Reihen ihnen ähnlicher Schuppen gefolgt. Die Augenlider sind mit 
sehr feinen, rundlichen und glatten Körnerschuppen besetzt, die 
Wimperschuppen am freien Rande lang und spitz dreieckig. Das 
an Stelle des Mentale stehende mittlere Sublabiale ist etwas größer 
als die anderen; diese sind etwa fünfeckig, am Oberrande gerade, 
der Unterkiefer daher nicht gezähnt. 

Der Körper ist oben mit ziemlich kleinen und dicken, durchaus 
gleichartigen Schuppen bedeckt, welche stumpf gekielt, rhombisch, 
und in etwas unregelmäßige Quer-, sowie in sehr schiefe Längs- 
reihen gestellt sind; diese Schuppen, welche in der ersten Hälfte 
des Schwanzes etwas größer und deutlicher quer gereiht werden, 
erscheinen hier zugleich nach hinten zu immer schärfer gekielt, so 
daß sie gegen Ende des Schwanzes scharf dachig erhaben sind. Die 
deutlich niedergedrückten Beine sind oberseits mit größeren Schup- 


Phrynocephalaus. 541 


pen bedeckt, welche sämtlich in regelmäßige Reihen gestellt er- 
scheinen, die auf den Hinterschienen fast gerade, sonst aber schief 
zur Längenachse des Beines gerichtet sind. Die Schuppen der Unter- 
seite sind von denen des Oberkörpers an Größe wenig verschieden, 
obwohl im allgemeinen etwas ausgedehnter, sonst übrigens durch- 
gängig flach und regelmäßig; am Kopfe werden sie in der Mittel- 
linie gegen den Kinnwinkel zu kleiner und schmäler, etwa länglich 
sechseckig und zugleich schwach erhaben. Diese Schuppen, welche 
in ihrer Mitte von einer Pore durchbohrt werden, sind schief von 
innen nach außen gerichtet und werden gegen den Rand des Unter- 
kiefers zu allmählich größer und breiter, so daß sie endlich von 
den ihnen anliegenden Sublabialen in Form und Entwicklung kaum 
mehr verschieden erscheinen. In der Hinterhälfte des Kopfes sind 
die Schuppen — mit Ausnahme der in der Mittellinie stehenden, 
die fast dreieckig sind — mehr rhombisch oder sechseckig, nicht 
viel länger als breit, nach hinten scharf zugespitzt und, mit Aus- 
nahme der in der Mittellinie gelegenen, in ziemlich deutliche Ouer- 
reihen gestellt. Auch diese Schuppen zeigen sich bei gehöriger Ver- 
größerung an der Spitze mit einer Pore versehen, die der Backen- 
gegend namentlich bei älteren Stücken mehr oder weniger spitz 
kegelförmig ausgezogen. Die Haut ist am Unterhalse deutlich quer 
gefaltet, die Brustschuppen sind bedeutend größer, rhombisch oder 
dreieckig, scharf gekielt und scharf zugespitzt; nach hinten werden 
sie jedoch wieder etwas kleiner, glatt und fast quadratisch, und in- 
dem sie zugleich ihre Spitzen immer mehr und mehr verlieren, treten 
sie zu allmählich deutlicheren, geraden Querreihen aneinander. Die 
an der Basis glatten, dreieckigen Schwanzschuppen erhalten bald 
deutliche Kiele, welche durch zunehmendes Schärferwerden die 
Schuppen endlich vollkommen zweiseitig dachförmig erscheinen 
lassen. Der Oberarm ist auf der Hinterseite nach oben zu mit großen, 
flachen, etwa rhombischen Schuppen bekleidet, während der Unter- 
arm ebensolche, aber viel kleinere Schuppen zeigt, die in deutliche, 
etwas schiefe Querreihen gestellt und kaum merkbar gekielt sind; 
ähnliche, aber ganz glatte Schuppen stehen auch auf der Unterseite 
der Hinterbeine, wobei die der Schienen größer sind als die an den 
Schenkeln befindlichen. Die Zehen sind unten mit einer Längsreihe 
breiter Täfelchen bedeckt, die von hinten nach vorn geschindelt und 
sehr deutlich der Länge nach gekielt sind. Die Krallen sind mäßig 
lang, gekrümmt, etwa von ihrer Mitte an bogig zugespitzt. 

Die Oberseite ist schmutzig gelb oder graubraun, mit zahl- 
reichen, teilweise zu größeren Flecken zusammenstoßenden schwarzen 
Schuppen untermischt. Die Unterseite ist weißlich gelb, das letzte 
Schwanzdrittel unten und oft auch oben, mitunter auch ein Fleck 
auf der Brust, schwarz. 

Bei jungen Tieren sind alle Schuppen viel flacher, weniger 
nach hinten zugespitzt, ihre Kiele nur am Schwanze gut ausgebildet, 
sonst viel undeutlicher und namentlich auf der Unterseite des Kör- 
pers ganz fehlend. Die Färbung ist hier mehr ins Graue geneigt, 
die schwarzen Flecken größer, meist kurz länglich, am Rumpfe oft 
in ziemlich gut ersichtliche Längsreihen geordnet, am Schwanze zu 


542 Agamidae. 


bald mehr, bald weniger vollständigen Querringen zusammen- 
fließend. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt I8—20 cm, wovon 
über die Hälfte auf den Schwanz kommt. 

Diese interessante, dem westlichen Asien angehörige Art, findet 
sich auch schon im südlichen Rußland, wo sie die im Westen des 
Caspisees zwischen dem Uralflusse und Don gelegenen Gegenden, 
namentlich aber die am rechten Wolgaufer liegenden Lehmwüsten, 
bewohnt. Besonders häufig ist sie auch noch im Flugsande der an 
den Flüssen Kuma und Terek hinziehenden Steppen. Das Tier ist 
sehr flink und lebhaft, wühlt sich mit großer Behendigkeit in den 
losen Sandboden ein und zeigt auch seinen Feinden gegenüber wenig 
Furcht, indem es selbst auf den Menschen mutig losspringt, wobei 
sich die kammartigen Hautfalten in den Mundwinkeln stark auf- 
blähen und unter dem Einflusse der Erregung bald eine rote, bald 
eine blaue Färbung annehmen. 


2. Phrynocephalus helioscopus: Scutum occipitale nullum. : Pholi- 
dosis notaei..heterogenea,; squamae abdominales laeves, caudae 





haud verticillatae. — IO—I2 cm. 
Lacerta helioscopa Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, 
pag. 457 (1771). — Lacerta uralensis Gmel. Linn. Syst. nat. 


pag. 1073 (1788). — Stellio helioscopa Latr. Hist. nat. d. Reptil. 
II, pag. 30 (1802). — Stellio uralensis Latr. 1. c. pag. 39 (1802). — 
Agama helioscopa Daud. Hist. nat. gener. et partic. d. Rept. III, 
pag. 419 (I8o2. — Agama uralensis Daud.]l.c. pag. 422 (1802). — 
Phrynocephalus uralensis Fitzing. Neue Classific. d. Reptil. 
pag. 57 (1826). — Phrynocephalus helioscopus Wagl. 
Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 144 (1830). — Phrynocephalus 
persicus Filippi Arch. f. Zool. II, pag. 307. 


Der vom Rumpfe durch eine starke Einschnürung abgesetzte 
Kopf ist hoch, kaum länger als in der Wangengegend breit, von den 
Nasenlöchern nach vorne und unten zu senkrecht abfallend, mit ein- 
gesenktem Interokularraum und furchenartig ver- 
tiefter Zügelgegend. Der Discus palpebralis und 
der Scheitel sind gewölbt, der Hinterkopf mit 
kleinen Erhabenheiten und Vertiefungen versehen. 
Der kurze Rumpf ist oben schwach gewölbt, 
seitlich stark bauchig erweitert, unten flach. 
Nach vorne an den Körper angelegt, überragen 
die vorderen Gliedmaßen die Schnauzenspitze, 
während die hinteren etwa bis zur Halsein- 





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Fig. 110. schnürung oder zu den Schläfen reichen; die 
Phrynocephalus helio- Vorderbeine sind etwa so lang als der Rumpf und 
scopus Pall. reichen, an letzteren nach rückwärts angelegt, 


mit der Spitze des längsten Fingers bis zur 
Einlenkung der Schenkel. Die Finger und Zehen sind von mäßiger 
Länge, die Krallen ziemlich kurz und stark, an den Fingern in der 
Vorderhälfte unten bogig ausgeschnitten. An den vorderen Glied- 
maßen sind der dritte und vierte Finger ziemlich gleich lang, der 
erste kürzer als der fünfte; an den Hinterbeinen nehmen die Zehen 


Phrynocephalus. 543 


von der ersten bis zur vierten allmählich an Länge zu, während die 
fünfte etwa dreimal so lang wie die erste ist und bis zur Wurzel der 
vierten reicht. Der an der Wurzel sehr stark verdickte und abge- 
flachte Schwanz verjüngt sich dann ziemlich plötzlich und ist dann 
in seinem weiteren Verlaufe dünn und drehrund. Seine Länge ist 
nach dem Geschlechte verschieden, beim Weibchen geringer als beim 
Männchen, bei jenem etwa von halber Körperlänge, beim Männchen 
etwa um Kopfeslänge mehr. 

Die Oberseite ist ungleichmäßig beschuppt indem zwischen 
kleinen, unregelmäßig flach körnigen Grundschuppen größere Körner- 
oder Höckerschuppen entweder einzeln zerstreut oder zu größeren 
warzenartigen Gruppen vereint sind. Unter den oberen Kopfschup- 
pen sind die der Schnauze, des Interokularraums und des Scheitels 
die größten, dabei alle ziemlich flach oder nur schwach konvex. Ein 
ausgesprochenes Occipitale fehlt. An den anderen Partien des 
Kopfes sind ebenfalls größere, meistens kegelförmige Schuppen 
teils einzeln, teils gruppenweise zu bemerken. Die Augenbrauen 
sind scharf vorspringend und an ihrem freien Außenrande durch eine 
Reihe flacher, schief auf- und hintereinanderliegender Schuppen 
gesäumt. Von den mit feinen Körnerschuppen besetzten Augen- 
lidern ist das obere mit viereckigen, das untere mit nach außen spitz 
vorgezogenen Schuppen gesäumt, daher jenes ganzrandig, dieses 
gesägt. Ein ausgesprochenes Rostrale fehlt, die Ränder der Ober- 
lippe erscheinen infolge der nach unten verrundeten Supralabialen 
gekerbt. Das Mentale ist klein aber deutlich, trapezisch, nach hinten 
erweitert und etwa doppelt so lang als die Sublabialen. Die Quer- 
falten des Halses setzen sich am Rumpfe in zwei deutlich abgehobene, 
leistenartige Längsfalten fort, von denen die obere im Bogen über die 
Schultern, die andere aber unter den Vorderbeinen und an den Rumpf- 
seiten bis zur Einlenkung der Schenkel verläuft. Außer diesen 
Längsfalten sind noch an jeder Seite des Rumpfes 6—8 kurze, schiefe 
Querfalten zu bemerken. Sämtliche der genannten Falten sind in 
ihrem ganzen Verlaufe mit Gruppen von größeren Höckerschuppen 
besetzt. Die Oberseite der Beine sowie die verdünnte Schwanzpartie 
sind mit größeren flach rhombischen und ziemlich deutlich geschin- 
delten Schuppen bedeckt, die entweder glatt oder nur sehr schwach 
gekielt sind. Ähnliche Höcker und Warzengruppen wie am Rücken 
sind auch auf der Oberseite der angeschwollenen Schwanzwurzel 
zu bemerken, während sie an den Vorderbeinen nur sehr vereinzelt 
vorkommen oder auch, namentlich bei jüngeren Stücken, ganz fehlen 
können. Die Finger und Zehen sind seitlich gezähnelt, hinten stärker 
als vorne, unten mit von 3—4 Kielen durchzogenen Schuppen besetzt. 
Die Unterseite ist mit etwas größeren, flachen und durchaus glatten, 
rhombischen Schuppen bedeckt, die in mehr oder weniger schiefen 
oder schwach bogigen Querreihen stehen. Die Schwanzschuppen 
sind oben mehr unregelmäßig, unten aber in ziemlich regelmäßige 
Längsreihen gestellt, welch letztere von deutlichen, aneinander- 
stoßenden Kielen durchzogen werden. 

Die Oberseite ist aschgrau oder olivengelb, entweder einfarbig, 
oder und zwar häufiger mit schwarzen Punkten und Flecken besetzt, 


544 Agamidae. 


die gewöhnlich zu beiden Seiten der Wirbelsäule stehen und öfters 
mehr oder weniger unterbrochene unregelmäßige Querbinden bilden, 
die in der Regel noch am Schwanze am deutlichsten hervortreten und 
zu Halbringen geschlossen sind. Die Kieferränder sind fast immer 
mit größeren, rundlichen dunklen Punkten gesäumt, die Kehle 
und oft auch die Brust ebenso gemarmelt, die übrige Unterseite 
elfenbeinweiß. — Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 
Io—I2 cm. 

Im südlichen Teile des Gouvernements Astrachan in den am 
rechten Ufer der Wolga gelegenen Lehmwöüsten. 


3. Phrynocephalus eaudivolvulus: Scutum occipitale nullum. Pholi- 
dosis notaei homogenea. Squamae pectoris carinatae, abdominis 
laeves. Cauda supra retroflexa verticillata. — Long. I0—I2 cm. 


Agama guttata Daud. Hist. nat. et partic. d. rept. III, pag. 426 
(1804). — Agama caudivolvula Lichtenst. in Eversm. Reise 
v. Orenb. n. Buch. pag. 143 (1823). — Agama ocellata Lichtst. 
l. c. (1823). — Phrynocephalus caudivolvulus Fitzing. 
Neue Classific. d. Rept. pag. 143 (1826). — Lacerta caudivolvula 
Pall. Zoogr...Rosso-asiat. III, pag. 200 (1831). — Phrynocephalus 
ocellatus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 186 (1831). — 
Phrynocephalus reticulatus Eichw. 1..c..(2837), -EiayE 
nocephalus Tickelii Günth. Proc. Zool. soc. pag. 161 part. (1860). 


Der Kopf ist flach, etwa um ein Viertel länger als breit, im Inter- 
okularraum und in der Zügelgegend vertieft, mit im Bogen nach ab- 
wärts gewölbter kurzer Schnauze. Der Rumpf ist kurz, oben nur 
schwach gewölbt, seitlich bauchig erweitert, unten flach. Nach vorne 
angelegt überragen die vorderen Gliedmaßen die Schnauze merklich, 
während die hinteren etwa den Vorderrand der Augen erreichen. 
Erstere reichen, nach rückwärts dem Rumpfe angelegt, knapp bis 
zu den Schenkeln. An den Vorderbeinen ist der dritte Finger etwas 
kürzer als der vierte, der erste kürzer als der fünfte. Von den stark 
verlängerten Zehen nehmen die erste bis zur vierten an Länge all- 
mählich zu, die fünfte reicht bis zur Wurzel der vierten. Finger und 
Zehen sind seitlich spitz gesägt, die letzteren stärker als die ersteren. 
Die schwach gebogenen Krallen sind lang und dünn, unten nicht 
ausgerandet. Die tiefe Kehlfalte setzt sich nach oben bogig über die 
Schultern in nicht besonders ausgesprochene Seitenfalten fort. Der 
in seinem ersten Viertel verdickte und flache Schwanz ist in seinem 
weiteren Verlaufe dünn und rundlich und etwa in seinem letzten 
Drittel nach oben und vorne zurückgebogen. 

Die Beschuppung ist gleichartig. Die Kopfschuppen sind kon- 
vex, körnig, auf der Schnauze, zwischen den Augen, am Scheitel 
und in der Zügelgegend vergrößert, am Hinterhaupte sowie in der 
Supraokular- und Schläfengegend am kleinsten. Die Augenbrauen 
sind vorspringend, am Rande mit flachen, schief aufeinandergeschin- 
delten Tafelschuppen gesäumt, von den feinschuppigen Augenlidern 
die oberen am Rande schwach, die unteren stark gezähnelt. Das 
Rostrale fehlt, das Mentale ist klein, aber deutlich, verrundet tra- 
pezisch, etwas breiter als lang. Der Oberlippensaum ist wegen 
der am freien Rande bogigen Supralabialen gekerbt, der Unterlippen- 


Agama. 5 4 5 


saum ganzrandig. Die Oberseite des Rumpfes, der Beine und des 
Schwanzes ist mit durchaus gleichartigen kleinen, flachen, glatten 
oder auch schwach gekielten Schindelschuppen bedeckt, die auf dem 
Schwanze in deutliche Quergürtel gestellt und hier auch scharf 
gekielt sind. Die Schuppen der Unterseite sind größer, flach rhom- 
bisch, auf der Brust und am Schwanze mit Ausnahme seiner Basis 
scharf gekielt und in eine kurze Spitze ausgezogen. Die Kehlschuppen 
sind kleiner, nur die an die Sublabialen grenzenden 2—3 Reihen 
bedeutend vergrößert. Die Finger und Zehen sind unten von einem 
Längskiele durchzogen. 

Die in Europa vorkommende typische Form ist oben graulich 
mit dunklen .Flecken-, Schnörkel- oder Marmelzeichnungen; der 
Schwanz zeigt unten abwechselnd schwarze und weiße Querbinden 
von nahezu gleicher Breite, die übrige Unterseite ist weißlich. Die 
Länge beträgt etwa IO—I2 cm. 

Im Süden des Gouvernements Astrachan und in den am Flusse 
Terek gelegenen Sandwüsten. 


2. Gattung. Agama. 
Daud. Hist. nat. gen. et part. d. reptil. III, pag. 333 (1803). 


Caput postice dilatatum, trigonum. 
Aures apertae. 

Squamae occipitales haud dilatatae. 
Plica gularis distincta. 

Mas poris analibus institutus. 


Der Körper ist mehr oder weniger kräftig, mit nur mäßig ver- 
längertem, in der Backengegend aufgetriebenem, im ganzen etwa 
dreieckigem Kopf. Die Ohröffnung ist ziemlich groß und deutlich, 
das Trommelfell in dieselbe versenkt, der Hals dünner als der Hinter- 
kopf, mit einer Grube jederseits der Kehle und sehr deutlicher Quer- 
faltung am Ende der letzteren. Die Schenkelporen fehlen, die After- 
poren sind nur im männlichen Geschlechte vorhanden. Der Körper 
ist bald gleichartig, bald ungleichartig beschuppt, die Schuppen der 
Oberseite stets, die der Unterseite manchmal gekielt, der Pileus 
wenigstens vorne mit polygonalen Schildern bedeckt, die Schuppen 
des Hinterhauptes niemals vergrößert. 

Die zwei europäischen Arten unterscheiden sich durch nach- 
stehende Merkmale. 

A. Körper ungleichartig beschuppt, Bauchschuppen glatt, Schwanz 
gewirtelt. Dritte und vierte Zehe ziemlich gleich lang 
stellio Hasselg. 
B. Körper gleichartig beschuppt, Bauchschuppen gekielt, Schwanz 
nicht gewirtelt. Vierte Zehe die längste 
. sanguinolenta Pall. 


1. Agama stellio: Pholidosis notaei heterogenea, squamae abdominis 
laeves, cauda verticillata. , Digitus tertius quarto longitudine 
subaequalis. — Long. 30 cm. 

Schreiber, Herpetologia europaea. 35 


546 Agamidae. 


Lacerta St.ellio Linne Syst. nat. I, pag. 361 (1748). — Iguana 
cordylina Laur. Synops. reptil. pag. 47 (1768). — Cordylus 
stellio Laur. l. c. pag. 52, 80 (1768). — Stellio vulgaris Latr. 
hist. nat. d. reptil. II, pag. 22 (1802). — Agama Sebae Merr. Syst. 
amphib. pag. 55, 30 (1820). — Stellio antiquorum Eichw. Zool. 
spec. Ross. et Polon. III, pag. 187, 2 (1831). — Stellio cordylina 
Gray Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 255 (1845). —Agama stellio Bouleng. 
Catal. Liz. Brit. Mus. I, pag. 568, 4ı (1885). 


Typus. Supra flavo-fuscus vel nigrescens, maculis magnis rhom- 
bordeis albo-flavescentibus in dorso,; subtus sordide lutescens, 
obsolete obscurius Punctatus. 


var. a) Supra griseo-fuscescens, maculis dorsalibus pallıdis per lon- 
gütudinem confluentibus. 
var. b) Supra nigrescens, dorso irregulariter flavo-nigrogue variegato. 
var. c) Supra aterrimus, squamis flavescentibus in fascıas transversas 
conmexis. 
Stellio cyprius Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 85, 2 (1843). 


var. d) Supra griseo-fuscescens, dorso obscuriore squamis atrıs plus 
minusve Sparso. 

var. e) Supra pallide flavescens aut cinereus, sguamis atris rarissimis 
vel nullıs. 

juv. Sguamis gularibus simplicibus, granosis, in spinas haud pro- 
longatıs. 


Der Körper ist ziemlich platt, von der Mittellinie des Rückens 
gegen die Seiten zu nur schwach abfallend, der Kopf flach, etwa um 
ein Fünftel länger als breit, mit vertiefter Zügel- 
gegend, stark ausgeprägter, schon von den Nasen- 
löchern an deutlicher, in den vorspringenden 
Rand der Augenbrauen übergehender Schnauzen- 
kante und aufgetriebener Backengegend. Die 
Nasenlöcher sind zu seiten der Schnauzenspitze 
unter dem Vorderende des Canthus rostralis ge- 
legen. Das Trommelfell ist kreisförmig, die Zunge 
an der Spitze etwas verschmälert und ausgerandet. 
Der Hals ist mit mehreren welligen, unregel- 
mäßigen Falten versehen, wovon gewöhnlich zwei 
auf der Unterseite und mehrere verästelte an den 
Seiten vorkommen; von letzteren setzen sich 
manchmal eine oder zwei bogig über die Wurzel 
der Vorderbeine auf den Rumpf fort. Dieser ist oben schwach 
gewölbt, mit einer etwa zwischen den Beinen hinziehenden Längs- 
falte, die sich nur im Alkohol manchmal verwischt. Die Vorderbeine 
reichen, an den Rumpf angelegt, bis zu der Einlenkung der Hinter- 
beine, diese, nach vorne gestreckt, etwa bis zu den Ohren. An allen 
vier Füßen ist die dritte Zehe nur wenig kürzer als die vierte. Der 
an der Basis abgeplattete Schwanz ist im ganzen drehrund, sehr 
allmählich und nur mäßig zugespitzt, um die Hälfte länger als der 
übrige Körper. 

Der Kopf ist oben mit zahlreichen, unregelmäßig polygonalen 
Schildern bedeckt, welche teils ziemlich flach und glatt, teils wieder 





Bie#ıTT. 


Agama stellio Linne. 


Agama. 547 


mehr oder weniger höckerartig erhaben und gekielt, und namentlich 
am Hinterkopf besonders gegen außen hin mehr kegelig oder selbst 
dornig zugespitzt erscheinen. Das Rostrale ist groß, quer, nach 
oben nicht erweitert, drei- bis viermal breiter als lang. Das zu seiten 
der Schnauzenspitze am Vorderrande der Zügelfurche liegende Nasen- 
schild ist groß, stark konvex, die vollkommen kreisrunden, nach 
rückwärts gerichteten Nasenlöcher nahe dem Hinterrande desselben 
ausgehöhlt. Die vorspringende Augenbrauenleiste ist an ihrem 
Außenrande mit flachen, schiefstehenden Schindelschuppen be- 
deckt, die Augenlider durch ziemlich flache, etwas dreieckig vor- 
gezogene Schuppen schwach gewimpert, der Interokularraum mehr 
oder weniger deutlich vertieft. Die Seiten des Hinterkopfes sind 
namentlich in der Gegend der Ohröffnung und der Halsfalten mit 
Gruppen von gekielten oder teilweise selbst messerartig zusammen- 
gedrückten Stachelschuppen besetzt, desgleichen sind die Schuppen 
des Unterhalses mehr oder weniger spitz kegelförmig oder dornartig 
ausgezogen. Die Supralabialen sind von den darüberliegenden, 
ebenfalls in regelmäßige Längsreihen gestellten Schildchen nur wenig 
verschieden, die den Unterrand der Augenhöhle begrenzende Reihe 
in der Regel dachig gekielt. Das Mentale ist verhältnismäßig sehr 
groß, unregelmäßig dreieckig, die Sublabialen etwa länglich viereckig 
und bedeutend größer als die daranstoßenden Schilder. Sowohl die 
Lippen- als auch andere Kopfschilder zeigen sich bald mehr, bald 
weniger von feinen Poren durchbohrt. Die Oberseite des Rumpfes 
ist mit kleinen, ziemlich flachen und schwach geschindelten Schuppen 
bedeckt, denen sich bedeutend entwickeltere, übrigens sehr ungleich 
große Schuppen beigesellen, welche gewöhnlich in mehr oder weniger 
ausgesprochene QOuerreihen gestellt sind und in der Mitte des Rückens 
oft eine ziemlich zusammenhängende Längszone bilden. Diese, an 
ihrem Hinterrande unter der Lupe durch aufgesetzte Dornen ge- 
zähnelten Schuppen sind bald stumpfer, bald schärfer gekielt, die 
Kiele selbst häufig am Ende dornartig ausgezogen. Außerdem zeigen 
sich noch die Seiten des Rumpfes mit zahlreichen Stachelgruppen 
besetzt, welche aus einer größeren, rundum von kleineren umgebenen 
Dornschuppe bestehen, und, da sie namentlich auf den Hautfalten 
sitzen, in mehr oder weniger deutliche Längs- und Querreihen ge- 
ordnet sind. Die Oberseite der Beine ist mit sehr großen, rhombischen 
Schuppen bedeckt, welche sehr scharf und zugespitzt. sind und sich 
noch teilweise auch auf die Fußwurzeln erstrecken. Die Unterseite 
des Rumpfes und der Beine ist mit durchaus gleichartigen Schuppen 
bekleidet, welche auf der Brust etwas größer und mehr sechseckig, 
nach rückwärts aber etwas kleiner und mehr rhombisch, übrigens 
durchaus glatt und in ziemlich deutliche Querreihen gestellt sind; 
vor dem After zeigt sich beim Männchen eine Gruppe von 30 bis 40 
Porenschuppen. Die Hinterschenkel führen ziemlich große, etwa 
sechseckige, der Unterarm und die Hinterschienen noch größere, aber 
mehr bogig verrundete Schuppen. Die Fußsohlen und Handflächen 
sind mit derben, rhombischen Kielschuppen, die Unterseite sämt- 
licher Zehen mit einer Reihe querer Täfelchen bedeckt. Der Schwanz 
ist durch länglich viereckige Schuppen gewirtelt, deren nach hinten 
33 


548 Agamidae. 


steil ansteigende Kiele dornig zugespitzt sind. Der Hinterrand 
dieser Schuppen zeigt sich an der oberen Schwanzwurzel meist fein 
gezähnelt, auch ist in der Regel jede zweite Querreihe nach rück- 
wärts etwas stärker erhaben, wodurch dann namentlich in der ersten 
Hälfte des Schwanzes je zwei Schuppengürtel zu ziemlich deutlichen 
Doppelwirteln vereinigt erscheinen. Die Krallen sind ziemlich 
kräftig, bis über die Mitte gleichbreit, gegen Ende von unten sichel- 
förmig zugespitzt. 

Die Färbung und Zeichnung ist manchen Veränderungen unter- 
worfen. In der Regel zeigt die Oberseite ein ziemlich dunkles Braun- 
gelb oder Schwärzlichbraun, das längs der Mittellinie des Rückens 
von einigen großen, meist etwa rhombischen lehmgelben Makeln 
unterbrochen ist. Desgleichen sind auch die Stachelgruppen an den 
Körper- und Halsseiten, sowie auch zu seiten des Hinterkopfes 
ebenso gefärbt; da ferner die helle Farbe besonders gern an den 
größeren Rumpfschuppen vorkommt, so bildet sie, diesen folgend, 
auf dem dunklen Grunde häufig mehr oder weniger deutliche Quer- 
binden. Die Schnauzenspitze, sowie auch die Beine namentlich 
gegen die Füße zu, sind gewöhnlich ebenfalls heller, die Krallen 
hornbraun, mit schwärzlicher Oberkante. Der stets ins Bräunliche 
oder Gelbliche ziehende Schwanz ist wenigstens gegen die Spitze zu 
immer schwärzlich geringelt, welche Zeichnung aber nach vorn zu 
häufig undeutlicher wird oder in unbestimmte Flecken aufgelöst 
erscheint. Die Unterseite ist an Rumpf und Beinen schmutzig gelb, 
oft undeutlich dunkel gefleckt und gezeichnet, am Kopf hingegen 
vorwiegend schwärzlich oder überhaupt dunkel, mit meist ziemlich 
zerstreuten gelblichen Flecken gezeichnet. Der Schwanz ist schmutzig 
orange- oder ockergelb, einfarbig. 

Diese Grundform ist nun manchen Veränderungen unterworfen, 
welche teils in dem Wechsel der Grundfarbe, teils in dem wechsel- 
seitigen Verhältnis dieser und der hellen Zeichnungen begründet 
sind. Was die erstere anbelangt, so kann sie aus dem gewöhnlichen 
Olivenbraun, durch Gelbbraun und Graugelb bis ins helle Lehm- 
oder Aschfarben, anderseits aber auch bis ins tiefste Sammetschwarz 
abändern. Ebenso können auch die lichten Flecken durch Ver- 
mehrung und Erweiterung verschiedenartig zusammenfließen und die 
Grundfarbe bald mehr, bald weniger verdrängen, was namentlich 
in der Mittellinie des Rückens, manchmal aber auch auf der ganzen 
Oberseite der Fall ist, so daß diese dann nicht selten fast einfarbig 
und nur mit vereinzelten, meist auf größere Schuppen beschränkten 
schwarzen Flecken besetzt erscheint. Übrigens werden lichte Varie- 
täten nicht immer auf die letztgenannte Art, sondern oft auch durch 
Erhellung der Grundfarbe hervorgebracht, da dadurch natürlich die 
lichten Flecken immer undeutlicher werden und am Ende ganz in 
der Grundfarbe aufgehen. Der Fall, daß die hellen Zeichnungen 
von der dunklen Farbe überwuchert werden, scheint im allgemeinen 
seltener zu sein, und sind mir wenigstens Exemplare mit ganz dunkler 
Rückenseite niemals untergekommen. 

Die Jungen sind im Durchschnitt von den Alten nicht ver- 
schieden, nur daß hier die Höcker- und Stachelschuppen weniger 


Agama. 549 


entwickelt und namentlich die Schuppen des Unterhalses niemals 
dornig, sondern einfach körnig und ziemlich flach gewölbt sind. 

Die Länge des erwachsenen Tieres kann bis 30 cm betragen. 

Agama stellio ist, abweichend von seinen Verwandten, nicht als 
Bodenbewohner zu bezeichnen, da sie sich, entsprechend ihrer vor- 
züglichen Kletterfähigkeit, auch häufig auf Felsen, Mauerwerk und 
Baumstämmen herumtummelt; ins Gezweige der Bäume selbst pflegt 
sie sich jedoch nur wenn sie verfolgt wird zu flüchten. Sie hält 
sich ausschließlich an warmen, trockenen und dürren Örtlichkeiten 
auf, sonnt sich sehr gerne und bewegt sich stoßweise mit blitzartiger 
Schnelligkeit. Die Häutung findet nur selten statt und geht langsam 
vor sich. Das Tier trägt den Kopf gewöhnlich hoch und macht damit 
von Zeit zu Zeit eigentümliche nickende Bewegungen. Der abge- 
brochene Schwanz wird nicht wieder ersetzt, die Fortpflanzung 
geschieht durch Eier. 

Die Art ist auch eines ziemlichen Farbenwechsels fähig, der teils 
von dem Grade der Erwärmung und Belichtung, teils auch von 
psychischen Affekten abhängt. In der Wärme ist sie gewöhnlich 
heller, bei Kälte dunkler, wobei sich jedoch nur die Grundfarbe, 
nicht aber auch die Zeichnungen ändern; sehr starke Besonnung 
wirkt übrigens ebenfalls verdunkelnd und kann das Tier bei längerer 
Einwirkung mitunter ganz schwarz färben. Auch zur Paarungszeit 
treten grellere Färbungen, namentlich bei Männchen auf, bei welchen 
dann besonders die Oberseite des Kopfes samt dem Nacken schön 
. ziegelrot wird. 

Agama stellio ist vorzugsweise auf den Cykladen verbreitet, 
woselbst sie stellenweise äußerst häufig ist; doch wird sie auch auf 
Kreta angetroffen. Am Festlande Griechenlands ward das Tier 
bisher noch nicht gefunden, kommt dafür aber wieder um Salonicki 
vor. Die Angaben über das Vorkommen im Kaukasus dürften wohl 
auf einer Verwechslung dieser Art mit der ihr sehr nahestehenden 
Agama caucasica Eichw. beruhen. 

Die Gefangenschaft verträgt das Tier recht gut, nur muß dasselbe 
im außer der Sommerszeit geheizten Trockenterrarium gehalten 
werden. Obwohl es im allgemeinen ziemlich starke Temperatur- 
schwankungen verträgt, so hält es solchen .gegenüber doch nicht 
lange stand, indem es bei Abnahme der Wärme sofort seine Beweg- 
lichkeit und Freßlust verliert und diese Eigenschaften selbst bei 
wieder steigender Temperatur nie mehr wieder in dem Grade wie 
früher erhält und, namentlich wenn sich solche Temperaturschwan- 
kungen öfters wiederholen, über kurz oder lang eingeht. Wegen der 
Beweglichkeit des Tieres muß der dasselbe beherbergende Käfig 
möglichst geräumig und reichlich mit rauhen Felsbrocken, am besten 
von Tuffsteinen, sowie mit dicken berindeten Ästen und Stamm- 
stücken ausgestattet sein. Letztere Dinge müssen aber alle sehr 
solid und gut befestigt sein, da das namentlich anfangs äußerst wilde 
und ungeberdige Tier in seinem Ungestüm alles um- und durchein- 
anderwirft und das noch so schön eingerichtete Terrarium in kürzester 
Zeit in eine wahre Erdbebenlandschaft verwandelt. Stellio ist über- 
haupt das wildeste und unbändigste der mir bekannten Reptilien 


5 5 o Agamidae. 


und braucht sehr lange Zeit, bis es nur ganz allmählich seine ur- 
sprüngliche Scheu und Furchtsamkeit verliert und sich in die ihm 
neuen Verhältnisse des Gefangenlebens hineinfindet; wirklich zahm 
und so zutraulich wie die Lacerten wird es wohl niemals. Auf beson- 
ders gespannten Fuß stellt sich das Tier anfangs zu seinem Pfleger 
und da es auf ziemliche Entfernung und sehr gut sieht, so braucht 
es meistens eine geraume Zeit, bis man in die Lage kommt, dasselbe 
genauer zu beobachten, da es die Annäherung des Menschen schon 
von weitem bemerkt und dann entweder sofort in dem nächst besten 
Schlupfwinkel verschwindet oder in ganz sinnlose Tobsucht aus- 
bricht. Besonders lange dauert es gewöhnlich bis sich Siellio ent- 
schließt, in Anwesenheit. des Menschen zu fressen, ja manche Tiere 
verweigern überhaupt die Annahme jeglicher Nahrung. In solchen 
Fällen kann man manchmal noch dadurch etwas erreichen, daß man 
den freiwillig Hungernden andere, schon eingewöhnte und gut fressende 
Eidechsen beigesellt, deren Freßlust gleichsam als gutes Beispiel 
wirkt und die Sitellionen dann auch öfters zur Aufnahme von Nahrung 
veranlaßt. Um eine Behelligung solcher Gäste braucht man nicht 
besorgt zu sein, da Siellio, trotz seiner sonstigen schlechten Eigen- 
schaften, ein durchaus friedliches und verträgliches Tier ist. Als 
Nahrung werden am liebsten Heuschrecken, dann aber auch Küchen- 
schaben (Periplaneta orientalis), Schmetterlinge u. dgl. genommen, 
Käfer meistens verschmäht. Ich habe meine Gefangenen zur Sommer- 
zeit besonders mit Seidenschmetterlingen und großen Singcicaden 
(Cicada plebeja) gefüttert, die gerne gefressen wurden; auch Stücke 
weicher Früchte, wie Feigen, Melonen, Pfirsiche werden mitunter 
verspeist. 

Allenfalls in der Gefangenschaft abgelegte Eier sind in schwach 
befeuchtetem Sande an einem warmen Orte aufzubewahren und 
kommen etwa in vier Monaten aus. 


2. Agama sanguinolenta: Pholidosis notaei homogenea, squamae 
abdominis carinatae, cauda haud verticıllata. Digitus tertius 
quarto breviori. — Long. 28—30 cm. 


Agama aralensis Lichtenst. in Eversm. Reise v. Orenb. n. Buch. 
III, pag. 144 (1823). — Lacerta sanguinolenta Pall. Zoograph. 
Rosso-asiat. III, pag. 23, 19 (1831. — Agama oxiana Eichw. Zool. 
spec. Ross. et Polon. III, pag. 185 (1831). Trapelus aralensis 
Eversm. Lac. imp. Ross. Nouv. mem. soc. imp. nat. Mosc. III, pag. 366 
(1834), — Trapelus sanguinolentus Eichw. Fauna casp. 
cauc. pag. 112, tab. XIV, fig. 3, 4 (I842).. — Podorrhoasanguino- 
lenta Fitzing. Syst. Rept. I, pag. 81, 5 (1843). Agama sangui- 
nolenta Dum. Bibr. Catal. meth. Collect. d. Rept. Mus. hist. nat. Par. 
pag. 102 (1851). Agama agilis Blanf. Proced. Zool. Soc. pag. 674. 
part. (1881). 











Der Körper ist ziemlich plump und kräftig, mäßig depreß. Der 
kurz dreieckige oder fast herzförmige Kopf ist etwa um ein Drittel 
länger als breit, sehr hoch und dick, mit nach vorne zu stark ab- 
schüssiger, in der Jugend mehr gerundeter, im Alter mehr zuge- 
spitzter Schnauze, deren Seitenkante mehr oder weniger verrundet 
ist. Er ist hinter den Augen am breitesten, dann wieder etwas ver- 


Agama. 551 


engt, mit gerundeten oder fast eckig vorspringenden Backen. Seine 
Oberseite ist namentlich in der Supraokulargegend stark gewölbt, 
die Brauenplatte besonders im Alter kantenartig über die Augen 
vorspringend, der Interokularraum, bald mehr, bald weniger der 
Länge nach vertieft. In der Jugend sind die Kopfseiten ziemlich 
flach, mit zunehmendem Alter zeigt sich jedoch die Zügelgegend immer 
mehr, besonders aber nach vorne zu fast furchenartig vertieft, daher 
auch die Schnauzenkante mit fortschreitendem Wachstum immer 
besser hervortritt. Die mittelgroßen, rundlichen Nasenlöcher sind 
fast senkrecht nach oben gerichtet, einander genähert und genau 
über dem Canthus rostralis am Hinterrande des Rostrale in einem 
größeren, rundlichen, etwas aufgeworfenen Schildchen gelegen. 
Die etwas über und hinter dem Mundwinkel stehende Ohröffnung 
ist etwa so groß wie das Auge, rundlich, und durch an ihrem Ober- 
rande befindliche Stachelschuppen öfters teilweise verdeckt. Die 
nach vorne verschmälerte Zunge ist am Ende ausgerandet und mit 
bürstenartigen Warzen besetzt. Der Hals ist seitlich und unten 
mit tiefer, doppelter QOuerfalte versehen. Die Beine sind lang und 
dünn, deren Schenkel nur wenig verdickt, die vorderen die Schnauzen- 
spitze überragend, die hinteren etwa bis zur Ohröffnung reichend; 
von den Fingern sind der erste und fünfte ziemlich gleich lang, die drei 
mittleren stufig nach außen verlängert, die Zehen werden von der 
ersten bis zur vierten allmählich länger, während die erste etwas 
kürzer als die fünfte ist. Die Hinterfüße sind schmal und gestreckt, 
an die Schienen angelegt, diese etwas überragend. Sämtliche Finger 
und Zehen sind ziemlich schlank und lang, etwas zusammengedrückt 
und durch seitlich abstehende Schuppen schwach gezähnelt. Der 
rundliche Rumpf ist kaum doppelt so lang als der Kopf, der an der 
Basis dicke und etwas flachgedrückte Schwanz wird dann schnell 
dünn und rundlich und läuft allmählich in eine ziemlich feine Spitze 
aus; seine Länge beträgt etwa anderthalbmal so viel, als der übrige 
Körper. 

Das Männchen ist durch einen sehr kleinen Kehlsack sowie durch 
eine zwei- oder dreifache Reihe von Präanalporen vom Weibchen 
unterschieden. 

Der ganze Körper ist mit mehr oder weniger gleichartigen, ziem- 
lich flachen Schuppen bedeckt, die nur am Kopfe etwas gewölbter 
und dicker und in der Vorderhälfte desselben durch kleine, unregel- 
mäßig polygonale Schildchen ersetzt werden. Die Kieferränder 
sind durch eine ziemlich große, aber sehr veränderliche Anzahl kleiner 
Schildchen gesäumt, welche sich bezüglich ihrer Form und Größe 
im allgemeinen von den daranstoßenden kaum unterscheiden, und 
in der Mitte ein etwas größeres Rostrale und Mentale einschließen; 
nur die Supralabialen springen deutlich zahnartig vor und lassen 
dadurch den Rand des Oberkiefers gesägt erscheinen. Die Augen 
sind bei Jungen kaum oder nur wenig, bei Alten hingegen stark 
vertieft, so daß sie hier besonders nach unten und hinten von einer 
bogigen Furche umgeben sind. Die Augenlider sind dicht mit feinen 
Körnerschuppen bedeckt, der freie Rand derselben durch abstehende, 
in der Jugend mehr flach gerundete, im Alter namentlich am unteren 


552 Agamidae. 
Lide sehr spitz dreieckig vortretende Schuppen gewimpert oder selbst 
scharf gesägt; letztere, sowie überhaupt die meisten in der Nähe 
des Auges gelegenen Schuppen sind besonders bei älteren Stücken 
von einer oder mehreren Poren durchbohrt. Der Canthus rostralis 
. ist von den Nasenlöchern bis über den Rand der Augenbrauen hin mit 
flachen, übereinandergeschindelten Schuppen bedeckt, welche über 
den Augen dachartig vorspringen; der vertiefte Interokularraum 
zeigt gewöhnlich etwas größere Schilder, die, sowie die des Hinter- 
kopfes, unregelmäßig vieleckig und in der Regel vollkommen glatt 
oder kaum merkbar gekielt sind. Diese Schildchen, welche auf der 
Stirn oft mehr oder weniger gewölbt sind, werden am Hinterkopf 
gewöhnlich größer und flacher und schließen hier manchmal ein 
größeres, als Occipitale zu deutendes Schild ein. Die Kopfseiten 
sind vom Rande des Oberkiefers bis zu den Augen mit in regelmäßige 
Längsreihen gestellten, ziemlich flachen Tafelschuppen bedeckt, 
das Rostrale ist nur wenig, das Mentale bedeutend von den daran- 
stoßenden an Größe verschieden. An den Schläfen sind die Schuppen 
dicker und derber, werden in der vorspringenden Backengegend ın 
der Jugend stumpf, mit zunehmendem Alter aber immer mehr spitz 
kegelförmig, so daß sie bei ganz erwachsenen Exemplaren endlich 
in vollkommene Dornen umgewandelt erscheinen. Diese letztge- 
“ nannte Beschuppung setzt sich auch auf die Oberseite des Halses 
und des Hinterhauptes fort, wo sie meist noch stärker und ausge- 
sprochener hervortritt, als in der Schläfengegend. Die mehr oder 
weniger rhombischen Körperschuppen sind ziemlich deutlich ge- 
schindelt, und schon in frühester Jugend, wenn auch stumpf, so doch 
ganz gut sichtbar gekielt, die der Oberseite größer, ihre Kiele vor 
der Spitze der Schuppen endend, obwohl gegen dieselbe stärker und 
erhabener werdend, so daß sie hier in einen mehr oder weniger aus- 
geprägten Kegel, oder im Alter selbst in einen Dorn, ausgezogen 
erscheinen. Übrigens ist die Beschuppung des Körpers im ganzen 
durchaus nicht sehr regelmäßig, da sie namentlich in der Jugend 
aus größeren und kleineren Schuppen ziemlich unordentlich gemischt 
ist, und erst mit zunehmendem Alter sich nach und nach so ordnet, 
daß bei erwachsenen Stücken die Schuppen in der Mitte des Rückens 
schiefe, an den Körperseiten hingegen gerade Querreihen bilden; 
hier sind auch die Schuppen am kleinsten, und gehen von da aus all- 
mählich in die wieder etwas größer werdenden, regelmäßig rhombischen 
und zarteren Flächenschuppen der Unterseite über, die ebenfalls 
deutlich gekielt und nach hinten in eine bald mehr, bald weniger 
merkbare, glashelle Spitze ausgezogen sind. Die Beine sind wie der 
Körper, aber noch viel regelmäßiger beschuppt, indem die hier voll- 
kommen rhombischen Schuppen in sehr deutliche schiefe OQuer- 
reihen gestellt sind und auch ihre sehr scharfen Kiele zu ziemlich 
ausgesprochenen Längslinien aneinanderstoßen. Die Schuppen der 
Kehle und des Halses sind etwas derber und dicker als die Bauch- 
schuppen, sonst aber weder in Größe noch in Beschaffenheit von 
den letzteren merklich verschieden. An den etwas dachig geschin- 
delten Schwanzschuppen treten die Kiele mit zunehmendem Alter 
immer schärfer hervor und bilden zusammenhängende, deutliche 


Agama. 553 


Längsstreifen, die Schuppen selbst erscheinen hier in ziemlich ersicht- 
liche schiefe Quer- und in zugleich sehr deutliche Längsreihen ge- 
ordnet. 

Die Oberseite zeigt auf schmutzig erdfarbenem, bald ins Graue, 
bald ins Gelbliche oder Bräunliche ziehendem Grunde meist ziemlich 
große, schwarze, etwa länglich viereckige Flecken, die gewöhnlich 
in vier Längsreihen gestellt sind und gegen den Kopf zu mitunter 
zu Binden zusammenstoßen. Der Hals ist seitlich unter den Falten 
fast immer schwarz, welche Farbe sich übrigens meist auf den ganzen 
Unterhals und selbst auf die Kehle ausdehnt. Der Schwanz zeigt 
wenigstens gegen die Spitze zu gewöhnlich helle und schwarze Halb- 
ringe, die Unterseite ist in der Regel schmutzig weißgelb einfarbig, 
der Kopf mit Ausnahme der schwarzen Kehle im Alter meist ebenso, 
in der Jugend hingegen mit dunkleren Schnörkeln oder Flecken. 
Die mäßig langen, kräftigen, anfangs ziemlich breiten, am Ende 
sichelförmig zugespitzten Krallen sind gelblich oder bräunlich. 

Diese hier angeführten Färbungen und Zeichnungen sind aber 
im Leben außerordentlich veränderlich und ist während desselben 
das Tier eines Farbenwechsels fähig, der dem des Chamaeleons kaum 
nachsteht, daher es auch manchmal als russisches Chamaeleon be- 
zeichnet wird. 

Die Oberseite kann von einem schmutzigen Weiß durch gelb- 
lich, Schwefel- oder Rostgelb in Braungelb oder Braungrau, ja in 
Grünlich oder Ultramarinblau bis ins Schwärzliche in mannigfachster 
Weise abändern. Dieser Farbenwechsel tritt am häufigsten am 
Schwanze, oft aber auf der ganzen Oberseite auf, wobei dann die 
Zeichnungen, besonders am Rumpfe, gewöhnlich blässer werden, 
ja mitunter selbst ganz verschwinden können. Im letzteren Falle 
überzieht sich dann oft das ganze Tier mit einem schön weinroten 
Ton, aus dem nur feine, gelbliche Flecke und Punkte hervortreten. 
Manchmal geht wieder die Fleckenzeichnung des Rückens ın Rot 
über, was mitunter auch auf der Vorderhälfte des Schwanzes eintritt. 
Bei schwefelgelber Grundfarbe werden die Zeichnungen des Schwanzes 
und der Beine, oft auch die unterste Fleckenreihe des Rumpfes tief 
ultramarinblau. Am Bauche erscheinen nicht selten graue Linien 
oder streifenartige Zeichnungen, längs der Bauchkanten oft nicht 
sehr scharf begrenzte braunrote Streifen, ja manchmal wird die ganze 
Unterseite prachtvoll ultramarinblau. 

Diese Farbenänderungen treten umso häufiger ein, je mehr das 
Tier dem Lichte und der Wärme ausgesetzt ist. Die blauen Fär- 
bungen werden ausschließlich bei Männchen, die roten häufiger bei 
Weibchen beobachtet, doch niemals bei jungen Stücken, die über- 
haupt keinen Farbenwechsel zeigen, da derselbe erst im geschlechts- 
reifen Zustande und am intensivsten während der Brunstzeit auftritt. 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt 26—30 cm. 

Agama sanguinolenta lebt im Süden des Gouvernements Astrachan 
ebenso in der Ebene, als auch auf Bergen, vorzugsweise auf gut be- 
wachsenem Lehmboden, wo sie sich mit besonderer Vorliebe auf 
den die Felder abteilenden niederen Lehmmauern herumtummelt, 
deren Löcher, die jedoch nicht von dem Tiere selbst gegraben werden, 


554 Geckonidae. 


demselben auch als Schlupfwinkel dienen. Die Nahrung besteht 
teils aus Insekten, kleinen Eidechsen und Schlangen, teils aber auch 
und zwar ebenso gerne aus Pflanzen, von denen besonders die auf 
dürrem und salzhaltigem Boden so häufigen Fettpflanzen bevorzugt 
werden. 

Das frisch gefangen äußerst wilde und ungeberdige Tier wird 
übrigens auffallend schnell zahm und erweist sich in der Gefangen- 
schaft ebenso haltbar als anspruchslos, vorausgesetzt, daß man 
ihm ein seinen natürlichen Lebensverhältnissen entsprechendes 
geräumiges Terrarium anweist, in welchem, außer zur Hochsommer- 
zeit, tagsüber für eine ausgiebige Bodenheizung gesorgt werden muß. 
Ähnlich wie die Phrynocephalen erhebt es sich, namentlich beim 
Fressen, gern auf die Beine, rollt aber dabei den Schwanz nie ein, 
wie diese. Vor Aufnahme der Nahrung sieht es sich seine Beute 
einige Zeit an und schnappt dann erst danach, wobei es oft schon früher 
den Mund aufmacht und die Zunge herausstreckt. Mit dem Cha- 
maeleon hat Agama sanguinolenta auch die voneinander unabhängige 
Bewegung beider Augen gemein, so daß es z. B. mit dem einen eine 
neben sich auf dem Boden kriechende Raupe und mit dem anderen 
eine an der Wand kriechende Heuschrecke gleichzeitig fixieren kann. 
Obwohl von Haus aus nur in dürren Gegenden wohnend, ist es doch 
ungemein wasserliebend und pflegt nicht nur gerne zu trinken, son- 
dern oft auch in dem ihm in seinen Käfig gestellten Wassernapf zu 
baden. Im Freien dürfte es daher wahrscheinlich durch reichlichen 
Genuß der sehr wasserhaltigen Fettpflanzen seinem Bedürfnisse 
nach Feuchtigkeit genüge leisten. Zur Paarungszeit ist das Tier äußerst 
zänkisch und rauflustig und darf wegen seiner räuberischen Eigen- 
schaften auch mit anderen kleineren Reptilien nicht zusammen 
gehalten werden. 


6. Familie. Geckonidae. 


Corpus tetrapodum, supra et subtus sguamosum. 
Prleus irregulariter sguamoso-scutellatus. 


Palpebrae connexae, capsulam diaphanam immobilem for- 
mantes, pupilla verticalıs. 


Aures apertae. 


Pedes pentadactyli, digitis saepe dilatatıs et lamellis scansoriüis 
subtus institutis. 


Der Körper ist meist ziemlich plump, mit verhältnismäßig kurzem, 
stark niedergedrücktem, in der Mitte mehr oder weniger bauchig er- 
weitertem Rumpf und flacher Unterseite. Der Kopf ist groß, nach vorn 
zu mehr oder weniger abgeflacht, hinten dagegen erweitert und durch 
eine halsartige Einschnürung von den breit vorstehenden Schultern 
getrennt. Die Nasenlöcher sind ziemlich weit voneinander entfernt, 
die Augen groß und vorstehend, mit verwachsenen, eine durchsichtige 
und unbewegliche Kapsel bildenden Lidern und vertikaler, läng- 
licher Pupille. Die Ohröffnung ist immer vorhanden, das Trommelfell 
tief in dieselbe versenkt. Die niemals in eine Scheide zurückziehbare 


Geckonidae. 555 


Zunge ist breit und flach, fleischig und wenig vorstreckbar, an der 
freien Spitze abgerundet oder schwach ausgerandet. Der Gaumen ist 
immer zahnlos. Die Beine sind kurz und niedrig, von rechts und links 
ziemlich weit auseinander gerückt, mit fünf sehr verschieden ge- 
bildeten Zehen; diese sind nämlich bald schlank und gestreckt, bald 
mehr kurz und kräftig, bald gerade, bald wieder winklig geknickt 
oder gebogen und bei der Mehrzahl der hieher gehörigen Tiere nament- 
lich dadurch ausgezeichnet, daß sie auf ihrer Unterseite mit eigen- 
tümlichen Erweiterungen oder Haftapparaten versehen sind, welche 
nach Art der Saugnäpfe wirkend die Tiere zum Klettern an vertikalen 
und selbst an überhängenden Gegenständen mit nach abwärts ge- 
kehrtem Rücken befähigen. Diese Vorrichtungen haben im allgemeinen 
die Form von Scheiben oder Blättern, welche teils ganz, teils gespalten, 
und entweder auf der ganzen Unterseite, oder nur an der Spitze oder 
am Grunde der Zehen allein entwickelt sind. Die Krallen sind kurz 
und unscheinbar, in vielen Fällen an einzelnen Fingern gänzlich feh- 
lend und bei sehr vielen zwischen die Kletterscheiben vollkommen 
zurückziehbar, so daß sie bei manchen Formen im Tode oft ziemlich 
schwer zu sehen sind. Afterporen sind nicht immer, und überhaupt 
nur im männlichen Geschlechte vorhanden. Der bald konische, bald 
mehr abgeplattete Schwanz ist nur selten länger als der Körper und 
außerordentlich gebrechlich, obwohl er sich sehr bald wieder durch 
Nachwachsen ersetzt, in welchem Falle er aber durch eine von der 
ursprünglichen ganz verschiedene Beschuppung und häufig auch 
durch eine etwas monströse Form leicht zu erkennen ist. 

Der Körper ist stets oben und unten mit zahlreichen, kleinen, 
flachen oder körnigen Schuppen bedeckt, zwischen denen häufig 
größere Kiel-, Höcker- oder Stachelschuppen meist in mehr oder 
weniger regelmäßige Reihen gestellt sind. Am Kopfe gehen diese 
Schuppen in unregelmäßig polygonale Schildchen über, und sind hier 
in der Regel nur die Labialen und oft auch die Supraokularen als 
größere Schilder hervortretend; desgleichen zeigt sich in manchen 
Fällen die Unterseite des Schwanzes mit einer Reihe größerer Schilder 
bedeckt. 

Die Geckonen sind durchgehends Nachttiere, welche ähnlich 
wie die Viperiden, nur um sich zu sonnen bei Tage ab und zu heraus- 
kommen, wo sie dann, bewegungslos auf Steinen oder Baumstämmen 
klebend, wegen ihrer mit der Unterlage übereinstimmenden Schutz- 
färbung dem Ungeübten nur schwer sichtbar sind. In der Regel aber 
sind sie tagsüber unter Steinen und lockeren Rinden, in hohlen 
Bäumen, sowie in Mauer- und Felsenritzen oder ähnlichen Schlupf- 
winkeln verborgen; sehr häufig kommen sie auch in Häusern 
vor, woselbst sie, obwohl von den menschlichen Bewohnern der- 
selben äußerst gefürchtet und verabscheut, so doch durch Ver- 
tilgung von Fliegen, Spinnen und ähnlichem Ungeziefer sehr nütz- 
lich sind und, falls sie mit Haftscheiben versehene Zehen haben, 
nicht nur an den glattesten Wänden sondern selbst an der Zimmer- 
decke mit nach abwärts gekehrtem Rücken nach Art der Fliegen 
mit großer Behendigkeit herumlaufen. Durch Naßwerden oder 
Bedeckung der Kletterscheiben mit Staub wird übrigens die Haft- 


556 Geckonidae. 


fähigkeit derselben aufgehoben. Zum Widerwillen Ungebildeter 
gegen diese durchaus harmlosen Tiere mag auch das eigentümliche 
klebrige Gefühl, welches durch die sich luftdicht an die Haut des 
Menschen anlegenden Haftscheiben erzeugt wird, seinen Teil bei- 
tragen. 

at alle Fälle wickelt sich die Haupttätigkeit unserer Tiere 
in der Dämmerung und in mondhellen Nächten ab, wo sie in Masse 
ihre Verstecke verlassen um ihrer aus den verschiedenartigsten 
Gliedertieren bestehenden Nahrung nachzugehen. Sie sind durch- 
wegs ungemein flinke und behendige Tiere, welche sich ruck- oder 
stoßweise mit großer Schnelligkeit bewegen. 

Unter allen Lacertilien sind die Haftzeher fast die einzigen, 
welche eine oft ziemlich gut vernehmbare, meist aus zwei aufeinander- 
folgenden kurzen Lauten bestehende Stimme besitzen, auch sind die- 
selben eines ziemlichen Farbenwechsels fähig und können je nach der 
Beleuchtung von weißlich grau fast bis ins Schwarze abändern. 

Obwohl eigentlich nicht gesellig, so leben die Geckonen an ge- 
eigneten Orten ebenso wie andere Eidechsen oft in großer Menge 
beisammen. Untereinander sind sie sehr streitsüchtig und unverträg- 
lich, heben sich im Zorne mit gekrümmtem Rücken auf allen vier Beinen 
empor und stürzen fauchend oder selbst schreiend mit großer Wut 
aufeinander los; nicht selten trifft man namentlich Männchen oft so 
ineinander verbissen an, daß sie während solcher Balgerei mitunter 
herunterfallen und dann leicht gefangen werden können. Daß sie 
sich hiebei oft arg verletzen, versteht sich von selbst und werden 
daher Stücke mit fehlendem oder nachgewachsenem Schwanze fast 
ebenso häufig wie unverletzte gefunden. Während aber der letztere 
Körperteil, wie schon erwähnt, bald wieder ersetzt wird, nehmen 
stärkere Verwundungen, namentlich am Kopfe, oft einen tödlichen 
Ausgang. Wenn bei Beginn der kühleren Jahreszeit die Nahrung 
knapp wird, kommen sie, um nach solcher zu suchen, nicht selten 
auch bei Tage hervor. 

Vor der Häutung sind die Tiere, wahrscheinlich infolge der 
schon mehr oder weniger gelockerten Oberhaut, mit einem weißen 

Anfluge bedeckt und sehen aus, als wenn sie mit einer dünnen Schichte 
von weißer Farbe überzogen wären. Die Häutung selbst geht ziem- 
lich schwierig vor sich. Die Tiere werden schon vor derselben sehr 
unruhig, kriechen viel aber langsam umher, krümmen sich wieder- 
holt nach allen Richtungen, reiben sich an rauhen Flächen oder zwän- 
gen sich durch enge Spalten und Öffnungen hindurch und tun mit 
einem Worte das möglichste durch alle ihnen zu Gebote stehenden 
Mittel die alte Haut zu lockern und zu dehnen, um sie endlich zum 
Bersten zu bringen, bis sie sich schließlich an den Mundrändern 
loslöst. Durch Reiben der Schnauze an rauhen Gegenständen wird 
dann die Haut bis etwa in die Schläfengegend zurückgeschoben, 
hierauf mit den Vorderfüßen darauf getreten und durch Bewegungen 
des Vorderkörpers allmählich weiter nach hinten abgestreift, wobei 
die an den vorderen Gliedmaßen hängen bleibenden Hautpartien mit 
dem Munde gefaßt und verschlungen werden. Ob dies — wie manche 
Herpetologen glauben — zu dem Zwecke geschieht, um sich durch 


Geckonidae. 557 


etwa liegende Hautfetzen nicht allfälligen Feinden zu verraten, 
würde ich bezweifeln. In ähnlicher Weise werden dann auch die Beine 
und der. übrige Körper seiner alten Haut entledigt und in etwa einer 
halben Stunde ist der ganze Prozeß beendet. Da derselbe das be- 
treffende Tier offenbar anstrengt und ermüdet, so ist es begreiflich, 
daß es sich dann auf einige Zeit ruhig verhält und zurückzieht, was 
überdies auch darin seinen Grund haben mag, daß es die anfangs 
wohl noch weiche und empfindliche neue Haut vor schädigenden 
äußeren Einflüssen zu bewahren sucht. Bei frisch gehäuteten 
Stücken erscheint die Grundfarbe viel heller und die etwa auf ihr 
vorkommenden dunklen Zeichnungen heben sich scharf ab. 

Beim Fressen schleichen sich die Geckonen langsam und möglichst 
nahe an ihre Beute heran, um selbe dann mit einem plötzlichen 
Ruck zu ergreifen, das Trinken geschieht lappend. 

Die Paarung findet in gleicher Weise wie bei den Lacertiden statt, 
die Fortpflanzung geschieht durch Eier. Von letzteren werden stets 
nur zwei gelegt, die, entsprechend ihrer geringen Anzahl, verhältnis- 
mäßig groß sind. Ihre Schale ist ziemlich hart und bezüglich ihrer 
Gestalt sind sie der Kugelform viel mehr genähert, als die der anderen 
Eidechsen. Da die Bauchdecke der Haftzeher sehr dünn und mehr 
oder weniger durchscheinend ist, so können durch dieselbe die Eier an 
einem trächtigen Weibchen schon von außen wahrgenommen werden. 

In der Gefangenschaft halten sich alle Geckonen sehr gut und 
dauern bei richtiger Behandlung jahrelang aus. Obwohl anfangs sehr 
scheu und furchtsam, werden sie doch bald zahm und zutraulich 
und lernen in kurzer Zeit ihrem Pfleger die vorgehaltene Nahrung 
aus der Hand nehmen. Entsprechend ihrer Lebensweise ist ihnen 
dieselbe am besten abends zu reichen, obwohl sie, einmal an den Men- 
schen gewöhnt, bei dessen Annäherung nicht selten auch am Tage 
hervorkommen. 

Das Terrarium braucht durchaus nicht geheizt zu sein; eine 
mittlere Wärme von 15—20° R genügt ihnen vollkommen, obwohl 
sie sich bei einer höheren Temperatur behaglicher fühlen. Der Sonne 
darf aber ihr Behälter, wenigstens zur Sommerszeit, nur in den frühen 
Morgen- oder Abendstunden ausgesetzt werden, da ihnen eine zu 
starke Insolation unfehlbar den Tod bringt. Im Winter muß der Käfig‘ 
jedenfalls im geheizten Zimmer und nicht weit vom Ofen stehen, 
obgleich sie, falls sie sich nur gehörig verkriechen können, verhältnis- 
mäßig auch niedere Temperaturen überstehen; unter 45° R gehen 
sie aber meist auch in diesem: Falle ein. 

Der den Geckonen zugewiesene Behälter muß am Boden mit 
einer Lage Sand und darüber mit Moos, Felsbrocken, hohlaufliegen- 
den Ziegelsteinen und Rindenstücken belegt sein; da sie im ganzen 
der Feuchtigkeit abhold sind, so ist der Innenraum ihres Gefängnisses 
nur ab und zu stellenweise und spärlich zu besprengen, trotzdem 
aber ein Wassernapf nicht zu vergessen. Sie-halten sich selbst in ver- 
hältnismäßig kleinen Behältern ganz gut, sind bescheiden und aus- 
dauernd, hinsichtlich ihrer Pflege sehr anspruchslos, können, ob- 
wohl sehr gefräßig, doch auch ziemlich lange hungern und pflanzen 
sich in der Gefangenschaft auch ohne Umstände fort. Ist ihre Wohnung 


558 Geckonidae. 


gut eingerichtet, so werden die Eier von den Weibchen selbst an 
passenden Stellen abgelegt und bedürfen seitens des Menschen keiner 
besonderen Pflege. Will man übrigens selbe noch besonders schützen, 
so genügt es, sie auf trockenes Moos oder in eine hohle Scherbe zu 
legen und sie, damit sie durch die herumkriechenden Insassen nicht 
beschädigt werden, mit einem umgestürzten Glase zu bedecken, 
wo sie dann ohne weiteres zur Entwicklung gelangen und auskriechen. 
Gesunde Eier scheinen, gegen das Licht gehalten, anfangs rosen- 
rot durch, während späterhin der dunkle Embryo sichtbar wird. 
Verdorbene oder unbefruchtete Eier sind dagegen anfangs farblos 
und lassen gegen das Licht gehalten einerseits eine dunkle Masse, 
anderseits einen milchfarbigen Hohlraum durchscheinen; auch be- 
weist ihr nach und nach abnehmendes Gewicht, daß sie, statt sich 
zu entwickeln, vertrocknen, sie rollen ferner, auf den Tisch gelegt, 
stets auf dieselbe Seite, während nicht abgestorbene Eier in jeder Lage 
ruhig liegen bleiben. 

Die frisch ausgekommenen Jungen sind natürlich sofort von den 
Alten zu trennen, da sie sonst von diesen aufgefressen werden. Aus 
demselben Grunde kann man auch nur Geckonen von ziemlich gleicher 
Größe zusammenhalten, da kleinere Arten von stärkeren Verwandten - 
wenn auch nicht immer verzehrt, so doch meistens getötet werden; 
das letztere geschieht gewöhnlich, wenn man in ein schon besetztes 
Terrarium ein neues Tier, selbst derselben Art hinein gibt. Die bis- 
herigen Insassen desselben fallen meist wütend über den Neuling her 
und beißen ihn gewöhnlich nach kurzer Gegenwehr zu Tode. 

Krankheiten sind die Haftzeher gewöhnlich nicht unterworfen; 
von anderen gleich großen Eidechsen — mit Ausnahme von Chalcides 
lineatus — werden sie in der Regel nicht behelligt. 

Die Verbreitung dieser Familie ist auf den Süden unseres 
Weltteils beschränkt und ist Genua der nördlichste mir bekannte 
Punkt, wo dieselbe noch vertreten ist. 

Die Tiere kommen nur in der Ebene und vorzugsweise in Küsten- 
strichen und auf Inseln vor, was sich wohl dadurch erklärt, daß die- 
selben infolge ihres Aufenthaltes in Häusern, Magazinen und Frachten- 
räumen mit den daraus entnommenen Waren und Materialien häufig 
auf Schiffe und mit diesen dann an ihre Landungsplätze gelangen. 
Auch das sporadische, vereinzelte Vorkommen mancher Arten an 
von einander oft weit entfernten Orten ist nur auf diese Weise durch 
Verschleppung zu erklären. 

Die unserem Faunengebiete angehörigen sechs Gattungen können 
in nachstehender Auseinandersetzung unterschieden werden. 


A. Zehen erweitert. 
I. Zehen nur teilweise erweitert. 

a) Zehen vom Grunde bis über die Mitte erweitert und 
daselbst unterseits mit einer Doppelreihe linsenförmiger 
Haftscheiben, das dünne, bekrallte Zehenende vom 
Vorderrande dieser Erweiterung abstehend. Oberkörper 
mit sehr feinen, ziemlich flachen Körnerschuppen 
zwischen denen Reihen bedeutend größerer Höcker- 


II. 


Tarentola. 559 


schuppen verteilt sind. Schwanz unten mit einer 
Schilderreihe. . . . 2. Gatt. Hemidactylus Cuv. 

b) Zehen an der Spitze mit herzförmiger, unterseits durch 
eine tiefe Längsfurche geteilter Haftscheibe, in deren 
Ausrandung die sehr kleinen Krallen fast ganz zurück- 
gezogen werden können. Rumpf oben gleichmäßig be- 
schuppt. Submaxillarschilder fehlend. Schwanz unten 
ohne Schilderreihe, an der Basis mit einer größeren, nach 
oben und außen gerichteten, halbinselförmigen Schuppe. 
3. Gatt. Phyllodactylus Gray. 

Zehen vom Grunde bis zur Spitze erweitert und unterseits 
mit einer einfachen Reihe querer, breiter Lamellen; nur die 
dritte und vierte Zehe bekrallt. Supraokularschilder fehlend. 
Oberkörper feinschuppig und mit Längsreihen größerer, 
meist dreiseitigpyramidenförmiger Höckerschuppen. Schwanz 
unten mit flachen, polygonalen, manchmal in der Mitte zu 
einer unregelmäßigen Schilderreihe erweiterten Schuppen. 
I. Gatt. Tarentola Gray. 


B. Zehen nicht oder höchstens an der Basis insoferne scheinbar 
erweitert, als das Basalglied gegen die stark komprimierten 
folgenden Glieder deutlich absticht. Unterseite der Finger und 
Zehen mit Querlamellen. 


I1l. 


LV. 


Die abstehenden Glieder der Finger und Zehen ebenso 
breit wie das Basalglied und nicht komprimiert. 

a) Zehen und Finger seitlich ganzrandig, unten mit glatten, 
am Vorderrand nicht gezähnelten Querlamellen. Rumpf 
oben mit Körner- und Höckerschuppen. 

5. Gatt. Alsophylax Fitz. 

b) Zehen seitlich deutlich, Finger sehr undeutlich oder gar 
nicht gefranst. OQuerlamellen am Vorderrande deutlich 
gezähnelt, unten gekielt. Oberseite des Körpers gleich- 
artig beschuppt. . . 6. Gatt. Stenodactylus Fitz. 

Die abstehenden Glieder der Finger und Zehen viel schmäler 

als das Basalglied, mehr oder weniger stark komprimiert 

und in der Mitte winklig eingeknickt, unten mit einer Reihe 
hintereinander geschindelter Tafelschuppen. Krallen zwi- 
schen einem kleinen oberen und einem sehr großen, rinnen- 
förmig gebogenen unteren Schilde. Oberseite mit feinen 

Körnerschuppen und dazwischen mit bedeutend größeren, 

meist regelmäßig gereihten Kiel- oder Höckerschuppen, 

welche am Schwanze Halbringe bilden und in Stacheln aus- 
gezogen sind. . . . 4. Gatt. Gymnodactylus Spix. 


I. Gattung. Tarentola. 
Gray Ann. Phil. (2) X, pag. 199 (1825). 
Pholidosis notaei heterogenea. 
Scuta supraocularia nulla, submaxillaria conspicua. 
Digiti partim inermes, per totam longitudinem dilatati, subtus 
lamellis transversis integris instructi. 


560 Geckonidae. 


Der Körper ist mäßig gestreckt, depreß, der Kopf ziemlich ver- 
längert, mit stumpfer und konvexer Schnauze; die Pupille und die 
Ohröffnung sind senkrecht, die Beine ziemlich stämmig, deren Finger 
und Zehen an Länge untereinander wenig verschieden, vom Grunde 
bis zur Spitze erweitert und unterseits mit einer Reihe breiter, querer 
und ungeteilter Haftscheiben versehen. Von den Fingern und Zehen 
sind nur die zwei mittleren bekrallt. Afterporen fehlen. Der Körper 
ist oben mit feinen Grund- und in Querreihen stehenden größeren 
Höckerschuppen bedeckt. 

Die einzige Art lebt im südlichen Europa. 


1. Tarentola mauritaniea: Sqguamae pilei convexae, laeves. Margo 
aurium anterior edentulus. Dorsi tuberculi magni minoribus 
cinch. — Long. I2—I6 cm. 


Lacerta mauritanica Linne Syst. nat. I, pag. 361, ıı (1767). — 
Gecko muricatus Laur. Synops. Reptil. pag. 44, 58 (1768). — 
Stellio mauritanicus Meyer Synops. Reptil. pag. 3I, 3 (1795). — 
Gecko fascicularis Daud. Hist. nat. gen. d. rept. IV, pag. 144 
(1803). — Gecko Stellio Merr. Syst. amphib. pag. 43, 15 (1820). — 
Tarentola stellio Gray Ann. Phil. (2) X, pag. 109, (1825). — 
Gecko mauritanicus Risso Hist. nat. del’Eur. merid. III, pag. 87, 
rı (1826). — Platydactylus fasciceularis Wagl. Syst. Amph. 
pag. 142 (1830). — Platydactylus muralis Dum. Bibr. Erpetol. 
gener. III, pag. 319, 8 (1836). — Ascalabotes mauritanicus 
Bonap. Amphib. europ. pag. 28, ıı (1839. — Platydactylus face- 
tanus Strauch Erpetol. de l’Alger. pag. 22, 8 (1862). — Platydacty- 
lus mauritanicus Boettg. Abh. Senck. Ges. IX, pag. 16 (1874). — 
Tarentola mauritanica Boulg. Cat. Liz. pag. 196 ı (1885). 


Der Körper ist ziemlich plump, der Rumpf mit deutlicher, feiner, 
von der Wurzel der Vorderbeine bis zu den Hinterschenkeln hinzie- 
hender Seitenfalte, die sich aber bei präparierten Stücken durch 
Anquellung manchmal verliert. Der Kopf ist be- 
sonders bei jüngeren Tieren unverhältnismäßig groß, 
viel länger als der halbe Rumpf, von vorne nach 
rückwärts stark erweitert, sein Hinterteil namentlich 
im Alter stark aufgetrieben und fast breiter als der 
Rumpf; er ist oben nur schwach gewölbt, zwischen 
den Augen der Länge nach vertieft, mit ziemlich 
gewölbten Augenbrauen und nach vorne abschüssiger 
und ziemlich stark, obwohl stumpf zugespitzter 
Tarentola mauri- Schnauze. Die ziemlich kleinen, rundlichen Nasen- 
nn Be löcher sind ganz oben an der Schnauzenspitze am 

“ äußersten Seitenrande des meist noch ziemlich 
unterscheidbaren Nasale etwa über der Naht des ersten Supralabiale 
mit dem Rostrale gelegen und von letzterem durch das Nasale getrennt. 
Die Augenlider sind besonders nach vorne und oben zu mit feinen 
Körnerschuppen bedeckt und daher da gut sichtbar. Die Ohröffnung 
ist in der Regel schmal und etwas schief nach vorne gerichtet, im Alter 
stark vertieft, in manchen Fällen aber auch mehr oder weniger ei- 
förmig, die Mundspalte bis zum Hinterrande der Augen reichend. 
Der Kopf ist vom Rumpfe durch eine tiefe, seitliche Einschnürung 
getrennt, die sich häufig auch noch am Halse als quere Hautfalte 





Fig. 112. 


Tarentola. 561 


bemerkbar macht; auch findet sich bei Erwachsenen auf der Unter- 
seite des Kopfes öfters eine hufeisenförmige, vom Kieferrande zum 
Hinterrande der Submaxillaren ziehende Falte. Die Beine sind plump 
und kräftig, die vorderen die Augen nicht oder nur wenig überragend, 
die bedeutend stärkeren Hinterbeine etwa bis zu den Schultern rei- 
chend, an jenen alle Finger ziemlich gleichlang, an diesen der erste 
etwas kürzer als der zweite, dieser wieder etwas kürzer als die drei 
ziemlich gleichlangen anderen. Sämtliche Finger und Zehen sind 
übrigens flach, mit kurzen, sammtartigen Haftlamellen, welche die 
ganze Breite der Phalangen einnehmen und in der Mitte etwas winklig 
gebogen sind; auch sind nur die zwei mittleren Finger und Zehen 
bekrallt, der Daumen, der zweite und der fünfte Finger, sowie die 
gleichnamigen Zehen unbewehrt. Der Schwanz ist bei Jungen fast 
vollkommen drehrund, im Alter jedoch an der Basis meist deutlich 
abgeflacht, bei reinen Stücken dem Körper an Länge gleich oder selbst 
merklich länger und dann auch sehr fein und spitz auslaufend. 
Der Körper ist oben mit feinen, unregelmäßigen und ziemlich 
flachen Grundschuppen und außerdem mit größeren, gekielten 
Höckerschuppen bedeckt, die etwa eine dreiseitig pyramidale oder 
rundlich eiförmige Gestalt haben, bald mehr, bald weniger erhaben 
sind und, meist mit Ausnahme ihres Hinterrandes, fast immer von 
kleineren, flachen oder schwach kegelförmigen Schuppen umgeben 
sind, mit welchen vereint sie dann namentlich an den Leibesseiten 
stark hervortretende Warzen bilden. Diese Höckerschuppen sind dann 
fast immer in deutliche Querreihen gestellt, welche ebensovielen, 
nur in der Rückenmitte manchmal verschwindenden Querfalten 
des Rumpfes entsprechen, an deren Hinterrande die betreffenden 
Schuppen mit gewöhnlich nach rückwärts gerichteter Spitze ange- 
bracht erscheinen; da selbe ferner auf den hintereinander liegenden 
Rumpffalten in ziemlich gleichmäßigen Abständen verteilt sind, 
so bilden sie auch mehr oder weniger ausgesprochene Längsreihen. 
Die Oberseite des Kopfes ist durchweg mit gleichartigen, glatten, 
verhältnismäßig ziemlich großen und gegen die Schnauze zu meist 
deutlich sechseckigen Schuppen oder Täfelchen besetzt,‘die schwach 
konvex oder fast ganz flach und in der Supraokulargegend auch kaum 
größer als die daran grenzenden, obwohl hier meist ziemlich regel- 
mäßig stumpf fünf- oder sechsseitig sind. Das Rostrale ist ziemlich 
klein, zweimal so breit als lang, fünfseitig, mit stumpfer, etwas nach 
oben übergewölbter Spitze und von ihr bis zur Mitte reichender 
Längsfurche. Die Supralabialen sind gewöhnlich in der Zahl von etwa 
neun vorhanden, von vierseitiger oder stumpf fünfeckiger Form, 
meistens länger als hoch, nach rückwärts allmählich kleiner werdend. 
Die Schläfen sind sehr klein und ziemlich flach beschuppt und zeigen 
außerdem noch mehrere große, gewöhnlich der Länge nach gereihte 
Höckerschuppen. Das Mentale ist sehr groß, viel länger als breit, 
in der Regel ein Sechseck mit bogigen Seiten darstellend, das in seiner 
hinteren Hälfte nach rückwärts stark verengt ist, und mit seinem 
meist gerade abgestutzten Ende bis an die feinen Kehlschuppen 
reicht. Die Sublabialen, deren Anzahl etwa der der Supralabialen 
entspricht, sind anfangs (die ersten drei bis vier) groß, viel breiter als 
Schreiber, Herpetologia europaea, 36 


562 Geckonidae. 


lang, werden aber dann schnell kleiner und zuletzt meist ganz undeut- 
lich und schuppenartig; an die Hinterseiten des Mentale und an die 
Hinterränder der Sublabialen legen sich noch einige Submaxillaren 
an, von denen aber gewöhnlich nur die zwei ersten groß, schilderartig 
und länger als breit, die folgenden dagegen klein und länglich schuppen- 
artig sind. Die Oberseite der Beine ist ebenfalls mit aus größeren 
Schuppen gebildeten Höckern besetzt, die auch mehr oder weniger 
in Längsreihen stehen, obwohl letztere meist nur auf den Hinter- 
schenkeln deutlicher hervortreten, während sie anderweitig ziemlich 
schwach ausgesprochen und daher auf den übrigen Teilen der Glied- 
maßen gewöhnlich ziemlich unregelmäßig zerstreut sind. Der Schwanz 
ist bei reinen Stücken auf seiner mit kleinen, ziemlich flachen oder 
schwach gekielten und meist mehr oder weniger deutlich geschindelten 
Grundschuppen besetzten Oberseite deutlich und ziemlich breit quer 
geringelt, jeder Ring in der Regel noch mit einer Querreihe von etwa 
sechs Kegel- oder Dornschuppen, die aber gegen die Spitze hin ver- 
schwinden, versehen; das Weibchen zeigt außerdem an der Schwanz- 
wurzel jederseits eine Reihe größerer Stachelschuppen. Über die 
Mitte des Schwanzes zieht sich eine fast immer sehr deutliche Längs- 
furche, die manchmal auch noch auf den hintersten Teil des Rückens 
fortsetzt. Auf regenerierten Schwänzen bilden sich die Dornschuppen 
nie wieder, und ist der genannte Körperteil in diesem Falle stets 
mit durchaus gleichartigen, nach hinten glatter werdenden Kiel- 
schuppen bedeckt. Die Bekleidung der Unterseite besteht aus kleinen, 
flachen Tafelschuppen, welche ziemlich regelmäßig rundlich sechs- 
eckig, kaum geschindelt, in schiefe Ouerreihen gestellt und zwischen 
den Hinterbeinen besonders im Alter deutlich vergrößert sind, an 
der Kehle hingegen viel kleiner werden, um sich dann gegen die Kiefer- 
ränder zu wieder bedeutend zu vergrößern. Die Beine sind unten 
wie der Rumpf beschuppt, der Schwanz hier kaum wahrnehmbar 
geringelt und mit flachen, die Rückenschuppen an Größe bedeutend 
übertreffenden, unregelmäßigen kleinen Schildern bedeckt, die manch- 
mal, längs der Mittellinie desselben vergrößert, daselbst eine mehr 
oder weniger deutliche Längsreihe bilden. 

Die Färbung der Oberseite kann von einem sehr hellen, fast 
weißlichen Aschgrau, durch Dunkelgrau, Gelblich oder Bräunlich 
bis nahezu ins Schwarze in mannigfacher Weise abändern. Bei greller 
Beleuchtung, namentlich im Sonnenlichte, sind die Tiere meist dunkler, 
während sie im Schatten und bei Nacht heller werden. Bei jungen und 
noch nicht erwachsenen Stücken sind überdies fast immer dunkle, 
am Rücken unregelmäßig wellige oder zackige Querbinden zu be- 
merken, welche aber mit zunehmendem Alter immer mehr, gewöhnlich 
sogar ganz verschwinden und höchstens am Schwanze noch in Form 
von hintereinander stehenden Halbringen erhalten bleiben. Bei 
frisch Gehäuteten ist ein Teil der Höcker, namentlich an den Körper- 
seiten und den Beinen, oft blaß zitronengelb, welche Färbung manch- 
mal auch noch die Schnauzenkante und die obere Augengegend, 
ja mitunter selbst die ganzen oberen Seitenpartien des Kopfes zeigen, 
andere Warzen sind wieder schmutzig braungelb, andere schwärzlich 
gefärbt. Der Körper ist dann gewöhnlich durchscheinend fleisch- 


Tarentola. 563 


farben, und je nach dem Alter mit mehr oder weniger unbestimmten 
Flecken von schmutzig blaßvioletter Farbe versehen; die Beine und 
der Schwanz ziehen mehr ins Gelbliche und letzterer, dessen Ende 
übrigens stets weiß ist, zeigt außerdem noch dunkle, schwärzlich 
violette Querbinden, die gegen die Spitze zu gesättigter und fast 
schwarz werden, im vorderen Schwanzteile häufig durch die Grund- 
farbe unterbrochen und auf der Unterseite höchstens am Schwanz- 
ende noch sichtbar sind. Vom Auge zum Mundwinkel zieht häufig 
ein dunkler Streifen. Die Unterseite ist weißlich fleischfarben, mit 
dunkel durchscheinenden Eingeweiden und immer ungefleckt, nicht 
selten aber im Leben auch lebhaft hellgelb oder selbst ziemlich intensiv 
orange- oder ockerfarben. Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 
gewöhnlich 10—ı2 cm, kann aber mitunter selbst 16 cm erreichen, 

Tarentola mauritanica ist in ihrer Heimat auf alten Mauern 
und Felsen, in Gärten und Häusern allenthalben sehr häufig zu finden, 
und obwohl in der Regel nur des Nachts hervorkommend und auf 
Nahrung ausgehend, wird das Tier doch nicht selten am Tage behag- 
lich in der Sonne liegend außerhalb seiner Verstecke angetroffen; 
bei solcher Gelegenheit überrascht, huscht es dann mit blitzartiger 
Schnelligkeit davon. Die Stimme dieser Eidechse ist schwach und 
kaum vernehmbar, und nur ergriffen oder in der Erregung gibt sie 
ein etwas lauteres, gedehntes Quieken oder einen glucksenden Ton 
meist in zwei aufeinander folgenden Absätzen von sich. Die Häu- 
tung erfolgt in Fetzen, die aber nicht immer von dem betreffenden 
Tiere aufgefressen werden; am Schwanz und auf den Fingern und 
Zehen spaltet sich hiebei die Haut gewöhnlich der Länge nach. An 
von ihnen bewohnten Örtlichkeiten werden ihre Eier, die etwa I3 mm 
lang sind und 10 mm im Durchmesser haben, in Mauerlöchern, unter 
Steinen und im Grase, meistens zu zweien beisammenliegend, nicht 
selten gefunden. Das Tier ist auch eines ziemlich starken Farben- 
wechsels fähig, und sind daher die im Früheren erwähnten Färbungen 
durchaus nicht als feststehende Varietäten zu betrachten, da sie oft 
an einem und demselben Individuum unter Einwirkung ver- 
schiedener Beleuchtung oder von Gemütsaffekten in ziemlich rascher 
Folge von einem Extrem ins andere übergehen können. 

Der Mauergecko gehört der Mediterranfauna an und kommt 
vom südlichen Spanien angefangen am ganzen Saume des Mittel- 
meeres bis Griechenland, sowohl auf dem Festlande als auch auf 
vielen Inseln in ziemlich weiter, aber nicht ununterbrochener Ver- 
. breitung vor. Letztere ist übrigens ausschließlich auf die Küsten- 
striche beschränkt, während er im Innern der betreffenden Länder 
nicht vorkommt. Da ferner seine Fundstellen durchwegs vonein- 
ander oft ziemlich entfernte Hafenorte sind und das Tier in den da- 
zwischen liegenden Landstrichen fehlt, so unterliegt es wohl keinem 
Zweifel, daß dasselbe durch Schiffe dahin verschleppt worden ist. 
Der nördlichste mir bekannte Fundort ist Genua. Auch in Dalmatien 
kommt die Art, und zwar besonders häufig um Zara vor, woselbst sie 
namentlich die Mauern des Stadtwalles bewohnt und überhaupt 
wohl kaum einem nuretwasälteren Hause fehlt ; hier hält sie auch unter 
den Steinen der Fensterbrüstungen ihren Winterschlaf. Desgleichen 

36* 


564 Geckonidae. 


ist sie auch in den Dörfern der gegenüber von Zara liegenden Insel 
Ugliano, sowie noch auf der Insel Lesina zu finden. Möglicherweise 
hat das Tier in Dalmatien eine noch weitere Verbreitung, die aber 
nicht so leicht zu eruieren ist, da der Dalmatiner, der die Geckonen 
für ein ebenso lästiges als schädliches Ungeziefer ansieht, bei allfälligen 
Erkundigungen nach denselben deren Anwesenheit in seinem Hause 
meistens nicht zugeben will. In Griechenland scheint die Art am 
Festlande zu fehlen und sind mir nur die Inseln Kreta und Kephal- 
lonıa als Fundorte bekannt; die größten Stücke sind wohl unstreitig 
die von Cette in Südfrankreich, von woher man mitunter wahrhafte 
Riesen dieses Gecko erhält. 

Die Angabe mancher Autoren, daß Tarentola äußerst zart und 
hinfällig sei, kann ich nach meinen Erfahrungen nicht bestätigen 
und habe ich im Gegenteil gefunden, daß das Tier unter oft selbst 
minder günstigen Verhältnissen manchmal jahrelang ausdauert. 
Um den Gecko sicher zu überwintern, ist es allerdings geraten, ihn 
im gleichmäßig geheizten Zimmer zu halten und hiebei, um eine 
allzugroße Trockenheit zu vermeiden, ein nicht allzu kleines Gefäß 
mit Wasser, das.man mit Gaze überbindet, in seinen Käfig hinein- 
zustellen. Wenn auch nicht so zahm und zutraulich werdend wie die 
Lacerten, legt er doch seine ursprüngliche Scheu bald ab, kommt 
öfters auch bei Tage heraus und bleibt bei Annäherung des Pflegers 
ruhig sitzen, ihm selbst die allenfalls durch das Gitter des Käfigs 
vorgehaltene Nahrung aus der Hand nehmend. Trotz seiner Gefräßig- 
keit kann Tarentola übrigens auch lange hungern. Untereinander sind 
die Tiere sehr streitsüchtig und zänkisch und kommt es namentlich 
bei Hinzugabe von Neulingen vor, daß diese von den schon längere 
Zeit eingewohnten Gefangenen wütend angegriffen und zerbissen, 
ja mitunter selbst getötet werden. Wegen ihrer großen Freßgier und 
Streitsucht, empfiehlt es sich auch niemals Tiere von zu ungleicher 
Größe in einem Behälter zu vereinigen, da sonst die kleineren von 
ihren stärkeren Mitbewohnern. nicht selten verzehrt werden. 


2. Gattung. Hemidactylus. 
Cuvier Regne anim. II, pag. 57 (1829). 

Pholidosis notaei heterogenea. 

Scuta supraocularia nulla, submaxillaria conspicua. 

Digiti omnes unguiculati, in geniculis anfracti, ad basim 
tantum dilatatı, subtus serie duplici discorum lentiformium 
instruch. 

Cauda subtus scutorum serie. 


Der Körper ist mäßig schlank, der Kopf mehr oder weniger 
verlängert. Die Beine sind mäßig entwickelt, die Finger und Zehen 
alle bekrallt, vom Grunde bis über die Mitte erweitert, die Unterseite 
dieser Erweiterung mit einer Doppelreihe linsenförmiger Haftscheiben 
versehen, denen sich am Grunde meist einige einfache Scheibchen 
anschließen; das aus den zwei letzten Finger- und Zehengliedern 


Hemidactylus. 565 


nicht erweiterte Ende der Phalangen ist dünn, nach aufwärts gerichtet, 
dem Vorderrande der Erweiterung eingefügt. Die Krallen sind kurz, 
schnell und fein zugespitzt. Das Männchen ist mit Afterporen ver- 
sehen, der Schwanz mittellang. 

Die Oberseite des Körpers ist ungleichmäßig beschuppt, die 
Supraokularschilder fehlen, die Submaxillaren hingegen sind groß 
und deutlich; der Schwanz ist unten mit einer Schilderreihe bedeckt. 

Die Gattung ist in unserem Faunengebiete nur durch eine einzige 
Art vertreten. 


1. Hemidactylus tureieus: Nares scutum rostrale adtingentes, corpus 
tuberculis triedris in series 14—16 per longitudinem dispositis. — 
Long. 8—10 cm. 

Lacerta turcica Linne Syst. nat. I, pag. 362, 13 (1767), — Gekus 
cyanodactylus Rafin. Caratt. alc. gen. e spec. anim. d. Sicil. pag. 9, 
23 (1810. — Gekko meridionalis Risso Hist. nat. de l’Eur. 
merid. III, pag. 87, 12 (1826). Hemidactylus triedrus Fitzing. 
Classific. d. Reptil. pag. 46 (1826). — Hemidactylus granosus 
Rüpp. Atl. z. Reise im nördl. Afr. Rept. pag. 17, tab. V, fig. ı (1827). — 
Hemidactylus robustus Rüpp.l.c. pag. ıg (1827). — Hemi- 
dactylus verruculatus Cuv. Regne anim. Il, pag. 54 (1829). — 
Hemidactylus verrucosus Gray Synops. reptil. in Griff. anim. 





kingd. IX, pag. 146 (1831). — Hemidactylus cyanodactylus 
Strauch Erpet. de l’Alger. pag. 23, 10 (1862). — Hemidactylus 
turcicus Boettg. Ber. Offenb. Ver. Nat. pag. 57 (1876). — Hemi- 


dactylus karachiensis Murray Zool. Sind. pag. 361, pl. fig. 2. 


Der Körper ist von oben stark abgeplattet, mit feiner, aber deut- 
licher Seitenfalte. Der Kopf ist groß und plump, die Hälfte des 
Rumpfes an Länge meist übertreffend, in oder 
hinter der Mitte am breitesten, nach rück- 
wärts etwas weniger als nach vorne ver- 
schmälert, oben schwach konvex, mit zuge- 
spitzt verrundeter Schnauze, die etwa so lang 
als der Abstand vom Auge zur Ohröffnung Hemidactylus tureicus L. 
- - er } - - a Zehe von unten, b von 
ist. Die Nasenlöcher sind im hinteren PERLE 
Augenwinkel des Rostrale, über dessen Naht 
mit dem ersten Supralabiale gelegen. Die Augenlider sind oben 
mit ziemlich flachen, nach hinten zu größer werdenden Tafelschuppen 
bedeckt und durch oft sehr stark vorstehende, mehr oder weniger 
dreieckige Schuppen gekerbt oder selbst spitz gesägt. Die vorne 
schwach konkave Ohröffnung ist rundlich oder eiförmig, meist etwas 
quer und schief nach vorne gerichtet und nicht ganz halb so groß 
wie das Auge. Die Vorderbeine reichen bis zur Schnauzenspitze, 
die hinteren nicht bis zu den Achseln. Der zylindrische, an der Basis 
schwach depresse Schwanz ist bei reinen Stücken etwa körperlang, 
gegen das Ende ziemlich dünn -auslaufend. 

Die Oberseite des Körpers ist ungleichmäßig beschuppt, indem 
zwischen sehr kleinen, ziemlich flachen und in die Haut tief einge- 
senkten Körnerschuppen bedeutend größere Höcker in ziemlicher 
Anzahl verteilt sind. Die Schnauze ist oben mit ziemlich konvexen 
in der Mittellinie kleineren, rundlichen oder unregelmäßig sechseckigen 





er 


Fig. 113. 


566 Geckonidae. 


Körnerschuppen bedeckt, welche bereits zwischen den Augen ein- 
zelne größere, etwa flach halbkugelförmige Schuppen einschließen, 
die am Hinterkopf zahlreicher und höher werden und am Rücken 
in gekielte, stumpf dreieckige und namentlich in der Mittellinie des 
Rückens oft etwas in die Länge gezogene Kegel übergehen, welche 
meist ziemlich stumpf und niedrig bleiben und nur bei sehr alten 
Individuen stärker zugespitzt und deutlich dreikantig werden. Diese 
Höcker, welche am Rumpfe größer als ihre Zwischenräume sind, 
bilden hier 14—I6 mehr oder weniger regelmäßige Längsreihen, 
vergrößern sich am Schwanze bedeutend, werden daselbst entschieden 
spitz kegelförmig und sind an seiner Basis gewöhnlich in deutliche 
Querreihen (meist zu je 6) geordnet, während sie gegen die Spitze 
des Schwanzes allmählich verschwinden. Das Rostrale ist groß, 
vierseitig, längsgefurcht, nicht zweimal so breit als lang und etwa 
doppelt so hoch als die daranstoßenden Supralabialen, deren Zahl 
jederseits 7—Io beträgt. Die Supraokularschilder sind nicht einmal 
angedeutet, da gerade die Supraorbitalgegend äußerst feinschuppig 
ist, die Kopfseiten zeigen zwischen sehr kleinen, körnigen Grund- 
schuppen namentlich über der Ohröffnung zerstreute, größere, halb- 
kugelförmige Schuppen. Das Mentale ist ziemlich groß, etwa so lang 
als breit, nach rückwärts stark dreieckig verschmälert, mindestens 
doppelt so lang als die ihm anliegenden Sublabialen und diese nach 
hinten weit überragend; die letzteren, welche von vorne nach rück- 
wärts schmäler werden, können von 6-—-II wechseln, stehen aber 
gewöhnlich den Supralabialen an Anzahl um ein Paar nach. Den zwei 
großen, sich oft berührenden Submaxillaren schließen sich meistens 
noch einige kleinere, unregelmäßige Schildchen an. Die Vorderbeine 
zeigen in der Regel nur an der Außenseite des Unterarmes, die hinteren 
dagegen an ihrer ganzen Oberseite größere, halbkugelförmige oder 
kegelige Höcker. Die Schuppen der Unterseite sind vollkommen flach, 
rundlich sechseckig und sehr deutlich geschindelt, in bald mehr, bald 
weniger ausgesprochene schiefe Querreihen gestellt, die der Kehle 
kaum halb so groß als die Bauchschuppen, die der Beine am größten. 
Das Männchen besitzt 4—10 (sehr selten nur 2) eiförmige, in der Mitte 
je einer Schuppe ausgehöhlte Afterporen, der Schwanz ist an der 
Unterseite mit einer Reihe quer sechseckiger Schilder besetzt. 

Die Oberseite ist am häufigsten schmutzig fleischfarben, kann 
aber von grauweiß ins graue, lehmgelbe, braune ja selbst schwärzliche 
abändern. Die Zügelgegend ist nicht selten dunkler, der Rücken mit 
ebensolchen, bald mehr, bald weniger scharfen Marmel- oder Tropfen- 
flecken unregelmäßig besetzt, dessen Höcker teilweise rein weiß. 
Der Schwanz zeigt, namentlich bei jüngeren Stücken, häufig dunkle 
Halbringe; die Unterseite ist einfarbig weißlich. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 8—Io cm. 

Hemidactylus gehört ebenfalls der Mediterranfauna an, und 
kommt in sämtlichen Küstenländern des Mittelmeeres und seiner 
Teile vom südlichen Portugal an bis Konstantinopel vor, daselbst 
sowohl das Festland als auch die meisten Inseln bewohnend. Der 
nördlichste mir bekannte Standort ist die zu Istrien gehörende quar- 
nerische Insel Lussin, etwas unter dem 45° n. B. Nach Süden zu 


Phyllodactylus. x 567 


wird die Art entschieden häufiger, ihr Vorkommen auf Korsika, 
obwohl mitunter erwähnt, kann ich nicht verbürgen. Das Tier lebt 
sowohl im Freien, unter Steinen, in Felsenspalten usw., als auch, 
und zwar weitaus häufiger in Häusern und Ruinen, in alten Mauern 
u. dergl. und tritt stellenweise in solcher Menge auf, daß sein massen- 
haftes nächtliches Erscheinen in Wohnräumen lebhaft an das unserer 
Küchenschaben (Periplaneta orientalis L.) erinnert. Von der Be- 
völkerung der betreffenden Gebiete wird es für äußerst gefährlich 
und giftig gehalten und daher ebenso verabscheut als gefürchtet, 
und während beispielsweise in Dalmatien dem naturforschenden 
Reisenden mitunter sogar von alten Weibern ganze Säcke mit Sand- 
vipern und anderweitigen Schlangen angeboten werden, ist selbst 
der reckenhafteste männliche Landbewohner um keinen Preis zum 
Fange eines Geckos zu bewegen; dieselben kann man sich daher 
nur durch eigenhändiges Sammeln verschaffen. 

Im Dunkeln wird das Tier fast milchweiß und durchscheinend, im 
Lichte nimmt es eine gesättigtere Färbung an. Hemidactylus springt 
gut und mit Vorliebe und hat eine sehr laute und modulierende 
Stimme, welche die all seiner Verwandten an Stärke weitaus über- 
trifft. Die bei der Häutung abgelösten Hautfetzen werden von dem 
betreffenden Tiere fast ausnahmslos aufgefressen. Die Eier sind 
bei einem beiläufigen Durchmesser von IO mm etwa I2 mm lang. 

Die Gefangenschaft verträgt dieser Gecko weniger gut, als der 
vorhergehende und nur wenn ihm seiner natürlichen Lebensweise 
ganz entsprechende Verhältnisse geboten werden, dauert er längere 
Zeit aus. Sehr zänkisch und streitsüchtig, balgt er sich mit seines- 
gleichen oft und gerne herum, obwohl er in der Verfolgung seines 
Gegners weniger hartnäckig ist als Tarentola. Als Nahrung sind 
vorzugsweise Fliegen, Spinnen und kleinere weiche Insekten zu 
reichen; erwachsene Mehlwürmer sind für diese zarten Tiere zu groß 
und zu hart, und will man schon mit solchen füttern, so sind davon 
nur halbwüchsige und frisch gehäutete zu verwenden. 


3. Gattung. Phyllodactylus. 
Gray Spicil. zool. pag. 3 (1830). 


Pholidosis notaei homogenea. 
Scuta supraocularia et submaxillaria nulla. 


Digiti vecti, apice disco scansorio cordiformi, subtus plano 
sulcogue per longitudinem wbipartito. 


Cauda subtus sguamosa. 


Der Körper ist mehr oder weniger verkürzt, mit ziemlich plum- 
pem, eiförmigem Kopf; die Pupille ist vertikal. Die Finger und 
Zehen sind gerade und schlank, alle bekrallt, unten mit einer Quer- 
reihe breiter Lamellen, nur an der Spitze erweitert und daselbst mit 
einer flachen, durch eine mittlere Längsfurche geteilten, herzförmigen 
Haftscheibe versehen, in deren Ausrandung die sehr kleinen Krallen 


568 Geckonidae. 


ganz zurückgezogen werden können. Die Afterporen fehlen, der 
Schwanz ist von oben mehr oder weniger abgeflacht. 

Die Oberseite ist gleichartig beschuppt, die Sure und 
Submaxillaren fehlen und auch die Unterseite des Schwanzes ist mit 
Schuppen bedeckt. 

In Europa ist diese Gattung nur durch eine einzige Art ver- 
treten. 


1. Phyllodaetylus europaeus: Supra cinereo-carneus aut fuscescens, 
maculis punctisve obscuris variegatus; subtus albidus. Cauda 
subtus ad basin utringue squama majore, compressa et arcuata 
instituta. — Long. 7 cm. 


Phyllodactylus europaeus Gene Synops. reptil. Sardin. 
indig. Mem. acad. sc. Torino 2. ser. I, pag. 9, tab. I, fig. ı (1839. — Phyllo- 
dactylus Wagleri Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 95 (1848). — Eu- 
leptes Wagleri Fitzing. Men. d. österr. Hof. pag. 651 (1853). — 
Phyllodactylus Doriae Lataste Bull. Soc. zool. France pag. 467 
(1877). 


Der Körper ist flach mit kurzem Rumpfe, der entweder keine 
oder eine nur wenig deutliche Seitenfalte zeigt, der Kopf groß, etwa 
von halber Rumpflänge oder selbst darüber, ziem- 
„lich dick und kräftig, hinter den Augen erweitert 
und nach rückwärts in einen sehr deutlichen und 
ziemlich dünnen Hals zusammengezogen, nach 
vorne hingegen nur allmählich und wenig ver- 
schmälert, von oben stark niedergedrückt und 
nur schwach nach abwärts gewölbt. Die etwa 
der Entfernung zwischen Auge und Ohröffnung 
Fear. gleichkommende Schnauze ist verrundet, die zu 
Phylio re curo. Ihren Seiten und gegen deren Spitze stehenden 
asus Gene, Nasenlöcher sind am oberen Ende der Rostral- 
Hinterzehe von unten. und ersten Supralabialnaht gelegen und überdies 
noch von drei Schildern überlagert, von denen 
das vorderste das größte ist. Das Augenlid ıst oben mit feinen 
Körnchen besetzt, die Ohröffnung mäßig groß, rundlich, hinter 
dem Mundwinkel gelegen. Die Beine sind kurz, die vorderen und 
schlankeren die Schnauzenspitze nicht erreichend, die hinteren 
und etwas stärkeren die Rumpfmitte nur wenig überragend. Die 
Finger und Zehen sind namentlich an der Basis abgeplattet, die drei 
mittleren ziemlich gleichlang, die ersten und fünften kürzer. Der 
Schwanz ist greiffähig, wenn rein, so abgeflacht zylindrisch, anfangs 
ziemlich kräftig und gleichstarl, erst von der zweiten Hälfte an all- 
mählich gegen die Spitze verjüngt, kaum die Hälfte der Gesamt- 
länge betragend; wenn regeneriert, so an der Basis stark eingeschnürt, 
dann verdickt, rübenförmig und kürzer als der übrige Körper. 
Der Körper ist oben gleichmäßig mit feinen, rundlichen und 
ziemlich flachen Schuppen bedeckt, die am Rumpfe schwach ge- 
schindelt, am Kopfe aber nebeneinandergestellt und auch etwas 
gewölbter und körniger, übrigens noch immer sehr flach und kaum 
vergrößert sind. Das Rostrale, welches die länglich viereckigen oder 





Phyllodactylus. 569 


stumpf pentagonalen Supralabialen an Größe merklich übertrifft, 
ist von etwa dreieckiger Gestalt, mit abgestutzter oder verrundeter, 
etwas übergewölbter Spitze und beiderseits von einem größeren, 
etwa als Supranasale zu deutenden Schildchen begleitet. Die Zahl 
der Labialen an der Ober- und Unterlippe beträgt 9—ı0. Das Men- 
tale ist breit, trapezoidisch, die Submaxillaren fehlen und die die- 
selben vertretenden polygonalen Schuppen gehen allmählich in die 
kleinen Kehlschuppen über. Die Bauchschuppen sind rundlich 
sechseckig, flach und schwach geschindelt, die der Oberseite an Größe 
etwas übertreffend, die des Halses und der Kehle viel kleiner, etwa 
halb so groß als die des Unterleibes. Der Schwanz ist durchaus mit 
flachen, unten etwas längeren und ziemlich viereckigen Schuppen 
bedeckt, welche in deutlichen Quergürteln stehen; die Basis desselben 
zeigt beiderseits eine abstehende, bedeutend größere Schuppe, welche 
etwa von halbmondförmiger Gestalt und am freien Rande fast schnei- 
dig geschärft ist. Die Zehen sind mit kleinen, flachen Schuppen 
besetzt, welche beiderseits ziemlich deutlich geschindelt sind und 
oben drei Längsreihen bilden. 

Die Oberseite ist gewöhnlich rötlichgrau oder bräunlich, mit 
unbestimmten dunkleren, rötlichbraunen Punkten und Flecken, 
die oft zu verschiedenartigen Marmel- oder Netzzeichnungen, oder 
auch zu Querbinden zusammenfließen. Eine ebensolche Binde zieht 
sehr häufig an den Kopfseiten von der Schnauzenspitze durch das 
Auge hin. Die Unterseite ist stets einfarbig, weißlich. — Die Länge 
des erwachsenen Tieres beträgt etwa 6—7 cm. 

Die wegen sehr konvexen Schädels und stark verdickten Halses 
von Lataste als Phyllodactylus Doriae von der Insel Tinetto 
beschriebenen Stücke sind wohl nur Junge oder Weibchen, welch 
letztere, wie es mitunter vorkommt, die jugendlichen Merkmale 
beibehalten haben. Denn einerseits kommen derartige Junge auch 
auf den Inseln Sardinien, Cerboli, Scoglietto und Giannut vor, ander- 
seits haben alte Tiere von Tinetto ebenfalls einen flachen Kopf. 

Abweichend von seinen Verwandten kommt Phyllodactylus nur 
im Freien, hauptsächlich unter losen Baumrinden und unter Steinen 
vor. Er hat eine sehr schwache Stimme und frißt bei der Häutung 
die abgelösten Epidermisfetzen nur ausnahmsweise auf; seine 7 mm 
im Durchmesser haltenden Eier sind etwa 8,5 mm lang. 

Diese Art ist außer auf Sardinien und Korsika hauptsächlich 
auf den meisten, namentlich kleineren Inseln des ligurischen Meeres 
und des toskanischen Archipels verbreitet; der westlichste mir be- 
kannte Fundort ist die bei Marseille gelegene Insel Pendus. Vom 
Festlande Italiens wird sie nur von Monte Argentario in der Provinz 
Grossetto, ebenfalls in Toskana, angegeben. 

Phyllodactylus, eine der kleinsten europäischen Eidechsen, 
verträgt die Gefangenschaft gut und geht sofort an die ihm dar- 
gebotene Nahrung, welche, der Zartheit des Tieres entsprechend, 
vorzugsweise aus Stubenfliegen und anderen kleinen weichen Glieder- 
tieren zu bestehen hat. 


5709 Geckonidae. 


4. Gattung. Gymnodactylus. 
Spix in Wiegm. Herpet. mex. pag. 19 (1834). 
Pholidosis notaeı heterogenea. 
Scuta submaxillaria conspicua. 


Digiti simplices, in geniculis anfracti, subtus sguamis lamellı- 
formibus tecti. 


Der Körper ist verhältnismäßig ziemlich schlank, der Kopf groß, 
oft über die Hälfte der Rumpflänge betragend, in seinem hinteren Teile 
stark aufgetrieben und nach rückwärts deutlich halsartig einge- 
schnürt, gegen die gerundet zugespitzte Schnauze hin mäßig ver- 
engt und meist ziemlich stark abfallend. Die kleinen rundlichen 
Nasenlöcher stehen auf der Oberseite der Schnauzenspitze, etwa um 
die Breite des Rostrale voneinander entfernt und dasselbe an seinen 
hinteren Außenecken berührend; die vertikale Pupille ist elliptisch. 
Das große Ohr ist rundlich, quer eiförmig oder spaltenförmig. Die 
einfachen, nicht erweiterten Zehen sind schlank und dünn, seitlich 
zusammengedrückt. und nicht erweitert, alle bekrallt, die Krallen 
selbst nicht zurückziehbar, zwischen zwei vergrößerten Schuppen, 
deren untere depreß und unter der Kralle ausgerandet ist, befestigt; 
die Form der Zehen ist sehr eigentümlich, indem dieselben dadurch, 
daß das vorletzte Glied mit dem darauffolgenden einen etwa in der 
Mitte der Zehe nach unten sehr deutlich vorspringenden Winkel 
bildet, gleichsam wie gebrochen erscheinen, ein Umstand, der nament- 
lich an den Hinterfüßen sehr auffallend hervortritt; auch sind die 
äußersten Zehen nicht verkürzt und an den Hinterfüßen den anderen 
entgegensetzbar. Der Schwanz ist bei unverletzten Stücken rund- 
lich, an der Basis etwas abgeflacht, ziemlich fein und dünn aus- 
laufend. 

Die Oberseite ist ungleichförmig beschuppt, indem zwischen 
feinen, meist ziemlich flachen, unregelmäßig polygonalen oder fein- 
körnigen Grundschuppen bedeutend größere, erhabene und gekielte 
Höcker- oder Stachelschuppen eingeschaltet sind, die fast immer in 
ziemlich regelmäßigen Reihen stehen und am Schwanze deutliche, 
oft dornige Halbringe bilden. Das Rostrale ist groß, breiter als 
lang, sehr häufig mit einer von seinem Ende nach unten zu ziehenden 
Längsfurche, die Labialen und Submaxillaren sowie das Mentale 
sind immer entwickelt, die Supraokularen bald mehr, bald weniger 
deutlich. Die Unterseite ist am Kopf und Rumpf mit zahlreichen, 
kleinen, flachen und rundlich sechseckigen Schuppen: bedeckt, die 
meist ziemlich deutlich geschindelt und am Bauche gut doppelt so 
groß als an der Kehle sind. Vor dem After findet sich beim Männ- 
chen eine Porenreihe; die Sohlen sind gekörnt, die Zehen unterseits 
mit einer Reihe breiter, querer, hintereinandergeschindelter Täfel- 
chen besetzt. Der Schwanz ist unten verschiedenartig beschuppt. 

Die zwei Arten!) unserer Fauna können in folgender Weise 

unterschieden werden: 


!) Der in der I. Auflage dieses Werkes pag. 482 beschriebene Gymnodactylus 
geccoides Spix gehört nicht in unser Faunengebiet, und beruhen sämtliche Angaben 


Gymnodactylus. 571 


A. Rumpfseiten ohne Hautfalte, Schwanz unten mit einer Reihe 
breiter Querschilder, Männchen mit kurzer Reihe von 3—5 
Peansiparen wer leer. ar KRotschyT/Steimd 

B. Rumpfseiten zwischen den Beinen mit deutlicher Längsfalte, 
Schwanz unten mit kleinen Schindelschuppen. Männchen mit 
6 in schwach bogiger QOuerreihe stehenden Präanalporen 

Danilewskii Strauch. 


1. Gymnodaetylus Kotsehyi: Truncus plica laterali destitutus, cauda 


subtus scutorum serie, pori praeanales maris 3—5. — Long. 
9—Io cm. 
Gymnodactylus scaber Dum. Bibr. Erpet. gener. III, pag. 
421. 8. part. (1836. — Gymnodactylus geccoides Gray 


Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 175 (1845). — Gymnodactylus Kot- 
schyi Steindachn. Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wiss. Wien, LXII, 
3. Heft (1870). 
Typus: Supra griseus, fasciis angulosis nigro-violaceis; subtus 
albidus, concolor. 


Gymnodactylus Kotschyi var. maculatus Bedr. Amph. 
u. Rept. Griech. Bull. Soc. nat. Moscou pag. 88 (1882). 


var. Supra cinereus, fasciis obscuris plus minusve obsoletis. 
Stenodactylus guttatus Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree 
III, pag. 69, 13, tab. XI, fig. 9 (1832). — Gymnodactylus Kot- 
schyi var. concolor Bedr. I. c. pag. 88 (1832). 
juv. Supra pallide cinereus, fasciis obscuris angustioribus valde 
distinctis. 


Eine kleine Eidechse mit verhältnismäßig ziemlich kräftigem 
und gedrungenem Körper. Der Kopf ist ziemlich flach, hinten nur 
mäßig erhöht und zwischen den Augen fast 
immer deutlich der Länge nach vertieft, mit 
tiefer und ziemlich großer, rundlicher oder 
mehr eiförmiger Ohröffnung. Von den eben- 





2 : Fig. 115. 
falls gedrungenen Beinen ragen die vorderen, . e 
x & : Gymnodactylus Kotschyi 

an den Körper angelegt, höchstens bis zur Steind. 


Schnauzenspitze, während die hinteren etwa Hinterzche. 
bis zu den Achseln reichen. Der gewöhnlich 
sehr deutlich abgeplattete Schwanz ist ziemlich kräftig und etwas 
länger als der übrige Körper. | 

Die Grundschuppen der Oberseite sind klein, meist gerundet 
körnig und von etwas ungleicher Größe, die von ihr bedeckten Flächen 
an Ausdehnung die der Tuberkeln weit übertreffend. Letztere sind 
verhältnismäßig klein und flach, nicht sehr aus der Haut hervor- 
tretend, aber dabei doch scharf dachig gekielt; die seitlichen Zwischen- 
räume derselben sind stets größer als die Höcker und sind die neben- 
einanderstehenden Tuberkeln der Quere nach durch wenigstens drei 
Grundschuppen gegenseitig getrennt. Dagegen sind die hinterein- 


früherer Autoren über dessen Vorkommen in Europa, wie ich mich durch genaue 
Untersuchungen und Nachforschungen überzeugt habe, durchwegs auf einer Ver- 
wechslung der genannten Art mit Gymnodactylus Kotschyi. 


572 Geckonidae. 


anderliegenden sich etwas nähergerückt, obwohl auch immer durch 
mindestens zwei Schüppchen der Länge nach getrennt. Diese Höcker 
bilden gewöhnlich I10—ı4 Längsreihen, welche, vom Hinterhaupte 
bis zum Schwanze hinziehend, bei älteren Tieren meist ziemlich 
regelmäßig, bei jüngeren aber häufig unregelmäßig oder selbst ganz 
verwischt sind. Sämtliche Dorsaltuberkeln sind nicht größer als die 
Ohröffnung, die größten davon viel länger als breit. Am Schwanze 
werden die Höcker selbst schon bei ganz jungen Tieren entschieden 
stachelig und bilden daselbst 17—24, meist aus je 6 Dornen bestehende 
Halbringe; desgleichen sind die Unterarme mit einigen, die ganzen 
Hinterbeine aber oben mit zahlreichen Tuberkeln besetzt, die nament- 
lich auf den letzteren und bei größeren Stücken sehr stark dreieckig 
kegelförmig, wenn auch nicht stachelig sind; endlich steht noch auf 
der Schwanzbasis zu seiten der Kloake links und rechts je ein Höcker. 
Die Bauchschuppen sind kleiner als die der Oberseite, flach und 
gerundet, mehr oder weniger deutlich geschindelt und in ziemlich 
regelmäßige schiefe Querreihen gestellt, der Schwanz trägt unter- 
seits eine Reihe breiterer, schilderartiger Schuppen. Die Supra- 
okularen sind oft undeutlich und dann von den sie umgebenden 
Schuppen nicht oder kaum zu unterscheiden, Supralabialen sind 
meistens 9, Sublabialen gewöhnlich 7 vorhanden; auf das dreieckige 
Mentale folgen je ein Paar Submaxillaren, in deren Winkel mitunter 
noch eine Anzahl deutlich vergrößerter, oft schilderartiger Schuppen 
zu bemerken ist. 

Die bei dieser Art sehr seltenen Männchen sind kleiner und 
schwächer, ıhr Hals ist kürzer und der After weist eine kurze Reihe 
von gewöhnlich 4 (seltener 3—5) Präanalporen auf; auch reichen 
dessen Vorderbeine bis zur Schnauzenspitze, während sie beim Weib- 
chen etwa nur die Mitte der Entfernung zwischen Auge und Nasen- 
loch erreichen. 

Die Färbung der Oberseite ist aschgrau, graugelb oder schokolade- 
braun, entweder einfarbig (var. concolor Bedr.), meist aber mit mehr 
oder weniger ausgesprochenen, in der Mitte winkelig nach rückwärts 
gerichteten, bräunlich- oder schwärzlichvioletten OQuerbinden ge- 
zeichnet (var. maculatus Bedr.), welche hinten gewöhnlich heller 
gerandet sind und ım Alter in der Regel nur am Rücken, in der Jugend 
aber auch am Schwanze vorkommen, die Unterseite ist immer weiß- 
lich und ungefleckt. — Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 
9—Io cm. 

Die Jungen haben viel hellere und schmälere, aber weit schärfer 
abgehobene Ouerbinden; auch ist deren Kopf stets scharf dunkel 
gezeichnet. 

Gymnodactylus Kotschyı ıst bisher nur im Freien gefunden 
worden, wo er besonders unter Steinen, namentlich aber in den in 
südlichen Gegenden zur Abgrenzung der Grundstücke aus groben 
Steinen lose zusammengefügten Legmauern stellenweise sehr häufig 
ist. Hier pflegt er dann gewöhnlich, platt an die Steine angedrückt 
und durch seine mit diesen übereinstimmende Färbung geschützt, 
unbeweglich zu sitzen und sich in den Morgen- oder späten Nach- 
mittagsstunden behaglich zu sonnen; während der heißen Tages- 


Alsophylax. 573 


zeit hält er sich in seinen Schlupfwinkeln verborgen. Er hat eine 
laute und modulierende Stimme und gibt auch beim Fange oder 
überhaupt ergriffen quiekende Töne von sich. Er ist auch eines star- 
ken Farbenwechsels fähig, der sich aber nicht auf die dunklen Zeich- 
nungen erstreckt. Bei seelischen Affekten erblaßt er, bei inten- 
siver Besonnung wird er fast schwarz. Bei der Häutung pflegt er 
die abgestoßene Epidermis nicht zu fressen, die Paarung findet in 
gleicher Weise wie bei den Lacerten statt, die etwa Io mm langen 
Eier halten gegen 8 mm im Durchmesser. 

Diese Art ist über den größten Teil von Griechenland verbreitet 
und kommt daselbst ebensowohl auf dem Festlande, weit häufiger 
aber noch auf den Inseln, namentlich auf denen des Ägäischen 
Meeres vor; auch findet sich das Tier im südlichsten Italien, wo es 
besonders um Tarent keine Seltenheit ist. 

In der Gefangenschaft verhält sich Kotschyi kaum anders als 
seine Verwandten. 


2. Gymnodaetylus Danilewskii: Truncus »plica laterali distinctus, 
cauda subtus sguamosa, pori praeanales 6. — Long. 8 mm. 


Gymnodactylus Danilewskii Strauch Geckon. Samml. 
im zool. Mus. d. Akad. d. Wiss. z. Petersb. Mem. de l’acad. sc. St. Petersb. 
XXXV, Nr. 2, pag. 48, 96 (1887). 


Diese in unseren Sammlungen noch äußerst seltene Art, steht 
der vorangehenden zwar nahe, unterscheidet sich jedoch ständig 
durch das Vorhandensein einer seitlichen, von den Vorder- zu den 
Hinterbeinen ziehenden Hautfalte, sowie durch die Bekleidung des 
Schwanzes, welcher unterseits nicht wie bei Kotschyi mit einer 
Längsreihe querer Schilder, sondern daselbst durchweg mit kleinen, 
dachziegelförmig aufeinanderliegenden Schindelschuppen bedeckt ist. 
Auch hat das Männchen 6, in einer schwachen Bogenreihe vor dem 
After stehende Poren. Die einander gleichen Rückenhöcker sind 
etwas konvexer als bei der vorigen Art, stärker dachförmig erhaben 
und in 12 Längsreihen gestellt. Der Kopf ist etwa dreimal im Rumpfe 
enthalten, der Schwanz etwas unter der halben Körperlänge. 

Die Oberseite ist bräunlichgrau, auf Rumpf und Schwanz mit 
dunkelbraunen, winkelig geknickten, mit ihrer Spitze nach rück- 
wärts gerichteten QOuerbinden. — Die Gesamtlänge beträgt etwa 
8 cm. 

Gymnodactylus Danilewskii lebt an der Südküste der Krim, wo 
er auch in Häusern vorkommt. | 


5. Gattung. Alsophylax. 
Fitzing. Syst. Reptil. pag. go (1843). 
Pholidosis notaei heterogenea. 
Scuta submaxtillaria conspicua. 
Digiti simplices, subtus serie lamellarum laevium unica, late- 
rıbus integris. 


Der Körper ist ziemlich gestreckt, wenig abgeflacht, mit klei- 
nem, nicht besonders depressem Kopf. Die Nasenlöcher sind zwi- 


“ 


574 Geckonidae. 


schen dem Rostrale, dem ersten Supralabiale und einem sehr großen; 
oft in zwei Schilder zerfallenen Nasale angebracht. Die Pupille ist 
vertikal, die Ohröffnung sehr klein. Die Finger und Zehen sind 
alle bekrallt, lang, schlank, nicht erweitert und ganzrandig, unten 
mit einer einfachen Reihe querer Lamellen besetzt. Der Schwanz 
ist lang, fast drehrund und zugespitzt. 

Die Oberseite ist ungleichmäßig beschuppt, indem zwischen den 
nebeneinander stehenden flachen oder sehr schwach konvexen un- 
regelmäßigen Grundschuppen größere Tuberkeln verteilt sind. Das 
Rostrale ist groß, fünfeckig, auf der hinteren Hälfte mit einer Längs- 
furche versehen. Die Labialen und das Mentale sind stets vorhanden, 
die Bauchschuppen ziemlich groß, flach und geschindelt. Das Männ- 
chen hat Afterporen. 

Die einzige Art unseres Faunengebietes lebt im südöstlichsten 
Europa. 


1. Alsophylax pipiens: Tuberculi trunci irregularıter dispositi, sub- 
rotundati, laeves aut vix carinali. Cauda squamis aequalibus 
imbricatis verticillata, subtus scutorum serie. — Long. 8&—9 cm. 


Ascalabotes pipiens Lichtenst. in Eversm. Reise v. Orenb. n. 
Buch. pag. 145, (1823). — Stenodactylus pipiens Fitzing. 
Neue Classifie. d. Reptil. pag. 47 (1826). — Lacerta pipiens Pall. 
Zoogr. Rosso-asiat. III, pag. 27 (1831). — Gymnodactylus pi- 
piens Eichw. Zoolog. spec. Ross. et Polon. III, pag. 181 (1831). —Gym- 
nodactylus Eversmanni Wiegm. Herpetol. mexic. pag. IQ 
(1834). — Stenodactylus Eversmanni Fitzing. Syst. Reptil. 
pag. 90 (1843. — Gymnodactylusatropunctatus Lichtenst. 
Nomencel. Reptil. et Amphib. Mus. zool. Berol. pag. 6 (1856). — Gymno- 
dactylus microtis Blanf. Journ. An. Soc. Beng. (1875). — Also- 
phylax pipiens Bouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. I, pag. 19, tab. III, ° 
fig. 5 (1885). 


Der Kopf ist mit großen, mehr oder weniger konvexen, nach 
hinten zu etwas kleiner werdenden Körnerschuppen bedeckt. Die 
Schnauze ist stumpf, den Durchmesser des Auges, sowie dessen Ab- 
stand von der Ohröffnung an Länge etwas 
übertreffend. Der Interokularraum ist leicht 

Fig. 116. vertieft, seine Breite der Länge der Schnauze 
A etwas nachstehend. Die Beine sind ziem- 
Hinferzehe von unten lich kurz, die vorderen etwa die Schnauzese 

spitze, die hinteren lange nicht die Achseln 
erreichend. Die Anzahl der Supralabialen beträgt 7—8, die der Sub- 
labialen 5—6. Das Mentale ist sehr groß, verrundet dreieckig oder 
trapezoidischh mit am Mundrande bogig ausgeschnittener Basis. 
Hinter diesem stehen noch 2, seltener 4 Submaxillaren, denen noch 
mehrere kleinere folgen, die dann allmählich in die flach polygonalen 
Kehlschuppen übergehen. Die zwischen den Grundschuppen ganz 
regellos zerstreuten Tuberkeln sind etwa doppelt so groß als jene, 
konvex oder selbst schwach gekielt. Die sechseckigen Bauchschuppen 
bilden in der Rumpfmitte etwa 20—22 Längsreihen. Das Männ- 
chen besitzt eine winkelig geknickte Reihe von 7—ır Präanalporen. 
Der Schwanz ist oben mit flachen, in der Regel in Wirteln stehenden 





Stenodactylus. 070 


Schindelschuppen bekleidet und zeigt unterseits eine mittlere Längs- 
reihe breiter Querschilder, die nur gegen die Basis hin etwas undeut- 
lich werden. 

Die Oberseite ist sandfarben, auf Rumpf und Schwanz mit bald 
mehr, bald weniger deutlichen, manchmal sehr regelmäßigen, oft 
aber auch verschiedenartig ausgezackten oder unregelmäßigen brau- 
nen Querbinden. Vom Nasenloch über die Zügelgegend und durch 
das Auge zieht eine dunkle Längsbinde hin, welche sich am Ende 
nach innen biegt und mit der entsprechenden der anderen Seite 
auf dem Scheitel eine Art hufeisenförmiger Zeichnung bildet; des- 
gleichen sind auch die Lippenschilder fast immer braun gefleckt 
oder punktiert. Die Unterseite ist einfarbig, gelblichweiß. — Die 
Gesamtlänge erwachsener Tiere beträgt 8—Io cm, wovon mehr als 
die Hälfte auf den Schwanz kommt. 

In Europa kommt diese Art nur im südöstlichsten Rußland 
am Berge Groß-Bogdo, südlich vom Elton-See im Gouvernement 
Astrachan vor, über die Lebensweise ist mir nichts bekannt. 


6. Gattung. Stenodactylus. 
Fitzing. Neue Classific. d. Reptil. pag. ı3 (1826). 
Pholidosis notaei homogenea. 
Scuta submaxillarıa nulla. 
Digiti simplices, recti, lateribus denticulatis, subtus lamellis 
tricarinatis serie unica tecti. 
Cauda subtus squamosa. 


Die Pupille ist vertikal elliptischh, der Rumpf ohne seitliche 
Hautfalte.e Die Finger und Zehen ‚sind gerade, lang, zylindrisch, 
am Ende zugespitzt, nicht erweitert, seitlich spitz gezähnelt, unten 
mit einer Reihe dreikieliger Schuppen besetzt und mit langen Krallen 
bewaffnet. Der beim Männchen an seiner Wurzel sehr stark ver- 
dickte Schwanz ist in seinem weiteren Verlaufe äußerst dünn. Die 
Oberseite ist gleichmäßig beschuppt. Afterporen fehlen. 

Von dieser Gattung kommt nur eine Art in Betracht. 


1. Stenodactylus guttatus: Supra griseus vel fusco-flavescens, obscure 
reticulatus et albo-guttatus. Cauda anellata. — Long. 9—Io cm. 
Ascalabotes stenodactylus Lichtenst. Verz. Doubl. Mus. 
Berl. pag. 102 (1823). — Stenodactylus guttatus Cuv. Regne 
anim. II, pag. 58 (1829). — Trapelus Savignyi Aud. Descript. 
Egypt. Rept. Suppl. pag. 167, pl. I, fig. 3,4. —Eublepharis gutta- 
tus Gray Synops. Reptil. in Griff. anim. kingd. IX, pag. 49 (1831). — 
Stenodactylus elegans Fitzing. Syst. reptil. pag. 89 (1843). — 
Stenodacetylus maurıtanıceus Guich. Explor. scient. Als. 

Rept. pag. 5, pl. I, fig. ı (1850). 


Der Körper ist mäßig verlängert, depreß, der Kopf ebenfalls 
abgeflacht, in seiner Form übrigens sehr veränderlich, obwohl von 
meistens mehr oder weniger gleichschenkelig dreieckiger Gestalt. 


576 Geckonidae. 


Die Schnauze ist verrundet oder mehr oder weniger zugespitzt, so 
lang als die Stirne breit und länger als die Entfernung vom Auge 
zur Ohröffnung. Die seitlich in der Mitte einer kleinen Anschwel- 
lung gelegenen Nasenlöcher sind klein, eiförmig und durch das Ro- 
strale, das erste Supralabiale und drei Nasalen begrenzt. Das Auge 
ist sehr groß, das Ohr oval, schief, nicht halb so groß wie das Auge. 
Der Hals ist nicht viel schmäler als der Kopf, der Rumpf seitlich 
bauchig erweitert. Die Gliedmaßen sind schlank und durchaus gleich 
dick, der Oberarm nicht stärker als der Unterarm, der Schenkel 
nicht dicker als die Schiene. Der fünfte Finger ist sehr kurz und 
viel weiter nach rückwärts eingelenkt als die anderen, die Krallen 
sind schwach gekrümmt, spitz, an den hinteren Füßen dünner als 
an den vorderen. Der Schwanz ist rundlich, kürzer als der übrige 
Körper. 

Der Kopf ist oben mit kleinen, gekielten, auf der Schnauze 
sechseckigen Körnerschuppen bedeckt. Das Rostrale ist vierseitig, 
breiter als lang, oben mit einer Mittelfurche und 
daselbst mit zwei Nasalen und einem ganz in der 
‚Mitte der Schnauze gelegenen Schilde zusammen- 
stoßend. Supralabialen sind 1I—ı3, Sublabialen 
1o—ı2 vorhanden. Das Mentale ist groß, vier- 
ee sut- eckig, die Submaxillaren fehlen. Der Körper 

ee trägt durchaus kleine, flache, nebeneinander 
unten. stehende Schuppen, die am Rücken mitunter, am 
Bauche aber immer schwach gekielt sind; die Kehle 
ist äußerst feinkörnig, der Schwanz oben und unten wie der übrige 
Körper beschuppt, nur sind an letzterem die Schuppen alle deutlich 
gekielt; beim Männchen ist derselbe an der sehr stark verdickten 
Wurzel beiderseits mit 12—I5 abstehenden Stachelhöckern besetzt, 
die etwa eine vierseitige Gruppe bilden. Die Beine sind ebenfalls 
so wie der Körper, nur feiner beschuppt. 

Oben sandgrau, licht braungelb oder lederfarben mit runden, 
weißen Tropfenflecken, welche in die Maschen eines braunen Netz- 
werkes eingeschlossen sind; der Rücken zeigt manchmal verloschene 
dunkle Ouerbinden, der Schwanz ist braun geringelt. Die Um- 
gebung der Nasenlöcher und der Augen, sowie die Unterseite sind 
weiß. — Die Gesamtlänge beträgt 9—Io cm. 

Von dieser Art, welche wegen der fehlenden Haftscheiben nicht 
an glatten Flächen zu klettern vermag, befinden sichnach Strauch 
im Petersburger Museum zwei Stücke, die von dem einstigen Wiener 
Naturalienhändler Erber auf der griechischen Insel Syra ge- 
fangen wurden; ein anderweitiges Vorkommen aus unserem Faunen- 
gebiete ist mir nicht bekannt. 





Fig. 117. 





III. Ordnung. Ophidia. 


Corpus elongatum, cylindricum. 
Pedes, palpebrae tympanumque nulla. 


Der Körper ist sehr verlängert, gestreckt, mehr oder weniger 
walzig, bald in seiner ganzen Ausdehnung ziemlich gleich dick, 
häufiger jedoch nach vorn und rückwärts ziemlich deutlich ver- 
schmälert, die Vorderbeine niemals vorhanden, die Hinterglied- 
maßen manchmal in Form zweier zu seiten des Afters hervor- 
ragender Sporne angedeutet (Boidae). Der Kopf ist bald klein 
und hinten in seiner ganzen Breite mit dem Rumpfe verschmolzen, 
bald wieder ziemlich groß und durch eine mehr oder weniger aus- 
gesprochene halsartige Einschnürung vom Körper deutlich geschie- 
den. Seine Form ist entweder die eines stumpf zugespitzten Kegels, 
gewöhnlich aber die eines gestreckten Ovales oder einer Ellipse, von 
oben meist mehr oder minder abgeplattet, dessen Seiten bald schief 
nach außen und abwärts gerichtet, bald wieder plötzlich und ziem- 
lich steil, nicht selten sogar senkrecht abfallend, wodurch dann an 
der Grenze seines Ober- und Seitenteiles eine von den Nasenlöchern 
zum oberen Augenrand hinziehende, bald mehr, bald weniger deut- 
liche Kante, die sogenannte Schnauzenkante (Canthus rostralis) 
entsteht. Mitunter ist der Kopf der Länge nach gefurcht oder ver- 
tieft, was seltener oben (Coelopeltis), häufiger an den Seiten, beson- 
ders in der zwischen Nasenloch und Auge liegenden, sogenannten 
Zügelgegend (Regio frenalis) der Fall ist. Der Mund ist bei den 
einen klein und dann oft ziemlich weit hinter die Schnauzenspitze 
an die Unterseite des Kopfes gerückt (Stenostomata), bei anderen 
wieder bis weit hinter die Augen gespalten und dann einer außer- 
ordentlichen Erweiterung fähig (Eurystomata). Die stets ziemlich 
kleinen Nasenlöcher sind immer nach vorn, bald zu seiten, bald über 
der Schnauzenspitze gelegen; bei einigen findet sich zwischen Nasen- 
loch und Auge eine tiefe, mit Schuppen ausgekleidete Grube (An- 
cistrodon). Die Augen sind von verschiedener Größe, manchmal sehr 
klein und rudimentär und selbst von der allgemeinen Körperhaut über- 
zogen (Typhlopidae), meist jedoch verhältnismäßig groß, ziemlich 
in der Mitte der Kopfseiten gelegen und dem Kieferrande stark ge- 
nähert. Augenlider sind niemals vorhanden, indem die über das 
Auge ohne Unterbrechung ‚hinziehende Oberhaut daselbst glasartig 
durchscheinend wird, und dasselbe nach Art eines Uhrglases bedeckt; 
die Pupille ist bald rundlich, bald senkrecht gestellt und längsge- 
spalten. Das Trommelfell ist niemals sichtbar. Die nie zum Kauen, 

Schreiber, Herpetologia europaea. 37 


sondern stets nur zum Ergreifen oder Verwunden der Beute die- 
nenden Zähne sind hinsichtlich ihrer Bildung und Anordnung man- 
chen Verschiedenheiten unterworfen, obwohl ihre Form stets die 
eines schlanken, nach rückwärts gekrümmten Kegels ist. Bei den 
meisten Europäern sind dieselben im ganzen kurz, unbeweglich und 
durchaus solid (Aglyphae), bei anderen ebenfalls unbeweglich, die 
hintersten im Oberkiefer aber verlängert und vorne mit einer Längs- 
furche (Opistoglyphae), oder endlich die vordersten oben bedeutend 
verlängert, nach Art einer Taschenmesserklinge- umschlagbar und 
mit einem zentralen, vor der Spitze mündenden Kanal zum Abfluß 
des Giftes versehen (Viperidae). Was nun die Stellung der Zähne 
betrifft, so sind bei den meisten beide Kiefer und der Gaumen be- 
zahnt, obwohl der Oberkiefer bei einigen Giftschlangen oft so rudi- 
mentär wird, daß er nur auf einen nach vorn zu stehenden Rest 
beschränkt ist, und dann der Oberrand des Mundes fast zahnlos 
erscheint. Die zu einem Tastorgan umgewandelte, stets vorstreck- 
bare Zunge ist lang und schmal, mehr oder weniger bandförmig, 
nach hinten in eine eigene Scheide zurückziehbar, nach vorn gabelig 
oder zweispaltig; bei den meisten kann sie durch einen am Vorder- 
rande der Oberlippe angebrachten Ausschnitt auch bei geschlos- 
senem Munde hervorgestreckt werden. Der Schwanz ist immer 
vorhanden, obwohl von sehr wechselnder Form und Länge, bei den 
einen sehr kurz und dann meist ziemlich plötzlich und stumpf zu- 
gespitzt, bei anderen wieder lang oder sehr lang und in eine dünne 
Spitze allmählich verjüngt. 

Die Haut der Schlangen ist wie bei den Eidechsen in ihrer ganzen 
Ausdehnung stets mit zusammenhängenden Oberhautgebilden be- 
deckt, welche wie bei diesen mit dem Namen Schuppen oder Schilder 
belegt werden. Die Oberseite des Rumpfes und Schwanzes ist ohne 
Ausnahme mit Schuppen bekleidet, die sich in manchen Fällen 
auch auf Kopf und Unterseite ausdehnen. Diese Schuppen, deren 
Form ım allgemeinen die einer verrundeten Raute oder eines läng- 
lichen Sechseckes ist, sind entweder am ganzen Körper ziemlich 
gleich groß, häufig jedoch nach den Seiten zu bedeutend vergrößert, 
so daß hier ihre Breite die Länge oft deutlich übertrifft, während 
am Rücken in der Regel das Gegenteil der Fall ist; desgleichen sind 
die Schwanzschuppen gewöhnlich der Ouere nach erweitert. Ihre 
Oberfläche ist bald glatt, bald mit längs ihrer Mittellinie hinlaufen- 
den erhabenen Leisten oder Kielen (carinae) versehen. Die Länge 
und Gestalt der letzteren ist übrigens mancherlei Wechsel unter- 
worfen, und während sie bei manchen Gattungen sehr scharf und 
deutlich vorspringen, sind sie wiederum bei anderen so schwach 
und stumpf, daß sie oft nur bei schiefer Ansicht der Schuppen und 
besonders günstiger Beleuchtung hervortreten; sie sind übrigens für 
die Systematik von keiner sehr großen Bedeutung, da sie bei vielen 
Arten erst im Alter hervortreten, in der Jugend aber oft vollkom- 
men fehlen. Weit seltener sind die Schuppen der Länge nach ver- 
tieft oder ausgehöhlt, wodurch sie dann in manchen Fällen eine 
fast löffelförmige Gestalt erhalten (Coelopeltis), häufig sind sie da- 
gegen vor ihrer Spitze mit einem oder zwei vertieften Grübchen ver- 


sehen. Was endlich die Stellung der Schuppen betrifft, so sind sie 
stets in hintereinander liegende Längs- und zugleich in entweder 
- ziemlich gerade, meistens aber mehr oder weniger schiefe Quer- 
reihen geordnet, und dabei entweder vollkommen angewachsen und 
nebeneinander liegend, oder in ihrem hinteren Teile in größerem 
oder geringerem Grade frei und die 
vorderen die hinteren teilweise bedeckend 
und geschindelt (imbricatus). Obwohl 
die Anzahl der Längsreihen sowohl nach 
vorn, noch mehr aber nach hinten zu 
allmählich abnimmt, so bleibt sie an 
den gleichen Körperstellen bei einer und 
derselben Art meist ziemlich beständig, 
infolgedessen ‚sie ein für die Systematik 
gut verwendbares Merkmal abgibt. Man Coluber Dione Pall. 
pflegt daher die Schuppenreihen zu a Bauchschilder. — Die Zahlen 
zählen, wobei man von der untersten 1, 2, 3 zeigen die aufeinander 
Längsreihe beginnend bis zur letzten der an: BROHRERERTEIHER u 
k ; die Art sie zu zählen an. 
entgegengesetzten Seite fortschreitet, 
und, um einer Irrung vorzubeugen, gewöhnlich in einer und der- 
selben Querreihe weiter zählt, die Zählung selbst etwa in der Mitte 
oder in dem ersten Drittel des Rumpfes vornehmend. Figur 118 
sucht die Art und Weise, wie die Schuppen gezählt werden, zur 
Anschauung zu bringen. 

Bei den meisten Schlangen sind Kopf und Unterseite mit grö- 
Beren, polygonalen, tafelartigen Schildern (Scuta), den Kopf-, Bauch- 
(Ventralia), und Schwanzschildern — | 
‚(Subcaudalia) bedeckt. Die Bauch- \ \ N N 
schilder haben in der Regel die Ge- \ N we 
stalt von queren Schienen oder Halb- 
ringen, die einander in Form und Größe 
ziemlich gleichen und fast immer be- 
deutend mehr in die Breite als in die 
Länge entwickelt sind; sie stehen 
stets in einfacher Reihe hintereinander, x ; 
während die meist schmäleren Schwanz- Rx S SEN 
schilder fast immer eine Doppelreihe 
bilden. Alle zuletzt genannten Schilder 
sind teils vollkommen auf der Unter- 
site gelegen, teils aber auch nicht 1 Äuchehiden b Schransehter 
selten mit ihren äußersten Enden mehr schilder (scuta analia), d letzte 
oder weniger auf die Körperseiten hin- Schuppenreihe. 
aufgebogen, wodurch dann, wenn dies 
ziemlich plötzlich geschieht, mitunter eine oft ziemlich deutliche 
Leiste entsteht, die an der Grenze zwischen Ober- und Unterseite 
hinlaufend, als sogenannte Bauch- oder Seitenkante bezeichnet wird. 
Der am hintersten Rumpfende gelegene After stellt eine quer ge- 
öffnete Spalte vor, die in der Regel von zwei, seltener von einem 
Afterschilde (scutum anale), bedeckt wird (Fig. 119). 

Auf der Oberseite des Kopfes, dem Pileus (Fig. 120 A) sind 

37% 








Fig. 119. 


Zamenis gemonensis Laur. 


580 Ophidia. 


höchstens neun größere Schilder zu bemerken, von denen das mitt- 
lere Frontale (Fig. 120, a) unpaarig ist, die vor ihm stehenden 





Papa) 7 x 
Fig. 120. 


A, D Coluber longissimus Laur. 

B Tropidonotus viperinus Latr. 

C Zamenis hippocrepis Linne. 
a Frontale, b Supraokularia, c Praefron- 
talia, d Internasalia, e Parietalia, / Rostrale, 
g Supralabialia, r Nasale, i Praeokularia, 
k Frenale, ! Postokularia, m Temporalia, 
n Subokularia, o Mentale, p Sublabialia, 
q Inframaxillaria, » Gularia, s Squamae 

“ gulares. 


Internasalen (Fig. 120,4)» 
und Präfrontalen (Fig. I20,c), 
sowie die zu dessen Seiten be- 
findlichen Supraokularen 
(Fig. 120, b) und endlich die den 
Scheitel bedeckenden Parie- 
talen (Fig. 120, e) aber paarig 
sind. Die Kopfseiten sind wie 
bei den Lacertiden beschaffen, 
nur daß hier ober den Supra- 
labialen (Fig. 120, g) zwischen 
Rostrale (Fig:, 120, J)e1me 
Auge gewöhnlich bloß drei Schil- 
der, das Nasale (Fig. 120, h), 
Frenale (Fig 120, Ramada 
Präokulare (Feen 
hintereinanderstehen; das erstere 
ist in der Mitte häufig geteilt, 
das letztere oft doppelt. Die 
Schläfen sind hinter den Post- 
okularen (Fig. 120, /) meist 


‚mit größeren Tempera 


schildern (Fig. 120, m) be- 
deckt. Auf der Unterseite des 
Kopfes liegen hinter dem Men- 
tale (Fig. 120, o) in der Regel 
zwei Paar größerer, länglicher 
Schilder, de Rinnenschil- 
der (scuta inframaxıllaria, Fig. 
120, g), deren Begrenzung nach 
innen meist die auch über die 
gemeinschaftliche Naht des ersten 
Supralabialpaares hinziehende 
Kinnfurche (sulcus gularis) 
bildet. Der durch Auseinander- 
treten der hinteren Rinnenschilder 
gebildete Raum wird entweder 
durch meist in einer Reihe bis 
zu den Bauchschildern fortge- 
setzte und ihnen ähnliche kleine 
Schildchen, de Kehlschilder 
(scuta gularia, Fig. 120, r),- oder 
aber durch die von den Seiten 
des Hinterkopfes herüberziehen- 
den Kehlschuppen (sgua- 
mae gulares, Fig. I20, s) ausge- 
füllt. 


Diese Bildung der Kopfschilder ist übrigens in der hier ge- 


Ophidia. 581 


schilderten Weise nicht immer bei allen Schlangen vorhanden, doch 
wird man sich auf Grundlage des eben Auseinandergesetzten bei 
etwa vorkommenden Abweichungen leicht zurechtfinden und ihnen 
die gehörige Deutung zu geben wissen. 

Alle Schlangen sind Raubtiere, welche sich nur von lebend 
gemachter Beute nähren, die bei den kleinsten Arten aus Kerbtieren, 
sonst aber durchgängig aus Wirbeltieren besteht; die meisten sind 
wegen ihres sehr erweiterbaren Mundes befähigt, Tiere zu ver- 
schlingen, deren Größe die Dicke ihres Körpers oft um ein Mehr- 
faches übertrifft. Da sie auf diese Weise meist ziemlich große Por- 
tionen verzehren, so pflegen sie nur in gewissen Intervallen Nah- 
rung zu sich zu nehmen, zu deren Verdauung dann aber auch eine 
ihrer Größe angemessene Zeitlänge beansprucht wird. Beim Er- 
haschen des Fraßes suchen sie das Tier womöglich am Kopfe zu 
erfassen, es dann durch abwechselndes Vorschieben ihrer Kiefer- 
teile allmählich hinabwürgend; größere Beute pflegen sie vorerst 
durch Umschlingungen zu erdrücken und hierauf in bequemer Weise 
zu packen; die giftigen Arten bringen dem betreffenden Tiere in 
der Regel nur einen Biß bei, dann ruhig die Wirkung desselben 
abwartend. 

Sämtliche Ophidier sind einer periodisch wiederkehrenden Häu- 
tung unterworfen, bei der sich die alte Oberhaut gewöhnlich an 
den Lippenrändern ablöst und im Zusammenhange umgekehrt etwa 
wie ein Handschuh abgestreift wird. Vor der Häutung, deren Heran- 
nahen an dem Trüberwerden der Augen leicht zu erkennen ist, 
nehmen die Tiere durch einige Zeit keine Nahrung zu sich, werden 
träge und minder bissig und zeigen mehr trübe und unreine Farben; 
um jedoch die Haut zu diesem Geschäfte geschmeidig zu machen, 
ist ein gewisser Grad von Feuchtigkeit unumgänglich nötig, sowie 
auch fremde, namentlich rauhe Gegenstände vorhanden sein müssen, 
zwischen denen sich die Schlange beim Abstreifen der Haut durch- 
zwängen kann; fehlen diese Bedingungen, so geht dıe Häutung nur 
unvollständig vor sich, und kann dadurch eine solche Störung in 
dem Lebensprozeß des Tieres hervorgebracht werden, daß es dar- 
über nicht selten zugrunde geht. 

Die meisten Ophidier sind Landtiere und lieben die Hitze und 
den Sonnenschein; man findet sie daher vorzüglich in der heißen 
Jahreszeit und am häufigsten an freien, der Sonne ausgesetzten 
Stellen. Während manche Arten das Wasser entschieden meiden, 
siedeln sich andere mit Vorliebe in dessen Nähe an, sich dann häufig 
in dasselbe begebend, teils um sich zu baden, teils um darin nach 
Nahrung zu suchen. Obwohl fußlos, sind die Schlangen doch imstande, 
mit Hilfe ihrer bis an die Hautdecken reichenden Rippen und der 
nach hinten gerichteten Bauchschilder durch nacheinander folgendes 
Anstemmen dieser Teile an rauhen Flächen mit ziemlicher Schnellig- 
keit weiterzukommen und auch durch zu gleicher Zeit ausgeführte 
Windungen und Schlingungen des Körpers auf erhabene Gegen- 
stände zu klettern; desgleichen vermögen sie sich im Wasser durch 
wellenförmige Biegungen ihres Körpers gewandt fortzuhelfen, so wie 
sie auch durch Einbohren des Kopfes in lockeren Boden allenfalls 


582 Ophidia. 


vorgefundene Höhlungen erweitern und zu ihrem Gebrauche adap- 
tieren können. Viele von ihnen sind Nachttiere, die des Tages über 
verborgen leben oder höchstens um sich zu sonnen ihre Schlupf- 
winkel verlassen, von denen sie sich überhaupt selten weit ent- 
fernen; in der Ruhe pflegen sie meist in einen Teller zusammen- 
gerollt zu liegen, wobei der Kopf den Mittelpunkt der Scheibe ein- 
nimmt. 

Die Männchen sind von den Weibchen gewöhnlich durch ge- 
ringere Größe, verdickte Schwanzwurzel und manchmal auch durch 
etwas lebhaftere Färbung verschieden; häufiger kommt es noch vor, 
daß die für die Jungen charakteristische Zeichnung sich beim weib- 
lichen Geschlechte durch längere Zeit, mitunter selbst durchs ganze 
Leben lang erhält, während sie bei den Männchen meistens bald 
verschwindet. Alle Schlangen leben einzeln, obwohl man sie an 
geeigneten Örtlichkeiten oft in Menge beisammen findet, ohne daß 
sie jedoch durch ein geselliges Band vereinigt würden. Nur zur 
Brunstzeit kommt es vor, daß sie sich mitunter in größerer Zahl 
zusammenfinden und dann in ganzen Haufen an- und untereinander 
liegen; dasselbe geschieht oft auch während des Winterschlafes, wo 
sie ebenfalls manchmal in Mehrzahl ein gemeinschaftliches Lager 
beziehen. In der Regel legen die Schlangen Eier, die oft nach dem 
Legen in einem zusammenhängenden Eischlauch vereinigt sind. 

In der Gefangenschaft halten sich die meisten Schlangen gut, 
vorausgesetzt, daß sie nicht beim Fange mißhandelt werden, in wel- 
chem Falle sie dann häufig die Nahrungsaufnahme verweigern und 
sich zu Tode hungern. Da sie weit weniger lebhaft und beweglich 
als die Eidechsen sind, so braucht ihr Käfig verhältnismäßig auch 
nicht so geräumig zu sein wie bei diesen. Jedenfalls muß derselbe 
aber auf einer lockeren Erd- und Moosunterlage, unter welche sie 
sich zurückziehen können, auch mit einigen rauhen Felsbrocken 
und bei gerne kletternden Arten mit etwas Astwerk versehen sein, 
schon um ihnen beim Häuten Gelegenheit zu geben, ihren Balg an 
diesen Gegenständen abzustreifen. Da die meisten dieser Tiere 
gerne trinken und baden, so ist auch das Hineinstellen eines Wasser- 
gefäßes nicht zu versäumen. Wegen der Fähigkeit der Schlangen, 
sich durch ganz kleine Öffnungen und Spalten durchzuzwängen, ist 
vor allem auf möglichst genauen und sicheren Verschluß des be- 
treffenden Behälters zu achten. Aus ihrem Gewahrsam entkommene 
Schlangen können, selbst wenn sie ganz harmlos sind, bei damit 
nicht vertrauten Personen nicht nur oft großen Schrecken, sondern, 
da sie fast überall hin können, durch Um- und Herabwerfen zer- 
brechlicher Gegenstände, in Wohnungen auch viel Verdruß und 
Schaden verursachen. Da fast alle hieher gehörigen Tiere licht- 
und wärmeliebend sind, so ist der Käfig an einem hellen, der Morgen- 
oder Abendsonne ausgesetzten Orte aufzustellen; doch hüte man 
sich vor zu starker Besonnung, da dieselbe, namentlich wenn der 
Behälter Glasscheiben hat, oder selbst nur vor oder hinter einem 
geschlossenen Fenster steht, den Gefangenen oft in kürzester Zeit 
tödlich wird. Allerdings verhalten sich in dieser Richtung nicht 
alle Schlangen gleich, und sind Wüsten- und Steppenbewohner 


Ophidia. j 583 


‘solchen Einflüssen gegenüber weit weniger empfindlich, als Arten 
aus gemäßigten und pflanzenreichen Gegenden. Als Nahrung sind 
_ vorzugsweise entsprechend große Wirbeltiere — bei unseren Euro- 
päern höchstens neugeborene Katzen und frisch ausgeschlüpfte 
Hühner — zu reichen, die in der Regel nur lebend genommen wer- 
den; an totes Futter sind sie — etwa mit Ausnahme der Giftschlangen 
— nicht immer, an rohes Fleisch nur in den seltensten Fällen zu 
gewöhnen. Junge Exemplare können auch mit Insekten, nament- 
lich mit größeren dickleibigen Schmetterlingen und Heuschrecken 
gefüttert werden, welche übrigens auch von erwachsenen Schlangen 
oft gerne genommen und an Orten, wo sie in Menge vorkommen, 
selbst zur ausschließlichen Fütterung der letzteren benutzt werden 
können. 

Sehr bissigen Arten soll man sich wenigstens anfangs so selten 
als möglich nähern, damit sie sich nicht durch ihr wütendes Zu- 
fahren gegen die Käfigwände die Schnauze abstoßen; nach einiger 
Zeit gewöhnen sich aber die meisten an die Gefangenschaft und den 
Pfleger und geben dann auch das Beißen aut. 

Obwohl Schlangen mitunter erstaunlich lange fasten können, 
so ist es doch nicht geraten, sie längere Zeit ohne Nahrung zu lassen, 
sondern sollen dieselben wöchentlich wenigstens einmal bis zur vollen 
Sättigung gefüttert werden; ausgehungerte Gefangene haben, wenn 
sie nach langer Entbehrung gefüttert werden, oft nicht die Kraft, 
die ihnen endlich gebotenen Tiere zu verschlingen oder zu ver- 
dauen und gehen dann an Entkräftung elend zugrunde. 

Die europäischen Ophidier enthalten vier Familien, deren Merk- 
male in nachstehender Übersicht zusammengestellt sind. 

A. Augen frei und deutlich. Rostrale nicht auffallend vergrößert, 
mit seiner Spitze nicht oder nur wenig auf den Pileus über- 
gewölbt. Mund groß, bis weit hinter die Augen gespalten, 
Körper oben mit Schuppen, unten mit queren Schildern be- 
deckt. 

I. Von den Inframaxillaren wenigstens das vordere Paar immer 
vorhanden. Bauchschilder nicht viel schmäler als der Ouer- 
durchmesser des Körpers. Subcaudalia stets doppelt, 
Schwanzende zugespitzt. | 
1. Pileusschilder häufig mehr oder weniger reduziert oder 

selbst ganz fehlend. Pupille immer vertikal, Schuppen 
stets gekielt, Anale einfach, Schwanz kurz. 

T. .Fam.:N ipericdha 

2. Kopf oben stets mit neun großen, symmetrisch ange- 

ordneten Schildern bedeckt. Pupille meistens kreisförmig, 

Schuppen glatt oder gekielt, Anale stets doppelt, Schwanz 

mittelmäßig oder lang... . 2. Fam. Colubridae. 

II. Inframaxillaren fehlend. Bauchschilder viel schmäler als der 

Querdurchmesser des Körpers. Subcaudalia einfach; 
Schwanzende stumpf, kegelförmig . . 3. Fam. Boidae. 

B. Augen unter dem dasselbe bedeckenden Okularschilde nur als 
dunkle Punkte durchscheinend. Rostrale das größte aller Kopf- 
schilder, nach hinten sehr weit auf den Pileus übergewölbt, 


584 Viperidae. 


Mundspalte klein, hufeisenförmig, weit hinter der Schnauzen- 
spitze an der Unterseite des Kopfes gelegen. Körper oben 
und unten mit gleichartigen, in die Quere erweiterten und 
hinten bogigen Schindelschuppen bedeckt. 

4. Fam. Typhlopidae., 


2. Familie. Viperidae. 
Scuta pilei saepius plus minusve obsoleta. 
Pupilla verticalıs. 
Squamae carinatae. 
Scutum anale simplex. 
Cauda brevis. 


Die Viperiden sind vorwiegend kleine Schlangen von meist 
kurzem, gedrungenem, selten mehr schlankem Körperbaue und 
rundlichem, von oben meist etwas abgeplattetem Rumpfe, der in 
der Mitte oft stark verdickt, nach vorn und hinten aber sehr deut- 
lich und gewöhnlich auch ziemlich rasch verjüngt ist. Der vom 
Halse mehr oder weniger gut gesonderte Kopf ist verhältnismäßig 
groß, von elliptisch eiförmiger oder dreieckiger Gestalt, von oben 
aus gegen die Schnauzenspitze zu kaum nach abwärts gewölbt, mit 
gewöhnlich deutlich erhabenem oder selbst buckeligem Scheitel und 
meist gut ausgesprochener Schnauzenkante. Die kleinen, rund- 
lichen Nasenlöcher stehen an den Seiten des Kopfes. Die Augen 
sind von mäßiger Größe, mit senkrechter, längsgespaltener Pupille, 
von den Supralabialen fast immer wenigstens durch eine Reihe 
von Schuppen oder kleinen Schiidchen getrennt. Die Oberfläche 
des Kopfes ist entweder ganz mit kleinen Schuppen oder zahlreichen, 
unregelmäßigen Schildchen, oder auch mit größeren Tafeln oder 
Schildern bekleidet. Die Supraokularen sind die beständigsten und 
fehlen fast niemals. Das Rostrale ist von dem Nasale meist durch 
ein oder mehrere Schildchen getrennt, die Zügelgegend entweder 
mit Schuppen oder unregelmäßigen Schildchen bedeckt, welche, 
gewöhnlich unter den Augen vorbeiziehend, die letzteren meistens 
von den Supralabialen trennen. Die Schläfen sind mit größeren, 
öfters schindelartigen Schuppen bedeckt, die hinteren Inframaxil- 
laren sehr klein oder selbst fehlend und von den benachbarten 
Kehlschuppen oft kaum zu unterscheiden. Der sehr erweiterbare 
Mund besitzt in dem äußerst kurzen Oberkiefer nur hohle, verlän- 
gerte Giftzähne, die in wulstartige Verdickungen des Zahnfleisches 
zurückgelegt werden können; die vordersten derselben sind sehr lang, 
während die dahinter stehenden, allmählich kleiner werdenden bei 
allfälligem Verluste der ersteren an deren Stelle rücken und daher 
auch als Reservezähne bezeichnet werden. Die Schuppen sind immer 
scharf gekielt, der Bauch stets mit einer, der kurze Schwanz mit 
zwei Schilderreihen unterseits versehen; das Anale ist einfach, un- 
geteilt. 

Die Viperiden werden wegen ihrer senkrecht spaltenförmigen 
Pupille gewöhnlich als Nachttiere bezeichnet; wenn aber auch 


Ancistrodon. 585 


manche Arten ihre Tätigkeit vorwiegend in der Dämmerung oder 
des Nachts entfalten, so hängt doch der Umstand, ob sie ein Tag- 
oder Nachtleben führen, von mancherlei Bedingungen ab. Daß bei- 
spielsweise viele nächtliche Tiere in der Gefangenschaft ihre Lebens- 
weise vollkommen ändern und zu Tagtieren werden, ist allgemein 
bekannt. Aber auch im Freien haben Standort und Temperatur 
hierauf unstreitig großen Einfluß, und während die betreffenden 
Schlangen in kalten Klimaten oder im Frühjahre und Herbste nur 
- bei Tage herauskommen, bleiben dieselben Arten bei hoher Tem- 
peratur oder in warmen Gegenden um diese Zeit verborgen und 
kommen in der Regel nur in den frühen Morgen- oder späten Nach- 
mittagsstunden, um sich zu sonnen, aus ihren Schlupfwinkeln her- 
aus. Übrigens ist auch der Schluß, daß Nachttiere stets einen verti- 
kalen Augenspalt haben, in dieser Allgemeinheit durchaus nicht ge- 
rechtfertigt, da viele Amphibien, die entschiedene Nachttiere sind, 
eine vollkommen runde Pupille besitzen. 

Die Vipern sind vorwiegend mehr gedrungene und plumpe 
Schlangen, welche — mit Ausnahme kleinerer Stücke — an der 
Schwanzspitze rasch emporgehoben sich in der Regel bis zu der sie 
fassenden Hand nicht zurückbiegen können. Sie erdrücken ihre 
Beute nur selten, sondern begnügen sich meist damit, ihr einen 
Biß zu versetzen, die Wirkung desselben ruhig abwartend; alle Mit- 
glieder dieser Gruppe sind lebendiggebärend. Die Wirkungen ihres 
Bisses können am besten durch reichlichen Alkoholgenuß aufge- 
hoben werden. 

Diese Familie wird in Europa nur durch zwei Gattungen ver- 
treten, die sich in nachfolgender Weise unterscheiden lassen: 

A. Kopf oben mit neun großen, symmetrisch gestellten Schildern 
bedeckt. Rostrale mit dem Nasale zusammenstoßend. Zügel- 
gegend mit tiefer Grube, Auge vom dritten Supralabiale be- 
ae u unsst. Gatt; Anenstro don Pahe. 

B. Wenigstens die Internasal- und Präfrontalschilder fehlend. Ro- 
strale nie mit dem Nasale zusammenstoßend. Zügelgegend 
ohne Grube, Augen von den Supralabialen stets getrennt 

2, Gatt. Vipera Lam. 


I. Gattung. Ancistrodon. 


Palisot Transact. Amer. Philos. Soc. IV, pag. 381 (1799). 
Trigonocephalus Schreib. Herpetol. europ. I, pag. ı8ı (1875). 


Pileus scutis magnis novem regulariter dispositis tectum. 
Scutum rostrale nasalı adnexum. 

Capitis partes inter nares et oculos fovea instructae. 
Supralabiale tertium oculum adtıngens. 


Der vom Rumpfe deutlich abgesetzte Kopf ist oben platt, am 
Vorderrand etwas aufgeworfen, mit sehr deutlicher Schnauzenkante, 
der Pileus mit neun großen, symmetrisch angeordneten Schildern 
bedeckt. Das Rostrale ist höher als breit, unten stark ausgerandet, 
nach oben mehr oder weniger verschmälert und kaum auf den Pileus 


586 Viperidae. 


übergewölbt. Die Internasalen sind klein, viel breiter als lang, die 
Supraokularen von dem Frontale an Größe wenig verschieden. Das 
Nasale ist unmittelbar an den oberen Seitenrand des Rostrale ange- 
fügt, der Quere nach geteilt, mit etwa in der Mitte seiner Teilungs- 
linie gelegenen Nasenlöchern. Die Seiten des Kopfes haben in der 
Zügelgegend eine tiefe, mit Schildern ausgekleidete Grube. Das 
Auge wird unten nur von dem dritten Supralabiale berührt. Die 
Schuppen sind gekielt. 

Die einzige europäische Art dieser Gattung bewohnt den äußer- 
sten Südosten unseres Weltteiles. 


1. Ancistrodon halys: Fossa lorealis swpralabialia non adtingens. 
Scutum postoculare inferius suberiore plus quam duplo longius, 
ad tertium supralabialia usgquam prolongatum. Squamarum 
series 23. — Long. 50—75 cm. 

Coluber halys Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. III, pag. 
403, 38 (1776). — Vipera halys Latr. Hist. nat. d. Rept. IV, pag. 87 
(1802). — Echidna aspis ß Pallasii Merr. Syst. Amph. pag. 
151, 9 (1820). — Trigonocephalus halys Lichtenst. in Eversm, 
Reise v. Orenb. n. Buch. pag. 147 (1823). — Trigonocephalus 
caraganus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III. pag. 170 (1831). 
— Halys Pallasii Günth. Rept. Brit. Ind. pag. 392 {1864). — 
Ancistrodon halys Bouleng. Catal. Snak. Brit. Mus. III, pag. 
524, 5 (1896). 

Typus: Supra griseo-fuscescens aut flavescens, dorso obscuriore la- 
teribusgue fasciis maculisve serratis flavescentibus nigro-limbatıs; 
capite picturis obscuris flavo-marginatıs. 

var. a) Ut supra, sed fasciis dorsalibus griseo-fuscescentibus limbo 
atro destitutis, inde maculis obscuris dorsi maximis, subquadratıs. 


var. b) Ut typus, sed dorso obscure fusco. 


var. c) Fasciae dorsales plus minusve interruplae, capitis picturis 
in maculam magnam irregularem et passim interruplam con- 
fluentibus. 


var. d) Supra pallide griseo-flavescens, fasciis dorsalibus limbo atro 
destitutis, picturis capıtıs plus minusve obsoletis. Subtus imma- 
culatus, concolor. 


var. e) Ut d, sed maculis atrıs ad latera serie duplice decurrentibus. 


var. f) Supra obscuro-fuscescens, fasciis dorsalibus fusco-griseis irre- 
gularıbus et saepe interruptis series macularum alternantium 
quatuor formantıbus. Subtus nigro punctatus, punctis ad ven- 
tralium latera postice saltem in maculas connatıs. 


Der Körper ist ziemlich schlank und gestreckt, nur hinter dem 
Kopfe etwas verdünnt und gegen den Schwanz zu schwach verdickt, 
und da der Bauch fast gar nicht verflacht ist, in seinem ganzen Ver- 
laufe nahezu drehrund. Der gut abgesetzte, langelliptische oder 
dreieckige Kopf ist oben sehr stark abgeplattet, vorne spitz zuge- 
rundet, mit schräg von unten nach oben gerichteter, vorragender 
und aufgeworfener Schnauzenspitze und fast senkrecht abfallenden 
Seiten, welche durch die in ihrer ganzen Erstreckung sehr ausge- 


Ancistrodon. 587 


prägte Schnauzenkante von dem Pileus um so schärfer gesondert 
erscheinen, als letzterer etwas vertieft ist und hiedurch der Can- 
thus rostralis einen nach unten geschwungenen schwachen Bogen 
bildet; desgleichen ist auch der Rand des Oberkiefers etwas nach 
unten konvex. Die mäßig großen Augen sind von oben nur wenig 
sichtbar, der sehr kurze, etwa ein Neuntel bis ein Siebentel der 
ganzen Körperlänge betragende Schwanz ist ziemlich stumpf konisch 
zugespitzt und läuft am Ende in einen ziemlich langen, hornigen 
und leicht gekrümmten Fortsatz aus, welcher jederseits der Länge 
nach deutlich gefurcht ist. 

Der Pileus ist verhältnismäßig klein und dadurch bemerkens- 
wert, daß seine Schilder nicht wie gewöhnlich zusammenstoßen, 
sondern mit ihren Hinterrändern etwas übergreifen, daher von vorne 
nach hinten geschindelt sind. 

Das Rostrale ist so hoch als breit oder auch etwas breiter, durch 
eine tiefe Ausbuchtung am Mundrande fast zweischenklig, nach 
oben bedeutend bogig verschmälert und 
kaum auf den Pileus übergewölbt, mit ab- 
gestutzter oder äußerst stumpfwinkliger 
Spitze. Die vollkommen queren Internasalen 
sind mindestens doppelt so breit als lang 
und da sie ihrer Fläche nach gewölbt sind, 
so bilden sie eine Art wulstiger Erhaben- 
heit, welche mit zum Aufgeworfensein der 
Schnauzenspitze beiträgt. Diese beiden 
Schilder bilden zusammen eine etwa halb- 
mondförmige Figur, deren Konvexität nach 
vorne zieht und dort mit dem Rostrale, seit- 
lich aber mit dem Nasale und einem Teile 
des oberen Frenale in Berührung ist, wäh- 
rend seine Hinterseiten nicht immer bogig, Ancistrodon halys Pall. 
sondern oft auch mehr oder weniger ge- 
rade sind und entweder in einer Linie oder in einem sehr stumpfen 
Winkel zusammenstoßen. Die Präfrontalen sind kaum breiter aber 
etwa dreimal so lang als die Internasalen, im ganzen von etwa vier- 
eckig rhombischer Gestalt, mit vorderen spitzen und hinteren stump- 
fen Winkeln, nach außen mehr oder weniger verrundet, ihre hintere 
Außenecke dachziegelförmig dem Vorderteile des Supraokulare auf- 
liegend. Das Frontale ist etwa so lang als sein Abstand von der 
Schnauzenspitze und so lang oder auch etwas kürzer als die Parie- 
talen, mit parallelen oder nach rückwärts kaum genäherten Seiten, 
vorne fast gerade abgestutzt oder sehr stumpfwinkelig geknickt, 
hinten in eine mäßige, häufig verrundete Spitze ausgezogen. Die 
Supraokularen sind etwa um ein Drittel schmäler als das Frontale, 
hinten etwas verbreitert, mit bogigem, schwach vorspringendem 
und etwas buchtigem Augenrande, ihr innerer, an das Frontale 
stoßende Rand nahezu gerade, ihre hinteren Winkel stumpf, die 
vorderen Innenwinkel durch die Spitze der Präfrontalen bedeckt. 
Die Parietalen sind nicht viel größer als das Frontale, seitlich oft 
unregelmäßig eingeschnitten oder geteilt, hinten stark verrundet 





588 Viperidae. 


und mehr oder weniger divergierend, vorne mit spitzen Mittel- 
und stumpfen Innen- und Außenwinkeln. 

Das Nasale ist groß, etwa trapezoidisch, von vorne nach rück- 
wärts bedeutend verschmälert, sein vorderer an das Rostrale gren- 
zender Rand fast doppelt so hoch wie der an das obere Frenale 
stoßende Hinterrand. Das kleine Nasenloch ist kreisrund nach außen 
und hinten gerichtet; ober. und unter ihm zeigt sich eine, dasselbe 
gewöhnlich nicht erreichende vertikale Querfurche. Von den zwei 
übereinanderstehenden Zügelschildern ist das obere länger, das untere 
höher als breit; das erstere, welches etwa ein Parallelogramm mit 
zum Teile verrundeten Ecken vorstellt, ist mit seiner Vorderseite 
dem Hinterrande des Nasale und mit der hinteren den beiden oberen 
Präokularen angefügt, während sein nach innen gelegener Unterrand 
mit dem stark ausgehöhlten unteren Frenale eine tiefe Grube bildet. 
Der Vorderrand des unteren Frenale liegt dem Nasale und ersten 
Supralabiale, sein winkelig geknickter Unterrand dem zweiten Supra- 
labiale und dem untersten Präokulare an. Die drei vorderen Augen- 
schilder sind alle sehr schmal und lang, das obere, in seiner ganzen 
Erstreckung ziemlich gleich hoch, stößt vorne an das obere Frenale 
und schiebt sich mit seiner vorderen Innenecke auf den Pileus unter 
das ihm entsprechende Präfrontale hinein. Von den folgenden Prä- 
okularen berührt das mittlere das obere, das unterste das untere 
Frenale; diese zwei Präokularen treten nach vorne in einen die Zügel- 
grube umfassenden Winkel auseinander, so daß der Oberrand dieser 
Grube vom mittleren, der Unterrand derselben aber vom untersten 
Präokulare gebildet wird. Von den Supralabialen bleibt diese Grube 
stets entfernt. Bemerkenswert ist noch, daß das unterste Präokulare 
durch das mittlere und das bis zu diesem heranreichende dritte Ober- 
lippenschild vom Auge derartig abgedrängt wird, daß er letzteres 
gar nicht oder höchstens mit seiner äußersten Spitze berührt. Von 
den zwei Postokularen ist das obere sehr klein, fast kornartig, das 
untere dagegen lang und gestreckt, etwa halbmondförmig und im 
Bogen nach unten und vorne ziehend den größten Teil des hinteren 
und unteren Augenrandes bildend. Hinter den Postokularen folgen 
dann zwei aus je drei Schildern bestehende Längsreihen von Tem- 
poralen, die mit den Supralabialen dieselbe Richtung haben und deren 
untere die oberen an Größe bedeutend übertreffen; das erste unterste 
ist hievon das weitaus größte, das erste obere etwa das kleinste. 
Supralabialen sind in der Regel acht vorhanden. Das erste, unmittelbar 
unter dem Nasale liegende ist etwa trapezoidisch und ziemlich groß, 
das zweite das kleinste, kaum ein Viertel so groß wie das erste, von 
vier- oder fünfeckiger Gestalt, oben dem unteren Frenale und untersten 
Präokulare angefügt; das dritte und vierte sind die größten, ersteres 
vier- bis fünfeckig, vorne kaum halb so hoch als hinten, letzteres 
trapezoidisch, jenes vorne das untere Präokulare und oben das Auge, 
dieses oben das untere Präokulare und hinten teilweise das erste große 
Temporale berührend. Die folgenden Supralabialen sind mehr schmal 
und gestreckt, fast immer länger als hoch, das fünfte ziemlich vier- 
eckig,- kaum so hoch als das vierte, oben an das erste Temporale 
grenzend; das sechste und siebente sind fünfeckig, meistens wieder 


Ancistrodon. 589 


etwas höher als das fünfte, beide oben je zwei Temporalia berührend;; 
das letzte ist endlich trapezoidisch mit verrundeter Spitze. In Aus- 
nahmsfällen ist das fünfte Supralabiale mit dem sechsten verschmolzen, 
wodurch dann die Zahl der Oberlippenschilder auf sieben reduziert 
wird und aus der Vereinigung dieser zwei Schilder ein sehr langes 
Supralabiale entsteht, das oben an die zwei ersten Temporalıa grenzt. 

Das Mentale ist dreieckig, am freien Vorderrande stark bogig 
gewölbt, von den zehn Sublabialen ist das zweite sehr klein, die 
folgenden aber ziemlich groß, meist fünfeckig, nach hinten allmählich 
kleiner werdend. Inframaxillaren sind eigentlich nur zwei vorhanden, 
da die hinteren als solche nicht mehr zu unterscheiden sind und von 
den sie begrenzenden Kehlschuppen in Form und Größe kaum ab- 
weichen, das vordere Paar ist aber ziemlich groß, von etwa rhom- 
bischer Gestalt und nach außen zu von den vier ersten Sublabialen 
begrenzt. 

Die Schuppen sind länglich oval oder lanzettlich, am Rumpfe be- 
deutend länger als am Hinterhaupte und Schwanz, mit Ausnahme der 
untersten Reihe scharf gekielt, längs des Rückens schmal, nach den 
Seiten zu aber bedeutend vergrößert. Sie sind ziemlich locker an- 
liegend, deutlich geschindelt und stets in 23 nicht sehr schiefe Längs- 
reihen gestellt. Die Kehlschuppen werden nach außen zu etwas größer, 
so daß man am Innenrande der Sublabialen eine Reihe fast schilder- 
artiger Schuppen unterscheiden kann. Die Ventralen sind ziemlich 
breit, das Anale groß, die Subcaudalen hingegen ziemlich klein; 
die Zahl der ersteren wechselt zwischen 149 und 174, die der letzteren 
von 3I bis 44. 

In Färbung und Zeichnung begegnen wir bei Ancistrodon einer 
großen Mannigfaltigkeit. Die Oberseite zeigt gewöhnlich ein ins 
Gelbe, Rötliche oder Braune ziehendes Grau, das in der Rückenmitte 
stets in ein dunkleres Braun oder Graubraun, ja bei jüngeren Tieren 
unmittelbar nach der Häutung selbst ins Grüne übergeht. Der Kopf 
weist fast immer eine im ganzen ziemlich wechselnde, aber meistens 
mehr oder weniger regelmäßige Zeichnung auf. In den meisten Fällen 
hat schon die Schnauze einen oder auch mehrere unbestimmte dunkle 
Flecken, hinter denen dann eine meist große, gewöhnlich ziemlich 
regelmäßig viereckige Makel steht. Hinter dieser findet sich dann 
auf der Stirne eine breite Querbinde, die aber in der Regel weder 
den Außenrand der Supraokularen, noch die Mitte des Frontale 
erreicht, sonach eigentlich nur aus zwei viereckigen Querflecken 
besteht. Desgleichen bemerkt man im hinteren Teile des Pileus noch 
jederzeit einen bald größeren, bald kleineren dunklen Flecken, der 
etwa die Form eines mit seiner Spitze nach rückwärts gerichteten 
Dreieckes hat und am Außenrande der Parietalia hinziehend nicht 
selten noch über dieselben hinaus nach hinten oft bis zu einer imNacken 
stehenden hufeisenförmigen Makel verlängert ist. Mitunter kommt 
es auch vor, daß sich die nach rückwärts gerichteten Schenkel der 
letzteren am Ende vereinen, wodurch dann hinter dem Kopfe eine 
größere, einen helleren Zwischenraum einschließende dunkle Zeichnung 
entsteht; in manchen Fällen zeigt sich auch die gemeinschaftliche 
Naht der Parietalen dunkel gefärbt. Schließlich ist noch an den 


590 Viperidae. 


Schläfen eine nicht sehr breite, mit der Parietalzeichnung mehr 
oder weniger parallel verlaufende dunkle Temporalbinde vorhanden, 
weche hinter den Augen beginnend am Mundrande vorbei bis an die 
Halsseiten hinzieht und daselbst gewöhnlich stumpf zugerundet endet; 
endlich können noch die Interokularmakeln mit der Parietalzeichnung 
und dem Hufeisenfleck im Nacken verschmelzen, wodurch dann 
der ganze hintere Kopfteil zusammenhängend dunkel gefärbt erscheint. 
Alle bisher beschriebenen Zeichnungen sind grau oder graubraun und 
immer mehr oder weniger deutlich und vollständig gelb gesäumt. 
Da die Ränder der Labialen fein schwarz punktiert sind, so erscheinen 
sie hiedurch als graue, in der Mitte weißlich gefärbte Schilder. 

Was nun den Körper betrifft, so ist vor allem zu bemerken, daß 
die dunklere Farbe des Rückens nicht scharf begrenzt ist, sondern 
ganz allmählich in die hellere Seitenfärbung umsetzt. Die Zeichnung 
besteht nun aus einer großen Anzahl gelber oder gelblicher, mehr oder 
weniger vollständig schwarz gesäumter Binden, die an ihrem Vorder- 
und Hinterrande sehr stark ausgezackt sind und sich über den ganzen 
Rücken bis zur Schwanzspitze hinziehen. Diese Binden, welche nach 
und nach aus am Halse noch sehr kurzen Flecken entstehen, sind, mit 
Ausnahme der von der hufeisenförmigen Makel ausgehenden, alle 
quer gestellt und nichts weniger als regelmäßig, da sie häufig ver- 
schiedenartig unterbrochen oder nur halbseitig ausgebildet, nicht 
selten auch in Doppelreihen alternierender Flecken aufgelöst, ja in 
Ausnahmefällen selbst zu einem unregelmäßigen Netzwerk verbunden 
erscheinen. Die Rumpf- und Schwanzseiten zeigen braune Flecken, 
die aber auch sehr unregelmäßig verteilt und oft in zwei alternierende 
Längsreihen gestellt sind, von denen die untere über die letzte 
Schuppenreihe oder auch über den obersten Teil der Ventralen und 
Subcaudalen hinzieht. Am Schwanze findet sich immer nur eine 
einzige Reihe, deren Flecken durch Streckung nicht selten eine zu- 
sammenhängende Längslinie bilden. Die äußerste Schwanzspitze 
ist meistens schwarz, seltener rötlich. 

Die Unterseite, die im Lebep rötlich sein soll, ist bei konser- 
vierten Stücken gelblich weiß, auf der Kehle und im ersten Rumpf- 
fünfte leinfarbig, dann aber mit schwarzen Punkten besprenkelt, 
welche anfangs nur vereinzelt und auf der Außenseite, später aber 
sich vermehrend auch auf der Mitte der Schilder auftreten und mit- 
unter durch Überhandnehmen den hinteren Teil des Bauches und den 
Schwanz grau erscheinen lassen. 

Diese hier geschilderte Färbung und Zeichnung ist nun insoferne 
vielen Verschiedenheiten unterworfen, als bald die Grundfarbe heller 
oder dunkler wird, bald wieder die Zeichnungen auf Kopf und Rücken 
mannigfachen Veränderungen unterworfen sind. So können namentlich 
die Kopfzeichnungen mehr oder weniger undeutlich werden oder fast 
ganz verschwinden, die Färbung des Rückens einerseits viel dunkler, 
oft ganz rein braun und weiter auf die Rumpfseiten herabreichend, 
anderseits wieder sehr hell und kaum dunkler als die Unterseite sein. 
Noch weit größere Verschiedenheiten zeigen dann die hellen Quer- 
binden. So entsteht beispielsweise eine sehr ausgezeichnete Varietät 
dadurch, daß die Binden, statt gelb zu sein, die graubraune Farbe 


Vipera. 591 


der Körperseiten annehmen, wodurch dann die dunkle Rückenfarbe 
als Zeichnung erscheint, indem dieselbe eine Längsreihe auffallend 
großer, viereckiger und sehr stark ausgeprägter ' Makeln bildet, 
welche durch die dazwischen stehenden, viel schmäleren hellen Ouer- 
binden voneinander getrennt sind. Anderseits können die Rücken- 
binden durch fast regelmäßige Unterbrechung in vier Längsreihen 
meist abwechselnd gestellter heller Flecken verwandelt werden, 
während in manchen Fällen wieder deren schwarze Umrandung durch 
Auflösung in einzelne Makeln auch wieder ziemlich regelmäßige dunkle 
Fleckenreihen bilden kann. 

Die Länge des erwachsenen Tieres kann 75 cm erreichen; mir 
ist jedoch kein Exemplar unter die Hände gekommen, welches das 
Ausmaß von 60 cm und die Dicke eines Fingers merklich über- 
schritten hätte. 

In unserem Faunengebiete kommt diese Schlange nur in dem 
südöstlichsten Winkel des europäischen Rußland, und zwar in der 
nördlich von Astrachan zwischen Wolga und Ural gelegenen Wüste 
Sultan-Murad, sowie noch bei den Inderskischen Bergen unweit der 
Festung Inderskaja Gorskaja an der Urallinie vor, scheint aber auch 
hier äußerst selten zu sein. Über Sitten und Gewohnheiten ist mir 
näheres nicht bekannt, da ich lebende Stücke noch niemals erhalten 
oder überhaupt gesehen habe. Wegen ihres verhältnismäßig schlanken 
Körperbaues ist es wahrscheinlich, daß sich Ancistrodon, beim 
Schwanze aufgehoben, bis zu der sie fassenden Hand zurückbiegen 
kann, daher es nicht geraten sein dürfte, das Tier beim Fange in 
dieser bei unseren Vipern üblichen und hier ganz gefahrlosen Weise 
zu ergreifen. 


2. Gattung. Vipera. 
Laurenti Synops. Reptil. pag. 99 (1768). 
Scuta internasalia et praefrontalia nulla. 
Scutum rostrale nasale haud adtingens. 


Supralabialia ab oculis scutellis aut squamis interpositis 
remota. 


Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, in der Mitte meist 
mehr oder weniger verdickt, der vom Halse stets deutlich abgesetzte 
* Kopf nach rückwärts häufig merklich verbreitert und oben flach- 
gedrückt; seine Seiten sind steil abfallend, die Zügelgegend ist kaum 
vertieft, die Schnauzenkante immer gut ausgesprochen. 

Die Bedeckung des Kopfes ist selbst bei eimer und derselben 
Art oft so vielen Verschiedenheiten unterworfen, daß sich hiefür eine 
feste Norm kaum aufstellen läßt. Im allgemeinen kann man nur 
sagen, daß die bei den meisten Schlangen vorkommenden neun 
großen Pileusschilder entweder durch Schuppen ersetzt, oder in mehr 
oder weniger zahlreiche und unregelmäßige kleine Schildchen zer- 
fallen sind. Dies ist vor allem mit den auf der Schnauze stehenden 
Internasalen und Präfrontalen der Fall, welche daher immer fehlen, 
während das Frontale und die Parietalen, obwohl in Form und Größe 


592 Viperidae. 


sehr wechselnd, häufig vorhanden sind. Die beständigsten aller 
Kopfschilder sind unstreitig die Supraokularen, welche nur in den 
seltensten Fällen gänzlich fehlen. Von den die Oberseite der Schnauze 
bekleidenden kleinen Schildern wird das vorne an das Rostrale 
stoßende das Apicale (scutum apicale), die zu seiten des Pileus 
an die Schnauzenkante grenzenden die Canthalschilder 
(scuta canthalia) genannt. Bezüglich der Kopfseiten ist das nach 
oben kaum übergewölbte Rostrale von den Nasalen stets durch ein 
dazwischen eingeschobenes hohes Schildchen, das Pränasale 
(scutum praenasale) und das erste Supralabiale getrennt. Das Nasen- 
schild selbst ıst groß, niemals geteilt, am Hinterrande häufig unregel- 
mäßig eingeschnitten oder gekerbt, mit in der Regel ziemlich zentral 
gestelltem kleinem Nasenloch. Die Zügelgegend ist mit kleinen, 
schuppenartigen Schildern bedeckt, 
welche sich auch unter dem Auge 
in mindestens einer Reihe hin- 
ziehen und dasselbe stets von den 
darunterstehenden Supralabialen 
trennen; die Schläfenschuppen sind 
zwar vergrößert, doch niemals zu 
eigentlichen Temporalschildern ent- 
wickelt. Die Schuppen stehen in 
19—27 Längsreihen. 

Die Vipern, zu denen mit Aus- 
nahme der vorangehenden Art alle 
europäischen echten Giftschlangen 
gehören, sind meistenteils kleinere 
Schlangen, welche das Ausmaß von 
einem Meter nur selten erreichen 
oder gar überschreiten., Sie be- 
wohnen vorwiegend unkultivierten 
Heide-, Moor- oder steinigen Boden, 

Fig. 122. abgestockte Waldflächen und über- 

Vipera Renardi Christ. haupt freie und offene, der Sonne 

a Rostrale, d Apicale, c Canthalia. ausgesetzte Landstrecken, während 

sie in der Regel bebaute Flächen 

meiden und im dichten Walde nur ausnahmsweise zu finden sind. 

Obwohl an manchen Orten sehr häufig, leben sie doch wie alle 

Schlangen stets einzeln und nur zur Paarungszeit werden sie oft 

haufenweise in- und übereinandergerollt angetroffen. Ihre Jungen 

kriechen gleich nach dem Legen der Eier aus, daher man sie auch als 
lebendig gebärend zu bezeichnen pflegt. 

Wenn auch nicht überall, so kommen sie doch ab und zu in solchen 
Mengen vor, daß ihnen gegenüber die giftlosen Schlangen nahezu 
verschwinden. Der Grund dieser oft wirklich unheimlichen Ver- 
mehrung der Vipern dürfte vielleicht in dem Umstande liegen, daß 
dieselben lebendig gebärend sind und sich infolgedessen die kleinen, 
eben ausgekrochenen Jungen gleich zerstreuen, in sicheren, ihren 
Feinden schwer oder auch gar nicht zugänglichen Verstecken bergen 
und von diesen daher nicht so leicht und so oft erbeutet werden 





Vipera. 593 


können, wogegen die an einer Stelle längere Zeit hindurch liegen- 
bleibenden Gelege der giftlosen Schlangen jedenfalls viel mehr Zu- 
fälligkeiten ausgesetzt erscheinen und namentlich, wenn sie: von 
fleischfressenden Tieren gefunden werden, sofort ihrer gänzlichen 
Vernichtung anheimfallen, so daß gewiß ein großer Teil der Nach- 
kommenschaft schon im Eizustande vertilgt werden dürfte, was bei 
den Vipern gewiß niemals der Fall ist. 

Diese in manchen Gegenden wahrhaft erschreckende Häufigkeit 
der Giftschlangen hat mitunter die Behörden veranlaßt, behufs 
Ausrottung dieser gefährlichen Tiere für jedes eingelieferte Stück 
einen Preis zu zahlen, und kann man aus den in dieser Richtung ver- 
öffentlichten amtlichen Berichten die große Menge der ab und zu 
noch in Europa vorkommenden Vipern ersehen. 

So hat beispielsweise um Berlin der Schlangenjäger Mattern 
innerhalb dreier Jahre nicht weniger als 1400 Kreuzottern erlegt; 
um Königsberg wurden 1898 im Privatwalde von Botocki in Trömpau 
241 und im Verlaufe von fünf Jahren 1052 Stück eingeliefert. Ebenso 
zahlreich wird dieses Tier in Schlesien, namentlich in den Vorbergen 
des Riesengebirges angetroffen, wo nach der amtlichen Verlautbarung 
des königl. Landrates zu Landshut im Regierungsbezirk Liegnitz 
vom Anfange des Frühjahres bis Ende Mai 1891 600 erschlagene 
Kreuzottern an ihn abgegeben wurden, wofür er 300 Mark Prämien 
zahlte; trotzdem wurden ihm bis Ende August noch täglich 6—1ı2 
Stück gebracht und von einer einzigen Person auf der Feldmark 
Berthelsdorf am 23. August desselben Jahres in nicht ganz einer 
Stunde ıı Ottern erschlagen. 189I sind auch in Schmiedeberg, wo 
ebenfalls eine Prämie gezahlt wurde, vom I. Juni bis Mitte August 
400 Kreuzottern vernichtet und eingebracht worden und bei Sprottau 
wurden in dem Gelände der Ortschaften Schadendorf und Lieblichau 
während des Sommers an manchen Tagen 10—ı2 Stück erlegt. In 
der Amtshauptmannschaft Oesnitz in Sachsen wurden I889 2140 
und 1890 3335 Exemplare eingebracht und für jedes eine Prämie 
von 30—50 Pfennigen ausbezahlt, desgleichen bei der Kreisdirektion 
Metz, wo für jedes Stück 3 Mark gezahlt ward, im Jahre 1883 ım Ver- 
laufe einer einzigen Woche 375 Stück abgeliefert. 

Wie verbreitet und häufig übrigens die Kreuzotter in Deutsch- 
land ist, geht auch aus der öfters vorkommenden Zusammensetzung 
von Ortsnamen mit ‚Otter‘ hervor, von denen Ritters geographisches 
Lexikon nicht weniger als zwanzig enthält. 

Ich will schließlich nur noch meiner Heimat, der mit Giftschlangen 
so überaus gesegneten Steiermark gedenken, woselbst sich der Land- 
tag trotz des massenhaften Vorkommens dieser Tiere erst im Jahre 
1892 entschloß, für Erlegung derselben eine Prämie auszuschreiben, 
welche anfangs mit drei Kronen per Stück festgesetzt, bald aber 
wegen der hiefür entfallenden zu großen Ausgaben auf eine Krone 
reduziert ward. Hier wurde nun gleich innerhalb der ersten zwei 
Jahre die ganz enorme Zahl von II 578 Giftschlangen eingesendet, 
worunter 4197 Kreuzottern und 7381 Sandvipern waren. Im Be- 
ziırke Franz, der nicht viel über drei Quadratmeilen groß ist, wurden 
beispielsweise in einer einzigen Saison nicht weniger als 1039 Sand- 

Schreiber, Herpetologia europaea. 38 


594 Viperidae. 


vipern erlegt und in derselben Zeit in der Gemeinde Weissenbach 
bei Liezen von nur zwei Personen 355 Stück Kreuzottern vertilgt. 
Dazu muß noch bemerkt werden, daß all diese Schlangen nur aus 
dem gebirgigen Nord- und Südsteiermark stammen, da der aus 
Flachland bestehende mittlere Teil der Provinz keinerlei Giftschlangen 
besitzt. 

Wenn man hiebei noch in Erwägung zieht, daß gewiß nicht jede 
gesehene Giftschlange auch immer erbeutet, daß ferner so manche 
von auf die Prämie nicht reflektierenden Personen erschlagen oder 
gefangen und daher nicht abgeliefert wird, daß endlich von vielen 
Orten, die ganz sicherlich ebenfalls Giftschlangen beherbergen, wohl 
wegen unterlassener oder unpraktischer Verlautbarung der Preis- 
ausschreibung, gar keine Sendungen einlangten, daß von letzteren 
wegen bereits zu starken Verwesungsgeruches einzelne bei der Post 
nicht mehr angenommen und daß endlich wegen der zu großen Kosten 
die Prämiierung im Jahre 1892 bereits am 6. August eingestellt 
wurde, so kann man sich beiläufig einen Begriff machen, in welch 
entsetzlicher Weise Steiermark von der Giftschlangenplage heim- 
gesucht ist. | 

Trotzdem sind im ganzen Verletzungen durch Schlangenbiß 
nicht so häufig, was hauptsächlich darin seinen Grund hat, daß sich 
die Vipern größtenteils in öden, von Menschen wenig besuchten 
Gegenden aufhalten und das Landvolk nicht barfuß, sondern häufig 
in hohen Schaftstiefeln zu gehen pflegt, die natürlich in dieser Rich- 
tung ausreichenden Schutz gewähren; desgleichen sind auch die Leute, 
an das öftere Zusammentreffen mit diesen Tieren gewöhnt, ent- 
sprechend vorsichtig; die Todesfälle der Gebissenen betragen etwa 
acht Prozent. 

Ein so wirksames Mittel aber auch diese Preisausschreibungen 
zur Bekämpfung der Schlangenplage sind, so erfüllen sie ihren Zweck 
doch nur dann, wenn sie dauernd aufrecht erhalten und nicht, wie 
es so oft geschieht, bei nur einigermaßen merkbarer Abnahme dieser 
Tiere gleich wieder aufgelassen werden; im letzteren Falle scheint 
zwar das Übel für den Augenblick gehoben, stellt sich aber aus leicht 
begreiflichen Gründen in oft gar nicht zu langer Zeit im früheren 
Grade wieder ein. Denn mit der Verfolgung der Schlangen geht 
selbstverständlich das zunehmende Gedeihen der ihnen zur Nahrung 
dienenden Tiere gleichen Schritt, und in dem Grade, als sich die 
ersteren vermindern, werden sıch die letzteren, da die Zahl ıhrer 
Feinde fortwährend abnimmt, in immer steigendem Verhältnisse 
vermehren. Die nach Auflassung der Verfolgung zurückgebliebenen 
Schlangen befinden sich nun unter weitaus günstigeren Verhältnissen 
als früher, sind in Erwerbung ihrer Nahrung und in Aufsuchung 
geeigneter Wohnplätze einer viel geringeren Konkurrenz unterworfen 
und haben im ganzen Kampfe ums Dasein viel leichteres Spiel 
als ehedem, wo sie in all diesen Dingen durch die große Zahl ihrer 
Artgenossen beeinträchtigt wurden. Es ist daher nur eine natürliche 
Folge, daß die jetzt viel bessergestellten Schlangen auch besser ge- 
deihen, sich stärken und kräftigen und infolge hiedurch erlangter 
größerer Fruchtbarkeit ihre durch die frühere Verfolgung herbei- 


Vipera. 5095 


geführte Verminderung bald wieder ausgleichen werden. Dies hat 
denn auch die Erfahrung gezeigt, indem überall, wo die Prämiierung 
wegen Abnahme der Schlangen eingestellt ward, die Sache in wenigen 
Jahren wieder beim alten war. 

Das sicherste und für immer wirksame Mittel zur Ausrottung 
der Giftschlangen ist aber die Kultur des Bodens. Abgesehen davon, 
daß sie hiedurch immer häufiger mit ihrem Todfeinde, dem Menschen, 
zusammenkommen und vernichtet werden, raubt ihnen die Bebauung 
des Bodens auch die Existenzbedingungen, indem sie die ganze 
Formation der Erdoberfläche verändert, den Schlangen und ihren 
Nahrungstieren die zu ihrem Leben notwendigen Verstecke und 
Wohnplätze entzieht und dieselben hiedurch nach und nach allmäh- 
lich zum Aussterben bringt; wir sehen daher schon heutzutage wenig- 
stens in den Kulturländern die Giftschlangen fast nur mehr auf jene 
Gebiete beschränkt, welche noch nicht ausreichend kultiviert oder 
einer kulturellen Veränderung seitens des Menschen überhaupt 
unzugänglich sind, da die Beschaffenheit des Bodens oder auch des 
Klimas dieselbe ausschließen. 

Die Vipern sind derzeit noch in der Differenzierung begriffen 
und haben infolgedessen ihre Charaktere noch nicht soweit gefestigt, 
daß selbe als fixe Norm zur Erkennung der Spezies dienen können. 
Man stößt daher bei Untersuchung dieser Tiere sehr häufig auf Un- 
regelmäßigkeiten in der Bekleidung des Kopfes sowie auf Abweichun- 
gen in der Beschuppung, welche Verhältnisse dann die richtige Deu- 
tung der Art mitunter recht schwierig machen. Ich könnte da Bei- 
spiele erzählen, wo einzelne Exemplare eine förmliche Rundreise 
durch die Hände europäischer Herpetologen gemacht haben und 
von jedem für etwas anderes gehalten wurden. Es ist daher nach 
dem Gesagten auch begreiflich, wenn man selbst in Fachkreisen über 
die Abgrenzung der Spezies noch nicht einig ist, und manche Forscher 
für eine größere Zusammenziehung, andere für eine weitergehende 
Trennung der Arten eintreten. Doch kann man immerhin sagen, 
daß sich eine gewisse Anzahl von Vipern der Hauptsache nach bereits 
als Arten gleichsam herausgearbeitet hat, so daß sie die von ihnen 
erworbenen Merkmale in den meisten Fällen festhalten, wenn auch 
stets noch ab und zu Abweichungen oder Übergangsformen an- 
getroffen werden, deren Vorhandensein aber dem Wesen der be- 
reits zur artlichen Ausbildung gelangten Tiere keinen Abbruch tun 
kann. 

Die meisten Autoren erkennen derzeit von den Vipern unseres 
Faunengebietes acht Formen als gute Arten an und will ich, der Mehr- 
zahl meiner Fachgenossen folgend, dieselben hier ebenfalls akzep- 
tieren, wobei ich allerdings bemerke, daß sich die in der nachfolgenden 
Übersichtstabelle zu deren Bestimmung herangezogenen Merkmale 
selbstverständlich nur auf typische Stücke beziehen, während Ab- 
weichungen von der Norm erst in den ausführlicheren Diagnosen 
Berücksichtigung finden können. Man möge daher auch mit Bezug 
auf die bisherigen Ausführungen beim Gebrauch dieser Tabelle 
nicht gar zu ängstlich und pedantisch sein und sich dann bei all- 
fällig auftauchenden Zweifeln durch Nachsehen in den später 

33% 


596 


Viperidae. 


folgenden Detailbeschreibungen nähere Aufklärung und Gewißheit 


verschaffen. 


A. Supraokularschilder groß und deutlich, Supranasale fehlend. 
I. Schnauzenende nicht aufgeworfen. Supraokularen nach 
rückwärts den Hinterrand der Augen etwas überragend. 
Frontale und Parietalia vorhanden. Augen von den da- 
runterstehenden Supralabialen fast immer nur durch eine 
einzige Schuppenreihe getrennt. 

I. Oberes Ende des Rostrale nur mit einem einzigen, un- 
paaren Apicalschildchen zusammenstoßend. Schnauze 
ziemlich zugespitzt, mit mehr oder weniger ausgeprägtem 
Canthus rostralis. 

a) Rumpfschuppen in 19 Längsreihen, Ober- und Hinter- 
rand des Nasale eingekerbt, Supralabialen meist 8. 


aa) 


bb) 


Höhe des Augapfels in der Regel deutlich kürzer 
als dessen Entfernung von der Mundspalte. Api- 
cale gewöhnlich merklich breiter als ein Supra- 
okulare. Frontale und Parietalen fast immer 


„normal ausgebildet, Nasale meist bedeutend höher 


als das Auge. Kehlschuppen und Labialen in der 
Regel weiß, erstere gewöhnlich in 4—5 Paaren. 

Ursınıi Bonap. 
Höhe des Augapfels fast immer größer als dessen 
Entfernung von der Mundspalte. Apicale höch- ‘ 
stens so breit als ein Supraokulare. Frontalen 
und Parietalen meist unregelmäßig oder in kleinere 
Schilder zerfallen, Nasale höchstens so hoch als 
das Auge. Labialen und Kehlschuppen in der 
Regel dunkel nr letztere gewöhnlich ın 
suPaatene! . » m.acropsuMeh 


b) Rumpfschuppen in 21 "Längsreihen, Oberrand des 
Nasale ganz, Labialen und Kehlschuppen scharf 
dunkel gerandet, von ersteren oben gewöhnlich 9. 


Renardi Christ. 


2. Oberes Ende des Rostrale an zwei Apicalschildchen 
grenzend. Schnauze abgestutzt oder breit verrundet 
mit nur schwach ausgeprägtem Canthus rostralis. 21 
Sschüppenreihen N. ‚uber useBane 

II. Schnauzenspitze deutlich aufgeworfen oder in einen abstehen- 
den hornartigen Fleischzapfen endend. Supraokularen nach 
rückwärts nicht über den Hinterrand der Augen hinaus- 
ragend. Frontale und Parietalia fehlend; Augen von den 
darunterstehenden Supralabialen stets durch zwei Schuppen- 
reihen getrennt. 

3. Schnauzenspitze scharf aufgeworfen oder mit kleinem, 
außer dem Rostrale und Pränasale höchstens von noch 
6 Schuppen bekleidetem Fleischzapfen. Rostrale stets 
höher als breit. 

c) Rostrale viel höher als breit, vom Nasale durch zwei 
übereinanderstehende Pränasalen getrennt, Schnauzen- 


Vipera. 597 


spitze mit 5—6 Apicalschildchen. Fleischzapfen, wenn 
vorhanden, nach rückwärts gerichtet. 

LatastenBosca, 

d) Rostrale nicht viel höher als breit, vom Nasale nur 

durch ein einziges Pränasale getrennt. Schnauzen- 
spitze oben nur mit 2—3 Apicalschildchen. 

aspis Linne. 

4. Schnauzenspitze mit hohem, konischem, nach vorne ge- 

rıichtetem und über dem Rostrale und den Pränasalen 

noch mit 15—20 Schuppen bedecktem Fleischzapfen. 

Rosgrale nicht höher als breit . ammodytes Linne. 


B. Supraokularia in mehrere, die übrigen Kopfschuppen an Größe 


etwas übertreffende Schilder zerfallen, daher Auge mit einem 
vollständigen Kranze von Schuppen umgeben, welche unter 
demselben 2—3 Reihen bilden. Pileusschuppen durchwegs 
klein und schwach geschindelt. Supranasale vorhanden. 
lebetina Linne. 


1. Vipera lebetina: Püeus squamıs parvis, subimbricatis tectus, 


scutellis apicalibus 2—3, scuto supraoculari magno_ destituto. 
Rostrale latitudine haud altius. Supranasale conspieuum. Oculi 
omnino squamıs, infra los series 2—3 formantibus, circum- 
datı. Squamarum series 233—27. — Long. I—I,5 m. 
Coluber lebetinus Linne Syst. Nat. I, pag. 378 (1766). — Vi- 
pera lebetina Daud. Hist. nat. gener. et partic. d. rept. VI, pag. 137 
(1803). — Vipera obtusa Dwigubsky Essay Nat. Hist. Russ. Emp. 


pag. 30 (1832). — Vipera euphratica Martin Proc. Zool. soc. 
pag. 82 (1838). — ? Vipera echis Schleg. in Wagn. Reise Reg. Alg. 
Ill, pag. ı3ı (1841). — Echidna mauritanica Guich. en. Ex- 
plor. Scientif. de l’Alg. Rept. pag. 24, tab. III (1848. — Daboia xan- 
thina Gray Catal. pag. 24 (1849). — Clotho mauritanica 
Gray 1. c. pag. 27 (1849). — Daboia euphratica Gray l.c. pag. 
ıI6 (1849). — Vipera minuta Eichw. Nouv. Mem. Soc. nat. 


Mosc. IX, pag. 438 (1851). — Vipera xanthina Müll. Verh. Nat. 
Ges. Basel VI, pag. 700, tab. III, fig. A (1878). — Vipera euphra- 
tica var. mauritanica Boettg. Abh. Senckb. Ges. XIII, pag. 105 
(1883). — Vipera lebetina var. deserti Anders. Proc. -Zool. 
Soc. pag. 20, tab. I, fig. & et 7 (1892). 


Typus: Supra grisea vel pallide fuscescens, punctis minutissimis 


var. 


var. 


Var.- 


var. 


var. 
var. 


obscuris omnino sparsa. Capite macula subocuları fasciaque 
temporali, corpore serie macularum alternantium quadruplicı 
obscurioribus. Subtus rubescens (viv.), nigro-Punctata aut ma- 
culata. 


a) Occipite maculis duabus obligquis cum maculis dorsalibus anticıs 
plus minusve confluentibus. 

Vipera confluenta Cope Proc. Zool. soc. pag. 229 (1863). 
b) Maculis dorsalibus posticis transverse unitıs, inde corpore 
serrebus macularum tribus. 
c) Maculis dorsalibus in viltam angulosam vel undulatam plus 
minusve confluentibus. 
d) Maculis dorsalibus nigro-limbatıs. 
e) Supra maculis valde dilatatis fere concolor griseo-nigrescens. 
f) Supra grisescens, maculis obscuris plus minusve obsoletis. 


598 Viperidae. 


juv. Supra pallide flavo-fusca (viv. rosea vel carnea), capite praeter 
maculam subocularem et fasciam temporalem punctis binis approxi- 
matıs in vertice,; subtus albo-fuscescens, crebrius obscuro-punctata. 


Der Körper ist plump, der in eine zugerundete Schnauze endende 
Kopf ist mit gut ausgeprägtem Canthus rostralis versehen, der Schwanz 
so ziemlich den achten Teil der Gesamtlänge betragend. 

Das Rostrale ist so hoch als breit, nach oben kaum den Pileus 
erreichend und auf denselben nicht übergewölbt, hinten von 2—3 
Apicalschildchen gefolgt. Der Pileus ist durchaus mit kleinen 
schwach geschindelten Schup- 
pen bedeckt, welche zwischen 
den Augen in 7—ı2 Längs- 
reihen stehen und deren Kiele 
am Hinterkopf fein erhabene, 
zusammenhängende Linien 
bilden. Die bei den meisten 
Schlangen großen und wohl 
ausgebildeten Supraokularen 
sind hier in mehrere kleine, 
schuppenartige Schildchen 
zerfallen, deren vorderstes 
und mittleres die anderen 
mitunter an Ausdehnung über- 
trifft, und welche alle stets 
größer sind als die daran- 
stoßenden Pileus- und Seiten- 
schuppen. Das Nasenloch 
liegt in einem sehr unregel- 
mäßigen, etwa ringförmigen 
Nasale, dessen Vorderteil 
. unten gewöhnlich mit dem 

Fig. 123. Pränasale verschmolzen und 

b: Vipera lebetina Linne. dabei stark gewölbt ist, wäh- 
rend der hintere Teil auf- 

fallend breit und tief eingedrückt erscheint. Über ihm steht stets 
ein gut entwickeltes Supranasale. Das Nasenschild selbst ist wohl 
immer einfach, da es aber stellenweise gefaltet ist, so kann man 
leicht diese Falten für Nähte und daher das Nasale für geteilt 
halten. Was noch die Nasenöffnung betrifft, so zeigt sich die- 
selbe in ihrer Form ganz außerordentlich verschieden, und wäh- 
rend sie einerseits groß, rund und stark trichterförmig vertieft 
ist, wird sie anderseits wieder sehr klein, nicht selten höher als breit, 
und nimmt mitunter sogar die Gestalt einer vertikal stehenden Spalte 
an. Diese Verschiedenheiten scheinen dadurch zustande zu kommen, 
daß die in dem konkaven Teile gelegene, gefaltete Partie des Nasale 
sehr dünn und daher der Zusammenziehung und Ausdehnung fähig 
ist, so daß sie sich hiedurch oft sogar klappenartig über das Nasen- 
loch legen kann. Das Auge, dessen vertikaler Durchmesser wenigstens 
bei erwachsenen Tieren geringer als sein Abstand von der Mundspalte 







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Vipera. 5 9 9 


ist, zeigt sich wegen Fehlens der Supraokularen rundherum mit einem 
Kranze von 12— 18 Schuppen umgeben, von denen die aus dem Zer- 
‘ falle der Brauenschilder hervorgegangenen obersten die größten sind. 
Diese Schuppen bilden zwischen dem Unterrande des Auges und den 
Supralabialen drei, über dem vierten Oberlippenschilde aber gewöhn- 
lich nur zwei Längsreihen. Supralabialen sind 9—ı2, Sublabialen ge- 
wöhnlich ıı vorhanden, von letzteren 4—5 die Inframaxillaren be- 
rührend. Die Schläfenschuppen sind gekielt, die Körperschuppen 
in 23—27 Längsreihen gestellt; die Ventralen können von 147—I80, 
die Subcaudalen von 20—5I wechseln. 

Die Oberseite zeigt ein bald helleres, bald dunkleres, meist mehr 
oder weniger ins Bräunliche ziehende Grau, das nur selten durch 
ein reines helles Bräunlichgelb oder durch ausgesprochenes, mitunter 
ziemlich dunkles Braun ersetzt wird. Mit der Lupe betrachtet, 
erweisen sich die Schuppen auf rosagelbem Grunde mit einer Menge 
grauer und brauner, äußerst feiner Pünktchen übersäet, die nach 
unten zu sparsamer werden und daher die Seitenschuppen heller 
erscheinen lassen. Der Kopf hat auf der Mitte des gewöhnlich hell 
nußbraunen Pileus oft einen rundlichen, roten Flecken, an den Seiten 
dagegen hinter dem Nasenloch und unter dem Auge je eine kleine 
braune, schwärzliche oder stahlgraue Makel und an den Schläfen 
eine meist wenig ausgesprochene schiefe braune Binde. Von diesen 
Zeichnungen sind der Subokularfleck und die Temporalbinde ziemlich 
konstant, während die anderen häufig fehlen. Manchmal findet 
sich auch noch jederseits des Hinterkopfes eine dunkle Schrägbinde, 
die mitunter mit den vordersten Makeln der Halsseiten zu einem 
Längsbande verfließt (Vipera confluenta Cope). Über den Körper 
ziehen nun in der Regel vier Längsreihen abwechselnd gestellter, 
schwärzlicher oder bräunlicher Flecken hin, welche aber am Schwanze 
häufig undeutlich werden oder selbst ganz verschwinden, hievon 
sind die der zwei mittleren Reihen weitaus die größten, rundlich oder 
viereckig, und fast immer schon im zweiten Körperdrittel zu breiten 
Quermakeln vereinigt, die häufig bis ans Schwanzende sichtbar 
bleiben. Nicht selten fließen auch alle Flecken der zwei Mittelreihen 
zu einem buchtigen oder zickzackförmigen Längsbande zusammen, 
das dann meist ebenfalls bis an das Ende des Schwanzes zieht; letzterer 
Fall kommt übrigens besonders bei bräunlichen, weit seltener bei 
grauen Stücken vor. Die seitlichen Fleckenreihen sind meistenteils 
aus queren, weit seltener aus runden Makeln gebildet und stoßen 
höchstens am Vorderhalse zu einer mehr oder weniger ausgesprochenen 
Längsbinde zusammen. Übrigens ist auch die hiedurch hervor- 
gebrachte Zeichnung gewöhnlich nur bei bräunlichen Tieren scharf 
und deutlich, während sie in der Regel bei grauen von der Grund- 
farbe nur wenig abgehoben erscheint. In seltenen Fällen nehmen die 
dunklen Zeichnungen derart überhand, daß die ganze Oberseite mehr 
oder weniger einfarbig schwarzgrau wird, während sie wieder in 
anderen Fällen so zurücktreten, daß die betreffenden Stücke fast ein- 
farbig grau oder bräunlich grau aussehen und namentlich die mitt- 
leren Fleckenreihen oft nur bei günstiger Beleuchtung sichtbar sind, 
wogegen die im Verhältnis zur Grundfarbe dunkleren Seitenflecken 


600 Viperidae. 


viel länger erhalten bleiben, was übrigens auch wieder hauptsächlich 
bei braunen Exemplaren vorkommt. 

Die im Leben rötliche oder wenigstens rosa angeflogene Unter- 
seite ist im Tode gelblichweiß und stets mit mehr oder weniger zahl- 
reichen schwärzlichen oder stahlgrauen Punkten besetzt, die be- 
sonders zu seiten der Ventralen und Subcaudalen stark gehäuft 
sind und manchmal sogar zu Makeln zusammenstoßen, während 
sie in der Bauchmitte stets ganz regellos zerstreut sind und die Vorder- 
und Hinterränder der Schilder freilassen. 

Die lebend rosa- oder dunkelfleischfarbigen Jungen sind konser- 
viert hell bräunlichgelb und haben außer den vorbeschriebenen 
Kopfzeichnungen noch zwei kleine, einander sehr genäherte, aus An- 
häufung feiner schwarzer Punkte bestehende Makeln auf der Scheitel- 
mitte. Die hell bräunlichweiße Unterseite zeigt sehr reichliche Puder-, 
punkte, die an den Seiten der Ventralen zu kleinen, im Vorderteil 
des Rumpfes zwei alternierende Längsreihen bildenden Makeln zu- 
sammenstoßen. Der im allgemeinen wie der Bauch gefärbte Schwanz 
ist in der Nähe des Afters rosa, an der Spitze kanariengelb. 

Dieses gewaltige Tier, das mitunter bis anderthalb Meter Länge 
erreicht, ist bisher mit Sicherheit nur auf der zu den Cykladen gehöri- 
gen Insel Milo im Agäischen Meere nachgewiesen worden, dürfte aber 
sehr wahrscheinlich auch auf der nordöstlich davon gelegenen, schon 
zu Plinius Zeiten wegen ihrer Giftschlangen berüchtigten Insel 
Kimolo vorkommen. Es wird von den Eingeborenen mit Recht und 
um so mehr gefürchtet, als es sich meistens in Gärten aufhält und 
nach Sonnenuntergang nicht selten mitten in den Dörfern angetroffen 
wird. Wenn die Schlange gereizt ist und sich zum Beißen vorbereitet, 
so läßt sie hinter den Nasenlöchern die im früheren geschilderte 
wulstartige Erhebung zum Verschlusse der Nasenlöcher besonders 
deutlich hervortreten. 


2. Vipera ammodytes: Caput supra squamosum vostro in conum 
squamosum pronus inchinatum producto. Supraocularıa ultra 
oculos non excedentia, scutum vostrale latitudine haud altius, 
scuta praenasalia I—2. Oculi a supralabialibus sgquamarum 
serie duplice sejuncti. Squamarum series 21—23. — Long. 
60—95 cm. 

Coluber Ammodytes Linne Syst. nat. I, pag. 216, 174 (1758). 
— Vipera illyrica Laur. Synops. reptil. pag. 100, 120 (1768). — 
Vipera ammodytes Latr. hist. natur. d. rept. III, pag. 306 (1802). 
— Echidna Ammodytes Merr. Syst. amphib. pag. 151, 8 (1820). 
— Cobra Ammodytes Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 62 
(1826). — Pelias Ammodytes Boie Isis XX, pag. 558, 4 (1827). 
— Rhinechis Ammodytes Fitzing. Syst. d. Reptil. I, pag. 28 
(1843). 

Typus: Supra cinerea, fascia flexuosa nigricanti per dorsum decur- 
rente, cauda apicem versus rubescente. 

var. a) Ut supra, sed dorso roseo aut fusco-rubescente. 

var. b) Supra griseo-flavescens, fascia dorsali angustissima, taeniae- 
formi. (Graecia.) 

var. c) Taenia dorsali fusco-brunnea. 


Vipera. 601 


var. d) Ut c, sed maculis dorsalibus nigro-limbatıis. 

var. e) Taenia dorsali in maculas rhomboidal plus minusve soluta. 

var. f) Fascia dorsali maculisque lateralibus plus minusve obsoletis. 

var. g) Supra punctis creberrimis atris plus minusve nigrescens 
(Slavon.) 

var. h) Supra et subtus atra, concolor (Hercegov.). 


Der Körper ist plump und gedrungen, in der Mitte stets mehr 
oder weniger, sft bedeutend verdickt, nach vorn und rückwärts 
merklich verdünnt, mit ziemlich flachem 
Rücken und gerundeter Unterseite. Der 
Kopf ist sehr deutlich unterschieden, ver- 
hältnismäßig groß und namentlich nach 
hinten sehr breit, fast herzförmig, von da 
nach vorn in etwas ausgeschweiftem 
Bogen mäßig verschmälert, mit zugerun- 
deter, nach oben in einen hornartigen Fig. 124. 

Zapfen ausgezogener Schnauze. Seine vVipera ammodytes Linne. 
Oberseite ist nach rückwärts sehr deutlich 

gewölbt, am Scheitel oft fast buckelig erhaben, von den Augen 
nach vorn zu aber merklich vertieft, wodurch dann die Schnauzen- 
kante sehr gut hervortritt; die Kopfseiten sind ziemlich steil ab- 
fallend, hinter den Augen oft deutlich eingedrückt oder vertieft. 
Der sehr kurze, schnell in eine dünne Spitze ausgezogene Schwanz 
beträgt ein Dreizehntel bis ein Siebentel der ganzen Körperlänge. 

Das Rostrale ist mittelgroß, etwa so hoch als breit oder selbst etwas 
breiter, nach unten zu stark ausgerandet, nach oben stets deutlich ver- 
engt, mit abgestutzter oder verrundeter Spitze; dasselbe wird von 
dem bereits genannten Fleischzapfen überragt, der mehr oder weniger 
nach vorne geneigt und mit I 
Die Supraokularia sind ziemlich groß und sehr deutlich über die Augen 
vorspringend; sonst ist die ganze Oberseite des Kopfes mit zahlreichen 
kleinen Schuppen bedeckt, die von ziemlich unregelmäßiger Form 
und stets vollkommen glatt oder höchstens etwas dachförmig erhaben 
sind, und erst am Hinterhaupte in die regelmäßigen, gekielten Körper- 
schuppen übergehen. In seltenen Fällen sind die Parietalia und 
das Frontale mehr oder weniger angedeutet. Zwischen Rostrale 
und Nasale ist ein Pränasalschildchen eingeschoben. Das Nasale 
selbst ist groß, mehr oder weniger rundlich oder etwas-in senkrechter 
Richtung verlängert, in der Mitte gegen das ziemlich große Nasenloch 
zu sehr deutlich vertieft, am Hinterrande oft unregelmäßig eingekerbt 
oder geteilt. Die Zügelgegend ist vollkommen mit Schuppen bedeckt, 
die sich in doppelter Reihe um das Auge herumziehend dieses von 
den Supralabialschildern trennen. Das Auge selbst ist meistens 
etwas in horizontalem Sinne verlängert, daher sein vertikaler Durch- 
messer — wenigstens bei Erwachsenen — geringer als sein Abstand 
von der Mundspalte, die dasselbe unmittelbar begrenzende Schuppen- 
reihe in der Regel kleiner als die darauffolgende. Die Schläfen sind 
mit großen, flachen und ungekielten Schuppen bekleidet, Supra- 
labialia sind gewöhnlich neun, Sublabialia etwa zwölf vorhanden, 





cr? 
> 








602 Viperidae. 


von denen die vier (seltener fünf) ersten die vorderen Inframaxillaria 
berühren. Die Körperschuppen sind lanzettlich eiförmig, deutlich 
geschindelt und nach den Seiten zu merklich vergrößert, mit Aus- 
nahme der untersten Reihe scharf gekielt, in 2I (sehr selten in 23) 
Längsreihen geordnet. Bauchschilder sind 133 bis 164, Schwanz- 
schilderpaare 24 bis 46 vorhanden. Die Länge des erwachsenen 
Tieres beträgt gewöhnlich 50—60 cm, kann aber mitunter bis gegen 
I Meter ansteigen. 

Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist ziemlich ver- 
änderlich, obwohl alle Varietäten ihre Beziehung zur Grundform 
meistens leicht erkennen lassen. Diese zeigt in der Regel auf der 
ganzen Oberseite ein ziemlich gleichförmiges Aschgrau, welches längs 
der Rückenfirste durch ein dunkles, aus zusammenhängenden Rhom- 
benflecken gebildetes Zickzackband unterbrochen ist. Eine zweite 
Reihe aber viel kleinerer Flecke zieht sich an den Seiten des Körpers 
hin, ihrer Stellung nach den Buchten der Rückenbinde entsprechend; 
endlich finden sich noch am Hinterkopfe vier dunkle Makeln und vom 
Auge gegen die Mundwinkel zu eine ähnlich gefärbte Binde. Sämt- 
liche Flecken ändern von Braun bis ins tiefste Schwarz ab und können 
auch mit einer dieser Farben gesäumt sein. Der Schwanz ist gegen 
das Ende ziegelrot (bei Weingeiststücken gelblich) gefärbt. Diese 
Grundform ist in .der hier geschilderten Schärfe aber nur selten zu 
finden, wogegen durch Änderungen der Farbe und Zeichnung sehr 
viele Varietäten hervorgebracht werden. Vor allem kann die Fär- 
bung des Grundes aus Aschgrau oft bis zu Weißlichgrau erhellt sein, 
während es einerseits durch Gelbgrau ins Sandgelbe, Rötliche oder 
Bräunliche in allen möglichen Abstufungen und Zwischentönen über- 
gehen kann. Zur Melanose scheint Ammodytes im allgemeinen nicht 
zu inklinieren; Schlegel erwähnt zwar auch derartige Stücke, 
ich habe aber bisher nur von einem einzigen, ganz einfarbig schwarzen 
Exemplare dieser Art Kunde erhalten, das von Veith in der 
Herzegowina gefunden wurde; wohl aber sah ich Sandvipern aus 
Slavonien, die durch über die ganze Oberseite zerstreute zahlreiche, 
schwarze Atome eine sehr dunkle Färbung hatten. Nach Lorenz 
Müller sollen auch auf Korfu schwarze Sandvipern vorkommen. 
In manchen Fällen ist die ganze Oberseite im Leben mit einem rosen- 
roten Anflug übergossen, der dann diesem Tiere ein überaus pracht- 
volles Aussehen gibt, im Weingeist aber leider sehr bald verschwindet. 
Nicht minder als der Grundton wechselt die Zeichnung dieser Schlange, 
obwohl sich die hiehergehörenden Veränderungen weniger auf die 
Farbe, als auf die Form, Verbindung und Schärfe der Flecken be- 
ziehen. Am unbeständigsten unter allen Makeln sind wohl die am 
Hinterhaupte stehenden, da sie nur selten scharf ausgeprägt, sondern 
in den meisten Fällen nur schwach angedeutet oder auch ganz ver- 
wischt erscheinen. Desgleichen ist auch der vom Hinterrande des 
Auges in schiefer Richtung gegen den Mundwinkel ziehende Streifen 
sehr häufig nur von geringer Schärfe und auch die Rückenbinde 
kann oft fast bis zum Verlöschen undeutlich werden, ein Umstand, 
der bei der seitlichen Fleckenreihe noch viel häufiger eintritt. Die 
meisten Verschiedenheiten ergeben sich jedoch aus der Form und 


Vipera. 603 


Verbindungsweise der Rückenflecken: in der Regel bestehen sie 
aus großen Rhomben, die mit ihren Spitzen zusammenhängend ein 
mehr oder weniger breites Zickzackband vorstellen, das über die 
Mittellinie des Rückens oft bis zum Schwanzende hinläuft; nicht 
selten ist jedoch diese Binde teilweise unterbrochen, ja manchmal 
in ihrer ganzen Erstreckung in isolierte, hintereinanderstehende 
Rhombenflecken aufgelöst; andere Varietäten zeigen wieder eine 
ununterbrochene, aber in ihrer ganzen Erstreckung durchaus gleich- 
breite, oft nur sehr schmal bandförmige Binde; derlei Stücke unter- 
suchte ich namentlich aus Griechenland und dem südlichen Illyrien. — 
Die Grundfarbe der Unterseite ist eigentlich ein helles Braungelb, 
das aber durch zahlreiche schwarze Pünktchen und oft auch noch 
durch kleinere oder größere schwarze Flecken meist so sehr verdrängt 
wird, daß es mit Ausnahme des stets ungefleckten Hinterrandes der 
Schilder fast gar nicht hervortritt, und dieselben dadurch heller oder 
dunkler grau erscheinen. Auch können die auf der Bauchseite vor- 
kommenden schwarzen Flecken durch Vergrößerung bald weniger, 
bald mehr zusammenfließen, so daß dadurch die Unterseite ganz oder 
wenigstens vorherrschend schwarz wird und die ursprüngliche Grund- 
farbe nur in vereinzelten Flecken erkennen läßt. 

Ammodytes lebt mit Vorliebe an trockenen steinigen Örtlichkeiten, 
die mit niederem Strauchwerk schütter besetzt sind und dem Tiere 
ebenso ausgiebigen Sonnenschein als zahlreiche und sichere Ver- 
stecke bieten; an vollkommen kahlen, jeder Vegetation entbehrenden 
Strecken fehlt sie jedoch, zweifelsohne weil sie hier einerseits keine 
Nahrung und anderseits wegen des daselbst mangelnden Taues nicht 
die zu ihrem Wohlbefinden nötige Feuchtigkeit findet. Obwohl in 
lichten Wäldern, die ihr noch hinreichend freie, zur Besonnung 
geeignete Stellen gewähren, auch vorkommend, meidet sie jedoch 
meistens den geschlossenen Hochwald, in dem man sie in der Regel 
nur ab und zu unter ihr besonders zusagenden Verhältnissen findet; 
hier kann man ihr gewöhnlich nur stellenweise am Rande der Wälder 
oder an den hindurchführenden Straßen, deren zum Wegbau ver- 
wendete Steine ihr gute Schlupfwinkel bieten, sowie auch manchmal 
am Saume größerer Blößen begegnen; desgleichen habe ich sie auch 
an mitten im Walde gelegenen freien Steinhalden nicht selten und in 
den auf Bergesgipfeln zur Aufrichtung der trigonometrischen Mar- 
kierungsstangen aus losen Felstrümmern aufgeführten Steinpyra- 
miden fast regelmäßig, wenn auch nur einzeln, gefunden. Ein be- 
sonders beliebter Aufenthalt der Sandvipern sind auch die sog. 
Legmauern, welche namentlich in den Karstländern aus lose überein- 
andergeschichteten großen Steintrümmern in höchstens ein Meter 
Höhe aufgeführt werden und zur Abgrenzung von Waldparzellen, 
Weideflächen u. dgl. dienen; wegen der zahlreichen Zwischenräume, 
die solche Mauern enthalten, bieten sie den darin hausenden Schlan- 
gen eine große Menge zusammenhängender Schlupfwinkel und Ver- 
stecke dar, in die sie sich bei der geringsten Gefahr sofort zurück- 
ziehen und ihren Feinden nahezu unzugänglich machen können. 
Einen besonderen Vorzug in dieser Richtung haben aber Legemauern, 
die zur Einfriedung der meist in den kesselförmigen Vertiefungen 


604 Viperidae. 


des Karstes angelegten, kleinen Kulturflächen — meistens Kartoffel- 
 äcker — dienen, da hier die Tiere wahrscheinlich reichlichere Nahrung 
als anderweitig finden dürften. 

Die anderweitigen Lebensgewohnheiten von Ammodytes sind 
nach Jahreszeit, Klima und Wohnort verschieden. In warmen 
Gegenden sowie im Hochsommer hält sie sich gewöhnlich tagsüber 
in ihren Schlupfwinkeln verborgen und zeigt sich nur in den frühen 
Morgenstunden oder gegen Abend im Freien, treibt sich da wohl 
auch bei Nacht im Mondscheine herum, um auf die zu der Zeit häufiger 
hervorkommenden Nahrungstiere Jagd zu machen. Im Frühjahr 
und Herbste jedoch oder in Gegenden und Höhen, wo ihr der nächt- 
liche Aufenthalt im Freien schon zu kühl wird, trifft man sie gewöhn- 
lich am Tage außerhalb ihrer Verstecke an. Nach einem warmen 
Gewitterregen, namentlich wenn demselben sofort wieder Sonnen- 
schein folgt, kommen die Tiere übrigens auch in südlichen Gegenden 
und während der heißen Jahreszeit gerne hervor, wahrscheinlich 
weil ihnen die unter solchen Verhältnissen gesteigerte Verdunstung 
der Bodenfeuchtigkeit wohltut und ihre Haut behufs etwa zu er- 
wartender Häutung weich und geschmeidig macht. 

Obwohl im allgemeinen wärmeliebend, so ist die Sandviper 
doch wieder gegen Kälte weit weniger empfindlich als irgendeine 
andere einheimische Schlange und habe ich beispielsweise einzelne 
Exemplare im Karste bei Görz an schönen Wintertagen selbst im 
Dezember und Jänner freiliegend in der Sonne angetroffen. 

Im Freien weilende Ammodytes pflegen gewöhnlich tellerartig 
eingerollt in der Nähe ihres Schlupfwinkels zu liegen und warten das 
Herannahen des Menschen meist ruhig ab, sich in der Regel erst 
im letzten Augenblicke zurückziehend; fern von ihrem Wohnplatze 
überrascht, kann sie meistens ohne Mühe gefangen werden, da sie 
in ihren Bewegungen sehr plump und langsam ist und oft nicht ein- 
mal zu fliehen versucht, sondern, wohl im Vertrauen auf die Furcht- 
barkeit ihres Gebisses, den Feind einfach erwartet. Überhaupt 
kann man die Sandviper durchaus nicht menschenscheu nennen, 
und siedelt sich dieselbe nicht ungern in nächster Nähe von Dörfern 
sowie von einzelnstehenden Häusern und Gehöften an, ja wird 
manchmal selbst in deren Wohnräumen angetroffen. 

Trotz ihrer Plumpheit und des kurzen Schwanzes klettert Ammo- 
dytes selbstverständlich nicht nur im Gesteine, sondern auch in dem 
Geäste der Pflanzen ziemlich gut und nicht ungern. So wird bei- 
spielsweise in der sog. „Macchia‘, wie in Istrien und Dalmatien die 
am Meeresufer liegenden, mit fast undurchdringlichem Buschwerk 
bestandenen Abhänge genannt werden, unsere Schlange, wahrschein- 
lich weil die Sonne durch das dichte Gestrüpp nicht bis auf den 
Boden dringt, namentlich im Spätsommer und Herbste häufig auf 
den Sträuchern angetroffen, und sind daher die durch die Macchia 
führenden, meist sehr schmalen Pfade und Steige, durch die man 
sich oft nur mühsam durchwinden kann, ziemlich gefährlich zu be- 
gehen, da man die in dem Astwerk verschlungene Viper in dem 
dichten Gewirre der meist immergrünen Pflanzen nicht leicht be- 
merkt. Zum Glück wird man häufig durch das von der Schlange 


Vipera. 605 


bei Annäherung des Menschen ausgestoßene Zischen auf ihre An- 
wesenheit aufmerksam gemacht; es ist dieses Gezisch ein für die 
Sandviper sehr charakteristischer Laut, der in ähnlicher Weise nur 
noch bei Coelopeltis vorkommt. Ammodytes läßt nämlich nicht wie 
die anderen Schlangen ein gleichmäßig gezogenes Blasen hören, 
sondern gibt ein Zischen von sich, das zuerst leise beginnend all- 
mählich immer, stärker ansteigt und dann beim höchsten Tonfalle 
abbrechend wieder plötzlich schwächer wird und auf kurze Zeit 
aufhört. Gar manche Viper, an der ich ohne sie zu sehen, ruhig 
vorübergegangen wäre, hat mich durch diesen nicht zu verkennenden 
Ton auf ihr Dasein aufmerksam gemacht und sich mir hiedurch aus- 
geliefert. 

Als Nahrung werden nach meinen Erfahrungen am liebsten 
Mäuse und Maulwürfe genommen, übrigens auch kleine Vögel, 
Schlangen, Blindschleichen und Eidechsen nicht verschmäht; letztere 
werden gewöhnlich ergriffen und lebend hinabgewürgt, die anderen 
Tiere aber in der Regel nach einem ihnen versetzten Biß losgelassen 
und erst nach dem infolgedessen meist nach I—2 Minuten einge- 
tretenen Tode entweder gleich, manchmal aber oft auch viel später, 
aufgesucht und verzehrt. 

Ammodytes hat unter allen europäischen Giftschlangen nach 
Berus die weiteste Verbreitung, indem sich das von ihr bewohnte 
Areale etwa vom 47. bis zum 30.°, also nicht weniger als über 16 Breite- 
grade erstreckt. Als ursprüngliche Heimat des Tieres habe ich in 
meiner ersten Auflage die Balkanhalbinsel aufgestellt und die Meinung 
vertreten, daß sieh dasselbe von da aus durch allmähliches Vordrin- 
gen nach Norden bis an die Grenzen seiner gegenwärtigen Wohn- 
sitze ausgebreitet habe. Die seit dieser Zeit gemachten Erfahrungen 
und Beobachtungen haben aber meine diesbezügliche Ansicht be- 
deutend verändert und bin ich dermalen dahingekommen, die süd- 
lichen Kalkalpen für die eigentliche Heimat der in Rede stehenden 
Schlange zu halten. Zu dieser hier ausgesprochenen Meinung ward 
ich dadurch geführt, daß sich die Sandviper nicht nur in dem letzt- 
genannten Gebiete in größter Menge, sondern auch in vollendetster 
Ausbildung findet und von da aus nach Süden zu, wenn auch nicht 
überall an Häufigkeit, so doch an Größe entschieden abnimmt. 
Denn wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß Ammodytes in 
Istrien, Dalmatien, Bosnien und der Herzegowina sowie in Griechen- 
land stellenweise zu den gemeinsten Schlangen gehört, so halten diese 
Vorkommnisse doch selten einen Vergleich aus mit ihrem massen- 
haften Auftreten in den südlichen Alpenländern. Desgleichen zeigen 
sich die Vipern aus Kärnten, Krain und Steiermark ihren südlich 
wohnenden Artgenossen an Größe ganz gewaltig überlegen, und 
während letztere, wenigstens in Gegenden mit ausgesprochenem 
südlichen Klima gewöhnlich nur 50 bis 60 cm erreichen, sind in den 
drei erstgenannten Ländern Stücke von 70—80, ja selbst 90 cm nichts 
Außerordentliches. Man könnte allerdings auch der gegenteiligen 
Ansicht sein, und die Vermutung aussprechen, daß Ammodytes bei 
ihrem Vordringen nach Norden günstigere Verhältnisse vorgefunden 
und sich infolgedessen kräftiger entwickelt und stärker vermehrt 


606 | Viperidae. 


habe. Ich glaube aber kaum annehmen zu können, daß ein aus dem 
Süden stammendes Tier bei seinem Vordringen nach Norden und 
in kältere Gegenden in für sein Gedeihen ersprießlichere Verhältnisse 
gelangt sein dürfte, während hingegen der Schluß viel näher liegt, 
daß eine von Norden kommende Art bei allfälliger Einwanderung 
in wärmere Gegenden so manche der ihrer bisherigen Lebensweise 
entsprechende Bedingungen vermissen und infolgedessen quantitativ 
und qualitativ zurückgehen wird. 

In den südlichen Kalkalpen ist nun Ammodytes von Bozen in 
Südtirol durch Nord-Venetien, Kärnten, Südsteiermark und Krain 
verbreitet, dringt von hier aus in die Karstländer ein, daselbst durch 
das österreichische Küstenland, Kroatien, Dalmatien, Bosnien und 
die Herzogowina nach Serbien und Montenegro ziehend und von hier 
aus dann weiter durch die ganze Balkanhalbinsel bis ins südliche 
Griechenland, in all diesen Gebieten sowohl auf dem Fest- 
lande als auch auf den meisten der dazu gehörenden Inseln vor- 
kommend. Von dem Nordosten Serbiens tritt das Tier dann noch 
in das südliche Ungarn und südwestlichste Siebenbürgen über, im 
ersteren Lande im ganzen Czernatale, namentlich aber um Mehadia 
und Orsowa gemein. Obwohl vorwiegend Kalk bewohnend, schließt 
das Auftreten der Sandviper doch auch ab und zu vorkommendes 
Urgebirge nicht aus, wie beispielsweise gerade die Vorkommnisse 
um Bozen (Porphyr) und in Siebenbürgen (Labrador, Trachyt) zeigen. 
Der nördlichste mir bekannte Fundort ist Friesach in Kärnten 
(46° 57'), der westlichste Bozen (46° 30). Daß vor Dezennien einmal 
Ammodytes bei Rosenheim in Südbayern gefangen ward, hat ebenso- 
wenig zu bedeuten, als daß ich z. B. im Jahre 1876 eine in einem 
Garten bei Worms gefangene Schlange zur Bestimmung zugesandt 
erhielt, die sich als eine unzweifelhafte und typische Vipera aspis 
erwies. Derlei versprengte oder verschleppte Tiere tauchen ab und 
zu immer wieder auf und können selbstverständlich die geographische 
Verbreitung der Arten nicht beeinflussen. 

Was endlich die vertikale Verbreitung von Ammodytes betrifft, 
so reicht dieselbe zwar bis zum Meeresspiegel hinab, kann aber doch 
nicht hindern, die Sandviper mehr als ein Gebirgstier zu bezeichnen, 
da sie in der Ebene entschieden seltener ist und erst von etwa 400 m 
an aufwärts häufiger wird. Im Gebirge geht sie dann ziemlich hoch 
hinauf und ist sie beispielsweise im Karste bei Görz in den niederen 
Lagen recht selten, auf dem Tarnowaner Plateau (Iooo m) dagegen 
häufig; in den julischen Alpen habe ich sie einzeln noch in etwa 
2000 m Meereshöhe gesammelt und auch in der Herzegowina kommt 
sie eben so hoch vor; weiter hinauf wird sie meist durch die Kreuz- 
otter abgelöst. 

In der Gefangenschaft hält Ammodytes besser und länger aus, 
als vielleicht irgendeine andere Schlange. Wenn sie beim Fange 
nicht mißhandelt, sondern schonend eingesackt wird, so zeigt sie sich 
durch das über sie hereingebrochene Los nicht sonderlich aus dem 
Gleichgewichte gebracht. Stumpfsinniger und schwerfälliger als alle 
ihre Verwandten, pflegt sie sich in die neuen Verhältnisse bald zu 
fügen, gewöhnt sich leicht an den Menschen, unterläßt das bei anderen 


Vipera. 607 


Schlangen oft so lange dauernde Stoßen nach den Käfigwänden oder 
Schnappen nach dem Pfleger meist schon nach ein paar Tagen. Gut 
gepflegt und genährt, fühlt sie sich dann auch bald heimisch, wächst 
nach und nach zu einer ansehnlichen Größe heran und hält Dezennien 
lang aus. Hiebei erweisen sich die aus den Kalkalpen stammenden 
Stücke viel gutmütiger und leichter zähmbar als ihre weit kleineren 
aber bedeuten® scheueren und viel bissigeren Artgenossen aus den 
Balkanländern. 

Bei der Fütterung können auch tote Tiere verwendet werden, 
da Giftschlangen auch im Freien ihre Beute meistens tot zu ver- 
zehren pflegen. 


3. Vipera Latastei: Caput supra sgquamosum ante oculos angulato- 
acuminatum plerumgque in conum parvum, retro inclinatum Pro- 
ductum. Supraocularia ultra oculos haud excedentia . Scutum 
rostrale latitudine multo altius. Scuta praenasalia duo. Oculi 
a supralabialibus squamarum serie duplici disjunct. Squa- 
marum series 21. — Long. 50—60 cm. 


Coluber aspis Vandelli Mem. Acc. Lisb. I, pag. 69 (1779). — Vi- 
pera Ammodytes Schleg. Essai Phys. Serp. II, pag. 602, tab. XXI, 
fig. 19 et 20 (1837). — Vipera aspis Strauch Erpetol. Alg. pag. 70 
(1862). — Vipera Latastei Bosca Bull. Soc. zool. France, pag. II6, 
tab. IV (1878). — Vipera berus subsp. aspis var. Camerano 
Monogr. Ofid. ital. pag. 48 (1888). 


Eine zwischen der vorigen und der nachfolgenden stehende 
in Habitus und Zeichnung mehr an Ammodytes, in der Schnauzen- 
bildung aber teilweise an Asprs erinnernde ‚Art. 

Der Körper ist kräftig und gedrungen, der etwas in die Länge ge- 
zogene Kopf nach vorne ziemlich rasch verengt, nach hinten aber 
merklich erweitert. Der vor den Augen 
liegende Teil desselben ist oben schwach 
konkav, seitlich scharf, fast rechtwinklig 
gerandet, mit mehr oder weniger aufge- 
worfener, meistens aber in einen auf- 
stehenden Fleischzapfen endender Schnau- 
zenspitze. Die Augen sind vorspringend 
aber sehr klein, etwa über die Naht des 
vierten mit dem fünften Supralabiale 
gestellt, der Oberkiefer ist schmal vor- 
ragend, der Hals merklich eingezogen. 

Der Pileus ist durchaus mit kleinen, unregelmäßigen Schuppen 
bedeckt, welche glatt oder schwach gekielt, etwas geschindelt und ganz 
regellos gestellt sind; mitunter sind zwischen ihnen I—2 etwas größere 
Schildchen zu bemerken. Die Supraokularen sind klein aber gut 
entwickelt, ihr Außenrand nach rückwärts die Augen nicht über- 
ragend. Die Schnauzenspitze ist manchmal nur aufgeworfen wie 
bei Aspis, in den allermeisten Fällen aber in einen kurzen, dreieckigen, 
am Grunde leicht abgeflachten, oben aber verrundeten und mehr 
oder weniger nach rückwärts geneigten Fleischzapfen verlängert; dieser 
ist-vorne fast nur von dem hohen, fast bis zu seiner Spitze reichenden 





Fig. 125. 


Vipera Latastei Bosca. 


608 Viperidae. 


Rostrale, seitlich von zwei übereinanderstehenden schmalen Prä- 
nasalen und rückwärts dann noch von drei bis sechs Schuppen be- 
deckt. Die Spitze dieses Hornes wird von einer an dessen Hinter- 
seite liegenden, an ihrer Basis sehr breiten Schuppe gebildet, welche 
sich nach vorne auf das Ende des Rostrale hinüberwölbt, von der 
Seite aber nur zum geringsten Teile sichtbar ist. Die Kopfseiten sind 
mit kleinen unregelmäßigen Schuppen bedeckt, welche um das Auge 
herum einen Kranz von IO—1I2, unter ihm und zwischen den Supra- 
labialen aber eine Doppelreihe bilden. Die Schläfenschuppen sind 
stark vergrößert, von den I0—ı2 Supralabialen gewöhnlich das vierte 
und fünfte am größten. Das Mentale ist dreieckig, seine Basalseite 
die größte, die Kehlfurche ist schwach ausgesprochen. Von den 
Sublabialen stoßen meist vier oder fünf an die vorderen Infra- 
maxillaren, die Schuppen stehen in 2I Längsreihen, deren untere glatt 
oder nur schwach gekielt ist. Ventralen sind 125—147, Subcaudalen 
32—43 vorhanden. 

Die Oberseite ist grau oder bräunlich, mit dunkelbrauner, ge- 
wöhnlich schwarz gesäumter Wellen- oder Zickzackbinde über den 
Rücken und einer ebenso gefärbten seitlichen Fleckenreihe. Der 
Kopf zeigt häufig zwei braune, in der Regel nicht zusammenstoßende 
Makeln am Scheitel und seitlich eine hinter dem Auge beginnende 
gegen den Hals zu ziehende Schläfenbinde. Die in der Jugend meist 
hellen Lippenschilder sind bei erwachsenen Tieren mehr oder weniger 
schwarz gefleckt oder gesprenkelt; die bei Jungen schmutzigweiße 
Unterseite wird im Alter gewöhnlich vom dritten Ventrale an dunkel 
und allmählich schwärzlich, ist aber stets mit hellen Flecken be- 
setzt; die hintere Schwanzhälfte zeigt eine ausgesprochen grünlich 
ockergelbe Färbung. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 50—60 cm. 

Die Verbreitung dieser Art ist auf die Pyrenäische Halbinsel be- 
schränkt, woselbst sie sowohl in Spanien als auch in Portugal stellen- 
weise gemein ist. 


4. Vipera aspis: Caput supra sgquamosum ante oculos angulato-acu- 
minatum, scutellis apıcalibus 2—3, supraocularıbus ultra oculos 
haud excedentibus. Rostrale latitudine altius. Scutum pränasale 
unicum. Oculi a supralabialibus sguamarum serie duplice sejuncti. 
Squamarum series 21ı—23. Long. 50—60 cm. 

Vipera berus Meißner Mus. d. Naturg. Helvet. pag. 89, 17, tab. I, 
fig. I, 2 (1820). — Vipera aspis Merr. Syst. reptil. pag. 151, 9 (1820). 
— Vipera communis Millet Faune Maine et Loire II, pag. 646, 
tab. V, fig. ı (1828. — Vipera Redii Fitzing. Syst. reptil: I, pag. 28 
(1843). — Vipera berus subsp. aspis Camerano Monogr. Ofid. 
Ital. Vip. p. 41, tab. I, fig. I—7, 22—32 (1888). 


Typus: Supra cinerea, flavescens vel rufa subtus atra, striis trans- 
versis nigris alternantibus per series quatuor dispositis. 


Vipera Mosis Charas Laur. Synops. reptil. pag. 100, 219 (1768). 
— Coluber Chersea Razoum. hist. natur. d. Jorat. I, pag. a: 024 
(1789). — Coluber Redii Gmel. Linn. Syst. nat. I, 1091 (1790). — 
Vipera Redii Latr. Hist. nat. d. rept. III, pag. 304 (1800). — Co- 
luber Charasii Shaw. Gener. Zool. III, pag. 379 (1802). — Vi- 


Vipera. 6 09 


pera aspis var. a, cinerea de Betta Erpetolog. d. prov. venete 
in Atti dell’ Acad. di Agricolt. Arti e Commerce. di Verona, XXXV, pag. 244 


(1857). 
var. a) Supra cinerea, subtus atra aut fusco-chalybea, passim albo- 
rubrove sparsa,; maculis dorsalibus majoribus crebioribusque. 


Vipera Franc isi Redii Laur. Synops. reptil. pag. 99, 218 (1768). 
— Vipera Redii Metaxa Monograf. d. serp. di Roma. Isis XX 
(1827). — Vipera Aspis var.b, cinerascens de Betta Erpetol. 
d. prov. ven. pag. 244 (1857). 


var. b) Ut supra, sed maculis dorsalibus per longitudinem confluen- 


tibus. 
Coluber vipera aLatr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XXIII 
(1800). — Vipera vulgaris Latr. hist. natur. de rept. III, pag. 


2124,7.,(1802). 


var. c) Supra livida, subtus albida vel rubescens, atro-sparsa,; ma- 
culis dorsalibus fuscescentibus subobsoletis, lateralibus nullis. 
Niprera Aspisıvar. I, 1isabellıinarde Bettar Erpetol..d. prov. 
ven. pag. 245 (1857). 


var. d) Supra rufo-flava, maculis atris lucide limbatis; abdomine 
nigro-sparso. 
Vipera Aspis var. g, fulva de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 
245 (1857). 
var. e) Supra vufescens, subtus fusco-chalybea, punctis albis, atrıs 
aut rubris sparsa. 
Vipera Aspis var. d, rufescens de Betta Erpetol. d. prov. 
ven. pag. 245 (1857). 
var. f) Supra et subtus rufescens, maculis dorsalibus interdum an- 
gustissimis. 
Vipera Aspis var. h, rufiventris de Betta Erpetol. d. prov. 
ven. pag. 245. 
var. g) Supra rufa, subtus atra, rubro-sparsa,; maculis dorsalibus in 
vittam angulosam plus minusve cohaerentibus. 
Coluber aspis Linne Syst. nat. I, pag. 218, 192 (1758). — Co- 
luber berus Razoum. hist. natur. d. Jorat I, pag. Iı5, 22 (1789). 
— Coluber berus var. e Bonnat., tabl. encycl. meth. Erpet. pag. 58, 
157 (1789). — Vipera berus var. Daud. hist. nat. d. reptil. VI, 
pag. 303 (1803). — Echidna Aspis Merr. Syst. amphib. pag. 151, 
9, a (1820). — Pelias aspis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. 
Isis XX, pag. 558, 3 (1827). — Vipera Aspis var..c, rufa de 
Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 244 (1857). 
var. h) Supra fusca vel brunnea, subtus atra, albo-rubrove sparsa, 
maculis dorsi laterumque plus minusve conspieuis. 
Vipera Aspis var.e, fusca etf, brunnea de Betta Erpetol. 
d. prov. ven. pag. 245 (1857). 
var. ı) Supra fusca, subtus plumbea. 
Vipera Aspis var. i, fusca-plumbiventris de Betta FEr- 
petol. d. prov. ven. pag. 245 (1857). 
var. k) Ut g, sed maculis lateralibus obsoletis. 


Coluber vipera b, Latr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XXIII 
(1800). — Vipera berus Cuv. regne anim. II, pag. gı (1829). 


Schreiber, Herpetologia europaea. 39 


610 Viperidae. 


var. ]) Supra cinerea, immaculata, lateribus vitta longıtudıinali albo- 
variegata obscura. 
Vipera aspis var. immaculata Calderini in De Betta Atti 
Istit,. Ven.; Ser. V, Vol. V (1879). — Vipera.aspis var Calder 
na DesBettaul’zea (1879): 
var. m) Supra cinerea vel rufa, maculıs dorsalibus lineae medianae 
concolori plus minusve adnexis. 
Vipera chersea Latr. hist. nat. d. rept. III, pag. 297 (1802). 


var. n) Supra cinerea vel vufescens, maculis dorsalibus maximis 
rhomboideis in fasciam angulosam conjunctis. (Sterlia.) 
Vipera Hugyi Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 179, tab. 78, 
fig. 2 (1833). — Vipera Heegeri Fitzing. Mus. Vindob. 
var. 0) Supra cinerea vel fusca, maculis dorsalibus magnis rotundatis 
nigro-limbatıis. 
Vipera ocellata Latr. hist. natur. d. reptil. III, pag. 292, fig. ı 
(1802). — Aspis ocellata Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 62 
(1826). 
var. p) Supra nigra, concolor, dorso interdum pallidiore. 


Vipera prester Metaxa Monograf. d. serp. di Roma pag. 43, 5 
(1823). — Vipera atra Meißner Mus. d. Naturg. Helvet. pag. 93, 
tab. II, fig 3 (1820). 


Der Körper ist ziemlich walzenförmig, von oben etwas nieder- 
gedrückt, in der Mitte meist viel weniger verdickt als bei Ammo- 
dytes. Der sehr deutlich geschiedene 
Kopf ist von hinten nach vorn all- 
mählich aber ziemlich stark verjüngt, 
im allgemeinen von etwa ei- oder birn- 
förmiger Gestalt. Seine Oberseite ist 
am Scheitel schwach gewölbt, vorn 
flach, mit abgestutzter, scharfkantiger 
und deutlich aufgeworfener Schnauzen- 
spitze. Die ziemlich großen Nasen- 
löcher sind rundlich und in der Mitte 
des hinten oft unregelmäßig geteilten 
oder eingekerbten Nasalschildes, die 
Augen vollkommen seitlich gelegen. 
Der Schwanz ist kurz, mit einem nach 
abwärts gekrümmten beim Männchen 
etwas längeren Stachel an der Spitze. 

Das Rostrale ist höher als breit, 
schief von unten nach aufwärts ge- 

Fig. 126. wölbt, nach oben zu stark verschmä- 

Vipera aspis Linne. lert, seine an das Pränasale stoßende 

Seite die längste; die Supraokularia sind 

klein, länger als breit, mit deutlich vorspringendem Augenrande, der 
hinten nicht über die Augen hinausreicht. Die ganze übrige Ober- 
seite des Kopfes ist mit zahlreichen, unregelmäßigen kleinen Schup- 
pen bedeckt, welche flach oder schwach konvex, und bis hinter 
die Augen glatt sind, am Hinterkopfe aber allmählich in die regel- 





Vipera. 611 


mäßigen, gekielten Körperschuppen übergehen. Zwischen den 
Augen finden sich mitunter ein bis drei größere, unregelmäßig poly- 
gonale Schildchen, die als Andeutungen des Frontale und der Parie- 
talia betrachtet werden müssen. Das an seinem Hinterende von 
2—3 Apicalschildchen begrenzte Rostrale ist von dem Nasale durch 
ein hohes, nach oben dreieckig erweitertes Pränasalschildchen ge- 
schieden, das Nasale selbst groß, vorn und oben ziemlich gerade, 
hinten und unten mehr gerundet, in der Regel den zwei ersten Supra- 
labialen aufliegend. Die übrigen Kopfseiten sind ganz mit kleinen 
Schuppen bedeckt, welche stets in doppelter Reihe unter dem Auge 
herumziehend, dieses von den Supralabialen trennen, und auch 
noch hinter dem Auge zwei bis drei übereinander stehende, gewöhn- 
lich etwas schiefe Reihen bilden. Die Schläfenschuppen sind groß, 
flach und geschindelt. Supralabialia sind meistens zehn (9—13), 
Sublabialia neun vorhanden, deren vier bis fünf erste die vorderen 
Inframaxillaren berühren; die hinteren Inframaxillaren sind meist 
undeutlich, schuppenförmig. Die Körperschuppen sind lanzettlich 
eiförmig, mit scharfen, am Schwanze etwas schwächer werdenden 
Kielen, in 19—25, in der Regel aber in 21 Längsreihen geordnet. 
Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 34 bis 69, die der Schwanz- 
schilderpaare von 30 bis 49. Die Länge des erwachsenen Tieres be- 
trägt etwa 50—60 cm. 

Die Färbung und Zeichnung dieser Art ist außerordentlich 
veränderlich, indem sowohl die Grundfarbe des ganzen Körpers 
sehr variiert, als auch die Zahl und Größe, die Form und Färbung, 
sowie auch die Verbindung der Flecken dem mannigfaltigsten Wechsel 
unterworfen ist. Bei typischen Stücken ist die ganze Oberseite asch- 
grau, braungelb oder zimmtbraun, im ersteren Falle oft mehr oder 
weniger deutlich ins Grünliche geneigt, durch vier in paralleler 
Richtung über Körper und Schwanz hinlaufende Reihen schmaler 
dunkler Ouerbinden gezeichnet (Vipera Redit Aut.); doch kann die 
Grundfarbe von Aschgrau durch Gelblich und Rötlich ins Braune 
und Olivenfarbige bis zum tiefsten Schwarz in allen möglichen 
Zwischentönen abändern, ist bald mehr matt und trübe, oft aber 
auch, namentlich bei gelblichen und rötlichen Varietäten, sehr in- 
tensiv und nahezu brennend. Der Kopf ist im allgemeinen wie der 
Rücken gefärbt, bei lichten Varietäten oft gegen die Spitze zu bräun- 
lich oder überhaupt dunkler. Am Hinterrande des Auges ent- 
springt eine ziemlich breite, in schräger Richtung nach hinten und 
unten ziehende dunkle Binde, die bald mehr, bald weniger auf die 
Halsseiten verlängert ist. Auf Stirn und Schnauze stehen gewöhn- 
lich ebenfalls einzelne, dunkle Makeln, die aber weder in Form noch 
in Stellung beständig sind, sondern bald rundlich, bald wieder vier- 
eckig oder streifenartig erscheinen, ja in manchen Fällen auch nur 
angedeutet oder selbst gar nicht vorhanden sind. Die. Supralabial- 
- schilder sind milchweiß oder gelblichweiß, welche Farbe, umschlossen 
von dem dunklen Postokularstreif und dem ebenso gefärbten Rande 
des Unterkiefers eine Art von weißlicher Binde an der Mundspalte 
darstellt. Hinter dem Scheitel stehen zwei dunkle Streifen, die nahe 
beieinander entspringend in schiefer Richtung nach den Seiten des 

39* 


612 Viperidae. 


Hinterhauptes gerichtet sind, und in ihrem Winkel einen mehr oder 
weniger großen, bald rundlichen, bald viereckigen oder auch unregel- 
mäßig geformten Nackenfleck einschließen. Was nun die Körper- 
zeichnung anbelangt, so sind die dieselbe bildenden Querflecken 
gewöhnlich rechtwinkelig, etwa zweimal so breit als lang und bei 
typischen Stücken, wie schon erwähnt, in vier parallele Längsreihen 
gestellt. Die mittleren zwei Reihen sind stets größer als die seitlichen, 
wenigstens gegen den Kopf zu und am Schwanze fast immer, oft 
aber auch durchgängig der Quere nach in eine einzige Reihe zu- 
sammenfließend; die Anordnung der Seitenflecken ist gewöhnlich 
eine derartige, daß sie mit den Rückenflecken wechseln, wenn diese 
zusammenfließen, oder mit den Rückenflecken sich vereinigen, wenn 
diese alternieren; doch kann es auch vorkommen, daß die Flecken 
in allen vier Reihen fast durchgängig getrennt und abwechselnd ge- 
stellt sind. In manchen Fällen sind die zwei mittleren Fleckenreihen 
durch ein schmales, über die Firste des Rückens hinziehendes gleich- 
gefärbtes Längsband vereinigt, wodurch dann eine von Stelle zu 
Stelle mit Ouerfortsätzen versehene Binde entsteht, deren Äste bald 
einander gegenüber gestellt, bald miteinander wechselnd erscheinen. 
Da die Rückenflecken meist deutlich breiter sind als lang, so ent- 
steht durch die seitliche Verschmelzung derselben meist eine hinter- 
einander liegende Reihe schmaler, in der Regel etwas schräger, 
strichartiger Ouerbinden; sind jedoch schon die ursprünglichen 
Flecken größer und breiter, so bilden sie durch ihre Verbindung 
mehr unregelmäßig rundliche Makeln, ja es kann in diesem Falle 
die Erweiterung der Flecken so weit gehen, daß nicht nur die neben- 
einander, sondern auch die hintereinander stehenden Makeln unter- 
einander verfließen, wodurch dann eine breite, mehr oder weniger 
zusammenhängende Zickzackbinde entsteht, welche dem Tiere in 
der Zeichnung eine große Ähnlichkeit mit Ammodytes verleiht. Diese 
Form, welche sich von den typischen Stücken meist auch durch 
längeren und robusteren Körper unterscheidet, wurde von Schinz 
als Vipera Hugyi beschrieben und findet sich auch in den Sammlungen 
hier und da unter der Bezeichnung Vipera Heegeri Fitzing. Diese 
Varietät scheint vorzugsweise auf Sizilien vorzukommen. Die Farbe 
aller Flecken und Zeichnungen ändert vom hellen Rötlichbraun 
durch dunkles Schwarzbraun bis zu reinem Schwarz in allen Schat- 
tierungen ab; gewöhnlich sind sie einfarbig, manchmal aber auch 
heller oder dunkler, namentlich schwarz gesäumt; sind in letzterem 
Falle die Rückenflecken quer zusammenfließend und überhaupt alle 
Makeln, namentlich die der Mittelreihe, groß und rundlich erwei- 
tert, so bildet dies die als Vipera ocellata Latr. bezeichnete Form. 
— Die Unterseite ist am Kopfe meist der Oberseite ziemlich ähnlich 
gefärbt, am Bauche hingegen von Hellbräunlichgelb durch Bräun- 
lichgrau und Dunkelgrau bis zu Schwarz wechselnd, entweder ein- 
farbig, oder mit helleren, weißlichen, gelblichen oder rötlichen, an- 
derseits mit dunkleren, namentlich schwärzlichen Punkten, die 
Sprenkelung durch Überhandnehmen oft die Grundfarbe mehr 
oder weniger, mitunter selbst ganz, verdrängend; doch sind die ein- 
zelnen Schilder sowohl an ihren hinteren als auch an ihren seitlichen, 


Vipera. 613 


der untersten Schuppenreihe anliegenden Rändern fast immer hell 
oder weißlich, während sich anderseits die Sprenkelung des Unter- 
leibes häufig auch auf die meist etwas helleren Körperseiten teil- 
weise hinauf erstreckt. Der Schwanz ist unten, manchmal auch 
oben, safran- oder selbst orangegelb gefärbt. 

Die Jungen sind von den Alten durch minder scharfe Farben 
und durch die stets einfarbige, bräunliche oder weißliche Unter- 
seite verschieden, die nur sehr unmerklich grau oder schwärzlich 
gesprenkelt ist. — In seltenen Fällen nımmt das ganze Tier eine 
gleichmäßige tiefschwarze Färbung an, die höchstens in der Mitte 
des Rückens etwas heller erscheint, aber keinerlei Zeichnungen auf- 
weist; diese Form soll sich namentlich in der Schweiz finden; mir 
ist sie übrigens nie zu Gesicht gekommen, so daß ich auch nicht 
vollkommen überzeugt bin, ob diesen Angaben nicht mitunter eine 
Verwechslung mit der Kreuzotter zugrunde liegt. 

Vipera aspis kommt zwar durchaus nicht selten auch in der 
Ebene vor, hält sich aber vorwiegend doch ım Hügel- und niederen 
Berglande auf, woselbst sie besonders auf dürren, steinigen Orten, 
auf Waldblößen, in alten Mauern und mit Gebüsch bewachsenen 
Steinhaufen, in Schutthalden u. dgl. zu wohnen pflegt; aber auch 
im lichten Niederwalde, welcher durch mehr schütteren Baumwuchs 
den Sonnenstrahlen hinreichenden Zutritt gestattet, läßt sie sich 
nicht ungerne nieder. Sie liebt vorzugsweise Kalk- und Sandstein- 
boden, ist träge, schwerfällig und friedfertig, dem Menschen gegen- 
über durchaus nicht aggressiv und nur im äußersten Notfalle stand- 
haltend und sich dann durch Beißen zur Wehr setzend. Obwohl 
vereinzelte Stücke selbst noch in 2300 m Meereshöhe angetroffen 
wurden, so gehören solche Fälle doch zu den Ausnahmen, da sie in 
der Regel nicht gerne ins Hochgebirge hinaufsteigt und sich lieber 
in mittleren Lagen aufhält, so daß man sie im allgemeinen mehr 
als einen Bewohner der unteren Talgegenden und der Hügelregion 
bezeichnen kann; auch pflegen sich die in höheren Gebirgen leben- 
den Vipern bei herannahender kühlerer Temperatur in tiefer ge- 
legene wärmere Lagen herabzuziehen. Einer stärkeren Besonnung 
im Hochsommer ist Aspis ebenso wie ihre Gattungsgenossen nicht 
hold, und ist sie daher zu dieser Jahreszeit am ehesten noch an 
bewölkten Tagen außerhalb ihrer Verstecke anzutreffen. Auf Berg- 
wiesen verkriecht sie sich gerne unter den zum Trocknen aufge- 
schichteten Heuhaufen, und kann da beim Abräumen derselben 
dem Menschen mitunter gefährlich werden, da sie getreten oder an- 
gefaßt unbedingt beißt; sie ist ein ausgesprochenes Dämmerungs- 
tier, das sich auch in der Gefangenschaft erst allmählich an das 
Tagesleben gewöhnt. Im Freien wird sie manchmal paarweise (& 
und Q) angetroffen. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Mäusen, 
ab und zu vergreift sie sich wohl auch an Nestvögeln. Eidechsen 
werden in der Regel nur von jungen, von erwachsenen nur ungerne 
gefressen, Amphibien stets verschmäht. Aus dem Winterschlafe 
kommt sie je nach der Temperatur und Örtlichkeit, frühestens im 
März, spätestens im Mai hervor und schreitet dann 2—3 Wochen 
darauf zur Fortpflanzung; die 14—Ig cm langen Jungen, deren 


614 Viperidae. 


Zahl 10—20 beträgt, werden etwa vier Monate nach der Paarung, 
meistens im August, geworfen. 

Vipera aspis hat keine sehr große Verbreitung, da sich dieselbe 
nur vom 16.—30° ö. L. v. Ferro und vom 49.—37.° n. B., also über 
bloß ı5 Längen- und ı2 Breitengrade erstreckt. Zuerst tritt uns 
das Tier in Frankreich entgegen, wo es von den Pyrenäen aufwärts 
besonders in den hügeligen und gebirgigen südlichen und nordöst- 
lichen Provinzen allenthalben häufig, im Westen und im gegen die 
Atlantis gelegenen Flachlande dagegen seltener vorkommt; nach 
Norden scheint es die Gegend von Rouen, wo es übrigens nur mehr 
höchst vereinzelt auftritt, nicht zu überschreiten. Von Frankreich 
tritt Aspis dann nordöstlich nach Lothringen und östlich in die 
Schweiz über, hier aber auch nur die westlichen und südlichen Kan- 
tone bewohnend, während sie in dem östlichen und mittleren Teile des 
Landes fehlt; von hier dringt sie dann nördlich noch in den Schwarz- 
wald, östlich aber nach Italien vor, woselbst sie auf der ganzen 
Halbinsel nicht nur am Festlande, sondern auch auf Sizilien (in 
der Form Hugyi) fast allerorten gemein ist. Endlich zweigt sich noch 
von Norditalien aus ein Vorkommen nach Südtirol und in das öster- 
reichische Küstenland ab, ersteres häufig und bis Meran hinauf- 
reichend, letzteres aber nur auf Görz in das mit lichtem Eichenwald 
bestandene eokäne Sandsteingebiet, aber äußerst selten, beschränkt. 

Alle anderen aus Europa gemeldeten Funde der Asfpis beruhen 
unstreitig auf einer Verwechslung mit verwandten Arten und ge- 
hören die von der Pyrenäischen Halbinsel angeführten wohl alle zu 
Vipera Latastei, während die aus Kärnten, Krain und Bosnien er- 
wähnten nichts anderes als die Varietät bosniensis der Kreuzotter 
sein dürften, obwohl das bosnische Landesmuseum eine nach Veith 
über alle Zweifel erhabene Vipera aspis besitzt, die auf der Gola 
Jahorina südlich von Sarajewo gefangen ward. 


5. Vipera berus: Caput ante oculos haud angulatum pileo sgquamoso- 
scutellato, scutellis aprcalibus vostrale adtingentibus duobus, scuto 
frontali ac parietalibus distinctis, supraocularıbus ultra oculos 
paulum excedentibus. Rostrum obtuse rotundatum cantho rostrali 
subobsoleto,; oculi a supralabialibus sguamarum serie unica ple- 
rumque disjuncti. Squamarum series 21. — Long. 50—70 cm. 

Vipera communis Leach Zool. Miscell. III, pag. 7, tab. CXXIV 
(1817). — Pelias Berus Merr. Syst. amphib. pag. 148, ı (1820). — 
Vipera limnaea Bendiscioli in Brugnatelli Giorn. di Fis. Chim. e 
Stor. nat. 2. Dec. IX, pag. 431 (1826). — Vipera trilamina Millet 


Faune Maine et Loire, II, pag. 651, tab. V, fig. 2 (1828). — Pelias 
chersea Wagl. nat. Syst. d. Amph. pag. 178 (1830). — Pelias dor- 
salis Gray Zoolog. Miscell. pag. 71 (1831). — Vipera torva Lenz. 


Schlangenk. pag. 133, tab. I—IV, et VIII (1832). — Vipera berus 
Schleg. Essai sur la physion. d. serp. II, pag. 591, tab. XIV, fig. 15, I6 
(1837). — Echidnoides trilamina Mauduyt Herpetol. de la 
Vienne pag. 29 (1852). — Vipera Pelias Soubeiran de la Vipere 
pag. 30 (1855). 


var. a) Supra cinerea vel griseo-olivacea, vitta dorsali dentato-repanda 
maculiısque lateralibus atris. 


var. 
var. 


Var. 
var. 
var. 
var. 
var. 
var. 
var. 
var. 
var. 
var. 
var. 


var. 


var. 


Var: 


Vipera. . +Ory 


Coluber Berus Linne Syst. nat. I, pag. 217, 183 (1758). — Co- 
luber chersea Sturm Deutschl. Fauna III, 3. Hft. (1802). — Vi- 
pera Berus Daud. Hist. nat. d. rept. VI, pag. 89, tab. LXXII, fig. ı 
(1803). — Vipera trigonocephalus Daud. l.c. VI, pag. 175 
(1803). — Coluber coeruleus Sheppard Transact. of the Linn. 
soc. VII, pag. 56 (1804). — Pelias Berus. a Merr. Syst. amphib. 
pag. 148, I (1820). 


b) Supra straminea, striis transversis alternantibus atris (Slavon.). 


c) Supra ferruginea vel rufo-fuscescens, vitta dorsali anguloso- 
flexuosa maculisque lateralibus atris. 


Coluber chersea Linne in schwed. Abhand. XI, pag. 255, tab. 6 
(1749). — Coluber Aspis Müller Zool. dan. prodrom. pag. 36, 303 
(1788). — Vipera chersea Link in Voigts Mag. Nat. XII, pag. 294 
(1806). — Pelias Berus £ Merr. Syst. amphib. pag. 148, ı (1820). 
— Coluber Berus Blumenb. Handb. d. Naturg. pag. 256, 3 (1821). 
— Pelias chersea Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. (1832). 


d) Supra fusca, cinnamomea aut badia, vitta dorsali lucidiore 
(Austr. inf.). 

e) Ut supra, sed vitta dorsali obsoletissima aut nulla (Austr. inf.). 
f) Ut d, sed vitta dorsali angulis nigricantibus (Austr. inf.). 

g) Supra fusca, villa dorsali concolore obscurius limbata (Austr. 
inf.). 

h) Ut supra, sed vitta dorsali interdum brunnea lucidius lim- 
bata (Austr. inf.). 

i) Supra fusco-nigrescens, striolis punctisque flavescentibus con- 
spersa, capıte pallidiore (Carinth.). 

k) Supra nigrescens, vitta dorsali serie duplice e punctis albis 
vel flavidis indicata (Austr. inf.). 

l) Supra punctis obscuris creberrimis sparsa, villa dorsali ob- 
scuro-fusca (Austr. inf.). 

m) Supra atra, maculis lateralibus rotundis albis (Carinth. 
Hungar.). 2 

n) Supra atra, vitta dorsali maculisque lateralibus rufescentibus 
(Austr. inf.). 

0) Ut supra, sed fascia dorsali in maculas rotundatas soluta 
(Austr. inf.). 

p) Ut n, sed vitta dorsali maculisque lateralibus albo-limbatıs 
(Austr. inf.). 

q) Supra et subtus atra, fascia dorsali maculisque lateralibus 
obsoletis. 


Coluber prester Linne Fauna suec. pag. 104, 287 (1761). — Co- 
luber vipera Anglorum Laur. Synops. reptil. pag. 98, 217, tab. 4, 
fig. ı (1768). —Vipera prester Latr. Hist. nat. d. rept. III, pag. 309 
(1802). — Pelias Berus y Merr. Syst. amphib. pag. 148, I (1820). 
— Pelias prester Steenstrup in Kroyer Naturhist. Tidschr. II, 
545 (1839). 


r) Supra atra, opaca, subtus polita, obsolete obscurius maculata, 
lateribus coerulescente nebulosis (Rossia). 
Coluber melanis Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, 
pag. 460, 19 (1771). — Vipera melanis Latr. Hist. nat. d. rept. 


Ill, pag. 311 (1802). — Pelias Berus dMerr. Syst. amphib. pag. 149 
(1820). 


616 Viperidae. 


var. s) Supra aterrima, opaca, subtus polita, lactea (Rossia). 


Coluber.scytha‘Pall!-.c. I, pag. 713,'34 (1771). Co Foren 
schytha Bonnat. Tabl. encycl. meth. Erpetol. pag. 15, 22 (1780). — 
Vipera schytha Lat. Hist. nat..d. rept./III, 3721302), 72 
lias Berus e Merr. Syst. amphib. pag. 149 (1820). 


var. t) Supra fasciis albescentibus binis per tolam corporıs longitu- 
dinem percurrentibus (Hıspan. Portug.). 
Pelias Berus Seoane Rept. y anfib. de Galic. pag. 7 (1877), —Vipera 
berus Seoanmei Lataste Bull. Soc. zool. France pag. 132 (1879). 
var. u) Supra fuscescens, fasciis transversis obscuris praecipue in 
aversum notata,; oculi a supralabialibus sguamarum serie duwplice 
sejuncti (Bosn.). 


Vipera berus var. bosniensis Boettg. Arch. f. Naturg. LVI, 
2, pag. 204 (1890). 


Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und dick, nach vorne 
mehr als nach rückwärts verjüngt, der beim Männchen längere und 
schmälere, beim Weibchen aber 
kürzere und breitere Kopf ist mittel- 


2 groß, vom Halse ziemlich deutlich 
r: geschieden, hinten etwa in der 
a Gegend der Mundwinkel am brei- 





testen, von da nach vorne in etwas 
geschweiftem Bögen mäßig verengt, 
mit kurzer, zugerundeter Schnauze. 
Seine Oberfläche ist am Scheitel 
schwach erhaben, sonst aber voll- 
kommen platt und eben, gegen 
vorne zu nicht nach abwärts ge- 
wölbt, mit sehr deutlicher, obwohl 
nicht scharfer Schnauzenkante. Die 
Seiten des Kopfes sind steil ab- 
fallend, die Zügelgegend vor den 
Augen nur selten merkbar vertieft. 
Der beim Weibchen stets kürzere 
Schwanz ist übrigens bei Tieren aus 
verschiedenen Gegenden sehr ver- 
schieden und nimmt im allgemeinen 
von Westen nach Osten an Länge 
ab, so daß er beispielsweise bei 
A, Typische} Fo B Fzempfaz aus "nygtischen Stücken noch 2/ Ve 
den julisch. Alpen. C Exemplar aus : i 15 m 
den karnisch. Alpen. a Apicalen, cCan- Ungarischen und russischen aber nur 
thalen, » Rostrale. mehr !/,,, Ja manchmal selbst unter 
!/\ der gesamten Körperlänge be- 
trägt; beim Männchen im ersten Drittel stark verdickt, läuft er 
beim Weibchen schon von der Basis an ganz allmählich kegelförmig 
aus. Sein äußerstes Ende wird durch eine ziemlich feine, hornartige 
Spitze gebildet, die öfters schwach nach aufwärts gekrümmt ist 
und oben fast immer eine ziemlich deutliche, jederseits hingegen 
eine etwas minder ausgesprochene, kielartige Längskante zeigt. 





Big. 127. 


Vipera berus Linne. 


Vipera. 617 


Das Rostrale ist schief von unten nach aufwärts gewölbt, so 
hoch als breit oder auch etwas höher, unten ausgerandet, mit bald 
mehr, bald weniger ausgeprochenen Winkeln, nach oben meist sehr 
deutlich verengt, mit verrundeter oder stumpfwinkliger Spitze, von 
oben nur wenig sichtbar, seine an das Pränasale stoßende Seite die 
längste. Die Internasalen und Präfrontalen sind durch acht bis zwan- 
zig kleine, unregelmäßig polygonale Schildchen ersetzt, die den ganzen 
oberen Teil des Kopfes vor den Augen bedecken und hinten bis zu 
dem Frontale reichen. Die zwei vordersten davon stoßen als Api- 
calen an das obere Ende des Rostrale, während je zwei jederseits 
zwischen jenen und den Supraokularen den Canthus rostralis bilden, 
so daß hiedurch der Oberteil der Schnauze von sechs Schildern 
umsäumt ist. Das Frontale ist fast immer groß und deutlich, ob- 
wohl von sehr wechselnder Gestalt, meistens wohl mindestens so 
lang als breit und fast immer kürzer als sein Abstand vom Rostrale, 
von den Supraokularen ist es in der Regel beiderseits, wenigstens 
teilweise, durch je eine Reihe kleiner, unregelmäßiger Schildchen 
getrennt, sein Hinterrand gewöhnlich in eine dreieckige Spitze aus- 
gezogen, welche mitunter in Form eines kleinen Schildchens abge- 
trennt und zwischen den Grund der Parietalen eingeschoben er- 
scheint. Diese sind nur selten länger, fast immer aber merklich 
schmäler als das Frontale, häufig auch ganz unregelmäßig, obwohl 
nach rückwärts meist mehr oder weniger verengt, manchmal teil- 
weise oder sogar ganz in größere Schilder aufgelöst und dann natür- 
lich ziemlich undeutlich; in seltenen Fällen kommt es sogar vor, 
daß die Parietalen mit dem Frontale teilweise verschmelzen. Die 
Supraokularen sind länglich, etwa halb so breit als das Frontale, 
mit schwach bogigem, etwas über die Augen vorspringendem und 
dieselben überragendem Außenrande. 

Zwischen dem Rostrale und dem Nasale findet sich ein senk- 
recht gestelltes, nach oben dreieckig erweitertes Pränasalschild, das 
mit seiner nach unten gerichteten Spitze fast 
immer das vorderste Supralabiale berührt 
und nur ausnahmsweise in zwei übereinander 
stehende Schildchen zerfällt. Das Nasale ist 
sehr groß, nahezu die halbe vordere Kopf- 
seite einnehmend, oben und vorne ziemlich 
gerade, nach unten und hinten mehr oder 
weniger verrundet, in der Mitte um das 
Nasenloch herum meist deutlich vertieft, am 
Hinterrande fast immer unregelmäßig einge- 
schnitten oder gekerbt, den zwei ersten Su- 
pralabialen aufliegend; das Nasenloch selbst 
hat die Form einer hufeisenförmigen,° mit 
ihren Schenkeln nach oben und hinten ge- 
richteten Spalte. Der Raum zwischen dem 
Nasale und den Augen wird durch vier bis Fig. 128. 
zehn kleine, unregelmäßige Schildchen ausge- 
füllt, welche bei normalen Stücken in einfacher 
Reihe unter dem Auge hinziehen. In seltenen Fällen ist das Auge 





Vipera berus Linne. 


618 Viperidae. 


unten teilweise oder selbst ganz von zwei Schuppenreihen begrenzt, 
was aber meistens nur als individuelle Abweichung zu betrachten ist, 
da es mitunter nur auf einer Kopfseite vorkommt und auch auf die 
Nachkommenschaft nicht vererblich ist, indem entweder alle, oder 
doch ein Teil der von solchen Tieren geworfenen Jungen gewöhnlich 
wieder die typische Beschuppung zeigen). Das Auge selbst ist in 
der Regel über der Naht des vierten mit dem fünften, selten nur 
über dem vierten Supralabiale allein gelegen und von 6—-13, ge- 
wöhnlich aber nur von 8—10 Schuppen umgeben. Supralabialen 
sind meistens neun, Sublabialen zehn vorhanden, von letzteren die 
3—4 ersten die vorderen Inframaxillaren berührend; diese sind kurz 
und breit, die hinteren dagegen meist so klein und unscheinbar, 
daß sie von den darauffolgenden Kehlschuppen und Gularschildern 
kaum unterschieden werden können und daher ganz zu fehlen 
scheinen. Die Schuppen sind länglich lanzettlich, an den Schläfen 
glatt oder nur schwach, sonst aber scharf und deutlich gekielt, ziem- 
lich locker aufliegend, nach unten zu deutlich erweitert, die letzte 
Reihe glatt und gut doppelt so groß als die vorletzte, fast immer 
in 21 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 
132—158, die der Schwanzschilderpaare 24—46. 

Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach Geschlecht 
und Standort sehr mannigfachen Abänderungen unterworfen; die 
Grundfarbe der Oberseite kann einerseits von einem hellen, fast 
weißlichen oder selbst bläulichen Silbergrau, durch Asch- und Grün- 
grau ins Olivenfarbige und Braungraue, anderseits von Sand- oder 
Strohgelb durch Lichtrot und Schwarzbraun bis zu tiefem Schwarz 
in allen möglichen Zwischentönen wechseln. Die helleren und nament- 
lich die grauen Färbungen kommen vorzugsweise den Männchen zu 
und sind am grellsten und intensivsten nach der ersten Frühjahrs- 
häutung zur Paarungszeit entwickelt, können daher auch als eine 
Art Hochzeitskleid betrachtet werden. Die Oberfläche des Kopfes 
ist mit bald mehr, bald weniger ausgepsrochenen dunklen Zeich- 
nungen versehen, die bei normalen Stücken aus acht, teils paarigen, 
teils unpaarigen Flecken oder Binden bestehen. Gewöhnlich findet 
sich ein dunkler Fleck auf der Schnauzenspitze, drei in einer Quer- 
reihe zwischen den Augen und vier am hinteren Teile des Kopfes; 
von den letzteren sind die nach innen stehenden lang bindenartig, 
etwa von den Parietalschildern aus im Bogen nach hinten und außen 
ziehend, während die anderen kurz und klein und in der Konkavität 
der ersteren gelegen sind; vom Hinterrande der Augen entspringt 
ein in schiefer Richtung gegen die Halsseiten verlaufender Streifen, 
der sehr häufig mit der vorgenannten Bogenmakel verschmilzt. 
Übrigens sind diese Kopfzeichnungen bei verschiedenen Stücken 
sehr ungleich entwickelt, oft durch Vereinigung den Kopf mehr oder 
weniger schwarz färbend, oft auch teilweise ziemlich undeutlich 
oder selbst fehlend; nur die beiden Bogenflecken am Hinterkopf 


!) Nur bei der als var. bosniensis Boettg. bezeichneten Form scheint die 
doppelte Schuppenreihe unter dem Auge ständig zu sein; nach Strauch’ sollen 
auch die um Charkow in der Ukraine vorkommenden Stücke nicht selten zwei Reihen 
Subokularschuppen besitzen. . 


Vipera. 619 


sowie der Augenstreifen sind fast immer vorhanden. Die Supra- 
labialia sind gewöhnlich weißlich, an den Nähten häufig dunkler 
gesäumt. In den durch die Divergenz der hinteren Kopfbinden 
gebildeten etwa dreieckigen Raum schiebt sich ein gewöhnlich rhom- 
benförmiger Flecken ein, der den Anfang eines breiten Zackenstrei- 
fens bildet, welcher über die Mittellinie des Rückens bis zum Schwanz- 
ende hinzieht; ‚diese Zeichnung besteht aus einer Reihe hinterein- 
anderliegender, meist unregelmäßig rhombischer Querflecken, die 
nur selten teilweise voneinander getrennt sind, sondern gewöhnlich 
zu einer ziemlich ununterbrochenen Längsbinde verfließen, indem 
die einzelnen Flecken entweder durch bald schmälere, bald breitere, 
bandartige Fortsätze verbunden sind, oder auch, namentlich nach 
hinten zu und fast ausnahmslos am Schwanze so breit und anein- 
ander gerückt werden, daß sie mit ihren stumpfen Winkeln zusam- 
menstoßen. An den Seiten des Körpers zieht sich, gleichsam als 
Fortsetzung des Augenstreifens, fast immer noch eine zweite Reihe 
von Flecken hin, welche auch ziemlich groß und von unbestimmt 
rundlicher Gestalt sind, in den Ausbuchtungen der Rückenbinde 
stehen, nach vorn gegen den Kopf zu oft der Länge nach zu- 
sammenfließen und sich mit dem Halsstreifen verbinden. Endlich 
erscheint manchmal nach unten zu an der Grenze der Bauchschilder 
noch eine dritte Reihe viel kleinerer und nur selten besonders deut- 
licher Flecken, die mit den vorigen abwechselnd gestellt sind, oft 
aber auch mit ihnen zusammenfließen, und dann die ganzen Körper- 
seiten nach unten zu mehr oder weniger dunkel färben. Die Farbe 
sämtlicher Zeichnungen kann von Braungrau durch Braun bis ins 
tiefste Schwarz in allen Zwischenstufen abwechseln, erscheint oft, 
namentlich bei helleren Stücken, sehr intensiv und scharf abgehoben, 
manchmal aber auch wieder sehr undeutlich und nur schwach her- 
vortretend. In seltenen Fällen kommt es vor, daß die dunklen Rücken- 
flecken fast in ihrer ganzen Ausdehnung zusammenfließen, auf diese 
Weise einen nahezu gleichbreiten, seitlich nur stellenweise etwas 
wellig erweiterten Streifen bildend; desgleichen kann es geschehen, 
daß sich die Grundfarbe an der Grenze der Rückenflecken mehr 
oder weniger aufhellt; ist dabei die Dorsalbinde schwach oder kaum 
abgehoben und die lichte Säumung sehr hell und zugleich ziemlich 
breit, so tritt fast nur die letztere deutlich hervor, und erscheint 
dadurch das Tier mit einer lichten Zackenbinde auf dunklerem Grunde 
versehen; etwas Ähnliches tritt auch ein, wenn die von dem dunklen 
Grunde kaum abgehobene Rückenbinde nur durch zwei, ihren Säumen 
entsprechende Zickzackreihen weißer Atome markiert erscheint, wäh- 
rend sie in anderen Fällen wieder bloß durch eine ihren Rändern 
folgende dunkle Einfassung sichtbar wird; fehlen schließlich auch 
derlei Einfassungen, so verschwindet natürlich der Rückenstreif 
ganz und das Tier wird vollkommen einfarbig. Diese zuletzt ge- 
schilderten Verhältnisse, welche den betreffenden Schlangen ein 
sehr auffallendes Aussehen verleihen, kommen namentlich in den 
niederösterreichischen Alpen vor. Bei Stücken mit dunkelbrauner 
Binde zeigen sich manchmal die Seitenflecken durch eine Unzahl 
kleiner dunkler Punkte ersetzt, bei braunen Ottern ist mitunter 


620 Viperidae. 


die Zeichnung selbst heller als der Grund und das Rückenband 
dabei oft in den Ecken schwarz gefärbt. 

Wird nun die Hauptfärbung dunkler, mehr oder weniger schwarz- 
braun oder schwarz, so kann zwar in manchen Fällen noch immer 
die mitunter selbst in Flecke aufgelöste Rückenbinde heller und 
bräunlich, ja manchmal sogar noch weiß gesäumt sein, doch kommt 
dieses nur sehr vereinzelt vor, und bei den meisten schwarzen Stücken 
sind alle Zeichnungen gar nicht, oder erst nach längerem Liegen in 
Weingeist sichtbar; letzteres kommt gewöhnlich bei aus dem Tief- 
lande stammenden, nicht sehr intensiv schwarz gefärbten Individuen 
vor, während bei den tief kohlschwarzen Ottern des Hochgebirges 
— der echten Vipera prester Linne — selbst nach jahrelanger Ein- 
wirkung des Alkohols niemals auch nur die geringste Spur einer 
Zeichnung hervortritt. Nur selten findet man dunkle Stücke, die 
am ganzen Körper mit zahlreichen weißen Punkten und Strichel- 
chen oder an den Seiten mit runden weißen Augenflecken besetzt 
sind; in Rußland sollen auch schwarze Kreuzottern mit milch- 
weißen (Coluber melanis Pall.) oder rostroten Punkten (Col. scytha 
Pall.) und weißer "Unterseite vorkommen. Mir sind derlei Stücke 
nie zu Gesichte gekommen und kann ich daher auch nicht ent- 
scheiden, ob selbe feststehende Varietäten oder vielleicht nur der 
Häutung vorangehende und später wieder verschwindende Farben- 
änderungen sind. 

Die mitunter gehegte Meinung, daß die schwarzen Ottern sämt- 
lich Weibchen seien, ist entschieden unrichtig und kommt diese Fär- 
bung bei beiden Geschlechtern vor; wohl aber sind die aus träch- 
tigen Tieren herausgeschnittenen Embryonen, sowie auch die neu- 
geborenen Jungen immer typisch gefärbt und werden letztere erst 
ım zweiten Jahre oder auch später schwarz. 

Außer den bisher besprochenen Varietäten sind noch drei For- 
men zu erwähnen, von denen zwei durch ihre auffallende Ähnlich- 
keit mit Vipera aspis bemerkenswert sind. Die erste davon, von 
Boettger als var. bosniensis beschrieben, ist braun oder braun- 
grau und wenigstens auf der hinteren Körperhälfte mit ganz aus- 
gesprochenen Querbinden versehen; auch sind die Augen von den 
darunterstehenden Supralabialen stets durch zwei Schuppenreihen 
getrennt. Diese, oft eine bedeutende Größe erreichende Form, kommt 
in Bosnien, Kärnten und Krain vor und gehören die von diesen 
Ländern ab und zu erwähnten Aspisvipern ohne Zweifel alle hieher. 
— Die zweite diesbezügliche Derus, deren Kenntnis ich meinem 
Freunde Hauptmann Veith verdanke, ist auf licht strohgelber 
Oberseite durchwegs mit vollkommen getrennten schmalen Quer- 
binden versehen; diese Varietät ist in der slavonischen Tiefebene 
zu Hause und wohl die einzige Kreuzotterform, die noch südlich 
von der Donau im Flachlande zu finden ist. Da dieses sehr ausge- 
zeichnete Tier noch nirgends beschrieben und benannt ist, so will 
ich es als var. Pseudaspis bezeichnen. 

So sehr übrigens die zwei letztbeschriebenen Schlangen auch 
auf den ersten Blick einer Asprs ähneln, so sind sie bei näherer Be- 
trachtung doch durch die verrundete, nicht aufgeworfene Schnauze, 


Vipera. 621 


sowie an den drei größeren Pileusschildern als Berus leicht zu er- 
kennen. 

Als letzte, einige Zeit hindurch sogar als eigene Art angesehene 
Form, will ich endlich noch die auf der Pyrenäen-Halbinsel vor- 
kommende Vipera Seoanei Lat. erwähnen. Als Merkmale für die- 
selbe werden angeführt, daß der Pileus mit untereinander ziemlich 
gleichgroßen Schildern bedeckt ist und das Auge nur über dem 
vierten Supralabiale liegt; außerdem ist das Tier häufig noch mit 
zwei weißlichen Längsstreifen beiderseits des Rückens versehen. 
Wenn man aber ein reichliches Material zur Verfügung hat, so sieht 
man sehr bald, daß die genannten Charaktere an einem und dem- 
selben Individuum nur äußerst selten vereint vorkommen, und habe 
ich mich an einer größeren Anzahl solcher Vipern, die mir seiner- 
zeit von dem verstorbenen Seoane selbst aus Corufa gesandt 
worden waren, überzeugt, daß zwischen der gewöhnlichen Derus und 
der typischen Seoanei so viele Zwischenformen und Übergänge vor- 
kommen, daß letztere nicht einmal als eine ständige Varietät auf- 
rechterhalten werden kann; ein darunter befindliches melanotisches 
Stück macht mit seinen der Gattung Vipera sonst durchaus fremden 
weißlichen Rückenstreifen allerdings einen sehr frappanten Ein- 
druck. 

Die Größe der Kreuzotter beträgt gewöhnlich 50—60 cm, kann 
aber manchmal weit bedeutendere Ausmaße erreichen. So erwähnt 
beispielsweise Lorenz Müller eines Exemplares von 84 cm 
und russische Stücke sollen nach Strauch mitunter selbst bis 
zu 90 cm anwachsen; die im Hochgebirge lebenden sind, da sie hier 
meist spärlichere Nahrung finden und überdies den größten Teil 
des Jahres im Winterschlafe zubringen, stets bedeutend kleiner als 
die Bewohner der Ebene. 

Vipera Berus liebt mehr ein rauhes und feuchtes Klima, sowie 
eine nicht zu hohe mittlere Jahrestemperatur von etwa 8—10° C; 
sie kommt daher dementsprechend in nördlichen Gegenden mehr 
in der Ebene, im Süden dagegen mehr im Gebirge vor, woselbst 
sie am häufigsten in Höhen von 1000—2000 m, einzeln aber stellen- 
weise bis gegen 2800 m über dem Meere gefunden wird. 

Die Standorte, welche die Kreuzotter zu ihrem Wohnplatz 
wählt, sind im allgemeinen sehr verschiedener Natur. Doch kommt 
sie am liebsten in Haide- und Moorgegenden, sowie in lichten Wäl- 
dern und steinigen, mit Gebüsch hinreichend versehenen Halden 
und Felswänden vor; nur den reinen Hochwald scheint sie zu 
meiden, da sie hier wenigstens nur äußerst selten gefunden wird; 
eine Ausnahme machen in dieser Richtung ausgerodete Waldstellen, 
wo sich dem Tiere in den umgestürzten Wurzelstöcken und Erd- 
schollen vortreffliche Verstecke bieten. Sie kommt im Frühjahre 
ziemlich zeitlich hervor, so daß man sie manchmal selbst zu einer 
Zeit, wo der Boden noch teilweise mit Schnee bedeckt ist, an ein- 
zelnen davon freien Stellen bereits sich sonnend liegen sieht. Bei 
Tage gewöhnlich in oder doch nahe ihrer Höhle verweilend, unter- 
nimmt sie bei Nacht größere Streifzüge, um nach Nahrung zu suchen. 

Die Kreuzotter paart sich im Frühjahr gewöhnlich im April 


622 Viperidae. 


oder Mai, nur ausnahmsweise auch zu anderen Jahreszeiten. Die 
Anzahl der in einem Weibchen zu findenden Eier ist nach der Größe 
des Tieres verschieden; jüngere enthalten etwa 5 bis 6, ältere hin- 
gegen auch 12 bis 14 Eier. Die Fähigkeit zur Fortpflanzung scheint 
übrigens erst ziemlich spät einzutreten, da man bei Schlangen unter 
50 cm Körperlänge weder Eier noch bewegliche Spermatozoen an- 
trifft; die Jungen, welche bei ihrer Geburt bereits die Giftzähne 
besitzen, haben etwa zu dieser Zeit I4—2I cm Länge, und streifen 
wenige Stunden nach dem Auskriechen schon ihre Haut ab. Der 
Wurf selbst findet in der Regel im Hochsommer statt, meist im 
August oder im September. 

Unter all unseren Giftschlangen hat Berus unstreitig die wei- 
teste Verbreitung, indem sie mit wenigen Ausnahmen den größten 
Teil Europas bewohnt, und einerseits vom nördlichen Skandinavien 
an südlich bis in die Pyrenäische Halbinsel hinabgeht, anderseits 
aber auch nach Osten hin bis in die Balkan-Halbinsel hinein zu 
finden ist. Der höchste Punkt, wo die Kreuzotter noch vorkommt, 
ist Quickjock in den Lappenmarken, nördlich vom Polarkreise, unter 
dem 67° n. B. Von hier aus geht sie durch Finnland und Skandi- 
navien nach Jütland über, wo sie sich nicht nur auf dem Festlande, 
sondern auch auf den Inseln Seeland und Möen findet. Von da 
zieht sie durch Hannover, die Niederlande, Belgien und Frankreich 
bis ın die Iberische Halbinsel, woselbst sie sowohl in Spanien als 
auch in Portugal vorkommt, allerdings, wie es scheint, im Norden 
häufiger als im Süden. Auf den britischen Inseln kommt sie in 
England und Schottland vor, fehlt aber auf Irland; dagegen ist sie 
auf einigen schottischen Inseln heimisch, wie beispielsweise auf 
Arran und wahrscheinlich auch auf Lewis, der nördlichsten der 
Hebriden. Von den genannten Ländern geht sie östlich nach Deutsch- 
land, nach der Schweiz und nach Italien über, wo sie aber wohl nur 
in den nördlichsten Grenzgebirgen vorkommen dürfte; die aus den 
südlichsten Teilen des Landes angeführten Berus gehören höchst- 
wahrscheinlich alle zu Vipera Ursinii. In der Schweiz ist sie be- 
sonders in den nördlichen und Zentralalpen häufig, fehlt aber im 
Jura, so wie sie auch im Osten des Landes bis zum Fuße der Albis- 
kette nicht angetroffen wird; die nach de Betta in den Sümpfen 
Friauls häufigen Kreuzottern sind, wie ich mich selbst überzeugt 
habe, nichts anderes als Tropidonotus tessellatus. Von Kroatien ist 
sie mir nur aus der Gegend um Warasdin bekannt, im österreichi- 
schen Küstenlande habe ich sie noch häufig in den Julischen Alpen, 
sowie im nördlichen Karste einzeln auf dem Plateau des Tarno- 
waner Gebirges (IO00 m) angetroffen. Mit Ausnahme von Bosnien 
scheint sie auf der Balkan-Halbinsel zu fehlen, in der Herzegowina 
kommt sie nach Tomasini entschieden nicht vor; in der ganzen 
Alpenkette ist sie dagegen, wo sie nicht von aspis und ammodytes 
verdrängt wird, allenthalben zu finden. Nördlich von den Alpen 
zieht sie sich dann durch Baden, Württemberg und Bayern, sowie 
durch Böhmen, Mähren und Schlesien nach Norddeutschland, wo 
sie aufwärts bis zur Ostseeküste vorkommt; doch ist sie in den ge- 
nannten Ländern in allen Main- und Rheingegenden nur selten 


| Vipera. 623 


oder selbst gar nicht zu finden, während sie anderweitig mitunter 
sehr häufig ist. Was nun endlich ihre Verbreitung im Osten un- 
seres Kontinents betrifft, so dringt sie hier über Ungarn und die 
Karpathenländer nach Rußland vor, wo sie fast allenthalben an- 
getroffen wird und nur in der Krim fehlt. 

In der Gefangenschaft hält sich Berus ganz gut. Ein mit einer 
Mischung von gleichen Teilen Sand und Erde belegter, wenn auch 
ganz kleiner Behälter, der in einer Ecke einen moosbedeckten Stein- 
haufen und in einer anderen einen Wassernapf besitzt, bildet für 
die Kreuzotter einen ihr vollkommen zusagenden Aufenthalt. Ob- 
wohl unter allen einheimischen Giftschlangen die bösartigste und 
bissigste, legt sie doch diese unangenehmen Eigenschaften bald ab, 
wird dann ebenso zahm und zutraulich, wie irgendeine andere 
Schlange, und geht meist auch in kurzer Zeit ans Fressen. Als 
Futter sind Blindschleichen und Eidechsen (muralis, agilis, vivipara), 
sowie auch Braunfrösche zu verwenden. Mäuse werden nur von 
größeren, mindestens einen halben Meter langen Tieren genommen 
und mag die allgemein verbreitete Meinung, daß Berus in der Ge- 
fangenschaft nicht frißt, hauptsächlich wohl daher kommen, daß 
man ihr fast immer Mäuse reicht, die sie gewöhnlich hartnäckig 
verschmäht, anderseits mag die Verweigerung der Nahrung wohl 
auch an der den Tieren beim Fange zuteil gewordenen Behandlung 
liegen, indem die Vipern hiebei meist hinter dem Kopfe gepackt 
werden. Einen stärkeren Druck auf den Hals verträgt aber über- 
haupt keine Schlange und wird ihr hiedurch meist der Appetit fürs 
ganze Leben verdorben. Daher gehen auch von Händlern gekaufte 
oder anderweitig erworbene Schlangen in der Regel nie ans Fressen, 
pflegen, statt ruhig zu liegen oder sich zu verkriechen, rastlos nach 
einem Ausweg suchend im Käfig herumzukriechen, werden dabei 
immer matter, magern ab und gehen schließlich ein. Wenn man 
aber eine im Freien angetroffene Kreuzotter durch leises und scho- 
nendes Berühren mit dem Stocke zum Gehen bringt, sie dann rasch 
am Schwanze emporhebt und in den Sammelsack gibt, so wird sie, 
zu Hause angelangt, sich bald heimisch fühlen und ans Fressen 
gehen. — Mitunter werden in dem Magen aufgeschnittener Berus 
auch nackte Mäuse und kleine Vögel gefunden, welche jedenfalls 
aus den Nestern genommen worden waren. 


6. Vipera Renardi: Caput ante oculos haud angulatum pileo sguamoso- 
scutellato, scutello apicalı vostrale adtingente unico, scuto fron- 
tali et parietalibus conspicuis, supraocularibus ultra oculos pau- 
lum excedentibus. Rostrum subacuminatum cantho rostrali di- 
stincto. Oculi a supralabialibus serie sgquamarum unica_ dis- 
juncti. Nasale supra integrum, labialia ac squamae gulares ob- 
scuro-limbatae. Squamarum series 21. — Long. 50—60 cm. 

Pelias Renardi Christoph Bull. Soc. Nat. Mosc. XXXIV, II, pag. 
599 (1861). — Vipera berus Strauch Synops. Viper. pag. 32, part. 
(1869). — Vipera berus Boettg. Ber. Senck. Ges. pag. I49 (1892). 
— Vipera Renardi Bouleng. Proc. Zool. Soc. pag. 598 et 757, 
tab. LXIV (1893). 


924 Viperidae. 


Der Körper ist ziemlich gedrungen, der vom Halse nicht stark, 
aber immerhin deutlich abgesetzte Kopf eiförmig, mit ziemlich spitz 
zugerundeter Schnauze, oben flach, seitlich steil abfallend, mit 
scharfem Canthus rostralis. Der beim Männchen etwas längere 
Schwanz beträgt etwa ein Elftel bis ein Siebentel der Gesamtlänge. 

Das Rostrale ist kaum so hoch als breit, nach oben beiderseits 
stark bogig verengt, am Pileus gerade noch sichtbar; seine breit 
verrundet abgestutzte Spitze hinten nur von einem einzigen Apicale 
begrenzt, dem sich jederseits zwei Canthalia anschließen, so daß 
hiedurch die Schnauzenkante von bloß fünf Schildchen gebildet 
wird. Zwischen diesen und dem Frontale liegen drei bis sieben, 
untereinander an Größe meist nicht 
sehr verschiedene kleine Schilder, 
die gewöhnlich ziemlich symmetrisch 
gestellt sind. Das Frontale und 
die Parietalen sind in der Regel 
groß und deutlich, beide stets länger 
als breit, aber von sehr wechselnder, 
Form; das erstere, welches etwa so 


b-.. lang oder auch etwas länger als sein 
Abstand von der Schnauzenspitze 
a sein kann, ist seitlich von den Supra- 


okularen durch zwei bis vier (ge- 
wöhnlich drei) dazwischen einge- 
schobene kleine Schilder getrennt, 
2 sein Hinterende fast immer in eine 
dreieckige Spitze ausgezogen. Die 
Supraokularen sind schmal, etwa 
von halber Breite des Frontale, ihr 
etwas vorspringender Außenrand 
die Augen wenigstens vorne mehr 
oder weniger überragend. Die Parie- 
Vipera Renardi Christ. talen sind kaum kürzer als das 
Frontale, von diesem mitunter durch 
einige kleine Schilder geschieden, neben ihnen ist der Scheitel mit 
ziemlich großen Schuppen besetzt. 

Zwischen dem Rostrale und dem stets einfachen Nasale steht 
ein ziemlich großes, nach unten stark verengtes Pränasale, welches 
dem vordersten Supralabiale aufsitzt. Das Nasale ist sehr groß, 
oben an die Canthalen, unten an die zwei ersten Supralabialen stoßend, 
das in seiner Unterhälfte ausgehöhlte Nasenloch ebenfalls groß, bogig 
und nach rückwärts gerichtet. Die Zügelgegend ist mit einer sehr 
veränderlichen Anzahl unregelmäßiger Schildchen bedeckt, deren 
oberstes in der Regel so lang ist, daß es vom Nasale bis zum Auge 
reicht. Letzteres ist von neun bis elf schuppenartigen Schildern 
umgeben, von denen unten wenigstens zwei hintereinanderstehende 
- das Auge von dem vierten Supralabiale trennen; von diesen, deren 
Anzahl fast immer neun beträgt, ist das vorderste bedeutend höher 
als die übrigen, nach oben zu stark verschmälert und fast bis zur 
Mitte des Nasale reichend. Die Schläfen sind mit großen, glatten 








Fig. 129. 


Vipera. 625 


Schuppen bedeckt. Das Mentale ist ziemlich klein, dreieckig, von 
den meist ebenfalls in der Zahl von neun vorhandenen Sublabialen 
stoßen gewöhnlich die vier ersten an die vorderen Inframaxillaren, 
die hinteren fehlen und sind durch die ziemlich großen, regelmäßig 
gestellten Kehlschuppen ersetzt. Die in 21 Längsreihen gestellten 
Körperschuppen sind mit Ausnahme der zwei untersten glänzenden 
Reihen matt, die an die Bauchschilder stoßenden ungekielt. Ventralen 
sind 130—150, Subcaudalen 24—37 vorhanden. 

Die Färbung der Oberseite ist bei dem stets kleineren Männchen 
aschgrau, olivenfarben oder hellbraun, beim Weibchen gewöhnlich 
dunkelbraun, bei beiden mit immer scharf abgehobener dunkel- 
brauner oder schwärzlicher, nur selten intensiv rotbrauner Zeichnung. 
Der Kopf zeigt oben einige unbestimmte Flecken, am Hinterhaupt 
jederseits einen von den Parietalen nach rückwärts und auswärts 
ziehenden kurzen Schrägstreif und eine vom Hinterrande des Auges 
zum Mundwinkel verlaufende Längsbinde. Das Rostrale und Prä- 
nasale sowie die Labialen sind schwarz mit weißen Flecken. Zwischen 
den Schenkeln der zwei Nackenmakeln beginnt mit einem rhom- 
bischen oder rundlichen Flecken eine über den ganzen Rücken bis 
zur Schwanzspitze fortgesetzte Längsbinde, die bald mehr wellen- 
förmig, bald wieder mehr oder weniger regelmäßig gezackt, meisten- 
teils zusammenhängend, manchmal aber auch wieder teilweise unter- 
brochen, ja ausnahmsweise sogar gänzlich in hintereinanderliegende 
Rautenmakeln aufgelöst sein kann. Desgleichen findet sich an jeder 
Körperseite eine schon am Halse beginnende Längsreihe größerer 
rundlicher Flecken, die ebenfalls bis zur Schwanzspitze hinzieht; in 
manchen Fällen sind noch zwischen der letztgenannten Fleckenreihe 
und der Rückenbinde kleine Längsmakeln mehr oder weniger deutlich 
zu bemerken. Die unterste Schuppenreihe ist gewöhnlich schwarz 
mit weißen Rändern, seltener weißlich und mit schwarzem Mittel- 
fleck. Unterseits ist der Kopf weißlich oder blaßgelb, grau gewölkt, 
der Rumpf und Schwanz grau und schwarz gefleckt oder gemarmelt, 
die äußerste Spitze des letzteren schwefelgelb. Bei jungen Tieren 
treten alle Zeichnungen schärfer hervor als bei alten. — Das Sencken- 
bergische Museum in Frankfurt besitzt ein siegellackrotes Stück mit 
schwarzer Zackenbinde, das von der Westseite des Uralflusses stammt. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 50—6o cm. 

Vipera Renardi kommt von Bessarabien an durch alle nördlich 
vom schwarzen Meere und vom Caspisee liegenden Steppen des süd- 
lichen Rußlands vor. Das Tier bewohnt vorzugsweise die mit Arte- 
misia bewachsenen Steppen sowie mit Gestrüpp bewachsene Fluß- 
ufer und auch die von Caragena frutescens, Amygdalus nana und 
Rosa canina gebildeten kleinen Wäldchen; unter derartigen Ver- 
hältnissen kommt sie auch in der Krim vor und ist an der genannten 
Örtlichkeit mitunter äußerst häufig. Sie lebt hauptsächlich in der 
Ebene, doch niemals auf Lehmboden und wählt gewöhnlich ver- 
lassene Ziesel- und Mäuselöcher zu ihren Schlupfwinkeln, doch 
pflegt sie sich auch häufig unter den zum Trocknen ausliegenden Heu- 
haufen zu verkriechen. Da sie gegen Kälte ziemlich empfindlich 
ist, so kommt sie meist nicht vor Mitte April zum Vorschein und zieht 

Schreiber, Herpetologia europaea. 40 


626 Viperidae. 


sich gewöhnlich wieder in der ersten Hälfte des Oktober in ihr Winter- 
lager zurück. Ihre Nahrung besteht vorzugsweise aus kleinen Nage- 
tieren, für die Jungen gibt die in ihrer Heimat sehr gemeine Lacerta 
exigua das gewöhnliche Futter ab. Renardi paart sich im Mai und 
wirft ihre 5—7 Jungen, die bei der Geburt etwa I4 cm messen, im 
Monate August. | 


7. Vipera Ursinii: Caput ante oculos haud angulatum pileo squa- 
moso scutellato, apicali unico scuto supraocuları latiore, frontalı 
et parietalibus conspicwis, supraocularıbus ultra oculos exce- 
dentibus. Rostrum subacuminatum cantho rostrali parum distincto. 
Nasale oculo altius supra et postice incisum, oculi spatio sub- 
oculari minores. Supralabialia 8, sguamarum gularınm paria 
4—5, sgquamarum trunci series 19. — Long 40—50 cm. 

Pelias chersea Bonap. Fauna Ital. Anf. (1335). — Peliaszurz 
sinii Bonap. l. c. (1835). — Pelias berus DBonap. Amph. Eur. 
Mem. Accad. Tor. II, pag. 440, part. (1839). — Pelias berus var. 
Ursinii Cope Proc. Ac. Philad. pag. 342 (1859). — Vipera berus 
Tournev. Bull. Soc. France pag. 41 tab. I fig. 785 part. (1881) — Vi- 
pera berus var. räkosiensis Meh. Zool. Anz. pag. I9o (1893). 
— Vipera Ursinii Boulg. Proc. Zool. Soc. pag. 596, tab. LI (1893). 
— Viperaräkosiensis Meh. Magy. Tud. Akad. Math. Term. Ert., 
Budap. XII, pag. 87 (1894). 


Typus: Supra fusco-olivacea, fascia dorsali undulata obscurius 
limbata, subtus grisescens. 


var. Supra pallida flavescens, taenia dorsali cinnamomea passim 
nigro-limbata, subtus albida (&) aut grisescens (Q) Jun. 


Eine der vorhergehenden sehr nahestehende Art, doch an 
der geringeren Schuppenzahl und den Einkerbungen am Ober- und 
Hinterrande der Nasenschilder immerhin gut kenntlich. 

Der Körper ist ziemlich gedrungen, der vom Halse nur mäßig 
abgesetzte Kopf länglich eiförmig, oberseits vor den Augen flach 
oder auch etwas vertieft, mit stumpf zugespitzter Schnauze, deren 
Seitenkanten nur schwach ausgeprägt, die Zügelgegend vertieft. 
Die Augen sind verhältnismäßig klein, ihre Höhe fast immer geringer 
als deren Abstand von der Mundspalte. Der beim Männchen etwas 
längere Schwanz ist 8&—ızmal in der Gesamtlänge enthalten. 

Das Rostrale ist breiter als hoch, nach unten zu von der Mitte an 
mehr oder weniger deutlich verengt, hinten in der Regel nur von einem 
einzigen Apicale begrenzt. Letzteres ist groß, quer sechseckig, fast 
immer breiter als das Supraokulare und meist auch größer als das 
vordere Canthale, ausnahmsweise zeigt sich dasselbe in zwei Schild- 
chen zerfallen. Die zwei Canthalen sind entweder gleich groß oder das 
vordere kleiner. Zwischen den Randschildern der Schnauze und dem 
Frontale liegen 3—9 unregelmäßige Schildchen. Die niemals in kleinere 
Schilder zerfallenden Syncipitalen — das Frontale und die Parietalen 
sind groß, länger als breit, das erstere, welches an Länge mindestens 
seinem Abstande von dem Rostrale gleichkommt, auch länger als die 
Parietalen. In Ausnahmsfällen kann das Frontale seitlich bis zu 


Vipera. 62 7 


den Supraokularen verbreitet sein, in der Regel ist es aber von diesen 
durch 2—4 unregelmäßige Schildchen getrennt, dessen mittlere nicht 
selten der Länge nach verschmelzen. Die Supraokularen sind be- 
deutend, meist um das Doppelte, länger als breit und viel schmäler 
als das Frontale. Die Parietalen mindestens von der Länge der Supra- 
okularen, aber kleiner als das Frontale. 

Das Nasale ist sehr groß, viel höher aber meist kürzer als das 
Auge, vorne von dem Rostrale durch ein hohes nach unten stark ver- 
engtes Pränasale und das ebenfalls hohe erste Supralabiale getrennt, 
oben von den Canthalen, unten von den zwei ersten Supralabialen und 
hinten von mehreren unregelmäßigen Schildchen begrenzt; der Ober- 
und Hinterrand dieses Schildes ist durch mehrere in dasselbe hinein- 
gehende kurze Einschnitte mehr oder weniger geteilt oder gekerbt. Das 
im unteren Teile des Nasale liegende Nasenloch stellt einen hufeisen- 
förmigen, mit seiner Konkavität nach rückwärts gerichteten Spalt 
vor. Das Auge ist von 7—1I kleinen 
Schildchen umgeben, deren oberstes 
in horizontaler Richtung stark ver- 
längert ist und nicht selten bis zum 
Nasale reicht. Die Schläfen sind mit 
großen, glatten, schuppenartigen 
Schildchen bedeckt. Supralabialen 
sind gewöhnlich 8, seltener 7 oder 9 
vorhanden, hievon das vierte und 
fünfte die größten, jenes stets, dieses 
oft noch teilweise unter dem Auge 
stehend, das letzte meist größer als 
das vorletzte. Die Zahl der Sublabia- 
len beträgt 8—ıı, gewöhnlich aber 
9—ıIo, die Inframaxillaren werden von 
3—4 Sublabialen berührt, die Kehl- 
schuppen sind in 4—5 Paare, die 
Rumpfschuppen in Ig (höchst selten 
in 20 oder 21) Längsreihen geordnet; 
von letzteren ist nur die unterste glatt, 
die anderen aber deutlich gekielt. Fig. 130. 
Ventralen sind 120—14I, Subcaudalen 
30—37 vorhanden. 

Die Färbung und Zeichnung sind im ganzen sehr beständig. Die 
Grundfarbe der Oberseite besteht gewöhnlich aus einem ziemlich 
hellen, häufig ins Grünliche ziehenden Braun, das an den Seiten 
dunkler, längs der Dorsalbinde aber lichter, bei jüngeren Tieren 
mitunter selbst gelblichweiß wird; bei letzteren ist am Pileus der 
Innenrand der Canthalen schwarzbraun gesäumt und das Frontale 
in der Mitte mit einer länglichen, braunen, dunkel umrandeten Makel 
versehen. Von jedem Supraokulare zieht sich ein dunkler, manchmal 
unterbrochener Streifen gegen die gemeinsame Parietalnaht und von 
da aus umbiegend zu den Mundwinkeln hin. Stoßen diese Streifen in 
der Mitte zusammen, so entsteht dadurch eine einem Multiplikations- 
zeichen ähnliche Figur, bleiben sie aber von einander entfernt, so 

40* 





Vipera Ursinii Bonap. 


628 Viperidae. 


bildet jeder einen mit seiner Konkavität nach außen gerichteten 
Bogen, der meist noch eine dunklere Makel umgibt. 

Mit zunehmendem Alter verwischen sich jedoch diese Zeichnungen 
oft und erscheint dann nur die hintere Hälfte des Pileus durch mehr 
oder weniger häufiges Zusammenfließen derselben verdunkelt. Eine 
Ausnahme machen bloß die schräg nach hinten gegen die Mund- 
winkel ziehenden Schenkel der Supraokularstreifen, welche in Form 
eines nach rückwärts offenen Bogens oder Winkels auch bei er- 
wachsenen Tieren fast immer erhalten bleiben und sich an den Seiten 
des Nackens nicht selten mit dem wohl auch kaum jemals fehlenden, 
schräg über die Schläfen verlaufenden Postokularbande verbinden. 
In die Öffnung dieser Zeichnung fügt sich dann die zackenförmige 
Mittelbinde ein, welche über den ganzen Rücken bis zur Schwanz- 
spitze läuft und aus rhombischen, rundlich eiförmigen oder unregel- 
mäßig sechseckigen Makeln besteht; letztere sind bald zusammen- 
hängend, bald wieder stellenweise getrennt, haben eine graugrüne 
oder hell-, bei jüngeren Stücken mitunter selbst zimmtbraune 
Färbung und sind beiderseits entweder mit einer ununterbrochenen 
schwarzen oder kästanienbraunen Einfassung oder wenigstens mit 
mehr oder weniger länglichen oder bogigen derlei Flecken versehen. 
Außer dieser Mittelbinde, die gewöhnlich nur sieben Schuppenreihen 
umfaßt, laufen längs der Körperseiten noch je drei Reihen schwarzer 
oder kastanienbrauner Makeln hin, deren oberste aus länglichen, 
den Einbuchtungen der Rückenbinde entsprechenden Flecken besteht 
und nach vorne zu häufig schwächer wird oder selbst ganz verschwindet; 
die nächst untere Reihe, welche die Fortsetzung des Subokularstreifens 


bildet, setzt sich dagegen aus großen, rundlichen oder unregelmäßig _ 


viereckigen, undeutlich gerandeten Makeln zusammen, die unter 
den Konvexitäten der Vertebralbinde liegen. Endlich ist am Bauch- 
rande gewöhnlich noch eine dritte Reihe aber ganz kleiner Flecken 
vorhanden, die über die Spitze der untersten glatten Schuppen hin- 
zieht. All diese Seitenmakeln sind übrigens nicht immer gesondert, 
sondern bilden öfters durch bald mehr bald weniger häufiges Zu- 
sammentfließen verschiedenartige zackige oder wellige unregelmäßige 
Zeichnungen. Die Schnauzenspitze, die Lippenschilder, sowie die 
Unterseite des Kopfes und Halses sind mehr oder weniger gelblich 
weiß, der Bauch stahl-, schiefer- oder schwärzlich-grau, im männlichen 
Geschlechte in der Regel nur seitlich, beim Weibchen dagegen ganz 
mit grauweißen Makeln belegt, welche am Hinterrande der Ventralen 
stehend, meist 4—6 Längsreihen bilden; der unterseits in der Jugend 
mehr schmutzigweiße, bei älteren Stücken aber lichtgraue Schwanz 
zeigt zwei Längsreihen dunkelgrauer Flecke. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 40—50 cm. 

Vipera Urvsinti bewohnt vorwiegend baumlose Hügel und Wiesen- 
flächen sowie heideartige Niederungen, woselbst sie sich gewöhnlich 
in Mäuselöchern aufhält. Ihre Nahrung scheint fast ausschließlich 
aus den an ihren Standorten häufigen Zauneidechsen (Lacerta agilis) 
zu bestehen, welche sie nicht wie andere Vipern beißt und dann los- 
läßt, sondern sofort lebend verschlingt, wobei sie ihre Giftzähne ent- 
weder gar nicht oder nur dazu benutzt, um nach Art der Trugnattern 





Vipera. 629 


ihr Opfer zu betäuben und dessen Widerstand zu brechen; Mäuse, 
selbst ganz kleine, werden niemals gefressen. Ihr Gift ist übrigens 
nur von geringer Wirkung. 

In der Gefangenschaft wird sie ein vollkommenes Tagtier, das 
auch ziemlich oft und lebhaft herumkriecht und sich nur des Nachts 
in ihre Schlupfwinkel zurückzieht. Schon im Freien nicht sehr wild 
und bösartig, wird sie im Terrarium bald vollkommen zahm und 
gutmütig. 

Sie dürfte wahrscheinlich in der ungarischen Tiefebene ihre 
eigentliche Heimat haben und entspricht sonach auch in Lebens- 
weise und Aufenthalt der steppenbewohnenden südrussischen Renardı. 
Von Ungarn ist sie dann westlich nach Niederösterreich vorgedrungen, 
woselbst sie im Wiener Becken, aber nur südlich von der Donau, 
stellenweise recht häufig ist. Nebstdem ist sie noch aus Frankreich 
(Basses Alpes) und aus Italien (Abruzzen) bekannt, scheint jedoch 
in diesen subalpinen Regionen nur sehr vereinzelt vorzukommen. 


8. Vipera maecrops: Caput ante oculos haud angulatum Pileo sqguamoso- 
scutellato, apicali unico scuto supraocuları latıtudine ad summum 
aequali, frontalibus et parietalibus plerumgue irregularıbus, 
supraocularibus ultra oculos excedentibus.  Rostrum subacu- 
minatum cantho rostrali obluso. Nasale oculo altitudine vix aequale 
supra et postice incisum. Oculi magnı, spatio suboculari altiores. 
Supralabialia 8, squamae gulares per paria 3, trunci per series 
19 dispositae. Long. 35—45 cm. 

Vipera berus Wern. Zool. Anz. pag. 423 (1893). — Pelias be- 
rus Tomas. Wiss. Mitth. Bos. u. Herzeg. pag. 650 (1898). — Vipera 
Ursinii Wern. Wiss. Mitth. Bosn. u. Herzeg. pag. 821 (1899). — Vi- 
pera macrops Meh. Annal. Mus. nation. hungar. IX, pag. 203 (Igır). 





Typus: Supra griseo-fusca, laterıbus obscurioribus, fascıa dorsali 
undulata brunnea; subtus grisea, albo-nebulosa. 


var. a) Ut supra, sed vitta dorsali maculisque capıtıs ac laterum 
nigrofuscis. Subtus postice grisescens. 

var. b) Supra fusco-nigrescens, concolor, taenia vertebrali in cauda 
tantum conspicua;, subtus grisea, albo-nebulosa. 

var. c) Supra-nigro fusca, concolor ; subtus alba. 

var. d) Supra taenia dorsali valde dılatata aterrima, subtus nigrescens, 
concolor. 

var. e) Supra plumbeo-nigrescens, lateribus lucidioribus, subtus 
grisea. 


In Habitus und Färbung der vorigen ähnlich, aber an dem 
kleinen Apicale und Nasale, sowie an den großen, ihre Entfernung von 
der Mundspalte an Höhe meist merklich übertreffenden Augen 
kenntlich. 

- Der Körper ist verhältnismäßig schlank, der vom Halse schwach 
abgesetzte Kopf klein, kurz eiförmig und gedrungen, was namentlich 
im männlichen Geschlechte hervortritt; die flache Schnauze ist stumpf 
zugespitzt, ihre Seitenkanten nur schwach ausgeprägt, die Zügel- 
gegend vertieft. Die Augen sind relativ groß, ihr Höhendurchmesser 


630 Viperidae. 


deren Abstand von der Mundspalte in der Regel merklich übertreffend. 
Der beim Männchen etwas längere Schwanz ist 6—ıomal in der Ge- 
samtlänge enthalten. 

Das Rostrale ist breiter als hoch, von der Mitte an nach unten zu 
gewöhnlich nicht verengt, hinten nur von einem einzigen Apicale 
begrenzt. Dieses ist klein, länglich sechseckig, nach rückwärts ver- 
schmälert, höchstens so breit als ein Supraokulare und meist auch 
deutlich kleiner als das vordere Canthale. In Ausnahmefällen kann 
es vorkommen, daß das genannte Schildchen gänzlich fehlt und dann 
die beiderseitigen vorderen Canthalen über der Schnauzenspitze zu- 
sammenstoßen. Von den zwei Canthalen ist in der Regel das vordere 
größer als das hintere. Zwischen den Randschildern der Schnauze und 
dem Frontale liegen 2—6, gewöhnlich aber 
nur 3 ziemlich große Schilder. Frontale 
und Parietalen sind häufig sehr unregel- 
mäßig entwickelt oder selbst in kleinere 
Schilder aufgelöst, was namentlich bezüg- 
lich der letzteren oft vorkommt. Das 
Frontale ist von den Supraokularen durch 
2—4 unregelmäßige Schildchen getrennt, 
die häufig der Länge nach verschmelzen. 
Die schmalen Supraokularen sind min- 
destens doppelt so lang als breit, die im 
Vergleich mit dem Frontale viel kleineren 
Parietalen immer deutlich, oft sogar be- 
trächtlich kürzer als die Supraokularen. 

Das Nasale ist verhältnismäßig klein, 
meist niedriger als das Auge, vorne von 
dem Rostrale durch ein sehr hohes nach 
unten verschmälertes Pränasale und das 
viel niedrigere erste Supralabiale getrennt, 
Fig. 130b. oben von den Canthalen, unten von den 
zwei ersten Sublabialen und hinten von 
meistens zwei übereinanderstehenden Post- 
nasalen begrenzt. Der obere und hintere, mitunter aber auch alle 
Ränder des genannten Schildes sind durch in dasselbe hineingehende 
kurze Einschnitte mehr oder weniger geteilt oder gekerbt. Das im Unter- 
teile des Nasale befindliche Nasenloch hat die Form eines hufeisen- 
förmigen, mit seiner Konkavität nach rückwärts gerichteten Spaltes. 
Das Auge ist von 6—1o kleinen Schildern umgeben und von dem 
vierten und fünften Supralabiale durch 3—4 längliche Schildchen ge- 
trennt. Das oberste Präokulare ist gewöhnlich bis zum Nasale ver- 
längert. Die Schläfen sind mit großen, glatten, schuppenartigen 
Schildern bedeckt. Supralabialen sind 6—9, meistens aber 8 vor- 
handen, davon das unter dem Auge stehende vierte und fünfte die 
größten, das letzte gewöhnlich merklich größer als das vorletzte. 
Die Zahl der Sublabialen beträgt 7—II, die vier ersten berühren 
fast immer die Inframaxillaren. Die Kehlschuppen sind in drei 
Paare, die Rumpfschuppen in 19 Längsreihen geordnet; von letzteren 
ist die unterste glatt, die nächste oft kaum merkbar, manchmal aber 











Vipera macrops Meh. 


Vipera. 631 


auch schon ziemlich deutlich und die übrigen scharf gekielt. Ven- 
tralen sind 124—135, Subcaudalen 21—35 vorhanden. 

Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Regel ein mehr oder 
weniger ausgesprochenes Graubraun, das neben der Rückenbinde 
heller, auf den Körperseiten aber wegen der hier auftretenden Be- 
puderung dunkler ist. Der Kopf zeigt dunkelbraune oder schwärz- 
liche Längsflecken, von denen, wenn sie vollkommen ausgebildet 
sind, jederseits einer am Innenrande der Canthalen und einer über 
die Mitte des Frontale verläuft; desgleichen zieht sich von den Supra- 
okularen ein bandförmiger Streifen gegen die gemeinsame Naht 
der Parietalen und von da aus sich umbiegend zum Mundwinkel hin. 
Durch Zusammenstoßen der letztgenannten Makeln entsteht oft am 
Hinterkopf eine andreaskreuzartige Zeichnung, während deren 
Konkavität meist noch einen rundlichen Flecken einschließt. End- 
lich ist noch an den Schläfen ein meist ziemlich kurzer, besonders 
an seinem Unterrande mehrfach ausgebuchteter und schräg nach 
unten ziehender Temporalstreifen zu bemerken; derselbe beginnt 
gewöhnlich erst in einiger Entfernung hinter dem Auge, hört, ohne 
sich mit dem herabsteigenden Ast des Nackenfleckens zu verbinden, 
am letzten Supralabiale plötzlich auf und ist daher infolgedessen 
fast immer vollkommen isoliert. 

Von diesen Zeichnungen sind aber namentlich die am Vorder- 
kopf stehenden nicht selten mehr oder weniger, ja mitunter selbst 
ganz verwischt; nur der bogenförmige Nackenstreifen und die Tempo- 
ralmakel sind sehr beständig. Unter dem Schläfenstreif werden die 
Kopfseiten heller und gegen die Mundspalte zu schließlich weißlich, 
die Hinterränder fast aller Labialen sind bei Jungen und Männchen 
immer, bei Weibchen meistens scharf braun gesäumt; nur das Rostrale 
und das erste Supralabiale sind stets, das vorderste Supralabiale 
gewöhnlich ganz weiß. Die Iris ist hell kupferbraun oder kupferrot, 
am Ober- und Innenrande schwefelgelb. 

Zwischen die Hinterschenkel der Nackenzeichnung schiebt sich 
nun die meist bis zur Schwanzspitze ununterbrochen verlaufende 
dunkelbraune Rückenbinde ein, die aber weniger aus hintereinander- 
stehenden Makeln als aus einem ziemlich breiten, oft bis neun Schup- 
penreihen einnehmenden Wellenbande besteht; nach außen zu ist 
dasselbe meist nur wenig dunkler, seltener schwarz gesäumt. In der 
Verlängerung der Temporalstreifen zieht sich dann beiderseits noch 
eine Reihe dunkelbrauner, verschieden geformter Flecken hin, wäh- 
rend die Körperseiten zwischen dieser und dem Rückenbande stets 
ungefleckt sind. Endlich läuft noch eine mehr oder weniger aus- 
gesprochene Fleckenreihe über die untersten Seitenschuppen hin. 

Auf der Unterseite ist der Vorderteil des Kopfes weiß, die Kehl- 
schuppen aber mit dunkelgrauer Bestäubung versehen, die, sich 
gegen die Schuppenränder verdichtend, letztere oft mit einem dunklen 
Saume versieht. Der Bauch und der Schwanz sind schiefergrau 
mit weißen oder weiß mit grauen Flecken, letztere nicht selten in 
Längsreihen gestellt. In seltenen Fällen kann eine dieser Farben 
die andere mehr oder weniger, ausnahmsweise selbst ganz verdrängen. 
Die Schwanzspitze ist niemals gelb. 


632 Viperidae. 


Sehr alte Männchen werden in Färbung und Zeichnung der 
Kreuzotter sehr ähnlich; sie sind meist auffallend hell, grau bis 
weißlich oder licht bräunlich bis gelb, mit deutlichen Kopfzeichnungen 
und scharfer, schwarzer Zickzackbinde; bei den Weibchen ist da- 
gegen die letztere gewöhnlich nur aus einem tieferen Ton der Grund- 
farbe gebildet, während jene in der Regel auf den bogenförmigen 
Nackenstreifen beschränkt sind. — Die Männchen scheinen bei dieser 
Art weit seltener als die Weibchen zu sein. 

Außer der hier beschriebenen Normalfärbung kommen aber, 
wenn auch nicht häufig, manchmal Varietäten vor, die besonders zur 
Melanose neigen. So kann die Oberseite schwarzbraun, ja selbst 
schwärzlich werden, wobei dann die dunklen Zeichnungen mehr oder 
weniger oder selbst ganz verschwinden und höchstens noch am 
Schwanze sichtbar bleiben. In anderen Fällen ist wieder das Rücken- 
band sehr verbreitert und von tiefschwarzer Farbe. Die Unterseite 
dieser Formen kann bald weiß, bald grau, oder auch ganz einfarbig 
schwarz sein. 

Die Größe des erwachsenen Tieres überschreitet nur selten 
40 cm. 

Vipera macrops lebt ausschließlich im Gebirge, woselbst sie nach 
Veith auf nicht zu schwerem, mit hohem Grase oder niederem 
Buschwerk bewachsenem Karstboden zwischen 10001600 n Meeres- 
höhe stellenweise sehr häufig ist. Auf lockerem Gestein kommt sie 
nicht vor, sowie sie sich stets auch nur in natürliche Felsspalten, 
niemals aber ins Geröll oder unter nur lose aufliegende Steine ver- 
kriecht. Sie ist sanften und gutmütigen Naturells, bläht sich, ge- 
fangen genommen, nach Art der Ringelnatter auf und macht nur 
in den allerseltensten Fällen von ihrem Gebisse Gebrauch. Dies 
mag wohl auch mit ihrer ausschließlich aus Heuschrecken bestehenden 
Nahrung zusammenhängen, bei deren Bewältigung sie natürlich des 
Giftapparates nicht bedarf, so daß sie sich der Verwendung desselben 
schon mehr oder weniger entwöhnt haben dürfte. Der Biß selbst 
ist wenigstens nach den bisherigen Erfahrungen auch für den Men- 
schen mit keinen besonderen Nachteilen verbunden. Wegen dieser 
ihrer Eigenschaften ist macrops jedenfalls als nützlich zu bezeichnen 
und der Schonung zu empfehlen. Da in ihren Wohnbezirken der 
Winter sehr lange dauert und ihre Nahrungstiere erst bei höherer 
und länger dauernder Wärme in Massen erscheinen, kommt sie auch 
verhältnismäßig spät im Jahre hervor. Aus dem Gesagten ergibt 
sich auch, daß diese Schlange in der Gefangenschaft mit allen kleineren 
Wirbeltieren ohne Gefahr für die letzteren zusammengehalten werden 
kann. 

Diese Art ward bisher ausschließlich im Nordwesten der Balkan- 
Halbinsel und zwar in Bosnien, der Herzegowina und Montenegro 
gefunden. Nach M&hely könnte möglicherweise auch die von 
Werner von der Istrianischen Insel Veglia erwähnte Vipbera 
Ursinii hieher gehören. 


Colubridae. 633 


2. Familie. Colubridae. 
Pileus scutis magnis novem rvegularıter dispositis tectus. 
Scutum rvostrale nasale adtingens. 
Pupilla plerumque circularıs. 
Scuta ventralia lata, analia et subcaudalia paria. 
Cauda mediocris aut longa. 


Die Colubriden sind kleine oder mittelgroße Schlangen mit ziem- 
lich schlankem, in der Mitte meist nur wenig verdicktem Körper, der 
gewöhnlich walzig verlängert und nach unten gegen den Bauch zu 
manchmal mit einer schwachen Seitenkante versehen ist. Der vom 
Halse bald mehr, bald weniger deutlich geschiedene Kopf ist meist 
von elliptischer oder eiförmiger Gestalt, auf seiner flachen oder sanft 
nach vorne geneigten Oberseite immer mit neun größeren, symme- 
trisch angeordneten Schildern bedeckt; es sind dies zwei Internasalia, 
zwei Praefrontalia, zwei Supraokularia, zwei Parietalia und ein 
Frontale; unter diesen sind in der Regel die Internasalen die kleinsten, 
die Parietalen hingegen die größten. Das Frontale ist immer stark 
in die Länge gezogen, in seiner Mittellinie manchmal vertieft oder 
gefurcht, nach hinten stets als dreieckige Spitze zwischen die Parie- 
talen eingekeilt. Die Kopfseiten fallen bald ziemlich steil oder selbst 
senkrecht ab oder sind mehr oder weniger schief nach außen und 
unten geneigt; sie sind daher von oben samt den Augen oft nur teil- 
weise oder fast gar nicht, manchmal aber auch wieder in ihrer ganzen 
Ausdehnung sichtbar; dementsprechend ist auch die Schnauzenkante 
bald sehr scharf und deutlich, bald wieder mehr oder weniger ver- 
rundet und unmerklich. Die Bekleidung der Kopfseiten besteht vorn 
aus dem Rostrale, seitlich aus dem Nasale, aus einem, seltener aus 
zwei Zügelschildern, aus einem bis drei Prä- und zwei bis vier Post- 
okularen, denen sich nach hinten zu die oft ziemlich undeutlichen 
Temporalia anschließen. Das Nasale ist stets seitlich vor der Schnau- 
zenspitze, unmittelbar hinter dem Rostrale gelegen und nur selten 
einfach, sondern fast immer durch eine die Nasenlöcher durch- 
schneidende Quernaht bald mehr, bald weniger geteilt. Das obere 
Präokulare ist in den meisten Fällen in Form einer dreieckigen Platte 
auf den Pileus übergebogen, vor den Augen oft sehr deutlich einge- 
drückt oder vertieft, sein oberer Teil daher oft stark leistenartig nach 
außen vorspringend. Die Augen, welche meist eine runde, seltener 
eine längsgespaltene und vertikal gestellte Pupille besitzen, sind 
nach unten zu von den Supralabialen nur ausnahmsweise durch 
Subokularschilder getrennt. Von den Inframaxillaren sind beide 
Paare wohl entwickelt, die Kinnfurche ist immer gut und deutlich 
ausgesprochen. Die Körperschuppen sind bald glatt, bald gekielt, 
ausnahmsweise selbst der Länge nach vertieft, gewöhnlich nach den 
Seiten zu merklich vergrößert, bald fest und knapp anliegend, bald 
wieder in der hinteren Hälfte mehr oder weniger frei und dann deut- 
lich geschindelt. Die Unterseite ist mit großen, quererweiterten 
Schildern bedeckt, die am Bauche eine einfache, unter dem Schwanze 
aber eine Doppelreihe bilden; der Schwanz selbst ist von mittlerer 


63 4 Colubridae. 


oder auch bedeutender Länge, von seiner Wurzel gegen die Spitze zu 
stets sehr allmählich und stark verdünnt. Das Anale ist immer ge- 
teilt. Sämtliche Mitglieder der Familie sind in beiden Kiefern, wie 
auch im Gaumen, bezahnt, die Gaumenzähne in zwei parallele Längs- 
reihen gestellt, die des Oberkiefers entweder vollkommen glatt, 
giftlose Nattern (Aglyphae), oder die letzten derselben 
verlängert und vorne längsgefurcht, Trugnattern (Opisto- 
glyphae). Bei diesen, zu denen die Gattungen Macroprotodon, Coe- 
lopeltis und Tarbophis gehören, sind die Furchenzähne mit. Gift- 
drüsen in Verbindung, deren durch die Furche abfließendes Sekret 
kleineren Tieren rasch den Tod bringt; dem Menschen sind diese 
Schlangen jedoch nicht gefährlich, da abgesehen davon, daß die 
betreffenden, weit hintenliegenden Zähne beim Bisse gewöhnlich 
nicht zur Verwendung kommen, auch die Wirkung des Giftes nicht 
hinreichend stark ist. 

Die Colubriden sind meistens Tagtiere, welche die Hitze und 
den Sonnenschein lieben und unter diesen Bedingungen ihre größte 
Lebhaftigkeit entfalten; sie sind schnell und gelenkig, leicht erreg- 
bar und zornmütig und greifen ihre Feinde wütend an, werden aber 
auch wieder meist in kurzer Zeit und oft vollständig zahm, so daß 
sie in der Gefangenschaft sehr gut fortzubringen sind. Obwohl als 
echte Landtiere vorzugsweise am Boden lebend, können die meisten 
doch mit viel Geschicklichkeit klettern und schwimmen, ja manche 
siedeln sich mit Vorliebe in der Nähe des Wassers an (Tropidonotus), 
aus demselben dann teilweise auch ihre Nahrung holend; letztere 
besteht nur bei jüngeren Tieren aus Insekten, bei älteren aber fast 
ausschließlich aus Wirbeltieren aller Klassen, die sie teils lebend 
hinabwürgen, teils durch Umschlingungen früher erdrücken; ihr sehr 
erweiterbares Maul setzt sie in die Lage, auch solche Beute zu ver- 
zehren, welche im Verhältnis zur Körpergröße der Schlange oft von 
ziemlich ansehnlichen Dimensionen ist. Wenngleich viele Nattern 
oft fern von allen Gewässern gefunden werden, so lieben sie doch, 
wenigstens in der Gefangenschaft, fast alle das Wasser, legen sich oft 
stundenlang hinein und trinken es nach langer Entbehrung mit großer 
Gier, indem sie entweder den Kopf tief in die Flüssigkeit versenkend 
dieselbe aufsaugen, oder aber durch Kaubewegungen des Unterkiefers 
das Wasser schöpfen. Unter natürlichen Verhältnissen legen fast 
sämmtliche Colubriden Eier, die von den Weibchen stets an solchen 
Orten abgesetzt werden, wo sie durch die Wärme der Umgebung zur 
Reife gelangen können. 

Die Nattern sind im ganzen ziemlich indifferente Tiere, die weder 
als schädlich noch als nützlich bezeichnet werden können, da die 
meisten den Schaden, den sie einerseits durch Verschlingen von 
Vögeln und deren Eiern sowie von nützlichen Eidechsen und Lurchen 
anrichten, anderseits wieder durch Vertilgung kleiner Nagetiere wett- 
machen. 

Die in Europa vorkommenden Arten dieser Familie werden der- 
zeit in acht Gattungen untergebracht, welche, da sie teilweise aus- 
schließlich auf die Bezahnung basiert, nur schwer durch bloß äußer- 
liche Merkmale auseinanderzuhalten sind; in der nachstehenden 


Colubridae. 635 


Übersicht ist der Versuch gemacht, die Bestimmung der hieher- 
gehörigen Schlangen ohne Berücksichtigung des Gebisses zu er- 
möglichen. 

I Frontale niemals bedeutend schmäler als die Supraokularen und 
letztere nach vorne zu nicht überragend. Kopf zwischen den 
mäßig großen Augen nicht vertieft. Nur ein einziges Frenale, 
Schuppen glatt oder gekielt. 

2 Frenale vom Vorderrande des Auges stets durch I—3 Prä- 
okularen getrennt. 

3 Das sechste Supralabiale nach oben nicht bis zum Parietale 
reichend, sondern von ihm durch dazwischenliegende Tempo- 
ralschilder oder Schuppen getrennt. 

4 Körpermitte mit mindestens Ig Schuppenreihen. 
5 Postokularen hinten von zwei Temporalen oder Schup- 
pen begrenzt. 
6 Schuppen nur in Ig Längsreihen, vollkommen glatt. 

7 Augen vorne nur von einem einzigen großen Prä- 
okulare begrenzt. Supraokularen am Außenrande 
nicht vorspringend, Kopfseiten flach oder höchstens 
unmittelbar vor den Augen kaum merkbar ver-. 
tieft, Schnauzenkante daher wenig ausgesprochen. 
Subcaudalpaare höchstens 70 

5. Gatt. Coronella Laur. 

7 Augen vorne unter dem großen Präokulare noch 
von einem kleinen Subokulare begrenzt. Außen- 
rand der Supraokularen vorspringend und an die 
über der vertieften Zügelgegend hinziehende leisten- 
artige Schnauzenkante angeschlossen. Subcau- 
dalpaare mindestens 87 

7. Gatt. Zamenis Wagl. 
6’ Schuppen in 2I—29 Längsreihen. 

7 Augen vorne nur von einem einzigen großen Prä- 
okulare begrenzt, Schnauzenkante wenig aus- 
gesprochen oder verrundet. 

8 Bauch höchstens mit 200 Ventralen 

5. Gatt. Coronella Laur. 

8 Bauch mit mehr als 200 Ventralen 

6: „Gatti Co lu benrEmze: 

7’ Unter dem großen Präokulare noch ein viel kleineres 
Subokulare. 

8 Unterrand der Augen an die Supralabialen 
stoßend, Schuppen im Alter manchmal mehr 
oder weniger gekielt 6. Gatt.Coluber Linne. 

8 Unterrand der Augen von den Supralabialen 
durch eine Reihe kleiner Schildchen getrennt. 
Supraokularen vorspringend, Schnauzenkante 
sehr deutlich, Schuppen immer glatt 

7. Gatt. Zamenis Wagl. 
5’ Postokularia hinten nur von einem einzigen, großen 
Temporale begrenzt. Schuppen, mit Ausnahme der 


636 Colubridae. 


an die Bauchschilder stoßenden, scharf und sehr deut- 

lich gekielt .. 2.8 'Gatt. Tropidonotu's-Kohk 

4' Körpermitte mit 15—ıI7 Schuppenreihen. Postokularen 

hinten von I—2 Temporalschildern begrenzt. Kopf vom 

Halse nur wenig abgesetzt . 4. Gatt. ContiaB. Gir. 

3 Das sechste Supralabiale nach oben bis zum Parietale 

reichend. Pupille vertikal elliptischh Kopf nur schwach 

abgesetzt, Schuppen glatt 

I. Gatt: Macroprotodon ’Gıc® 

2' Zügelschild unter dem Präokulare vorbei bis zum Auge ver- 

längert. Supraokularia klein, viel schmäler und kürzer als 

das Frontale. ı Prä- und I—2 Postokularen. Schuppen glatt, 

in.1gsLängsreihen ". 4. .3."Gatt.«T ar bophis Feseim 

I’ Frontale lang und schmal, kaum halb so breit wie die Supra- 

okularen, welche vom ersteren nach vorne zu überragt und von 

den Präfrontalen durch die sich dazwischenschiebenden Prä- 

okularen getrennt werden. Kopf zwischen den auffallend großen 

Augen vertieft, mit vorspringenden Brauenschildern und scharfer 

Schnauzenkante.. 2 hintereinanderliegende Frenalen. Schuppen 
im Alter der Länge nach vertieft, löffelförmig 

2». Gatt..Coelopeltis’Wagk 


1. Gattung. Macroprotodon, 
Guichen. Explor. scientif. Alg. Rept. pag. 22 (1850). 
Scutum rostrale longitudine saltem duplo latius. 
Scuta suwpraocularia subemarginata non excedentva. 
Scutum praeoculare et temporale unum, postocularia duo. 
Pupilla verticalis, elliptica. 
Supralabiale sextum altum, usque ad parietale plerumgque 
productum. 
Squamae laevissimae, per series 19—25 dispositae. 


Der Körper ist ziemlich schlank, seitlich nur schwach zusammen- 
gedrückt, der Kopf gestreckt, etwa doppelt so lang als breit, oben bis 
zu den Internasalen hin vollkommen flach, nach vorne nur wenig 
verschmälert, mit auffallend breit verrundet abgestutzter Schnauze. 
Seine Seiten fallen schief nach außen und unten ab, und sind infolge- 
dessen die Augen von oben ganz sichtbar und der Canthus rostralis 
verwischt; eine halsartige Einschnürung zwischen Kopf und Rumpf 
ist kaum wahrzunehmen. Das Rostrale ist mindestens doppelt so 
breit als hoch, die schwach ausgerandeten Supraokularen springen 
nicht vor, die Pupille ıst vertikal elliptisch, Präokulare und Tempo- 
rale sind je eins, Postokularen zwei vorhanden. Das sechste Supra- 
labiale ist in vertikaler Richtung so stark erweitert, daß es mit dem 
Parietale derselben Seite fast immer in kurzer Naht zusammenstößt. 
Die Schuppen sind vollkommen glatt und in I9—25 Längsreihen 
gestellt. 

Von den 1o—ıı Zähnen des Oberkiefers sind der vierte und 


Macroprotodon. 637 


fünfte, oder auch dieser und der sechste länger und von den darauf- 
folgenden, deren zwei letzte gerade hinter den Augen stehenden eben- 
falls vergrößert und gefurcht sind, durch einen Zwischenraum getrennt; 
die Unterkieferzähne nehmen bis zum sechsten an Länge zu und ist 
dieser von den kleineren dahinterliegenden ebenfalls etwas abgerückt. 

Die einzige Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa. 


1. Maeroprotodon eueullatus: Supra fuscescens maculis Parvis 
nigrescentibus seriatis. Occipite plaga magna versus latera Pro- 
longata striague obliqua subocuları obscuris. Subtus flavidus 
vel ruber, aut concolor aut nigro-punctatus. — Long. 50 cm. 


Colubericweullatus Geoffr. Descript. Egypt. Rept. tab. VIII, 
fig. 3 (1827). — Coronella laevis var. Schleg. Essai phys. serp. II, 
pag. 69 (1837); — Macroprotodon mauritanicus Guichen. 
Rept. et poiss. d. l’Explor. scient. de l’Alg. pag. 22, tab. 2 (1850). — Ly- 
cognathus cucullatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 926, 
4 (1854). — Lycognathus taeniatus Dum. Bibr. l. c. pag. 930 
(1854). — Coronella cucullata Günth. Proceed. zool. Soc. Lond. 
pag. 470 (1859). — Coronella brevis Günth. Annal. et Magaz. 
Nat. Hist. (3), IX, pag. 58 (1862. — Coronella taeniata Strauch 
Erpetol. Alg. pag. 57,(1862).. — Psammophylax cucullatus 
Jan. Enum. syst. Of .Coronell. Arch. Zool. Mod. Il, fasc. 2, pag. 309, 4 
(1862). Macroprotodon maroccanus Peters Sitzb. Ges. 
naturf. Fr. pag. 27 (1882). — Macroprotodon cucullatus 
Bouleng. Tr. Zool. Soc. XIII, pag. 143 (1891). 





Das sehr niedrige Rostrale ist bogenförmig, nicht auf den Pileus 
übergewölbt und daher von oben nur dessen äußerster Hinterrand 
sichtbar, die in breiter Naht zusammenstoßen- 
den Internasalen sind höchstens so lang wie 
die Präfrontalen. Das Frontale ist länger als 
sein Abstand von der Schnauzenspitze, nach 
vorne nur mäßig erweitert, an der Präfrontal- 
naht sehr stumpfwinkelig, hinten aber ziem- 
lich weit zwischen die Parietalen eingeschoben. 
Die Supraokularen sind bedeutend schmäler, 
die nach rückwärts stark verengten Parie- 
talen merklich länger als das Frontale. Das 
Nasale ist über doppelt so lang als hoch, in | 
der Mitte geteilt, das Nasenloch dem Öber- EIS BT: 
rande näher als dem unteren, das Schild Macroprotodon cucullatus 
selbst den zwei ersten Supralabialen auf- GER 
liegend. Das Frenale ist ebenfalls bedeutend 
länger als hoch, hinten schief abgestutzt, oben in seiner ganzen 
Ausdehnung das Präfrontale, unten das zweite und dritte Supra- 
labiale berührend. Das untere keilförmig verschmälerte und nur 
dem Anfange des vierten Supralabiale aufsitzende Präokulare ist 
nach oben sehr stark erweitert und mit seiner Spitze auf den Pileus 
zwischen das Präfrontale und Supraokulare eingeschoben. Von den 
zwei Postokularen ist das obere merklich größer als das untere, 
von den acht Supralabialen liegen das vierte und fünfte unter dem 
Auge, das sechste bedeutend größere ist nach oben in einen drei- 
eckigen, in der Regel bis zum Parietale reichenden Fortsatz er- 





638 Colubridae. 


weitert; zwischen diesem und dem siebenten Supralabiale liegt das 
einzige Temporale, welches etwa die doppelte Größe der übrigen 
Schläfenschuppen besitzt. Die an der Spitze mit einem nadelstich- 
artigen Grübchen versehenen Schuppen sind am Rücken ziemlich 
schmal sechseckig, nach den Seiten hin aber merklich kürzer und 
breiter. Die Anzahl der Ventralen beträgt 153—ı92, die der Sub- 
caudalen 40—54. 

Die Färbung ist oben hellbraun oder graulich und gewöhnlich 
mit 3—5 ziemlich deutlichen Längsreihen dunkler Flecken ver- 
sehen, welche dadurch entstehen, daß die betreffenden Schuppen 
mit schwärzlichen Mittel- oder Randstrichen versehen sind. Die 
größten, meistenteils drei Schuppen einnehmenden Makeln, stehen 
in der Vertebralgegend, während die seitlichen viel kleiner sind und 
nur I—2 Schuppen umfassen. Die Pileusschilder sind in der Regel 
ziemlich dicht schwarz gesprenkelt, im Nacken steht fast immer 
ein dunkelbrauner, schwarz gesäumter oder auch ganz schwarzer 
Längsfleck, der sich gewöhnlich vorne auf der gemeinschaftlichen 
Parietalnaht auskeilt, während zwei ebensolche Makeln in Form 
einer bald schmäleren, bald breiteren Binde von den Hinterrändern 
des Frontale schief über die Mitte der Parietalen nach außen und 
unten ziehen und sich hinter dem letzten Supralabiale nach vorne 
umbiegen; eine ebensolche Binde zieht sich hinter der genannten 
am Anfange des Halses auch schief nach vorne und unten hin. All 
diese Zeichnungen sind übrigens durchaus nicht immer in der ge- 
schilderten Schärfe und Regelmäßigkeit vorhanden, sondern häufig 
in der verschiedenartigsten Weise verflossen oder untereinander ver- 
bunden und nicht selten so ausgedehnt, daß manchmal nahezu der 
ganze Kopf und Nacken mehr oder weniger schwarz gefärbt er- 
scheinen. Die Supralabialen sind hellgelb und ungefleckt, über das 
fünfte geht vom Auge nach unten und hinten ein schwarzer Strich. 
Die Unterseite ist gelblich oder korallenrot, meist einfarbig, manch- 
mal aber auch mit gewöhnlich nur wenig hervortretenden schwarzen 
Flecken, die in der Mittellinie des Bauches öfters zu einer Längs- 
reihe zusammenfließen. 

Die Größe des ausgewachsenen Tieres übersteigt wohl kaum 50 cm. 

Macroprotodon ist eine Erdschlange, die gewöhnlich nur bei 
Nacht, oder um ihrer hauptsächlich aus kleineren Eidechsen be- 
stehenden Nahrung nachzugehen, zum Vorschein kommt; sie ist ein 
ziemlich sanftmütiges Tier. 

Am Festlande von Europa ist dessen Verbreitung ausschließlich 
auf Andalusien beschränkt, woselbst er aber, wie es scheint, ziem- 
lich selten vorkommt, während er auf den Balearen gemein ist; 
auch ward die Art noch auf der südwestlich von Malta gelegenen 
Insel Lampedusa gefunden. 


2. Gattung. Coelopeltis, 
Wagl. Nat. Syst. d. Amph. pag. 189, 76 (1830). 
Rhabdodon Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 25 (1831). 
Scutum frontale longissimum, angustum, antice ultra supra- 
ocularia productum. 


Coelopeltis. 639 


Praefrontalia a supraocularıbus scutis praeocularıbus dis- 
juncta. 


Scuta frenalia duo, postposita. 

Praeoculare unum, postocularia duo. 

Oculi magni, pupiüla circuları. 

Vultus ante oculos sulcatus, cantho rostrali distinctissimo. 
Squamae in adultis excavatae, per series 17—IY dispositae. 


Der Körper ist gestreckt, walzig, in der Mitte schwach verdickt, 
seitlich kaum zusammengedrückt, ohne ausgebildete Bauchkante. 
Der Kopf ist hoch und groß, vom Halse wenig gesondert, von den 
Augen nach vorne ziemlich kurz und schnell verjüngt, sonst aber 
fast gleichbreit. Die Oberseite zeigt vor den Augen gegen die vor- 
springende Schnauzenspitze zu eine besonders im Alter sehr aus- 
gebildete Vertiefung; desgleichen sind auch die schief abfallenden 
Kopfseiten gegen die Augen zu sehr stark furchenartig eingedrückt, 
daher die Schnauzenkante sehr deutlich entwickelt ist und als scharf 
ausgeprägte Leiste vom oberen Augenrande zur Mitte der Internasalia 
hinzieht. Die Nasenlöcher sind groß und nach rückwärts gerichtet, 
die ebenfalls stark entwickelten Augen vollkommen seitlich gestellt, 
mit rundlichem Sehloch, von oben nur teilweise sichtbar. Der 
mittellange Schwanz ist dünn und spitz auslaufend, etwa ein Fünftel 
der ganzen Körperlänge betragend. 

Das etwa siebeneckige Rostrale ist gewölbt, höher als breit, von 
oben teilweise sichtbar, gegen den Mund zu mit tiefer Ausrandung 
und einer zu ihr parallelen Furche über derselben. Die Internasalia 
sind klein, beilförmig, viel breiter als lang, nach hinten und außen 
bis zum vorderen Zügelschilde spitzig ausgezogen; die mehr als 
doppelt so großen Praefrontalia sind gegen ihre gemeinschaftliche 
Naht hin abschüssig, mit ihrem Außenteile winkelig auf die Kopf- 
seiten bis zu den Zügelschildern herabgebogen. Das Frontale ist 
das längste aller Schilder, in seinem größeren hinteren Teile schmal 
und parallelseitig, in seinem vorderen Ende plötzlich erweitert, ab- 
schüssig und die Supraokularia deutlich überragend. Die Parie- 
talia sind kaum länger, aber sichtlich breiter als die Supraokularen, 
nach rückwärts ziemlich stark verschmälert, letztere gut doppelt so 
breit als der hintere Teil des Frontale, nach vorn kaum verengt, 
mit stark vorspringendem Augen- und vollkommen gerade abge- 
stutztem Hinterrande. Das Nasale ist etwa so groß als die hinter 
ihm liegenden Zügelschilder zusammen, nach unten durch eine vom 
Nasenloch schief nach rückwärts ziehende Naht geteilt. Das erste 
Zügelschild ist gewöhnlich viel höher als breit, ziemlich parallel- 
randig, der vorderen Hälfte des zweiten Supralabiale aufliegend, 
während das hintere etwas niederere kaum höher als breit, etwa tra- 
pezisch ist und beiläufig bis zur Mitte des dritten Lippenschildes 
reicht. Das Präokulare ist sehr groß, im unteren Teile schmal, im 
oberen Teile sehr stark erweitert, gegen das Auge zu in eine scharfe 
Spitze ausgezogen, so daß es im ganzen eine fast beil- oder hammer- 
förmige Form hat. Es ist vor den Augen stark eingedrückt ver- 


640 Colubridae. 


tieft, sein oberer Teil nach außen leistenartig vorspringend und im 
Winkel auf die Oberseite des Kopfes übergebogen, wo es, sich zwi- 
schen die Praefrontalia und Supraokularia einschiebend, bis zum 
Frontale reicht. Die zwei Postokularia sind höher als breit, an Länge 
untereinander wenig verschieden, nach hinten von zwei übereinander 
liegenden, länglich schuppenförmigen Temporalen begrenzt, deren 
unteres das obere an Größe übertrifft. Von den acht Supralabialen 
berührt das vierte und fünfte das Auge, von den ıı Sublabialen 
liegen die sechs ersten den ziemlich gleich großen, durch eine sehr 
tiefe Kinnfurche voneinander getrennten Inframaxillaren an. Die 
Schuppen sind ziemlich locker anliegend und deutlich, oft sehr stark, 
geschindelt. Sie sind entweder ganz glatt oder in der Mitte mehr 
oder weniger der Länge nach gefurcht oder vertieft, was nament- 
lich bei alten Stücken mitunter in so hohem Grade der Fall ist, daß 
die Schuppen dadurch nahezu löffelförmig werden. Doch gibt es 
auch ziemlich erwachsene Stücke mit- fast ganz glatten oder nur 
äußerst schwach vertieften Schuppen, so daß dieselben oft nur bei 
schiefer Ansicht eine seicht eingedrückte Längslinie erkennen lassen. 
Anderseits können ‘aber auch schon ziemlich junge Tiere sehr deut- 
lich vertiefte Schuppen zeigen, und nur bei den eben ausgekrochenen 
Individuen ist dies niemals der Fall. Die zwei untersten Schuppen- 
reihen des Rumpfes, sowie auch die Schwanzschuppen sind übrigens 
immer glatt. Die einzelnen Schuppen haben eine länglich rhom- 
bische oder lanzettliche Form, sind nach den Seiten zu stark ver- 
größert und in 17—I9 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen ge- 
stellt. Die kaum auf die Oberseite aufgebogenen Bauchschilder be- 
tragen gewöhnlich gegen 180 (I68—210), die Schwanzschilderpaare 
schwanken meist zwischen 90 und Ioo, können aber auch bis auf 69 
reduziert sein. 

Der Oberkiefer hat 10—ı7 ziemlich gleichgroße Zähne, auf welche 
dann ı—2 unter dem Hinterrande des Auges stehende sehr große 
Furchenzähne folgen; im Unterkiefer sind die vorderen Zähne stark 
verlängert. 

Die einzige europäische Art lebt im südlichen Europa. 


1. Coelopeltis monspessulana: Supra testacea, olivacea vel fuscescens, 
aut concolor aut nigro-maculata alboque striolata,; subtus albido- 
flavescens vel rubescens, saepius atro-signata. — Long. I—2 m. 


Coluber monspessulanus Herm. Observat. zoolog. I, pag. 283 
(1804). — Natrix monspessulana Merr. Syst. amphib. pag. 130, 
152 (1820. —Malpodon lacertinus Fitzing. Classificat. d. Reptil. 
pag. 59 (1826, — Psammophis lacertina Boie Bemerk. üb. 
Merr. Syst. d. Rept. Isis, XX, pag. 526, 61 (1827). — Coluber Aescu- 
lapii Dug. Annal. scienc. natur. XII, pag. 388 u. 394, tab. XLVI, fig. 
17, 28. (a827), Koelopeltis-Lacertina Wagl. Nato 
Amphib. pag. 189 (1830). — Coluber flexuosus Fisch. de Waldh. 
Bull. Soc. Nat. Mosc. IV, pag. 574 (1832). — Coelopeltis mons- 
pessulana Bonap. Amph. europ. pag. 45, 45 (1839). — Coluber 
monspeliensis Gervais Annal. scienc. natur. 3. ser. X, pag. 207, 4 
(1848). 


var. a) Supra testacea aut griseo-fuscescens, maculis crebris fuscis 


Coelopeltis. | 641 


nigrisve alternis saepe striolis albis intermixtis seriatim dis- 
positis; subtus flavescens, atro-punctata. — Long. I00—I20 cm. 


Natrix lacertina Wagl. in Spix Serpent. Brasil. pag. 18, 4, tab. V 
(1824). — Coluber insignitus Geoffr. Descript. de ’Egypt. Rept. 
tab. VII, fig. 6 (1827). — Coluber vermicularis Eichw. Fauna 
caspio-caucas. pag. 155, tab. XXIX, fig. ı, 2, 3 (1831). — Coluber 
vermiculatus Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. pag. 72, 238 (1832). 
— Coluber hippocrepis Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. 
pag. 148, tab. 62, fig. 2 (1833). —Coluber moilensis Reuss Zool. 
Misc. im Mus. Senckenb. I, pag. 142, tab. 7, fig. ı, a, b (1834). — Coelo- 
peltis insignitus Dum. Bibr. Erpet. gener. VII, pag. 1130 (1854). 
var. b) Supra cinereo-olivacea, lateribus nonnunguam lineolis fla- 
vidis intermixtis; subtus flavescens, haud varo Ppraesertim antice 
maculis taeniisve nigricantibus. — Long. 1,5—2 Mm. 


Coluber rupestris Risso Hist. nat. de l’Eur. m£rid. III, pag. 91, 
24 (1826. —Coluber Neumayeri Fitzing. Classif. d. Rept. pag. 57, 
13 (1826). — Coluber virens Dwigubsky Nat. Hist. Russ. Amph. 
pag. 26 (1832). 
var. c) Supra obscure fusca, sguamis lateralibus flavo-limbatis jas- 
ciam plerumgque continuam formantibus,; subtus flava, plus mi- 
nusve dense obscuro-punctata aut nebulosa. — Long. I—I,5 m. 
Rhabdodon fuscus Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 26, 
tab. II (1831). — Coluber fuscus Dwig.l. c. pag. 26 (1832). — 
Bothriophis distinctus Eichw. Reise kasp. M. u. Caucas. ], 
pag. 748 (1837). — Coelopeltis monspessulanus var. Neu- 
mayeri Bonap. Amph. europ. pag. 45 (1839). 
juv. Supra testacea aut griseo-olivacea, squamis nigris luteo-margı- 
natis seriatim dispositis; subtus albo-flavescens, maculıs fuscıs 
interdum variegatus. 


Coelopeltis monspessulana Ranzani in Nov. comm. acad. 
science inst. Bonon. pag. 95, tab. II, fig. 10 (1836). 


Diese Schlange tritt in drei Formen auf, welche teilweise auch 
eine verschiedene geographische Verbreitung haben. 

Die erste derselben, die ich, da sie im allgemeinen die Färbung 
und Zeichnung der Jungen beibehält, als die Stammform betrachte, 
wird gewöhnlich als Coelopelitis insignita Geoffr. bezeichnet. Dieselbe 
zeigt oberseits ein manchmal ins Rötliche ziehendes Lehmgelb, Oliven- 
oder Nußbraun, und ist mit mehr oder weniger zahlreichen aber 
meistens ziemlich kleinen schwärzlichen oder tiefschwarzen Flecken 
und weißen Schuppenrandstrichen besetzt. Erstere sind stets ab- 
wechselnd gestellt und in 5—7 Längsreihen geordnet, letztere setzen 
sich besonders gern an die schwarzen Flecken an und werden nach 
unten zu häufiger, so daß sie an den Rumpfseiten mitunter regel- 
mäßige Längsreihen bilden, ja wenn sie größer werden, ausnahmsweise 
selbst zu Längsstreifen verbunden sein können. Manchmal ziehen sich 
auch über die Rückenmitte eine oder auch zwei Reihen bedeutend 
größerer und rundlicher dunkelbrauner Makeln hın, welche aber 
immer ziemlich verwaschen und wenig deutlich sind; nur im Nacken 
und am Hinterkopf erscheinen dieselben öfters scharf abgesetzt und 
erreichen dann gewöhnlich auch eine merkliche Größe. Bei dunklen 
Stücken kommt es manchmal vor, daß die schwarzen Flecken be- 

Schreiber, Herpetologia europaea. 4I 


642 Colubridae. 


sonders im Halsteile des Rumpfes teilweise zusammenfließen oder an 
den Seiten zu schrägen, von oben nach vorne und unten gerichteten 
Ouerbinden verschmolzen sind. Mitunter wieder werden die schwarzen 
Makeln gegen den Bauch zu gestreckter und nehmen dann die Form 
von kürzeren oder längeren mit der Körperaxe parallelen Strichen an, 
die manchmal selbst zu einer ununterbrochenen Längslinie aneinander- 
stoßen können. Ab und zu, und zwar vorzugsweise bei dunkleren 
Tieren, laufen an der Bauchgrenze zwei Längsreihen großer weißer 
Flecken hin, welche durch die in diesem Falle ebenfalls zu einem zu- 
sammenhängenden Längsstreifen verbundenen schwarzen Seiten- 
makeln getrennt sind; von diesen Fleckenreihen bildet die obere 
ein meist ziemlich ununterbrochenes Längsband, während die untere 
durch die schwarzen Ränder der von ihr durchzogenen Ventralen in 
große, hintereinanderstehende weiße Makeln aufgelöst erscheint. 
Der Pileus ist mit helleren, dunkel ge- 
säumten Zeichnungen versehen, welche 
gewöhnlich die Präfrontalen, den Vorder- 
rand des Frontale und der Supraokularen 
= > einnehmen, sich aber manchmal noch 
gabelartig vom Frontale aus nach hinten 
über die Parietalen erstrecken. Diese 
Zeichnungen sind aber in der Regel nur 
bei jüngeren oder mittleren Stücken 
schön und scharf ausgebildet, während 
sie im vorgerückten Alter meist mehr oder 
weniger oder selbst gänzlich verschwinden. 
Die Kopfseiten sind auf dunklem Grunde 
mit milchweißen oder gelblichen, häufig 
schwarz gerandeten Makeln besetzt, die 
auf den Sublabialen zu einer ununter- 
brochenen Längsbinde verfließen. Die 
Unterseite ist beinfarben oder hellgelb, 
entweder einfarbig, häufiger aber mit 
zahlreichen schwärzlichen oder selbst schwarzen Flecken versehen, 
die sich hauptsächlich an den Hinterrand der Bauchschilder an- 
legen; meist in ziemlich regelmäßigen Längsreihen stehen und am 
Unterkopf gewöhnlich zu drei scharfen Längsbinden verschmelzen, 
von denen die beiden äußeren und kürzeren über die Sublabialen, die 
mittlere und bedeutend längere über die Rinnenschilder bis auf den 
Hals hinzieht. Bei sehr alten Stücken nehmen manchmal die schwarzen 
Flecken der Unterseite an Ausdehnung dermaßen zu, daß sie nicht 
nur am Rande der Ventralen in zusammenhängende Querbinden ver- 
fließen, sondern sich auch noch in Form ziemlich breiter, nach vorne 
keil- oder knopfartig erweiterter Striche bis gegen das vor ihnen 
stehende Bauchschild erstrecken, so daß hiedurch auf der Unter- 
seite eine Art unregelmäßiger dunkler und heller Längsstreifung ent- 
steht. In diesem Falle sind häufig auch an den unteren Rumpfseiten 
die bei den obgeschilderten dunklen Stücken erwähnten zwei scharfen 
milchweißen Fleckenbinden gut ausgebildet. 
Insignita ist die kleinste Coelopeltisform und erreicht selten viel 





Bie.-r32, 


Coelopeltis monspessulana Herm. 
a Rostrale. 


Coelopeltis. 643 


über Im Gesamtlänge; das größte in meinem Besitze befindliche 
Exemplar mißt 120 cm; sie kommt vorzugsweise im Westen ihres 
Verbreitungsbezirkes vor und ist von Nizza an durch ganz Süd- 
frankreich sowie auf der Pyrenäischen Halbinsel, hier allerdings 
hauptsächlich in den südlichen Teilen des Landes, stellenweise sehr 
häufig; desgleichen ist sie auch in Dalmatien nicht selten. 

Eine zweite, als Coelopeltis Neumayeri Fitz. unterschiedene Form 
ist oben schiefergrau, gewöhnlich einfarbig, seltener mit schwachen 
Andeutungen der bei der vorigen so häufigen schwarzen Flecken; 
nach unten zu sind die Schuppen öfters mit hellen, gelblichen Seiten- 
ecken versehen. Der fast immer einfarbige Pileus zeigt nur ausnahms- 
weise Spuren von Zeichnungen, die Supralabialen haben weiße oder 
gelbliche Flecken, die Sublabialen sind ganz hell. Bei größeren 
Stücken sind die untersten 3—4 Schuppenreihen oft grau oder gelblich 
und mit schwarzen wolkigen Säumen oder Makeln versehen; mitunter 
erstrecken sich diese Schuppen hinter dem Halse auch auf den Rücken 
und da hiebei die lichte Grundfärbung größtenteils oder selbst ganz 
zurücktritt, so erscheint dann der betreffende Körperteil in größerer 
oder geringerer Ausdehnung ganz oder vorherrschend schwarz gefärbt. 
Die Unterseite ist bald einfarbig weißlich oder gelblich, bald wieder 
und namentlich bei älteren Stücken mit mehr oder weniger blei- 
oder eisengrauen Nebelflecken versehen, welche in manchen Fällen 
so überhand nehmen, daß hiedurch die ganze Unterseite vorherrschend 
dunkel erscheint. Am Halse fließen diese Flecken oft streifenartig 
zusammen und bilden namentlich am Unterkopf wie bei-der vorigen 
Form oft 3 mehr oder weniger deutliche Längsbinden. Zu dieser 
Form ist wohl auch die von Werner!) als var. occidentalis bezeich- 
nete Abart zu ziehen. 

Neumayeri erreicht eine stattliche Größe und kommen mitunter 
Stücke von 2m Länge und entsprechender Stärke vor; auch ist sie 
viel weiter verbreitet als insignita, indem sie nicht nur an denselben 
Orten wie diese gefunden wird, sondern in manchen Gegenden, wie 
in Istrien — woselbst ich sie übrigens nur auf der Insel Cherso be- 
obachtet habe, sowie in Dalmatien und der Herzegowina die vor- 
herrschende, ja in Griechenland die allein vorkommende Varietät 
bildet, hier nicht nur das Festland, sondern auch die Jonischen Inseln, 
namentlich Kephallonia und Korfu bewohnend. Jan gibt sie auch 
für Konstantinopel an; ich selbst habe sie jedoch von hier, obwohl 
ich von meinen dortigen Sammler jahrelang’mit den daselbst lebenden 
Reptilien versehen ward, niemals erhalten. 

Die dritte Form ist endlich die Fusca Fleischm., welche übrigens 
der vorigen ziemlich ähnlich ist und sich von dieser hauptsächlich 
durch die tief dunkel oliven- oder selbst schwarzbraune Färbung 
der Oberseite unterscheidet. Die an einzelnen Schuppen auftretenden 
gelben Ränder werden nach den Seiten zu häufiger und stoßen 
schließlich zu einer schmalen Längsbinde zusammen, die am Ober- 
rande der äußersten Schuppenreihe fast bis zum After meist ununter- 
brochen hinzieht. Da das unterste Drittel dieser Schuppen ebenfalls 


I) Krefft, Das Terrarium pag. 438 (1907). 
4ı* 


644 Colubridae. 


weißlich oder gelblich ist, so entsteht hiedurch bei. Stücken mit 
dunkler Unterseite noch eine zweite, mit der vorigen parallele helle 
Längsbinde, die meist bis zum Schwanzende lauft; bei Tieren mit 
heller Bauchseite fällt diese Binde selbstverständlich mit letzterer 
zusammen und verschwindet als solche. Der Kopf, dessen Färbung 
im allgemeinen mit der des Rumpfes übereinstimmt, läßt häufig 
Spuren von unbestimmten Zeichnungen erkennen, die gewöhnlich 
schwarzbraunen Supralabialen sind weißlich oder gelblich gefleckt. 
Die ursprünglich gelbliche Unterseite ist meistens mit so zahlreichen 
schwarzgrauen Makeln oder Wolkenflecken bedeckt, daß die Grund- 
farbe am Schwanze fast immer ganz, am Bauche sehr häufig mehr 
oder weniger verdrängt wird und hier oft nur mehr in Form einzelner 
Flecken in der Mitte der Ventralen zurückbleibt; mitunter kommt es 
auch vor, daß von letzteren die Mitte und der Außenrand fleckenlos 
bleiben, wodurch dann die Unterseite drei helle Längsbinden erhält, 
welche die zwei von den aneinanderstoßenden dunklen Makeln ge- 
bildeten schwarzgrauen Längsbänder einschließen. Der unterseits 
helle Kopf ist von drei grauen Längsbinden durchzogen. 

Die Größe erwachsener Tiere beträgt I,5—2 m. 

Von den hier geschilderten drei Formen hat Fusca die geringste Ver- 
breitung, da sie bisher nur in Dalmatien gefunden ward und auch hier 
durchaus nicht häufig ist; bemerkenswert erscheint es, daß sowohl 
diese als auch Neumayeri gewöhnlich nur siebzehn Schuppenreihen 
haben, während insignita in der Regel deren neunzehn besitzt. 

Monspessulana ist unter den einheimischen Ophidiern wohl die 
wildeste und ungestümste, dabei aber auch die scheueste und flüch- 
tigste Schlange. Den Laien erschreckt sie schon durch ihr heftiges 
und anhaltendes Zischen, welches sie dann hören läßt, wenn sie nicht 
gleich einen sicheren Versteck auffinden kann. Daran wird sie aber 
gerade vom Fachmanne leicht erkannt, indem es in stark anfangenden 
und allmählich schwächer werdenden Absätzen ausgestoßen wird, 
das von dem gleichförmigen Blasen anderer Schlangen sehr ver- 
schieden und nur dem Gezische der Sandviper ähnlich ist; letztere 
zischt aber, abgesehen davon, daß sie mit monspessulana nicht 
immer gemeinschaftlich vorkommt, lange nicht so laut und so stark 
als diese. Sie ist unter den bei uns vorkommenden Trug- 
nattern unstreitig die giftigste und werden durch ihren Biß selbst die 
größten einheimischen Eidechsen, ja sogar Schlangen (gemonensis) 
in kurzer Zeit gelähmt. Übrigens sind die Giftzähne für das Tier 
kaum von besonderem Nutzen, da sie kleinere Beute meist lebend 
verschlingt, größere aber, besonders Säugetiere und Vögel wohl 
immer, in der Regel erdrosselt. Auch dem Menschen gegenüber ist 
ihr Gift machtlos, wenigstens hat Tomasini selbst nach längerem 
Kauen an seinem Finger seitens der genannten Schlange durchaus 
keinerlei Wirkung verspürt. Coeloßeltis hält sich ausschließlich in 
warmen, sonnigen Lagen auf und kommt in Höhen von über 700 m 
nicht mehr vor; unter allen mit ihr das gleiche Wohngebiet teilenden 
Reptilien ist sie jedenfalls die am meisten wärmeliebende und wenn 
wegen des glühenden Sonnenbrandes alles Getier verschwunden und 
verkrochen ist, sieht man monspessulana oft noch behaglich in der 


Coelopeltis. 645 


Sonne liegen oder herumkriechen; nur bei allzu starker Erhitzung 
des Bodens sucht sie mitunter im dichten Gelaube von Sträuchern 
und niederen Bäumen Schutz. Nicht ungerne schlägt sie ihre Wohnung 
auch an in der Nähe menschlicher Ansiedelungen gelegenen Kultur- 
flächen auf, die sie jedenfalls wegen der daselbst in größerer Menge 
vorkommenden Futtertiere aufsucht. So sehr diese Schlange übrigens 
auch die Wärme und den Sonnenschein liebt, so ist sie doch auch wieder 
gegen Kälte nicht sonderlich empfindlich und kommt infolge dessen 
schon sehr zeitlich im Frühjahre, wenn noch die ganze Natur ım 
Winterkleide liegt, zum Vorschein und zieht sich im Herbste eben 
so spät wieder zurück, so daß einzelne Stücke mitunter noch im 
November im Freien angetroffen werden. 

Die Hauptnahrung dieser Schlange besteht aus den in ihrer 
Heimat massenhaft vorkommenden Eidechsen; übrigens werden 
gelegentlich auch Mäuse und kleinere Vögel, etwa bis zu Amselgröße 
genommen und ist sie außerdem noch eine gewaltige Feindin von 
anderen Schlangen, die ihrer Freßgier ebenfalls häufig zum Opfer 
fallen. Nur die Tropidonotus-Arten werden wahrscheinlich wegen 
ihres unangenehmen Geruches, verschmäht und auch Insekten 
niemals genommen; desgleichen ist auch der stellenweise mit ihr in 
Menge vorkommende Ophisaurus gegen ihre Angriffe wohl wegen 
seiner harten kalkigen Körperbedeckung gefeit. Monspessulana ist 
beim Verfolgen ihrer Beute so gierig, daß sie oft schon beim Erblicken 
derselben das Maul aufsperrt und mit halbgeöffnetem Munde hinter 
ihrem Opfer einherjagt. Größere und wehrhafte Tiere, wie beispiels- 
weise Lacerta major, sowie auch warmblütige Vertebraten werden 
ergriffen zuerst durch Umschlingung erdrosselt, kleinere und wehr- 
lose Eidechsen aber, die durch den Biß der Schlange ohnedies schnell 
gelähmt werden, ohne weiteres hinabgewürgt und verschlungen. 
Wegen ihrer gewaltigen Freßgier läßt sie, beim Mahle überrascht, 
auch nicht nach Art anderer Schlangen ihre Beute fahren, sondern 
sucht mit derselben im Maule das Weite und ein sicheres Versteck 
zu gewinnen. 

Obwohl diese Art im ganzen mehr derb und ungeschlacht ist, 
so zeigt sie doch in ihrer Haltung etwas Zierliches, was hauptsächlich 
dadurch bewirkt wird, daß sie gewöhnlich den Hals hoch aufgerichtet 
und den Kopf wagrecht davon abstehend trägt. — Das Weibchen 
legt im Juli 4—ı2 Eier, die gegen 40 mm lang sind und 15 mm Durch- 
messer haben; die Jungen kriechen nach etwa zwei- Monaten aus. 

Da Vipera ammodytes fast niemals mit monspessulanus zu- 
sammen angetroffen wird, so scheinen sich diese zwei Arten gegen- 
seitig auszuschließen, was wohl darin seinen Grund hat, daß nach 
den Beobachtungen Veiths-die erstere eine gewaltige Feindin der 
letzteren ist. Wie mir der Genannte in einem kürzlich erhaltenen 
Schreiben mitteilt, fing derselbe am 16. Juni l. J. um Bilek in der 
Herzegowina bei strömendem Regen eine 61cm lange weibliche 
Ammodytes, die so angefressen war, daß sie sich kaum bewegen 
konnte und deren Mageninhalt mindestens 5—6 erwachsene Mäuse 
vermuten ließ. Wie sehr war aber Veith erstaunt, als die besagte 
Viper nach einiger Zeit eine über 70 cm lange Coelopeltis ausspie, 


6 4 6 Colubridae. 


welche in dem Magen ihrer Feindin nur dadurch Platz gefunden 
hatte, daß sie darin zickzackförmig zu einem etwa 30 cm langen 
Wulst zusammengepreßt worden war. 

Wie schon aus dem bei den einzelnen Formen Gesagten hervor- 
geht, gehört diese Schlange bezüglich ihrer Verbreitung den Küsten- 
ländern des Mittelmeeres an, in denen sie vom äußersten Westen 
bis zum fernsten Osten hin vorkommt; auf der Pyrenäen-Halbinsel 
dringt sie außerdem noch bis an den Atlantischen Ozean vor. Auf- 
fallend ist das Fehlen dieser Art in Italien, wo sie bisher mit Sicherheit 
nur von den Jnseln Sizilien und Lampedusa nachgewiesen ist; am 
weitesten nach Norden zieht sich das Tier in Istrien, woselbst es bis 
zum 45. Breitegrad hinaufgeht, während es in Spanien und Portugal, 
sowie in Frankreich und in Griechenland nur die südlicher gelegenen 
Landesteile bewohnt. 

Daß Coelopeltis monspessulana für die Gefangenschaft nicht 
taugt und in derselben wegen verweigerter Nahrungsaufnahme stets 
eingeht, kann ich weder durch meine, noch durch Tomasinis 
Erfahrungen bestätigen, und beruht diese irrige Meinung offenbar 
auf dem Umstande, daß die fraglichen Tiere nicht zweckmäßig unter- 
gebracht und unrichtig behandelt worden waren. 

Daß sich diese ausnehmend wilden und scheuen Schlangen nur 
schwer eingewöhnen, versteht sich von selbst, und muß daher das 
ihnen gebotene Heim auch mit Rücksicht auf ihr Naturell eingerichtet 
werden. Diese Tiere verlangen einen möglich geräumigen Käfig, welcher 
am Boden mit einer etwa drei Viertel Teile Sand enthaltenden nicht 
zu seichten Erdschichte und darüber in mehrfachen Lagen mit größeren 
groben Felstrümmern belegt sein muß, in deren Zwischenräumen, 
die noch locker mit Moos zu füllen sind, sich die Gefangenen schnell 
verkriechen und bergen können. Da die frisch Eingesetzten noch 
sehr scheu sind und bei der geringsten Annäherung des Menschen 
sofort verschwinden, so muß man ihnen den gefürchteten Anblick 
desselben anfangs tunlichst zu ersparen suchen, was leicht dadurch 
erreicht wird, daß man die durchsichtigen Seitenwände des Terrariums 
mit Brettern oder Pappendeckel verkleidet, wodurch ihnen dann 
nur der Ausblick nach oben bleibt und sie infolgedessen ihren ver- 
meintlichen Feind, wenn er nicht gar zu nahe herantritt, nicht sehen 
können. Unter diesen Verhältnissen geht Coelopeltis in der Regel 
fast immer bald ans Fressen, und ist sie einmal in ihrem neuen Heim 
gehörig eingewöhnt und fühlt sich daselbst behaglich, so kann sie 
dann auch schon langsam an den Menschen gewöhnt werden. Aller- 
dings geht dies nicht immer so schnell als man es oft wünscht und 
pflegen die Tiere anfangs bei Annäherung des Wärters noch stets 
mit blitzartiger Geschwindigkeit in ihren Löchern zu verschwinden. 
Wenn man aber Geduld hat und sich vorsichtig immer näher heran- 
schleicht, wobei selbstverständlich jede plötzliche oder auffallende 
Bewegung zu vermeiden ist, so scheinen die Gefangenen mit der Zeit 
doch die Grundlosigkeit ihrer Furcht einzusehen, gestatten all- 
mählich ein immer weiteres Herankommen des Pflegers und bleiben 
endlich, selbst wenn derselbe unmittelbar vor ihnen steht, ruhig und 
ohne scheinbare Aufregung liegen. Ist man einmal auf diesen Punkt 


Tarbophis. 647 


angelangt, so kann man auch die Seitenwände des Käfiges von den 
sie verdeckenden Hüllen befreien und die Schlangen, so weit es bei 
dieser Art überhaupt möglich ist, als gezähmt betrachten. Doch 
pflegen sie auch dann im Beisein des Menschen nur selten ans Futter 
zu gehen und warten lieber dessen Entfernung oder die Nacht ab, 
um sich ihrer Beute zu bemächtigen. — Übrigens sind auch bei dieser 
Art, wie bei allen Schlangen die Charaktere verschieden und habe 
ich, obwohl nur ausnahmsweise, schon einzelne Exemplare besessen, 
die in ganz kleinen, mitunter gar nicht eingerichteten Behältern so- 
fort ans Fressen gingen und ihre Beute manchmal selbst vor meinen 
Augen verschlangen. 

Wegen der großen Gefräßigkeit dieser Tiere ist, falls sie sich 
wohlbefinden sollen, eine reichliche Fütterung nötig und kann eine 
größere monspessulana immerhin 12—20 kleinere oder selbst mitt- 
lere Eidechsen auf einen Sitz verzehren. Natürlich darf eine so 
beutelustige und für ihre Umgebung gefährliche Schlange nicht mit 
anderen Reptilien zusammengehalten werden, und sind von diesen, 
wie schon erwähnt, nur Zropidonotus und Ophisaurus vor ihren An- 
griffen sicher, ja letzteren sieht man sogar manchmal einer Coelo- 
peltis die schon gefaßte Beute aus dem Maule entreißen. Selbst 
ganz große Schlangen sind vor monspessulana nicht sicher, und als 
ich einmal einer etwa anderthalb Meter messenden Neumeveri einen 
ziemlich gleichlangen Coluber longissimus beigesellte, in der Voraus- 
setzung, daß letzterer wegen seiner Größe nichts zu fürchten habe, 
sah ıch, als ich nach einigen Stunden zum Käfige trat, aus dem 
Rachen der wurstartig aufgedunsenen Trugnatter gerade noch den 
Schwanz der unglücklichen Äskulapschlange heraushängen; da aber 
die Räuberin diesen, trotz aller Anstrengungen, nicht mehr in ihren 
bereits angefüllten Magen hineinbrachte, so ward schließlich nach 
längeren vergeblichen Bemühungen der Fraß wieder herausgewürgt, 
so daß diese ganze Prozedur schließlich nur mit dem nutzlosen 
Tode des Opfers endete. 





3. Gattung. Tarbophis. 


Fleischmann Dalmat. nova serp. gen. pag. 17 (1831). 
Trigonophis Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174 (1831). 

Tachymenis Wiegm. Acta nova Acad. caes. Leop. 1834 pag. 251. 

Ailurophis Bonap. Amphib. europ. pag. 17, 32 (1839). 

Scutum loreum elongatum usque ad oculum productum. 

Scuta supraocularia parva, frontali multo angustiora. 

Scuta inframaxillaria brevia, postice valde disjuncta. 

Praeoculare ı, postocularia 1—2, pupilla verticalis, elliptica. 


Squamae laeves, per series 19—21 dispositae. 


Der Körper ist ziemlich kräftig, in der Mitte mehr oder weniger 
verdickt, nach vorn mehr als nach hinten verjüngt, seitlich stark 
zusammengedrückt und daher höher als breit, mit kaum ausge- 
sprochener Bauchkante. Der flache Kopf ist kurz, und namentlich 
im hinteren Teile oft sehr breit, bei älteren Tieren rückwärts, be- 


648 Colubridae. 


sonders zu seiten der Parietalia mehr oder weniger aufgetrieben 
und dadurch fast otternartig, von den Augen nach vorn zu schwach 
verengt, mit breit zugerundeter Schnauze. Seine Oberseite ist ziem- 
lich platt und niedergedrückt, erst unmittelbar vor der Spitze nach 
abwärts gewölbt, die flachen Seiten schief nach unten und außen 
gerichtet, daher nicht nur die Augen, sondern auch die seitliche 
Beschilderung des Kopfes von oben ganz sichtbar und die Schnauzen- 
kante verwischt. Die Augen sind mittelgroß mit längsgespaltener 
senkrecht gestellter Pupille. Der Schwanz ist kurz, kaum ein Sechstel 
der ganzen Körperlänge betragend, in eine mäßig dünne Spitze aus- 
gezogen. 

Das Rostrale ist breiter als hoch, durch die nach unten deut- 
liche Ausrandung und allerseits sehr stumpfe Winkel fast halbmond- 
förmig, beinahe ganz auf der Vorderseite der Schnauzenspitze ge- 
legen und daher von oben kaum oder nur wenig sichtbar. Die Inter- 
nasalia sind etwa trapezisch, wenigstens um die Hälfte kleiner als 
die in querer Richtung ziemlich gleichbreiten Präfrontalia. Das 
Frontale ist etwa so lang wie sein Abstand von der Schnauzen- 
spitze, breit, nach..vorne stets deutlich, oft selbst bedeutend er- 
weitert, mit gerade abgestutzter Vorderseite, nach rückwärts in 
eine ziemlich große, dreieckige Spitze ausgezogen. Die Parietalia sind 
groß, meist länger und auch breiter als das Frontale, ganz auf der 
Oberseite des Kopfes gelegen, an ihrem Hinterende gewöhnlich ver- 
rundet. Die Supraokularia sind klein, etwa halb so schmal und 
bedeutend kürzer als das Frontale, nach hinten erweitert, über den 
Augen mehr oder weniger deutlich ausgerandet und nicht vor- 
springend. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale 
ist groß, fast über die Hälfte der vorderen Kopfseiten einnehmend, 
in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleichhoch und oft nur über 
dem Nasenloch, ja mitunter selbst gar nicht geteilt. Das Zügel- 
schild ist etwa so lang aber viel niedriger als das Nasale, nach hinten 
mehr oder weniger verschmälert und unter dem Präokulare vorbei 
bis an das Auge reichend. Das Präokulare ist von mäßiger Größe, 
stark auf die Oberseite des Kopfes gerückt und das Frontale mei- 
stens, oft sogar in einer kurzen Naht, berührend. Postokularia sind 
in der Regel zwei — ausnahmsweise nur eins — vorhanden, unter- 
einander an Größe wenig verschieden. Die Temporalia sind als solche 
kaum entwickelt, sondern die ganzen Schläfen mit kleinen, von den 
Schuppen kaum zu unterscheidenden Schildchen bedeckt. Von den 
acht bis neun Supralabialen berührt das vierte und fünfte das Auge, 
von den elf bis zwölf Sublabialen sind die vier bis fünf ersten den 
Inframaxillaren angefügt. Diese sind kurz, namentlich das hintere 
oft sehr klein und fast ganz schuppenförmig. Die ziemlich großen 
Schuppen sind glatt, sehseckig, nach den Seiten nur wenig erweitert, 
ziemlich locker anliegend, in neunzehn, ausnahmsweise in einund- 
zwanzig Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen gestellt, an der 
Spitze mit zwei, bald mehr, bald weniger deutlichen, vertieften 
Punkten versehen. Die Zahl der Bauchschilder wechselt zwischen 
ıg9I und 250, die der Schwanzschilderpaare zwischen 40 und 73. 

Die 10—ı2 Zähne des Oberkiefers, deren vorderste die läng- 


Tarbophis. 649 


sten sind, werden nach rückwärts zu allmählich kürzer und sind nach 
einer Unterbrechung unter dem Hinterrande des Auges von zwei 
abermals vergrößerten Furchenzähnen gefolgt. Die Zähne des Unter- 
kiefers sind merklich verlängert. 

Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen und südöst- 
lichen Europa. 


1. Tarbophis vivax: Supra cinereus, nigro-sparsus, dorso maculıs 
fuscis vel nigris magnis, lateribus multo minorıbus, alternis, 
subtus albicans, punctis nigris plerumque irroratus. — Long. 
60—80 cm. 

Coluber vivax Fitzing Classificat. d. Reptil. pag. 57, 27 (1826). — 
Tarbophis fallax Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 18 
tab. I (1831). — Trigonophis iberus Eichw. Zool. spec. Ross. 
et Polon. III, pag. 175 (1831). — Dipsas fallax Schleg. Essai sur 
la phys. d. serp. II, pag. 295, tab. XI, fig. 35, 36 (1837). —Ailurophis 
vivax Bonap. Amphib. europ. pag. 44, 41 (1839). — Tarbophis 
vivax Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 913 (1854). — Tachy- 
menis vivax Günth. Catal. of Colubr. snak. pag. 33, ı (1858). 


Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist im allgemeinen 
ziemlich beständig. Die Grundfarbe der Oberseite bildet in der 
Regel ein ziemlich helles Grau, welches 
aber dadurch, daß jede Schuppe mit 
übrigens nur wenig hervortretenden schwar- 
zen Pünktchen gesprengt ist, meist ziemlich 
unrein erscheint. Die Oberfläche des Kopfes 
ist gewöhnlich mit unbestimmten dunklen 
Wolkenflecken versehen, und vom Hinter- 
rande der Augen gegen die Mundwinkel 
hin zieht sich ein ähnlich gefärbter Fleck 
oder Schatten, der aber selten scharf aus- 
gesprochen, ja in vielen Fällen auch ganz 
verwischt ist. Im Nacken findet sich ein 
großer, die ganze Breite desselben ein- 
nehmender Flecken, der sich oft seitlich auf 
den Hals und manchmal in der Mitte auch 
nach vorn in Form eines Streifens bis auf 
das Frontale verlängert. In seltenen Fällen 
ist diese Makel sehr stark erweitert, und 
am Vorderende scharf und gerade abge- 
schnitten, so daß sie dann ein großes, die 
ganze Halsbasis umfassendes Dreieck mit 
nach rückwärts gekehrter Spitze darstellt. 
Von dieser Zeichnung an zieht sich über 
die Mitte des Rückens eine Reihe großer, 
bald ziemlich kreisrunder, bald quer erweiterter und dann schief 
gestellter Flecken, die nur ausnahmsweise in zwei Makeln getrennt 
sind, und nach dem Schwanz zu undeutlicher und heller werden, 
ja gegen dessen Spitze nicht selten auch ganz verschwinden. Da 
diese Flecken entweder aus ganz dunkelbraunen oder schwarzen, 





Fig. 133. 


Tarbophis vivax Fitzing. 
a Rostrale. 


650 Colubridae. 


oder nur aus dunkel genetzten oder gemarmelten Schuppen be- 
stehen, so treten sie dementsprechend bald schwächer, bald schärfer 
hervor. Gewöhnlich verhält sich die Sache derart, daß die Schuppen 
der vorderen Flecken ganz einfarbig dunkel sind, während sich 
ihnen nach hinten zu immer mehr bräunliche Flecken einmischen, 
durch deren allmähliches Überhandnehmen die ganze Zeichnung 
nach rückwärts immer weniger scharf und deutlich wird, und end- 
lich meist ganz verschwindet. Abwechselnd mit diesen Rücken- 
makeln läuft an den Körperseiten je eine Reihe bedeutend kleinerer 
Flecken hin, die etwa mit Ausnahme der vordersten höher als lang, 
ziemlich senkrecht gestellt, aber meist viel undeutlicher sind, so daß 
sie oft nur in der vorderen Körperhälfte, namentlich an den Hals- 
seiten, schärfer hervortreten, während sie nach rückwärts zu fast 
immer früher als die Rückenflecken verschwinden oder undeutlich 
werden. In seltenen Fällen fließen die letzt besprochenen Makeln 
mit den Rückenflecken zusammen, auf diese Weise mehr oder weniger 
ununterbrochene, in der Mitte stark erweiterte Querbinden darstel- 
lend. Die Unterseite ist hellgrau, weißgelb oder fleischfarben, ent- 
weder einfarbig oder durch zahlreiche schwarze Punkte gesprenkt 
oder bepudert; nicht selten ist auch die Bauchseite mit meist wolken- 
artigen oder viereckigen schwarzen Flecken versehen, die häufig in 
Reihen gestellt sind, und durch Überhandnehmen oft die ganze Unter- 
seite schwarz färben, obwohl fast immer wenigstens an den Seiten 
helle, würfelartige Flecken der Grundfarbe zurückbleiben. Frisch 
gehäutete Tiere zeigen namentlich am Kopfe und auf den schwarzen 
Rückenflecken einen lebhaft blauen Metallschimmer. — Die Größe 
des erwachsenen Tieres beträgt selten viel über 80 cm Gesamtlänge; 
nach Strauch soll dieselbe in Persien bis zu 107,5 cm ansteigen. 
In Europa kommen aber so große Stücke sicherlich nicht vor. 
Tarbophis hat in Aussehen und Lebensweise einige Ähnlichkeit 
mit Ammodytes, mit der sie infolgedessen auch häufig verwechselt 
und daher ebenso schonungslos verfolgt und getötet wird, wie die 
genannte Giftschlange. Die mir in manchen Orten ihrer Heimat 
wiederholt gemachten Angaben über das Vorkommen hornloser 
Vipern beziehen sich höchstwahrscheinlich meistens auf vivax. Sie 
ist zwar nicht so schwerfällig wie die echten Giftschlangen, aber 
im Vergleich zu anderen Nattern immerhin wenig beweglich, hält 
sich am liebsten auf steinigen Hängen, auf Felswänden und Ge- 
röllhalden, sowie in alten Mauern, Ruinen u. dgl. auf, kommt aber 
übrigens auch an Weg- und Straßenrändern, im Gebüsch und so 
ziemlich überall, wo sie geeignete Verstecke findet, vor. Über 600 m 
Meereshöhe wird sie meist nicht mehr angetroffen und nur in gün- 
stigen Lagen, wie beispielsweise am Pod velez bei Mostar in der 
Herzegowina geht sie bis 800 m hinauf; sie zeichnet sich gewöhnlich 
durch große Bissigkeit aus. Ihre Hauptnahrung besteht aus Ei- 
dechsen, doch werden im Magen der Tiere mitunter auch Mäuse 
gefunden. Bezüglich ihrer Giftigkeit steht sie der vorher besproche- 
nen Art entschieden nach, und wenn auch kleinere oder selbst mittel- 
große Eidechsen nach ihrem Biß fast sofort gelähmt und in we- 
nigen Minuten tot sind, so pflegt doch ein gleich darauf erfolgter 


Contia. "651 


Biß auf eine zweite Eidechse meist schon ohne Wirkung zu sein, 
so daß jedenfalls die Menge des der Schlange zu gebote stehenden 
Giftes als eine nur geringe angenommen werden muß; auch sind 
die Furchenzähne im Oberkiefer im Vergleich zu den ungefurchten 
nicht von auffallender Länge. Dies mag auch der Grund sein, warum 
das Tier seine mit dem Maul erfaßte Beute stets noch durch Um- 
schlingen tötet. Sie ist mehr ein Dämmerungstier, kommt am lieb- 
sten morgens und abends heraus und klettert auch gerne und ziem- 
lich gut. Das Weibchen legt gewöhnlich 7—8 Eier, welche bei einem 
Durchmesser von etwa I4 mm 33—36 mm lang sind. 

Vivax kommt von Istrien an, woselbst die im Quarnerischen 
Meerbusen gelegene Insel Veglia der nördlichste Punkt ist, wo ich 
sie traf, durch ganz Dalmatien und die Küstenländer des Mittel- 
meeres bis Konstantinopel sowohl auf dem Festlande als auf den 
meisten dazu gehörigen Inseln vor; von Konstantinopel führen sie 
Jan und Werner an, ich selbst habe aber durch meinen Samm- 
ler von dorther niemals welche erhalten, so daß sie daselbst jeden- 
falls nicht häufig sein dürfte. Dagegen ist sie in Griechenland eine 
der gemeinsten Schlangen und kommt, wenn auch selten, noch in 
Ciskaukasien vor; die Angabe Fleischmanns, daß dieselbe 
bereits um Triest häufig sei, beruht wohl auf einem Irrtume, da ich 
während eines nahezu sechzigjährigen Aufenthaltes in dieser Gegend 
von dem Tiere niemals eine Spur fand. Scarpa führt ferner 
noch an, daß er die Art auch von Nizza durch die Naturalienhändler 
Gebrüder G al erhalten habe; da aber die letzteren diese Schlange 
selbst von mir verlangt hatten, so wird sie wohl um Nizza kaum 
vorkommen, und dürften wahrscheinlich die von Scarpa durch 
Gal erhaltenen Stücke die von mir an diese gesendeten gewesen sein. 

In der Gefangenschaft ist Tarbophis leicht zu halten, sie ver- 
trägt dieselbe ganz gut und gewöhnt sich auch bald an denjPfleger; 
der ihr angewiesene Aufenthalt muß selbstverständlich ihrer obge- 
schilderten Lebensweise angepaßt sein. 

Die von Demidoff im Voyage dans la Russie meridionale 
et la Crimee pag. 342 für die unteren Dongegenden angeführte Psam- 
mophis sıbilans, welche infolgedessen in der ersten Auflage, meiner 
Herpetologie als zu unserem Faunengebiet gehörend aufgenommen 
ward, kommt nach den neueren Untersuchungen von Strauch 
im europäischen Rußland entschieden nicht vor. 


4. Gattung. Contia. 
Baird u. Gir. Catal. N. Am. 'Rept. pag. ııo (1853). 
Caput parvum, subdistinctum. 
Nares in medio indivisi scuti nasalıs. 
Praeocularia 1—2, postocularia 2, temporale 1. 
Supralabialia 7, primum longissimum, ad frenalem usque sal- 
tem productum. 
Squamae laevissimae, per series 15—17 disbositae. 


Der Körper ist mäßig schlank mit kleinem, aber breitem, vom 
Rumpfe kaum gesondertem Kopf; die Seiten des letzteren fallen 


652 Colubridae. 
schief nach außen und unten ab und ist infolgedessen die Schnauzen- 
kante verwischt. Der Bauch ist verrundet, der Schwanz relativ kurz. 

Das Rostrale ist etwas breiter als hoch, sein auf den Pileus 
übergewölbter Teil nicht als Spitze zwischen die Internasalen ein- 
geschoben, sondern den Vorderrand derselben in breiter Naht be- 
rührend. Die Internasalen selbst sind breiter als lang, vorn und hinten 
fast gerade abgestutzt, ihre gemeinsame Naht stets länger als der 
von oben sichtbare Teil des Rostrale, die Präfrontalen viel breiter 
als lang, ihre Hinterseiten in sehr stumpfem Winkel zusammen- 
treffend. Das Frontale ist ziemlich schmal, fast parallelseitig, nach 
hinten nur wenig zugespitzt und länger als sein Abstand von der 
Schnauzenspitze. Die Supraokularen sind merklich schmäler als 
das Frontale, am Außenrande nicht vorspringend, daher die Augen 
von oben ganz sichtbar, die nach rückwärts stark verschmälerten 
Parietalen viel länger und nahezu doppelt so breit wie das Frontale. 
Das Nasale ist ungeteilt, fast zweimal so lang als hoch, dem ersten 
Supralabiale aufliegend, das Nasenloch in der Mitte desselben ange- 
bracht, das Frenale viel kleiner, etwas länger als hoch, vier- oder 
fünfeckig. Die Anzahl der Präokularen beträgt I—2; im letzteren 
Falle sind dieselben aber in ihrem hinteren Teile fast immer ver- 
schmolzen, indem die sie trennende, von der Frenalecke nach rück- 
wärts and aufwärts ‚ziehende Naht gewöhnlich vor dem Auge auf- 
hört. Die in der Regel ebenfalls in der Zweizahl vorkommenden 
Postokularen sind manchmal auch in ein einziges verschmolzen, 
während mitunter die sich abtrennende Oberecke des vierten Supra- 
labiales ein scheinbar drittes Postokulare bildet. Hinten sind die 
letztgenannten Schilder von einem einzigen großen Temporale be- 
grenzt. Von den sieben Supralabialen, welche mit Ausnahme des 
ersten und letzten alle viel höher als lang sind, zieht jenes minde- 
stens längs des ganzen Nasale, nicht selten aber auch noch unter 
dem Anfang des Frenale hin; unter dem Auge steht das dritte und 
vierte, unter dem Temporale das fünfte und sechste Supralabiale, 
von den sieben Sublabialen stoßen die fünf ersten an die Infra- 
maxillaren, deren hintere etwa nur halb so groß wie die vorderen 
und durch Schuppen getrennt sind. Die vollkommen glatten, mit 
einer Apicalgrube versehenen Körperschuppen stehen in I5—I7 
Längsreihen, die Bauchschilder sind verrundet. 

Der Oberkiefer besitzt 13—ı14 sehr kleine, ziemlich gleichlange 
Zähne, welche lückenlos in gleiche Abstände gestellt sind. 

Die einzige Art lebt im südöstlichsten Europa. 


1. Contia eollaris: Supra cinerascens, squamis laterıbus nıgro punc- 
tatıs stria media lucidiori, occipite macula magna, obscura. 
Subtus albida, concolor. Ventralia 150—IQI, subcaudalia 50—78. 
— Long. 40—50 cm. 


Coluber collaris Menetr. Catal. rais. obj. zool. rec. voyage au 


Caucase, pag. 67 (1832). — Coluber nigricollis Dwigubs. Nat. 
Hist. Russ. Emp. Amphib. pag. 26 (1832). — Coluber reticulatus 
Kryn. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 60 (1837). — Coronella modesta 
Martin Proc. Zool. Soc. pag. 82 (1838). — Tyria argonauta Eichw. 


Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 306 (1839). — Psammophis moniliger 


Contia. 653 


Nordm. in Demid. Voy. Russ. mer. III, pag. 342, tab. IV, fig. ı (1840). — 
Coronella collaris Berth. in Wagn. Reise n. Kolch. pag. 332 
(1850). — Ablabes modestus Günth. Catal. Col. Snak. Coll. Brit. 
Mus. pag. 27 (1858). — Contia modesta Cope Proc. Ac. Philad. 
pag. 339 (1862). — Eirenis collaris Jan Arch. Zool. Anat. Phys. 
II, pag. 257 (1863). — Ablabes collaris Strauch Schlang. russ. 
Reich. Mem. Acad. Imp. Sc. Petersb. XXI, pag. 41, tab. I, fig. 2 (1873). — 
Cyclophis modestus Blanf. Zool. :E. Pers. pag. 403 (1876). — 
Eyelophis collarıse Blanf. 1. c. pag.'4053 (18706). — Contia 
collaris Bouleng. Catal. Snak. Brit. Mus. II, pag. 261 (1896). 


Diese Schlange kommt in zwei Formen vor, welche von vielen 
auch als eigene Arten betrachtet werden. 

Bei der als Contia modesta Mart. bezeichneten Form ist die 
Oberseite asch- oder bleigrau, jede Schuppe seitlich mit 1—2 schwar- 
zen Punkten und über die Mitte mit einem lichten Strich versehen, 
wodurch dann eine mehr oder weniger deutliche hellere und dunkle 
Längsstreifung entsteht, die besonders an den 
Körperseiten wegen der daselbst merklich 
größeren schwarzen Punkte gut hervortritt 
und dem Tiere eine oberflächliche Ähnlichkeit 
mit Zamenis trabalis verleiht. Der Pileus ist 
bis gegen die hellere Schnauzenspitze zu 
dunkel bräunlich mit einer mehr oder weniger 
scharfen, im Leben zinnoberroten, nach länge- 
rem Liegen in Alkohol aber gelb werdenden 
Ouerbinde zwischen den Postokularen und den 
ebenso gefärbten, mit sehr veränderlichen 
schwarzen Nahtflecken versehenen Kopfseiten. 
Im Nacken steht eine ziemlich breite dunkel- 





braune oder schwarze Querbinde, welche vorne ER 
an zwei hellgelbe, in der Mitte nur selten 
zusammenstoßende schräge kolbige Makeln Fig. 134. 


grenzt und am Hinterrande ebenfalls gelb ge- Contia collaris Menetr. 
säumt ist; auf diese folgen dann auf jeder 
Rumpfseite noch einige kleine, aber ganz unregelmäßige schwarze 
Flecken. Die Unterseite ist weißlich oder gelblich und stets ein- 
farbig. Die zwei Präokularen sind gegen das Auge zu fast immer 
verschmolzen, die Schuppen stehen in siebzehn Längsreihen, die An- 
zahl der Ventralen beträgt I74—I90, die der Subcaudalen 59—71. 
Bei der zweiten, speziell als collarıs Menetr. benannten Form 
ist die Oberseite hell asch-, in der Jugend sogar weißlichgrau und 
die Schuppen mit zahlreichen, feinen schwarzen Seitenpunkten, so- 
wie mit einer weißlichen Mittellinie versehen; jene sind besonders 
bei älteren Stücken stark entwickelt und bringen dann eine aus- 
gesprochene Längsstreifung hervor. Der Pileus ist bräunlichgelb 
und in der Jugend mit Ausnahme der Schnauzenspitze ganz mit 
tiefschwarzen Makeln besetzt, welche aber bei fortschreitendem 
Wachstum sowohl an Zahl als auch an Intensität allmählich von 
vorne nach rückwärts zu abnehmen, so daß sie dann schließlich 
nur mehr auf den hintersten Kopfschildern, und bei sehr alten 
Tieren auch hier nur mehr in schwachen Andeutungen zu bemerken 


654 Colubridae. 


sind; dasselbe Verhältnis zeigen auch die Kopfseiten, deren in der 
Jugend sehr deutliche schwarze Nahtflecken mit zunehmendem 
Alter immer mehr verschwinden. Nur die tiefschwarze Nackenbinde 
bleibt stets erhalten und sind die halsbandartig nach abwärts zie- 
henden, leicht zugeschrägten unteren Enden derselben an der Kehle 
durch etwa sechs Längsreihen von Schuppen getrennt. Das Prä- 
okulare ist meist ungeteilt, die Schuppen stehen in fünfzehn Längs- 
reihen, die Zahl der Ventralen beträgt höchstens 173. 

Die Länge der erwachsenen Tiere übersteigt nur ausnahmsweise 
50 cm. 

Diese dem Westen Asiens angehörende Art kommt nach 
Strauch in beiden Formen bereits in dem südöstlichsten Teile 
des europäischen Rußland vor; modesta wurde von Krynickiam 
Berge Maschuka bei Pjatigorsk im Gouvernement Stawropol (45° 
n. B.) gesammelt; falls ferner Nordmanns Psammophıs monnliger 
ebenfalls hieher gehört, was gegenwärtig ziemlich allgemein ange- 
nommen wird, so kommt das Tier auch in den unteren Dongegenden 
vor. Ob die von Jan aus Odessa bezogenen Stücke auch dort 
gefangen wurden, würde ich bezweifeln, da modesta von dem da- 
selbst seit Jahren wohnenden und um die faunistische Durchfor- 
schung Südrußlands sehr verdienten Direktor Brauner in dieser 
Gegend niemals angetroffen ward; die von Eichwald aus der 
Krim angeführten gehören aber unzweifelhaft nicht hieher, sondern 
zu Zamenis trabalis. Auch collaris überschreitet nach Strauch 
den Kaukasus, doch ist es noch nicht bekannt, wie weit diese Form 
nach Norden vordringt; nach Boulenger besitzt das British 
Museum in London dieselbe auch von Konstantinopel. 


5. Gattung. Coronella. 


Laurenti Synops. reptil. pag. 84, XXV (1768). 
Zacholus Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190, 78 (1830). 


Caput mediocre, subdistinctum. 

Pupilla _circularis. 

Scuta supraocularia subemarginata non excedentia. 
Praeoculare unum, postocularıa et temporalia duo. 
Squamae laevissimae per series 19— 21 dispositae. 


Die Coronellen sind kleine Schlangen von bald ziemlich schlan- 
kem, bald mehr gedrungenem, walzenförmigem Körper, der in seiner 
ganzen Erstreckung ziemlich gleichdick und nach vorn und rück- 
wärts nur wenig verdünnt ist; die Seitenkante ist niemals sichtbar. 
Der mittelgroße Kopf ist in der Jugend mehr, im Alter weniger 
abgesetzt, von elliptischer oder länglich eiförmiger Gestalt, mit bald 
ziemlich breit gerundeter, bald mehr oder weniger stumpf zuge- 
spitzter oder auch abgestutzter Schnauze, oberseits stets deutlich 
abgeplattet, seine flachen Seiten entweder ziemlich senkrecht oder 
schief nach außen und abwärts gerichtet. Die kleinen Augen stehen 
wenig vor, sind von oben immer sichtbar und haben eine rundlich 


Coronella. 655 


kreisförmige Pupille. Der bald ziemlich stumpfe, bald aber auch 
ziemlich stark zugespitzte Schwanz ist kurz, höchstens den vierten 
Teil der ganzen Körperlänge betragend. 

Das Rostrale ist höchstens so lang als breit, von oben teils 
kaum sichtbar, teils wieder mit seinem Hinterende stark auf den 
Pileus übergebogen. Die Internasalia sind meistens breiter als lang, 
nach innen gewöhnlich bald mehr, bald weniger erweitert, hinten 
ziemlich gerade abgestutzt. Die Präfrontalen haben im allgemeinen 
eine ziemlich viereckige Gestalt, das Frontale ist mittelgroß, mei- 
stens nach vorn, mitunter sogar stark, erweitert, sein Vorderwinkel 
sehr‘ stumpf oder fast verschwindend, sein Hinterteil stets als ziem- 
lich breit dreieckige Spitze zwischen die Parietalia eingeschoben. 
Diese sind groß, nach hinten verschmälert, vorn gewöhnlich winkelig 
zwischen das Frontale und die Supraokularia eingefügt; letztere 
springen an ihrem Außenrande nicht vor und sind über den Augen 
zwar schwach, aber dennoch ziemlich deutlich ausgebuchtet. Das 
Nasale ist stets länglich, mit ziemlich parallelen Rändern, entweder 
ganz oder in der Mitte geteilt, mit nicht besonders großem, zen- 
tralem Nasenloch; es ist dem ersten Supralabiale entweder an Länge 
gleich, oder ragt über dasselbe mehr oder weniger hinaus. Das 
Zügelschild ist ebenfalls länger als breit, viel niedriger als das Na- 
sale, höchstens bis zum vierten Supralabiale reichend. Das einzige 
Präokulare ist stets bedeutend höher als breit, nach oben oft kaum 
merkbar erweitert, sein Oberende mitunter als mehr oder weniger 
deutliches Dreieck auf den Pileus zwischen die Praefrontalia und 
Supraokularia eingeschoben. Die zwei Postokularia sind entweder 
gleichgroß oder das obere ist größer als das untere. Die zwei Tem- 
poralia sind meist schmal und länglich. Supralabialia sind 7 bis 8, 
Sublabialia 9 bis Io vorhanden, die hinteren Inframaxillaria meist 
deutlich kürzer als die vorderen. Die Schuppen sind immer voll- 
kommen glatt und glänzend, von ziemlich regelmäßig rhombischer 
oder sechseckiger Gestalt, bald nur wenig, bald auch ziemlich deut- 
lich geschindelt, in 19 bis 2ı (sehr selten 23) Längsreihen geordnet. 

Die hieher gehörenden Schlangen besitzen im Oberkiefer nach 
rückwärts allmählich größer werdende Zähne, während die des 
Unterkiefers alle ziemlich gleich sind. 

Die Coronellen leben an trockenen, mit Gebüsch und Steinen 
versehenen Orten, wo sie sich vorzüglich von Eidechsen und Blind- 
schleichen, mitunter wohl auch von Mäusen und selbst von Insekten 
nähren. 

Die zwei europäischen Arten können in nachstehender Weise 
unterschieden werden. 

A. Rostrale viel breiter als hoch, kaum auf den Pileus überge- 
wölbt, Frenale dem zweiten und dritten Supralabiale auflie- 
gend. Oberlippenschilder 8, das vierte und fünfte unter dem 
Auge. 2I Schuppenreihen. Nasale stets geteilt. 

girondica Daud. 

B. Rostrale etwa so breit als hoch, sein Hinterteil als große drei- 
eckige Spitze auf den Pileus zwischen die Internasalen einge- 
schoben. Frenale dem ersten und zweiten Supralabiale auf- 


656 Colubridae. 


liegend. Oberlippenschilder 7, das dritte und vierte unter dem 
Auge. Ig Schuppenreihen. Nasale häufig ganz 
austriaca Laur. 


1. Coronella girondiea: Rostrale latum, in pileum vix deflexum, an- 
gulo posteriore obtusissimo,; nasale divisum, frenale labiali se- 
cundo tertiogue superpositum, supralabialia 8, güuarto quintoque 
oculo subpositis; sguamarum series 21. — Long. 60—70 cm. 

Zacholus girondicus Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190 
(1830). — Coronella laevis part. Schleg. Essai phys. serp. II, 
pag. 69 (1837), — Coronella girundica Dum. Bibr. Erpetol. 
gener. VII, pag. 612, 2 (1854). 

Typus: Supra flavo-aut cinereo-fuscescens, dorso maculıs virregula- 
ribus nigris per seriem unicam dispositis,; lateribus subobsolete 
nigro-maculatis; subtus sulfurea, nigro-tessellata. 


Coluber girondicus Daud. hist. natur. d. reptil. VI, pag. 432 
(1803). — Natrix girondicus Merr. Syst. amphib. pag. 108, 61 
(1820). — Coluber laevis Rosenh. Tiere Andalus. pag. 15 (1856). 
— Coronella laevis var. hispanica Böttg. Beitr. z. Kennt. 
d. Rept. Span. u. Portug. Offenb. Ver. f. Naturk. X, pag. 7, 4 (1869). 


var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus divisıs alternis. 


Coluber meridionalis Daud. hist. natur. d. reptil. VII, pag. 158 
(1803). — Natrix meridionalis Merr. Syst. Amphib. pag. 129, 
147 (1820). — Coronella meridionalis Boie Bemerk. üb. Merr. 
Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 539, 3 (1827). 


var. b) Uta, sed maculis lateralibus cum dorsalibus transverse con- 
fluentibus. 

var. c) Uta, sed maculis lateralibus per longiütudinem confluentibus. 

var. d) Supra cinereo-rufescens, dorso maculis nigris seriatim positis,; 
squamis lateralibus interdum albo-rufove marginatis creberrime 
rubro sbarsis. 


Coluber Riccioli Metaxa Monogr. d. Serp. di Roma pag. 41, fig. 3, 
4 (1823). — ?Coluber strigatus Risso hist. natur. de l’Eur. merid. 
III, pag. 90, 23 (1826). — Coluber rubens Gachet Bull. Soc. Linn. 
Bord. III, pag. 225 (1829). — Zamenis Riccioli Bonap. Amph. 
europ. pag. 47, 48 (1839). — Coronella Riccioli De Betta Mem. 
Accad. Verona, XXXV, pag. IgI (1857). 


Der Körper ist schlank, kaum kleiner, aber meist viel dünner 
als bei austriaca, der Kopf mittelgroß und namentlich nach vorne 
zu verhältnismäßig viel gestreckter als bei der folgenden Art. Er 
ist vom Halse bald mehr, bald weniger geschieden, von hinten nach 
vorn in der Jugend mehr, im Alter weniger, aber stets nur allmäh- 
lich in fast gerader Linie verschmälert, mit zugerundeter Spitze, 
im allgemeinen von gestreckt elliptischer oder verlängert eiförmiger 
Gestalt, seine Oberseite ist flach, die Schnauzenkante verrundet 
oder höchstens unmittelbar vor den Augen schwach angedeutet. Die 
Kopfseiten sind meist etwas minder steil als bei austriaca, die Zügel- 
gegend nur vor den Augen kaum merkbar vertieft; letztere sind 
mittelgroß, mäßig vorragend, ziemlich vertikal, bei älteren Tieren 
durch Verflachung der Kopfseiten oft etwas schief und dann von 
oben mehr sichtbar, mit kreisrunder Pupille. Der Schwanz ist viel 


EEE ee 


Coronella. 657 


dünner und schlanker als bei austriaca, etwa ein Viertel der ganzen 
Körperlänge betragend, in eine ziemlich lange und feine Spitze aus- 
laufend. 

Das Rostrale ist viel breiter als lang, ziemlich halbkreisförmig, 
von oben nicht oder sehr wenig sichtbar, am Mundrande deutlich 
ausgerandet, sein äußerst stumpfer oder fast verrundeter Hinter- 
winkel nicht zwischen die Internasalia eingeschoben. Diese sind 
klein, unregelmäßig viereckig, mit mehr oder weniger gerundeten 
Seiten, gegen ihre gemeinschaftliche Naht zu etwas verschmälert. 
Die Präfrontalen sind meist deutlich breiter als lang, das Frontale 
ist mäßig groß, so lang oder etwas länger als seine Entfernung von 
der Schnauzenspitze, nach vorn merklich erweitert, mit geraden 
Außenseiten und äußerst stumpfem oder fast verwischtem Vorder- 
winkel, sein Hinterteil als ziemlich lange Spitze zwischen die Parie- 
talia hineinragend; diese sind groß, viel länger als das Frontale, 
nach hinten zu stark verschmälert, vorn in 
scharfem Winkel zwischen das Frontale und die ; 
Supraokularia eingefügt; letztere sind länglich, 
nach rückwärts etwas erweitert, mit schiefem 
Hinter- und deutlich ausgebuchtetem Augen- 
rande. Das Nasale ist etwa doppelt so lang als 





hoch, länglich, hinten manchmal etwas erweitert, 94:5 = 
das erste Supralabiale stets bedeutend über- TIL! Be 
ragend und meist vollständig oder wenigstens er 
über dem rundlichen Nasenloch deutlich geteilt. 
Das Zügelschild ist merkbar niedriger als das x 
Nasale, stets länger als hoch, nach rückwärts = 
gewöhnlich etwas verschmälert und als deutliche Fig. 135. 
Spitze zwischen das Präokulare und das dritte ronella eirondi 
: Sr B r oronella girondica 
Supralabiale hineinragend, letzteres meist bis zu Dan 
seinem Ende begleitend. Das Präokulare ist Resten 


schmal, stets merklich höher als breit, vertikal 
gestellt, nach aufwärts kaum erweitert, in der Mitte manchmal sehr 
schwach vertieft oder eingedrückt und etwas nach oben übergebogen, 
so daß es als kleines Dreieck vom Pileus aus gewöhnlich teilweise 
sichtbar ist. Das obere Postokulare ist fast immer merklich größer 
als das untere, die zwei Temporalia sind deutlich, schmal, etwa dop- 
pelt so lang als breit, der Außenrand der Parietalia ist von zwei 
bis vier kleinen Schildern oder Schuppen begrenzt. Supralabialia 
sind stets acht vorhanden, das vierte und fünfte unter das Auge 
gestellt; von den neun bis zehn Sublabialen erscheinen gewöhnlich 
die fünf ersten den Inframaxillaren angefügt, deren hintere meist 
etwas kürzer als die vorderen sind. Die Schuppen sind rhombisch, 
deutlich geschindelt, nach den Seiten zu nur wenig vergrößert, in 
der Mitte des Körpers in 2I (sehr selten in 23) Längsreihen gestellt. 
Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 170—200, die der Schwanz- 
schilderpaare von 55—72. Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 
etwa 60—70 cm. 

Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Reget ein bald lichteres 
bald dunkleres Gelb- oder Graubraun, das nur selten bis zu rötlıch 


Schreiber, Herpetologia europaea. 42 


658 Colubridae. 


Olivenfarben gesteigert ist, die Rückseite fast immer heller. Im 
Leben zeigt das Tier oft einen rosafarbenen Anflug, der durch rote 
Wolkenpunkte entsteht, die nur auf der Mitte des Rückens fast ganz 
verschwinden, nach den Seiten hin aber immer häufiger werden, so 
daß hiedurch die untersten Schuppenreihen vorherrschend rötlich 
gefärbt erscheinen. Vom Hinterrande des Auges bis zum Mund- 
winkel zieht gewöhnlich ein schiefer schwarzer Streifen hin, der 
jedoch fast niemals auf die Halsseiten, sondern meistens nach vorne 
und aufwärts bis auf die Präfrontalen verlängert ist und am Hinter- 
rande derselben durch Zusammenstoßen mit dem der anderen Seite 
eine bald schmälere, bald breitere Querbinde bildet; dergleichen zeigt 
auch die unter dem Auge stehende Naht zwischen dem vierten und 
fünften Supralabiale einen meist strichartigen schwarzen Saum 
oder Fleck; der hintere Kopfteil ist in der Regel durch schwärzliche 
Makeln und Punkte mehr oder weniger dunkel gewölkt oder gesprenkelt, 
nach vorn zu oft mit einem deutlicher abgesetzten Flecken versehen. 
Am Anfange des Halses finden sich zwei längliche, ziemlich parallele 
oder auch etwas konvergierende Streifen, die an ihrem Hinterende 
oft durch einen Querfleck zu einer hufeisenförmigen Zeichnung ver- 


bunden sind und nach vorn meistens undeutlich werden, indem 


sie daselbst unter sich oder auch mit der dunklen Kopffarbe ver- 
schmelzen. Von hier aus zieht sich nun bei der Stammform (Coro- 
nella girondica Daud.) über die Mitte des Rückens eine Reihe 
schiefer, unregelmäßiger Flecken hin, die durch schwarz gerandete 
Schuppen gebildet werden, aber namentlich nach hinten zu oft 
ziemlich undeutlich sind, und ausnahmsweise in zwei schief neben- 
einanderstehende Makeln aufgelöst erscheinen (Coronella meridionalis 
Daud.). Häufig bemerkt man auch an den Seiten des Körpers eine 
ähnliche Fleckenreihe, die gewöhnlich mit einem langen dunklen 
Streifen jederseits des Halses beginnt, aber stets mehr oder weniger 
undeutlich ist und oft nur in schwachen Spuren erkannt werden 
kann; manchmal stoßen diese Seitenflecken mit den Rückenmakeln 
zusammen, manchmal bilden sie wieder durch Zusammenfließen 
einen in der Regel nicht besonders ausgeprägten schwärzlichen Seiten- 
streifen. Zu beiden Seiten der letztgenannten Fleckenreihe zeigt 
der Körper öfters eine sehr intensive rötliche Färbung, welche da- 
durch entsteht, daß die daselbst oft unregelmäßig braun oder weiß 
gerandeten Schuppen eine große Anzahl korallenroter Punkte tragen 
(Coronella Riccioi Metaxa). Diese Form scheint 'namentlich in 
Italien vorzukommen, während man bei spanischen Stücken (wenig- 
stens im Tode) keine Spur einer derartigen Färbung bemerkt. Außer 
den genannten Zeichnungen sind fast immer noch die Körperschuppen 
mit sehr feinen schwarzen Atomen besetzt, ohne jedoch an der Spitze 
einen größeren dunklen Punkt zu haben, wie er bei austriaca sö häufig 
vorkommt. Die bei Weingeistexemplaren weißliche Unterseite ist 
im Leben schön schwefelgelb oder namentlich bei Jungen selbst 
orange oder rot, und beiderseits fast immer mit einer Reihe von- 
einander entfernt stehender, schwarzer Flecken versehen, welche, 
bald mehr, bald weniger ausgeprägt, meistens eine längliche vier- 
eckige oder trapezische Form haben, und indem sie nach rückwärts 


Coronella.. 659 


fast immer, mitunter aber auch nach vorn quer erweitert sind, nicht 
selten die Gestalt von römischen Einsern annehmen. Diese Flecken 
welche in der Regel alle ziemlich gleich sind, erscheinen meist auf 
nicht unmittelbar hintereinanderliegende Schilder verteilt, obwohl 
sie hie und da auch zu zweien, selten jedoch zu mehreren aufeinander 
folgen, ja manchmal selbst zu mehr oder weniger zusammenhängen- 
den Längsreihen aneinanderstoßen; auch werden diese Makeln nach 
vorn zu meist undeutlicher und kleiner, so daß der Hals gewöhnlich, 
die Kehle aber immer einfarbig und ungefleckt ist; endlich kommt 
es noch vor, daß sich zwischen diese seitlichen Fleckenreihen in der 
Nähe des Halses noch manchmal teilweise eine dritte mittlere ein- 
schiebt, deren Flecken dann mit den seitlichen wechseln, sowie es 
anderseits auch geschehen kann, daß letztere sich am Halse zu einer 
einzigen Reihe vereinen. — Die helleren Jungen haben am Rücken 
zwei Reihen dunkler Flecken und einen lebhaft roten Bauch. 

Coronella girondica ist ein Dämmerungstier, das tagsüber ge- 
wöhnlich verkrochen bleibt und in der Regel nur nach Sonnenunter- 
gang oder in mondhellen Nächten herauskommt. Es scheut die helle 
Belichtung und wird selbst im Frühjahre nur selten in der Sonne 
liegend angetroffen. Sie hält sich nur an absolut trockenen Ört- 
lichkeiten, sowohl im Flach- als auch im Hügellande auf, daselbst 
besonders gerne reich bebuschte sonnige Hänge, Hecken, Feldränder 
und verlassene Maulwurfslöcher bewohnend; nicht selten wird sie 
auch unter Steinen, unter Holz und Reisig, im Winter selbst in 
Düngerhaufen und sehr häufig auch in Gärten gefunden. Sie ist 
eine ebenso große Feindin von Nässe wie von Kälte und nährt sich, 
wie es scheint, ausschließlich von kleinen Eidechsen, welche sie 
aus deren Verstecken holt und erwürgt. Sie ist viel sanfter als ihre 
nördlichere Verwandte und setzt sich bei Gefangennahme nur aus- 
nahmsweise durch Beißen zur Wehr. Nach Gene sollen die Tiere 
im Mai zum Behufe der Paarung in größeren Mengen zusammen- 
kommen. Sie ist nicht sonderlich flink und behend und flüchtet nur 
langsam, daher es wohl auch kommen mag, daß man auf Fußsteigen . 
und Wegen so häufig zertretene und überfahrene findet. 

Die eigentliche Heimat dieser Art scheint die Pyrenäische Halb- 
insel zu sein, von wo aus sie dann durch das südliche Frankreich und 
Italien, das sie in seiner ganzen Ausdehnung einschließlich Siziliens 
bewohnt, bis nach Südtirol vorgedrungen ist; desgleichen kommt 
das Tier auch noch auf Sardinien, und zwar hauptsächlich in der 
Varietät meridionalis vor. Das von älteren Autoren erwähnte Vor- 
kommen in Griechenland ward durch neuere Untersuchungen nicht 
bestätigt, die aus Dalmatien erwähnten Stücke haben sich als junge 
Coluber quatourlineatus Lacep. herausgestellt. 

In der Gefangenschaft wird girondica sehr bald zahm, geht oft 
schon am ersten Tage ans Fressen und zeichnet sich durch ihre Ver- 
träglichkeit, große Haltbarkeit und Lebenszähigkeit aus; ins Wasser 
geht das Tier niemals. 


2. Coronella austriaca. Rostrale longiusculum, in pileum distincte 
deflexum, angulo posteriore acuto ; frenale labiali primo et secundo 
42* 


660 


Colubridae. 


superpositum ; supralabialia 8, quarto quintoque oculo subpositis ; 
squamarum series 19. — Long. 60—84 cm. 


Coronella austriaca Laur. Synops. reptil. pag. 84, 48, tab. 5, 
fig. ı (1768). — Coluber laevis Lacep. Hist. nat. d. quadr. ovip. 
et d. serp. pag. 98, 158 (1789). — Coluber versicolor Razoum. 
Elist.. nat. Jor. I, pa2.%1r22,027.2(1789). —: Colu ber va us Eraaresues 
Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1114 (1790.. — Coluber coronella 
Bonnat. Tabl. encycl. meth. Erpet. Ophiol. pag. 31, 68, tab. 36, fig. 2 (1790). 
— ?Coluber oculus cati Suckow Anfangsgr. d. Naturg. III, 
pag. 247, 189 (1798). — Natrix coronella Schrank Fauna boica I, 
pag. 291 (1798). — ?Coluber ponticus Georgi Geogr. phys. naturh. 
Beschr. d. russ. Reich. III, vol. VI, pag. 1884, Nr. 20 (1800). — Coluber 
alpinus Georgil. c. Nr. 22 (I800). — Coluber thuringiacus 
Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. III, pag. 182, tab. ı, fig. 2 (1800). — 
Coluber gallicus Herm. Observat. zoolog. pag. 281 (1804). — 
Coronella laevis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amphib. Isis 
XX, pag. 539, I (1827). — Zacholus austriacus Wagl. Natürl. 
Syst. d. Amphib. pag. 190 (1830). — ?Coluber maeota Pall. Zoogr. 
Rosso-asiat. III, pag. 47, no. 45 (1831). — Coluber nebulosus 
Mentetr. Catal. rais. obj. Zool. rec. voyage Cauc. pag. 73 (1832). —Coluber 
paedera Dwig. Nat. Hist. Russ. Emp. Amphib. pag. 21, no. 43 (1832). — 
Coronella laewis Schles. Phys. serp. Il, pag. 65, tab I Howe: 


part. (1837). — Natrix Dumfrisiensis Flem. Hist. Brit. anim. 
pag. 156, 4 (1838). — Zacholus laevis Eichw. Fauna casp. cauc. 
pag. 149 (1842). — Tropidonotus austriacus Gemmerthal 


Correspond. Blatt d. naturf. Ver. Riga, I, pag. 116 (1845). — Tropido- 
notus thwringiacus Merkel, Corr. Bl. nat. Ver. Riga, I, pag. 117 


(1845). 


Typus: Supra grisescens aut vubescens, maculis alternis seriatis, 


var. 


var. 
var. 


var. 


var. 
var. 


var. 


fascia postocuları et macula occipitali postice emarginata obscuris 5 
subtus flavescens, rubescens aut nigrescens. 


a) Rostro acuminato valde prominente, ventre subanguloso ; 
maculis atris minimis interdum linea obscuriore per longitudinem 
connexis. 


Zacholus Fitzingeri Bonap. Amph. europ. pag. 47 (1839). — 
Coronella austriaca var. italica Schreib. Herpetol. europ. I, 


pag. 307 (1875). 
b) Fascia postoculari in colli latera plus minusve prolongata. 
c) Maculis dorsalibus transverse connexis. 
Coronella austriaca var. fasciata Dürig. Deutschl. Amph. 
mRepilspaess25, 121897): 
d) Maculis obscuris der longitudinem in taenias duas vel quatuor 


confluentibus. 
Coronella austriaca var. marginata Fatio Fauna Vert. 
Suisse, III, pag. 180 (1872). — Coronella austriaca var. tae- 


niata Dürig. 1. c. pag. 325, 2 (1897). 
e) Utsupra, sed maculis doralibus etiam transverse cohaerentibus. 
f) Supra punctis crebris atris irregulariter sparsa. 
Coluber tetragonus Latr. Hist. nat. Salam. France XXXV, ıo 
(800. — Coronella austriaca var. sparsa Dürig. l. c. pag. 
325, 3 (1897). 
g) Supra fusco-olivacea, pileo nigrescente; macula cervicali 
fasctisque colli transversis plus minusve distinctis ; corporis 
maculis evanidis ; subtus fusca, lateribus lucidioribus. 


Coronella laevis var. Demid. Voyage d. la Russie merid. tab. 12, 
fig. 2 (1840). 


Coronella. 661 


var. h) Supra et infra fusco-cuprea, concolor, scutis abdominalıbus 
nitidissimis. 
Coluber cupreus Georgi. c. pag. 1884, no. 20 (1800). 
var. i) Supra fusca, immaculata, medio lateribusque lucidiorıbus ; 
subtus rosea, lateribus flavescentibus. 
Coronella laevis var. caucasica Demid. l.c. tab. ı3 (1840). 


var. k) Supra fuscescens, fere concolor, subtus albida vel flavescens, 
aut concolor aut cinereo-nebulosa. 
Coluber caucasicus Pall. Zoogr. Rosso-asiat. III, pag. 46, 43 
(1831). — Coronella laevis var. caucasica Jan Arch. Zool. 
Anat. Phys. II, pag. 238 (1863). 
var. ]) Supra fusco-cinerea, squamarum linea media lateribusque 
corporis obscuriorıbus. 
Coronella austriaca var. lateralis Wern. Reptil. u. Amphib. 
Österr. Ung. pag. 66. D (1897). 
var. m) Maculis dorsalibus maximis passim cohaerentibus. 


?Coronella laevis var. leopardina Müll. Verhandl. naturf. 
Gesellsch. Basel, VII, pag. 283 (1884). 


var. n) Supra coeruleo-grisescens, maculis obscuris dorsi minusculıs, 
lateralibus rubrıs. 
var. 0) Supra fusco-cinerea plerumque parce maculata, taeniıs qua- 
tuor fuscescentibus per totam corporis longitudinem decurrentibus. 
Cöoromella austriaca var. quadfrilineata "Wem. L.c. 
pag. 66, E (1897). 
var. p) Supra concolor, maculis fasciisque omnino nullıs. 
Coronella austriaca var. immaculata Dürig.l.c. pag. 325, 4 
(1897). — Coronella austriaca var. concolor Wern.l.c. 
pag. 66, F (1897). 
var. q) Supra atro-chalybaea, nitens, maculis dorsalibus nigris 
opacıs. 
juv. Maculis omnibus distinctissimis, nigris, fascia postoculari ad 
nares usque producta, abdomine rubro. 
Coluber ferrugineus Sparm. Neue schwed. Abhandl. XVI, 
pag. 180, tab. 7, fig. A, B (1795). 


Der Körper ist micht sehr schlank, nach vorn und hinten nur 
wenig verdünnt, im Allgemeinen von ziemlich walzenförmiger Ge- 
stalt; der. nur wenig abgesetzte Kopf ist mittelgroß, ziemlich breit 
mit etwas hinter der Mitte gelegenem größtem Querdurchmesser, 
von da nach vorn in gerader Linie und ziemlich stark verschmälert 
mit gerundet abgestutzter, bald mehr, bald weniger vorstehender 
Spitze; er ist oben flach, die Schnauzenkante stark verrundet, seine 
ziemlich senkrecht abfallenden Seiten in der Zügelgegend längs der 
Obernaht der Supralabialia schwach vertieft. Die kleinen, schwach 
vorragenden Augen sind von oben teilweise sichtbar, der nicht sehr 
dünn auslaufende Schwanz ist kurz, etwa den sechsten Teil der 
ganzen Körperlänge wegnehmend. 

Das Rostrale ist mindestens so hoch als breit, unten schwach 
ausgerandet, hinten stark auf den Pileus übergebogen und als ziem- 


662 Colubridae. 


lich große, dreieckige Spitze zwischen die Internasalia eingekeilt; 
diese Spitze ist mindestens halb, manchmal sogar eben so lang als 
ihr Abstand von dem Frontale, ja mitunter erreicht sie selbst die 
Präfrontalnaht und trennt dann die Internasalen vollständig von- 
einander; letztere sind viel breiter als lang, quer trapezisch oder 
dreieckig, nach außen mehr oder weniger erweitert und kürzer als die 
hinten wenig verschmälerten Präfrontalen; das Frontale ist groß, 
so lang oder auch länger als sein Abstand von der Schnauzenspitze 
nach vorn stets deutlich erweitert, mit geraden Seitenrändern und 
äußerst stumpfem Vorderwinkel, hinten als breite dreieckige Spitze 
zwischen die Parietalia eingeschoben; diese sind groß, länger und 
breiter als das Frontale, nach hinten verschmälert, vorn in ziemlich 
scharfem Winkel zwischen dieses und die Supraokularia eingefügt, 
letztere länglich, etwa halb so breit wie jenes, nach hinten schwach 
erweitert, mit schiefem Hinter- und etwas aus- 
gebuchtetem Augenrande. Das Nasale ist 
etwa doppelt so lang als hoch, länglich recht- 
eckig, vom ersten Supralabiale an Länge wenig 
‘ verschieden, entweder gar nicht oder nur un- 
vollständig geteilt, mit rundem, zentralem 
Nasenloch. Das Frenale ist klein, etwa halb 
so lang, aber viel niedriger als das Nasale, 
meist ziemlich regelmäßig viereckig liegend, 
gewöhnlich merklich kürzer als letzteres oder 
höchstens bis zu dessen Hinterrand reichend. 
Das Präokulare ist über doppelt so hoch als 
A das Zügelschild, nach oben meist etwas ver- 
4 





schmälert, vollkommen flach und senkrecht 
gestellt, vom Pileus aus nicht oder kaum 


Fig. 736. sichtbar; die beiden Postokularia sind in der 
Coronella austriaca Laur. Regel ziemlich gleich groß, die zwei Tempo- 
a Rostrale. ralia mäßig entwickelt, der Außenrand der 


Parietalia gewöhnlich von drei Schildchen be- 
grenzt, deren hinterstes meistens das größte. Supralabialen sind 
immer nur sieben vorhanden, das dritte und vierte unter das Auge 
gestellt. Von den neun Sublabialen berühren in der Regel die fünf 
ersten die Submaxillaren, deren hintere meist den vorderen an Länge 
nachstehen. Die Schuppen sind spiegelglatt, glänzend, nach den 
Seiten zu deutlich vergrößert, in der Mitte des Körpers in IQ 
Längsreihen geordnet!). Die Anzahl der Bauchschilder wechselt 
zwischen 153 bis 199, die der Schwanzschilderpaare von 42 bis 70. 
Das größte von mir gemessene Exemplar maß 75 cm. 

Die Grundfarbe ist auf der Oberseite gewöhnlich braun, manchmal 
ins Olivenfarbige, häufiger ins Graue, Gelbliche, namentlich aber 
ins Rötliche geneigt, am Rücken in der Regel dunkler als an den 
Seiten, die einzelnen Schuppen meist mit bald mehr, bald weniger 


1) Strauch gibt in seiner Erpetologie de l’Algerie pag. 54 die Anzahl der 
Schuppenreihen bei dieser Art mit 2ı an. Ich zählte, übereinstimmend mit Du- 
meril und Jan, bei einer großen Anzahl untersuchter Exemplare stets aus- 
nahmslos nur 19 Reihen. 


Coronella. 663 


ausgesprochenen dunklen Sprenkeln besetzt, nicht selten auch mit 
einem oder zwei deutlicheren dunklen Punkten an der Spitze, der 
stets dunklere Kopf ebenfalls schwärzlich gesprenkelt; die dunkle 
Farbe des letzteren wird gegen hinten zu immer gesättigter und 
tiefer, so daß sie endlich in eine nach vorn undeutliche, nach rück- 
wärts aber besonders in der Jugend sehr scharf begrenzte, meist 
zweischenklige oder ausgerandete Nackenmakel übergeht, die bei 
älteren Tieren meist braun und manchmal undeutlich, bei jungen 
fast immer tief schwarz erscheint; sehr häufig ist dieser Flecken nach 
hinten in Gestalt eines Hufeisens verlängert, dessen Schenkel mit- 
unter ziemlich weit am Halse hinziehen. Außerdem findet sich, 
bei Jungen meist schon vom Nasenloch, bei älteren Tieren gewöhnlich 
erst vom Auge an ein längs der Kopfseiten zur Mundspalte laufender 
dunkler Streifen, der ebenfalls nicht selten mehr oder weniger auf 
die Halsseiten verlängert ist. An die Schenkel des Nackenfleckens 
schließt sich nun bei typischen Exemplaren eine Doppelreihe unregel- 
mäßiger, abwechselnd gestellter Flecken an, die gewöhnlich die achte 
Schuppenreihe ganz, die siebente und neunte aber teilweise einnehmen, 
sowie auch an den Seiten des Körpers in gleicher Höhe mit den Augen- 
streifen eine Reihe viel kleinerer und undeutlicher Flecken meist 
über die dritte und vierte Schuppenreihe hinzieht. Sämtliche Flecken 
entstehen in der Regel dadurch, daß einzelne Schuppenreihen mehr 
oder weniger dunkelbraun gefärbt und besonders an den Rändern mit 
schmalen, schwärzlichen Längsflecken und Strichelchen untermischt 
oder gesäumt sind, obwohl namentlich bei den Seitenflecken nur das 
letztere der Fall ist. Die Unterseite ist besonders in der Jugend 
fast immer einfarbig ziegelrot, weit seltener grau oder weißlich, bei 
älteren Stücken meist gelbgrau oder rötlich, manchmal selbst stroh- 
gelb und entweder einfarbig, oder mit dunkleren, schwärzlichen 
Sprenkeln und Wolkenflecken bald mehr, bald weniger besetzt, 
durch Überhandnehmen und Zusammenfließen derselben öfters auch 
teilweise oder ganz schwarz. Die Lippenschilder sowie die Unter- 
seite des Kopfes sind aber stets hell, mit dunklen Sprenkeln und 
unregelmäßigen Flecken oft ziemlich dicht besetzt. Das Auge ist braun, 
die Iris gelb. 

Diese eben beschriebene Grundform ist jedoch in ihrer vollen 
Reinheit nur selten zu finden, indem namentlich die Fleckenzeichnung 
der Oberseite sehr mannigfaltig abändert und zu vielen, mitunter 
sehr ausgezeichneten Varietäten Veranlassung gibt. - Am häufigsten 
kommt es vor, daß je zwei nebeneinander stehende Rückenmakeln 
zu etwas schief gestellten Querbinden verschmelzen, was besonders 
nach vorn zu öfters der Fall ist; seltener geschieht es, daß die hinter- 
einander stehenden Flecken in mehr oder weniger regelmäßige Längs- 
binden zusammenfließen, was auch nur meist in dem vorderen Teile 
des Körpers eintritt, manchmal jedoch allerdings so weit geht, daß 
die Fleckenreihen in ihrem ganzen Verlaufe durch ununterbrochene 
Längsstreifen ersetzt sind. Wenn in diesem Falle die Flecken der 
Mittelreihen auch noch in die Quere zusammenstoßen, so wird hiedurch 
einemanchmal sehr regelmäßige, leiterartige Zeichnung hervorgebracht, 
die über die Mitte der Oberseite bald auf kürzere, bald auf längere 


664 Colubridae. 


Erstreckung hinziehend dem Tiere ein sehr ausgezeichnetes Aus- 
sehen verleiht. Nur ausnahmsweise finden sich Stücke, bei denen 
die vier Fleckenreihen in zahlreiche kleine Makeln und Sprenkeln 
aufgelöst erscheinen, welche über die ganze Oberseite unregelmäßig 
zerstreut sind; diese Form, welche noch dadurch ausgezeichnet ist, 
daß die zwei Temporalschilder gewöhnlich zu einem einzigen ver- 
schmelzen, findet sich namentlich in den Kaukasusländern. 

Eine andere Reihe von Varietäten entsteht dadurch, daß die 
bei den bisher erwähnten Formen sehr ausgesprochenen dunklen 
Flecken viel weniger entwickelt sind, immer kleiner und undeutlicher 
werden, ja in manchen Fällen selbst vollkommen verschwinden, so 
daß dann die ganze Oberseite vorherrschend oder auch durchaus 
gleichfarbig und ungefleckt erscheint. Am häufigsten tritt diese 
Rückbildung bei den Seitenflecken ein, während die Rückenmakeln 
weit beständiger sind und namentlich am Halse wenigstens in Spuren 
fast immer noch teilweise erkennbar bleiben. Im Allgemeinen scheint 
die Tendenz der Zeichnungen, sich in kleinere und allmählich undeut- 
lich werdende Flecken aufzulösen, mit dem Vordringen des Tieres 
nach Südosten zuzunehmen, so daß Stücke mit vorherrschend ein- 
farbiger Oberseite namentlich in der Krim, sowie in den Kaspi- und 
Kaukasusländern angetroffen werden; die von einigen Autoren als 
Coronella causasica, P all. unterschiedene Form wird eben durch 
derartige Exemplare gebildet, welche sich von ihren mitteleuro- 
päischen Verwandten auch durch die gewöhnlich ziemlich dunkel- 
braune, meist auch auf der Unterseite ausgedehnte Grundfärbung 
unterscheiden. Doch ist letztere manchmal auch weiß oder gelblich, 
bald einfarbig, bald mit dunklen Flecken verschiedenartig gewölkt 
oder gezeichnet, die gelbe Grundfarbe des Bauches in seltenen Fällen 
selbst ins Rosenrote übergehend, sowie anderseits der Oberkörper 
längs der Seiten mitunter eine dunklere, verwaschene Längsbinde oder 
einen etwa über die Außenränder der Bauchschilder hinziehenden 
gelblichen Streifen zeigt. 

Diesen russischen Stücken nahe steht eine andere Varietät, 
welche man wegen ihres vorherrschenden Vorkommens in Italien 
und den dazu gehörenden Inseln als Coronella italıca Fitzing. be- 
zeichnen könnte. Die Grundfarbe der Oberseite ist 
hier bei den meisten ein lichtes Graubraun, das 


EIS aber in seltenen Fällen bis ins dunkle Olivenbraune 
na. vabäandert; ‚die -Fleckenzeichnungen! sind hiegsenz 
wenig ausgebildet, so daß sie in der Regel bloß auf 

Fig. 137. vereinzelte, dunkle Schuppenränder reduziert sind; 
Coronella italica @ese sehr undeutlichen schwarzen Fleckenreihen 
Fitzing. werden dann gewöhnlich noch von einem dunkel- 


braunen Längsband durchzogen, das gesättigter als 
die Körperfarbe, aber heller als die Flecken, die letzteren meistens 
noch deutlich erkennen läßt. Doch kommen derlei dunkle, über die 
Flecken hinziehende Längsstreifen manchmal auch bei der Stamm- 
form vor, obwohl sie bei Stücken mit verschwindenden Makeln viel 
häufiger auftreten und ihre Deutlichkeit und Farbentiefe in der Regel 
mit der Abnahme der letzteren zunimmt, so daß sie bei gänzlichem 


Coronella. 665 


Schwinden derselben am dunkelsten sind und daher auch am schärfsten 
abgehoben erscheinen. Übrigens ist Coronella italica von allen anderen 
Varietäten dieser Art namentlich dadurch verschieden, daß das Ros- 
trale viel stärker als sonst gewölbt ist, sich zwischen die Internasalen 
nicht selten bis zu deren vollständigen Trennung einschiebt, und so 
stark kegelförmig über den Unterkiefer vorragt, daß die Physiognomie 
des Tieres fast Ähnlichkeit mit Coluber scalaris Schinz erhält; auch 
sind hier die Bauchschilder auf die Seiten des Körpers meist so plötz- 
lich aufgebogen, daß dadurch in der Regel eine ziemlich deutlich er- 
sichtliche Seitenkante gebildet wird. Trotz dieser, auf den ersten An- 
blick sehr auffälligen Unterschiede glaube ich diese Form doch nicht als 
eigene Art auffassen zu müssen, da sie in der Beschilderung des Kopfes 
und in der Anzahl der Schuppenreihen ganz mit austriaca überein- 
stimmt. Sehr ausgezeichnete Stücke dieser Varietät untersuchte 
ich namentlich aus Sizilien, doch ist sie nicht ausschließlich auf 
Italien beschränkt, da ich mit dieser Form vollkommen identische 
Exemplare auch aus der Pyrenäischen Halbinsel vor mir hatte und 
dieselbe auch in Dalmatien häufig ist. Sie ist gewöhnlich nur 50 bis 
60 cm lang. 

Bei schwach gefleckten Stücken kommt es auch vor, daß Rücken- 
mitte und Körperseiten viel lichter sind, so daß dann derlei Tiere 
von drei allerdings nicht scharfen aber ziemlich breiten hellen und 
vier meist etwas schmäleren aus der Grundfarbe gebildeten dunklen 
Längsbinden durchzogen werden. Bei einem im Wiener Hofmuseum 
befindlichen Exemplare, das eine von der Rückenseite scharf ab- 
gegrenzte dunklere Seitenzone besitzt, sind sämtliche Schuppen 
mit einem dunklen Mittelstrich versehen. So wie aber einerseits die 
dunklen Körperflecken bis zum gänzlichen Verschwinden abnehmen 
können, so tritt auch anderseits manchmal wieder das Gegenteil ein 
und zeigen sich besonders die Rückenmakeln mitunter so bedeutend 
entwickelt und vergrößert, daß sie ab und zu sowohl der Länge. als 
auch der Quere nach zusammenstoßen und dieser Form dann einige 
Ähnlichkeit mit Coluber leopardinus Bonap. verleihen. 

Eine höchst auffallende Varietät ward von Hauptmann Veith 
bei Friesach in Kärnten gefunden. Dieselbe besitzt eine glänzend 
blauschwarze Grundfarbe, von der sich die Normalzeichnung als 
mattschwarze Flecken in eigentümlicher Weise abhebt; ich will 
diese ausgezeichnete, von allen bisher bekannten Färbungen der 
austriaca abweichende Form, ihrem Entdecker zu. Ehren als var. 
Veithi benennen. Derselbe fand auch um Laibach ein Stück, 
das unter jeder der ziemlich kleinen Rückenmakeln einen etwas 
größeren grellroten Fleck besaß. 

Bei den Männchen sind auf der Oberseite in der Regel rötliche 
und bräunliche, bei den Weibchen gewöhnlich mehr ins Graue zie- 
hende Färbungen vorherrschend. Die Jungen sind im allgemeinen 
von den Erwachsenen nicht verschieden, nur daß die Fleckenzeich- 
nungen in diesem Alter fast immer sehr scharf und regelmäßig und 
meistens mehr oder weniger schwärzlich sind, welche Farbe in der 
Regel auch die ganze Hinterhälfte des Kopfes zeigt; die Unterseite 
ist fast immer einfarbig, am häufigsten ziegelrot. Die Angabe 


666 Colubridae. 


Frivaldszkys (Monogr. Serp. Hung. pag. 39), daß die Jungen 
fast ganz weiß seien, dürfte wohl auf einer Verwechslung mit Tro- 
pidonotus tessellatus Laur. beruhen. 

Coronella austriaca lebt auf trockenen, sonnigen und steinigen 
Stellen, in Holzschlägen, an altem Mauerwerk u. dgl., namentlich 
wenn die genannten Örtlichkeiten mit Gebüsch und Erdlöchern ver- 
sehen sind; kahle und vegetationslose Felspartien meidet sie ebenso 
wie den dichten Wald und feuchte Wiesen oder Moore. Sie hält 
sich am liebsten im Hügel- und mittleren Berglande auf, obwohl sie 
auch in der Ebene vorkommt und anderseits namentlich in mehr 
südlichen Gegenden stellenweise bis zu 2000 m Meereshöhe hinaufgeht. 
Ihren einmal gewählten Wohnplatz hält sie mit ziemlicher Hart- 
näckigkeit fest und unternimmt nur behufs Aufsuchen von Beute 
nicht weit davon abführende Streifungen, wobei sie nackte Flächen 
und Blößen tunlichst vermeidet und ihren Weg womöglich durch 
Gesträuch, Wurzelwerk und Blätterdickicht nimmt. Wegen ihrer 
verhältnismäßig geringen Beweglichkeit, welche ihr eine erfolgreiche 
Flucht sehr erschwert, kommt sie überhaupt nicht gerne ganz heraus 
und hält sich lieber unter Moos, losen Baumrinden, größeren Steinen 
und Laubwerk versteckt, dabei nur den Kopf behufs Erspähung all- 
fälliger Beute hervorgestreckt haltend. Sie ist ein Tagtier, doch habe 
ich sie beispielsweise im Siebenbürgischen Waldgebirge auch schon 
in mondheller Nacht gefangen. Zum Klettern ist sie wegen ihrer 
Schwerfälligkeit wenig geeignet, dagegen schwimmt sie, obwohl sie 
das Wasser in der Regel nicht aufsucht, im Notfalle ganz gut; von 
jähzornigem und bissigem Charakter setzt sie sich, falls sie nicht 
sofort in ihrem nahen Schlupfwinkel verschwinden kann, im Teller 
eingerollt mutig und nachdrücklich zur Wehre Ihre Nahrung 
besteht fast ausschließlich aus kleineren Eidechsen, aus Blind- 
schleichen und jungen Schlangen, obwohl sie mitunter auch Mäuse 
nimmt; von ersteren frißt sie nicht selten 2—3 hintereinander, ihre 
Beute pflegt sie in der Regel durch rasches Umschlingen zu erdrücken. 
Nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf, das gewöhnlich im April 
stattfindet, schreiten die Tiere bald zur Paarung, wobei das sehr 
zänkische und eifersüchtige Männchen das Weibchen nach Eidechsen- 
art manchmal mit dem Maule am Halse festhält. Letzteres wirft 
von Ende August bis Oktober, meistens aber im September, 2—1I5 
noch in der Eihaut eingeschlossene Junge, die sich aber sofort nach 
dem Wurfe freimachen, daher diese Schlange gewöhnlich als lebendig 
gebärend bezeichnet wird; die frisch ausgekrochenen Jungen sind 
etwa I5 cm lang. 

Diese Art hat eine ziemlich weite geographische Verbreitung 
und kommt vom 63.’ n. B. nach Südosten bis zum Schwarzen und 
Kaspischen Meere vor. Als eigentliche Heimat ist aber wohl Mittel- 
europa zu betrachten, da sie von hier aus gegen Norden an Häufig- 
keit entschieden abnimmt und in vielen Ländern des südwestlichsten 
Europas durch die vorhergehende Art ersetzt wird. Von Mittel- 
europa dringt austriaca nördlich durch Dänemark nach Skandinavien 
und Großbritannien vor, dort im südlichen Norwegen bis Drontheim 
und in Schweden bis zum 60. Breitegrade, hier aber nur in den süd- 


Coluber. 667 


lichsten Teilen Englands vorkommend, obwohl seinerzeit noch in 
Dumfries im südlichsten Schottland ein Stück gefunden ward. Über 
ganz Deutschland und Österreich-Ungarn verbreitet, tritt sie dann 
einerseits durch Holland, Belgien, Luxemburg und die Schweiz nach 
Nord- und Westfrankreich und von hier über die Pyrenäen selbst 
bis ins mittlere Spanien, anderseits nach Italien, Sizilien und auf die 
Balkanhalbinsel über, woselbst sie außer in Dalmatien und Bosnien 
auch noch in Serbien und Rumelien stellenweise häufig ist. Ein 
weiteres Vorkommen nach der Balkanhalbinsel ist bisher nicht mit 
Gewißheit konstatiert, obwohl nach Bedriaga im Athener Mu- 
seum Stücke aus dem Veluchi-Gebirge in Nordgriechenland stehen, 
vorausgesetzt, daß die Fundortsangabe nicht unrichtig ist; übrigens 
ist auch das oberwähnte Vorkommen in Drontheim nicht ganz sicher 
verbürgt. Nach Südosten zieht sich dann die Verbreitung von der 
Düna an durch Litauen, Wolhynien, Podolien und Kleinrußland 
bis in die Krim und weiter bis an die Wolga und bis zum Terek am 
Nordabhange des Kaukasus hin. In Sardinien und Korsika fehlt 
die Art, desgleichen ist sie mir auch in Istrien niemals untergekommen, 
während sie in den übrigen Teilen des österreichischen Küstenlandes 
auf das Gebirge beschränkt ist. 

Im Käfige fühlt sich das Tier, wenn es licht und trocken gehalten 
wird und passende Schlupfwinkel findet, bald heimisch, legt, wenn 
man sich öfters mit ihm abgibt, in kurzer Zeit seine anfängliche 
Bissigkeit ab und wird mit dem Pfleger nach und nach so vertraut, 
daß es ihm mitunter die vorgehaltene Nahrung selbst aus der Hand 
nimmt; nur muß man sich hüten, ihm kleinere Schlangen beizuge- 
sellen, da es dieselben gerne verzehrt, ja selbst im Terrarium eventuell 
zur Welt gekommene Junge der eigenen Art sind, wenn einem daran 
gelegen ist, sofort zu entfernen, da sie nicht nur häufig von der eigenen 
Mutter verschlungen werden, sondern sich auch gar nicht selten 
gegenseitig auffressen. 


6. Gattung. Coluber. 
Linne Syst. Nat. I, pag. 375 (1766). 
Caput longiusculum, distinctum. 
Pupilla circularıs. 
Praeocularia I—2, postocularıa 2. 
Temporalia 2. 
Squamae aut laeves aut carinatae, per series 21I—29 dispositae. 


Die Coluberarten. sind ziemlich große Schlangen mit deutlich 
abgesetztem, nach vorne mehr oder weniger verschmälertem Kopf. 
Der bald schlanke, bald aber wieder ziemlich plumpe Körper ist in 
der Mitte nur mäßig verdickt, seitlich mitunter schwach zusammen- 
gedrückt, mit im ganzen flacher Unterseite und verhältnismäßig 
kurzem, höchstens ein Viertel der Gesamtlänge betragendem Schwanz. 

Das Rostrale ist meistens breiter als lang, was ebenso von den 
Internasalen und Präfrontalen gilt. Das Frontale und namentlich 
die Parietalen sind groß. Das Nasale ist mindestens zweimal so lang 


668 Colubridae. 


als hoch und in der Mitte stets deutlich geteilt, das zweite Supra- 
labiale niemals überragend. Das einem oder auch zwei Supralabialen 
aufliegende Zügelschild ist viel kleiner als das Nasale. Präokularen 
sind eines oder zwei vorhanden, im letzteren Falle das untere stets 
viel kleiner als das obere. Die Zahl der Postokularen und Tempo- 
ralen beträgt immer zwei. Das mit rundlicher Pupille versehene 
Auge stößt unten in der Regel an das vierte und fünfte Oberlippen- 
schild; von den 7—8 Supralabialen sind namentlich die vor und unter 
dem Auge liegenden meist höher als lang. Die mit Apicalgrübchen 
versehenen Schuppen sind in der Jugend immer glatt, im Alter 
jedoch bald mehr bald weniger deutlich, wenn auch nicht scharf 
gekielt und in 21—29 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Ventralen 
beträgt 172—260, die der Subcaudalpaare 48—-91. 

Bei den hiehergehörigen Schlangen sind die Zähne im Ober- 
kiefer ziemlich gleich, während im Unterkiefer der erste am az 
sten ist. 

Diese Nattern leben vorwiegend in lichten Wäldern und an 
trockenen, mit Buschwerk bestandenen Orten, sind im allgemeinen 
Tagtiere, nicht besonders schnell und lebhaft und gewöhnlich auch 
von minder heftigem und bösartigem Charakter; ihre Nahrung 
besteht aus Vogeleiern und kleineren Wirbeltieren bis zur Größe 
einer ausgewachsenen Wanderratte. 

Die fünf unserem Faunengebiete angehörenden Arten können 
in nachstehender Weise unterschieden werden. 

A. Internasalen wegen des nur schwach übergewölbten Rostrale 
in der Mittellinie des Pileus fast in ihrer ganzen Breite zusam- 
menstoßend, der Hinterteil des Rostrale mit den übrigen Kopf- 
schildern in gleicher Fläche. 

I. Augen vorne nur von einem einzigen großen Präokulare 
begrenzt. 

I. Frontale nach vorne stark erweitert, mit seiner vorderen 
Außenecke das obere Ende des Präokulare fast immer 
erreichend. Vorderer Teil des Nasale niedriger als der 
hintere. Schuppen ziemlich groß, fast immer mit mehr 
oder weniger weißen Randstrichen, im Alter mitunter 
in der hinteren Körperhälfte kaum merkbar gekielt, in 
21—23 Längsreihen. Bauch mit deutlicher Seitenkante. 
Farbenkleid unansehnlich .. longissimus Laur. 

2. Frontale ziemlich gleichbreit, mit seiner vorderen Außen- 
ecke das obere Ende des Präokulare niemals erreichend. 
Nasale in der Mitte des Oberrandes erniedrigt. Schuppen 
klein, ohne weiße Randstriche und stets vollkommen 
glatt, in 25—27 Längsreihen. Bauch ohne Seitenkante. 
Färbung und Zeichnung sehr bunt und auffallend 

leopardinus Bonap. 

II. Augen unter dem großen und hohen Präokulare noch mit 

einem viel kleineren Subokulare. Schuppen im Alter mehr 

oder weniger gekielt. 

3. Frontale nach vorne merklich erweitert mit nach innen 
geschweiften Außenrändern, hinten als lange und scharfe 


Coluber. 669 


Spitze zwischen die kaum längeren Parietalen eingescho- 
ben. Präfrontalen kaum breiter als lang. Vorderer Teil 
des Nasale mit ziemlich rechtwinkeliger, zwischen das 
Rostrale und Internasale kaum eingekeilter Spitze. In- 
framaxillaren en, nur mit fünf Sublabialen in 
Berührung . . ...quatuorlineatus Lacep. 
4. Frontale nach vorne nur mäßig erweitert mit kaum ge- 
schwungenen Seitenrändern, hinten als mäßig lange 
ziemlich stumpfe Spitze zwischen die merklich längeren 
Parietalen eingeschoben. Präfrontalen merklich breiter 
als lang. Vorderer Teil des Nasale als scharfe und ziem- 
lich lange Spitze zwischen das Rostrale und Internasale 
eingekeilt. Inframaxillaren gewöhnlich mit sechs Sub- 
labialen in Berührung . . Done Pal: 


B. Internasalen durch die weit übergewölbte und zwischen die- 


1. 


juv. 


selben eingeschobene lange Rostralspitze wenigstens in ihrer 
vorderen Hälfte getrennt, Rostrale viel länger als breit, im Alter 
spitz kegelförmig vorstehend und den anderen Kopfschildern 
als viel stärker gewölbte Kuppe aufliegend. Frontale im 
Alter nach vorne bedeutend erweitert und kürzer als die auf- 
fallend breiten Parietalen . ...... .scalaris Schinz. 


Coluber sealaris: Rostrale maximum, valde prominens, latitudine 


multo longius, postice inter internasalia acute et longe productum ; 
supraocularia non excedentia, frontale et parietalia magna et lata. 
Praeoculare unicum. Squamae laeves, per series 27—29 dispo- 
sitae. — Long. 80—Ioo cm. 


Coluber scalaris Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis, XX, 
pag. 536, 2 (1827), — Rhinechis Agassizii Michah. in Wagl. 
Icon. u. descript. amph. tab. XXV (1839). — Coluber Agassizii 
Dug. Ann. scienc. nat. III, pag. 139 (1835). — Xenodon Micha- 
hellesi Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 92, 6 (1837), — Rhinechis 
scalaris Bonap. Amph. europ. pag. 48, 51 (1839). 


Supra cinereus aut lutescens, maculis regularıbus transversıs 
ber totam corporis longitudinem decurrentibus, lateribus nigro- 
maculatus ; subtus chalybaeus aut flavescens, maculis pallidis 
obscurisve variegatus. 


Coluber laevis var. Dug. Annal. scienc. natur, ı ser. XII, pag. 369 
(1825). — Coluber Hermanni Lesson Acta Soc. Linn. Bord. XII, 


pag. 58 (1838). 


adolesc. Supra griseo-fuscescens aut testaceus, maculis dorsalibus 


transversis ad latera lineis obscurioribus per longitudinem connexis. 
Subtus dilute griseus, maculis obscurioribus irregularıter notatus. 
Coluber scalarıs Sehinz in Guv. Thierr. II, pag. .123,(1822). 


adult. Supra fulvus, lutescens aut pallide olivaceus, lineis dualus 


nigro-fuscis per totam corporis longitudinem decurrentibus ; 
subtus flavescens, concolor. 


Coluber bilineatus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 148, 
tab. 63, fig. ı (1833). 


670 Colubridae. 


Der kräftige Körper ist im erwachsenen Zustande ziemlich 
plump und gedrungen, von walzenförmiger oder schwach kompresser 
Gestalt, nach vorne und hinten nur sehr allmählich verjüngt mit 
meist wenig hervortretender oder auch ganz verwischter Seiten- 
kante. Der namentlich im Alter wenig unterschiedene Kopf ist 
kurz, hinten sehr breit, oben ziemlich platt, nach vorne zu allmählich 
besonders bei größeren Stücken stark zugespitzt, mit weit über den 
Unterkiefer vorragender Schnauzenspitze, daher im ganzen von 
fast kegelförmiger Gestalt. Die Kopfseiten sind bei ganz jungen 
Tieren vollkommen flach und senkrecht, was für die Zügelgegend 
auch bei Erwachsenen der Fall ist, während die Supralabialia und 
die Schläfengegend mit zunehmendem Alter immer mehr nach außen 
vortreten, wodurch dann der Kopf über den Lippenschildern nament- 
lich gegen und unter das Auge zu mehr oder weniger vertieft oder 
selbst gefurcht wird und dessen untere Seiten stark nach außen 
gerichtet erscheinen, was namentlich bei sehr alten Exemplaren in 
auffallendem Grade hervortritt. Die Schnauzenkante ist ziemlich 
verwischt, die großen, von oben hinreichend sichtbaren Augen stehen 
nur wenig vor und.haben eine rundliche Pupille. Der namentlich 
bei alten Tieren ziemlich stumpfe und überhaupt nicht sehr spitz 
auslaufende Schwanz ist kurz, höchstens den sechsten Teil der ganzen 
Körperlänge betragend. 

Das Rostrale ist groß, viel länger als breit, mit den anderen 
Kopfschildern nicht in einer Fläche liegend, sondern sehr stark über 
dieselben hervorgewölbt, so daß es nament- 
lich im Alter fast kegelförmig vorsteht. 
Es ist in stark schiefer Richtung von unten 
nach vorn und dann nach rückwärts ge- 
richtet, sein oberer Teil als große, drei- 
eckige Spitze kuppenförmig weit nach 
hinten zwischen die Internasalen eingekeilt, 
so daß dieselben hiedurch wenigstens in 
ihrer Vorderhälfte stets mehr oder weniger 
voneinander getrennt sind. Es ist am 
Mundrande ziemlich stark ausgerandet, an 
der schief gegen denselben geneigten Fläche 
meist deutlich vertieft, die an das erste 
Supralabiale stoßenden Ränder sehr kurz, 
die darauffolgenden fast doppelt so lang 
und nach einwärts geschweift, die Hinter- 





Hie-Ens2. seiten unter sehr spitzem Winkel zu- 
Coluber scalaris Schinz.  sammenstoßend, sein oben sichtbarer Teil 
a Rostrale. mitunter fast so lang wie dessen Abstand 


von dem Frontale. Die Internasalia sind 
kürzer als die Präfrontalen, meistens deutlich breiter als lang, 
schief nach hinten gegeneinandergerichtet, nach außen in der 
Regel bald mehr, bald weniger merkbar erweitert, ihre gemein- 
schaftliche Naht gewöhnlich die kürzeste Seite, ihr Außenrand 
gegen das Nasenloch hin in stumpfem Winkel erweitert. Die Prä- 
frontalıa sind quer, bedeutend breiter als lang, in der Jugend meistens 


Coluber. 671 


ziemlich gleichbreit, im Alter jedoch gewöhnlich deutlich nach außen 
vergrößert. Das Frontale ist verhältnismäßig kurz, höchstens seinem 
Abstande vom Schnauzenende gleichkommend, dabei aber sehr 
breit, bei Jungen oft kaum merkbar, bei erwachsenen Stücken aber 
stets bedeutend nach vorn erweitert, so daß seine Seitenecken da- 
selbst mit der oberen Ecke des Präokulare in einem Punkte zusam- 
menstoßen; seine Außenränder sind meist bald mehr, bald weniger 
geschweift, sein Vorderende fast gerade abgestutzt, die Gesamtform 
etwa fünfeckig oder selbst glockenförmig. Die Parietalia sind nament- 
lich bei ganz jungen Tieren sehr breit und hier etwa ebenso lang, bei 
älteren Exemplaren aber etwas länger als das Frontale, mit mehr oder 
weniger gerundeten Außenrändern, nach vorn zu als breite und ziemlich 
scharfe Spitze zwischen das Frontale und die Supraokularia eingefügt. 
Diese sind ebenfalls breit, nach hinten stark erweitert, an ihrem 
geraden, nicht vorspringenden Außenrande fast so lang als das Fron- 
tale. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale ist läng- 
lich, in der Mitte stets deutlich geteilt, jede Hälfte nach oben zu etwas 
winkelig erweitert, die erste mit stark bogigem Vorderrande, die 
zweite mit etwa in der Mitte winkelig nach rückwärts gebrochenem 
Hinterrande; das Nasenloch ist mittelgroß, kreisrund, stark nach 
oben gerückt. Das dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegende 
Zügelschild ist trapezisch oder fünfeckig, beiläufig von halber Höhe 
des Nasale, in der Jugend wenig, im Alter bedeutend länger als hoch, 
bald ziemlich gleichbreit, bald auch teilweise, obwohl nicht bedeutend, 
erweitert. Das einzige Präokulare ist gut doppelt so hoch als breit, 
nach vorn zu in der Mitte winkelig erweitert und als dreieckige Platte 
bis zu den Vorderecken des Frontale auf den Pileus umgebogen. 
Die zwei Postokularia sind klein, das untere in der Regel größer, 
manchmal unter ihm noch ein drittes, das sich vom fünften Supra- 
labiale abtrennt. Die zwei Temporalen der ersten Reihe sind ziem- 
lich groß, länglich, das obere stets das untere Postokulare berührend;; 
hinter diesem sind in zweiter Reihe drei bis vier kleinere, länglich 
schuppenförmige Schildchen übereinandergestellt. Supralabialen 
sind bei normalen Stücken sieben vorhanden, welche Zahl jedoch 
sehr häufig dadurch auf acht erhöht ist, daß das fünfte davon unter 
dem Postokulare geteilt ist. Von diesen Schildern berühren in der 
Regel das vierte und fünfte das Auge; nur in dem Falle, wenn drei 
Postokularen vorhanden sind, wird durch das unterste derselben das 
fünfte Supralabiale vom Auge getrennt, so daß dieses dann nach 
unten zu bloß von dem vierten Lippenschilde begrenzt ist. Sublabia- 
lıa finden sich neun bis zehn, die hinteren Inframaxillaren sind meist 
sehr deutlich kürzer als die vorderen. Die etwas gewölbten Schuppen 
sind vollkommen glatt, länglich rhombisch, ziemlich deutlich geschin- 
delt, in 27 bis 29, sehr ausnahmsweise nur in 25 Längs- und sehr 
schiefe Querreihen gestellt. Die Bauchschilder, deren Zahl von 201 
bis 220 wechselt, sind breit, auf die Körperseiten umgebogen und 
so weit gegen den Kopf vorgeschoben, daß nur wenige Kehlschuppen 
vorkommen. Die Zahl der Schwanzschilderpaare kann von 48 bis 
68 ändern. 

Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach den ver- 


67 2 Colubridae. 


schiedenen Altersstufen manchem Wechsel unterworfen. Ganz 
junge Tiere besitzen in der Regel eine mehr oder weniger helle, graue, 
oft deutlich ins Grüne neigende Grundfarbe. Der Kopf zeigt häufig 
eine breite, schwarzbraune Gabelbinde, die vom Vorderrande des 
Frontale ausgehend sich mit ihren Schenkeln bis über das Nasenloch 
erstreckt, manchmal aber durch Verkürzung der beiderseitigen Äste 
auch in zwei isolierte, schiefe Streifen getrennt ist. Desgleichen 
findet sich an den Seiten des Kopfes ein schwärzlicher, in senkrechter 
Richtung durch die Augen ziehender breiter Streifen, der nach unten 
zu schmäler wird und nach hinten einen vom oberen Augenwinkel 
bis zur Mundspalte ziehenden Ast abgibt. Endlich steht noch im 
Nacken ein breiter, oft undeutlicher Querfleck, der in der Mitte 
durch einen hellen Zwischenraum der Grundfarbe mehr oder weniger 
geteilt ist. Von hier aus beginnt eine Reihe breiter, in ziemlich 
regelmäßigen Abständen hintereinanderfolgender schwärzlicher oder 
dunkelbrauner Querflecken, welche auf der Längsachse des Körpers 
senkrecht stehend über die Mitte des Rückens bis zur Schwanz- 
spitze hinziehen; diese Makeln sind voneinander meist vollkommen 
getrennt oder erscheinen höchstens unmittelbar hinter dem Kopfe 
durch seitliche Längslinien unter sich und mit dem Nackenfleck ver- 
bunden; doch trennen sich diese Verbindungslinien in der Regel 
sehr bald, obwohl sie als nach rückwärts und vorwärts reichende 
seitliche Verlängerungen der Quermakeln noch eine Weile, in aller- 
dings immer mehr abnehmendem Grade angedeutet sind, wodurch 
dann die Rückenflecken etwa die Gestalt von liegenden römischen 
Einsern erhalten. Abwechselnd mit diesen, am meisten in die Augen 
fallenden Zeichnungen läuft auch an den Seiten des Körpers eine 
zweite Reihe kleinerer, gewöhnlich längsgestellter Flecken hin, unter 
welcher man oft noch eine dritte, ja manchmal selbst eine vierte 
Reihe noch kleinerer Makeln bemerkt; doch sind diese Flecken 
seltener in deutlich unterscheidbare Längsreihen gestellt, sondern 
meist ziemlich unregelmäßig über die Körperseiten verteilt, die über 
einanderstehenden mitunter wohl auch zu mehr oder weniger senk- 
recht gestellten Querbinden teilweise oder ganz verschmolzen. 

Je älter nun das Tier wird, desto mehr geht die anfangs meist 
graue Grundfarbe ins Rötliche oder Gelbbraune über, so daß etwas 
größere Stücke gewöhnlich eine licht graubraune oder lehmgelbe 
Hauptfärbung zeigen. Zugleich fangen die Kopfzeichnungen zu ver- 
schwinden an, indem sie allmählich weniger scharf und undeutlicher 
werden, obwohl sich als Reste derselben namentlich an den Schilder- 
nähten stehende unbestimmte dunkle Zeichnungen oft noch lange 
erhalten, und besonders die vom Auge zu den Mundwinkeln ziehende 
Binde gewöhnlich noch recht gut sichtbar ist, wie denn überhaupt 
letztgenannter Streifen in der Regel erst bei sehr großen Stücken 
vollkommen verschwindet. Der Nackenfleck ist meist ziemlich regel- 
mäßig dreieckig, mit nach vorn gerichteter Spitze, nach hinten 
zu in zwei anfangs über die vordere Körperhälfte, mit zunehmendem 
Alter aber immer weiter nach rückwärts reichende Längslinien fort- 
gesetzt, welche in Verbindung mit den noch vorhandenen Quer- 
flecken des Rückens eine oft sehr regelmäßig leiterartige Zeichnung 


Coluber. 673 


bilden, deren viel lichtere Sprossen stets merklich schmäler als die 
sie trennenden Zwischenräume der Grundfarbe sind, und dort, wo sie 
mit den beiden Längsstreifen zusammenstoßen, viel dunkler, ja oft 
fast schwarz gefärbt erscheinen. Doch sind auch die Längsstreifen 
in diesem Alter nur selten bis zur Spitze des Schwanzes durchaus 
gleich scharf, sondern werden gegen Ende desselben immer lichter 
und verwaschener, so daß sie mit Ausnahme der den Seitenenden 
der Rückenmakeln entsprechenden Stellen oft kaum mehr kenntlich 
erscheinen. Außerdem finden sich meist noch zu seiten des Körpers 
bald mehr, bald weniger kleinere, oft in unregelmäßige Längsreihen 
gestellte schwärzliche Flecken. Die Schuppen sind gegen den Bauch 
zu namentlich an den oberen Seitenecken öfters weißlich gesäumt, 
die Unterseite ist mit schwärzlichen Flecken meist in ziemlich regel- 
mäßiger Weise gezeichnet. 

Je älter nun das Tier wird, desto mehr macht sich die gelbliche 
oder rötliche Färbung geltend, die Seitenflecken verschwinden 
bald ganz, und in dem Maße, als sich die beiden Seitenstreifen immer 
weiter und schärfer nach hinten fortsetzen, werden die Quermakeln 
des Rückens immer undeutlicher, so daß sie bei großen Stücken 
meist nur stellenweise angedeutet erscheinen, ja bei ganz alten Exem- 
plaren wohl stets vollkommen fehlen, bei denen dann die ganze 
Oberseite eine einförmig lehmgelbe oder rötlichbraune, seltener eine 
lichtolivengrüne Färbung zeigt, welche von zwei dunkelbraunen oder 
schwarzen, vom Nacken bis zur Schwanzspitze laufenden Längs- 
linien durchzogen wird. Ausnahmsweise kommt es vor, daß auch 
schon ziemlich kleine Tiere vollkommen die Färbung der Alten 
zeigen und nach Duge&s soll sich umgekehrt die leiterartige Zeich- 
nung jüngerer Stücke im weiblichen Geschlechte häufig durch die 
ganze Lebenszeit erhalten, was auch in neuerer Zeit von Feok- 
tistow im ‚„Zoologischen Garten 1886‘ behauptet ward; dem- 
ungeachtet glaube ich, daß dieser Fall, wenn er überhaupt vorkommt, 
gewiß sehr selten ist, da mir wenigstens niemals ein vollkommen 
ausgewachsenes Exemplar zu Gesichte kam, das eine andere als die 
obbeschriebene Zeichnung hatte und überdies auch der ausgezeichnete 
Beobachter Joh. v. Fischer, dem bezüglich dieser Schlange 
unzweifelhaft eine weit größere Erfahrung als mir zu Gebote steht, 
derselben Ansicht ist. Nur die Schnauze erscheint auch im Alter 
häufig dunkler, welche Färbung sich allmählich verlierend als ein 
dunkler Schatten über den Hinterkopf bis zu den Halsseiten hinaus- 
reicht. Die dunklen Bauchflecken werden im Alter auch zunehmend 
seltener, so daß ganz erwachsene Tiere eine meist einfarbig gelbliche 
oder weißliche Unterseite zeigen. 

Scalaris ist verhältnismäßig die stärkste europäische Schlange, 
da sie, obwohl die Länge von einem Meter nur selten überschreitend, 
dabei manchmal doch eine Dicke von 2,5 cm erreicht!). 

Die Treppennatter wohnt nur an absolut trockenen und lichten 
Örtlichkeiten, woselbst sie sich mit besonderer Vorliebe in Hecken 


!) Feoktistow gibt die Länge bis zu I4o cm an; mir sind so große Stücke 
niemals untergekommen. 


Schreiber, Herpetologia europaea. 43 


674 Colubridae. 


und Weingärten ansiedelt. Sie ist unter allen einheimischen Ophi- 
diern eine der am meisten wärme- und sonnenliebenden und während 
sich sonst in der Regel fast alle Reptilien während der heißen Mittags- 
stunden verbergen, sieht man gerade diese Art zu der Zeit oft munter 
herumkriechen oder im Teller eingerollt behaglich in der brennenden 
Sonnenglut liegen, während sie an schattigen Tagen unter größeren 
Steinen, in hohlen Bäumen oder Erdlöchern u. dgl. zurückgezogen 
verweilt. Sie ist ein echtes Tagtier, das erst spät am Vormittage 
herauskommt und lange vor Sonnenuntergang wieder verschwindet. 
Obwohl mehr am Boden lebend, versteht sie doch auch vortrefflich 
zu klettern und schlingt sich mit wunderbarer Raschheit behend durch 
das Geäste der Sträucher. Unter allen Coluberarten ist sie wohl die 
scheueste und flinkste und ergreift bei Annäherung des Menschen, 
den sie vermöge ihres sehr scharfen und weitreichenden Sehvermögens 
schon ın beträchtlicher Ferne erblickt, rasch und in rasender Eile 
die Flucht, sich pfeilschnell durch alle Terrainhindernisse Bahn 
brechend und meist sofort verschwindend, daher sie auch nur schwer 
zu erbeuten ist. Desgleichen ist scalarıs von ihren anderen Gattungs- 
genossen noch durch ihr äußerst heftiges und zornmütiges Naturell 
verschieden, sie faucht und beißt gefangen wütend um sich und sucht 
sich der sie haltenden Hand durch rasche Drehungen um ihre Körper- 
achse zu entziehen. Nach der Ende Mai oder anfangs Juni wieder- 
holt erfolgten Paarung, die manchmal kaum fünfzehn Minuten, 
oft aber auch wieder mehrere Stunden lang dauert, legt das Weib- 
chen in etwa 20—25 Tagen gegen zehn langgestreckte, rein weiße 
und lederschalige Eier, die je nach der Größe der Mutter oft bis 60 mm 
lang und etwa 20 mm dick sind. Die Fruchtbarkeit ist sonach keine 
große und da überdies die Jungen im Gegensatz zur großen Beweg- 
lichkeit der Alten auffallend schwerfällig sind und infolgedessen 
jedenfalls vielen Feinden zum Opfer fallen, so erklärt es sich auch, 
daß diese Schlange im allgemeinen ziemlich selten ist. Die Nahrung 
besteht vorzugsweise aus Feldmäusen, die sie in ihren Schlupfwinkeln 
aufsucht, daher diese Natter eher als ein nützliches Tier zu betrachten 
ist, obwohl sie gelegentlich auch Eidechsen und kleinere Vögel bis zu 
Sperlingsgröße verspeist. 

Coluber scalaris gehört zur Südwestfauna unseres Erdteiles und 
kommt von Nizza an durch Südfrankreich und die Pyrenäische 
Halbinsel vor. 

In der Gefangenschaft ist sie eine der ausdauerndsten und halt- 
barsten Schlangen, nur muß sie selbstverständlich trocken und recht 
warm gehalten werden, so daß die Temperatur des von ihr bewohnten 
Terrariums wohl niemals unter 20° R sinken soll, dagegen aber auch 
bis 40° ansteigen kann, ohne ihr Unbehagen oder gar Nachteil zu brin- 
gen. Da das Tier vor allem die Sonnenglut liebt, so empfiehlt es sich, 
dasselbe in keinem Glas-, sondern lieber in einem Gitterkäfig zu halten, 
da sich im ersteren in der Sonne oft eine immerhin zu große, der 
Inwohnerin eventuell tödlich werdende Hitze entwickelt, während 
man sie im letzteren in jeder bei uns herrschenden Sommertempera- 
tur unbesorgt den Sonnenstrahlen aussetzen kann. Wegen der dieser 
Schlange angeborenen Scheu muß dieselbe jedoch sehr rücksichtsvoll 


Coluber. 675 


behandelt und ihr der Anblick des Menschen soviel als möglich erspart 
werden, da sie wohl kaum jemals ganz zahm wird und meist selbst 
nach jahrelanger Gefangenschaft schon beim Vorübergehen des 
Pflegers so wütend auf die Terrarienwand losschnellt, daß sie sich 
hiedurch leicht die Schnauzenspitze abstößt; selbst ganz kleine und 
eben ausgekrochene Stücke zeigen schon diese Scheu und dieses 
mißtrauische Verhalten gegen den Menschen. Obwohl die Tiere meist 
bald ans Fressen gehen, so kommt es doch manchmal vor, daß sie 
mitunter erst monatelang fasten, ja ausnahmsweise erhält man auch 
ab und zu ein Stück, das jede Nahrung hartnäckig verweigert und 
sich zutode hungert. 

Bei der großen Gefräßigkeit dieser Schlangen ist eine ausgiebige 
Fütterung vonnöten und sind 4—5 Mäuse für eine einzige Mahlzeit 
durchaus nicht zuviel; da überdies die Verdauung sehr rasch von- 
statten geht, so darf auch die Verabreichung der Nahrung nicht in 
zu langen Zwischenräumen geschehen; übrigens nehmen sie lebende 
Tiere ebenso gerne wie tote und pflegen sie auch die letzteren vor 
dem Verzehren zu umschlingen. Daß man die.Tiere, wie Feok- 
tisto w berichtet, nach längerer Haltung dahin bringt, dem Pfleger 
die Nahrung aus der Pinzette zu nehmen. dürfte wohl äußerst selten 
der Fall sein. Ganz kleine Stücke sind mit Heuschrecken, die Neu- 
geborenen am besten mit den weichen Larven derselben, später dann 
mit jungen Eidechsen zu füttern; gibt man ihnen zu große Tiere, so 
werden diese zwar manchmal bewältigt, aber wegen Überladung des 
Magens häufig wieder ausgespieen, was dann nicht selten den Tod des 
betreffenden Pfleglings zur Folge hat. 

Mit anderen Schlangen kann man scalaris ganz unbedenklich 
zusammenhalten, da sie trotz ihrer Wildheit dem Menschen gegen- 
über mit anderen Ophidiern im besten Einvernehmen bleibt und 
niemals einen Käfiggenossen angreift oder gar verzehrt, ja nicht 
selten sieht man sie mit mehreren derselben zu einem dichten Knäuel 
auf einem Ast lange Zeit hindurch ruhig verharren. Einmal ein- 
gewöhnt, schreitet sie häufig auch zur Fortpflanzung und Eier- 
ablage, vor welch letzterer sich das Weibchen meist schon einige Tage 
früher, gewöhnlich unter dem Wasserbehälter, verkriecht. 


2. Coluber longissimus: Scutum frontale antice valde dilatatum, supra- 
ocularia non excedentia, praeoculare unicum, nasalıs pars an- 
terior posteriore humilior. Squamae majusculae, aut laeves aut 
subtillime carinatae, per series 21—23 dispositae. Abdomen ad 
latera angulosum. — Long. 


Coluber Aesculapii Lacep. Hist. nat. d. quadrup. ovip. et d. 
serp. 11, Pag; 98, 1265, tab. VIEL. ’2'41789)..== Coluber! matrix 
Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1100, ß, (1790). —Coluber natrix var. 
a Daud. Hist. nat. gener. d. rept. VII, pag. 38 (1803). — Zamenis 
Aesculapii Wagl. Nat. Syst. d. Amphib. pag. 188 (1830). — Callo- 
peltis flavescens Bonap. Amphib. europ. pag. 47, 49 (1839). — 
Elaphis Aesculapii Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 278, 12 
(1854). — Elaphis flavescens Lichtenst. Namensverz. d. Berl. 
Reptil. u. Amphib. pag. 27 (1856). — Callopeltis Aesculapii 
Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 281 (1875). — Elaphislongissima 


43* 


676 


Colubridae. 


Camer. Monogr. Ofidi ital. Colubr. pag. 54 (1891). — Coronella 
austriaca Sarauw. Nat. og. Mennesk. Copenh. X, pag. 216. part. (1893). 


Typus: Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, sgquamis dorsalibus 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 
juv. 


subtillime carinatis ad latera praecipue plus minusve albo-mar- 
ginatis; macula subconspicua pone orıs angulum abdomineque 
flavescentibus. 
Natrix longissima Laur. Synops. reptil. pag. 74, 145 (1768). — 
Coluber Aesculapii Hostin Jacq. coll. bot. chem. et hist. nat. IV, 
pag. 336, tab. 27 (1790). — Coluber longissimus Bonnat. tabl. 
encycl. meth. Erpet. Ophiol. pag. 59, 159 (1790). — Coluber ascle- 
piadeus Donnd. Zool. Beitr. III, pag: 205, 21 (1798). — Natıız 
Aesculapii Merr. Syst. Amphib. 117, 99 (1820). 
a) Supra lividus aut flavo-fuscus, squamis laevibus varıus albo- 
marginatis,; subtus flavescens. 
Coluber flavescens Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1115 (1890). 
— Coluber Sellmanni Donnd. Zool. Beitr. III, pag. 207, 36 (1798). 
— Coluber pannonicus Donnd.l.c. pag. 208, 37 (1798). — Na- 
trix Scopolii Merr. Syst. Amphib. pag. Io4, 48 (1820). 
b) Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, taeniis subflavidis tri- 
bus per totam corporis longitudinem decurrentibus,; subtus fla- 
Vvescens. 
Coluber romanus Suckow Anfangsg. d. Naturg. III, pag. 198, 75 
(1798). —Coluber Aesculapii Latr. hist. nat. Salam. France XXX, 
6 (1800). — Coluber flavescens S£hinz Naturg. u. Abbild. d. 
Reptil. pag. 147, tab. 61, fig. 2 (1833). — Coluber Aesculapii 
var. virgatus Dürig. Deutschl. Amphib. u. Reptil. pag. 311, 2 (1897). 
c) Supra griseus, squamarum marginibus albidis crebrioribus 
versus latera interdum per longitudinem aut decussatim coenti- 
bus,; subtus flavescens ‚aut albidus. 


Coluber leprosus Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. IV, pag. 
Zi7stalb83 3, Her (1802)). 
d) Supra obscure olivaceus, abdomine atro-griseo-vel nigrescenti 
ad latera maculis albis seriatim positis; sguamarum marginibus 
albis abdomen versus der longitudinem saede confluentibus. Eur. 
orient.) 
GaalompreltısAsescnulapiis var, d2Schreib., Herpetol.zemopses 
pag. 282 (1875). — Coluber Aesculapii var. niger Dürig.l.c. 
pag- 311, 5 (1897), — Coluber Tongissiımnus var, Diemspeik 
Meh. Termesz. Köst. XXIX, pag. 209 (1897). — Coluber longissi- 
mus var. subgrisea Wern. Reptil. u. Amphib. Österr. Ung. pag. 60, 3 
(1897). 
e) Striolis albis sguamarum varioribus, ventralibus ad latera et 
in margine postico obscuris. 
Coluber fugax Eichw. Zonl. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174, 4 
(a8310)7 —E CoNlmupier FAleschalapii var) "men tnıma char 
Dürig. 1. c. pag. 3II, 4 (1897). 


f) Supra et subtus atro-Piceus, concolor (Dalmat. mer.). 

Supra fusco-cinereus, maculis obscurioribus caudam versus saepe 
confluentibus per series quatuor dispositis; macula subocuları, 
temporali et cervicali nigrescentibus,; subtus plumbeus. 


Coluber sauromates Nordm. in Demid. Voy. Russ. mer. et Crim. 
III, pag. 346, Rept. tab. VI, fig. 2 (1840). 


Coluber. 677 


Der Körper ist bald mehr schlank, bald auch wieder ziemlich 
dick, gegen den Kopf zu meist merklich verdünnt, höher als breit, 
mit flachem, an den Seiten eine sehr deutliche Kante bildendem 
Unterleibe. Der ziemlich abgesetzte Kopf ist schmal gestreckt ei- 
förmig, nicht ganz zweimal so lang als breit, die Schnauzenkante 
verrundet, die Zügelgegend nicht vertieft. Die mäßig großen Augen 
sind von oben größtenteils sichtbar, der nicht sehr dünn auslau- 
fende Schwanz ist mittellang, etwa den. fünften Teil der ganzen 
Körperlänge wegnehmend. 

Das ziemlich gewölbte Rostrale ist breiter als hoch, hinten ent- 
weder gar nicht oder nur in äußerst stumpfem Winkel zwischen 
die Internasalia eingeschoben, von oben gerade noch sichtbar, die 
Internasalia selbst sind meist —<E 
etwas breiter als lang und 
kürzer als die Präfrontalen, 
nach außen kaum verschmä- 
lert, diese wenig breiter als 
lang; das Frontale ist groß, 
etwa so lang wie sein Abstand 
von der Schnauzenspitze, nach 
vorn in gerader Linie stark 
erweitert und mit dem oberen 
Ende des Präokulare häufig 
in einem Punkte zusammen- 
stoßend. Die Supraokularıa 
sind nach hinten merklich er- 
weiter, mit geradem oder 
kaum ausgebuchtetem Augen- 
rande, die ziemlich breiten 
Parietalen merklich länger als 
das Frontale. Der vor dem 
rundlichen und ziemlich großen Fig. 139. 
Nasenloch liegende Teil des 
Nasale ist höher als breit und 
als nicht sehr lange, aber ziem- 
lich scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia ein- 
gekeilt; sein hinterer Teil ist viel höher und nach oben zu als spitze 
Erweiterung etwas zwischen die Internasalia und Präfrontalia ein- 
geschoben. Das Frenale bleibt ziemlich gleichhoch ‘oder ist nach 
hinten etwas erniedrigt, das auch von oben sehr gut sichtbare Prä- 
okulare ist fast doppelt so hoch als breit, das obere Postokulare 
viel größer als das untere, die Temporalen sind schmal und läng- 
lich. Die länglich sechseckigen Schuppen sind ziemlich groß, nach 
den Seiten zu etwas erweitert, unter der Lupe betrachtet an der 
Spitze oft mit zwei vertieften Punkten versehen, im vorderen Teile 
des -Körpers stets vollkommen glatt, nach hinten zu aber, nament- 
lich bei etwas schiefer Ansicht, wenn auch sehr fein, so doch häufig 
deutlich gekielt, in 21 bis 23 Längs- und nicht sehr schiefe Quer- 
reihen gestellt. Die im sehr deutlichen Winkel nach oben umge- 
knickten Bauchschilder wechseln von 212 bis 248, die Schwanz- 








Coluber longissimus Laur. 
a, b juvenis. 


678 Colubridae. 


schilderpaare von 60 bis 88. Die Größe des erwachsenen Tieres 
beträgt meistens ein bis anderthalb, seltener bis zwei Meter. 

Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem mehr oder 
weniger dunklen Strohgelb durch Grau- und Braungelb ins Oliven- 
farbige, Grau- oder Schwarzgrüne fast bis zum Schwarzen in allen 
möglichen Zwischentönen ab. Doch ist diese Grundfarbe nur selten 
gleichmäßig über die ganze Oberseite verteilt, sondern zeigt durch 
stellenweise Erhellung oder Verdunkelung meist an verschiedenen 
Körperteilen verschiedene Schattierungen oder auch streifenartige 
Andeutungen. So wird namentlich nach vorn und nach den Seiten 
zu die Färbung fast immer heller, und ist daher auch bei sonst 
ziemlich dunklen Stücken besonders der Hals und Kopf oft ganz 
strohgelb. Diese gelbliche Färbung zieht sich häufig auch nach 
rückwärts bis zur Schwanzspitze in Form dreier,gegen die dunklere 
Körpermitte immer deutlicher werdender Streifen fort, von denen 
namentlich der mittlere am häufigsten und deutlichsten hervortritt, 
während die beiden seitlichen gewöhnlich weniger ausgesprochen 
sind, sowie diese Längsstreifen überhaupt von der sie begleitenden 
Grundfarbe nicht ‘sehr scharf gesondert und abgehoben erscheinen 
(Coluber romanus Suck.).. Desgleichen sind auch die Lippenschilder 
und ein senkrechter, nach unten erweiterter, halsbandartiger Flecken 
hinter den Mundwinkeln gelblich; doch ist auch letzterer nicht be- 
sonders scharf abgesetzt, wird manchmal ziemlich undeutlich und 
kann sogar ausnahmsweise gänzlich verschwinden, sowie er ander- 
seits in manchen Fällen nach hinten -zu eine mehr oder weniger 
sichtbare, schwarze Begrenzung zeigt. Sehr bezeichnend für diese 
Art sind an einzelnen Schuppen bald häufiger, bald seltener auf- 
tretende weiße Strichflecken, die besonders an den mittleren Körper- 
seiten häufig sind, nach vorn und hinten aber, sowie auch gegen 
den Rücken zu meist an Häufigkeit abnehmen. Diese Striche treten 
besonders an den Oberrändern der Schuppen auf, können aber auch 
an den unteren, ja sogar an allen Rändern vorkommen, und stellen- 
weise durch Aneinanderstoßen oft V- oder X-förmige Zeichnungen 
hervorbringen. Bei mehr gelblich gefärbten Stücken sind diese 
weißen Flecken gewöhnlich nur spärlich vorhanden (Coluber fla- 
vescens Gmel.), während sie bei dunkel olivengrünen oder schwärz- 
lichen Exemplaren in der Regel viel häufiger auftreten (Coluber 
Aesculapii Host.), ja bei ganz grauen, meist in Gebirgsgegenden 
vorkommenden Varietäten oft nahezu auf alle Ränder sämtlicher 
Schuppen ausgedehnt erscheinen und durch Aneinanderstoßen der 
hintereinanderliegenden mitunter eine ziemlich regelmäßige weiße 
netz- oder selbst längsstreifenartige Zeichnung hervorbringen (Co- 
luber leprosus Donnd.). 

Die fast immer gefleckte Unterseite ist in den meisten Fällen 
schwefelgelb, seltener weißgelb, welche Farbe sich auch auf die 
Körperseiten bald mehr, bald weniger hinaufzieht, so daß nament- 
lich die unterste, oft auch die vorletzte Schuppenreihe ganz oder 
teilweise hell erscheinen. Doch zeigen diese, sowie auch die aufge- 
bogenen Oberränder der Bauchschilder nach hinten zu gewöhnlich 
einen dunklen, an den oberen Schuppen an Größe abnehmenden 


Coluber. 679 


Flecken. Obwohl diese ungefleckte, oft schön kanariengelbe Unter- 
seite für diese Art meist sehr bezeichnend ist, so kommen doch auch 
Stücke vor, wo diese Regel eine Ausnahme erleidet, indem hier die 
Bauchseite eine dunkel eisengraue, ja mitunter fast schwarze Fär- 
bung annimmt. In diesem Falle zeigen dann die Bauchschilder an 
der Seitenkante fast immer bald größere, bald kleinere milchweiße 
Flecke, welche durch Zusammenstoßen einen mehr oder weniger 
deutlichen Längsstreifen erzeugen; indem dann zu gleicher Zeit die 
Bauchschilder an ihren aufgebogenen, namentlich aber an den die 
unterste Schuppenreihe berührenden Rändern ebenfalls mehr oder 
weniger weißlich gewölkt sind, wird durch diese hintereinander- 
liegenden Zeichnungen eine Art zweiter, mit dem obgenannten 
paralleler Längsstreif gebildet, dem sich nach oben zu oft noch 
einige anschließen, die durch das Aneinanderstoßen der bei dieser 
Form besonders nach den Seiten zu sehr zahlreichen weißen Schup- 
penflecken entstehen. Die in der Mitte des Körpers meist ziemlich 
großen weißen Seitenmakeln werden nach rückwärts zu allmählich 
kleiner und schmäler, so daß sie in der Regel am Schwanze nur 
mehr in schwachen Andeutungen oder auch gar nicht zu sehen sind; 
gegen den Hals zu werden jedoch diese Flecken immer größer, 
fließen nach und nach am Hinterrande der Schilder ineinander, so 
daß letztere endlich gegen den Kopf zu nur mehr am Vorderrande 
und immer schmäler schwarz gewölkt erscheinen. Außer diesen Seiten- 
zeichnungen zeigt manchmal auch der Unterleib selbst noch hie 
und da vereinzelte, weiße Makeln. Alle diese Zeichnungen werden 
jedoch mit zunehmendem Alter immer kleiner und undeutlicher, ob- 
wohl sich selbst bei ganz ausgewachsenen Stücken ein Rest derselben 
in Form einer schmalen weißen Säumung der Seitenkante fast immer 
noch erkennen läßt. Diese von der Stammform so abweichende, 
interessante Varietät scheint nur im südöstlichen Europa vorzu- 
kommen; sie ist außer den bereits erwähnten Merkmalen meist auch 
noch durch das gänzliche Fehlen des hellen Halsbandfleckens aus- 
gezeichnet. Daselbst lebt auch noch die als Coluber fugax Eichw. 
benannte Form. Dieselbe zeichnet sich durch das starke Zurück- 
treten der weißen Schuppenstriche und vornehmlich noch dadurch 
aus, daß die an den Seiten dunklen Ventralen auch an ihrem Hinter- 
rande ebenso gesäumt sind, so daß hiedurch der Bauch namentlich 
nach rückwärts zu mehr oder weniger deutlich quergebändert er- 
scheint. Desgleichen gehören wohl auch die als var: Deubeli Meh. 
und subgrisea Wern. beschriebenen Abarten hieher. Bei ersterer ist 
die Oberseite dunkel eisengrau bis schwarz, nur gegen Hals und Kopf 
zu etwas lichter, während der stahlgraue Unterleib an der Seiten- 
kante auf jedem Ventrale ein kleines weißes Dreieck zeigt. Letztere 
dagegen ist oben und unten schwarzgrau oder selbst schwarz gefärbt 
mit manchmal über die Bauchkante hinlaufenden hellen Seiten- 
streifen. 

Die Jungen sind von den Alten ziemlich verschieden. Die 
Färbung der Oberseite bildet hier ein bald helleres, bald dunkleres 
Grau- oder Gelbbraun und ist von vier, sehr selten von sechs Reihen 
mittelgroßer, dunkler, viereckiger oder rundlicher Flecken unter- 


680 Colubridae. 


brochen, die namentlich am Halse in der Regel sehr scharf und 
deutlich hervortreten, nach hinten aber oft undeutlich werden oder 
aber auch sich allmählich nähernd zu vier ununterbrochenen Längs- 
binden verfließen, deren seitliche meist am After enden, während 
die mittleren über den Körper hinaus bis zur Schwanzspitze hin- 
ziehen; auch zeigt der Rücken oft weiße, mitünter ın senkrechte 
Querbinden gestellte Sprenkeln. Die oft bräunlich gefleckte oder 
gewürfelte Unterseite ist nach vorn zu mehr gelblich, welche Farbe 
aber nach rückwärts immer mehr ins Stahlgraue oder Bleifarbige 
übergeht. Der Kopf ist gewöhnlich kürzer, plumper und weniger 
flach als im Alter, das Frontale nach vorn oft kaum erweitert, das 
Präokulare mitunter geteilt. Vom Hinterrande der Augen bis 
gegen die Mundwinkel zieht in etwas schiefer Richtung ein schwärz- 
licher Flecken hin, der nach unten und außen sehr scharf begrenzt 
ist, nach oben aber meist ziemlich unmerklich in die braune Färbung 
des Kopfes übergeht; desgleichen steht am Unterrande der Augen 
fast immer ein bald mehr, bald weniger deutlicher schwärzlicher 
Fleck, der an der Naht des vierten und fünften Supralabiale oft 
bis auf die Unterlippe fortgesetzt erscheint; auch findet sich häufig 
am Mundwinkel eine gewöhnlich etwas schief nach vorn gerichtete 
Makel, die oft mit dem Augenstreifen zu einer Bogenbinde zusam- 
menfließt, sowie endlich noch im Nacken ein zweischenkliger oder 
hufeisenförmiger, mehr oder weniger scharf begrenzter Flecken. 
Der zwischen der schwarzen Kopf- und Nackenzeichnung befindliche 
Raum ist durch eine helle, besonders nach hinten sehr scharf be- 
grenzte gelbliche oder weißliche Färbung ausgefüllt, welche eine 
ziemlich deutliche halsbandartige Zeichnung darstellt und dem Tiere 
im Vereine mit der plumpen und gedrungenen Kopfform und der 
eigentümlichen Färbung einige Ähnlichkeit mit Tropidonotus natrix 
verleiht. In manchen Fällen kommt es auch vor, daß die im Nacken 
zusammenstoßenden dunklen Halsbandflecken nach rückwärts in 
einen bald kürzeren, bald längeren Fortsatz erweitert sind. Die so- 
eben erwähnten Merkmale sind aber nur bei ganz jungen Tieren 
in der geschilderten Weise zu finden, und verschwinden meist schon 
im Verlaufe des ersten Jahres ganz vollständig, um der bleibenden 
Färbung der Alten Platz zu machen. Am ersten erhält der Rumpf 
seine Normalfarbe, während sich die Kopfzeichnungen, obwohl auch 
schnell schwächer werdend, doch etwas länger erhalten, ja die unter 
dem Auge auf die Labialen herabziehende Makel als ein dunkler 
Schatten sogar oft bei fast erwachsenen Stücken ziemlich gut unter- 
schieden werden kann; die mitunter geäußerte Ansicht, daß die 
Art mit zunehmendem Alter immer dunkler werde, ist übrigens 
nach meinen Erfahrungen nicht richtig, indem ich die den einzelnen 
Varietäten zukommende Farbe und Zeichnung in allen Altersstufen 
als ziemlich beständig fand. Auch sind die einzelnen Formen nicht 
auf bestimmte Standorte beschränkt, obwohl im allgemeinen im 
Süden die dunkleren Stücke vorzuherrschen scheinen ‚vorwiegend im 
Gebirge fand ich stets nur die graue, oben als Zeprosus bezeichnete 
Varietät, obwohl ich sie einzeln, allerdings sehr selten, auch im 
Tale gefangen habe. 


Coluber. 681 


Von dieser Art sind schon wiederholt Albinos beobachtet wor- 
den und habe ich ein derartiges Tier im Jahre 1870 bei dem verstor- 
benen Naturalienhändler Erber in Wien gesehen und später ein sehr 
großes Stück aus dem Görzer Stadtparke erhalten; die betreffenden 
zwei Exemplare hatten beide eine auffallend hell stroh-, beziehungs- 
weise kanariengelbe Färbung und waren an den roten Augen, sowie 
an der fleischfarbigen Zunge sofort als leukotisch zu erkennen. 

Longissimus ist nächst der Ringelnatter die größte deutsche \ 
Schlange, indem sie schon in unserem Vaterlande nicht selten an- 
derthalb Meter Länge erreicht. Im Süden Europas nimmt sie jedoch 
bedeutend größere Dimensionen an, und sind daselbst Stücke von 
170—200 cm gerade nichts Außerordentliches. Ich selbst traf ein- 
mal in unmittelbarer Nähe von Görz auf ein, leider nicht zu erbeu- 
tendes Stück, das ich gegen zwei Meter schätzte. Wenn aber Mar- 
tens in seiner Reise nach Venedig (II, pag. 406) erzählt, in den 
Euganeischen Hügeln bei Padua derlei Schlangen von über zwei 
und einhalb Meter Länge begegnet zu sein, so dürfte diese Angabe 
wohl mehr auf einer Augenmaßschätzung, als auf einer wirklichen 
Messung beruhen. 

Diese Art hält sich vorzugsweise in lichten. Laubwäldern, an 
alten Mauern und steinigen Orten auf, woselbst sie ihren Wohnsitz 
teils in hohlen Bäumen, teils in den Fugen und Zwischenräumen 
des Gesteines nimmt. Auch unter und in den auf Feldern oder in 
Ökonomiehöfen befindlichen Düngerhaufen, ja selbst in Ställen und 
verfallenen Häusern siedelt sie sich gerne an, wahrscheinlich weil 
sie hier nicht nur günstige Gelegenheiten zur Ablage ihrer Eier, son- 
dern auch geschützte und passende Winterherbergen findet. Sie 
lebt im allgemeinen mehr in der Ebene als im Gebirge, obwohl sie 
in letzterem stellenweise bis zu I600 m hinaufgeht. Im Piemonte- 
sischen soll sie nach Bedriaga im Frühjahr und Herbste im Ge- 
birge, im Sommer aber, wenn daselbst die Wasserläufe versiegen, 
nur in der Ebene zu finden sein und sich hier auch paaren und ihre 
Eier legen, dabei am liebsten in der Nähe des Wassers weilend. Sie 
ist im Vergleich zu anderen Verwandten mehr ruhig und gelassen, 
kommt kriechend nicht sehr rasch weiter, besitzt aber dafür ein 
ausgezeichnetes Klettervermögen, welches sie dazu benutzt, um ihre 
Raubzüge auch auf Bäume, Felswände und alte Mauern auszudehnen;; 
sie kommt hiebei nicht nur durch Umschlingen der Äste und jüngeren 
Stämme weiter, sondern vermag auch ganz dicke und alte Stämme 
zu besteigen, indem sie, sich in die Spalten und Furchen der Rinde 
mit großer Geschicklichkeit einzwängend, nicht selten fast gerade 
in die Höhe strebt; desgleichen weiß sie auch auf Felswänden und 
Mauern jeden Vorsprung und jede Erhabenheit zu benutzen, um 
sich daran anstemmend weiterzuhelfen. Die auf solchen Kletter- 
partien angetroffenen Vogelnester werden ihrer Eier oder Jungen 
schonungslos beraubt und habe ich mitunter schon angefressene 
Äskulapnattern erbeutet, welche nach dem Fange eine ganze Fa- 
milie von Nestvögeln ausspieen; die ihnen am wenigsten zusagende 
Nahrung scheinen Eidechsen zu sein, wie sie sich überhaupt be- 
hufs Stillung ihres Hungers vorwiegend an warmblütige Tiere halten. 


682 Colubridae. 


Obwohl die Wärme und den Sonnenschein liebend, kann man 
sie doch zu jeder Zeit im Freien finden und habe ich diese Schlangen 
sowohl in den Siebenbürgischen Karpaten als auch in Illyrıen schon 
wiederholt in mondhellen Nächten gefangen; zu diesen nächtlichen 
Wanderungen werden die Tiere wahrscheinlich durch ihre Vorliebe 
für Mäuse veranlaßt, obwohl sie sich dieselben auch bei Tage aus 
ihren Schlupfwinkeln holen; derlei bei Nacht herumstreifende Äsku- 
lapschlangen fallen nicht selten größeren Eulen zur Beute. Longissı- 
mus schwimmt auch gut, geht aber im Freien, wenigstens ohne 
dringende Veranlassung, kaum ins Wasser. 

Die Paarung findet je nach Gegend und Klima im Mai oder 
Juni, die Eiablage etwa im Juni oder Juli statt. Die Fruchtbarkeit 
ist in der Regel gering, und obwohl Lenz angibt, im Leibe ge- 
öffneter Weibchen 12-20 Eier gefunden zu haben, dürfte deren 
Anzahl doch nur selten zehn übersteigen, ja die meisten Autoren 
geben deren nur 5—8 an; ich selbst habe als höchste Zahl auch nur 
acht beobachtet. Dieselben haben etwa die Form riesiger Ameisen- 
puppen, frisch gelegt eine schöne weiße Farbe und werden in den 
Mulm hohler Bäume, unter tiefe Moosschichten, in Düngerhaufen 
oder in die Löcher und Spalten von Felsen und alten Mauern, wenn 
es der Raum gestattet, zu einem Haufen vereinigt abgesetzt. Ihre 
Länge kann von 3,7—5,5 cm ändern, während ihre Dicke weit we- 
niger wechselt und gewöhnlich gegen 24 mm beträgt. Übrigens habe 
ich bei außergewöhnlich großen, 5 cm Länge überschreitenden Eiern 
eine gewisse Deformität insoferne beobachtet, als selbe nicht durch- 
aus gleich dick und walzig, sondern mehr keulen- oder lang birnförmig 
waren, so daß sie sich gegen das eine Ende bis zur Hälfte des anfäng- 
lichen Durchmessers verjüngten; es scheint hier bei der Ausbildung 
des Eies eine Streckung auf Kosten der Dicke eingetreten zu sein, 
während das Volumen so ziemlich gleich blieb; in seltenen Fällen 
habe ich auch eine schwache Einschnürung in der Mitte der Eier 
beobachtet. Die Jungen, welche im Spätsommer aus einem Gelege 
etwa im Laufe einer Woche durch einen Spalt der Eihülle hervor- 
brechen, sind frisch ausgeschlüpft etwa 12 cm lang. 

Gegen den Biß von Giftschlangen verhalten sich diese Nattern 
sehr verschieden; während Tomasini dieselben in dieser Rich- 
tung als vollkommen immun erklärt, sah Veith in seinem Ter- 
rarium ein von einer Vipera ammodytes gebissenes I60 cm langes 
Exemplar nach 22 Stunden zugrunde gehen, wogegen ein von dem- 
selben wenige Tage später angestellter derartiger Versuch vollständig 
wirkungslos verlief. Es scheinen daher in dieser Hinsicht noch man- 
cherlei Verhältnisse zu herrschen, die derzeit noch der Aufklärung 
bedürfen. 

Als eigentliches Vaterland dieser Art dürfte Italien zu betrachten 
sein, woselbst sie sehr weit verbreitet ist, obwohl sie auch stellen- 
weise, wie z. B. im Genuesischen, gänzlich fehlt. Von hier aus 
dringt sie durch die am Südabhange der Alpen gelegenen Länder 
nach Norden vor, und scheint ein solches Fortschreiten noch gegen- 
wärtig und ziemlich rasch stattzufinden, da ich z. B. ganz bestimmte 
Erfahrungen habe, daß das Tier in einigen südalpinen Landstrichen, 





Coluber. 683 


wo es noch vor 50—60 Jahren entweder gar nicht oder nur äußerst 
selten vorkam, gegenwärtig bereits ziemlich häufig ist. Hier scheint 
longissimus mit gemonensis im Kampfe ums Dasein begriffen zu 
sein, da ich in den genannten Gegenden in früheren Zeiten die 
letztgenannte Art als die häufigste Landschlange antraf, während 
ich seit dem Auftreten und Überhandnehmen der ersteren eine ent- 
schiedene Abnahme von gemonensis bemerkte; diese Beobachtungen 
gelten namentlich für das südliche Illyrien, wofür ich diese Tat- 
sache durch während einer fast sechzigjährigen Zeitdauer gepflogene 
sehr sorgfältige Untersuchung und genaue Aufzeichnungen als ziem- 
lich entschieden hinstellen kann. 

Von Italien und Illyrien aus tritt die Schlange dann nördlich 
in die Alpen über, denen sie in ihrem Zuge bis zur Donau folgt, 
obwohl hier allerdings nur stellenweise vorkommend. So findet 
man sie beispielsweise in der südlichen Schweiz und in Tirol, von 
wo sie, wahrscheinlich den Tälern des Inn folgend, durch das Salz- 
burgische nach Österreich kam, hier längs der Donau bis Wien ge- 
langend, wo sie namentlich bei Baden nicht selten ist. Von hier 
aus tritt sie, dem Laufe der Donau bis zu ihrer Mündung folgend, 
nach Ungarn und in die Karpatenländer über, wo sie allenthalben 
ziemlich häufig ist. Desgleichen kommt sie, obwohl selten, noch in 
den Sudetenländern, häufiger dagegen in Dalmatien, Bosnien und 
der Herzegowina vor und scheint unter den österreichischen Län- 
dern nur in Vorarlberg und Böhmen gänzlich zu fehlen. — Eine wei- 
tere Verbreitung in den südlich von den Donauländern liegenden 
Teilen der griechisch-türkischen Halbinsel konnte ich nicht kon- 
statieren. Zwar stehen nach Boettger im Senckenbergischen 
Museum zu Frankfurt zwei griechische Stücke, von denen das eine 
aus Prevesa in Epirus, das andere aus Vrachori in Ätolien stammt, 
doch führen weder De Betta noch Bedriaga die Art für 
Griechenland an und haben weder der verstorbene Erber, der 
die Reptilien mit besonderer Vorliebe sammelte und das betreffende 
Land samt den dazu gehörenden Inseln wiederholt besucht hatte, 
noch neuere Reisende das fragliche Tier daselbst jemals gesehen. 
Wohl aber tritt die Äskulapnatter aus den unteren Donauländern 
nach Südrußland über, wo sie beispielsweise, allerdings sehr selten, 
bei Odessa und in der Krim vorkommt. Außerdem werden die 
Alpen von unserem Tiere auch nach Westen zu überschritten, indem 
die Schlange von der Schweiz und von Italien aus nach Frankreich 
übertritt, daselbst namentlich in den mittleren und südlichen Teilen 
des Landes vorkommend; ja sie tritt von hier aus selbst nach Spa- 
nien über, woher ich sie aus Andalusien erhielt, während sie von 
Rosenhauer für die Sierra Nevada und von Machado für 
die Gegend von Sevilla angeführt wird; in Portugal scheint sie zu 
fehlen. In ihrer Verbreitung nach dem weiteren Norden scheint 
longissimus namentlich dem Rheine gefolgt zu sein, längs dessen 
sie bis Schlangenbad im Taunus vorgedrungen ist, während sie in 
dem darunterliegenden Baden wenigstens gegenwärtig nicht mehr 
vorkommt. 

Aus dem Umstande, daß longissimus mitunter inselartig an von- 


684 Colubridae. 


einander sehr entfernten Örtlichkeiten auftritt, glauben einige Natur- 
forscher schließen zu können, daß die von den Römern zu religiösen 
Zwecken gehaltene Schlange auf ihren Eroberungszügen nach Deutsch- 
land verschleppt worden sei. Obwohl die Tatsache, daß unser Tier 
mitunter an altrömischen Niederlassungen getroffen wird, diese An- 
sicht unterstützt, so dürfte doch die Schlange selbst durch allmäh- 
liche Erweiterung ihres Verbreitungsbezirkes vielleicht in dieser 
Richtung mehr geleistet haben, als man etwa in der Regel anzuneh- 
men geneigt ist, zumal gewiß nicht in Abrede zu stellen ist, daß sie 
alle Standorte, an denen sie heutzutage gefunden wird, auch auf 
ganz natürliche Weise durch Wanderung, namentlich längs größerer 
Flußtäler erreicht haben kann. 

Übrigens ist es auch durchaus nicht erwiesen, daß die Schlangen, 
welche unter dem: Konsulat’ von O0. Fabius'! und C Bretse 
zur Beschwörung der damals herrschenden Pest auf die Tiberinsel 
gebracht und zu Ehren des Äskulap gepflegt wurden, gerade zu der 
in Rede stehenden Art gehört haben; denn da dieselben von Epi- 
daurus auf der Insel Aegina südlich von Salamis geholt worden 
waren, wo meines "Wissens longissimus gar nicht vorkommt, so 
dürften die betreffenden Ophidier weit wahrscheinlicher Exemplare 
von Coluber quatuorlineatus oder von Zamenis trabalis gewesen sein. 
Auch scheint das eben als ‚Verschleppungsbeweis besonders zitierte 
Schlangenbad zur Römerzeit noch gar kein Bad gewesen zu sein, 
da es als solches erst im Jahre 1641 von Merian angeführt wird, 
während es in der 1581 erschienenen Beschreibung der ebenfalls im 
Wiesbadenschen gelegenen Mineralquellen von Katzenelnbogen noch 
nicht erwähnt ist. Was endlich das oft inselartige, von anderen 
Standorten oft durch weite Zwischenräume getrennte Vorkommen 
betrifft, so erklärt sich dasselbe ganz ungezwungen dadurch, daß 
die Schlangen bei ihren Wanderungen eben nicht überall zu even- 
tueller Niederlassung günstige Bedingungen vorfanden und infolge- 
dessen ihnen nicht zusagende Gebiete einfach überschritten, oder, 
falls sie sich daselbst ansiedelten, hier wieder über kurz oder lang 
eingegangen sind. 

An die Gefangenschaft gewöhnt sich diese Art sehr leicht; sie 
legt hier in kurzer Zeit ihre anfängliche Bissigkeit ab, läßt ihren 
Pfleger bald und ohne sich beunruhigt zu zeigen, herankommen, 
sich von demselben anfassen und aus dem Käfig herausnehmen, 
ohne derlei Eingriffen irgendeinen Widerstand entgegenzusetzen; 
auch geht sie meist gleich ans Futter, namentlich wenn man ihr 
lebende Mäuse, ihre Lieblingsspeise, hineingibt. Mitunter sind sie 
auch an tote Tiere, ja in seltenen Ausnahmsfällen selbst an rohes 
Fleisch zu gewöhnen. Entsprechend ihrer Größe muß das ihnen 
zugewiesene Terrarium nicht zu klein und wegen ihrer Vorliebe 
zum Klettern mit groben, viele Zwischenräume bildenden Fels- 
brocken und Astwerk versehen sein. Da die Tiere gerne und viel 
trinken und sich überdies vor der Häutung oft auf längere Zeit ins 
Wasser legen, so ist die Beistellung eines diesen Gepflogenheiten 
Rechnung tragenden entsprechend großen Behälters nicht zu ver- 
absäumen. 


Coluber. 685 


3. Coluber leopardinus: Scutum frontale antice vix dilatatum, nasale 
supra nares attenwatum. Praeoculare unum. Squamae minus- 


culae, laeves, per series 235—27 dispositae. — Long. 80—102 cm. 
Coluber leopardinus DBonap. Iconogr. d. Fauna ital. II, Anf- 
(1834). — Callopeltis leopardinus DBonap. Amph. europ. 


Mem. acad. sc. Tor. ser. 2, II, pag. 432 (1839, — Ablabes quadri. 
lineatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 319, 6 (1854). — Co- 
luber quadrilineatus Günth. Catal. Colubr. snak. collect. Brit. 
Mus. pag. 83, 3 (1858). — Natrix leopardina Cope Proc. Ac. 
Philad. pag. 338 (1862), — Coronella quadrilineata Jan 
Ennum. sist. Of. Coronell. Arch. Zool. Mod. II, pag. 247, 8 (1863. —Callo- 
peltis quadrilineatus Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 277, I 


(1875). 

Typus: Supra cinereo-flavescens, dorso pallidiore maculis badiıs 
transversis nigro-limbatis; subtus in medio atro-chalybaeus, utrin- 
que albidus. 

Coelopeltis leopardinus Leunis Synops. d. Naturg. d. Thier- 
reich. pag. 328 (1860). 

var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus sanguineis, lateribus inter- 

dum fusco-fasciatıs. 


Coluber cruentatus Steven Bullet. Soc. imper. natur. Mosc. VIII, 
pag. 317 tab. IX (1835). — Coluber leopardinus var. cruen- 
tatus Demid. Voyage d. la Russ. merid. tab. 9 (1840). 


var. b) Praeter maculas dorsales etiam taeniis quatuor fuscescentibus 
subobsoletis per totam corporis longitudinem decurrentıbus. 


var. c) Supra taeniis duabus badiis vittam albidam includentibus et 
intus saltem nigro-limbatis dorsum percurrentibus. 


Coluber situla Linne Syst. Nat. I, pag. 223 (1758). — Coluber 
trilimeatus Metaxa Monogr. d. serp. di Roma, pag. 44 (1823). — 
Coluber quadrilineatus Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 40, 
34 (1831). — Callopeltis leopardina var. Metaxia PBonap. 
Amph. europ. pag. 48 (1839). — Coluber quadrilineatus var. 
Pallasii Bedrg. Amph. u. Rept. Griechl. pag. 149, 34 (1882). 


var. d) Supra punctis crebris nigris irregulariter transverse dispo- 
sitis taeniaque vertebrali albida atro-limbata. 


var. e) Supra flavo-griseus aut pallide flavescens, taeniis obscuriori- 
bus quatuor subobsoletis, squamis in medio fulvo-Punctatis,; ab- 
domine immaculato. 


var. f) Supra cinereo-olivaceus, dorso maculis obsoletis striolis nigris 
sparso,; subtus in medio chalybaeo-nigricans, utrınque carneus. 


Der Körper ist schlank und ziemlich gleich dick, fast walzig, 
der hinreichend deutlich abgesetzte Kopf gestreckt dreieckig, etwa 
doppelt so lang als in der Augengegend breit, oben fast flach oder 
kaum merkbar der Länge nach gewölbt, von der Seite gesehen ziem- 
lich gleich hoch, nach vorn meist etwas mehr als nach rückwärts 
verengt, mit gestutzt gerundeter, schwach vorragender Schnauze 
Seine Seiten sind in der Jugend fast senkrecht, im Alter etwas schief 
aber noch immer ziemlich steil abfallend und entweder vollkommen 
flach oder höchstens vor den Augen kaum merkbar vertieft; diese 
sind ziemlich groß, mäßig vortretend, von oben namentlich bei alten 


686 Colubridae. 


Tieren gut sichtbar. Der Schwanz ist kurz, ziemlich dünn aus- 
laufend, etwa ein Sechstel der ganzen Körperlänge betragend. 

Das von oben kaum sichtbare Rostrale ist breiter als hoch und 
nicht zwischen die Internasalia eingeschoben; diese sind quer, breiter 
als lang und kürzer als die Präfrontalia, welche höchstens so lang 
als breit sind. Das Frontale ist sehr breit, mit fast parallelen oder 
nur wenig nach vorn divergierenden Seiten, etwa so lang wie sein 
Abstand von der Schnauzenspitze. Die Parietalia sind seitlich mit 
spitzem Außenwinkel ziemlich weit auf die Postokulargegend herab- 
gebogen, und merklich länger als das Frontale, die Supraokularia 
fast doppelt so lang als breit, mit ziemlich parallelen Seiten und 
sehr schwach ausgebuchtetem, über die Augen nicht vorspringendem 
Außenrande. Das Nasale ist in der Mitte des Oberrandes über dem 
Nasenloch deutlich winkelig verengt, letzteres selbst von mittlerer 

= Größe und fast ganz nach oben gerückt. 
Der Vorderteil des Nasale ist bedeutend 
höher als breit und als lange und ziem- 
lich scharfe Spitze zwischen das Rostrale 
und die Internasalia eingekeilt; der hintere 
Teil ist gewöhnlich deutlich kleiner und 





namentlich schmäler als der vordere. Das 
GL SH .  Zügelschild ist bald ziemlich gleich hoch, 
X a bald nach hinten etwas erhöht, das Prä- 


I okulare etwa doppelt so hoch als hinten 
breit, von den zwei Postokularen das obere 


SR a größer als das untere, die zwei Temporalıa 

% Sr sind schmal. Die länglich rhombischen 
z - 

h Schuppen sind klein, nach den Seiten 

Fig. 140. etwas erweitert, vollkommen glatt, oft mit 


zwei eingedrückten Punkten an der Spitze; 
sie sind ziemlich schief gestellt und in 25 
bis 27 Längsreihen geordnet. Die Zahl der 
Bauchschilder schwankt zwischen 222 und 260, die der Schwanz- 
schilderpaare zwischen 68 und 89. Die Länge des erwachsenen 
Tieres übersteigt kaum I m. 

Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein ziemlich helles 
Gelb- oder Rötlichgrau, welches nach den Seiten zu mehr ins Braune, 
gegen den Bauch und den Rücken zu aber mehr ins Lichtgraue oder 
selbst Weißliche übergeht, wodurch mitunter ziemlich deutliche, von 
einander jedoch niemals scharf abgesetzte Längsstreifen entstehen. 
Die Oberseite des Kopfes ist fast immer mit sehr scharfen, aber 
manchen Veränderungen unterworfenen bindenartigen Zeichnungen 
versehen, die gewöhnlich von tief schwarzer Färbung, manchmal 
aber auch braun und nur im Umkreise schwarz gesäumt sind. Ty- 
pische Exemplare zeigen über die Präfrontalia eine mehr oder weniger 
breite, im Bogen zu den Augen ziehende Binde, die manchmal hinter 
denselben bis zu den Mundwinkeln verlängert ist; zwei andere, aber 
schmälere Streifen beginnen am Hinterrande der Supraokularia, 
in schiefer Richtung hinter den Augen vorbei bis zum Mundwinkel 
ziehend; endlich entspringt etwa von der Mitte des Frontale noch 


Coluber leopardinus Bonap. 
a Rostrale, d Schuppen. 


Coluber. 687 


ein gewöhnlich mehr oder weniger spieß- oder lanzettförmiger Längs- 
fleck, der über die Naht der Parietalia verlaufend vor deren Ende 
oft jederseits einen nach außen oder vorn gerichteten, winklig run- 
den oder selbst länglichen Fortsatz abgibt und nach rückwärts ın 
einen hufeisenförmigen Nackenfleck übergeht. Auch finden sich auf 
den Labialen häufig einzelne, mehr oder weniger nach unten ziehende 
senkrechte Längsflecken, von denen namentlich der unter dem Auge 
stehende kaum jemals fehlt. Hinter dem obengenannten Nacken- 
flecken, dessen Schenkel sich nach rückwärts oft miteinander ver- 
binden, beginnt bei der Stammform eine Reihe großer, kastanien- 
oder nußbrauner Makeln, die am Halse oft unregelmäßig geformt sind 
und nach rückwärts an Breite zunehmend bald in etwas schief stehende, 
mehr oder weniger elliptische QOuerflecken übergehen. Diese Makeln, 
welche durch eine schwarze Umgrenzung von der Grundfarbe fast 
immer sehr scharf abgehoben erscheinen, sind meist nur im Anfange 
ihres Verlaufes ganz und rundlich, während sie in der Regel weiter 
nach hinten zu in ihrer Mitte eine immer tiefer werdende Einbuch- 
tung erhalten, so daß sie bald als eine Doppelreihe verbundener 
Querflecken erscheinen, die in der Jugend als solche bis zur Schwanz- 
spitze hinlaufen, sich aber, namentlich im Alter, wenigstens in der 
hinteren Körperhälfte öfters trennen und in zwei etwas schief neben- 
einanderstehende Flecken auflösen. Abwechselnd mit diesen Rücken- 
makeln läuft an den Seiten des Leibes eine Reihe schwarzer meist 
quer gestellter Flecken hin, die aber stets viel kleiner und oft nur durch 
einige schwarzgerandete Schuppen angedeutet sind, ja wohl manch- 
mal auch gänzlich fehlen und am Halse mitunter braun grundiert 
sind, während sie am Schwanze nicht selten zu Längsbinden verfließen. 
In einigen Fällen ist nebst der hier geschilderten Zeichnung der 
Körper. noch von vier bräunlichen, aber nur schwach hervortretenden 
Längsbinden durchzogen. 

Aus dieser Grundform, der echten leopardinus der Autoren, 
entwickelt sich nun eine zweite, als Coluber quadrilineatus unter- 
schiedene Rasse, die vorzugsweise im Osten Europas angetroffen 
wird. Indem nämlich hier die Rückenflecken schon von Anfang an 
vollkommen getrennt sind, fließen die derselben Reihe angehörenden 
der Länge nach zusammen, so daß an Stelle der Fleckenreihen zwei 
vom Halse bis zur Schwanzspitze verlaufende, braune Längsbinden 
entstehen, die jedoch meist durch teilweise Erweiterung ihren Ur- 
sprung aus verflossenen Makeln noch deutlich dartun und nur selten 
die Form vollkommen gleichbreiter, regelmäßiger Streifen annehmen. 
Da diese Binden, entsprechend dem schwarzen Rande der dieselben 
bildenden Flecken namentlich nach innen zu ebenfalls schwarz 
gesäumt sind, so grenzen sie sich besonders von der helleren Mittel- 
zone um so schärfer ab, als letztere durch ihre oft bis zu Milchweiß 
aufgehellte Grundfarbe in Gestalt eines Längsstreifens sehr deutlich 
hervortritt. Die kleineren schwarzen Seitenflecken sind bei dieser 
Form oft sehr undeutlich, während das Braun der Leibesseiten hin- 
gegen meist tiefer und gesättigter ist, so daß dasselbe zu beiden 
Seiten des Körpers ebenfalls je eine braune Längsbinde bildet, und 
somit der Oberkörper in seiner ganzen Erstreckung von vier braunen, 


688 Colubridae. 


durch helle Zwischenzonen geschiedene Streifen durchzogen wird, 
deren Entstehung aber eine sehr verschiedene ist. 

An diese Rasse schließt sich eine in Dalmatien zwar selten 
vorkommende Form an, bei welcher die oben erwähnten vier Längs- 
streifen so schwach ausgeprägt sind, daß sie aus der Grundfarbe oft 
kaum hervortreten, während zugleich sämtliche Schuppen in ihrer 
Mitte einen braunen, punktförmigen Fleck zeigen. Eben so selten 
sind Stücke, denen sowohl die Flecken als auch die Streifenzeichnung 
vollkommen fehlt und die auf der ganzen Oberseite mit zahlreichen 
unregelmäßig zerstreuten oder zickzackförmig zusammengestellten 
schwarzen Strichen besetzt sind. Ausnahmsweise bleibt bei solchen 
Exemplaren die weiße, schwarzgesäumte Vertebralbinde noch er- 
halten (var. sparsus m.). . 

Endlich findet sich im südlichen Rußland noch eine vierte 
Varietät, welche, obwohl in der Anlage der Zeichnung mit der Stamm- 
form übereinstimmend, sich doch von derselben wesentlich dadurch 
unterscheidet, daß die Farbe der Rückenmakeln statt Braun ein 
lebhaftes Blutrot ist (Coluber cruentatus Stev.). Die von Ehr- 
hard von den Cykladen erwähnte Varietät der Coronella austriaca 
mit korallenroten Streifen dürfte wahrscheinlich als eine Verbindung 
dieser mit der vierstreifigen Form ebenfalls hierher gehören. 

Die Unterseite ist wenigstens an der Kehle fast immer weiß, 
durch schwarze, meist ziemlich trapezische Flecken mehr oder weniger 
gewürfelt, welche Flecken aber an Zahl gewöhnlich von vorne nach 
hinten bald so zunehmen, daß sie durch Ineinanderfließen die Unter- 
seite vorherrschend schwarz färben und die ursprüngliche Grundfarbe 
nuran den Seiten noch teilweise übrig lassen, obwohl sie auch hier durch 
meist auf die Körperseiten mehr oder weniger hinaufgreifende Flecken 
in ziemlich regelmäßigen Abständen unterbrochen ist. Dieses Schwarz 
der Unterseite zeigt im Leben, namentlich bei frisch gehäuteten 
Stücken, oft einen entschieden stahlblauen Glanz, der besonders 
bei Drehung und schief auffallendem Lichte mitunter prachtvoll 
rosenrot schillert; nur in sehr seltenen Fällen ist die Unterseite ganz 
oder vorherrschend hell, gelblich, manchmal auch bräunlich gefärbt. 

Die einzelnen Altersstufen weisen in Färbung und Zeichnung 
keine Verschiedenheit auf; bei jungen Stücken aus Konstantinopel 
habe ich mitunter bemerkt, daß sich am Halse die dunklen Säume 
der Rückenflecken zu zwischen den hintereinanderfolgenden Makeln 
hinziehenden schwarzen Verbindungslinien vereinen. 

Coluber leopardinus lebt unter ähnlichen Verhältnissen wie die 
vorige Art, mit welcher er auch in seinem Gebaren ziemlich überein- 
stimmt. Das Tier ist mehr ruhig und gemessen, kein Freund von 
übermäßiger Hitze, daher lieber im Gebüsch und an vor den brennen- 
den Sonnenstrahlen geschützten Orten verweilend; offene und noch 
mehr kahle Stellen trachtet es möglichst zu vermeiden. Wegen seiner 
vorzugsweise aus Mäusen bestehenden Nahrung ist es nicht unwahr- 
scheinlich, daß es vielleicht auch bei Nacht herumschweift, obwohl 
mir in dieser Richtung Erfahrungen fehlen und auch darauf bezügliche 
Angaben nicht bekannt sind. Ins Gebirge scheint leopardinus nicht 
zu gehen, wenigstens ist er meines Wissens auf 300 m übersteigenden 


Coluber. 689 


Höhen niemals gefangen worden. Wohl wegen seiner Scheu vor offenen 
und stark besonnten Plätzen erscheint er im Frühjahre erst dann, 
wenn die bereits vollständig entfaltete Vegetation ıhm hinreichend 
Schutz vor der Sonne und genügende Sicherheit vor Feinden, zu 
denen namentlich Coelopeltis monspessulana und Zamenis gemonensts 
gehören, bietet. 

Die Verbreitung dieser Schlange erstreckt sich von Rom an 
durch das ganze südliche Italien bis auf Sizilien und Malta, sowie 
mit Ausnahme von Serbien und Bosnien durch die ganze Balkan- 
halbinsel bis nach Konstantinopel, desgleichen kommt sie noch in 
der Krim vor. Was die,mitunter gemachten Angaben über das Vor- 
handensein dieser Art um Triest betrifft, so dürften dieselben wohl auf 
die Erbeutung eines zufällig aus der Gefangenschaft entkommenen 
Exemplares basiert sein, da mir während eines bereits über fünfzig 
Jahre währenden Aufenthaltes in dieser Gegend von einem Vor- 
kommen dieses Tieres daselbst niemals etwas zur Kenntnis kam. 
Ebenso ist auch das angebliche Vorkommen um Pola mit Reserve 
aufzunehmen; mir selbst ist Zeopardinus am Festlande von Istrien 
niemals untergekommen und auch von meinem in verschiedenen 
Teilen des Landes seit 19 Jahren in Verwendung stehenden Sohne 
nie gesehen worden; wohl aber habe ich die Art ziemlich häufig von 
der im Quarnerischen Meerbusen gelegenen Insel Lussin erhalten 
und führt se Mojsisovics für die südlich von Fiume befindliche 
Insel Veglia an, desgleichen kommt sie auch im kroatischen Littorale 
vor. Gemein dagegen ist das Tier fast auf der ganzen Balkanhalbinsel, 
woselbst es nicht nur auf dem Festlande, sondern auch auf vielen 
Inseln, wie beispielsweise auf Korfu, Kephallonia, Kreta und den 
Cykladen häufig ist. Was die zwei Hauptformen dieser Schlange 
betrifft, so ist der typische leopardinus mehr im Westen, guadrilineatus 
dagegen vorzugsweise im Osten des Verbreitungsbezirkes heimisch; 
doch kommen auch in Dalmatien schon um Spalato gestreifte häufig 
vor und in den Bocche di Cattaro bilden sie von Risano an die vor- 
wiegende Form. Dasselbe scheint auch in der Krim der Fall zu sein, 
während um Konstantinopel, wo nach dem mir von dort zugekommenen 
Materiale diese Art die häufigste Schlange zu sein scheint, beide 
Formen angetroffen werden. 

In der Gefangenschaft ist leopardinus äfnlieh wie longissimus 
zu halten, nur daß er wegen seiner geringeren Körpergröße keines 
so geräumigen Käfiges bedarf wie dieser. Anfangs noch ziemlich 
bissig, gewöhnt sich diese Schlange doch bald ein und ist dann ihrem 
phlegmatischen Temperament entsprechend imstande, oft halbe 
Tage lang auf einem und demselben Fleck liegend oder um einen Ast 
gewickelt, ruhig zu verweilen. Als Futter sind womöglich Mäuse zu 
verwenden, von denen sie am liebsten noch ganz junge nackte Nest- 
exemplare nimmt, Eidechsen werden nicht immer und lange nicht 
so gerne verspeist, auch von den Vögeln kann sie wegen ihrer geringen 
Größe nur noch ganz unbefiederte Nestlinge bezwingen. Sie ist sowohl 
mit ihresgleichen als auch mit anderen Schlangen sehr verträglich 
und können ihr, falls man nicht für sie selbst zu fürchten hat und hin- 
reichender Mäusevorrat zur Verfügung steht, alle anderen Reptilien 

Schreiber, Herpetologia europaea. 44 


690 Colubridae. 


ganz unbedenklich beigesellt werden. Daß sie andere Schlangen ver- 
zehrt, habe ich niemals beobachtet. — Wegen ihrer fast ausschließlich 
aus Mäusen bestehenden Nahrung ist diese Art unstreitig als nützlich 
zu betrachten, und wenn sie auch hie und da ein Nest von noch nackten 
Vögeln ausnehmen dürfte, so werden diese kleinen gelegentlichen 
Diebereien durch die große Zahl der von ihr vertilgten schädlichen 
Nager gewiß mehr als wett gemacht. 


4. Coluber Dione: Scutum frontale antice subdilatatum, lateribus vix 
sinuatis, postice obtuse et modice acuminatum, parietalibus 
distincte brevius. Praefrontalia longitudine latiora. Supra- 
ocularia emarginata, praeocularia duo, postocularia subaequalia. 
Inframaxillaria plerumgue sublabialibus sex adjacentia. — 
Long. I00—IIO cm. 


Typus: Supra canescens, fuscescens aut olivaceus, taeniis Pallidio- 
ribus tribus maculisque fasciisve transversis obcuris alternan- 
tibus seriatis ; occipite maculis divergentibus binis. Subtus albido- 
flavescens nigro maculatus. 


Coluber Dione Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag. 


117, 38 (1771). — Natrix Dione Merr. Syst. Amphib. pag. 133, 
175 (1820). — Chironius Dione Fitzing. neue Classif. d. Reptil. 
pag. 60 (1826). — Coluber maeoticus Rathke Mem. Sav. etr. 


Ac. St. Petersb. III, pag. 433, tab. I, fig. 9—ı2 (1837), — Coelopeltis 
Dione Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 15I, tab. XXVIII, fig. 1—3 
(1842. — Elaphis Dione Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, pag. 254, 
4 (1854). 


var. a) Ut supra, sed taenüis albicantibus quinque, inferiorıbus per 
corporis latera ad anum usque decurrentibus minus conspicuis. 
var. b) Utsupra, sed taeniis pallescentibus vix conspicuis aut obsoletis. 


Coluber eremita Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174, 
5 (1831). — Coluber trabalis Schleg. Essai phys. d. serp. II, pag. 


167, 24 (1837). — Coluber poecilocephalus Brandt Note 
sur quat. esp. serp. Bull. scient. de l’Ac. sc. Petersb. III, Nr. 16, pag. 244, 2 
(1838). 


var. c) Supra albido-testaceus, maculis obscuris plus minusve ob- 
soletis. 

juv. Supra maculis crebris transversis, nigro-reticulatis ; taentis albes- 
centibus vix aut antice tantum distinctis. 


Der Körper ist mäßig schlank, in der Mitte kaum verdickt, 
mit gerundetem Rücken und nur wenig ausgesprochener Seitenkante. 
Der verhältnismäßig kleine und abgesetzte Kopf ist etwa in der 
Gegend der Mundwinkel am breitesten, nach vorn viel mehr als nach 
hinten verschmälert, im ganzen von länglich elliptischer Gestalt. 
Seine Oberseite ist kaum merkbar gewölbt, nach vorn gegen die ver- 
rundete Schnauzenspitze zu schwach nach abwärts geneigt und 
komprimiert, daher im ganzen als ziemlich spitz zulaufend zu be- 
zeichnen. Die Kopfseiten sind steil, gegen die Augen zu schwach 
eingedrückt, mit verrundeter Schnauzenkante. Die Mundspalte 
ist nach hinten etwas in die Höhe gezogen, mit mehr oder weniger 


Coluber. 691 


aufgeworfenen Lippenrändern. Die mittelgroßen Augen sind voll- 
kommen seitlich gestellt, von oben gut sichtbar, mit kreisrunder 
Pupille.. Der dünne Schwanz ist in eine ziemlich stumpfe Spitze aus- 
gezogen, von nur mäßiger Länge, etwa ein Sechstel oder ein Fünftel 
des ganzen Tieres betragend. 

Das große Rostrale ist gewölbt, breiter als hoch, über dem 
Munde sehr stark ausgerandet, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln, 
von oben nur wenig sichtbar und kaum zwischen die Internasalia 
eingeschoben. Diese sind quer, etwas breiter als lang, im stumpfen 
Winkel nach vorn zu gegeneinander konvergierend und kürzer als 
die etwa doppelt so großen Präfrontalia, welche der Ouere nach ziem- 
lich gleich breit, nach hinten schwach verengt, nach außen auf die 
Kopfseiten zum Zügelschilde hinabgebogen, im ganzen von ziemlich 
viereckiger Gestalt sind. Das auffallend kurze und breite Frontale 
ist am fast gerade abgestutzten Vorderrande nicht viel schmäler als 
im ganzen lang, nach hinten etwas verengt und in eine kurze Spitze 
ausgezogen; die Parietalia sind groß, viel länger und breiter als das 
Frontale, nach hinten in gerader Linie stark 
dreieckig verschmälert, nach außen zu die ge- 
meinschaftliche Naht der Postokularia nicht 
erreichend, an der Spitze gewöhnlich etwas 
schief nach innen abgestutzt. Die mittelgroßen 
Supraokularia sind nach vorn stark verschmä- 
lert, über den Augen deutlich ausgerandet, 
am Hinterende schief nach innen abgestutzt. 
Das Nasale ist länglich, dem ersten und zweiten 
Supralabiale aufliegend, in der Mitte sehr 
deutlich geteilt, seine vordere, als ziemlich 
lange und scharfe Spitze zwischen das Rostrale 
und die Internasalia eingekeilte Hälfte viel 
höher als lang, sein Hinterteil am Ende meist Coluber Dione Pall. 
ausgerandet, nach oben in der Mitte in eine 
deutliche Ecke erweitert. Das ziemlich große Nasenloch ist rund- 
lich, nach oben gerückt, am Ende der vorderen Nasalschildhälfte 
gelegen. Das dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegende 
Zügelschild ist höher als breit, schief von oben nach unten und hinten 
gerichtet, im ganzen von etwa rhomboidischer oder trapezischer 
Gestalt; das obere Präokulare ist sehr groß, fast beilförmig, sein 
oberer breiterer Teil stark gewölbt, nach vorn zu etwa-in der Mitte 
in eine stumpfe, nach hinten gegen die Augen zu in eine ziemlich 
scharfe Ecke erweitert, sein oberstes Ende als dreieckige Platte auf 
den Pileus übergebogen; sein unterer schmälerer Teil ist deutlich 
konkav, dessen untere Vorderecke die Spitzen des Frenale, des dritten 
Supralabiale und des unteren Präokulare erreichend. Dieses ist sehr 
klein, schuppenförmig, in einen Ausschnitt am Oberrande des dritten 
und vierten Supralabiale eingeschoben. Die Postokularia sind höher 
als lang, das obere kaum größer als das untere, nach hinten in der 
Regel von zwei schmalen, länglichen Temporalen begrenzt, von denen 
das untere nur ein, das obere dagegen beide Postokularen berührt. 
Von den Lippenschildern, deren die meisten höher als lang sind, liegen 

44* 








692 Colubridae. 


oben das vierte und fünfte unter dem Auge, von den 1ı—ı2 Sub- 
labialen berühren die an Größe allmählich zunehmenden sechs ersten 
die Inframaxillaren ; von diesen sind die hinteren viel kürzer und auch 
schmäler als die vorderen und, obwohl nicht divergierend, doch durch 
zwei Schuppenreihen vollkommen von einander getrennt. Die Körper- 
schuppen sind verlängert sechseckig, am Rücken klein und kaum 
gekielt, sondern nur sehr schwach dachförmig gewölbt, nach den 
Seiten zu bedeutend vergrößert und vollkommen flach, in 25 bis 
27 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen gestellt. Die Zahl der 
Bauchschilder wechselt von 188 bis 202, die der Schwanzschilder- 
paare von 63 bis 75. Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 
I00—IIO cm. 

Färbung ‘und Zeichnung dieser Schlange sind im Allgemeinen 
ziemlich veränderlich. Die Oberseite zeigt in der Regel ein helles 
Aschgrau oder Gelbbraun, das aber einerseits bis ins Weißlichgrau, 
anderseits bis ins bräunliche Olivenfarbene übergehen kann. Der 
Kopf ist an den Nähten oft schwärzlich gesäumt oder beschattet 
und besitzt außerdem noch meistens vor den Augen etwa über den 
Hinterrand der Präfrontalia gegen die Präokularıa hinziehend einen 
dunklen Fleck oder eine unregelmäßig wellige QOuerbinde. Vom 
Hinterteil des Frontale und der Supraokularıa entspringt beider- 
seits je ein länglicher, bandartiger Flecken, der in schiefer Richtung 
nach außen und hinten über die Parietalia ziehend weit über den 
Pileus hinaus bis auf den Nacken verlängert und an seinem Ursprunge 
oft mit dem der anderen Seite verschmolzen ist. Die hiedurch ent- 
stehende, nach vorne bogige Zeichnung sendet dann oft aus der Mitte 
ihres konkaven Hinterrandes einen über die Parietalnaht ziehenden 
Fortsatz aus, welcher etwa von seiner Mitte häufig noch einen im 
rechten Winkel gegen die Hauptbinden gerichteten Seitenast abgibt, der 
entweder jene erreicht, oder, wenn er frei bleibt, sich manchmal wieder 
nach vorne oder nach hinten umbiegt, wodurch dann am Hinterkopf 
sehr mannigfache, kreuz-, ankerförmige oder gefensterte Zeichnungen 
entstehen, zumal sich der über die Parietalnaht ziehende Streifen 
mitunter noch nach vorne auf das Frontale verlängert. Obwohl diese 
Binden gewöhnlich nur wenig dunkler als die Grundfarbe sind, so treten 
sie doch meistens dadurch sehr gut hervor, daß sie an ihren Rändern 
gewöhnlich scharf schwärzlich gesäumt oder gefleckt erscheinen, 
ja namentlich nach vorn zu durch eben diese Säume oft nur noch 
angedeutet sind. Eine ähnliche, aber meist schmälere Binde erstreckt 
sich vom Hinterrande der Augen schief gegen die Mundspalte, und ist 
oft, namentlich bei jüngeren Tieren, auch vor den Augen längs der 
Kopfseiten etwa über die Schnauzenkante hin bis zum Rostrale, 
obwohl bedeutend schmäler oder auch nur in Spuren, fortgesetzt; 
mit der Scheitelmakel meist vereint ziehen oft noch am Hinterkopf 
zwei größere, in der Mitte gewöhnlich erweiterte Binden von oben 
nach unten und hinten, welche, falls sie mit einer dahinterstehenden 
Rückenmakel verschmelzen, eine biskuitförmige Zeichnung bilden. 
Die Labialia sind gewöhnlich bald mehr, bald weniger schwarz ge- 
säumt oder umschattet. — Die Grundfarbe der Oberseite ist durch 
drei über die ganze Körperlänge verlaufende Längsstreifen unter- 


Coluber. 693 


brochen, von denen der über die Rückenfirste hinziehende gewöhnlich 
die drei mittelsten, die Seitenstreifen hingegen die sechste und siebente 
Schuppenreihe umfassen. Diese Längsbinden sind jedoch nur bei 
größeren Stücken scharf ausgesprochen, während sie bei jüngeren 
Exemplaren meist nur schwach angedeutet oder auch gar nicht — 
wenigstens in der hinteren Körperhälfte — sichtbar sind; mitunter 
ist unter diesen Binden jederseits noch eine zweite sichtbar, die aber 
in allen Fällen viel weniger scharf ausgeprägt ist und auch vor dem 
After immer endet. Die von den drei Hauptstreifen gebildeten 
Zwischenräume sind durch je eine Reihe hintereinanderstehender 
Flecken ausgefüllt, die in der Weise gestellt sind, daß die Makeln der 
einen Reihe mit denen der Nebenreihe alternieren, ja nicht selten 
stellenweise, den sie trennenden hellen Rückenstreifen durchbrechend, 
zu schiefen, zackigen Querbinden verschmelzen. Diese Flecken, 
welche entweder rundlich oder unregelmäßig winkelig und meist 
auch etwas schräg gestellt sind, werden gewöhnlich durch eine Ver- 
bindung mehrerer, am Rande in größerer oder geringerer Ausdehnung 
schwarz oder braun gefärbter Schuppen gebildet, daher sie in der 
Regel mehr netzförmige Zeichnungen darstellen, die sich nur durch 
Erweiterung der dunklen Schuppenränder manchmal zu vollen Flecken 
gestalten. Obwohl diese Flecken auch am Schwanze fast immer noch 
gut sichtbar sind, so werden sie hier doch allmählich kleiner und gegen 
die Spitze endlich undeutlich; auch findet sich, abwechselnd mit den 
obgenannten Makeln, an den Körperseiten fast immer noch eine 
Reihe ähnlich gebildeter, meist senkrechter, mehr oder weniger zackiger 
Flecken, die aber stets viel kleiner und undeutlicher sind, als die am 
Rücken stehenden. Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß die dunklen 
Zeichnungen mehr oder weniger verschwinden, in welchem Falle 
dann gewöhnlich nur mehr in der Rückenmitte schwache Spuren der 
dunklen Schuppenränder zurückbleiben. Die Unterseite ist weißlich, 
gelblich oder fleischfarben, in der Regel mit rundlichen schwarzen 
Punkten besetzt, die meist vier bis fünf ziemlich regelmäßige Längs- 
reihen bilden, gegen Kopf und Schwanz zu aber gewöhnlich an Menge 
abnehmen, um endlich am Vorderhalse und in der hinteren Schwanz- 
hälfte ganz zu verschwinden; durch Überhandnehmen und Ver- 
größerung der Flecken kann manchmal die Bauchseite bis auf die 
Hinterränder der Schilder fast ganz dunkel werden. 

Die Jungen sind von den Alten hauptsächlich dadurch ver- 
schieden, daß bei ihnen die ganze Oberseite mit einer so großen Menge 
netzförmiger, untereinander mehr oder weniger verfließender Flecken- 
zeichnungen bedeckt ist, daß dadurch die hellen Körperstreifen 
fast ganz verschwinden, oder höchstens nur in der vorderen Leibes- 
hälfte schwach sichtbar bleiben. 

Diese schöne Art findet sich nordwestlich vom Kaspi-See in den 
zwischen dem Kuma- und Uralflusse liegenden Steppen Südrußlands, 
namentlich an der unteren Wolga und auf deren Inseln, und dringt 
nördlich bis Sarepta und Zarizyn vor. Die von Nordmann 
aus der Umgebung’ von Odessa und von Keßler aus der Krim 
angeführten Stücke dürften wohl auf einer Verwechslung mit Sauro- 
mates beruhen. Das Tier ist schnell und flüchtig, liebt dürre, sandige, 


694 Colubridae. 


namentlich aber salzhaltige Standorte, findet sich aber ausnahms- 
_ weise auch in Gehölzen und kleineren Wäldern. 


5. Coluber quatuorlineatus: Scutum frontale antice dilatatum_ lateri- 
bus sinuatis, postice longe et acute acuminatum, Parietalibus vix 
brevius. Praefrontalia longitudine et latitudine subaegualia. 
Praeocularia duo, postocularıa inaequalia. Inframazillaria ple- 
rumque sublabialibus quingue adjacentia. — Long. 150—220 cm. 


Coluber quatuorlineatus Bouleng. Catal. Snak. Brit. Mus. II, 
pag. 45 (1894). 
Typus: Supra fuscus aut fusco-flavescens, taentis quatuor atris per 
totam corporis longitudinem decurrentibus. 


Coluber quatuorlineatus Lacep. Hist. nat. quadr. ovip. et 
serp. pag. 82, 163, tab. VII, fig. ı (1789). — Coluber Naui Donnd. 
Zool. Beitr. III, pag. 206, 27 (1798). — Coluber quadristriatus 
Donnd. 1. c. III, pag. 207, 31 (1798). — Coluber quaterradiatus 
Gmel. Naturf. XX VIII, pag. 169, c. tab. fig. ı (1799). — Coluber qua- 
drilineatus Latr. Hist. nat. Sal. France, pag. XXXI, 7 (1800). — 
Coluber elaphis Shaw Gener. Zool. III, pag. 450 (1802). — Na- 
trix elaphis Merr. Syst. Amphib. pag. 117, 98 (1820). — Natrix 
Naui Merr.].c. pag. 134, 81 (1820, — Tropidonotus elaphis 
Wagl. Nat. Syst. d. Amphib. pag. 179 (1830), — Elaphis quadri- 


lineatus DBonap. Amph. europ. pag. 49, 52 (1839). — Elaphis 
quaterradiatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, pag. 254, 4 
(1854), — Elaphis quadriradiatus Erh. Fauna d. Cyclad. 


pag. 75 (1858). — Elaphis cervone Schreib. Herpet. eur. I, pag. 
254, 2 (1875). 
var. a) Ut supra, sed Jasciis obscuris dorsalibus transversis plus 
minusve conspicuis. 
var. b) Supra fuscus, maculis obscurioribus nigro limbatis et taemüis 
subobsoletis connexis in dorso magnis et obliquis, ad latera parvis 
et elongatis; subtus sordide flavescens, scutis fusco-limbatıs. 
var. c) Supra lutescens, maculis fuscescentibus oblongis seriatis. 


Elaphis sauromates var. graeca DBedrg. Amph. u. Reptil. 
Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 157 (1882). 


var. d) Supra obscure fuscus, maculis striüisgue nigrescentibus omnino 
obsoletis. 

var. e) Supra ater, concolor. 

var. f) Supra fusco-flavoque variegatus et striatus, plerumgue ma- 
culıs magnis obscuris interdum nigro-limbatis per series 4—-6 
dispositis, dorsalibus saepissime transverse connexis. Subtus 
aut concolor aut nigro-maculatus. 


Coluber pictus Georgi Phys. u. nat. Beschr. d. russ. Reich. III, 
vol. VI, pag. 1883, no. 17 (1800), — Coluber sauromates Pall. 
Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 42, no. 37 (1811). — ?Coluber alpestris 
Pall. 1. c. III, pag. 46, no. 44 (1811). — Coluber xanthogaster 
Andrz. Amph. nost. Nouv. Mem. Soc. imp. nat. Mosc. II, pag. 333, 5, tab. 
XXI, fig. 4, tab. XXIII (1832). — Coluber poecilocephalus Fisch. 
W. Bull. Soc. nat. Mosc. IV, pag. 575 (1832). — Coluber cereus 
Dwig. Nat. Russ. Hist. Emp. Amph. pag. 27, no. 65 (1832). — Coluber: 
fulvus Dwig.l.c. pag. 28, no. 68 (1832). — Coluber taeniothys 
Fisch. W. 1. c. pag. 575 (1832). — Elaphe Parreyssii Fitzing. in 
Wagl. Icon. et descript. Amphib. tab. XXVII (1833). — Coluber 
maeota Kryn. Observ. rept. indig. Bull. Soc. imp. nat. Mosc. X, no. III, 


Coluber. 69 5 


pag. 59 (1837). — Elaphis Parreyssii Bonap. Amph. europ. 
pag. 50, 54 (1839. — Tropidonotus sauromates Eichw. 
Fauna casp. cauc. pag. 140, tab. XXV, fig. ı, 2 (1842). — Elaphis 
sauromates Dum. Bibr. Il. c. pag. 288, ı4 (1854). 
var. g) Ut supra, sed maculis dorsalibus in fasciam angulosam plus 
minusve cohaerentibus. 
Coluber sauromates Demid. Voyage Russ. mer. tab. VII (1840). 


adolesc. Supra fusco-griseus, vel rufescens, vel flavo-cinereus, maculis 
nigrescentibus triseriatis taeniis obscuris per longitudinem con- 
nexis,; subtus albo-chalybaeoque varius. 
Elaphis sauromates var. Münteri Bedrg. l. c. pag. 160 
(1882). 
juv. Supra cinereus vel flavo-griseus, maculis atris per series 4—5 
dispositis; subtus pallide obscureque varius. 


Coluber elaphis Metaxa Memor. zool. med. pag. 36, fig. 2 (1833). — 
Elaphis Dione Jan Iconogr. Ophid. XXI, tab. III, fig. B (1867). 


Der Körper ist ziemlich kräftig, in der Mitte nicht besonders 
verdickt, seitlich stark zusammengedrückt und daher viel höher als 
breit, mit ziemlich flacher Unterseite 
und namentlich bei größeren Stücken 
meist deutlich ausgesprochener Seiten- 
kante. Der ziemlich große Kopf ist 
deutlich unterschieden, hinter den Mund- 
winkeln am breitesten, von da nach 
vorn sehr allmählich, aber ziemlich 
stark verschmälert, mit gerundeter, 
etwas vorstehender Schnauze, im all- 
gemeinen von gestreckt eiförmiger oder 
elliptischer Gestalt, seine Länge die 
Breite fast um das Doppelte über- 
treffend. Die Oberseite desselben ist 
flach, nach vorn zu sanft nach abwärts 
gewölbt, die Seiten fast senkrecht ab- Coluber quatuorlineatus Lacep. 
fallend. Die Zügelgegend ist vor den 
Augen deutlich vertieft, die Schnauzenkante jedoch nicht besonders 
scharf ausgesprochen. Der Schwanz ist mittellang, etwa ein Fünftel 
bis ein Viertel der ganzen Körperlänge betragend, am Ende in 
eine nicht sehr dünne, längsgefurchte Spitze auslaufend. 

Das Rostrale ist etwas gewölbt, deutlich breiter als hoch, mit 
äußerst stumpfem Hinterwinkel und kaum zwischen die Internasalia 
eingeschoben. Diese sind breiter als lang, gegen ihre gemeinschaft- 
liche Naht hin kaum verschmälert, so daß sie mit den längeren 
Präfrontalen in einer ziemlich geraden oder nur äußerst stumpf- 
winkelig gebrochenen Linie zusammenstoßen. Das Frontale ist etwa 
so lang wie seine Entfernung von der Schnauzenspitze, mittelgroß 
und ziemlich breit, nach vorn zu zwar deutlich, aber nicht bedeu- 
tend erweitert, vom oberen Ende des Präokulare ziemlich weit ab- 
stehend, mit fast geradem Vorder- und meist etwas ausgebuchtetem 
Seitenrande, sein hinterer Teil als mäßige Spitze zwischen die Parie- 





Fig. 142. 


696 Colubridae. 


talia eingeschoben. Diese sind groß und breit, länger als das Fron- 
tale, nach hinten stark verschmälert, mit ziemlich geraden Außen- 
rändern; sie sind fast ganz auf der Oberfläche des Kopfes gelegen 
und an ihren vorderen Außenecken nur äußerst wenig auf die Seiten 
desselben hinabgebogen. Die Supraokularia sind sehr groß und 
breit, nach hinten zu stark erweitert und am Ende schief abgestutzt, 
am Außenrande ziemlich deutlich über die Augen vorspringend. 
Das Nasale ist etwa doppelt so lang als hoch, in seiner ganzen Er- 
streckung ziemlich gleichbreit, das erste Supralabiale fast immer 
mehr oder weniger überragend, in der Mitte vollkommen geteilt, 
mit ziemlich großem, an den Oberrand gerücktem Nasenloch. Das 
Zügelschild ist rhombisch oder lanzettlich, dem zweiten und dritten 
Supralabiale aufliegend. Das obere Präokulare ist sehr groß, nach vorn 
und aufwärts stark erweitert und als kleines Dreieck auf den Pileus 
übergebogen, das untere hingegen sehr klein, bedeutend länger 
als hoch, dem dritten und vierten Supraokulare aufliegend. Mit- 
unter ist zwischen diesem und dem Frenale noch ein kleines, dem 
dritten und vierten Supralabiale aufliegendes Schildchen einge- 
schoben, was namentlich bei der als sauromates bezeichneten Va- 
rietät öfters vorkommt, in welchem Falle dann das eigentliche Sub- 
okulare dem vierten und fünften Supralabiale aufgesetzt erscheint. 
Das obere Postokulare ist meist deutlich größer als das untere. 
Die mittelgroßen Schläfenschilder sind länglich, meist in der Zahl 
von drei bis vier vorhanden und gewöhnlich dem sechsten und sie- 
benten Lippenschilde anliegend; manchmal schieben sich zwischen 
diesen und den Postokularen noch einige kleine Schildchen ein. 
Supralabialia sind 8&—9 vorhanden, im ersteren Falle das vierte und 
fünfte, im letzteren das fünfte und sechste das Auge berührend. 
Von den elf bis zwölf Sublabialen stoßen in der Regel die 4—5 ersten 
an die Inframaxillaren, deren vordere meist größer als die hinteren 
sind, welche häufig durch Schuppen voneinander getrennt erscheinen. 
Die Körperschuppen sind länglieh sechseckig, nach den Seiten hin 
allmählich größer werdend, mit zwei vertieften Punkten an der 
Spitze, in der Jugend glatt, im Alter deutlich, aber nicht sehr scharf 
gekielt, die Kiele überhaupt nur am Rücken und hinter der Basis 
der Schuppen mehr hervortretend, nach den Körperseiten zu aber 
allmählich ganz verschwindend; sie sind in 25 — höchst ausnahms- 
weise in 23 — Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen gestellt. 
Die Zahl der Bauchschilder beträgt 195 bis 234, die der Schwanz- 
schilderpaare 63 bis 90. Die größten mir untergekommenen Exem- 
plare maßen etwa 220 cm. 

Diese Schlange tritt in zwei geographisch getrennten Rassen 
auf, welche nur in ihren Jugendständen einigermaßen übereinstim- 
men, im erwachsenen Zustande aber so verschieden sind, daß sie 
bis in die neueste Zeit für eigene Arten gehalten wurden. 

Die eine, dem Westen des Verbreitungsbezirkes angehörende, 
daher uns viel näher stehende und infolge dessen auch allgemeiner 
bekannte Varietät ist die als Coluber guatuorlineatus im engeren Sinne 
bezeichnete Form. Bei dieser sind die frisch ausgekrochenen Tiere 
oben hellgrau und mit 5—6 Längsreihen abwechselnd gestellter 


Coluber. 69 7 


schwarzer Flecken versehen, von denen die über die Rückenmitte 
hinziehenden die größten, die am Bauchrande stehenden aber die 
kleinsten sind. Auch sind die ersteren nur ausnahmsweise isoliert, 
sondern in der Regel zu gewöhnlich schrägstehenden Querbinden 
verschmolzen, welche ihre Entstehung aus zwei alternierenden Ma- 
keln teils durch ihre schiefe Stellung, teils durch eine mehr oder 
weniger deutliche Einschnürung in ihrer Mitte erkennen lassen. 
Über den Hinterrand der Präfrontalen zieht eine schwarze Bogen- 
binde und eine zweite über den Hinterrand der Supraokularen und 
das Ende des Frontale, letztere tritt jedoch für sich selten deut- 
lich hervor, da sie fast immer mit zwei langen und breiten, über die 
Parietalen bis auf den Hals reichenden schwarzen Flecken zusam- 
menstößt, welche, da sie an ihrem hinteren Ende einen Bogen nach 
außen beschreiben, einen mehr oder weniger großen Längsfleck der 
hellen Grundfarbe einschließen. Endlich verläuft noch vom Hinter- 
rande des Auges bis zum Mundwinkel ein ziemlich breites schwarzes 
Band und sind noch die Nähte der Lippenschilder mit schwarzen 
Randmakeln gesäumt. Die weißliche Unterseite ist mit nach hinten 
meist zahlreicher werdenden eisengrauen ‚oder schwärzlichen Flecken 
besetzt. 

Je älter nun das Tier wird, desto mehr hellen sich die ursprüng- 
lich schwarzen Zeichnungen auf, werden anfangs dunkel-, nach und 
nach aber immer heller braun, bis sie endlich allmählich ganz ver- 
schwinden und in der sich zu gleicher Zeit ebenfalls verändernden 
Grundfarbe aufgehen, welche mit zunehmendem Wachstum aus dem 
ursprünglichen Hellgrau durch gelblich und lehmfarben in ein immer 
tiefer werdendes Braun übergeht. Mit diesen Veränderungen zu- 
gleich erscheinen nach und nach jederseits zwei dunkle Längslinien, 
welche an den Außenseiten der großen Rückenmakeln so wie über 
die darunterliegenden Seitenmakeln hinziehen und dann mit den 
ersteren eine Art leiterförmiger Zeichnung bilden, die den Tieren 
in diesem Alter eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Coluber scalaris 
verleiht. Mit fortschreitendem Wachstum verschwinden aber die 
Flecken meist ganz und das im Alter gewöhnlich ungefleckte heller 
oder tiefer braun gefärbte Tier zeigt sich dann nur jederseits von 
zwei dunklen Längsstreifen durchzogen, deren untere bis zum After 
laufende in der Regel über die vierte und fünfte, die zwei oberen 
aber über die achte und neunte Schuppenreihe laufen und auch auf 
den Schwanz fortsetzen, in dessen Verlauf sie dann allmählich ver- 
schwinden. Diese Längsstreifen sind entweder gleichförmig schwarz, 
häufig aber auch dunkelbraun und nur an den Stellen, wo sie ur- 
sprünglich über die Makeln zogen, schwarz gefärbt. Manchmal 
bleiben, namentlich im weiblichen Geschlechte, die den Jungen zu- 
kommenden Flecken auch im Alter bestehen, nur daß sie dann nie- 
mals schwarz, sondern nur dunkler als die Grundfarbe sind, dabei 
aber häufig durch eine schwarze Umrandung von letzterer gut ab- 
gehoben erscheinen. Äußerst selten findet man endlich noch Stücke, 
bei denen selbst die Längsstreifen fehlen und ebenso selten ganz 
eintönig schwarz gefärbte; letztere scheinen, wie ich aus dem ge- 
ringen diesbezüglichen Materiale beurteilen kann, nicht nur durch 


69 8 Colubridae. 


Vergrößerung und Verschmelzung der schwarzen Flecken, sondern 
auch durch eine gleichzeitig eintretende Verdunklung der Grund- 
farbe entstanden zu sein. Mit der bisher geschilderten Reduzierung 
der dunklen Körperflecken hält auch die Kopfzeichnung gleichen 
Schritt, indem sie aus schwarz allmählich in braun über- und dann 
schließlich in der allgemeinen Körperfärbung aufgeht; nur der 
schwarze Temporalstreifen bleibt als niemals verschwindendes Merk- 
mal in allen Altersstufen und Varietäten unveränderlich erhalten. 
Was endlich die Unterseite betrifft, so geht ihre anfangs weiß- 
liche Grundfarbe allmählich in ein bald mehr, bald weniger ausge- 
sprochenes Schwefel-, ja selbst Kanariengelb über, während zu 
gleicher Zeit die dunklen Makeln, welche in der Jugend zahlreich und 
nicht selten in Längsreihen geordnet waren, im Alter fast ganz ver- 
schwinden und nur noch manchmal auf den Ventralen als Seiten- 
flecken oder Randsäume erhalten bleiben; nur am Schwanze gehen 
dieselben fast niemals ganz verloren. 
Die östliche, als Coluber sauromates Pall. unterschiedene Form 
weicht von der westlichen mitunter schon durch die Bekleidung der 
Kopfseiten ab. Dieselbe zeigt näm- 
lich nicht selten zwischen dem 
Subokulare und dem Frenale ein 
kleines, accessorisches Schildchen, 
das Pseudosubokulare, 
welches am dritten und vierten 
Supralabiale aufsitzt; desgleichen 
sind häufig neun Oberlippenschilder 
vorhanden, so daß dann das fünfte 
und sechste unter dem Auge liegt 
und endlich sieht man hinter den 
Postokularen noch einige unregel- 
mäßige kleine Schildchen entwickelt, 
die sich zwischen diese und die 
Temporalen einschieben. Da mir 
bei der Verfassung der ersten Auf- 
lage dieses Werkes nur ein einziges 








im Wiener Hoimuseum befindliches 

a Exemplar dieser Form zur Verfü- 

a gung stand, so hielt ich damals die 

Fig. 143. hier genannten Merkmale für spe- 
Coluber sauromates Pall. zifische und zwar um so mehr, als 


dieselben auch von anderen Autoren 

erwähnt und als solche aufgefaßt wurden. Seitdem habe ich mich 

aber an aus Rumänien und der Krim erhaltenen Stücken über- 

zeugt, daß die besprochenen Eigentümlichkeiten durchaus nicht bei 

allen Individuen dieser Rasse vorhanden sind und daher zur Unter- 

scheidung von quatuorlineatus nicht dienen können, so daß in- 

folgedessen die spezifische Trennung dieser zwei Formen aufgegeben 
werden mußte. 

Was nun die Färbung und Zeichnung der sauromates betrifft, 

so zeigt dieselbe allerdings meist eine sehr auffallende Verschiedenheit, 


Coluber. 699 


obwohl im ganzen gesagt werden kann, daß sich die Jugendzeichnung 
der vorigen hier wiederholt und meistens auch das ganze Leben 
hindurch erhält, so daß dieselbe wahrscheinlich als die Stammform 
anzusehen ist. 

Ganz junge Tiere sind auf der Oberseite mehr gelbgrau und lassen 
einen in der Regel nur schwach angedeuteten und wenig hervor- 
tretenden braunen Längsstrich über jede Schuppe bemerken. Die 
bei der vorigen Form geschilderten Kopfzeichnungen finden sich in 
gleicher Weise auch hier, nur daß sie in der Regel dunkelbraun und 
selten scharf von einander gesondert sind, da sie die Tendenz zeigen, 
sich auf der Pileusmitte zu vereinen, was namentlich häufig durch 
eine über die Medianlinie des Kopfes ziehende breitere oder schmälere 
Längsbinde bewirkt wird. Die Kopfseiten zeigen außer der Tem- 
poralbinde noch in der Zügelgegend eine vom Nasenloch bis zum 
Präokulare reichende Frenalbinde und gewöhnlich auf den Vorder- 
rand der Supralabialen beschränkte braune oder schwarze Flecken. 
Auf Rumpf und Schwanz sind gewöhnlich 3—4 Längsreihen alter- 
nierender schwarzbrauner und schwarz umrandeter Makeln, von denen 
die dorsalen häufig der Ouere, die seitlichen am Anfange des Halses 
stets der Länge nach verschmolzen sind. Die Unterseite ist schmutzig- 
grau- oder strohgelb, der Bauch jederseits mit einer oder mehreren 
Längsreihen viereckiger dunkler Flecken, die bis auf die Kehle fort- 
gesetzt erscheinen, versehen. 

Diese hier geschilderte Jugendzeichnung erhält sich manchmal 
auch noch im Alter, nur sind dann die Flecken sehr hell und mitunter 
selbst etwas verschwommen. 

In den allermeisten Fällen geht aber mit fortschreitendem 
Wachstum die in der Jugend mehr graugelbe Farbe der Schuppen 
nach und nach in ein immer entschiedeneres Gelb über, das sich 
gewöhnlich zu lichtem Stroh-, ja manchmal selbst ausgesprochenem 
Zitronengelb steigert, während sich der anfangs kaum merkbare 
dunkle Schatten auf den Schuppen verdichtet und zu einem braunen 
oder schwärzlichen Flecken entwickelt; letzterer wird dann am 
Rücken so groß, daß häufig nur der Rand der Schuppen davon frei 
bleibt, verkleinert sich dagegen nach den Seiten zu allmählich so 
sehr, daß er an den untersten Reihen nur mehr als ein feiner Strich 
über die Mitte oder als ein kleiner Punkt an der Spitze der betreffenden 
Schuppen zurückbleibt. Infolgedessen hat dann der Körper am 
Rücken eine vorwiegend braune Färbung, in welcher die gelben 
Schuppenränder eine Art unregelmäßigen Netzwerkes bilden, wird 
aber nach den Seiten zu allmählich heller und schließlich gegen den 
Bauch zu der Hauptsache nach gelb mit von den aneinanderstoßenden 
braunen Mittelstrichen der Schuppen gebildeten dunklen Längs- 
linien. Zu dieser hier geschilderten Zeichnung kommen fast noch 
immer die schon bei der Jugendform erwähnten Längsreihen von 
braunen, mehr oder weniger deutlich schwarz umrandeten Flecken 
hinzu, von denen die dorsalen ausnahmsweise zu einer Wellenbinde 
vereinigt sind. Der Pileus erscheint im Alter durch Ausdehnung und 
Verschmelzung der auf demselben befindlichen Makeln meist bis gegen 
die Schnauzenspitze zu dunkel gefärbt; die Unterseite ist bei den 


700 Colubridae. 


übrigens seltenen ungefleckten Stücken gewöhnlich einfarbig hell, 
bei den gewöhnlichen gefleckten Exemplaren aber fast immer mit 
mehr oder weniger zahlreichen bräunlichen Makeln versehen, die 
nach den Seiten zu meist größer und öfters ziemlich deutliche Längs- 
reihen bilden. 

Coluber quatuorlineatus ist eine unserer größten und stärksten 
Schlangen, indem sie bei einem Umfange von 9—Io cm mitunter bis 
zu zwei und ein Viertel Meter Länge erreicht. Bezüglich ihres Auf- 
enthaltes, den sie einmal gewählt nicht gerne wieder verläßt, ist 
sie im allgemeinen nicht sehr heiklich. Obwohl ich sie in Istrien fast 
nur in lichten Laubwäldern gefunden habe, kommt sie nach To- 
masınııin der Herzegowina doch ebenso im fast kahlen Karste, 
wie auch auf feuchtem Moorboden vor. In Sümpfen ist sie nament- 
lich zur Brutzeit der Wildenten, auf deren Eier und Junge sie es wohl 
abgesehen hat, häufig zu treffen und kann man sie da oft weit vom 
Lande entfernt, mitten im Wasser ruhig liegen sehen; obwohl sie 
niemals taucht, schwimmt sie doch gut; desgleichen ist sie auch im 
Klettern recht gewandt und kommt selbst auf intakten Mauern, 
falls selbe rauh beworfen sind, allmählich hinauf. Im ganzen nicht 
sehr sonnenliebend, kommt sie am häufigsten an bewölkten aber 
warmen Tagen heraus. Ins Gebirge scheint sie nicht zu gehen, und 
übersteigt die höchste ..Erhebung, auf der sie Tomasini gefunden, 
kaum 800 m. Sie ist nicht sehr schnell und behend und mehr von 
ruhigem, phlegmatischem und bedächtigem Charakter; sie pflegt 
daher auch vor Verlassen ihres Schlupfwinkels oft durch längere 
Zeit, bloß den Kopf herausgesteckt, vorsichtig herumzuspähen; plötz- 
lich überrascht, flieht sie meist nicht, sondern rollt sich zusammen 
und sucht durch starkes Fauchen bei halbgeöffnetem Munde ihren 
Gegner in Respekt zu halten, seltener kommt es vor, daß sie auch 
nach ıhm beißt; in den meisten Fällen läßt sie sich ruhig und wider- 
standslos aufheben und erst wenn man sie in der Hand hat, versetzt 
sie dem Fänger aber auch nur ausnahmsweise einen dann allerdings 
ganz tüchtigen Biß. — Die Männchen bekommt man im allgemeinen 
häufiger als die Weibchen, was vielleicht daran liegt, daß letztere 
träger sind und meist mehr an ein und demselben Platze bleiben, 
während die lebhafteren Männchen weiter herumschweifen; bei.den 
in der Gefangenschaft ausgekrochenen Gelegen sind übrigens beide 
Geschlechter in ziemlich gleicher Zahl vertreten. 

Ihre Nahrung besteht aus entsprechend großen Säugetieren und 
Vögeln; Schlangen werden niemals und Eidechsen in der Freiheit 
wenigstens wie es scheint, nur von ganz jungen Tieren gefressen. 
Kleinere Beutestücke, namentlich Fledermäuse und Vögel, werden 
meist lebend verzehrt, größere der letzten und Säugetiere, von diesen 
selbst Mäuse, durch Umschlingen erdrückt; ist das Opfer auf diese 
Weise wehrlos gemacht, so wird es ausgelassen, an dem zum Ver- 
schlingen geeigneten Körperteile erfaßt und in den Rachen ge- 
schoben. 

Die Paarung dauert etwa von Ende Juni bis Ende September 
und zeigt sich hiebei das Männchen weit früher begattungssüchtig 
als das Weibchen; da aber letzteres meist schon anfangs Juni so 


Coluber. gi ol 


hoch trächtig ist, daß man die Eier beim Betasten der Bauchdecke 
nicht nur durchfühlen, sondern oft sogar schon äußerlich bemerken 
und selbst zählen kann, so vermutet Tomasini, daß dieselben 
erst in einem schon sehr vorgeschrittenen Stadium ihrer 50—56 Tage 
währenden Entwicklung befruchtungsfähig sind und infolgedessen 
das Männchen erst so spät — gewöhnlich nicht vor Ende Juni — 
zugelassen wird; frühere Annäherungsversuche werden von dem 
Weibchen durch sehr heftige Bewegungen des Hinterleibes nach- 
drücklichst zurückgewiesen. Diese hier ausgesprochene Ansicht 
wird überdies noch durch den Umstand gestützt, daß sich guwatuor- 
lineatus seines Geleges schon wenige Tage nach der erfolgten Paarung 
entledigt. Bei derselben pflegt das Männchen seine Erwählte auch 
manchmal nach Eidechsenart mit dem Maule am Halse zu fassen, ein 
Fall, den ich unter den Schlangen nur noch bei Zamenis carbonarius 
beobachtet habe. 

Die während des Austretens aus der Kloake langen und kaum 
fingerdicken Eier nehmen, wenn sie den Körper der Schlange ver- 
lassen haben, sofort die Normalform an, die etwa in Gestalt und 
Größe einem Hühnerei gleicht, nur daß sie mehr ellipsoidisch und 
bloß ausnahmsweise nahezu zylindrisch sind. Manchmal finden sich 
auch in einem Gelege einzelne kleinere, mitunter ganz unregelmäßig 
gestaltete Eier, die aber in der Regel nicht zur Entwicklung kommen. 
Auch dehnen sich die anfangs schlaffen Eier bald aus und werden 
voll und prall; die Anzahl derselben beträgt bei mittleren Tieren ge- 
wöhnlich 12—ı6, bei sehr alten und großen aber meist nur 7—8, 
höchstens Io; sie werden entweder alle auf einmal, mitunter aber 
auch durch längere Zeit hindurch und dann in der Regel täglich nur 
eines, selten zwei, gelegt, im ersteren Falle kleben sie durch den sie 
umhüllenden und an der Luft bald trocknenden Schleim nicht selten 
mehr oder weniger zusammen. Die zum Legen eines Eies nötige Zeit 
beträgt etwa 20 Minuten, die zu ihrer Entwicklung erforderliche 
Temperatur im Mittel 23—24°C. Nachdem sie etwa durch 30 Tage 
ganz unverändert geblieben sind, werden sie nach dieser Zeit abermals 
weich und schlaff, nach beiläufig 50 Tagen aber wiederum prall, 
obwohl nie mehr in dem Maße wie im frisch gelegten Zustande. 
Knapp vor dem Auskriechen der Jungen bildet sich dann in der 
Eihaut ein an der Oberseite derselben befindlicher vollkommen 
geradliniger, wie mit einem scharfen Messer geschnittener, etwa 
2cm langer Spalt, dem häufig noch andere gleiche folgen, die den 
ersteren durchschneiden und hiedurch die Entstehung dreieckiger, 
mit ihren Spitzen zusammentreffender Lappen veranlassen, durch 
deren Emporheben dann das kleine Schlängelchen den Kopf heraus- 
zustecken vermag. Tritt diese Spalte nicht über dem Kopf, sondern 
anderweitig auf, so wiederholt sich deren Bildung mehrmals und so 
oft, bis sie schließlich an die richtige Stelle kommt. Die Entstehung 
‚dieser Spalten ist höchst eigentümlich und kann durchaus nicht 
durch etwaigen Druck des Schlangenkopfes auf die Eihaut erklärt 
werden, da diese so derb und zähe ist, daß es, wenn man in ein leeres 
Ei von innen mit dem Finger oder einem ungespitzten Bleistift auf die 
Schale drückt, einer ziemlichen Kraft bedarf um sie durchzustoßen; 





702 Colubridae. 
a 


auch entstehen hiedurch nichts weniger als geradlinige Spalten, 
sondern ganz unregelmäßige und zackige Risse. Desgleichen kann 
man auch nicht annehmen, daß diese Öffnungen an einer ganz be- 
stimmten, etwa allmählich dünner werdenden Stelle der Eihaut 
gebildet werden, da die von Gefangenen gelegten Eier behufs deren 
Untersuchung häufig aufgehoben und dann ohne weiteres wieder 
beliebig weggelegt werden, wobei sicherlich nicht immer dieselbe 
Stelle des Eies nach oben zu liegen kommt. 

Nach dem Entstehen der jetzt besprochenen Spalten bemerkt 
man ım Ei stets noch eine geringe Menge Dotters, der aber von 
dem oft schon mit dem Kopf herausschauenden Jungen innerhalb 
24 Stunden resorbiert wird, worauf dann erst das Auskriechen des 
Tieres erfolgt, das hierauf durch Herumkriechen den noch an ihm 
hängenden Nabelstrang bald abstreift. Die eben ausgekrochenen 
Schlängelchen sind je nach der Größe der Eier 20—36 cm lang und 
nehmen bis zu ihrer etwa nach 1o—ı2 Tagen erfolgenden ersten 
Häutung keine Nahrung zu sich, obwohl sie während dieser Zeit um 
5—6 cm wachsen. 

Da diese Schlange in zwei geographisch getrennten Formen 
auftritt, so ist auch deren Verbreitung eine verschiedene. 

Der typische quatuorlineatus kommt meines Wissens nur vom 
südlichen Istrien durch Dalmatien und die Herzegowina bis Griechen- 
land hinein vor; der nördlichste Punkt, wo ich das Tier noch antraf, 
sind die lichten Eichenwälder an Canal di Leme, eines am Festlande 
von Istrien nördlich von Rovigno tief einschneidenden Fjords, der 
etwas über dem 45.° n. B. liegt und mitunter ganz gewaltige Stücke 
beherbergt. Auf den Inseln bin ich dieser Schlange niemals be- 
gegnet, obwohl sie Werner — ob auf Grund eigener Erfahrung 
weiß ich allerdings nicht — für Lussin angibt. Nach Me&hely 
kommt sie auch bei Fiume in Kroatien vor. Von Dalmatien kenne ich 
sie nur aus dem Festlande, während sie in Griechenland auch auf der 
zu den Cykladen gehörenden Insel Mykonos vorkommt, wo sie nach 
Bedriaga selbst mitten in der Stadt eine ganz gewöhnliche Er- 
scheinung ist, da sie von den Bewohnern derselben aus abergläubischen 
Gründen geschont wird; auch vermutet der genannte Herpetologe, 
daß die von Erimomilo, einem westlich von Milo gelegenen Felsen- 
eiland, erwähnten enormen Schlangen zu quatuorlineatus gehören. 
Alle älteren Angaben über das Vorkommen dieser Art im Genuesischen, 
in Südfrankreich und auf der Pyrenäischen Halbinsel beruhen ganz 
unzweifelhaft auf einer Verwechslung des fraglichen Tieres mit dem 
ihm in Färbung und Zeichnung sehr ähnlichen Coluber scalaris. Selbst 
das Vorkommen in Italien ist ein sehr beschränktes und ist die Art 
daselbst mit Sicherheit bisher nur von der Umgebung Roms und 
einigen neapolitanischen Küstenorten, sowie aus Sizilien mit Sicher- 
heit konstatiert. De Betta gibt zwar in seiner „Fauna d’Italia“ 
auch Bologna und Toskana als Fundorte an, da er aber außer diesen 
Lokalitäten auch noch Nizza, Südfrankreich, Spanien, ja selbst das 
südliche Ungarn als Wohnorte dieser Schlange anführt, was ohne 
Zweifel ein gewaltiger Irrtum ist, so sind auch dessen Angaben be- 
züglich Italiens um so mehr zu bezweifeln, als der genannte Autor 


Coluber. 703 


alle ihm von anderweitig zukommenden Mitteilungen ohne weitere 
Prüfung-derselben stets als authentisch anzunehmen scheint, wodurch 
dann in seine faunistischen Angaben, wie ich mich oft selbst über- 
zeugt habe, häufig arge Unrichtigkeiten hineinkommen!). Von den 
uns näherliegenden Gegenden scheint die Streifennatter jedenfalls 
am häufigsten in der Herzegowina zu sein, während das durch seine 
Größe auffallende und wegen seiner Schwerfälligkeit leicht zu er- 
beutende oder zu erlegende Tier in den meisten Teilen von Dalmatien 
schon ziemlich selten geworden ist; auch in Griechenland scheint es 
besonders am Festlande nur stellenweise und auch da nicht häufig 
zu sein. 

Was den Coluber sauromates betrifft, so ıst derselbe ein aus- 
schließliches Steppentier, das von Bulgarien und Rumänien an über 
das südliche Podolien durch die beiderseits des Bug und des Dnjepr 
im Norden des schwarzen Meeres gelegenen Tiefebenen Rußlands 
bis zum Donez hin und außerdem noch in der Krim vorkommt, aber 
mit Ausnahme der Landenge von Perekop nirgends häufig ist; eine 
weitere Verbreitung nach Osten über den Donez hinaus konnte ich 
nicht konstatieren, obschon dieselbe nicht unwahrscheinlich ist. Was 
schließlich das Vorkommen dieser Rasse in Griechenland anbelangt, 
so halte ich die von Jan und Bedriaga von dort beschriebenen 
Stücke nur für Varietäten des guatuorlineatus und kann ich wenigstens 
die mir aus dem Süden der Balkanhalbinsel als sauromates zuge- 
sandten Exemplare von Jungen der erstgenannten Form nicht 
unterscheiden. 

In der Gefangenschaft benimmt sich diese Schlange ganz ihrem 
Charakter gemäß; sie fährt, frisch eingesetzt, nicht wie oft andere 
Ophidier wild und wie besessen herum, dabei die Schnauze an den 
Glasscheiben oder Drahtwänden des Käfigs mitunter bis aufs Blut 
reibend, sondern fügt sich in der Regel sofort mit stoischer Ruhe 
in ıhr Schicksal und zeigt auch dem Menschen gegenüber keine be- 
sondere Scheu, indem sie sich bei dessen Annäherung nur selten 
verkriecht, sondern meist tellerförmig eingerollt, und ihr Mißtrauen 
bloß durch Öffnen des Maules und Schnauben, seltener durch Zu- 
schnappen dokumentiert. Übrigens sind in dieser Richtung die 
Tiere auch individuell sehr verschieden und hatte ich beispielsweise 
ein schon längere Zeit in der Gefangenschaft gehaltenes großes Stück, 
das außerhalb des Käfiges ein wahres Muster von Sanftmut und Gut- 
mütigkeit war, aber sobald man zu ihm in das Terrarium hineingriff, 
sofort wütend schnaufte und nach der Hand schnappte, so daß ich 
dasselbe, um mich nicht unnützerweise seinen Bissen auszusetzen, 
wenn ich es jemandem vorführen wollte, stets mit einem gekrümmten 
Stockgriff aus seinem Behälter heraushob. 

Es versteht sich wohl von selbst, daß so einer großen Schlange, 
falls sie sich behaglich und heimisch fühlen soll, auch ein entsprechend 
geräumiger Wohnplatz geboten werden muß, in welchem auch dem 
Bedürfnisse derselben nach Feuchtigkeit genügend Rechnung zu 


1) Siehe beispielsweise das gelegentlich der Verbreitung der Kreuzotter in dieser 
Richtung auf S. 622 Gesagte. 


704 Colubridae. 


tragen ist. Da die Tiere nämlich sehr gerne baden, so ist das Ter- 
rarıum wenigstens mit einem den Größenverhältnissen der Gefangenen 
angemessenen Wassergefäß zu versehen oder, wenn es die Verhält- 
nisse gestatten, am besten mit einem kleinen Teich auszustatten. 
In kleinere Behälter kann sich das Tier natürlich nur zusammen- 
gerollt hineinlegen, während es sich in geräumigen Badeeinrichtungen 
gerne unter große, am Grunde liegende Steine verkriecht und darunter 
oft halbe Tage lang versteckt bleibt, höchstens etwa einmal in der 
Stunde den Kopf bis zu den Nasenlöchern behufs Atemholens an die 
Luft hebend. Da diese Tiere nicht nur groß, sondern auch sehr ge- 
fräßig sind, so müssen sie selbstverständlich auch stets mit einer hin- 
reichenden Nahrungsmenge versehen werden. Ganz große Exemplare 
habe ich mit Meerschweinchen, erwachsenen Wanderratten und 
frisch geworfenen Katzen gefüttert, von denen je ein Stück für eine 
jedesmalige Mahlzeit genügt. Kleinere Tiere, wie beispielsweise 
Sperlinge, Mäuse u. dergl. müssen natürlich in größerer Menge ge- 
reicht werden, und sind von ersteren 5—6, von letzteren 8&—Io nach- 
einander durchaus nicht zu viel; Eidechsen werden nicht gerne und 
nur im Notfalle genommen, dagegen sind ihnen Hühnereier meist 
sehr willkommen. Die Schlange bildet hiebei mit ihrem Körper um 
das Ei herum einen größeren oder kleineren Kreis, aus dem es nicht 
entgleiten kann, und schiebt dasselbe dann, es an irgend einen Teil 
des von ihrem Leibe gebildeten Ringes anstemmend, mit dem spitzeren 
Ende voran in den Rachen. Kleine Vogeleier werden wohl auch mit 
dem Maule aufgenommen, worauf dann die Schlange durch Empor- 
heben des Halses und Kopfes das Hinabgleiten derselben bewirkt. 
Alle Eier, selbst die größten, werden stets ganz verschlungen und erst 
im Halse durch Zusammenziehen der Leibeswände zerquetscht und 
hierauf schnell weiter in den Magen hinabgeschoben. Die Schale der 
Eier geht immer unverdaut ab, ja selbst die feine innere Eihaut ist 
in den Exkrementen noch zu finden. Ist die Schlange gesättigt, so 
bleibt sie gewöhnlich ruhig liegen, ist sie aber noch hungrig, so sucht 
sie mit der Zunge tastend das ganze Terrarium nach etwa noch vor- 
handener Nahrung ab. Bei der großen Gefräßigkeit dieser Tiere 
kommt es manchmal auch vor, daß sie mehr verschlingen als sie 
auf einmal verdauen können, in welchem Falle dann die ganze 
Mahlzeit ausgespien und hierauf einige Tage gefastet wird. Nach 
längerer Eingewöhnung kann man die Gefangenen auch zur An- 
nahme toter Tiere, ja selbst zum Fressen aus der Hand des Pflegers 
bringen. 

Schließlich sei noch bemerkt, daß alles über das Gebaren und 
die Lebensweise dieser Art hier Gesagte sich ausschließlich auf die 
Form guatuorlineatus bezieht; über sauromates ist in dieser Richtung 
noch nichts Näheres bekannt. Ich habe den letzteren zwar mitunter 
lebend erhalten, mich aber in Anbetracht der großen Seltenheit 
dieser Tiere und der Schwierigkeit sie zu erhalten, nicht auf riskante 
Versuche mit ihnen eingelassen, sondern sie nach gepflogener Unter- 
suchung sofort meiner Sammlung einverleibt. 


Zamenis. 705 


7. Gattung., Zamenis. 
Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 188, 73 (1830). 


Caput magnum, elongatum, distinctum, cantho rostrali con- 
spieuo. 

Scuta supraocularia excedentva. 

Scuta prae- et postocularia nec non temporalia duo. 

Squamae laeves, per series 19—27 dıspositae. 


Der Körper ist schlank, gestreckt, in der Mitte meist wenig ver- 
dickt mit ziemlich flacher Unterseite und häufig deutlich ausge- 
sprochener Bauchkante. Der deutlich geschiedene Kopf ist groß, 
platt, mit steil abfallenden Seiten und verrundeter Schnauzenspitze, 
im ganzen etwa von elliptischer oder länglich eiförmiger Gestalt. 
Die Zügelgegend ist gegen das Auge zu deutlich vertieft, die 
Schnauzenkante daher hier gut ausgesprochen. Die Augen sind 
groß, ‚vollkommen seitlich gestellt, wenig vorragend, mit rundlicher 
Pupille. Der Schwanz ist sehr allmählich in eine dünne Spitze 
ausgezogen. 

Das Rostrale ist stets breiter als lang, von oben bald mehr, bald 
weniger sichtbar, mit äußerst stumpfer Spitze. Die Internasalia sind 
meist breiter als lang und oft kaum länger als die Präfrontalen. Das 
Frontale ist groß, in seiner hinteren Hälfte ziemlich gleichbreit, 
von der Mitte nach vorn zu stark erweitert; sein Vorderrand ist 
fast gerade abgestutzt, sein hinteres Ende als breit dreieckige Spitze 
zwischen die Parietalia eingeschoben; diese sind groß, hinten ab- 
gestutzt, nach vorn in stumpfem Winkel zwischen das Frontale 
und die Supraokularia eingefügt, nach außen bis gegen das untere 
Postokulare auf die Kopfseiten herabgewölbt und stets länger als das 
Frontale. Die Supraokularen sind groß, mit geradem, stark vor- 
springendem Augenrand. Das Nasale ist länglich, in der Mitte voll- 
kommen geteilt, mit ziemlich großem, rundem Nasenloch, das Zügel- 
schild stets niedriger als das Nasale. Das obere Präokulare ist be- 
deutend größer und höher als das untere, senkrecht gestellt, seine 
untere Hälfte schmal und konkav, der obere Teil nach außen stark 
leistenartig vorspringend und als ziemlich große dreieckige Platte auf 
den Pileus umgebogen. Das untere Präokulare ist klein, oft fast 
schuppenförmig. Von den zwei Postokularen ist das obere meist 
größer als das untere, jenes nach rückwärts von dem -herabgebogenen 
Teil des Frontale, dieses von zwei länglichen Temporalschildern be- 
grenzt. Die Zahl der Supralabialen beträgt 8—9. Die in 19— 27 Längs- 
reihen geordneten Schuppen sind vollkommen glatt. Die Zähne im 
Oberkiefer sind nach hinten allmählich verlängert. 

Die Zamenisarten leben an trockenen, sonnigen Orten, nament- 
lich gern in dürren, steinigen Gegenden, mitunter aber auch in Ge- 
büschen und an lichten Waldstellen;; sie sind äußerst bissig und schwer 
zähmbar und nähren sich von Eidechsen, Nagetieren und Vögeln, 
mitunter auch von Insekten. 

Die drei europäischen Spezies können in nachfolgender Weise 
unterschieden werden: 

Schreiber, Herpetologia europaea. 45 


706 Colubridae. 


A. Augen unten an die Lippenschilder stoßend, Schuppen in IQ 

(ausnahmsweise 17) Längsreihen. 

I. Schuppen mit einem einzigen Grübchen vor der Spitze, 
Bauchseiten mit deutlicher Längskante, Hals mit nach 
rückwärts kleineren, schwarzen, weißumrandeten Flecken 

Danlıimaz 

II. Schuppen mit zwei Apicalgrübchen, Bauchseiten mit kaum 

merkbarer Längskante, Hals ohne Augenflecken 
gemonensisykagr 
B. Augen von den Supralabialen durch eine Reihe dazwischen 
eingeschobener kleiner Schildchen getrennt, Schuppen in 

25—27 Längsreihen '. ...°...‘...hippocre pıs’Dam> 


1. Zamenis hippocrepis: Oculi a supralabialibus serie scutellorum 
disjuncti, sguamae per series 25—29 dispositae, abdomen ad 
latera carınatum. — Long. IO0—I40 cm. 


Typus: Supra flavidus, dorsi maculis magnis, rhombeo-rotundatıs, 
laterum minoribus fasciisque puei transveris obscuris ; subtus 
flavescens, ventralibus ad latera nigro-maculatıs. 

Coluber domesticus Linne Syst. nat. I, pag. 389, 341 (1767). — 
Natrix hippocrepis Laur. Synops. reptil. pag. 77 (1768). —Hae- 
morrhois hippocrepis Boie Generalübers. d. Fam. u. Gatt. d. 
Ophid. Isis, XIX, pag. 982 (1826. — Periops hippocrepis Wagl. 
Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 189 (1830), — Calopeltis hippo- 
crepis Eichw. Nouv. mem. soc. imp. nat. Mosc. IX, pag. 441 (1839). — 
Zamenis hippocrepis Günth. Catal. Colubr. snak. pag. 103, 2 
(1858). 

var. a) Ut supra, sed dorso griseo-olivaceo. 

var. b) Dorsi maculis distinctis, laterum irregularıter confluentibus. 

var. c) Supra praecipue posterius nigro-flavogue varius. 

juv. Supra viridiflavus aut grisescens, maculis dorsalibus orbiculatis 
laterumque rhombeis ‘aut. transversis distinctissimis,;  subtus 
albidus concolor. 

Coluber hippocrepis Linne Mus. reg. Ad. Frid. pag. 36, tab. 16, 
fie. 2%(1754), - - Natrix bahiensis Wagl. in Spix Serp- Bay 
pag. 27, tab. 10, fig. 2 (1824). - 


Der Körper ist gestreckt und ziemlich schlank, nach vorne und 
hinten sehr allmählich verdünnt, mit flacher Unterseite, welche nach 
oben zu eine deutliche Längskante zeigt. Der Kopf ist in der Jugend 
mehr, im Alter weniger gesondert, verhältnismäßig breiter und nament- 
lich seitlich mehr gerundet als bei den folgenden Arten, in der Jugend 
nach vorn zu schwach nach abwärts gewölbt, mit zugerundeter, etwas 
vorragender Schnauze. Die ziemlich steilen, obwohl etwas schief 
abfallenden Kopfseiten sind gegen die Augen zu schwach vertieft, 
die Schnauzenkante daher nur hier ziemlich deutlich. Die Augen 
sind von oben gut sichtbar. Der ziemlich kräftige Schwanz ist viel 
kürzer als bei den folgenden Arten, etwa den fünften Teil der ganzen 
Körperlänge betragend. 

Das sehr große Rostrale ist bedeutend breiter als hoch, nament- 
lich im Alter gewölbt, mit sehr deutlicher Ausrandung über dem 





Zamenis. 707 


Munde, von oben in der Regel gut, nur bei sehr großen Exemplaren 
oft kaum sichtbar, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln. Die Inter- 
nasalia sind meist breiter als lang, nach außen hin fast immer deut- 
lich erweitert, daher in ihrer Naht gewöhnlich unter stumpfem Winkel 
zusammenstoßend, an Länge von den Präfrontalen meist wenig ver- 
schieden, welch letztere bald ziemlich gleichbreit, bald nach außen 
etwas verschmälert und stark auf die Kopfseiten hinabgebogen 
sind. Das Frontale ist hinten schmal und fast gleichbreit, von der 
Mitte nach vorn zu meist bogig und sehr stark erweitert, den oberen 
Teil des Präokulare gewöhnlich in einer kurzen Naht berührend, mit 
zwischen die Parietalia als nıcht sehr scharfe Spitze eingekeiltem 
Hinterende, im ganzen etwa von glockenförmiger Gestalt. Die 
Parietalia sind groß, länger als das Frontale, mit schiefem, ziemlich 
geradlinigem Außenrande und breit abgestutztem Hinterende. Die 
Supraokularia sind gut so breit als die Mitte des Frontale, schwach 
gewölbt, nach vorn zu stark verschmälert, mit bogigem Innenrande, 
hinten in der Regel schief abgestutzt. Das Nasale ist länger als hoch, 
dem ersten und zweiten Supralabiale auf- | 
liegend, seine größere Vorderhälfte nach 
hinten und unten stark verlängert, das 
Nasenloch an den Öberrand gerückt. 
Das etwa trapezische Zügelschild ist 
niedriger als das Nasale, länger als hoch, 
dem dritten Supralabiale aufliegend. Das 
Präokulare ist wenigstens doppelt so 
hoch als breit, mitunter in zwei über- 
einanderstehende Schildchen geteilt, deren 
unteres aber stets bedeutend kleiner ist, 
vor den Augen schwach vertieft, sein 
oberer Teil weit auf den Pileus über- 
gebogen. Das Auge ist von den Supra- 
labialen durch drei bis vier kleine, unregelmäßige Subokularschild- 
chen getrennt. Die zwei Postokularia sind gewöhnlich nahezu von 
gleicher Größe, mitunter aber auch das obere etwas stärker ent- 
wickelt als das untere. Die Schläfen sind meist mit ziemlich zahl- 
reichen, kleinen, unregelmäßig schuppenartigen Schildern bedeckt, 
obwohl bei ganz normalen Stücken unmittelbar hinter den Post- 
okularen zwei übereinanderstehende Temporalia vorkommen, die 
aber selten besonders hervortreten. Von den neun Supralabialen 
berührt das erste den vorderen, das zweite meist diesen und den 
hinteren Teil des Nasale und mit seiner Spitze manchmal auch das 
Frenale, das dritte das Frenale, das vierte bis siebente die Subokularen. 
Die hinteren Inframaxillaria sind länger als die vorderen und von- 
einander gewöhnlich durch Schuppen getrennt, die sich manchmal 
sogar noch zwischen die letzteren einschieben; gewöhnlich werden 
nur vier Sublabialen von den Rinnenschildern berührt. Die gestreckt 
lanzettlichen Körperschuppen sind ziemlich klein, nach den Seiten 
zu etwas vergrößert, vollkommen glatt und vor der Spitze mit zwei 
vertieften Punkten versehen, die bald mehr, bald weniger hervor- 
treten. Sie sind deutlich geschindelt, etwas locker anliegend und 
45* 





Fig. 144. 


Zamenis hippocrepis Linne. 


708 Colubridae. 


in 25 bis 29, am häufigsten aber in 27 Längs- und stark schiefstehende 
Ouerreihen geordnet. Die nach aufwärts umgebogenen Bauch- 
schilder wechseln von 214 bis 258, die Schwanzschilderpaare von 
775.015 107. 

Hippocrepis ist nächst leopardinus die bunteste und am lebhaf- 
testen gefärbte europäische Schlange. 

Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Jugend gewöhnlich 
grüngelb oder graulich, im Alter hingegen meistens ziemlich rein 
gelb, mitunter, namentlich nach vorn zu selbst orange, manchmal 
auch ins Rötliche oder Braune geneigt, seltener schmutzig oliven- 
braun. Der Kopf zeigt in den meisten Fällen ziemlich regelmäßige, 
dunkle Zeichnungen, deren vorderste in Gestalt einer bald mehr, 
bald weniger breiten Querbinde zwischen den Augen steht, und 
öfters auch nach abwärts unter die Augen über die Subokularia hin 
bis zum Mundrande verlängert ist; dieser Flecken ist entweder gerade 
oder schwach gebogen, bald ziemlich gleichbreit, bald auch, nament- 
lich am Vorderrande, in der Mitte etwas ausgerandet oder verschmälert 
auch ist vor dieser Binde oft noch eine andere angedeutet, die aber 
gewöhnlich nur in’schwachen Spuren bemerkbar ist. Hinter dieser 
Augenbinde findet sich dann eine zweite, nach vorn bogige Binde, 
welche über die Parietalia hinziehend nach den Seiten gegen abwärts 
und rückwärts meist bis über die Mundwinkel auf die Halsseiten 
herabläuft; der zwischen diesen Binden befindliche Raum ist manch- 
mal noch mit einer am Pileus ganz schmalen, an den Kopfseiten aber 
breiteren Parallelbinde versehen. Der zwischen den Schenkeln der 
hintersten Binde nach rückwärts befindliche Raum wird durch eine 
große, meist elliptische oder eiförmige, nach vorn zu oft spitz aus- 
gezogene oder dreieckige Makel teilweise ausgefüllt, wodurch dann 
der zwischen dieser und der voranstehenden Zeichnung freibleibende 
Teil der Grundfarbe als hellerer, hufeisenartiger Flecken hervor- 
trıtt. Manchmal werden die zwei Querbinden des Kopfes durch 
einen über die Kopfmitte ziehenden Längsstreifen verbunden, und 
bei älteren Tieren nehmen sie oft allmählich so in die Breite zu, daß 
sie endlich den ganzen Pileus schwarz oder überhaupt dunkel färben, 
und das ursprüngliche Gelb meist nur in der Form unregelmäßiger 
Flecken oder Bänder besonders an den Schildernähten zurückbleibt. 
Bei gelben Stücken sind diese Binden schwarz, bei mehr grauen aber 
braun mit schwarzer und weißer Einfassung; die hinterste Binde läßt 
auf der Parietalnaht mitunter eine herzförmige, mit der Spitze nach 
rückwärts gerichtete Makel frei und ein ähnlicher, aber weniger aus- 
gesprochener Flecken findet sich manchmal auch am Hinterteile des 
Frontale. Der Rand der Oberkiefer ist gelb eingefaßt oder gesäumt, 
der Unterkiefer blasser; die Iris ist orangefarben. Hinter der ob- 
genannten Nackenmakel beginnt eine Reihe großer, bald mehr 
rhombischer, bald mehr rundlicher dunkler Flecken, die hinter dem 
Kopfe meist breiter und quer elliptisch sind, weiter nach rückwärts 
zu jedoch gewöhnlich ziemlich kreisförmig oder rhombisch werden, 
und über die ganze Rückenmitte hinziehend meist voneinander 
getrennt bleiben, gegen den Schwanz zu aber häufig in eine unregel- 
mäßige Längsbinde zusammenfließen. In die Zwischenräume dieser 


Zamenis. 709 


Rückenflecken fügt sich, abwechselnd mit ihnen gestellt, seitlich eine 
zweite Reihe kleinerer, meist mehr unregelmäßig viereckiger oder 
rundlicher Makeln ein, unter welcher, abermals alternierend, eine 
dritte Reihe noch kleinerer, mehr senkrecht gestellter Flecken hin- 
zieht, die meistens nach abwärts bis auf die Bauchschilder reichen. 
Übrigens sind die drei mittleren Fleckenreihen für gewöhnlich so groß, 
daß die ursprüngliche Grundfarbe nur am Umkreise derselben als 
schmaler Saum ersichtlich bleibt, wodurch dann eine oft sehr regel- 
mäßige Kette heller Ringe entsteht, die über die ganze Oberseite 
bald mehr, bald weniger deutlich ausgesprochen hinziehen. Häufig 
sind jedoch nur die Mittelflecken scharf und deutlich ausgeprägt, 
während die seitlichen namentlich nach hinten und unten zu öfters 
undeutlich werden, die übereinanderliegenden nicht selten zu schiefen 
Querbinden zusammenfließen oder sich überhaupt nach unten hin 
sehr unregelmäßig ausbreiten und mitsammen verschmelzen, so daß 
dann die Körperseiten ganz unregelmäßig hell und dunkel gesprenkt 
erscheinen; nur in seltenen Fällen sind auch die Rückenflecken un- 
deutlich, so daß dann die ganze Oberseite mit schwärzlichen und 
gelben Schuppen unregelmäßig untermischt ist, wodurch das Tier 
dann mit einigen Varietäten von Zamenis gemonensis große Ähn- 
lichkeit erhält. Doch kommt dies wohl nur bei alten Stücken vor, 
bei denen überhaupt die Zeichnung oft weniger bestimmt hervor- 
tritt, während dieselbe in der. Jugend gewöhnlich sehr scharf und 
deutlich abgehoben erscheint; sämtliche Flecken werden übrigens 
gegen den Schwanz zu meistens mehr gestreckt und fließen schließ- 
lich auf demselben oft zu Längsbinden zusammen. Die Färbung 
der Kopfbinden und Körperflecken wechselt von einem helleren 
oder dunkleren Braun bis zu Schwarz ın allen Zwischentönen ab; 
letztere Farbe tritt jedoch oft nur am Umkreise der Zeichnungen 
als mehr oder weniger dunkle Säumung hervor, was besonders bei 
jüngeren Exemplaren häufiger der Fall ıst. Die Unterseite ist in der 
Jugend vorherrschend weißlich, im Alter mehr gelblich, orange- oder 
selbst rotgefärbt, welch grellere Färbungen sich besonders häufig 
an den Halsseiten entwickeln; außerdem ist der Unterleib besonders 
an den Seiten mit schwarzen, in ziemlich gleichen Abständen auf- 
einanderfolgenden Flecken besetzt, die nach hinten zu meist häufiger 
werden und durch gegenseitiges Zusammenfließen namentlich den 
Schwanz in manchen Fällen vorherrschend dunkel färben, während 
sie anderseits nicht selten, besonders gegen den Hals zu, in unregel- 
mäßige Längsbinden zusammenstoßen. 

Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres kann bis zu I4o cm 
erreichen. 

Diese Schlange ist in unserem Faunengebiete bisher nur auf der 
Pyrenäischen Halbinsel und auf Sardinien gefunden worden; auch 
wird sie von der zu Italien gehörigen, zwischen Sizilien und Afrika 
unter dem 12.° ö. L. (v. Greenw.) gelegenen Insel Pantellarıa ange- 
führt; die Angaben BonapartesundErhards über das Vor- 
kommen in Griechenland haben sich nicht bestätigt. Auch der ver- 
storbene Naturalienhändler Erber behauptete nach seiner letzten 
Reise in Griechenland eine Anzahl dieser Tiere daselbst gefangen zu 


Rn 


710 Colubridae. 


haben und bot dieselben auch in seinem mir zugesandten Preisver- 
zeichnisse an. Auf meine diesbezügliche Bestellung erhielt ich jedoch 
zur Antwort, daß ihm sämtliche Stücke bereits vom Berliner Aqua- 
rium abgenommen worden wären. Da ich dieselben infolgedessen 
nicht zu Gesicht bekam, so glaube ich an der Richtigkeit der be- 
treffenden Bestimmung um so mehr zweifeln zu müssen, als hrppo- 
crepis auch in neuerer Zeit von sehr tüchtigen und sammelgewandten 
Reisenden niemals auf der Balkanhalbinsel gefunden ward. 

Die Hufeisennatter hält sich für gewöhnlich nur am Boden auf, 
klettert selten und ist lange nicht so schnell und gewandt wie die 
zwei folgenden Arten; sie ist ein äußerst heftiges und bösartiges Tier, 
das bei der Gefangennahme wütend um sich beißt; ihre Nahrung 
besteht fast ausschließlich aus Mäusen, weshalb sie unstreitig als 
nützlich erklärt werden muß. 

In der Gefangenschaft bleibt sie ziemlich lange Zeit wild und 
bissig, und ist es daher geraten, sie anfangs so viel als möglich un- 
gestört zu lassen, damit sie sich nicht durch unnützes Zufahren und 
Stoßen gegen die Käfigwände die Schnauzenspitze verletzt. Nach 
und nach gewöhnt sie sich aber doch an den Menschen und wird 
ziemlich zahm. Als Nahrung sind womöglich Mäuse zu reichen, 
die sie auch tot, sogar lieber als lebend, nimmt und gewöhnlich erst 
während der Nacht verzehrt. Eidechsen werden nicht gerne gefressen, 
zu trinken pflegt sie nicht oft. 


2. Zamenis Dahlii: Corpus gracillimum. Oculi swpralabialibus ad- 
jacentes, sguamae fossa apicali unica, per series 19 dispositae, 
abdomen ad latera distincte carinatum. — Long. I00—130 cm. 


Typus: Supra cinereo-virens aut fusco-griseus, collo ad latera ma- 
culis 3—5 magnis nigrescentibus, albo-marginatis. Subtus 
albidus, concolor. 

Coluber Dahlii Sav. Descript. Egypte, Suppl. tab. 4, fig. 4 (1809). — 
Tyria Dahlii Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 60 (1826). — Psam- 
mophis Dahlii Schleg. Ess. Phys. Serp. IL, pag., 275, tanzynle 
fig. 12, 13 (1837), — Dendrophilus Dahlii Fitzing. Syst. Rept. I, 
pag. 26 (1843). — Zamenis Dahlii Dum. Bibr. Erpetol. gener. VI, 
pag. 692, 3 (1854). 


var. a) Maculis lateralibus numerosis (10—20), anterioribus in medio 
colli confluentibus. 


Tyria najadum Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174, I 
(1831. — Zamenis Dahlii var. collaris Wern. in Krefft Terrar. 
pag. 426 (1907). 
var. b) Maculis lateralibus exceptis anticis in series macularum 
punctiformium solutıis. 
Tyria ocellata Eichw.l.c. pag. 174, 2 (1831. — Coluber ocel- 


lata Menetr. Catal. rais. obj. Zool. rec. voyage au Cauc. pag. 70, 236 
(1832). 


var. c) Capite a narıbus ad oris angulos linea nigra, corbore serie 
macularum unica media. 


var. d) Maculis lateralibus colli ommino obsoletis. 


Zamenis. 711 


Eine durch ihren äußerst schlanken und gestreckten Körper- 
bau vor allen europäischen Schlangen sehr ausgezeichnete Art, die 
höchstens mit den Jungen der folgenden Spezies einige Ähnlichkeit 
besitzt. Der Kopf ist ziemlich breit und niedrig, von hinten nach vorn 
sehr allmählich verschmälert, mit breit zugerundeter Schnauze, 
Der Rumpf, welcher selbst bei Erwachsenen kaum die Dicke eines 
starken Bleistifts übertrifft, ist fast durchaus gleichdick, an den 
Bauchseiten mit deutlicher Längskante und nach hinten nur sehr 
allmählich in den äußerst dünnen und lang zugespitzten Schwanz 
auslaufend, der etwa ein Drittel der ganzen Körperlänge beträgt. 

Das Rostrale ist gewölbt, etwas breiter als hoch, von oben gerade 
noch sichtbar, die Internasalen so lang oder etwas kürzer als die 
der Quere nach ziemlich gleichbreiten Prä- 
frontalia, die Parietalia ebenfalls breit, gegen 
ihr meist ziemlich gerade abgestutztes Hinter- 
ende nur mäßig verschmälert. Die nach 
hinten kaum erweiterten Supraokularia sind 
fast breiter als die Mitte des Frontale, 
welch letzteres meist länger ist .als seine 
Entfernung von der Schnauzenspitze; die 
Parietalen sind sehr groß. Das Nasenloch 
ist ziemlich in der Mitte des Nasale gelegen, 
das etwa trapezische, dem zweiten und dritten 
Supralabiale aufliegende Zügelschild vorn um 
die Hälfte niedriger als das Nasale. Das 
Präokulare ist nach oben stark erweitert, 
das kleine Subokulare zwischen das vierte 
und fünfte Supralabiale eingekeilt. Die Post- Fig. 145. 
okularia sind schmal, das obere fast doppelt Zamenis Dahlii Sav. 
so hoch als das untere. Von den acht bis 
neun Supralabialen liegt das vierte und fünfte, oder dieses und das 
sechste unter dem Auge. Die Schuppen sind länglich sechseckig 
oder rhombisch, mit einer einzigen Apicalgrube. Die Zahl der 
Bauchschilder beträgt 205 bis 230, die der Schwanzschilderpaare 
98 bis 132. Die Größe des erwachsenen Tieres ist etwa I00—I30 cm. 

Die Färbung der Oberseite ist in der Regel ein namentlich am 
Halse oft sehr deutlich ausgesprochenes Hell- oder Grünlichgrau, 
das aber nach hinten zu fast immer ins Gelbbräunliche oder selbst 
Rötlichbraune übergeht, welche Farbe im allgemeinen auch dem 
Pileus zukommt. An den Seiten des Halses finden sich stets große, 
rundliche oder längliche Augenflecken, die meist etwas dunkler als 
die Grundfarbe und schwarz und weißlich umrandet sind. Diese 
Augenflecken, welche zu beiden Seiten meist etwas abwechselnd 
gestellt sind, können übrigens an Größe und Anzahl äußerst ver- 
schieden sein. In der Regel sind nur wenige vorhanden, meist drei 
bis fünf, manchmal aber auch mehr, so daß namentlich bei Stücken 
aus dem südöstlichen Europa ihre Anzahl mitunter bis über 20 steigen 
kann (Zamenis najadum Eichw.). In allen Fällen nehmen sie 
jedoch von vorn nach hinten an Größe ab, so daß sie meistens nur 
am Vorderhalse als deutliche Augenflecken auftreten, nach rück- 








712 Colubridae. 


wärts aber bald auf einfache Makeln oder selbst Punkte reduziert 
erscheinen. Äußerst selten kommt es vor, daß die Flecken in senk- 
rechter Richtung so ausgedehnt sind, daß je zwei gegenüberstehende 
am Rücken zu schiefen, in der Mitte gewöhnlich ausgerandeten Quer- 
binden zusammenstoßen, was aber auch nur bei den unmittelbar 
hinter dem Kopfe stehenden eintritt, in welchem Falle dann noch oft 
ein von den Nasenlöchern durch das Auge bis zu den Mundwinkeln 
ziehender schwarzer Längsstreifen angetroffen wird (var. najadum 
Eichw.). Noch weit seltener kommt es vor, daß sämtliche Seiten- 
flecken so weit nach oben rücken, daß sie in der Mittellinie des Körpers 
zusammenstoßend als eine einzige Längsreihe über denselben hin- 
ziehen. Bei einem einzigen, aus Dalmatien stammenden Exemplare 
meiner Sammlung fehlen die Augenflecken gänzlich und ist nur von 
dem vordersten derselben noch eine Spur in Form einiger schwärz- 
licher, mitunter weiß umrandeter oder endender Schuppen vorhan- 
den; hinter denselben zieht eine anfangs ziemlich scharfe, bald aber 
verschwindende schwarze Linie hin, deren davon getroffene Schuppen 
anfangs oben weiß sind. Ich will diese ganz eigentümliche Abart 
als var. immaculata bezeichnen. Die Zügelgegend ist, besonders 
an den Schildernähten, meist mehr oder weniger geschwärzt, sowie 
auch die hinteren Supralabialia nach oben zu häufig ın größerer 
oder geringerer Ausdehnung dunkel gesäumt erscheinen; sonst sind 
die Labialia, desgleichen, wenigstens zum Teile, auch die Prä- und 
die Postokularia hellgelb oder weißlich, welche Färbung ohne Aus- 
nahme auch der stets ungefleckten Unterseite zukommt. 

Die Jungen sind von den Alten im allgemeinen nicht unter- 
schieden, nur daß sich bei jenen Varietäten, welche eine größere 
Anzahl von Flecken besitzen, die letzteren oft in viele kleinere Flecken 
oder Punkte auflösen, die in unregelmäßigen Reihen mitunter ziem- 
lich weit über die Körperseiten hinziehen (Zamenis ocellaia Eich w.). 

Zamenis Dahlii, unstreitig die eleganteste unserer einheimischen 
Schlangen, hält sich am liebsten in buschreichen Karstgegenden, 
an alten und lockeren Mauern, in Weingärten, ja mitunter selbst in 
unmittelbarer Nähe von menschlichen Wohnungen auf. Sie ist ein 
echtes Tagtier, sehr wärmeliebend und zieht daher die tiefgelegenen 
Landstriche dem Gebirge vor, obwohl sie im letzteren nach Toma- 
sini beispielsweise in den Bocche di Cattaro noch in Höhen bis zu 
I00o0 m, wo im April noch Schnee liegt, angetroffen wird. Ihre Be- 
wegungen sind ungemein rasch und flüchtig, obwohl minder an- 
ziehend als bei anderen Schlangen, da dieselben mehr nach Art der 
Schleichen in weiten Bogenwindungen ausgeführt werden. Obwohl 
sie sehr gewandt klettert und sich mit pfeilartiger Schnelligkeit 
durch das Gezweige hindurch schlingt, hält sie sich für gewöhnlich 
doch immer am Boden auf; ins Wasser geht sie ungezwungen wohl 
niemals, ihren Versteck wählt sie nicht ungerne auch unter größeren 
Steinen. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleineren Ei- 
dechsen, welche sie im Laufe verfolgt und ergriffen, ohne sie zu um- 
schlingen, lebend verzehrt; mitunter werden auch Insekten, be- 
sonders Heuschrecken und Grillen, gefressen. Gefangen genommen, 
beißt sie tüchtig um sich, sucht sich auch, am Halse gepackt, durch 


Zamenis. 713 


heftig schnellende Bewegungen des Körpers zu befreien oder spritzt 
wohl auch nach Art der Ringelnatter ihren Unrat aus. Obwohl 
verfolgt mit blitzartiger Geschwindigkeit davoneilend und daher 
auf der Flucht nur schwer zu erhaschen, hat sie doch die eigentüm- 
liche Gewohnheit, sich, sobald sie den Kopf in einen Versteck ge- 
borgen hat, bereits für sicher zu halten und dann nicht weiter zu- 
rückzuziehen, in welchem Falle sie dann leicht zu fangen ist. Natür- 
lich hat der Sammler gar sehr auf die Zartheit und Empfindlichkeit 
dieses Tieres Rücksicht zu nehmen, da dasselbe infolge eines nur 
etwas zu starken Druckes fast immer, wenn auch manchmal erst 
nach mehreren Tagen, eingeht. Dahlii kommt im Frühjahr ziemlich 
spät heraus und zieht sich auch im Herbste meist schon in der ersten 
Hälfte des Oktobers zurück; ihre Fruchtbarkeit ist eine geringe, 
da sie selten mehr als drei Eier legt, welche entsprechend der Schlank- 
beit ihres Körpers auffallend gestreckt walzenförmig und bis gegen 
4 cm lang sind. 

Diese Art findet sich in Dalmatien, der Herzegowina und in 
Albanien, desgleichen in Südgriechenland und auf den größeren im 
Jonischen und Ägäischen Meere gelegenen Inseln, sowie in Nord- 
kaukasien; das Berliner Museum besitzt auch Stücke aus der Wa- 
lachei. 

Da dieses zarte Tier sehr hinfällig ist, so hält es in der Gefangen- 
schaft nur bei sorgsamer Pflege längere Zeit aus. Obwohl im Freien 
in der Regel nur am Boden anzutreffen, hält es sich doch im Terrarıum 
mit Vorliebe in darin befindlichem Astwerk auf und klettert gerne 
in demselben. Infolge der großen Schlankbeit seines Körpers vermag 
es in die engsten Spalten und Schlupfwinkel einzudringen, in denen 
es sich manchmal so fest anschmiegt und zusammenzwängt, daß man 
oft Mühe hat, es aus solchen Höhlungen herauszubekommen; auch 
hat man sich bei solchen Gelegenheiten sehr vor etwaigen Flucht- 
versuchen in acht zu nehmen, da die scheinbar ruhig und teilnahms- 
los zusammengekauerte Schlange oft auf einmal blitzschnell hervor- 
schießt und über die Hand des Pflegers hinweg aus dem Käfige 
entwischt. Daß Dahlii, wie Erber behauptet, in der Gefangen- 
schaft niemals Nahrung zu sich nimmt, kann ich nicht bestätigen; 
da ich unter meinen Pfleglingen recht arge-Fresser hatte, welche die 
ihnen hineingegebenen Eidechsen, deren 2—3 für eine Mahlzeit genügen, 
vor meinen Augen sofort ganz ungeniert packten und verzehrten. 


3. Zamenis gemonensis: Oculi supralabialibus adjacentes. Squa- 
mae fossis apicalibus duabus, per series novemdecim dispositae. 
Abdomen ad latera vix carınatum. Long. I00—250 cm. 

Zamenis viridiflavus Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 188 
(1830. — Hierophis viridiflavus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 26 
(1843). — Zamenis atrovirens Günth. Catal. snak. collect. Brit. 
Mus. pag. 101, 7 (1858). — Zamenis gemonensis Bouleng. Catal. 
Snak. Brit. Mus. I, pag. 395 (1893). 





Typus: Supra griseo-fuscescens, striolis atris in maculas connatis 
punctisque albis praecipue ad collum versus notatus, squamıs linea 
media lucidiore,; subtus albidus. — Long. IoO cm. 


714 Colubridae. 


Natrix gemonenis Laur. Synops. reptil. 76, 93 (1768). — Co- 
luber natrix Daud. Hist. nat. gener. d. reptil. VII, pag. 38, var. 2 
(1803). —Zamenis gemonensis var. Laurenti Bedrg. Amph. 
u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 144, 32 (1882). 


var. a) Supra griseo-fuscescens, dorso antice maculis biseriatis magnis 
fuscis nigro-limbatis, lateribus alternantibus parvis, atrıs. 
Zamenis viridsftlavus var. ocellata De-Betta, Raung 
d’Ital. IV, pag. 42 (1874). 
var. b) Supra obscure fuscescens vel nigrescens, maculis striolisque 
flavidis antice transverse, postice per longitudinem confluentibus ; 
subtus flavescens. — Long. IO0—I50 cm. 
Coluber viridiflavus Lacep. Hist. nat. quadr. ovip. serp. pag. 86 
(1789). — Coluber communis Donnd. Zool. Beitr. III, pag. 208, 40 
(1789). — Coluber vulgaris Bonnat. Tabl. encycl. method. Ophiol. 
pag. 28, 60, tab. 38, fig. 3 (1790). — Coluber Franciae Suck. 
Anfangsgr. d. Naturg. III, pag. 241, 176 (1798). — Coluber atro- 
virens Shaw. Gener. Zool. III, pag. 449 (1802). — Coluber glau- 
coides Millet Fauna Maine u. Loire I, pag. XVI (1828). 
var. c) Ut supra, sed corpore aterrimo strüisque sulphureis vel aurantia- 
cis. — Long. I50—200 cm. 
Col wbrer sardu's Suck. 1. c. pag. 224, 6 (1798). —  Gorliuupres; 
luteostriatus Gmel. Naturf. XXVIII, pag. 170, tab. 3, fig. 2 (1799). 


var. d) Supra ater,"concolor, subtus griseus, abdomine in medio ple- 
rumque pallidiore. — Long. 150—200 cm. 

Coluber viridiflavus var. acarbonarius Fitzing. Classific. 

d. Reptil. pag. 57, 14 (1826). — Zamenis atrovirens A. car- 

bonarius Günth. Catal. Colubr. snak. Brit. Mus. pag. IoıI, 7 (1858). 

juv. Supra plumbeo-olivaceus, aut concolor, aut maculis fasciisve 

obscurioribus praecipue ad collum versus notatus ; capite nigrescente 
regulariter flavo-picturato ; subtus albidus. 

Colubier personatus Daud.-1.e. VII, pag: 324, tab 10001282 


(1803). — ?Coluber gallicus Herm. Observ. zoolog. pag. 281 
(1804). — Natrix personatus Merry. Syst. amphib. pag. II4, 81 
(1820). 


Subspec. Supra griseo-fuscescens vel fuscus, lineis pallidioribus per 
medias squamas decurrentibus ; subtus flavescens vel aurantiacus. 
— Long. 150—250 cm. 


Coluber caspius Iwan Voyage Russ. Il, pag. 317, tab. 21 (1769). — 
Coluber jaculator Pall. Bemerk. a. e. Reise d. d. südl. Statthalt. 
d. russ. Reich. I, pag. ııı (1799). — Coluber jugularis Georgi 
Phys. u. naturh. Berch. d. russ. Reich. III, vol. VI, pag. 1882, no. 13 (1800). 
— ?Coluber pethola Georgil. c. pag. 1883, no. 15 (1800). — Co- 
luber petularius Georgil.c. pag. 1883, no. 16 (ISoo). — Natrix 
PetholaMerr. Syst. Amphib. pag. 109, 65y (1820). — Haemorrhois 
trabalis Boie Isis XX, pag. 538 (1827). — Coluber trabalis 
Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 42, 38 (1831). — Coluber acon- 
tistes Pall.1. c. pag. 43, 39 (1831), — Coluber griseo-coeru- 
leus Dwig. Nat. Hist. russ. emp. Amphib. pag. 25, no. 58 (1832). — 
Coluber erythrosaster Fisch. W. Bull. Soc. Nat. Mosc. IN, 
pag. 574 (1832). — Bothriophis erythrogaster Eichw. Reise 
Casp. M. u. Cauc. I. Abt. 2, pag. 748 (1837). —Cdelopeltisery- 
throgaster Eichw. Fauna casp. caucas. pag. 153 (1841). — ?Co- 
luber viridiflavus Berth. in Wagn. Reise n. Kolch. pag. 334 


Zamenis. 725 


(1850). — Zamenis trabalis Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, 
pag. 689 (1854), — Zamenis atrovirens B. caspius Günth. 
Catal. Colubr. snak. Brit. Mus. pag. 101, 7 (1858). —Zameniscaspius 
Jan Iconogr. Ophid. XXIII, tab. I (1867). 


var. Supra flavo-fuscus, maculis atris alternantibus Per corporis 
longitudinem decurrentibus. 


juv. Supra fuscescens, maculis quadriseriatis atris alternantibus, 
dorsalibus majoribus et transversis, ad caudam versus evanescenti- 
bus. Pıleus obsolete obscuro-flavoque varıius. 


Coluber thermalis Pall. Zoogr. rosso. asiat. III, pag. 44, 40 (IS3r). 
— Zamenis Karelinii Kessl. in Auerbach, pag. 73 (1871). 


Der Körper ist kräftig, durch seitliche Zusammendrückung etwas 
höher als dick, mit ziemlich flach gewölbter, am Schwanze fast platter 
Unterseite und namentlich im Alter 
nur wenig ausgesprochener Seiten- 
kante. Der vom Halse ziemlich 
deutlich gesonderte Kopf ist ei- 
förmig, etwa um die Hälfte länger 
als breit, am Scheitel ziemlich flach, 
an der Schnauze nach vorn zu 
schwach nach abwärts gewölbt, in 
der hinteren Hälfte ziemlich gleich- 
breit, von den Augen nach vorn zu 
sehr allmählich in sanftem Bogen 
verschmälert, mit ziemlich gerun- 
deter Schnauzenspitze. Die Kopf- 
seiten fallen nach unten zwar ziem- 
lich steil, aber doch immerhin so 
schief nach außen ab, daß gewöhn- 
lich der größte Teil der seitlichen 





Beschilderung von oben fast ganz Fig. 146. 
sichtbar ist. Die fast vollkommen Zamenis gemonensis Laur. 
senkrecht gestellten Augen sind a Rostrale. 


groß, der sehr lang und dünn aus- 
gezogene Schwanz nimmt etwas über ein Drittel, mindestens ein 
Viertel der gesamten Körperlänge ein. 

Das Rostrale ist gewölbt, etwas breiter als hoch, am Mundrande 
ziemlich stark ausgebuchtet, nach oben zu bogig verengt, mit kaum 
zwischen die Internasalia eingeschobener Spitze. Diese sind nur 
wenig breiter als lang, etwa viertelkreisförmig, nach außen hin bogig 
verschmälert, so lang oder auch etwas kürzer als die Präfrontalen, 
welche selbst wieder viel breiter als lang sind. Das Frontale ist so 
lang oder etwas länger als seine Entfernung von der Schnauzen- 
spitze, an Breite von den nach rückwärts stark erweiterten Supra- 
okularen, deren Hinterrand etwas bogig ist, kaum verschieden. Die 
Parietalia sind nach rückwärts mäßig verengt, mit ziemlich geraden 
Außenrändern und breit abgestutzter oder verrundeter Spitze. 
Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale ist etwa um 
ein Drittel länger als hoch, sein etwas erweiterter Vorderteil als drei- 


716 Colubridae. 


eckige Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia eingeschoben, 
das Nasenloch dem Oberrande genähert. Das Frenale ist länger als 
hoch und über das zweite und dritte Supralabiale gestellt, das sehr 
hohe Präokulare oben gegen das Auge in eine scharfe Spitze erweitert 
und oft bis zum Frontale auf den Pileus übergebogen, das kleine 
Subokulare zwischen das dritte und vierte Supralabiale eingefügt, 
das obere Postokulare merklich größer als das untere. Die beiden 
Temporalia sind groß, das untere bedeutend größere das sechste und 
siebente Supralabiale berührend. Hinter den Schläfenschildern 
sind zwischen die Parietalia und das hinterste Supralabiale in der 
Regel sechs schuppenartige Schildchen in zwei Reihen zu je drei 
übereinandergestellt. Supralabialia sind gewöhnlich acht vorhanden, 
das vierte und fünfte unter dem Auge, Sublabialia neun, davon 
meist die fünf ersten an die hinten nur wenig auseinandertretenden 
Inframaxillaren angefügt. Die Schuppen sind ziemlich regelmäßig 
rhombisch sechseckig, mit etwas abgestumpfter Spitze und zwei 
vertieften Punkten vor derselben, ziemlich deutlich geschindelt, nach 
den Seiten zu allmählich breiter werdend. Der Schwanz erscheint 
durch die an seiner Wurzel fast plötzlich um wenigstens das Doppelte 
vergrößerten Schuppen auch an seiner Oberseite deutlich abgesetzt. 
Die Zahl der Bauchschilder beträgt 160—250, die der Schwanz- 
schilderpaare 87—131. 

Diese Schlange tritt in vier voneinander sehr verschiedenen 
Formen auf, welche meistens auch geographisch ziemlich getrennt 
sind und von denen namentlich die dem äußersten Osten des Ver- 
breitungsbezirkes angehörende nicht nur durch die Färbung sondern 
auch durch die Beschaffenheit der Jungen von den drei anderen so 
abweicht, daß ihr mindestens der Rang einer Unterart zuerkannt 
werden muß. 

Bei den drei ersten Formen (var. a—d) stimmen die Jungen in 
Habitus und Zeichnung vollkommen überein; sie sind durch ihre 
äußerst schlanke und langgestreckte Form der vorigen Art sehr ähn- 
lich und zeigen auf der Oberseite eine meist ziemlich eintönige Fär- 
bung, indem sie am Vorderteile des Körpers, namentlich aber am 
Halse, meist mehr oder weniger bleigrau oder hell schieferfarben 
erscheinen und daselbst häufig hintereinander dunklere, aber sehr 
selten scharf ausgeprägte Querbinden besitzen, die durch braune, 
schwärzlich gerandete Schuppen gebildet werden. Diese Farbe des 
vorderen Körperteils ändert sich aber nach rückwärts in der Regel 
sehr bald, indem die dunklen Außenränder der Schuppen allmählich 
kleiner und undeutlicher werden, während das Braun der Schuppen- 
mitte sich immer mehr ausbreitet und nach kurzer Erstreckung gegen 
hinten zu bald alle Schuppen einfarbig nuß- oder schmutzig gelbbraun 
erscheinen läßt, welche Färbung sich dann meist gleichmäßig bis ans 
Ende des Schwanzes erhält. Manchmal sind die obgenannten Quer- 
binden auch heller, indem sie durch Aneinanderstoßen von an der 
Basis mehr oder weniger weißlichen Schuppen gebildet werden, 
sowie überhaupt die Schuppen der vorderen Körperhälfte und na- 
mentlich die des Halses an ihren seitlichen Ecken oder Rändern oft 
mit weißen Flecken oder Strichen versehen sind; in sehr seltenen 


Zamenis. H17 


Fällen können endlich diese Binden sehr scharf ausgeprägt sein, 
indem sie von tiefschwarzen Schuppen gebildet werden, die teilweise 
gelb gefärbt sind, was besonders am Umfange der Binden häufiger 
auftritt. Bei solchen Stücken ist in der Regel diese Zeichnung, wenn 
auch etwas schwächer werdend, bis weit nach hinten fortgesetzt und 
wird noch überdies an den Körperseiten von ähnlichen, aber kleineren 
und in unregelmäßige Längsreihen gestellten Flecken begleitet; auch 
ist dann gewöhnlich die Unterseite mit sehr regelmäßig gereihten 
schwarzen Flecken versehen, die meist am Hinterrande der Bauch- 
schilder stehen. In den meisten Fällen sind aber, wie schon erwähnt, 
alle bis jetzt besprochenen Zeichnungen eben nur am Halse deutlich, 
während der übrige Teil der Oberseite in der Regel eine eintönige, 
gewöhnlich hell nußbraune Färbung zeigt; nur selten kommt es auch 
schon in diesem Alter vor, daß die Schuppen längs ihrer Mittellinie 
etwas heller sind, was gegen hinten zu deutlicher hervortretend dann 
eine allerdings nur wenig bemerkbare Längsstreifung hervorbringt. 
Mit Ausnahme des oberwähnten Falles ist die Unterseite stets ein- 
farbig, weißlich oder hellgelb, die Bauchschilder höchstens an den 
Seiten mit schwärzlichen Flecken. Die Oberseite des Kopfes ist in 
der Jugend schwärzlich oder dunkelbraun, nach vorn zu etwas 
lichter, am Pileus stets mit ziemlich beständigen, weißgelben Zeich- 
nungen versehen. Davon sind zwei in der Mitte des Kopfes, etwa 
über den Hinterrand der Supraokularia und des Frontale ziehende, 
oft in Flecken aufgelöste Ouerbinden noch am häufigsten, da sie 
wenigstens bei ganz jungen Tieren wohl nie zu fehlen scheinen. 
Ähnliche, aber öfters undeutlichere Zeichnungen erstrecken sich 
meist in schiefer Richtung über die Mitte der Parietalia, sowie auch 
der Hinterrand dieser Schilder nicht selten mehr oder weniger gelb 
gefleckt oder gesäumt erscheint; die zwischen den Augen befindliche 
Zeichnung setzt sich auf die Postokularia, die den Hinterrand der 
Parietalia umgebende meist auf die letzten Supralabialen fort. End- 
lich sind noch die Präokularen und oft auch das Zügel- und Nasen- 
schild bald mehr, bald weniger gelblich, und zeigen sämtliche Zeich- 
nungen des Pileus mitunter einen dunkleren Saum. Im Nacken 
findet sich häufig ein breiter, häufig gelblich gesäumter dunkler 
Hufeisenflecken und die stets hellen, weißlichen oder blaßgelben 
Labialia sind meist an den Nähten dunkel gesäumt. 

Diese jugendliche Färbung wird bei derjenigen Varietät, welche 
ich als die Stammform betrachte, mit geringen Abänderungen auch 
ım Alter ziemlich beibehalten, nur daß hier die Kopfzeichnungen 
fast niemals in der obgeschilderten, regelmäßigen Weise auftreten, 
sondern meist als unbestimmte, bald mehr, bald weniger deutliche 
Schnörkel und Flecken über den ganzen Pileus zerstreut und zu- 
gleich minder rein und hell gefärbt sind als bei jungen Exemplaren; 
auch ist der dunkle Hufeisenfleck im Nacken gewöhnlich nicht mehr 
zu bemerken. Die im Vergleich zu den Jungen meist etwas dunkler 
graubraune Oberseite ist in der Vorderhälfte des Körpers mit zahl- 
reichen dunklen Flecken gezeichnet, die durch aneinanderstoßende 
an ihren Außenseiten schwarzgefärbte Schuppen entstehen und 
namentlich im Anfange des Halses sehr deutlich sind, woselbst sıe 


718 Colubridae. 


auch öfters zu größeren oder kleineren Querbinden zusammenfließen ; 
auch zeigen sich die Schuppen der vorderen Körperhälfte an ihren 
Seiten sehr häufig weißgefleckt oder gerändert. Die hintere Körper- 
hälfte ist von der vorderen stets sehr abweichend gefärbt, und kom- 
men in dieser Richtung bei der in Rede stehenden Form zwei Varie- 
täten vor, deren Verschiedenheit durch das spätere Verhalten der die 
Flecken des Vorderkörpers bildenden Schuppen bedingt wird. Bei 
der einen Form breitet sich das Schwarz zu seiten letztgenannter 
Schuppen so weit aus, daß es, den größten Teil derselben überziehend, 
nur einen schmalen, bräunlich gelben Mittelstrich übrig läßt, wodurch 
dann die vordere Hälfte des Körpers ziemlich deutlich längsgestreift 
erscheint. Indem nun diese schwärzlichen Ränder nach hinten zu 
immer heller und undeutlicher werden, nimmt in demselben Maße 
die gelbbraune Mittelfarbe der Schuppen immer mehr überhand, 
bis endlich durch vollkommenes Verschwinden der dunkeln Rand- 
färbung die hintere Körperhälfte einfarbig nuß- oder gelbbraun wird. 
Weit häufiger kommt es jedoch vor, daß der Vorderkörper nur mit 
mehr oder weniger zahlreichen, aus dem Zusammentreten schwarzer 
Schuppenstriche entstehenden kleinen Flecken besetzt ist, die an 
Zahl und Größe nach hinten zu allmählich abnehmend in der zweiten 
Rumpfhälfte ganz verschwinden, so daß die Oberseite von hier bis 
zur Schwanzspitze gewöhnlich ziemlich einfarbig heller oder dunkler 
nußbraun ist, und nur die in der Regel etwas hellere Schuppenmitte 
manchmal noch eine wenig hervortretende Längsstreifung bewirkt. 
Die Unterseite ist stets weißlich oder hell- seltener rotgelb, die Bauch- 
schilder seitlich sehr häufig dunkel gefleckt, in seltenen Fällen auch 
in Ihrer ganzen Erstreckung mit dunklen Wolkenflecken oder schwärz- 
lichen Punkten mehr oder weniger besetzt; bei einzelnen Stücken 
zieht sich die Färbung der Körperseiten auch oft ziemlich weit auf 
die Unterseite hinab, so daß daselbst die helle Grundfarbe oft nur 
als eine Art Mittelstreifen über die Bauchfläche hinläuft. 

Diese Form, welche man nach der ganz gut kenntlichen Lau- 
rentischen Beschreibung als Zamenis gemonensis bezeichnen 
kann, findet sich von Norditalien und den südlichsten Alpenländern 
an nach Osten hin durch ganz Illyrien und Dalmatien bis in die Her- 
zegowina, und nach Bedriaga auch bei Tatoi und am Parnaß 
in Griechenland; das mitunter erwähnte Vorkommen in den Kar- 
patenländern scheint mir mehr als zweifelhaft. Sie ist unter allen 
die kleinste, da ihre Gesamtlänge I m nur selten übersteigt. 

Bei einer äußerst seltenen, bisher nur in Italien beobachteten 
Form (var. ocellata De Betta) heben sich vom ziemlich hellen Grunde 
am Vorderkörper zwei alternierende Längsreihen großer, brauner, 
schwarz umrandeter Makeln ab, die einander bald mehr, bald weniger 
genähert sind und ab und zu in eine schiefe Querbinde verschmelzen; 
seitlich zieht sich dann noch eine untere Reihe kleinerer unregel- 
mäßiger schwarzer Flecke hin, die zu den oberen abwechselnd ge- 
stellt sind; die hintere Körperhälfte ist längsgestreift. 

Während bei der zuerst geschilderten Form die dunklen oder 
schwärzlichen Schuppen meist nur am Halse und auch mehr verein- 
zelt vorkommen, zeigen bei der zweiten Varietät — der echten viridi- 


Zamenis. var) 


flavus der Autoren — sämtliche Schuppen eine dunkel nußbraune 
oder selbst schwarze Färbung, welche an den meisten derselben 
einen lichtgelben Flecken freiläßt; diese Flecken sind am Halse mehr 
an das Ende der Schuppen gerückt, meist breiter als lang und durch 
Zusammenstoßen häufig zu schmalen, in der Mitte des Rückens 
ziemlich geraden, an den Seiten jedoch mehr buchtigen Querbinden 
gruppiert. Indem nun diese Flecken nach rückwärts allmählich 
schmäler und länger werden, fangen sie etwa im zweiten Drittel des 
Körpers an sich von den neben ihnen liegenden zu sondern, während 
sie zugleich durch ihre zunehmende Verlängerung den hinter und vor 
ihnen liegenden immer näher rücken, bis sie endlich mit denselben 
zusammenstoßend gegen den Schwanz hin zu vollkommen regel- 
mäßigen gelben Längslinien verfließen, deren Anzahl der Anzahl 
der Schuppenreihen entspricht. Der Kopf ist hier wie bei der ersten 
Form oft noch ziemlich regelmäßig gelb gefleckt oder gezeichnet, 
die Okular- und Supralabialschilder sind meist ebenfalls hellgelb, 
die letzteren mit gewöhnlich dunkleren Nähten. Die Unterseite ist 
einfarbig stroh- oder schwefelgelb, welche Färbung sich auch auf die 
untersten Schuppenreihen hinaufzieht; die Bauchschilder sind seit- 
lich häufig mit schwarzen Flecken versehen. 

Diese elegante Form scheint sich ausschließlich in Frankreich 
und dem nordöstlichsten Spanien sowie — mit Ausnahme Norditaliens 
— auf der Apenninischen Halbinsel zu finden. Im ersteren Lande 
kommt sie aber nur in den mittleren und südlicheren Departements, 
im letzteren dagegen ebensowohl auf dem Festlande als auch auf den 
Inseln vor, obwohl sich die tief schwarzen Stücke (Zamenis sardus 
Suckow) nur im Süden finden. Einzeln findet sich diese Varietät 
nach Erhard, obwohl selten, auch auf den Cykladen. Diese Form 
kann bis zu I5o cm Gesamtlänge erreichen. 

Bei der nächsten, als Zamenis carbonarius Fitz. bekannten Form 
nimmt die ganze Oberseite schon im dritten Lebensjahre eine glänzend 
tiefschwarze Färbung an, wobei selbst die gelblichen Kopfzeichnungen, 
wenigstens im Alter, fast immer spurlos verschwinden, so daß nur 
die Lippen- und seitlichen Augenschilder — wie überhaupt bei allen 
Varietäten dieser Art — mehr oder weniger gelblich oder weißlich 
bleiben. Die Körperseiten zeigen besonders im Leben und bei frisch 
gehäuteten Stücken oft einen ziemlich ausgesprochenen bläulichen 
Schiller. Die Unterseite ist gewöhnlich dunkel aschgrau, in der Mitte 
meist weißlich, oft auch dunkel gefleckt und gesprenkelt, am Schwanze 
wenigstens gegen die Spitze zu einfarbig stahl- oder eisengrau. 

Diese Form ist von Südtirol einerseits durch ganz Italien bis nach 
Sizilien, anderseits durch das österreichische Küstenland bis in das 
westliche Kroatien verbreitet; von den istrianischen Inseln habe ich 
sie nur auf Veglia beobachtet. Weiter nach Süden dringt sie im Osten 
der Adria nicht mehr vor, und habe ich aus Dalmatien als außer- 
ordentliche Seltenheit erst vor kurzem das erste Stück, das überhaupt 
dort gefunden wurde, durch die Güte meines Freundes Tomasıni 
erhalten. Nur auf der südwestlich von Lagosta im offenen Meere 
zwischen Italien und Dalmatien unter 42°23’29° n.B. und 33° 
55’ ır” ö. L. liegenden, noch zu letzterem Lande gehörenden Insel 





720 Colubridae. 


Pelagosa ist carbonarius die überhaupt einzige daselbst vorkommende 
Schlange. — Obwohl mitunter auch mit der Stammform zugleich 
auftretend, scheint sie dieselbe im allgemeinen doch mehr oder weniger 
auszuschließen, da in Gegenden, wo letztere häufig ist, erstere meist 
nur selten oder selbst gar nicht angetroffen wird und umgekehrt. — 
Diese Form erreicht schon eine ganz ansehnliche Größe, indem hievon 
bis 2m lange Stücke vorkommen.’ 

Während die bisher behandelten Formen trotz mancher Ver- 
schiedenheit in Färbung und Zeichnung einander dennoch sehr nahe- 
stehen und namentlich in früher Jugend absolut nicht zu unter- 
scheiden sind, steht die als Zamenis caspius Iw. oder trabalıs Pall. 
bezeichnete Schlange den vorangegangenen so ferne, daß ich selbe 
ohne weiteres für eine eigene Art erklärt hätte, wenn hiezu die Körper- 
bedeckungen nur den geringsten Anhalt gäben. Da es mir aber nicht 
gelang in dieser Richtung scharfe und ständige Unterschiede zu 
finden, so muß ich mich damit begnügen, ihr vorderhand nur den 
Rang einer Unterart zuzusprechen und es dem Scharfsinne anderer 
Herpetologen überlassen, spezifische Merkmale zu entdecken. 

Schon die Jungen sind von denen der drei anderen Haupt- 
formen wesentlich verschieden; während nämlich die der letzteren, 
abgesehen von ihrer durchaus übereinstimmenden Färbung, durch 
ihre Schlankheit sehr an Dahlii erinnern, hat caspius wegen seines 
etwas kräftigeren Körperbaus mehr Ähnlichkeit mit einer Coronella. 
Desgleichen ist auch die Färbung wesentlich verschieden; die nuß- 
braune Oberseite ist mit vıer Längsreihen abwechselnd stehender 
schwarzer Flecken versehen, von denen die mittleren bedeutend 
größer und am Halse zu QOuerbinden verschmolzen sind, und auch 
nach rückwärts allmählich kleiner werdend gegen den Schwanz zu 
ebenfalls meistens zusammenstoßen. Die viel kleineren Seitenflecken 
verlieren sich nach und nach gegen den Schwanz hin; eine Erhellung 
der Schuppenmitte tritt erst auf letzterem mehr oder weniger hervor. 
Die für die anderen Formen so charakteristische Kopfzeichnung fehlt 
hier gänzlich und ist durch eine wenig deutliche Marmorierung oder 
Wolkung von unbestimmten dunklen und hellen Flecken ersetzt, 
die sich von der braunen Pileusfärbung nicht sonderlich abheben; 
nur die Kopfseiten sind mit Ausnahme der Schläfengegend vorwiegend 
gelblich gefärbt. Die Unterseite ist einfarbig, weißlich. 

Mit zunehmendem Alter wird nun die Anzahl und Größe der 
schwarzen Körperflecken immer geringer, bis sie endlich bei Er- 
wachsenen gänzlich verschwinden; nur bei einem einzigen, aus Korfu 
stammenden etwa anderthalb Meter langen Stücke fand ich diese 
Makeln noch deutlich und scharf erhalten, was aber äußerst selten 
vorzukommen scheint, da ich einen solchen Fall in der Literatur 
nirgends erwähnt finde. Mit der Abnahme der Flecken tritt dann 
auch der Gegensatz zwischen der hellen Schuppenmitte und den 
dunkleren Seiten derselben immer deutlicher hervor, so daß dann 
schließlich das erwachsene Tier auf meist nußbraunem Grunde mit 
bald mehr bald weniger hellen Längsstrichen über die Mitte jeder 
Schuppe gezeichnet ist. Diese gewöhnlich weißlichen oder gelblichen 
Schuppenstriche nehmen im äußersten Osten des Verbreitungsbezirkes 


Zamenis. 721 


mitunter eine rötliche Farbe an. Der Pileus ist wie die Oberseite ge- 
färbt, manchmal mit wenig hervortretenden dunklen Flecken, die 
Kopfseiten sind, namentlich nach unten zu, heller; die Bauchseite 
ist gelb bis lebhaft orange, manchmal sogar ziegelrot. 

Diese Schlange ist von Budapest an die Donau abwärts durch 
ganz Syrmien, das südliche Banat und die unteren Donauländer bis 
zum schwarzen Meere und nördlich desselben durch ganz Südrußland 
bis zum Kaspisee verbreitet; desgleichen kommt sie auch um Ban- 
jaluca und Serajewo sowie überhaupt im Bosnatale nicht selten vor 
und soll auch auf der zu Dalmatien gehörenden, südlich von Curzola 
liegenden Insel Lagosta leben ; endlich ist sie noch von den griechischen 
Inseln Korfu, Andros und Keriphos bekannt. — Zamenis caspius ist, 
wenn auch nicht die stärkste, so doch unstreitig die längste Schlange 
unseres Faunengebietes, da sie mitunter bis 2,5 m Gesamtausmaß 
erreicht. 

Bezüglich des Aufenthaltes, sowie hinsichtlich des Charakters 
und der Lebensweise unterscheidet sich diese Art kaum von ihren 
Gattungsverwandten. In der Nähe des Wassers wird sie in der Regel 
nicht angetroffen, dagegen geht sie stellenweise ziemlich hoch ins 
Gebirge hinauf; so lebt beispielsweise carbonarius in Südtirol nach 
Tomasini selbst in 800 m Meereshöhe noch ziemlich häufig, und 
habe ich gemonensis im österreichischen Küstenlande im Tarnowaner 
Gebirge noch in 1400 m Höhe gefangen, während daselbst carbonarius 
nicht halb so hoch hinaufgeht ; merkwürdig ist noch der Umstand, daß, 
während letztere Form auf dem nahe der Adria gelegenen Karste sehr 
häufig ist, ich auf den benachbarten Inseln stets nur gemonensis 
antraf. Unter günstigen Verhältnissen kommt diese Schlange mit- 
unter in großer Menge vor und kann man im Karste, wenn man die 
richtigen Plätze kennt, an einem sonnigen Tage nicht unschwer etliche 
dreißig carbonarius erbeuten; auch erinnere ich mich bei der Gelegen- 
heit eines Schreibens Lataste’s, in welchem er mir mitteilt, ın 
einem Pyrenäen-Bade, dessen Name mir bereits entfallen ist, inner- 
halb einer Stunde nicht weniger als achtundfünfzig viridiflavus ge- 
fangen zu haben. — Betreffs der Lebensweise weicht nur caspıus 
insoferne ab, als sie vorwiegend das Tiefland bewohnt und beispiels- 
weise in den südrussischen Steppen die häufigste Schlange ist. 

Inbetreff der Nahrung ist diese Natter nichts weniger als ein 
Kostverächter, da sie mit Ausnahme von Fischen fast alles was sie 
bewältigen kann, anfällt und verzehrt. Ihre Hauptnahrung besteht 
allerdings in Eidechsen, mit welchen sie wegen ihres Aufenthaltes 
an trockenen und sonnigen Örtlichkeiten eben am häufigsten zu- 
sammentrifft; hiebei zeigt sie sich trotz ihrer Bösartigkeit und Wild- 
heit übrigens nicht sonderlich mutig, indem sie sich vorwiegend an 
kleinere Arten hält, dagegen die größeren und wehrhaften vırıdıs 
lieber in Ruhe läßt. In lichten Wäldern, wo die Lacerten seltener sind, 
traf ich carbonarius auch schon beim Verzehren von Springfröschen 
(Rana agilis und Latastei) an, ja in manchen Karstgegenden, wo 
einige riesige Heuschrecken, wie beispielsweise Cuculligera hystrix 
Germ. so wie Orphania und Decticus Arten massenhaft vorkommen, 
nähren sich diese Schlangen vorwiegend von Orthopteren. Da sie 

Schreiber, Herpetologia europaea., 46 


nad Colubridae. 


gerne klettern und nicht selten auf Sträuchern und niederen Bäumen 
angetroffen werden, so schonen sie selbstverständlich auch bei der 
Gelegenheit angetroffene Vogelnester nicht, ja nach Lataste soll 
die französische viridiflavus gar nicht so selten selbst Schwalben- 
nester ausnehmen. Desgleichen ist sie auch eine gewaltige Schlangen- 
feindin und verzehrt von diesen oft Stücke, die ihr an Größe wenig 
nachstehen, so wie sie auch nach meinen Erfahrungen gegen den 
Vipernbiß immun ist. Als ich einst, um in dieser Richtung einen 
Versuch zu machen, eine frisch eingefangene erwachsene carbonarius 
zu einer Ammodytes in den Käfig gab, wärd sie von letzterer sofort 
mit wütenden Bissen traktiert; die so schlecht Empfangene schoß 
auf das hin einige Minuten wie rasend im Terrarium herum, flüchtete 
dann in das Wassergefäß und blieb in demselben ruhig liegen; am 
nächsten Morgen fand ich sie außer dem Wasser ohne irgendein 
Zeichen von Unbehagen und stellten sich auch weiterhin keinerlei 
nachteilige Folgen ein. 

Was die Fortpflanzung anbelangt, so habe ich bei carbonarius 
einmal eine Beobachtung gemacht, die von der gewöhnlichen Paarungs- 
weise der Schlangen so abweicht, daß ich nicht umhin kann darüber 





Fig. 147. 


Zamenis carbonarius Fitz. in Copula. 


ausführlicher zu berichten. Als ich am 22. Mai 1881 von einer Ex- 
kursion ım Karste nach Hause ging, sah ich um 6 Uhr abends neben 
der Fahrstraße in der Furche eines frisch gepflügten Ackers zwei 
carbonarıus nebeneinander liegen. Indem ich mich näherte um sie 
aufzunehmen, bemerkte ich, daß die Tiere in Copula waren, wobei 
sie sich gegenseitig mit dem Maul am Halse gefaßt hatten, während 
die Schwänze spiralig wie eine Schraube zusammengerollt waren; sie 
trennten sich auch nicht als ich ganz hintrat, sondern krochen nur 
wegen ihrer eigentümlichen Verbindung langsam und unbeholfen in 
der Ackerfurche geradeaus weiter, so daß ich sie dann beide zusammen 
ganz bequem bei den verschlungenen Schwänzen aufheben konnte. 
Aber selbst dann blieben sie noch vereint und ließen sich nur zeitweise 
mit den Köpfen los, sich aber gleich darauf wieder packend oder 
wenigstens zu fassen trachtend, wobei sie mit dem Halse zuckende, 
pendelartige Hin- und Herbewegungen machten, und erst beim Hinein- 
geben in den Sammelsack trennten sich die krampfartig zusammen- 
gedrehten Schwänze. Auffallend war hiebei noch der Umstand, daß 
diese sonst so scheuen und bösartigen Schlangen in diesem Falle 
weder an eine schnelle Flucht, noch an eine Verteidigung durch 
Beißen dachten, sondern alles ruhig und gleichgültig über sich ergehen 
ließen; die geschlechtliche Erregung war hier jedenfalls so stark, daß 
sie allen anderen Einflüssen gegenüber eine vollständige Apathie 
erzeugte. Auch zu Hause im Terrarium packte die eine die andere 


Tropidonotus. 723 


noch ab und zu auf einige Zeit am Halse, aber zu einer Verschlingung 
der Schwänze, sowie zu einer geschlechtlichen Vereinigung kam es 
hier nicht mehr, obwohl es nicht ausgeschlossen bleibt, daß letztere 
vielleicht in der Nacht noch fortgesetzt wurde. Ich war durch den hier 
angeführten Fall um so mehr überrascht ‚als ich früher schon wieder- 
holt auf paarende carbonarius gestoßen war, die aber immer nur 
einfach beisammen lagen und bei meinem Anblick sich sofort trennend 
stets in schleuniger Flucht auseinanderstoben. — Die beigefügte ein- 
fache Konturskizze mag die obgeschilderte Vereinigung veran- 
schaulichen. | 

Die Fruchtbarkeit dieser Schlange ist gering, da das Gelege 
gewöhnlich nur aus 5—6 Eiern besteht; letztere sind abgerundet 
walzenförmig und bei einem Durchmesser von etwa I4 mm etliche 
30 mm lang; die frisch ausgekrochenen Jungen werden meist schon 
im Juli oder August angetroffen. Letztere kommen, da die Weibchen 
gerne die Fugen und Löcher alter Bauten als Nistplätze wählen, dann 
häufig in das Innere dieser Gebäude hinein und habe ich beispielsweise 
in der Basilika von Aquileja schon des öfteren ganz junge derartige 
Schlangen gefunden. 

Die geographische Verbreitung ist bereits bei den einzelnen For- 
men besprochen worden. 

Die Gefangenschaft verträgt diese Art ganz gut, obwohl sich die 
einzelnen Tiere in dieser Hinsicht individuell sehr verschieden ver- 
halten ; während manche so wild sind, daß sie sich in den ersten Tagen 
durch unausgesetztes Reiben und Bohren an den Käfigwänden die 
Schnauze derart abstoßen, daß man sie als unbrauchbar wieder in 
Freiheit setzen muß, hungern sich andere nicht selten zu Tode, andere 
gehen dagegen wieder bald ans Fressen; ja mir ist es vorgekommen, 
daß ein frisch gefangener carbonarius beim Hineingeben ins Terrarium, 
während ich noch seinen hinteren Körperteil in der Hand hielt, schon 
die im Käfig befindlichen Eidechsen ergriff und zu verzehren anfing. 
Betreffs des Futters braucht man nach dem früher Gesagten nicht in 
Verlegenheit zu sein, die anfängliche Bissigkeit und Wildheit ge- 
wöhnen sich die meisten Gefangenen bei entsprechender Behandlnung 
in der Regel bald ab. Daß man diese Art als eine gewaltige Schlangen- 
fresserin nicht mit anderen Ophidiern, ja nicht einmal mit kleineren 
Stücken der eigenen Art zusammenhalten kann, braucht wohl nicht 
weiter in Erinnerung gebracht zu werden; nur die Tropidonotus- 
arten, sowie von Amphibien Kröten und Unken werden verschmäht, 
dagegen Blindschleichen und große, dickleibige Schmetterlinge, 
namentlich Schwärmer, gerne genommen. 


8. Gattung. Tropidonotus. 

Kuhl Isis XV, pag. 473, ı2 (1822). 
Caput distinctum cantho vostrali vix consprcuo. 
Scuta supraocularia subemarginata haud excedentra. 
Scuta praeocularıa I—3, postocularıa 2—5. 
Scutum temporale unicum, maximum. 


Squamae carinatae, per series I9—21 dispositae. 
46* 


724 Colubridae. 


Kleine oder mittelgroße Schlangen mit oft ziemlich kräftigem, 
von der Seite meist etwas zusammengedrücktem Rumpfe und ge- 
wölbtem, mit keiner Seitenkante versehenem Unterleibe. Der mittel- 
große, vom Halse stets deutlich geschiedene Kopf ist oben meist 
ziemlich flach oder nur schwach nach vorn und abwärts gewölbt, 
mit ziemlich oder vollkommen flachen, etwas schief nach außen 
und unten abfallenden Seiten und daher nur wenig entwickelter 
Schnauzenkante. Die Augen sind groß, von oben gut sichtbar, 
mit rundlicher Pupille. Der verhältnismäßig dünne und spitz aus- 
laufende Schwanz ist kurz, etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge 
betragend. 

Das Rostrale ist schwach gewölbt, quer, stets deutlich breiter als 
lang, mit namentlich nach hinten zu sehr stumpfen Winkeln, von oben 
mehr oder weniger sichtbar. Die Internasalia haben im Allgemeinen 
eine etwa dreieckige oder trapezische Form, ihre nach außen ge- 
richteten meist bogigen Seiten sind immer die längsten. Die Prä- 
frontalia sind selten merklich länger als die Internasalia, das Fron- 
tale ist mittelgroß, ziemlich breit, mit fast parallelen oder schwach 
nach vorn divergierenden Seiten und verwischtem oder wenig aus- 
gesprochenem Vorderwinkel. Die Parietalia sind bei den einzelnen 
Arten verschieden entwickelt, übrigens nach rückwärts stets deut- 
lich verschmälert ‚und nach außen nur wenig auf die Kopfseiten 
hinabgebogen. Die länglichen, über das Auge nicht vorspringenden 
Supraokularen sind nach hinten meist deutlich, obwohl nicht be- 
deutend erweitert, am Außenrande schwach eingebuchtet. Das Na- 
sale ist stets bedeutend länger als breit, im ganzen ziemlich gleich- 
hoch, bald sehr deutlich, bald aber auch nur unter dem mittelgroßen, 
dem Oberrande genäherten Nasenloch geteilt. Das Zügelschild ist 
selten merklich länger als hoch, die Zahl der Präokularia zwischen 
eins und drei, die der Postokularia zwischen zwei bis fünf wechselnd; 
die ersteren sind entweder ganz flach oder nur wenig vertieft, als 
kleine dreieckige Platte auf die Oberseite des Kopfes übergebogen, 
die letzteren nach rückwärts stets von einem einzigen, großen Tem- 
porale begrenzt. Supralabialia sind sieben bis acht, Sublabialia 
acht bis zehn vorhanden. Die hinteren Inframaxillaren sind meist 
etwas länger als die vorderen, stark divergierend, durch dazwischen 
eingeschobene Schuppen oft voneinander getrennt. Die Körper- 
schuppen sind am Rücken klein, nach den Seiten aber meist stark 
vergrößert, sehr schwach geschindelt und mit der Lupe besehen an 
der Spitze fast immer deutlich ausgerandet. Sie sind von mehr oder 
weniger scharfen, schon in der Jugend deutlichen Kielen durchzogen 
und in IQ bis 21 Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen geordnet. 
— Von den Zähnen des Oberkiefers ist der letzte der längste, die 
des Unterkiefers sind alle ziemlich gleichlang. 

Die Arten dieser Gattung leben vorzugsweise in der Nähe des 
Wassers, schwimmen und tauchen vortrefflich und nähren sich vor- 
wiegend von Amphibien und Fischen, obwohl sie ausnahmsweise 
auch Kerbtiere zu sich nehmen. 

Die drei europäischen Spezies können in folgender Weise unter- 
schieden werden. 


Tropidonotus. 725 


A. Postokularen 3—4, Schuppen in Ig Längsreihen. 
I. Ein Prä- und drei Postokularen. Frontale nach vorne etwas 
erweitert. Supralabialen . das dritte und vierte unter 
diem‘ Auge ”.!BHR SIE IRTNKE: 


II. Zwei bis drei Prä- di 2 Bi vier PT Frontale 
nach vorne kaum erweitert. Supralabialen acht, das Auge 
fast nur von dem vierten allein gestützt 

tesselldatussEaur. 


B. Nur zwei Postokularen. Frontale nach vorne kaum erweitert. 
Supralabialia sieben, das vierte und fünfte unter dem Auge. 
Schuppen in 21 Längsreihen naar, VERERTERWS TAU 


1. Tropidonotus viperinus: Scutum frontale antice vix dilatatum, prae- 
ocularıa I—2, postocularia 2. Scuta supralabialia 7, quarto 
quintogque oculo subpositis,; squamarum series 21. — Long. 
80—I00 cm. 


Coluber maurus Daud. Hist. nat. gen. et part. d. rept. VII, pag. 143 
(1803). — Natrix viperina Merr. Syst. amphib. pag. 126, 127 
(1820), — Tropidonotus-viperinus Boie Isis XIX, pag. 206 
(1826), — Tropidonotus tessellatus Wagl. nat. Syst. d. 
Amphib. pag. 179, partim (1830). — Coluber viperinus Gervais 
Ann. d. sc. natur. 2, ser. VI, pag. 312 (1836). — Tropidonotus 
Bonellii Fitzing. Vers. ein. Gesch. d. Menag. d. k. öst. Hof. Sitzb. d. 
k. Akad. d. Wiss. Wien, X, pag. 659 (1853). 


Typus: Supra flavo-griseus vel cinereo-olivaceus, maculis dorsalibus 
alternis nıgricantibus in taeniam angulosam plus minusve cohae- 
rentibus,; lateribus pallidioribus maculis verticalibus nigris ple- 
rumque albo-ocellatis ; subtus flavescens, nigro-tessellatus. 

Goriuipre nei hpleye 1 neniscgBate hist znat. derepe>IV, page. maer ig: 
pag. 32, 4 (1802). 
var. a) Ut supra, sed maculıs dorsalibus vix cohaerentibus. 


var. b) Taentis flavescentibus binis per totam corporis longiütudinem 
decurrentibus ; maculis dorsi laterumque distinctis. 
Tropidonotus Oppelii Boiel. c. pag. 206 (1826). — Coluber 
VPE nnlSsALygE. Dasunlollinieiaitiuist Gervassı "Annld.selnamneN2 
ser. VI, pag. 312 (1836). — Natrix viperina var. bilineata 
Bonap. Amph. europ. pag. 53 (1839). — Tropidonotus cher- 
soides Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, pag. 562, 3 (1854). 


var. c) Ut supra, sed dorso inter taenias obscuriore maculis plus mi- 
nusve obsoletis. 
Natrix ocellata Wagl. in Spix Serpent. Brasil. pag. 32, tab. XI 
fig. I (1824). 
var. d) Uta, sed maculis omnibus parum distinctis. 
Natrix chersoides Wagl. in Spix Serp. Bras. tab. X, fig. ı (1824). 


var. e) Supra fuscus, lateribus cinereus, maculis omnibus paullum 
conspiceus. 


juv. Pileo nigrescenti pallide variegato ; maculis dorsalibus laterumque 
distinctissimns. 


726 Colubridae. 


Eine ziemlich veränderliche Art, deren extreme Formen einer- 
seits mit Zessellatus, anderseits mit natrix oft große Ähnlichkeit be- 
sitzen, aber an der Beschilderung des Kopfes und der Zahl der 
Schuppenreihen immer sicher zu erkennen sind. 

Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, mit stark ver- 
dünntem, vom Kopfe sehr deutlich abgesetztem Halse. Der Kopf 
ist ziemlich groß und flach, viel breiter und kürzer als bei Zessel- 
latus, an den Seiten meist deutlich gerundet, nach vorn zu gewöhnlich 
sehr allmählich und bogig verschmälert, im Ganzen von ziemlich 
elliptischer, seltener von mehr länglich dreieckiger oder eiförmiger 
Gestalt. Die Schnauze ist kurz, breit zugerundet und sehr wenig 
über den Unterkiefer vorstehend. Die Kopfseiten sind schief von oben 
nach unten und außen gerichtet, daher die Schnauzenkante kaum 
merkbar und die großen rundlichen Augen von oben ganz sichtbar. 
Der ziemlich spitz auslaufende Schwanz 
ist kurz, etwa ein Fünftel der ganzen 
Körperlänge betragend. 

Das Rostrale ıst breiter als hoch, 
ziemlich groß, unten schwach ausgerandet, 
von oben mehr oder weniger sichtbar, 
mit sehr stumpfem oder fast verrundetem 
Hinterwinkel. Die Internasalia sind 
etwa dreieckig, mit gerundetem Außen- 
rande, höchstens so lang als breit, von 
den Präfrontalen an Länge kaum ver- 
schieden; diese sind quer, viel breiter als 
lang; das fast durchaus gleichbreite 
Frontale ist etwa so lang wie seine 
Entfernung von der Schnauzenspitze, 
hinten als ziemlich große Spitze zwi- 
schen die viel längeren Parietalia ein- 
gefügt, welche sehr groß und nach den 
Seiten gewöhnlich bis zur Hälfte des 
oberen Postokulare herabgebogen sind. 
Die über dem Auge deutlich ausgeran- 
deten Supraokularia sind ebenfalls ziemlich groß, entweder in ihrer 
ganzen Länge fast gleich breit oder nach rückwärts sehr mäßig er- 
weitert. Das dem ersten Supralabiale aufliegende Nasenschild ist 
länglich, ziemlich gleich hoch, mit bogigem Vorderrand, nach rück- 
wärts etwa in der Mitte in eine stumpfe Ecke erweitert und nach vorn 
zu als ziemlich scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Inter- 
nasalia eingekeilt. Es ist in der Mitte gewöhnlich nur unter dem 
Nasenloch deutlich geteilt, letzteres selbst von mäßiger Größe, rund- 
lich oder trapezoidisch, dem Oberrande des Schildes näher als dem 
Unterrande. Das meist etwa trapezische Zügelschild liegt größten- 
teils dem zweiten Supralabiale auf. Präokularia sind in der Regel 
zwei, manchmal aber auch nur eins, vorhanden, davon das obere fast 
immer größer als das untere und als dreieckige Platte auf den Pileus 
übergebogen. Postokularia finden sich stets zwei, deren oberes das 
untere an Größe gewöhnlich um das Doppelte übertrifft. Das Tem- 





Fig. 148. 


Tropidonotus viperinus Latr. 
a Rostrale, 5 Schuppen. 


Tropidonotus. 727 


porale ist sehr groß, länglıch fast horizontal gestellt, dem fünften und 
sechsten Supralabiale aufliegend; Oberlippenschilder sind immer nur 
sieben, Sublabialen acht vorhanden; von den ersteren berühren das 
dritte und vierte das Auge, von den letzteren liegen in der Regel die 
vier, seltener die fünf ersten den Inframaxillaren an, deren hinteres 
meist längeres Paar oft durch eingeschobene Schuppen getrennt ist. 
Die Schuppen sind länglich, gerundet sechseckig, sehr deutlich und 
ziemlich scharf gekielt, in 21, höchst ausnahmsweise in 23 Längs- 
reihen gestellt. Die Anzahl der Bauchschilder wechselt von 147 bis 
160, die der Schwanzschilderpaare von 47 bis 72. Die Länge des er- 
wachsenen Tieres beträgt höchstens einen Meter, doch sollen nach 
Erhard!) auf den Cycladen selbst doppelt so große Exemplare 
nicht selten sein; mir sind übrigens solch riesige Stücke niemals zu 
Gesicht gekommen. 

Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach Alter und 
Standort vielen Verschiedenheiten unterworfen. Die Grundfarbe der 
nach den Seiten gewöhnlich lichter werdenden Oberseite kann von 
einem helleren oder dunkleren Grau oder Gelbgrau durch Braun oder 
Olivenfarben fast bis ins Schwarze in allen Abstufungen wechseln, 
wobei im allgemeinen die dunkleren Färbungen häufiger bei alten, 
die helleren hingegen mehr bei jungen Tieren angetroffen werden. 
Bei letzteren ist der gewöhnlich mehr dunkle oder selbst schwärzliche 
Kopf oben mit übrigens sehr veränderlichen helleren Flecken oder Bin- 
den gezeichnet, von denen besonders zwei vom hinteren Teile der Parie- 
talia in divergierender Richtung nach rückwärts und außen ziehende 
Längsflecken noch am beständigsten sind, nicht selten ziemlich scharf 
abgehoben erscheinen und oft auch verhältnismäßig spät verschwinden. 
Im Nacken finden sich sehr häufig zwei oft zusammenfließende 
schwärzliche Flecken, die oft mit einer an den hinteren Kopfseiten 
stehenden Makel mehr oder weniger verschmelzend nach vorn zu einen 
helleren, halsbandartigen Raum einschließen. Die gelben Labialia 
zeigen dunkle, gewöhnlich schwarz gesäumte Wolkenflecken, vom 
Auge gegen die Mundwinkel zieht ein in den meisten Fällen ziemlich 
deutlicher, bandartiger Streifen. Hinter den dunklen Nackenflecken 
beginnt eine Reihe ähnlich gefärbter querer, unregelmäßig rhombischer 
oder rundlicher Flecken, die meist durch seitlich schwarz gefärbte 
Schuppen entstehen, und abwechselnd nach rechts und links aus der 
Mittellinie des Rückens etwas nach den Seiten gerückt sind. Da nun 
die hintereinander stehenden Flecken nicht selten zusammenstoßen 
oder teilweise verschmelzen, so wird dadurch häufig ein bald mehr, 
bald weniger regelmäßiges Zickzackband hervorgebracht, welches, 
in Verbindung mit den zweischenkeligen Nackenflecken und der 
ziemlich kurzen, gedrungenen Körperform dem Tiere auf den ersten 
Blick oft eine täuschende Ähnlichkeit mit der Kreuzotter gibt. Doch 
findet man diese Rückenbinde meist nur bei jüngeren Stücken sehr 
scharf und ohne Unterbrechung bis zur Schwanzspitze fortgesetzt, 
während sie bei mittleren Exemplaren im Verlaufe des Schwanzes 
fast immer verschwindet, und bei ganz ausgewachsenen Tieren in der 
oberwähnten Vollkommenheit kaum jemals vorkommen dürfte. 


t) Fauna der Cycladen pag. 75 (1858). 


728 -  Colubridae. 


Abwechselnd mit den jetzt besprochenen Rückenflecken stehen an 
den Körperseiten kleinere, längliche und senkrecht gestellte Flecken, 
die häufig einen, mitunter aber auch zwei übereinander stehende, 
weißliche oder gelbliche Punkte einschließen, wodurch im letzteren: 
Falle, da die Flecken dann gewöhnlich in der Mitte auch etwas ein- 
geschnürt sind, eine etwa achterförmige Zeichnung entsteht. Doch 
sind diese Augenflecken meist nur bei jüngeren Tieren, und auch hier 
durchaus nicht immer, zu sehen, während beı älteren Stücken die 
schwarzen Seitenmakeln entweder gar nicht, oder nur in ganz unregel- 
mäßiger Weise mit helleren Flecken untermischt sind. Diese senk- 
rechten Seitenflecken hängen nach unten in der Regel mit den schwar- 
zen Bauchflecken zusammen, sich hier mitunter in zwei Schenkel 
teilend, die einen von den Bauchschildern kommenden helleren Flecken 
zwischen sich aufnehmen; doch fließen diese zwei Schenkel in der 
hinteren Körperhälfte fast immer zusammen, wodurch dann diese 
Seitenmakeln an ihrem unteren Ende dreieckig erweitert erscheinen. 
Bei hellgefärbten Stücken sind die in den Zwischenräumen der Rücken- 
flecken stehenden Schuppen öfters gelb gerandet; desgleichen sind 
auch die hinteren und besonders unter den Seitenflecken liegenden 
Schuppen oft in größerer oder geringerer Ausdehnung gelblich. Die 
Unterseite ist gelb oder orange, im Tode weißgelb, nach hinten zu oft 
ins Graue geneigt, durch rechtwinklige oder trapezische, meist zu 
zweien neben oder hintereinander stehende schwarze Flecken bald 
mehr, bald weniger gewürfelt, die seitlichen Flecken mitunter mehr 
oder weniger zu unregelmäßigen Längsbinden zusammenfließend. Nur 
selten fehlen diese Makeln fast ganz, während sie anderseits durch 
Überhandnehmen die Unterseite vorherrschend schwarz färben 
können, was namentlich gegen den Schwanz zu fast immer geschieht, 
so daß in der Regel an letzterem die ursprüngliche Grundfarbe ge- 
wöhnlich nur mehr in der Form heller, meist alternierender Quer- 
flecken, ersichtlich ist; desgleichen werden die dunklen Flecken der 
Unterseite nach vorne zu meist spärlicher, so daß sie gewöhnlich 
schon am Halse größtenteils verschwinden, am Kopfe aber niemals 
mehr vorhanden sind. 

Die Zeichnung der Oberseite ist im Allgemeinen vielen Ver- 
änderungen unterworfen; während bei manchen sämtliche Flecken 
und Binden ziemlich tief schwarz und sehr scharf abgehoben er- 
scheinen, sind sie bei anderen nur schwach ausgesprochen, oft nur 
wenig dunkler als die Grundfarbe, die des Rückens nicht zusammen- 
hängend, die der Seiten meist noch undeutlicher, öfters nur durch 
dunkler gerandete Schuppen hie und da angedeutet; solche Stücke 
mit weniger ausgesprochenen Zeichnungen zeigen, da sie namentlich 
gern mit bräunlicher Grundfärbung vereint zu sein pflegen, mitunter 
eine sehr große Ähnlichkeit mit Zessellatus. 

Bei der als Tropidonotus chersoides oft als eigene Art unter- 
schiedenen Form ist die Oberseite mit zwei gelblichen, meist über die 
siebente und achte Schuppenreihe hinziehenden Längsstreifen ge- 
zeichnet; solche Stücke zeigen bei genauer Grundfärbung und minder 
ausgebildeter Fleckenzeichnung oft viel Ähnlichkeit mit analogen 
Varietäten von natrix. Auch ist bei chersoides der Rücken zwischen 


Tropidonotus. 729 


den gelben Linien nicht selten dunkler, olivenbraun ja selbst schwärz- 
lich gefärbt, sowie in seltenen Fällen auch ungestreifte Stücke zu 
finden sind, bei denen der bräunliche Rücken von den grauen Seiten 
scharf abgegrenzt erscheint. 

Tropidonotus viperinus lebt vorzugsweise in der Nähe größerer 
Wasseransammlungen, an deren Ufern er unter Moos, angeschwemmtem 
Genist, unter großen Steinen, sowie in den Spalten und Fugen von 
Dämmen und Umfassungsmauern seinen Wohnsitz aufschlägt; ım 
Gebirge geht er höchstens bis zu 1200 m hinauf. Er nährt sich ge- 
wöhnlich von Fischen und Fröschen, soll aber auch Molche und 
Kröten, ja selbst Regenwürmer und zwar sehr gerne, fressen. Ein 
mir von Paris zugesandtes Exemplar hatte unterwegs eine Wasser- 
spitzmaus (Crossopus fodiens) gespien; bei massenhaftem Vorkommen 
an Teichen können die Tiere durch Vertilgung der jungen Fischbrut 
ziemlich schädlich werden. 

Die Heimat dieser Art ist die Pyrenäische Halbinsel, von wo 
aus sie nördlich nach Frankreich bis in die Gegend von Paris vor- 
dringt, daselbst beispielsweise in den Sümpfen von Franchard bei 
Fontainebleau sehr häufig vorkommend. Aus letzterem Lande kam 
sie dann in die südliche Schweiz und vielleicht auch in den Westen 
von Norditalien, vorausgesetzt, daß die von Lessona aus dem 
Piemontesischen gemeldeten diesbezüglichen Funde richtig bestimmt 
waren, wofür ich allerdings nicht einstehen will, da se De Betta 
nur für Sardinien und Sizilien angibt. Da nämlich der in Italien 
stellenweise häufige Tropidonotus viperinus Metaxa nicht selten für 
den viperinus Latr. gehalten wird — ich selbst erhielt schon mitunter 
den ersten statt des bestellten zweiten — so könnte dies mit den 
Lessona schen Stücken auch der Fall sein, namentlich da De 
Betta sagt, daß er aus der dortigen Gegend stets nur Zessellatus 
erhalten hat; der viperinus Metaxa ist aber nichts anderes als ein in 
der Zeichnung mit der typischen Vipera Redii sehr ähnlicher Tropr- 
donotus natrix. Auch das öfters erwähnte Vorkommen des Tieres ın 
Griechenland ward durch neuere Reisende und Forschungen nicht 
erwiesen, und neige ich sehr zur Vermutung hin, daß die riesigen 
Ehrhard’schen viperinus der Cycladen weit eher zu Zessellatus 
gehören dürften. 

In der Gefangenschaft ist diese Schlange am besten in einem sog. 
Kombinationsvivarium, d.h. in einem Behälter, dessen einer Teil 
durch Festland, der andere dagegen durch Wasser ‚ausgefüllt wird, 
unterzubringen; auch ein Insularium, nämlich ein Aquarium mit einer 
Insel, kann hiezu verwendet werden. Auf alle Fälle muß aber der 
Wasserteil ziemlich tief und mindestens ebenso groß als der Landteil 
und letzterer mit vielen Spalten und Schlupfwinkeln zum Verbergen 
des Tieres versehen sein; desgleichen ist auch der Boden im Wasser 
mit einigen größeren, möglichst unebenen Steinen oder Felsbrocken 
zu belegen, da sich die Gefangenen unter diesen sehr gerne und oft 
halbe Tage lang verkriechen. Nur unter solchen, ihren Lebensgewohn- 
heiten entsprechenden Verhältnissen werden sich die Tiere behaglich 
und wohl befinden. — Die Art ist ziemlich fruchtbar, da sich die An- 
zahl der Eier eines Geleges oft bis zu 20 beläuft. 


739 


Colubridae. 


2. Tropidonotus tessellatus: Scutum frontale antice vix dilatatum ; 


praeocularia 2—3, postocularia 3—4. Scuta supralabialia 8, 
quarto fere solo subposito ; squamarum series 19. — Long. 
80—IIO ccm. 


Typus: Supra flavo-fuscus aut olivaceus, maculıs nigrescentibus al- 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


ternis parum conspicuis per series quatuor dispositis ; subtus flavo- 
nigroque variegatus ; pracocularıbus binis, postocularibus tribus. 


Coronella tessellata Laur. Synops. reptil. pag. 87, 188 (1768). — 
Coluber tessellatus Bonnat. tabl. encycl. meth. Erpetol. Oph. 
pag. 60, 164 (1780). — ?Coluber hydrophilus Lindacker Syst. 
Verz. d. böhm. Amph. in Abh. d. k. böhm. Ges. d. Wiss. I, pag. I23, 3 
(1791). — Natrix tessellatus Merr. Syst. amphib. pag. 136, 
144 (1820). — Coluber viperina Bendiscioli Monogr. serpent. 
Mantov. pag. 423 (1826). — Tropidonotus tessellatus Wagl. 
nat. Syst. d. Amphib. pag. 179 (1830). — Tropidonotus viperi- 
nus Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 325, tab. XII, fig. 14, 15. partim 
(1837). — Natrix viperina de Betta Catal. syst. rer. natur. I], 
pag. 2ı (1853). — Tropidonotus tessellatus subspp. Lau- 
renti Bedrg. Amph. u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 143, b 
(1882). 


a) Supra maculis plus minusve obsoletis fere concolor. 


Tropidonotus elaphoides Brandt Note s. quatre nouv. serp. 
Bull. sc. Ac. imp. Petersb. III, no. 16, pag. 244, I (1838). — Tropido- 
notuws tessellatus war. concolor Jan. Ennumer Fsehwor 
Potamoph. pag. 20 (1864). 


b) Lateribus sguamis flavidis aut rubescentibus cum maculis ni- 


gris alternantibus aut permixtıs. 


Tropidonortus  tessellatus” var "rub’ro- mac Frorsiuss 
Dürig. Deutschl. Amph. u. Rept. pag. 299, 4 (1897). 


c) Supra fusco-olivaceus, subtus medio saltem niger, lateribus 
rubro-tessellatis. 


Coluber gabinus Metaxa Monogr. d. Serp. Roma pag. 31, fig. I, * 
a, b (1823). — Natrix gabina Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. (1832). 


d) Supra et subtus nigrescens vel ater, maculis omnibus fere 
aut plane obsoletıs. 


Natrix torquata var. nigrescens de Betta Catal. syst. rer. 
natur. pag. 22 (1853). 


e) Supra albido-flavescens, maculıs atris seriatis, dorsalibus non- 
numquam transverse connexis,; pupilla et lingua rubra. 


Tropidonotus tessellatus var. flavescens Wern. Verh. 
d. zool. bot. Ges. Wien, XLI, pag. 766 (I18gı). 


f) Scutis praeocularıbus tribus, postocularibus guatuor. 


Coluber hydrus Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 
459 (1771). — Coluber ponticus Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, 
pag. 38. (18121, -Coluber scutatus var. $ Pall.l. ce. pag. 39,20, 32 
(1811). — Enhydris caspius Oken Lehrb. d. Naturg. III, pag. 232 
(1816. — Natrix hydrus Merr. Syst. Amphib. pag. 127, 135 (1820). 
— Tropidonotus hydrus Eichw. Zool. spec. Ross. u. Polon. 
III, pag. 172, 2 (1831). — Coluber scutatus Menttr. Catal. rais. 
obj. Zool. rec. d. voy. Cauc. pag. 69, 232. part. (1832). — Coluber reti- 
culatus Menetr. l.c. pag. 7I, no. 237 (1832), — Coluber Mura- 
vievii Dwig. Nat. Hist. Russ. Emp. Amph. pag. 24, 57 (1832). — Co- 
luber griseus Dwig.l.c. pag. 26, 63 (1832). — Tropidonotus 


Tropidonotus. 731 


scutatus var. elaphoides Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 137 
(1841). Tropidonotus angusticeps Blyth. Journ. As. soc. 
Beng. XXIII, pag. 295. part. (1855). 
juv. Supra albescens vel pallide testaceus, maculis atris valde distinctis, 
pileo nigro-picturato ; subtus albidus, nigro-tessellatus. 


Tropidonotus tantalus Eichw..Zool. spec. Ross. et Polon. III, 
pag. 173, 5 (1831). — Tropidonotus gracilis Eichw. Il. c. pag. 
173, 6 (1831). 


Der Körper ist mäßig schlank, in der Mitte kaum verdickt, 
durch starke Zusammendrückung von den Seiten deutlich höher als 
breit, auf der Unterseite schwach gewölbt. Der stets deutlich gesonderte 
Kopf ist sowohl in seiner Gestalt, als auch namentlich in der Bildung 
des Frontalschildes nach dem Alter manchen Veränderungen unter- 
worfen. Bei eben ausgekrochenen Exemplaren ist er im Ganzen 
mehr länglich elliptischh nach vorn 
nicht sehr stark verschmälert, mit 
ziemlich breit gerundeter Schnauze, 
bei älteren Stücken hingegen sehr 
gestreckt, verlängert ei- oder fast 
herzförmig, hinten am breitesten, nach 
vorn zu stark und ziemlich gerade 
zugespitzt verschmälert, so daß — mit 
Ausnahme ganz junger Tiere — diese 
Schlange an der länglich dreieckigen 
Kopfform von allen Verwandten schon 
auf den ersten Blick zu unterscheiden 
ist. Die etwas schief von oben nach 
außen und unten abfallenden Kopf- alt 
seiten sind flach oder höchstens vor —— Sı23 
den Augen kaum merkbar vertieft. Eis.,140. 

Die Schnauzenkante ist verrundet, die 
srolen, kreisformigen Augen,sind: von, u. unssnitze Jon inten B-von 
oben ganz sichtbar. Der verhältnis- ee 
mäßig dünne und fein auslaufende 

Schwanz ist ziemlich deutlich abgesetzt, kurz, etwa ein Fünftel der 
ganzen Körperlänge betragend, sein Ende oft mit drei bis vier spitzen, 
von einander durch deutliche Längsfurchen getrennten Schuppen 
versehen. 

In der Beschilderung des Kopfes ist diese Schlange manchen 
Veränderungen unterworfen, welche mitunter als. spezifische Ver- 
schiedenheiten aufgefaßt werden, eine Annahme, die aber um so 
weniger statthaft erscheint, als diese Abweichungen, wie ich mich 
durch Untersuchung zahlreicher Exemplare überzeugt habe, nicht 
einmal an bestimmte Standorte oder Altersformen gebunden sind, oft 
nur an einer Seite des Kopfes auftreten und auch nicht von ander- 
weitigen Merkmalen konstant begleitet werden. 

Die erste Tendenz zur Veränderlichkeit finden wir bereits am 
Rostrale, das bei Vergleichung eines bedeutenden Materiales so 
viele Verschiedenheiten zeigt, daß etwas allgemein Gültiges über 
seine Hauptform kaum gesagt werden kann. Sehr seltene Fälle 





Tropidonotus tessellatus Laur. 


732 Colubridae. 


ausgenommen, ist es jedoch schwach gewölbt, quer, seine Breite die 
Höhe sehr deutlich überwiegend, unten flach ausgerandet. Seine an 
das erste Supralabiale stoßenden Seiten sind ziemlich gerade, an 
ihrem oberen Ende mit gut ausgesprochenem Winkel; alle anderen 
Seiten hingegen sind in der Regel sehr undeutlich, indem die übrigen 
Winkel gewöhnlich äußerst stumpf oder auch ganz verrundet sind, 
so daß die an die Nasalia und Internasalia stoßenden vier Nähte von 
vorn betrachtet, meist in eine ziemlich zusammenhängende Bogen- 
linie verfließen, die nach hinten bald sehr stumpf zugespitzt, bald aber 
auch fast gerade abgestutzt erscheint und von der Oberseite des 
Kopfes gewöhnlich gut sichtbar ist. Die Internasalia stellen im All- 
gemeinen zwei ziemlich rechtwinkelige, an der vorderen Spitze 
häufig abgestutzte Dreiecke dar, deren äußere, oft bogige Seite 
immer die längste ist. Die Präfrontalia sind gewöhnlich nicht be- 
deutend länger, als die Internasalia und der Ouere nach so ziemlich 
gleich breit. Das mäßig große Frontale ist so lang oder etwas kürzer 
als eine Entfernung von der Schnauzenspitze, im Ganzen ziemlich 
gleichbreit, mit geraden oder nur ausnahmsweise schwach bogigen 
Rändern, in der Jugend nicht selten nach vorn und rückwärts ziemlich 
gleichmäßig, ja nach hinten manchmal sogar etwas mehr erweitert, 
ım Alter jedoch nahezu parallelseitig oder nur wenig nach vorne ver- 
breitert. Die ziemlich großen und viel längeren Parietalia sind drei- 
eckig, nach hinten ziemlich stark verschmälert, mit gewöhnlich etwas 
schief nach innen abgestutztem Hinterrande. Die Supraokularia 
sind etwa über halb so breit als das Frontale, nach rückwärts in der 
Jugend weniger, im Alter mehr erweitert, über den Augen sehr deut- 
lich und ziemlich stark ausgerandet. Das Nasale ist doppelt so lang 
als breit, ziemlich gleich hoch, das erste Supralabiale nach hinten 
stark überragend, bald vollkommen, bald unvollkommen oder auch 
gar nicht geteilt, das etwas hinter die Mitte gerückte Nasenloch dem 
Oberrande genähert. Das in seiner Form äußerst veränderliche 
Zügelschild liegt bei normalen Stücken dem zweiten und dritten 
Supralabiale auf. Am unbeständigsten ist jedoch die Zahl der vorderen 
und hinteren Augenschilder: typische Exemplare haben in der Regel 
zwei Prä- und drei Postokularia, doch gibt es auch Stücke, bei denen 
drei vordere und vier hintere Okularia vorkommen, was namentlich 
bei südrussischen Formen normal zu sein scheint, daher auch zur Ab- 
 trennung derselben als eigene Art unter 
dem Namen Tropidonotus hydrus Veran- 
lassung gab. Da übrigens außer dieser Ver- 
schiedenheit in der Zahl der Augenschilder 
zwischen echten Zessellatus und hydrus 
Fig. 150. durchaus kein Unterschied besteht, und auch 
Tropidonotus hydrus Pal. Dei Stücken von anderen Standorten die Zahl 
der Okularen, oft nur einerseits, oft auch 

auf beiden Seiten vergrößert erscheint!), so dürfte eine spezifische 
Trennung beider Formen um so weniger statthaft sein, als diese Art 





\) So besitze ich beispielsweise Exemplare aus Illyrien, bei denen die Zahl 


der Postokularia auf einer Seite bis zu fünf erhöht ist. 


Tropidonotus. 733 


in der Beschilderung des Kopfes überhaupt sehr veränderlich ist. Von 
den Präokularen ist das oberste stets das größte und als dreieckige 
Platte bald mehr, bald weniger, aber niemals stark auf den Pileus 
übergebogen; die Postokularen sind entweder untereinander ziemlich 
gleich groß, oder nach oben hin deutlich vergrößert. Das Temporale 
ist groß, länglich am Außenrande der Parietalia gewöhnlich noch von 
zwei größeren, schuppenartigen Schildchen gefolgt. Supralabialia 
sind in der Regel acht, ausnahmsweise sieben, vorhanden, das Auge 
im ersten Falle größtenteils dem vierten, im letzteren Falle dem 
dritten Lippenschilde aufliegend. Von den neun bis zehn Sublabialen 
berühren die vier oder fünf ersten die Inframaxillaren, deren hintere 
gewöhnlich länger, ziemlich stark divergierend und häufig durch 
dazwischen geschobene Schuppen voneinander getrennt sind. Die 
Körperschuppen sind mittelgroß, von länglich lanzettlicher Gestalt, 
nach unten zu stark vergrößert, in neunzehn Längs- und nicht sehr 
schiefe Querreihen geordnet; sie sind mit ziemlich scharfen Kielen 
versehen, die am Schwanze zu deutlichen Längsreihen zusammen- 
stoßen. Die Anzahl der Bauchschilder beträgt gewöhnlich etwas über 
160 (148 bis 197), die der Schwanzschilderpaare meist etliche 60 
(48 bis 86). Die Länge des erwachsenen Tieres erreicht höchstens 
120 cm, soll aber nach Erhard auf den Cycladen oft bis zu 2m 
ansteigen. 

Obwohl tessellatus in Zahl und Bildung der Kopfschilder sehr 
veränderlich ist, so zeigt sich die Art doch in Färbung und Zeichnung 
ziemlich beständig, und kommen in dieser Richtung nur geringe Ver- 
schiedenheiten vor. Frisch ausgekrochene Tiere zeigen eine fast weiß- 
liche oder nur schwach ins Graue oder lichte Gelbbraun ziehende 
Grundfarbe, und sind am Kopfe mit sehr veränderlichen schwarzen 
Zeichnungen und Flecken versehen, die übrigens meistens schon in 
ziemlich kurzer Zeit verschwinden. Vom Hinterrande der Parietalia 
entspringen in schiefer Richtung von innen nach außen divergierend, 
zwei meist allmählich etwas breiter werdende schwärzliche Streifen, die 
bis gegen die Mundwinkel hinziehend sich daselbst oft in einen läng- 
lichen, nach rückwärts gerichteten Flecken fortsetzen. Diese Nacken- 
zeichnung ist auch im Alter fast immer noch ziemlich deutlich, ob- 
wohl sie dann wegen der dunkleren Grundfärbung nie mehr so scharf 
abgehoben erscheint, wie in der Jugend. Gleich hinter dem Kopfe be- 
ginnen vier Reihen abwechselnd gestellter, rundlicher oder unregel- 
mäßig viereckiger schwärzlicher Flecken, deren mittlere oft in schiefe 
Querbinden zusammenfließen, während die seitlichen und viel größeren 
senkrecht gestellt sind; die letzteren sind, wenigstens in der Jugend, 
meist bis an das Schwanzende deutlich ausgeprägt, während die 
ersteren in der Regel im Laufe des Schwanzes verschwinden. Bei 
älteren Stücken ist die Grundfarbe gewöhnlich lederbraun oder grau- 
gelb, geht aber durch Ölbraun und dunkel Olivenfarben ausnahms- 
weise sogar bis ins Schwarze über. In dem Maße, als sich die Grund- 
farbe verdunkelt, werden meistens auch die Flecken undeutlicher, 
so daß sie bei älteren Individuen oft nur mehr durch schwärzliche 
Ränder oder Anflüge der Schuppen schwach angedeutet erscheinen. 
Übrigens kommt es nur selten vor, daß jede Spur von schwarzen Zeich- 


734 Colubridae. 


nungen gänzlich fehlt, und die Tiere, abgesehen von Alter und Grund- 
farbe, auf der Oberseite vollkommen einfarbig sind. Die zwischen den 
senkrechten Seitenflecken befindlichen Schuppen sind nicht selten 
mehr oder weniger gelb oder rötlich gefärbt, und stoßen mitunter zu 
ziemlich deutlichen, mit den schwarzen Flecken alternierenden oder 
teilweise vermengten Querbändern zusammen. In seltenen Fällen 
sind die Seiten mit weißen Punkten und Ouerlinien versehen (var. albo- 
lineata Bonap.) und noch seltener kommt es vor, daß der ganze Körper 
mit zahlreichen weißen Punkten besäet ist, welche seitlich in kurzen 
Ouerreihen stehen, während sie oben zu zwei kontinuierlichen Supra- 
ciliarstreifen zusammenstoßen (var. decipiens De Betta). Die Unter- 
seite ist immer hell und dunkel gewürfelt, wobei bald die eine, bald 
die andere Farbe vorherrschen kann. Kopf und Kehle sind übrigens 
stets weißlich, ungefleckt, während im Verlaufe des Halses bald früher, 
bald später, schwarze Flecken auftreten, die namentlich in der Mittel- 
linie des Körpers immer größer und zusammenfließender werden, so daß 
die hintere Hälfte der Unterseite und besonders der Schwanz in den 
meisten Fällen wenigstens in der Mitte breit zusammenhängend 
schwarz gefärbt erscheint, und die ursprüngliche Grundfarbe des Unter- 
leibes bis auf die an den Schilderseiten stehenden Flecken, ja nament- 
lich am Schwanze, oft auch ganz verdrängt wird. Bei ganz jungen 
Tieren sind die hellenStellen der Unterseite stets weißlich, bei älteren 
Stücken jedoch geht das anfängliche Weiß der Kehle und des Kopfes 
nach rückwärts bald in gelb, orange oder selbst ins Rötliche über, auf 
diese Weise eine namentlich längs der Bauchseiten oft sehr lebhafte 
Würfelzeichnung bildend. Dort, wo die Seitenränder der Bauch- 
schilder mit der untersten Schuppenreihe zusammenstoßen, zeigen 
einzelne von ihnen sehr häufig einen schwarzen, meist auch die be- 
nachbarte Schuppe teilweise umfassenden Flecken; da diese Flecken 
gewöhnlich in ziemlich regelmäßigen Abständen aufeinander folgen, 
so bilden sie bei jungen Tieren oft eine sehr ausgesprochene Längs- 
reihe, während sie bei älteren Stücken meist mit den seitlichen Körper- 
flecken zusammenfließen. Bei Individuen mit schwärzlicher Grund- 
farbe — die übrigens nur selten vorkommen — ist auch die Unter- 
seite vorherrschend schwarz, indem hier die hellen Würfelflecken 
nur vereinzelt, meist in zwei unterbrochenen Längsreihen, auftreten, 
die erst gegen den Hals zu häufiger werden und zu zwei kontinuier- 
lichen Seitenbändern verfließen. Doch ist selbst bei solchen Stücken 
die Zeichnung der Oberseite gewöhnlich noch in Spuren bemerkbar, 
und kommen vollkommen einfarbige, tief schwarze Stücke im All- 
gemeinen nur äußerst selten vor; häufiger sind dagegen leukotische 
Tiere (var. flavescens Wern.), bei denen die Oberseite hell lehmgelb, 
ja oft nahezu weißlich gefärbt ist und die schwarzen Flecken sehr 
scharf hervorstehen. Die Unterseite ist weißlich, mit einer Längsreihe 
schwarzer Makeln in der Mitte und mit lebhaft zitronengelbem Anflug 
auf der Seite der Ventralen. Diese Varietät, welche übrigens als 
Albino an den roten Augen und der ebenso gefärbten Zunge sofort zu 
erkennen ist, habe ich stets nur aus Dalmatien erhalten. 

Wegen ihrer fast ausschließlich aus Fischen bestehenden Nahrung 
lebt diese Schlange in der Regel nur an klaren Gewässern, daher sie 


Tropidonotus. 735 


vorzugsweise am Ufer von Bächen, Flüssen, Seen und Teichen, sowie 
auch am Meere angetroffen wird, wo sie unter ganz gleichen Ver- 
hältnissen wie die vorige Art ihren Wohnsitz aufschlägt. Obwohl 
auch am Lande gerade nicht langsam, entwickelt sie ihre eigentliche 
Beweglichkeit doch erst im Wasser, in welchem sie mit großer Eleganz 
und Schnelligkeit zu schwimmen und zu tauchen versteht; abweichend 
von den anderen: Arten ihrer Gattung klettert sie auch gerne und 
gut und habe ich sie mitunter schon in den Kronen von am Ufer 
stehenden Bäumen angetroffen. Sie ist sanften und gutmütigen 
Charakters und sucht sich der Gefangennahme wohl kaum jemals 
durch Beißen, selten sogar durch Entleerung ihres Unrates zu ent- 
ziehen. 

Die ihr zur Nahrung dienenden Fische werden entweder gejagt, 
oder von der ruhig im Wasser liegenden Schlange im Vorbeischwimmen 
durch plötzliches Zufahren gewöhnlich in der Körpermitte erfaßt, 
mitunter wohl auch unter Steinen hervorgeholt; kleinere Fische 
werden meistens sofort verzehrt, größere oder schlecht, z.B. am 
Schwanz erfaßte und infolgedessen stark zappelnde, regelmäßig aufs 
Trockene getragen. Mitunter sollen auch Kaulquappen und Frösche, 
ja manchmal selbst junge Kröten und Wasserspitzmäuse gefressen 
werden. 

Nach Veith pflegen sich die Würfelnattern im Frühjahre weit 
weg vom Wasser an einzelnen Orten zum Zwecke der Paarung in 
großen Mengen (I50—200) zu versammeln und erst nach beendetem 
Fortpflanzungsgeschäft das Wasser aufzusuchen; da sie in dessen 
Nähe auch im Herbste nur selten, häufig dagegen entfernt davon 
gefunden werden, so scheinen sie den Winter ebenfalls unter letzteren 
Verhältnissen zuzubringen. 

Die Eier werden Ende Juli oder Anfangs August in der Zahl von 
5—25 unter Steinen oder Genist, in Mauer- und Felsspalten u. dergl. 
abgelegt; befinden sich am Wohnort der Schlangen Gerbereien, so 
wird mit Vorliebe die Lohe als Legestätte benützt. Die etliche 30 mm 
langen und etwa 20 mm dicken Eier sind weiß und walzig, einzelne 
durch eine schwache Einschnürung in der Mitte auch etwas mehr 
bohnenförmig. Sie hängen frisch gelegt manchmal noch in Klumpen 
zusammen und auch die meist im September auskriechenden Jungen 
werden oft, namentlich unter größeren am Ufer liegenden Steinen, 
zu Haufen ineinandergeknäult, noch neben den verlassenen Eihüllen 
angetroffen. Manchmal findet noch eine zweite Vereinigung der Ge- 
schlechter im Spätsommer statt und Werner erzählt einen Fall, 
daß ein Weibchen, das sich im September gepaart hatte, den darauf- 
folgenden Juli Eier legte. 

Als eigentliche Heimat dieser Schlange dürften die Kaukasus- 
länder zu betrachten sein, in denen sie noch gegenwärtig ganz außer- 
ordentlich häufig ist; von hier scheint sie dann durch Südrußland 
nach Mittel- und über Kleinasien und die Balkanhalbinsel nach Süd- 
europa gekommen zu sein, so daß sie in fortschreitender Wanderung 
ihren Verbreitungsbezirk im Laufe der Zeiten allmählich von der 
Westküste des Kaspisees bis an den atlantischen Ozean ausgedehnt 
hat. Von Südrußland und der Balkanhalbinsel kam sie dann offenbar 


73 6 Colubridae. 


zuerst nach Österreich-Ungarn, woselbst sie nur in Oberösterreich und 
Salzburg fehlt, und von hier aus durch Oberitalien und die südliche 
Schweiz schließlich bis in das mittlere Frankreich. Auf der Apenninen- 
Halbinsel hat sie sich übrigens erst im Norden recht heimisch gemacht, 
während sie in den anderen Teilen Italiens weit seltener, und auf den 
dazu gehörenden Inseln gar nicht vorkommt; die Pyrenäische Halb- 
insel hat sie noch nicht erreicht, dagegen ist sie von Frankreich 
längs der Mosel bis in die Lahngegenden und von Koblenz den Rhein 
aufwärts südlich bis Bingen vorgedrungen, von wo aus sie auch noch 
in das Tal der Nahe einwanderte. Der Umstand, daß diese Art an 
dem genannten Stücke des Mittelrheines besonders um Ems häufig 
ist, hat mitunter die Ansicht auftauchen lassen, daß dieselbe eben- 
falls von den Römern in das ihnen schon bekannte Bad gebracht 
worden sei; doch haben wir gezeigt, daß die Schlange diesen Ort auch 
auf ganz natürlichem Wege erreicht haben kann und beweist übrigens 
noch ein bei Diez an der Lahn in einer mit Löss ausgefüllten Dolomit- 
spalte gemachter Knochenfund, daß das Tier schon in vorhistorischer 
Zeit in dieser Gegend gelebt hat. — Ins Gebirge geht Zessellatus nicht 
hinauf. “ 

Gefangene werden bald zahm, sind in derselben Weise wie die 
vorige Art zu behandeln und halten bei entsprechender Pflege jahre- 
lang aus; wegen ihrer Vorliebe zum Klettern empfiehlt es sich, auch 
etwas Astwerk in den Käfig zu geben. 


3. Tropidonotus natrix: Scutum frontale antice subdilatatum ; prae- 
oculare 1, postocularia 3, suwpralabialia 7, tertio guartogue oculo 
subpositis ; sgquamarum series 19. — Long. I—2 m. 

Coluber natrix Linne Mus. reg. Ad. Frid. I, pag. 27 (1754). — Na- 
trix vulgaris Laur. Synops. reptil. pag. 75, 149 (1768). — Coluber 
helveticus Bonnat. tabl. encycl. meth. Ophiol. pag. 5I, 134 (1780). — 
Coluber bipes Gmel. Linne Syst. nat. I, pag. 1099 (1788). — Co- 


luber tyrolensis Gmel. l. c. pag. ıIo2 (1788). — Coluber 
helvetus Donnd. Zoolog. Beitr. III, pag. 207, 33 (1798). — Coluber 
vulgaris Razoum. Hist. nat. Jor. I, pag. 121, 26 (1789). — Coluber 


torquatus Lacep. Hist. nat. quadrup. ovip. et d. Serp. pag. 100 u. 147 
(1789). —Coluber bipedalis Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. 
IV, pag. 174, 30 (1802. —Coluber scopolianus Daud. hist. nat.d. 


reptil. VIII, pag. 328 (1803). — Coluber; minutus Pall. Zoogr. 
rosso-asiat. III, pag. 41, 36. juv (ISıı). — Natrix torquatus Merr. 
Syst. amphib. pag. 124, 123 (1820). — Natrix hybridus Merr.l.c. 
pag. 125, 124 (1820). — Tropidonotus natrix Boie Isis XIX, 
pag. 206 (1826). — Tropidonotus hybridus Boie Isis XX, 
pag. 534, 4 (1827). — Natrix torquata Bonap. Iconogr. Fauna ital. 
(1834). 


Typus: Supra cinereus vel griseo-olivaceus, maculis alternis nigris 
per series 4—6 dispositis, occipite ad latera macula transversa 
alba aut flavescente pone nigro-limbata,; subtus albo-nigrogue 
varius. 

var. a) Ut supra, sed abdomine nigrescente. 


Natrix gronoviana Laur. Synops. Rept. pag. 75, I5o (1768). — 
Coluber gronovianus Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. ııor (1790). 
— Coluberarabicus Gmel.l.c.pag. 1102, 23441790, — Coluber 
gronovius Bechst. in Lac&p. Naturg. d. Amphib. IV, pag. 175, 31, 
tab. 26, fig. I (1802). 


var. 


var. 


var. 


var. 
var. 


var. 


var. 


var. 


MAR: 
var. 


var. 


var. 


var. 


Tropidonotus. 237 


b) Supra cinereus, maculis magnis fuscescentibus distinctissimis. 
(Eur. mer.) 


c) Supra cinereus, cinnamomeo-fuscescens aut nigrescens, ma- 
culis magnis atris in fascias transversas interdum confluentibus ; 
macula occipitali alba obsoleta. (Eur. merid.) 


Coluber viperinus Metaxa Mongr. Serp. Roma pag. 34 (1823). 
— Coluber siculus Cuv. Regne anim. II, pag. 84 (1829). — Na- 
trix sicula De Betta Catal. sist. Rett. Eur. pag. 22 (1853). — Tro- 
pidonotus natrix var. nigro-torquata Ninni Sulle var. 
Tropid. natr. Ven. '‘Atti Soc. It. Sc. nat. XXIII (1880). — Tropido- 
notus natrix var. fasciatus Dürig. Deutschl. Amph. u. Rept. 


pag. 278, 5, part. (1897). 
d) Supra cinereo- fuscescens, maculis atris regularibus maximis 
alternis ber series tres dispositis (Corcyra). 


e) Supra griseus, lateribus irregulariter nigro-varregatis ( Aust.) 


f) Supra cinereus vel sordide olivaceus, maculis lateralibus in 
fascias transversas perpendiculares connexis (Eur. mer.) 


g) Supra griseus aut cinereo-fuscescens, maculis omnibus an- 
gustis transversa elongatis (Eur. mer.) 


h) Supra cinereus vel sordide olivaceus, maculıs fere ommibus in 
annulos transversos plus minusve conjunctis ; collare plerumgque 
obsoleto (Corsica, Sardın.). 
Natrix Cetti Gene Synops. reptil. Sardin. indig. Mem. reale acad. 
sc. Tor. ser. 2, I, pag. 18, XII, fig. ı (1839), — TropidonotusCetti 
Leunis Synops. d. Tierr. pag. 328 (1860). — Tropidonotus na- 
ans var kasichat us Düne, le 02pari (1897). 
i) Supra-fusco-olivaceus aut cinnamomeus, maculis dorsalibus 
magnıs rhombeis, lateralibus alternis verticaliter elongatis ; col- 
lare obsoleto (Eur. mer.). 


k) Supra fusco-griseus, maculis parvis distinctissimis per series 
sex dispositis. (Austria). 

l) Supra griseus, nigro-maculatus striolisgue albis creberrimis 
sparsus. (Illyria). 


m) Supra fusco-griseus vel nigrescens, punctis striolisque cinereis 
vel fusco-flavidis creberrimis picturatus; collare interdum ob- 
soleto. 
Tropidonotus sparsus Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 243 
(1875). 
n) Supra cinereus vel sordide olivaceus vel cinnamomeus, aut 
concolor, aut maculis parvis rarioribus plus minusve obsoletis. 
(Hercegov. Ross. mer). 


Coluber ponticus Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 38, 3ı (I8ı1). 
— Tropidonotus natrix v. concolor Müll. Verhand. nat. 
Ges. Bas. VII, pag. 681 (1855). 


0) Supra concolor cinereus aut fuscescens, collare maculisque 


omnino nullis (Hispan.) 


Tropidonotus natrix var. astreptophorus Seoane Ident. 
Lac. Schreib. y. vir. pag. 15 (1884). 


Schreiber, Herpetologia europaea. 47 


738 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


var. 


Colubridae. 


p) Supra griseus, nigro-maculatus, lineis albis aut flavidis per 
totam corporis longüudinem decurrentibus. 


Coluber'’persa.-Pall:l.c..pag. 41, 35 (181T)..— T.ro pid on0%05 
Oppelii Boie Isis XX, pag. 534, 2 (1827). — Coluber, natrız 
var. dalmatinus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 144, 
tab. 58, fig. ı (1833). — Coluber bilineatus Bibr. Bory Exped. 
scient. Mor. pag. 73, 22, tab. XIV, fig. 2 (1836). — Natrix torquata 


var. murorum Bonap. Amph. eur. pag. 54 (1839). — Tropido- 
notus persa Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 132, tab. XXI, fig. 1—3 
(1842). — Tropidonotus natrix var. subbilineata Jan 


Ennum sist. Potamoph. pag. 8 (1864). 


q) Supra griseus, albo-bilineatus, maculis nigris minimıs ; subtus 
albus, scutis regulariter atro-limbatis.(Ins. Jon.) 


r) Supra obscure olivaceus, maculis atris plus minusve obsoletis, 
lineis pallescentibus binis minus conspicurs, collare non num- 
gquam vix distincto. 


s) Supra nigrescens aut ater, punctis albis in series duas per 
corporis longitudinem dispositis ; collare plus minusve obsoleto. 
( Dalmat.). 


t) Ut supra, sed lineis albescentibus aut flavidis continuis et 
distinctissimis. (Dalmat. Graec. Ross. mer.) 


Tropidonotus persicus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, 
pag. 173, 7.(1831). — Tropitonotus natrix var. bilineata Jan 
l. c. pag. 8 (1864). — Tropidonotus natrix var. moreoti- 
cus Bedrg. Amph. u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 140, 3 
1(882). 


u) Supra niger, punctis parvis lacteis irregularıter sparsus ; 
collare plus minusve obsoleto. 


Tropidenotus ater Eichw. l. c. pag.. 173, 44(1832) 2 Top 
donotus natrix var. niger Demid. Voyage d. la Russ. mer. 
pag. 350, tab. II (1840). — Tropidonotus natrix var. pic- 
turata Jan l.c. pag. 8 (1864). 


v) Supra nigrescens aut ater, squamis lateralibus striolis albıs 
interdum per longitudinem confluentibus (Ross. mer.). 


Tropidonotus natrix var. colchicus Demid. l.c. pag. 350, 
tab12,, Ho 1 (840). 


w) Supra atro-fuscus, concolor, collare plerumgue subobsoleto. 
(Illyr. Hispan.). 
x) Supra et subtus ater, concolor, collare plerumque indistincto. 


Gorlinprer zsenurta tiusy Pall, Reise, dyversch. Brov..d. muss. DReiense, 
pag. 459, 17 (1771). — Coluber Aesculapii fem. Sturm Deutschl. 
Fauna III, 2. Heft, c. fig. 2 (1799). — Coluber niger Dwig. Nat. 
Hist. Russ. Emp. Amph. pag. 27, no. 66 (1832. — Natrix torquata 
var. minax Bonap.l.c. pag. 54 (1839), — Tropidonotus scu- 
tatus Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 135, tab. XXIII, fig. ı, 2 (1842). 
— Tropidonotus natrix var. nigra ]Janl.c. pag. 8 (1864). 
— Tropidonotus fallax Fatio Vertebr. Suisse, III, pag. 153 
(1872). 


Der Körper ist gestreckt, ziemlich dick, von den Seiten merklich 


zusammengedrückt, mit stark gewölbter Unterseite. Der in der Jugend 
mehr, im Alter weniger deutlich gesonderte Kopf ist ziemlich groß, 
bei eben ausgekrochenen oder sehr jungen Stücken von länglich 


Tropidonotus. 739 


elliptischer Gestalt, bei älteren Exemplaren aber von hinten nach 
vorn allmählich verengt, bei sehr großen Stücken nach rückwärts 
breit dreieckig erweiterbar mit gerundet abgestutzter Schnauze. Seine 
Oberseite ist in der Jugend fast vollkommen platt, bei älteren Tieren 
hingegen schwach von hinten nach vorn und abwärts gewölbt, im 
ersteren Falle mit fast senkrechten, im letzteren mit etwas schief 
nach außen abfallenden Seiten. Die Zügelgegend ist höchstens vor 
den Augen kaum merkbar vertieft, die Schnauzenkante daher fast 
vollkommen verrundet. Die großen rundlichen Augen sind von oben 
größtenteils sichtbar, der ziemlich dünne und spitz auslaufende 
Schwanz ist nicht abgesetzt, mittellang, etwa ein Fünftel der ganzen 
Leibeslänge betragend. Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt 
I—2m. 

Das Rostrale ist gewölbt, quer, bedeutend breiter als hoch, 
über dem Munde deutlich ausgerandet, mit allerseits sehr stumpfen 
Winkeln, von oben in der Jugend 
weniger, im Alter etwas besser sichtbar. | 
Die Internasalia sind breiter als lang, (/ 
ebenfalls quer, im Allgemeinen von etwa \,. 
dreieckiger oder trapezischer Form, mit 
bogiger Außenseite, etwa um ein Viertel 
kürzer als die Präfrontalia. Das Fron- 
tale ist ziemlich groß und breit, etwa 
so lang als seine Entfernung von der 
Schnauzenspitze, mit in der Jugend fast £ 
parallelen, im Alter nach vorn schwach \% 
divergierenden Seiten, vorn mit äußerst 
stumpfem oder fast‘ undeutlichem 
Winkel, hinten als mäßige Spitze 
zwischen die etwas längeren Parietalia 
eingeschoben. Diese sind von mäßiger 
Größe, nach hintenziemlich verschmälert, 





am Ende mehr oder weniger abgestutzt, Fig. 151. 
seitlich bis gegen das zweite Postokulare Tropidonotus natrix. Linne. 
hinabgebogen, am Außenrande nur von a Rostrale. 


zwei Schildern begrenzt. Die Supra- 

okularia sind länglich, über den Augen meist deutlich aber schwach 
ausgerandet, nach rückwärts merklich erweitert. Das das erste Supra- 
labiale nur selten überragende Nasale ist länglich, ziemlich gleich 
hoch, wenigstens nach unten zu deutlich geteilt, sein vorderer Teil viel 
größer als der hintere, das mäßig große Nasenloch ganz nach oben 
gerückt. Das Zügelschild ist viereckig, etwas höher als breit, dem 
zweiten Supralabiale aufliegend. Das einzige Präokulare ist gut 
doppelt so hoch als breit, bei jungen Tieren ganz flach, bei älteren 
in der Mitte zwar schwach aber doch deutlich konkav, nach oben 
etwas erweitert und als kleines Dreieck auf den Pileus übergebogen. 
Die drei Postokularia sind an Größe untereinander meist wenig ver- 
schieden, die zwei untersten nach rückwärts von dem sehr großen, 
länglichen Temporale begrenzt, das dem fünften bis siebenten Supra- 
labiale aufliegt. Auf dieses folgen nach hinten noch zwei größere, 

47* 


740 Colubridae. 


übereinanderstehende, schuppenartige Schilder. ‘ Supralabialia sind 
sieben vorhanden, das dritte und vierte unter das Auge gestellt. Von 
den zehn Sublabialen berühren in der Regel die sechs ersten die Sub- 
maxillaren, deren hintere die vorderen an Länge übertreffen, stark 
divergieren und meist durch dazwischen eingeschobene Schuppen von- 
einander getrennt sind. Die Körperschuppen sind ziemlich klein, 
rhombisch, nach den Seiten bedeutend vergrößert, in Ig9 Längs- und 
nicht sehr schiefe Ouerreihen geordnet, ihre Kiele scharf und deutlich. 
Die ziemlich weit nach aufwärts umgebogenen Bauchschilder wechseln 
von 157 bis Igo, die Schwanzschilderpaare von 48 bis 88. 

Bei der außerordentlich weiten Verbreitung dieser Art durch 
fast ganz Europa und noch darüber hinaus kann es nicht auffallen 
wenn wir bei ihr eine große Menge teils klimatischer, teils lokaler 
Varietäten antreffen. So verschieden übrigens auch die einzelnen 
Extreme sind, so lassen sich doch all diese mannigfaltigen Formen 
durch Übergänge um so leichter verbinden, als diese Schlange in der 
Beschilderung des Kopfes ziemlich beständig bleibt. 

Bei der Stammform zeigt die Oberseite ein bald ziemlich reines, 
bald mehr ins Schieferblaue oder Olivenfarbene ziehendes Aschgrau, 
das aber bei den verschiedenen Varietäten durch Braungrau und 
dunkel Ölfarben bis ins tiefe Schwarz übergehen kann. Bei süd- 
lichen Stücken zeigt die Grundfarbe mitunter einen Stich ins Gelb- 
liche oder Bräunliche, der manchmal selbst bis zu brennendem Zımmt- 
braun gesteigert erscheint. Die Oberseite des Kopfes ist jedoch 
immer dunkler und einfarbig, die seitlichen Okularıa meist etwas 
heller, die Supralabialia weißlich, lichtgrau oder hellbräunlich, an 
den Nähten mit schwarzen Säumen, die sich gewöhnlich auch auf die 
Sublabialia ausdehnen. In der Regel findet sich hinter den Mund- 
winkeln nach aufwärts ein meist etwas bogiger, bald schmälerer, 
bald breiterer, weißlicher (var. albotorguata Cam.) oder gelblicher 
Flecken, der nach vorn zu oft undeutlich wird, nach hinten aber 
durch eine meist größere, rückwärts in der Regel etwas verlängerte, 
beiläufig dreieckige schwarze Makel fast immer sehr scharf begrenzt 
erscheint. Dadurch bildet sich an den hinteren Kopfseiten eine Art 
von Halsband, welches nach oben zu durch die dazwischenliegende 
Grundfarbe in größerer oder geringerer Ausdehnung getrennt ist, 
da die hellen Flecken niemals, die schwarzen hingegen nur ausnahms- 
weise so sehr in die Ouere erweitert sind, daß sie in der Mittellinie des 
Nackens zu einer zusammenhängenden Binde verfließen. Hinter 
dieser für die typischen Stücke sehr charakteristischen Zeichnung 
beginnen drei bis sechs Reihen abwechselnd stehender Flecken, deren 
Größe und Deutlichkeit übrigens bei verschiedenen Exemplaren 
außerordentlich wechselt. Während sie in seltenen Fällen voll- 
kommen fehlen oder nur hie und da durch einzelne, dunkel gerandete 
Schuppen angedeutet werden, sind sie bei anderen Stücken wieder 
sehr scharf und deutlich ausgeprägt, oft untereinander ziemlich 
gleichgroß, oft wieder in den einzelnen Reihen von sehr verschiedener 
Größe. Die Farbe dieser Flecken ist in der Regel ein ziemlich reines 
Schwarz, doch können sie auch eine oft ziemlich ausgesprochene 
braune Färbung zeigen, was besonders bei solchen Individuen vor- 


Tropidonotus. 741 


kommt, bei denen auch der Grundton mehr ins Gelbliche oder Bräun- 
liche geneigt ist. Nicht selten fließen auch die nebeneinanderstehen- 
den Flecken der Mittelreihe zu größeren schiefen Makeln oder Ouer- 
binden zusammen, während anderseits dasselbe auch an den Seiten 
des Körpers geschehen kann, wo dann die übereinanderliegenden 
Flecken zu ziemlich hohen, senkrecht gestellten Binden verschmelzen; 
ja in sehr seltenen Fällen können bei ziemlich großen Flecken die- 
selben der Quere nach so sehr erweitert sein, daß sie untereinander 
zusammenstoßend sich zu unregelmäßigen, nur hie und da unter- 
brochenen breiten Querringen vereinen (Tropidonotus Cetti Gene). 
Doch kommt dieses Verfließen der Flecken nur bei südlichen Stücken 
vor, und scheint namentlich die zuletzt erwähnte Form ausschließ- 
lich auf Korsika und Sardinien beschränkt zu sein; ebenso selten 
kommt es vor, daß die Körperseiten mit großen, unregelmäßig mit- 
einander verbundenen und verfließenden schwarzen Makeln besetzt 
sind. Solche Stücke wurden von Hauptmann Veith in Nieder- 
österreich gesammelt. 

Bei anderen Varietäten erscheinen außer den bisher genannten 
Zeichnungen noch zwei schmale weiße oder gelbliche Binden, welche 
hinter dem Kopfe anfangend über die ganze Länge des Körpers 
hinziehen, in der Regel die sechste und siebente Schuppenreihe um- 
fassend. Doch sind diese Binden meist nur bei heller gefärbten 
Stücken scharf ausgesprochen (Tropidonotus persa Pall.), während 
sie bei dunkleren Exemplaren im allgemeinen viel schwächer hervor- 
treten (Tropidonotus subbilineatus Jan.). Bei einer schwarzen 
Varietät dieser Form mit undeutlichem oder fehlendem Halsband 
sind die weißen Längsstreifen in dünne Punktreihen aufgelöst. Solche 
Stücke kenne ich nur von Metkovich in Dalmatien, woher ich sie 
durch die Güte meines Freundes Veith erhielt. 

Je mehr sich nun die Grundfarbe verdunkelt und aus Grau 
durch ein schmutziges Braun bis ins Schwarze übergeht, desto un- 
deutlicher werden auch in der Regel die Flecken, während in dem- 
selben Maße gewöhnlich auch das Halsband undeutlicher wird oder 
selbst ganz verschwindet, indem zuerst nur der helle Vorderteil 
desselben ins Graue oder Bräunliche übergeht, das hintangrenzende 
Schwarz aber noch ziemlich deutlich ersichtlich bleibt, bis endlich 
die dunkle Grundfarbe die ganze Oberseite gleichmäßig überzieht 
(Tropidonotus scutatus Pall.). Doch gibt es auch ziemlich lichte 
Stücke mit vollkommen verloschenem hellem Halsband (var. nıgro- 
torgquata Camer.), während dasselbe anderseits wieder bei ganz 
schwarzen Exemplaren in aller Schärfe vorhanden sein kann, ın 
welchem Falle dann gewöhnlich auch die seitlichen Okularschilder 
eine gelbliche oder weißliche Färbung zeigen; Stücke von der erst- 
genannten Form, welche überdies auch noch gewöhnlich durch sehr 
scharfe, oft in Querbinden erweiterte oder zusammenstoßende Flecken 
ausgezeichnet sind, wurden von Cuvier als eigene Art unter dem 
Namen Tropidonotus siculus beschrieben, und sind vorzüglich ın 
Griechenland und Süditalien zu finden. 

In seltenen Fällen ist bei sonst normaler Grundfärbung die ganze 
Oberseite mit zahlreichen kleinen, meist schmutzig braungrauen bis 


742 Colubridae. 


\ 

schwarzen und grauen oder lichtbräunlichen Flecken und Strichen 
ganz gleichmäßig gesprenkelt (Tropidonotus sparsus mihi). Solche 
Stücke fand ich im südlichen Ilyrien und im Salzburgischen, das 
kaiserliche Kabinett in Wien besitzt deren aus Spanien. Die schwarzen 
Exemplare zeigen oft auf der ganzen Oberseite zerstreute, milch- 
weiße Punkte (Tropidonotus ater Eich w.), oder es sind die unteren 
Schuppen an ihren Seitenrändern bald mehr, bald weniger mit weißen 
Strichen gesäumt, die bei häufigerem Auftreten öfters zu unregel- 
mäßigen Längslinien zusammenstoßen (Troprdonotus colchicus D e - 
mid.). — Sehr auffallend sind endlich noch die spanischen Stücke, 
welche bei grauer oder bräunlicher Grundfarbe vollkommen flecken- 
los sind und keine Spur eines Halsbandes zeigen (var. astreptophorus 
Seoane.). 

Die Unterseite zeigt sich im ganzen weit weniger veränderlich. 
Kopf und Kehle sind hier stets weiß und ungefleckt, welche Fär- 
bung auch nach rückwärts auf größere oder geringere Erstreckung 
noch vorherrscht. In der Regel erscheinen aber bald hinter dem 
Kopfe vereinzelte schwarze Flecken, die gewöhnlich an den Schilder- 
rändern stehen, am Halse meistens noch ziemlich schmal sind, nach 
rückwärts hingegen zunehmend breiter und auch häufiger werden, 
so daß sie endlich in der Mittellinie zusammenfließend die Unter- 
seite immer mehr und vorherrschend schwarz färben, so daß von der 
hellen Grundfarbe zuletzt nur noch bald größere, bald kleinere, 
namentlich an den Seiten stehende Flecken zurückbleiben. Exem- 
plare mit ganz einfarbig heller Unterseite dürften wohl kaum vor- 
kommen, während das Gegenteil ziemlich häufig, ja bei auch ober- 
seits dunklen Stücken sogar gewöhnlich der Fall ist. Bei Tropido- 
notus ater zeigen auch die dunklen Makeln der Unterseite milch- 
weiße Punkte, während die hellen Flecken schwarz gesprenkelt sind; 
bei Tropridonotus colchicus nehmen die Bauchschilder mitunter an 
den Seiten eine gelbliche oder. bräunliche Färbung an. Individuen 
von den jonischen Inseln sind an der hellen Unterseite durch am 
Hinterrande schmal schwarz gesäumte Schilder oft in sehr regel- 
mäßiger Weise quergestreift, und bei südlichen Formen soll endlich 
das Weiß des Bauches manchmal in Gelb übergehen; doch stehen 
mir über die letztere Angabe, da sich selbe nur durch lebende Tiere 
nachweisen läßt, keine eigenen Erfahrungen zu Gebote. | 

Die Jungen sind von den Alten nur wenig verschieden, indem 
sie, mit Ausnahme der melanotischen Formen, in der Regel schon als 
Neugeborene die den einzelnen Varietäten zukommenden Merkmale 
in kaum geringerem Grade als die erwachsenen Tiere an sich tragen; 
nur das Halsband tritt in der Jugend stets merklich schärfer und 
auffallender hervor, als im späteren Lebensalter, während sich 
dıe Melanose erst Ende des zweiten oder im dritten Lebensjahre aus- 
bildet. — Ausnahmsweise kommen auch Albinos vor, welche oben 
hell fleischfarben mit rötlichen Körperflecken sind; das Halsband ist 
orangegelb, die Unterseite weiß mit rotem Anflug, die Eingeweide 
scheinen durch die Bauchdecken blaurötlich durch. Andere derlei 
Stücke sind grauweiß, fleischfarben angeflogen und mit milchweißem 
Halsband, dessen hintere schwarze Begrenzung verblaßt ist. Die 


Tropidonotus. 743 


dunklen Nähte der Supralabialen sowie die Bauchflecke sind nur 
schattenhaft angedeutet, Augen und Zunge immer rot. 

Um schließlich noch einmal auf die Größe zurückzukommen, 
welche diese Art erreicht, so nımmt dieselbe im allgemeinen wie bei 
den meisten Schlangen nach Süden hin zu, obwohl auch in Mittel- 
europa manchmal ganz stattliche Exemplare davon vorkommen, 
welche früher bei noch nicht so vorgeschrittener Kultur des Bodens 
jedenfalls noch häufiger waren, wie aus verschiedenen Berichten 
aus dem vorigen Jahrhundert ersichtlich ist. Wieweit aber diese 
Zunahme der Größe geht, kann ziffermäßig leider nicht festgestellt 
werden, da viele Reisende wohl von enormen Dimensionen der Ringel- 
natter sprechen, ohne jedoch bestimmte Maße davon anzugeben. 
Das größte Stück, von dem mir eine wirkliche Messung vorliegt, 
stammt von der im OQuarnerischen Meerbusen befindlichen Istria- 
nischen Insel Veglia. Am Plateau dieser Insel ist ein einsamer ziem- 
lich großer Sumpf, in welchem die betreffenden Tiere jedenfalls ganz 
ungestört sind und Gelegenheit haben, ein ebenso hohes Alter als 
auch eine demselben entsprechende Größe zu erreichen, da sie, wenn 
sie nicht weit von ihrem Standort abschweifen, daselbst bei reich- 
licher Nahrung ein ganz unbehelligtes Dasein führen können. Etwa 
eine Viertelstunde von dem genannten Sumpfe entfernt führt ein 
etwa zwei Meter breiter Weg über die Hochfläche; hier lag nun eine 
leider erschlagene kolossale Ringelnatter, welche von ihrem Erleger 
über die ganze Breite der Straße ausgestreckt worden war und deren 
Gesamtausmaß genau 205 cm betrug. Da derart große Tiere stets 
auch an Dicke bedeutend zunehmen, so machen dieselben einen ganz 
gewaltigen und wirklich imponierenden Eindruck; möglicherweise 
dürften in den südlichsten Teilen des Verbreitungsbezirkes unter 
günstigen Verhältnissen noch größere Stücke vorkommen. 

Tropidonotus natrix hält sich vorzugsweise an stehenden Ge- 
wässern, namentlich an Sümpfen und Mooren, an Wassergräben 
und blinden Seitenarmen von Flüssen sowie an mit verschilften Ufern 
versehenen Seen und Teichen auf, ist aber in Lagunengegenden 
auch am Meeresufer zu finden; obwohl er mitunter selbst bis 2300: m 
hoch ins Gebirge hinaufgeht, zieht er doch das Hügelland und die 
Ebene vor und ist daher namentlich in ausgedehnten Flußniederun- 
gen oft außerordentlich häufig. An den genannten Orten schlägt 
die Schlange ihren Wohnsitz im Schilf und Riedgras, unter dem 
Wurzelwerk von Uferpflanzen, in am Wasser gelegenen Erdhöhlen 
und Mauerwerk u. dgl. auf. Der einmal gewählte Standort wird 
meist hartnäckig festgehalten und nur behufs Aufsuchung der Beute 
aber gewöhnlich auch nicht auf weitere Entfernung hin verlassen; 
sie schwimmt und taucht vortrefflich und gleitet meist an der Ober- 
fläche des Wassers mit erhobenem Kopfe in zierlichen Windungen 
rasch dahin. Hiebei pflegt sie, um sich leichter zu machen, Luft 
einzunehmen, während sie dieselbe beim Tauchen ausstößt. Mit- 
unter wird sie auch in großer Entfernung vom Festlande angetroffen 
und Strauch erwähnt eines Falles, wo eine Ringelnatter fünf- 
undzwanzig Meilen von der Küste Norwegens im offenen Meere ge- 
fangen wurde, Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß die betreffende 


744 j Colubridae. 


Schlange diese weite Reise freiwillig unternommen hat, so gibt dies 
doch ein Zeugnis für ihre außerordentliche Schwimmfähigkeit ab. 

Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Fröschen, von denen 
sie wieder die Laub- und Braunfrösche allen anderen vorzieht; da sie 
nicht klettert, so fallen ihr die ersteren in der Regel nur im Früh- 
jahre, wo sie sich der Paarung halber im Wasser aufhalten, zur Beute, 
und aus eben dem Grunde trifft sie zu dieser Zeit auch die letzteren 
daselbst an. Außer der Paarungszeit wird auf die Braunfrösche 
auf feuchten Wiesen oder im Walde Jagd gemacht, bei welcher Ge- 
legenheit man dann die Natter oft weit vom Wasser antreffen kann. 
Bei diesen Raubzügen dürfte auch der dem Tiere anhaftende pene- 
trante Moschusgeruch eine Rolle spielen, denn da nicht anzunehmen 
ist, daß eine im hohen Grase kriechende Schlange von einem daselbst 
ruhig hockenden Frosche gesehen wird, letzterer aber doch bei An- 
näherung derselben sofort in gewaltigen Sprüngen die Flucht ergreift, 
so dürfte ihm das Herankommen seines Todfeindes wohl durch 
dessen Geruch verraten worden sein und er infolgedessen in seiner 
Kopflosigkeit entsetzt das Weite gesucht haben, während er ruhig 
am Platze bleibend.höchstwahrscheinlich nicht entdeckt worden wäre. 
Weniger gerne als die obgenannten Tiere werden Wasserfrösche, 
noch seltener kleinere Molcharten und jüngere Kröten gefressen, die 
übelriechenden und schäumenden Unken dagegen stets verschmäht; 
die in den Ausleerungen der Ringelnatter manchmal vorkommenden 
Insektenreste stammen wohl aus dem Verdauungskanal der von 
ihnen gefressenen Tiere. 

Natrix ist wie alle Tropidonotusarten sanften und gutmütigen 
Charakters; überrascht, flieht sie womöglich ins Wasser und ergriffen 
sucht sie sich wohl kaum jemals durch Beißen, sondern nur durch 
heftige Körperbewegungen sowie durch Ausspritzen ihres übel- 
riechenden kalkartigen Unrates zu wehren; hiebei verfällt sie nicht 
selten in Starrkrampf, wobei sie sich zusammenrollt und oft unter 
Aufsperrung des Rachens bis zu einer halben Stunde lang regungslos 
und wie tot verharrt. 

Sobald die wärmere Jahreszeit herannaht, in Mitteleuropa ge- 
wöhnlich im Monate April, kommt die Ringelnatter aus ihrem meist 
im Oktober bezogenen Winterlager hervor, das sie häufig, zu größeren 
Mengen vereinigt, in Höhlungen des Ufers oder alten Baumstämmen, 
unter aufgehäuften Torfschichten, in Düngerhaufen u. dgl. aufge- 
schlagen hatte. Bei günstigen Witterungsverhältnissen schreitet sie 
dann manchmal gleich zur Fortpflanzung; in der Regel findet aber 
die Paarung erst von Mitte Mai bis Juni statt, wobei an hiezu geeig- 
neten Stellen mitunter mehrere Paare beisammenliegend angetroffen 
werden; ausnahmsweise kommt es noch im Herbste zum zweitenmale 
zu einer Vereinigung der Geschlechter. Die Eier werden gewöhnlich 
im Juli und meist in den Morgenstunden gelegt; sie sind weiß und 
haben frisch ausgetreten eine weiche, klebrige Hülle, daher sie auch 
oft schnur-, klumpen- oder traubenartig zusammenhängen; nach 
einiger Zeit wird die Schale jedoch härter und trocken. An Größe 
und Gestalt sind sie nicht immer gleich, obwohl letztere meist läng- 
lich walzig, seltener ei- oder birnenförmig ist; erstere hängt dagegen 


Tropidonotus. 745 


von der Größe des betreffenden Weibchens ab und kann daher von 
21—33 mm Länge und II— 21 mm Dicke wechseln; dasselbe ist auch 
in bezug auf die Anzahl der Fall, und während jüngere Tiere selten 
über 15—20 Eier legen, kann das Gelege großer Stücke deren bis zu 
40 enthalten. Zur Ablage derselben werden Moospolster, Dünger- 
haufen, alte tiefe Laublagen, Anhäufungen von Sägespänen an 
Bretterschneiden, mit Mulm und faulenden Blättern angefüllte 
Baumhöhlungen u. dgl. gewählt; da derartig geeignete Legestätten 
öfters nur vereinzelt vorhanden sind, so werden selbe häufig von 
allen Ringelnattern der Umgebung gemeinsam benützt und kann 
man dann an solchen Plätzen mitunter mehrere hundert Eier an- 
gehäuft finden, ja in einem Falle wurden einem alten Fichtenstrunke 
gegen 1500 derselben entnommen. 

Die Entwicklung dauert 7—Io Wochen, kann aber bei warmem 
Wetter auch viel schneller vor sich gehen; die frisch ausgekrochenen 
Schlängelchen sind etwa 1I5—ı18 cm lang und nähren sich anfangs 
von ganz kleinen Fischen, jungen Molchen und eben entwickelten 
Batrachiern, vielleicht wohl auch von Regenwürmern, nackten 
Raupen und ähnlichem kleinen Getier; erfolgt das Ausschlüpfen 
erst spät im Herbste, so verkriechen sie sich sofort und finden dann 
beim Wiedererscheinen im Frühjahre an den zu der Zeit massenhaft 
vorhandenen Kaulquappen reichliche Nahrung. 

Tropidonotus natrix ist mit Ausnahme des höchsten Nordens 
und Irlands über ganz Europa verbreitet und erstreckt sich ihr 
Wohngebiet vom 65. Breitegrad im nördlichen Skandinavien bis 
zum äußersten Süden und von der atlantischen Küste der Pyre- 
näischen Halbinsel bis zum Kaspisee; sie kommt ebenso häufig am 
Festlande als auch auf den Inseln vor. 

Die Gefangenschaft verträgt die Ringelnatter sehr gut und wird 
sie in kurzer Zeit so zahm, daß sie sich aufgenommen all ihrer gewöhn- 
lichen Verteidigungsmittel entschlägt und dem Pfleger selbst das 
Futter aus der Hand nimmt. Als Nahrung sind die oberwähnten 
Tiere zu verwenden; Eidechsen, Vögel und Mäuse werden in der 
Regel nicht genommen. Sie sind auch an tote Tiere, ja mitunter 
selbst an rohes Fleisch zu gewöhnen; übrigens ist die Geschmacks- 
richtung der einzelnen Nattern sehr verschieden, und während bei- 
spielsweise Kröten von einigen standhaft verschmäht werden, bilden 
sie für andere wieder eine Lieblingsspeise, was wahrscheinlich davon 
herrührt, daß sie an ihrem Wohnort im Freien eben auf die betreffende 
Nahrung gewöhnt und angewiesen waren. Das Tier ist ziemlich 
gefräßig und 4—5 Frösche zu einer Mahlzeit sind durchaus nicht 
zuviel. Etwa im Terrarium erhaltene Eier kann man auf ein Ge- 
misch von Gerberlohe und Pferdemist, auf Moos oder verwesendes 
Laubwerk legen, woselbst sie, wenn man die Unterlage vor Ver- 
trocknung bewahrt, nicht unschwer zur Entwicklung kommen. 


746 Boidae. 


3. Familie. Boidae. 
Pileus scutellis numerosis irregularıter tectus. 
Pupilla verticalıs. 
Scuta ventralia angusta, anale et subcaudalia simplicra. 
Cauda brevis. 


Der Kopf ist mittelgroß, die Augen frei mit senkrechter Pupille, 
die Zähne stets vollkommen solid, weder durchbohrt noch gefurcht, 
nach hinten allmählich verkleinert. Die Körperschuppen sind klein 
und zahlreich, die Bauchschilder viel schmäler als der Querdurch- 
messer des Rumpfes. Zu beiden Seiten des Afters befindet sich ein 
kleiner, klauenartiger Sporn als Überbleibsel der hinteren Glied- 
maßen. 3 

In Europa ist diese Familie nur durch eine einzige Gattung 
vertreten. 


I. Gattung. Eryx. 
Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 251 (1803). 
Caput a trunco non distinctum. 
Oculi scutellis cinctt. 
Gula tota squamosa, scutis inframazxillaribus nullıs. 
Cauda obtuse contca. 


Der Körper ist kräftig, durchaus gleichdick und walzenförmig, 
der etwa kegelförmige Kopf nach vorn zu schwach und allmählich 
verjüngt, mit ziemlich stark abgestutzter, über den Unterkiefer weit 
vorragender Schnauze; seine Oberseite ist von den Augen nach vorn 
zu schwach nach abwärts gewölbt, sein hinterer Teil vollkommen 
von der Dicke des Rumpfes und ohne Spur einer halsförmigen Ver- 
engung in denselben übergehend. Das bis weit hinter die Augen 
gespaltene Maul ist nur einer geringen Ausdehnung fähig; die Nasen- 
löcher sind klein, spalten- oder punktförmig, die Augen ebenfalls 
ziemlich klein, deutlich gewölbt aber kaum vorstehend, von oben 
gut sichtbar, mit länglich elliptischer, senkrecht gestellter Pupille. 
Die kurzen, oft schwer zu unterscheidenden Sporen sind nach innen 
gekrümmt, in einer Vertiefung zu seiten des Afters gelegen. Der 
nicht rollfähige Schwanz ist sehr kurz, nach rückwärts nur wenig 
verdünnt, von stumpf kegelförmiger Gestalt. 

Das Rostrale ist das größte aller Kopfschilder, gut doppelt so 
breit als lang, oberseits gewölbt und in der Mitte im Bogen in eine 
ziemlich scharfe Spitze nach hinten ausgezogen, seine Unterseite 
vollkommen horizontal gestellt, vor dem deutlich ausgebuchteten 
Mundrande mit bogiger Querfurche, die Ober- und Unterseite nament- 
lich in der Jugend in ziemlich scharfer Kante zusammenstoßend; 
die Internasalia sind etwa ein Drittel so breit als das Rostrale und 
beiläufig so lang als dessen oberer Teil längs der Mittellinie gemessen. 
Außer den genannten Schildern ist der ganze Pileus mit zahlreichen, 
kleinen, unregelmäßig vieleckigen Schildchen bedeckt, die sich auch 


Eryx. 747 


auf die Zügelgegend ausdehnen und am Scheitel allmählich kleiner 
werdend in die gewöhnlichen Körperschuppen übergehen. Das 
Nasale ist in der Jugend fast immer geteilt, im Alter hingegen der 
vordere Teil desselben sehr häufig mit dem daran stoßenden Inter- 
nasale verschmolzen, das Nasenloch selbst immer an der Grenze dieser 
drei oder zwei Schilder gelegen. Die Augen sind mit einem Kranze 
von gewöhnlich neun bis zehn kleinen, schuppenförmigen Schildchen 
umgeben, die Schläfen wie der übrige Körper beschuppt. Supralabialia 
sind etwa zehn bis zwölf vorhanden, mit Ausnahme der hintersten alle 
höher als lang, die vordersten zwei bis drei in der Regel die höchsten, 
die letzten fünf bis sechs etwa die niedrigsten. Das Mentale ist wenig 
breiter aber deutlich länger als die daran grenzenden Sublabialia, 
von vorn nach rückwärts dreieckig verschmälert und etwas über die 
Sublabialen hinausragend; von letzteren sind nur die fünf bis sechs 
ersten deutlich, breiter als lang, die folgenden aber kaum zu unter- 
scheiden, klein und schuppenförmig. Der übrige Unterkopf ist gänzlich 
mit kleinen, flachen, gerundet rhombischen Schuppen bedeckt, die 
in schiefe Ouerreihen gestellt sind; die kurze, meist nur zwischen zwei 
bis drei Schuppenpaaren hinziehende Kinnfurche ist fein und 
seicht, mitunter nur schwach bemerkbar. Die gerundet sechseckigen 
Körperschuppen sind klein und zahlreich, nach den Seiten zu mäßig 
vergrößert, schwach gewölbt, bei Weingeistexemplaren oft mehr oder 
weniger eingedrückt; sie sind namentlich am Rücken größtenteils 
glatt, gegen den Schwanz zu jedoch mit immer deutlicheren, stumpfen 
Kielen versehen, die aber gewöhnlich nur in der Mitte der Schuppen 
hervortreten, gegen die Spitze aber und häufig auch gegen die Basis der- 
selben in der Regel mehr oder weniger verschwinden. Diese Schuppen 
sind in 35 bis 52 Längs- und nur mäßig schiefe Ouerreihen gestellt. 
Der Bauch und Schwanz sind mit einer einzigen Reihe schmaler, 
quer sechseckiger Schilder versehen, deren Breite die Länge selten 
um mehr als das Doppelte übertrifft; das Anale ist einfach, von 
den vorangehenden Ventralen an Form und Größe kaum verschieden. 
Die Anzahl der Bauchschilder kann von I65.bis 200, die der Schwanz- 
schilder von I5 bis 34 wechseln. Die Spitze des Schwanzes ist mit 
einer großen, stumpf kegelförmigen Schuppe bedeckt. 

Die Eryxarten sind schnelle und flinkeTiere, die in offenen 
Gegenden namentlich auf Sandboden leben, in den sie sich mit Hilfe 
ihrer kegelförmigen Schnauze mit großer Behendigkeit einwühlen; 
ihre Nahrung besteht aus Eidechsen, Schleichen und kleineren Säugern, 
die sie sowohl über als auch unter der Erde aufsuchen. 

Die einzige Art unserer Fauna lebt im südöstlichsten Europa. 


1. Eryx jaculus: Supra maculis fascisve transversis pallidis ob- 
scurisque irregulariter variegatus ; subtus griseo-flavescens, con- 


color. — Long. 50—60 cm. 
Anguis colubrina Linne Syst. nat. I, pag. 390 (1758). — An- 
guis cerastes Linnel.c. pag. 391 (1758). — Anguis miliaris 


Pall: Reise-d. versch. Prow. d\ russ, Reich. II, pag. 718 (1735). Eryx 
cerastes Daud. hist. natur. gener. d. rept. VI, pag. 254 (1803). — 
Eryx colubrina Daud.l.c. pag. 251 (1803. —Anguis helluo 
Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 54 (1811). — Tortrix miliaris 


748 Boidae. 


Merr. Syst. amphib. pag. 82, 3 (1820). — Tortrix jaculus Merr. 
l. c. pag. 83, 5 (1820). — Tortrix colubrina Merr.|.c. pag. 83, 6 
(1820). — Eryx turcica Merr.].c. pag. 85, ı (1820). — Pseudo- 
boa turcica Schneid. Classif. d. Riesenschl. Denkschr. Akad. Wiss. 
Münch. VII, pag. 129 (1821). — Boa tatarica Lichtenst. in Eversm. 
Reise pag. 146, ı6 (1823). — Eryx miliaris Eichw. Zool. spec. 
Ross. et Polon. III, pag. 176 (1831). — Tortrix eryx Schleg. Abbild. 
neuer od. unvollst. bek. Amphib. tab. 33, fig. 18:bis 20 (1837). — Eryx 
jaculus Bonap. Amph. europ. pag. 44, 43 (1839). 


var. a) Supra griseo-flavescens, maculis fasciisque nigro-fuscis ad la- 
tera praesertim confluentibus irregularıter varregatus. 


Boa turcica Oliv. Voyage emp. Ottom. I, pag. 329 (1801. — Eryx 
turcica Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 267, tab. LXXXV, 
fig. 2, tab. LXI, fig. 34, 35 (1803). 


var. b) Supra obscuro-fuscus vel nigrescens, maculis fasciisque griseo- 
flavidis ad latera praesertim confluentibus irregularıter variegatus. 
Anguis jaculus Linne Syst. nat. I, pag. 228, 209 (1758. — Eryx 
jaculus Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 257 (1803). 
var. c) Supra flavo-griseus vel pallide fuscescens, maculıs numerosıs 
atris passim majoribus vix confluentibus. 
Eryx familiaris Eichw. Zool. spec. Ross. et Poln. III, pag. 176, 
2, 1830), 

Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Regel ein ziemlich helles, 
unreines Strohgelb. Die Vorderhälfte des Kopfes ist fast immer 
einfarbig, vom Hinterrande des Auges zieht schief gegen die Mund- 
winkel ein dunkler, am Ende meist winkelig nach vorn umgebogener 
Streifen; auch sind die vorderen Labialia häufig ebenso gesäumt 
oder gewölkt. Die Grundfarbe des Körpers ist auf der ganzen Ober- 
seite durch zahlreiche dunkle Flecken unterbrochen, deren Zahl und 
Gestaltung übrigens in mannigfacher Weise wechseln kann; in den 
meisten Fällen sind sie jedoch mehr in die Breite entwickelt und 
namentlich am Rücken zu unregelmäßigen Ouerbinden ausgebildet, 
die bald isoliert, bald wieder stellenweise zusammenhängend über 
den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze hinziehen. Ähnliche aber 
viel kleinere und unbestimmtere Flecken stehen an den Seiten, sich 
häufig in die Zwischenräume der Rückenbinden teilweise hinein- 
schiebend; doch sind letztere meist nur bei jüngeren Tieren von 
ersteren ziemlich getrennt, während sie im Alter gewöhnlich mit 
ihnen zu einem unregelmäßigen Netzwerk zusammenfließen. Die 
Farbe sämtlicher Flecken und Zeichnungen kann von einem oft 
ziemlich hellen Braun bis zu tiefem Schwarz wechseln. Je nach 
der Größe dieser Zeichnungen ist bald das Hell der Grundfarbe, 
bald das Dunkel der Flecken vorherrschend, so daß in manchen 
Fällen bei Überhandnehmen der letzteren diese zur Grundfarbe 
wird und das ursprüngliche Gelblich die Zeichnungen bildet. Ge- 
wöhnlich sind übrigens die helle und die dunkle Farbe ziemlich 
gleichmäßig verteilt und habe ich ein bedeutendes Überwiegen 
der ersteren überhaupt nur bei sehr großen Stücken beobachtet. 
Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß die ganze Oberseite mit zahl- 
reichen, bald kleineren, bald größeren, meist ziemlich isoliert bleiben- 
den Makeln in unregelmäßiger Weise besetzt ist (Eryx familiaris 


Eryx. 749 


Eich.), während anderseits wieder sämtliche Makeln zu einem bald 
mehr grob- bald mehr feinmaschigen Netzwerk verfließen. Die Unter- 
seite ist schmutzig weißlich oder graugelb, fast immer einfarbig oder 
höchstens mit zerstreuten, schwärzlichen Pünktchen namentlich an 
den Seiten besetzt. 

Das erwachsene Tier erreicht bei Fingerdicke etwa die Länge 
von 50—60 cm; sehr alte Stücke können dieses Ausmaß jedoch 
auch überschreiten, was namentlich hinsichtlich der Dicke oft be- 
deutend der Fall ist. 

Eryx jaculus ist trotz seiner senkrechten Pupille ein echtes Tag- 
tier, das ausschließlich in trockenen Niederungen, auf Steppen und 
Hügeln mit sandigem Grunde und 
dürftiger Vegetation lebt; da er die 
heiße Sonnenglut scheut, so kommt 
er meist nur in den Morgen- oder 
späteren Nachmittagstunden her- 
aus, während er die übrige Tages- 
zeit und die Nacht im Sande ver- 
graben zubringt. Er ist eine starke 
und kräftige Schlange, die trotz 
ihrer mehr plumpen Gestalt doch 
schnell, beweglich und zielsicher 
ist, so daß ihr eine ins Auge ge- 
faßte Beute nicht so leicht entgeht; 
ihre Nahrung besteht hauptsächlich 
aus Eidechsen, Blindschleichen und 
Mäusen, deren sie bei ihrer Ge- 
fräßigkeit eine ziemliche Menge ver- „_ 
tilgt, nachdem sie dieselben früher 
in schnell geschlossenen Windungen 
ihres muskulösen Leibes erdrückt ; 
hat, was sie wohl niemals unter- „- 
läßt. Das Wasser sucht sie niemals 
auf, und da sie nicht nach Art 
der anderen Ophidier schlürfend, Fig. 152. 
sondern wie die Eidechsen trinkt, Eryx jaculus Linne. 
so begnügt sie sich behufs Stillung a Bauchschilder, d Afterschild, 
des Durstes wohl mit dem Ablecken c Schwanzschilder, d Aftersporen. 
der auf den Pflanzen liegenden 
Tautropfen. Sie ist sanft und gutmütig und sucht sich bei Gefangen- 
nahme niemals durch Beißen zu wehren. 

In der Gefangenschaft muß das Tier in einem absolut trockenen 
Terrarium gehalten werden, dessen Boden mit einer mindestens 
15—20 cm hohen Sandlage bedeckt ist, da es sich nur unter solchen 
Verhältnissen wohl befindet. Einer besonders großen Wärme be- 
dürfen übrigens die Gefangenen trotz ihrer südlichen Herkunft nicht, 
und ist eine Temperatur von 18—24°C. vollkommen genügend, 
weshalb auch eine zu starke Besonnung des Käfigs zu vermeiden ist; 
da die Tiere überdies wasserscheu sind und ihren Durst kaum aus 
dem Trinknapf stillen, so ist auch das Hineinstellen eines solchen 





750 F Typhlopidae. 


nicht nötig, wohl aber ab und zu irgend ein Teil des Behälters, aber 
ja nicht der ganze, mittelst einer Brause zu besprengen, wo dann die 
daran haftenden Wassertropfen mit der Zunge aufgenommen werden. 
Die Häutung wird gewöhnlich bei Nacht oder in den frühen Morgen- 
stunden vorgenommen und findet auch bei größter Trockenheit voll- 
kommen anstandslos statt. 

Obwohl man die Gefangenen im allgemeinen selten zu sehen 
bekommt, da sie fast immer im Sande eingewühlt liegen, so kann 
man bei genauerem Zusehen doch bemerken, daß eines oder das andere 
der Tiere mit dem Kopfe bis über die Augen hervorlugt, hiebei jeden- 
falls nach einer sich etwa nahenden Beute spähend; wirft man dann 
irgend ein Futtertier hinein, so schießt die Schlange sofort wie der 
Blitz aus dem Boden hervor und stürzt sich auf ihr Opfer, das auch 
fast in demselben Augenblicke erfaßt und erwürgt ist; der ganze 
Vorgang spielt sich meist mit außerordentlicher und wirklich über- 
raschender Schnelligkeit ab. 

Eryx wird sehr leicht zahm und geht meist schon in den ersten 
Tagen seiner Gefangenschaft ans Futter; bei der starken Freßlust 
dieser Tiere darf dasselbe nicht zu spärlich gereicht werden und 
5—6 Mäuse oder Eidechsen werden oft in wenigen Minuten erwürgt, 
wobei gewöhnlich keine fallen gelassen und wenn der Vorrat er- 
schöpft ist, eine nach der anderen verschlungen wird. Mit anderen 
ihresgleichen zusammengehalten, zeigen diese Tiere einen gewaltigen 
Futterneid und kommt es nicht selten vor, daß eine dieser Schlangen, 
während sie schon ein Tier umschlungen hat, einer Mitgefangenen 
die ebenfalls schon umwundene Beute entreißt. 

Diese dem westlichen Asien angehörende Art ist aus ihrer ursprüng- 
lichen Heimat einerseits über den Bosporus nach Konstantinopel — 
woher ich sie selbst lebend erhielt — und von hier nach Bulgarien 
und Rumänien bis in die Dobrudscha an den Donaumündungen, 
anderseits über die Inseln des Ägäischen Meeres bis auf das Festland 
von Griechenland gelangt, woselbst sie namentlich in Attika nicht 
selten ist. Desgleichen kommt sie auch auf Korfu vor, während sie 
in den Süden des europäischen Rußlands noch nicht vorgedrungen ist. 


4. Familie. Typhlopidae. 
Caput indistinctum, scutis magnis antice tectum. 
Oculi sub cute latentes. 
Os parvum, arcuatum, inferum. 
Corpus supra et subtus sgquamis homogeneis imbricatis tectum. 


Kleine, wurmförmige Schlangen mit etwas abgeplattetem, nach 
rückwärts schwach verdicktem Körper. Der Kopf ist nicht unter- 
schieden, hinten vollkommen von der Dicke des Rumpfes, meist ziem- 
lich flach, mit breiter, stumpfgerundeter oder abgestutzter, am 
Rande oft fast schneidiger Schnauze. Die Mundspalte ist sehr klein, 
hufeisenförmig und vollkommen auf der Unterseite des Kopfes weit 
hinter der Schnauzenspitze gelegen; das Maul ist nicht erweiterbar, 


Typhlopidae. 7517 


die Oberlippe mit ihrem Rande die untere bedeckend. Die kleinen 
nur in geringer Zahl vorkommenden Zähne sind solid und nur in 
einem Kiefer vorhanden, die kleinen Nasenlöcher seitlich, ei- oder 
spaltenförmig, die etwa in der Mitte der Kopflänge liegenden Augen 
verkümmert und nur als sehr kleine dunkle Punkte unter dem sie 
ganz bedeckenden Okularschilde durchscheinend. Der vom Rumpfe 
nicht abgesetzte Schwanz ist äußerst kurz, etwa so lang als breit, der 
sehr weit nach rückwärts gerückte After nach hinten bogig. 

Der Kopf ist nur in seiner Vorderhälfte mit sieben Schildern 
bedeckt, welche so groß sind, daß sie von oben über die Seiten hın bis 
nach unten reichend, die ganze Schnauze etwa von den Augen an bis 
gegen die Mundspalte bedecken. Das größte derselben ist das Rostrale, 
welches auf der Unterseite des Kopfes am Mundrande beginnend, 
bogig über die Schnauzenspitze hinweg bis auf den Oberkopf über- 
gewölbt ist und daselbst in Form einer etwa eiförmigen Platte nach 
rückwärts verschmälert bis weit nach hinten gegen die Stirngegend 
reicht. Der auf der Unterseite gelegene Teil desselben ist wenigstens 
um die Hälfte kleiner als der obere und gegen den Mund zu ebenfalls 
stark verschmälert. Diesem Rostrale schließen sich nach hinten zwei 
andere große Schilder an, welche ebenfalls nach unten herumgebogen 
sind und von verschiedenen Herpetologen verschieden gedeutet 
werden. Das vordere derselben, welches man, da es das Nasenloch 
trägt und zugleich auch auf die Stirne reicht, das Frontonasale nennen 
könnte, ist viel höher als lang, nach oben bedeutend verschmälert, 
dem Rostrale fast in seiner ganzen Erstreckung zu beiden Seiten 
angefügt, sein schief und ziemlich breit abgestutzter Hinterrand 
auf der Oberseite des Kopfes von dem der anderen Seite durch zwei 
schuppenartige, etwa halbkreisförmige Schildchen getrennt, sein 
hinterer Seitenrand deutlich nach vorn gebuchtet. Das nun folgende, 
etwas kleinere Zügelschild ist ebenfalls viel höher als lang, mit ziem- 
lich senkrecht abgestutztem Hinterrande. Die Okularia sind etwa 
halb so hoch und viel schmäler als die Frenalia, hinten stark bogig 
gerundet, die Augen in ihrem Vorderwinkel gelegen, ihre bis gegen 
die Kopfmitte hinaufreichenden äußersten Spitzen durch ein großes, 
schuppenartiges Schildchen von einander getrennt, sein Oberrand von 
einem schief gestellten, gerundet rechteckigen Supraokulare über- 
lagert. Außer diesen Schildern ist der ganze Körper sowohl oben als 
unten mit sehr fest anliegenden, flachen Schindelschuppen bedeckt, 
welche stets vollkommen glatt, hinten bogig gerundet, etwa doppelt 
so breit als lang und am Rücken etwas größer als an den Seiten sind. 
Die Kinnfurche ist niemals vorhanden, die Zunge ziemlich lang vor- 
streckbar, am Ende in zwei Spitzen ausgezogen. 

Die hieher gehörigen Tiere leben unter Steinen und ım feuchten 
Erdreich, wo sie nach Art der Regenwürmer Gänge wühlen und auf 
kleine Würmer und Kerbtiere Jagd machen. In Europa sind sie nur 
durch eine einzige Gattung vertreten. 


7 5 2 Typhlopidae. 


I. Gattung. Typhlops. 
Schneider histor. amphib. II, pag. 339 (1799). 


Scutum vostrale maximum, frontonasale et frenale magna. 


Gula tota squamosa, scutis submaxillarıbus et sulco gulari 
deficientibus. 
Cauda brevissima, conica, deorsum subcurvata. 


Der Kopf ist nach vorne etwas verschmälert mit stark gewölbter, 
am Ende breit zugerundeter Schnauze, die Seitenschilder desselben von 
der Mundspalte durch eine Schuppenreihe getrennt. Der Schwanz ist 
an seinem abwärts gelegenen Ende mit einer spitzkegelförmigen 
Schuppe versehen. 

Die einzige Art lebt im südöstlichsten Europa. 


1. Typhlops vermieularis: Supra fusco-flavescens, subtus flavidus, 
squamis dorsalibus apice nigro-punctatis. — Long. 25—30 cm. 
Anguis lumbricalis Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. VII, 
pag. 308 (1803). — Typhlops vermicularis Merr. Syst. amphib. 
pag. 158, ı (1820). — Typhlops lumbricalis Cuv. regne anim. 
II, pag. 74, nota ı (1829). — Typhlops flavescens Bibr. Bory 
Expedit. scientif. Moree III, pag. 72, 19, tab. 13, fig. 3 (1836). — Argy- 
rophis vermicularis Gray Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 137 (1845). 
— Typhlops. vermicalis Brehm illustr. Tierleb. V, pag. 189 

(1869). 


Der ganze Körper ist mehr oder weniger glänzend, im Leben 
schön fleischrot, konserviert gelbbraun oder lederfarben, oben in der 
Regel dunkler, mehr ins Braune geneigt, 
unterseits dagegen lichter, hellgelb oder 
weißlich. Die Rückenschuppen sind 
vor ihrem Ende mit einem schwärzlichen 
Punkte versehen. Der Schwanz ist 
stumpf kegelförmig, fast so lang wie 
breit, der etwa federkieldicke Körper 
meist 20—25 cm lang; dieser besitzt 
rundherum 2I—24, jener nur zwölf 
Schuppenreihen. 

Das Tier ist in Europa bisher nur 
in Griechenland gefunden worden, wo 
es sowohl auf dem Festlande, als auch 
auf den Inseln vorkommt und etwa bis 
zum 40. n. B. hinaufgeht. 

Typhlops ist trotz seiner Blindheit 
durchaus nicht stumpfsinnig und steht 
an Lebhaftigkeit und Behendigkeit den 

Fig. 153. anderen Schlangen, denen er auch in 

Typhlops lumbricalis Daud. der Art seiner Bewegung und in dem 
beständigen Züngeln gleicht, in keiner 

Weise nach. Er ist im Verhältnis zu seiner Körpergröße kräftig, 
wickelt sich fest um den Finger der ihn haltenden Hand, und stemmt 





Typhlops. 753 


sich beim Fange mit solcher Kraft gegen die Wände des von ihm 
bewohnten Erdganges, daß es geratener ist ihn lieber auszugraben 
als gewaltsam herauszuziehen, da man ihn sonst leicht abreißen 
kann; beim Kriechen pflegt er den Kopf etwas über den Boden zu 
erheben. 

Über Fortpflanzung und Gefangenleben ist mir nichts bekannt; 
doch dürfte sich das Tier weniger zur Haltung eignen, da es fast immer 
in der Erde vergraben oder unter Steinen im Teller eingerollt liegt. 
Zur Fütterung werden eventuell wohl am besten Regenwürmer zu 
verwenden sein. 


Schreiber, Herpetologia europaea. 48 


IV. Ordnung. Chelonia. 


Corpus in testa clausum. 
Os endentulum. 
Digiti nunguam libert. 


Der Körper ist breit, scheibenförmig, von einer knöchernen, 
knorpeligen oder lederartigen Schale umgeben, welche nur vorn und 
hinten eine Öffnung zum Durchtritt des Kopfes, der Gliedmaßen und 
des Schwanzes frei läßt. Der Kopf ist im Allgemeinen kurz und 
plump, hinten am breitesten und gerade abgestutzt, nach vorn bald 
mehr, bald weniger verengt oder zugespitzt, im Durchschnitt von 
etwa vierseitig pyramidenförmiger Gestalt. Die Kiefer und auch der 
Gaumen sind niemals bezahnt, erstere aber am Rande schneidig 
geschärft und mit hornigen Scheiden überzogen; diese als Ober- 
schnabel (Rhinotheca) und Unterschnabel (Gnathotheca) 
unterschiedenen Hornüberzüge sind bald ganzrandig, bald gekerbt 
oder selbst kammartig gesägt, in der Mitte oft in eine sehr scharfe 
Spitze ausgezogen und vor derselben namentlich am Oberschnabel 
häufig mit größeren, zahnartigen Vorsprüngen oder Ausschnitten 
versehen. Die Nasenlöcher sind verhältnismäßig klein, ziemlich 
nahe bei einander ganz vorn an der Schnauzenspitze gelegen, die 
Augen stets mit deutlich längs- oder querspaltigen Lidern versehen, 
das Ohr bald nach außen geöffnet, bald von der allgemeinen Körper- 
haut überzogen. Der Hals ist immer gut ausgebildet, obwohl an 
Länge sehr wechselnd, seine meist ziemlich schlaffe Haut oft quere 
Runzeln oder Falten bildend, in welche dann der Kopf nach Art einer 
Kapuze zurückgezogen werden kann. Die Zahl der Gliedmaßen 
beträgt ausnahmslos vier, die Form derselben ist jedoch manchen 
Abänderungen unterworfen; niemals sind übrigens die Zehen frei, 
sondern stets durch Spannhäute oder selbst durch vollständige Ver- 
wachsung mit einander bis zu den Krallen verbunden. Was die Form 
der Füße selbst anbelangt, so können hier im Ganzen vier Formen 
unterschieden werden, die wir mit dem Namen der Flossen-, 
Ruder-, Klump- und Schwimmfüße bezeichnen. Nur 
bei den letztgenannten (Fig. 154 d) allein können die einzelnen Zehen 
als solche unterschieden werden und sind auch einer wenigstens teil- 
weise gesonderten Bewegung fähig, obwohl sie auch hier durch derbe 
Spannhäute bis zu den Krallen verbunden sind; bei allen anderen 
Arten der Füße sind jedoch die Finger durch Verwachsung meist 
so innig mit einander verschmolzen, daß man dieselben für sich gar 
nicht mehr unterscheiden kann, und der ganze Fuß eine zusammen- 


Chelonia. 25 


hängende ungegliederte Masse bildet; ist derselbe dabei von mäßiger 
Länge, mehr oder weniger rundlich und mit ziemlich wohl entwickelten 
Krallen versehen, so heißt er Klumpfuß (Fig. 154 c); ist er be- 
deutend verlängert und abgeplattet, so nennt man ihn Ruder- 
fuBß (Fig. 154 d), während der Flossenfuß (Fig. 154 a) im Gegen- 
teil verkürzt, sehr stark abgeflacht und schaufelartig verbreitert ist. 
Ruderfüße kommen übrigens nur an den vorderen, Flossenfüße nur 
an den hinteren Gliedmaßen vor, auch sind an beiden die Nägel meist 
mehr oder weniger verkümmert und in der Regel höchstens in der Zwei- 
zahl vorhanden. Der Schwanz ist von sehr verschiedener Länge, sein 
Ende in manchen Fällen mit 
einem hornigen Nagel versehen. 

Die Haut der Schildkröten 
is6 immer derb wund-in.: der 
Regel mit schuppen- oder 
tafelartigen, oft ziemlich dicken 

Oberhautgebilden bedeckt, 
welche am Kopfe in vielen 
Fällen bald mehr, bald weniger 
regelmäßige Schilder bilden, 
die im Allgemeinen ebenso 
wie bei den Schlangen und 
Eidechsen benannt werden. 
Obwohl die Beschilderung des 
Kopfes bei den Cheloniern im 
Ganzen weit weniger Bedeu- 
tung hat, als bei den anderen Fig. 154. 

Reptilien, da sie nicht immer a Flossenfuß von Dermochelys coriacea, 
so beständig und regelmäßig b Ruderfuß von Thalassochelys caretta, 
ist und namentlich mit zu- ° Klumpfuß von Testudo graeca, d Schwimm- 
nehmendem Alter durch Ver- le ne 
schmelzung der Schilder oft ganz verwischt wird oder nur schwer zu 
deuten ist, so wollen wir doch die hieher gehörigen Verhältnisse 
etwas näher betrachten. 

Wenn wir zu dem Ende den Kopf einer Seeschildkröte, an dem 
sich die Beschilderung meistens am besten entwickelt zeigt, wählen, 
so finden wir denselben oben von einer übrigens bei verschiedenen 
Arten sehr wechselnden Anzahl teils paariger, teils unpaariger Schilder 
bedeckt, wovon im Allgemeinen die Zahl der ersteren stets bedeutend 
größer als die der letzteren erscheint. Was die paarigen Schilder 
anbelangt, so bemerken wir von vorn nach rückwärts schreitend, 
zuerst unmittelbar hinter den Nasenlöchern ein mit dem Namen 
der Präfrontalia bezeichnetes Schilderpaar (Fig. 155, A, b); 
manchmal ist jedes dieser Schilder in zwei hintereinanderliegende 
Teile geschieden, in welchem Falle man dann nur das hintere als Prä- 
frontale, das vordere hingegen als Nasale benennt (Fig. 155, 
B,a,b). Zwischen den Präfrontalen, abgesehen davon ob sie 
einfach oder geteilt sind, sieht man oft ein unpaariges Schildchen, 
das sogenannte Internasale, eingeschlossen (Fig. 155, B, c). 
Auf diese jetzt genannten Schilder folgen dann zwei in der Regel 

48* 





756 Chelonia. 

unmittelbar aneinander stoßende unpaare Schilder, von denen das 
vordere und gewöhnlich kleinere das Stirnschild (scutum fron- 
tale, Fig. 155, A, B, e), das hintere meist bedeutend größere aber das 
Syncipitalschild (scuum syncipitale, Fig. 155, A,B,f) 
heißt. An das Frontale schließt sich dann nach rechts und links das 
oft in zwei oder auch mehrere Teile zerfallende Supraokulare 
(Fig. 155, A, B,d) und an das Syncipitale das häufig ebenfalls in 
zwei Teile getrennte Parietale (Fig. 155, A, B,g) an. Hinter 
dem Syncipitale und zwischen die Parietalia eingeschoben finden sich 
dann ein oder zwei Paar Occipitalia 
(Fig. 155, A, B, h), welche in manchen 
Fällen noch ein unpaares Interoc- 
cipitalschild zwischen sich 
haben (Fig. 155, B, ?). 

Was ferner die Seiten des Kopfes 
... anbelangt, so sind hier die Verhältnisse 

“ noch einfacher, indem der Schnauzen- 
und Kieferteil fast ganz durch die 
hornigen Schnabelscheiden bedeckt 
werden, und gewöhnlich nur die 
Schläfengegend mit bei den einzelnen 
Familien übrigens sehr wechselnden 
Schildern bekleidet ist. 

Ein in systematischer Beziehung 
sehr wichtiger Bestandteil des Schild- 
krötenkörpers ist die Schale (testa), 
welche bei allen ohne Ausnahme aus 





zwei Teilen, der Ober- oder 
Fig. 155. Rückenschale (testa dorsalis, 
carapax) und der Brust- “oder 


A Chelone mydas, 3 Thalassochelys 


EN Bauchschale (esta ventralis, ster- 


Beide Teile können 


a Scuta nasalia, b sc. praefrontalia, 

c scutum internasale, d scuta supra- 

ocularia, (d, anteriora, d, posteriora), 

e scutum frontale, / sc. syncipitale, 

g scuta parietalia (g, anteriora, 

g, posteriora), A sc. occipitalia, 
i scutum interoccipitale. 


num) besteht. 
natürlich in Form und Gestaltung 
mannigfaltig abändern, obwohl die 
Rückenschale die Bauchschale an 
Größe stets übertrifft und hinsichtlich 
der Form auch immer mehr weniger ge- 


wölbt und erhaben ist, während die 
Brustschale stets flach oder namentlich im männlichen Geschlechte 
selbst schwach konkav oder eingedrückt erscheint. Beide Schalen sind 
ferner teils durch feste Knochennähte (Symphyse) vollkommen unbe- 
weglich mitsammen verwachsen, teils wieder durch Knorpel- oder Haut- 
massen untereinander vereinigt und dann natürlich auch einer aller- 
dings sehr geringen Bewegung fähig. Auch kann jeder dieser Panzer- 
teile selbst wieder aus einzelnen, der Quere aneinander stoßenden 
Stücken zusammengesetzt sein, was übrigens bei den europäischen 
Arten nur bei der Brustschale der Fall ist. Was nun die Oberfläche 
dieses Panzers betrifft, so ist derselbe nur in Ausnahmefällen mit einer 
ununterbrochenen und durchaus zusammenhängenden Hautschichte 
bedeckt, sondern gewöhnlich mit ziemlich leicht ablösbaren poly- 


Chelonia. 757 
gonalen Horntafeln oder Schildern (scuta) bekleidet, welche das 
sogenannte Schildpatt bilden und hinsichtlich ihrer Form und 
Zahl, sowie auch in Rücksicht ihrer gegenseitigen Lage für die 
Systematik sehr brauchbare Anhaltspunkte abgeben. Bei den meisten 
dieser Tafeln kann man eine in der Fläche derselben liegende Stelle 
unterscheiden, welche durch besondere Glätte oder Erhabenheit über 
ihre Umgebung schärfer hervortritt und häufig auch von mehr oder 
weniger konzentrischen Streifen oder Furchen umgeben ist; diese 
Stelle, von der das Wachstum der Horntafeln ausgeht, heißt das 
Mittelfeld oder de Areola, und die dasselbe umgebenden 
Linien werden Anwachsstreifen genannt. Außerdem können 
noch die einzelnen Schilder von einem bald mehr, bald weniger 
deutlichen Längskiel (carina) durchzogen sein, ein Umstand, 
der namentlich bei jüngeren Tieren häufiger gefunden wird. 

Wenn wir nun die Anordnung der einzelnen Hornplatten auf den 
beiden Schalen untersuchen, so finden wir zunächst am Rückenpanzer 
eine Summe von die äußerste Begrenzung 
desselben bildenden Tafeln, welche eine 
andere, meist geringere Anzahl von 
Schildern umgeben; die ersteren bilden 
die sogenannten Rand- oder Margi- 
nalschilder (scuta marginalia, Fig. 156, 
Io—22), die letzteren hingegen in ihrer 
Gesamtheit die Scheibe oder den Dis- 
cus (Fig. 156, I—9). Hier werden die 
längs der Rückenmitte hinziehenden 
Platten als Wirbelschilder /(scuta 
vertebralia, Fig. 156, I—5), die links und 
rechts daran stoßenden aber als Rippen- 
schilder (scuta costalia, Fig. 156, 6—9) 
unterschieden. Auch bezeichnet man 
noch die einzelnen Randschilder nach 





ihrer Stellung mit verschiedenen Namen: Pe 

so wird die unmittelbar über dem Halse une See 

stehende unpaare Platterdas Nacken-.)29, Scheibe ‚(diseus), yoz 22 
: - Rand (margo), ı—5 Wirbel- 

schild (scutum nuchale, Fig. 156, IO), schilder (te ed 


die zwei ihm entgegengesetzten am 
Hinterende der Schale gelegenen werden 
die Schwanzschilder (scuta supra- 
caudalia, Fig. 156, II) genannt. Die an 
das Nuchale links und rechts grenzenden 
heißen die Halsrandschilder (scuta 
margino-collaria, Fig. 156, I2), die näch- 
sten über den Vorderbeinen stehenden, 
die Armrandplatten (scuta margino- 


6—9 Rippenschilder (sc. costa- 
lia), ro Nackenschild (sc. nuchale), 
ır Schwanzschilder (scuta supra- 
caudalia), ı2 Halsrandschilder 
(scuta margino-collaria), 13, 14 
Armrandschilder (sc. margino- 
brachialia), 15—ıg Seitenrand- 
schilder (sc. margino-lateralia), 
20— 22 Schenkelrandschilder (sc. 
margino-femoralia). 


brachialia, Fig. 156, 13,14), die über der Einlenkung der Hinterbein 
befindlichen de Schenkelrandschilder (scuta margino- 
femoralia, Fig. 156, 20, 22), und die zwischen den beiden letzt- 
genannten am Seitenrande der Schale liegenden endlich die Seiten- 
randschilder (scuta margino-lateralia, Fig. 156, I5—IY). 


7 5 8 ’ Chelonia. 


Die Unterschale enthält in der Regel eine geringere Anzahl von 
Schildern als der Rückenpanzer und ist von diesem auch noch da- 
durch unterschieden, daß bei ihr sämtliche Platten fast immer paarig 
vorhanden sind. Es können hier in den meisten Fällen sechs hinter- 
einanderliegende Paare unterschieden werden, welche von der Mitte 
nach vorn und hinten zu an Größe und namentlich an Breite immer 
merklich abnehmen und in nachfolgender Weise benannt werden: 
die ersten, unmittelbar unter dem Halse gelegenen Schilder heißen 
die Kehlschilder (scuta gularia, Fig. 157, I), die darauf folgen- 
den die Armschilder (scua humeralia, Fig. 157, 2). An 
diese schließen sich dann nach hinten 
in aufeinanderfolgender Reihe die 
Brust- (scuta pectoralia, Fig. 157, 3), 
dann die Bauch- (scuta abdominalia, 
Fig. 157, 4), die Schenkel- (scuia 
femoralia, Fig. 157, 5) und endlich die 
Afterschilder (scufa analia, Fig. 
157, 6) an. Die Verbindung der Brust- 
mit der Rückenschale wird teils durch 
unmittelbares Aneinanderstoßen der 
betreffenden Platten, teils aber auch 
durch kleinere, zwischen beide Schalen 
eingeschobene Schilder gebildet, von 
denen man namentlich ein unter den 
Achseln befindliches als Achsel- 
schild (scutum axıllare, Fig. 157, 7), 
und ein über den Schenkeln gelegenes 
als Leistenschild (scutum ingui- 
nale, Fig. 157, 8) bezeichnet. In 

manchen Fällen findet sich die Ver- 
gr nn ae bindung der beiden Panzerstücke auch 
a ER AN durch eigene Randschilder hergestellt, 
Armschilder (sc. humeralia), welche sich den mittleren der bisher 
Brustschilder (sc. pectoralia), genannten Platten nach außen an- 
nn (se. N legend, dann als untere Rand- 
enkelschilder sc. jemoralla), - 7 . 
Ace (sc. nn), zAchse. Schilder (scua inframarginalia, 
schilder (sc. axillaria), 8 Leisten- Fig. 158, 9—13) unterschieden werden. 
schilder (sc. inguinalia). Auch schließen mitunter die beiden 
Gularschilder noch ein einzelnes, un- 
paariges und meistens dreieckiges Schildchen zwischen sich ein, welches 
mit dem Namen des Zwischenkehlschildes (scutum inter- 
gulare, Fig. 158 I4,) bezeichnet wird. 

Die Schildkröten sind träge und langsame Tiere, welche teils 
im Wasser, teils auf dem Festlande leben und sich vorzugsweise von 
animalischen, manchmal aber auch von vegetabilischen Stoffen 
ernähren ; sie legen sämtlich kugelförmige, mit einer lederartigen Schale 
überzogene Eier, welche von den Weibchen oft in großer Anzahl an 
geeigneten Stellen in den Boden verscharrt werden. Die eben aus- 
gekrochenen Jungen haben noch eine weiche, knorpelartige Schale, 
welche aber durch allmählich zunehmende Kalkablagerung in Bälde 





Fig. 157. 


wnawN H 


Chelonidae. 


759 


erhärtet. Die Lebenszähigkeit der hieher gehörigen Tiere ist eine ganz 
außerordentliche, und man sieht sie oft die furchtbarsten Verwun- 
dungen und Verstümmelungen scheinbar mit Gleichmut durch lange 


Zeit ertragen. Eine eigentliche 

Stimme kommt den Schildkröten 

nicht zu, doch lassen alle in 

der Erregung ein bald mehr, 
bald weniger lautes Zischen ver- 
nehmen. 

Die zu unserer Fauna ge- 
hörenden Chelonier zerfallen in 
zwei Familien, welche sich in 
nachfolgender Weise leicht unter- 
scheiden lassen: 

A. Vorderbeine sehr lang, ruder- 
förmig, in den Ellenbogen- 
gelenken nach rückwärts ge- 

- krümmt, die hinteren viel 
kürzer, breit, flossenförmig. 

Füße höchstens mit zwei 

Krallen. Panzer nach rück- 

wärts sehr deutlich verschmä- 

lert, ei- oder herzförmig. Kopf, 

Gliedmaßen und Schwanz 

nicht zurückziehbar, ersterer, 

ohne sichtbares Trommelfell, 
letzterer sehr kurz, stummel- 
artig, die Rückenschale nicht 
oder nur wenig überragend 
I. Fam. Chelonidae. 





Se 
Fig. 158. 


Thalassochelys caretta Linne. 
(Bauchschale.) 


9—ı3 untere Randschilder (scuta infra- 

marginalia), 14 Zwischenkehlschild (scu- 

tum intergulare). — Die anderen Ziffern 

haben dieselbe Bedeutung wie in der 
vorigen Figur. 


B. Beine ziemlich gleich lang, vorne mit fünf, hinten mit vier Krallen. 
Schale nach rückwärts niemals merklich verengt, Kopf, Beine 
und Schwanz unter dieselbe zurückziehbar; ersterer mit freiem 
Trommelfell und oben höchstens bis hinter die Augen beschildert. 
Discus immer mit dreizehn Hornplatten 


2,:Fam.: Test udinsdae 


1. Familie. Chelonidae. 


Pedes cum capıte caudaque haud retractiles, ıllorum antici 
maxımi, remiformes, retroflexi, postici multo minores, pin- 
niformes, plantarum et palmarum digiti ad summum duo. 


Tympanum latens. 


Cauda brevissima, vix prominens. 
Testa postice attenuata, ovalis aut subcordata. 


Große oder sehr große Tiere mit flach gewölbter, hinten stark 
verschmälerter Schale, die stets bedeutend länger als breit und von 


etwa ei- oder selbst herzförmiger Gestalt ist. 


Der kurze, fast vier- 


7 60 Chelonidae. 


seitige Kopf ist etwa in der Augengegend so hoch als breit, mit sehr 
kleinen, unter Wasser namentlich in der Jugend vollkommen ver- 
schließbaren Nasenlöchern. Die Augen sind groß und vorspringend, 
die Lider meist schief oder fast senkrecht gespalten, das Trommelf£ell 
nicht sichtbar. Die Kiefer sind kräftig, schneidig geschärft, am Rande 
oft gesägt oder mit vorspringenden spitzen Zähnen versehen, der den 
Unterschnabel umfassende Oberschnabel stets nach abwärts, jener 
meist nach aufwärts gekrümmt. Der kurze und dicke Hals ist mit 
quer herumlaufenden Runzeln oder Hautfalten versehen und nur 
unvollkommen zurückziehbar. Die Gliedmaßen sind untereinander 
an Länge sehr verschieden, von oben bald mehr, bald weniger zu- 
sammengedrückt; die vorderen sind sehr entwickelt, ruderförmig, 
in den Ellenbogengelenken nach rückwärts gekehrt, der Oberarm 
sehr kurz, der Unterarm hingegen viel länger und mit den Füßen und 
Zehen zu einer zusammenhängenden, ungegliederten Masse ver- 
schmolzen, an der höchstens zwei am Außenrande stehende kurze 
Krallen vorkommen. Die Hinterbeine sind bedeutend kürzer, noch 
mehr abgeplattet, fast schaufel- oder flossenartig und ebenfalls 
höchstens zwei krallig; sämtliche Gliedmaßen können unter den Panzer 
nicht zurückgezogen werden. Der Schwanz ist sehr kurz, kegel- 
förmig, das Ende der Oberschale nicht oder nur wenig überragend. 

Der Kopf ist oben bis einschließlich zum Hinterhaupte mit 
großen polygonalen Schildern bedeckt, die aber ebenso bei den 
einzelnen Arten, als auch nach dem Alter ziemlich veränderlich sind; 
desgleichen sind die Seiten des Kopfes namentlich in der Schläfen- 
gegend mit gewöhnlich nicht sehr zahlreichen unregelmäßigen Tafeln 
bekleidet, von denen die an den hinteren Rand des Auges stoßenden 
die Postokularia, die anderen aber die Schläfen- oder 
Temporalschilder genannt werden; manchmal ist auch noch 
der Vorderrand des Auges von Schildern begrenzt, die man dann 
als Praeokularia unterscheidet. Was die übrigen freien Körper- 
teile betrifft, so sind die Schultern, Achseln und die Schenkel an der 
Wurzel immer nackt, sonst aber der Schwanz und die Gliedmaßen 
wenigstens bei jüngeren Tieren mit gewöhnlich ziemlich flachen, 
unregelmäßig vielseitigen Schildern bedeckt, welche in der Regel an 
der Schneide der Beine am entwickeltsten sind. 

Die Schale ist entweder durch die ganze Lebenszeit weich und 
lederartig und dann im Alter vollkommen glatt, in der Jugend aber 
mit zahlreichen polygonalen Schildern bekleidet, oder aber hart und 
knöchern und in gewöhnlicher Weise mit großen, symmetrisch an- 
geordneten Hornplatten bedeckt. Diese sind immer glatt, in der Regel 
flach, manchmal aber auch gekielt und teils mit ihren Rändern an- 
einander stoßend, teils auch auf der Scheibe dachziegelartig ge- 
schindelt, Areolen und Anwachsstreifen fehlen oder sind höchstens 
bei ganz jungen Tieren mitunter in Spuren vorhanden. Die Ober- 
schale ist nach vorn zu immer deutlich zusammengezogen, über dem 
Halse bald abgestutzt, bald mehr oder weniger ausgerandet; die 
Scheibe enthält 13 bis 2I, der Rand 25 bis 27 Schilder; das Nuchale 
ist quer, viel breiter als lang, das Supracaudale immer doppelt. Das 
Brustschild ist vorn und hinten stets deutlich zusammengezogen, sein 


Dermochelys. 761 


Mittelteil aus I2 in zwei Längsreihen gestellten Schildern gebildet, 
welche meist am Vorderrande noch ein dreizehntes, unpaares Inter- 
gulare einschließen. Die Verbindung der Unterschale mit der Ober- 
schale wird durch eigene Inframarginalschilder bewerkstelligt, welche 
zu beiden Seiten des Mittelteiles eine Reihe von vier bis sechs ziemlich 
gleichgroßen, meist vier- oder fünfeckigen Platten bilden. 

Alle Mitglieder dieser Familie sind Seetiere, welche besonders 
die tropischen Meere bewohnen; sie kommen nur zum Zwecke des 
Eierlegens, dann aber oft in sehr großen Gesellschaften ans Land 
und sind außerordentlich fruchtbar. Ihre Lebensweise ist im All- 
gemeinen noch wenig bekannt, doch sollen sie vorzugsweise Pflanzen- 
stoffe verzehren, eine Behauptung, welche durch die überaus kräftigen 
und mit spitzen Zahnausschnitten bewaffneten Kiefer einiger Arten 
allerdings nicht sehr unterstützt zu werden scheint. 

Die bisher in Europa beobachteten Seeschildkröten sind, etwa 
mit einer einzigen Ausnahme, nur als Gäste zu betrachten, welche 
zeitweise durch Stürme von ihren eigentlichen Wohnbezirken in 
unsere Breiten verschlagen werden. Die hier in Betrachtung kommen- 
den Arten gehören zu drei Gattungen, welche in nachfolgender Weise 
unterschieden werden können: 

A. Panzer hart und knöchern, mit polygonalen Hornplatten be- 
deckt, die Oberschale mit der unteren durch Inframarginal- 
schilder verbunden. Vorderbeine höchstens bis zur Körper- 
mitte reichend, Füße wenigstens mit je einer Kralle. 

I. Scheibe der Rückenschale mit 13 Schildern, Nuchale tra- 
pezisch, Costalen jederseits 4, Brustschale breit, ihre Humeral, 
Pectoral-, Abdominal- und Femoralplatten durch die Infra- 
marginalen mit der Oberschale verbunden. Supraokulare 
einfach. Interoccipitale und Internasale fehlend 

3 Gatt.!Gh &lo.n&;  Brogn. 

II. Scheibe der Rückenschale mit 15 Schildern. Nuchale sechs- 
eckig, Costalen jederseits 5, Brustschale schmal, ihre Pectoral-, 
Abdominal- und Femoralplatten durch die Inframarginalen 
mit der Oberschale verbunden. Supraokulare geteilt, Inter- 
nasale und Interoccipitale meistens vorhanden. 

2, Gatt«Eh’zlasısio.ch elys.-Eilze 

B. Panzer weich, lederartig, nicht mit hornigen Schildern bedeckt, 
von zusammenhängenden Längskielen durchzogen. Vorder- 
beine weit über die Mitte des Körpers zurückreichend, Füße 
krallenlos. Oberschnabel in der Mitte tief ausgeschnitten und 
mit scharfem Zahn beiderseits dieser Ausrandung. 

I. Gatt. Dermochelys Blain. 


I. Gattung. Dermochelys. 

Blainville Journ. d. Phys. LXXXIII, pag. 259 (1816). 

Sphargis Merr. Syst. amphib. pag. ıg, 2 (1820). 

Coriudo Fleming Phil. Zool. II, pag. 271 (1822). 
Dermatochelys Wagler, natürl. Syst. d. Amphib. pag. 133, 2 (1830). 
Testa coriacea, per longitudinem carinata. 
Pedes mutici, anteriores corporis fere longitudine. 
Rhinotheca tripartıta. 


762 Chelonidae. 


Der Panzer ist weich, lederartig, die Ober- und Unterschale aus 
einem Stück bestehend, die Scheibe und der Rand nicht zu unter- 
scheiden. Die rippenartig verlängerten Querfortsätze der Wirbelsäule 
und die Rumpfwirbel sind frei, nicht mit dem Panzer verwachsen. 
Die Rückenschale ist herzförmig, vorne rundlich ausgeschnitten, 
hinten in eine spitze, den Schwanz bedeckende Supracaudalpartie 
verlängert. Sie ist von sieben Längskielen durchzogen, im Alter 
vollkommen glatt, in der Jugend jedoch mit zahlreichen, meist ziem- 
lich flachen, mosaikartig aneinander stoßenden Knochenstücken 
besetzt. Die wenigstens in der Mitte stets weiche Bauchschale zeigt 
fünf Längsreihen von Knochenschildern. Der in der Jugend regel- 
mäßig beschilderte Kopf ist im Alter glatt, desgleichen sind auch die 
Beine und die Körperhaut bei kleinen Stücken durch sich durch- 
schneidende zahlreiche Furchen in polygonale, schilderartige Felder 
zerteilt, die aber mit zunehmendem Wachstum allmählich verschwin- 
den. Der Unterschnabel ist scharf spitzig nach aufwärts gerichtet 
und paßt in einen entsprechenden, tief winkeligen Querschnitt des 
Oberkiefers hinein; zu beiden Seiten des letzteren findet sich je ein 
großer, spitz dreieckiger und etwas schief nach rückwärts und ab- 
wärts gerichteter Zahn. Die Vorderbeine sind bis gegen das Schalen- 
ende nach rückwärts verlängert, die Füße alle krallenlos. 

Die Gattung enthält nur eine einzige Art. 


1. Dermochelys eoriacea: Fuscescens vel nigrescens, aut concolor, aut 
flavo-variegata, collo et capite subtus pallidioribus. — Long. 2 m. 


Testudo coriacea Linne Syst. Nat. I, pag. 350 (1766). — Testudo 
arcuata Castesby Nat. Hist. Carol. II, pag. 40 (1771). — Chelonia 
coriacea Schweigg. Prodr. pag. 20 (1840). — Sphargis mercu- 
rialis Merr. Syst. Amphib. pag. 19, ı (1820. — Coriudo coria- 
cea Harlan Journ. Ac. Phil. VI, pag. 37 (1827). — Dermochelys 
atlantica Lesueur in Cuv. Regne anim. II, pag. 14 (1829). — Der- 
matochelys coriacea Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 133, 
tab, 1, fg. 123, juv. (1836), — Sphargis’tuberculata2Gey 
Synops. Reptil. I, pag. 51 (1831). — Dermatochelys porcata 
Fitzing. Syst. Reptil. I, pag. 30 (1843). — Sphargis coriacea Schreib. 
Herpetol. europ. I, pag. 509 (1875). — Dermochelys coriacea 
Bouleng. Catal. Chelon. Rhynchoc. a. Crocod. pag. Io, I (1889). 
adult. Testa corporeque glabris. 


juv. Testa cum corpore scutellis numerosis irregularıbus tecta. 


Die Schale ist etwa herzförmig, um ein Drittel länger als breit, 
die obere vorn über dem Halse und den Oberarmen sehr deutlich 
ausgerandet, hinten stark dreieckig verschmälert, die äußerste Spitze 
selbst etwas abgestutzt. Da übrigens der Hals und die Schultern 
knapp an die Schale anliegen, so sind die an deren Vorderrande be- 
findlichen Einbuchtungen wenig auffallend, indem sie, wenigstens in 
der Jugend, fast mit der Schale verschmelzen, da der Körper eben 
nicht unter der Schale liegt, wie bei den anderen Schildkröten, son- 
dern mit seinen freien Teilen der Schale gleichsam aufgesetzt und 
genau angepaßt erscheint, und nicht von dem Panzer wie gewöhn- 
lich mehr oder weniger überragt oder gedeckt wird. Diese Oberschale 
wird nun von sieben erhabenen Längskielen durchzogen, von denen 


Dermochelys. 763 


einer über die ganze Mittellinie, je einer längs des Außenrandes, 
und zwei andere jederseits zwischen den drei erstgenannten in von 
einander ziemlich gleicher Entfernung hinziehen. Die Unterschale 
ist vorn etwa viereckig abgestutzt, hinten in stumpfem Winkel ver- 
längert und mit fünf erhabenen Kielen durchzogen, deren einer in 
gerader Richtung über die Mittellinie, die vier anderen aber zu je 
zweien beiderseits des früheren bogig über die Seitenteile der Schale 
verlaufen. Bei ganz jungen Stücken weicht hier der eigentlich aus 
zwei Teilen zusammengesetzte Mittelkiel in der Nabelgegend mehr 
oder weniger auseinander, die äußersten reichen bis zu den Vorder- 
beinen und die zwischen dem Außen- und Mittelkiel hinziehenden 
sind gewöhnlich am höchsten, machen an den Vorderbeinen ange- 
langt einen stumpfen Winkel nach innen und stoßen am Vorderende 
der Schale mit dem Mittelkiel unter ziemlich spitzem Winkel fast 
oder auch ganz zusammen. 
Der Panzer ist bei jüngeren 
Tieren weich und lederartig, 
wird aber mit zunehmendem 
Alter allmählich härter und 
knöchern, was zuerst bei der 
Rücken-, später aber auch 
bei der Bauchschale eintritt, 
bei welcher nur der mittlere 
Teil — da hier das Ento- 
plastron fehlt — durch das 
ganze Leben hindurch weich 
bleibt. Die die Längskiele 
bildenden Tuberkeln sind je- 
doch stets hart und knöchern. 
Der Kopf ist etwa so lang 


a 





als hinten breit, oben schwach Fig. 158. 
konvex, vorn etwas zusam- Dermochelys coriacea Linne (juv.). 
mengedrückt, die Augenlider a Brustschale. 


fast senkrecht gespalten, im 

geschlossenen Zustande das hintere das vordere bedeckend. Der 
Hals ist kurz und dick, die Beine sehr stark abgeplattet, die 
vorderen in der Jugend bis zum Schalenende reichend, der Schwanz 
sehr kurz, kompreß, das spitze Schalenende kaum überragend. 

Die freien Körperteile sind im Alter vollkommen glatt, leder- 
artig, in der Jugend aber mit polygonalen Täfelchen bedeckt, welche 
am Kopfe zu mehr oder weniger deutlichen Schildern entwickelt 
sind. Gewöhnlich finden sich zwei nach oben zu häufig mit dem Inter- 
nasale verschmolzene Nasalia, die durch diese Vereinigung in ihrer 
Gesamtheit ein hinter der Schnauzenspitze liegendes, etwa herz- 
förmiges Schildchen bilden. Am Scheitel sieht man ein verhältnis- 
mäßig sehr großes, nach vorn verengtes Syncipitale, an das sich 
zwischen den Augen ein bis zwei kleine, etwa dem Frontale ent- 
sprechende Schilder anfügen. Endlich sind meistens noch vier oder 
auch mehr Supraokularia vorhanden, von denen das erste und letzte 
gewöhnlich deutlich größer, die mittleren hingegen in der Regel 


764 Chelonidae. 
untereinander ziemlich gleich sind. Was die übrigen Pileusschilder 
betrifft, so sind sie im allgemeinen so unregelmäßig und veränder- 
lich, daß ein näheres Deuten derselben kaum angezeigt erscheint. 
Die Schläfen sind ganz mit großen, unregelmäßig polygonalen Schil- 
dern bekleidet. Die Halshaut zeigt oben etwas größere, unten hin- 
gegen viel kleinere, ziemlich flache und zahlreiche unregelmäßig 
vielseitige Täfelchen, welche in ähnlicher Weise auch die Oberfläche 
der Gliedmaßen überziehen. Die Schale ist im Alter zwischen den 
Kielen glatt, in der Jugend aber mit zahlreichen, bald ziemlich 
flachen, bald wieder schwach höckerförmigen unregelmäßigen Schild- 
chen bedeckt, die Kiele selbst an der Oberschale beim erwachsenen 
Tiere durch schwach schneidige Zähne gesägt, bei jungen aber mit 
unregelmäßig vier- oder sechseckigen, stark erhabenen und meist 
deutlich gekielten tafel- oder höckerartigen Schuppen besetzt, die in 
jedem der fünf Mittelkiele in einer einfachen Reihe von 20 bis 35 
hintereinander liegen; auch wird hier der Mittelkiel gegen den Hals 
zu schwächer und undeutlicher, so daß er meist nicht so weit reicht 
wie die seitlich und namentlich nach vorn zu etwas bogigen benach- 
barten, welche den mittleren nach vorn zu fast immer mehr oder 
weniger überragen. Die diesen nach außen zu folgenden Kiele sind 
die kürzesten, während die Randkiele, welche in der Regel auch die 
am meisten erhabenen Schuppen zeigen, meist bis an das Ende des 
Schalenumfanges hinziehen. Die in den Zwischenräumen der Kiele 
liegenden Täfelchen sind untereinander an Größe wenig verschieden, 
ziemlich eben und stets viel kleiner als die auf den Kielen gelegenen; 
auch sind die letzteren am Mittelkiele in zwei Reihen geordnet. An 
der Brustschale sind die Kiele viel unregelmäßiger, indem sie außer 
den großen, über die Höhe derselben ziehenden Schildern noch am 
Rande von mehr oder weniger kleinen begleitet sind; auch sind hier 
der Mittel- und die Randkiele ziemlich gleich hoch, die beiden anderen 
aber höher, obwohl sie etwa auf dem ersten Viertel der Schale nie- 
driger und oft undeutlich werden und von hier aus in stumpfem 
Winkel nach vorn zum Anfange des Mittelkieles ziehen. 

Die Färbung ist in der Jugend schwarz oder tief dunkelbraun, 
mit weißgelben oder bräunlich weißen Kielen; die letztgenannte 
Färbung zeigt sich auch am schneidig geschärften Rande der Beine, 
von denen die hinteren eine schief gerundet dreieckige oder beil- 
förmige Form haben. Ähnliche Flecken finden sich hier und da 
auch am Kopf und meist in größerer Menge auch auf den Ellen- 
bogen. Der Hals und die Kehle sind fast ganz hell, gelblich oder 
licht weißbraun, desgleichen finden sich gewöhnlich am Brustschilde, 
namentlich in den zwei mittleren Kielzwischenräumen, zahlreiche 
lichte Täfelchen. Im Alter setzt sich die dunkle Grundfarbe in 
Hellbraun, die der Kiele in schmutziges Braungelb um; die Beine 
sind aber auch bei erwachsenen Stücken stets mehr oder weniger 
schwärzlich. 

Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt von der Schnauzen- 
spitze bis zum Schwanzende 2 m. 

Diese in unseren Sammlungen noch immer seltene Schildkröte 
lebt im Atlantischen Ozean und wurde an den europäischen Küsten 


Thalassochelys. . 765 


einzeln schon bis Cornwallis gefunden; sehr selten verirrt sie sich 
auch ins Mittelmeer. Über die Lebensweise des Tieres ist nur wenig 
bekannt, doch dürfte sich dasselbe, aus der Bildung der Kiefer zu 
schließen, wohl jedenfalls von Tieren, namentlich von Crustaceen 
und Mollusken nähren. Dem Fleische werden schädliche Eigen- 
schaften zugeschrieben. 


2. Gattung. Thalassochelys. 
Fitzinger System. Anordn. d. Schildkr. pag. ıIo, 2. 


Scuta disci quindecim. 


Sternum angustum, ope scutorum pectoralium, abdominalium 
et femoralium metathoraci affıxum. 


Scuta supraocularia duo, internasale et interoccipitale con- 
spicua. 


Der Rückenschild ist stark gewölbt, nach den Seiten und noch 
mehr nach hinten zu schräg abfallend, am Discus normal mit 15, am 
Rande mit 25—27 Hornplatten bekleidet. Die mäßig breite Brust- 
schale ist durch vier große Inframarginalschilder mit der Rücken- 
schale und anderseits durch die Pectoral-, Abdominal- und Femoral- 
platten mit den genannten Inframarginalen verbunden. In der 
Axillargegend sind noch einige kleine, in Form und Zahl übrigens 
sehr wechselnde Schilder zu bemerken. Die Kiefer sind einfach, 
an den Enden schwach gegeneinander gekrümmt, der Kopf mit 
großen Schildern in regelmäßiger Weise bekleidet; Supraokularen 
sind jederseits zwei vorhanden, das Internasale und Interoccipitale 
meist deutlich entwickelt. Die Beine sind mäßig abgeplattet, die 
vorderen etwa bis zur Mitte der Schale nach rückwärts verlängert, 
die Füße sämtlich zweikrallig, die hinteren Nägel übrigens sehr 
klein und namentlich an den Hinterfüßen oft kaum zu bemerken. 
Der Schwanz ist sehr kurz, kegelförmig, von oben schwach zusammen- 
gedrückt. 

Die einzige Art findet sich namentlich im Mittelmeere. 


1. Thalassochelys earetta: Testa fusco-badia, subtus flavida; pedibus 
margine pallidioribus. — Long. 1,5 m. 
Testudo atra Linne Mus. reg. Ad. Frid. I, pag. 50 (1754). — Te- 
studo caretta Linne Syst. nat. I, pag. 197, 2 (1758). — Testudo 
cephalo Schneid. allg. Naturg. d. Schildkr. pag. 303, II (1783). — 
Testudo coauana Daud. Hist. nat. gener.. d. reptil. II, pag.2 54, 
tab. 16, fig. 2 (1803). — Chelonia coauana Schweigg. Prodr. 
pag. 22 (1814). —Caretta atra Merr. Syst. amphib. pag. 17, I (1820). 
— Caretta cephalo Merr.l.c. pag. ı8, 2 (1820). — Chelonia 
multiscutata Kuhl Beitr. z. Zool. pag. 78 (1820), — Caretta 
Coauana Fitzing. Classif. d. Reptil. pag. 44, 5 (1826. — Chelonia 
olivacea Eschholtz Zool. Atl. pag. 3, tab. III, (1829), — Chelonia 
cephalo Temm. et Schleg. Faun. Japon. Reptil. pag. 23, tab. IV, VI 
(1833). — Chelonia virgata Wagl. Descript. et icon. amphib. 
tab XXXIX (1835). —Chelonia Dussimierd ‚Dum 4BibrzEr 
petol. gener. II, pag. 257, täb. XXIV, fig. ı (1835). — Caretta oli- 
vacea Rüpp. N. Wirblt. Abyss. Amph. pag. 7, tab. III (1835). — Che- 
lonia caretta Bonap. Fauna Ital. (1835). — Thalassochelys 


766 . Chelonidae. 


caretta Bonap. Amph. europ. pag. 24, 3 (1839). — Halichelys 
atra Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 30 (1843). — Coauana caretta 
Gray Catal. Tort. pag. 52 (1844), — Coauana elongata Gray 
l. c. pag. 53 (1844). — Coauana olivacea Grayl.c.pag. 53 (1844). 
— Chelonia Cavuana Lichtenst. Rept. et amph. mus. berol. pag. I 
(1856). — Thalassochelys coauana Agass. Contr. N. H. U. 
S. I, pag. 384, tab. VI, fig. 13—32 (1857). — Thalassochelys cor- 
ticata Girard U. S. Explor. Herp. pag..431, tab. XXIxX (1858) 
Lepidochelys olivacea Girard |. c. pag. 435 (1858), — Le- 
pidochelys Dussimieri Girard l. c. pag. 437 (1858). — Che- 
lonia corticata Strauch Erpetol. de l’Alger. pag. 19, 5 (1862). — 
Thalassechelys olivacea Strauch Chelonol. Stud. passe 
(1862). — Thalassochelys elongata Strauchl. c. pag. 63 (1862). 
— Cephalochelys oceanica Gray Proc. Zool. Soc. pag. 408 
(1873). — Eremobia elongata Gray |. c. pag. 408 (1873). — 
Thalassochelys taraponica - Philippi Zool.Gart. DER 
pag.. 84 (1887). — Caretta caretta Steineger Rep. U. St. nat. 
Mus. pag. 715, fig. 187—Igo (1902). 

juv. Testa margine profunde serrato,; scutis vertebralibus et costalibus 

carınatıs. 


adolesc. Testa margine serrulato, carinis vertebralibus elevatıssimis, 
costalibus nullıs. 


adult. Testa margine integro, carinis omnibus obsoletis. 


var. Scutis marginalibus viginti quinque. 


Chelonia pelasgorum Valenc. Expedit. scientif. Moree III, tab. 
VI (1835). 


Die erst bei Erwachsenen vollkommen verknöcherte Rücken- 
schale ist etwa ei-herzförmig, längs der mehr oder weniger kielartig 
hervortretenden Mittellinie beiderseits 
stark abschüssig, über den Oberarmen 
in schiefer Richtung zu dem in der Jugend 
seicht ausgerandeten, im Alter aber ziem- 
lich verrundeten Vorderrande zusammen- 
gezogen, über dem Schwanze tief winkelig 
ausgerandet; der Außenrand ist bei er- 
wachsenen Tieren vollkommen ganz- 
randıg, bei mittelgroßen schwach, bei 
kleineren sehr tief gesägt. Der Discus 
zeigt fast immer fünfzehn Schilder, in- 
dem sowohl die Vertebral- als auch die 
Dorsalplatten jederseits in der Fünfzahl 
entwickelt sind; ausnahmsweise kommen 
jedoch von letzteren sechs Paare vor. 
Erstere sind ziemlich regelmäßig sechs- 





Fig. 159. eckig, in der Jugend sehr stark in die 
Thalassochelys caretta Linne. Quere erweitert und oft über doppelt so 
Oberschale (adolescens). breit als lang, im Alter jedoch bedeutend 


kürzer, von den an die Costalen stoßenden 
Seitenrandschildern die vorderen im Durchschnitt länger als die hin- 
teren. Von den Costalen ist das erste sehr klein, ungleichseitig fünf- 
eckig, seine drei Vorderwinkel stumpf, der hinterste spitz, der mit der 
Außenecke des ersten Vertebrale zusammenstoßende meist ziemlich 


Thalassochelys. 767 


rechtwinkelig; die vier anderen Costalen sind quer fünfeckig, die drei 
ersten davon mit gerundetem Außen- und stumpfwinkeligem Innen- 
rand, die zwei mittelsten und größten etwa doppelt so breit als lang, 
das vorderste noch breiter, das letzte Costale ist stark ungleichseitig 
fünfeckig, mit etwa in der Mitte stumpfwinkeligem Außen- und ziem- 
lich breit schief abgestutztem Innenrande. In der Jugend ist die 
Scheibe mit drei deutlichen, über die Vertebral- und Costalplatten 
laufenden Kielen versehen, die namentlich an den erstgenannten 
Schildern nach rückwärts höckerartig erhöht sind; mit zunehmendem 
Wachstum verschwinden jedoch zuerst die Costal- und später auch 
die Vertebralkiele, so daß bei 

ganz alten Tieren die Schilder 
vollkommen glatt oder höchstens 
am Hinterrande der Vertebralen 
schwach höckerförmig erhaben 
sind. Randplatten sind in der 
Regel siebenundzwanzig, aus- 
nahmsweise aber auch .nur fünf- 
undzwanzig (Chelonia pelasgorum 
Valenc.) vorhanden. Das Nuchale 
ist quer, drei- bis viermal so breit 
als lang, seine hinteren Winkel 
stumpf-, seine seitlichen spitz 
oder rechtwinkelig; das vordere 
Marginobrachiale ist ziemlich 
fünfeckig, die anderen Rand- 
schilder bis zum letzten Margino- 
femorale etwa länglich rechteckig 
oder rhomboidisch, diese und die 





Supracaudalen bedeutend ver- Fig. 160. 
größert, erstere ungleichseitig Thalassochelys caretta Linne. 
fünfeckig, letztere ziemlich tra- (Brustschale.) 


pezisch, mit etwas zugespitzter 
Hinterecke. Das Brustschild ist fast kreuzförmig, sein hinterer freier 
Teil viel schmäler als der vordere, beide stets deutlich verrundet. Das 
namentlich in der Jugend nicht immer vorhandene Intergulare ist 
klein, gleichschenkelig dreieckig, die Gularen bedeutend größer, 
meist ebenfalls mehr oder weniger dreieckig. Die Brachialen sind 
etwa viereckig, die Pectoral-, Abdominal- und Femoralschilder mehr 
oder weniger fünfeckig, die zwei erstgenannten breiter als lang, die 
Abdominalen die größten, die Analplatten sind dreieckig mit bogigem 
Außenrande, der auch stets die längste Seite ist. Inframarginalia 
sind jederseits fünf entwickelt, das erste sehr klein, die anderen, 
welche mit der Rückenschale zusammenstoßen, groß, vier- oder 
fünfeckig, alle untereinander ziemlich gleich. Die Brustschale ist 
bei ganz jungen Tieren ebenfalls mit zwei sehr starken, obwohl stum- 
pfen und nach hinten erhöhten Kielen versehen. 

Der Kopf ist groß und dick, oben schwach gewölbt, im ganzen 
etwa von vierseitig pyramidaler Gestalt, die Schnauze stumpf ge- 
rundet, die Nase in der Jugend spitz vorstehend. Bei vollkommen 


768 Chelonidae. 


normalen Stücken, die übrigens ziemlich selten sind, ist der Pileus 
mit zwanzig Schildern bedeckt, von denen vier in der Mittellinie 
und acht zu jeder Seite des Oberkopfes liegen. Das oft fehlende 
Internasale ist rhombisch oder fünfeckig, beiderseits von den Nasalen 
und Präfrontalen eingeschlossen; von diesen sind die ersteren und 
kleineren etwa sechseckig, die letzteren und größeren mehr oder 
weniger fünfeckig, jene mehr in die Breite, diese mehr in die Länge 
entwickelt. Das Frontale ist mäßig groß, ziemlich gleichbreit, ın 
den meisten Fällen ein etwas verlängertes Viereck mit gerundeter 
Vorder- und Hinterseite darstellend, sehr häufig aber auch durch 
Knickung der genannten Seiten mehr oder weniger deutlich fünf- 
RE, oder sechseckig, das Internasale bald 
Be berührend, bald wieder durch die 
dazwischen eingeschobenen Präfron- 
talen von demselben getrennt. Das 
Syncipitale ist das größte aller Kopf- 
schilder, sonst aber von sehr wech- 
selnder, obwohl gewöhnlich mehr 
oder weniger rundlich polygonaler 
Form, in der Jugend ebenso wie 
das Frontale deutlich konvex; dieses 
Syncipitale ist, mit Ausnahme der 
Nasalen und des Internasale, 
sonst mit allen Kopfschildern 
in Berührung, indem es vorn an 
das Frontale, seitlich an die Supra- 
okularen und Parietalen und hinten 
endlich an die Occipitalen und an 
das Interoccipitale grenzt. Die 
Supraokularen sind jederseits dop- 
. pelt, das vordere stark schief ge- 
stellt und etwa fünfeckig; das hin- 
tere meist ziemlich quer trapezisch 
Fig. 161. oder durch Knickung der Außenseite 
Thalassochelys caretta Linne. ebenfalls fünfeckig. Dieselbe Haupt- 
form haben im allgemeinen auch 

die Parietalen, welche übrigens immer quer und bedeutend breiter 
als lang sind; auch ist gewöhnlich das hintere im Vergleich zum 
vorderen stark nach außen vergrößert. Die Occipitalen sind un- 
gemein veränderlich, in der Regel klein und zu je zweien jederseits 
des Interoccipitale entwickelt; doch kann das letztgenannte Schild 
öfters auch fehlen. Die Nasenlöcher sind klein und eiförmig, das 
hintere Augenlid das vordere nicht bedeckend, die Ränder derselben 
mit ziemlich großen, konischen Tuberkeln. Die Schläfen sind mit 
einer sehr veränderlichen, aber niemals großen (etwa 10—12) An- 
zahl unregelmäßig polygonaler Schilder bedeckt, die nach hinten 
an Größe abnehmen und wovon in der Regel drei, sehr selten vier, 
den hinteren Augenhöhlenrand begrenzen. Die Beine sind mit 
flachen Schildern bekleidet, die vorn am Ende und am Hinterrande 
der Flossen und rückwärts ebenfalls am Rande bedeutend ver- 





Chelone. 769 


größert, längs der Mittellinie des Unterarmes aber am kleinsten 
sind; der das Schalenende kaum überragende Schwanz ist beim 
Weibchen kürzer als beim Männchen und mit flach polygonalen, in 
Reihen gestellten Täfelchen besetzt. 

Die Farbe der Oberschale ist im Alter tiefer, in der Jugend 
heller kastanienbraun, dort einfarbig, hier mit mehr oder weniger 
dunklen oder schwärzlichen Mittelfeldern, die Brustschale ist gelblich. 
Kopf und Beine sind im allgemeinen mit der Schale übereinstimmend 
gefärbt, letztere an den Rändern gewöhnlich lichter oder gelblich. 

Das Tier erreicht eine Länge von über ı mt). 

Diese Art ist an allen Mittelmeerküsten häufig, kommt aber 
auch in der ganzen Adria bis Triest und Venedig durchaus nicht 
selten vor, desgleichen ist sie auch an den atlantischen Küsten unseres 
Weltteiles allenthalben gemein. Auf Sizilien und namentlich auf den 
benachbarten kleineren Inseln geht sie auch nicht selten ans Land 
und legt daselbst ihre Eier ab. Das Tier nährt sich nur von anima- 
lischer Kost und wird in der Regel nicht gefangen, da weder sein 
Fleisch, noch sein Schildpatt nutzbar ist; auf den Markt kommt es 
nur selten, wie beispielsweise in Nizza, da es hier von der ärmeren 
Volksklasse gegessen wird. Die frischerbeutete Schildkröte gibt 
einen sehr starken, blasenden Zischton von sich und hat man sich 
bei der Gelegenheit auch vor ihren gewaltigen Kiefern gehörig in acht 
zu nehmen, da sie nicht zu schnell zahm wird und anfangs wütend 
nach dem Menschen schnappt. 


3. Gattung. Chelone. 
Brognart in Bullet. des scienc. par la soc. philom. (1800). 


Scuta disci terdecim. 

Sternum latum, ope scutorum humeralium, pectoralium, abdo- 
minalium et femoralium metathoraci affixum. 

Scuta supraocularia simplicra, internasale et interoccipitale 
nulla. 


Der ei- oder herzförmige Rückenschild ist ziemlich gewölbt, nach 
den Seiten und namentlich nach hinten zu schräg abfallend, im Alter 
glatt, in der Jugend mit bald schwächeren, bald stärkeren, in drei 
Längsreihen stehenden Kielhöckern versehen. Die Scheibe besitzt 
fünf Vertebral- und vier Costalplatten, deren erste stets größer als 
die letzte ist. Diese dreizehn Discoidalschilder stoßen entweder 
mit ihren Rändern zusammen oder sind auch teilweise schindelförmig 
übereinandergelagert. Marginalen sind stets 25 vorhanden. Die 
Brustschale ist ziemlich breit und mittelst der Humeral-, Pectoral-, 
Abdominal- und Femoralplatten an die Inframarginalen stoßend; 
vor den letzteren liegen noch einige kleine, an Form und Zahl nicht 
beständige Schilder. 

Die Kiefer sind entweder ganzrandig oder fein sägeartig gezähnt, 


1) Bei den Schildkröten ist, wenn nicht anderes gesagt wird, bei der Größen- 
angabe gewöhnlich die Länge der Oberschale gemeint. 


Schreiber, Herpetologia europaea. 49 


7 7 oO Chelonidae. 


der Kopf mit 12—ı4 großen Schildern in regelmäßiger Weise be- 

kleidet; die,Supraokularen sind nur in der Einzahl vorhanden, das 

Internasale ‚und Interoccipitale in der Regel nicht vorhanden. Die 

Beine sind ’mäßig entwickelt, ein- bis zweikrallig, die vorderen 

höchstens ‚bis zur Mitte der Schale nach rückwärts verlängert, der 

Schwanz, ‚obwohl sehr kurz, so doch manchmal den Panzer deutlich 

überragend. 

Die beiden bisher in Europa beobachteten Arten dieser Gattung 
sind in nachfolgender Weise leicht zu unterscheiden: 

a) Platten der Scheibe nebeneinandergestellt und sich mit ihren 
Rändern vollkommen berührend; Füße nur mit einer Kralle, 
Unterkiefer stark sägeartig gezähnt, Schwanz den Panzer deut- 
lich überragend . . ...mydax%, Linse, 

b) Platten der Scheibe geschindelt, einander mit ihren Rändern 
teilweise bedeckend; Füße, wenigstens die vorderen, immer 
zweikrallig. Kiefer nicht gesägt, Schwanz den Panzer nicht 
überragend „une. naar. Warten Im brie aa 


1. Chelone mydas: Scuta disci contigua, pedes solidunguli; man- 
dibulae denticulatae, cauda ultra testam prolongata. Long. 
I—I,5 m. 

Testudo mydas Linne Syst. nat. I, pag. 350 (1768). — Testudo 
macropus Walbaum Chelonogr. pag. ıız (1782). — Testudo vi- 
ridis Schneid. allg. Naturg. d. Schildkr. pag. 299, tab. II (1783). — 
Testudo japonica Thunberg Velensk. Acad. Handl. VIII, pag. 178, 
tab. VII, fig. ı (1778). — Testudo cepediana Daud. Hist. nat. 
gen. et part. d. reptil. II, pag. 50 (I802). — Chelonia japonica 
Schweigg. Prodr. pag. 21 (1814). — Chelonia virgata Schweigg. 
l. c. (1814). — Chelonia mydas Schweigg. 1. c. pag. 22 (1814). — 
Grarzeitst ae Crerprerdai ie, MerralenteSyst Amphib. pag. 18 (1820). — 
Caretta esculienta Merr. |. ce. (1820) — Camerttarınrarsse 
clorwnıs Merr. 1. ec. (1820, — Caretta Thunbererr Merzalze 
pag. I9 (1820), — Chelonia maculosa Cuv. Regne anim. ed. II, 
pag. 13 (1829). — Chelonia lachrymata Cuv. l. c. (1829). — 
Chelonia bicarinata Lesson in Belong. Voy. Ind. or. Zool. pag. 
301 (1834), — Chelonia marmorata Dum. Bibr. Erpetol. gen. 
II, pag. 546, tab. XXIII, fig. ı (1835). — Chelonia viridis Temm. 
et Schlegel Fauna japon. pag. 18, 2 ‚tab. IV, fig. 4, 5, 6 et tab. VI, fig. ı, 2 
(1838). — Euchelys macropus Girard U. S. Explor. Herp. pag. 
448, tab. XXXI, fig. 9—ı1 (1858). — Chelonia formosa Girard 
l. c. pag. 456, tab. XXXI, fig. 1—4 (1858). — Chelonia tenuis 
Girard 1. c. pag. 450, tab. XXXI, fig. 8 (1858). — Chelone macro- 
pus Strauch Chelonolog. Stud. pag. 61 (1862). — Chelone virgata 





Strauch 1. c. pag. 183 (1862). — Chelone viridis Strauch |. c. 
pag. 185, 63 (1862). — Chelone maculosa Strauch l. c. pag. 186 
(1862). — Chelone marmorata Strauch l. c. pag. 187 (1862). — 


Mydas viridis Gray Suppl. Catal. Sh. Rept. I, pag. ııg (1870). — 
CheloniaAgassizii Bocourt Miss. Sc. Mex. Rept. pag. 26, tab. VI 
(1870). — Chelonia depressa Garman Bull. Mus. Comp. Zool. VI‘ 
pag. 124 (1880). — Chelonia lata Philippi Zool. Gart. XXVIII, 
pag. 84 (1887). — Chelone mydas Bouleng. Catal. Chelon. pag. 180 
(1889). 

juv. Disco scabriusculo, scutis vertebralibus distincte, costalibus ob- 

solete carinatis. 
adolesc. Testa glabra, margine obtuse serrulato. 
adult. Testa glabra, margine integerrimo. 


Chelone. TEL 


Die Schale ist etwa ei-herzförmig, die obere beiläufig um ein 
Viertel länger als in der Mitte breit, längs der Mittellinie des Rückens 
fast flach oder nur sehr wenig der Quere nach gewölbt, nach den 
Seiten zu aber ziemlich stark abschüssig; ihr Außenrand ist ganz, 
über dem Halse und den Öberarmen schwach nach einwärts ge- 
schwungen, an den Seiten sanft gerundet und allmählich nach rück- 
wärts in einen stumpfen Winkel zusammengezogen; bei jüngeren 
Tieren ist jedoch der Rücken von rechts nach links mehr oder weniger 
dachförmig, und der Seitenrand etwa von der dritten Marginalplatte 
an zwar stumpf, aber immerhin ganz deutlich gesägt. Von den 
fünf Vertebralen ist das erste quer gewölbt, nach vorn geneigt und 





Fig. 162. 


Chelone mydas Linne. a Rücken-, b Brustschild. 


im Alter etwas, in der Jugend aber bedeutend breiter als lang, sein 
Hinterrand etwas schmäler als der Vorderrand, seine äußersten 
Seiten bei kleinen Stücken bogig oder selbst stumpfwinkelig ge- 
brochen; seine an das nächste Vertebrale stoßenden Winkel sind 
ebenso wie die zwei vorderen stumpf, die seitlichen spitz. Die drei 
darauffolgenden Vertebralen sind ziemlich regelmäßig sechseckig, 
das vierte nach hinten verschmälert, das letzte siebeneckig, nach 
rückwärts stark erweitert. Das erste Costalpaar ist etwa trapezisch, 
seine unregelmäßig gerundete Außenseite die längste, die an das 
zweite Vertebrale stoßende Innenseite die kürzeste, die hintere länger 
als die Vorderseite; die zwei folgenden Costalpaare sind im Ganzen 
ziemlich quer fünfeckig, nach innen zu mit je drei stumpfen Winkeln, 
das dritte nach außen zu schwach erweitert. Das letzte Paar ist 
trapezisch sechseckig, nach innen deutlich verschmälert, seine Hinter- 
seite kürzer als die vordere. Das Nuchale ist dreimal so breit als lang, 
vierseitig nach vorn mit zwei stumpfen, nach hinten mit zwei sehr 
spitzen Winkeln; die Marginocollaria sind trapezisch, mit bogigem 
Außenrande und sehr kurzer Innenseite, oft selbst ziemlich dreieckig, 
im Ganzen kurz und klein. Das vordere Marginobrachiale ist groß, 
49* 


772 Chelonidae. 


länglich fünfseitig, nach rückwärts verschmälert, sein vorderer, gegen 
das Nuchale gerichteter Winkel spitz, sein innerer stumpf, die zwei 
hinteren ziemlich rechtwinkelig. Die anderen Marginalschilder sind 
im Allgemeinen länglich rechteckig, das zweite und vierte Margino- 
laterale, sowie das erste und letzte Marginofemorale durch stumpf- 
winkelige Knickung des Innenrandes namentlich bei jüngeren Tieren 
häufig-mehr oder weniger deutlich fünfeckig. Die Supracaudalen sind 
trapezisch, nach hinten erweitert, der an das letzte Marginofemorale 
stoßende Rand der kürzeste. Der Brustschild ist an seinen freien 
Enden verrundet, sein Vorderteil weniger verschmälert als der Hinter- 
teil. Das Intergulare ist klein, gleichschenklig dreieckig, die Gularia 
groß, ziemlich gleichseitig trapezisch, die Humeralen etwa doppelt 
so breit als lang, fünfseitig, die zwei äußeren und kürzesten Seiten im 
stumpfen Winkel zusammenstoßend. Die Pectoralia sınd etwas größer 
aber kaum breiter, ihre drei Außenseiten kurz und untereinander 
ziemlich gleich, die hintere meist etwas länger als die vordere. Die 
wieder etwas größeren Abdominalen haben im Allgemeinen eine mit 
den Pectoralen übereinstimmende Form, obwohl sie, da ihre drei 
Außenseiten unter äußerst stumpfen Winkeln zusammenstoßen, im 
Ganzen mehr den Eindruck von queren Vierecken machen. Die be- 
deutend schmäleren Femoralen sind fünfeckig, ihre zwei Außenseiten 
fast unter rechtem. oder nahezu spitzem Winkel zusammenstoßend, 
die hintere Seite bedeutend kürzer als die vordere. Die Analen sind 
ungleichseitig dreieckig, ihre gerundete Außenseite die längste, ihre 
Vorderseite die kürzeste und mit der inneren rechtwinklig zusammen- 
stoßend. Von den fünf Inframarginalen ist das erste das kleinste, 
das dritte in der Regel das größte, die zwei genannten sowie das 
letzte fünfseitig, das zweite und vierte hingegen mehr vierseitig. 
Beim neugeborenen Tiere sind sämtliche Discoidalplatten schwach 
gerunzelt und die Vertebralen von einem breiten und flachen, aber 
ziemlich dicken Längskiel durchzogen, desgleichen zeigen auch die 
Costalia schwache Andeutungen von kielförmigen Erhabenheiten. 
Der Kopf ist plump und dick, im Ganzen etwas höher als breit, 
von hinten nach vorn sehr allmählich verjüngt mit zusammen- 
gedrückten Seiten und kurz gerundeter, unter den Nasenlöchern etwas 
vorspringender Schnauze. Der Pileus ist mit zwölf großen, in Form 
und Zahl ziemlich beständigen Schildern bedeckt, von denen zwei 
unpaare in der Mitte des Kopfes und zehn paarige zu je fünf auf 
beiden Seiten gelegen sind, von den ersteren ist das vordere — das 
Frontale — klein, ziemlich regelmäßig fünfeckig, mit nach vorn 
gerichteter Spitze und kurzem, gerade abgestutztem Hinterrande, das 
unmittelbar darauf folgende Syncipitale bedeutend größer, sieben- 
seitig, links und rechts an die Supraokularen, hinten mit spitz zu- 
sammenstoßenden Rändern an die Occipitalia grenzend. Von den zehn 
paarigen Schildern stoßen die Präfrontalen und Occipitalen unmittel 
bar in einer Naht an einander, die ersteren sind etwa doppelt so lang 
als breit, fünf- oder sechseckig, vorn und rückwärts mit stumpfen 
Winkeln, mit ihrem inneren Hinterrande an das Frontale, mit dem 
äußeren an die vorderen Supraokularen stoßend; die Occipitalen sind 
ungleichseitig fünfeckig, länger als breit, ihre Vorder- und Hinter- 


Chelone. 7 ji 3 


seiten ziemlich gleich und parallel, die an das hintere Parietale 
stoßende in der Regel die kürzeste. Die Supraokularen sind meistens 
wenig kleiner als das Syncipitale, sechseckig, mit dem Vorderrande 
an das Präfrontale, mit den zwei Innenrändern an das Frontale 
und Syncipitale, mit den zwei Außenrändern an die Augenhöhle und 
das oberste Postokulare und mit dem Hinterrande an das vordere 
Parietale grenzend; dieses ist ungleichseitig sechseckig, länger als breit, 
nach rückwärts gewöhnlich mehr oder weniger verschmälert. Das 
hintere Parietale ist in der Regel das kleinste aller Kopfschilder, ganz 
unregelmäßig sechseckig, nach innen an ein Occipitale, nach außen 
meist an zwei Temporalen stoßend. Der Oberkiefer ist vorn seicht aus- 
gerandet und seitlich mit äußerst schwachen, kaum ausgesprochenen 
Zähnen versehen, der Unterkiefer hingegen durch große und starke, 
etwas schief nach hinten gerichtete, spitz dreieckige und längs- 
gefurchte Zähne sehr vollkommen 
gesägt und überdies noch in der Mitte 
mit einem bedeutend größeren Zahn 
bewaffnet; auch ist jeder Ast des 
Unterkiefers fast ganz von einem ein- 
zigen, sehr langen Sublabiale bedeckt. 
Der Seitenteil des Kopfes ist ebenfalls 
mit großen, übrigens in Zahl und Form 
ziemlich veränderlichen Schildern be- 
deckt; doch finden sich fast immer 
vier übereinanderstehende, vier- oder 
fünfseitige Postokularen, während die 
Zahl der sehr unregelmäßigen Schläfen- 
schilder beiläufig zwischen acht und 
zwölf beträgt. Der Nacken ist mit 
kleinen, dünnen und anliegenden 
Schuppen, die Unterseite des Kopfes 
mit einer längsgefurchten Haut ver- 
sehen, welche hie und da durch 
seichtere Querfurchen in Form eines Fig. 163. 

groben Netz-oder Maschenwerkes unter- Chelone mydas Linne. (adultus). 
brochen wird. Die Vorderbeine sind 

an der Außenschneide mit etwa zwölf bis vierzehn.großen, polygonalen 
Tafeln bedeckt, welche nach hinten zu etwas vergrößert und auf die 
Unterseite der Gliedmaßen winkelig umgebogen sind; ‘ähnliche, aber 
mehr rundlich polygonale Schilder finden sich auch auf der Hinter- 
schneide der Flossen; der dazwischen liegende Teil ist oberseits mit 
mittelgroßen, unterseits aber mit viel kleineren ganz unregelmäßigen 
Tafeln bedeckt, nur daß unten die an die vorderen Randschilder 
stoßende Reihe bedeutend vergrößert und in der Ellenbogengegend 
ebenfalls ein stärker entwickeltes, etwa kreisförmiges Schild bemerk- 
bar ist. Die Hinterbeine sind in ähnlicher Weise wie die vorderen 
bekleidet, die Füße — mit Ausnahme von Jungen, bei denen manch- 
mal auch der zweite Finger bekrallt ist — sämtlich nur mit einer 
einzigen Kralle bewaffnet. Der den Panzer deutlich überragende 
Schwanz ist mit kleinen, in Längsreihen gestellten Schuppen besetzt. 





774 Chelonidae. 


Die Färbung der Oberschale ist im Leben mehr grünlich, im 
Tode hingegen mehr bräunlich, mit sehr unbestimmten helleren und 
dunkleren Flecken versehen; das Brustschild ist gelb. Der Kopf 
und die Gliedmaßen sind oben bräunlich, an den Seiten mehr gelblich, 
der Hals und die Beine unten grünlich. Bei ganz jungen Tieren 
sind die Rückenkiele und der Körper dunkelbraun und nur die 
Schnauzenspitze, der Hals, die Oberarme und die Schenkel weißlich, 
das Brustschild hingegen sowie überhaupt alle unteren Teile mit 
Ausnahme der dunkler gefleckten Flossen gelblich (C’helone albiventris 
Nardo). 

Die Länge des erwachsenen Tieres kann oft über 2 m, das Gewicht 
dabei einige Zentner betragen. 

Diese im Atlantischen Ozean einheimische Art wurde einzeln so- 
wohl im Mittelmeer, als auch an den europäischen Westküsten bis 
nach England hinauf gefunden; die Nahrung besteht in Seepflanzen, 
welche das Tier mit seinen sägeartigen Kiefern meist am seichten 
Meeresgrunde abweidet. In der Jugend nehmen sie aber auch ani- 
malische Nahrung, namentlich Schaltiere, zu sich; ihr Fleisch ist sehr 
geschätzt. z 


2. Chelone imbrieata: Scuta disci imbricata, pedes bisungues,; man- 
dibulae integrae, cauda ultra testam non prolongata. — Long. 
85 cm. 
Testudo imbricata Linne Syst. nat. I, pag. 350, 2 (1767). — 
Testudo caretta Bonnat. tabl. enc. meth. Erpet. pag. 21 (1789). 
— Chelonia imbricata Schweigg. Prodr. pag. 21 (1814). — 
Caretta imbricata Merr. Syst. amphib. pag. 19, 6 (1820). — Che- 
lonia multiscutata Kuhl Beitr. z. Zool. pag, 78 (1820). — Che- 
lonia pseudomy.das Lesson in Belang. Voy. Ind. or. Zool. pag. 
299 (1834). — Chelonia pseudocaretta Lesson |. c. pag. 302 
(1834). — Caretta bissa Rüpp. N. Wirbelt. Abyss. Amph. pag. 4, 
tab. II (1835). — Eretmochelys imbricata Fitzing. Syst. 
reptil. I, pag. 30 (1843). — Eretmochelys squamata Agass. 
Contr. N. H. U. S. I, pag. 382 (1857. — Caretta squamosa Girard 
U. S. Explor. Exped. Herp. pag. 442, tab. XXX, fig. 1—7 (1857). — Ca- 
retta rostrata Gifardl.c. pag. 446, tab. XXX, fig. 8$—ı3 (1857). — 
Chelone imbricata Strauch Chelon. Stud. pag. 181, 61 (1862). — 
Caretta squamata Günth. Rept. Brit. Ind. pag. 54 (1864). — 
Onychochelys Kraussi Gray Proc. Zool. Soc. pag. 398, c. fig. 
(1873). 
juv. Testa striata, scutis vertebralibus distincte, costalibus obsolete 
carıinatıs ; sterno bicarinato. 
adult. Testa glabra, scutis vertebralibus subcarinatis ; sterno laevi. 
var. Scutis discoidalibus omnibus tricarinatis. 


Die Schale ist etwa ei-herzförmig, ziemlich niedrig und flach, 
beiläufig um ein Fünftel länger als in der Mitte breit, ihre beiden 
Seiten längs der Mittellinie in sehr stumpfem Winkel gegen ein- 
ander geneigt; ihr Außenrand ist über dem Halse und den Oberarmen 
schwach nach einwärts geschwungen und nach außen abschüssig, 
an den Seiten hingegen in gleichmäßiger Rundung nach rückwärts 
verschmälert und ziemlich wagerecht abstehend. Auch ist derselbe 
bei erwachsenen Stücken in der Marginofemoral- und Supracaudal- 


Ve 


Chelone. 775 


gegend, bei jüngeren jedoch schon vom fünften Marginalpaare ange- 
fangen durch die nach hinten immer stärker dreieckig vorspringenden 
Randplatten sehr deutlich gesägt. Das Nuchale ist vierseitig, dreimal 
so breit als lang, mit zwei sehr stumpfen Vorder- und zwei sehr spitzen 
Hinterwinkeln, bei jüngeren Tieren mit seinem etwas ausgezackten 
Hinterrande das erste Vertebrale bedeckend. Die Marginocollaria 
sind gleichschenkelig dreieckig, ihr Außenrand gekrümmt, ihre 
manchmal abgestutzte und gegen innen gerichtete Spitze die Scheibe 
namentlich bei erwachsenen Exemplaren nicht immer berührend; die 
Marginobrachialen sind rechtwinkelig viereckig, die Marginofemoralia 
und Supracaudalia deltoidisch. Die Platten der Scheibe sind nicht 
wie es gewöhnlich der Fall ist, neben-, sondern teilweise übereinander 
gestellt, indem sie sich mit ihren freien Rändern in der Jugend be- 
trächtlich, im Alter aber nur unbedeutend schindelartig decken; auch 
sind diese Schilder im letzteren Falle dünn, vollkommen glatt und nur 
auf den Vertebralen mit einem schwachen Kiel versehen, bei jüngeren 
Tieren hingegen etwas dicker, auf den Vertebralen scharf, auf den 
Costalen schwächer gekielt und überdies noch in ihrer ganzen Aus- 
dehnung mit erhabenen Strahlenstreifen durchzogen, welche an den 
Wirbelschildern von der Mitte des Hinterrandes, auf den Rippen- 
platten hingegen von dem 
hinteren Oberwinkel gegen den 
Rand gerichtet sind. Von den 
fünf Vertebralen ist das erste 
dreieckig, die anderen del- 
toidisch, von den vier Costal- 
paaren ist das erste etwas Fig. 164. 
kleiner als die folgenden, vier- 
seitig, die den Außenrand bil- 
dende Seite gerundet und zugleich die längste, die an das erste 
Vertebrale stoßende gewöhnlich die kürzeste; ihr hinterer Marginal- 
sowie auch der zwischen die Vertebralen eingeschobene Winkel sind 
spitz, die zwei anderen stumpf. Das zweite und dritte Costale 
sind etwas größer, doppelt so breit als lang, ungleichseitig fünf- 
eckig, ihre zwei Außenwinkel ziemlich recht, die drei inneren 
stumpf, das letzte endlich bedeutend verkleinert, ebenfalls fünfeckig, 
die Hinterseite die kürzeste. Sämtliche Wirbelplatten sind übrigens 
an ihren freien Rändern niemals glatt, sondern sehr verschieden- 
artig ausgeschnitten, gezackt oder gewellt. Das in der Jugend 
beiderseits stark gekielte, im Alter aber glatte Brustschild besitzt 
ein dreiseitiges Intergulare, welches links und rechts von einem 
vierseitigen Gulare eingeschlossen wird, dessen Vorderwinkel stumpf, 
dessen Hinterwinkel hingegen spitz sind, auch ist von den zwei 
letzteren in der Regel der äußere schärfer als der innere. Die vier 
darauf folgenden Plattenpaare sind alle quer, um die Hälfte breiter 
als lang, fünf oder sechseckig, ihre Außenseiten immer die kürzesten; 
. das Anale ist länglich vierseitig mit verrundetem Außenwinkel, die 
fünf Inframarginalen vier- oder fünfseitig. 

Der Kopf ist flach, von den Seiten vor den Augen stark zu- 
sammengedrückt und zugespitzt und überhaupt länger und gestreckter 





Chelone imbricata Linne. 


77 6 Chelonidae. 


als bei irgend einer anderen Seeschildkröte. Der Pileus besitzt in der 
Regel vierzehn Schilder, von denen zwei in der Mitte gelegene unpaarig, 
sechs andere zu beiden Seiten hingegen paarig entwickelt sind. Von 
den ersteren ist das vordere oder Frontale verhältnismäßig klein, 
ziemlich regelmäßig sechseckig, vorn an die Frontonasalen, seitlich 
an die Supraokularen und hinten an das Syncipitale stoßend; dieses 
ist sehr groß, seiner Hauptform nach ebenfalls sechs- oder sieben- 
eckig, seitlich an die Supraorbitalen und vorderen Parietalen, hinten 
an die Occipitalen stoßend; letztere schließen in seltenen Fällen noch 
ein kleines Interoccipitale ein. Von den paarigen Kopfschildern sind 
die vordersten oder die Nasalen gewöhnlich die kleinsten, breiter als 
lang, fünfseitig, die darauf folgenden Präfrontalia merklich größer, 
länger als breit, übrigens auch fünfseitig. Die das Syncipitale von 
beiden Seiten einschließenden 
Supraorbitalen und vorderen 
Parietalen haben eine ziemlich 
übereinstimmende, etwa länglich 
sechseckige Gestalt, die bedeu- 
tend kleineren hinteren Parietalen 
sind beiläufig unregelmäßig vier- 
eckig, die dieselben an Größe 
etwa übertreffenden Occipitalia 
meist mehr oder weniger sechs- 
eckig. Die Kiefer sind kräftig 
gestreckt und zusammengedrückt, 
der obere merklich länger als der 
untere, ihre geraden und unge- 
zähnten Hornscheiden schnabel- 
artig gegeneinander gebogen. Die 
Schläfen sind etwa mit sieben bis 
acht großen, unregelmäßigen poly- 
gonalen Schildern bedeckt, von 
Fig. 165. denen immer drei den hinteren 
Chelone imbricata Linne. Augenrand begrenzen; der Unter- 
kiefer zeigt jederseits ein großes 
längliches Sublabiale.e Die Beine sind mit tafelartigen Schildern 
bekleidet, welche an der Schneide der Flossen bedeutend vergrößert 
sind; der erste Nagel ist in der Regel deutlich nach abwärts ge- 
krümmt, der an den Hinterfüßen manchmal fehlende zweite hin- 
gegen gerade. Der Schwanz ist sehr kurz, über die Oberschale 
nicht hervorragend. 

In der Jugend ist die Rückenschale blaßbraun, der Bauchschild 
schwärzlich; im Alter erstere gelb und dunkelbraun gemarmelt, 
letzterer gelb. Die Schilder auf Kopf und Beinen sind dunkelbraun, 
mit gelben Rändern. 

Die Größe beträgt bis 85 cm. Eine seltene Varietät zeigt auf 
sämtlichen Scheibenplatten drei deutliche Längskiele, wovon die 
beiden seitlichen jedes einzelnen Schildes oft etwas nach rückwärts 
gegen den mittleren geneigt sind. Auch ist die Oberschale manchmal 
vorherrschend gelb und dann mit hell kastanienbraunen auf den 





Testudinidae. 17 


Vertebralen der Länge nach, auf den Costalen aber strahlig gestellten 
Streifen gezeichnet. 

Diese in allen Tropenmeeren häufige Art wurde bisher nur sehr 
vereinzelt an den europäischen Küsten beobachtet. 


2. Familie. Testudinidae. 


Pedes rvetractiles, subaequales, antici unguibus quinque, posticı 
quatuor armalı. 

Testa scuteis corneis magnis vegularıibus tecta, scutis discor- 
dalıbus terdecim. 

Tympanum conspicuum. 

Cauda testa dorsali longior. 


Der in seiner Form sehr wechselnde Panzer ist bald mehr, bald 
weniger gewölbt und nach rückwärts niemals stark verengt oder zu- 
sammengezogen; während die Oberschale immer nur aus einem 
Stücke besteht und daher stets ungegliedert ist, zeigt sich der Bauch- 
schild oft aus 2—3, mit dem konstant unbeweglichen Mittelstücke 
gelenkig verbundenen Teilen zusammengesetzt. Die beiden Schalen 
sind stets direkt miteinander verbunden, indem die mittleren Platten 
der Bauchschilder unmittelbar an die Randschilder des Rücken- 
panzers stoßen und von diesen niemals durch dazwischen einge- 
schobene Inframarginalen getrennt sind. Die beiden Panzerstücke 
sind teils fest miteinander verwachsen, teils wieder durch eine häutige 
. Naht mehr oder weniger beweglich verbunden. Die Oberschale weist 
stets 13 Scheiben- und 4—5 Randplatten, der Brustpanzer 12 Horn- 
platten auf; häufig sind auch Axillar- und Inguinalschilder entwickelt. 
Areolen und Anwachsstreifen sind teils vorhanden, teils fehlend, die 
Rückenschilder entweder glatt, oder — namentlich in der Jugend — 
der Länge nach gekielt. Der Kopf, die Schwanz und die Gliedmaßen 
sind stets vollkommen unter die Schale zurückziehbar, an ersterem 
das Trommelfell stets frei zutageliegend. Die Beine sind in Form 
und Länge von einander wenig verschieden, die Finger und Zehen 
entweder durch derbe Schwimmhäute bis ans Ende verbunden oder 
gänzlich mit einander verwachsen. Der die Oberschale ausnahmslos 
überragende Schwanz ist von sehr wechselnder Länge, die freien 
Körperteile sind mit schilder-, schuppen- oder höckerartigen Horn- 
gebilden bedeckt. 

Die Männchen sind gewöhnlich an der längs der Mitte mehr 
oder weniger vertieften Bauchschale von den Weibchen unterschieden. 

Die Mitglieder dieser Familie wohnen teilweise am Lande, teils im 
süßen Wasser; die ersteren sind Allesfresser, die letzteren Raubtiere, 
jene wühlen sich zur Winterszeit in die Erde, diese in den Schlamm 
der Gewässer ein. 

Die drei in unserer Fauna vertretenen Gattungen können in nach- 
stehender Weise unterschieden werden. 

A. Zehen deutlich unterscheidbar, obwohl durch derbe Schwimm- 
häute bis zu den ziemlich langen, scharf gekrümmten Krallen 


778 Testudinidae. 


verbunden. Hals und Schwanz ziemlich lang, Kopf nicht be- 
schildert. Schale flach gewölbt, nicht sehr hart, Areolen und 
Anwachsstreifen im Alter schwach ausgebildet oder fehlend. 
I. Brustschale aus zwei in der hinteren Pectoralnaht beweglich 
aneinander gefügten Stücken bestehend und mit dem 
Rückenschilde durch eine häutige Naht ebenfalls mehr oder 
weniger beweglich verbunden. Axillar und Inguinalschilder 
fehlen. Seitenrand des Rückenpanzers kaum leistenartig 
abgesetzt "..U: : 2. Gatt. Em ys Me 
II. Brutschale einfach, ungegliedert, mit der Rückenschale fest 
und unbeweglich verwachsen; zwischen Ober- und Unter- 
schale jederseits ein deutliches Axillare und Inguinale. 
Seitenrand des Rückenpanzers mehr oder weniger leisten- 
artig abgesetzt oder aufgebogen. 
3. Gatt. Clemmys Wagl. 
B. Zehen nicht unterscheidbar, sondern bis zu den ziemlich geraden 
und dicken Krallen in eine ungegliederte Masse verwachsen 
(Klumpfüße). Hals und Schwanz kurz, Kopf bis zwischen die 
Augen mit großen Schildern. Schale hoch gewölbt, sehr hart, 
die obere mit der unteren in knöcherner Naht fest verwachsen. 
Areolen und Anwachsstreifen sehr deutlich. 
I. Gatt: Testugo Em: 


I. Gattung. Testudo. 
Linne Syst. nat. I, pag. 197 (1758). 


Püeus scutatus. 

Testa gibba, scutis axillarıbus et inguinalibus institula. 
Pedes clavatı, digitis indistinctis. 

Cauda brevis. 


Der Panzer ist schon in der Jugend vollkommen verknöchert, 
sehr hart, hochgewölbt, von länglicher, eiförmiger oder elliptischer 
Gestalt. Sein über dem Halse oft mehr oder weniger deutlich aus- 
gebuchteter Rand ist fast immer nach außen und unten geneigt, ja 
namentlich an den Seiten nicht selten selbst senkrecht abfallend, 
hinten und über den Beinen aber manchmal nur sehr sanft abschüssig 
und dabei bald ganz, bald wieder stärker oder schwächer gezähnt. Die 
Oberschale zeigt immer dreizehn Discoidal- und vierundzwanzig bis 
fünfundzwanzig Marginalplatten; diese Schilder, welche niemals ge- 
schindelt, sondern stets mit ihren Rändern durch Nähte aneinander- 
stoßen, sind zwar an Ausdehnung bei den einzelnen Formen ungemein 
verschieden, zeigen aber hinsichtlich ihrer Gestalt und Seitenzahl 
durch die ganze Familie hin eine große Übereinstimmung. So er- 
weisen sich die Vertebralen fast immer als sechsseitig, indem nur das 
erste derselben manchmal fünfeckig ist, desgleichen hat von den 
Costalen das erste Paar fünf, sieben oder acht, das dritte sieben oder 
acht, das zweite und vierte hingegen immer sechs oder sieben Seiten; 
das Nuchale ist stets, sämtliche andere Marginalen sind dagegen 


Testudo, 779 


fast ausnahmslos vierseitig, indem nur das Marginocollare allein 
manchmal fünfeckig erscheint. Die Oberfläche sämtlicher Rücken- 
schilder ist nur sehr ausnahmsweise, und dann meistens bloß als 
Resultat der durch hohes Alter bedingten Abreibung, glatt, sonst 
aber stets mit gut abgehobenen Areolen versehen, welche von ebenso 
deutlichen konzentrischen Anwachsstreifen umgeben sind; diese 
Areolen, welche in ihrer Form den sie deckenden Schildern gleichen, 
sind bei ganz jungen Tieren fast über die ganze Oberseite der ein- 
zelnen Platten ausgedehnt, werden aber, obwohl sie eigentlich an 
Größe nicht abnehmen, mit zunehmendem Alter doch insofern relativ 
kleiner, als sich um dieselben mit fortschreitendem Wachstum immer 
mehr Hornmasse in der Form von Anwachsstreifen absetzt. Was 
endlich noch die Lage der Areolen betrifft, so nehmen sie an den Verte- 
bralen entweder die Mitte der Platten ein, oder sind teils dem Vorder-, 
teils dem Hinterrande derselben genähert; an den Costalen hingegen 
sind sie fast immer an den Innenrand, an den Marginalen an den 
hinteren Außenwinkel der betreffenden Schilder gerückt. 

Die mit der Rückenschale immer durch feste Knochennaht ver- 
bundene Brustschale ist bald einfach, bald aus zwei bis drei hinter- 
einander liegenden, mit dem stets unbeweglichen Mittelteile gelenkig 
vereinigten Stücken bestehend. Sie ist im Ganzen ziemlich flach 
oder höchstens im männlichen Geschlechte längs der Mitte schwach 
eingedrückt vertieft, in der Regel hinten deutlich, vorn aber nicht 
oder nur wenig kürzer als die Brustschale, ihre freien Teile unter dem 
Halse mehr oder weniger ausgerandet, ihr Hinterende winklig nach 
innen einspringend. Sie besitzt in den meisten Fällen zwölf, aus- 
nahmsweise aber auch nur elf Platten, die in ähnlicher Weise wie die 
Schilder des Rückenpanzers hinsichtlich ihrer Seitenzahl sehr be- 
ständig sind; so sind die Humeralen und Analen immer vier-, die 
Gularen und Femoralen vier- oder fünf-, die Pectoralen fünf bis 
sieben- und die Abdominalen sechs- oder siebenseitig. Die Axillaren 
und Inguinalen sind von wechselnder Größe. 

Der kurze und dicke Kopf ist etwa vierseitig pyramidal, oben 
gewöhnlich flach oder nur wenig nach vorne geneigt, hinten ziemlich 
gleichbreit, mit kurz dreieckig verengter, an der äußersten Spitze 
selbst etwas abgestutzter Schnauze. Die Augen sind seitlich, dem 
Vorderende des Kopfes näher als dessen Hinterende gelegen, Ihre 
Lider etwas schief von vorn nach hinten und oben gespalten. Das 
Trommelfell ist frei, groß, kreisförmig. Der den Unterkiefer umfassende 
Oberkiefer ist ganzrandig. Der Kopf ist sowohl seitlich als auch oben 
mit hornigen Schildern bedeckt, von denen die des Pileus aber nur 
bis etwa zwischen die Augen hin größer und regelmäßig, sonst aber 
zahlreich, klein, und ganz unregelmäßig sind. 

Oberseits sind gewöhnlich nur zwei größere, unpaare, unmittelbar 
hintereinander liegende Schilder ausgebildet, welche als Präfron- 
tale (Fig. 166 a) und als Frontale (Fig. 1665) aufgefaßt werden 
können. Zu Seiten des ersteren und vorderen findet sich etwa von 
der Schnauzenspitze bis zum Vorderrande der Augen hinziehend je 
ein längliches, meist ziemlich viereckiges Schildchen, dasals Nasen- 
schild (scutum nasale, Fig. 166, c) bezeichnet wird. Endlich ist 


780 Testudinidae. 


auch noch die Schläfengegend mit größeren Schildern, aber nur in 
geringer Zahl bekleidet, von denen wieder das größte, längs der 
Seiten des Hinterkopfes von dem Augenrande bis über das Trommelfell 
sich erstreckende als Tympanale (Fig. 166, d) und ein ebenfalls 
ziemlich großes, unter diesem am Hinterrande des Auges stehendes 
Schildchen als Massetericum (Fig. 166c) besonders unter- 
schieden wird. Die Kieferränder sind ungezähnt, an den nur mäßig 
vorstehenden Augen das untere Lid etwas größer als das obere. 

Der ziemlich kurze, unter die Schale vollkommen zurückziehbare 
Hals ist mit einer schlaffen, faltigen Haut bedeckt, welche nach vorne 
zu kapuzenartig über den Kopf gestülpt werden kann. Die unter die 
Schale ebenfalls ganz retraktilen Beine sind ziemlich gleichlang, 
kurz und plump, die vorderen sehr deutlich zusammengedrückt und 

’b in den Ellbogengelenken nach rück- 
wärts gekrümmt. Die eigentlichen 
Füße sind von der unteren Hälfte der 
Beine nicht unterschieden, sondern 
mit ihnen und den ebenfalls nicht 
sichtbaren und unbeweglich mit ein- 
ander verwachsenen Zehen zu einer 
einzigen Masse, zu sogenannten 
Klumpfüßen (Pedes clavatı), 
verbunden, die vorn mit fünf, hinten 
aber nur mit vier ziemlich kurzen 
und stumpfen plattgedrückten Krallen 
versehen sind, auf deren Spitzen die 
Tiere mit dabei nach rückwärts ge- 
richteten Sohlen auftreten. Die Ober- 

N fläche der Beine ist mit höckerartigen 
Fig. 166. Horngebilden bedeckt, die bald flach, 
polygonal oder rundlich, bald wieder 
a Präfrontale, 5 Frontale, ce Nasale, mehr ei- kegel- oder schuppenförmig 
d Tympanale, e Massetericum. und dann oft deutlich geschindelt 
sind; manchmal findet sich auch auf 
der Innenseite der Hinterschenkel nahe der Schwanzbasis ein 
größerer, horniger Höcker. 

Der sehr kurze, etwa kegelförmige Schwanz ist an seiner Wurzel 
stets deutlich verdickt, an seinem Ende oft mit einem hornigen, den 
letzten Wirbel umhüllenden Nagel bewaffnet, sonst aber in ähnlicher 
Weise wie die Beine bekleidet. 

Die Weibchen sind von den Männchen, abgesehen von der schon 
erwähnten flachen Unterschale auch noch durch bedeutendere Größe 
sowie auch durch den in der Regel längeren und an der Basis meist 
stärker verdickten Schwanz unterschieden. Die Jungen sind vor den 
Alten durch eine viel gedrungenere, selbst bei den im erwachsenen 
Zustande gestreckten Arten fast halbkugelige Form, sowie auch durch 
eine eigentümliche, an der Schnauzenspitze befindliche Hervor- 
ragung ausgezeichnet, die dem auskriechenden Tiere zum Öffnen der 
Eischale dient. 

Die Testudoarten sind Landtiere, welche in offenen Gegenden 





Testudo graeca Linne. 


4 


Testudo. 781 


vorwiegend von faulenden Tier- und Pflanzenstoffen leben, aber 
auch nicht ungerne frische Pflanzen fressen, wobei sie die Blätter 
mit den Vorderfüßen niederdrücken und mit ihren scharfen Kiefern 
Stücke davon abreißen. Sie sind in ihren Bewegungen ziemlich 
plump und schwerfällig, können sich, auf den Rücken gelegt, bloß 
auf unebenem Boden und auch hier nur mit vieler Mühe umdrehen, 
und vergraben sich zur Winterszeit, aber nicht tief, in die Erde. 

Sie kommen ebensowohl in der Ebene, als auch in bergigen 
Gegenden vor, hier aber kaum über 700 m hinaufgehend. Gegen 
Kälte sind sie sehr empfindlich und kommen deshalb im Frühjahr 
erst dann heraus, wenn das Thermometer wenigstens schon 15° R im 
Schatten zeigt. Obwohl also nach dem Gesagten wärmeliebend, so 
vermeiden sie doch hohe Hitzegrade eben so sehr, wie niedrige Tem- 
peraturen. Daß sich die Tiere, we Dumerilund Bibron an- 
geben, mit Vorliebe von den brennendsten Sonnenstrahlen oft stunden- 
lang in der Weise durchglühen lassen, daß man mitunter nicht im- 
stande ist, die Hand auf ihrem Panzer zu halten, kann ich nach meinen 
Erfahrungen durchaus nicht bestätigen, sondern muß geradezu das 
Gegenteil behaupten. Die von mir in meinem parkartigen Haus- 
garten gehaltenen Schildkröten waren wenigstens im Sommer nur 
in den Morgen- und Abendstunden sichtbar, während sie sich zur 
heißen Tageszeit durch Verkriechen in das dichteste Gebüsch vor den 
sengenden Sonnenstrahlen zu schützen suchten. Deswegen werden 
die Tiere im Freien hauptsächlich im Frühjahre angetroffen, während 
sie in den heißen Sommermonaten wohl nur bei Nacht herauskommen 
oder bei anhaltender Hitze und Dürre vergraben oder verkrochen eine 
Art Sommerschlaf halten. Daher findet man auch in Städten, wo 
Schildkröten als Nahrungsmittel verkauft werden, dieselbe in der 
Regel nur im Mai am Markte. 

Von den Sinneswerkzeugen unserer Tiere scheint der Geruch 
die Hauptrolle zu spielen, wie schon aus der Stellung ihrer an der 
Schnauzenspitze gelegenen Nasenlöcher hervorgeht, nit denen sie 
beim Fressen durch Beschnuppern des ihnen vorliegenden Stoffes 
den zu ihrer Nahrung geeigneten heraussuchen. 

Obwohl vorwiegend in trockenen und wasserarmen Gegenden 
lebend, trinken sie doch, wenn ihnen hiezu Gelegenheit geboten wird, 
gerne und viel, nehmen auch ab und zu ein Bad und bleiben dann 
oft lange im Wasser. Des aktiven Schwimmens sind sie absolut 
unkundig, bleiben aber, wenn die freien Körperteile aus der Schale 
hervorgestreckt sind, auf der Oberfläche des Wassers wie ein Stück 
Holz liegen. Ziehen sie aber den Kopf und die Gliedmaßen ein, so 
sinken sie sofort wie Blei unter, obschon sie hiebei nur selten ertrinken 
dürften, da sie in diesem Falle gewöhnlich am Grunde des Wassers 
weiterkriechend, in kürzerer oder längerer Zeit das Ufer erreichen. 

Die Paarung beginnt gleich nach dem Hervorkommen aus den 
Winterquartieren und dauert bis in den Herbst hinein. Hiebei pflegt 
das Männchen seine Erkorene gewöhnlich mit dem Maule an einem 
Bein zu packen, reibt und stößt sich mit dem Vorderteile der Schale 
an dem Weibchen und steigt endlich auf dessen Rücken. Die Be- 
gattung selbst erfolgt in einzelnen, meist durch kürzere oder längere 


782 Testudinidae. 


Intervalle getrennten momentanen Stößen, wobei das am Rücken 
des Weibchens sitzende Männchen den Hals und die Vorderbeine 
schlaff herabhängen läßt und hiebei piepende Laute von sich gibt. 
Die Fortpflanzung findet schon lange bevor die Tiere ausgewachsen 
sind statt, und erhält man sehr häufig von erst halbwüchsigen Weib- 
chen Eier, während oft noch viel kleinere Männchen schon in der 
Paarung angetroffen werden. 

Die Eier werden meist einzeln in eine kleine, selbst ausgescharrte 
seichte Grube, die dann mit den Füßen wieder mit Erde bedeckt wird, 
oft aber auch oberflächlich unter dichtes Gebüsch, hinter Steine 
u. dgl. gelegt. 

Die Schildkröten wachsen sehr langsam, erreichen aber dafür 
ein sehr hohes Alter. Ich selbst weiß einen Fall, wo in meinem Wohn- 
orte Görz in dem Hausgarten einer mir bekannten Familie eine 
Testudo graeca schon über hundert Jahre gelebt hatte und wahrschein- 
lich noch leben würde, wenn sie nicht zufällig von einem neu auf- 
genommenen Gärtner, den man auf das Tier aufmerksam zu machen 
vergessen hatte, auf einem Beete beim Fressen junger Salatpflanzen 
betreten, ergriffen und über die Gartenmauer geworfen worden wäre. 
Da aber hierzulande nur erwachsene Schildkröten auf den Markt 
kommen, so dürfte das erwähnte Stück bei seiner Aussetzung in den 
Garten wahrscheinlich auch nicht mehr jung gewesen sein und hatte 
also sicher eine ganz achtenswerte Reihe von Jahren hinter sich. 

In der Gefangenschaft halten die Schildkröten bei ihrer Anspruchs- 
losigkeit und Stumpfsinnigkeit lange aus, wenn sie nur vor dem Ein- 
fluß der ihnen verderblichen Kälte bewahrt werden. Für Terrarien 
eignen sich übrigens nur kleinere Stücke, während größere Exemplare 
weit besser in einem Hofe oder Garten frei zu halten sind, woselbst 
sie sich jedenfalls wohler und behaglicher fühlen, da sie hier eine ihren 
natürlichen Verhältnissen mehr entsprechende Lebensweise führen 
können. Auch braucht man sich dann beim Eintritte der kühleren 
Jahreszeit nicht weiter um sie zu kümmern, da sie in diesem Falle 
schon selbst eine passende Winterherberge aufsuchen. Den nicht im 
Freien überwinternden muß man jedoch beizeiten eine mit Erde 
gefüllte Kiste bieten, damit sie sich, sobald sie das Bedürfnis dazu 
fühlen, einwühlen können. Da sich die Tiere übrigens nicht tief 
vergraben, so ist eine Erdschichte von höchstens einem halben Meter 
Höhe hiezu mehr als genügend. 

Gefangene Schildkröten werden sehr bald zahm und nehmen 
ihrem Pfleger das vorgehaltene Futter oft schon nach wenigen Tagen 
aus der Hand. Bei Verkühlung oder ausschließlicher Pflanzenfütterung 
treten oft Krankheiten auf, die sich im ersteren Falle meist durch einen 
schleimigen Ausfluß aus Mund und Nasenhöhlen, im letzteren durch 
dünne, wässerige Stuhlentleerungen zu erkennen geben; in beiden 
Fällen ist auch eine Abnahme der Freßlust und ein ruhiges Verweilen 
an ein und derselben Stelle mit eingezogenem Kopfe und Gliedmaßen 
zu bemerken. Durch Abstellung der das Unwohlsein verursachenden 
Schädlichkeiten genesen dann die Tiere, obwohl durchaus nicht immer. 
Am sichersten ist es jedenfalls, sobald man in dieser Richtung etwas 
bemerkt, die betreffenden Schildkröten sofort ins Freie auszusetzen, 


Testudo. 783 


wo dann fast ausnahmslos — wenn man dies nicht schon zu spät aus- 
führt — eine baldige Genesung eintritt. 

Die drei europäischen Arten der Gattung können durch folgende 
Merkmale unterschieden werden: 

A. An der Bauchschale die gemeinsame Naht der Femoralplatten 
so lang als die Mittelnaht der Pectoralschilder. Oberschenkel 
ohne Höcker. 

I. Femorale Mittelnaht merklich kürzer als die humerale. 

Fünftes Vertebrale viel breiter als drittes. Supracaudale fast 

immer geteilt. Schuppen auf der Vorderseite des Vorderarmes 
klein, in 7—-10 Längsreihen. Schwanzende benagelt 

graeca Linne. 

II. Femorale und humerale Mittelnaht an Länge kaum ver- 

schieden, fünftes Vertebrale kaum breiter als das dritte, 

Supracaudale stets einfach. Schuppen auf der Vorderseite 

des Vorderarmes groß, geschindelt, in 4—5 Längsreihen. 

Schwanz unbenagelt. . .... . marginata Schoepf. 

B. An der Bauchschale die gemeinsame Naht der Femoralplatten 
doppelt so lang als die Mittelnaht der Pectoralschilder und so 
lang als die Mittelnaht der Humeralen. Supracaudale stets 
ungeteilt. Vorderfläche der Vorderarme mit großen, in 4 Längs- 
reihen stehenden Schindelschuppen. Schwanznagel fehlend, 
Oberschenkel mit großem, konischem Tuberkel..ibera Pall. 


1. Testudo graeca: Sutura communis pectoralium sutura media femo- 
ralium aequalis, haec sutura communi humeralium  brevior. 
Vertebrale guintum tertio multo latius, Supracaudale divisum. 
Squamae antibrachii parvae, per series 7—IO dispositae. Cauda 
apice ungue instituta. Femur haud tuberculatum. 20—25 cm. 

Testudo graeca Linne Syst. nat. I, pag. 198, 6 (1758. — Testudo 


Hermanni Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1041, 22 (1790. — Cher- 
sine graeca Merr. Syst. Amph. pag. 31, 38 (1820). — Peltastes 
graecus Gray Proc. Zool. pag. 173. part. (1869. — Chersinella 


graeca Grayl.c. pag. 725, tab. IX, fig. 4 (1873). 


juv. Testa suborbiculata areolis maximis, granosis. 

adult. Testa ovali-elliptica areolis parvis, glabrıs. 

var. a) Scutorum vertebralium et costalium marginibus antıicıs et 
lateralibus maculaque areolari atrıs. 

var. b) Ut supra, sed costalibus fascia atra a margine externe areolas 
versus prolongata. 

var. c) Scutis discoidalibus excepto margine postico plus minusve 
atratis. 


Die Rückenschale ist beim eben ausgekrochenen Tiere mehr 
rundlich kreisförmig, von vorne nach hinten ziemlich gleichmäßig 
gewölbt, ihre größte Höhe aber meist etwas hinter der Mitte gelegen, bei 
ausgewachsenen Stücken hingegen mehr elliptisch oder schwach 
eiförmig, stark gewölbt, ihre größte Höhe meist ziemlich in der Mitte 
gelegen und etwa ihrer halben Länge gleichkommend. Der Umfang 
derselben ist hinten gewöhnlich stärker als vorne nach abwärts geneigt, 


784 Testudinidae. 


was in der Jugend immer sehr deutlich, im Alter jedoch öfters weniger 
hervortritt, ıhr äußerster Rand selbst vorne meist deutlich, obwohl 
sehr seicht ausgerandet, an den fast senkrecht abfallenden Seiten 
ziemlich gerade, hinten gleichmäßig gerundet, nur wenig verbreitert 
und nicht gesägt. Die Vertebralen sind beträchtlich schmäler als die 
Costalen, das erste fünfeckig, bei jüngeren Tieren immer deutlich, 
bei erwachsenen oft aber kaum breiter als lang, seine Hinterseite 
am kürzesten und ziemlich gerade, alle anderen Seiten geschwungen, 
die zwei vorderen in einem sehr stumpfen, in seinem Zusammenstoße 
mit dem Nuchale kurz abgestutzten Winkel konvergierend. Die drei 
folgenden Vertebralen sind etwas kürzer, sechseckig, das mittlere 
davon immer, das zweite und vierte gewöhnlich breiter als lang, an 
allen die unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstoßenden Außen- 
seiten am kürzesten und ziemlich gleichlang, das dritte ziemlich 
gleichbreit, das zweite nach vorn, das 
vierte nach hinten verschmälert; das 
letzte Wirbelschild ist endlich das größte, 
nach rückwärts bedeutend erweitert, im 
Grunde eigentlich ungleichseitig sechs- 
eckig, obwohl es durch die drei unter 
äußerst stumpfen oder fast verschwin- 
denden Winkeln zusammenstoßenden 
Marginalränder im Ganzen mehr den 
Eindruck eines Trapezes mit gerundeter 
Hinterseite macht. Von den vier Costal- 
paaren ist das erste trapezoidisch, deut- 
lich breiter als lang, sein gebogener 
Außenrand der größte, seine Innenränder 
die kleinsten, die an das erste Vertebrale 
stoßende Seite kürzer als die hinterste; 
von seinen vier Winkeln ist der hintere 
Testudo graeca Linne. und äußerste nahezu ein rechter, der an 
die gemeinschaftliche Naht der zwei 

ersten Vertebralen grenzende der stumpfeste. Die zwei folgenden 
Costalen sind im Ganzen ziemlich gleich groß, nicht ganz doppelt so 
breit als lang und quer fünfeckig, ihre unter sehr stumpfen Winkeln 
zusammenstoßenden Innenseiten die kürzesten, ihre auf die Axe des 
Körpers ziemlich rechtwinkelig gerichteten Vorder- und Hinterseiten 
am längsten. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert, deut- 
lich breiter als lang und trapezoidisch, nach außen mäßig erweitert, sein 
Vorderrand etwas größer als der hintere. Sämtliche Discoidalplatten 
sind gegen die Areolen zu bald mehr, bald weniger, oft selbst höcker- 
förmig gewölbt, ein Umstand, der an den Costalen nur mäßig, an den 
Vertebralen — besonders den drei mittleren — meist in bedeutend 
stärkerem Grade hervortritt, daher auch die zwischen den letzteren 
und den Costalen gelegenen Nähte besonders stark furchenartig vertieft 
erscheinen. Die Areolen selbst sind im Alter glatt, mäßig groß, und von 
sehr deutlichen, gegen den Rand der Schilder immer tiefer werdenden 
Anwachsstreifen umgeben, in der Jugend hingegen feinkörnig und so 
groß, daß sie fast die ganze Fläche der betreffenden Platten bedecken. 





Testudo. 785 


Unter den fünfundzwanzig Marginalien ist das Nuchale das kleinste, 
schmal, bis doppelt so lang als breit, vorn und rückwärts meist ziem- 
lich gerade abgestutzt, nach hinten sehr häufig erweitert. Die Margino- 
collaren sind ungleichseitig fünfeckig, bei Jungen breiter als lang, 
bei älteren Stücken aber etwas länger als breit, ihre an das erste Costale 
stoßende Seite die kürzeste, die dem nächstfolgenden Marginale 
angefügte in der Regel die längste, die vordere und die an das erste 
Vertebrale grenzende ziemlich gleichgroß. Die Marginobrachialen 
sind etwas trapezisch und sowie alle anderen Marginalen breiter als 
lang, das vordere und größere nach außen stärker, das hintere und 
kleinere weniger erweitert, die übrigen Randschilder alle rhomboidisch 
viereckig, das stets doppelte Supracaudale trapezisch, mit gerundetem 
Hinterrande, nach vorn bedeutend verschmälert. 

Die Bauchschale, welche vorn nicht, hinten aber merklich kürzer 
ist als die Rückenschale, zeigt etwa eine elliptische Gestalt, mit 
schwacher Erweiterung nach hinten; ihr 
freier Teil ist vorn deutlich nach aufwärts 
gebogen, in der Jugend verrundet oder 
abgestutzt, im Alter aber sehr seicht aus- 
gerandet, ihr freier Hinterteil flach und 
über dem Schwanze tief winkelig aus- 
geschnitten. Die Gularen sind ihrer 
Hauptform nach ziemlich rechtwinkelig 
dreieckig, bei sehr jungen Stücken breiter 
als lang, bei älteren Exemplaren aber 
immer länger als breit, ihre Außenseite 
die größte, ihre meist geschwungene oder 
manchmal selbst winkelig gebrochene 
Vorderseite die kürzeste. Die Humeralen u 
sind etwa trapezoidisch, beiläufig so lang En Be 
als breit, nach innen zu mäßig verschmä- 
lert, ihre gegen außen zu stark geschwun- Fig. 168. 
gene Hinterseite die längste, die Vorder- Testudo graeca Linne. 
seite die kürzeste, der Außenrand stark 
bogig gerundet. Die Pectoralen sind die kürzesten, die Abdominalen 
die längsten aller Brustschilder, jene weit über doppelt so breit als 
lang, nach innen zu sehr stark verschmälert, etwa in der Verlänge- 
rung des äußeren Humeralrandes am längsten, dann unter den Vorder- 
beinen tief bogig ausgeschnitten, ihr gegen die Oberschale aufgebogener 
Teil nach außen zu wieder mehr oder weniger stark erweitert, der an 
das vierte Marginale stoßende Rand schief von hinten nach vorn ge- 
richtet, der dem fünften Marginale angefügte und etwas größere nach 
innen stark bogig geschwungen. Die Abdominalen sind die größten 
aller Brustplatten, indem sie den hinteren freien Teil der Unterschale 
immer, den vorderen sehr häufig an Länge übertreffen; sie sind im 
Ganzen genommen etwas breiter als lang, ihr Vorderrand nach außen 
zu nur schwach, ihr Hinterrand jedoch ebenda sehr stark nach hinten 
bogig, ihr gegen die Oberschale abgebogener Teil das sechste und siebente 
Marginale ganz, das fünfte hingegen nur in geringer Ausdehnung oder 
wohl auch gar nicht berührend. Die Femoralen sind trapezoidisch, 


Schreiber, Herpetologia europaea, 50 





8 6 Testudinidae. 


deutlich breiter als lang, nach innen mehr als auf die Hälfte ihrer 
größten Länge verschmälert, mit schwach gerundetem Außenrande. 
Die deutlich kürzeren Analen sind endlich auch trapezisch, der Quere 
nach ziemlich gleichbreit, ihr Vorder- und Hinterrand schief nach 
auswärts gerichtet, der erste deutlich länger als der letzte, der dem 
Innenrande ziemlich gleichkommende Außenrand gerade oder schwach 
gebogen und schief nach hinten gerichtet. Die Axillaren und Inguinalen 
endlich sind ziemlich klein und stark nach innen gerückt, die ersteren 
sehr lang und schmal trapezisch, die letzteren etwa gleichseitig drei- 
eckig, an jenen die Innenseite die längste, die Außenseite die kürzeste, 
diese an das vierte, der Vorderrand an das dritte Marginale, die etwa 
gleichgroße Hinterseite aber an den Vorderrand der Humeralflügel 
stoßend; an den Inguinalen hingegen ist die etwas schief nach vorn 
gerichtete Spitze desselben dem siebenten, die Außenseite dem 
achten Marginale, die Vorderseite aber dem hinteren Flügelrand des 
Abdominale angefügt. Von den Mittelnähten sind die zwischen den 
Pectoralen und Femoralen befindlichen ziemlich gleich lang und viel 
kürzer als die humeralen. 

Der Kopf ist etwas dicker als der Hals, etwa in der Wangen- 
gegend am breitesten, die seitlich stark zusammengedrückte Schnauze 
nach vorn zu mäßig und kurz zugespitzt; die Nasenlöcher sind klein 
und rundlich, die Augen mäßig vorstehend, das Trommelfell kaum 
kleiner und ziemlich deutlich. Die vorn bogig zusammenstoßenden 
Oberkiefer sind ganzrandig oder an der Spitze sehr undeutlich ge- 
zähnelt, deren Seiten etwa im Beginne des letzten Drittels bogig 
nach abwärts geschwungen, den Unterschnabel deutlich umfassend. 
Der Pileus ist vorn mit zwei großen in gerader Naht an einander- 
stoßenden Schildern bedeckt, von denen das Frontale dem Prä- 
frontale an Ausdehnung meistens nachsteht. Der hintere Teil des 
Kopfes ıst dagegen mit zahlreichen, ganz unregelmäßig polygonalen 
Schildchen besetzt, die gewöhnlich nach rückwärts zu deutlich ver- 
kleinert, in der Supraokulargegend aber in der Regel am größten sind. 
Die äußerste Schnauzenspitze zeigt über den Nasenlöchern ein kleines, 
oft längsgeteiltes und ziemlich regelmäßig fünfeckiges Internasale, 
dem sich zu Seiten des Präfrontalschildes je ein längliches, 
vier- oder fünfseitiges Nasale anschließt. Das Tympanale ist sehr 
groß, gut doppelt so lang als breit, in seiner hinteren Hälfte über dem 
Trommelfell im Bogen verschmälert, das vorn unter ihm stehende 
Massetericum unregelmäßig vielseitig, nach unten gewöhnlich von 
zwei kleinen, nach hinten aber nur von einem einzigen, ziemlich 
großen und etwa dreieckigen Schildchen begrenzt, das den ganzen 
noch übrigen Raum zwischen dem Tympanale und dem Trommelfell 
einnimmt. Die Kehle ist mit zahlreichen, flach polygonalen Schildchen 
bedeckt, die im allgemeinen ziemlich klein, meist länger als breit und 
gegen die Kieferränder zu deutlich vergrößert sind. Die Halshaut ist 
durchaus mit sehr kleinen und flachen Körnerschuppen besetzt, die 
an ihrer Unterseite nur wenig vergrößert sind. Die Beine sind im 
ganzen mit ziemlich flachen, unregelmäßig vieleckigen Schildern 
bekleidet, die an der Hinterseite der Vordergliedmaßen, sowie an dem 
größten Teile der Hinterbeine sehr zahlreich und ziemlich klein, an der 


Testudo. 787 


Oberseite und Vorderschneide der Unterarme, sowie auch an den 
Fußballen der Hinterbeine bedeutend vergrößert und zu teilweise 
ziemlich dicken, hornigen Schindelschuppen umgebildet sind, welche 
an der Vorderfläche des Vorderarmes 7—Io Längsreihen bilden. 
Desgleichen ist die Hinterseite der Schenkel und die Sohle der Hinter- 
füße mit größeren polygonalen Tafelschuppen, die Sohle der Vorder- 
füße aber mit sehr großen und dicken Schindelschuppen besetzt. Die 
Nägel sind länglich, an der Spitze meist etwas abgestutzt, die hinteren 
etwas schlanker und gestreckter als die vorderen. Der äußerst kurze, 
mit polygonalen Tafelschuppen bedeckte Schwanz ist am Ende mit 
einem verhältnismäßig langen, gegen die Spitze sehr schwach ver- 
dünnten und nach abwärts gekrümmten Nagel versehen, der auf seiner 
Oberseite durch eine Längsfurche geteilt und nach vorne zu meist 
von einigen größeren, paarigen Schildern begrenzt ist. Endlich ist 
noch die Unterseite der Vorderbeine gegen das Ellbogengelenk zu 
mit einer sehr großen, etwa eiförmigen Hornschuppe versehen. 

Die Grundfarbe der Schale ist ein bald ziemlich reines, bald 
wieder mehr ins Grünliche ziehendes Gelb, das in der Jugend ge- 
wöhnlich unreiner als im Alter und durch schwarze Zeichnungen 
und Flecken in nicht immer gleichbleibender Weise unterbrochen 
ist; doch sind der Vorderrand der Vertebralen und Costalen, sowie 
auch die Seitenränder der ersteren immer, der Außenrand der letzteren 
wenigstens teilweise schwarz. Desgleichen besitzen auch wenigstens 
die vorderen Vertebralen und in der Regel sämtliche Costalen einen 
bald größeren, bald kleineren, unregelmäßigen schwarzen Fleck, 
der in der Jugend namentlich auf den Wirbelplatten gern an den 
Vorderrand gerückt, sonst aber gewöhnlich auf die Areolen gestellt ist. 
Dann zeigen endlich auch noch sämtliche Marginalen einen vom 
Vorderrande gegen die hintere Ecke der Schilder gerichteten Flecken, 
der aber namentlich in der Jugend oft nur sehr klein und unbestimmt, 
in anderen Fällen wieder in eine einfache schiefe Ouerbinde, ja manch- 
mal selbst in mehrere unregelmäßige Makeln verwandelt sein kann. 
Zu diesen Zeichnungen tritt dann sehr häufig an den Costalen ein 
bald mehr bald weniger deutlicher, länglicher Querflecken dazu, der 
von dem Außenrande der genannten Schilder ausgehend gegen die 
Areolen hinzieht und nicht selten mit der Areolarmakel verschmilzt. 
Endlich kann es noch geschehen, daß sämtliche schwarze Zeichnungen 
sich so sehr erweitern, daß sie gegenseitig untereinander zusammen- 
fließen und dann einen bald größeren, bald geringeren Teil der Rücken- 
platten zusammenhängend schwarz färben. Doch geht diese Über- 
handnahme der schwarzen Farbe niemals so weit, daß sie das Gelb 
vollständig verdrängt, und wenn auch der größte Teil der Schilder 
oft vorherrschend dunkel erscheint, so bleiben doch deren Hinter- 
ränder in größerer oder geringerer Ausdehnung unter allen Um- 
ständen immer gelb. Die weniger lebhaft gefärbte Unterschale zeigt 
zu beiden Seiten eine bald schmälere, bald breitere, unregelmäßige 
schwarze Längsbinde, die aber namentlich an den Schildernähten 
sehr häufig unterbrochen und dann in unbestimmte Makeln und 
Flecken aufgelöst erscheint, in der Jugend aber oft so ausgedehnt 
ist, daß sie den größten Teil der Platten fast ganz schwarz färbt. 

50* 


7 88 Testudinidae. 


Die Farbe der freien Körperteile ist etwa ein schmutziges Grün- 
gelb, das an der Vorderseite der Vorder- sowie an der Hinterseite 
der Hinterbeine mehr ins Braungraue, an der Vorder- und der Seiten- 
partie des Kopfes aber ins Schwärzliche umsetzt. Die Sohlen sämt- 
licher Füße sind verhältnismäßig am hellsten, meist schmutzig 
weißgelb, die größeren Beinschuppen oft mit schwarzen Flecken 
versehen. 

Die Länge des Tieres kann bis 25 cm ansteigen. 

Da die Schildkröten nach den Satzungen der katholischen 
Kirche zu den Fastenspeisen gehören, so werden dieselben in vielen 
Klöstern Südeuropas schon seit langen Zeiten zum eventuellen 
Gebrauche als Haustiere gehalten und sind dann von da aus, teils 
nach Auflassung der genannten Institute, teils auch durch Desertion, 
häufig in Freiheit gelangt, woselbst sie sich unter ıhnen günstigen 
Verhältnissen nicht nur erhalten, sondern mitunter auch vermehrt 
haben. Es ist daher aus diesem Grunde sehr schwer, die ursprüng- 
liche Heimat dieser Tiere von den durch die erwähnten Umstände 
herrührenden Vorkommnissen zu trennen und läßt sich erstere 
derzeit kaum mehr mit ganz zweifelloser Sicherheit konstatieren. 

Als eigentliche Heimat von Testudo graeca glaube ich den nörd- 
lichen, zwischen der Adria und dem schwarzen Meere liegenden, 
etwa vom 40.—45. Breitegrade sich erstreckenden Teil der Balkan- 
halbinsel annehmen zu müssen; als Grund hiefür dient mir sowohl 
die Erfahrung, daß diese Art in den daselbst gelegenen Gegenden — 
dicht bewaldete Landstriche ausgenommen — allenthalben in Menge 
vorkommt, als auch der Umstand, daß die daher stammenden Stücke 
alle andern in Europa vorkommenden Artgenossen an Größe weitaus 
übertreffen. Ich glaube daher die Herzegowina, Montenegro, Ru- 
mänien und Bulgarien, sowie die südlich davon liegenden Teile der 
europäischen Türkei als das ursprüngliche Vaterland dieser Art be- 
trachten zu können. Hier lebt dieselbe sowohl im Gebirge, als auch 
im Flachlande und habe ich beispielsweise gerade von der Dobrudscha, 
im Anschwemmungsgebiet der Donaumündungen, die größten mir 
je zu Gesichte gekommenen Stücke, wahrhafte Riesen, erhalten. 
Die nördlichsten mir bekannten und noch zu ihrer ursprünglichen 
Heimat gehörenden Standorte sind das Czernatal im südungarischen 
Banate und die in der Nähe befindliche Umgebung von Orsowa am 
sog. Eisernen Tore an der Donau, woselbst unser Tier noch allent- 
halben häufig und in ganz gewaltigen Exemplaren vorkommt. 

Von dem bisher besprochenen ursprünglichen Wohngebiete hat 
sich dann Testudo graeca östlich nach Dalmatien und südlich nach 
Griechenland verbreitet, in welchen Ländern sie jedoch viel kleiner 
bleibt und weit seltener ist, so daß sie hier fast durchwegs nur ver- 
einzelt angetroffen wird und nur an wenigen Örtlichkeiten, wie bei- 
spielsweise auf den Bergen längs der Narenta in Dalmatien, sowie in 
Akarnanien, auf Euböa und den Cykladen in Griechenland häufiger 
vorkommt; vertikal geht sie höchstens bis 600 m hinauf. 

Alle anderen Schildkröten die, von der Pyrenäischen Halbinsel 
und den Balearen, von Südfrankreich und Italien, von Korsika, 
Sardinien und Sizilien angeführt werden, sowie nicht minder die von 


Testudo. 789 


mir im österreichischen Friaul bei Ajello konstatierten, halte ich 
nicht für endemisch, sondern für verschleppte oder Flüchtlinge, 
die sich hier unter ihnen zusagenden Verhältnissen eingebürgert 
haben. Hiefür spricht auch der Umstand, daß die meisten der er- 
wähnten Fundorte teils durch das Meer getrennt, teils weit von- 
einander entfernt sind, und da im letzteren Falle in den dazwischen- 
liegenden Landstrichen die Schildkröten fehlen, so ist kaum anzu- 
nehmen, daß selbe auf dem natürlichen Wege der allmählichen Er- 
weiterung ihres ursprünglichen Wohngebietes zu diesen isolierten 
Fundstellen gelangt sein können. 

Testudo graeca ist von erstaunlicher Lebenszähigkeit und erträgt 
selbst die schwersten Verwundungen mit scheinbarer Gleichgültig- 
keit, da sie sich wenigstens in ihren Lebensverrichtungen weiter 
hiedurch nicht stören läßt. Exemplare mit vielfach vernarbtem, von 
einstigen Zertrümmerungen herrührendem Panzer gehören durchaus 
nicht zu den Seltenheiten. Der Widerstand der Tiere gegen die 
Tötung ist geradezu grauenhaft. Die zur Nahrung bestimmten 
Stücke müssen natürlich behufs ihrer Zubereitung für die Küche 
aus dem Panzer gelöst werden. Weil dieser aber äußerst hart ist 
und die beiden Schalenteile in fester Knochennaht verwachsen sind, 
so kann dies nur durch gewaltsame Zertrümmerung geschehen. Da 
das gemeine Volk den Biß des Tieres für gefährlich hält, so wird vor 
allem auf die Entfernung des Kopfes gedacht. Zu dem Ende wird 
das unglückliche Geschöpf über Kohlenfeuer gehalten, infolgedessen 
es dann, um der Pein zu entgehen, alle freien Körperteile von sich 
streckt, bei welcher Gelegenheit sofort der Kopf durch einen raschen 
Griff erfaßt und vom Halse getrennt wird. Nun wird mit einem 
eisernen Hammer oder mit der Kehrseite eines Beiles mit aller Kraft 
auf den Panzer losgeschlagen, bis derselbe in Trümmer geht, von 
welchen dann der Inhalt abgelöst wird. Hiebei bewegen sich sowohl 
die Gliedmaßen als auch die einzelnen Teile des ausgelösten Inneren 
noch lange Zeit selbständig nach den verschiedensten Richtungen 
und zur Zeit der Schildkrötensaison kann man auf Dünger- und 
Kehrichthaufen die abgeschnittenen Köpfe der verspeisten Tiere 
noch tagelang mit den Augen blinzeln und mit dem Munde schnappen 
sehen. Ja Tomasini sah ein Exemplar, dem die ganze rechte 
Kopfhälfte vollkommen fehlte und das trotz dieser fürchterlichen 
Verstümmelung nicht nur gemütlich fraß, sondern sich sogar 
paarte. 

In der Gefangenschaft kann man die Schildkröten mit frischem 
und gekochtem Fleisch, mit Äsern und Küchenabfällen sowie mit 
Obst und Grünzeug füttern. Von frischen Pflanzen werden groß- 
blättrige und saftige den grasartigen und schmalblättrigen oder 
mehr trockenen vorgezogen; eine Lieblingsspeise bildet der wilde 
Wein (Ampelopsis hederacea Mich.), eine zur Verkleidung der Mauern 
allgemein verwendete Kletterpflanze, auch Brot in Milch getaucht 
wird nicht ungerne genommen. Im Freien gehaltene Stücke delek- 
tieren sich sogar an tierischen und menschlichen Exkrementen, um 
welche man sie nicht selten zu gemeinsamem Mahle versammelt 
trifft. Vor dem Eintritt des Winterschlafes stellen sie das Fressen 


790 Testudinidae. 


ein, sowie sie auch beim Hervorkommen im Frühjahre erst nach 
einiger Zeit ans Futter gehen. 

Trotz ihrer Stumpfsinnigkeit finden sie sich übrigens doch nicht 
sofort und gleichmütig in die Gefangenschaft, sondern suchen anfangs 
fortwährend herumtrampelnd eifrig nach einem Ausgange. In der 
Paarungsperiode bemächtigt sich der Männchen sogar eine merkbare 
Erregung, indem sie die Weibchen hartnäckig verfolgen, sich die- 
selben gegenseitig streitig machen und durch Schieben und Stoßen 
mit dem Panzer ihre Nebenbuhler zu vertreiben trachten. 

Da die Tiere offenbar das Bewußtsein haben, auf den Rücken 
gelegt, nicht mehr aufstehen zu können, so suchen sie diese Eventuali- 
tät tunlichst zu vermeiden und kann man sie infolgedessen tagelang 
frei auf einem Tische lassen, ohne daß sie herunterfallen würden. 


2. Testudo ibera: Sutura communis femoralium suturae mediae 
pectoralium duplo longior, suturae mediae humeralium aequalıs. 
Vertebrale quarto tertio haud latius. Supracaudale integrum. 
Squamae antibrachii magnae, imbricatae, per series 4—5 dis- 
positae. Cauda inungnis; femora tuberculo magno, conico insti- 
tuta. — Long. 20—25 cm. 

Testudo pusilla Shaw Zool. III, Amph. pag. 53 (1802). — Testudo 
graeca Daud. Hist. nat. gen. et part. d. rept. II, pag. 218. part. (1802). — 
Testudo 'ibera Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 19 (1831). — 
Testudo ecaudata ‚Ball. 1. c. (1837). — Testudo oraech 
Bell. Monogr. Testud. pl. (1835). — Testudo mauritanica Dum. 
Bibr. Erpet. gener. II, pag. 44 (1835). — Testudo Whitei Bennett 
Whites’ Nat. hist. Selborne pag. 361 (1836). — Peltastes graecus 
Gray Proc. Zool. Soc. pag. 176. part. (1869). — Peltastes mauri- 
tanicus Gray Hand. l. Sh. rept. pag. ı2 (1873). 


Die Rückenschale ist bald mehr, bald weniger stark gewölbt, 
nicht doppelt so lang als hoch, nach vorne und rückwärts ziemlich 
gleichmäßig schief und nur bei ganz jungen 

Tieren hinten steil abfallend. Ihr Außenrand 

ist über dem Halse schwach eingebuchtet, 

an den Seiten senkrecht nach abwärts 

gerichtet, über den Hinterbeinen bei jungen 

nicht, bei älteren Tieren aber, wenn auch 

schwach, so doch deutlich schief nach aus- 

wärts erweitert und daselbst schwach ge- 

sägt. Ihre Gestalt ist im ganzen ziemlich 

elliptisch, ihre größte Höhe gewöhnlich in 

der Gegend des dritten Vertebrale gelegen. 

Von den fünf letzteren ist das erste fünf- 

eckig, bei größeren Stücken etwa so lang 

als breit, bei ganz jungen etwas breiter, bei 

ersteren die Vorderecken stark, bei letzteren 

Fig. 169. weniger vorgezogen, bei diesen die Seiten- 

Testudo ibera Pall. ränder gerade, bei jenen nach außen ge- 
rundet, die zwei an die Marginalen 

stoßenden Seiten die kürzesten. Die zwei folgenden Vertebralen 
sind quer sechseckig, meistens breiter als lang, das dritte gewöhn- 


Testudo. 791 


lich kleiner als das zweite, ihre unter stumpfem Winkel zu- 
sammenstoßenden Außenseiten die kürzesten, die Hinterseite beim 
zweiten länger, beim dritten kürzer oder so lang als die Vorderseite, 
das zweite in der Jugend kaum, im Alter meist deutlich nach vorne 
verschmälert. Das vierte Vertebrale ist kleiner, ebenfalls sechseckig, 
nach rückwärts merklich verengt, seine Vorderseite die längste, 
die an die Kostalen grenzenden Seiten ziemlich gleich oder die 
hintere davon etwas länger. Das letzte Vertebrale ist das größte, 
nach rückwärts fast immer stark erweitert, ungleichseitig fünfeckig, 
wegen der unter sehr stumpfem Winkel zusammenstoßenden Hinter- 
seiten aber im ganzen mehr trapezisch erscheinend. Von den Costalen 
ist das erste trapezoidisch, deutlich breiter als lang, sein gebogener 
Außen- und der Hinterrand ziemlich gleich, der an das zweite Verte- 
brale grenzende der kürzeste, all seine Ecken bald mehr stumpf-, 
bald mehr rechtwinkelig. Die 2 folgenden Costalen sind einander 
ziemlich gleich, nahezu doppelt so breit als lang, quer fünfeckig, ihre 
unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstoßenden Innenseiten die 
kürzesten, die ziemlich gleichen Vorder- und Hinterseiten die längsten 
und ziemlich rechtwinklig zur Körperachse gerichtet. Das letzte 
Costale ist endlich wieder viel kleiner, trapezoidisch, breiter als lang, 
sein vorderer Rand etwas länger als der hintere, der an das vierte 
Vertebrale grenzende der kürzeste. Mit Ausnahme ganz junger 
Stücke sind im Umkreise der Areolen die Vertebralen (besonders die 
drei mittleren) sowie auch die Costalen, letztere jedoch weniger, 
deutlich gewölbt. Die Areolen selbst sind glatt, in der Jugend relativ 
größer als im Alter, die Anwachsstreifen namentlich an der Außen- 
seite der Costalen tief und furchenartig. Von den Randschildern 
ist das Nuchale sehr schmal, 2—3 mal so lang als breit, fast immer 
parallelseitig und über die benachbarten Schilder vorspringend, 
nur selten nach rückwärts schwach erweitert und nicht vorstehend. 
Die Marginocollaren sind quer fünfeckig, viel breiter als lang, in der 
Jugend alle, später wenigstens ihr Innen-, Außen- und Vorderrand 
ziemlich gerade, ersterer der kürzeste, letzterer der längste. Die 
zwei folgenden Marginobrachialen sind trapezisch, viel höher als 
lang, das erste merklich größer als das zweite, ihre Außenseiten die 
längsten, die Innenseiten die kürzesten. Bei ganz jungen Tieren 
sind alle nun folgenden Randschilder mehr oder weniger rechteckig 
und nur die zwei letzten schwach rhombisch, während beı größeren 
nur die zwei ersten Marginolateralen rechteckig, die nächsten aber 
und besonders die Marginofemoralen nach unten schwach erweitert 
und von diesen das letzte wieder schief rechteckig oder rhombisch, 
selten durch Knickung der Oberseite fünfeckig ist. Das Supracaudale 
ist immer ungeteilt, etwa doppelt so breit als lang, bei jungen ziem- 
lich flach und senkrecht gestellt, bei älteren Tieren aber stark ge- 
wölbt und am Ende nach einwärts gebogen. 

.Das in der Abdominofemoralnaht bewegliche Brustschild ist 
vorne so lang, hinten aber merklich kürzer als das Rückenschild, im 
ganzen ziemlich gleichbreit oder im hinteren Teile etwas verschmälert, 
gegen den Hals zu schwach aufgebogen, unter demselben in der 
Jugend abgestutzt, später aber meistens spitzwinkelig eingeschnitten, 


792 Testudinidae. 


unter dem Schwanze bei alten Tieren bogig ausgeschnitten, bei jungen 
schwach ausgerandet. Die rechtwinklig vorspringenden Gularen 
sind dreieckig, bei Erwachsenen länger als breit, bei jungen um- 
gekehrt, ihr Außenrand der längste. Die Humeralen sind etwa 
trapezoidisch, in der Jugend merklich, im Alter nur wenig breiter 
als lang, nach innen vorne verschmälert, ihre Außenseite bei jungen 
wenig, bei etwas größeren Tieren aber stark geschwungen, die vordere 
Seite etwa so lang als die innere, die hintere die längste. Die Pecto- 
ralen sind die kürzesten, die Abdominalen die längsten aller Brust- 
schilder, jene etwa doppelt so breit als nach außen zu lang, in der 
Mitte sehr stark verschmälert, hinter den Vorderbeinen tief aus- 
geschnitten, ihr gegen die Oberarme gebogener Teil stark erweitert, 
das vierte und fünfte Marginale berührend, die an das erstere stoßRende 
Seite nach außen, die an das letztere grenzende nach innen geschwun- 
gen. Die Abdominalen machen so ziemlich den dritten Teil des 
ganzen Bauchpanzers aus, sind breiter als lang, nach außen zu am 
Vorderrande schwach, am Hinterrande 
stark bogig, gewöhnlich das sechste und 
siebente, seltener auch noch das achte 
Marginalschild berührend. Die Femoralen 
sind verrundet trapezoidisch, breiter als 
lang, nach innen verschmälert, ihr Außen- 
rand stark geschwungen. Die etwa nur 
halb so großen Analen sind trapezoidisch 
oder rhombisch, der Quere nach meist 
ziemlich gleichbreit, ihr Vorder- und 
Hinterrand schief nach auswärts gerichtet, 
ersterer kaum oder nur wenig länger als 
der letztere. Die Axillaren und Ingui- 
nalen sind ziemlich klein und stark nach 
innen gerückt, die ersteren sehr lang und 
Fig. 170. schmal trapezisch, die letzteren etwa 
Tesah bern Pal gleichseitig dreieckig, an jenen die Innen- 
seite die längste, die Außenseite die 
kürzeste, diese an das vierte, der Vorderrand an das dritte Marginale, 
die etwa gleichgroße Hinterseite aber an den Vorderrand der 
Humeraltlügel stoßend; an den Inguinalen hingegen ist die etwas 
schief nach vorne gerichtete, häufig abgestutzte Spitze desselben 
dem siebenten, die Außenseite dem achten Marginale, die Vorder- 
seite aber dem hinteren Flügelrande des Abdominale angefügt. Von 
den Mittelnähten ist die pectorale viel kürzer als die humerale, die 
femorale etwa doppelt so lang als die pectorale und ebenso lang 
oder etwas kürzer als die humerale und die anale meist kürzer als 
die humerale. 

Der Kopf ist mit den für.alle Testudoarten charakteristischen 
zwei größeren Schildern, dem Frontale und Präfrontale, bedeckt, 
welche ziemlich gleichgroße Fünfecke darstellen, deren Basen anein- 
anderstoßen, während ihre Spitzen nach vorne, beziehungsweise nach 
hinten gerichtet sind. Den Vorderrändern des ausnahmsweise 
längsgeteilten Präfrontale schließen sich die viel kleineren Nasalen 





Testudo. 793 


an. Die Seiten des Kopfes sind in der bei der Gattung geschilderten 
Weise bekleidet; der Oberkiefer zeigt an der Spitze einen schwachen, 
jederseits von einem stumpfen Zahne begrenzten, bogigen Ausschnitt, 
seine Ränder erweisen sich unter der Lupe mit sehr feinen Kerb- 
zähnen besetzt. Der Unterkiefer ist an der Spitze sehr schwach 
hackig nach oben gebogen und zu seiten derselben ebenfalls mehr 
oder weniger deutlich gezähnelt. Die Vorderseite des Vorderarmes 
ist mit großen, in 4—5 Längsreihen stehenden Schindelschuppen 
besetzt, die Hinterbacken haben beiderseits der Schwanzwurzel 
einen großen, kegelförmigen Höcker, der Schwanz ist nagellos. 

Die Schale ist gelblich oder olivenfarben; auf der Rückenschale 
sind gewöhnlich die Schildernähte sowie ein größerer Areolarfleck 
schwarz. Die Marginalen sind bald einfarbig, bald mit einem meist 
am Außenrande liegenden schwarzen Flecken; das Brustschild ist 
längs der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt tiefschwarz. Die 
freien Körperteile sind in der Jugend hell schmutzigolivengelb, 
werden aber mit zunehmendem Alter meist dunkler und schwärzlich. 

Die Größe beträgt bei erwachsenen Tieren gewöhnlich 20 bis 
25 cm. 

Das Vorkommen von Testudo ibera ist ebenfalls auf den nörd- 
lichen Teil der Balkanhalbinsel beschränkt, woselbst sie einerseits 
von Konstantinopel an längs der Küste des Schwarzen Meeres nach 
Norden zu bis in die Dobrudscha, anderseits nach Osten zu über 
Adrianopel durch Mazedonien bis nach Albanien verbreitet ist. 
Pallas führt das Tier auch aus der Krim an, doch wird dieses Vor- 
kommen von neueren Forschern in Abrede gestellt. Die vereinzelt 
auf Sizilien und Sardinien angetroffenen Stücke dieser Art dürften 
wohl nicht endemisch, sondern von der nahen Küste Nordafrikas 
importiert sein, was umso wahrscheinlicher ist, als die wenigen auf 
den genannten Inseln bisher gefundenen Exemplare sämtlich aus 
der Umgebung von an der Südküste liegenden Hafenorten stammen. 

In Sitten und Lebensweise ist ibera von graeca kaum verschieden 
und stimmen beide Arten auch bezüglich ihres Verhaltens in der 
Gefangenschaft vollkommen überein. 


3. Testudo marginata: Sutura communis femoralium sutura media 
pectoralium aequalis, illa suturae communi humeralium sub- 
aequalis. Vertebrale quintum tertio vix latius. Supracaudale 
simplex. Squamae antibrachii magnae, imbricatae, per series 
4—5 dispositae. Cauda ungue destituta, femora haud tuberculata. 
Long. — 25—30 cm. 

Testudo marginata Schöpf Naturg. d. Schildkr. pag. 58, tab. 
XI, XII, fig. ı (1792). — Testudo graja Hermann Observ. zool. 
pag. 219 (1804). — Chersine marginata Merr. Syst. amphib. 
pag. 31, 39 (1820). — Chersus marginatus Wagl. Nat. Syst. d. 
Amphib. pag. 138, 20 (1830). — Testudo campanulata Strauch 
Erpetol. de l’Algerie, Mem. de l’Acad. imp. d. scienc. de St. Petersb. VL, 
ser. IV, no. 7, pag. 14, ı (1862). — Peltastes marginatus Gray 
Proc. zool. soc. pag. 173 (1869). — Testudo nemoralis Schreib. 
Herpetol. europ. I, pag. 557 (1875). 


juv. Testa elliptica, lateribus rectis, margine postico praerupto, integro. 


794 Testudinidae. 


adult. Testa praelonga, lateribus retusis, margine postico expanso, 
serrulato. 

var. a) Testa flavescenti, scutorum discoidalium marginibus anticis et 
lateralibus atrıs. 

var. b) Disco nigrescenti maculis areolarıbus flavidis. 


Die Oberschale ist in der Jugend ziemlich elliptisch, an den 
Seiten gerade, hinten kaum erweitert, nach vorn sanft nach ab- 
wärts geneigt; mit senkrechtem Seiten- und steil abfallendem Hinter- 
rande. Mit fortschreitendem Wachstum biegen sich jedoch die 
hinteren Randschilder immer mehr nach außen, wodurch sich dann 
der betreffende Teil der Schale, vom achten Marginale angefangen, 
sehr deutlich erweitert und verflacht, während zugleich die bezüg- 
lichen Schilder selbst an ihrem hinteren Außenwinkel allmählich 
stärker vorspringen, so daß dadurch die 
bei jüngeren Stücken vollkommen ganz- 
randige oder höchstens sanft wellige hintere 
Saumlinie mit zunehmendem Alter immer 
ausgeprägter gesägt wird. Während ferner 
bei kleinen Exemplaren der vordere über 
den Armen gelegene Randteil der Schale 
ebenso, ja manchmal selbst etwas weniger 
breit als die Mitte derselben ist, breiten 
sich die an den obgenannten Teilen befind- 
lichen Marginalen bei größeren Individuen 
ebenfalls, wenn auch in viel geringerem 
Grade als am Hinterrande, aus, so daß 
dadurch die Oberschale auch nach vorn 
schwach erweitert und infolgedessen ın 
der Mitte sehr deutlich verengt und nach 





innen eingezogen erscheint. Zugleich 

| streckt sich die Schale mit zunehmendem 

Fig. 17r. Alter immer mehr, so daß sie bei er- 
Testudo marginata Schöpf. wachsenen Tieren gut doppelt so lang als 
(adultus). hoch wird. Die Längswölbung derselben 


bildet von vorn nach hinten eine ziem- 
lich gestreckte, in der Mitte selbst sehr flache Kurve, die nach vorn 
zu sanft, nach hinten aber viel steiler nach abwärts geneigt ist. Von 
den fünf Vertebralen ist das erste fünfeckig, in der Jugend kaum, 
ım Alter aber meist merklich länger als breit, nach rückwärts fast 
immer verengt; von seinen Seiten sind die den Costalen angefügten 
in der Regel die längsten, die hintere dagegen die kürzeste, die zwei 
vorderen unter sehr stumpfem, an seiner Spitze selbst mehr oder 
weniger abgestutztem Winkel zusammentretend. Die drei folgenden 
Vertebralen sind ziemlich regelmäßig sechseckig, stets bedeutend 
breiter als lang, an dem zweiten, das gewöhnlich länger als das dritte 
ist, der Hinterrand etwas breiter, an dem vierten bedeutend schmäler 
als der Vorderrand, an allen die unter sehr stumpfen Winkeln zu- 
sammenstoßenden Außenränder untereinander ziemlich gleichlang. 
Das letzte Vertebrale ist endlich trapezisch mit verrundetem Hinter- 


Testudo. 795 


rande, nach rückwärts bedeutend erweitert, seine Außenseiten bald 
gerade, bald mehr oder weniger geschwungen. Von den vier Kostal- 
paaren ist das erste etwa trapezisch, gegen seinen gerundeten Außen- 
rand hin sehr stark erweitert, seine an das erste Vertebrale stoßende 
Seite viel kürzer als die hintere, die an das zweite Vertebrale grenzende 
die kürzeste; von seinen vier Winkeln ist der mittlere innere der 
stumpfste, der untere hintere nahezu ein rechter. Das zweite und 
dritte Costale sind bedeutend breiter als lang, sehr steil nach unten 
abfallend und hier auf die Längsachse des Körpers ziemlich senkrecht 
gestellt; ihre Form ist gewöhnlich fünfeckig, bei sehr alten Stücken 
aber durch Verfließung der überhaupt unter sehr stumpfem Winkel 
zusammenstoßenden Innenseiten manchmal selbst viereckig, in ihrer 
ganzen Erstreckung der Länge nach ziemlich gleichbreit, ihre an 
die Vertebralen stoßenden Seiten die kürzesten und unter sich ziem- 
lich gleichlang. Das deutlich verkleinerte letzte Costale ist endlich 
trapezoidisch, sein Innenrand der kleinste, seine Hinterseite kürzer 
als die vordere. Das Nuchale ist in der Jugend etwa so lang als breit, 
ja bei sehr. kleinen Exemplaren auch wohl kürzer, wird aber mit 
zunehmendem Alter allmählich länger, so daß es bei erwachsenen 
Tieren gut doppelt so lang als breit und dabei meistens nach rück- 
wärts etwas erweitert, manchmal aber auch in seiner ganzen Er- 
streckung ziemlich gleichbreit ist und mit seinem Vorderende über 
die daran stoßenden Schilder gewöhnlich etwas hinausragt. Die 
Marginocollaren sind ungleichseitig fünfeckig, nach außen bedeutend 
erweitert, daher auch der Saum der Schale über dem Halse tief aus- 
gerandet erscheint; von seinen Seiten ist die an das erste Costale 
stoßende der dem Nuchale angefügten an Länge kaum oder nur 
wenig überlegen, bei Jungen sein freier Vorderrand, bei Alten der 
Außenrand der längste. Die Marginobrachialen sind trapezisch, 
das erste stets, das zweite aber nur im Alter merklich nach außen 
erweitert, bei kleineren Stücken aber oft nahezu rechteckig. Die 
folgenden Randschilder bilden etwa bis zum ersten Marginofemorale 
sehr sanft nach vorn gerichtete, fast einem Rechtecke in ihrer Form 
genäherte Rhomboide, welche stets bedeutend breiter als lang, und 
in der Mitte des Schalenrandes so stark nach abwärts gebogen sind, 
daß das zweite bis vierte-Marginolaterale von oben entweder gar nicht 
oder nur äußerst wenig sichtbar ist. Dieselbe Form wie die eben be- 
sprochenen Randschilder haben so ziemlich auch die Marginofemoralen, 
nur daß diese nach außen sehr häufig in größerem .oder geringerem 
Grade erweitert und daher bald mehr, bald weniger trapezisch sind, 
ein Umstand, der namentlich an dem letzten derselben fast immer, 
oft aber auch schon an dem fünften Marginolaterale eintritt. Das 
Supracaudale ist endlich immer einfach und ungeteilt, deutlich breiter 
als lang, trapezisch, gegen seinen gerundeten Hinterrand zu mäßig 
erweitert. Sämtliche Rückenschilder sind mit deutlichen, besonders 
in der Jugend sehr scharf begrenzten und feinkörnigen, im Alter 
aber glatten Areolen versehen, die von zahlreichen Anwachsstreifen 
umgeben sind; von diesen sind die an den Costalen vor und hinter den 
Areolen gelegenen und zur Schalenlänge senkrecht gerichteten 
fein und schmal, die nach außen liegenden und zur Schalenachse 


796 Testudinidae. 


parallelen aber breit und furchenartig, so daß diese zweierlei An- 
wachsstreifen auf jeder Hornplatte sehr scharf abgegrenzte Felder 
bilden. Ähnliche Verhältnisse sind auch auf den Marginalen zu be- 
merken. 

Die Bauchschale (Fig. 172), welche vorn nicht, hinten aber merk- 
lich kürzer ist als die Rückenschale, zeigt etwa eine verlängert elliptische 
Gestalt und ist im weiblichen Geschlechte in der Mitte vollkommen 
flach, beim Männchen aber leicht der Länge nach konkav; von ihren 
freien mit der Oberschale nicht verbundenen Teilen ist der vordere 
etwas kürzer als der hintere, und gewöhnlich auch etwas schmäler 
und stärker nach aufwärts gebogen, über dem Halse bald abgestutzt, 
bald schwach herzförmig ausgerandet, der hintere dagegen nicht 
oder nur wenig nach aufwärts geneigt, in der Jugend nur mäßig, im 
Alter jedoch ziemlich stark nach rückwärts verengt und über dem 

Schwanze stark winkelig ausgeschnitten; 
auch ist dieser hintere Teil der Brust- 
schale mit dem Mittelstück in der Ab- 


B domino-Femoralnaht gelenkig verbunden, 
& wodurch er eine allerdings nur geringe 

|) Beweglichkeit gegen die Oberschale zu 
besitzt. Die Gularen sind, obwohl ihr 

| j freier Vorderrand nach außen zu fast 
| immer mehr oder weniger deutlich winkelig 


gebrochen ist, ihrer Hauptform nach doch 

ziemlich dreieckig, stets länger als breit, 

= nach hinten zu stark spitzwinkelig ver- 
engt, ihre an die Brachialen stoßende 

a Seite immer die längste, wegen ihrer unter 
N stumpfem Winkel gegen einander ge- 
N neigten Vorderränder beide zusammen 
N etwa die Gestalt eines Kartenherzens 
bildend. Die darauf folgenden Humeralen 

sind beiläufig trapezoidisch, schief von 
Testudo marginata Schöpf. außen nach innen und hinten gerichtet 
und breiter als lang; sie sind gegen ihre 

gemeinschaftliche Naht zu bald mehr, bald weniger verengt, ihr 
gerader oder auch geschweifter Hinterrand immer der größte, die 
gerundete Außenseite länger als jede einzelne innere. Die Pec- 
toralen sind die kürzesten, die Abdominalen aber die längsten aller 
Brustschilder, jene weit über doppelt so breit als an ihrem Zu- 
sammenstoße lang, nach außen in der Jugend weniger, im Alter hin- 
gegen stärker erweitert, etwa in der Verlängerung des äußeren Brachial- 
randes am längsten, von da nach der Oberschale zu aber nur unmerk- 
lich erweitert oder ziemlich gleichlang bleibend, ihr Hinterrand deutlich 
gebogen, ihre gegen die Rückenschale aufgewölbten Flügel größten- 
teils dem fünften, zu geringem Teile aber auch dem vierten und 
sechsten Marginale angefügt. Die Abdominalen sind die größten aller 
Brustplatten, indem sie etwa an Länge dem hinteren freien Teile des 
Brustbeines gleichkommen, hinter dem vorderen aber in dieser 
Richtung meist merklich zurückbleiben; sie sid, allenfalls mit Aus- 


Kie., 172. 


Testudo. 797 


nahme von sehr alten Stücken, in der Regel etwas breiter als lang, 
ihr Hinterrand nach außen zu bogig stark nach abwärts gerichtet, 
ihr gegen aufwärts gebogener Teil das sechste und siebente Marginale 
berührend. Die Femoralen sind ziemlich trapezisch, etwa so breit 
als lang, nach innen beiläufig auf die Hälfte ihrer Außenlänge ver- 
schmälert, ihre Vorderseite immer die längste, ihre äußere gerade 
oder nur schwach bogig. Die deutlich kleineren Analen sind end- 
lich trapezoidisch, nach rückwärts merklich verschmälert, von ihren 
vier Seiten die vordere die größte, die hintere die kleinste, die äußere 
meist etwas länger als die innere. Die Axillaren und Inguinalen sind 
groß und sehr deutlich, meist mehr oder weniger dreieckig, die 
letzteren gewöhnlich etwas länger und schmäler als die ersteren. 
Sämtliche Bauchplatten sind nur im hohen Alter ganz glatt, sonst 
aber mit ziemlich deutlichen Anwachsstreifen versehen, von denen 
besonders die der Länge nach gerichteten im männlichen Geschlechte 
wegen der vertieften Bauchschale der Abreibung ziemlich lange 
widerstehen, und daher auch oft bei schon ziemlich großen Indi- 
viduen noch recht deutlich sind. Von den die Bauchschale durch- 
ziehenden Mittelnähten sind die drei ersten — die gulare, humerale 
und pectorale — an Länge wenig verschieden, die femorale etwa so 
lang als die pectorale und letztere so lang oder etwas kürzer als die anale. 

Der Kopf ist oben mit zwei großen, hinter einander liegenden 
und in gerader Naht zusammenstoßenden Schildern bedeckt, welche 
im Allgemeinen von ziemlich sechseckiger Form sind und von denen 
das Frontale das Präfrontale an Größe meist etwas übertrifft oder 
ihm wenigstens gleichkommt. Zu beiden Seiten des letzteren findet 
sich je ein mittelgroßes, viereckiges, nach vorn verschmälertes Na- 
sale; der Hinterkopf ist mit kleinen polygonalen Schildern in sehr 
veränderlicher Zahl und Form bedeckt, die Augenhöhle nach hinten 
von zwei großen Schildern begrenzt, zwischen welchen sich gegen das 
Trommelfell noch ein kleineres dreieckiges, nach unten zu ein bis 
zwei etwa gleichgroße, rundliche oder polygonale Schildchen be- 
finden. Der Schnabel ist schwach hakig. Die Vorderseite der Vorder- 
arme ist mit großen, dicken, mehr oder weniger geschindelten Schuppen 
in 4—5 Längs- und 5—6 Querreihen besetzt, welche immer deutlich 
abgeplattet und an ihrem freien Rande gerundet sind; ähnliche 
Schuppen finden sich auch an sämtlichen Sohlen, sowie an den Hinter- 
beinen über denselben, obwohl sie hier bald in kleine, schilderartige 
Bildungen übergehen. Die Halshaut ist sehr fein -warzig, der die 
Oberschale kaum überragende Schwanz am Ende ohne Nagel und auf 
seiner Oberseite mit größeren, derberen, polygonalen Höckerschuppen 
bekleidet. 

Die Färbung der Schale besteht, wie bei den vorigen Arten, aus 
Gelb und Schwarz, nur daß diese beiden Farben hier anders verteilt 
sind. Bei jungen Tieren ist die Oberschale vorwiegend gelb, mit 
schwarzen Säumen an den Vorder- und Außenrändern sämtlicher 
. Discoidalplatten; desgleichen zeigen auch die Vorderränder der 
Marginalien schwarze, nach unten gewöhnlich dreieckig erweiterte 
Flecken. Diese eben geschilderte Zeichnung bleibt manchmal auch 
im Alter noch bestehen, obwohl es hier in der Regel der Fall ist, daß 


79 8 Testudinidae. 


mit zunehmendem Wachstume der Tiere sich auch die schwarzen 
Schilderränder vergrößern, so daß bei älteren Stücken alle Discoidal- 
platten fast vorwiegend schwarz gefärbt erscheinen und die ursprüng- 
liche gelbe Grundfarbe nur an den Areolen als mehr oder weniger 
ausgedehnte helle Fleckenzeichnung zurückbleibt. Die Brustschale 
ist vorherrschend gelb, mit großen schwarzen Flecken an den meisten 
oder auch an allen Schildern ; diese Flecken, welche stets vom Vorder- 
rande der Platten ausgehen, nehmen gern eine mehr oder weniger 
dreieckige, nach hinten verschmälerte Gestalt an und sind in der 
Regel auf den Abdominalen am stärksten und ausgeprägtesten ent- 
wickelt. Die Farbe der freien Körperteile ist etwa olivenbraun, 
das an der Vorderseite der Vorderbeine sowie auch an der Innen- 
seite der Hinterglieder gegen die Füße zu in Schwarz übergeht; 
die dicken Armschuppen sind gelblich grün, die Hinterseite der 
Vorderbeine, die Unterseite des Schwanzes und die Schenkel sowie 
die untere Halshaut sind gelblich, hie und da dunkel und schwarz- 
braun gezeichnet, von den Nägeln die vorderen schmutzig grau, die 
hinteren bräunlich. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 25—30 cm. 

Die Verbreitung dieser Art ist eine sehr beschränkte, indem sie 
mit Sicherheit bisher nur in Griechenland nachgewiesen ward, wo- 
selbst sie nach Norden zu den vierzigsten Breitegrad nicht zu über- 
schreiten scheint; die stellenweise in Italien gefundenen Stücke sind 
nachweisbar durch Mönche eingeführte und aus Klostergärten ent- 
kommene Exemplare oder deren Nachkommen. 


2. Gattung. Emys. 
Merrem Syst. amphib. pag. 22. 5 (1820). 

Testa modice fornicata. 
Pileus scutis destitutus. 
Sternum articulatum, metathoraci ligamento adnexum. 
Scuta axillaria et inguinalia nulla. 
Pedes palmati, digıtis distinctis. 
Cauda longiuscula. 


Der Panzer ist mäßig gewölbt, die Brustschale gegliedert, aus 
zwei hinter einanderliegenden, ungleich großen Querstücken be- 
stehend, welche in der den Pectoral- und Abdominalplatten gemein- 
schaftlichen Naht durch weiche Knorpelmasse in der Weise verbunden 
sind, daß der kleinere vordere Teil nach aufwärts gegen den Kopf 
zu bewegt werden kann. Die Pectoralen und Abdominalen sind mit 
dem Rückenschild durch eine ebenfalls knorpelige Naht vereinigt, 
welche namentlich bei größeren Stücken als eine mehr oder weniger 
deutliche Furche erscheint und dem ganzen Brustpanzer eine geringe 
Beweglichkeit gestattet. Axillar- und Inguinalschilder sind keine 
vorhanden; die Form der Unterschale ist länglich, ihr vorderer freier 
Teil über dem Halse in der Jugend meist abgestutzt, im Alter hingegen 
gewöhnlich mehr oder weniger verrundet, hinten über dem Schwanze 


Emys. 799 


bei kleineren Stücken ebenfalls ziemlich gerade abgestutzt, bei mehr 
erwachsenen aber schwach ausgerandet. Der aus 25 Marginalen be- 
stehende Rand der Oberschale ist an den Seiten weder leistenartig 
abgesetzt noch nach aufwärts umgebogen. Der unbeschilderte Kopf 
ist mitunter durch das Zusammenstoßen ihn durchziehender linien- 
förmiger Eindrücke und Furchen mit schilderartigen Bildungen ver- 
sehen, die Oberfläche des Halses und der Gliedmaßen mit bald 
größeren, bald kleineren, meist ziemlich rundlichen und flachen 
Oberhautgebilden bedeckt, welche an der Vorder- und Unterseite der 
Vorderbeine tafelartig erweitert sind. Der ziemlich lange Schwanz 
ist mit reihenförmig gestellten Schildern besetzt. 

Die einzige europäische Art dieser Gattung ist fast über unseren 
ganzen Weltteil verbreitet. 


1. Emys orbieularis: Testa medio subcarinata postice paullulum di- 
latata, scutum vertebrale primum ceteris longius. — 20—25 cm. 


Testudo orbicularis Linne Syst. nat. I, pag. 198, 3 (1758). — 
Testudo europaea Schneid. Naturg. d. Schildkr. pag. 323, V 
(1783). —Testudo lutaria Schneid.1l.c.pag. 338 (1783). —Testu- 
do meleagris Shaw natur. miscell. IV, pag. 144 (1789). — Testudo 
flava Daud. hist. natur. gener. d. reptil. II, pag. 107 (1803). — Emys 
lutaria Schweigg. Prodr. pag. 35 (1814). E miyse europa ea 
Schweigg. 1. c. pag. 36 (1814). — Terrapene europaea Bell. Zool. 
Journ. II, pag. 308 (1826). — Cistudo europaea Gray Synops. 
reptil. pag. 19, 4 (1831). — Lutremys europaea Gray Catal. Sh. 
Rept. I, pag. 40 (1855). — Cistudo lutaria Strauch Erpetol. de 
l’Algerie pag. 17, 3 (1862). — Emys orbicularis Blanf. Zool. E. 
Pars. pag. 508 (1867). 





Typus: Testa obscure olivacea aut fusca aut nigrescens, scutis lineis 
Hlavescentibus radiatis ; corpore punctis maculisque flavıdis sparso. 


var. a) Ut supra, sed lineis flavescentibus plus minusve interrußtis. 
var. b) Testa flavescente vel_ olivacea lineis nigrescentibus radıatıs. 
var. c) Ut supra, sed maculis areolaribus atrıs. 
var. d) Testa obscure olivacea vel nigrescente lineis radiatis subob- 
soletis. 
var. e) Ut supra, sed punctis numerosis flavescentibus sparsa. 
Testudo europaea Wolfin Sturm’s Fauna III, Heft 3, c. fig. (1803). 
var. f) Testa fusco olivacea vel atra, concolor. 
Testudo lutaria Shaw gener. Zool. II, pag. 32 (1802). 
var. g) Testa convexiuscula margine subrecto ; sterno fuscescente, cor- 
pore flavido. 


Cistudo hellenica Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree III, pag. 614 
(1832). — Emys hellenica Valenc.l. c. tab. VIII, fig. 2 (1832). 


var. h) Testa aterrima, vadiis flavidis areolas versus evanescentrbus. 
Scutis discoidalibus et marginalibus gibbis, scabris, suturıs pro- 
fundis, sulciformibus. Sternum laeve, flavescens. 
Emys Hoffmanni Fitzinger Mus. Vindob. 


pull. Testa orbiculata fusco-olivacea, concolor, scutis discordalibus gra- 


nosis, vertebralibus distincte carinatis latissimis. Cauda sterno 
longitudine subaequalıs. 


800 Testudinidae. 


adolesc. Scutis discoidalibus sulcatis areolis granosıs, vertebralibus 
modice carinatıs. 

Testudo pulchella Schoepf Naturg. d. Schildkr. pag. 134, XXVI 

(1792). — Emys pulchella Merr. Syst. amphib. pag. 25, 15 (1820). 


adult. Scutis discoidalibus glabris, vertebralibus subcarinatıs. 


Die Schale ist beim eben ausgekrochenen Tiere kaum talergroß, 
fast vollkommen kreisrund, weich und lederartig, sehr schwach ge- 
wölbt, wird aber mit zunehmender Größe allmählich gestreckter, 
härter und zugleich stärker gewölbt, so daß sie bei erwachsenen 
Stücken etwa eine elliptisch eiförmige Gestalt besitzt. Sie ist längs 
der Mittellinie bei Jungen von vorn nach rückwärts sanft und ziemlich 
gleichmäßig gewölbt, bei alten Exemplaren jedoch längs der drei 
mittleren Vertebralen ziemlich abgeflacht oder nur äußerst schwach 
der Länge nach gewölbt, vom Hinterrande des ersten Vertebrale an 

10 sehr mäßig, vom Hinterrande des vierten 
aber ziemlich stark nach abwärts, beziehent- 
lich nach vorwärts und rückwärts geneigt; 
von den bei Jungen schwächer, bei Alten 
hingegen stärker nach außen abfallenden 
Costalen sind das zweite und dritte kaum, 
die anderen jedoch deutlich der Länge nach 
gewölbt; der Randteil der Oberschale ist 
bei jungen Tieren vorn nur sehr wenig nach 
abwärts geneigt, ja bei eben ausgekrochenen 
Stücken fast horizontal abstehend, bei alten 
Exemplaren jedoch sanft nach unten ge- 
richtet, hinten immer, namentlich aber in 
der Jugend, ziemlich flach nach außen und 
abwärts geneigt, die bei ganz kleinen In- 
dividuen kaum stärker abschüssigen Seiten- 
teile mit zunehmendem Wachstume immer 
steiler. werdend, so daß dieselben etwa in 
der Gegend des zweiten und dritten Marginolateralschilde am 
stärksten nach unten abfallen; die äußerste Randlinie selbst ist 
vorn nur bei frisch ausgekrochenen Tieren vollkommen gerade, 
sonst aber, wenn auch schwach, so doch immerhin deutlich aus- 
gerandet, an den Seiten bis zum Schwanze bei sehr jungen Stücken 
gleichmäßig gerundet, sonst aber in der Gegend der vorderen Margino- 
lateralen mit zunehmendem Alter immer deutlicher und besonders 
bei größeren Exemplaren fast geradlinig eingezogen, von da aber 
nach rückwärts wieder deutlich erweitert, so daß sie etwa am Beginn 
der Marginofemoralen den größten Querdurchmesser erreicht. Von 
den fünf Vertebralen ist das erste immer länger und schmäler als die 
drei folgenden, fünfeckig, vorn sehr stumpfwinkelig, hinten ver- 
schmälert, bei ganz jungen Individuen breiter als lang, bei mittleren 
und älteren umgekehrt. Die drei folgenden Vertebralen sind quer 
sechseckig, breiter als lang, seitlich stumpfwinkelig, ihre Vorder- 
und Hinterseiten fast immer ziemlich gerade, die Seitenränder ebenso 
oder namentlich im Alter auch manchmal geschweift, jene am zweiten 





Piearza® 


Emys orbicularis L. 
(adultus). 


Emys. 801 


und dritten Schilde fast gleichlang oder nur der Vorderrand des 
zweiten etwas schmäler, beim vierten, gewöhnlich auch etwas ver- 
kleinerten hingegen die Hinterseite stets bedeutend kürzer als die 
vordere; das letzte und kleinste Vertebrale ist endlich ebenfalls fünf- 
eckig, nach rückwärts stark erweitert und daselbst in der Mitte mit 
äußerst stumpfem, mitunter fast verrundetem Winkel, bei jüngeren 
Stücken breiter als lang, bei alten umgekehrt; auch sind die Verte- 
bralen in der ersten Jugend mit einem über ihre Mitte hinlaufenden, 
ziemlich dicken und verrundeten Längskiel versehen, der sich aber 
in der vorderen Schalenhälfte ziemlich frühzeitig verliert, während 
er auf der hinteren Hälfte nur bei ganz alten Tieren vollkommen ver- 
schwindet, obwohl er auch hier als eine über die Höhe der Schalen- 
wölbung hinziehende stumpfe Auftreibung in Spuren fast immer noch 
zu erkennen ist. Von den acht Costalen ist das des ersten Paares das 
größte, ungleichseitig viereckig, sein Innenrand am kürzesten, sein 
gebogener Außenrand am längsten, der Vorderrand kürzer als der 
hintere; von seinen vier Winkeln ist der hintere äußere so ziemlich 
ein rechter, die anderen stumpf. Die zwei folgenden Costalen sind im 
Ganzen ziemlich gleichgroß oder das dritte etwas kleiner als das zweite, 
beide quer, fünfeckig und stets breiter als lang, ıhre bei eben aus- 
gekrochenen Exemplaren in ziemlich spitzem, mit zunehmendem 
Alter aber unter immer stumpferem Winkel zusammenstoßenden 
Innenseiten die kürzesten, ihre Vorder- und Hinterseiten die längsten, 
auf die Achse des Körpers ziemlich rechtwinkelig gestellt, an dem 
zweiten ziemlich gleichgroß, an dem dritten der Hinterrand schmäler 
als der vordere. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert, 
nach außen schwach erweitert, von entweder fünfeckiger, oder durch 
Verrundung des überhaupt sehr stumpfen mittleren Außenwinkels von 
ungleichseitig viereckiger Form, seine Hinterseite meist etwas kürzer 
als die vordere. Sämtliche Discoidalen sind bei jüngeren Individuen 
mit sehr deutlichen, feinkörnigen Areolen versehen, welche in ihrer 
Gestalt den betreffenden . Schildern gleichend, an den Vertebralen 
auf der Mitte vor dem Hinterrande stehen, an den Costalen aber mit 
Ausnahme des letzteren etwas mehr nach vorn und oben gerückt er- 
scheinen; bei eben ausgekrochenen Stücken sind diese Areolen so 
groß, daß sie mit Ausnahme des äußersten schmalen Randes die ganze 
Fläche der Platten bedecken, daher dieselben in ihrer gesamten Aus 
dehnung mit feinen Körnchen bedeckt sind. Bei etwas größeren 
Tieren zeigen sich dann noch auf allen Discoidalen feine, furchen- 
artige Streifen, welche in etwas divergierender Richtung von den 
Areolen gegen die Ränder der einzelnen Platten hinziehen; desgleichen 
sind noch die Costalen mit den Areolen parallel verlaufenden Anwachs- 
streifen und überdies bei ziemlich jungen Exemplaren mit nament- 
lich gegen den Außenrand gerichteten, undeutlich kielartigen Auf- 
treibungen versehen. All diese zuletzt besprochenen Bildungen ver- 
lieren sich aber mit fortschreitendem Wachstum immer mehr, so daß 
infolge dessen ganz alte Individuen fast immer vollkommen glatte 
Schilder besitzen. Unter den 25 Marginalen ist das Nuchale das 
kleinste, bei ganz kleinen Stücken etwa um die Hälfte, bei älteren aber 
doppelt so lang als breit, gewöhnlich von ziemlich regelmäßiger, 


Schreiber, Herpetologia europaea. 5I 


802 Testudinidae. 


schmal rechteckiger Gestalt oder nur in äußerst seltenen Fällen nach 
hinten kaum merkbar erweitert. Die Marginocollaren sind quer tra- 
pezisch, nach außen deutlich erweitert und bedeutend breiter als 
lang; die nun folgenden Marginobrachialen sowie die zwei ersten 
Marginolateralen sind im Allgemeinen länglich viereckig, von den 
letzteren das vordere durch Knickung des Innenrandes oft stumpf 
fünfeckig, das vierte Marginolaterale und das erste und letzte Mar- 
ginofemorale in der Regel stumpf fünfeckig, die anderen rechteckig 
oder schwach trapezisch; auch ist das letzte Marginofemorale meist 
deutlich höher als breit, während bei den Supracaudalen das Gegenteil 
der Fall ist. Ähnlich wie die Discoidalen sind auch die Marginalen 
in der Jugend mit Anwachsstreifen und Areolen versehen, deren 
letztere in den hinteren Außenwinkel der Schilder gestellt sind. 

Die Brustschale, welche vorn wenig oder kaum, hinten aber 
merklich kürzer ist als die Rückenschale, erscheint nur bei ganz 
jungen Exemplaren sehr deutlich nach hinten 
verschmälert, sonst aber bei jüngeren In- 
dividuen ziemlich gleich breit, bei mittleren 
und alten hingegen nach rückwärts schwach 
erweitert, so daß sie dann im Ganzen etwa 
eine elliptisch eiförmige Gestalt besitzt. 
Sie ist im weiblichen Geschlechte ziemlich 
flach und eben, beim Männchen jedoch in 
der Mitte namentlich im Alter sehr deutlich 
vertieft, demungeachtet aber an ihren freien 
Vorder- und Hinterteilen kaum nach auf- 
wärts gebogen; auch zeigt sich jener in der 
Jugend ziemlich gerade abgestutzt, im Alter 
aber mehr zugerundet, während dieser nur 
bei eben ausgekrochenen Stücken abge- 
rundet, sonst bei kleineren ziemlich gerade 
abgeschnitten, bei mittleren sehr schwach, 
bei alten Tieren aber etwas stärker, obwohl 
auch nur immer sehr mäßig winkelig 
ausgeschnitten erscheint. Die Gularen sind ziemlich rechtwinkelig 
dreieckig, ihre Außenseite die längste, ihre Vorderseite die kürzeste, 
ihr hinterer Winkel immer der spitzeste; ihre Form ist im Ganzen 
sehr beständig, indem sie immer länger als breit und im Alter ver- 
hältnismäßig nur wenig schmäler als in der Jugend sind. Die Humeralen 
sind quer trapezoidisch, breiter als lang, nach innen bedeutend ver- 
schmälert, ihr Außenrand schwach gerundet oder auch besonders in 
der Jugend und nach vorn zu ziemlich gerade, ihre Hinterseite die 
längste. Die zwei folgenden Paare sind, wenn man von ihren gegen 
die Oberschale aufgebogenen Seitenteilen absieht, etwa quer vier- 
eckig, breiter als lang, ziemlich gleich groß, die nach außen sehr schwach 
erweiterten Pectoralen mit dem herabgebogenen Teile des fünften, 
die nach außen meistens kaum merkbar verschmälerten Abdominalen 
mit dem des sechsten Marginale zusammenstoßend. Die merklich 
längeren und, mit Ausnahme von ziemlich kleinen Exemplaren auch 
etwas breiteren Femoralen sind trapezoidisch, deutlich breiter als lang, 




















N 


h | || «l 
Age 


Fig. 175. 






Emys orbicularis L. 


Emys. 803 


nach innen etwa auf die Hälfte ihrer Außenlänge oder selbst noch 
. stärker verschmälert, mit Ausnahme des gemeinschaftlichen Naht- 
randes sämtliche Seiten immer etwas geschweift, die vordere unter 
allen die längste. Die kaum kürzeren Analen sind ebenfalls trape- 
zoidisch, nach hinten etwa auf die Hälfte ihrer Vorderbreite ver- 
schmälert, ihre dem Schwanze zugekehrte Seite die kürzeste, der 
Vorder- und Außenrand ziemlich gleichlang. Von den Mittelnähten 
deren relative Länge übrigens vielen Verschiedenheiten unterliegt, 
sind gewöhnlich die Pectoral- und Abdominalnaht ziemlich gleich, 
die humerale — manchmal aber auch die femorale — die kürzeste, 
die anale hingegen immer die längste. 

Der Kopf ist dicker als der Hals, etwas breiter als hoch, mit 
kurz zugespitzter, am äußersten Ende selbst aber etwas abgestutzter 
Schnauze, im Ganzen von etwa vierseitig, pyramidenförmiger Gestalt; 
die scharf schneidigen Kieferränder stoßen am Oberschnabel in der 
Mitte im spitzen Winkel zusammen, den in entsprechender Weise 
kurz zugespitzten Unterschnabel zwischen sich einschließend. Der 
Pileus ist nicht beschildert, zeigt jedoch manchmal in seinem hinteren 
Teile durch unregelmäßig zusammenstoßende Linien und Eindrücke 
einige schilderartige Bildungen, was in derselben Weise auch an den 
Kopfseiten der Fall ist, wo dadurch ein besonders im Alter ziemlich 
deutliches, von der Oberhälfte des hinteren Augenrandes bis gegen 
das Tympanum reichendes Postorbitale gebildet wird. Die schlaffe 
Halshaut ist mit ziemlich flachen, rundlichen Erhabenheiten bedeckt, 
welche oberseits kleiner sind als am Unterhalse und im Alter ziemlich 
stark hervortreten, während sie bei kleineren Stücken namentlich 
unterseits meist nur wenig abgehoben erscheinen. Von den Glied- 
maßen sind die vorderen fast ganz mit schwach geschindelten, tafel- 
artigen Schuppen bedeckt, welche in ziemlich deutliche Querreihen 
gestellt und auf der Unterseite und Vorderschneide bedeutend ver- 
größert sind; die Hinterbeine sind dagegen mit ziemlich unregel- 
mäßigen, etwa linsenförmigen Schuppen bekleidet, welche an der Ober- 
seite am kleinsten, auf der Vorderseite der Schenkel und der Hinter- 
schneide der Fußwurzel aber bedeutend tafelartig erweitert sind. Die 
Zehen sind bis zu den mäßig langen und schwach gekrümmten Krallen 
durch eine am Rande unregelmäßig gekerbte Schwimmhaut verbunden. 
Der gegen sein Ende stark kegelförmig verdünnte Schwanz ist bei eben 
ausgeschlüpften Tieren fast von der Länge der Bauchschale, wird aber 
mit zunehmendem Wachstume allmählich kürzer, so daß er beim 
alten Männchen etwa zwei Drittel, beim Weibchen aber beiläufig halb 
so lang wie die Brustschale ist. Er zeigt in seiner ersten Hälfte auf der 
Unterseite eine meist sehr deutliche Längsfurche und ist mit in Längs- 
und zugleich mehr oder weniger deutliche Querreihen gestellten, 
etwa unregelmäßig viereckigen Täfelchen besetzt. 

Die Färbung und Zeichnung ist im Allgemeinen sehr veränder- 
lich, obwohl sich sämtliche Varietäten leicht auf dieselbe Grundform 
zurückführen lassen. Bei dieser ist nämlich die Oberschale schwärzlich, 
mit gelben, von den Areolen gegen die Ränder der Schilder strahlig ver- 
laufenden Punkten oder Strichen gezeichnet. Je nachdem nun diese 
Zeichnungen mehr oder weniger vorherrschen, kommt bald das 

Brig 


80 4 Testudinidae. 


Schwarz des Grundes, bald wieder das Gelb der Zeichnungen mehr 
zur Geltung, so daß die einzelnen Platten entweder schwarz und mit. 
gelben Linien, oder durch Vorherrschen der letzteren auch überwiegend 
gelb‘ erscheinen, wo dann die ursprüngliche Grundfarbe die Strahlen- 
zeichnung bildet. Da diese Linien stets gegen die Areolen zu konver- 
gieren, so stoßen sie hier sehr häufig zusammen, und bilden dann durch 
ihre gegenseitige Vereinigung ein bald größeres, bald kleineres schwarzes 
oder gelbes Feld. Übrigens können diese Strahlenstreifen bald kurz, 
bald lang, bald schmal, bald breit sein, sowie sie anderseits auch in 
sehr wechselnder Anzahl auftreten und teils ganz und ununterbrochen, 
teils wieder in viele Striche und Punkte aufgelöst sind. Auch kann 
sich ihre Deutlichkeit sehr verschieden verhalten, und während sie 
häufig sehr scharf und gut abgehoben erscheinen, können sie anderseits 
wieder bis zum Verschwinden undeutlich werden, so daß dann die 
ganze Oberschale einfarbig gelblich oder schwärzlich wird. Bei einer 
namentlich in der Donau häufigen Form ist die Oberschale auf 
schwarzem Grunde mit zahlreichen, gelblichen Punkten gezeichnet, 
welche im allgemeinen klein, rundlich und ganz unregelmäßig gestellt 
sind. Ebenso verschieden wie die Oberschale ist hinsichtlich der 
Färbung das Brustschild, obwohl auch hier Schwarz und Gelb immer 
die Grundlage bilden. Nur sind diese Farben sehr selten in Form von 
strahlenförmigen Zeichnungen geordnet, sondern entweder ganz 
unregelmäßig unter einander gemischt und gemarmelt, oder aber 
es bildet die eine Farbe auf der vorherrschenden anderen verschieden- 
artige Flecken und Streifen, die namentlich gern an die Schilder- 
nähte gestellt sind. Noch viel häufiger als auf der Oberschale kommt 
es hier vor, daß die eine der beiden Farben die andere gänzlich ver- 
drängt, so daß dann die Brustschale einfarbig schwarz oder gelblich 
ist. Bei kleineren Stücken ist meistens die ganze Oberschale ein- 
farbig schmutzig olivengrün und ohne oder nur mit wenig merkbaren 
Zeichnungen. 

So veränderlich übrigens die Färbung der Schale, so beständig 
zeigt sich im Allgemeinen die des Körpers. Dieser ist gewöhnlich 
schwärzlich, nur der Kopf bei jüngeren Exemplaren mehr oder 
weniger bräunlich, in der Jugend ziemlich oder auch ganz einfarbig, 
sonst aber mit bei zunehmendem Alter in der Regel allmählich zahl- 
reicher werdenden, lebhaft gelben Flecken gezeichnet, die am Kopfe 
gewöhnlich am kleinsten, auf der Unterseite der Beine aber am 
größten sind. Die zwischen der Schale eingeschlossene Haut der 
Schulter und Weichengegend ist gelblich, hier mit sparsamen, dort 
mit zahlreicher und dichter gestellten bräunlichen Marmelflecken 
gezeichnet. Bei einer in Griechenland vorkommenden, als Cistudo 
hellencca V alenc. beschriebenen Form dehnt sich die Zeichnung 
der von der Schale bedeckten Teile auch auf die freien Körperteile 
aus, so daß infolge dessen dieselben vorherrschend gelb und mit un- 
regelmäßigen bräunlichen Zeichnungen netzartig durchzogen er- 
scheinen; übrigens ist diese Varietät von der Stammform auch noch 
durch eine stärker gewölbte, an den Seiten mehr gerade oder selbst 
etwas nach einwärts geschwungene Oberschale verschieden. 

Eine höchst eigentümliche Form dieser Art (Cistudo Hoffmanni 


Emys. 8o5 


Fitzing.) findet sich noch in Dalmatien. Sie weicht von den typischen 
Stücken nicht nur durch bedeutendere Größe, sondern besonders 
noch dadurch ab, daß die Schilder der Oberschale, besonders aber 
die Marginalen sehr uneben und gegen die Areolen zu stark gewölbt 
und infolge dessen die Nähte mehr oder weniger vertieft, ja selbst 
furchenartig erscheinen. Die Färbung des Rückenpanzers ist tief und 
glänzend schwarz, mit feinen und langen gelben Strahlen, die an den 
Costalen ziemlich häufig sind, während sie an den Vertebralen, 
namentlich an den mittleren, sowie auch an den hinteren Marginalen 
in der Regel nur als sehr vereinzelte gelbliche Striche auftreten. Die 
Unterschale ist einfarbig gelblich. 

Die Länge des erwachsenen Tieres kann bis zu 20 cm ansteigen. 

Das Männchen ist an der viel flacheren Rückenschale und an der 
vom Hinterrande des Brustschildes weiter entfernten Afteröffnung zu 
erkennen. 

Emys orbicularis gehört mit zu den verbreitetsten Reptilien, in- 
dem sie mit geringen Ausnahmen den größten Teil Europas bewohnt. 
Sie findet sich von Mecklenburg an einzeln durch ganz Brandenburg, 
Posen und Schlesien, tritt von hier durch Sachsen und Böhmen nach 
Österreich über, um sich von da südwärts durch ganz Italien und 
dessen Inseln, sowie durch Ungarn, Dalmatien, Bosnien und die 
Herzegowina bis nach Griechenland zu verbreiten. Von den genannten 
Ländern dringt sie westwärts durch die Schweiz — wo sie namentlich 
in der Rhöne und in dem Genfersee, einzeln aber auch im Reußtale 
vorkommt — nach Frankreich, hier aber auch nur die südliche Hälfte 
des Landes bewohnend, und von da über die Pyrenäen in die Iberische 
Halbinsel hinein, wo sie sich, etwa mit Ausnahme der südlichsten Teile, 
ebenfalls allenthalben findet. Nach Osten verbreitet sich dann das 
Tier von Preußen und den Karpathenländern aus nach Rußland, 
wo die Art von Kurland durch Litthauen, Wollhynien und Podolien 
nach Südosten zu in allen dem Pontus und Kaspisee zuströmenden 
Flüssen und Gewässern vorkommt, obwohl hier nordwärts nicht 
überall gleich weit hinaufgehend; so findet sie sich beispielsweise ın 
den Dnjeprgegenden nur bis Orel, in der Wolga bis Saratow, im Ural 
bis Orenburg; desgleichen wird das Tier auch in der Krim gefunden. 
In den anderen Gegenden des nördlichen und nordwestlichen Europas 
fehlt sie, sowie sie auch in Österreich bisher in Tirol nicht sicher nach- 
gewiesen ist. Als eigentliche Heimat des Tieres ist jedenfalls der Süden 
und Südosten unseres Weltteiles zu betrachten, indem die Art hier un- 
streitig am häufigsten ist, nach Norden zu aber entschieden seltener 
wird; übrigens war ihre Verbreitung in vorhistorischer Zeit noch eine 
weit ausgedehntere, indem man Reste dieser Schildkröte aus der 
Steinzeit selbst noch im südlichen Schweden findet. 

Diese Schildkröte lebt namentlich in langsam fließenden Ge- 
wässern mit schlammigem Grunde, in größeren Strömen und weit 
lieber noch im stehenden Wasser von Teichen, Seen und Sümpfen. 
Sie hält sich tagsüber gewöhnlich im Wasser auf, das sie zu dieser 
Zeit, nur um sich zu sonnen, verläßt, wo sie dann oft in Menge neben 
und übereinander gelagert ist, um sich von den Strahlen des Tages- 
gestirnes durchwärmen zu lassen, doch bleiben die Tiere auch in 


806 Testudinidae. 


diesem Falle stets in der Nähe des Wassers, um sich bei allfällig 
herannahender Gefahr sofort und mit großer Schnelligkeit in das 
ihnen Schutz gewährende Element zu flüchten. Nur bei Nacht 
machen sie größere Landausflüge und können da öfters in ziemlicher 
Entfernung vom Wasser angetroffen werden. Abgesehen von ihrer 
ausgezeichneten Schwimm- und Tauchfähigkeit ist auch ıhr Lauf 
ein verhältnismäßig ziemlich schneller, sowie sie auch eventuell auf 
den Rücken zu liegen kommend, rasch wieder aufzustehen vermögen. 
Wenn sie ungestört sind, pflegen sie oft längere Zeit mit hervorge- 
streckten Beinen ruhig unmittelbar .unter dem Wasserspiegel zu 
schweben, wobei sie Hals und Kopf in die Höhe biegen, um die Nasen- 
löcher zum Zwecke der Atmung frei zu halten. Sie pflegen oder 
können vielleicht auch nicht alle vier Gliedmaßen zu gleicher Zeit 
unter der Schale verbergen, sondern lassen, sobald sie die Vorder- 
beine einziehen, dabei die hinteren stets etwas hervortreten; der 
Schwanz wird beim Zurückziehen seitlich zwischen die Schalenenden 
umgelegt. 

Die Nahrung dieser Schildkröten besteht aus kleinen Fischen, 
aus Fröschen, Kaulquappen, Würmern und Insekten; diese Tiere 
werden, falls sie nicht zu groß sind, ganz verschlungen, sonst aber 
mit den Vorderfüßen festgehalten und, mit den schneidigen Kiefern 
in Stücke gerissen, partienweise verzehrt. Das Fressen findet niemals 
im Trocknen statt und werden selbst am Lande erbeutete Tiere aus- 
nahmslos ins Wasser geschleppt und unter demselben verspeist. 

Die ım Freien gewöhnlich im Juni vor sich gehende Paarung 
findet ebenfalls im Wasser statt, wobei das Weibchen mit dem auf 
seinem Rücken sitzenden Männchen oft durch Stunden, ja mitunter 
selbst einen ganzen Tag lang, herumschwimmt, ohne sich dabei in 
seinen gewöhnlichen Verrichtungen, wie z. B. beim Fressen, stören 
zu lassen, wogegen das Männchen während der Begattung keine 
Nahrung zu sich nimmt. Hiebei pflegt letzteres mit seinem Kopfe 
dem seiner Erkorenen oft derbe Hiebe zu versetzen, die sie dann zum 
Zurückziehen dieses Körperteiles veranlassen. Etwa einen Monat nach 
der Vereinigung der Geschlechter werden die Eier in der Nähe des 
Wassers in eine mittelst des Schwanzes und der Hinterbeine ge- 
‚grabene, nach unten etwas verengte Höhle mit dem unter die Kloake 
gehaltenen Hinterfuße gelegt, die Öffnung wieder zugedeckt und die 
Erde dann durch Drücken mit der Bauchschale festgepreßt. Die von 
Farbe weißen Eier gleichen an Größe etwa denen einer Turteltaube, 
nur daß sie etwas mehr walzig und langgestreckt sind; ihre Anzahl 
beträgt gewöhnlich 6—10, soll aber manchmal bis zu dreißig ansteigen. 
Die Jungen kriechen in der Regel im Hochsommer, wie von manchen 
Seiten berichtet wird, aber ausnahmsweise erst im nächsten Früh- 
jahre aus. 

Den Winter bringen die Tiere im Bodenschlamm der von ihnen 
bewohnten Gewässer zu; einzelne Stücke sollen jedoch auch am 
Lande vergraben gefunden worden sein. 

Wie alle Schildkröten verträgt auch orbicularis die Gefangen- 
schaft sehr gut und ist selbe in der bei Clemmys caspica geschilderten 
Weise zu halten. Da man ihr unter der Vorsorge des Menschen weit 


Emys. 807 


günstigere Bedingungen als im Freien bieten kann, so wickelt sich 
daselbst auch ihr Lebenslauf in beschleunigterem Grade ab. Steht 
das Aquarium, was wohl immer der Fall sein soll, im gleichmäßig 
geheizten Zimmer, so erwachen sie hier schon meist im März aus dem 
Winterschlaf und schreiten bereits Ende April oder Anfangs Mai zur 
Fortpflanzung. Nur ihre Eier sind in der Gefangenschaft sehr schwer 
zum Auskriechen zu bringen, da sie unter Sand gelegt und der Sonne 
ausgesetzt, regelmäßig vertrocknen, während sie in feuchter Erde ge- 
halten, wieder sehr leicht in Fäulnis übergehen, wenn ihnen nicht 
fortwährend der zu ihrer Entwicklung gerade notwendige Feuchtig- 
keitsgrad geboten wird, was natürlich immer seine große Schwierig- 
keit hat. 

Da die Tiere sehr wärmeliebend sind, so ist das Wasser im 
Aquarium stets lau zu halten und letzteres auch an einen von der 
Sonne beschienenen Ort zu stellen, damit die Gefangenen ihrer Lieb- 
lingsneigung, sich besonnen zu lassen, recht oft und ausgiebig nach- 
kommen können; sie suchen sich dann sowohl im als auch außer dem 
Wasser stets die sonnigsten Plätze auf und bleiben daselbst, alles von 
sich gestreckt, oft die längste Zeit mit sichtbarem Behagen im Sonnen- 
schein liegen; nur bei sehr großer Hitze kommt es bisweilen vor, daß 
sıe sich unter Wasser im Pflanzengewirre oder im Trocknen an feuchten 
Stellen längere Zeıt verkrochen halten. 

Trotz dieser ihrer Wärmeliebe ist aber Emys auch gegen Kälte 
durchaus nicht empfindlich, frißt noch bei ziemlich niederer Tem- 
peratur und kann mitunter, selbst wenn sie durch längere Zeit stein- 
hart gefroren war, wieder auftauen und zu ihrer früheren Lebens- 
tätigkeit erwachen. Mit den in der Gefangenschaft meist gehaltenen 
kleinen Stücken wären diesbezügliche Versuche allerdings etwas 
gewagt. Nur der plötzliche Übergang aus wärmerem in frisches und 
kaltes Wasser bringt, wenigstens Jungen, fast immer den Tod, daher 
ein solcher Wechsel stets mit der bei Clemmys caspica geschilderten 
Vorsicht durchzuführen ist. Dagegen sind die Tiere gegen Verletzungen 
weitaus empfindlicher als die stumpfsinnigen Landschildkröten und 
bei der verhältnismäßigen Weichheit ihrer Schale wirkt meist schon 
der Fall aus einer etwas größeren Höhe oder das Darauftreten tödlich. 

Abweichend von ihren frei lebenden Artgenossen verweilen die 
Gefangenen, sobald sie ihre anfängliche Scheu abgelegt haben, auch 
bei Tage oft und längere Zeit auf dem Lande; nur bei trübem Wetter 
bleiben sie in der Regel im Wasser und stellen meist auch das Fressen 
ein. Im Aquarium pflegen sie im Winter gewöhnlich an einer seichten 
Stelle, von der sie ab und zu behufs Atmung den Kopf über die 
Obertläche des Wassers heben können, ruhig zu verharren; im Früh- 
jahre erwacht, gehen sie meist erst nach kürzerer oder längerer Zeit 
ans Fressen, und kann man dabei beobachten, wie sich mit der all- 
mählichen Zunahme der Temperatur auch der Appetit der Tiere 
zunehmend steigert. 

Als Nahrung für die Gefangenen ist am besten rohes Fleisch zu 
verwenden, das man ihnen in Streifen an eine lange Nadel gespießt 
oder mit der Pinzette gefaßt, vorhält. Die Tiere gewöhnen sich unge- 
mein schnell an diese Art der Fütterung, schwimmen, sobald sich der 


808 Testudinidae. 


Pfleger nähert, auf denselben zu, kommen an die Oberfläche und 
strecken bettelnd den Kopf über das Wasser um den ihnen gebotenen 
Bissen in Empfang zu nehmen, tauchen dann sofort unter und fressen 
das Gereichte am Grunde oder überhaupt im Wasser auf. Zur Ab- 
wechslung kann man ihnen auch Kaulquappen, Regenwürmer u. dergl. 
geben. Mit der Zeit gewöhnen sich dann die Schildkröten so an die 
Fleischnahrung, daß sie mitunter, vorausgesetzt daß sie absolut 
nicht Hunger leiden, selbst in ihr Bassin eingesetzte Goldfische 
unbehelligt lassen; mit wertvollen Zierfischen oder Amphibien das- 
selbe versuchen zu wollen, wäre aber immerhin nicht geraten. 

Gelegentlich der Fütterung kann man auch die Beobachtung 
machen, daß sich Emys, wie alle Wasserschildkröten, entgegen den 
Landcheloniern, beim Aufsuchen ihrer Nahrung ausschließlich durch 
den Gesichtssinn leiten läßt, indem sie nach allem, was sich bewegt 
oder rohem Fleisch ähnlich sieht, schnappt und einen etwaigen Fehl- 
griff erst wenn sie den Bissen im Munde hat, wahrnimmt. Niemals 
sieht man eine Wasserschildkröte etwas beschnuppern, wie es die 
Testudo-Arten mit ihrer Nahrung vor dem Fressen regelmäßig zu tun 
pflegen. Es ist dieses Vorwiegen des Gesichtssinnes auch beim Fange 
der Tiere wohl zu beachten, indem man dieselben, um sie nicht zu ver- 
scheuchen, möglichst von rückwärts beschleichen und auch jede heftige 
und rasche Bewegung tunlichst vermeiden soll. Aus Geräuschen 
scheinen sie sich dagegen nichts zu machen. Irgend welche Laut- 
äußerungen wurden bei Emys, selbst während der Paarung, noch 
nicht beobachtet. 


3. Gattung. Clemmys. 
Wagler Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 136, 13 (1830). 
Testa modice fornicata. 
Pileus scutis destitutus. 
Sternum simplex, inarticulatum, metathoraci per symphy- 
sin affıxum. 
Scutella axillaria et ingwinalia conspicua. 
Podes palmatı, digitis distinctis. 
Cauda longiuscula. 


Der Panzer ist nicht sehr hart, mit nur schwach gewölbter, im 
Verhältnis zu seiner Länge und Breite niedriger Rückenschale, deren 
aus fünfundzwanzig Marginalen bestehender Rand an den Seiten bei 
erwachsenen Tieren mehr oder weniger leistenartig abgesetzt, ja selbst 
nach aufwärts gebogen ist, wodurch dann eine oft ziemlich deutliche, 
längs des seitlichen Schalenrandes hinlaufende furchenartige Ver- 
tiefung entsteht. Das Supracaudale ist stets geteilt. Die Brust- 
schale ist ziemlich breit, ungegliedert, aus einem einzigen Stücke be- 
stehend und mit dem Rückenschilde in fester Knochennaht unbe- 
weglich verbunden; ihr Vorderrand ist abgestutzt oder kaum ein- 
springend, der Hinterteil jedoch durch lappenartige Verlängerung der 
Analplatten tief ausgebuchtet. Die Axillar- und Inguinalschilder sind 


Clemmys. 809 


stets vorhanden. Der Kopf ist unbeschildert, aber oft mit linsenartigen 
Vertiefungen und seichten, furchenartigen Eindrücken versehen, 
welche durch ihre gegenseitige Durchschneidung mitunter mehr 
oder weniger schilderartige Zeichnungen hervorbringen. -Die Beine 
sind mit ziemlich flachen, höcker- oder schuppenartigen Bildungen, 
die unter einander frei beweglichen Zehen oben mit hintereinander 
liegenden Täfelchen bedeckt und bis zu den Krallen durch eine derbe 
Schwimmhaut verbunden. Der verhältnismäßig lange Schwanz ist 
dünn und spitz, unterseits mit einer Doppelreihe flacher Tafeln besetzt. 

Die Clemmys-Arten sind amphibisch lebende Schildkröten, die 
sich zwar vorzugsweise in Sümpfen, Teichen, Seen und langsam 
fließenden Gewässern aufhalten, aber auch sehr häufig lange Zeit im 
Trocknen verweilen, wobei sie sich oft weit vom Ufer entfernen. 
Daselbst erweisen sie sich auch viel flinker und beweglicher als die 
plumpen und schwerfälligen Landschildkröten, bewegen sich in ziem- 
lich schnellem Laufe fort und sind auch imstande auf dem Rücken 
liegend schnell wieder auf die Füße zu kommen. Besonders gewandt 
zeigen sie sich aber im Wasser, in welchem sie sich als vorzügliche 
Schwimmer und Taucher bewähren. Hier gehen sie auch hauptsächlich 
ihrer Nahrung nach, die aus kleineren Fischen, Kaulquappen, Insekten- 
larven u. dergl. besteht; doch gehen sie mitunter auch am Lande auf 
Beute aus, obwohl sie dieselbe nicht gerne im Trockenen fressen, 
sondern, falls sie nicht allzuweit vom Ufer entfernt sind, lieber ins 
Wasser tragen und dort verzehren. Größere Stücke verschlingen sie 
nicht ganz, sondern halten sie mit den Vorderfüßen fest und reißen 
dann einzelne Bissen davon mit den Kiefern ab. Sie sind ungemein 
bissig und gefräßig und können in größeren Mengen vorkommend, 
selbst der Fischzucht schädlich werden. Ihre Eier sind etliche 30 mm 
lang und haben etwa 20 mm im Durchmesser. Im Winter wühlen sich 
die Tiere in den Schlamm der von ihnen bewohnten Gewässer ein, 
weshalb sie auch Wasseransammlungen mit steinigem Grunde zu 
ihrem ständigen Aufenthalt vermeiden. 

Gefangene gibt man am besten in nicht zu kleine Aquarien mit 
etwa handhohem Wasserstande, in denen sich eine hinreichend 
große Insel zum Ausstiege auf das Land befindet; selbstverständlich 
kann man nur junge Tiere im Zimmer halten, während größere Exem- 
plare in Gartenbassins oder ähnlichen, geräumigen Wasseransamm- 
lungen unterzubringen sind. Obwohl die Tiere ganz gut klettern, so soll 
der Aufstieg doch nicht gar zu steil oder allzu glatt gehalten sein, um 
den Gefangenen das Landen nicht unnötigerweise zu erschweren; 
aber auch übermäßig rauhe Ufer sind zu vermeiden, da sich an diesen 
beim Heraussteigen nicht selten die Bauchschilder mehr oder weniger 
abreiben. Die Fütterung geschieht am besten mit Streifen rohen 
Fleisches, das sie dem Pfleger meist schon nach wenigen Tagen von 
der Pinzette zu nehmen pflegen ; daneben können gelegentlich auch die 
vorhin erwähnten natürlichen Nahrungsmittel verwendet werden, 
wie überhaupt Abwechslung im Futter dem Gedeihen der Tiere nur 
förderlich ist. Sie gewöhnen sich sehr bald an den Menschen und 
kommen, wenn er sich ihrem Behältnisse naht, sofort an die Ober- 
fläche des Wassers, mit emporgehaltenem Kopfe um Futter bettelnd. 


810 Testudinidae. 


Sie sind im allgemeinen nicht sehr wärmebedürftig und pflegen selbst 
bei 10—ıI2°C. noch zu fressen. Dagegen sind sie gegen plötzlichen 
Temperaturwechsel sehr empfindlich und gehen in der Regel sofort 
ein, wenn man sie unvermittelt aus wärmerem Wasser in viel kälteres 
bringt. Es ist daher bei allfälligem Wechseln des Aquariums die 
Vorsicht zu gebrauchen, die Schildkröten samt einer entsprechenden 
Quantität des von ihnen bisher bewohnten Wassers in ein kleines 
Gefäß, etwa ein großes Konservenglas zu geben, dieses dann in das 
frische Wasser zu stellen und so lange darin stehen zu lassen, bis es 
allmählich die Temperatur des letzteren angenommen hat und dann 
erst die Gefangenen wieder in ihr früheres Behältnis einzusetzen. 
Die zwei auf Südeuropa beschränkten Arten dieser Gattung 
lassen sich durch nachstehende Merkmale auseinanderhalten: 

A. Oberkiefer in der Mitte ausgeschnitten und fein gezähnt, Breite 
der Unterkiefer-Symphyse geringer als der Querdurchmesser der 
Augenhöhle, pectorale Mittelnaht meist kürzer als die femorale. 
Rückenpanzer braun oder olivenfarben mit netzartiger oder 
strahliger gelber Zeichnung, Bauchschale dunkelbraun oder 
schwarz, Haütfalten an der Basis der Gliedmaßen gelbweiß 
und grau gemarmelt . . .„ncasprea Miehzk 

B. Oberkiefer in der Mitte ausgeschnitten, aber nicht gezähnt, 
Breite der Unterkiefer-Symphyse gleich dem Querdurchmesser 
der Augenhöhle, pectorale Mittelnaht länger als die femorale. 
Schilder des Rückenpanzers bei Jungen mit orangegelbem 
Mittelfleck, bei Erwachsenen einfarbig braun oder olivengrau, 
Bauchschale gelbbraun; Hautfalten an der Wurzel der Glied- 
maßen emfarbig, gelb . .. .. . 2. z „.xleprosa Schwer. 


1. Clemmys easpieca: Maxillae denticulatae, scutorum Ppectoralium 
sutura media brevior quam femoralium. Regio axıllarıs ac 
inguinalis griseo-flavogue variegata. — Long. Id—20 cm. 

Emysrivulata Valenc. Bory Exp. sc. Mor. pag. 57 (1833). — Terra- 
pene caspica Bonap. Amph. europ. pag. 25, 5 (1839. — Clemmys 
caspica var. rivulata Boulg. Catal. Chelon. pag. IO4 (1889). — 
Clemmys caspica DBoettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. 276, part. 
(1889). 

juv. Testa sordide lutescens, aut concolor, aut scutis costalibus et 
marginalibus macula flavescente obscure limbata, scutis dorsalibus 
omnibus carinatıs. 

Emys pulchella Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. I, pag. 14, tab. 
IV, fig. I, 2 (1839). 

jun. Testa lineis flavidis curvis variegata, marginalibus fusco-macu- 
latıs. Sternum obscure fuscum, scutis flavo-maculatis; caput 
parce luteo-striatum, ocellis nullıs. 

Clemmys caspica Michah. Isis pag. 1295 (1829. — Emys cas- 
pica Michah. ]l. c. pag. 816 (1830. — Emys pannonica Gray 
Proc. Zool. Soc. pag. Igo (1869). — Clemmys caspica orien- 
talis Bedrg. Bull. Soc. Nat. Mosc. LVI, pag. 335 (1882). 

dulta. Testa fusco-olivacea lineolis crebris flavis variegata,; sternum 
in medio atrum interdum maculis flavidıs plus minusve inter- 
jechs. 


Clemmys. 811 


Die Schale ist mäßig und ziemlich flach gewölbt, von vorn 
nach hinten schwach erweitert und daher im ganzen von etwa ellip- 
tisch eiförmiger Gestalt. Sie ist längs der Mittellinie bei jungen 
Tieren von vorn nach rückwärts sanft und ziemlich gleichmäßig 
gewölbt, bei alten Exemplaren jedoch längs der drei mittleren Verte- 
bralen bald mehr, bald weniger, ja bei sehr großen Stücken oft fast 
vollkommen flach, vom ersten Vertebrale mäßig, vom fünften an 
ziemlich stark nach abwärts, beziehentlich nach vorwärts und rück- 
wärts geneigt; die bei Jungen und Weibchen schwach, beim Männchen 
hingegen stärker nach außen abfallenden Costalen sind bei erwachse- 
nen Tieren sehr schwach der Länge nach gewölbt. Der Randteil der 
Oberschale ist hinten mäßig, vorn äußerst schwach, seitlich hingegen 
bei Jungen und Weibchen wenig, bei den Männchen hingegen sehr 
steil nach abwärts geneigt, so daß im letzteren Falle die Margino- 
lateralschilder oft nahezu senkrecht gestellt erscheinen; die äußerste 
Randlinie ist über dem Halse abgestutzt 
oder äußerst seicht ausgerandet, an den 
Seiten bis zum Schwanze hin gleichmäßig 
gerundet, bei älteren Männchen in der 
Marginolateralgegend oft ziemlich gerade 
und übrigens fast immer mehr oder weniger 
leistenartig abgehoben oder selbst aufge- 
bogen, wodurch dann zu beiden Seiten der 
Schale eine innerhalb des Randes ver- 
laufende furchenartige Vertiefung entsteht, 
ein Verhältnis, das namentlich bei mittleren 
Exemplaren gut hervorzutreten pflegt, 
während es bei ganz jungen und sehr alten 
Stücken viel weniger, ja oft kaum merkbar 






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ist und bei ersteren die Tendenz zur Auf- Fig. 175. 
wulstung meist nur durch eine bald mehr, Clemmys caspica Gmel. 
bald weniger ausgesprochene Konkavität (adultus). 


der betreffenden Schilder angedeutet er- 

scheint. Von den fünf Vertebralen ist das erste bei sehr alten 
und ganz jungen breiter, bei mittleren Exemplaren aber gewöhn- 
lich schmäler als die drei darauffolgenden, seine Form die eines 
hinten verengten und breit abgestutzten Fünfeckes, dessen zwei 
Vorderseiten unter einem sehr stumpfen, oft verrundeten Winkel 
zusammenstoßen. Die drei nächstfolgenden Wirbelschilder sind im 
allgemeinen quer sechseckig, breiter als lang, seitlich stumpfwinklig, 
ihre Vorder- und Hinterseiten namentlich im Alter gern winkelig 
nach vorn gebrochen, beim zweiten und dritten ziemlich gleichlang, 
beim vierten jedoch der Hinterrand fast um die Hälfte schmäler als 
der vordere; das letzte Vertebrale ist endlich im ganzen etwas kleiner 
als die vorangehenden, nach hinten bedeutend erweitert und gewöhn- 
lich‘ von mehr fünfeckiger, durch Verrundung der Vorderseiten 
aber oft auch, namentlich in der Jugend, von mehr trapezischer 
Form. Auch sind sämtliche Vertebralen bei jüngeren Stücken zu 
beiden Seiten deutlich dachig nach auswärts und abwärts geneigt 
und zugleich mit einem über ihre Mitte hinlaufenden, stumpf gerunde- 


812 Testudinidae. 


ten Längskiel versehen; bei älteren Tieren erscheint jedoch nur das 
letzte Vertebrale stark, das erste sehr schwach dachig, während die 
drei mittleren nur sehr schwach der Quere nach gewölbt oder bei 
sehr alten Exemplaren fast vollkommen flach und in einer Ebene 
gelegen sind; desgleichen erscheinen hier die früher erwähnten Mittel- 
kiele gar nicht oder nur mehr schwach angedeutet, so daß sie nament- 
lich an dem zweiten und dritten Vertebrale meist nur als schwache 
Auftreibungen in der Mitte des Hinterrandes zurückbleiben, während 
sie sich am ersten und an den zwei letzten Wirbelschildern gewöhnlich 
noch etwas deutlicher, obwohl auch nur als stumpfe Erhebungen, 
erhalten. Von den acht Costalen ist das erste ungleichseitig viereckig, 
sein Innenrand am kürzesten, sein gebogener Außenrand am längsten, 
der Vorderrand kürzer als der hintere; von seinen vier Winkeln ist 
der hintere und äußere ziemlich recht, die anderen stumpf. Die 
zwei folgenden Costalen sind ziemlich gleichgroß oder das dritte 
etwas größer als das zweite, beide quer fünfeckig und wenigstens 
das vordere immer breiter als lang, ihre unter sehr stumpfen Win- 
keln zusammenstoßenden Innenseiten die kürzesten, ihre Vorder- 
und Hinterseiten ‘die längsten, auf die Achse des Körpers ziemlich 
rechtwinkelig gerichtet, an dem zweiten ziemlich gleichgroß, an dem 
dritten der Hinterrand schmäler als der vordere. Das letzte Costale 
ist endlich bedeutend kleiner, nach außen stets deutlich erweitert, 
von entweder fünfeckiger, oder durch Verrundung des überhaupt 
äußerst stumpfen Außenwinkels, von ungleichseitig viereckiger Ge- 
stalt, seine Vorder- und Hinterseite an Länge meist wenig verschie- 
den. Ähnliche Kiele wie an den Vertebralen finden sich in der 
Jugend auch an den Costalschildern, nur daß sie hier mehr auf die 
hintere Hälfte der Platten beschränkt sind, infolgedessen dann die- 
selben, obwohl die Kiele selbst verhältnismäßig ziemlich früh ver- 
schwinden, an den betreffenden Stellen auch bei älteren Tieren oft 
noch mehr oder weniger aufgetrieben erscheinen; desgleichen be- 
sitzen sämtliche Discoidalschilder bei jungen Stücken eine sehr 
deutliche, feinkörnige Areola, die von sehr gut ausgebildeten An- 
wachsstreifen umgeben ist, welch letztere sich übrigens, wenigstens 
am Umfange der Platten, ziemlich lange erhalten und erst bei ganz 
alten Tieren vollkommen verschwinden. Unter den 25 Marginalen 
ist das Nuchale das kleinste, in der Jugend nicht, im Alter bedeutend 
länger als breit, dort stark, hier nur mäßig nach rückwärts erweitert, 
hinten bald mehr, bald weniger ausgerandet oder winkelig einge- 
schnitten. Die Marginocollaren sind trapezoidisch, nach außen 
stets deutlich erweitert, ihr an das Nuchale stoßender Rand immer 
der kürzeste, ihr innerer Hinterwinkel im Alter wenig, in der Jugend 
hingegen meist sehr stumpf, daher dann die Form dieser Schilder 
mehr sphärisch dreieckig erscheinend. Das erste Marginobrachiale 
ist ebenfalls trapezoidisch, nach außen mäßig erweitert, sein vor- 
derer Marginalwinkel spitzig; das zweite Marginobrachiale sowie die 
drei ersten Marginolateralen sind länglich rhomboidisch, die hinteren 
Marginolateralen, die Marginofemoralen und Supracaudalen hingegen 
mehr trapezoidisch und breiter als lang, das letzte Marginofemorale 
sowie auch die Supracaudalen mit Ausnahme ihrer etwas gehobenen 


Clemmys. 813 


Spitze im Alter und besonders beim Männchen viel stärker nach 
abwärts geneigt, als die mehr nach außen gerichteten vorangehenden 
Schilder. Ähnlich wie bei den Discoidalen sind auch an den Mar- 
ginalplatten die Anwachsstreifen selbst bei ziemlich großen Tieren 
meist noch ziemlich deutlich. 

Die Brustschale, welche vorn nur wenig, hinten aber merklich 
kürzer ist als die Rückenschale, erscheint im Alter ziemlich gleich- 
breit, in der Jugend hingegen deutlich nach rückwärts verschmälert 
und ist im weiblichen Geschlechte vollkommen flach und eben, beim 
Männchen jedoch längs der Mittellinie und noch mehr am Zusammen- 
stoß der Femoral- und Abdominalplatten schwach vertieft sowie am 
Vorder- und am Hinterende deutlich nach aufwärts gebogen, jenes ist 
ziemlich gerade abgestutzt, dieses tief winkelig ausgeschnitten. Die 
Gularia sind dreieckig, mit abgerundeten und nach innen gebogenen 
Vorderrändern, ihre Außenseite die 
längste, ihre Vorderseite die kürzeste, 
der vordere Nahtwinkel ein rechter, 
die anderen Winkel ziemlich spitzig; 
doch ist die Form dieser Schilder in- 
sofern veränderlich, als sie bei jungen 
Tieren breiter als lang, bei älteren 
hingegen länger als breit sind. Die 
Humeralen sind quer trapezoidisch, 
breiter als lang, nach innen bedeutend 
verschmälert, ihr Außenrand gerundet, 
ihre Hinterseite die längste. Die zwei 
folgenden Paare sind, wenn man von 
ihren gegen die Oberschale aufge- 
bogenen Seitenteilen absieht, ziemlich 
viereckig, breiter als lang, bald voll- 
kommen quer, bald, namentlich in 
der Jugend, etwas schief nach vorn 
und außen gerichtet, die etwas kürzeren Fiese. 
Pectoralen mit dem herabgebogenen 
Teil des vierten und fünften, die 
etwas längeren Abdominalen mit dem 
des fünften und oft auch des sechsten Marginalschildes zusammen- 
stoßend. Die wenig kürzeren aber viel schmäleren Femoralen sind 
trapezoidisch, meist wenig oder, besonders in der Jugend, selbst 
nicht breiter als lang, nach innen mäßig verschmälert, ihr verrundeter 
Außenrand der längste. Die viel kleineren Analen sind ebenfalls 
trapezoidisch, nach hinten spitz dreieckig verschmälert, die dem 
Schwanze zugekehrte Seite die kürzeste. Anwachsstreifen sind an 
den genannten Schildern niemals zu bemerken. Die Axillaren und 
Inguinalen sind bald dreieckig, bald unregelmäßig viereckig, länger 
als breit, die ersteren kleiner und dem dritten und vierten, die 
letzteren größer und dem siebenten, oft teilweise auch dem sechsten 
Marginale angefügt. Von den die Mitte des Brustschildes durch- 
ziehenden Nähten ist die abdominale gewöhnlich die längste und die 
humerale die kürzeste, während die pectorale, femorale und anale 





Clemmys caspica Gmel. (adultus). 


814 Testudinidae. 


voneinander nicht stark verschieden sind und letztere die gulare an 
Länge bald mehr, bald weniger übertrifft. 

Der Kopf ist in der Jugend am Scheitel schwach gewölbt, im 
Alter jedoch oben vollkommen flach, mit kurzzugespitzter, am 
äußersten Ende selbst aber etwas abgestutzter Schnauze. Die 
scharfen Ränder des Oberschnabels stoßen in der Mitte im spitzen 
nach oben oft etwas ausgebuchteten Winkel zusammen und schließen 
den in entsprechender Weise kurzzugespitzten Unterschnabel zwischen 
sich ein, der Rand der Kiefer ist fein gezähnelt. Der Pileus ist stets 
vollkommen schilderlos, die Seiten des Kopfes zeigen jedoch häufig 
in der Schläfengegend ein bald mehr bald weniger deutliches, großes 
Postokulare, welches von der oberen Hälfte des hinteren Augenrandes 
bis nahe zum Trommelfell reicht. Die Halshaut ist mit zahlreichen 
dicht stehenden rundlichen Erhabenheiten bedeckt, welche bei mitt- 
leren und noch mehr bei älteren Stücken fast die Form von Körner- 
schuppen annehmen und auf der Unterseite flacher und gewöhnlich 
auch etwas größer sind, als am Oberhalse. Ähnliche Bildungen 
finden sich auch an den Oberarmen und den Hinterbeinen, nur daß 
sie hier im allgemeinen etwas größer und flacher sind und sich an den 
Hintergliedern am Hinterrande und auf den Füßen in dickere, schwach 
geschindelte Schuppen verwandeln, während sie an den Unterarmen 
und besonders auf deren Oberseite in verhältnismäßig sehr große, 
quergestellte, tafelartige Schindelschuppen übergehen. Sämtliche 
Sohlen sind mit dicken, nicht sehr dicht stehenden Schuppen bedeckt, 
welche im allgemeinen von unregelmäßig rundlicher Gestalt und 
an der Innenseite der Fußwurzeln vergrößert und stark abstehend, 
an den Handwurzeln aber von bedeutend erweiterten, etwa linsen- 
förmigen Schuppen begrenzt sind. Die Zehen sind mit Ausnahme 
ganz junger Tiere bis zu den Krallen mit dicken, am Rande unregel- 
mäßig gezähnelten Schwimmhäuten verbunden, die Krallen selbst 
zıemlich lang, spitz, seitlich zusammengedrückt und schwach ge- 
krümmt. Der Schwanz ist oben wenigstens zur Hälfte, unten aber 
nur an der Wurzel mit kleinen, etwa derbkörnigen Schuppen bedeckt, 
sonst aber mit einer Doppelreihe flacher, unterseits meist längs einer 
deutlichen Furche hinziehender Täfelchen bekleidet, die sich bei 
jungen Stücken auch an der Oberseite ziemlich weit nach vorn er- 
strecken, während sie hier bei alten meist nur an der Spitze, und 
selbst da oft nur unvollkommen zu bemerken sind. Die Länge des 
Schwanzes erscheint nach dem Alter ziemlich veränderlich, und 
während er bei eben ausgekrochenen Exemplaren fast die Länge 
der Brustschale erreicht, wird er mit zunehmendem Wachstum ver- 
hältnismäßig immer kürzer, so daß er im Alter beim Männchen in 
der Regel etwas über, beim Weibchen aber meist etwas unter ein 
Drittel von der Länge der Unterschale erreicht. 

Die im Wasser gelb- oder braungrün erscheinende Oberschale 
ist im Trockenen olivenfarben und mit mehr oder weniger zahlreichen, 
meist geschwungenen, schwarz gesäumten gelben Strichen und 
Linien versehen, die in der Regel sehr hübsche strahlige oder netz- 
artige Zeichnungen bilden und besonders bei jüngeren Tieren gut 
hervortreten. Die Brustschale zeigt in der Mitte stets einen großen, 


Clemmys. 815 


schwarzen Fleck, der sich in der Jugend oft bis gegen den Rand hin 
ausdehnt, mit fortschreitendem Wachstum jedoch allmählich kleiner 
und durch gelbe Makeln mehr oder weniger unterbrochen wird. Die 
Marginalschilder sind unten stets gelblich, durchwegs mit schwarzen 
Nähten und ab und zu auch mit ebensolchen Flecken versehen. 

Bei manchen Varietäten, namentlich bei jüngeren Stücken 
mit noch deutlichen Costalkielen, ist oft die Rückenschale mit gelben 
Bogenlinien sehr hübsch gezeichnet, während die Marginalen unten 
braune, breit eiförmige Flecken zeigen und das dunkelbraune Brust- 
schild an der Außenseite jeder Platte eine kleine, gelbliche Makel hat. 
Der Kopf ist mit einigen feinen gelben Linien, aber niemals mit 
Ocellen gezeichnet. Diese Spielart, die man in Sammlungen häufig 
als Clemmys rivulata Valenc. aufgestellt findet, ist aber mehr eine 
Jugendform, da die hiefür angeführten Merkmale mit zunehmendem 
Alter immer mehr verschwinden und die betreffenden Tiere dann 
von typischen Stücken kaum mehr verschieden sind. 

Was nun die Färbung der freien Körperteile anbelangt, so 
sind dieselben im allgemeinen heller oder dunkler olivenfarben, der 
Kopf meist einfarbig, der Hals, der Schwanz und die Gliedmaßen 
hingegen mit bald mehr, bald weniger ausgebildeten weißgelben Längs- 
streifen versehen. Diese, im ganzen meist ziemlich geraden, gleich- 
breiten und voneinander auch gleichweit abstehenden Linien sind 
fast immer schwärzlich gesäumt und namentlich an den Halsseiten 
sehr deutlich, ziemlich gerade und parallel, mitunter aber auch, 
besonders nach hinten zu, mehr oder weniger zusammenfließend 
und beiderseits gewöhnlich in der Zahl von vier bis fünf vorhanden. 
Auf dem Oberhalse stehen ebenfalls drei bis fünf solcher Streifen, 
die aber nach vorn meistens etwas divergieren und deren mittlerer 
und deutlichster bis zum Hinterhaupte reicht, während die anderen 
häufig weniger scharf und nach vorn zu nicht selten verkürzt sind. 
Am Unterhalse sind endlich diese Streifen fast immer so zahlreich 
und einander so stark genähert, daß sie hier die Grundfarbe vollkom- 
men verdrängen und dieser Körperteil abwechselnd schwarz und gelb- 
lich längsgestreift erscheint, wobei in der Regel die schwarzen Linien 
nur die halbe Breite der gelben besitzen; auch treten diese Streifen 
nach vorn hin meist etwas auseinander und gehen an der Kehle in 
eine unregelmäßige Marmorzeichnung über. Besonders scharf sind 
dann diese Streifen noch an der Schneide der Beine entwickelt, 
während sie auf deren Oberseite meist nur wenig ausgeprägt und an 
den Hinterbeinen sowie auch an der Hinterseite aller Gliedmaßen 
mehr unregelmäßig und verschiedentlich netzartig verbunden oder 
verzweigt sind. Die Haut in der Achsel- und Weichengegend ist 
gelbweiß und grau gemarmelt. 

Beim Männchen ist die Oberschale hinten bedeutend breiter als 
vorne, der Rand derselben nur in der Nackengegend stark nach auf- 
wärts gebogen und der Schalenumfang vollkommen ganzrandig. 
Die Analen sind an den freien Rändern meist verrundet und bilden 
eine mehr oder weniger deutliche Einbuchtung, der After ist vom 
Hinterrande der Bauchschale entfernt, der längere und stärkere 
Schwanz vom Ursprung bis zu etwa zwei Drittel seiner Länge sehr 


816 Testudinidae. 


dick; desgleichen sind auch die hellgelben Zeichnungen am Pileus 
schärfer, die Streifen an den Kopfseiten aber schmäler. 

Beim Weibchen hingegen besitzen die Marginolateralen, die 
Marginofemoralen und die Supracaudalen eine Neigung nach oben 
und ist auch der Schalenumfang bei den genannten Schildern schwach 
gezähnt. Die Analen sind spitz und bilden mit ihren freien Rändern 
einen scharfen Winkel, der After ist dem Hinterrande der Unterschen- 
kel genähert, der Schwanz kürzer und dünner; auch sind die hellen 
Zeichnungen am Pileus meist undeutlich oder selbst ganz fehlend, 
die Streifen am Hals und an den Kopfseiten aber viel breiter. 

Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 20 cm. 

Die Lebensweise dieser Art ist in ihren allgemeinen Zügen bereits 
bei Besprechung der Gattung geschildert worden. Das Tier scheint 
nur nachts aus dem Wasser zu gehen und sich von demselben nicht 
weit zu entfernen, da man es bei Tage in der Regel nicht zu sehen 
bekommt und höchstens in den ersten Vormittagsstunden in Rohr- 
dickichten und auf Grasinseln erbeuten kann; doch pflegt es, wo 
dichtes Gestrüpp bis an den Uferrand reicht, wohl um sich zu sonnen, 
auch auf jenes zu klettern und sich bei Annäherung einer Gefahr 
von da aus ins Wasser fallen zu lassen. — Die 4—5 Eier, deren Länge 
bei einem Durchmesser von etwa IQ mm gegen 34 mm beträgt, werden 
gewöhnlich Ende Juli gelegt. 

Clemmys caspica ist eine für die Balkanhalbinsel charakteristische 
Schildkröte und daselbst nicht nur auf dem Festlande, sondern auch 
auf den meisten der dazugehörigen Inseln allenthalben sehr gemein; 
nach Norden dringt sie bis in die Gegend von Ragusa in Dalmatien 
vor, hier namentlich in der Ombla lebend, aber noch lange nicht so 
häufig, wie beispielsweise bei Teodo in den Bocche di Cattaro, wo- 
selbst sie in allen Drainagegräben in Menge zu finden ist; sie geht 
auch ins Meer hinein und wird namentlich in Häfen nicht selten 
angetroffen. 


2. Clemmys leprosa: Maxillae edentulae, scutorum pectoralium sutura 
media longior gquam femoralium. Cutis axillarum inguinum- 
que concolor. — Long. 20—25 cm. 

Emys leprosa Schweigg. Prodr. pag. 29 (1814), — Emys Si- 
gritzii Michah. Isis, XII, pag. 1295 (1829. — Emys vulgaris 
Gray Syn. Rept. pag. 24, tab. IV (1831). — Terrapene Sigriz 
Bonap. Saggio distr. metod. pag. 29 (1832). — Emys lutaria Bell 
Monogr. Test. tab. XXXI et XXXII (1835). — Emys Sigriz Dum. 
Bibr. Erpetol. gener. II, pag. 240, 2 (1835). — Emys caspica Gray 
Catal. Tort. pag. 19. part. (1844). — Emys laticeps Gray Proc. 
zool. soc. pag. 134 (1853). — Emys fuliginosa Grayl.c. pag. 223, 
tab. XXX (1860). — Clemmys marmorea Strauch Chelon. Stud. 
pag. 32 (1862). — Clemmys laticeps Strauch. I. c. (1862). — 
Clemmys leprosa Strauch Il. c. pag. 122 (1862. — Mauremys 
laniaria Gray Proc. Zool. Soc. pag. 499, tab. XXXVII (1869). — 
Mauremys fuliginosa Gray |. c. pag. 500 (1869). — Emys 
flavipes Grayl. c. pag. 643, tab. I (1869). — Emys Fraseri 
Gray l. c. pag. 643 (1869). — Emys laniaria Gray Suppl.-Catal. 
Sh. Rept. pag. 37 (1870). — Eryma laticeps Gray l.c. pag. 45 
(1870). — Emys caspica var. leprosa Boettg. Abh. Senckb. 
Ges. IX, pag. 126 (1874). — Clemmys caspica sigriz Bedrg. 
Bull. Soc. nat. Mosc. LVI, pag. 340 (1882). 


Clemmys. 817 


juv. Testa olivacea, maculis aurantiacıs nigro-limbatis ocellata,; sterno 
fusco flavogue varıo, macula magna utringue nigra. 


Emys caspica var. a Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 529 (1875). 


adult. Testa flavido-olivacea aut fusco-flavescens, maculis evanes- 
centibus plus minusve concolor,; sterno flavido, vix maculato, 
caudae pedumgue liners flavescentibus parum conspiceuis. 


Emys caspica var. b Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 529 (1875). 


Der vorangehenden Art sehr nahestehend, aber von ihr in fol- 
genden Merkmalen ständig verschieden. Der Kopf ist viel größer 
und massiver, kurz und namentlich in der Wangengegend breit, die 
Entfernung der Augen von einander viel bedeutender, die Kiefer 
kräftig und stets ungezähnt. Die nur bei Neugeborenen deutlich 
gekielte Oberschale ist etwas breiter und höher, die Schalenöffnung 
größer und ihre Hornplatten rauher, die Humeralen dagegen kürzer 
als bei caspica. Die Marginolateralschilder sind von unten gesehen 
stark gewölbt, die Inguinalen fast dreimal so groß wie bei der vorigen 
Art; die Gularen sind länger als bei letzterer, die Humeralen dagegen 
kürzer, jene vorne deutlich spitz, im ganzen flach und am Vorderrande 
wie abgeschnitten. Die Bauchschilder zeigen deutliche Anwachs- 
streifen; endlich sind noch die Beine größer, die Krallen stumpfer 
und die Handwurzeln breiter. 

Auch das System der Färbung und Zeichnung ist ein ganz anderes 
und während letztere bei caspica vorwiegend netzartig ist, tritt sie 
bei Zeprosa in Fleckenform auf. Allerdings kommen diese Verhält- 
nisse nur bei jungen und mittleren Stücken zum Ausdruck, während 
bei alten Tieren beider Arten die Zeichnungen überhaupt mehr oder 
weniger verschwinden. Doch ist zwischen Netzung und Fleckung 
eine solche Grundverschiedenheit, daß selbe immerhin als spezifische 
Unterschiede angesprochen werden können. 

Die Rückenschale von Zeprosa zeigt nämlich auf olivenfarbenem 
Grunde auf jedem Schilde einen schwarzumrandeten, lebhaft orange- 
gelben ovalen Fleck oder kurzen Längsstrich, die Axillaren und 
Inguinalen sind rosa angeflogen, und die gelbbraune Bauchschale 
hat an der gemeinsamen Naht der Pectoralen und Abdominalen 
jederseits eine meist etwas eingeschnürte, tiefschwarze, etwa läng- 
lich eiförmige Makel. Der Kopf ist oben einfarbig, die anfangs 
roten Halsstreifen werden gegen den Rumpf zu orange, während die 
zahlreichen Flecken zwischen gelb, orange und rosa wechseln. Die 
Schläfen tragen lebhaft orangegelbe Ocellen, die von einem grün- 
gelben Ring umgeben sind; endlich sind noch die Wurzeln der Vorder- 
beine mit orangegelben und schwarzen, die Beine selbst reichlich mit 
orangefarbigen Flecken und jeder Finger mit einem dunkelgelben 
Längsstrich versehen. Die Achsel- und Weichenhaut ist in der Regel 
einfarbig gelb. 

Wie schon oben erwähnt, gehen aber all diese hübschen Zeich- 
nungen mit zunehmendem Wachstum allmählich verloren, so daß 
dann ganz alte Tiere einen einfarbig olivengrünen Panzer aufweisen 
und die freien Körperteile einfach gelblich oder gelbbraun werden. 

Schreiber, Herpetologia europaea. 52 


818 Testudinidae. 


Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 25 cm. 

In Sitten und Lebensweise dürfte sich diese Art kaum von der 
vorigen unterscheiden; nur scheint sie sich öfters weiter vom Wasser 
zu entfernen und pflegt mitunter auch am Lande nach Würmern 
und Insekten zu graben. 

Die Verbreitung ist auf Portugal und das südliche Spanien 
beschränkt. 


Über die geographische Verbreitung der europäischen 
Kriechtiere. 


So wie die Herpetologie überhaupt, so haben auch die Kennt- 
nisse über die geographische Verbreitung der Kriechtiere in den 
letzten Dezennien mancherlei Bereicherung und Berichtigung, und 
infolge dessen auch die in der ersten Auflage dieses Werkes in dieser 
Richtung angeführten Daten bedeutende Veränderungen erfahren. 
Einerseits haben sich manche früher als europäisch angeführte Arten 
als nicht hieher gehörig erwiesen, anderseit sind durch fortgesetzte 
Forschungen neue Spezies hinzugekommen und mußten endlich 
einige bisher vereinigte Formen in selbständige Arten zerlegt 
werden. 

Nach der von uns angenommenen systematischen Auffassung 
ist die Klasse der Reptilien in dem hier behandelten Faunengebiete 
durch 95 Arten vertreten, die sich in 39 Genera verteilen, von denen 
auf die Rhiptoglossen, ı Gattung mit I Spezies, auf die Lacertilien 
20 Genera mit 56 Arten, auf die Odhidier 12 Gattungen mit 28 Spezies 
und auf die Chelonier 6 Genera mit Io Arten entfallen. 

Um nun von unserer Reptilienfauna zuerst ein übersichtliches 
Bild zu gewinnen, wollen wir der Besprechung derselben ein systema- 
tisches Verzeichnis der in ihr vertretenen Gattungen und Arten vor- 
angehen und demselben dann eine Aufzählung der den einzelnen 
Ländern zukommenden Arten folgen lassen (siehe Seite 82). 

Aus ersterem ersehen wir, daß die Eidechsen den größten, die 
Schildkröten dagegen den kleinsten Teil unseres Kriechtierbestandes 
ausmachen; jene betragen weit über die Hälfte, diese etwa nur ein 
Zehntel aller aus Europa bekannten Arten, während die Schlangen 
nicht ein Drittel derselben ausmachen. 

Stellen wir den Bestand unserer Reptilien nach den Ordnungen 
übersichtlich zusammen, so ersehen wir, daß an demselben 


die Lacertilien in 20 Gattungen mit 56 Arten oder mit 58,95 % 


N, Ophidier 1 55 FR 28 „ „ „ 29,47 % S 
" Chelonier 9) 2 KEIERTO, E05 re 
‚„ Rhiptoglossen,, ı ch PRSNEN] ,, EN 


beteiligt sind. 


52* 


820 Reptilien. 
Rhiptiglossae. 
Genus. Species. 


I. Chamaeleon. ı. vulgaris. I 


VI. 


IX. 


Läcertilia. 


Genus. 
. Chalcides. 


. Ablepharus. 


. Ophio- 


mOrUus. 


. Eremias. 


. Ophiops. 


. Acantho- 
dactylus. 

. Psammo- 
dromus. 


kaeerta! 


X. Blanus. 


Algiroides. 


Spezies 


lineatus. 


. tridactylus. 
. ocellatus. 

. Bedriagae. 
. pannonicus. 


punctatissi- 
mus. 
velox. 


. arguta. 
. elegans. 
. vulgaris. 


. hispanicus. 
. algirus. 


. Fitzingeri. 
. moreoticus. 


nigropunc- 
tatus. 
oxycephala. 
Bedriagae. 
sardoa. 
saxicola. 
Derjugini. 
mosorensis. 


. Oertzeni. 
. gTaeca. 

. Horvathı. 
. muralıs. 

. hispanica. 
. fiumana. 
. Jonica. 
„tanzlea 

. serpa. 

. pelopon- 


neslaca. 
Lilfordi. 


. agılis. 

. strigata. 

. Schreiberi. 
. viridis. 

. major. 

. ocellata. 

. praticola. 
. vivipara. 
T, 
Di 


cinereus. 
Strauchn. 


VIM. 


Ophidia. 


Genus. 


I. Ancıstrodon. 
II. 


Vipera. 


. Macropro- 


todon. 


. Coelopeltis. 


. Tarbophis. 
. Cöontiar 
. Coronella. 


Coluber. 


DH u 


Hoy au Bu 


Geographische Verbreitung. 


Spezies. 


halys. 


. lebetina. 
ammodytes. 


Latasteı. 
aspis. 
berus. 
Renardıi. 


. Ursinii. 
. macrops. 
. cucullatus. 


. MONSpessu- 


lana. 
vivax. 


. collaris. 
. girondica. 
austrIiaca, 


scalaris. 


. lJongissimus. 
. leopardinus. 


Dione. 


. quatuor- 


lıineatus. 


821 


fragilis. 


. apus. 
. mystaceus. 


. helioscopus. 
. caudivol- 


vulus. 


. stellio. 
. sanguino- 


lenta. 


. mauritanica 
SHRTOICHE, 
. europaeus. 


. Kotschyi. 


2. Danilewski. 


. pipiens. 


. guttatus. 


Species. 


. corlacea. 
. caretta. 
. mydas. 


."ımbricata. 
. grTaeca. 


ibera. 
marginata. 


. orbicularis. 
. caspica. 


XI. Anguis. ı. 
XII. Ophisau- ı 
rus. 
XIII. Phryno- ı 
cephalus 
2 
3 
XIV. Agama. ı 
2 
XV. Taten-"7 
tola. 
XVI. Hemi- ı 
dactylus 
XVII. Phyllo- ı 
dactylus 
XVIII. Gymno- ı 
dactylus 
XIX. Alsophy- ı 
lax. 
X. 7Steno-, = 
dactylus 
Chelonia. 
Genus. 
I. Dermo- I 
chelys. 
II. Thalasso- T 
chelys. 
III. Chelone. I 
2 
IV. Testudo. I 
2: 
2: 
V. Emys. I 
VI. Clemmys.. =: 
2 


. leprosa. 


822 Reptilien. 
IX. Zamenis. 1. hippocrepis. 
2. Dahlii. 
3. gemonensis. 
X. Tropido- ı. viperinus. 
notus. 
2. tessellatus. 
= Band 
AL. En 7 
XII. Typhlops. ı 


. jaculus. 
. vermicu- 
laris. 


I. Skandinavien. 
. Lacerta agilis. 


. Anguis fragilıs. 

. Vipera berus. 

. Coronella austriaca. 
. Tropidonotus natrix. 


ou pawDNDH 


. Lacerta agilis. 

$ vivipara. 

. Anguis fragilıs. 

. Vipera berus. 

. Coronella austriaca. 
. Tropidonotus natrix. 


Sun pwBNH 


. Lacerta agilis. 

s vivipara. 

. Anguis fragilis. 
Vipera berus. 
Coronella austriaca. 
Tropidonotus natrix. 


SUR@NH 


I. Lacerta muralis. 13 
Zr ” agilis. 

3. ss Saydparz: 14 
4. Anguis fragilis. I 
5. Vipera berus. 16 
6. Coronella austriaca. 

7. Tropidonotus natrix. 

V. Deutschland und Schweiz. : 
I. Lacerta muralis. 2 
2. 7 agılis. 3 
3. B% viridis. 4. 
4 5 vivipara. 54 


3 

6 
Soıge 72 

„ vivipara. 8 
g 

0) 


je 
2 
3 
4. 
III. Dänemark. a 
7 
8 


, 
 Eaeerta-saxteola: 


. Anguis fragilis. 
. Vipera aspis. 


„.  "berus: 


. Coronella austriaca. 
. Coluber longissimus. 
. Tropidonotus viperinus 


(Schweiz). 


. Tropidonotus tessellatus. 


II. Großbritannien und Irland. 12. i 
. Emys orbicularis. 


2 natrix. 


VI. Krim. 


. Eremias arguta. 
. Lacerta saxicola. 


s.. Derjueıme 
N muralis. 
5 taufiea: 

agilis (exigua). 


. Ophisaurus apus. 
. GymnodactylusDa- 


nilewski. 


. Vipera Renardi. 
. Coronella austriaca. 
. Coluber leopardinus. 


IV. Niederlande und Belgien. 1? 


„ 4. lineatus (sauro- 
mates). 


. Zamenis gemonensis (cas- 


pius). 


. Tropidonotus tessellatus. 


2% natrix. 


. Emys orbicularis. 


VI. Rußland 


(ohne Krim). 


A (Eremias velox). 


arguta. 


5 muralis. 
U: .agulis! 


28. 
. Emys orbicularis. 


D 
Ne) 


ke 


HSooua 


Algiroides Fitzingeri.* 
Hlacerta Bedriagae,* 


N SUuRwNH 


Geographische Verbreitung. 


. Lacerta (strigata). 


r viridis. 
eh praticola. 
r vivipara. 


. Anguis fragilis. 


Phrynocephalus my- 
SIE A c ErU)S; 


.Phrynocephalus (he- 


1053 C0:pus). 


ehrynocepkbalus 


(caudivolvulus). 


.‚Agama sanguino- 


lent.a. 


eAtsophylax pipiens. 
„Ancistrodonhalys: 
. Vipera berus. 


„» . Renardıi. 


. (Tarbophis vivax). 

> Contiacolharüis). 
. Coronella austriaca. 

. Coluber longissimus. 


er Dione. 


%, 4. lineatus (sauro- 


. Zamenis gemonensis (caspius) 


sed Dahlii. 


. Tropidonotus tessellatus (hy- 


drus). 
Tropidonotus natrix. 


VII. Frankreich. 


. Chalcides lineatus. 
. Acanthodactylus vulgaris. 


Psammodromus hispanicus. 
algirus. 


Mi muralis. 

. agılis. 

2 virıidis. 
ocellata. 


‚vivipara. 


. Anguis fragilis. 

. Tarentola mauritanica. 

. Hemidactylus turcicus. 

. Phyllodactylus europaeus.* 
. Vipera aspis. 


»  . berus. 
se: Ursin. 


19. 
20 


HH 
IH 


DD 
DH 


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DH © 


DHH HH HHHH HH 
SO OS SUAWEH OD ON QUAD H 


DNNDDNDDDN 
SONS Sum 


823 


Coelopeltis monspessulana. 
Coronella girondica. 
I austriaca. 


. Coluber scalaris. 


»  longissimus. 


. Zamenis gemonensis. 
. Tropidonotus viperinus. 


Re tessellatus. 
A natrix. 


. Testudo graeca.* 
. Emys orbicularis. 


IX. Pyrenäische Halbinsel. 


. Chamaeleon vulgaris. 
. Chalcides lineatus. 
4 Bedriagae. 
. Acanthodactylus vulgaris. 
Psammodromus hispanicus. 
5 algirus. 
. Lacerta muralis. 
2 hispanica. 
” serpa*. 
ro 
„Schrekberi. 
e viridis. 
ocellata. 


+ Blanusrcibereus: 
. Anguis fragilis. 

. Tarentola mauritanica. 
. Hemidactylus tureicus. 
. Vipera Latastei. 


berus. 


», 


. (Macroprotodon cucullatus). 
. Coelopeltis monspessulana. 
. Coronella girondica. 


austrlaca. 


„ 


. Coluber scalaris. 


longissimus. 


») 


. Zamenis hippocrepis. 


(gemonensis). 


>} 


. Tropidonotus viperinus. 


natrix. 


) 


. Testudo graeca.* 
. Emys orbicularis. 
. Clemmys leprosa. 


X. Italien. 


. Chaleides/tridaetyrus 


ocellatus.* 


BE 


. Algiroides Fitzingeri.* 


‘© 


Reptilien. 


kacertasatdea® 
= muralis. 
Mr serpa. 
ei viridis. 
* ocellata. 
vivipara. 


& Anguis fragilis. 

. Tarentola mauritanica. 

. Hemidactylus turcicus. 

. Phyllodactylus europaeus. 
. Gymnodactylus Kotschyı. 
. Vipera (ammodytes). 


». Vaspis. 
‚„ /lbemus). 
u. .Ursinm 


. (Macroprotodon cucullatus*). 
. Coelopeltis monspessulana. 
. Coronella girondica. 


N austrlaca. 


. Coluber longissimus. 


35 leopardinus. 
RR quatuorlineatus. 


. Zamenis hippocrepis.* 


$: gemonensis. 


. Tropidonotus viperinus. 


5 tessellatus. 
# natrix. 


. Testudo graeca.* 


N ibera.* 


. Emys orbicularis. 


XI. Österreich-Ungarn. 
Ablepharus pannonicus. 


. Algiroides nigropunctatus. 


Lacerta oxycephala. 
” mosorensis. 
X Eliorw.atth@. 
hr muralis. 

R fiumana. 

H taunea. 

E serpa. 

5 agllis. 

r viridis. 

or major. 

s praticola. 
vivipara. 


Anguis fragilis. 

. Ophisaurus apus. 

. Tarentola mauritanica. 
. Hemidactylus turcicus. 


© 


. Vipera ammodytes. 


„usaspis: 
15 VDEEBS: 
„SAÜTSInN: 

„  Mmacrops. 


. Coelopeltis monspessulana. 
. Tarbophis vivax. 
. Coronella (girondica). 


austriaca. 
. Coluber longissimus. 
2 leopardinus. 
3 quatuorlineatus. 


. Zamenis Dahlıi. 


gemonensis. 


{ Tropidonotus tessellatus. 


= natrix. 


. Testudo graeca. 
. Emys orbicularis. 
. Clemmys caspica. 


XI. Balkan-Halbinsel. 


. Chalcides ocellatus. 
. Ablepharus pannonicus. 


Ophiomoruspunc- 
tatıisisstm us 


. Eremias arguta. 


Ophiops elegans. 


. Algiroides moreoticus. 


« nigropunctatus. 


.Lacerta ox ycephale: 


e mosorensis. 

nr Vertzenis 

r graeca. 

iu muralis. 

3 fiumana. 

208] O.Duelang 

A taurica. 

e serpa. 

„.. »pelop o naese 
aca. 

£ agılis. 

nn viridis. 

r major. 

“ praticola. 
vivipara. 


. Blanus Strauch 
. Anguis fragilis. 

. Ophisaurus apus. 
.Agama s’bellio: 

. Tarentola mauritanica. 


Geographische Verbreitung. 825 


28. Hemidactylus turcicus. 40. Coluber quatuorlineatus. 

29. Gymnodactylus Kotschyi. 4I. Zamenis Dahlii. 

Bonistenodactylusgut- 22. = gemonensis. 
tatus).* 43. Tropidonotus tessellatus. 

Bavipera lebetina* 44. ® natrix. 

32. „ ammodytes. ASAEEYZILAE RU, S 

33. Dr... berüs: 46. Typhlops vermicu- 

34. N rmaeropS: a 

35. Coelopeltis monspessulana. 47. Testudo graeca. 

36. Tarbophis vivax. 48. „» ‚«ibera: 

37. Coronella austriaca. 49. „ marginata. 

38. Coluber longissimus. 50. Emys orbicularis. 

39. » leopardinus. 51. CIemmys asp da. 


In den Verzeichnissen I—XII sind die einem Gebiete ausschließ- 
lich zukommenden Arten durch gesperrten Druck hervorgehoben, 
dagegen die nur äußerst selten und vereinzelt auftretenden und daher 
für den Charakter der betreffenden Fauna wenig erheblichen in 
Klammern eingeschlossen und endlich die auf dem Festlande fehlen- 
den Spezies mit einem Sternchen (*) bezeichnet. Die Seeschildkröten, 
welche als Bewohner des offenen Meeres nur gelegentlich an die euro- 
päischen Küsten verschlagen werden und daher wohl nicht zu unserer 
ständigen Fauna gehören, sind in den vorangehenden und ferneren Zu- 
sammenstellungen nicht berücksichtigt. 

Um nun die verschiedenen Faunenbestände leicht überblicken zu 
können, wollen wir dieselben vorerst hier noch einmal nach Zahl der 
Gattungen und Arten und auf nächstfolgender Seite in Form einer 
Tabelle genau spezifiziert zusammenstellen. 

Nach den bisher angeführten Daten entfallen nämlich 


auf Skandinavien . . .. 5 Gattungen mit 6 Azten 
„ Großbritannien und Irand . 5 N ee De 
“Dänemark .. De er 2 EHNORLN 
„ Belgien und die Nırderlande LE N ER 
‚ Deutschland und die Schweiz. 7 n a 
ee die’ Krim... ,.... ERRTO Eu I LO 
„ Rußland (ohne Krim) REN RL N RA Ah 
= Fraskreich ..\. OS 977 ee. EZ 
„ die Pyrenäische lea RR on ET. 
meltahlen : 'r . ; N Ür En 
„  Österreich- -Ungarn nr A ee, % a 
=rdie Balkan-Halbinsel .... . .27 iR ET ER E 


(Siehe die umstehende Tabelle.) 








Österr.- | Balkan- 
Ungarn | Halbinsel 


Skandi- 
navien 


britannien 
und 
Irland 

















Chamaeleon 
Chalcides 
Ablepharus 
Ophiomorus 
Eremias . 
Ophiops . ; 
Acanthodactylus 
Psammodromus 
Algiroides . 
Bacerta 


—_ 


* 
* 











2 

IATEUISE nee I 
Ophisaurus & — 
Phrynocephalus == 
Agama er — 
Tarentola — 
Hemidactylus — 
Phyllodactylus . — 
Gymnodactylus — 
Alsophylax .... — 
I 

I 

I 

6 





* 


Reptilien. 
er] As Are] ee 





—_ 
Lau} 

* 

—_ 


Stenodactylus 
Ancistrodon 
Vipera 5 
Macroprotodon - 
Coelopeltis . 
Tarbophis . 
Contia 
Coronella 
Coluber 
Zamenis . 
Tropidonotus 
IR am 
Typhlops 
Testudo . 
Emys . 
Clemmys 


ee rel 


nn 
Lau 
— 
— 
Luul 
* 
— 








nn 


“ll laser selle“r ll) laute) Ss Kerle 


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826 
ee a a a a ee nen. | 


RE SE | 


| 
| 
| 
| 






































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Oo 
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Ne) 
D 
Ko) 
w 
D 
w 
w 
w 
SI 
aa 
Lau} 


Spezies 


Geographische Verbreitung. 827 


Aus der letzten Tabelle, in welcher die Sternchen und Klammern 
die bereits früher erwähnte Bedeutung haben, kann man sowohl die 
Reptilienfauna der verschiedenen Länder, als auch die den einzelnen 
Gattungen zukommenden Verbreitungsbezirke mit der darauf kom- 
menden Artenzahl sehr gut übersehen. Es entfallen hiernach, wenn 
wir nach Hinweglassung der Seeschildkröten die Zahl der europäischen 
Kriechtiere auf etwa einundneunzig reduzieren, auf Skandinavien, 
Großbritannien und Irland sowie auf Dänemark genau je ein Fünf- 
zehntel, auf die Niederlande mit Belgien fast ein Dreizehntel, auf 
Deutschland mit der Schweiz nahezu ein Siebentel, auf die Krim 
weniger als ein Fünftel, auf Rußland und Frankreich fast je ein Drittel, 
auf Italien, die Pyren. Halbinsel und auf Österreich-Ungarn mehr als 

ein Drittel, und endlich auf die Balkanhalbinsel weit über die Hälfte 
aller einheimischen Reptilien. 

Wie man aus den bisherigen Zusammenstellungen überdies ersieht, 
enthalten die nördlichsten Länder unseres Weltteiles nur wenige und 
fast durchweg dieselben Reptilien, während nach Süden hin der Arten- 
reichtum immer mehr zunimmt und schließlich auf der Balkanhalb- 
insel den höchsten Grad erreicht; auffallend ist noch die relativ große 
Anzahl der in Österreich-Ungarn vorkommenden Kriechtiere, was dieser 
Staat wohl seiner in dieser Hinsicht besonders günstigen geographischen 
Lage verdankt, indem er sich nicht nur östlich weit gegen die Kar- 
pathen und die unteren Donauländer vorschiebt, sondern auch südlich 
längs der Adria ein gutes Stück in die Balkan-Halbinsel hinabreicht, 
daher manche nur der letzteren eigentümliche Arten zugleich auch 
zur österreichisch-ungarischen Fauna gehören. 

Von eigentümlichen Arten, die außerhalb der betreffenden Ge- 
biete nicht vorkommen, finden sich in Frankreich I (Lacerta Be- 
driagae) in Österreich-Ungarn ı (Lacerta Horvathi), in der Krim 2 
(Lacerta Derjugini, Gymnodactylus Danilewski), in Italien 2 (Chalcı- 
des tridactylus, Lacerta sardoa), auf der Pyrenäen-Halbinsel 7 (Cha- 
maeleon vulgaris, Chalcides Bedriagae, Lacerta hispanica, Lilfordi, 
Schreiberi, Blanus cinereus, Vipera Latastei), in Rußland 9 (Eremias 
velox, Phrynocephalus mystaceus, helioscopus, caudivolvulus, Agama 
sanguinolenta, Alsophylax pipiens, Ancistrodon halys, Contra collarıs, 
Coluber Dione), und auf der Balkan-Halbinsel 19 Spezies (Ophio- 
morus punctatissimus, Ophiops elegans, Algiroides moreoticus, Lacerta 
oxycephala, mosorensis, Oertzeni, graeca, jonica, peloponnesiaca, major, 
Blanus Strauchi, Agama stellio, Stenodactylus guttatus, Vipera lebetina, 
macrops, Eryx jaculus, Typhlops vermicularıs und Clemmys caspica). 
Endlich sind von den Arten mancher Faunen einzelne ausschließlich 
pelasgische Tiere, welche auf den betreffenden Festländern voll- 
kommen fehlen; dies ist bei der Pyrenäischen Halbinsel mit 3 (La- 
certa sera, Lilfordi, Testudo graeca), bei Frankreich mit 4 (Algiroides 
Fitzingeri, Lacerta Bedriagae, Phyllodactylus europaeus, Testudo graeca), 
bei der Balkan-Halbinsel mit 4 (Lacerta Oertzeni, jonica, Stenodactylus 
guttatus, Vipera lebetina) und bei Italien mit 7 Spezies (Chalcides 
ocellatus, Algiroides Fitzingeri, Lacerta sardoa, Macroprotodon cucullatus, 
Zamenis hippocrepis, Testudo graeca, ibera) der Fall. 

Betrachten wir nun die den einzelnen Gattungen und Arten zu- 


828 Reptilien. 


kommenden Verbreitungsbezirke, so finden wir, daß unter den ersteren 
die Genera Lacerta, Vipera, Coronella und Iropidonotus als echt 
europäische Charaktergattungen anzusehen sind, indem sie, obwohl 
nicht immer in denselben Arten, so doch über alle zwölf Länder- 
gebiete verbreitet sind; diesen zunächst steht dann die Gattung 
Anguis, welche mit Ausnahme der Krim ebenfalls in ganz Europa 
vorkommt; hierauf folgen dann in absteigenderReihe die Genera 
Coluber und Emys mit je 8, Zamenis mit 7, Tarentola, Hemidactylus, 
Coelopeltis und Testudo mit je 5, Chalcides und Algiroides mit je 4, 
Eremias, Ophisaurus, Gymmnodactylus, Tarbobhis und Clemmys mit 
je 3, Ablepharus, Acanthodactylus, Psammodromus, Blanus, Agama, 
Phyllodactylus und Macroprotodon mit je 2 und endlich Chamaeleon, 
Ophiomorus, Ophiops, Phrynocephalus, Alsophylax, Stenodactylus, 
Ancistrodon, Contia, Eryx und Typhlops, also über ein Zehntel 
aller europäischen Gattungen, mit nur je einem Verbreitungs- 
bezirke. 

Wenn wir nun in dieser Richtung auch die einzelnen Arten unter- 
suchen, so können wir hiebei die in ihrer Gattung alleinstehenden 
weglassen, da sich ihr Vorkommen bereits aus dem über das bezügliche 
Genus Gesagte ergibt; betreff der anderen Spezies mag folgendes 
hervorgehoben werden: Zu den in Europa am weitesten verbreiteten 
Reptilien gehören" unstreitig Coronella austriaca und Tropidonotus 
natrix, da beide in sämtlichen Ländergebieten vorkommen; diesen 
zunächst steht Vrpera berus, welche nur in der Krim fehlt. Diesen 
schließen sich dann in fallender Reihe an Lacerta agılıs und vivipara, 
welche in je Io, Lacerta muralis, die in 9, Emys orbicularis, welche 
in 8, Lacerta viridis, Coluber longissimus, Zamenis gemonensis und 
Tropidonotus tessellatus, die in je 7, Vipera aspis, Coluber quatuor- 
lineatus und Testudo graeca, welche in je 5, Lacerta serpa, Coronella 
girondica, Coluber leopardinus und Tropidonotus viperinus, welche in 
je 4, Eremias arguta, Lacerta taurica, ocellata, praticola, Vipera ammo- 
dytes, Ursinii und Zamenis Dahlii, die in je 3, Chalcides lineatus, ocel- 
latus, Psammodromus hispanicus, algirus, Algirordes Fitzingert, nigro- 
punctatus, Lacerta saxicola, finmana, Gymnodactylus Kotschyi, Vipera 
Renardi, Coluber scalaris, Zamenis hibpocrepis und Testudo vbera, 
die in je 2 und endlich Chalcides tridactylus, Bedriagae, Eremias velox, 
Algiroides moreoticus, Lacerta oxycephala, Bedriagae, sardoa, Derjugini, 
mosorensis, Oertzeni, graeca, Horvathi, hispanica, jonıca, peloponnesiaca, 
Lilfordi, strigata, Schreiberi, major, Blanus cinereus, Strauchi, Phryno- 
cephalus mystaceus, helioscopus, caudivolvulus, Agama stellio, sanguino- 
lenta, Gymnodactylus Danilewski, Vipera lebetina, Latastei, macrops, 
Coluber Dione, Testudo marginata, Clemmys caspica und leprosa, 
welche nur in je einem Ländergebiete vorkommen. Von diesen ge- 
hören 5 ausschließlich der Balkan-Halbinsel eigentümliche Arten 
(Lacerta oxycephala, mosorensis und major, Vipera macrops sowie 
Clemmys caspica) auch zur österreichisch-ungarischen Fauna. 

Wenn man berücksichtigt, daß unter den im vorigen Absatz 
aufgezählten Gattungen von denen, die bloß in einem einzigen Gebiete 
vorkommen, nicht weniger als 9 derselben nur je eine Art enthalten, 
so ersieht man, daß mit den zuletzt genannten 34 Spezies im ganzen 


Geographische Verbreitung. 829 


43, d.i. nahezu die Hälfte aller einheimischen Kriechtiere nur in 
einem einzigen Verbreitungsbezirke vorkommen. 


Um nun das zuletzt besprochene übersichtlich beisammen zu 


haben, wollen wir sämtliche Genera und Spezies schließlich nochmals 
unter Beifügung der von ihnen bewohnten Länder zusammenstellen, 
wobei wir von den weiter verbreiteten zu den weniger verbreiteten 
herabsteigen. Klammern und Sternchen haben dieselbe Bedeutung 
wie im Früheren. 


362 


Lacerta: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Dänemark, 
Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, 
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Vipera: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Niederlande 


und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, Rußland, 
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, 
Balkan-Halbinsel. 


. Coronella: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder- 


lande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, 
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Tropidonotus : Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder- 


lande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, Ruß- 
land, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Angwis: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Dänemark, 


Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, 
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Coluber : Deutschland und Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich, 


Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan- 
Halbinsel. 


. Emys: Deutschland und Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich, 


Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan- 
Halbinsel. 


. Zamenis: Krim, Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, 


Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Tarentola: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich, 


Balkan-Halbinsel. 


. Hemidactylus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich, 


Balkan-Halbinsel. 


. Coelopeltis: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich, 


Balkan-Halbinsel. 


. Testudo: Frankreich*, Pyren. Halbinsel*, Italien*, Österreich- 


Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Chalcides: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Balkan- 


Halbinsel. 


. Algiroides: Frankreich*, Italien*, Österreich-Ungarn, Balkan- 


Halbinsel. 


. Eremias: Krim, Rußland, Balkan-Halbinsel. 
. Ophisaurus: Krim, Österreich, Balkan-Halbinsel. 


Reptilien. 


. Gymnodactylus: Krim, Italien, Balkan-Halbinsel. 

. Tarbophis: (Rußland), Österreich, Balkan-Halbinsel. 
. Clemmys: Pyren. Halbinsel, Österreich, Balkan-Halbinsel. 
. Ablepharus: Ungarn, Balkan-Halbinsel. 

. Acanthodactylus: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

. Psammodromus.: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

. Blanus: Pyrenäische und Balkan-Halbinsel. 

. Agama: Rußland, Balkan-Halbinsel. 

. Phyllodactylus : Frankreich*, Italien. 

. Macroprotodon: (Pyren. Halbinsel, Italien.*) 

. Chamaeleon: Pyren. Halbinsel. 

. Ophiomorus : Balkan-Halbinsel. 

. Ophiops: (Balkan-Halbinsel]). 

. Phrynocebhalus: Rußland. 

. Alsophylax: Rußland. 

. Stenodactylus: (Balkan-Halbinsel*). 

. Ancistrodon: Rußland. 

. Contia: (Rußland). 

. Eryx: Balkan-Halbinsel. 

. Typhlops: Balkan-Halbinsel. 


Aus diesen Zusammenstellungen ist ersichtlich, daß Irland keine 


Schlangen hat und daß von den Io nur in einem einzigen Gebiete ver- 
tretenen Gattungen I (Chamaeleon) auf die Pyren. Halbinsel, 4 ( Phry- 
nocebhalus, Alsophylax, Ancistrodon, Contia) auf Rußland und 
5 (Ophiomorus, Ophiops, Stenodactylus, Eryx, Typhlops) auf die 
Balkan-Halbinsel entfallen. 


Wenn wir nun in eben solcher Weise auch sämtliche Arten an- 


einanderreihen, so erhalten wir unter gleichzeitiger Angabe ihrer Ver- 
breitungsbezirke nachstehende Folge: 


I. Coronella austriaca: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, 


D 


a 


Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, 
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Tropidonotus natrix: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, 


Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, 
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Anguis fragilis: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Däne- 


mark, Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, 2 
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich- 
Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Vibera berus: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder- 


lande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Rußland, 
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, 
Balkan-Halbinsel. 


. Lacerta agılis: Skandinavien, Großbritannien und Irland 


Dänemark, Niederlande und Belgien, Deutschland und 
Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich, Österreich-Ungarn, 
Balkan-Halbinsel. 


IO. 


Geographische Verbreitung. 831 


. Lacerta vivipara: Skandinavien, Großbritannien und Irland, 


Dänemark, Niederlande und Belgien, Deutschland und 
Schweiz, Rußland, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, 
Balkan-Halbinsel. 


. Lacerta muralis: Niederlande und Belgien, Deutschland und 


Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, 
Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Emys orbicularis: Deutschland (und Schweiz), Krim, Rußland, 


Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, 
Balkan-Halbinsel. 


. Lacerta viridis: Deutschland undSchweiz, Rußland, Frankreich, 


Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan- 
Halbinsel. 

Coluber longissimus : Deutschland und Schweiz, Rußland, Frank- 
reich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan- 
Halbinsel. 


. Zamenis gemonensis: Krim, Rußland, Frankreich, Pyren. Halb- 


insel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Tropidonotus tessellatus: Deutschland und Schweiz, Krim, Ruß- 


land, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan- 
Halbinsel. 


. Tarentola mauritanica: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, 


Österreich, Balkan-Halbinsel. 


. Hemidactylus turcicus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, 


Österreich, Balkan-Halbinsel. 


. Vipera aspis: Schweiz, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, 


Österreich. 


. Coelopeltis monspessulana : Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, 


Österreich, Balkan-Halbinsel. 


. Coluber quatuorlineatus: Krim, Rußland, Italien, Österreich, 


Balkan-Halbinsel. 


. Testudo graeca: Frankreich*, Pyren. Halbinsel*, Italien, Öster- 


reich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 


. Lacerta serpa: (Pyren. Halbinsel*), Italien, Österreich, Balkan- 


Halbinsel. 


. Coronella girondica: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, 


Österreich. 


. Coluber leopardinus: Krim, Italien, Österreich, Balkan-Halb- 


insel. 


. Tropidonotus viperinus: Schweiz, Frankreich, Pyren. Halbinsel, 


Italien. 


. Eremias arguta: Rußland, Krim, Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta taurica.: Krim, Ungarn, Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta ocellata: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien. 

. Lacerta praticola: Rußland, Ungarn, Balkan-Halbinsel. 

. Ophisaurus apus: Krim, Österreich, Balkan-Halbinsel. 

. Vipera ammodytes: (Italien), Österreich-Ungarn, Balkan-Halb- 


insel. 


. Vipera Ursinii: Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn. 
. Tarbophis vivax: (Rußland), Österreich, Balkan-Halbinsel. 


Reptilien. 


. Chalcides lineatus : Frankreich, Pyren. Halbinsel. 

. Chalcides ocellatus : Italien*, Balkan-Halbinsel. 

. Ablepharus pannonicus: Ungarn, Balkan-Halbinsel. 

. Acanthodactylus vulgaris: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 
. Psammodromus hispanicus: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 
. Psammodromus algirus.: Frankreich, Pyren. Halbinsel. 
. Algiroides Fitzingeri : Frankreich,* Italien.* 

. Algiroides nigropunctatus : Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 
. Lacerta oxycephala : Österreich, Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta saxticola :Krim, Rußland. 

. Lacerta mosorensis : Österreich, Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta fiumana : Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel. 
. Lacerta major : Österreich, Balkan-Halbinsel. 

. Phyllodactylus europaeus: Frankreich*, Italien. 

. Gymnodactylus Kotschyi: Italien, Balkan-Halbinsel. 

. Vipera Renardi: Krim, Rußland. 

. Vipera macrops : Österreich, Balkan-Halbinsel. 

. Macroprotodon cucullatus.: Italien*, Pyren. Halbinsel. 
. Coluber scalaris: Pyren. Halbinsel, Frankreich. 

. Zamenis hippocrepis: Pyren. Halbinsel, Italien.* 

. Testudo ıbera: Italien,* Balkan-Halbinsel. 

. Clemmys caspica.: Österreich, Balkan-Halbinsel. 

. Chamaeleon vulgaris: Pyren. Halbinsel. 

. Chalcides tridactylus: Italien. 

. Chalcides Bedriagae: Pyren. Halbinsel. 

. Ophiomorus punctatissimus : Balkan-Halbinsel. 

. Eremias velox: Rußland. 

. Ophiops elegans : Balkan-Halbinsel. 

. Algiroides moreoticus : Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta Bedriagae: Frankreich.* 

. Lacerta sardoa.: Italien.* 

. Lacerta Derjugini: Krim. 

. Lacerta Oertzeni: Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta graeca: Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta Horvathi: Ungarn. 

. Lacerta hispanica: Pyren. Halbinsel. 

. Lacerta jonica: Balkan-Halbinsel*. 

. Lacerta peloponnesiaca: Balkan-Halbinsel. 

. Lacerta Lilfordi: Pyren. Halbinsel.* 

. Lacerta strigata: Rußland. 

. Lacerta Schreiberi: Pyren. Halbinsel. 

. Blanus cinereus: Pyren. Halbinsel. 

. Blanus Straucht: Balkan-Halbinsel. 

. Phrynocephalus mystaceus: Rußland. 

. Phrynocephalus (helioscopus): Rußland. 

. Phrynocephalus (caudivolvulus): Rußland. 

. Agama stellio: Balkan-Halbinsel. 

. Agama sanguinolenta: Rußland. 

. Gymnodactylus Danilewski: Krim. 

. Alsophylax pipiens: Rußland. 


Geographische Verbreitung. 833 


82. Stenodactylus guttatus: (Balkan-Halbinsel*). 
83. Ancistrodon halys: Rußland. 

84. Vipera lebetina: (Balkan-Halbinsel*). 

85. Vipera Latastei: Pyren. Halbinsel. 

86. Contia collaris: (Rußland). 

87. Coluber Dione: Rußland. 

88. Eryx jaculus: Balkan-Halbinsel. 

89. Typhlops vermicularis: Balkan-Halbinsel. 
90. Testudo marginata: Balkan-Halbinsel. 

gI. Clemmys leprosa: Pyren. Halbinsel. 


Von den 38 nur in einem einzigen Bezirke vorkommenden Arten 
sind 6 pelasgische, die auf den betreffenden Festländern fehlen; 
auffallend ist noch, daß davon nicht weniger als 26, also fast zwei 
Drittel, dem äußersten Osten Europas (Balkan-Halbinsel, Rußland, 
Krim) angehören, eine Erscheinung, die wohl dadurch zustande 
kommt, daß hier viele westasiatische Formen noch mehr oder weniger 
in unser Faunengebiet hineinragen. 

Damit wir nun über alles bisher Gesagte einen Gesamtüber- 
blick gewinnen, wollen wir zum Schlusse noch eine die Verbreitung 
aller Gattungen und Arten ersichtlich machende Tabelle hinzufügen, 
in der wir die Genera durch römische, die sie umfassenden Spezies 
aber durch arabische Ziffern bezeichnen und endlich .noch die in 
Prozenten ausgedrückte Anzahl der Reptilien den einzelnen Länder- 
gebieten beigeben. 

Es gestaltet sich hiemit eine Totalübersicht der verschiedenen 
Lokalfaunen mit Rücksicht aller in denselben vertretenen Gattungen 
und Arten, sowie auch der ihnen zukommenden eigentümlichen 
Formen in nachstehender Weise: 


(Siehe umstehende Tabelle.) 


Wenn wir aus dieser Tabelle auch keinerlei neue Tatsachen 
ersehen, so ist sie doch geeignet uns über die Menge und Vertei- 
lung der Reptilien in den einzelnen Lokalfaunen eine vergleichende 
Übersicht zu verschaffen. Vor allem tritt aber bei Durchsicht der- 
selben die große Gleichförmigkeit der nördlichen Faunengebiete, 
sowie die fast plötzliche und sehr bedeutende Zunahme der Kriech- 
tiere nach Süden hin sofort hervor; sehr auffällig ist daraus noch 
die große Anzahl eigentümlicher Formen in Rußland und auf der 
Balkanhalbinsel ersichtlich, welche der Reptilienfauna dieser Länder 
einen teilweise schon sehr fremdartigen Charakter verleiht und durch 
das schon vorhin erwähnte Vordringen westasiatischer Arten in 
unser Faunengebiet bedingt wird. Die in dieser Richtung zunächst 
stehende Pyren. Halbinsel besitzt wiederum mehrere aus der ein- 
stigen Verbindung dieses Landes mit Nordafrika von hier zurück- 
gebliebene Spezies. 

Um nun die geographischen Beziehungen unserer Klasse noch 
besser hervortreten zu lassen, bleibt uns endlich noch die Auf- 
gabe übrig, die Verteilung der Kriechtiere über jene größeren Teile 
unseres Faunengebietes zu untersuchen, die wir nach ihrer Lage 

Schreiber, Herpetologia europaea. i 53 


Reptilien. 


834 




















Davon Eigentüm- Artenzahl 
Gebiet Genera liche en Brozerten 
Rhiptoglossa| Lacertilia Ophidia Chelonia Formen 
Skandinavien. 2... v6 -- I} Is — — 6,59 
Großbritannien und Irland . . Vo — 3 UL — —— 6,59 
Danemack re: b v6 — Kee> UL, —— == 6,59 
Niederlande und Belgien . : Mon — 11.4 | U 3 — — 7,69 
Deutschland und Schweiz VI. ST3 _ 1025 IND. 97 Il, a — | 14,29 
Kata Fran Ser X. 16 — INVG NV TEST I 17,58 
Rußland (ohne Krim) . . XV. 29 — WAS Ars NANLE 103) SET Io 31,87 
IEranikneichne. u. ee XVII. 29 — IX. 15 VeT2 112 I 31,87 
Pyren. Halbinsel. . ne RI 32 Ser NONE, lo) VIRET> NE) 7 35,16 
kt ae ee ee. XVII. 33 = VAR VII. 16 1 3} 2 36,26 
Österreich-Ungarn . . . . XVII. 37 — VII. 18 VII. 16 173 I 40,66 
Balkan-Halbinsel© 2: EUR 5 == XV. 30 Der RS Ig 57,14 



































Geographische Verbreitung. 835 


als Nord-, Mittel- und Südeuropa bezeichnen. Ersteres, als dessen 
Südgrenze etwa der 55° n. B. angenommen werden kann, umfaßt 
außer der hier gar nicht in Betracht kommenden Insel Island 
Schottland, Dänemark, Südskandinavien und Nordrußland; zu 
Mitteleuropa, vom 55. bis 45. n. B. reichend, gehört Irland und Eng- 
land, die Niederlande und Belgien mit dem größten Teile Frank- 
reichs, ferner Deutschland und die Schweiz mit dem nördlichsten 
Teile Italiens und dann noch Österreich-Ungarn mit Ausnahme der 
Balkan-Provinzen, sowie das übrige Rußland mit Ausnahme der 
Südspitze der Krim und Nordkaukasiens. Südeuropa endlich um- 
faßt alle vom 45° n. B. nach abwärts gelegenen Länder, wie die Pyre- 
näische Halbinsel, Südfrankreich und Italien, Dalmatien, die Balkan- 
Halbinsel, die südlichste Krim und Nordkaukasien. 

Wir wollen nun im Nachfolgenden die diesen drei Faunen- 
gebieten zukommenden Reptilien zusammenstellen, wobei wir, um 
die vergleichende Übersicht zu erleichtern, die gleichnamigen Arten 
nebeneinanderstellen, den Raum für etwa tehlende Spezies durch 
Striche ersetzend. Es finden sich demnach in: 


Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa. 
_- — j I. Chamaeleon vulgaris. 
2. Chalcides lineatus. 
3. > tridactylus. 
u —— 4. $ ocellatus. 
9) 
6 


— h 7 Bedriagae. 
u I. Ablepharus panno- . Ablepharus pannoni- 
nicus. cus. 

— — 7. Ophiomorus puncta- 

tissimus. 

— — 8. Eremias (velox). 

— 9. n arguta. 

— E— 10. Ophiops elegans. 

— — ıI. Acanthodactylus 

vulgaris. 

_—— 12. Psammodromus_ his- 

panicus. 

— — 13. Psammodromus algi- 

rus. 

— 14. Algiroides Fitzingeri. 
— =. I5. a moreoticus 
= 2. Algiroides nigro- 16. nigropunc- 

punctatus. tatus. 
= — 17. Lacerta oxycephala. 
— —= 18. ® Bedriagae*. 
— — IQ. re sardoa*. 
er —e BO saxicola. 
u — 21. R Derjugini. 
— nn 22. n mosorensis. 
— — 23, I (Oertzeni*) 
g= — DAR graeca. 
537 


836 


3. Anguis fragilis. 12. 
ae 


4. Vipera berus. 


Io. 
2. Lacerta vivipara. II. 


IA. 


15. 
16. 


SON Oper 


Reptilien. 


. Lacerta Horvathı. 


R muralıs. 


. Laeerta Iumana. 


‚kacerta tauriea. 


u SSerpa; 


. Lacerta agilıs. 


„ Lacerta vindıs. 


(Lacerta praticola). 


Lacerta vivipara. 


Anguis fragilis. 
Ophisaurus apus. 


Vipera ammodytes. 


Vipera aspis. 
£ berus. 


. Lacerta murals: 


r hispanica. 

PR fiumana. 

” jonica. 

A taurica. 

„2 serpa. 

a peloponne- 
siaca. 

F Lilfordi*. 

er (agılis). 

er (strigata). 

Y Schreiberi. 

er viridis. 

x major. 

r ocellata. 

1 praticola. 


. Blanus cinereus. 


N: Strauchn. 


. Anguis fragıilıs. 
3. Ophisaurus apus. 
. Phrynocephalus my- 


staceus. 


. Phrynocephalus (he- 


lioscopus). 


. Phrynocephalus 


caudivolvulus). 


. Agama stellio. 


> sanguino- 
lenta. 


. Tarentola maurita- 


nica. 


. Hemidactylus turci- 


CUS. 


. Phyllodactylus euro- 


paeus. 


. Gymnodactylus Kot- 


schy1. 


. Gymnodactylus Da- 


nilewsk1. 


. Alsophylax pipiens. 
. (Stenodactylus gut- 


tatus). 


. Ancistrodon halys. 
. Vipera (lebetina*). 


„ ammodytes. 
M Latasteı. 

„.. „aspis. 

5 berus. 


aca. 


6. Tropidonotus 
natrix. 


17. 


18. 


19. 
20. 


5. Coronella austri- 21. 


22. 


26. 


27. 


28. 


Geographische Verbreitung. 


Vipera Ursinu. 


(Coelopeltis mon- 

spessulana). 

(Tarbophis vivax). 

Coronella(girondica). 
u austri- 

aca. 

Coluber longissimus. 


. Coluber quatuor- 


lineatus. 


. Zamenis gemonensis. 


. (Tropidonotus vipe- 
rinus). 
Tropidonotus tessel- 
latus. 


Tropidonotus natrix.81. 


Emys orbicularis. 


DE 
72. 


2)* 


837 


. Vipera Renardi. 


* Ursini. 
.. . maerops. 


. (Macroprotodon cu- 


cullatus). 


. Coelopeltis mon- 


spessulana. 


. Tarbophis vivax. 
. (Contia collaris). 
69. 
79% 


Coronella girondica. 
er austrlaca. 


Coluber scalaris. 
longissimus. 
u leopardinus. 
Ns Dione. 
” quatuor- 
lineatus. 


. Zamenis hippocrepis. 
77: 
78. 
79: 


80. 


> Dahlii. 

4 gemonensis. 
Tropidonotus vipe- 
rinus. 

Tropidonotus tessel- 
latus. 
Tropidonotus natrix. 


. Eryx jaculus. 
. Typhlops vermicu- 


larıs. 


. Testudo graeca. 


y: ibera. 
Re marginata. 


. Emys orbicularis. 
. Clemmys caspica. 
89. 


E leprosa. 


Nachdem wir hier die Arten zusammengestellt, wollen wir nun 
in gleicher Weise auch noch die Genera nebeneinander reihen, da 
dadurch der Überblick derselben und infolgedessen auch die sich 
daraus ergebenden Schlüsse noch besser und deutlicher hervortreten. 

Es finden sich nämlich in den drei Hauptteilen Europas fol- 
gende Reptiliengattungen: 


Nordeuropa. 


I6z 


Mitteleuropa. 


Ablepharus. 


—— 


Su2wnH 


Südeuropa. 


. Chamaeleon. 
. Chalcides. 


Ablepharus. 
Ophiomorus. 
Eremias. 


. Ophiops. 


838 


TI. Lacerta: 


2. Anguis. 


4. Coronella, 


. Tropidonotus. 


Reptilien. 


. Algiroides. 
. Lacerta. 

. Anguis. 

. Ophisaurus. 


Qi. w N 


6. Vipera. 


7. (Coelopeltis). 


8. (Tarbophis). 


9. Coronella. 
Io. Coluber. 

II. Zamenis. 
12. 


13. Emys. 


Acanthodactylus. 
Psammodromus. 


. Algiroides. 

. Lacerta. 

. Blanus. 

. Anguis. 

. Ophisaurus. 

. Phrynocephalus. 
. Agama. 

. Tarentola. 

. Hemidactylus. 

. Phyllodactylus. 

. Gymnodactylus. 
. Alsophylax. 

. Stenodactylus. 

. Ancistrodon. 

. Vipera. 

. (Macroprotodon). 
. Coelopeltis. 

. Tarbophis. 

. (Contia). 

. Coronella. 

. Coluber. 

. Zamenis. 
Tropidonotus. 31. 
Erys 

. Typhlops. 
. Testudo. 
. Emys. 

. Clemmys. 


Tropidonotus. 


Endlich wollen wir zur Vervollständigung des Bildes noch 
sämtliche Familien nach ihrem Vorkommen in den drei Haupt- 
faunen zusammenstellen, wobei wir die einer Familie entpsrechenden 
Genera abermals durch römische, die darauf entfallenden Arten aber 
durch arabische Ziffern bezeichnen. Es zeigen sich nämlich die Rep- 
tilien nach den einzelnen Familien in den drei Hauptgebieten unserer 
Fauna in nachstehender Weise verteilt: 

















Familie Nordeuropa | Mitteleuropa | Südeuropa 
Chamaeleontuldaes era ame — — 15T 
DEIN EIdaley Wat We Warren, — Eger INES. 
acentidaen.se. Maps Bl erh IM2 Il. ıo VI. 32 
Amphispaenidae ser ner — — 12 
ANSYEDUROENENN le der Bet Ya lern 0, DE 1.17 > 2 
Aoamidaeh sen Den — -— 1T,s5 
Geckontdaetzal- erde Var 
Niperidae tg er lESST lese 11.29 
Colubridaeneye se: > VE 1® VE 
Beidaecı regnen AR ee nee. — eat 
INYpRlopIidaesn be RE == — Tr 
AreStuldinuudae.ue ro er. — RT DU 














Geographische Verbreitung. 839 


Die Schlußfolgerungen, welche wir nun aus den bisher gemachten 
Zusammenstellungen ziehen können, sind ohne Schwierigkeiten er- 
sichtlich. Vor allem ist hieraus die schon wiederholt erwähnte ge- 
waltige Zunahme der Kriechtiere von Norden nach Süden zu in die 
Augen springend, indem schon Mitteleuropa fast fünfmal, Südeuropa 
aber nahezu fünfzehnmal so viel Reptilien wie Nordeuropa besitzt, 
da letzteres nur den fünfzehnten, Mitteleuropa fast den dritten 
Teil, Südeuropa aber nahezu die Gesamtheit (89 Arten) aller Euro- 
päer enthält. Aus einer Vergleichung der diesen drei Hauptgebieten 
zukommenden Artenmenge ergibt sich ferner, daß die nördliche 
Fauna hinter der mitteleuropäischen um 22, hinter der südeuro- 
päischen aber um 83 Arten zurücksteht, während diese jene wieder 
um 61 Spezies übertrifft. 

Ebenso auffallend tritt der Reptilienreichtum Südeuropas her- 
vor, wenn wir auf die einzelnen Genera Rücksicht nehmen, indem 
der Süden alle in unserem Weltteile vorkommenden Genera ent- 
hält und da Nordeuropa nur 5, Mitteleuropa 13, Südeuropa hin- 
gegen 36 Gattungen besitzt, so sehen wir, daß sich die Menge der- 
selben in den drei Hauptfaunen etwa wie die Zahlen I zu 2,6 und 
zu 7,2 verhalten, daß also Mitteleuropa über zweieinhalbmal, Süd- 
europa dagegen über siebenmal so viel Genera beherbergt, als der 
Norden. Betreffs der für die einzelnen Faunengebiete charakte- 
ristischen Arten mag noch hervorgehoben werden, daß der Norden 
gar keine, Mitteleuropa nur eine, Südeuropa aber nicht weniger als 
62 ihm eigentümliche Formen besitzt, so daß auf diese Weise über 
zwei Drittel aller einheimischen Kriechtiere ausschließlich auf den 
Süden unseres Weltteiles beschränkt erscheinen; da ferner von der 
Gesamtzahl der europäischen Reptilien in der südlichen Fauna nur 
zwei Arten fehlen, und alle Nordeuropäer auch in Mitteleuropa ver- 
treten sind, so ersieht man auch, daß den im Norden vorkommenden 
Formen eine, viel weitere Verbreitung nach Süden hin zukommt, 
als dies umgekehrt mit den südlichen Arten der Fall ıst. Wenn 
wir nun endlich noch die über die Familien gemachte Zusammen- 
stellung überblicken, so sehen wir, daß von den 12 Familien, welche 
unsere einheimischen Kriechtiere umfassen, nur vier (Lacertidae, 
Anguidae, Viperidae und Colubridae) über alle drei Faunengebiete 
wenn auch in sehr verschiedener Zahl von Gattungen und Arten, 
. verbreitet sind, während im Süden keine einzige Familie der Ver- 
tretung entbehrt; auch mag noch bemerkt werden, ‘daß die sechs 
Familien der Chamaelcontidae, Amphisbaenıdae, Agamidae, Gecko- 
nidae, Boidae und Typhlopidae ausschließlich, die der Scincidae fast 
ganz auf Südeuropa beschränkt erscheinen. 

Nachdem wir die Verbreitung unserer Tiere von Norden nach 
Süden hin verfolgt haben, wollen wir noch den Westen und Osten 
unseres Weltteiles einer ähnlichen vergleichenden Betrachtung unter- 
ziehen, wobei wir wieder den 20° ö. L. v. Gr. als Grenze zwischen 
West- und Osteuropa annehmen; zu ersterem gehören sonach die 
britischen Inseln und fast ganz Skandinavien, ferner Dänemark, 
die Niederlande und Belgien, sowie Frankreich und die Pyrenäische 
Halbinsel, endlich noch Deutschland mit der Schweiz, Italien und 


840 Reptilien. 
Österreich-Ungarn bis zu dem genannten Längengrade; Osteuropa 
hingegen umfaßt Österreich-Ungarn von 20° an, sowie die Balkan- 
Halbinsel und Rußland mit Einschluß der Krim. 

Stellen wir nun für beide Teile zuerst die Arten in einer der 
früheren analogen Weise zusammen, so ergibt sich folgende Über- 
sicht: 


Westeuropa. Osteuropa. 
I. Chamaeleon vulgaris. — 
2. Chalcides lineatus. _ 
3. A tridactylus. — 
4. % ocellatus. I. Chalcides ocellatus. 
5. 7 Bedriagae. — 
6. Ablepharus pannonicus. 2. Ablepharus pannonicus. 

En 3. Ophiomorus punctatissimus. 

— 4. Eremias (velox). 

— 5. ;. arguta. 

— 6. Ophiops elegans. 

7. Acanthodactylus vulgaris. - 
8. Psammodromus hispanicus. — 
9. % algirus. — 
10. Algiroides Fitzingeri*. — 

— 7. Algiroides moreoticus. 
ıI. Algiroides nigropunctatus. 8. x nigropunctatus. 
12. Lacerta oxycephala. — 

T3; „» Bedriagae*. — 
TA, sansareoa*. _ 

— 9. Lacerta saxicola. 

— TO! Lr Derjugini. 
15. Lacerta mosorensis. — 

= ıI. Lacerta (Oertzeni*). 

— 12: a graeca. 

16. Lacerta Horvathi. — 
17. ” muralis. 13. Lacerta muralis. 
18. r hispanica. — 
IQ. 5 fiumana. — 

— 14. Lacerta jonica. 
20. Lacerta taurica. 15. % taurica 
DI H serpa. — 

— 16. Lacerta peloponnesiaca. 
22. Lacerta Lilfordi*. — 

23. s agılıs. 17. Lacerta agilis. 

— Iß. 55 (strigata). 
24. Lacerta Schreiberi. — 

25. ke: virıdis. 19. Lacerta viridis. 
26. a major. 20% wi major. 
27° R ocellata. — 

— 21. Lacerta praticola. 
28. Lacerta vivipara. 22 "x vivipara. 


. Blanus cinereus. 


30. 
31. 


32. 
33: 
34. 
35- 


Geographische Verbreitung. 


Anguis fragilis. 
Ophisaurus apus. 


Tarentola mauritanica. 
Hemidactylus turcicus. 
Phyllodactylus europaeus. 
Gymnodactylus Kotschyi. 


Vipera ammodytes. 
er Kataster: 
”. ‚aspis. 
a berus. 


. Vipera Ursinii. 


n macrops. 


. (Macroprotodon cucullatus). 
. Coelopeltis monspessulana. 
. Tarbophis vivax. 


. Coronella girondica. 


EA austriaca. 


Coluber scalaris. 


ve longissimus. 
en leopardinus. 


. Coluber quatuorlineatus. 
. Zamenis hippocrepis. 


$ Dahlı. 
n gemonensis. 
. Iropidonotus viperinus. 
y tessellatus. 
a natrix. 


. Testudo graeca. 


. Emys orbicularis. 
. Clemmys caspica. 
. Clemmys leprosa. 


23, 
24. 
HOR: 
26. 
2 
28: 


29. 
30, 
SI. 
32. 


841 


Blanus Strauchi. 

Anguis fragilis. 

Ophisaurus apus. 

Phrynocephalus mystaceus. 
= (helioscopus). 
& (caudivol- 

vulus). 

Agama stellio. 

; sanguinolenta. 
Tarentola mauritanica. 
Hemidactylus turcicus. 


. Gymnodactylus Kotschyi. 


Danilewskı. 


. Alsophylax pipiens. 

. Stenodactylus guttatus. 
. Ancistrodon halys. 

. Vipera lebetina*. 


ar ammodytes. 


. Vipera berus. 


R Renardı. 


. Coelopeltis monspessulana. 
. Tarbophis vivax. 
. Contia collaris. 


. Coronella austriaca. 


. Coluber longissimus. 


> leopardinus. 
„ ".Dione. 
fr quatuorlineatus. 


. Zamenis Dahliı. 


” gemonensis. 


. Tropidonotus tessellatus. 


Fr natrix. 


. Eryx jaculus. 

. Typhlops vermicularis. 
. Testudo graeca. 

. Testudo ibera. 

. Testudo marginata. 

. Emys orbicularis. 

. Clemmys caspica. 


| 842 


Reptilien. 


Stellen wir nun auch die Genera in gleicher Weise zusammen, 
so ergibt sich folgende Übersicht. 


Westeuropa. 


. Chamaeleon. 
. Chalcides. 
. Ablepharus. 


DH 


w 


4. Acanthodactylus. 
5. Psammodromus. 
6. Algiroides. 

7. Lacerta. 

8. Blanus. 

9. Anguis. 

0. Ophisaurus. 


ıI. Tarentola. 

12. Hemidactylus. 

13. Phyllodactylus. 
14. Gymnodactylus. 


15. Vipera. 

16. (Macroprotodon). 
17. Coelopeltis. 

18. Tarbophıs. 

19. Coronella. 

20. Coluber. 

21. Zamenis. 

22. Iropidonotus. 


23. Testudo. 
24. Emys. 
25. Clemmys. 


ARUNH 


Osteuropa. 


Chalcides. 
Ablepharus. 
Ophiomorus. 
Eremias. 
Ophiops. 


. Algiroides. 
‚lacerta. 

. Blanus. 

. Anguıs. 

. Ophisaurus. 

. Phrynocephalus. 
. Agama. 

. Tarentola. 

. Hemidactylus. 


. Gymnodactylus. 
. Alsophylax. 

. Stenodactylus. 
. Ancistrodon. 

. Vipera. 


. Coelopeltis. 
. Tarbophıs. 
. Contia. 

. Coronella. 
. Coluber. 

. Zamenis. 

. Tropidonotus. 
ARTE 

. Typhlops. 
. Testudo. 

. Emys. 

. Clemmys. 


Stellen wir nun endlich noch die in West- und Osteuropa ver- 
tretenen Familien in einer Tabelle zusammen, so erhält dieselbe, 
wenn wir wie im Früheren die Genera mit römischen und die in ihnen 
enthaltenen Spezies mit arabischen Ziffern bezeichnen, die nach- 


stehende Form: 


Geographische Verbreitung. 843 
































Familie Westeuropa | Osteuropa 
Chamaeleontidae 18 — 
Seinerlaegen er... Nee, nisa 
Bacerudaes eh. sk. IV222 IVSTO 
Amphisbaenidae.. . . . Teer, ler 
Anetuidaem en en. 2 IE >, 
Neamidaensr un. n_ IT. 5 

m Geckonrdderan ne. IV. 4 V.6 
NIpericaemEr a I. 6 Il. 5 
Colubridaeme Paare WALDES Sr: VIraTz 
Boldacee were — er 
iBy,phlopidaeus raue... — V.T. 
esiudinidaemaee.n. IT. 4 IIT.25 


Wenn wir nun die Resultate dieser letzten Zusammenstellungen 
überblicken, so ersehen wir daraus, daß bezüglich des Reptilien- 
reichtums zwischen dem Westen und Osten unseres Weltteiles kein 
Unterschied besteht. In beiden Gebieten kommen gemeinschaftlich 
29, ausschließlich im Westen 30, im Osten 31 Spezies vor; bezüglich 
der Gattungen sind beiden Bezirken 20 gemeinsam, während 5 nur 
dem Westen, II dagegen ausschließlich dem Osten Europas angehören, 
woraus ersichtlich ist, daß dieser jenem an eigentümlichen Formen um 
mehr als das Doppelte überlegen ist; ein ähnliches Verhältnis finden 
wir endlich noch hinsichtlich der Familien bestätigt, von denen dem 
Westen nur I, dem Osten dagegen 3 eigentümlich und 8 beiden 
gemeinsam sind. 

Stellen wir schließlich das über die Verbreitung der Kriechtiere 
in den fünf Hauptteilen Europas angeführte zum Zwecke einer End- 
übersicht in einer Tabelle zusammen, so erhält dieselbe mit Rücksicht 
sämtlicher einheimischen Gattungen und Arten nachfolgende Form: 





I] 














zu $E 

Genera Davon DE: 5 Ri 2 

Gebiet und Rhipto- SS E 5.88 
Species glossae Lacertilia| Ophidia | Chelonia |@ = = 5 £ 

Nordeuropa Ve26 = ms; Inu = — 6,06 
Mitteleuropa | XIII. 28 == V.T8 VI»14 Ion I 30,77 
Südeuropa |IXXXVI. 89) I.ı RRXTr54) RIIr2sol TITLE 63 97,80 
Westeuropa || XXV. 60 ler SRIET 2e3 45 EVER 2 a 3I 65,93 
Osteuropa XXXI. 60 u DVEI36 SETS TERSS 3I 65,93 



































Wenn wir nun aus all den bisherigen Ausführungen ein Endresultat 
ziehen wollen, so können wir dasselbe in der Form von fünf Grund- 
gesetzen kurz zusammenfassen; es ergibt sich nämlich aus dem über 
die geographische Verbreitung der europäischen Kriechtiere ge- 
pflogenen Untersuchungen, daß: 

I. die Menge der Reptilien von Norden nach Süden hin sowohl 
betreffs der Arten als auch der Gattungen bedeutend zunimmt, 
und daß sich das Anwachsen der Spezies von Nord durch 
Mittel- und Südeuropa wie die Zahlen I: 4,67:24,66 und das 
der Gattungen wie die Zahlen 1: 2,6:7,2 verhält. 

2. daß die Artenzahl im Westen und Osten gleich ist, während die 
Gattungen nach Osten hin um 24 Prozent zunehmen. 


84 4 Reptilien. 


3. daß die Chelonier im Norden Europas gänzlich fehlen und sich 
die Lacertilien und Ophidier hier sowie in Mitteleuropa ziem- 
lich das Gleichgewicht halten. 
4. daß in Südeuropa die Lacertilien fast die doppelte Zahl der 
Ophidier betragen und 
5. daß die Anzahl der Schlangen der der Eidechsen sowohl im 
Westen als auch im Osten Europas bedeutend nachsteht und 
daß diese zwei Ordnungen in beiden Gebieten ziemlich gleich stark 
vertreten sind. | 
Die mitunter vereinzelten Funde an isolierten, von dem Ver- 
breitungsbezirk der betreffenden Art weit abliegenden Orten, wie 
beispielsweise der Fang einer Vipera ammodytes bei Rosenheim und 
einer aspis bei Worms, sowie der eines Blanus cinereus auf der dal- 
matischen Insel Lesina, die wohl nur durch eine zufällige Verschleppung 
zu erklären sind, können selbstverständlich das über die geographische 
Verbreitung Gesagte nicht alterieren. 


Über das Sammeln, Präparieren und Aufbewahren von 
Amphibien und Reptilien. 


Der Fang von Lurchen und Kriechtieren erheischt im ganzen 
weit weniger Umständlichkeit, als der der Mitglieder irgendeiner 
anderen Tierklasse, und wenn wir demungeachtet darüber Einiges 
anführen, so tun wir dies nur aus dem Grunde, weil vieljährige Er- 
fahrungen sowie lange Beschäftigung mit diesem Gegenstande doch 
manche Vorteile an die Hand geben, deren Kenntnis namentlich für 
den angehenden Herpetologen nicht ohne Interesse sein dürfte. 

Das Sammeln von Amphibien und Reptilien kann in unserem 
Klima in der Regel nur in der wärmeren Jahreszeit betrieben werden, 
indem es nur ausnahmsweise, wie bei Straßen- und Bahnbauten, 
bei Ausrodung von Bäumen und dergleichen gelingt, hieher gehöriger 
Tiere auch im Winter habhaft zu werden, wo man sie dann allerdings 
unter geeigneten Verhältnissen oft in Menge beisammen findet. Was 
aber die eigentliche und gewöhnliche Sammelzeit betrifft, so ist sie 
teils nach der Gegend, teils auch wieder nach den betreffenden Tieren 
selbst nicht immer gleich. Im Allgemeinen erscheinen die Amphibien 
früher als die Reptilien, indem die letzteren in der Regel erst bei schon 
ziemlich vorgerückter Jahreszeit aus ihrem Winterschlafe erwachen, 
während jene oft schon bei sehr geringer Wärme, sobald nur die Ge- 
wässer eisfrei geworden sind, ihre Schlupfwinkel verlassen und auch 
alsbald zur Fortpflanzung schreiten. Es wird sich daher der Fang 
in den ersten schönen Tagen des Vorfrühjahres fast nur auf Lurche 
beschränken, die man zu der Zeit in stehenden oder langsam fließenden 
Gewässern, oft schon im Februar, in Menge findet. Im Allgemeinen 
kommen aber auch hier die Anuren früher als die Urodelen hervor, 
und ist der Fang derselben namentlich deshalb im Frühlinge sehr 
lohnend, weil man sie dann nicht nur zum Behufe des Laichens in 
beiden Geschlechtern oft in Masse im Wasser gesellig beisammen 
findet, sondern auch zu der Zeit die später meist wieder verschwin- 
denden äußeren Geschlechtsunterschiede sehr gut ausgeprägt er- 
scheinen. Dasselbe gilt im Allgemeinen von den meist etwas später 
erscheinenden Tritonen, die in ihrer vollendeten Schönheit und im 
Wasser eben auch nur gewöhnlich zur Paarungszeit anzutreffen 
sind. Allerdings können Amphibien mit Ausnahme des Winters auch 
noch zu jeder anderen Jahreszeit erbeutet werden, obwohl dann ihr 
Auffinden häufig mehr ein Werk des günstigen Zufalles als der vor- 
aussichtlichen Berechnung ist. Übrigens gewähren Sümpfe und 


846 Sammeln. 


Uferplätze, sowie überhaupt feuchte und dumpfige Örtlichkeiten stets 
Aussicht auf mehr oder weniger Erfolg, und sind in dieser Richtung 
vorzüglich die frühen Morgen- und späteren Abendstunden zu em- 
pfehlen, da zu der Zeit viele Lurche das Wasser oder ihre Schlupf- 
winkel verlassen und am Lande nach Nahrung ausgehen. Desgleichen 
findet man in schattigen und nicht zu trockenen Gegenden oft unter 
größeren, nicht zu fest aufliegenden Steinen, in Erdlöchern, unter 
Moos, Baumrinden und dergleichen mancherlei Amphibien, sowie 
man anderseits zur Regenzeit oft deren am Lande kriechend antrifft. 

Die Reptilien erscheinen, wie bereits erwähnt, meist erst im 
späteren Frühjahr und wählen mit geringen Ausnahmen mehr sonnige 
und trockene Orte zu ihrem Aufenthalte; namentlich sind es die 
Ränder der Wälder sowie steinige, teilweise mit Buschwerk bestandene 
Gegenden, welche dem Sammler die meiste Aussicht auf Erfolg ver- 
sprechen und daher jedenfalls vor allem begangen werden müssen; 
vollkommen wüste und vegetationslose Strecken bieten dagegen in der 
Regel keine Ausbeute, schon aus dem Grunde, weil daselbst die den 
Reptilien nötigen Nahrungstiere meist gänzlich fehlen. Während man 
aber die Amphibien, wenigstens zur Laichzeit, oft in größer Menge 
beisammen findet, ist dies bei Reptilien weit seltener der Fall? und 
wenn man auch im Süden an günstigen Stellen mitunter einzelne 
Arten der Saurier oft massenhaft beisammen findet, so werden doch 
die Ophidier in den meisten Fällen nur vereinzelt angetroffen. Da die 
Reptilien ohne Ausnahme die Wärme und den Sonnenschein lieben, 
so ist ein schönes und vor allem windstilles Wetter zu einem erfolg- 
reicheren Fange eine unerläßliche Bedingung und müssen dann ein- 
zelne von der Sonne durchwärmte Stellen, besonders frei liegende 
größere Steine, kahle Felsen und altes Mauerwerk, sowie auch die 
stehengebliebenen Stumpfe gefällter Bäume einer genauen Besichtigung 
unterzogen werden. Unter den angeführten Verhältnissen sind dann 
an den genannten Stellen die betreffenden Tiere besonders im ersten 
Frühjahre den ganzen Tag über im Freien zu finden, während die 
Reptilien im Hochsommer zur Zeit der größten Hitze verkrochen 
bleiben und nur in den ersten Morgen- oder späten Nachmittagsstunden 
hervorkommen, ja viele ziehen sich während der heißesten Jahreszeit 
zu einer Art Sommerschlaf zurück. Sehr günstig ist es, wenn nach 
einem kurzen Gewitterregen plötzlich warmer Sonnenschein eintritt, 
bei welcher Gelegenheit namentlich die Vipern gerne herauskommen. 
Schlangen können übrigens manchmal auch in warmen, mondhellen 
Nächten erbeutet werden, was besonders bei von Nagetieren lebenden 
Arten vorkommt, doch gehören derlei Fänge im ganzen mehr zu den 
Ausnahmen. 

Der Apparat, der zum Fange von Lurchen und Kriechtieren 
gebraucht wird, ist im ganzen sehr geringfügig; für erstere ist zum 
Wasserfange ein Hamen oder Kötscher, wenn man überhaupt größere 
Mengen erbeuten will, das einzige aber auch unentbehrliche Instrument. - 
Es besteht dasselbe aus einem starken Drahtbügel, der an einen festen 
Spazierstock zum Anschrauben eingerichtet wird und mit einem aus 
ungebleichtem Garn verfertigten Netz versehen sein muß, dessen 
Maschen zum leichten Durchtritt des Wassers möglichst weit, immer- 


Sammeln. 847 


hin aber auch wieder so eng sein müssen, daß die Gefangenen durch 
dieselben nicht entschlüpfen können; die Weite dieses Hamens braucht 
nicht bedeutend zu sein, doch ist es unumgänglich nötig, daß der 
Bügel aus möglichst dickem und sehr starkem Draht gefertigt sei, 
damit man, falls sich etwa Lurche in dem Schlamm des Grundes ver- 
bergen, in denselben mit dem Kötscher tief hineinstoßen und das Tier 
dann mit einer oft tüchtigen Partie Erdreich herausheben kann. Jst 
hier das Instrument nicht hinreichend fest, so bricht es oft schon nach 
einmaligem Gebrauche ab oder biegt sich wenigstens an der Einfügungs- 
stelle des Bügels in störender Weise um und wird zur ferneren Dienst- 
leistung bald untauglich. Es empfiehlt sich hiebei das Drahtgestell 
nicht wie bei den Insektenschöpfern reifartig, sondern als gleich- 
schenkeliges Dreieck mit kürzerer gerader Hinterseite und etwas 
längeren in spitzem Bogen nach vorne zusammenstoßenden Außen- 
seiten anfertigen zu lassen, weil man dann mit der Spitze desselben 
leichter und tiefer in den Boden und allfällige Löcher des Uferrandes 
eindringen kann, was namentlich beim Froschfange wichtig ist. Beim 
Molchfange kann man dann entweder aufs Geratewohl mit diesem 
Kötscher in dem Pflanzengewirre des 
Wassers herumfahren, oder bei ein- 
zelnen in Sicht befindlichen Stücken 
den Netzsack zuerst nach rückwärts 
über den Stock herumwerfend das be- 
treffende Tier mittelst eines raschen, 
von rückwärts nach unten und dann 
nach oben geführten Stoßes heraus- 
fischen; man trachte hiebei dem- 
selben von hinten beizukommen, da es 
im Gegenfalle beim Erblicken des 
Hamens meistens flieht. Was den 
Fangsack selbst anbelangt, so möge 
man sich diesen, da derlei Gewebe 
meist nur an größeren Orten in Hand- 
lungen von Fischereigeräten bestellt Fig. 178. 

werden können, von einer des Netzens Netzbügel offen. 
kundigen Person anfertigen lassen. 

Während des Nichtgebrauches kann das ganze Netz, wenn man 
die entsprechend zusammengedrückten Seitenteile des Drahtbügels 
mit einer Schnur festbindet, bequem in der inneren Brusttasche 
des Rockes, in die es mit der Spitze nach abwärts gesteckt wird, 
untergebracht werden. 

Während dieser Hamen beim Fange der Amphibien sehr wesent- 
liche Dienste leistet, kann er dagegen beim Sammeln der Reptilien 
ganz entbehrt werden; denn wenn es auch manchmal gelingt, damit 
Wasserschlangen herauszufischen, sowie Eidechsen oder im Teller 
liegende Ophidier mit ihm zu bedecken, so wird man doch nur äußerst 
selten in diese Lage kommen, und kann im ersteren Falle das Tier weit 
sicherer mit dem Stockgriff herausgeschleudert, im letzteren aber mit 
den Händen ergriffen werden. Es ist also hier der Kötscher durch- 
aus unnötig, und weiß man im vorhinein, daß die zu besuchende 





848 Sammeln. 


Gegend vollkommen trocken und wasserlos ist, so kann man besagtes 
Instrument ohne weiteres zu Hause lassen, da man dann sicher nicht in 
die Lage kommt, selbes zu verwenden. Überhaupt ist beim Sammeln 
der Reptilien der Fang mit freier Hand fast das einzige und sicherste 
Mittel, welches namentlich bei Schlangen kaum durch ein anderes zu 
ersetzen ist. 

Da der Fang von Eidechsen und Schlangen ganz verschiedene 
Maßnahmen erfordert, so soll derselbe für jede der beiden Ordnungen 
abgesondert beschrieben werden. 

Was die ersteren anbelangt, so ist für dieselben die sicherste Fang- 
methode die mit der Roßhaarschlinge. Das hiezu nötige Haar ent- 
nehme ich der Mähne eines weißen Pferdes, da das aus dem Schweife 
zu dick ist und wegen seiner infolgedessen größeren Elastizität nament- 
lich bei kleineren Eidechsen oft nicht zusammengezogen bleibt. 
Für große und schwere Lacerten, wie ocellata, major und dergl., wo 
letzterer Umstand nicht, wohl aber das Zerreißen einer zu feinen 
Schlinge zu befürchten ist, ist das Haar allerdings dem Schwanze zu 
entnehmen. Da die Anfertigung der entsprechenden Schlingen, 
obwohl sehr einfach, so doch, wie ich aus Erfahrung weiß, wegen der 
Elastizität des Roßhaares manchem Schwierigkeiten bereitet, so 
will ich die Herstellung derselben im kurzen auseinandersetzen. 

Ich nehme zu dem Ende eine nicht zu dünne Stricknadel, die ich 
mit der Brust gegen den Tischrand stemme; über diese schlinge ich 
dann von unten nach oben das eine Ende des Roßhaares und binde es 
über der Nadel und auf derselben in einem doppelten Knoten fest zu- 
sammen. Wenn man nun den auf diese Weise um die Stricknadel 
geknüpften Teil des Roßhaares von jener abstreift, so hat man hiedurch 
ein Öhr erhalten, von dem man dann das aus ihm hervorstehende 
kurze Ende des Haares etwas über dem Knoten abschneidet; durch 
dieses Öhr wird nun das lange Ende des Roßhaares hindurchgezogen 
und so eine Schlinge hergestellt, deren Weite man für mittlere Lacerten 
etwa auf 3—4 cm hält. Für große Eidechsen muß die Weite natürlich 
auch entsprechend größer sein. Die geschilderte Schlinge kann man 
nun an einem Stocke oder besser noch an einer Rute festmachen, 
um dann mittelst dieser Vorrichtung die sich ruhig sonnenden Tiere 
zu fangen. Da aber die sichere Befestigung des elastischen Roßhaares 
am Ende der Rute meist ziem- 
lich umständlich und nicht immer 
so leicht ist und überdies manche 
Eidechsen bei noch so vorsich- 

Fangschlinge. tigem Nahen mit der Rute vor 

a Roßhaar. 5 Draht, c Rute. derselben scheuen und die Flucht 

ergreifen, so habe ich mir die 

Sache anders eingerichtet, indem ich die Schlinge nicht unmittelbar 

an den Stab, sondern zuerst an einen Draht befestige, der gut aus- 
geglüht und daher sehr weich und biegsam ist. 

Man kauft sich zu diesem Ende einen sehr dünnen, sogenannten 
Blumendraht, jedoch nicht von der allerfeinsten, fast haarartigen 
Sorte, da ein solcher, obwohl er den Vorteil einer sehr geringen Sicht- 
barkeit besitzt, so doch wegen seiner Schwäche nicht ruhig bleibt, 





Sammeln. 849 


sondern fortwährend oszilliert, was natürlich die Sicherheit der Hand- 
habung beeinträchtigt. Von diesem Drahte schneide ich nun mit 
der Schere Stücke von etwa 20 cm Länge ab; an einem Ende eines 
solchen Stückes bilde ich dann, indem ich etwa anderthalb Zentimeter 
des Drahtes quer über eine dünne Stricknadel lege und die beiden 
Drahtenden parallel nach abwärts biege unter Festhaltung der 
letzteren mit einer Zange durch Drehung der ersteren ebenfalls ein 
Öhr, welches ich, wenn das kurze Drahtende ganz aufgedreht ist, von 
der Stricknadel abstreife. Durch dieses Drahtöhr ziehe ich nun das 
freie Ende der Roßhaarschlinge und knüpfe es knapp hinter dem auf- 
gedrehten Teil des kurzen Drahtendes fest, den dann noch etwa übrig 
gebliebenen Haarteil abschneidend. Der Draht wird hierauf mit seinem 
unteren Ende fest über eine etwa I%—2 m lange Rute derart ge- 
wickelt, daß beiläufig 12 cm desselben zwischen Schlinge und Ruten- 
ende frei bleiben. Es hat diese Einrichtung den großen Vorteil, daß 
der dünne Draht das zu fangende Tier viel weniger geniert als das ihm 
ganz genäherte weit dickere Rutenende, daß ferner die Befestigung 
desselben durch Umwickeln an dem Rutenende sehr leicht und sehr 
schnell bewirkt wird und daß man endlich infolge der Biegsamkeit des 
Drahtes die Schlinge stets in die der Stellung der Eidechse ange- 
messene Lage bringen kann. Derlei mit Schlingen versehene Drähte 
pflege ich vor Exkursionen stets mehrere unter das am Innenrande der 
Kopfbedeckung herumlaufende sogen. Schweißleder zu geben, von 
wo aus sie jederzeit schnell und vollkommen gebrauchsfähig her- 
genommen werden können. 

Was die zur Befestigung des Drahtes verwendete Rute betrifft, 
so ist dieselbe wohl stark aber ziemlich dünn aus einem elastischen 
und markfreien Holze zu nehmen; am besten hiefür sind die sog. 
Stockloden oder Wassertriebe, worunter man die unmittelbar über 
dem Boden oder aus stehengebliebenen Baum- oder Strauchstrünken 
meist schnurgerade emporwachsenden Zweige versteht, die gewöhnlich 
auch astlos sind und daher nur von den Blättern befreit werden 
müssen. Als die hiezu geeigneten Pflanzen kann man die Haselnuß 
und die Esche bezeichnen, in südlichen Gegenden liefert der zur 
Verfertigung der Peitschenstiele dienende Zürgelbaum (Celtis australis 
L.) ein ausgezeichnetes Material. Schöne und passende Ruten sind 
nicht immer so leicht zu finden und empfiehlt es sich daher, solche zu 
öfterem Gebrauche aufzubewahren; ich wenigstens pflege dieselben 
beim Verlassen des Fanggebietes stets an einer geeigneten Stelle zu 
verbergen, um sie ein andermal gleich wieder bei der Hand zu haben 
und nicht durch oft langes Herumsuchen nach einer neuen Rute 
unnütze Zeit zu verlieren. 

Demjenigen, der im Meere liegende, an interessanten und wert- 
vollen Lacerten oft besonders reiche Inseln besucht, ist zu raten, 
sich schon am Festlande mit einem hinreichenden Vorrat von Ruten 
zu versehen, da derlei Inseln sehr häufig des tauglichen, ja oft selbst 
jedes Holzwuchses entbehren und man hiedurch behufs geeigneter 
Befestigung der Fangschlinge in arge Verlegenheit kommen kann. 
Mit der Schlinge kann man selbst kleinere Schlangen, namentlich 
nicht selten ruhig im Teller liegen bleibende Vipern aufheben, nur 

Schreiber, Herpetologia europaea. 54 


850 Sammeln. 


daß hiezu ein stärkeres oder doppelt genommenes Roßhaar von- 
nöten ist, ja selbst Molche habe ich damit wiederholt aus dem Wasser 
herausgeholt, wozu aber eine schwarze Schlinge gehört, da das weiße 
Haar im Wasser nur schwer sichtbar ist. 

‚Will man nun in der obgeschilderten Weise eine Eidechse fangen, 
so wartet man, bis sie ruhig liegen bleibt und womöglich die Augen 
schließt, was sie, sich behaglich sonnend, meistens auch bald zu 
tun pflegt. Nun tritt man derselben unter Vermeidung jeder hef- 
tigen Bewegung schrittweise sehr langsam und vorsichtig näher, 
und zwar in der Weise, daß der Schatten des Fängers nicht auf das 
Tier fällt. Ist man so weit gekommen, daß man dasselbe mit der 
Rute erreichen kann, so streift man demselben sachte die Schlinge 
bis zum Halse über den Kopf und schwingt dann die Rute mit einem 
plötzlichen Ruck in die Höhe. Die in der Luft zappelnde Beute 
muß rasch ergriffen werden, da sich die Schlinge, namentlich bei 
kleineren Eidechsen, wenn sie momentan ruhig sind, wegen zu ge- 
ringen Zuges vermöge der Elastizität des Roßhaares nicht selten 
erweitert und dann der Gefangene wieder entrinnt. Übrigens kann 
man selbst in letzterem Falle, wenn man Geduld hat, den Flücht- 
ling noch erbeuten, denn da die Lacerten sehr neugierig sind, so Kom- 
men selbst die der Schlinge entschlüpften bald wieder zum Vor- 
schein und ist es mir nicht selten gelungen, sogar bereits zweimal 
entkommene zum drittenmale endlich dingfest zu machen. Wird 
das Tier, während man sich zum Fange anschickt, unruhig, so hat 
man sofort unbeweglich stehen zu bleiben, bis sich dasselbe wieder 
beruhigt, um dann aufs neue sein Glück zu versuchen. 

Während des Fangens verbogene oder in Unordnung geratene 
Schlingen bringe ich dadurch wieder auf gleich, daß ıch, zu Hause 
angekommen, in dieselben eine kurze Rolle steifen Papiers hinein- 
stecke, das durch seine Elastizität auseinandergehend sich fest an 
die Schlinge andrückt und dieselbe hiedurch bis zum nächsten Ge- 
brauche wieder in die richtige Lage bringt. 

Weit seltener wird man in die Lage kommen, sich zum Fange 
der Lacerten der sog. Eidechsenfallen zu bedienen. Als solche kann 
man im allgemeinen jedes größere Gefäß oder Behältnis, das eine 
entsprechende Tiefe und vollkommen glatte Seitenwände hat, ver- 
wenden; man kann hiezu ein großes Einsudglas, eine Blechbüchse, 
ein innen glattgehobeltes Kistchen oder einen aus einer nahen Bauern- 
oder Fischerhütte ausgeborgten Kupferkessel nehmen. Der betref- 
fende Behälter wird dann an geeigneter Stelle so tief eingegraben, 
daß sein Oberrand mit dem daranstoßenden Boden in vollkommen 
gleicher Fläche liegt; als Köder wird hierauf eine Hand voll Mehl- 
würmer oder auch eine Partie Insekten hineingeworfen. Von letz- 
teren sind hiezu am geeignetsten solche, die entweder gar keine 
oder nur eine geringe Kletterfähigkeit besitzen, von Käfern nament- 
lich die Lamellikornen (Aphodius, Onthophagus, Hoplia, Anisoplia 
u. dgl.) und selbstverständlich alle anderen Kerbtiere, die an glatten 
Wänden nicht leicht hinaufkommen. Wegen der letzteren können 
dann auch die dem Köder nachgesprungenen Eidechsen nicht mehr 
heraus. In Fällen, wo die Beschaffenheit des Bodens das Eingraben 


Sammeln. 851 


derartiger Behälter nicht gestattet, wird derselbe einfach aufgestellt 
und bis zu seinem Oberrande mit einem Aufbau von Steinen oder 
Felsbrocken umgeben, der den Eidechsen den Zutritt zur Falle er- 
möglicht. 

Da das Tragen solcher Behälter, wenn man nicht einen eigenen 
Träger bei sich hat, lästig und störend ist, so habe ich mir zur Ver- 
meidung der hiemit verbundenen Unannehm- 
lichkeiten eine zerlegbare Falle konstruiert. | 
Ich habe mir zu dem Ende vom Klempner 
eine Blechkiste von 35 cm Länge, 25 cm Breite 
und 20 cm Höhe anfertigen lassen, deren fünf 
Wände aber nicht zusammengelötet, sondern 
unverbunden gelassen sind. An den zum An- | 
einanderfügen bestimmten Seiten der einzelnen | 
Blechtafeln sind etwa 3 cm lange enge Röhr- 
chen angebracht, welche, wie beistehende Figur 
zeigt, abwechselnd gestellt sind und beim Zu- 
sammengeben der Tafeln ineinandergreifen ; 
mittelst eines durch dieselben eingeschobenen | 
Drahtes wird dann deren Verbindung herge- 
stellt. Diese fünf Blechtafeln nehmen auf- 
einandergelegt nur wenig Raum ein, können 
leicht im Rucksack untergebracht und an be- ar ee 
treffender Stelle zu der besagten Kiste an- „neinan rn 
einandergefügt werden. Flächen zu zeigen. 

Der Fang mittels solcher Fallen ist aber 
nur dort lohnend, wo Lacerten in Masse herumlaufen, oder wo man 
einige Zeit hindurch ausruht oder länger verweilt; wenn man in meh- 
reren ist, so kann man auch die Eidechsen der Falle zutreiben, in die 
sie dann, .in wilder Flucht dahinstürmend, oft in Menge hineinfallen. 
Besonders geeignet erweist sich aber eine derartige Vorrichtung zum 
Fange ganz kleiner Eidechsen, die mittelst der Schlinge nur schwer zu 
bekommen sind, da der durch ihr geringes Gewicht auf diese ausgeübte 
Zug meist geringer als die Elastizität des Roßhaares ist und sich 
infolgedessen die Schlinge, sobald deren durch das Aufschnellen be- 
wirkte Zusammenziehung aufgehört hat, in solchen Fällen fast immer 
von selbst wieder öffnet und hiedurch natürlich das Entrinnen der 
Gefangenen zur Folge hat. Man kann sich zwar bezüglich solcher 
Tiere durch Verwendung einer aus einem durch Einreibung mit 
Wachs etwas gesteiften Seidenfaden gemachten Schlinge behelfen, 
aber eine solche ist immer zu weich, zieht sich oft nicht leicht zu 
und gewährt nur selten befriedigende Ergebnisse. So kleine Ei- 
dechsen können, wenn sich das Aufstellen von Fallen nicht lohnt, 
überhaupt nur mit der Hand oder durch Hervorholen aus ihren 
. Schlupfwinkeln, sowie durch Ausgraben erhalten werden. Dasselbe 
ist auch mit den Geckonen der Fall, die man auch nur selten mit 
der Schlinge erbeuten kann. Man sieht zwar manchmal auch ab und 
zu einzelne derselben am Tage behaglich in der Sonne liegen, bei 
ihrer großen Scheu und außerordentlichen Flüchtigkeit lassen sie 
aber den Menschen nur selten nahe genug herankommen und sind 

54* 





Fig. 180. 


852 Sammeln. 


daher sicherer aus ihren Schlupfwinkeln hervorzuholen. Unter 
losen Steinen und Baumrinden, unter Brettern und im Gerümpel 
alter Häuser sind dieselben meist in Menge zu finden und hat man 
dann nur darauf Bedacht zu nehmen, daß man das aufgedeckte 
Tier, bevor es sich von seiner Überraschung erholt, rasch und so- 
fort mit der Hand zudeckt. 

Sehr scheue Eidechsen, die sich mit der Schlinge absolut nicht 
an den Leib rücken lassen, kann man auch mittelst einer dünnen 
Gerte erbeuten, mit der man dem sich ruhig sonnenden Tiere einen 
raschen, aber nicht zu starken Schlag zwischen die Vorder- und 
Hinterbeine, also auf die Rumpfmitte, versetzt. Dieser die Wirbel- 
säule treffende Streich hat wegen der damit verbundenen Erschütte- 
rung des Rückenmarkes eine sofortige Lähmung zur Folge, die das 
Tier am Entfliehen hindert, nur muß man die gewöhnlich zappelnd 
daliegende Eidechse rasch ergreifen, weil sie sich meist bald wieder 
erholt und dann natürlich wieder das Weite sucht. Bei einiger 
Übung wird man die Stärke des Schlages der Größe des Tieres 
bald anzupassen verstehen und hiedurch meist den gewünschten 
Zweck erreichen. 

Da sowohl Schlangen als Eidechsen ihren einmal gewählten 
Schlupfwinkel festzuhalten und sich von demselben selten weit zu 
entfernen pflegen, so gelingt es, wenn man ein erwünschtes Stück 
nicht gleich das erstemal erwischt, an den von ihm bewohnten Platz 
öfters zurückkehrend, häufig doch noch dasselbe über kurz oder 
lang zu erbeuten. 

Beim Anfassen der gefangenen Eidechsen hat man sich sehr in 
acht zu nehmen, daß man den sich meist heftig wehrenden nicht 
den Schwanz abbricht; die in der Schlinge hängenden sind mit der 
linken Hand zu halten, während man mit der rechten durch allmäh- 
liches Zurückschieben des frei gebliebenen Teiles der Schlinge letz- 
tere nach und nach so weit öffnet, daß man das Tier herausziehen 
oder ihm dieselbe abstreifen kann. 

Eine ganz andere Methode erfordert dagegen die Erlangung 
der Schlangen; bei diesen kommt, wie schon früher erwähnt, die 
Schlinge nur höchst selten zur Verwendung, und ist man bei Er- 
beutung derselben fast ausschließlich auf den Fang mit der Hand 
beschränkt. In den meisten Fällen werden Schlangen nicht in Be- 
wegung, sondern gewöhnlich ruhig liegend angetroffen; man sucht 
dann denselben womöglich von rückwärts so nahe als möglich zu 
kommen. Manchmal gelingt es auf diese Weise ein Stück so zu 
beschleichen, daß man es einfach mit einem raschen Griff erfassen 
kann, ja mir ist einmal der gewiß sehr seltene Fall begegnet, daß 
eine sich sonnende Zamenis carbonarıus so fest schlief, daß ich sie 
beim Aufnehmen für tot hielt, indem sie erst beim Hineingeben in 
den Sack erwachte. In den meisten Fällen wird man aber schon 
früher bemerkt und die Schlange eilt in schleuniger Flucht davon, 
ja sehr häufig wird man erst hiedurch zur Entdeckung derselben 
geführt. Hier heißt es nun rasch vorgehen, um sich dıe erwünschte 
Beute nicht entkommen zu lassen. Ist das Tier von seinem Ver- 
stecke weiter entfernt und sind nicht anderweitige Schlupfwinkel in 


Sammeln. 8 53 


der Nähe, so gelingt es fast immer dasselbe zu erhaschen, da die. Ge- 
schwindigkeit unserer Schlangen der des Menschen weit nachsteht. 
Allerdings bildet hiebei auch die Bodengestaltung einen wichtigen 
Faktor. In mehr oder weniger ebenem, mit wenigen Hindernissen 
versehenem Terrain ist der Sammler entschieden im Vorteil, bei 
gegenteiligen Verhältnissen aber wieder die Schlange, ja über felsige 
und abschüssige Stellen schießt ein solches Tier oft wirklich pfeil- 
schnell hinab, während ihm hier der Mensch kaum folgen kann. 
Ist die Schlange eingeholt, so stellt sie sich mitunter auch wohl, 
rollt sich im Teller zusammen und verteidigt sich oft durch wütende 
Bisse; will man selbe vermeiden, so braucht man nur die in einen 
Leinensack gesteckte Hand dem Tiere vorzuhalten, dasselbe, wenn 
es hineinbeißt, sofort beim Kopfe zu fassen und daran festzuhalten. 
Man stülpt hierauf den Sack über die Schlange, hält ihn hierauf 
mit der linken Hand um das Tier herum fest zu und schiebt dasselbe 
dann unter Loslassen des Kopfes allmählich mit der rechten ganz 
in den Sack hinein, den man schließlich fest zubindet, wobei man 
sich in acht zu nehmen hat, daß man bei der Gelegenheit nicht etwa 
das Ende des Schweifes verschnürt. Sollte man aber beim Fange 
gebissen werden, so bewege man die angegriffene Hand nicht und 
mache die Zähne der Schlange durch Vorschieben ihrer Kiefer von 
der erfaßten Stelle los, in welchem Falle dann der Biß nur ganz 
unbedeutende, kaum blutende Spuren zurückläßt. Fährt man je- 
doch mit der gebissenen Hand plötzlich zurück, so fügt man sich 
hiedurch eine mehr oder weniger lange, oft stark blutende Rißwunde 
zu, die man beim Ruhighalten leicht vermeiden kann. 

Das hier geschilderte Verfahren bezieht sich jedoch nur auf 
die giftlosen Ophidier, während die Giftschlangen eine ganz andere 
Behandlung erheischen. Da die europäischen Vertreter dieser Gruppe 
alle zu den plumpen und kurzschwänzigen Viperiden gehören, die sich 
(vielleicht mit Ausnahme von Ancistrodon und etwa ganz kleiner 
Stücke) am Schwanzende erfaßt zu der sie haltenden Hand nicht 
zurückbiegen können, so ergibt sich aus letzterem Umstande auch 
die Art ihres Fanges. Die meist langsam kriechende, oder, falls sie 
zusammengerollt liegt, durch Berührung mit dem Stocke zum Krie- 
chen gebrachte Schlange wird, sobald sie ziemlich gestreckt ist, an 
der Schwanzspitze ergriffen und rasch in die Höhe gehoben, wobei 
man den Arm gerade von sich streckt, um nicht etwa einen Biß 
ins Gesicht zu bekommen; die also gefaßte Schlange wird dann in 
entsprechender Weise versorgt. 

Diese, dem Ungeübten immerhin etwas bedenklich erscheinende 
Fangart habe ich nach jahrelanger Ausübung derselben später durch 
eine andere, vollkommen gefahrlose ersetzt. Ich führe nämlich in 
Viperngegenden stets einen Stock mit umgebogenem Handgriff und 
einen gegen 30 cm langen und etwa halb so weiten Stoffsack bei mir, 
dessen offenes Ende an einem 8 cm langen und 3 cm im Durchmesser 
haltenden Blechrohr, das nach außen zu durch einen gut passenden 
Korkstöpsel verschlossen wird, fest und sicher angebunden ist. Um 
ein allfälliges Abgleiten des Sackes zu verhüten, sind die Ränder 
des Rohres durch eine nach außen gebogene, etwa 3—4 mm breite 


854 Sammeln. 


und festgelötete Umstülpung etwas verdickt. Komme ich nun an 
eine Örtlichkeit, wo Giftschlangen zu erwarten sind, so trage ich 
den Stock umgekehrt mit dem Griffe nach abwärts in der rechten 
Hand, während ich den obgeschilderten Sack mit abgenommenem 
Stöpsel in der linken äußeren Rocktasche bereithalte. Stoße ich 
dann auf eine Viper, so wird dieselbe mit dem Stockgriff am Boden 
angedrückt und der Sack mit der linken Hand sofort in der Weise 
herausgenommen, daß ich das geschlossene hintere Ende desselben 
festhalte, das offene Rohrende dagegen nach unten hängt. Da die 
Schlange hiebei den Kopf ohnedies ab und zu in die Höhe hebt, so 
gelingt es meist bald ihr das Blechrohr über denselben zu stülpen 
und sie hierauf durch Nachhilfe mit dem Stocke zum Hineinkriechen 
in den dann losgelassenen und am Boden liegenden Sack zu be- 
wegen; ist dieses geschehen, so drücke ich, um ein Entweichen der 
Schlange zu verhindern, den Sack unmittelbar unter dem Rohre 
mit dem Stock fest an den Boden an, schiebe dann den Korkstöpsel 
hinein und das Tier ist gefangen. — Auf diese Weise kann man 
die Vipern, ohne sie zu berühren und sich der mindesten Gefahr aus- 
zusetzen, sehr einfach in Sicherheit bringen. Es wird dann der 
Sack, nachdem er vorerst unter dem Rohre fest zugebunden wird, 
von diesem herabgenommen und behufs eines etwaigen neuerlichen 
Fanges durch einen anderen leeren ersetzt. 

Die mitunter empfohlene Methode, die Giftschlangen beim 
Fange mit dem Stock niederzudrücken und dann hinter dem Kopfe 
zu ergreifen, ist nicht nur wegen des auf den Hals des betreffenden 
Tieres ausgeübten Druckes demselben sehr nachteilig, sondern auch 
durchaus nicht ungefährlich; denn die sich der erfassenden Hand zu 
erwehren suchende Viper pflegt nicht selten die Äste des Unterkie- 
fers einander so zu nähern, daß hiedurch ihre Giftzähne beiderseits 
über denselben hervorragen und dann leicht die Finger des Fängers 
erreichen können. 

Auf alle Fälle ist sowohl beim Eidechsen- als auch beim Schlan- 
genfang das betreffende Sammelgebiet unter Vermeidung jeder hef- 
tigen oder auffallenden Bewegung und unter scharfem, nach allen 
Seiten späihendem Umschauen vorsichtig und langsam zu begehen, 
um die in Aussicht stehenden Tiere womöglich zu entdecken, bevor 
sie ihren Feind erblicken und sich infolgedessen zur Flucht wenden, 
da sie dann natürlich weit schwieriger zu erbeuten sind. Die hiezu 
nötige Ausrüstung ist, wie aus dem vorigen ersichtlich, die einfachste, 
die man sich für einen Naturforscher denken kann; für kleinere, 
nur einen halben Tag währende Ausflüge ist man in unseren Breiten 
mit 3—4 Schlingen im Hute, einem Stock in der Hand und einigen 
Säcken in der Tasche vollkommen ausgestattet. Die zur Unter- 
bringung der Gefangenen dienenden Säcke sind natürlich diesen 
entsprechend herzustellen und kann der hiezu dienende Stoff sehr 
verschieden sein. Für nicht zu große Eidechsen empfiehlt sich mehr 
ein leichtes, durchsichtiges Gewebe, das unter dem Namen Tüll 
oder Gaze überall erhältlich ist. Nur müssen hiebei die Maschen 
sechseckig sein, da bei sich senkrecht durchkreuzenden Fäden die 
letzteren von den Lacerten mit ihrer spitzen Schnauze leicht aus- 


Sammeln. 8 55 


einandergeschoben werden und dann die Gefangenen entfliehen 
lassen. Sehr empfehlenswert ist hiezu das zum Durchbeuteln des 
Mehles dienende sog. Müllertuch, das, aus weißen Seidenfäden in 
verschiedener Dichte verfertigt, sehr fest und stark, dabei aber 
leider sehr teuer ist. Wer zufällig in der Nähe eines größeren Mühlen- 
werkes wohnt, kann übrigens Reste oder mit einem kleinen Fehler 
versehene und daher ausgeschiedene Stücke dieses Stoffes leicht zu 
einem billigen Preis, ja wenn er daselbst einen guten Bekannten 
hat, auch umsonst erhalten. Von diesem Gewebe sind die dichteren 
Sorten selbst für die größten Schlangen absolut sicher und gewähren 
dabei noch den großen Vorteil der Durchsichtigkeit. Die Säcke 
mögen übrigens aus was immer für einem Stoffe sein, so ist darauf 
zu sehen, daß sie fest und sicher mit doppelt umgelegter Naht ver- 
näht sind und müssen dieselben vor dem Gebrauche auf ihre Fehler- 
losigkeit stets sorgfältig untersucht werden; der Bequemlichkeit 
halber empfiehlt es sich auch, das zum Zubinden derselben die- 
nende Band etwas unter der Öffnung an einer Stelle festzunähen; 
das Durchziehen einer Schnur durch die umgenähte Sacköffnung 
ist nicht so gut, da sich selbst durch festestes Zusammenziehen 
niemals ein so absolut sicherer Verschluß herstellen läßt, wie durch 
das Binden unter der Sackmündung. 

Die Länge der Säcke ist derart zu halten, daß dieselbe die Breite 
etwa um das Doppelte übertrifft; kürzere oder gar quadratische 
Säcke sind höchst ungeschickt, da sie beim Zubinden den für die 
Gefangenen bleibenden freien Raum zu sehr beschränken. 

In derlei durchsichtige Beutel pflege ich namentlich die ge- 
fangenen Eidechsen zu geben und können in einen von den Dimen- 
sionen des obgeschilderten Vipernsäckchens im Notfalle 10—ı12 Stück 
von muralis-Größe untergebracht werden. Beim Hineingeben der 
Tiere hat man natürlich sehr acht zu geben, daß von den bereits im 
Sacke befindlichen nicht wieder welche entwischen. Man drängt 
zu dem Ende die bereits gefangenen mit der linken Hand in den 
unteren Teil des Sackes, hält denselben mit den drei letzten Fin- 
gern über ihnen zu und gibt dann den neuen Ankömmling in den 
oberen freien Teil des Beutels hinein; hiebei ist derselbe mit dem 
Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hinter dem Kopfe zu 
halten, ihm mit eben diesen Fingern der Linken die Mündung des 
Sackes über den Kopf zu stülpen und das Tier auf diese Weise vor- 
sichtig nach und nach so weit hineinzuschieben, bis’ der Rumpf 
desselben geborgen ist, worauf es dann losgelassen von selbst weiter 
hineinschlüpft und der dann oben rasch zugehaltene Beutel wieder 
zugebunden wird. Bei großen Eidechsen hat man sich während 
dieser Manipulationen vor deren Bissen zu schützen, die, obwohl 
nicht gefährlich, so doch bei der Kraft ihrer Kiefer und wegen der 
Hartnäckigkeit, mit der sie den einmal erfaßten Körperteil festhalten, 
immerhin nicht angenehm sind; auch ist hiebei oft das Verbeißen 
in das Säckchen sehr lästig und dem schnellen Unterbringen der 
Tiere hinderlich. Durch Anblasen mit Tabakrauch kann man übri- 
gens häufig das Loslassen der also Verbissenen herbeiführen. Die 
mit Gefangenen gefüllten Säckchen pflege ich, um ihnen mehr Be- 


856 Sammeln. 


wegungsfreiheit zu gestatten, wenigstens so lange ich im Fanggebiete 
bin, nicht einzustecken, sondern in einem Knopfloche des Rockes 
frei aufgehängt zu tragen. Natürlich können statt der Tüllbeutel 
auch Leinwandsäckchen benutzt werden, nur daß in diesem Falle 
die geschilderten Manipulationen durch die Undurchsichtigkeit des 
Stoffes erschwert werden. 

Für Schlangen verwende ich gewöhnlich weißen Baumwollen- 
battist, der sehr dicht und stark, dabei aber doch so durchscheinend 
ist, daß er, gegen das Licht gehalten, das darunter befindliche Tier 
leicht erkennen läßt; die Größe derselben übertrifft natürlich die 
für die Eidechsen gebräuchlichen mehr oder weniger. In Gegenden, 
die reiche Ausbeute versprechen, führe ich außer zahlreichen Ei- 
dechsenbeuteln für Schlangen noch große, bis I m lange und etwa 
20 cm breite starke Leinensäcke mit. Ist in einem solchen die zu- 
erst gefangene untergebracht, so wird sie durch Schütteln und 
Streifen mit den Händen bis auf den Grund des Sackes befördert 
und dieser dann über dem Tiere zugebunden. Beim zweiten Stück 
verfährt man ebenso, schnürt über demselben zu, löst aber dann 
die Verschnürung ober der ersten auf; in dieser Weise fährt man 
dann fort, bis der Sack etwa bis zur Hälfte gefüllt ist. Ein noch 
weiteres Hineingeben von Tieren ist nicht angezeigt, da dieselben 
hiedurch allzusehr aufeinander drücken und auch zu wenig Bewegungs- 
raum haben. Bei kleineren Schlangen, die aus so langen Säcken ohne- 
dies nicht herauskriechen können, ist jedoch ein Zubinden über den 
einzelnen Stücken nicht nötig, wenn man den Sack, ohne daß er 
den Boden berührt, hängend hält. Übrigens kann man sich auch 
ohne Einschnürungen behelfen, wenn man den oben zugebundenen 
Sack beim Hineingeben der einzelnen Tiere nur so weit öffnet, daß 
man sie gerade mit dem Kopt durchstecken und dann durch Nach- 
schieben mit der Hand weiter befördern kann. Gittschlangen läßt 
man durch das geöffnete Rohr des Fangsäckchens in den großen 
Sack kriechen oder schüttelt sie auch nach Entfernung der Blech- 
röhre einfach in denselben hinein. 

Sowohl bei Schlangen als auch bei Eidechsen ist übrigens der 
Grundsatz festzuhalten, niemals Tiere von zu verschiedener Größe 
zusammenzugeben, da in diesem Falle leicht die schwächeren durch 
die stärkeren erdrückt werden; besonders wertvolle und kostbare 
Stücke sind am besten einzeln in kleineren Säcken zu verwahren. 

Die Unterbringung der mit gefangenen Reptilien versehenen 
Säcke geschieht bei kürzeren Ausflügen und geringem Sammel- 
ergebnis in den Rocktaschen, bei längeren Partien und reichlicherer 
Ausbeute am besten in einem Rucksacke, wobei nur darauf zu sehen 
ist, daß die größeren und schwereren Tiere nach unten, die kleineren 
und leichteren dagegen nach oben zu liegen kommen. Auch eine 
Botanisierbüchse kann eventuell hiezu verwendet werden, ist aber 
weit weniger praktisch, denn abgesehen davon, daß sie nicht fest- 
sitzt, sondern fortwährend hin und her schlenkert, fällt sie auch 
bei allfälligem Bücken in störender Weise nach vorne und hat außer- 
dem noch den großen Übelstand, daß sie von der Sonne beschienen 
in ihrem: Inneren eine wahre Bratwärme entwickelt, die den darin 


Sammeln. 857 


befindlichen Tieren, wenn sie nur etwas anhält, unfehlbar den Tod 
bringt. Dies tritt namentlich bei Amphibien leicht ein und soll daher 
eine solche Blechbüchse sobald Sonnenschein eintritt, wenigstens 
unter dem darüber gehängten Rock oder Plaid getragen werden. 
Lurche sind überhaupt nur in nassen, mit feuchtem Moos oder 
Wasserpflanzen gefüllten Leinwandsäcken transportabel, die über- 
dies von Zeit zu Zeit auf ihren Zustand untersucht werden müssen 
und bei allfälligem Trockenwerden sofort wieder zu befeuchten sind. 
Am besten werden sie hiezu einfach ins Wasser getaucht und wenn 
sie herausgenommen ordentlich abgetropft sind, wieder an Ort und 
Stelle gebracht. Noch mit Kiemen versehene Larven lassen sich 
am besten in mit stark genäßtem Moose gefüllten Blechbüchsen 
nach Hause bringen. 

Fußlose Lacertilien werden wie die Schlangen behandelt, ver- 
langen aber wegen ihrer geringen Geschmeidigkeit verhältnismäßig 
größere Säcke. 

Über den Fang der Chelonier ist kaum etwas zu sagen. Land- 
schildkröten werden einfach aufgenommen und in ein Tragnetz oder 
einen Sack gegeben, Wasserschildkröten, wenn sie, wie es manch- 
mal vorkommt, in kleinen Tümpeln in Menge herumschwimmen, 
mit dem Hamen herausgefischt; natürlich muß derselbe stärker 
sein, als der für den Amphibienfang bestimmte und ist am besten 
hiezu ein sog. Handnetz zu verwenden. Kommen die betreffenden 
Tiere aber nicht so häufig vor, so ist es am besten, sich behufs deren 
Erwerbung an Fischer zu wenden, die sie ab und zu gelegentlich er- 
beuten und, da sıe als Nahrung gewöhnlich nicht besonders geschätzt 
sind, gerne gegen eine geringe Entlohnung abgeben. Mitunter können 
Sumpfschildkröten in mondhellen Nächten in der Nähe des Wassers 
auch am Lande angetroffen werden. Da beim Verzehren der Fische 
durch Chelonier die sich hiebei loslösenden Schwimmblasen der er- 
steren oft auf die Oberfläche steigen, so geben solche am Wasser 
treibende Blasen meist ein ziemlich sicheres Kennzeichen für das 
Vorhandensein dieser Tiere ab und sind daher betreffs Erhaltung 
derselben namentlich solche Gewässer in Aussicht zu nehmen. 

Auf längeren Sammelreisen durch reptilienreiche Gegenden kann 
man selbstverständlich die ganze Ausbeute nicht immer mitschleppen, 
sondern ist genötigt, seinen Fang ab und zu nach Hause zu senden, 
wobei natürlich schon früher Vorsorge zu treffen ist, daß die Tiere 
bei ihrer Ankunft sofort von kundiger Hand ausgepackt und entspre- 
chend untergebracht werden. Die Verpackung geschieht in den ob- 
geschilderten Säcken, die aber, um das Schütteln auf der Reise zu 
vermeiden, bei Reptilien mit schwach angefeuchtetem Moose locker, 
bei Amphibien jedoch mit stärker genäßtem ziemlich dicht zu füllen 
sind. Da die in einer entsprechend großen Kiste verpackten Säcke 
beim Transport durch die Erschütterung des Fahrens, sowie durch 
Stürzen und Aufstellen der Kiste in Waggons oder auf Schiffen leicht 
zusammensinken und hiebei manches erdrückt werden kann, so emp- 
fiehlt es sich, die einzelnen Säcke in mehrere kleine Schachteln oder 
Büchsen zu geben und diese dann in der mit einigen Luftlöchern 
versehenen Versendungskiste fest und unbeweglich zu verpacken. 


858 Sammeln. 


Dasselbe Resultat kann auch dadurch erreicht werden, daß man 
die Hauptkiste inwendig in mehrere, bis auf den Deckel reichende 
Fächer teilt. Wer übrigens die Tiere nicht lebendig braucht und 
auf schön und naturgemäß präparierte Stücke nichts hält, kann 
seinen Fang auch an Ort und Stelle in Alkohol töten und in die 
Konservierungsflüssigkeit einlegen. 

Kleinere Mengen können aber immerhin auf nicht gar zu langen 
Reisen lebend mitgeführt werden, in welchem Falle denselben aller- 
dings eine entsprechende Pflege zu teil werden muß. Schlangen und 
die meisten Amphibien sind in dieser Richtung nicht heiklich und 
können ganz gut in den Fangsäcken belassen werden, nur darf man 
deren nicht zu viele zusammengeben und hat die Lurche beständig 
feucht zu halten. Die mehr zarten und empfindlichen Eidechsen 
erfordern dagegen schon eine sorgfältigere Behandlung. Zu deren 
Erhaltung werden dieselben in wenigen Stücken in etwas größere 
Tüllsäcke gegeben, in denen man sie der Luft und der Sonne aus- 
setzen, bespritzen und auch füttern kann. Diese Gazebeutel werden 
bei einer Seefahrt am Bord des Schiffes, in dem jeweiligen Stand- 
quartier aber an passenden Stellen im Freien aufgehängt und wo 
dies nicht tunlich, am besten in Körben untergebracht. Am ge- 
eignetsten sind hiezu etwas höhere Körbe, in denen die Säckchen 
teils auf QOuerstäben, teils am Innenrande aufgehängt und hiedurch 
sowohl vor gegenseitigem Druck als auch vor stärkeren Erschütte- 
rungen während der Fahrt bewahrt werden. 

Verweilt man länger an einem Orte, den man sich etwa als 
Mittelpunkt seiner Sammeltouren ausgewählt hat, so ist es sehr er- 
wünscht, die Tiere während dieser Zeit in einem 
Käfige unterzubringen; da aber die Mitnahme 
eines solchen kaum tunlich ıst, so habe ich mir 
zu dem Ende einen in jedem Koffer oder selbst 
in einem etwas größeren Rucksack leicht Platz 
findenden Behälter konstruiert. Ich habe mir 
nämlich hiefür zwei gleichgroße, kreisrunde, etwa 
20 cm im Durchmesser haltende Holzscheiben und 
dazu einen zylindrischen, 35 cm langen Tüllsack 
von gleichem Umfang machen lassen. Die Ränder 
der Scheiben sind mit einer nicht zu seichten 
Rinne versehen, während die beiden Mündungen 
des Sackes, teils der größeren Festigkeit halber, 
teils um das Abgleiten zu verhindern, um eine 





Fig. 181. Schnur genäht sind. Die eine dieser Scheiben ist 
Zusammenlegbarer in der Mitte mit einer 3 cm weiten, runden, durch 
Tüllkäfig. einen Korkstöpsel verschließbaren Öffnung und 


am Umfange mit drei in gleicher Entfernung 
stehenden, durch Drahtösen oder Löcher gezogenen 20—25 cm 
langen Schnüren versehen, die an ihren freien Enden zusammen- 
geknüpft werden. Wenn man nun die freien Ränder des Sackes 
in den Umfangsrinnen je einer Holzscheibe festbindet, und dann 
dieselben voneinander abhebt, so erhält man hiedurch einen zylin- 
drischen Gazebehälter (Fig. 181), der etwa den zu Beleuchtungs- 


Präparieren. 859 


zwecken dienenden Papierlaternen gleicht und am Vereinigungs- 
punkt der drei Schnüre aufgehängt werden kann. In diesem auf 
die geschilderte Weise hergestellten Käfige können Eidechsen sehr 
gut untergebracht werden, und wenn man noch den Boden mit 
einer 2—3 Finger hohen Moosschichte bedeckt, in die sich die Tiere 
bei Nacht oder ungünstiger Witterung verkriechen können, so be- 
finden sie sich daselbst ganz wohl und halten, wenn sie öfters be- 
spritzt und gefüttert werden, darin lange Zeit aus. 

Die einzige Schwierigkeit bei diesem Behälter bildet die Heraus- 
nahme der Gefangenen; wenn man dies aber zu einer Zeit vornimmt, 
wo sie verkrochen sind, so können sie, wenn man nach Ablösen der 
Oberscheibe den Rand des Sackes mit der linken Hand festschlie- 
Bend an die Handwurzel der rechten andrückt, mit dieser aus ihren 
Verstecken nicht unschwer hervorgesucht werden. Wo mir zufällig 
ein großes Blechbecken oder eine Badewanne zur Verfügung stand, 
habe ich die Tiere einfach in diese entleert und dann die an den 
glatten Wänden vergeblich Emporstrebenden ohne Mühe heraus- 
geholt. Nach Entleerung des Käfiges werden die Holzscheiben 
aufeinandergelegt und eingepackt. 

Wenn die erbeuteten Tiere nicht für Aquarien oder Terrarien, 
sondern nur für die Sammlung bestimmt sind, so können dieselben, 
wie schon oben erwähnt, gleich nach ihrem Fange in Weingeist 
geworfen werden, was aber, sobald man mehr sammelt, meist schon 
wegen der Größe der zu dem Zwecke mitzutragenden Gefäße un- 
tunlich erscheint. In der Regel werden auch solche Tiere lebend 
nach Hause gebracht und erst hier getötet. Das beste und ein- 
fachste Tötungsmittel ist der Weingeist, der jedoch nicht für alle 
Fälle gleich stark zu nehmen ist. Amphibien, denen durch hoch- 
gradigen Alkohol so viel Wasser entzogen wird, daß sie sich hie- 
durch in oft ganz entstellender Weise zusammenziehen und ein- 
schrumpfen, sind nur in ganz schwachem Weingeist zu töten und 
ist hiezu am besten ein solcher zu verwenden, der durch schon län- 
geren Gebrauch eine tief weingelbe Färbung angenommen hat. 
Man wirft zu dem Ende das Tier in ein entsprechend großes, etwa 
zur Hälfte mit der genannten Flüssigkeit gefülltes Glas, das bei 
Anuren, um das Herausspringen zu verhindern, mit einem nicht zu 
leichten Gegenstand zugedeckt werden muß; in wenigen Minuten 
hat dann der Lurch ausgerungen. 

Für Reptilien dagegen ist, um ihnen den Todeskampf tunlichst 
abzukürzen, ein möglichst starker Alkohol zu verwenden; der im 
Handel als sog. denaturierter Weingeist käufliche Brennspiritus ge- 
nügt übrigens hiezu. Die Tiere werden in ein nicht zu großes Glas 
gegeben, das, nachdem man dessen Mündung durch einen henkel- 
losen Trichter geschlossen hat, durch Hineingießen von Alkohol bis 
zum Rande gefüllt wird; bei stärkeren Tieren ist der Trichter vor 
der Füllung festzubinden oder nach derselben zu beschweren. Da 
- das hineingegebene Tier stets etwas Flüssigkeit verschluckt, so sinkt 
diese nach kurzer Zeit wieder unter den Rand herab und muß infolge- 
dessen wieder frisch nachgefüllt werden, damit der so entstandene 
Luftraum von dem eingeschlossenen Reptil nicht zur Atmung be- 


860 Präparieren. 


nutzt werden kann; dies muß öfters und so lange geschehen, bis das 
Gefäß bis zum äußersten Rande gefüllt bleibt. Eidechsen werden 
auf diese Weise in kurzer, Schlangen und Schildkröten jedoch erst 
in längerer Zeit getötet. Sollte nach Herausnahme des Tieres der 
Schwanz noch Reflexbewegungen machen, so ist dasselbe wieder in 
den Weingeist zurückzugeben und so lange darin zu belassen, bis 
vollkommene Bewegungslosigkeit eingetreten ist. Statt in der hier 
geschilderten Art zu verfahren, kann man auch die in Säcken ein- 
gebundenen Reptilien in das betreffende Glas geben, wobei nur 
darauf zu sehen ist, daß dieselben durch den dann hineingegossenen 
Weingeist vollkommen überdeckt werden. Von manchen Seiten 
werden zur Tötung der Tiere auch betäubende Flüssigkeiten, wie 
Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff u. dgl. empfohlen, die man 
in das die Reptilien enthaltende Glas in geringer Menge hineinträuft, 
worauf dann dasselbe, um das Entweichen der aus den genannten Sub- 
stanzen entstehenden Dämpfe zu verhüten, gut verschlossen wird. Ob- 
wohl dieses Verfahren sehr rasch zum Ziele führt, so kann ich dasselbe 
doch niemandem raten, da hiedurch die betreffenden Tiere solche 
Krämpfe bekommen, daß sie ganz verzerrt werden und später kaum 
oder auch gar nicht mehr in eine ordentliche Lage zu bringen sind. 

Bevor man nun die getöteten Tiere in die zu ihrer definitiven 
Aufbewahrung und Aufstellung bestimmten Gläser gibt, sind Ei- 
dechsen und Schlangen, um das Eindringen der Konservierungs- 
flüssigkeit in das Innere des Körpers zu bewirken, vorerst mit einer 
feinen, spitzen Schere aufzuschneiden. Bei ersteren genügt ein 
einziger, etwa den dritten Teil der Bauchlänge öffnender, von hinten 
nach vorne geführter Längsschnitt, bei letzteren sind aber je nach 
der Größe und Stärke derselben mehrere, bei kleineren Schlangen 
in Abständen von 4—5 cm etwa I cm lange, bei größeren dagegen 
in etwa I2 cm Abstand 2 cm lange derlei Schnitte zu führen. Trifft 
ein solcher Schnitt zufällig das Herz, so entsteht eine ziemlich starke 
Blutung, bis zu deren Aufhören das Tier in schon verunreinigten 
Weingeist zu legen ist. Bei abgemagerten Stücken kann man auch 
durch Ausstopfen die ursprüngliche Körperform wieder herstellen, 
wenn man durch die Schnittspalten mittelst einer bei kleinen Exem- 
plaren dünnen, bei größeren aber stärkeren Stricknadel nach vorne 
und hinten zu lose reine Watte hineinstopft, nachdem man früher 
durch Hin- und Herschieben der Nadel hiefür Raum geschaffen hat. 
Namentlich werden Eidechsen hinter den Vorderbeinen durch Aus- 
stoßen der Luft während des Todeskampfes fast immer etwas ein- 
gefallen und ist hier durch Einführen von Watte diesem das Prä- 
parat entstellenden Übelstande leicht abzuhelfen; auch dringt durch 
die Watte der Alkohol viel leichter in die Leibeshöhle des Tieres 
ein und gewährt hiedurch für die Erhaltung desselben eine größere 
Sicherheit. Selbstverständlich darf man in dieser Richtung nicht 
des Guten zuviel tun, damit hiedurch nicht der natürliche Habitus 
beeinträchtigt wird. 

Statt des Ausstopfens kann auch das Injizieren des Präparates 
mit Weingeist angewendet werden. Man bedient sich dazu der ge- 
wöhnlichen kleinen, in Glashandlungen oder Apotheken käuflichen 


Präparieren. 861 


gläsernen, besser aber metallenen Injektionsspritzen, an denen lange 
und dünne Ausflußröhrchen von verschiedener Stärke ansteckbar 
sind. Mit einer solchen Spritze wird dann durch Mund und After 
so viel von der Konservierungsflüssigkeit eingeführt, bis das Tier 
hiedurch die gewünschte Form und Stärke erhalten hat. Im ersteren 
Falle wird das Rohr der Spritze tief in den Hals geschoben und dieser 
hiebei fest zugehalten; bei der Einspritzung durch den After ist ein 
Zuhalten weniger nötig. Da man aber dabei die Formung des Prä- 
parates weit weniger in seiner Gewalt hat, dasselbe sehr leicht zu 
plump ausfällt oder durch Ausfließen der eingespritzten Flüssigkeit 
wieder die ursprüngliche Gestalt annimmt, außerdem noch mehr 
oder weniger steif und ungelenk wird und infolgedessen oft nur 
schwer in eine gefällige Stellung gebracht werden kann, so ziehe 
ich im allgemeinen das Stopfen vor, da durch dieses alle zuletzt 
erwähnten Übelstände vermieden werden. 

Letzteres, sowie das Injizieren ist besonders bei Schlangen 
nötig, die durch längeres Fasten zu beiden Körperseiten die das 
Präparat sehr entstellende sog. Hungerfalte zeigen. Beim Stopfen 
lege ich das Tier auf den Rücken, hebe die mit dem Daumen und 
Zeigefinger der linken Hand vor einem Einschnitt gefaßte Bauch- 
haut in die Höhe, mache den hiedurch erhaltenen Raum durch 
öfteres Hin- und Herschieben der Stricknadel frei und stopfe dann 
so lange Watte hinein, bis die oberwähnte Falte ausgeglichen ist. 
Man gebe aber nach und nach stets nur kleine Partien locker ge- 
zupfter Baumwolle hinein, da sonst leicht knotenartige Ballen ent- 
stehen, die von außen als entstellende Anschwellungen sichtbar sind 
und auf alle Fälle wieder durch die Pinzette oder einen am Ende 
zugespitzten und hakig umgebogenen Draht herausgenommen wer- 
den müssen; der vorderste Halsteil wird durch den Mund gestopft. 

Beim Präparieren der Viperiden hat man sich vor einer even- 
tuellen Verletzung durch die Giftzähne in acht zu nehmen und darauf 
zu sehen, daß dieselben bei allen durch den Mund vorgenommenen 
Verrichtungen stets am Gaumen angelegt bleiben. 

Dieses hier geschilderte Verfahren kann höchstens bei ganz 
kleinen Reptilien unterlassen werden, obwohl auch bei diesen das 
Aufschneiden behufs deren Konservierung größere Sicherheit bietet. 
Sieht man hievon ab und wirft die Tiere ohne weiteres in Wein- 
geist, so werden sie nur in seltenen Ausnahmsfällen schön und rein 
erhalten bleiben. Da nämlich der Alkohol durch die ziemlich derbe 
Haut nur langsam eindringt, so entwickeln sich im Innern, nament- 
lich zu wärmerer Jahreszeit, Fäulnisprozesse, die in erster Instanz 
zur Bildung von Gasen führen; diese steigen nun empor und treiben 
die Oberhaut in Gestalt größerer oder kleinerer Blasen auf, welche 
das Präparat nicht nur verunstalten, sondern durch ihre leichte 
Ablösung dann die darunter befindliche hellere Haut bloßlegen. 
Bei weiter fortgeschrittener Zersetzung bilden sich besonders am 
Bauche blutunterlaufene Flecken, die mitunter selbst platzen und 
dann eine jauchenartige, die Konservierungsflüssigkeit verunreini- 
gende Masse absondern. Große und starke, zumal im Hochsommer 
eingelegte Tiere werden natürlich viel leichter schlecht als kleinere 


862 Präparieren. 


und in kälteren Monaten präparierte. Die größte Sorgfalt erheischen 
aber trächtige Stücke, da die in ihnen enthaltenen Eier einen wahren 
Verwesungsherd darstellen; letztere müssen unbedingt herausge- 
nommen und der hiedurch entstandene Hohlraum durch Ausstopfen 
mit Watte gefüllt werden. In gleicher Weise sind auch im ange- 
fressenen Zustande gefangene Schlangen zu behandeln. Endlich 
vermeide man noch unmittelbar vor der Häutung stehende Tiere ein- 
zulegen, da bei diesen die oberwähnte Ablösung der Oberhaut am 
häufigsten eintritt; man warte in diesen Fällen womöglich den Eintritt 
der Häutung ab, der sich durch eine Trübung der Färbung, bei Schlan- 
gen aber namentlich durch das Weißwerden der Augen ankündigt. 

Sollten sich trotz aller Vorsichtsmaßregeln dennoch Blasen 
bilden, so sind die davon betroffenen Exemplare herauszunehmen, 
die Blasen aufzustechen und behutsam auszudrücken, desgleichen 
noch ihr flüssiger Inhalt durch Betupfen mit Stückchen von Lösch- 
papier möglichst aufzusaugen, wodurch sich dann die aufgetrieben 
gewesene Oberhaut wieder fest anlegt. Wenn dann nach gewöhn- 
lich ein- bis zweistündigem Freiliegen die so behandelte Stelle voll- 
kommen getrocknet ist, so wird sie mittelst eines feinen Haarpinsels 
mit einer Lösung von Gummi arabicum überstrichen und das Tier 
erst nach vollständiger Trocknung dieses Anstriches wieder in die 
Konservierungsflüssigkeit gegeben; tut man dies vor der besagten 
Zeit, so wird der ım Alkohol unlösliche flüssige Gummianstrich 
durch die Einwirkung des ersteren weiß und bildet dann abermals 
einen mißfarbigen, entstellenden Flecken. — Im allgemeinen sind 
Schlangen viel heiklicher als Eidechsen und erfordern behufs ihrer 
Präparierung eine weit größere Aufmerksamkeit als diese. 

Bei Amphibien sind alle bisher angegebenen Vorsichtsmaß- 
regeln nicht nötig, da wegen ihrer dünnen Hautbedeckung das Kon- 
servierungsmittel den ganzen Körper bald durchdringt und daher 
ein Schlechtwerden des Präparates nicht zu befürchten ist. 

Von den in der geschilderten Weise behandelten Tieren können 
nun die Schlangen ohne weiteres in die zu ihrer definitiven Auf- 
bewahrung bestimmten Gläser gegeben werden. Man füllt zu dem 
Ende dieselben auf etwa zwei Drittel ihres Rauminhaltes mit star- 
kem Weingeist, faßt die Schlange mit der linken Hand am Kopfe 
und mit der rechten am Schwanzende, so daß ihre beiden Hälften 
ziemlich vertikal und parallel nach abwärts hängen und senkt dann 
die hiedurch entstehende, etwa der Körpermitte entsprechende Bie- 
gung bis auf den Boden des Gefäßes hinab; indem man nun die den 
Kopf enthaltende Körperhälfte in den Vordergrund, die den Schwanz 
enthaltende aber in den Hintergrund des Gefäßes bringt, gibt man 
zugleich beiden Teilen derart hin- und hergehende Biegungen, daß 
die der Vorderhälfte denen der Hinterhälfte entgegengesetzt laufen 
und sich daher gegenseitig nicht decken, so daß auf diese Art die 
Schlange in etwa wiederholt achtförmigen Windungen das Glas von 
oben bis unten durchaus gleichmäßig ausfüllt, wodurch das ganze 
Tier nicht nur vollständig sichtbar wird, sondern das Präparat auch 
eine sehr hübsche und gefällige Form erhält. Natürlich muß das 
Glas während dieser Arbeit ganz gefüllt werden und kann die letz- 


Präparieren. 863 


tere durch Nachhelfen mit einem am Ende kurzhakig umgebogenen, 
mäßig dicken Draht erleichtert und gefördert werden. Sollte aber 
die Schlange stark zusammensinken und den Zylinder nicht schön 
und vollständig ausfüllen, so kann man sie auch zwischen einen in 
denselben geschobenen Glasstreifen einklemmen, wobei der hiedurch 
verringerte Spielraum das Verharren des Präparates in der ihm ge- 
gebenen Stellung wesentlich erleichtert. Nach dem Erhärten des 
Tieres kann derselbe wieder herausgenommen ebensogut aber auch 
darin gelassen werden. 

Das nun endgiltig fertige Präparat wird hierauf verschlossen 
und weggestellt. Da aber die Schlangen, teils durch ihr Gewicht, 
teils durch Zusammenziehung im Alkohol, nach einiger Zeit häufig 
etwas zusammensinken und infolgedessen tiefer herabsinken, so kann 
man diesem Übelstande dadurch vorbeugen, daß man die obersten 
Partien des Tieres, namentlich aber dessen Kopfteil durch eine oder 
nötigenfalls auch mehrere Roßhaarschlingen an ein unter dem Deckel 
des Glases angebrachtes QOuerstäbchen hängt. Bei diesem Verfahren 
entsteht aber besonders bei schwereren Stücken durch den Zug nach 
abwärts in dem in der Schlinge hängenden Halsteile fast immer ein 
mehr oder weniger tiefer Einschnitt, der die Reinheit des Präparates 
stört; ich pflege daher dasselbe anfangs lieber sich selbst zu überlassen, 
falls es sich aber senkt, nach dessen vollkommener Erhärtung wieder 
herauszunehmen, und dann den Boden des Gefäßes mit so viel Glas- 
platten zu belegen, als nötig sind, um das daraufruhende Tier in der 
entsprechenden Höhe zu erhalten. 

Eine weit umständlichere Behandlung erheischen dagegen die 
Eidechsen ; dieselben müssen vor ihrer Einverleibung in die Sammlung 
nicht nur aufgeschnitten, eventuell gestopft oder injiziert, sondern, 
damit sie sich in einer gefälligen und naturgemäßen Stellung präsen- 
tieren, auch aufgespannt werden. Ich bediene mich zu dem Ende 
dünner Korkplatten, welche ich in Streifen schneide, die in ihrer 
Länge und Breite dem Innenraum des für das Tier bestimmten Glases 
entsprechen. In Ermangelung von Kork kann man auch dünne 
Brettchen weichen Holzes verwenden. Diese Spannstreifen dürfen 
aber nicht zu knapp in das Glas hineinpassen, sondern sind eher etwas 
schmäler als dessen innere Weite zu halten, da sie sich sonst durch 
ihre von der Konservierungsflüssigkeit verursachte Ausdehnung, 
wenn sie zu letzterer nicht Raum haben, biegen würden. Dasselbe 
ist auch bezüglich ihrer Länge zu bemerken. 

Auf eine solche Platte wird nun das Tier in einer dem Leben 
entsprechenden Stellung gelegt, dann vorerst der Kopf durch ein 
darunter gegebenes, festgenadeltes Korkklötzchen etwas erhöht und 
hierauf dieser, sowie der Schwanz durch beiderseits neben gesteckte 
Nadeln in der gewünschten Lage erhalten. Nun werden die Beine ge- 
richtet, um das Herabsinken des Präparates beim Aufstellen zu ver- 
hindern hinter die Einlenkung jeder Gliedmaße eine Nadel gesteckt 
und schließlich noch Hände und Füße mittelst durch deren Flächen 
gestochene Nadeln ebenfalls auf der Unterlage befestigt. Die Nadeln 
dürfen natürlich das Tier nicht viel überragen, da sie sonst beim 
Hineinbringen desselben in das Glas hinderlich wären; es sind daher 


864 Präparieren. 


hiezu nur ganz kurze Nadeln zu nehmen und falls solche etwa nicht 
käuflich zu haben wären, gewöhnliche Stecknadeln durch Abkneipen 
mit einer scharfen Zange auf die gewünschte Höhe zu bringen. Die 
Nadeln sind ferner wohl ganz knapp neben die betreffenden Teile des 
Tieres zu stecken, jedoch nicht anzudrücken, da sonst neben den- 
selben leicht Eindrücke entstehen, die später nicht mehr wegzubringen 
sind und der Tadellosigkeit des Präparates Eintrag tun; desgleichen 
sind zum Durchstechen der Hand und Fußstellen, damit die hiedurch 
verursachten Löcher nicht sichtbar bleiben, sehr feine, am besten 
ganz dünne Insektennadeln zu nehmen. Da das Einstecken der 
Nadeln wegen ihrer Kürze mit den Fingern etwas schwierig ist, so tut 
man dies besser mit einer fest fassenden Pinzette oder Zange, und 
leistet hiezu namentlich die von den Entomologen benutzte krumme 
Steckzange gute Dienste. 

Ist das Präparat auf diese Weise fertiggestellt, so wird noch ein 
kleiner Zettel von Visitkartenpapier mit Angabe des Fundortes, des 
Fangdatums und eventuell auch des Einsenders auf den Kork gesteckt 
und das ganze dann in das zur schließlichen Aufstellung des Tieres 
bestimmte Glas gegeben; in diesem bleibt es in starkem Alkohol so- 
lange stehen, bis es vollkommen erhärtet ist und von der Spannplatte 
abgenommen, seine Form und Lage nicht mehr verändert, was aber 
vor Ablauf einer Woche kaum, bei größeren Stücken erst nach längerer 
Zeit der Fall zu sein pflegt. 

Um mehrere Stücke auf einmal zu präparieren, bediene ich mich 
auch viereckiger Blechschachteln von entsprechender Größe, deren 
zusammenstoßende Seiten gut verlötet sind, oder wenn nicht, so 
doch behufs der Undurchlässigkeit mit Wachs ausgestrichen sein 
müssen. Die Höhe derselben braucht die der hineinzugebenden Tiere 
nur um einen Zentimeter zu überragen, der Boden wird mit einer 
drei Millimeter dicken Schichte von Wachs ausgegossen, dem man, 
um ihm seine allzu große Härte zu benehmen, etwa ein Viertel des Ge- 
wichtes Unschlitt beigeschmolzen hat. In diesen Schachteln werden 
nun die hineingelegten Tiere wie auf den Korkplatten behandelt und 
die Eidechsen erst nach, die Amphibien wegen ihrer schnellen Ein- 
trocknung aber schon vor dem Aufspannen, und zwar jene mit 
starkem, diese dagegen mit dem schon früher erwähnten schwachen 
Weingeist übergossen; um die zu rasche Verdunstung zu verhüten, 
wird dann eine Glasplatte darüber gedeckt und die allenfalls ver- 
dunstete Flüssigkeit ab und zu wieder ersetzt. 

Unter den Lurchen ist mit den Urodelen im allgemeinen wie mit 
den Eidechsen zu verfahren und bedarf hier nur der bei manchen 
Molchen zur Brunstzeit vorkommende Rückenkamm der Männchen 
einer besonderen Sorgfalt. Damit derselbe schön aufrecht bleibt und 
sich nicht um- oder gar an den Körper anlegt, ist er beiderseits durch 
Watte zu stützen oder zwischen Streifen von Visitkartenpapier beim 
Liegen in der Konservierungsflüssigkeit in seiner natürlichen Lage 
zu erhalten, was aber nur in den obenerwähnten Blechschachteln leicht 
durchführbar ist. Am schnellsten kommt man hiebei zum Ziele, wenn 
man die betreffenden Tiere mit dem zu ihrer Tötung benützten 
schwachen Alkohol übergießt und dann, nachdem sie mittelst Steck- 


Präparieren. 865 


nadeln in eine natürliche Stellung gebracht worden sind, den Kamm 
mit einer Pinzette oder Stricknadel ab und zu so lange gerade richtet, 
bis er sich nicht mehr umlegt, was gewöhnlich schon innerhalb einer 
Viertelstunde der Fall ist, da diese kurze Zeit meistens schon genügt, 
um das Präparat vollkommen zu erhärten, worauf es dann der Spann- 
schachtel entnommen und, falls es nicht gleich aufgehängt wird, 
mit dem Kopfe .nach abwärts in ein Glas mit Formalin gegeben 
werden kann. Ein Höherstellen des Kopfes ist hier höchstens bei den 
in kriechender Stellung präparierten vorzunehmen, hat aber bei den 
schwimmend dargestellten Schwanzlurchen zu entfallen. 

Bei den Anuren ist die Behandlung viel einfacher und beschränkt 
sich darauf bis zu deren Erhärtung die Beine in natürlicher Lage zu 
erhalten. Da aber bei denselben die Art und Weise, in welcher das 
Männchen das Weibchen während der Begattung umfaßt, ein Familien- 
charakter ist, so erscheint es sehr lehrreich, solche Paare in ihrer 
geschlechtlichen Vereinigung auch in der Sammlung aufzustellen. 
Wirft man sich paarende Frösche oder Kröten in Weingeist, so lassen 
sie sich sofort los und ist daher ein anderes Mittel anzuwenden, das 
die letztgenannte Wirkung hintanhält. Ein solches Mittel ıst das auf 
alle Kriechtiere und Lurche sehr stark wirkende Nikotin. Will man 
nämlich ein in Copula befindliches Paar in diesem Zustande zur Auf- 
stellung bringen, so trage man sie in einem eigenen Säckchen nach 
Hause. Bei der Intensität des diesen Tieren zukommenden Geschlechts- 
triebes werden sie sich unterwegs nur höchst ausnahmsweise trennen, 
sondern in der Regel auch während des Transportes vereint bleiben. 
Dieses Paar gibt man nun in ein entsprechend großes Glas, das man 
so weit mit Wasser füllt, daß die am Boden des Gefäßes sitzenden 
Tiere etwa bis zur Hälfte davon bedeckt sind. Nun nimmt man eine 
handvoll Zigarrenstummel, die man in einem Viertel Liter Wasser 
etwa zwei Stunden lang auskocht und schließlich beim Herausnehmen 
noch in das Kochgefäß ausdrückt; die auf diese Weise erhaltene 
braune Flüssigkeit bildet dann ein vortreffliches Betäubungsmittel 
für die in Copula befindlichen Anuren. Nur muß man sich hüten, 
dasselbe in zu großer Menge auf einmal anzuwenden, weil sich in diesem 
Falle die sich paarenden Tiere ebenfalls sofort trennen würden. Gießt 
man aber die besagte Flüssigkeit in Abständen nach und nach und 
nur tropfenweise in das die Anuren umgebende Wasser, so nehmen 
sie das hiedurch ganz kleinweise hineinkommende Nikotin durch 
die Körperhaut nur ganz allmählich und ohne es zu spüren auf und 
werden durch dessen Wirkung in kurzer Zeit vollkommen betäubt 
und unbeweglich. Ist dieser Zustand eingetreten, so gibt man, um 
ein späteres Erholen zu verhüten, noch etwas mehr Tabaksaft hineın, 
nimmt die sich Paarenden nach etwa einer halben Stunde heraus 
und setzt sie in Weingeist, in welchem sie, ohne wieder zu sich zu 
kommen, in der von ihnen eingenommenen Stellung in kurzer Zeit 
_ erhärten. 

Will man etwa Froschlurche in sitzender oder hockender 
Stellung zur Anschauung bringen, so braucht man sie, eventuell durch 
Nikotin betäubt, nur in der bei den Urodelen geschilderten Weise 
in der gewünschten Lage erhärten zu lassen und kann deren auch zwei 


Schreiber, Herpetologia europaea. 55 


866 Präparieren. 


oder mehrere Stücke auf ein und demselben Glasstreifen mittelst 
durch den Körper gezogenen Roßhaares übereinander befestigen. 

Die Larven von Amphibien sind in äußerst schwachem Weingeist 
zu töten, den man erst nach und nach durch allmählich stärkeren 
ersetzt. Um dieselben ganz rein zu erhalten, werden sie am besten 
gleich beim Fange einzeln mit dem Kopfe nach abwärts in ganz 
kleine Zylindergläschen geworfen, wodurch dann der das Tier um- 
gebende zarte Flossensaum in Form und Lage vollkommen erhalten 
bleibt. Will man ganze Entwicklungsreihen aufstellen, so tut man 
am besten, den Laich zu Hause in einem mit lebenden Wasserpflanzen 
versehenen Glasgefäß zum Auskriechen zu bringen, aus dem man dann 
einzelne Larven in allen Größen und Entwicklungsstadien ent- 
nehmen und für die Sammlung präparieren kann. — Will man, was 
zur Bestimmung unbekannter Kaulquappen unerläßlich ist, die Bildung 
des Mundes untersuchen, so braucht man dieselben nur mit den 
Fingern der linken Hand am Körper von oben nach unten leise zu 
drücken, wodurch sich dann das Maul sofort öffnet und die Bezahnung 
sammt den Lippenpapillen mit der Lupe leicht gesehen werden können. 
Um dann noch die oft schwer bemerkbaren Drüsenlinien zur Anschau- 
ung zu bringen, läßt man eine Larve auf der konvexen Seite eines 
Probiergläschens trocknen, wobei dann der Verlauf der Drüsen- 
punkte in der durchsichtigen Haut gut sichtbar wird. — Etwa auf- 
zubewahrender Laich ist am besten in einer schwachen Formalin- 
lösung, eventuell in sehr verdünnten Alkohol zu geben. 

Reptilieneier werden zuerst in eine Schale mit schwachem Wein- 
geist gelegt, dem man nach und nach allmählich immer etwas stärkeren 
zusetzt. Sollten die Eier hiebei einschrumpfen, so ist dies ein Zeichen, 
daß die Lösung zu stark ist, daher man dieselbe durch etwas Wasser- 
zusatz wieder schwächer macht, worauf dann das Gelege bald wieder 
die frühere Form annehmen wird. Dieses abwechselnde Zugießen von 
Wasser und Alkohol wird nun unter beständiger Verstärkung der 
Mischung so lange fortgesetzt, bis endlich die Eier selbst in ganz 
starkem Weingeist ihre ursprüngliche pralle Gestalt nicht mehr 
ändern. 

Was endlich die Schildkröten betrifft, so werden die kleinen in 
Weingeist gegeben, die größeren aber durch Stopfen präpariert. In 
letzterem Falle werden die beiden Schalen, wenn sie durch ein häutiges 
oder Knorpelligament verbunden sind, mittels eines festen scharfen 
Messers, wenn sie aber in knöcherner Symphyse verwachsen sind, 
durch einen mit einer feinen Säge längs des Unterrandes der Marginalen 
geführten Schnitt getrennt. Der auf diese Weise geöffnete Panzer wird 
dann ausgeleert und dessen Innenseite von allen daran haftenden 
Weichteilen sorgfältig. gereinigt. Hierauf wird der Hals bis zum 
Kopf, die Beine bis zu den Füßen und der Schwanz bis gegen dessen 
Ende abgestreift und die von der Haut bedeckt gewesenen Teile nach 
Abkneipung der betreffenden Endknochen entfernt. Dann nehme 
ich einen ziemlich starken Draht, den ich an beiden Enden mittelst 
einer Feile zuspitze und einerseits in den Hinterkopf, anderseits in 
den Schwanz einführe, hiedurch eine Art Körperachse bildend. 
Nun stecke ich einen etwa halb so starken, am Ende ebenfalls zu- 


Präparieren. 867 


gespitzten Draht in die Gliedmaßen fest ein und fülle dieselben sowie 
Hals und Schwanz mit aufgeweichtem Ton, der aber nur so stark 
durchnäßt sein darf, daß er sich gerade noch formen läßt und nicht an 
den Fingern klebt. Hievon mache.ich etwa haselnußgroße Klumpen, 
die ich mittelst eines Holzstabes oder noch ungebrauchten Bleistiftes 
nach und nach in die betreffenden Körperteile bis zu deren vollständiger 
Füllung hineinstopfe, wobei darauf zu sehen ist, daß der Draht 
ziemlich in der Mitte bleibt. Nachdem man dann durch Drücken und 
Kneten, was bei der Plastizität des Tones leicht ist, diesen Teilen die 
natürliche Form gegeben hat, werden sie durch Biegen in die richtige 
Lage gebracht und schließlich die hervorragenden Drahtenden fest 
mit dem Axendraht verbunden; all diese Drähte müssen behufs ıhrer 
leichten Behandlung möglichst weich und daher gut ausgeglüht sein. 
Jetzt setzt man noch anstatt der herausgenommenen Augen ein Paar 
Glasperlen ein und. wird dann das fertige Präparat zum Trocknen 
weggestellt; damit hiebei nicht Fäulnis eintritt, mache ich den Ton 
nicht mit Wasser, sondern mit Weingeist an. Die beiden Schalen- 
hälften können hiebei bloß auf einander gelegt, besser aber mit Syn- 
detikon zusammengeleimt werden. — Die großen Seeschildkröten 
stopft man in ähnlicher Weise mit Werg aus. 

Indem ich hiemit den das Präparieren der Lurche und Kriech- 
tiere behandelnden Abschnitt schließe, kann ich nicht umhin noch- 
mals zu bemerken, daß alle hieher gehörigen Verrichtungen und 
Arbeiten gleich nach der Tötung der betreffenden Tiere vorzunehmen 
sind, da dieselben nur dann jene Geschmeidigkeit besitzen, daß ihnen 
leicht jede beliebige Stellung gegeben werden kann, während dies mit 
schon in Weingeist erhärteten Stücken nicht mehr möglich ist. Man 
lasse sich daher, wenn tunlich, alles lebend zusenden, da man nur auf 
diese Weise eine vollkommen tadellose, allen Anforderungen ent- 
sprechende Mustersammlung herstellen kann. In Weingeist erhaltene, 
nicht allzusehr verkrümmte und verzerrte Exemplare können zwar 
manchmal durch langes Liegen im Wasser wieder etwas erweicht und 
dann notdürftig einigermaßen gerichtet, jedoch weitaus nicht so wie 
frisch getötete präpariert werden. 

Von den also behandelten Tieren sind die Amphibien mindestens 
noch zwei bis drei Wochen in schwachem Weingeist zu belassen, 
während die Reptilien nach ihrer vollständigen Erhärtung sofort ın 
starken Alkohol gegeben werden und in die Sammlung kommen. 
Das hier bei den Schlangen zu befolgende Verfahren ward schon in 
Früherem besprochen, die Lurche und Eidechsen müssen aber auf- 
gehängt oder aufgezogen werden, was nur bei das betreffende Glas 
ganz ausfüllenden Stücken, und auch da gewöhnlich nur bei den 
Anuren manchmal wegfallen kann, letztere werden nämlich häufig 
mit ausgestreckten Hinterbeinen präpariert und haben dann in dieser 
Stellung eine weitere Befestigung selten mehr nötig. — Übrigens sind 
auch ganz definitiv abgefertigte und in die Sammlung gestellte 
Reptilien in den ersten Wochen nach ihrer Einreihung noch immer ab 
und zu behufs ihrer Erhaltung anzusehen, da sich namentlich be! 
Schlangen manchmal noch Blasen bilden, die gleich bei ihrer Ent- 
stehung in der bereits geschilderten Weise zu entfernen sind. 

53% 


868 Präparieren. 


Zum Aufhängen bedient man sich eines möglichst feinen Roß-, 
bei kleinen Tieren selbst eines blonden Frauenhaares, das man in eine 
Nadel eingefädelt von der Mundhöhle nach außen durch den Kinn- 
winkel des Präparates durchzieht; letzteres wird daselbst festgebunden, 
ersteres aber an demam Munde bleibenden Ende mit einem Krioten 
versehen, der das Durchschlüpfen des außerhalb befindlichen Haar- 
stückes verhindert. Dieses steckt man hierauf durch ein in der Mitte 
eines unter den Glasdeckel gelegten Querstäbchens gebohrtes Loch, 
windet es ein paar mal herum und klemmt es schließlich in einem 
kurzen schiefen Einschnitt desselben fest. Damit dieses rechteckig 
zugeschnittene Hölzchen sicher sitzt, wird es noch beiderseits schief 
nach unten und innen zugeschärft, wodurch es sich dann dem 
meist etwas eingebogenen obersten Glasrande besser anfügt. Das 
betreffende Tier ist stets so zu hängen, daß es von der am Glas 
unten angebrachten Etikette und dem Deckel desselben gleich weit 
entfernt ist. 

Mitunter kommt es vor, daß einzelne Stücke zu leicht sind 
um einen vertikalen Zug nach abwärts auszuüben oder die Elastizität 
des sich krümmenden Roßhaares zu überwinden und infolgedessen 
eine schiefe Lage einnehmen. In diesem Falle kann man das vertikale 
Hängen dadurch bewirken, daß man dem betreffenden Tiere durch 
einen etwa fingerhutgroßen, mit einem ziemlich langen Ausflußröhrchen 
versehenen Glastrichter etwas Quecksilber durch den Schlund ein- 
träufelt; doch kann man sich zu dem Zwecke auch je nach Bedarf 
größerer oder kleinerer Schrotkörner bedienen, die man mit einer 
Pinzette möglichst tief in den Rachen hinabschiebt. 

Das Aufhängen ist besonders bei größeren Tieren, namentlich - 
aber bei das Glas nicht ganz ausfüllenden Anuren, ferner bei Sala- 
mandern und mit Kämmen versehenen Molchen nötig, da bei letzteren 
der stark erhöhte lanzettförmige Schwanz ein Aufziehen nicht möglich 
macht. Alles andere aber, namentlich mittlere Eidechsen und kleinere 
Lurche sind weit besser aufzuziehen. Hiezu werden Streifen von ge- 
wöhnlichem oder von weißem Beinglas benutzt, deren Länge und 
Breite der Innenseite der Aufstellungsgläser entspricht. Die letzt- 
genannten Streifen machen sich allerdings hübsch, weil sich das darauf 
ruhende Präparat von der weißen Unterlage sehr gut abhebt; da 
dieselben aber schwer erhältlich und auch ziemlich teuer sind, so ziehe 
ich gewöhnliche Glasstreifen vor, die überdies noch den Vorteil ge- 
währen, daß das auf ihnen befestigte Objekt auch von unten be- 
trachtet werden kann, was bei undurchsichtigen Platten nicht der 
Fall ist. 

Solche Glasstreifen kann man sich, wenn man deren nicht viele 
braucht, in jeder Glaswarenhandlung um einen äußerst geringen 
Preis anfertigen lassen ; wer aber eine größere Sammlung und infolge- 
dessen hievon auch einen größeren Bedarf hat, tut besser sich die- 
selben selbst zu schneiden, zu welchem Ende man sich natürlich einen 
Schneidediamanten anschaffen muß. Da dieser außer zu dem be- 
sprochenen Zwecke auch zum Zuschneiden von Aquarienscheiben 
und zu einer Menge anderer einschlägiger Arbeiten und Verrichtungen 
brauchbar ist, so kann ich den Ankauf eines solchen jedem Herpe- 


Präparieren, 869 


tologen um so mehr empfehlen, als sich dessen Preis nur auf etwa acht 
bis Io Kronen stellt. 

Um nun diesen Diamanten zu verwenden, muß man sich allerdings 
auch die Kunst seiner Handhabung aneignen, was übrigens eine leicht 
und bald zu erlangende Fertigkeit ist. Die für die erwähnten Zwecke 
geeignetsten Schneidediamanten sind nach meinen Erfahrungen die 
von hammerförmiger Gestalt. Der Diamant ist hier auf der Ober- 
seite des Hammers in der Mitte befestigt, die Arme des letzteren 
durch einen tiefen Einschnitt jederseits zweiteilig, der Griff mit 
einer Marke, die beim Gebrauche links zu halten ist, versehen. Will 
man sich nun einen Streifen schneiden, so legt man das betreffende 
Glasstück auf eine vollkommen ebene am besten noch mit einer 
dünnen Lage Löschpapier bedeckte Tischplatte, fasse den Schneide- 
diamanten bei nach innen gerichteter Marke an und fahre längs eines 
auf die Glasscheibe festgedrückten ziemlich hohen und nicht zu 
schmalen Lineales gegen sich zu über jene mit dem Diamanten hinweg. 
Die hiedurch entstandene feine Ritze wird nun nach Umkehrung der 
Glasscheibe ihrer ganzen Länge nach von unten ein paar mal#mit 
dem Hammer leicht ab- n 
geklopft, wodurch dann 
die Streifenlänge des 
Schnittes oft schon von 
selbst .herabfällt. Sollte 
dies aber nicht geschehen, 
so dreht man die Scheibe 
wieder um, SO daß die Glasschneider. a Diamant, b Hammer, c Marke. 
Ritze abermals nach 
oben kommt, hält sie mit der linken Hand fest und drückt dann 
den Streifen mit dem Daumen und Zeigefinger def rechten am 
unteren Ende des Schnittes und unmittelbar neben demselben nach 
abwärts, was dann sofort die gänzliche Ablösung zur Folge hat. 
Da die Aufstellungsgläser nach unten manchmal etwas stärker und 
daher enger werden, so empfiehlt es sich die Streifen nach einer Seite 
um ein paar Millimeter schmäler zu schneiden. Der abgetrennte Strei- 
fen wird nun mit der schmäleren Seite nach unten in das Glas gestellt, 
das auf letzteres gelegte Lineal dem ersteren angedrückt und samt 
ihm abgehoben, dann unter dem Lineal längs desselben mit dem 
Diamanten noch ein Strich gemacht und schließlich der über dem- 
selben befindliche Teil des jetzt ganz fertigen Streifens abgebrochen. 
Um diesen ohne jedesmal wieder zu messen, schnell und leicht genau 
zu schneiden, habe ich mir für die verschiedenen Größen derselben 
entsprechende Papierstreifen geschnitten, welche unter das Glas 
gelegt, das Ausmaß des herzustellenden Streifens markieren, wobei 
darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß beim Anlegen des Lineals der 
Diamant genau über den Rand des Papieres zu stehen kommt. Kleine 
vorstehende Glasteile können zwischen die Arme des Hammers ge- 
bracht mit diesen abgebrochen, eventuell durch Auf- und Abwärts- 
bewegen desselben auch losgesprengt werden. 

Die auf diese Weise hergestellten Glasstreifen dienen nun zur 
endlichen Aufstellung der nach der früher geschilderten Methode 





870 Präparieren. 


in passender Stellung vollkommen erhärteten Kriechtiere und Lurche. 
Um dies zu bewirken, wählt man ein langes, einem weißen Pferde- 
schweife entnommenes Roßhaar, das man durch das entsprechende 
Objekt hindurchzieht und zu dem Zwecke in eine möglichst lange 
Nähnadel einfädelt. Es ist hiebei von Vorteil, wenn letztere in 
der Spitzenhälfte schwach gebogen ist. An Orten, an denen sich 
eine Nadlerwerkstätte befindet, kann man sich derlei Nadeln machen 
lassen, man kann sich dieselben aber auch selbst herrichten, wenn 
man sie durch längeres Glühen erweicht, sie in diesem Zustande 
ins Wasser wirft, wodurch sie dann ihre ursprüngliche Härte wieder 
erhalten. Diese Nadel wird nun entweder durch den Mund, oder 
bei erhobenem Kopfe hinter demselben auf der Unterseite des be- 
treffenden Tieres eingesteckt und bei kleineren Stücken samt dem 
daran befindlichem Roßhaar beim After wieder herausgezogen. 
Übersteigt das Präparat die Länge der Nadel, so wird diese zuerst 
bei dem am Bauche gemachten Einschnitt desselben heraus-, dann 
am Ende desselben wieder in den Hinterteil hinein-, und endlich 
beim After herausgezogen. Mitunter muß beim Herausziehen der 
Nadel eine Zange zu Hilfe genommen werden. Ist dies geschehen, 
so wird das Roßhaar über die vordere und hintere Längsfläche des 
Glasstreifens gelegt, möglichst angespannt und am oberen Ende 
desselben fest zusammengebunden,; damit dasselbe während dieser 
Operation durch die scharfen Ränder des Streifens nicht zerschnitten 
wird, müssen diese früher mittels einer Feile abgestumpft werden. 
Schließlich wird das Tier durch Hin- und Herschieben auf und mit 
dem Roßhaar in die gewünschte Stellung gebracht und samt dem 
Glasstreifen in das mit der Konservierungsflüssigkeit gefüllte Gefäß 
gegeben. Bis zur genaueren Etikettierung und Katalogisierung des 
nun ganz vollendeten Präparates werden die auf dasselbe bezüg- 
lichen Daten, auf einen kleinen Zettel notiert, provisorisch dem 
Glase angeklebt. Von ganz kleinen Tieren, namentlich von Jugend- 
zuständen, können auch mehrere hinter einander auf ein Roßhaar 
gezogen und zwei bis drei solcher Reihen in entsprechender Ent- 
fernung neben einander auf einem und demselben Glasstreifen zur 
Aufstellung kommen. 

Statt die Tiere in der beschriebenen Weise mit Roßhaar auf- 
zuziehen, können dieselben auch mittels Photoxylin oder Gummi 
arabıcum angeklebt werden. Da bei letzterem das betreffende Ob- 
jekt nicht nur vorerst ganz trocken sein, sondern bis zum Fest- 
werden der Gummilösung auch noch längere Zeit frei liegen bleiben 
muß, so ist dieses Klebemittel nur für Reptilien geeignet, während 
die außerhalb der Flüssigkeit schnell einschrumpfenden Lurche nur 
mittels Photoxylin angeleimt werden können. Hiebei wird das Tier 
auf der Bauchseite in der Weise mit dem Klebestoff bestrichen, daß 
dieser beim Auflegen des Objektes nicht über dasselbe hinausdringt, 
bei Verwendung von Gummi bis zum Festwerden desselben frei 
liegen gelassen, bei Photoxylinpräparaten aber, wenn dieselben Am- 
phibien sind, möglichst schnell in die Konservierungsflüssigkeit ein- 
gesetzt. Wenn übrigens auch das Aufkleben weit weniger umständ- 
lich als das Befestigen mit Roßhaar ist, so ziehe ich doch letzteres 


Präparieren. 871 


vor, da hiebei das Objekt auch aufgezogen noch immer verschoben 
und gerichtet werden kann, was bei aufgeleimten Stücken nicht 
mehr der Fall ist, da diese, sollten sie nicht schön in die Mitte des 
Glases zu stehen gekommen sein, behufs Korrigierung ihrer Lage 
durch Auflösung des Klebestoffes wieder abgelöst werden müssen. 

Von den Amphibienlarven sind nur die größeren für diese Be- 
handlung geeignet; will man aber ganze Entwicklungsreihen vom 
frisch ausgekrochenen bis zum vollendeten Tiere aufstellen, so ist 
dies nur so möglich, daß man jedes einzelne Stück in ein separates 
Gläschen gibt und diese Fläschchen dann mit Gummi arabicum 
oder Kollodium nach Alter und Größe geordnet auf einen Glas- 
streifen anklebt oder mittels eines über jede QOuerreihe desselben 
gebundenen Roßhaares befestigt. Ein unmittelbares Ankleben der 
Larven an den Glasstreifen würde sich allerdings viel hübscher aus- 
nehmen, da aber diese überaus zarten Tiere auch nur einen Moment 
an die Luft gebracht, sofort trocknen, und man infolgedessen mit 
ihnen nur unter der Konservierungsflüssigkeit arbeiten kann, so 
müßte es ein Klebemittel geben, das erst in dieser nach und nach 
fest wird, was aber meines Wissens wenigstens bisher noch nicht 
bekannt ist. 

Fußlose Reptilien werden nicht aufgeschnitten, wohl aber von 
Mund und After aus injiziert; dasselbe geschieht auch mit den in 
Weingeist aufgehängten Schildkröten, bei denen übrigens noch ein 
tiefer Einschnitt in die weiche Haut der Hüften zu machen ist. 

Als Konservierungsmittel ward bisher stets nur der Weingeist 
erwähnt. In neuerer Zeit hat aber auch eine andere Flüssigkeit zu 
diesem Zwecke schon eine ziemlich starke Verbreitung erlangt, d. i. 
das sogen. Formol (Formaldehyd CH,O), welches auch unter dem 
Namen ‚„Formalin‘“ in vierzigprozentiger Lösung in den Handel 
kommt. Da es einen niedrigen Preis hat und überdies in großer 
Verdünnung verwendet wird, so kommt es weitaus billiger als der 
Alkohol, vor dem es noch das Gute voraus hat, daß es die Farben 
besser erhält, in kleineren Mengen meist wasserhell bleibt, nicht 
feuergefährlich ist und außerdem die darin aufbewahrten Tiere nicht 
zusammenzieht, ja eher etwas ausdehnt, so daß selbst ziemlich ab- 
gemagerte Stücke darin nach einiger Zeit prall und voll werden. 

Um nun diese Konservierungsflüssigkeit zu verwenden, stellt 
man sich von dem käuflichen Formol eine zwei- bis höchstens vier- 
prozentige Lösung dar. Eine sehr schwache Lösung ist namentlich 
zur Aufbewahrung zarter Objekte, wie beispielsweise des Laiches 
und der Larven von Amphibien, eine etwas stärkere für diese so- 
wie für Reptilieneier geeignet. Kriechtiere dürfen jedoch nicht ın 
Formol kommen, da sie in demselben nach kurzer Zeit mißfarbig, 
grau, ja selbst schwarz werden. Doch soll diese unangenehme 
Wirkung nach neueren Mitteilungen durch baldiges, eventuell wieder- 
holtes Wechseln der Flüssigkeit vermieden werden können. Außer- 
dem soll noch die Berührung des Formalins mit Eisen ebenfalls 
das Mißfarbigwerden der darin konservierten Reptilien bewirken, - 
daher bei den diesbezüglichen Arbeiten von der Verwendung des- 
selben abzusehen ist. Da die in Rede stehende Flüssigkeit giftig 


872 Präparieren. 


ist und namentlich die Schleimhäute der Augen und der Nase an- 
greift, so hat man die Operationen damit rasch abzuwickeln, dabei 
das Gesicht möglichst entfernt zu halten und sich auch nach voll- 
endeter Arbeit die Hände zu waschen, da eine längere Berührung 
derselben mit Formol ätzend wirkt. 

Amphibien können, da Formalin nicht zusammenziehend wirkt, 
wie schon erwähnt, gleich nach dem Tode, ebensogut aber auch 
nach schon langem Liegen in Weingeist in dasselbe gegeben werden. 
Da aber ein Zusammengeben beider Flüssigkeiten eine starke Trü- 
bung verursacht, so muß beim Übertragen eines Präparates aus 
Weingeist in Formol, diesem zuerst der Alkohol entzogen werden. 
Man erreicht dies dadurch, daß man das betreffende Tier zuerst 
ins Wasser legt, wodurch dann um dasselbe bald eine wolkige 
Trübung entsteht; das nun herausgenommene Objekt wird hierauf 
‚abermals in reines Wasser gegeben, und dies so lange wiederholt, 
bis letzteres vollkommen klar bleibt, worauf dann auch das Ein- 
setzen in Formol anstandslos stattfinden kann. 

Da die Lurche im Todeskampfe meist viel Drüsensekret ab- 
sondern, das dann auf ihrer Oberfläche erhärtend daselbst mehr 
oder weniger große weißliche Flocken und Überzüge bildet, so 
müssen dieselben hievon vor dem Einlegen in die Konservierungs- 
flüssigkeit mit einem kurzgeschnittenem steifen Borstenpinsel oder 
auch mit einem spatelförmig zugeschnittenen weichen Hölzchen ge- 
reinigt werden. 

Zur endgültigen Aufstellung der in die Sammlung einzureihenden 
Tiere hat man eigene Zylindergläser, welche im Verhältnis zu ihrer 
Weite eine bedeutende Höhe haben. Dieselben müssen aus voll- 
kommen fehlerfreiem farblosem Glase hergestellt und an ihrer Mün- 
dung mit einem horizontal umgebogenen, 5—8 mm breiten, flach 
abgeschliffenen Rande versehen sein. Derlei Gläser sind in größeren 
Städten käuflich zu haben, können aber mit genauer Angabe der 
Maße auch direkt in einer Glashütte bestellt werden, woher man 
sie infolge Vermeidung des Zwischenhandels viel billiger erhält, doch 
muß man da stets größere Mengen bestellen, da sich der Fabrik 
die Anfertigung der hiezu nötigen Formen für eine nur geringe An- 
-zahl nicht lohnt. Für Eidechsen und namentlich für Schlangen 
sind diese Gläser am engsten und längsten, für Anuren und Schild- 
kröten dagegen am kürzesten und weitesten; für letztere hat man 
mitunter auch flachgedrückte Gläser, die sich allerdings sehr hübsch 
ausnehmen, bei dem Umstande aber, daß sie ziemlich teuer sind, 
und fast für jedes Stück ihre eigene Größe haben müssen, nur 
selten zur Verwendung kommen. Für diese Tiere kauft man sich 
am besten ihrer Größe entsprechende, halslose Einmachgläser, die 
in jeder Glashandlung zu haben sind. 

Was nun die verschiedenen Gläser betrifft, die für eine Samm- 
lung nötig sind, so kommt man im allgemeinen für Europäer mit 
zwölf Nummern aus, von denen vier für Anuren und acht für Rep- 
tilien in Verwendung kommen. Ich will die Größe derselben unter 
beiläufiger Angabe von Höhe und Umfang hier anführen. 


“ 


Präparieren. 873 


I. Für Anuren: 11. Für Reptilien: 

No. Höhe Weite No. Höhe Weite 
I I0—II cm 3, cm. I ı10—ıIı cm Io—IIcm 
TL 13—I4 ,„ 16—1I7 „, II 13—14 „ I2—I3 
III 16 je Ig—20 ,, II 17-18 „, I4—15 ‚, 
IV 20 ” 24—28 ‚, IV, 2022. I6—18 ‚, 
V 25 % Ig—20 ,, 

VI 28-30 ,, 22—23 „ 

VII 32 w 25—26 ‚, 

VIII 36—42 ‚, 30 


Größere Gläser als die hier genannten wird man nur sehr 
selten, höchstens für ausnahmsweise vorkommende riesige Stücke, 
deren Länge das Ausmaß von anderthalb Metern merklich über- 
steigt, benötigen. Für schlankere Tiere sind natürlich bei gleicher 
Länge etwas engere, für stärkere und plumpere Exemplare ver- 
hältnismäßig weitere Nummern zu nehmen, von den Reptiliengläsern 
sind die 4—5 untersten Größen auch für Urodelen verwendbar. 
Der flach abgeschliffene Rand hat je nach der Größe der Gläser 
5—8 mm breit zu sein. 

Nachdem man nun die bloß aufgehängten oder auf Glasstreifen 
präparierten Tiere in die betreffenden Gläser gegeben hat, müssen 
dieselben möglichst fest und luftdicht verschlossen werden, da sonst 
die Konservierungsflüssigkeit verdunstet und nach kürzerer oder 
längerer Zeit ein neuerliches Nachfüllen nötig macht. Der beste 
Verschluß wird allerdings durch eingeriebene Glasstöpsel hergestellt, 
welche, wenn sie eingefettet und noch am Rande verschmiert werden, 
einen vollkommen hermetischen Abschluß ermöglichen und überdies 
noch den Vorteil haben, daß das betreffende Glas jederzeit leicht 
geöffnet und wieder geschlossen werden kann. Da aber derlei Gläser 
ziemlich kostspielig sind und daher meist nur von mit reichen 
Dotationen ausgestatteten Museen angeschafft werden können, so 
kommen sie in kleineren Kabinetten oder Privatsammlungen nur 
selten zur Verwendung. 

Der hier am häufigsten gebrauchte Verschluß ist der mittels 
Glasplatten; dieselben sind kreisförmig geschnitten, dürfen aber den 
Rand des zu bedeckenden Zylinders nicht überragen, sondern eher 
einen gerade ums Kennen geringeren Durchmesser haben, als dieser; 
auch können sie nur bei kleineren Zylindern aus gewöhnlichem 
Fensterglas sein, während sie bei größeren Gefäßen aus dickerem ' 
Glase geschnitten werden müssen, da dünne Deckplatten, wenn sie 
einen größeren Durchmesser haben, beim Aufdrücken leicht springen. 
Ihre Befestigung geschieht dadurch, daß man sie auf den flach ab- 
geschliffenen Glasrand fest andrückt, nachdem man denselben vor- 
her mit einem in der Konservierungsflüssigkeit nicht löslichen Kitt 
überzogen hat. Die hiezu meistens verwendete Substanz ist die 
sogen. Ceratmasse, die man in Naturalienhandlungen käuflich er- 
hält, aber ebensogut und billiger auch selbst herstellen kann. Man 
schmilzt zu dem Ende gleiche Gewichtsteile von Spermazet, Wachs 
und Unschlitt unter öfterem Umrühren in mäßiger Wärme zusammen, 


874 Präparieren. 


gießt das ganze dann in ein beliebiges flaches Gefäß und stürzt es 
nach dem Festwerden durch schwache Erwärmung der Form aus 
dieser heraus. Sollte, was manchmal im Hochsommer vorkommt, 
die Masse zu weich werden, so wird sie umgeschmolzen mit noch 
etwas Wachs und Spermazet versetzt, während bei zu großem Hart- 
werden auf eben solche Weise etwas Unschlitt zugesetzt wird. Be- 
hufs Verschlusses schabt man nun von dieser Ceratmasse mittels 
eines mit runder Schneide versehenen Taschenmessers oder Skalpelles 
etwas ab, streift das Weggeschabte an dem flachen Außenrande 
des Glases ab und streicht es dann mit der flachen Klinge möglichst 
gleichmäßig auf denselben, so auf diese Art nach und nach den 
ganzen Umfang mit dem Kitte nicht zu dünn überziehend. Da 
hiebei oft etwas von demselben über den flachen Glasrand hinaus- 
ragt, so setzt man an denselben von innen den Mittelfinger der 
rechten Hand an und dreht zugleich mit der linken den Zylinder 
um seine Achse herum, wodurch dann alle vorstehenden Teile der 
Verschlußmasse nach oben gedrückt und hierauf mit dem Messer 
niedergestrichen werden; ebenso sind auch die über den Außenrand 
vorstehenden Kittpartien mit dem Messer ab- und dann oben auf- 
zustreichen. — Man kann aber auch von der Ceratmasse mit dem 
Finger wurmförmige Streifen, deren Länge dem Umfange des Glas- 
randes entspricht; auswälzen, einen solchen dann in der Mitte des 
flachen Randes ringsherum auflegen und den hiedurch entstandenen 
Kittring durch Anpressen des Deckels flach drücken. Selbstver- 
ständlich darf dieser Verschlußring nicht so dick sein, daß beim 
Zusammendrücken desselben zu viel davon über den Glasrand hin- 
ausgepreßt wird. Schließlich ist noch die zwischen Rand und Deckel 
befindliche Außenfuge mit Messer und Finger zu verstreichen, wozu 
schon oft die unter dem Deckel hervortretende Ceratmasse genügt, 
manchmal aber auch von dieser noch etwas zugesetzt werden muß. 
Zu dem Ende schabt man eine kleine Partie von der Kittmasse ab, 
wälzt sie zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand dünn 
aus und drückt sie dann leicht in die Furche hinein, sie dann schließ- 
lich noch mit dem Messer oder Finger feststreichend;; hiebei ist es gut, 
dem am Außenrande sichtbaren Kitt nicht eine ebene und schiefe, 
sondern eine verrundete Oberfläche zu geben, was durch sanftes 
Streichen und Andrücken mit dem Finger geschieht. Bei niederen 
Temperaturen empfiehlt es sich, die Deckplatte vor deren Aufdrücken 
auf den Zylinderrand über einer Weingeistlampe etwas zu erwärmen, 
wobei man aber, um das Springen der Glasscheibe zu verhindern, 
dieselbe durch weites Abhalten von der Flamme und beständiges 
Drehen nur sehr allmählich erhitzt und sie dann, wenn sie so heiß 
geworden ist, daß man sie nicht mehr halten kann, rasch auf den 
Glasrand anpreßt. Schließlich wird noch mittels des Messers der 
obere Rand des Deckels und des Glases von etwa auf denselben ge- 
ratenen Kitt gereinigt und der Verschluß ist fertig. 

Will man später einen derart verschlossenen Zylinder wieder 
öffnen, so braucht man nur eine sehr flache Messerklinge zwischen 
Glasrand und Deckel zu schieben, wodurch dann der letztere abge- 
trennt wird. Doch hüte man sich hiebei, sich des Messers, sobald 


Präparieren. 875 


es unter die Deckplatte eingedrungen ist, hebelartig zum Aufheben 
der letzteren zu bedienen, da sie in diesem Falle, wenn sie nicht 
sehr dick ist, springt; man tut daher besser, mit der Klinge ganz 
rund herum zu fahren, bis Deckel und Glasrand vollständig ge- 
trennt sind. 

Außer der bis jetzt besprochenen Ceratmasse gibt es noch 
andere Verschlußmittel, die den genannten Zweck mehr oder weniger 
gut erfüllen. 

So ist beispielsweise der in Fahrradhandlungen erhältliche Kaut- 
schukkitt besonders für mit Formol gefüllte Gläser recht gut ver- 
wendbar. Für solche, die, wie es meist bei Schulsammlungen der 
Fall ist, nie mehr geöffnet werden, gibt auch der Kanadabalsam 
einen ausgezeichneten Verschluß ab. Diese beiden Substanzen werden 
gewöhnlich wie die Ölfarben in kleinen, bleiernen oder zinnernen 
Tuben verkauft, deren Hals durch eine Schraube verschlossen ist. 
Durch schwaches Zusammendrücken der Tuben wird nun deren In- 
halt ringsum auf den flachen Glasrand nicht zu dünn aufgetragen, 
dann der Deckel einfach darauf gelegt und den ersten Tag über 
leicht beschwert. Der Kautschukverschluß kann wie der mittels 
Ceratmasse geöffnet werden, während der Kanadabalsam mit der 
Zeit so vollständig erhärtet, daß er nur durch starke Erhitzung 
wieder flüssig wird, was aber in diesem Falle nicht anwendbar ist; 
eventuell könnte auch, wenn man das Glas umgekehrt durch längere 
Zeit in einem flachen Gefäß mit starkem Alkohol stehen läßt, der 
Verschluß nach und nach erweicht werden. 

Als ein sehr einfaches und gutes Verschlußmittel hat sich mir 
auch eine dicke Lösung von Gummi arabicum bewährt, der man, 
um ihr die Sprödigkeit zu benehmen, etwas Zucker (auf !/, dl. 
I Würfel) zusetzt; dieselbe kann aber nur für Weingeistpräparate 
verwendet werden, da sie über dem fast nur aus Wasser bestehenden 
Formalin nicht fest wird. Das Öffnen hiedurch verschlossener Gläser 
kann ebenfalls mittels einer flachen Messerklinge geschehen. 

Zu sehr festem und luftdichtem Verschluß wird endlich ab und 
zu auch noch der gewöhnliche Glaserkitt verwendet, der sich nament- 
lich für nie mehr zu öffnende Gläser eignet,. da er, festgeworden, 
nur äußerst schwer wieder loszubringen ist. Diesen Kitt, den man 
um einen äußerst geringen Preis, in den Drogerien erhält, kann 
man sich auch selbst machen, wenn man Schlemmkreide mit ge- 
kochtem Leinöl auf einer flachen Steinplatte mittels eines Spatels 
oder eines flachen Messers bis zur gehörigen Konsistenz verreibt. 
Man mache sich davon aber nur so viel an, als man auf einmal 
oder in kürzerer Zeit braucht, da er beim Liegen bald vertrocknet; 
will man ihn hievor bewahren, so muß er ab und zu wieder mit 
Öl befeuchtet und tüchtig durchgeknetet werden. Zu dem be- 
sagten Zwecke muß dieser Kitt nicht zu dicht angemacht und da- 
mit der flache Glasrand bestrichen werden, auf den man dann die 
Deckplatte aufdrückt und schwach beschwert. 

Dieser Glaserkitt ist übrigens auch noch zu manchen anderen 
Dingen verwendbar, wie beispielsweise zum wasserdichten Einsetzen 
von Aquarienscheiben, zu welchem Ende er allerdings dicker anzu- 


876 Präparieren. 


machen ist. Endlich bediene ich mich desselben noch um an Gläsern, 
deren Mündung nicht umgebogen und abgeschliffen ist, einen künst- 
lichen flachen Rand herzustellen. Ich wälze mir zu dem Behufe 
von diesem Kitte einen nicht zu dünnen, wurmförmigen Streifen 
‘aus, den ich auf der Innenseite des Glasrandes teils mit den Fingern, 
teils mit dem Messer fest andrücke und mit letzterem oben in ent- 
sprechender Breite flachstreiche, wodurch dann ein zu festem Ver- 
schlusse vollkommen tauglicher Rand hergestellt wird, der aller- 
dings erst nach längerer Zeit erhärtet und gebraucht werden kann; 
man hüte sich hiebei, den Kitt zu trocken anzumachen, da er dann 
nicht hinreichend haftet und später bei etwaigem Abheben des 
Deckels leicht als ganzer, zusammenhängender Ring losgeht. Auf 
diese Weise hergerichtete Gläser können dann mit jedem beliebigen 
Klebemittel verschlossen werden. 

Der Verschluß mit Glaserkitt ist, wie schon erwähnt, nur für 
solche Gläser zu raten, die voraussichtlich nicht mehr geöffnet 
werden; sollte aber einmal dennoch die Notwendigkeit des Öffnens 
eintreten, so wäre dies ebenfalls durch Einzwängen einer äußerst 
flachen Klinge zwischen Deckel und Glasrand zu versuchen. Man 
muß hiebei aber nur ganz allmählich und sehr vorsichtig zu Werke 
gehen, da die Sache um so schwieriger wird, je älter der Kitt ist, 
ja bei schon vollkommener Verhärtung desselben ist selbst bei größter 
Behutsamkeit ein Springen der Deckplatte, ja mitunter auch des 
Glasrandes, oft kaum zu vermeiden. Hiedurch oder auf andere 
Weise entstandene Beschädigungen der Gläser können, wenn sie sich 
nur auf ausgebrochene Stücke des Randes beschränken, durch 
Glaserkitt ersetzt und wieder gebrauchsfähig gemacht werden. 

Andere, sonst noch empfohlene Verschlußmittel, wie beispiels- 
weise Wasserglas und Hausenblase, taugen nach meinen Erfahrungen 
nichts; ersteres zersetzt sich nach kurzer Zeit, letztere schließt nicht 
hermetisch ab und macht ein baldiges Nachfüllen der Konservie- 
rungsflüssigkeit nötig. 

Jedweder Verschluß ist aber erst dann vollkommen, wenn er 
von der Konservierungsflüssigkeit nicht benetzt wird, da er an den 
naß gewordenen Stellen nicht haftet. Es ist daher besser, das noch 
leere Glas mit Kitt zu bestreichen, es dann etwa zu zwei Drittel 
mit Weingeist oder Formol zu füllen, hierauf das Präparat vorsichtig 
hineinzusenken, nun erst bis gegen den Rand nachzugießen und 
schließlich den Deckel darauf zu drücken. Damit beim Verschmieren 
der Randfuge, wobei das Glas nach und nach um seine Achse ge- 
dreht werden muß, jede Erschütterung, die das Benetzen des Ver- 
schlusses bewirken könnte, vermieden wird, stelle ich den Zylinder 
auf eine mit etlichen Wassertropfen befeuchtete Glasplatte, auf der 
er sich mit der linken Hand ganz unten angefaßt, sehr leicht 
drehen läßt. Sollte bei diesen Operationen der Kitt dennoch be- 
netzt werden, so ist mit dem Aufsetzen des Deckels bis zum voll- 
kommenen Trocknen des Randes zu warten. Wo ein Verschmieren 
der Randfuge und infolgedessen auch ein Drehen des Glases 
nicht nötig ist, wie es beim Verschluß mittels Gummi arabicum 
‘oder Kanadabalsam der Fall ist, können diese Lösungen auch bei 


Präparieren. 877 


schon gefüllten Gläsern mit gehöriger Vorsicht deren Rande auf- 
getragen werden. 

Um das Fettigwerden des Glases beim Verkitten möglichst zu 
verhindern, empfiehlt es sich, den-Zylinder während dieser Verrich- 
tung mit Papier oder einem Tuch zu umgeben. 

Die fertig montierten Gläser werden schließlich unter Vermei- 
dung jeder Erschütterung zuerst mit einem je nach der verwendeten 
Verschlußmasse in Weingeist oder Wasser angefeuchteten und dann 
mit einem trockenen Lappen gereinigt, am Deckel mit einem die 
nötigen Daten enthaltenden Zettel versehen und vorsichtig weg- 
gestellt. Bei den zwei letztgenannten Verschlüssen ist es besser, die- 
selben an Ort und Stelle einige Zeit ruhig stehen zu lassen, daher 
es sich empfiehlt, diese Operation nicht am Arbeitstische vorzu- 
nehmen. 

Schließlich muß noch bemerkt werden, daß das Formalin wegen 
seines großen Wassergehaltes dem Gefrieren unterliegt, und dürfen 
daher damit gefüllte Gläser in keinem Raume aufgestellt werden, 
dessen Temperatur im Winter bis auf Null sinkt, da sie in diesem 
Falle durch die beim Erstarren der Flüssigkeit vor sich gehende 
Ausdehnung derselben gesprengt werden. 

Doubletten werden bis zu ihrer vollständigen Erhärtung in der 
früher geschilderten Weise präpariert und dann in Mehrzahl in be- 
liebigei Gläsern untergebracht. Hiezu eignen sich wegen ihrer Weite 
namentlich die sogen. Einmach- oder Konservengläser, die in ver- 
schiedenen Größen überall zu haben sind. Um Raum und Konser- 
vierungsflüssigkeit zu sparen, empfiehlt es sich, möglichst viele Tiere 
in einem einzigen solchen Gefäße zu vereinen. Ich nehme zu dem 
Ende eines, dessen Höhe der Länge der einzulegenden Objekte 
entspricht, lege es leer mit der Mündung nach rechts auf den Tisch, 
dessen Öffnung dabei etwas nach oben neigend. Nun fasse ich die 
hinein zu legenden Tiere, und zwar die kleineren mit der Pinzette, 
die größeren mit der Hand hinten an und lege deren mit dem Kopf 
nach unten so viele aufeinander in das Glas hinein, bis selbes gänz- 
lich gefüllt ist. Durch Schütteln nnd Beklopfen desselben rücken 
dann die darin befindlichen Objekte möglichst nahe zusammen und 
gelingt es auf diese Weise, oft eine erhebliche Menge davon in einem 
einzigen Gefäße unterzubringen. Geht nichts mehr hinein, so wird 
das Glas aufgestellt, und bis auf etwa Dreiviertel mit der Konser- 
vierungsflüssigkeit gefüllt. Hiebei richten sich die Tiere auf und 
treten deren obere Teile etwas auseinander, zwischen welche man 
dann, um den vorhandenen Raum möglichst auszunützen, noch ab 
und zu einzelne kleine Stücke hineinstecken kann. Schließlich wird 
das Glas vollständig gefüllt und durch einen Deckel geschlossen. 
Als Verschlußmittel nehme ich gewöhnlich Gummi arabicum, da 
dieses am schnellsten zum Ziele führt und auch leicht zu öffnen ist. 
Unter den Urodelen muß man bei den mit Kämmen versehenen 
Molchen wegen des schnellen Vertrocknens dieser Brunstattribute das 
aufgestellte Glas schon früher zum größten Teil mit Formol füllen und 
auch nicht zu viel Tiere hineinpferchen, damit sie sich nicht gegen- 
seitig drücken und deren Hautanhänge vollkommen frei in der 


878 Präparieren. 


Flüssigkeit flottieren können. Man vergesse schließlich ja nicht, 
jedes Tier mit einem kleinen, die nötigen Daten, namentlich den 
Fundort enthaltenden Zettel aus Karten- oder Pergamentpapier zu 
versehen, den man bei vierfüßigen am besten über den Hinterbeinen, 
bei fußlosen aber, nachdem man ihn mit einem Faden durchzogen, 
in der Körpermitte anbindet; man hüte sich hiebei, den Faden zu 
fest anzuziehen, sondern lasse ihm lieber einen nicht zu kleinen 
Spielraum, da sich derselbe in der Flüssigkeit zusammenzieht und 
hiedurch, wenn er zu knapp gebunden war, das betreffende Objekt 
in entstellender Weise einschnürt. 

Übrigens sind auch Exemplare, die man nicht präparieren kann 
oder will, namentlich von wertvolleren Arten, durchaus nicht weg- 
zuwerfen, sondern so wie sie sind, aufzubewahren, da man sie als 
Studientiere immerhin verwenden kann; die Anheftung eines Fund- 
ortzettels ist aber auch bei derlei Stücken niemals zu versäumen. 

Die nach den bisher besprochenen Verfahrungsweisen präpa- 
rierten Lurche und Kriechtiere können nun endgültig der Sammlung 
einverleibt werden, nachdem sie selbstverständlich vorher noch mit 
einer den systematischen Namen des Tieres sowie den Fundort und 
Autor enthaltenden Etikette am untersten Teile des Glases ver- 
sehen worden sind. Diese Zettel sind derart zu schreiben, daß in 
der Mitte in größerer Schrift der Name, eventuell auch die Varietät, 
darunter links in kleinerer Schrift der Fundort und rechts der meist 
abgekürzte Autor ersichtlich ist. Als Schriftart ist hiezu am besten 
die sehr gut hervortretende, von jedermann leicht zu erlernende Rund- 
schrift zu empfehlen, für welche die Federn von verschiedener Stärke 
käuflich sind. Man verschwende ja nicht nutzlos Zeit und Mühe, um 
sich diese Etiketten etwa selbst anzufertigen, da man dieselben in 
jeder Größe und bereits gummiert in den Schreibrequisitenhand- 
lungen haben kann; nur ist es gut, selbe noch auf der Rückseite 
mit Syndetikon zu bestreichen, da Gummi arabicum am Glase nicht 
fest haftet und infolgedessen die Zettel leicht abspringen. Auf den 
Deckel des Zylinders klebe ich dann noch eine Nummer an, welche 
mit der des Sammlungskataloges übereinstimmt. Letzterer ist am 
besten in Zettelform anzulegen, wodurch ein öfteres Umschreiben 
desselben vermieden wird und jede Neuerwerbung leicht an richtiger 
Stelle untergebracht werden kann. Dieser Katalog hat außer dem 
wissenschaftlichen Namen noch eine kurze Beschreibung des be- 
treffenden Stückes, namentlich aber allfällige Abweichungen von der 
Stammform, ferner dessen Größe, eventuell auch das Alter, dann 
den Fundort und das Datum der Erwerbung und endlich bei nicht 
selbst gefangenen Tieren noch den Namen des Einsenders zu ent- 
halten. 

Da bei frisch eingelegten Tieren der Weingeist durch die aus 
den in ihm befindlichen Objekten extrahierten Stoffe nach und nach 
gelb wird, so ist er ab und zu durch frischen und farblosen so oft 
und so lange zu ersetzen, bis er vollkommen rein und wasserhell 
bleibt. Dieser Weingeistwechsel ist bei Schlangen mit großer Vor- 
sicht zu bewerkstelligen, da sich beim Herausnehmen derselben sehr 
leicht einzelne Schuppen ablösen und die von ihnen entblößten 


Präparieren. 879 


Stellen dann durch hellere Färbung von der Umgebung in störender 
Weise abstechen. Es ist daher besser, falls das Glas inwendig ganz 
rein geblieben ist, das darin befindliche Objekt gar nicht heraus- 
zunehmen, sondern bloß den Alkokol abzugießen und durch reinen 
zu ersetzen. Zeigt sich jedoch die innere Glaswand durch aus- 
geschiedene Substanzen belegt oder verunreinigt, so muß das Gefäß 
gewaschen und hiezu das in ihm enthaltene Tier herausgenommen 
werden. Man gehe hiebei sehr behutsam zu Werke, und wenn sich 
dabei trotzdem einzelne Schuppen ablösen und in dem vorderhand 
noch gefüllt gelassenen Glase herumschwimmen, so fische man sie 
heraus und lege sie am besten in ein kleines Schälchen beiseite. 
Nachdem nun die Haut der unterdes auf einen Bogen Löschpapier 
gelegten Schlange vollkommen trocken geworden, tauche man den 
Kopf einer Stecknadel in eine Lösung von Gummi arabicum, be- 
netze hiemit den von der Schuppe entblößten Fleck, hebe dann 
mittels eines feinen, im Munde befeuchteten Haarpinsels die beiseite 
gelegte Schuppe auf und drücke sie auf der von ihr früher einge- 
nommenen Stelle fest. Nach etwa einstündigem Liegen kann dann 
das also restaurierte Tier wieder vorsichtig in das vorher mit Wein- 
geist gefüllte Glas versenkt werden. Sollten bei dieser Operation 
Schuppen verloren gehen, so kann man sie durch andere von der- 
selben Art entnommene ersetzen. Ich bewahre daher von schlecht 
gewordenen und skartierten Schlangen stets eine Quantität solcher 
losgelöster Schuppen in kleinen Fläschchen mit Weingeist auf, welche 
ich gelegentlich zu obgenanntem Zwecke verwende. 

Sollte sich gelegentlich dieses Wechselns auch die Schlange mit 
abgelagerten Substanzen belegt zeigen, so ist dieselbe herausgenommen 
sofort mittels eines weichen größeren Haarpinsels von vorne nach 
hinten behutsam mit Weingeist oder Wasser zu waschen, dann mit 
letzterem noch vorsichtig abzuspülen und hierauf, um die Reibung 
möglichst zu vermindern, wieder in das schon vorher mit Flüssig- 
keit gefüllte Glas langsam einzusenken. 

Der beim Wechseln zurückbleibende gelbe Spiritus ist aber 
nicht wegzuwerfen, sondern kann, abgesehen von seiner Benützung 
zur Tötung und ersten Einlegung von Amphibien, wieder vollkommen 
entfärbt werden. Ich bediene mich zu dem Behufe der Knochen- 
kohle, die auch unter dem Namen Spodium in den Handel kommt. 
Man nehme hiezu sogen. Griesspodium, den man sich, falls man 
ihn nicht bekommt, durch Reiben gröberer Sorten aüf einer alten 
Kaffeemühle auch selbst herstellen kann. Nun nehme ich einen 
nicht zu kleinen Glastrichter, stopfe dessen Rohr möglichst fest mit 
reiner Watte ganz aus, fülle ihn bis etwa auf einen Finger unter 
dem Rande mit Spodium und gieße dann, nachdem ich ihn in eine 
Flasche gesteckt, den zu klärenden Weingeist darauf. Um die Ver- 
dunstung tunlichst zu verlangsamen, wird schließlich noch eine 
Glasplatte darüber gedeckt. Ab und zu ist dann natürlich ein 
Nachgießen nötig, obwohl der Alkohol durch die dichte Spodium- 
lage und die hohe Watteschichte des Rohres nur äußerst langsam 
und tropfenweise durchdringt, so daß zum Filtrieren eines Liters 
meist mehrere Tage erforderlich sind. Die in dem untergestellten 


880 ‚Präparieren. 


Gefäß sich ansammelnde Flüssigkeit ist vollkommen farblos und 
wasserhell, sobald sie aber anfängt auch nur einen kleinen Stich 
ins Gelbliche zu zeigen, muß der Spodium im Trichter weggeworfen 
und durch frischen ersetzt werden. — Statt des hier geschilderten 
Verfahrens könnte man den Weingeist auch durch Destillieren 
reinigen, welche Operation sich aber nur für größere Mengen lohnen 
dürfte. 

Wenn die Konservierungsflüssigkeit definitiv wasserhell bleibt 
und behufs Wechselns derselben ein ferneres Öffnen des Glases nicht 
mehr nötig erscheint, so kann man letzteres auch mit einer aufge- 
weichten Tierblase überbinden, die man unter dem Rande fest zu- 
schnürt. Nach dem Trockenwerden schneidet man das unten Her- 
vorstehende ab und überstreicht eventuell noch die Blase einschließ- 
lich der Verschnürung mittels eines kurzgeschnittenen, mäßig weichen 
Pinsels mit schwarzem Wienerlack, wonach man dann den Pinsel 
behufs Lösung des in ihm zurückgebliebenen Firnisses einige Zeit 
lang in etwas starkem Alkohol liegen läßt. Auch ein Überzug von 
Staniol oder Zinnfolie macht sich sehr gut, wobei man sich davon 
eine den Deckel entsprechend überragende Scheibe schneidet, dieselbe 
auf die schwach gummierte Glasplatte fest- und den vorstehenden 
Teil um den Rand bis zu dessen Vereinigung mit dem Zylinder 
herumdrückt. 

Die Sammlung selbst wird dann in hohen Kästen von geringer 
Tiefe oder auf sicher befestigten Stellagen aufgestellt. Bei beiden 
müssen die Bretter verschiebbar sein, indem die sie stützenden 
QOuerhölzer in vorne und hinten an den Innenseiten der Stellage an- 
gebrachte Zahnleisten beliebig einzustellen sind. Sowohl der Hinter- 
grund als auch alle übrigen Teile sind mit Zinnweiß anzustreichen, 
oder mit weißem Papier zu überziehen und die bleichende Wirkung 
des Lichtes durch einen dunkelgrünen Vorhang abzuhalten, falls die 
Sammlung nicht in einem eigenen Zimmer steht, dessen Balken für 
gewöhnlich geschlossen bleiben. 

Indem wir nun den über die Aufstellung und Konservierung der 
Lurche und Kriechtiere handelnden Abschnitt schließen, bemerken 
wir nur, daß alle hier geschilderten Kunstgriffe und Vorteile das 
Resultat reichlicher Erfahrung und vieljähriger Praxis sind, und 
daß es nur bei genauer Befolgung und gewissenhafter Einhaltung 
sämtlicher hier gegebenen Ratschläge gelingen wird, seine Samm- 
lung mit durchaus schönen und fehlerfreien Präparaten zu versehen. 
Es versteht sich übrigens von selbst, daß man sich in einer ordent- 
lichen Sammlung nicht damit begnügen wird, von den verschiedenen 
Arten bloß einzelne Exemplare zu besitzen, sondern daß man jede 
Spezies nur dann als gehörig vertreten ansehen kann, wenn man 
sie in allen Varietäten und Altersstufen sowie in beiderlei Ge- 
schlechtern in reinen und tadellosen Stücken aufgestellt hat. 


Versenden. 881 


Über das Versenden von Amphibien und Reptilien. 


Die Lurche und Kriechtiere können natürlich sowohl im lebenden, 
als auch im toten Zustande versendet werden. 

Was den ersten Fall anbetrifft, so wurden die hiefür bezüg- 
lichen allgemeinen Regeln schon bei Besprechung der Sammelreisen 
angegeben. Amphibien werden am besten in Blechbüchsen mit 
feuchtem Moos versendet, die mit einigen Luftlöchern zu versehen 
sind. Geschieht die Versendung in Kisten, so müssen deren mög- 
lichst starke Bretter wegen des durch den feuchten Inhalt bedingten 
leichten Verwerfens derselben .nicht mit Nägeln, sondern durch 
Schrauben aneinander befestigt werden. Bei sehr heiklichen Lurchen, 
wie beispielsweise bei den Molchen der Untergattung Euproctus, ist 
stets frisches, noch ungebrauchtes Moos zu verwenden. Geht die 
Sendung ins Ausland, woselbst sie an der Grenze geöffnet wird, 
so sind die springenden Anuren besser in vorher naß gemachte 
Säcke einzubinden, denen eine den Inhalt bezeichnende Etikette in 
einer womöglich den Zollbeamten verständlichen Sprache anzuheften 
ist. Selbstverständlich darf der Inhalt nicht so feucht sein, daß 
bei der Aufgabe etwa noch Wasser herausrinnt, da die Sendung in 
diesem Falle zurückgewiesen wird. Man lasse daher die Blechbüchse 
zu Hause so lange liegen, oder die Kiste so lange stehen, bis durch- 
aus kein Wasser mehr herausdringt und gebe sie erst dann auf. 

Eine Ausnahme von dieser Regel machen bloß die Proteiden, 
die nur in blechernen Fischkübeln oder in Flaschen versendet werden 
können. Erstere sind in Aquarienhand- 
lungen käuflich zu haben, können aber, 
wo derlei Geschäfte nicht existieren, 
auch von jedem Klempner angefertigt 
werden. Dieselben bestehen aus einer 
entsprechend großen, zylindrischen Blech- 
büchse, der ein kegelförmiger, mit Luft- 
löchern versehener Deckel fest schließend 
aufgesetzt werden kann. Ein über den- 
selben verlaufender, am ÖOberrande der ° 
Büchse in Ösen beweglich befestigter 
Drahtbügel dient als Handhabe. 
|» Statt des hier geschilderten Fisch- 
kübels kann man sich zu derlei Sen- 
dungen auch einer starken, möglichst 
kurzhalsigen Glasflasche bedienen, welche 
man in eine entsprechende Schachtel 
oder Kiste derart verpackt, daß sie rund Fig. 183. 

_ herum von Moos oder Holzwolle um- Fischkübel. 
geben und daher vor Schütteln und Zer- 
brechen hinlänglich geschützt ist. Die Schachtel oder Kiste muB 
hiebei etwas niedriger als die Flasche sein, so daß der Hals der 
letzteren aus einem entsprechenden Ausschnitt des Deckels hervor- 
steht, welcher, wie es die umstehende Figur zeigt, behufs genauer 


Schreiber, Herpetologia europaea. 56 





























882 Versenden. 


Umfassung des Flaschenhalses am besten aus zwei knapp anein- 
ander passenden Brettern zu schneiden ist. Verschlossen wird die 
Flasche durch einen festsitzenden Korkstöpsel, durch dessen Mitte 
ein oben und unten etwas hervorragendes Blech- oder Glasrohr, 
eventuell auch: ein Federkiel durchgeht. Die Füllung darf nur so 
hoch gehen, daß das Niveau des Wassers bei umgelegtem Glase 
etwas unter das Rohr zu stehen kommt, so daß auch in diesem 
Falle keine Flüssigkeit ablaufen kann. Übrigens kann die Flasche 

d auch durch ein mittels sehr 
weichen Drahtes fest um den 
Hals derselben gebundenes 
Metallnetz verschlossen wer- 
den; ein Zubinden mit, wenn 
auch mehrfach zusammenge- 
falteten Gazestoff ist weniger 
zu empfehlen. 

In dieser Weise können 
auch noch kiementragende 
Junge, namentlich Kaulquap-. 
pen sowie auch der Laich von 
Amphibien versendet werden, 
nur sind‘ für'letzteremedes 
leichteren Einfüllens wegen 
mehr weithalsige Flaschen, am 
besten sogen. Einmachgläser 
zu verwenden. Die Larven 
der Urodelen vertragen üb- 
rigens nicht zu lange Trans- 
porte auch ganz gut in mit 
stark durchnäßtem Moos oder 
mit Wasserpflanzen gefüllten 
Gefäßen und ist es auch bei 

Fig. 184. Kaulquappen geraten, einige 
Versendungsflasche. der letztgenannten Pflanzen 
a Kiste, b Flasche, c Stöpsel, d Rohr, e Wasser dazuzugeben, weil sich hie- 
f Emballage. ' durch das Wasser länger at- 

mungsfähig erhält. 

Bei allen in der letztbesprochenen Art gemachten Sendungen 
ist auf der Adresse der Vermerk ‚Lebende Fische‘ anzubringen. 

Von Reptilien können die Schlangen, falls sie nicht über die 
Landesgrenze gehen, frei in Kisten verpackt werden, die aber um 
ein zu starkes Schütteln während der Reise zu vermeiden, mit Moos 
oder nicht zu feiner Papierwolle ziemlich dicht zu füllen sind. Bei 
ins Ausland gehenden Sendungen, welche von den Zollämtern ge- 
öffnet und untersucht werden, sind jedoch die Tiere stets in Säcke 
zu geben und deren Inhalt durch an die Verschnürung befestigte 
Zettel mit der Aufschrift „Lebende Schlangen oder Eidechsen“ zu 
bezeichnen; bei ersteren füge ich noch die Worte ‚harmlos‘ oder 
„giftig, Vorsicht !“ dazu. Bei Giftschlangen ist übrigens das Ein- 
binden in Säcke auch für Inlandsendungen zu empfehlen, um vor 














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Versenden. 883 


eventuellen unliebsamen Überraschungen gesichert zu sein. So ist 
mir beispielsweise einst der Fall passiert, daß ich fünf schon vorher 
angekündigte Vipern erhielt, die in einer mit Moos gefüllten Kiste 
frei ankamen. Nachdem ich dieselben herausgenommen hatte, stellte 
ich die nun offene Kiste beiseite. Als ich nach etwa einer Viertel- 
stunde zufällig an derselben vorüber ging, glaubte ich an einer 
Stelle des Mooses eine Bewegung wahrzunehmen und fühlte mich 
hiedurch veranlaßt, dasselbe näher zu untersuchen; hiebei fand ich 
nun auf dem Boden des Kistchens nicht weniger als zwölf frisch 
geworfene Vipern, die offenbar unterwegs geboren waren und jeden- 
falls ins Zimmer geraten wären, wenn ich sie nicht zufälligerweise 
entdeckt hätte. 

Übrigens können freigepackte Schlangen auch in mit einem 
Drahtfenster versehenen Kästchen verschickt werden, was aber nicht 
sehr zu empfehlen ist, da die Gefangenen durch die Maschen des 
Gitters gerne die Zunge herausstecken und ihnen dieselbe dann von 
boshaften Leuten manchmal abgeschnitten wird, was fast regelmäßig 
das Eingehen des betreffenden Stückes zur Folge hat. Will man 
schon derlei Behälter nehmen, so ist es besser, dieselben noch in 
ganz verschlossene, mit ein paar Luftlöchern versehene Kisten zu 
verpacken. Die mit Drahtgitter versehenen Kästchen können des 
leichteren Öffnens halber auch mit einer in einem Scharnier beweg- 
lichen Türe versehen sein, die natürlich sicher verschlossen und bei 
nicht weiterer Verpackung noch zugebunden und versiegelt wird. 

Chelonier werden einfach neben- und übereinander in Kisten ge- 
legt und zwar die Landschildkröten mit trockener, die Wasserschild- 
kröten dagegen mit feuchter Emballage. 

Schlangen können ganz trocken verschickt werden, da sie selbst 
ohne Feuchtigkeit lange aushalten, was bei den viel zarteren Eid- 
echsen nicht der Fall ist. Diese sind wegen ihrer Flüchtigkeit stets 
in Säckchen, die man zuerst naß macht und dann ausdrückt, mit 
schwach befeuchtetem Moos oder, wenn die Sendung nicht weit geht, 
mit frischem Gras oder grünen Blättern zu verpacken. Hat die Reise 
länger zu dauern, so empfehlen sich hiezu besonders die sogenannten 
Fettpflanzen, namentlich die an Mauern und steinigen Stellen aller- 
orts häufigen Arten der Gattung Sedum L., da deren fleischige Blätter 
nicht so bald vertrocknen und durch Abgabe der in ihnen reichlich 
enthaltenen Feuchtigkeit die in ihnen verpackten Tiere lange Zeit 
frisch erhalten. 

Das Versenden kann im allgemeinen zu jeder Jahreszeit ge- 
schehen, nur sind im Hochsommer hölzerne Behälter den blechernen 
vorzuziehen, da sich letztere leicht zu stark erwärmen, was bei ersteren 
nicht der Fall ist. In den kalten Monaten sind hiezu größere, mit 
schlechten Wärmeleitern dichter und stärker gefüllte Kistchen zu 
nehmen, damit die darin verpackten Tiere nicht etwa unterwegs er- 
frieren und sind in dieser Beziehung die Reptilien heiklicher als die 
Amphibien. Für letztere sind die heißen Monate tunlichst zu ver- 
meiden und gewährt eine Lurchsendung um so mehr Aussicht auf 
glückliche Ankunft, je zeitlicher im Frühjahre dieselbe abgeht. 

Tote Kriechtiere und Lurche können, wenn sie bereits vollständig 

56* 


884 Gefangenleben. 


montiert sind, bei der Versendung in ihren Gläsern belassen werden, 
nur muß deren guter Verschluß gesichert sein, auf daß während 
des Transportes nicht etwa die Konservierungsflüssigkeit ausläuft. 
Sie sind daher, falls nicht mit einem absolut fest haftenden Kitte 
verschlossen, vor dem Einpacken mit Tierblase, nassem Pergament- 
papier oder auch Stofflappen straff zuzubinden. Sind die Objekte 
nicht montiert, so werden sie einzeln oder auch zu mehreren in 
Gläser oder Blechbüchsen gegeben, die zwischen ihnen bleibenden 
freien Räume mit Watte ausgefüllt, die betreffenden Gefäße etwa 
zur Hälfte mit Formol oder Weingeist gefüllt, oben noch mit einer 
Lage von Watte bis zur Unbeweglichkeit zugedeckt und dann fest 
verschlossen. Die Gläser werden endlich in eine nicht zu schwache 
Kiste bruchsicher verpackt, die Blechbüchsen vom Klempner ver- 
lötet. Statt der Gläser oder Büchsen kann man sich übrigens auch 
einer Rindsblase bedienen, in welche man, nachdem sie früher auf- 
geweicht worden, die Tiere in der obengeschilderten Weise unbeweg- 
lich verpackt; die so gefüllte Blase, die vor den Gläsern noch den 
Vorteil der Billigkeit und Unzerbrechlichkeit für sich hat, muß dann 
selbstverständlich noch in einer Kiste oder Blechbüchse expediert 
werden. Unter den nicht montiert gesandten Reptilien sind die 
Schlangen am heiklichsten zu behandeln, da sich beim Anfassen 
derselben sehr leicht Schuppen ablösen und hiedurch das Präparat 
verunstaltet wird. Ich nehme daher dieselben sehr vorsichtig aus 
dem zu beherbergenden Glase heraus, lege sie auf einen entsprechend 
langen und breiten Streifen starker Pappe, fülle die Zwischenräume 
der Ringe mit Watte aus, bedecke sie dann noch mit einer Lage 
der letzteren und binde schließlich das Ganze mittelst eines Fadens 
fest und unverrückbar zusammen. — Daß bei all diesen Sendungen 
jedes Stück mit einer Nummer oder einer die nötigen Daten ent- 
haltenden Etikette versehen sein muß, versteht sich wohl von selbst. 

Endlich will ich noch bemerken, daß es nicht geraten ist, prä- 
parierte und lebende Tiere in demselben Behälter zu versenden, da 
die letzteren durch eventuell verdunstenden oder gar ausfließenden 
Weingeist leicht den Tod finden können. 


Über das Halten von Amphibien und Reptilien 
in der Gefangenschaft. 


Über die Haltung der Lurche und Kriechtiere ist bereits bei 
der Beschreibung der einzelnen Arten das Nötige gesagt worden, 
abgesehen davon, daß über diesen Gegenstand in den letzten De- 
zennien so viel Spezialwerke und Fachzeitschriften erschienen sind, 
daß sich darüber jedermann aus denselben zur Genüge Rat holen 
kann). 


!) Als die ausführlichsten Spezialwerke will ich hier nur die unter dem Titel 
„Das Terrarium‘ von Joh. v. Fischer 1884in Frankfurta.M.undvon Krafft 


Gefangenleben. 885 


Wenn ich demungeachtet in dieser Hinsicht noch einiges an- 
führe, so will ich hiemit hauptsächlich jenen an die Hand gehen, 
die mit Glücksgütern weniger gesegnet nicht in der Lage sind, sich 
die im Handel erhältlichen meist mehr oder weniger kostspieligen 
Aquarien und Terrarien anzuschaffen, aber doch ihren Lieblingen 
mit geringen Kosten durch Selbstanfertigung eine möglichst ent- 
sprechende Unterkunft herstellen möchten. 

Zum Halten der im Wasser lebenden Proteen und Molche kann 
man sich im Notfalle auch möglichst großer Einmachgläser bedienen, 
die man für die letztgenannten Tiere, um ihnen die naturgemäße 
Ablage ihrer Eier zu ermöglichen und den Wasserwechsel zu ver- 
meiden, mit nicht im Boden wurzelnden, also schwimmenden Wasser- 
pflanzen versieht, wozu namentlich die sogenannten Wasserlinsen, 
namentlich Lemna trisulca L. sowie die auch ohne Erdreich schnell 
und üppig treibenden Zweige der Wasserpest (Elodea canadensis Rich.) 
gehören. Erstere Pflanze ist hauptsächlich in nicht zu kleinen und 
reinen fließenden Wasserläufen zu finden, letztere in Fisch- und 
Aquarienhandlungen käuflich, häufig aber auch in Teichen und 
Wassergräben verwildert oft massenhaft anzutreffen; da sie sehr 
schnell wächst, so ist ihrer übermäßigen Wucherung von Zeit zu Zeit 
durch Lichtung des hiedurch entstehenden allzu dichten Gewirres 
vorzubeugen. 

Doch kann man auch ein allen Anforderungen entsprechendes 
Aquarium ohne viele Kosten auf nachstehende Weise anfertigen. Man 
nimmt zu dem Ende eine entsprechend große, möglichst starke 
Kiste, aus der man mittelst einer sog. Loch- oder auch einer Laubsäge 
die Seitenwände bis auf einen je nach der Größe der Kiste schmä- 
leren oder breiteren Rand herausschneidet. Nun richtet man sich 
fünf Glastafeln her, von denen eine dem Boden, die vier anderen 
aber je einer Innenseite des stehen gebliebenen Kistenrahmens so 
angelegt werden, daß sich dieselben mit ihren zusammenstoßenden 
Rändern berühren; letztere werden dann mit Glaserkitt fest und 
wasserdicht verstrichen. Da der so hergestellte Glaskasten einen 
nicht unbedeutenden Wasserdruck auszuhalten hat, so müssen die 
Rahmenteile verschraubt, oder durch einen oben und unten längs 
des ganzen Umfanges herumgehenden Blechstreifen versichert sein. 
Um das Entkommen der darin gehaltenen Tiere zu verhüten, schneide 
ich vier den Seiten der Kiste entsprechende Glasstreifen, die ich 
dem mit weichem Glaserkitt bestrichenen Oberrande des Rahmens 
fest andrücke und die so breit sind, daß sie etwa 3—4 cm nach 
innen horizontal vorragen. Nachdem das ganze auf 8—ıo Tage zum 
trocknen weggestellt worden war, wird der Boden mit einer I—2 
Finger hohen Lage von Lehm, Erde oder Sand, eventuell auch mit 
kleinen Steinchen bedeckt und kann nun bis zwei Drittel seiner 
Höhe mit Wasser gefüllt werden; damit hiebei durch Aufwühlung 
des Grundes keine Trübung entsteht, wird während der Füllung 
der Boden mit einer nicht zu kleinen Glasplatte belegt und auf 


1908 in Berlin erschienenen größeren Handbücher, sowie von Zeitschriften die in 
Braunschweig erscheinende ‚Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde‘ von 
Wolterstorff erwähnen, 


886 Gefangenleben. 

diese dann das Wasser allmählich und vorsichtig gegossen. — 
Selbstverständlich kann man sich einen solchen Kasten auch aus 
Zinkblech herstellen lassen, wobei aber auch, um das Rosten zu 
verhüten, der Boden immer noch mit einer genau darauf passenden, 
am Rande dicht verkitteten Glasplatte belegt werden soll; auch ist 
ein solches Aquarium, um bei etwaigem Heben des Behälters den 
infolge des starken Wasserdruckes zu befürchtenden Durchbruch 
desselben zu verhindern, stets auf ein starkes Brett zu stellen. — 
Hiezu kann man übrigens auch die im Handel vorkommenden, 
zwanzig Liter fassenden Petroleumbüchsen sehr vorteilhaft ver- 
wenden. Wer das Steinöl nicht im Haushalte selbst in solchen 
Mengen sammt den Büchsen kauft, kann sich letztere geleert in 
Droguerien oder Spezereigeschäften zu ganz geringem Preise ver- 
schaffen. Diese länglich viereckigen Blechkästen werden dann in 
gleicher Weise wie die Holzkisten zu einem Rahmen hergerichtet, 
indem man fünf Wände derselben bis auf einen 4—6 cm breiten 
Rand mit einer Blechscheere entweder selbst herausschneidet oder 
diese Arbeit durch einen Klempner besorgen läßt. Der stehenge- 
bliebene Rand wird dann von der Innenseite aus schief gegen die 
Ecken des Kastens bis zur Hälfte eingeschnitten und der einge- 
schnittene Teil hierauf mit einer breitmauligen Zange scharf ein- 
und auf den nicht eingeschnittenen Teil bis zur Berührung mit ihm 
herabgebogen, wodurch dannein fester und starker Rahmen entsteht, 
der aber, damit ihm die Glasscheiben recht gut anliegen, noch 
mittelst Zange und Hammers vollkommen eben und flach gemacht 
werden muß. Als letzterer ist hiezu ein hölzerner zu benutzen, da 
nur ein solcher das Blech einfach flach klopft, während ein eiserner 
das Metall auch ab und zu ausdehnt, wodurch dann stellenweise 
kleine Ein- oder Ausbuchtungen entstehen, die dem genauen An- 
liegen der Glasscheiben hinderlich sind. Will man einen Eisen- 
hammer benutzen, so muß jedenfalls auf den zu beklopfenden Blech- 
teil ein Brettchen gelegt werden. Der oben nach innen vorstehende 
Rand hindert dann auch zugleich das Heraussteigen der Tiere. Um 
das Rosten zu verhüten, wird dann noch das ganze lackiert und end- 
lich nach dem Trocknen innen mit Glasplatten belegt. 

Derartige Kastenaquarien sind den aus einem einzigen Stücke 
verfertigten teueren Glaswannen weitaus vorzuziehen, da diese bei 
einer eventuellen Beschädigung sofort gänzlich unbrauchbar werden, 
während bei jenen eine etwa gebrochene Scheibe leicht und mit 
geringen Kosten durch eine neue ersetzt werden kann. 

Um den Bewohnern solcher Wasserbecken auch Gelegenheit zu 
geben aufs Trockene zu gehen, kann man in der Mitte derselben 
eine Insel errichten, welche man aus mit Zement zusammenge- 
kitteten lockeren Steinbrocken aufbaut. Gut ist es, wenn dieselbe 
nur mit 3—4 fußartigen Fortsätzen am Boden aufsteht, so daß 
darunter ein Hohlraum entsteht, der den Tieren das Verweilen und 
Durchschwimmen unter der Insel gestattet; desgleichen sind zum 
Verkriechen der Gefangenen auch diverse Höhlungen und Schlupf- 
winkel herzustellen, die aber weder zu tief, noch zu klein oder gar 
zu eng sein dürfen, weil sich in letzterem Falle mitunter einzelne 


Gefangenleben. 887 


Tiere in ihnen so einzwängen, daß sie oft nur schwer mehr heraus- 
zubringen sind. Der aus dem Wasser hervorragende Teil der Insel 
kann einen Hohlraum enthalten, der, mit Erde gefüllt, das Einsetzen 
von Sumpfpflanzen ermöglicht. Will man auch die Schönheit dieses 
Aufbaues berücksichtigen, so kann man denselben mit Schnecken, 
Muschelschalen u. dergl. verkleiden; man hüte sich aber hiezu Ko- 
rallen zu verwenden, die sich zwar hübsch ausnehmen, aber durch 
ihre scharfen Spitzen und Fortsätze den daraufkriechenden Tieren 
oft arge Verwundungen beibringen. — Damit der die Bestandteile 
der Insel verbindende Kitt gehörig erhärtet, muß dieselbe bis zu 
ihrer Vollendung und auch nach derselben noch ein paar Tage im 
Wasser stehen bleiben. Da in letzteres aus dem Zement viel Kalk 
eintritt, so empfiehlt es sich, dasselbe öfters zu erneuern, bis es all- 
mählich so rein wird, daß es zur Aufnahme der Tiere geeignet ist. 
Jedenfalls überzeuge man sich, bevor man dem Aquarium die für das- 
selbe bestimmten Lurche anvertraut, durch vorheriges Hineingeben 
eines oder mehrerer wertloser Versuchstiere, ob der den Tieren meist 
tödlich werdende Kalkgehalt schon so weit entfernt ist, daß man 
die Bevölkerung des Aquariums anstandslos vornehmen kann. 

Da aber in derlei Inseln einzelne Stücke mitunter monatelang 
verkrochen bleiben, so ist der Aufbau einer solchen im allgemeinen 
nicht sehr empfehlenswert und sind den Gefangenen weit besser 
andere Aufstiege herzustellen; am geeignetsten erweisen sich hiezu 
größere Bimstein- oder Korkstücke, die man, damit sie hübsch in 
der Mitte schwimmen bleiben, mittelst eines an einer Schnur be- 
festigten Steines am Grunde verankert. Weil der Bimstein durch 
allmähliches Eindringen des Wassers nach und nach immer schwerer 
wird und schließlich untergeht, so muß er ab und zu durch frischen 
ersetzt und der herausgenommene durchnäßte zum Trocknen an die 
Luft gelegt werden. 

In nicht mit Pflanzen versehenen Gefäßen wird natürlich das 
Wasser nach kürzerer oder längerer Zeit schlecht und muß daher 
ab und zu durch frisches ersetzt werden. Das Entleeren ist am 
besten mittelst eines Hebers vorzunehmen, der aus einem Glasrohr 
oder einem Kautschukschlauch besteht, mit dem man das Wasser 
abzieht; damit hiebei der auf den Boden des Behälters reichende 
Arm des Hebers nicht Bestandteile des Grundes mitnimmt, ist unter 
denselben eine Glasplatte zu legen, auf der die Öffnung des Rohres 
nicht knapp aufliegt. Ist das abgestandene Wasser ‚bis zur Boden- 
füllung entleert, so kann man das noch in dieser enthaltene durch 
Neigen des Gefäßes in einem Winkel desselben ansammeln und eben- 
falls abziehen. Nun wird das Aquarium ordentlich gereinigt und 
unter Beobachtung der schon früher erwähnten Vorsichtsmaßregeln 
mit frischem Wasser versehen. Die schon vordem mittelst eines Tee- 
siebes oder kleinen Hamens herausgefischten Inwohner desselben 
werden in ein mit dem alten Aquariumwasser gefülltes Glas gegeben, 
dieses in den mit frischem Wasser gefüllten Behälter gestellt und 
die Tiere aus jenem erst dann wieder in dieses zurückgegeben, wenn 
sich die Temperatur des ersteren allmählich auf die des letzteren 
abgekühlt hat. Hiedurch wird einzig und allein der den meisten 


888 Gefangenleben. 


Wasserbewohnern schädliche, ja häufig tödliche plötzliche Übergang 
aus einem wärmeren in ein viel kälteres Medium vermieden. 

Ein Durchlüftungsapparat, wie er bei Fischaquarien häufig zur 
Verwendung kommt, ist bei den bezüglich des Atmungsbedürfnisses 
weit anspruchloseren Amphibien wohl nicht nötig. 

Außer vielen Urodelen können in Aquarien, wenn sie genügend 
groß sind, auch manche Anuren, namentlich Unken, gehalten und 
von ersteren besonders die meisten Molche leicht zur Fortpflanzung 
gebracht werden. Um letztere zu sichern, ist es geraten, die be- 
treffenden Tiere möglichst zeitlich im Frühjahre, gleich nach deren 
Hervorkommen aus den Winterquartieren, einzusetzen, damit sie 
beim Eintritte der Brunst bereits an die neuen Verhältnisse gewöhnt 
sind. Schon trächtig eingefangene Weibchen pflegen unter plötzlich 
veränderten Umständen das Legen oft einzustellen und sind häufig 
nicht mehr zur Ablage der Eier zu bringen. Anuren pflanzen sich 
in der Gefangenschaft weit seltener fort, doch kann man schon in 
der Begattung befindliche Paare einsetzen, die dann meist regelmäßig 
im Aquarium laichen; desgleichen kann man auch im Freien ge- 
fundene Laichmassen in einem mit Wasser gefüllten Gefäße nach 
Hause tragen und sie hier dann zum Auskriechen bringen. 

Bei Molchen ist behufs Ablage der Eier für eine hinreichende 
Menge passender Wasserpflanzen zu sorgen. Da die auskriechenden 
Jungen von den Alten gefressen werden, so sind die betreffenden 
Pflanzen täglich nach etwa an 
ihnen befestigten Eiern zu unter- 
suchen und letztere in ein eigenes 
Brutgefäß zu geben, wobei ent- 
weder die Pflanze ganz heraus- 
gehoben oder nur der das Ei 
enthaltene Teil derselben abge- 
schnitten wird. Wächst letzterer 
in dem Zuchtglas nicht weiter 
und verfault, so geht auch das 
ihm anhängende Ei fast immer 
durch Verschimmeln zugrunde 
und scheint der durch den Le- 
bensprozeß der Pflanze ausge- 
schiedene Sauerstoff die Ent- 
wicklung der Larve zu bedingen. 
Man wähle daherzu dem Zwecke 
nur solche Pflanzen, von denen 
auch ganz kleine Stücke abge- 
trennt anstandslos fortvegetie- 
ren, wie dies beispielsweise bei der schon vordem erwähnten Wasser- 
pest der Fall ist. Noch besser eignen sich hiezu die Wasserlinsen 
und davon vor allem Lemna trisulca, die als ganze Pflanzen samt 
der Wurzel herausgehoben werden und in dem Brutglase unentwegt 
weiter gedeihen; daß in letzterem die Wassertemperatur von der des 
Aquariums nicht verschieden sein darf, versteht sich bei der Zart- 
heit und Empfindlichkeit der Eier von selbst. 





Fig. 185. 


Lemna trisulca Linne. 


Gefangenleben. 889 


Hat man in Paarung befindliche Froschlurche eingesetzt, so 
werden dieselben nach Ausstoßen des Laiches herausgenommen und 
ist letzterer in dem mit Wasserpflanzen nicht zu spärlich versehenen 
Aquarium bis zum Auskriechen der Kaulquappen sich selbst zu über- 
lassen. Da die Anzahl derselben fast immer eine ziemlich große ist, 
so muß dafür gesorgt werden, daß deren für die vorhandene Wasser- 
menge nicht zu viele werden, daher die Zahl derselben, sobald man 
das Absterben einzelner bemerkt, sofort auf das nötige Quantum 
reduziert werden muß. Dies hat natürlich mit fortschreitendem 
Wachstum der Tiere von Zeit zu Zeit immer wieder zu geschehen 
und sind die so herausgenommenen Larven entweder in andere Ge- 
fäße zu verteilen oder zu konservieren. 

Damit die bei guter Fütterung schnell wachsenden Jungen nicht 
. Not leiden, ist selbstverständlich für reichliche Nahrung derselben 
zu sorgen. Für frisch ausgekrochene Molche eignen sich hiezu am 
besten die kleinsten, dem freien Auge gar nicht sichtbaren Lebe- 
wesen (Infusorien), die man durch die schon in dem systematischen 
Teile geschilderte Herstellung eines sogenannten Aufgusses erhält. 
Später geben dann die in stehenden und mit faulenden Stoffen ver- 
sehenen Gewässern häufig leben- 
den kleinen Krebse (Cyelops, 
Daphnia), die sich dem Sammler 
als kaum stecknadelkopfgroße, 
stoßweise herumschwimmende 
Punkte bemerkbar machen, so- 
wie die besonders in Garten- 
cisternen oft häufigen schon 
größeren und durch ihre rote 
Färbung leicht sichtbaren Was- 
sermilben (Hydrachna) und end- - 
lich die fast in allen der erst- > 
genannten Wasseransammlungen ; 
meist massenhaft gesellig auf- 
tretenden Rotwürmer (Tubifex 
rivulorum) ein treffliches Futter 
ab. Letztere machen sich in übel- 
riechenden Lachen und Wasser- 
gräben als mehr oder weniger ausgedehnte blutrote Flecken bemerk- 
lich, die oft aus Tausenden der genannten Würmer bestehen. Wenn 
man mit einem an einen Stock angebundenen Teesieb oder einem 
etwa einen Dezimeter weiten aus starkem Draht und dichter Gaze 
verfertigten Hamen rasch unter eine solche Kolonie hineinstößt und 
selbe heraushebt, so kann man oft einen ganzen Klumpen dieser 
Tiere auf einmal erbeuten. Dieselben werden dann samt dem mit 
herausgeschöpften Schlamm in eine festschließende Blechbüchse ent- 
leert und diese, wenn sie nahezu voll ist, nach Hause getragen, wo- 
selbst man deren ganzen Inhalt in ein flaches Gefäß, beispielsweise 
in den Deckel einer möglichst großen Blechbüchse ausschüttet und 
ein paar Finger hoch mit Wasser übergießt. Da an den Wänden der 
Sammelbüchse viel kleben bleibt, so wird diese noch gut ausge- 





‚Fig. 185b. 
a Cyclops, b Daphnia. 


890 Gefangenleben. 


schwemmt und ihr Inhalt auch in das Aufbewahrungsgefäß entleert. 
Läßt man das ganze ruhig stehen, so wird sich das Wasser bald 
klären und sind nun die sich in Gruppen vereinigenden Würmer 
leicht zu sehen; auch wird man nicht selten bemerken, daß man 
bei der Gelegenheit oft ohne darauf ausgegangen zu sein, zugleich 
eine Menge Daphnien und Cyeclops nach Hause gebracht hat. 

Um nun die genannten Tiere zur Fütterung zu verwenden, werden 
letztere mit einem kleinen Hamen aus ziemlich dichtem, aber immer- 
hin durchlässigem Gewebe abgeschöpft und nachdem das Wasser ab- 
gelaufen ins Aquarium durch Herumschwenken ausgespült. — Um 
die Rotwürmer gesondert heraus zu bekommen, nehme ich einen 
flachen Teller, in den ich gerade so viel Wasser gieße, daß eben der 
Boden davon bedeckt ist. Nun hebe ich mittelst einer an der Spitze 
rechtwinkelig umgebogenen Nadel aus dem die Würmer beherbergen- . 
den Gefäße kleine Klumpen Schlammes heraus, die ich auf der von 
mir abgekehrten Tellerhälfte dermaßen verteile, daß sie etwa einen 
Zentimeter von einander entfernt bleiben. Aus diesen Schlamm- 
klümpchen kriechen dann bald die darin befindlichen Würmer hervor 
und können jetzt leicht mit der gebogenen Nadelspitze gefaßt und ab- 
gehoben werden. Sobald sich dann nur mehr vereinzelte Würmer 
zeigen, streicht man die Schlammhäufchen mit der Nadel glatt und 
auseinander und gelingt es dann, wenn man mit dem umgebogenen 
Ende derselben durch dieselben hinstreicht, oft noch ganze Knäuel 
der in Rede stehenden Tiere auf einmal hervorzuholen. Hierauf legt 
man dieselben auf die dem Arbeiter zugewendete frei gebliebene 
Tellerhälfte, woselbst sie sich meist bald von den ihnen etwa noch 
anhaftenden Unreinigkeiten befreien; sollte dies bei einzelnen Stücken 
nicht geschehen, so kann man diesen, wenn man sie mit der Nadcl 
beim reinen Ende aufhebt und das unreine über den Tellerrand 
hinwegzieht, meist auch noch die ihnen anklebende Erde abstreifen. 
Die auf diese Weise gereinigten Würmer werden dann, damit sie 
nicht wieder in den Schlamm zurückkriechen, sofort mit der Nadel 
abgehoben und in ein kleines, mit etwas reinem Wasser gefülltes 
Schälchen gegeben, aus dem man sie endlich wenn deren genügend 
beisammen sind, in das Aquarium entleert. 

Fast noch schneller kommt man zum Ziele, wenn man IO—I2 
Klümpchen der Schlammasse auf den in oberwähnter Weise herge- 
richteten Teller gibt und dann denselben rasch einige male hin und 
her bewegt. Hiebei verteiltsich die gesammte Schlammasse ziemlich 
gleichmäßig über den Tellerboden, in dem bald klar werdendenWasser 
treten die anfangs zusammengerollten Würmer in kurzem deutlich 
hervor und können dann, sobald sie zu kriechen anfangen, leicht 
herausgehoben werden. 

Zu bemerken wäre noch, daß 'sich die genannten Würmer mit 
Vorliebe am Rande der von ihnen bewohnten Gewässer und Behälter 
oder wenigstens in dessen Nähe anzusammeln pflegen. 

Um Rotwürmer mühelos zu gewinnen wird auch empfohlen den 
sie beherbergenden Schlamm auf ein feinmaschiges Drahtnetz zu 
geben, das man auf ein mit Wasser gefülltes Gefäß derart legt, daß 
die Oberfläche des letzteren gerade das Sieb berührt; die nach der 


Gefangenleben. 891 


Tiefe strebenden Würmer gelangen dann ganz von selbst in das dar- 
unter gestellte Gefäß. Mir hat sich jedoch diese Methode nicht son- 
derlich bewährt, da einerseits dasWasser durch den auch mehr oder 
weniger hinabsinkenden Schlamm stark verunreinigt wird, anderseits 
viele Würmer in dem Schlamm auf dem Siebe zurückbleiben und 
dann beim Trocknen desselben zugrunde gehen. 

Da sıch endlich in einer eventuellen festen Bodenlage dieWürmer 

meist schnell verkriechen und hiedurch den Tieren, für welche sie 
bestimmt sind, schwerer zugänglich werden, so ist es bei dieser Art 
der Fütterung besser, den Boden des betreffenden Gefäßes ganz un- 
bedeckt zu lassen. 

Schon ziemlich erwachsene Urodelenlarven sowie bereits ans 
Land gehende Junge nehmen auch kleine nackte Räupchen, In- 
sektenlarven und entsprechend große 
. oder zerstückelte Regenwürmer, ja 
meistens anstandslos auch rohes 
Fleisch, das ibnen in feinen Streifen 
mit der Pinzette oder auf eine Nadel 
gespießt vorgehalten wird. Für mittel- 
wüchsige Stücke geben namentlich die 
Larven und Puppen der Stechfliege 
(Culex pipiens Linne) ein gutes und 
stellenweise leicht zu beschaffendes 








Futter ab. Dieselben sind namentlich UNTERE, SY 

in größeren, ständig im Freien stehen- b & ei 

den Bottichen und Trögen, in denen INS 

sie mit schnellenden Bewegungen be- Fig. 186. Culex pipiens Linne. 
sonders im warmen und der Sonne a Larve, b Puppe. 


ausgesetzten Wasser lebhaft herum- 
schwimmen, oft in Menge anzutreffen und können dann leicht heraus- 
‚gefischt und ins Aquarium gegeben werden. 

Die Kaulquappen der Froschlurche sind im allgemeinen wie die 
Larven der Urodelen zu halten und zu füttern, nur muß ihnen 
wenigstens in den ersten Jugendzuständen stets ein Aquarium mit 
schlammiger Bodenfüllung und reichlichem Pflanzenwuchs angewiesen 
werden, denn manche derselben nehmen wenigstens anfangs nur den 
Schlamm des Grundes auf, sich von den in ihm enthaltenen organi- 
schen Stoffen ernährend, während andere Pflanzen, namentlich fau- 
lende, sowie kleine Tierleichen benagen. 

Zur Fütterung ganz kleiner Larven beider A benütze 
ich auch manchmal gekochtes Fleisch, das ich durch längeres Zer- 
schneiden mittelst einer Schere auf der Handfläche in ganz feine, 
staubartige Partikel bringe, die, in kleinen Portionen in das Wasser 
gestreut, oft gerne aufgenommen werden. Der leichteren Auffindbar- 
keit dieser kleinen Fleischteilchen halber ist es besser, daß das be- 
treffende Glas keine feste Bodenlage enthält. 

Weit schwerer sind dagegen die schon ans Land gegangenen 
jungen Anuren fortzubringen, da dieselben nicht wie die gleichaltrigen 
Schwanzlurche zur Not auch rohes Fleisch, sondern nur lebendes 
Futter, hauptsächlich kleine Würmer und Gliedertiere annehmen. 


892 Gefangenleben. 


Um sich letztere, besonders Insekten, in Masse zu verschaffen, streift 
man mit einem sog. Schöpfer oder Kötscher, d. i. mit einem an einen 
starken Drahtreif genähten und an einen festen Stock befestigten 
dichten Leinwandsack niedere, am besten blühende Pflanzen auf 
Wiesen und in Wäldern ab, wodurch dann eine große Menge dieser 
Tiere erbeutet wird. Um dieselben nun ohne viel Mühe einzu- 
heimsen, bediene ich mich eines trichterförmigen Sackes, an dessen 
Ende ein durch einen Korkstöpsel gut verschließbares, etwa 3 cm 
weites Blechrohr angebunden ist. Da sich die in den Schöpfer ge- 
ratenen Tiere bei längerem Streifen durch ihre Menge leicht gegen- 
seitig erdrücken, so empfiehlt es sich, natürlich je nach dem Reich- 
tum der abgesuchten Stelle, nach etwa Io—ı2 maligem Streifen den 
Hamen jedesmal zu entleeren. Man nimmt zu dem Ende ein mög- 
lichst großes Glas, oder da das Tragen desselben lästig ist, auch einen 
dichten Stoffsack mit, die beide mit Holzwolle locker gefüllt sind und 
zur Aufnahme der gekötscherten Tiere dienen. 

Um den jeweiligen Fang zu entleeren, werden zuerst die in den 
Schöpfer geratenen Pflanzenteile, damit die auf ihnen sitzenden Tiere 
nicht darauf bleiben, in demselben tüchtig abgeschüttelt und dann 
weggeworfen. Indem man hierauf den Hamen mit der linken Hand 
etwa in der Mitte zuhält, wird dessen Inhalt durch Schütteln und 
Klopfen mittelst des Blechrohres in dasGlas oder den Sack befördert. 
Bei jenem darf der Hals nicht viel weiter als das durch ihn gesteckte 
Rohr sein, bei diesem ist dessen Öffnung fest an dasselbe anzudrücken. 
Ersteres wird nach dem Hineingeben der Beute durch einen Kork- 
stöpsel, letzterer durch festes Zubinden verschlossen. Vor jedem 
Hineinleeren müssen namentlich beim Sacke die schon darin befind- 
lichen Tiere durch vorheriges Schütteln möglichst in die Tiefe ge- 
bracht werden, damit sie nicht etwa entkommen. 

Endlich kann man sich zahlreiche Insekten und Spinnen noch 
dadurch verschaffen, daß man einen aufgespannten Regenschirm unter 
Sträuche und niedrige Bäume hält und deren Äste mit einem dicken 
Stock rasch aber stark beklopft. Um die hiebei oft in Menge herab- 
fallenden Tiere leichter zu sehen, ist es von Vorteil, daß der hiezu 
verwendete Schirm von möglichst lichter, am besten von weißer 
Farbe sei. Die in demselben befindlichen Kerfe werden dann in ein 
mit Holzwolle locker gefülltes Glas gegeben, in dessen Korkstöpsel ein 
etwa I5 mm weites, unten nur I, oben aber etwa Io cm hervorragen- 
des Blechrohr eingelassen ist, welches, des leichteren Auffassens der 
erbeuteten Tiere halber, an seinem freien Ende stark schief abge- 
schnitten und am Rande möglichst zugeschärft ist. Mit diesem 
schiefen Rohrende werden nun die auf der Innenfläche des Schirmes 
herumkriechenden Insekten leicht abgestreift und durch Emporheben 
des Glases in dasselbe hineinfallen gelassen. Während des Nicht- 
gebrauches wird das Blechrohr durch einen kleinen Stöpsel verschlossen, 
der mittelst einer ihm hinreichend Spielraum lassenden Schnur an 
dem Glashalse befestigt ist. 

Zu Hause angelangt wird dann die heimgebrachte Beute in das 
Terrarium entleert, dessen Verschluß natürlich derartig sein muß, 
daß die hineingebrachten Futtertiere nicht entkommen können. 


Gefangenleben. 893 


Daß auch beim Fange mit dem Schirme blühende Pflanzen das 
reichste Ergebnis liefern, versteht sich wohl schließlich von selbst; 
auch mag bemerkt werden, daß für die zwei letzten Arten des Insekten- 
fanges die späten Nachmittagsstunden von 5—8, sowie schattige 
Lagen die beste Ausbeute geben, während zur heißen Tageszeit und 
besonders im Sonnenschein viel weniger oder oft auch gar nichts zu 
finden ist. 

Ein sehr gutes und meist leicht zu beschaffendes Futter für be- 
reits entwickelte aber noch ganz kleine Lurche sind endlich noch 
die allgemein bekannten Blattläuse (Aphidia), welche namentlich in 
ungeflügeltem Zustande oft massenhaft beisammen sitzen und einfach 
samt den von ihnen bedeckten Zweigen nach Hause gebracht und 
in das Terrarium gelegt werden. 

Die schon verwandelten Amphibien sowie die Reptilien sind 
sämtlich in Terrarien zu halten und empfiehlt sich namentlich für 
Molche ein sog. Combinationsvivarium, d.i. ein Behälter, dessen 
Boden zum Teile mit festem Materiale, zum Teile aber mit Wasser 
gefüllt ist. Zur Aufnahme des letzteren läßt man sich am besten 
eine in das Terrarium genau hineinpassende und dasselbe teilweise 
ausfüllende Blechwanne von entsprechender Höhe machen, zur Not 
leistet aber auch ein beliebiges anderweitiges Gefäß dieselben Dienste, 
stets muß aber dafür gesorgt sein, daß den Gefangenen das Heraus- 
steigen aus demselben leicht möglich ist, was durch an den Innen- 
rand des Wasserbehälters angekittete Steinbrocken oder Muschel- und 
Schneckenschalen erreicht wird. 

Salamander sowie manche Tritonen und Froschlurche können 
übrigens auch in reinen Terrarien untergebracht werden, die aber 
stets entsprechend feucht zu halten sind. Der Boden derselben ist 
wenigstens für die grabenden Arten mit einer 4—6 cm hohen Lage 
aus mit Sand vermischter lockerer Erde und darüber mit einer Moos- 
schichte zu bedecken. Zum Verkriechen der Tiere sind auf letztere 
noch einige Stücke Hohlziegel, Blumentopfscherben oder Baumrinden 
zu legen. Das Moos muß beim Einsetzen der Lurche stets frisch 
genommen werden, da solches, das schon längere Zeit mit Amphibien 
in Berührung war, den zarteren Arten leicht schädlich, ja selbst tödlich 
wird. So geht selbst unsere Salamandra atra ın solchem Moos bald 
zugrunde und manchen südeuropäischen Molchen, namentlich denen 
der Untergattung Euproctus, die überhaupt mit zu den heiklichsten 
Urodelen gehören, fault unter solchen Umständen der Schwanz von 
der Spitze an bei lebendigem Leibe ab. 

Die Wände eines Lurchterrariums können sowohl aus Glas, als 
auch aus Drahtgeflecht sein; letzteres hat den Vorteil, daß die 
Anuren nicht so gern wie gegen das erstere anspringen und sich 
hiebei die Schnauze zerstoßen; desgleichen muß das Terrarium 
auch stets so hoch sein, daß es die Sprunghöhe der Gefangenen über- 
trifft, da sie sich sonst am Deckel desselben abstoßen. — Übrigens 
können Amphibien mit Ausnahme der gut kletternden Molche auch 
in ganz gewöhnlichen, offenen Holzkisten gehalten werden, deren 
Innenwände glatt gehobelt sind und deren Ausstattung der für die 
Terrarien angegebenen entspricht. 


894 Gefangenleben. 


Statt der Moosschichte kann man den Boden der Lurchbehälter 
auch mit lebenden Pflanzen besetzen und zwar namentlich mit sol- 
chen, die sich mehr auf der Erde hinziehen und nicht in die Höhe 
wachsen; als in dieser Hinsicht besonders geeignet erweist sich die 
als Ampelpflanze allgemein gehaltene Tradescantia virıdıs, da deren 
in den Grund gesteckte Zweige sofort Wurzel fassen und weiter ve- 
getieren. Die zum Fortkommen derselben nötige Feuchtigkeit genügt 
auch dem Lebensbedürfnisse der meisten Amphibien, namentlich 
wenn deren Käfig noch einen Wassernapf enthält. In diesem Falle 
ist aber das betreffende Terrarium erst dann mit seinen Inwohnern 
zu versehen, wenn die eingesetzten Pflanzen schon bewurzelt sind, 
da sie sonst von den herumkriechenden Tieren herausgewühlt werden. 

Da schließlich die meisten Amphibien Nacht- und Dämmerungs- 
tiere sind, so ist eine Besonnung der von ihnen bewohnten Käfige 
nicht nötig oder höchstens auf die frühen Morgen- und späten Nach- 
mittagstunden zu beschränken. 

Was die Reptilien betrifft, so sind davon höchstens die wasser- 
liebenden Tropidonotus Arten sowie die Sumpfschildkröten in Kom- 
binationsvivarien zu halten, alle anderen aber in Trockenterrarien 
unterzubringen, die nur mit einem Trink- oder Badenapf zu ver- 
sehen sind; für Schlangen empfehlen sich verhältnismäßig längere und 
niedrigere, für Eidechsen dagegen etwas höhere Behälter. Die Wände 
derselben können sowohl aus Glas als auch aus Drahtgeflecht be- 
stehen. Letzteres ist insofern vorteilhafter, als es unzerbrechlich ist 
und außerdem den Gefangenen die Wohltat der Besonnung in viel 
ausgiebigerem Maße gestattet, als dies bei Glaskäfigen der Fall ist, 
welche wegen der durch längere und stärkere Insolation in ihnen ent- 
stehenden Gluthitze den direkten Sonnenstrahlen nur kurze Zeit und 
mit großer Vorsicht ausgesetzt werden können. Auch haben Draht- 
käfige noch den Vorzug, daß sie dem Kletterbedürfnis ihrer Bewohner 
weit mehr genüge leisten, was namentlich bei Eidechsen von Bedeu- 
tung ist, desgleichen ist auch deren Durchsichtigkeit vollkommen 
hinreichend um die darin befindlichen Tiere ganz gut sehen und be- 
obachten zu können. Aufalle Fälle sollen aber Giftschlangen wegen 
ihrer Gefährlichkeit niemals in dem Zerbrechen ausgesetzten Glas- 
terrarien, sondern stets nur in Drahtbehältern untergebracht werden. 
— Heizbare Terrarien müssen selbstverständlich aus Glas sein, sind 
aber für europäische Kriechtiere und Lurche kaum nötig, da für 
diese im äußersten Falle das Hineinstellen des Käfigs in ein warmes 
Zimmer genügt. 

Wer sich nicht ein Terrarium kaufen will, kann sich einen ganz 
netten Drahtkäfig mit wenig Mühe und Kosten in nachstehender 
Weise selbst anfertigen. Man kauft sich ein etwa I cm starkes Brett 
und hiezu das für die Größe des zu machenden Behälters nötige 
Drahtgewebe. Vom ersteren sägt man ein entsprechend langes und 
breites Bodenstück und zwei ebenso breite untereinander gleiche, oben 
verrundete Seitenstücke heraus. Aus einem der letzteren schneidet 
man mittelst einer Laubsäge von der Unterkante aus eine vier- 
eckige Öffnung heraus, die so groß ist, daß man mit der Hand be- 
quem durch kann. Auf dieses hiedurch erhaltene Brettchen wird mit 


Gefangenleben. 895 


kurzen Nägeln ein zweites von derselben Form befestigt, das aber 
etwas größer ist, so daß es das erstere oben und seitwärts um etwa 
ıcm überragt. Hiedurch wird eine Türplatte gebildet, welche in 
und auf die zuerst geschnittene-Öffnung vollkommen genau paßt 
und durch eine jederseits angebrachte Schraubklemme fest und 
sicher geschlossen werden kann. Nun werden die Seitenteile so an 
den Boden genagelt, daß die Rundung 

derselben nach oben sieht. Dieses Ge- RE ZEREEE 

stell überzieht man hierauf mit dem ai 
Drahtnetz, das mittelst kurzer aber 
breitköpfiger Nägel an den Kanten 
aller drei Bretter befestigt wird und 
der Käfig ist fertig. Bemerkt wird 
nur, daß der Draht des Gewebes 
nicht zu fein sein darf, weil sonst 
der Behälter zu wenig fest und solid Fig. 187. 

wird. Die Weite der Maschen richtet Drahtkäfig. a Türe. 

sich natürlich nach der Größe der 

zu haltenden Tiere, darf aber ja nicht zu groß sein, da es kaum 
glaublich ist, durch was für kleine Öffnungen sich namentlich die 
Schlangen oft durchzuzwängen vermögen. Vor allem hat sich aber 
das Gitter nach der Größe der betreffenden Futtertiere zu richten 
und darf selbstverständlich niemals so weit sein, daß diese durch das- 
selbe entkommen können. Ein derartiger Käfig, welcher beispielsweise 
52 cm lang, 23 cm hoch und 2 cm tief ist, kann in einigen Stunden 
fertig sein und betragen dessen Herstellungskosten kaum mehr als 
eine Krone; ein kleinerer kommt natürlich entsprechend billiger. Der 
Boden desselben wird nun mit Moos bedeckt, auf das einige hohl 
aufliegende Ziegel- und Rindenstücke gelegt werden und schließlich 
noch mit einem Futter- und Wassernapf versehen. Sind die darin 
gehaltenen Tiere Gräber oder Sandwühler, so ist der Behälter statt 
auf. flachen Boden auf ein ladenartiges Untergestell zu befestigen, 
welches mit Sand oder lockerer Erde zu füllen und je nach Bedarf 
von verschiedener Tiefe ist. 

In solchen höchst einfachen Käfigen befinden sich die Gefangenen 
ausnehmend wohl, fühlen sich wie in freier Luft und können den 
ganzen Tag in der Sonne stehen. Denn während in Glasterrarien 
im letzteren Falle eine wahre Brathitze entsteht, welche den Be- 
wohnern derselben in kurzer Zeit tödlich wird, kann in Drahtkäfigen 
niemals eine höhere Temperatur als die durch direkte Besonnung 
bewirkte entstehen, und wenn man einen Teil des Behälters be- 
schattet, bleibt dann die größere Wärme auf den besonnten Teil be- 
schränkt und steht es den Tieren frei je nach ihrem Behagen in 
diesem zu verharren oder den kühleren Schatten aufzusuchen. Bei 
Glasterrarien muß man in dieser Richtung höchst vorsichtig sein, 
darf sie nur im ersten Frühjahre oder in den Morgen- und späten 
Nachmittagsstunden der Sonne aussetzen und ist das kleinste Ver- 
säumnis in der Beziehung oft von den verderblichsten Folgen be- 
gleitet, bei Drahtkäfigen braucht man sich dagegen keine Sorge zu 
machen. Das einzige, worauf hiebei zu achten ist, besteht darin, 


Eiiene 





896 Gefangenleben. 


daß dieselben nicht vor oder hinter eine Fensterscheibe zu stehen 
kommen, weil sich in diesem Falle auch eine den Pfleglingen gefähr- 
lich werdende Hitze entwickeln kann. 

Desgleichen können die Tiere in Drahtbehältern auch ohne letztere 
zu öffnen durch das Gitter gefüttert und bebraust werden. 

Zu ersterem Behufe werden die mit den Fingern gefaßten Futter- 
tiere einfach durch eine Masche des Gitters etwa bis zur Hälfte in 
den Käfig hineingeschoben, worauf sie dann meist bald von den Ge- 
fangenen geholt werden. Ist das Geflecht zu enge, um etwa Fliegen 
oder Mehlwürmer hindurchzulassen, so braucht man nur eine Masche 
desselben nach Bedarf etwas zu erweitern. Es empfiehlt sich hiebei 
die Mehlwürmer am Kopfende zu halten, da sie im Gegenfalle den 
Fingern leicht entgleiten und in das Terrarium fallend sich sofort 
verkriechen. Für die Bebrausung kauft man einen mit Kautschuk- 
ballen versehenen diesbezüglichen Apparat, kann sich aber, wenn 
man hiefür die Ausgabe scheut, mit sehr geringen Kosten eine ihrer 
Aufgabe vollkommen genügende Brause leicht selbst herstellen. Man 
nimmt zu dem Ende ein ziemlich weit- 
halsiges Glas, das man durch einen Kork- 
stöpsel fest verschließt; letzterer wird 
(Fig. 188) an seinem oberen Ende derart 
zugeschnitten, daß dessen eine Hälfte die 
andere merklich überragt. In denselben 
werden dann zwei an einem Ende fein 
zugespitzte Glasröhren so eingelassen, 
daß die eine durch den niederen Stöpsel- 
teil senkrecht bis gegen den Flaschen- 
boden, die andere dagegen durch den 
höheren Stöpselteil in horizontaler Rich- 
tung hindurchgeht. Die Spitzen beider 
Röhren müssen hiebei einander möglichst 
genähert sein. Bläst man nun in das 
Fig. 188. wagrechte Rohr kräftig hinein, so steigt 
das Wasser aus der Flasche in dem Ver- 
tikalrohr in die Höhe und wird bei seinem 
Ausfließen durch den aus dem anderen Rohre ausströmenden starken 
Luftstrom in einen staubartigen Sprühregen zerteilt. — Sollte man 
nicht imstande sein, sich eine derartige Brause selbst zusammen- 
zustellen, so kann man sich dieselbe um einen geringen Preis in jeder 
Apotheke machen lassen. 

Endlich kann man sich noch selbst ohne diese Vorrichtung be- 
helfen, wenn man das Wasser aus einer entsprechenden Höhe ein- 
fach in Tropfenform auf das Terrarium fallen läßt. Man stellt dies 
zu dem Ende auf den Boden, nimmt ein etwa bis zum Drittel ge- 
fülltes Glas Wasser und verschließt es mit der linken Handfläche 
derart, daß das Wasser bei horizontaler Lage des Glases nur heraus- 
tröpfeln kann. Hält man das Glas hiebei etwa in Brusthöhe, so 
kann man über dem Käfig hin- und herfahrend, das ganze Innere 
desselben -besprengen, da die aus dem Glase herauskommenden 
Tropfen durch das Auffallen auf dem Gitter regenartig zerstieben. 








Flaschenbrause. 


Fütterung. 897 


Dieses Benetzen, das öfters und namentlich in der warmen 
Jahreszeit vorzunehmen ist, tut den Gefangenen ungemein wohl, 
ersetzt ihnen den im Freien fallenden Tau und macht ihre Epi- 
dermis zum Behufe der Häutung-weich und geschmeidig. 

Was die Nahrung der gefangenen Amphibien und Reptilien be- 
trifft, so sind die ersteren sowie die Eidechsen vorzugsweise mit 
Insekten und Würmern, die Schlangen aber in der Regel mit klei- 
neren Wirbeltieren zu füttern. 

Von Gliedertieren sind namentlich Fliegen und Heuschrecken, 
für frisch ausgekrochene und kleine Eidechsen besonders Blattläuse 
und die nach der früher erwähnten Methode mit dem Schöpfer oder 
Schirme erbeuteten Tiere das am leichtesten zu beschaffende Futter. 
Fliegen können mit der Hand, besser aber mit den käuflichen Glas- 
fallen gefangen werden, bei denen man natürlich den nach innen 
umgebogenen Rand nicht mit Flüssigkeit füllt, während man an 
Stelle des Stöpsels an der oberen Mündung eine Glasflasche be- 
festigt, in welcher sich die Fliegen ansammeln können. Diese wird 
dann offen und mit Papier umwickelt in das Terrarium gelegt, wo- 
selbst dann die nach dem Lichte strebenden Zweiflügler bald 
herauskriechen. Übrigens kann man Fliegen auch züchten, indem 
man kleine Tierleichen oder noch mit Fleisch- und Knorpelresten 
versehene Knochen im Freien auslegt, wobei nur das Trocknen der 
letzteren durch tägliche Befeuchtung derselben zu verhindern ist. 
Diese Lockmittel werden von den Fliegen sofort zur Ablage der 
Eier benützt und bei der kurzen Entwicklungszeit derselben bald 
von Larven wimmeln. Da letztere auch sehr gerne genommen 
werden, so kann man sie schon als solche verfüttern; will man 
aber das Auskriechen der Fliegen abwarten, so muß man natürlich 
die obengenannten Gegenstände in ein weites offenes Gefäß legen, 
das man nach dem Erscheinen der Maden mit Gaze zubindet, die 
man am besten sackartig macht, damit man die hineingekommenen 
Fliegen leichter in Sicherheit bringen kann. Man braucht dann nur 
den Tüllsack an einer kleinen Flasche zu befestigen, die man, nach- 
dem man die Fliegen in sie hineingejagt, in der obbeschriebenen 
Weise in den Käfig legt. — Die ergiebigste Fliegenzucht erhält man 
nach Wolterstorff, wenn man ein nicht zu kleines Gefäß, am 
besten ein größeres Einmachglas,. einige Finger hoch mit Kleie oder 
Sägespänen füllt, diese Substanzen dann bis zur Sättigung mit 
Milch begießt und schließlich noch ein Stück Käse darauf legt; das 
Ganze wird dann, natürlich offen, auf einen warmen, aber nicht 
zu stark besonnten Ort, beispielsweise auf ein Fenster oder in der 
Küche aufgestellt. 

Heuschrecken sind, allerdings mehr im Sommer und im Herbste, 
besonders an sonnigen Stellen oft in Masse zu finden, werden am 
besten mit einem Schmetterlingsnetz gefangen und natürlich lebend 
in einer nicht zu kleinen Flasche oder Blechbüchse, die mit Holz- 
wolle oder sperrigen Pflanzen ganz locker gefüllt ist, nach Hause 
getragen. Um die Büchse nicht jedesmal öffnen zu müssen, wobei 
viele Gefangene entspringen würden, empfiehlt es sich den Deckel 
am übergreifenden Rande mit einer entsprechend großen Öffnung zu 

Schreiber, Herpetologia europaea, f 57 


898 Fütterung. 


versehen, die auf eine gleiche am Schachtelrande paßt und durch 
Drehung des Deckels bei jedesmaligem Hineingeben eines Stückes be- 
liebig geöffnet und dann sofort wieder geschlossen werden kann. 
Man kann übrigens Heuschrecken auch in einem Sacke, der an ein 
durch einen Kork verschließbares Blechrohr gebunden ist, nach 
Hause tragen, doch darf derselbe nicht aus Tüll sein, weil dieser 
von den Heuschrecken durchgebissen wird. Da ferner beim. Unter- 
bringen desselben in der Tasche die darin befindlichen Tiere leicht 
zerdrückt werden können, so pflege ich den Sack im Innern meines 
Rockes, etwa unter dem Ärmelschlupf hängend an einen daselbst 
angenähten Knopf oder mittelst einer Sicherheitsnadel zu befestigen. 

Auch die Schaben geben ein sehr erwünschtes Futter und ist 
die kleine, gelbbraune Phyllodromia germanica L. namentlich durch 
Abklopfen der Sträucher in den Schirm, mitunter auch in Häusern, die 
große Küchenschabe (Periplaneta orientalis L.) ausschließlich in 
letzteren zu erhalten. Um diese in größerer Menge zu bekommen, legt 
man an dunkeln und warmen Stellen, am besten unter dem Herd in 
der Küche, mit Bierneige oder Fruchtsaft getränkte Lappen aus, unter 
denen man dann die betreffenden Tiere am Morgen meist massen- 
haft beisammen findet. Auch kann man Schüsseln aufstellen, in 
welche man beliebige Speisereste als Lockmittel wirft und die man 
behufs ihrer Zugänglichkeit ringsherum mit einem einerseits bis zum 
Rande, anderseits bis auf den Boden reichenden Tuche umgibt. 
Damit die als Nahrung verwendeten Schaben nicht aus dem Futter- 
troge entkommen, muß derselbe ziemlich tief sein. Wirft man sie 
einfach in das Terrarium hinein, so verkriechen sie sich sofort und 
kommen erst wieder bei Nacht hervor, daher diese Art der Fütterung 
nur für nächtliche Tiere, wie es die meisten Lurche sowie die Gek- 
konen sind, zu empfehlen ist. 

Auch Asseln, Ohrwürmer (Forficula) und Schmetterlinge, von 
letzteren namentlich die dickleibigen Abend- und Nachttalter, sowie 
nackte Raupen werden mitunter gerne genommen. Die Ohrwürmer 
findet man nicht selten in den Blattscheiden größerer Pflanzen ver- 
steckt und können manchmal auch dadurch in Mehrzahl erbeutet 
werden, daß man hohle Pflanzenstengel auslegt, in welche sich die 
Tiere gerne verkriechen. Raupen werden mit dem Schöpfer und dem 
Schirm am öftesten erhalten, müssen aber von anderen Tieren ge- 
sondert in eigenen, lose mit frischen Pflanzen gefüllten Behältern 
in nicht zu großer Zahl untergebracht werden. 

Aus der reichhaltigen Ordnung der Käfer (Coleoptera) wird nur 
von den Froschlurchen fast alles meist anstandslos genommen, 
während die Eidechsen in der Beziehung viel heiklicher sind und in 
der Regel nur die weichhäutigen Arten fressen. Die Maikäfer 
(Melolontha ) sowie dieabends oft in Menge aufGrasplätzen schwärmen- 
den Junikäfer (Rhizotrogus) sind nur für größere Lacertilien zu ver- 
wenden, während sämtliche Mitglieder der so zahlreichen Blattkäfer 
(Chrysomelidae) meist von allen verschmäht werden. 

Von den Hautflüglern (Hymenoptera) sind nur die mit keinem 
Stachel versehenen, namentlich die Blattwespen ( Tenthretinidae) zu 
verwenden, zumal man solche auch im Larvenzustande als sog. 


Fütterung. 899 


Afterraupen oft in Menge auf Bäumen und Sträuchern erbeuten 
kann. Hievon ist vor allem der in Föhrenwaldungen oft verheerend 
auftretende Lophyrus pin L. zu erwähnen, eine 8&—g mm lange, im . 
männlichen Geschlechte schwarze, im weiblichen aber gelb und 
dunkelbraun gefleckte Wespe, von der man gelegentlich sowohl die 
bis 25 mm erreichenden grünen Larven als auch die vollendeten 
Tiere in Masse erbeuten kann; desgleichen lohnt es sich auch die 
Cocons zu sammeln, welche im Sommer auf den Bäumen, im Herbste 
und Winter aber am Fuße derselben unter Moos oder in der Erde 
oft in gewaltige Klumpen vereinigt zu finden sind: nach Hause ge- 
bracht liefern dann die auskriechenden Wespen eine ganz mühelos 
erhaltene sehr ergiebige Futterquelle. 

Aus der Ordnung der Hautflügler stammen auch die Ameisen- 
puppen (Ameiseneier), die von manchen Terrarienbewohnern ebenfalls 
gerne aufgenommen werden. Die käuflich zu erhaltenden erweisen 
sich meist mehr oder weniger eingeschrumpft und sind daher vor 
ihrer Verwendung in heißem Wasser aufzuquellen. Doch kann man - 
sich dieselben auch frisch und leicht selbst verschaffen, wenn man 
ein großes weißes Tuch an einem Ameisenhaufen ausbreitet, dessen 
vier Ecken ziemlich weit umschlägt und selbe behufs Herstellung 
eines Hohlraumes mit Zweigen unterlegt. Schüttet man nun den 
Ameisenhaufen darauf, so suchen die Bewohner desselben vor allem 
ihre Brut zu retten und tragen zu dem Ende mit großer Geschäftig- 
keit ihre Puppen unter die bergenden Hohlräume der umgeschlagenen 
Tuchzipfel, von wo aus sie dann mühelos weggenommen werden. 

Als das am häufigsten gebrauchte Insektenfutter sind endlich 
noch die unter dem Namen Mehlwürmer allgemein bekannten Larven 
von Tenebrio molitor L. zu erwähnen; dieselben können leicht da- 
durch erbeutet werden, daß man in Mühlen oder Getreideböden 
feuchte Tücher auslegt, unter denen sie sich bald in Menge an- 
sammeln; da sie übrigens auch als Vogelfutter verwendet werden, 
so sind sie bei Vogelhändlern auch käuflich zu haben. Weit vor- 
teilhafter und nahezu kostenlos ist es aber dieselben selbst zu züchten, 
zu welchem Ende man sich eine sog. Mehlwurmhecke anlegt, die 
aus einem mit grober Kleie etwa bis zu zwei Drittel Höhe gefüllten 
Behälter besteht. Gläser, glasierte Töpfe sowie Blechbüchsen sind 
hiezu nicht zu empfehlen; da nämlich durch däs beständige Herum- 
krabbeln der Mehlwürmer eine bedeutende Wärme entsteht, so fangen 
die Innenwände solcher undurchlässiger Gefäße bald zu schwitzen 
an, werden feucht und naß und verwandelt sich die daran grenzende 
Kleie dadurch allmählich in eine schwarze, klebrige Masse, welche 
die Entwicklung von Milben in hohem Grade begünstigt und durch 
deren rapide Vermehrung meist in kurzer Zeit die ganze Zucht zer- 
stört. Es ist daher weit besser, hiezu eine Holzkiste zu ‚nehmen 
und wenn dieselbe auch nach längerer Zeit hie und da zerfressen 
wird; so kann man doch die dadurch schadhaft gewordenen Stellen 
mit Siegellack oder Glaserkitt verstreichen und so das Entkommen 
der Tiere verhindern. Um letzteres auch nach oben hin zu ver- 
hüten, wird der Rand der Kiste innen ringsherum mit etwa 4 cm 
breiten Glasstreifen belegt, die durch kleine Blechdreiecke befestigt 

5% 


900 Fütterung. 


werden, von denen man die Spitze in das Holz, den anderen Teil 
aber umgebogen an das Glas drückt. Ein Deckel ist vorderhand 
. nicht nötig. Eine solche Kiste, welche bei einer ungefähren Länge 
von 35 cm, 20— 25cm Höhe und Breite hat, ist etwa mit tausend 
Mehlwürmern zu besetzen. Die Oberfläche der Kleie pflege ich etwa 
zur Hälfte mit einer drei- bis vierfachen naßgemachten und dann 
gut ausgewundenen Stofflage zu bedecken, was den Vorteil hat, daß 
sich die feuchtigkeitliebenden Larven in Menge darunter sammeln und 
nach Abheben der 2—3 obersten Lagen ohne die Kleie zu durch- 
wühlen leicht mit der Pincette aufgenommen werden können. Außer- 
dem ist es noch gut ab und zu Stückchen angefeuchteten und aus- 
gedrückten Brotes, Scheiben von Rüben und Salatstrünken, aber 
nicht in zu großer Anzahl, sowie auch kleine Tierleichen hineinzu- 
geben, was alles gerne gefressen wird. Eine besondere Lieblings- 
speise bilden aber ausgepreßte Zitronen, in denen sich die Tiere ver- 
kriechen und deren Fruchtfleisch sie bis zur Schale verzehren. Die 
übrig gebliebenen Nahrungsreste, namentlich aber schimmelig ge- 
wordene, müssen sofort entfernt werden. Da die Füllung der Kiste 
durch Verzehrung derselben allmählich einsinkt, so muß ab und zu 
Kleie, aber in nicht zu großer Menge, nachgeschüttet werden. Ist 
der ganze Inhalt in eine staubartige Masse verwandelt, so muß er 
entleert und nach Herausnahme der Mehlwürmer durch frische Kleie 
ersetzt werden. Dies geschieht am besten zu einer Zeit, wo die 
Mehlwürmer schon ziemlich groß sind, da das Heraussuchen der kleinen 
Larven nicht nur sehr mühsam und zeitraubend ist, sondern viele 
derselben auch leicht übersehen werden können. Will man dies 
dennoch zu einer in dieser Richtung ungünstigen Zeit tun, so bleibt 
nichts übrig, als die Kleie durchzuseihen, da man sonst zu viele Ver- 
luste hat. Man breitet zu dem Ende einen Bogen weißen Papieres 
auf den Tisch, gibt kleine Partien der Kleie in einen mit nicht zu 
großen. Löchern versehenen Seihlöffel und siebt dieselbe durch Hin- und 
Herschütteln in einer möglichst feinen Schichte auf das Papier; hiebei 
bleiben die größeren Larven in dem Siebe zurück, während die kleinen 
etwa noch durch die Löcher durchfallenden auf der dünnen Kleien- 
schichte des Papieres durch die von ihren Bewegungen entstandenen 
Furchen leicht entdeckt und mittelst einer Pincette abgenommen 
werden können. 

Ein noch weit ausgiebigeres Futter sind die Larven von Tenebrio 
obscurus Fabr., welche die von molitor an Größe bedeutend über- 
treffen, aber nicht in Mühlen und auf Kornböden, sondern haupt- 
sächlich in Ställen in dem Genist der Krippen sowie in den oft in 
Winkeln zusammengekehrten Abfällen von Heu und Hafer zu 
finden sind und auch in diesen Substanzen gezüchtet werden 
müssen. 

Wenn im Hochsommer die Larven weniger werden und allmäh- 
lich Puppen und Käfer erscheinen, so ist es am besten nichts mehr 
herauszunehmen und erst wenn von den letzteren keine lebenden 
mehr zu sehen sind, die etwa noch vorhandenen Mehlwürmer in eine 
frisch hergerichtete Kiste zu geben, die alte aber behufs Entwicklung 
der Eier sich selbst zu überlassen. Da immerhin einzelne Käfer 


Fütterung. 901 


durch Herausfliegen zu entkommen pflegen, so ist es gut beim Er- 
scheinen derselben die Kiste durch einen Deckel zu verschließen. 

In ähnlicher Weise können auch die Arten der Gattung Tribolium, 
sowie Tenebrioides mauritanicus L: und Gnathocerus cornutus Fabr. 
gezogen werden. Da dieerste und letzte der genannten Arten nament- 
lich in Bäckereien vorkommen, so empfiehlt es sich bei der Zucht 
derselben die Kleie etwa zur Hälfte mit grobem Mehl zu vermengen. 

Die Mehlwürmer sind wegen ihrer harten Hautbedeckung vor- 
zugsweise als Nahrung für Anuren und Eidechsen, die sehr kleinen 
und zarten Larven der letztgenannten Käfer besonders zur Aufzucht 
junger Lurche und Kriechtiere geeignet. 

Sollten sich in einer Mehlwurmhecke trotz aller Vorsicht dennoch 
Milben zeigen, so ist die Kiste über Nacht auf eine warme Unter- 
lage zu stellen und die Kleie mit einem Tuche zu bedecken. Die 
von der Bodenwärme nach oben flüchtenden Schmarotzer sammeln 
sich dann in dem die Füllung bedeckenden Tuch und können durch 
Schütteln und Abklopfen desselben leicht entfernt werden; desgleichen 
tut auch eine kräftige Besonnung der Kiste der Entwicklung der 
ungebetenen Gäste Abbruch. 

So gerne übrigens die Mehlwürmer von fast allen Gefangenen 
genommen werden, so ist bei deren Verwendung, namentlich den 
Eidechsen gegenüber, immerhin eine gewisse Vorsicht zu beachten. 
Da sie nämlich wegen ihrer oberwähnten Eigenschaft schwer ver- 
daulich sind, so dürfen sie besonders anfangs nur in geringer Zahl 
verabreicht werden, indem eine größere Portion meist wohl gierig 
verschlungen aber nicht immer auch verdaut und dann von den be- 
treffenden Tieren oft wieder ausgespieen wird, was stets ein Unwohl- 
sein, mitunter aber selbst den Tod des damit gefütterten Pfleglings 
zur Folge hat. 

Als letztes Futter aus dem Kreise der Gliedertiere sind endlich 
noch die Spinnen anzuführen, welche von allen Gefangenen sehr 
gerne genommen werden. Obwohl mitunter stellenweise sehr häufig 
und unschwer zu fangen sind sie doch wegen ihrer weichen Körper- 
bedeckung leicht zu beschädigen und da sie meist schon infolge ge- 
ringer Verletzungen sterben, so sind sie, wenigstens in Menge, nur 
schwer in noch brauchbarem Zustande nach Hause zu bringen, daher 
man sich bezüglich derselben meist auf die in Wohnungen oder dazu 
gehörigen Gärten und Parkanlagen anzutreffenden beschränken muß. 

Von Avertebraten können endlich noch Regenwürmer und 
Schnecken manchmal als. Nahrung verwendet werden. Erstere sind 
aber womöglich aus reiner Erde zu entnehmen, da die neben oder 
unter Dünger gefundenen in der Regel verschmäht werden; legt man 
übrigens derlei Stücke in Kaffeesud, so verlieren sie nach und nach 
die ihnen von ihrem früheren Wohnorte anhaftenden unangenehmen 
Eigenschaften. Stößt man an Stellen, wo man Regenwürmer ver- 
mutet, einen Stock in die Erde und rüttelt ihn tüchtig hin und her, 
so kommen sie mitunter selbst aus dem Boden hervor. Zu Hause 
können sie in mit etwas faulenden Pflanzenstoffen versetzter und 
schwach befeuchteter Erde in zugedeckten Gefäßen zum Gebrauche 
vorrätig gehalten werden. Große Exemplare sind in dem Körper- 


902 Fütterung. 


maße der Pfleglinge entsprechende Stücke zu zerschneiden, da diese 
sonst daran ersticken können. 

Von Schnecken sind namentlich die nackten und nicht mit 
allzu harter Schale versehenen Arten zu gebrauchen, von denen man 
‘sich gelegentlich einen größeren Vorrat einträgt und die, mit frischen 
Pflanzen gefüttert, beliebig lange behalten werden können. 

Die Wirbeltiere kommen in der Regel nur bei Fütterung der 
Schlangen, höchstens noch bei den größeren Eidechsen in Betracht. 
Da unsere einheimischen Ophidier die Länge von anderthalb Meter 
selten übersteigen, so kann es sich hiebei selbstverständlich nur um 
kleinere Vertebraten handeln. Fische, Molche, Frösche, Eidechsen 
Vögel und deren Eier, sowie Mäuse und Ratten kommen da am 
häufigsten zur Verwendung. Von den zwei letzten werden gewöhnlich 
die weißen Abarten gehalten, die in Tierhandlungen allgemein käuf- 
lich sind und auch leicht gezüchtet werden können, wozu sie sich 
wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit besonders eignen. Sie 
werfen jeden Monat 6—ıo Junge, die nach I—2 Monaten schon 
wieder fortpflanzungsfähig sind, so daß man, wenn man nicht viele 
Tiere zu füttern hat, sich vor lauter Nachkommenschaft bald nicht zu 
helfen weiß. Gehalten werden diese Nager in Drahtkäfigen, Vogel- 
bauern oder Holzkisten, die innen bis zu einer entsprechenden Höhe 
mit Blech auszuschlagen sind. Ein hineingestelltes kleines Kästchen 
ist etwa bis zur Hälfte mit Werg zu füllen, unten mit einem Schlupf- 
loche zu versehen und dient als Nest und Schlafstätte. Damit der 
von diesen Tieren ausgehende unangenehme Geruch möglichst be- 
schränkt werde, ist eine tägliche Reinigung der von ihnen bewohnten 
Behälter nötig und ausschließlich vegetabilische Nahrung zu reichen. 
Übrigens können statt weißer Mäuse und Ratten auch die gewöhn- 
lichen gezogen werden und empfiehlt sich von letzteren mehr die 
allerdings schon selten vorkommende kleinere Hausratte als die große 
Wanderratte. Meerschweinchen, die zu dem Zwecke auch mitunter 
gehalten werden, sind wegen ihrer weit geringeren Fruchtbarkeit 
viel weniger zu empfehlen. Auch werden die weißen Abarten nicht 
immer genommen und besaß ich beispielsweise Schlangen, die solche 
hartnäckig verschmähten und sie erst dann nahmen, wenn sie durch 
längeren Aufenthalt in einer Kohlenkiste eine graue Färbung be- 
kommen hatten; bei dem Umstande, daß im Freien weiße Beutetiere 
in der Regel nicht vorkommen, erscheint dieses Verhalten nicht gar 
so befremdlich. 

Alle hier genannten Futtertiere sind in der Regel lebend zu 
reichen, obwohl manche Schlangen, wenigstens nach einiger Zeit, 
oft auch tote nehmen; nur die Giftschlangen pflegen ihre durch einen 
Biß getötete Beute erst in der Nacht zu verzehren. Wenn man 
den Gefangenen Gliedertiere reicht, die nicht im Futternapf bleiben, 
sondern sich im Terrarium herumbewegen, empfiehlt es sich während 
der Fütterung das Trinkgefäß herauszunehmen, da sonst manches 
in dasselbe hineinfällt und ersäuft; doch sind derlei Verunglückte 
durchaus nicht gleich wegzuwerfen, sondern herauszunehmen und an 
einem ihr Entkommen verhindernden Ort ins Trockene, am besten 
auf Löschpapier zu legen, woselbst sie sich, falls sie nicht gar zu, 


Zähmung. 903 


lange im Wasser gelegen sind, meist bald wieder erholen und neuer- 
dings verwendet werden können. 

Endlich kann man für Molche und Eidechsen auch rohes Fleisch 
verfüttern, welches in Streifen geschnitten, von ersteren fast immer, 
von letzteren, wohl erst nach allmählicher Gewöhnung, nicht selten 
genommen wird. Bei jenen wird dasselbe an eine Nadel gespießt 
den Tieren vorgehalten, bei diesen aber anfangs in den Futtertrog 
unter die Mehlwürmer gemengt, später aber hingegen, wenn sie schon 
an die Gitterfütterung gewöhnt sind, durch dieses gereicht, wobei 
.es oft gut ist, dasselbe etwas zu bewegen. 

In seltenen Fällen sind auch Vegetabilien zu verwenden und 
nehmen namentlich aus südlichen Gegenden stammende Lacerten 
weiche und saftige Früchte, beispielsweise ausgelöste Kirschen, süße 
Beeren, Stücke von frischen Feigen und Melonen und dergl. mitunter 
recht gerne, während die steppenbewohnenden Agamen am liebsten 
Fettpflanzen und die Köpfe von Klee und Kompositen fressen. 

Bei allen Tieren ist übrigens möglichste Abwechslung in der 
Nahrung ein wesentliches Moment zu ihrem Gedeihen und kommt 
es nicht selten vor, daß eine anfangs gierig verschlungene Speise, 
wenn sie durch längere Zeit hindurch gereicht wird, auf einmal ver- 
schmäht wird. Auch hat man sich gar sehr vor der oft schädlich 
werdenden Überfütterung zu hüten, da ja die im engen Gewahrsam 
gehaltenen Gefangenen im Vergleich zu ihren freien Genossen eine 
weit geringere Bewegungsmöglichkeit haben und infolgedessen auch 
keinen so großen Verbrauch von Nahrungsstoffen benötigen. 

Will man Tiere zähmen, so gebe man sie in einem mehr kleinen 
Käfig auf den womöglich vor einem Fenster stehenden Arbeitstisch, 
woselbst sie den Pfleger fortwährend vor Augen haben und sich so 
allmählich an seinen Anblick gewöhnen. Anfangs wird ihnen das 
Fressen noch in den Futtertrog gegeben, sobald sie aber ihre Scheu 
verloren haben und den Menschen nicht mehr fliehen, versucht man 
ihnen die Nahrung durch das Gitter zu reichen. Wenn auch nicht 
immer gleich die ersten Versuche gelingen, so werden doch, wenn 
man beispielsweise einen recht zappelnden Mehlwurm hineinhält, 
nicht mehr alle dieser Lockung wiederstehen und einzelne beherztere 
herankommen, um die beliebte Speise zu packen und damit schleu- 
nigst zu enteilen. Nach und nach werden auch die anderen diesem 
Beispiele folgen und in meist nicht zu langer Zeit sind dann die 
Gefangenen so weit, daß sie bei Annäherung des Pflegers von selbst 
ans Gitter kommen und ihm den dargebotenen Bissen aus der Hand 
nehmen. 

‘Die letzte Art der Behandlung bezieht sich hauptsächlich auf 
die Eidechsen, von denen einzelne manchmal so zahm werden, daß 
sie sich anstandslos aus dem Käfig herausnehmen, auf den Tisch 
oder die Hand stellen, hier ruhig abfüttern und dann wieder in das 
Terrarium zurückgeben lassen, ohne hiebei den geringsten Flucht- 
versuch zu machen. — Einer ähnlichen Zähmung sind auch die 
Kröten fähig. 

Obwohl die meisten Kriechtiere und Lurche, wenn sie nur 
unter einigermaßen entsprechenden Verhältnissen untergebracht sind, 


904 Zucht. 


gewöhnlich über kurz oder lang ans Fressen gehen, so kommt es 
doch namentlich beı ersteren auch nicht zu selten vor, daß sie die 
ihnen angebotene Nahrung standhaft ablehnen. In solchen Fällen 
führt es manchmal zum Ziele, wenn man denselben schon einge- 
wöhnte und gut fressende Exemplare beigesellt, wo sie dann mit- 
unter das Beispiel ihrer Genossen zum Aufgeben ihrer Enthaltsam- 
keit veranlaßt. Nützt dies nicht, so kann man eventuell die Zwangs- 
fütterung versuchen, die am ehesten noch dann gelingt, wenn, wie 
es besonders bei Eidechsen vorkommt, sich die betreffenden Tiere 
mit aufgesperrtem Rachen dem Pfleger entgegen stellen. Man kann 
dann denselben mit der Pincette einen lebenden Bissen ins Maul 
stecken, der den Hungerkünstler durch seine Bewegungen fast immer 
zum Zubeißen und Verschlingen des Angebotenen bringt. Im 
äußersten Falle kann man auch zur gewaltsamen Öffnung des 
Mundes und zum Schoppen schreiten, wobei aber die Tiere meist 
so malträtiert werden, daß sie nur selten in dieser Weise zum end- 
lichen Selbstfressen zu bringen sind, obwohl manche auch hiedurch 
günstige Resultate erreicht haben wollen. Ist übrigens das be- 
treffende Stück durch langes Hungern schon stark abgemagert, so 
fehlt ihm auch meist schon die Kraft, die ihm gewaltsam beige- 
brachte Nahrung zu verdauen und es gibt dieselbe entweder wieder 
von sich oder geht an Verdauungsstörung zugrunde. Derlei Tiere 
sind, wenn sie leicht wieder beschafft werden können, am besten 
in Freiheit, wenn sie aber wertvoll sind, in Weingeist zu setzen. 

Schließlich braucht es wohl kaum bemerkt zu werden, daß die 
Anzahl der in einem Käfige gehegten Stücke der Größe desselben 
angemessen sein soll und daß eine Überfüllung der Behälter mög- 
lichst zu vermeiden ist; besonders aber hüte man sich, Tiere zu- 
sammen zu geben, die einander gefährlich sind, was auch bei solchen 
derselben Art, wenn sie an Größe sehr verschieden sind, der Fall 
sein kann. 

So leicht sich, wie aus dem vorher Gesagten ersichtlich ist, 
im allgemeinen die Amphibien züchten lassen, so schwer ist dies 
bezüglich der Reptilien. Schon die Paarung findet bei den Mit- 
gliedern dieser Klasse in der Gefangenschaft weit seltener statt, als 
bei vielen Lurchen. Um dieselbe zu fördern, empfiehlt es sich nicht 
zu viele, namentlich aber nur wenige Männchen zusammen zu halten, 
da letztere, besonders bei den Eidechsen, sehr eifersüchtig sind und 
infolgedessen oft wütende Kämpfe untereinander ausfechten, die 
nicht selten mit der Verstümmelung, ja manchmal selbst mit dem 
Tode eines der Gegner enden. 

Die Eier der Kriechtiere werden im Freien in Fels- oder Mauer- 
spalten, in lockere Erde und Sand, in hohle Bäume oder unter 
Moos, ja selbst in Düngerhaufen und nur ausnahmsweise frei auf 
den Boden abgelegt; das Ausreifen derselben wird teils der Luft- 
und Sonnenwärme, teils der durch die Zersetzung der sie umgeben- 
den Stoffe sich entwickelnden höheren Temperatur überlassen. 
Will man dieselben in der Gefangenschaft ausbringen, so geht dies 
allerdings am leichtesten, wenn man den Weibchen Legeplätze her- 
stellt, die den von ihnen im Freien aufgesuchten entsprechen, und 


Zucht. 905 


hierin die Eier sich selbst überläßt. In diesem Falle muß aber der 
Käfig auf einer Kiste stehen, die mit Sand oder lockerer Erde ge- 
füllt ist; auch darf diese Bodenlage nicht zu seicht sein, da schon 
unsere Lacerta agılıs und virıdıs.ihre Eier I2—20 cm tief vergraben, 
während Psammodromus hispantcus nach Fischer sein Gelege bis 
40 cm tief im Sande verscharrt. Da die Gefangenen ihre Eier ge-- 
wöhnlich unter oder neben den Trinknapf, wo stets etwas Feuchtig- 
keit herrscht, ablegen, so empfiehlt es sich auch in die Boden- 
füllung des Terrariums ein Stück stets feucht gehaltenen Bade- 
schwammes oder Torfes einzusenken, der seine Feuchtigkeit an seine 
nächste Umgebung abgibt, welche dann meistens als Legestelle ge- 
wählt wird. 

Stellt man den Tieren aber keine derartigen Brutplätze her, so 
müssen vor allem die Eier gleich nach dem Legen, und bei im 
Käfig ausgekrochenen Jungen auch diese sofort aus dem Terrarium 
entfernt werden, da sowohl erstere als letztere, namentlich, wenn 
es sich um Eidechsen handelt, von den Erwachsenen häufig gefressen 
werden. Die ganze Kunst der Aufzucht besteht nun darin, die 
Eier in solche Verhältnisse zu bringen, daß ihnen die zur Entwick- 
lung der Embryonen nötigen Bedingungen, nämlich der richtige 
Grad von Wärme und Feuchtigkeit, stets in gleichmäßiger Weise 
erhalten bleiben. Darin besteht aber die große Schwierigkeit und 
kann namentlich ein zu viel oder zu wenig an Feuchtigkeit einer- 
seits ein Verschimmeln, anderseits wieder ein Vertrocknen des Ge- 
leges zur Folge haben. 

Um Schlangeneier auszubrüten, kann man den Boden einer 
Holzkiste 15—20 cm hoch mit Pferdemist und darüber mit einer 
dünnen, lockeren Erdschichte bedecken, auf welche man die Eier 
legt, die dann noch mit einer etwa I5 cm hohen Lage von Moos, 
dürrem Laube u. dergl. überdeckt werden. Die mit einem Draht- 
gitter verschlossene Kiste ist dann in die Sonne zu stellen und 
damit sich in derselben eine feuchtwarme Temperatur entwickelt, 
die über den Eiern liegende Moosschichte öfters zu bespritzen. 

Nach Joh. v. Fischer, der in dieser Richtung wohl als die 
höchste Autorität anzusehen ist, bringt man Schlangeneier am 
besten zur Entwicklung, wenn man den Boden eines möglichst großen, 
unglasierten Blumentopfes zuerst mit Scherben, darüber mit 
grobem Kies und letzteren endlich 6—8 cm hoch mit lockerer, ein 
Drittel Sand enthaltender Erde bedeckt. Das ganze wird dann ins 
Wasser gestellt, bis es von unten auf von demselben ganz durch- 
zogen erscheint. Nun wird der Topf herausgenommen, I—2 Tage 
im Trockenen an einem schattigen Orte stehen gelassen, die zu oberst 
befindliche Erdschichte gelockert und auf diese schließlich die Eier 
‘ganz lose und ohne sie in den Boden zu drücken gelegt. Letztere 
werden dann endlich noch mit einer 3—4 cm hohen Lage feuchten 
aber recht fest ausgepreßten Mooses sehr locker bedeckt, und der 
mit einer Glasplatte zugedeckte Topf an einen warmen, aber nicht 
direkt von der Sonne getroffenen Ort gestellt. Aus dem Verhalten 
der Glasscheibe kann man dann den im Topfe herrschenden Feuch- 
tigkeitsgrad beurteilen; ist dieselbe trocken, so muß die oberste 


906 Zucht. 


Moosschichte wieder bebraust werden, ist deren Beschlag aber bis 
zur Tropfenbildung gestiegen, so ist es im Topfe zu naß und muß 
derselbe einige Zeit unbedeckt stehen bleiben. Selbstverständlich 
ist hiebei auch die Natur der auszubrütenden Schlangen in Betracht 
zu ziehen, und sind beispielsweise die Eier der in der Nähe des 
Wassers wohnenden Tropidonotus-Arten mehr, die der an dürren 
und trockenen Orten lebenden Ophidier dagegen weniger feucht zu 
halten. 

Übrigens kann man Schlangeneier auch ausbringen, wenn man 
sie in eine mittelst Drahtdeckels verschließbare Blechbüchse gibt, 
die man zur Hälfte mit Sand füllt, in den man die Eier so tief 
eingräbt, daß sie eben noch von demselben bedeckt werden; darüber 
wird dann eine ständig feucht erhaltene Moosschichte gegeben. 

Auf ähnliche Weise werden auch Eidechseneier behandelt, nur 
daß dieselben im allgemeinen trockener zu halten sind. Für tief 
im Sande vergrabene nimmt Fischer ein Glas, das er mit einem 
nassen, in einen Leinwandlappen gehüllten Moosstöpsel verschließt. 
Ich selbst bediene mich hiezu eines unglasierten Blumentopfes, 
dessen untere Abflußöffnung mit Zement fest verschlossen wird. In 
denselben gebe ich dann 3—4 Finger hoch Sand, auf welchen dann 
die Eier in entsprechend große eingedrückte Vertiefungen gelegt 
werden. Dieser Topf steht beständig in einem mit Wasser gefüllten 
glasierten Untersatz und ist mit einer Glasplatte zugedeckt. Da 
der unglasierte Ton infolge seiner Porosität aus dem Untersatze 
Wasser aufsaugt, so wird der Blumentopf bald bis gegen die Mitte 
hinauf feucht, die in demselben enthaltene Feuchtigkeit teilt sich 
auch dem Innenraume mit und genügt in der Regel die Eier vor 
dem Vertrocknen zu bewahren, ohne dabei so groß zu sein, um 
Anlaß zu Schimmelbildungen zu geben; behufs Luftwechsels wird 
die Glasscheibe täglich auf ein paar Stunden abgehoben. 

Bei allen diesen Zuchtverfahren ist hauptsächlich darauf zu achten, 
. daß der gerade nötige Feuchtigkeitsgrad immer eingehalten bleibt; 
es sind daher die Eier täglich anzusehen und bei etwaigem Ein- 
schrumpfen derselben die Feuchtigkeit zu vermehren, bei der leisesten 
Spur von Schimmelbildung aber zu verringern. Von letzterer schon 
ergriffene Eier sind sofort zu entfernen. 

Schildkröteneier' dürften wahrscheinlich in Sand vergraben an 
sonnige Plätze zu stellen sein, doch fehlen mir hierüber sowohl eigene 
als auch fremde Erfahrungen. 

Schließlich wäre noch zu erwähnen, wie die gefangenen Kriech- 
tiere und Lurche während der kalten Jahreszeit zu behandeln sind. 
Man kann dieselben zwar in geheizten Lokalitäten das ganze Jahr 
munter erhalten, da aber alle hieher gehörigen Tiere in unseren Brei- 
ten in Winterschlaf verfallen, so ist es naturgemäßer und ihrem 
Wohlbefinden viel zusagender, ihnen denselben auch in der Gefangen- 
schaft nicht zu entziehen, abgesehen davon, daß die Beschaffung 
der Nahrung für viele derselben zu dieser Jahreszeit oft große 
Schwierigkeiten bereitet; auch schreiten den Winter hindurch künst- 
lich wach erhaltene Amphibien und Reptilien im darauf folgenden 
Frühjahre nicht mehr zur Fortpflanzung. 


Überwintern. . 907 


Vor allem muß bemerkt werden, daß man trachte, die Gefangenen 
möglichst gut und reichlich zu füttern, auf daß sie der ihnen bevor- 
stehenden Ruhepause gleichsam sorgenlos entgegen gehen, da nur 
bei wohlgenährten Tieren die Aussicht besteht den Winter zu über- 
dauern, während ausgehungerte und abgemagerte Stücke in der 
kalten Jahreszeit meist eingehen oder wenn sie doch noch im Früh- 
jahr herauskommen, so doch derartig matt und entkräftet sind, daß 
sie in der Regel nicht mehr ans Fressen gehen und bald hinsterben. 

Was nun deren Haltung betrifft, so wird von manchen Seiten 
empfohlen, die Gefangenen im Spätherbste in eine geräumige, mit 
Moos, Erde, Heu und Holzwolle gefüllte Kiste zu geben, diese dann 
verschlossen in ein geheiztes Zimmer oder in einen Keller zu stellen 
und eventuell noch mit Stroh zuzudecken. Ich selbst habe mit dieser 
Methode keine besonders guten Erfahrungen gemacht und halte es 
für meinen Teil als das Beste, die Tiere auch im Winter dort zu be- 
lassen, wo sie die schöne Jahreszeit zugebracht haben. Denn während 
sie im ersteren Falle. in ganz neue Verhältnisse kommen, unter denen 
sie sich erst zurecht finden und ein Winterlager einrichten müssen, 
sind sie im zweiten Falle schon eingewöhnt, haben daselbst ihre 
ständigen Verstecke und Schlupfwinkel, in die sie sich zurückziehen 
können und wenn man sie dann noch mit einer stärkeren Moosschichte 
bedeckt und den Käfig in ein ungeheiztes Lokal, dessen Temperatur 
aber nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, stellt, so überstehen sie die 
kalte Jahreszeit. meist besser, als nach der zuerst genannten 
Überwinterungsart. Nur müssen die Tiere natürlich vor dem Ver- 
trocknen geschützt werden, was namentlich hinsichtlich der Amphi- 
bien gilt, bei denen ein Teil des Winterlagers stets feucht zu halten 
ist. Dochsindauch Reptilien durchaus nicht zu trocken zu halten und 
gehen nach meiner Ansicht die meisten Gefangenen im Winter an 
Mangel der nötigen Feuchtigkeit zugrunde. Wenn man bedenkt, daß 
im Freien die Winterlager derselben einerseits durch ihre oft nicht 
unbedeutende Tiefe, anderseits durch die zu dieser Jahreszeit häufigen 
Niederschläge gewiß immer mehr oder weniger feucht erhalten 
werden, so kann man daraus schließen, daß eine länger währende 
Trockenheit schädlich wirken muß; es sind daher auch die Reptilien- 
käfige im Winter etwa einmal in der Woche ordentlich zu bebrausen. 
Noch besser ist es bei den zur Überwinterung bestimmten Behältern 
auch den Boden aus Drahtgeflecht zu machen, wobei derselbe aber 
behufs größerer Festigkeit noch mit einigen Drähten der Länge und 
der Breite nach zu unterstützen ist. Dieser Käfig wird dann auf 
eine 3—4 cm hohe gleich große Blechwanne gestellt, die bis gegen 
‘oben zu ständig mit Wasser gefüllt ist, dessen Dünste den darüber 
verkrochenen Tieren den zu ihrem Wohlbefinden hinreichenden 
Feuchtigkeitsgrad liefern. Nur für nicht im Freien gehaltene Land- 
chelonier empfiehlt sich das oberwähnte Einpacken, während die 
Überwinterung der Fluß- und Sumpfschildkröten im Aquarium zu 
geschehen hat, das aber nur so viel Wasser enthalten darf, daß die 
am Boden sitzenden Tiere ab und zu die Schnauzenspitze behufs 
Atemholens in die Luft erheben können. 

Schließlich möchte ich noch einiges darüber bemerken, wie man 


908 Aussetzen. 


zu verfahren hätte, falls man etwa aus der Fremde stammende 
Tiere bei sich im Freien aussetzen und einbürgern wollte. Selbst- 
verständlich kann dies nur in Gegenden geschehen, welche bezüglich 
ihrer klimatischen Verhältnisse von der Heimat der betreffenden 
Arten nicht zu sehr verschieden sind und derselben auch hinsicht- 
lich der Terrainbildung entsprechen; auch darf die hiezu gewählte 
Lokalität nicht von den neuen Ansiedlern gefährlichen Arten bewohnt 
sein. 

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man da leicht in Ver- 
suchung geraten, hiezu einen Platz zu wählen, der überhaupt keinerlei 
Lurche und. Kriechtiere beherbergt, in der Meinung, daß hier die 
Ankömmlinge im Kampf ums Dasein keine Konkurrenz erfahren 
und sich infolgedessen ganz sicher und ungestört heimisch machen 
können. Dies wäre aber weit gefehlt, da man bedenken muß, daß 
eine Örtlichkeit, an der sich keine Amphibien und Reptilien finden, 
jedenfalls der denselben nötigen Lebensbedingungen ermangelt und 
sie daher gewiß auch den Auszusetzenden nicht bieten wird. Man 
suche daher zu dem genannten Zwecke gerade solche Plätze aus, 
die von den neu Einzubürgernden möglichst nahestehenden Arten 
in Menge bewohnt sind und daher jedenfalls auch für das Gedeihen 
der ersteren eine Gewähr bieten; um ihnen aber die Ansiedelung zu 
erleichtern, empfiehlt es sich vor deren Aussetzung die an der be- 
treffenden Stelle lebenden Verwandten in möglichst großer Zahl weg- 
zufangen, damit dieselben den Fremdlingen in Bezug auf Nahrung 
und Wohnung nicht zu vielKonkurrenz machen. Natürlich ist hiebei 
auch die Anzahl der Ausgesetzten von Belang und je größer die 
Menge derselben ist, desto mehr hat man Aussicht auf Erfolg. Führt 
man die Sache in der besprochenen Weise durch, so gelingt es oft 
fremde Arten nicht nur an neuen Standorten zu erhalten, sondern 
sie daselbst auch vollkommen zu akklimatisieren, ja selbst zur Fort- 
pflanzung und Vermehrung zu bringen. Allerdings ist dies auch 
nach den einzelnen Arten sehr verschieden, und während sich manche 
leicht und bald in ihrer neuen Heimat zurechtfinden, ist bei anderen 
wieder alle Mühe und Plage vergebens. So ist es mir beispielsweise 
absolut nicht gelungen, die Zacerta oxycephala bei mir einzuführen 
und obwohl ich dieselbe wiederholt, in einem Falle nicht weniger als 
hundert Stücke auf einmal, im Karste bei Görz an ihrer Heimat 
ganz entsprechenden und mit Futtertieren reichlichst versehenen 
Stellen ausgesetzt hatte, so war doch nach Verlauf von vier Jahren 
keine einzige mehr zu sehen, trotzdem unter den in Freiheit gesetzten 
auch eine große Zahl trächtiger Weibchen war. 

Bei der Gelegenheit fühle ich mich verpflichtet, um allfälligen 
Irrtümern behufs der geographischen Verbreitung unserer Tiere vor- 
zubeugen, zu bemerken, daß ich um Görz Triton palmatus, Bufo 
calamıta, Ophisaurus apus, Lacerta oxycephala und ocellata, Coelopeltis 
monspessulana, Zamenis Dahlii, Coronella austriaca, Coluber quatuor- 
lineatus und Clemmys caspica ausgesetzt habe. 


Krankheiten. 909 


Über die Krankheiten der gefangenen Lurche und 
Kriechtiere. 


Im Freileben scheinen die Amphibien und Reptilien an Krank- 
heiten kaum zu leiden und wenn man auch mitunter auf eine Kröte 
stößt, die durch in die Nasenhöhlen eingedrungene Fliegenlarven be- 
lästigt, ja manchmal selbst zu Tode gequält wird, so kommt es doch 
fast niemals vor, daß man ein hieher gehöriges Tier fängt, das auch 
nur die geringsten Spuren irgend einer Krankheitserscheinung zeigt. 

Bei Gefangenen hingegen, die unter mehr oder weniger unnatür- 
lichen Verhältnissen untergebracht sind, kommen derlei Störungen 
des Lebensprozesses allerdings ab und zu vor, obwohl sie bei nur 
einigermaßen richtiger Haltung der Pfleglinge im ganzen weit sel- 
tener sind, als man etwa im vorhinein annehmen möchte. 

Ich selbst habe in dieser Richtung sehr wenige Erfahrungen ge- 
macht und muß mich daher bei Besprechung der einschlägigen Ver- 
hältnisse vorwiegend auf fremde Mitteilungen stützen. 

Die einzige tödliche Krankheit, die ich bisher selbst, und zwar 
nur bei Amphibien beobachtet habe, ist der Starrkramp f, :oder 
wie ich ıhn nach der Art, in welcher er in die Erscheinung tritt 
lieber nennen möchte, der Streckkrampf. Derselbe scheint 
ausschließlich infolge der Überfüllung oder der mangelhaften Rei- 
nigung der von den davon befallenen Tieren bewohnten Behälter 
aufzutreten. Ich habe diese eigentümliche Erscheinung das erste 
Mal beobachtet, als ich einst eine größere Anzahl von Bufo calamita 
zugesandt erhielt, welche ich, da sieabends ankamen, erst am nächsten 
Tage ordnungsgemäß einquartieren wollte und daher für die Nacht 
in eine große hölzerne Badewanne entleerte. Als ich sie am nächsten 
Tage herausnehmen wollte, fand ich den größten Teil derselben mit 
gestrecktem Körper und gerade nach hinten gerichteten Hinterbeinen 
tot in der Wanne liegen und nur einige versuchten noch unter 
zuckenden Bewegungen der Gliedmaßen mühsam von der Stelle zu 
kommen. Ich gab hierauf die letzteren in ein großes, etwa 30 Liter 
enthaltendes Gefäß mit reinem Wasser, in dem sich dann nach 
längerem Liegen darin einige, bei denen die genannten Erscheinungen 
noch nicht in zu hohem Grade aufgetreten waren, nach und nach 
wieder allmählich bis zur gänzlichen Genesung erholten. Später 
machte ıch einmal denselben Versuch mit Salamandra atra und er- 
hielt ganz die gleichen Ergebnisse. In diesen Fällen hatten sich die 
betreffenden Tiere offenbar durch ihr eigenes Hautsecret vergiftet, 
das von der großen Menge der erregt herumkriechenden Lurche 
reichlich abgesondert am Boden der sie beherbergenden Holzwanne 
angehäuft und durch die dünne und poröse Haut derselben wieder 
aufgenommen ward. Bei den hierauf ins Wasser gegebenen ward 
dieser Drüsensaft unstreitig wieder ausgelaugt und hatte daher dieses 
Dauerbad für die noch nicht zu stark Infizierten infolgedessen eine 
heilende Wirkung. 

Dieselbe Krankheit kann auch entstehen, wenn man in einem 
Käfige zu viele Tiere vereinigt oder denselben zu lange nicht mit 


910 Krankheiten. 


frischem Moos versieht, da letzteres nach und nach ebenfalls mit 
einer solchen Menge der giftigen Hautausscheidung überzogen wird, 
daß später hineingegebene Tiere, namentlich zartere oder heiklichere 
Ordnungsgenossen, davon Schaden leiden können. So ging mir einst 
beispielsweise eine Partie von Salamandra atra, die ich in ein schon 
längere Zeit von einer Kröte bewohntes Terrarium gegeben hatte, 
innerhalb vierundzwanzig Stunden, offenbar aus der genannten Ur- 
sache, zugrunde. — Die am Streckkrampf eingegangenen Tiere ver- 
breiten einen penetranten, moschusartigen Geruch. — Die zur Ver- 
meidung dieser Krankheit nötigen Maßregeln ergeben sich aus dem 
über ihre Entstehung Gesagten von selbst. 

Bei Tritonen kommt manchmal eine Art Wassersucht vor, 
die sich durch eine starke Anschwellung des Bauches kenntlich 
macht. Solche Tiere können oft durch Anstechen und Auspumpen 
mit einer fein zugespitzten Injektionsspritze wieder auf ihr normales 
Volumen gebracht werden, obwohl sich das alte Übel oft nach einiger 
Zeit wieder einstellt. Doch können nach meinen Erfahrungen auch 
wassersüchtige Molche immerhin lange Zeit hindurch leben. — Bei 
Fröschen sind ab und zuGeschwüre an den Zehen und bei 
freilebenden Rana agılis Warzenbildungen beobachtet worden. End- 
lich schwillt noch bei Bombinator die Zunge mitunter so stark an, 
daß sie nicht in den Mund zurückgezogen werden kann. 

Anderweitige Krankheiten sind meines Wissens bei Amphibien 
noch nicht beobachtet worden. Die mitunter auftretenden Ver- 
letzungen, welche sich die Gefangenen teils gegenseitig, teils 
durch Reibung an rauhen Gegenständen zufügen, heilen in der Regel 
ohne weitere Behandlung von selbst. Sollten derlei Wunden schwären, 
so kann man sie eventuell mit dem in der Apotheke erhältlichen 
Xeroformpulver bestäuben, indem man einen größeren, feinen Haar- 
pinsel in dasselbe taucht und den daran haften bleibenden Staub 
von dem Pinsel über der kranken Stelle abklopft. Die von früheren 
Bestäubungen etwa zurückbleibenden Krusten sind entweder durch 
Bäder oder durch sorgsames Abwischen mit einem feinen Pinsel oder 
einem weichen reinen Leinwandläppchen zu entfernen. Selbstver- 
ständlich darf ein derartig behandeltes Tier nicht im Wasser gehalten 
werden, sondern ist am besten in ein kleineres Gefäß zu geben, 
dessen Boden mit einer mehrfachen Lage beständig feucht erhaltenen 
Löschpapieres belegt ist. 

Bei Reptilien kommen namentlich im ersten Frühjahre A ffek- 
tionen der Atmungsorgane nicht selten vor, die sich 
bei den Eidechsen hauptsächlich durch öfteres Nießen äußern und 
wohl meistens von Zugluft herrühren. Durch Abhaltung der letzteren 
kann dieses Übel verhütet, eventuell auch behoben werden; geht es 
aber in eine Kehlkopf- oder Lungenentzündung über, so sind die 
betreffenden Tiere wohl immer verloren. Die hievon Befallenen 
verlieren ihre sonst gewohnte Lebhaftigkeit, sitzen mit halb geöffnetem 
Munde, angeschwollenen Lidern und heraustretenden Augen auf den 
Vorderbeinen aufgerichtet oft tagelang schwer atmend auf derselben 
Stelle und gehen nach kurzer Zeit ein. Übrigens werden Eidechsen 
auch oft ohne scheinbare Ursache krank, stellen das Fressen ein, 


Krankheiten. gIl 


bleiben an einem und demselben Platze ruhig liegen. und ziehen sich 
selbst bei Nacht nicht in ihre gewohnten Schlupfwinkel zurück. 
Derlei Kranke sind besonders an dem starken Einfallen des Discus 
palpebralis zu erkennen und sind bevor sie noch zu sehr herunter- 
kommen am besten gleich in Weingeist, oder falls sie wertlos und 
leicht ersetzbar sind, in Freiheit zu setzen. 

Mitunter treten auch an der Haut der Eidechsen warzen- 
artige Bildungen auf, die sich aber durch wiederholtes Be- 
tupfen mit in Wasser getauchtem Höllenstein nach und nach meist 
leicht entfernen lassen. Diese, sowie andere, Hautkrankheiten, na- 
mentlich speckige Ablagerungen zwischen Leder- und Oberhaut, sind 
meistens harmlos und gehen bei der Häutung gewöhnlich mit der 
Haut ab, hiebei in der Regel nur unbedeutende und bald heilende 
Wunden hinterlassend. Manche besonders an den Gliedmaßen der 
Lacertilien entstehende Wucherungen haben allerdings nicht selten 
auch Lähmungen der davon betroffenen Teile sowie den Verlust 
von Zehen oder Krallen zur Folge. Doch kann auch in diesen 
Fällen durch das oberwähnte Ausbrennen mit Lapis oft noch Heilung 
erzielt werden. 

Krankheiten der Respirationsorgane kommen übrigens auch bei 
Schlangen nicht selten vor und scheint bei vielen der während des 
Fanges auf den Hals derselben ausgeübte Druck die Ursache hievon 
zu sein. Die daran leidenden Tiere sind außer an der Anschwellung 
der die betreffenden Organe enthaltenden Körperteile noch durch 
das bei geöffnetem Munde schwere und fauchende Atmen sowie 
durch den hiebei senkrecht gestellten, ja mitunter selbst nach rück- 
wärts geneigten Hals zu erkennen. Eine Heilung dieses Übels ist 
meines Wissens bisher noch niemals gelungen. 

Eine bei gefangenen Schlangen am häufigsten auftretende 
Krankheit ist die sog. Mundfäule, die sich durch das Er- 
scheinen weißer, käsiger Pünktchen und Klümpchen an den Lippen- 
rändern bemerkbar macht. Diese Bildungen wuchern dann weiter, 
überziehen nach und nach die ganzen Kieferränder samt dem Zahn- 
fleisch und breiten sich bei stetem Fortschreiten allmählich auch im 
Inneren des Mundes so weit aus, daß endlich dem Tiere das 
Schließen desselben nicht mehr möglich ist und durch die Masse 
der erwähnten Ablagerungen oft sogar beide Kiefer gegen einander 
verschoben werden. Diese häufig tödliche Krankheit läßt sich nach 
Tomasini sehr leicht heilen, wenn man die davon befallene 
Schlange gleich beim Entstehen des Übels in ein mit einem Draht- 
gitter verschlossenes Gefäß gibt, das so hoch mit Wasser gefüllt 
ist, daß das betreffende Tier ganz in demselben liegt und gerade 
noch den Kopf zum Zwecke des Atemholens über die Oberfläche 
der Flüssigkeit emporheben kann. In diesem Dauerbade läßt man 
nun den Patienten so lange liegen, bis sich durch Trübung der 
Augen die bevorstehende Häutung ankündet, nimmt ihn dann, 
wenn durch wiederkehrende Klärung der Augen das baldige Ein- 
treten derselben zu erwarten ist, heraus und gibt ihn in das 
Terrarium zurück, woselbst er sich bald häutet und jetzt als genesen 
zu betrachten ist. Es scheint daher diese Krankheit vornehmlich 


912 Krankheiten. 


durch den Mangel der den Schlangen behufs der Häutung not- 
wendigen Feuchtigkeit hervorgerufen zu werden. 

Die Chelonier, namentlich die Wasserschildkröten, werden 
manchmal von Krankheiten der Seh- und Atmungsorgane 
heimgesucht. Erstere haben nicht selten den Verlust des betroffenen 
Auges zur Folge, letztere sind meist an einem schleimigen Ausfluß 
an Mund und Nase, sowie an dem ständig vorgestreckten Halse kennt- 
lich. All diese Übel werden übrigens am ehesten und sichersten durch 
ein zeitweiliges Aussetzen der betreffenden Tiere ins Freie geheilt. 

Zu den nicht eigentlichen Krankheiten, die aber das Wohl- 
befinden der Gefangenen doch oft beeinträchtigen, sind dann noch 
die Häutungs- und Legenot sowie die Verstopfung zu 
zählen. Bei ersterer kann häufig ein laues Bad, desgleichen auch 
die Nachhilfe mit der Hand oder der Pincette helfen, wobei man 
aber nur jene Hautpartien ablösen darf, die sich ganz leicht und 
ohne Zwang abziehen lassen. Bei Häutungsschwierigkeiten kommt 
es selbst im Freileben manchmal vor, daß sich die alte Haut vor 
der Schwanzspitze schoppt und nicht abgestreift werden kann, in- 
folgedessen dann der hinter der Hautschoppung liegende Schwanz- 
teil vertrocknet und abfällt,‘ wodurch dann das betreffende Stück 
in unangenehmer Weise entstellt wird. Die mitunter ohne Schwanz- 
spitze gefangenen ‚Schlangen haben den Verlust dieses Körperteils 
wohl meistens dem erwähnten Umstande zu verdanken. 

Von der Legenot werden hauptsächlich Eidechsen, aber auch 
nur kümmerliche und schlecht genährte, befallen und läßt sich der- 
selben durch gute und reichliche Fütterung fast immer vorbeugen, 
da gesunde und wohlgenährte Tiere meist auch die nötige Kraft 
haben, sich ihres Geleges zu entledigen; eventuell könnte man auch 
durch laue Bäder nachhelfen, welch letzteres Mittel auch bei Ver- 
stopfungen zu empfehlen ist. Bei Schlangen entsteht diese oft auch 
dadurch, daß die von ihren Futtertieren stammenden Haare und 
Federn nicht abgehen, was an einer mehr oder weniger sichtbaren 
Anschwellung des sie enthaltenden Körperteiles zu erkennen ist. 
In solchen Fällen ist es nach Tomasini am besten, dem betreffen- 
den Tiere durch das gewaltsam geöffnete Maul ein Stück rohes 
Fleisch etwa von seiner Kopfgröße in den Rachen zu stopfen; das- 
selbe wird fast immer hinabgewürgt, verdaut und zieht beim Ab- 
gange der Exkremente auch das in dem Darmkanal zurückgebliebene 
Gewölle mit sıch. 

Endlich wären noch die oft häufigen Schmarotzer zu er- 
wähnen, von denen die an der Haut festgesogenen Zecken (Ixodes) 
den Tieren jedenfalls lästig fallen, aber durch öfteres Betupfen mit 
Petroleum in Bälde entfernt werden können. Die fast bei allen 
Schlangen und oft massenhaft vorkommenden Eingeweide- 
würmer scheinen jedoch ihre Wirte nicht zu genieren. 

Schließlich ist es wohl selbstverständlich, daß kranke Tiere von 
gesunden stets zu isolieren sind ; letztere werden herausgenommen 
und der von ihnen bewohnt gewesene Käfig samt allem, was darin 
ist, durch siedendes Wasser desinfiziert. 


Systematische Übersicht der in diesem Werke 
beschriebenen Arten. 
(Zugleich als Katalog der europäischen Lurche und Kriechtiere dienend.) 


I. Amphibia. 


I. Ordnung. Urodela (9). 
1. Familie. Proteidae (11). 


I. Gattung. 


Proteus Laur. (12). 


anguinus Laur. (13). 

. Zoisii Fitzg. (19). 

. xanthostictus Fitzg. (IQ). 
Haivdingeri Fitzg. (19). 

. Laurentii Fitzg. (I9). 

. Carrarae Fitzg. (20). 

. Schreibersii Fitzg. (20). 
. Freyeri Fitzg. (20). 


is isıs 


2. Familie. Salamandridae (20). 


I. Gattung. 
2. Gattung. 


3. Gattung. 





Spelerpes (23). 

fuscus Bonap. (23). 
Salamandrina Fitgz. (29). 
perspicıllata Savi (30). 
Triton Laur. (36). 


Waltli Mich. (42). 
asper Dug. (48). 

v. dyrenaeus DB. (50). 
v. rugosus Dug. (50). 
montanus Savi (53). 
Rusconi Gene. (58). 
Boscae Lat. (62). 

v. Maltzani Boettg. (63). 
Montandoni Boulg. (66). 
italicus Peracca (70). 
balmatus Schneid. (73). 
v. Sesqueirai Wolt. (78). 


1) Die eingeschlossenen Zahlen beziehen sich auf die betreffende Textseite. 
Schreiber, Herpetologia europaea. 58 


914 Systematische Übersicht. 


meridionalis Boulg. (79). 
v. graeca Wolt. (83). 
v. Tomasinii Wolt. (83). 
v. corcyrensis Wolt. (83). 
vulgaris Linne. (85). 
v. Kammereri Wolt. (90). 
vittatus Jen. (92). 
alpestris Laur. (95). 
v. apuanus Bonap. (95). 
v. marmoratus Schinz. (98). 
v. Reiseri Wern. (98). 
marmoratus Latr. (IO2). 
Blasii De l’Isle (106). 
v. Troussarti Peracca (IO09). 
cristatus Laur. (IIO). 
v. carnıfex Laur. (II5). 
v. flavigaster Fejerv. (II4). 
v. ictericus Reichb. (II4). 
4. Gattung. Chioglossa Barb. (120). 
lusitanica Barb. (121). 
5. Gattung. Salamandra Laur. (126). 


maculosa Laur. (128). 

. faeniata Dürg. (128). 

. quadrivirgata Dürg. (128). 
. fastuosa Schreib. (131). 
corsica Savi. (132). 

. Molleri Bedıg. (132). 
speciosa Schreib. (132). 
atra Laur. (I40). 


<<< 


== 


II. Ordnung. Anura (148). 


1. Familie. Discoglossidae (159). 
ı. Gattung. Alytes Wagl. (160). 
Cisternasii Bosca. (163). 
obstetricans Merr. (165). 
v. Boscae Lat. (167). 
2. Gattung. Bombinator Merr. (171). 
pachypus Bonap. (174). 
| igneus Laur. (178). 
3. Gattung. Discoglossus Otth. (181). 
pictus Otth. (183). 
v. sardus Gene. (I84). 
v. ocellatus Cam. (I83). 
v. viltatus Cam. (185). 
2. Familie. Pelobatidae (187). 
I. Gattung. Peiodytes Bonap. (188). 
punctatus Daud. (189). 


Systematische Übersicht. g15 


2. Gattung. Pelobates Wagl. (193). 


fuscus Laur. (195). 
v. insubricus Corn. (197). 
cultripes Cuv. (201). 


3. Familie. Hylidae (202). 
I. Gattung. Hyla Laur. (203). 


arborea Linne. (203). 

v. intermedia Boulg. (206). 
v. Molleri Bedrg. (206). 

v. Savignyi Aud. (206). 

v. meridionalis Boettg. (206). 
y: orientalis Bedrg. (206). 

v. sarda Bon. (207). 


4. Familie. Bufonidae (210). 
I. Gattung. Bufo (210). 


vulgaris Laur. (212). 

v. spinosus Daud. (212). 
virıdis Laur. (218). 

v. cruciger Eichw. (220). 
v. lineatus Ninni. (218). 
v. concolor Cam. (218). 

v. balearicus Boettg. (218). 
calamıta Laur. (223). 


5. Familie. Ranidae (228). 
I. Gattung. Rana Linne. (228). 


macrocnemis Boulg. (231). 
agılis Thom. (233). 

Latastei Boulg. (238). 
iberica Boulg. (242). 

graeca Boulg. (244). 

v. bosniensis Wern. (245). 
temporaria Linne. (247). 

. nigromaculata Wern. (247). 
. marmorata Wern. (247). 

. atra Bonnat (249). 

. flavomaculata Cam. (250). 
. longipes Müll. (248). 
Honoratii Her. Roy. (250). 
. gracılis Koch. (250). 
Entzii Meh. (247). 

. striata Dürg. (250). 

. flaviventris Mill. (250). 

. cruenta Pall. (250). 
Cameranı Boulg. (252). 
arvalıs Nils. (254). 

v. maculata Dürg. (255). 

v. striata Koch. (255). 


ee ee en 


58* 


916 


1. Familie. 


1. Familie. 


2. Familie. 


Systematische Übersicht. 


esculenta Linne. (258). 

. alpina Risso. (259). 

. hispanica Mich. (259). 

. Bolkayi Fejerv. (259). 

. Lessonae Cam. (262). 

. maritima Risso. (259). 

. marmorata Massal. (260). 
. roseovirens Massal. (260). 
ridibunda Pall. (265). 

v. cachinans Pall. (265). 

v. caucasica Pall. (266). 


<4444<dad 


II. Reptilia. 


I. Ordnung. Rhiptoglossa (292). 
Chamaeleontidae (292). 


I. Gattung. 


Chamaeleon (293). 
vulgaris Daud. (294). 


I. Ordnung. Lacertilia (299). 


Scincidae (312). 


I. Gattung. 


2. Gattung. 
3. Gattung. 


Lacertidae 
I. Gattung. 


2. Gattung. 


Chaleides Laur. (313). 
lineatus Leuck. (314). 
tridactylus Laur. (316). 
v. concolor Bonap. (316). 
v. vittatus Leuck. (310). 
v. quadrilineatus Met. (316). 
v. striatus Bonap. (316). 
ocellatus Wagl. (318). 

v. bıiligugu Daud. (321). 
Bedriagae Bosca. (322). 
Ablepharus Fitzg. (324). 
pannonicus Fitzg. (325). 


Ophiomorus DB. (328). 
punctatissimus Bibr. Bory. (329). 


(330). 
Eremias DB. (339). 


velox Menetr. (341). 
arguta Meyer (344). 

v. deserti Andr. (345). 
v. variabılıs Poll. (345). 


Ophiops Menetr. (347). 
elegans Menetr. (350). 


3. Gattung. 


4. Gattung. 


5. Gattung. 


6. Gattung. 


Systematische Übersicht. 917 


Acanthodactylus Wiegm. (351). 
vulgaris DB. (353). 


Psammodromus Fitzg. (357). 
hispanicus Fitzg. (358). 

v. cinereus Bonap. (361). 
algirus Linne. (363). 
Algiroides Bibr. Bory. (367). 
Fitzingeri Wiegm. (368). 
moreoticus Bibr. Bory. (370). 
v. Doriae Bedrg. (371). 
nigroßunctatus DB. (371). 


Lacerta Linne. (375). 
oxycephala DB. (383). 

v. Tomasinii Schreib. (386). 
Bedriagae Cam. (387). 
sardoa Peracca. (391). 
saxicola Eversm. (392). 
Derjugini Nik. (395). 
mosorensis Kolomb. (398). 
Oertzeni Wern. (402). 

graeca Bedrg. (403). 
Horvathi Meh. (406). 

v. monticola Boulg. (409). 
muralıs Laur. (410). 

. hesperica Schreib. (943). 
. Rasquineti Bedrg. (416). 
. maculiventris Wern. (417). 
. nigriventris Bonap. (419). 
Brüggemanni Bedrg. (419). 
. flaviundata Bedrg. (419). 
. fufolensis Bedrg. (419). 

. chrysochlora Schreib. (420). ; 
quadrilineata Gray. (421). 
. corsica Bedrg. (423). 

. Bocagei Seoane. (424). 

. milensis Bedrg. (425). 

. Erhardi Bedrg. (425). 
hispanica Steind. (429). 
fiumana Wern. (431). 

v. lissana Wern. (433). 

v. modesta Eim. (433). 

v. bocchensis Schreib (435). 
jonica Lehrs (436). 

v. olivicolor Schreib. (439). 
taurica Pall. (439). 

serba Raf. (444). 

v. albiventris Bonap. (444). 
v. rubriventris Bonap, (444), 


Beasaaaaadaadae 


918 


ERFREUT 


liolepis Boulg. 


Systematische Übersicht. 


. campestris De Betta. (451). 


subcampestris Schreib. (452). 
multifasciata Posit. (445). 
viridiocellata Bedrg. (452). 
Pelagosae Schreib. (452). 
Cazzae Schreib. (454). 
argus Schreib. (455). 
melisellensis Braun. (454). 
Doderleini De Betta. (450). 


. olivacea Raf. (456). 


tiliguerta Cetti. (456). 


. monaconensis Eim. (457). 
. coeruleo-coerulescens Eim. (457). 


coerulea Eim. (457). 
(458). 


? Vaucheri Boulg. (458). 

? breviceps Boulg. (459). 
beloponnesiaca Bibr. Bory. (459). 
Lilfordi Günth. (464). 


\Y2 
Vi 
a 


balearica Bedrg. (467). 
pityusensis Bosca. (470). 
Giglioli Bedrg. (471). 


agilıs Linne. (473). 


S. 


. v. colchica Eichw. (482). 
. v. eremioides Schreib. ( 


v. annulata Wern. (474). 
v. dorsalis Wern. (479). 
v. spinalis Wern. (474), 
v. albolineata Dürg. (479). 
v. rubra Laur. (474). 

v. melanota Dürg. (475). 
V. 
V 
v 
v 
S. 
S 
S 


nigricans Dürg. (480). 


. immaculata Dürg. (479). 
. exigua Gray. (480). 
. bosnica Schreib. (483). 


v. chersonensis Andrz. (482). 


482). 
v. concolor Schreib. (482). 


strigata Eichw. (485). 
Schreiber! Bedrg. (486). 
viridis Laur. (490). 


De Me EEE = u en 


. cyanolaema Glücks. (490). 
. punctata Latr. (491). 
. mentocoerulea Bonap. (491). 


maculata Dug. (491). 


. istriensis Wern. (491). 
. nigra Gach. (491). 


fusca Bedrg. (491). 


. concolor Dug. (491). 
. bilineata Daud. (491). 
. quadriradiata DB. (491). 


3. Familie. 


4. Familie. 


5. Familie. 


6. Familie. 


Systematische Übersicht. 


v. Vaillanti Bedrg. (491). 
v. intermedia Meh. (493). 
major Boulg. (499). 

. aurata Bedrg. (502). 

. subocellata Schreib. (502). 
. ocellata Daud. (502). 

. reticulata Dug. (502). 

. margarılata Schinz. (502). 
praticola Eversm. (508). 
vivipara Jacq. (511). 

v. Jacguinii Coct. (512). 

v. Guerinii Coct. (312). 


<< SsS << 


v. Schreibersiana M. Edw. (512). 


v. montana Mik. (512). 
v. nıgra Wolf. (512). 


Amphisbaenidae (517). 


I. Gattung. 


Blanus Wagl. (517). 


cinereus Vand. (520). 
Strauchii Bedrg. (521). 


Anguidae (523). 


ı. Gattung. 


2. Gattung. 


Agamidae 
I. Gattung. 


2. Gattung. 


Anguis. Linne. (524). 

fragılıs Linne. (525). 

. vulgaris De Betta. (526). 

. eryx Linne. (526). 

. cinerea Risso. (526). 

. nigriventris De Betta. (526). 
. incerla Wiegm. (526). 
Ophisaurus Daud. (530). 


apus Pall. (332). 

(536). 

Phrynocephalus Kaup. (538). 
mystaceus Pall. (539). 
helvioscopus Pall. (542). 
caudivolvulus Lichtst. (544) 
Agama Daud. (545). 

stellio Linne. (545). 

v. cyprius Fitzg. (540). 
sanguinolenta Pall. (550). 


“d444< 


Geckonidae (554). 


I. Gattung. 
2. Gattung. 


3. Gattung. 


Tarentola Gray. (559) 
mauritanica Linne. (560). 
Hemidactylus Cuv. (564). 
turcicus Linne. (565). 
Phyllodactylus Gray. (567). 
europaeus Gene. (508). 


919 


920 Systematische Übersicht. 


4. Gattung. Gymnodactylus Spix. (570). 
Kotschyi Steind. (57I). 
v. guttatus Bibr. Bory. (571). 
Danilewskii Strauch. (573). 


5. Gattung. Alsophylax Fitzg. (573). 
pipiens Lichtst. (574). 

6. Gattung. Stenodactylus Fitzg. (575). 
guttatus Cuv. (575). 


III. Ordnung. Ophidia (577). 


1. Familie. Viperidae (584). 


I. Gattung. Aneistrodon Palis. (585). 
halys Pall. (586). 


2. Gattung. Vipera. Laur. (591). 


lebetina Linne. (597). 

v. confluenta Cope. (597). 
ammodytes Laur. (600). 
_Latastei Bosca. (607). 

aspis Linne. (608). 

. Redii Met. (611). 

. vulgaris Latr. (609). 

. isabellina De Betta. (609). 
. fulva De Betta. (609). 
vufescens De Betta. (609). 
rufiventris De Betta (609). 
rvufa De Betta. (609). 
fusca De Betta. (609). 
brunnea De Betta. (609). 
. fusca-blumbiventris De Betta. (0609). 
. Hugyi Schinz. (612). 

. ocellata Latr. (610). 

atya Meissn. (610). 

erus Linne. (614). 

. bosniensis Boettg. (618). 

. chersea Linne. (615). 

. pseudaspis Schreib. (620). 
. scytha Pall. (620). 

. melanis Pall. (620). 

v. prester Linne. (620). 
Renardi Christ. (623). 
Ursinii Bonap. (626). 
macrops Meh. (629). 


2. Familie. Colubridae (633). 


ı. Gattung. Maeroprotodon Guich. (636). 
cucullatus Geoffr. (637). 


PERERERELEEE 


om 


Se ee 


2. Gattung. 


3. Gattung. 


4. Gattung. 


5. Gattung. 


6. Gattung. 


V 

v 

v 

v 

v 

v. caucasıca Pall. (661). 
IaM 

v 

v 

v 

v 


Systematische Übersicht. 


Coelopeltis Wagl. (638). 
monspessulana Herm. (640). 
v. insignita Geoffr. (641). 
v. Neumeyeri Fitzg. (643). 
v. fusca Fleischm. (643). 


Tarbophis Fleischm. (647). 
vivax Fitzg. (649). 
Contia Baird. (651). 


collarıs Menetr. (652). 
v. modesta Mart. (653). 


Coronella Laur. (654). 
girondica Wagl. (656). 
v. mertidionalis Daud. (658). 
v. Riccioli Met. (658). 
austriaca Laur. (659). 

. Fützingeri Bonap. (660). 
. fasciata Dürg. (660). 

. taeniata Dürg. (660). 

. sparsa Dürg. (660). 

. cuprea Georgi. (661). 


. lateralis Wern. (661). 
. leopardina Müll. (661). 


. quadrilineata Wern. (661). 


. immaculata Dürg. (661). 
. Veithii Schreib. (665). 


Coluber ‘Linne. (667). 


scalarıs Schinz. (669). 

longissimus Laur. (675). 

. Havescens Gmel. (678). 

. Aesculapti Latr. (678). 

. leprosus Bechst. (678). 

. Deubelii Mech. (676). 

. subgriseus Wern. (676). 

. fugax Eichw. (676). 
niger Dürg. (676). 

leopardinus Schleg. .(685). 
v. cruentatus Stev. (688). 

v. quadrilineatus Pall. (687). 

v. sparsus Schreib. (688). 
Dione Pall. (690). 

v. eremita Eichw. (690) 

quatuorlineatus Lacep. (694). 

v. sauromates Pall. (698). 

v. graecus Bedrg. (694). 

v. Pictus Georgi. (694). 


<<id4<dd<d 


921 


922 
7. Gattung. 


8. Gattung. 


Systematische Übersicht. 


Zamenis Wagl. (705). 
hippocrepis Linne. (706). 
Dahlii Sav. (710). 

v. najadum Eichw. (712). 
v. ocellata Eichw. (712). 

v. immaculata Schreib. (712). 
gemonensis Laur. (713). 

v. virıdiflavus Wagl. (718). 
. ocellatus Bedrg. (718). 

. sardus Suck. (719). 

. carbonarius Fitzg. (719). 
. caspius Ivan. (720). 


Sees 


Tropidonotus Kuhl. (723). 


viperinus Latr. (725). 

v. aurolineatus Gerv. (725). 
v. ocellatus Wagl. (725). 

v. chersoides Wagl. (728). 
tessellatus Laur. (730). 

. hydrus Pall. (732). 

. concolor Jan. (730). 

. gabinus Met. (730). 

. nigrescens De Betta. (730). 
. flavescens Wern. (734). 

. albolineatus Bonap. (734). 
. decipiens De Betta. (734) 
natrix Linne. (736). 

. gronovianus Laur. (730). 
viberinus Met. (737). 
Cettii. Gene. (741). 

. sparsus Schreib. (742). 

. ponticus Pall. (737). 

. astreptobhorus Seoane. (742). 
. subbilineatus Jan. (741). 
. persa Pall. (741). 
persicus Eichw. (738). 
ater Eichw. (742). 

. colchicus Demid. (742). 

. scutatus Pall. (741). 


el ee 


SU NE ee 


3. Familie. Boidae (746). 


1. Gattung. 


Eryx Daud. (746). 

jaculus Linne. (747). 

v. turcicus Oliv. (748). 

v. familiaris Eichw. (748). 


4. Familie. Typhlopidae (750). 


I. Gattung. 


Typhlops Schneid. (752). 
vermicularis Merr. (752). 


Systematische Übersicht. 


IV. Ordnung. Chelonia (754). 
1. Familie. Chelonidae (759). 


I. Gattung. 
I. Gattung. 


2. Gattung. 


Dermockelis Blainv. (761). 
coriacea Linne. (762). 
Thalassochelys Fitzg. (765). 
caretta Linne (765). 


Chelone Brogn. (769). 
mydas Linne. (770). 
imbricata Linne. (774). 


2. Familie. Testudinidae (777). 


I. Gattung. 


2. Gattung. 


3. Gattung. 


Testudo Linne. (778). 
graeca Linne. (783). 
ibera Pall. (790). 
marginata Schöpf (793). 
Emys Merr. (798). 
orbicularis Linne. (799). 
v. europaea Wolf. (799). 
v. lutarıa Shaw. (799). 


v. hellenica Bibr. Bory. (799). 


v. Hoffmanni Fitzg. (799). 
Clemmys Wagl. (808). 
caspica Gmel. (810). 

v. obsoleta Schreib. (944). 
leprosa Schweigg. (816). 


923 


Literaturverzeichnis). 


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Über die Begattung bei einigen geschwänzten Amphibien. (Ebenda 1882, 1893.) 





Die Amphibien und Reptilien Griechenlands. Berichtigungen. (Ebenda 1883.) 


!) Es sind hier nur die wichtigeren seit der I. Aufl. meiner Herpetologie erschie- 


nenen oder daselbst nicht angeführten und in allgemeiner verständlichen Sprachen 
geschriebenen Werke und Abhandlungen zitiert. 


Literaturverzeichnis. 925 


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1!) Das ‚De‘ bildet im Italienischen einen integrierenden Teil des Namens und 
kein Adelsprädikat, als welches es von den Deutschen gewöhnlich aufgefaßt wird; 
es entspricht etwa dem französischen ‚Du‘ (Dufour) oder dem russischen ‚‚itsch‘ 
(Iwanowitsch), nur daß es meistens getrennt geschrieben wird und weist auf die Ab- 
stammung oder den früheren Wohnort hin. Familiennamen, wie „De Bassa, Del 
Mestri, Della Bonna‘ u. dgl. sind in Italien sehr häufig und heißt beispielsweise ‚‚De 
Bassa‘‘ der von ‚„Bassa‘‘ abstammende und ‚Della Bonna‘‘ der aus „Bonn Ge- 
kommene. Das dem deutschen ‚‚von‘ entsprechende Adelsprädikat wird auch in den 
romanischen Sprachen klein geschrieben (de Bedriaga, Collin de Plancy). Dies schließt 
allerdings nicht aus, daß der betreffende Namensträger auch von Adel sein kann, 
z. B. Il Conte Del Mestri (der Graf Del Mestri, nicht aber der Graf von Mestri). 


Schreiber, Herpetologia europaea. 59 


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1) Es sind hier nur die wichtigsten Abhandlungen angeführt; ein vollständiges 
Verzeichnis sämtlicher Arbeiten des genannten Autors sind als ‚Publications scienti- 
fiques de Fernand Lataste‘‘ in Bordeaux bei Durand 1889 erschienen, 


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Über Triton Blasii de l’Isle und den experimentellen Nachweis seiner Bastard- 
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Beiträge zur Fauna der Tucheler Heide. (Jahresh. d. Westpreuß. Bot. Zool. Ver. 
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Triton Blasii de l’Isle, ein Kreuzungsprodukt zwischen Triton marmoratus und 
Triton cristatus. (Zool. Anz. 1904.) 

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Triton Blasii und die Mendelschen Regeln. (Compt. rend. Congr. int. Zool. 
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Zwergformen der paläarktischen Urodelen. (Ebenda 1905.) 

Zur Biologie der Rana temporaria. (Wolterst. Woch. Schr. f. Aq. u. Terr. Kd. 
1905.) 

Über den griechischen Teichmolch, Triton vulgaris subsp. graeca Wolt. (Ebenda 
1905.) 

Beiträge zur Kenntnis des Triton vittatus Gray. (Wolt. Wochenschr. f. Aq. u. 
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Über neue Tritonenformen Österreichs. (Zool. Anz. XXXI, Nr. 23, 1907.) 
Über Triton Montandoni Boulg. und sein Vorkommen in Mähren. (Ebenda 1907.) 
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Vorläufige Berichtigung betreffend die Befruchtung bei den Tritonen. (Zool. 
Anz. 1893.) 


Nachträge. 


S. 4Io. Lacerta muralis, Nachdem der Artikel über diese Art 
bereits gedruckt war, erhielt ich aus Zaragoza im nordöstlichen 
Spanien eine eigentümliche fusca, die ich als var. hesperica be- 
zeichnen will. Dieselbe ıst zierlicher, schlanker und namentlich 
kleiner als die Stammform, indem ihre Größe höchstens I6 cm be- 
trägt, wovon der Schwanz beim Männchen etwa drei Viertel, beim 
Weibchen dagegen kaum zwei Drittel der Gesamtlänge ausmacht. 

Die Beschilderung des Kopfes ist im ganzen normal, nur daß 
das Frontale meist etwas länger als sein Abstand von der Schnauzen- 
spitze ist; ein weibliches Stück besaß zwischen den Präfrontalen ein 
längliches accessorisches Schildchen. Die Reihe der Supraciliar- 
körner hört in der Regel etwa in der Mitte des zweiten Supra- 
okulare auf, kann aber mitunter auch vollständig, ja ausnahmsweise 
selbst doppelt sein. Supraciliaren sind gewöhnlich 6, seltener 5 vor- 
handen, das vorderste derselben meist bedeutend länger als das da- 
rauffolgende. Die relativ großen und ziemlich flachen Schläfen- 
schuppen sind von den Parietalen durch 3—5 wenigstens anfangs 
längliche Supratemporalen geschieden; das Massetericum ist von sehr 
wechselnder Größe, mitunter in 2—3 Schilder geteilt und dadurch 
undeutlich, ja manchmal selbst ganz fehlend. Von den vollkommen 
glatten Rückenschuppen entsprechen in der Regel 3, selten 4, aus- 
nahmsweise namentlich bei Weibchen stellenweise auch nur 2 Quer- 
reihen der Länge eines Ventrales. 

Die Färbung der Oberseite ist meist ein ziemlich lichtes Nuß- 
braun, das bei einzelnen Exemplaren oft so hell ist, daß es nahezu 
ins Sandgelbe übergeht. Der Pileus ist bald ungefleckt, bald wieder 
mit kleinen, aber nur wenig hervortretenden schwarzen Punkten 
besetzt. Ebensolche Punkte oder ganz kurze Strichelchen finden 
sich auch am Rumpfe, und zwar beim Männchen weit zahlreicher 
als beim Weibchen, ja bei letzteren können sie ausnahmsweise selbst 
ganz fehlen, so daß dann die Rückenzone in diesem Falle voll- 
kommen einfarbig erscheint. Diese dunklen Zeichnungen, die beim 
Männchen meist ganz unregelmäßig zerstreut sind, zeigen sich beim 
Weibchen fast immer in drei Längsreihen geordnet, von denen eine 
über die Mittellinie, die zwei anderen dagegen über die Seiten des 
Rückens hinziehen. Eine dunkelbraune Temporalbinde ist im männ- 
lichen Geschlechte kaum merkbar, bei den Weibchen aber immer 


944 Nachträge. 


scharf und deutlich und fast stets auch von zwei hellen Längs- 
streifen gesäumt. Mitunter kommt es vor, daß die Temporalbinde 
einen Kettenstreifen von schwärzlichen Flecken einschließt, in 
welchem Falle dann unter diesem meist noch eine zweite Reihe 
etwa doppelt so großer aber weniger scharfer Ringflecke hinzieht. 
Die Hinterbeine sind mit beim Männchen ziemlich undeutlichen, 
beim Weibchen aber gut abgehoben weißlichen Tropfenflecken be- 
setzt, der höchstens an der Basis noch spärlich gefleckte Schwanz 
wird nach hinten zu lichter. Die Unterseite ist stets einfarbig 
weißlich, an der Kehle manchmal mit bläulichem, an der hinteren 
Bauchhälfte sowie auf Schwanz und Beinen mit schwach rötlich- 
gelbem Anflug. 


S. 473. Lacerta agilis. Die von mir auf S. 483 als bosnica be- 
zeichnete Form stimmt fast in allen Stücken mit der südrussischen 
Varietät exigua überein, von der sie sich eigentlich nur dadurch 
unterscheidet, daß bei jener sowohl das Postokulare als auch das 
Frenale stets nur in der Einzahl vorhanden sind. Desgleichen 
sind auch die Rückenschuppen nicht wie bei der Stammform von 
den seitlichen als deutliche, scharf zu unterscheidende Mittelzone 
getrennt, sondern gehen ganz wie bei exigua allmählich ineinander 
über. Auch bezüglich der Größe und der Proportionen der ein- _ 
zelnen Körperteile stimmen beide Formen ziemlich überein, sowie 
auch in Färbung und Zeichnung kein wesentlicher Unterschied be- 
steht. Nur ist zu bemerken, daß bei bosnica die einzelnen Farben- 
elemente besonders gerne der Länge nach zusammenfließen, so daß 
namentlich ältere Tiere sehr häufig gestreift erscheinen; fast immer 
findet sich eine helle Occipitallinie, die oft von einem durch Ver- 
bindung der Dorsalflecken entstandenen, nicht selten sehr scharfen 
und kontinuierlichen dunkelbraunen oder schwärzlichen Bande 
beiderseits begleitet wird. Ebenso treten die seitlichen Flecken 
häufig zu mehr oder weniger deutlichen Längsbinden zusammen. 
Interessant ist noch zu erwähnen, daß in Bosnien auch die var. 
erythronotus in sehr ausgesprochener Weise vorkommt, eine Form, 
die ich unter den zahlreichen aus Südrußland erhaltenen exıgua 
niemals antraf. 


S. 614. Vipera berus. Die in Bosnien vorkommenden Stücke 
zeigen, wie neuere Funde von Veith beweisen, durchaus nicht 
immer das für die var. bosniensis angeführte Merkmal der doppelten 
Schuppenreihe unter den Augen, sondern stimmen in der Bekleidung 
des Kopfes häufig ganz mit der Stammform überein; in Färbung 
und Zeichnung sind sie allerdings von letzterer insofern stets, auf- 
fallend verschieden, als sie oberseits auf braunem Grunde keine 
Zackenbinde, sondern die für die typische Vipera Redii charakte- 
ristischen kurzen schwarzen Querbinden zeigen. Sie entsprechen 
daher zum großen Teile der bisher nur aus der slavonischen Tief- 
ebene bekannten, von mir auf S. 620 als var. pseudaspis bezeich- 


neten Form. 
I} 


Nachträge. 945 


S. 713. Zamensis gemonensis. Aus Versehen ist bei Besprechung 
dieser Art das Vorkommen derselben in der Schweiz nicht erwähnt 
worden, obwohl sie daselbst, allerdings nur in den zwei südlichsten 
Kantonen Wallis und Tessin, häufig auftritt und jedenfalls von Tirol 
und Italien dahin gelangt ist. Nach Fatios ‚Vertiebres de la 
Suisse‘ scheinen die von ihm beschriebenen Schweizer Exemplare 
viridiflavus zu sein, was mir sehr sonderbar scheint, da diese Form 
weder in Tirol, noch ın Norditalien zu finden ist. Ebenso auf- 
fallend ist die Behauptung des genannten Autors, daß in den be- 
treffenden Kantonen carbonarius fehlt, da gerade diese Form in den 
daran grenzenden Nachbarländern sehr häufig ist, während Fatio 
dieselbe nur ein einziges Mal bei Lugano gefangen zu haben angibt. 


S. 810. Clemmys caspica. Vor kurzem erhielt ich aus dem 
südlichen Dalmatien eine Schildkröte dieser Art, die sich von der 
Stammform durch den gänzlichen Mangel der Streifung wesentlich 
unterscheidet. 

Bei ganz jungen Tieren erscheint der Rückenpanzer im Wasser 
vollkommen einfarbig dunkel olivenbraun. Im Trockenen bemerkt 
man jedoch an jedem Marginale einem blaßgelben, fein dunkel ge- 
säumten Streifen, der bald, gerade bald wellig und zum Schalen- 
rande senkrecht gerichtet ist, hier dann sich etwas erweiternd weiß 
wird und hierauf auf die Bauchseite hinabbiegt. Bei etwas größeren 
Stücken von 4—5 cm Schalenlänge entwickelt sich dann eine sehr 
hübsche Zeichnung, indem auf allen Schildern schmal bandförmige, 
fein schwarz umrandete gelbe Linien entstehen, die durch Queräste in 
sehr mannigfacher Weise verbunden sind. Diese Zeichnungen, welche 
übrigens nur außer dem Wasser und bei schwacher Vergrößerung 
sichtbar sind, zeigen sich namentlich auf den Costal- und Marginal- 
schildern entwickelt, während sie auf den Vertebralen viel weniger 
ausgebildet sind und hier überhaupt bald verschwinden. Die Unter- 
schale ist tief schwarz, mit je einem, nur an den Gularen und 
Humeralen gewöhnlich fehlenden weißen Flecken am umgebogenen 
Rande der Schilder. Mit zunehmendem Alter, wenn die Tiere etwa 
ihre halbe Größe erreicht haben, wird die Oberschale heller, im 
ganzen mehr gelblich und sind die geschilderten Zeichnungen dann 
auch schon mit freiem Auge im Trockenen gut sichtbar, zumal die 
von den Bandzeichnungen eingeschlossenen Felder in der Mitte 
einen schwärzlichen, von einem helleren Hofe der Grundfarbe um- 
gebenen Fleck zeigen. Die Brustschale weist in diesem Alter noch 
keine Veränderung auf, nur erscheint mitunter auf der gemeinsamen 
Humeralnaht ein weißer Wisch. Bei Erwachsenen sind endlich die 
Zeichnungen der Rückenschale nur mehr hie und da in Spuren zu 
bemerken und sind dieselben oben ganz unregelmäßig gelblich und 
schwarz gewölkt. Der Bauchschild zieht dann, mit Ausnahme des 
stets tief schwarz bleibenden umgebogenen Seitenrandes, mehr ins 
Bräunliche, das ab und zu von weißlichen Schattierungen durchsetzt 
wird, während die hellen Seitenmakeln häufig bis zur ganzen Länge 
der betreffenden Schilder erweitert sind. 

Diese meines Wissens in der Literatur noch nicht erwähnte 


Schreiber, Herpetologia europaea. 60 


4 


946 Nachträge. 


Form der caspica findet sich sehr häufig in den Bocche di Cattaro 
und geht von.hier aus nördlich bis zur Halbinsel Sabbioncello unter 
42° 55’ n. B. hinauf, woselbst sie namentlich in dem Sumpfe 
„Stagno piccolo‘“ in. Menge vorkommt. Nur wenig weiter oben an 
der Narenta fehlt sie bereits, doch dürfte sie sich wahrscheinlich 
südlich nach Albanien hinabziehen, wofür mir aber Belege allerdings 
fehlen. 

Wegen ihrer gänzlich geschwundenen Streifung will ich diese 
Varietät mit dem Namen obsoleta belegen. 


S. 860. Injizieren. Hiezu eignen sich nach meinen neuesten 
Erfahrungen ganz vorzüglich die für ärztliche Zwecke gebrauchten 
Injektionsspritzen, die aus einem kurzen Glasrohr und einer sehr 
feinen, nadelförmigen, an der Spitze schief abgeschliffenen metallenen 
Ausflußröhre bestehen. Während bei dem gewöhnlichen Einspritzen 
durch Mund und After das ganze Tier oft sackartig aufgebläht 
wird und überdies die eingeführte Flüssigkeit nur zu oft wieder 
durch die natürlichen Körperöffnungen heraustritt, gewähren die 
obengenannten Spritzen den Vorteil, daß man die feine Nadel an 
jeder Körperstelle wo es nötig scheint einführen kann, aus dem da- 
mit gemachten äußerst feinen Einstich ein Zurückströmen der 
Flüssigkeit nicht zu befürchten braucht und hiedurch die richtige 
Formung des Körpers ganz in seiner Gewalt hat. 


I 


Verzeichnis der Gattungen und höheren Gruppen’). 


A. 
Ablepharus 313, 322, 324, 820, 826, 828, 
830, 837, 842. 
Acanthodactylus 304, 33I, 334, 338, 


351, 320, 823, 826, 828, 830, 838, 842. 

Acrodontes 299. 

Agama 538, 545, 821, 826, 828, 830, 
838, 842. 

Agamidae 311, 536, 838, 839, 843. 

Aglyphae 578, 634. 

Ailurophis 647. 

Algiroides 338, 367, 820, 826, 828, 829, 
838, 842. 

Alsophylax 559, 5783, 821, 826, 828, 830, 
842. 

Alytes 7, 137, 160, 186, ıgI, 270, 274, 
2159 2710,,281,.283. 

Amphibia 1, 3. 

Amphisbaenidae 311, 517, 838, 839, 843. 

Ampystes 347. 

Aneistrodon 577, 985, 821, 826, 828, 830, 
838, 842. 

Anguidae 311, 523, 838, 839, 843. 

Anguis 524, 821, 826, 829, 838, 842. 

Anura 3, 6, 8, 148, 270, 271, 281, 284. 

Archaeolacertae 378. 

Aspistis 357. 

Atropis 515. 

B.- 


Blanus 299, 517, 820, 826, 828, 830, 838, 
842. 

Boidae 583, 746, 338, 839, 843. 

Bombinator 160, 171, 270, 274, 275, 276, 
281, 283, gIo. 

Bradybates 22. 

Brevilingues 299. 

Bufo 210, 271, 274, 275, 281, 283. 

Bufonidae 159, 210. 


C. 
Calamita 203. 
Chalcides 312, 313, 820, 826, 828, 829, 
837, 839, 842. 
Chamaeleon 293, 820, 826, 828, 830, 837, 
842. 


Chamaeleontidae 292, 838, 839, 843. 

Chelone 761, %69, 821, 826. 

Chelonia 291, 754. 

Chelonidae 759. 

Chioglossa 20, 22, 120, 271, 274, 275, 276, 
281, 283. 

Clemmys 778, 808, 821, 826, 828, 830, 
838, 842. 

Coelopeltis 578, 631, 636, 638, 821, 826, 
828, 829, 838, 842. 

Coluber 635, 667, 821, 826, 828, 829, 838, 
842. 

Colubridae 583, 633, 838, 839, 843. 

Contia 636, 651, 821, 826, 828, 830, 838, 
842. 

Coriudo 761. 

Coronella 635, 651, 821, 826, 828, 829, 
838, 842. 

Crassilingues 299. 

Cultripes 193. 


D. 
Dendrohyas 203. 
Dermatochelys 761. 
Dermochelys 761, 821, 826. 
Discoglossidae 158, 159. 
Discoglossus 160, 181, 270, 274, 275, 276, 
281,283. 
E. 
Emys 778, 798, 821, 826, 828, 829, 838, 
842. 
Eremias 304, 33I, 338, 339, 820, 826, 828, 
829, 837, 842. 
Eryx 746, 822, 826, 828, 830, 838, 842. 
Euproctus 7, 76, 123, 881, 893. 
Eurystomata 577: 


F. 
Fissilingues 299. 


G. 


Geckonidae 301, 311, 554, 838, 839, 843. 

Geotriton 23. 

Gymnodactylus 559, 970, 821, 826, 828, 
830, 838, 842. 

Gymnophthalmi 312. 


lt) Die cursiv gedruckten Namen sind Synonyma oder nur anmerkungsweise er- 
wähnte Genera, die fetten Zahlen verweisen auf die systematische ‚Beschreibung. 


60* 


948 Verzeichnis der Gattungen und höheren Gruppen. 


E: 


Hemidactylus 559, 564, 821, 826, 828, 
829, 838, 842. 

Hyas 203. 

Hyla 203, 215, 270, 274, 275, 276, 281, 
283. 

Hylidae 150, 158, 202. 

Hypochthon 12. 

L. 


Lacerta 307, 338, 367, 375, 820, 826, 828, 
829, 838, 842. 

Lacertidae 311, 330, 838, 839, 843. 

Lacertilia 291, 299, 819, 820, 834. 

Leiodactyles 300, 333. 


M. 


Macroprotodon 621, 636, 821, 826, 827, 
828, 830, 838, 842. 
Molge 36. 
Neolacertae 378. 
N. 
Neuerges 120. 
Notopholis 367. 
O. 
Oiacurus 36. 
Ophidia 291, 577, 819, 834. 
Ophiomorus 313, 328, 820, 826, 828, 830, 
33,0 842. 
Ophiops 339, 347, 820, 826, 828, 830, 837, 
842. 
Ophisaurus 524, 530, 645, 647, 821, 826, 
829, 838, 842. 
Opistoglyphae 578,. 634. 
Otophis 524. 
Oxycephalae 378. 


P. 


Pelobates 167, 188, 193, 227, 262, 274, 
272,270, 281,283, 

Pelobatidae 158, 187. 

Pelodytes 188, 270, 274, 275, 276, 281, 
283. 

Pelophylax 230. 

Phrynocephalus 299, 538, 554, 82I, 826, 
828, 830, 838, 842. 

Phyllodactylus 559, 56%, 821, 823, 824, 
826, 827, 828, 830, 838, 842. 

Platycephalae 378. 

Pleurodontes 299. 

Pristidactyles 300, 333. 

Proteidae 9, 11. 

Proteus 12, 145, 270, 274, 275, 276, 281, 
283. 

Psammodromus 307, 339, 357, 820, 823, 
826, 828, 830, 838, 842. 

Pseudopus 530. 

Pyramidocephalae 378. 


R. 


Rana 228, 271, 274, 275, 281, 283. 
Ranidae 158, 228. 

Reptilien 289. 

Rhabdodon 638. 

Rhiptoglossa 291, 292, 819, 820, 834. 


S. 


Salamandra 2ı, 22, 126, 271, 274, 275, 
276, 28I, 283. 

Salamandridae ı1, 20. 

Salamandrina 2ı, 22, 29, 123, 270, 274, 
275,276, 281,283. 

Saurophthalmi 312. 

Scincidae 302, 311, 312, 838, 843. 

Seiranota 29. 

Spelerpes 9, 20, 2I, 22, 98, 123, 274, 275, 
270, 281,283. 

Sphargis 761. 

Stenodactylus 559, 575, 821, 826, 828, 
830, 838, 842. 

Stenostomata 577. 


Abe 

Tachymenis 647. 

Tarbophis 636, 647, 821, 826, 828, 830, 
838, 842. 

Tarentola 559, 567, 821, 826, 828, 829, 
838, 842. 

Testudinidae, 759, 777, 838, 843. 

Testudo 778, 808, 821, 826, 828, 829, 
838, 842. 

Thalassochelys 755, 756, 761, 765, 821, 
826. 

Trigonocephalus 585. 

Trigonophis 647. 

Triton 22, 36, 270, 274, 275, 278, 281, 
283. 

Tropidonotus 634, 636, 645, 647, 723, 
822, 826, 828, 829, 838, 842, 894, 
906. 

Typhlopidae 584, 750, 838, 839, 843. 

Typhlops 752, 822, 826, 828, 830, 838, 


842. 
U. 
Urodela 3, 6, 8, 9, 278, 281, 282, 284. 
V. 
Vipera 585, 591, 821, 826, 828, 829, 838, 
842. 
Viperidae 555, 578, 583, 584, 838, 839, 
843. 
2. 


Zacholus 654. 
Zamenis 635, 705, 822, 826, 828, 829, 
838, 842. 


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ui 


Namen der Arten und Varietäten. 


949 


Namen der Arten und Varietäten. 


A. 


abdominalis Sal. 86, Trit. 79. 

acontistes Col. 635, 667. 

acrolampa Lac. 446, 450. 

acutirostris Rana 247, 248, 250. 

aedura Lac. 511. 

Aesculapii Call. 675, Col. 640, 675, 676, 
678, 738, El. 675, Natr. 676. 

africanus Cham. 294. 

Agassizii Chel. 770, Col. 669, Rhin. 669. 

agilis Ag. 550, Lac. 300, 35I, 383, 410, 
4ıı, 473, 487, 489, 498, 511, 623, 
628, 820, 822, 823, 824, 828,.830, 
836, 840, 905, Rana 193, 231, 233, 
239, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 
254, 271, 272, 277, 278, 280, 283, 
gIo, 

albiventris Chel. 774, Lac. 474, Pod. 410, 
416, 444: 

albolineata Lac. 444. 

albolineatus Trop. 740. 

albotorquatus Trop. 740. 

aleira Am. 363, Lac. 363, Psamm. 363, 
Trop. 363, 499. 

algirus Psamm. 358, 363, 820, 823, 828, 
832, 835, 840, Scinc. 363. 

alliacea Rana 195. 

alpestris Col. 694, Hemitr. 95, Molge 95, 
Sal. 95, 140, Trit. 40, 53, 67, 68, 69, 
88, 95, 271, 272, 273, 277» 278, 280, 
283. 

alpina Rana 247, 259. 

alpinus Bufo 212, Col. 660. 

americanus Trit. 95. 

ammodytes Cobra 600, Col. 600, Pel. 600, 
Vip. 597, 600, 607, 612, 622, 645, 
682, 821, 824, 825, 828, 829, 331, 
836, 841, 844. 

Anglorum Col. 615. 

anguiformis Lac. 474. 

anguina Sir. 13. 

anguinus Hyp. ı3, Prot. 13, 270, 272, 
273, 277, 278, 279, 282. 

angusticeps Trop. 731. 

annulata Lac. 474, 478. 

antiquorum Stell. 546. 

apoda Lac. 532. 

apuanus Trit. 95. 

apus Chalc. 532, Cham. 532, Oph. 524, 
532, 821, 822, 824, 829, 831, 836, 
84I, 908. 

aquatica Lac. 85, IIo. 

aquaticus Gek. IIo, Trit. 86. 

arabicus Col. 736. 

aralensis Ag. 550, Trap. 550. 

arborea Dendr. 203, Hyas 203, Hyla 203, 
279,9272,0272,,.21733, 2703 278,0.2,80, 
283, Rana 203. 


arboreus Cal. 203. 

archipelagica Lac. 4Iı. 

arcuata Test. 762. 

arenicola Lac. 474. 

argonauta Tyr. 652. 

argus Lac. 455, Seps. 474. 

arguta Am. 344, Erem. 341, 344, 820, 
822, 824, 828, 829,.831, 835, 840, 
Lac. 345, Pod. 344. 

arvalis Rana 23I, 233, 235, 250, 254, 
27T, 272, 277302983, 280: 

asclepiadeus Col. 676. 

asper Hemitr. 48, Trit. 42, 48, ııo, 270, 
272, 274, 278, 279, 282. 

aspera Molge 44. 

aspis Col. 609, 615, Ech. 586, 609, Pel. 
609, Vip. 597, 606, 607, 608, 609, 
620, 622, 821, 822, 823, 824, 828, 
829, 831, 836, 841, 844. 

astreptophorus Trop. 731. 

ater Trop. 738, 742. 

atlantica Derm. 762. 

atra Car. 765, Halych. 766, Lac. 140, 
512, Rana 147, 249, 250, Sal. 5, 21, 
57, 127, 130, 140, 271, 272, 277, 278, 
280, 282, 909, g9Io, Test. 765, Vip. 
610. 

atrovirens Col. 714, Zam. 713. 

aurata Lac. 449, 450. 

aurita Ag. 539, Am. 5309. 

auritum Sacc. 539. 

auritus Gecko 539, Meg. 539, Phryn. 539. 

aurolineatus Trop. 731. 

austriaca Cor. 656, 657, 658, 659, 660, 
676, 688, 821, 822, 823, 824, 825, 
828, 830, 836, 837, 84I, 908. 

austriacus Col. 660, Trop. 660, Zach. 660. 


B. 


bahiensis Natr. 706. 
balearica Lac. 464, 465, 467. 
balearicus Bufo 218. 
barbarica Alg. 363. 
barytonus Hyla 203. 


 Bedriagae Chalc. 314, 322, 820, 823, 827, 


828, 832, 835, 840, Gong. 322, Lac. 
380, 387, 820, 823, 827, 828, 832, 
835, 840, SepS 322. 

BEellmeNCH 353: 

berus Col. 609, 615, Pel. 614, 615, 616, 
626, 629, Vip. 596, 605, 607, 608, 
609, 614, 615, 623, 626, 629, 311, 
821, 822, 823, 824, 825, 828, 830, 
836, 841. . 

Besseri Ang. 526. 

Bibroni Hemitr. 48, Trit. 48. 

bicarinata Chel. 740. 

bicolor Ang. 526, 


950 Namen der Arten und Varietäten. 


bilineata Lac. 49I, 494, Natr. 425. 
bilineatus Col. 699, Trop. 738. 
bipedalis Col. 736. 

bipes Col. 736. 

bissa Car. 774: 

bistriata Lac. 491. 

Blanci Zerz. 366. 

Blasii Trit. 40, 106, ııı, 116, 27I, 272, 
277, 278. 

Blasiusii Trit. 106. 

Bocagei Lac. 412, 424, 428. 

bocchensis Lac. 435. £ 

Bolkayi Rana 259. 

bombinus Bufo 174. 

Bonellii Trop. 725. 

Boscae Al. 167, 169, Molge 63, Trit. 41, 
62, 76, 105, 270, 272, 277» 278, 279; 
282. 

Boscai Al. 65, Cyn. 63, Pelon. 63. 

boschianus Ac. 353. 

bosnica Lac. 483. 

bosniensis Rana 245, Vip. 614, 616, 618, 
620. 

Boulengeri Bufo 218. 

breviceps Lac. 459. 

brevipes Bomb. 174. 

brevis Cor. 637. 

Brogniardi Lac. 41o. 

Brüggemanni Lac. 4Iı, 419, 421, 428, 


445: 
brunnea Vip. 609. 
Bufina Bufo 218. 
Bufo Rana 165, 2I2, 218, 223. 


C. 


cachinans Rana 265. 

calamita Bufo IgI, 2I2, 215, 2I8, 220, 
223, 271, 272, 273, 277, 278, 280, 
283, 908, 909, Ep. 223. 

calcarata Rana 201. 

calcaratus Bufo 201, Did. 201. 

Calderinii Vip. 610. 

caliscertula Lac. 4ıI, 446. 

Camerani Rana 231, 252, 271, 273, 278, 
280, 283. 

campanisona Rana 165. 

campanisonus Bufo 165. 

campanulata Test. 793. 

campestris Lac. 444, 450. 

carbonarius Col. 714, Zam. 496, 70I, 7I4, 
719, 721, 722, 723. 

caregonicus Trig. 586. 

caretta Car. 766, Chel. 765, Coau. 766, 
Test. 765, 774, Thal. 765, 766. 

carnifex Gek. ııı, Sal. ırı, Trit. ııı, 
II5, IIQ. 

Carrarae Prot. 20. 

easpica Clemm. 755, 758, 806, 807, 810, 
82T, 824, 825, 827,.828,.832,40975 
841, 908, Em. 810, Terr. 810. 

caspius Col. 714, Enh. 730, Zam. 715, 
720, 721. F 


caucasica Ag. 549, Cor. 661, 668, Rana 
266. 

caucasicus Col. 661. 

caudivolvula Ag. 544, Lac. 544. 

caudivolvulus Phryn. 539, 544, 821, 823, 
827, 828, 832, 836, 841. 

cavigonica Rana 147. 

Cavuana Chel. 766. 

Cazzae Lac. 454, 469. 

cepediana Test. 770. 

Cepedii Car. 770. 

cephalo Car. 765, Chel. 765, Test. 765. 

cerastes Ang. 747, Er. 747- 

cereus Col. 694. 

cervone EI. 694. 

Cettii Lac. 446, Natr. 737, 741, Trop. 


737: 

chalcides Seps 314, 316. 

chalcidica Seps 316, Zygn. 316. 

chalcis Cham. 316, Seps 314, 316. 

Chamaeleon Lac. 249. 

Charasii Col. 608. 

chersea Col. 608, 615, Pel. 614, 615, 626, 
Vip. 610, 615. 

chersoides Natr. 725, 728, Trop. 725. 

chersonnensis Lac. 475, 482. 

chloronota Lac. 490. 

chrysochlora Lac. 420. 

chrysogastra Lac. 511. 

cincta Sal. 95. 

cinerascens Vip. 609. 

cinerea Amph. 520, Ang. 526, Molge 86, 
Vip. 609. 

cinereo-nigrescens Lac. 491. 

cinereus Blan. 520, 522, 523, 820, 823, 
827, 828, 832, 840, 844, Bufo 212, 
Hemitr. 48, Psamm. 348, 361, Trit. 
48. 

Cisternasii Al. 168, 272, 280, 282, Amm. 
163. 

clivica Ang. 225. 

clivicus Er. 525. 

coauana Car. 765, Chel. 765, Test. 765, 
Thal. 765. 

coccinea Lac. 341. 

coerulea Lac. 446, 457- 

coeruleo-coerulescens Lac. 446, 457: 

coerulescens Lac. 473: 

coeruleus Col. 615. 

colchica Lac. 475, 482, 498. 

colchicus Bufo 213, Otoph. 526, Trap. 
738, 742. 

collaris Abl. 653, Col. 657, Cont. 652, 
821,.823, 827, 833, 337, 841, Cor 
653, Cycl. 653, Eir. 653. 

colubrina Ang. 747, Er. 747, Tortr. 747. 

communis Bufo 212, Col. 714, Vip. 608, 
614. 

commutatus Bufo 212. 

concolor Bufo 218, Cor. 661, Gymn. 57I, 
572, Lac. 445, 482, 491, 494, Seps. 
316, Trop. 730, 737- 


Namen der Arten und Varietäten. 


condylura Scir. 30. 
confluenta Vip. 597, 599. 
corcyrensis Trit. 79. 
cordylina Jg. 546, Stell. 546. 


coriacea Chel. 762, Cor. 762, Derm. 755, 


762, Spharg. 762, Test. 762. 

coronella Col. 660, Natr. 660. 

corsica Lac. 412, 423, Sal. 128, 132, 138. 

corticata Chel. 766, Thal. 766. 

corythophorus Trit. 128. 

eristata Hemis. ıro, Molge ııo, Sal. ı1o. 

cristatus Trit. 40, 90, 92, IO5, IO6, 107, 
109, 110, 111, 271, 272, 273, 276, 
278, 280, 288. 

crocea Lac. 5ıı, Zoot. 511. 

eruciatus Bufo 223. 

crucigera Bufo 218, 220. 

cruenta Lac. 341, Rana 247, 250. 

cruentatus Col. 685, 688, Scinc. 341. 

cuclocephalus Trit. 110. 

cucullata Cor. 637. 

cucullatus Col. 637, Macr. 637, 821, 823, 
824, 828, 832, 837, 841, Psamm. 637. 

eultuipes 'Belx 167, 795, 201, 270, 272, 
Rana 201. 

cupreus Col. 661. 

cupriventris Pod. 410. 

cursor Bufo 223. 

cyanodactylus Hem. 565, Gek. 565. 

cyanolaema Lac. 490, Pod. 490. 

cyprius Stell. 546. 


D. 


Dahlii Col. 710, Dendr. 710, Psamm. 710, 
ARye. 770, Zam. 706, .710, 720,822, 
823, 824, 825, 828, 837, 84I, 908. 

dalmatina Rana 233, 236. 

dalmatinus Trit. 90, Trop. 738. 

Danilewskii Gymn. 571, 5%3, 821, 822, 
827, 828, 832, 836, 841. 

Daudinii Pel. 189, Rana 189. 

decipiens Trop. 734. 

Delislei Al. 165. 

dentex Rana 266. 

depressa Chel. 770, Lac. 393, Pod. 392. 

Derjuginii Lac. 381, 395, 820, 822, 827, 
828, 832, 835, 840. 

deserti Lac. 34I, 345, Vip. 597, Pod. 345. 

Deubeli Col. 676, 679. 

didactylus Shelt. 532. 

dilepis Lac. 474. 

Dione Chir. 690, Coel. 690, Col. 669, 690, 
821, 823, 827,828, 833, 841, El. 695. 

distinctus Bothr. 641. 

dobrogicus Trit. IIo. 

Doderleinii Pod. 446, 449, 456. 

domesticus Col. 706. 

doniensis Lac. 475. 

Doriae Alg. 370, 371, Phyll. 568, 569. 

dorsalis Pel. 614. 

Dumfrisiensis Natr. 660, 


951 


D’Urvillii Pseud. 533. 
Dussimieri Chel. 765, Lepid. 766. 
Dybowskii Rana 247. 


E. 


ecaudata Rana 233, Test. 790. 

echis Vip. 597. 

Edwardsiana Asp. 358, Lac. 358, Not. 
358. 

Edwardsianus Psamm. 358. 

Edwardsii Psamm. 358. 

Ehrenbergi Am. 350. 

elaphis Col. 694, Natr. 694, Trop. 694. 

elaphoides Trop. 730, 731. 

elegans Lac. 445, 490, Oph. 350, 820, 
824, 827, 832, 835, 840, Sal. 86, 102, 
Sten. 579. 

elongata Coau. 766, Erem. 766, Test. 766. 

Entzii Rana 427. 

eremioides Lac. 482. 

eremita Col. 690. 

Erhardi Lac. 425. 

erythrogaster Bothr. 714, Coel. 714. 

erythronotus Lac. 475, 480. 

erythrura Lac. 533. 

ery& 014 526,527, Nortr. 748: 

esculenta Car. 770, Rana 185, 187, IgI, 
230, 237, 258, 265, 266, 268, 271, 
272, 2735, 270, 278, 280, 283. 

esculentus Peloph. 258. 

euphratica Dab. 597, Vip. 597. 

europaea Cist. 799, Em. 799, Lac. 475, 
Eute. 799, llert. 799, lest 709: 

europaeus Phyll. 568, 821, 823, 824, 827, 
828, 832, 841. 

Eversmanni Gymn. 574, Sten. 574. 

exasperatus Pleur. 42. 

exigua Lac. 475, 480, 483, 484, 498, 626, 
Nucr. 475, Sal. 78, 86. 

exiguus Trit. 79. 


154 


facetanus Plat. 580. 

fallax Dips. 649, Tarb. 649, Trop. 738. 

familiaris Er. 748. 

faraglionensis Lac. 446, Pod. 440. 

fasciata Cor. 660, Lac. 410. 

fasciatus Tıop. 737. 

fascicularis Gecko 560, Plat. 560. 

fastuosa Sal. I3I, 135, 138. 

ferrugineus Bufo 212, Col. 661. 

filfolensis Lac. 4II, 419, 428, Pod. 411. 

Fischeri Pseud. 533. 

Fitzingeri Alg. 367, 368, 820, 823, 827, 
828, 832, 835, 840, Lac. 368, Not. 
368, Trop. 368, Zach. 660. 

fiumana Lac. 375, 377, 380, 4831, 450, 
820, 824, 828, 832, 836, 840. 

flava Test. 799. 

flavescens Call. 675, Col. 640, 676, 678, 


El. 675, Trop. 730, 734, Typhl. 732. 


952 


flavigaster Trit. 114. 

flavigastra Molge Iı1. 

flavipes Em. 816. 

flaviundata Lac. 4II, 419, 428. 

flaviventris Pod. 410, Rana 247, 250. 

fluviatilis Rana 258. 

foetidissima Rana 233. 

fortis Rana 265. 

fragilis Ang. 525, 821, 822, 823, 824, 830, 
836, 841. 

Franciae Col. 714. 

Franeisci Redii Vip. 609. 

Fraseri Em. 816. 

Freyeri Prot. 2o. 

Fugax Col. 676, 679. 

fuliginosa Em. 816, Maur. 816. 

fulva Vip. 609. 

fulvus Col. 691. 

fusca Ang. 525, Bomb, 195, Lac. 393, 
410, 412, 4I5, 416, 42I, 422, 423, 
424, 425, 426, 427, 429, 580, Rana 
195, 247, Sal. I40, I4I, Vip. 109. 

fusca-plumbiventris Vip. ‚609. 

fuscus Bomb. 195, 30I, Bufo 212, Col. 
641, Geotr. 23, Pel. 187, 195, 2zoI, 
270, 271, 277, 278, 280, 283, Rhabd. 
641, Spel. 28, 270, .273, 277, 278, 
279, 282. 


G. 


gabina Natr. 730. 

gabinus Trop. 730. 

Gadovi Lac. 486. 

gallensis Lac. 446, 457. 

gallicus Col. 660. 

gargarizans Bufo 213. 

geccoides Gymn. 570, 571. 

gemonensis Col. 660, Natr. 714, Zam. 644, 
683, 689, 706, 799; 713, 822, 823, 
824, 825, 828, 829, 831, 837, 841. 

GeneiN Geotr. 23,5 lacz AUT, 412, 421, 
Sala2za» 

Gesneri Trit. 102. 

gigas Rana 265. 

Giglioli Lac. 465, 471. f 

girondica Cor. 655, 656, 821, 823, 824, 
828, 829, 837, 841. 

girondicus Col. 656, Natr. 656, Zach. 656. 

girundica Cor. 656. 

glacialis Trit. 48, 53. 

glaucoides Col. 714. 

gracilis Aspid. 341, Trop. 731. 

graeca Chers. 783, El. 694, Lac. 383, 408, 
404, 820, 824, 827, 828, 832, 835, 
840, Rana 231, 238, 242, 244, 271, 
273, 277, 278, 280, 283, Test. 755, 
783, 790, 821, 823, 824, 825, 827, 
828, 829, 831, 837, 841. 

graecus Pelt. 783, 790, Trit. 79, 83. 

graja Test. 793. 

grammica Lac. 353, 392. 

granosus Hem. 565. 


Namen der Arten und Varietäten. 


grisea Ang. 525. 

griseo-coeruleus Col. 714. 

griseus Bufo 212, Col. 730. 

gronoviana Natr. 736. \ 

gronovianus Col. 736. 

gronovius Col. 736. 

Guerinii Zoot. 512. 

guttata Ag. 544. 

guttatus Eubl. 575, Sten. 571, 575, 821, 
825, 827, 833, 836, 841. 

gyrinoides Gek. 95, Lac. 95. 


Tr. 


Haidingeri Prot. 19. 

halys Col. 586, Anc. 586, 821, 823, 827, 
836, 841, Vip. 586. 

Heegeri Vip. 610. 

helioscopa Ag. 542, Lac. 542, Stell. 542. 

helioscopus Phryn. 539, 942, 821, 823, 

827, 828, 832, 836, 841. 
hellenica Cist. 794, 804, Em. 799. 
helluo Ang. 747. 
helveticus Cöl. 736, Trit. 73. | 
helvetus Col. 736. 

Hermanni Col. 669, Test. 783. 
hesperica Lac. 943. 
hippocrepis Coel. 706, Col. 641, Haem. 

706, Natr. 706, Per. 706, Zam. 706, 

822, 823, 824, 827, 828, 832, 837, 841. 
hispanica Cor. 656, Lac. 380, 429, 458, 

820, 823, ,827,.828,. 832,0. °408 
hispanicus Cham. 294, Psamm. 357, 358, 

820, 823, 828, 832, 835, 840, 905. 
Hoffmanni Cist. 804, Em. 799. | 
holomelas Lac. 491. 
holtzii Rana 252. 
honorati Rana 247, 250. 
Horvathi Lac. 381, 406, 820, 824, 827, 

828, 832, 836, 840. 
Hugyi Vip. 610, 614. u 
hybridus Natr. 736, Trop. 736. 
hydrophilus Col. 730. 
hydrus,@01,2730,..1r0P.7730, 732% 

Hyla Rana 203. 


2 Sue ee 


T. 

ibera Test. 783, 790, 821, 824, 8259027, | 
828, 832, 837, 84T. . 

iberica Lac. 502, Rana 231, 242, 245, 
271, 2723280,5282: 

iberus Trig. 649. 

ictericus Trit. III, 114. 

ignea Bomb. 174, Molge 95, Rana 274, 
Sal. 95. 

igneus Bomb. 174, 178, ı81, 199, 270, 
271,°272,,273, 278, 280, 1882, Bio 
178. 

ignicolor Bufo 178. 

illyrica Vip. 600. 

imbricata Chel. 770, 774, 821, Eretm. i 
774, Test. 774. 


Namen der Arten und Varietäten. 


immaculata Cor. 661, Lac. 475, 479, 
Rana 259, Vip. 610, Zam. 712. 

immaculatus Trit. 96. 

incerta Ang. 526. 

insignitus Coel. 64I, 644, Col. 641. 

insubricus Pel. 195, 197. 

insulanica Lac. 446. 

intermedia Hyla 203, 206, Lac. 493. 

intermedius Trit. 90. 

irritans Pod. 345. 

isabellina Vip. 609. 

istriensis Lac. 491, 494. . 

italica Cor. 660, 665, Molge 90. 

Italiens, Irit. 41,,40, 271, 273, 277, 278, 
280, 282. Y 


J. 


jaculator Col. 714. 

jaculus Ang. 748, Er. 747, 822, 825, 827, 
833, 837, 841, Tortr. 748. 

jamaicensis Lac. 503. 

japonica Chel. 770, Test. 770. 

japonicus Bufo 230. 

Jaquinii Zoot. 512. 

jonica Lac. 380, 436, 824, 827, 828, 832, 
840. 

jugularis Col. 714. 


K. 


Kammereri Trit. 90. 

Kapelana Molge 78, 79. 

karachiensis Hem. 564. 

Karelini Molge ııı, Trit. 15, Iıı. 

Kitaibeli Abl. 325. 

koritana Lac. 398. 

Kotschyi Gymn. 302, 571, 573, 821, 824, 
825, 828, 832, 836, 841. 

Kraussi Onych. 774. 


L. 


Lacepedii Sal. 86. 

lacertina Coel. 640, Natr. 641, Psamm. 
640. 

lacertinus Malp. 640. 

lachrymata Chel. 770. 

lacustris Lac. 95, IIo. 

laevis Col. 660, 669, Cor. 600, 637, 696, 

Trit. 86, Zach. 660. 

laniaria Em. 816, Maur. 816. 

lata Chel. 770. 

Latastei Lac. 445, 453, Rana 231, 238, 
244, 245, 259, 269, 27I, 273, 277, 
278, 280, 283, Vip. 597, 607, 614, 
820,8235827,.828,.835,.830, 34% 

latastii Rana 238. 

lateralis Cor. 661. 

laticauda Sal. ııı. 

laticeps Clemm. 816, Em. 816, Eryma 
816. 

latifrons Pel. 195, 197. 

Laurentii Hyp. 13, Lac. 474, Prot. 19, 
Trop. 730, Zam. 714. 


953 


lebetina Vip. 597, 821, 825, 827, 828, 
833, 836, 841. 

lebetinus Col. 597. 

leopardina Call. 685, Cor. 661, 665, Natr. 
685. 

leopardinus Call. 685, Col. 665, 668, 685, 
821, 822, 823, 824, 825, 828,.829, 
831, 841. 

lepida Lac. 503. 

leprosa Clemm. 810, 816, 821, 823, 828, 
833, 837, 841, Em. 816. 

leprosus Col. 660, 676, 678. 

Lessonae Rana 259, 262, 265. 

leucostieta Lac. 344. 

Lilfordi Lac. 380, 464, 465, 820, 823, 
827, 828, 832, 840, Zoot. 4II, 465. 

limnaea Vip. 614. 

lineata Ang. 526, Chalc. 317, Lac. 411, 
412, 459, Seps 316. 

lineatus Bufo 218, Chalc. 313, 314, 820, 
823, 828, 832, 835, 840, Seps 314. 

lineo-maculatus Ac. 353. 

liolepis Lac. 485. 

lissana Lac. 433. 

littoralis Lac. 443. 

livornensis Lac. 444: 

lobata Lac. 539. 

lobatus Trit. 78, 86. 

longipes Bufo 218, Rana 247, 248, 250, 
Ai a rT: 

longissima Natr. 676. 

longissimus Col. 647, 668, 675, 676, 689, 
821, 822, 823, 824, 825, 828, 829, 
831, 837, 841. 

lumbricalis Typhl. 752. 

lusitanica Chiogl. 121, 271, 272, 278, 


280, 282. 

lutaria Cist. 799, Em. 799, 816, Test. 
799- 

luteostriatus Col. 714. 


M. 


mabuya Scinc. 319. 

macrocnemis Rana 231, 232, 273, 278, 
280, 283. 

macrodactylus Oph. 350. 

macrops Vip. 596, 629, 821, 824, 825, 
827, 8281 832083 7,1847. 

macropus Chel. 770, Euch. 770, Test. 
779. 

maculata Lac. 86, 403, 4Io, 446, 459, 
491, 494, Pod. 444, Rana 255, 259, 
Sal. 128. 

maculato-striata Lac. 444. 

maculatus Gymn. 57I, 572. 

maculiventris Lac. 4II, 417, 42I, 423, 
428. 

maculosa Chel. 770, Sal. 127, 128, 143, 
144, 145, 278,0272,. 2775, 278,.280, 
282. 

maeota Col. 660, 694. 

maeoticus Col. 690, Trop. 738. 


954 


major Lac. 366, 382, 497, 499, 645, 820, 
824, 827, 828, 832, 840, 848, Sal. 42. 

Maltzani Trit. 63. 

margaritata Lac. 503. 

marginata Chers. 793, Cor. 660, Test. 
783, 793, 821, 825, 828, 833, 837, 
841. 

marginatus Chers. 793, Pelt. 793. 

maritima Rana 259, 260, 261. 

marmorata Bomb. 195, Car. 770, Chel. 


7790, Hemis. 102, Molge 102, Pyr. 
Io2, Rana 247, 260, Sal. Io2. 
marmoratus Trit. 40, 60, 63, 98, 10%, 


1005, 107010957 1710,51 ER:O,0270, 
272.277, 278,280, 262, 

marmorea Clemm. 810. 

maroccanus Macr. 637. 

mauritanica Clo. 597, Ech. 597, Lac. 
560, Tar. 300, 560, 821, 823, 824, 
829, 831, 836, 841, Test. 790, 
Vip. 597. 

mauritanicus Asc. 560, Gecko 
Macr. 637, Pelt. 790, Plat. 
Stell. 566, Sten. 559, 575- 

maurus Col. 725. 

meizolepis Gymn. 350. 

melanis Col. 615, 620, 'Vip. 615. 

melanota Lac. 475, 480. 

meleagris Test. 799. 

melisellensis Lac. 445, 454. 

mentocoerulea Lac. 491. 

mephitica Rana 233. 

mercurialis Spharg. 762. 

meridionalis Col. 656, Cor. 656, 658, 
659, Geck. 565, Hyla 203, Molge 
78, Natr. 656, Trit. 39, 66, 70, 72, 
78, 79, 271, 272, 273, 277, 278, 280, 
282. 

Merremia Lac. 41o. 

Merremii Lac. 444, Pod. 444. 

Metaxia Col. 685. 

Michahellesii Lac. 496, Xen. 669. 

microtis Gymn. 574. 

Middendorffi Rana 254. 

milensis Lac. 425. 

miliaris Ang. 747, Er. 748, Ophiom. 329, 
Tortr. 747. 

minax Natr. 738. 

minor Cultr. 195, Trit. 73. 

minuta Vip. 597. 

minutus Bufo 212, Col. 736. 

modesta Cont. 653, Cor. 652, Lac. 393, 
403, 434, 435, 439: 

modestus Abl. 653, Cyel. 653. 

moilensis Col. 641. 

Molleri Hyla 203, Sal. 129, 132, 135, 138. 

moncheriana Sal. 128. 

moniliger Psamm. 652. 

monspelliensis Col. 640. 

Monspessulana Coel. 640, 689, 821, 823, 
824, 825, 829, 831, 837, 841, 908, 
Natr. 640. 


560, 
560, 


Namen der Arten und Varietäten. 


monspessulanus Col. 640. 

montana Lac. 5II, 512, 514, Meg. 53, 
Molge 53, Zoot. 511. 

Montandoni Molge 66, Trit. 40, 66, 
270, 272, 273, 277,278, 280,82924 

montanus Eupr. 53, Trit. 41, 58, g9I, 
270, 272, 277, 278, 279, 282. 

monticola Lac. 409. 

moreotica Lac. 370, Not. 370. 

moreoticus Alg. 367, 370, 820, 824, 827, 
828, 832, 835, 840. 

Mosis Charas Vip. 608. 

mosorensis Lac. 383, 398, 820, 824, 827, 
828, 832, 835, 840. 

mosoriensis Lac. 406. 

Münsteri El. 695. 

multiscutata Chel. 765, 774. 

multifasciata Lac. 445, 452. 

Murajavi Col. 730. 

muralis Lac. 302, 305, 353, 369, 37I, 
374, 380, 387, 391, 392, 393, 395, 
396, 402, 403, 407, 408, 409, 410, 
4II, 429, 435, 436, 440, 444, 458, 
459, 464, 465, 508, 5II, 623, 822, 
823, 824, 828, 831, 836, 840, Plat. 
560, Zoot. 510, 5II. 

muricatus Gecko 560. 

murorum Trop. 738. 

muta Rana 247. 

mutabilis Cham. 294. 

mydas Chel. 756, 770, Test. 770. 

mystacea Ag. 539, Lac. 539. 


mystaceus Phryn. 300, 539, 821, 823, 
827, 828, 836, 841. 
N. 
najadum Tyr. 710, 7II, 712. 
nasicornis Car. 770. 
natrix Col. 614, 636, 675, Trop. 680, 


125, 726, 728, 729, 736, 822, 823, 
824, 825, 828, 830, 836, 841. 

Naui Col. 694, Natr. 694. 

neapolitana Lac. 4ıI, 412, 
440. 

nebulosus Col. 660. 

neglectus Trit. 95. 

nemoralis Test. 793. 

Neumayeri Coel. 641, 643, 644, Col. 641. 

niger Col. 676, 738, Trop. 738. 

nigra Atr. 512, Lac. 368, 491, 494, 512, 
514, Petr. 111, Sal, 140, Trop36B: 

nigrescens Natr. 713. 

nigricans Lac. 475, 480. 

nigricollis Col. 652. 

nigriventris Ang. 526, Lac. 4II, 
42I, 428. 

nigroguttata Rana 250. 

nigromaculata Rana 247, 248, 250. 

nigropunctata Lac. 371, Not. 371. 

nigropunctatus Alg. 368, 371, 400, 405, 
436, 820, 824, 828, 832, 835, 840. 

nigrotorquatus Trop. 737, 741. 


4306, 444, 


419, 


Namen der Arten und Varietäten. 


nigrovittata Rana 260. 
nycthemerus Trit. 86, III. 


@: 


obsoleta Clemm. 944: 

obstetricans Al. 159, 163, 165, 270, 272, 
277, 278, 280, 282, Bufo 165, Rana 
164. 

obtusa Vip. 597. 

obtusirostris Rana 247, 250. 

occidentalis Coel. 643. 

oceanica Ceph. 766. 

ocellata Ag. 544, Asp. 610, Lac. 318, 
383, 489, 497, 499, 502, 820, 823, 
828, 829, 831, 840, 848, 908, Mab. 
rs Natr. 725, Dil. 318,319, Iyr: 
780, V1p. 610, 612, .Zam. 712, 714, 
718. 

ocellatus Chalc. 302, 303, 305, 314, 318, 
820, 823, 824, 827, 828, 832, 835, 
8408 Chnys-502,,.Col. 710, Cyst, 
190, Disc. 183, Gong. 318, 320, 
Phryn. 544, Scinc. 318, Tim. 748. 

oculus cati Col. 660. 

Oertzeni Lac. 383, 402, 820,: 824, 827, 
828, 832, 835, 840. 

olivacea Car. 765, Chel. 765, Coau. 765, 
Lac. 434, 445, 456, Lep. 766, Thal. 765. 

olivicolor Lac. 439. 

ophryticus Trit. 92. 

Oppelü Pseud. 533, Trop. 725, 738. 

orbicularis Em. 767, 799, 821, 822, 823, 
824, 825, 828, 831, 837, 841, Test. 
799. 

orientalis Em. 8ıo, Hyla 204, 206, Lac. 
As lit. 78. 

Ottonis Sig. 526. 

oxiana Ag. 550. 

oxycephala Lac. 298, 383, 387, 398, 40I, 
403, 429, 820, 824, 827, 828, 832, 
835, 840, 908, Pod. 387. 

oxyrhinus Rana 254. 

oxyrrhina Rana 252, 254. 

oxyura Amph. 520. 


P. 
pachypus Bomb. 174, 180, 181, 270, 
202, 2773, 21:7, 2,80, 282. 
paedera Col. 660. 
Pallasii Bip. 532, Col. 685, Ech. 586, 
Hal. 586, Hist. 533, Proct. 533, 
Pseud. 533. 


palmarum Bufo 212, 215. 

palmata Molge 73, Sal. 73. 

palmatus Loph. 73, 79, Trit. 39, 66, 78, 
278,80, 88, 104, 270.272, 2735 278; 
278, 280, 282, 908. 

palmipes Liss. 75, 92, Sal. 73. 

palustris Gek. ııo, Lac. 85, 86, ı1o, 
Molge ııo, Trit. 85, IIo. 

pannonica Em. 810, 


955 


pannonicus Abl. 317, 324, 8325, 8z2o, 
824, 832, 835, 840, Col. 676, Scinc. 
325. 

paradoxa Lac. 475, 482, 483. 

paradoxus Trit. 18. 

pardalis Lac. 473. 

parisiensis Trit. 63, 85. 

parisiensium Cham. 294. 

Parreyssii El. 694, 695. 

parvipalmata Rana 247, 248, 250. 

Pelagosae Lac. 452. 

pelasgorum Chel. 766, 767. 

Pelias Vip. 611. 

peloponnesiaca Lac. 381, 436, 440, 459, 
820, 824, 827, 828, 832, 840. 

Perezii Hyla 203, Rana 269. 

persa Col. 738, Trop. 738, 741. 

persicus Phryn. 542, Trop. 738. 

personata Natr. 714. 

personatus Col, 714. 

perspicillata Sal. 30, 273, 277, 278, 279, 
282, Sell 30. 

pethola Col. 714, Natr. 714. 

petularius Col. 714. 

pieta Rana 269. 

pieturatus Trop. 738. 

pictus Col. 694, Disc. 183, 255, 270, 272, 
273, 278, 280, 282, Pseud. 187. 

pipiens Ascal. 574, Als. 574, 821, 823, 
827, 832, 836, 841, Gymn. 574, Lac. 
574, Sten. 574. 

pityusensis Lac. 458, 465, 470. 

platycauda Sal. ııı. 

platycephala Molge 53, 58. 

platycephalus Eupr. 53, 58, Pel. 53, 58, 
Trit. 48, 53, 58. 

platyrhinus Rana 247. 

platyrrhina Rana 247. 

platyura Sal. ıı1. 

pleurodeles Sal. 42, Trit. 42. 

plicata Rana 190. 

plicatus Bomb. 189. 

pluvialis Bufo 174. 

poecilocephalus 691, 694. 

podarcis Lac. 446. 

ponticus Col. 660, 730, 737- 

porcata Derm. 762. 

porosa Lac. I1o. 

portentosus Bufo 223. 

praetextus Bufo 212. 

praticola Lac. 381, 396, 508, 518, 820, 
823, 824, 828, 831, 836, 840. 

prester Col. 615, Pel. 615, Vip. 610, 615, 
620. 

provincialis Cultr. 2o1. 

pruinosa Sal. IIo, II4. 

pseudaspis Vip. 620. 

pseudomydas Chel. 744. 

pulchella Em. 800, 810, Test. 800. 

pumilus Cham. 295. 

punctata Alg. 350, Lac. 490, 49I, 499, 
Molge 86, Pyr. 86, Rana 270, Sal. 86. 


956 Namen der Arten und Varietäten. 


punctatissima Ang. 329. 

punctatissimus Oph. 329, 820, 824, 827, 
832, 833, 840. 

punctato-fasciata Lac. 444. 

punctato-striata Lac. 431. 

punctatus Al. 189, Liss. 86, Loph. 86, 
Obst. 189, Pel. 189, 270, 272, 277, 
278, 280, 283, Trit. 78, 86. 

puncticulatus Trit. 48. 

punctulatus Calotr. 48. 

pusilla Test. 790. 

pyrenaeus Eupr. 48. Trit. 48. 

pyrrhogaster Lac. 511. 

pyrrhogastra Zoot. 5I1. 


Q. 
quadrilineata Cor. 661, 685, Lac. 421, 
428, Seps 316, Zygn. 4II, 412. 
quadrilineatus Abl. 185, Call. 685, Col. 
685, 687, 689, 694. 
quadriradiata Lac. 49I, 494. 
quadriradiatus EI. 694. 
quadristriatus Col. 694. .. 
quadrivirgata Sal. 128. 
quadrivittata Lac. 485, 499. 
quaterradiatus Col. 694. 
quatuorlineatus Col. 659, 669, 684, 694, 
821, 822, 823, 824, 825, 828, 829, 
831, 837, 841, 908, EI. 694. 


R. 


radiata Lac. 491. 

rakosiensis Vip. 626. 

Rasquineti Lac. 4Io, 4I6, 428. 

Rathkei Lac. 440, 459. 

Redii Col. 608, Vip: 608, 729. 

Reiseri Molge 96. 

Renardi Pel. 623, Vip. 596, 623, 629, 
821, 822, 823, 828, 832, 837, 841. 

repandus Hemitr. 48, Trit. 48. 

reticulata Lac. 387, 446, 459. 

reticulatus Col. 652, Phryn. 544. 

Riccioli Col. 656, 658, Cor. 656, Zach. 
656. 

ridibunda Rana 230, 265, 271, 272, 273, 
2477, 27835280, 2833: 

ridibundus Bufo 265. 

rivulata Clemm. 810, Em. 810. 

robustior Bufo 213. 

robustus Hem. 565. 

Roeselii Bufo 212. 

romanus Col. 676, 678. 

roseiventris Lac. 4II, Pod. 444. 

roseovirens Rana 260. 

roseus Bufo 218, 220. 

rostrata Car. 774. 

rubens Col. 656. 

ruber Seps 474. 

rubeta Bufo 212, Rana 178, 212, 213, 214. 

rubriventris Pod. 4Io, 416, 444, Sal. 95. 

rubromaculosus Trop. 730. 

rufa Amph. 520, Rana 247, Vip. 609. 


rufescens Vip. 609. 

rufiventris Vip. 609. 

rufus Blan. 520. 

rugosa Molge 48. 

rugosus Hemitr. 48, Trit. 48, 50, 51. 

rupestris Col. 641. 

Rusconi Eupr. 48, 53, 58, Molge 58, Trit. 
41, 58, 80, 270, 273, 277, 278, 279, 


282. 
TB. 
Salamandra Gek. ı1ı8, Lac. 86, 128, 
140. 


salamandroides Trit. 95. 

salsa Rana 174, 223. 

salsus Bufo 174. 

sanguinolenta Ag. 545, 550, 821, 823, 
827, 828, 832, 836, 841, Lac. 550, 
Pod. 550. 

sanguinolentus Trap. 550. 

sarda Dendr. 204, Hyla 204, Rana 204, 
207. 

sardoa Lac. 381, 391, 820, 824, 827, 828, 
832, 835, 840, Pseud. 183. 

sardus Col. 714, Disc. 183, 184, Zam. 719. 

sauromates Col. 676, 693, 694, 698, 703, 
704, El. 695, Trop. 695. 

Savignyi Ac. 353, Hyla 203, 206, Trap. 
575- 


saxicola Lac. 330, 392%, 820, 822, 828, 


832, 835, 840. 

scaber Gymn. 571. 

scalaris Col. 665, 669, 697, 702, 821, 
823, 828, 833, 837, 841, Rhin. 669. 

Schreberianus Bufo 218. 

Schreiberi Lac. 382, 486, 820, 823, 827, 
828, 832, 840. 

Schreibersiana Lac. 512. 

Schreibersii Proöt. 19. 

Schluetteri Oph. 350. 

schytha Col. 616, Vip. 616. 

scitula Col. 685. 

scopolianus Col. 736. 

Scopolii Natr. 676. 


scorodosma Rana 198. 


scotica Rana 247. . 

scutatus Col. 730, 738, TIrop. 73I, 738, 
741. 

scytha Col. 615, 620. 

Sebae Ag. 546. 

Selmanni Col. 676. 

senegalensis Lac. 502. 

Seoanei Vip. 616. 

sepium Lac. 474. 

seps Chalc. 316. 

Sequieirai Trit. 78. 

sericea Lac. 475, 491. 

sericeus Seps 4Io. f 

serpa Lac. 377, 378, 380, 42I, 434, 435» 
444, 459, 469, 820, 823, 824, 827, 
828, 829, 831, 836, 840. 

serpentinus Oph. 533, Pseud. 533. 


Namen der Arten und Varietäten. 


Sheltopusik Seps 532. 
sibilans Psamm.. 651. 
sicula Lac. 444, Natr. 737. 


siculus Cham. 294, Col. 737, 741, Pod. 


444: 
Sigritzii Em. 816. 


Sigriz Em. 816, Terr. 816. 

silvatica Rana 258. 

sitibunda Rana 218. 

sitibundus Bufo 218. 

smaragdina Lac. 490. 

sonans Rana 174. 

sparsa Cor. 660. ' 

sparsus Col. 688, Trop. 737, 742. 

speciosa Sal. 132. 

spelaeus Bufo 212. 

spinalis Lac. 474, 479. 

spinipes Ur. 537. 

spinosus Bufo 212. 

squamata Car. 774, Eretm. 774. 

squamosa Car. 774. 

Steindachneri Lac. 429. 

stellatus Seps 474, 475: 

stellio Ag. 302, 537, 545, 821, 824, 827, 
828, 832, 836, 841, Cord. 546, Gecko 
560, Lac. 456, Tar. 560. 

stenodactylus Ascal. 575. 

stirpium Lac. 474. 

Strauchiü Blan. 520, 521, 820, 824, 827, 
828, 832, 841, Erem. 341. 

striata Chalc. 317, Lac. 444, Rana 250, 
255, 256, Seps 314, 316, Zygn. 314. 

striato-fasciata Lac. 444. 

strigata Lac. 382, 485, 820, 823, 828, 
832, 840. 

strigatus Col. 656. 

subbilineata Natr. 738. 

subbilineatus Trop. 741. 

subcampestris Lac. 452. 

subgriseus Col. 676, 679. 

subocellata Lac. 502. 

sylvicola Lac. 475. 


Ik 


taeniata Cor. 637, 660, Molge' 73, 86, 
Sal. 86, 128. 

taeniatus Trit. 70, 78, 86, 88. 

taeniothys Col. 694. 

tantalus Trop. 731. 

tarraponica Thal. 766. 

tatarica Boa 748. 

taurica Lac. 38, 307, 380, 392, 412, 436, 
439, 820, 822, 824, 828, 829, 831, 
836, 840, Phen. 440, Pod. 440, 459, 
Zoot. 440. 

temporaria Rana 23I, 233, 24I, 243, 
- 245, 246, 247, 254, 257, 258, 271, 
2725 2735,2402.78,72,80,5.282,0283: 

tenuis Chalc. 770. 

terdigitata Sal. 30. 

terrestris Rana 254, Sal. 128. 

tessellata Cor. 730, Natr. 730. 


957 


tessellatus Col. 730, Trop. 622, 666, 725, 
726, 728, 930, 822, 823, 824, 825, 
828, 829, 831, 837, 841. 

tetragonus Col. 660. 

thermalis Col. 715. 

Thunbergi Car. 770. 

thuringiacus Col. 660. 

thyro Scinc. 319. 

Tickelii Phryn. 544. 

tigrina Lac. 34I, Rana 265. 

tiliguerta Am. 466, Lac. 4II, 444, 446, 
456, Pod. 411, 446. 

tiligugu Am. 318, Gong. 321, Scinc. 318. 

Tiligugus Scinc. 319. 

Tomasinii Lac. 384, 386, 387, Trit. 79. 

torquata Natr. 730, 736. 

torquatus Col. 736. 

torva Vip. 614. 

trabalis Col. 690, 714, Haem, 714, Zam. 
653, 654, 684, 714, 720. 

tridactyla Molge 30, Sal. 30. 

tridactylus Chalc. 314, 8316, 820, 823, 
827, 828, 832, 835, 840, Seps 316. 

triedrus Gecko 86, Hem. 555. 

trigonocephalus Vip. 615. 

trilamina Ech. 614, Vip. 614. 

trilineata Lac. 499. 

trilineatus Col. 685. 

triton Lac. 86, 95. 

tritonius Prot. 128. 

Truessarti Trit. 109. 

tuberculosus Bufo 212. 

turcica Boa 748, Er. 

. Pseudob. 748. 

turcicus Hem. 300, 565, 821, 823, 824, 
825, 831, 836, 841. 

tyrolensis Col. 736. 

tyrus Scinc. 319. 


748, Lac. 565, 


U. 


unicolor Lac. 512. 

uralensis Ag. 542, Lac. 542, Phryn. 542, 
Stell. 542. 

Ursinii Pel.-626, Vip. 596, 622, 626, 629, 
632, 821, 823, 824, 828, 829, 831, 
837, 841. 

V. 


Vaillanti Lac. 491, 494. 

variabilis Bufo 218, Er. 305, 344, Lac. 
345, Pod. 344, 345, Rana 218. 

variegata Rana 178. 

variegatus Gong. 319, Scinc. 318. 

variolata Lac. 49I, 494. 

varius Seps 490. 

Vaucheri Lac. 458. 

Veithi Cor. 665. 

velox Erem. 341, 820, 822, 827, 828, 
832, 835, 840, Lac. 341, 353, Pod. 
341. 

ventricosus Brad. 42, Bufo 212, Pleur. 42. 

ventrimaculatus Col. 676. 


958 Terminologisches Register. 


ventromaculata Lac, 411. 

vermicularis Ang. 752, Col. 641, Typhl. 
752, 822, 825, 827, 833, 837, 841. 

vermiculatus Col. 641. 

verrucosissima Rana 213. 

verrucosus Hem. 565. 

verruculatus Hem. 565. 

versicolor Col. 660, Lac. 490. 

vespertina Rana 195. 

vespertinus Bufo 195. 

vinearum Bufo 212. 

vipera Col. 609, 615. 

viperina Col. 730, Natr. 725, 730. 

viperinus Col. 725, 737, Trop. 725, 730, 
822, 823, 824, 828, 829, 831, 837, 
841. 

virens Col. 641. 

virgata Chel. 765, 779°. 

virgatus Col. 676. 

viridiflavus Col. 714, Hier. 713, Zam. 
710, 713, 72I, 722. 

viridiradiatus Bufo 218. 

viridis Bufo 212, 218, 223, 224, 225, 
226, 227, 271, 272, 273, 277, 278, 
280, 283, Chel. 770, Dendr. 203, Hyla 
203, Lac. 302, 382, 4II, 475, 479 
485, 486, 489, 490, .499, 507, 5II, 
820, 822, 823, 824, 828, 831, 836, 
840, 905, Rana 258, 259, SepS 490, 
Mese770: 

viridissima Lac. 491. 

vittata Lac. 381, Molge 92. 

vittatus Disc. 184, 185, Omat. 92, Seps 
316, Trit. 40, 76, 92, 271, 273, 277; 
278, 280, 282. 


vivax Ail. 649, Col. 649, Tach. 649, 


Tarb. 649, 821, 823, 824, 825, 829, 
831, 837, 841. 


vivipara Lac. 335, 381, 407, 409, 459, 


508, 5ll, 623, 820, 822, 823, 824, 
828, 831, 836, 840, Zoot. 5II. 


vulgaris Ac. 300, 302, 307, 353, 820, 


823, 832, 835, 840, Bufo 163, 212, 
221, 222, 208, 271, 272, 217382798 
280, 283, Cham. 294, 820, 823, 827, 
832, 835, 840, Col. 714, 736, Em. 
816, Molge 86, 92, Natr. 736, Obst. 
165, Phryne 2ı2, Rana 258, Sal. 
128, Stell. 546, Trit.= 39,2 055.09 
75, 79, 85, 86, 119, 27I, 272, 273, 
276, 278, 280, 282, Vip. 609. 


W. 

Wagleri Eupl. 658, Phyll. 568. 

Waltli Molge 42, Pleur. 423, 102, Trit 
42, 5ı, 76, 105, 123, 133, 135, 270, 
272, 277, 278, .279, 282. 

Whitei Test. 790. 

Wurfbeini Molge 95, Trit. 95. 


x 
xanthina Dab. 597, Vip. 597. 
xanthogaster Col. 694. 
xanthostictus Prot. 19. 

2. 
Zoisii Prot. 19. 


Terminologisches Register. 


A. 


Abdominalia 758. 
Achselschild 758. 
Afterschild 303, 758: 
Aftersporn 303. 
alamplex 150. 

Albino 335. 

Anale 303, 333, 758. 
Anwachsstreifen 759. 
Apicale 592. 

Areolen 757. 
Armrandplatten 757. 
Armschilder 758. 
Atemloch 153. 
Augenbrauenschilder 304. 
Augenhöhlenschilder 305. 
Augenschilder 304, 305. 
Axillare 758. 
Axillarfleck 335. 


B. 


Band 334. 

Bauchkante 579. . 
Bauchschilder 333, 758. 
Binde 334. 
Brunstschwielen 150. 
Brustdreieck 333. 
Brustschale 756. 
Brustschilder 758. 


C. 


Canthale 592. 

Canthus rostralis 4. 
chagriniert Io. 

Choanen 4. 

Costalia 757. 
Chromatophoren 5. 
Cycloidschuppen 270, 302. 


Ah 


D. 


Discus 757. 

Discus palpebralis 304. 
Dorsalstreifen 335. 
Drüsenpunkte 154. 


F. 


Femoralia 758. 
Fersenhöcker 150. 
“Flossenfüße 754, 755- 
Frenale 305, 306. 


Freno-oculare 305, 306. 
Frontale 330, 304, 7506. 


Frontonasale 751. 
Frontorostrale 517. 


G. 


Gelenkshöcker 150. 
Greiffüße 293. 
Gularia 580, 758, 


H. 


Halsband 307. 
Halsrandschilder 757. 
Helm 295. 
Hinterhauptschild 304. 
Hüftschlinge 205. 
Humeralia 758. 


I 


Inframarginalia 758. 
Inframaxillaria 580. 
inguinalamplex 151. 
Inguinale 758. 
Intergulare 758. 


Internasale 303, 304, 309, 755- 


Internasalraum 4. 
Interoccipitale 756. 
Interokularraum 4. 


Interparietale 303, 304. 


K. 


Kaulquappen 3, 153. 
Kehlfalte 4, 308. 
Kehlfurche 307, 580. 
Kehlschilder 580, 758. 
Kehlschuppen 580. 
Kiemen 7. 
Kinnfurche 308, 380. 
Kinnschild 305, 307. 
Kletterfüße 300. 
Klumpfüße 754, 755- 


I. 
Larven 3. 
Laevogyrinen 153. 
Leistenschild 758. 
Leucose 335. 

M. 


Marginalia 757. 


Terminologisches Register. 


Margino-brachialia 757. 
Margino-collaria 757. 
Margino-femoralia 757. 
Margino-lateralia 757. 
Massetericum 305, 306. 
Maxillarband 335. 
Mediogyrinen 153. 
Melanismus 335. 
Melanose 335. 

Mentale 305, 306, 307. 
Metamorphose 3. 
Metatarsalgelenk 150. 
Metatarsalhöcker 150. 
Mittelfeld 757. 





N. 


Nackendrüse 149. 
Nackenschild 757. 
Nasale 305. 
Nasenschild 305, 755. 
Nasofrenale 305. 
Nasolabiale 518. 
Neotenie It. 
Nickhaut 3. 

Nuchale 757. 


OÖ, 


Oberlippenschilder 305. 
Oberschilder 333. 
Oberschnabel 754. 
Ocecipitalband 334. 
Occipitale 303, 304, 756. 
Ohrdrüsen 5. 

Ohrschild 305. 
ovovivipar 29I. 


P. 


Paarungsspiele Io. 
Papillen 154. 
Parietalband 334. 
Parietale 304, 756. 
Parotiden 5. 
Pectoralia 758. 
Phrynin 5. 

Pileus 303. 
Postnasale 305. 
Postoculare 305, 760. 
Praeanale 333, 592. 


Praefrontale 303, 304, 755. 


Praeoculare 305, 306, 760. 
Pseudosubocularia 689. 


R. 


Randschilder 757, 758. 
Reservezähne 584. 
Rinnenschilder 580. 
Rippenschilder 757. 
Rostrale 305. 
Rückenbinde 335. 
Rückenschale 756. 
Rückenzone 334. 


959 


960 


Ruderfüße 754, 755- 
Ruderschwanz II. 
Rüsselschild 305. 


S. 


Salamandrin 5. 
Samenmasse IO. 
Samentasche 10. 
Samenträger Io. 
Schallblase 149. 
Scheibe 757: 
Scheitelschilder 304. 
Schenkelporen 300. 
Schenkelrandschilder 757. 
Schenkelschilder 758. 
Schilder 301, 757- 
Schildpatt 757. 
Schläfenschilder 306. 


Schläfenschuppen 305, 306. 


Schnauzenkante 4. 
Schulterfalte 308. 
Schuppen 301. 
Schutzfarben 6. H 
Schwanzschilder 579, 757: 
Schwimmfüße 754. 
Seitendrüsenwulst 150. 
Seitenkante 579. 
Seitenrandschilder 757. 
Spermatophor Io. 
Spiraculum 153. 
Stirndrüse 155. 
Stirnschild 304, 75. 
Streifen 334. 
Subarticulartuberkeln 150. 
Subcaudalia 579. 
Subdorsalleiste 150. 
Sublabialia 305, 300. 
Submaxillaria 306, 307. 


Terminologisches Register. 


Subocularia 305, 332. 
Subocularlinie 334. 
Suborbitalia 305, 306. 
Superciliaria 304. 
Supracaudalia 757. 
Supraciliarstreifen 334. 
Supralabialia 305, 332. 
Supranasalia 303, 304, 332. 
Supraocularia 303, 304, 580. 


Supratemporalia 305, 306, 331. 


Syncipitalia 626, 756. 


T. 


Temporalband 335. 
Temporalia 305, 306, 760. 
Tibiotarsalgelenk 150. 
Tympanale 300, 305. 


U. 


Unterkieferschilder 306, 307. 
Unterlippenschilder 306, 307. 
Unterschnabel 754. 


Vv. 
Ventralia 333. 
Vertebralia 757. 
Verwandlung 3. 

W. 


Wirbelschilder 757. 


2. 
Zügelgegend 4. 
Zügelschild 305. 
Zwischenkehlschild 758. 








Termitenleben auf oylen. Fe 


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